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Dipl.-Biol. Ulrich Voigt Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung, ITAW * Erkenntnisse Niederwildforschung – Schwerpunkt Fasan Ergebnisse* zu den Themen Prädation, Ernährung, Lebensraumnutzung und Krankheiten Niederwildsymposium der Landesjägerschaft Niedersachsen e.V.

Erkenntnisse Niederwildforschung – Schwerpunkt Fasan · 0 2 4 6 8 10 12 14 0 50000 100000 150000 200000 250000 300000 350000 400000 450000 ´60 ´65 ´70 ´75 ´80 ´85 ´90 ´95

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Dipl.-Biol. Ulrich VoigtInstitut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung, ITAW

*

Erkenntnisse Niederwildforschung – Schwerpunkt FasanErgebnisse* zu den Themen Prädation, Ernährung, Lebensraumnutzung und Krankheiten

Niederwildsymposium der Landesjägerschaft Niedersachsen e.V.

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´60 ´65 ´70 ´75 ´80 ´85 ´90 ´95 ´00 ´05 ´10 ´15

Anza

hl H

enne

n pr

o km

²

Erle

gte

Fasa

ne

Jagdstrecke Fasan 1958/59 bis 2015/16

Nordrhein-WestfalenNiedersachsenBayernNI Hennenbesatz

bis zu80 %

Jagd-verzicht

Situation des Fasans

2

Untersuchungen des ITAW zum Fasan

3

WTE Monitoring1,2

Maisanbau1,2

Witterung1,2

Schadstoffe,Pflanzen-

schutzmittel3,4

Immunsystem, Ernährung5

Krankheiten1,2

Prädation1

Raumnutzung1

Auswildern2

Küken:Mortalität,Nahrung1

1 Gefördert aus Jagdabgabemitteln des Landes Niedersachsen2 Gefördert durch die Landesjägerschaft Niedersachsen e.V.3 Gefördert durch den Deutschen Jagdverband e.V.4 Gefördert durch den Biotop-Fonds der Jägerschaften Emsland und Grafschaft Bentheim e.V.5 Industrieverband Agrar (IVA)

Niederwildsymposium Landesjägerschaft Niedersachsen

Datengrundlage

• Projekte des ITAW

• Rebhuhnschutzprojekt Göttingen

• Game & Wildlife Conservation Trust (Großbritannien)

Fallwild: Obduktionen, Erregernachweis

Jagdstrecke (Blutproben) und Gelege: Serologie

Jungtiere: Obduktionen, Erregernachweis

Fasanenforschung - Krankheiten

• kein einheitliches Krankheitsbild - Fasane sind nicht gesund

• Jungtiersterblichkeit durch Krankheiten möglich

Fasanenforschung - Krankheiten

Zusammenfassung Ergebnisse (Pathologie und Serologie)

• Todesursachen meist traumatisch und infektiös

• Typische Einzeltierbefunde, aber Häufung „Entzündungsgeschehen“

• 2 Tierseuchen ausgeschlossen (Aviäre Influenza und Chlamydiose)

• IBV, AMPV, IBDV Antikörpernachweise = sind in Population

• Herkunft ?

• Bedeutung wie stark krankmachend – Richter oder Henker ?

• ~50 % mäßiger-schlechter Ernährungszustand bei Küken

Fasanenforschung - Immunsystem und Ernährung

Bewertung des Immunsystems bei unterschiedlicher Fütterung

• Futter mit unterschiedlichem Protein- und Energiegehalt

• Test des Immunsystems

Fasanenforschung - Immunsystem und Ernährung

• starke Gewichtsunterschiede der Gruppen

• Gefiederentwicklungdeutlich unterschiedlich Reaktion des Immunsystems

bei älteren Tieren:

Wenig Protein

weniger Reaktion

anfälliger für Krankheiten?

Fasanenforschung - Ernährung

Ernährungsweise Küken in den ersten Lebenswochen - Rebhuhn

0%

25%

50%

75%

100%

0-7 8-14 15-21 >21Altersgruppen in Tagen

Plant food Animal food

Quelle: Ford J, Chitty H, Middelton A D (1938) The Food of Partridge Chicks (Perdix perdix) in Great Britain. J Anim Ecol 7 (2), 251-265.

rasches Wachstumentscheidend

Fasanenforschung - Ernährung

Landschaftselemente und Insektenvorkommen

10

1. Getreide2. Grünland3. Ränder

(Wege/Gräben)4. Brache

© IT

AW

Fasanenforschung - Ernährung

Insekten als Nahrungsgrundlage

© M

umm

e, IT

AW

11

© Mumme, ITAW

Fasanenforschung - Ernährung

Laborarbeit

12

reinigen sortieren bestimmen

bestimmen trocknen zählen und wiegen© Van Neer, ITAW

Fasanenforschung - Ernährung

Insekten – Anzahl und Biomasse

09.10.2017 13

Fasanenforschung - Großbritannien

Kükenüberlebensrate und Insektenangebot

09.10.2017 14

Quelle: Hill D, Robertson P (1988) The Pheasant. Ecology, Management and Conservation. BSP Professional Books, Oxford London Edinburgh Boston Palo Alto Melbourne.

Rebhuhnforschung - Rebhuhnschutzprojekt

Nahrungsverfügbarkeit bei Rebhuhnküken

09.10.2017 15

Quelle: Rebhuhnschutzprojekt im Landkreis Göttingen - http://www.rebhuhnschutzprojekt.de/

Niederwildforschung

Besenderung als Basis für solide Daten

09.10.2017 16

Miniatursender

Halsbandsender

GPS-Solar-Sender

Gelegestandorte Fasan 2011-2017

17

75% / 58 % Nester in Offenland / Getreide25 % Nester in Randstruktur

… aber

Verhältnis Fläche beachten:< 10% Randstruktur

> 90% OffenlandRoggen/Weizen/

Triticale44%

Gerste13%

Mais/Kartoffel1%

Wiese10%

Ruderal/Brache7%

Straßen-Wegrand12%

Gehölz5%

Hecke7%

Waldrand1%

Fasanenforschung 2011-2017

18

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Struktur Offenland

Brut ohne ErfolgBrut mit Erfolg

Bruterfolg in Abhängigkeit vom Neststandort

Fasanenforschung

Raumnutzung nach Schlupf – GPS-Henne 4945

1. Woche n. Schlupf

Fasanenforschung

Raumnutzung nach Schlupf – GPS-Henne 4945

2. Woche n. Schlupf

Fasanenforschung

Raumnutzung nach Schlupf – GPS-Henne 4945

1. Woche n. Schlupf2. Woche n. Schlupf3. Woche n. Schlupf

4. Tag

Fasanenforschung

Raumnutzung nach Schlupf – GPS-Henne 4980

Getreide

Kartoffeln

Mais

MaisM

ais

.

7. Tag

Fasanenforschung

Raumnutzung nach Schlupf – GPS-Henne 4980

Getreide

Kartoffeln

Mais

MaisM

ais

.

Fasanenforschung

Raumnutzung nach Schlupf – GPS-Henne 4980

12. Tag

Getreide

Kartoffeln

Mais

MaisM

ais

.

Fasanenforschung

Raumnutzung der Henne im Jahresverlauf

Außerbrutphase Legephase Anbrüten

Fasanenforschung

Raumnutzung der Henne im Jahresverlauf

Brutphase Schlupf

Fasanenforschung

Raumnutzung der Henne im Jahresverlauf

1. Woche Küken 2. Woche Küken 3. Woche Küken 4. Woche Küken 5. Woche Küken Nachbrutphase

Fasanenforschung

Raumnutzung der Henne im Jahresverlauf

Fasanenforschung - Großbritannien

Kükenüberlebensrate und Streifgebietsgröße

09.10.2017 29

Quelle: Hill D, Robertson P (1988) The Pheasant. Ecology, Management and Conservation. BSP Professional Books, Oxford London Edinburgh Boston Palo Alto Melbourne.

Niederwildforschung

Videoüberwachung von Gelegen

30

Kamera Gelege

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

Brutbeteiligung Schlupfrate Schlupferfolg

Ante

il al

ler H

enne

n bz

w.

Gel

eges

chlu

pfe

keine Brutbeteiligung,nicht geschlüpft,kein Schlupferfolg

vermisst

Schlupferfolg, tot inAufzuchtphase

Brutbeteiligung,geschlüpft,Schlupferfolg

Fasanenforschung 2011-2017

Brutbeteiligung, Schlupfrate, Schlupferfolg

Hennen Gelege Hennen

Fasanenforschung 2011-2015

Aufteilung des Schlupfmisserfolgs

32

40%

9%18%

6%

5%

18%

4%

Schlupferfolg

tot in Aufzuchtphase

tot bis Brutbeginn

tot während Brut

tot nach Brutaufgabe

ohne Bruterfolg lebend

vermisst (Tod sehr wahrscheinlich)

30% Hennen-verluste in Brutzeit

Hennen Gelege

Fasan - Verlustursachen zur Brutzeit 2011-2015

33

11%

13%

13%

7%

26%

7%

15%

7%

0%10%20%30%40%

Greifvogel

Marder

Fuchs

Raubsäuger

Rabenvögel

"Täter" unbekannt

Mahd

Vermisst

Störung/Nestaufgabe

Verkehr

11%

12%

11%

12%

14%

6%

35%

0% 10% 20% 30% 40%

~20 % aller Gelege

Fasanenforschung 2011-2015

Überlebensraten von Fasanenhennen

34

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

0 90 180 270 360 450 540 630 720 810 900 990

Übe

rlebe

nsra

te in

%

Tage nach Besenderung

1. Jahr nach Besenderung

2. Jahr nach Besenderung

Rebhuhnforschung - Rebhuhnschutzprojekt

Sterberate telemetrierter Rebhühner in Göttingen

Monatliche Sterberate bei Rebhennen liegt von Juni bis August zwischen 23 und 26 %, d.h. es resultiert eine Gesamtsterberate von 55 % in diesem für den Populationszuwachs wichtigen Zeitraum*

35

*Quelle: Gottschalk E, Beeke W (2014) Wie ist der drastische Rückgang des Rebhuhns (Perdix perdix) aufzuhalten? Erfahrungen aus zehn Jahren mit dem Rebhuhnschutzprojekt im Landkreis Göttingen. Ber. Vogelschutz 51: 95–116.

Fasanenforschung 2011-2017

Brutbeginn und Bruterfolg in Monatsdritteln

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

0

2

4

6

8

10

12

14

16

18

20

2 3 1 2 3 1 2 3 1 2

April Mai Juni Juli

Pro

zent

erfo

lgre

iche

Bru

ten

Anz

ahl b

egon

nene

Bru

ten

mit Bruterfolg ohne Bruterfolg %Erfolg

Fasanenforschung 2011-2017

Schlupfzeitverteilung in Monatsdritteln

0

5

10

15

20

25

2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3

April Mai Juni Juli August

Anz

ahl g

esch

lüpf

te G

eleg

e

Fasanenforschung 2011-2017

Geringerer Zuwachs durch Verlust der Erstgelege

09.10.2017 38

0

100

200

300

400

500

600

700

800

900

Hennen 1.Gelege(theoretisch)

1. Gelege(tatsächlich)

Nachgelege(tatsächlich)

Gesamt

tatsächlich theoretisch Verlust

-27 %

Nachgelege weisen 30-35 % weniger Eier auf

Kükenverluste

39

Ø-Größe Erstgelege 10,3Ø-Größe Nachgelege 6,6

Kükenverluste

Versuch: Anzahl Küken nach Schlupf

09.10.2017 40

0

2

4

6

8

10

12

0 7 14 21 28 35 42 49 56 63 70 77 84

Anza

hl K

üken

Tage nach Schlupf

Theoretische Besatzentwicklung

09.10.2017 41

100 Hennen Ausgangsbesatz

128 Hennenküken

256 Küken

40 erfolgr. Bruten

320 Eier

38 Hennenküken

69-80 Hennenals Ausgangsbesatz

im Folgejahr

50% Überlebendeins Folgejahr

50 Hennen

19-30 Hennen

~50-80% Überlebendeins Folgejahr

Folgejahr

40% Schlupferfolg

8 Ø-Gelegegröße

80% Schlupfrate

50% Hennen/Hähne

30% Überleben bis Sommer

0

10

20

30

40

50

60

70

80

abso

lute

r Zuw

achs

an

Henn

en

Aktueller Zustand

+10%Bruterfolg (BE)

+10% Kükenüberleben (KÜ)

+je10% BE/KÜ

+10% BE +20%KÜ

Fasanenforschung - Ausblick

Steigerung des Bruterfolges und Zuwachses an Hennen

09.10.2017 42

40% BE30% KÜ

50% BE30% KÜ

40% BE40% KÜ

50% BE40% KÜ

50% BE50% KÜ

Sterberate Henne pro Jahr

geringes Insektenvorkommen

Habitatnutzung

Mangelernährung der KükenVerzögerte Entwicklung

Schwächung des Immunsystems

Krankheiten

Fasanenforschung

Hypothese für PopulationsrückgangKükensterblichkeit

alsSchlüsselfaktorPrädation

Populationsrückgang

Kükensterblichkeitals

Schlüsselfaktor

Fasanenforschung

Prädationsfalle

• Hohe Niederwildbesätze keine Kontrolle durch PrädatorenVerluste werden ausgeglichen

• Geringe Niederwildbesätze Kontrolle durch Prädatoren keine Erholung aus eigener Kraft

Zeit

Beu

tetie

rdic

hte

Limitierung durch „umweltmodulierte Prädation“

44

Fasanenforschung

Zusammenfassung

• nahezu 100 % Brutbeteiligung und 80 % Schlupfrate bei Bruterfolg

• 40 % Gesamtbruterfolg für Hennen mit Verlust in Aufzuchtzeit

• 57 % Gelegeverluste – davon min. 50 % Prädation (Raubsäuger/Rabenvögel)

• 30 % Hennenverluste während der Brutzeit (44 bis 70 % Prädation)

• 50 % Hennenverluste innerhalb von 1 Jahr

• Bruterfolg im Getreide besser als in Randbereichen

• Getreideflächen bilden aber schlechte Nahrungsgrundlage

45

Fasanenforschung

Zusammenfassung

• Zuwachs resultiert zu ca. 50 % aus Nachgelegen

• Zuwachs gleicht Hennenverluste nicht aus

• hohe Jungtierverluste durch Mangelernährung, Krankheiten, Prädation

• Tierseuchen spielen keine Rolle, Fasane sind aber nicht gesund

46

Fasanenforschung

Fazit

• Multifaktorielles Rückgangsgeschehen – Ursache nicht beweisbar

• Prädation nicht einzige Ursache für Fasanenrückgang

• Prädatoren haben bedeutenden Einfluss auf Besatz

• … besonders bei niedrigen Besatzdichten Prädationsfalle

• Prädatorenbejagung gerade jetzt wichtig Überleben der Hennen/

Reduzierung Prädationsdruck

• Marder jagdlich vernachlässigt effizientere Bejagung (Fallenjagd)

• Schlüsselfaktor Kükensterblichkeit/Aufzuchterfolge in Kombination mit

Verbesserung Nahrungsgrundlage und Lebensraum

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Ausblick – Folgeprojekte

Verschiedene Feldexperimente:

• Todesursache Küken, Raumnutzung, Nahrungsgrundlage• Immunsystem und Ernährung• Bewertung/Optimierung des GREENING

Feldhase – EBHS/RHDV2

Information

Digital verfügbar über

www.wildtiermanagement.com