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(Aus dem Kaiser Wilhelm-Institut fiir Genealogie und I)emographie der Deutschen Forschungsanstalt fiir Psychiatrie in Miinchen.) Erkrankungsalter sehizophrener Eltern und Kinder. Von Bruno Schulz, Assistent des Instituts. Mit 1 Textabbildung. (Eingegangen am 18. September 1939.) l~ber die Korrelation, die bei schizophrenen Geschwistern hinsicht- lich des Erkrankungsalters (EA) besteht, wurde yon E. Str6mgren 1935 an einem von Riidin und mir gesammelten Schizophreniematerial eine Untersuchung angestellt 1. Die HShe der damals gefundenen Korrelation betrug ~-0,19~: 0,06. Auf Grund dieser Korrelation stellte in der gleichen Arbeit B. Str6mgren eine Tabelle (die dortige Tabelle 2a und 2b) her, die es gestattet, die Erkrankungserwartung fiir eine nicht schizophrene Person eines bestimmten Alters in dem besonderen Fall abzulesen, da~ die betreffende Person ein bereits (in einem bestimmten Alter) erkranktes schizophrenes Gcschwister besitzt. W/~hrend z. B. ein Mann yon 29 Jahren im allgemeinen bereits 0,69 seiner Schizophreniegef/~hrdung hinter sich hat (1. c. Tabelle la), hat er dann, wenn eines seiner Geschwister mit 41 Jahren schizophren wurde, erst 0,56 der ftir ein m/~nn- liches Geschwister eines solchen Schizophrenen bestehenden Schizophreniege- f/~hrdung hinter sich, dagegen 0,85 dieser Gef/~hrdung, wenn sein Geschwister be- reits mit 16 Jahren schizophren wurde. Eine entsprechende Tabelle fiir die Kinder (und andere Verwandt- schaftsgrade) von Schizophrenen anzulegen, hielt E. Str6mgren damals fiir wiinschenswert, jedoch saher sich aus Mangel an geeignetem Material dazu nicht imstande. Ein solches Material habe ich seither zu sammeln versucht, und wenn ich auch eine Tabelle nach Art der in Str6mgrens Arbeit verSffentlichten Tabelle 2a und 2b auf Grund dieses Materials noch nicht herstellen m6chte, da, wie wir sehen werden, die zwischen EA der Kinder und Eltern gefundene Korrelation noch nicht in allen Gruppen als gesichert gelten kann, halte ich seine VerSffentlichung als einen vorls Beitrag zur Frage der Korrelation der EA bei schizo- phrenen Eltern und Kindern doch fiir gerechtfertigt. Die VerSffent- lichung erfolgt in einer Form, die es hoffentlich gestattet, das Material mit einem etwa sp/~ter und vielleicht auch yon anderer Seite gesammelten zu vereinigen ffir den Fall, dal~ auch jene neue Sammlung allein nicht hinreichend grog ausfallen sollte. 1 Str6mgren, E.: Z. Neur. 1~8, 784 (1935).

Erkrankungsalter schizophrener Eltern und Kinder

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Page 1: Erkrankungsalter schizophrener Eltern und Kinder

(Aus dem Kaiser Wilhelm-Institut fiir Genealogie und I)emographie der Deutschen Forschungsanstalt fiir Psychiatrie in Miinchen.)

Erkrankungsalter sehizophrener Eltern und Kinder. Von

Bruno Schulz, Assistent des Instituts.

Mit 1 Textabbildung.

(Eingegangen am 18. September 1939.)

l~ber die Korrelation, die bei schizophrenen Geschwistern hinsicht- lich des Erkrankungsalters (EA) besteht, wurde yon E. Str6mgren 1935 an einem von Riidin und mir gesammelten Schizophreniematerial eine Untersuchung angestellt 1. Die HShe der damals gefundenen Korrelation betrug ~-0,19~: 0,06. Auf Grund dieser Korrelation stellte in der gleichen Arbeit B. Str6mgren eine Tabelle (die dortige Tabelle 2a und 2b) her, die es gestattet, die Erkrankungserwartung fiir eine nicht schizophrene Person eines bestimmten Alters in dem besonderen Fall abzulesen, da~ die betreffende Person ein bereits (in einem bestimmten Alter) erkranktes schizophrenes Gcschwister besitzt.

W/~hrend z. B. ein Mann yon 29 Jahren im allgemeinen bereits 0,69 seiner Schizophreniegef/~hrdung hinter sich hat (1. c. Tabelle la), hat er dann, wenn eines seiner Geschwister mit 41 Jahren schizophren wurde, erst 0,56 der ftir ein m/~nn- liches Geschwister eines solchen Schizophrenen bestehenden Schizophreniege- f/~hrdung hinter sich, dagegen 0,85 dieser Gef/~hrdung, wenn sein Geschwister be- reits mit 16 Jahren schizophren wurde.

Eine entsprechende Tabelle fiir die Kinder (und andere Verwandt- schaftsgrade) von Schizophrenen anzulegen, hielt E. Str6mgren damals fiir wiinschenswert, jedoch saher sich aus Mangel an geeignetem Material dazu nicht imstande. Ein solches Material habe ich seither zu sammeln versucht, und wenn ich auch eine Tabelle nach Art der in Str6mgrens Arbeit verSffentlichten Tabelle 2a und 2b auf Grund dieses Materials noch nicht herstellen m6chte, da, wie wir sehen werden, die zwischen EA der Kinder und Eltern gefundene Korrelation noch nicht in allen Gruppen als gesichert gelten kann, halte ich seine VerSffentlichung als einen vorls Beitrag zur Frage der Korrelation der EA bei schizo- phrenen Eltern und Kindern doch fiir gerechtfertigt. Die VerSffent- lichung erfolgt in einer Form, die es hoffentlich gestattet, das Material mit einem etwa sp/~ter und vielleicht auch yon anderer Seite gesammelten zu vereinigen ffir den Fall, dal~ auch jene neue Sammlung allein nicht hinreichend grog ausfallen sollte.

1 Str6mgren, E.: Z. Neur. 1~8, 784 (1935).

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710 Bruno Sehulz :

l~ber die Art des Sammelns selbst sei folgendes gesagt: Als Pro- banden dienten mir solche auslesefrei gesammelten, w/ihrend best immter Jahre in die Psychiatrische Universit/itsklinik Miinchen bzw. in die Psychiatrische Abteilung des Krankenhauses Miinchen-Schwabing auf- genommenen Schizophrenen, die yon einem schizophrenen Elter ab- s tammten. Untersucht wurde, welche Beziehung zwischen dem EA der Probanden (und, wenn vorhanden, dem EA ihrer schizophrenen Ge- schwister) einerseits und dem EA ihrer schizophrenen Eltern anderer. seits bestand. (Abgesehen wurde v o n d e r Verwendung eines Materials, bei dem als Probanden solche Schizophrenen gedient h/itten, die ihrer- seits ~@der schizophrene Kinder hatten, wobei dann die Beziehung zwischen EA der Probanden und EA ihrer schizophrenen Kinder h/itte untersucht werden miissen. Bei einem solchen Material w/ire damit zti rechnen gewesen, dab - - wenn nicht ganz besondere Vorsichtsma6regeln beachtet werden --- jungerkrankte Probandenkinder besonders oft auf- getreten w/iren.)

Die Probanden wurden dureh eine Durchsieht der Z/ihlkarten des Klinisehen Inst i tuts der Forsehungsanstalt sowie der Krankenbl/i t ter der psychiatrischen Abteilung des Krankenhauses Miinehen-Sehwabing gewonnen. (Herrn Prof. Schneider sei aueh an dieser Stelle fiir die Er- teilung der Erlaubnis zur Durehsicht der Z/ihlkarten und Krankenbl/i t ter vielmals gedankt.) Ein Teil der Probanden ist iibrigens identisch mit den in meiner Arbeit ,,Zur Erbpathologie der Schizophrenie" 1 verSffentliehten F/illen, also mit den seinerzeit yon Riidin ~ gesammelten Probanden.

In seiner erw/ihnten Arbeit wies Str6mgren darauf hin, dab zur Be- rechnung der allgemeinen Krankheitserwartung bei chronisehen Krank- heiten, wie die Schizophrenie es ist, nur ein Material Verwendung linden kann, das aus Aulnahmen besteht und nieht aus dem Bestande eines Krankenhauses oder einer Anstalt. In einem Bestande wiirden die Jungerkrankten, weil sie ja durchsehnittlieh eine 1/ingere Zeit in der Anstalt zubringen, zu sehr dominieren. Das veranlaf~te mieh, aueh bei der vorliegenden Untersuehung yon der Verwendung eines yon Luxen- burger gesammelten Zwillingsmaterials und eines yon Harrasser und v. d. Recke gesammelten genealogisch beforschten Schizophreniematerials abzusehen, das mir die genannten Forseher freundlichst zur Verftigung gestellt hatten. In beiden F~llen handelt es sieh eben um Probanden, die als zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Anstalt vorhandene Kranke (also als Bestand) gewonnen waren.

1 Schulz: Z. Neur. 143, 175 (1932). 2 Riidin: Monographien Neut. 12 (1916). [Soweit die dort S. 131 angeffihrten

F~lle yon Elter-Kind-Erkrankungen fiber die Eltern gewonnen sind, wurden sie allerdings hier yon mir nicht berficksichtigt; auch yon denjenigen Probanden der Arbeit ]~iidins, die dort (S. 131) als ,,Kinder" Verwendung fanden, wurden yon mir nur diejenigen in die vorliegende Untersuchung einbezogen, die ich bereits in meiner soeben erw~hnten frfiheren Arbeit verwertet hatte.]

Page 3: Erkrankungsalter schizophrener Eltern und Kinder

Erkrankungsalter schizophrener Elteru und Kinder. 711

Nun zur Darstellung der Befunde. W~hrend Str6mgren bei seiner Untersuchung der Korrelation von jeder Wiedergabe im einzelnen (ab- gesehen v o n d e r Angabe der Verteilung der EA bei der Gesamtheit der Probanden) Abstand genommen hatte, konnte ich mich dazu hier nieht entschlieBen. Str6mgren war meines Eraehtens zu seinem Vorgehen schon deshalb eher berechtigt, well das von ihm verwendete Material wenigstens zu einem Tell bereits von mir eingehend verSffentlicht war. Das Material vorliegender Untersuchung ist jedoch zum weitaus grSBten Tell unverSffentlicht. AuBerdem aber erscheint mir die diagnostisehe Beurteilung der (ja meist li~ngst verstorbenen) geisteskranken Eltern yon Schizophrenen als besonders schwierig. Vor allem stieB ieh bei dell Eltern Schizophrener, die in den Krankenbliittern wieder - - und zwar meines Erachtens mit Recht oder doch mSglicherweise mit Recht - - als schizophren bezeichnet waren, auffallend hiiufig auf solche, deren Erkrankung angeblieh erst ill einem Alter ausgebroehen war, in dem in der Regel keine Schizophrenie mehr aufzutreten pflegt. Ich wagte nicht, diese F~lle, wenn das klinische Bild im fibrigen dem einer Schizo- phrenie entspraeh, allein wegen des sp~ten Ausbruchs der Krankheit ohne weiteres aus dem Material auszuscheiden; gerade well es sich hier ja um die Kl~rung der Beziehungen zwischen den EA bei Elter und Kind handelt. Ich vermutete sogar, da$ es von einem gewissen Wert sein k5nne, zu betrachten, ob die Beziehungen zwischen den sehr spat ausgebrochenen psychischen Erkrankungen der Eltern zu denen ihrer Kinder hinsichtlich des EA die gleieheu sein wiirden wie die bei den in weniger hohem Alter ausgebrochenen. Andererseits sollte die MSg- lichkeit gegeben sein, das Material aueh einmal ohne die Sps zu betrachten.

So habe ich denn bier in 2 Listen jedes einzelne Wertepaar, d .h . das EA jedes Elters und des dazugehSrigen Kindes angefiihrt. Liste 1 gibt die EA der ,,sicheren" Sehizophrenen wieder, Liste 2 die der fraglichen. Differentialdiagnostisch kommen fiir diese fraglichen F~lle in der Haupt- sache pr~senile Psychosen, manisch-depressives Irresein, symptomatische Psychosen oder psychopathische Reaktionen in Frage. Damit sich er- kennea l~Bt, ob ieh bei Elter oder Kind (als Kinder sind in dieser Arbeit also immer die Probanden und gegebenenfalls auch ihre schizophrenen Geschwister bezeichnet) odor bei beiden Zweifel an der Diagnose hatte, sind in Liste 2 die EA der fraghchen F~lle jeweils mit cinem Kreis (o) bezeichnet.

Dureh ein Sterneheu (*) sind die Fi~lle gekennzeiehnet, bei denen kein genaues EA festzustellen war, jedoeh mit Sicherheit behauptet werden kann, dad die Krankheit in einem bestimmten Lebensjahrc bereits bestanden hatte. Iu diesem Falle finder sich in den Listeu das EA eingetragen, das sich ergibt, wenn man von dem Jahre, in dem die Krankheit bereits mit Sieherheit bestand, rund 1/10 der Lebenszeit

Z. f . d. g. Neur . u. P s y c h . 168. 4 6

Page 4: Erkrankungsalter schizophrener Eltern und Kinder

712 Bruno Schulz:

a b z i e h t . So w a r z. B. i m F a l l 10 b e m e r k t , d a b d a s E l t e r m i t S i c h e r h e i t

b e r e i t s m i t 51 J a h r e n ( v e r m u t l i c h a b e r s c h o n se i t 1/ ingerer Ze i t ) ge i s t e s -

k r a n k war . V o n d i e s e n 51 J a h r e n w u r d e n 5 J a h r e a b g e z o g e n , so d a b i n

d e r L i s t e 46 J a h r e a l s E A e i n g e t r a g e n w u r d e .

m

: N r .

1 2 3 4 5 6 7 8 9

10 l l 12 13 14 15 16 17 18 19 20

Liste 1. EA d e r F ~ l l e m i t s i c h e r e r D i a g n o s e .

EA

E. K.

56 24,61 52 33 51" 38 49 22 47 26 47* 28 47 48 47 31 46 47 46* 47 46 22 46 28 45 31 45 23 44 43 44 28 44* 25 44 39 44 21 43 21

Nr

m

-E.. ! K.

43 30 43 28 42 21 42 39 d2* 30 42 33 41 21,5 ~ 40 17 39 21 39 31 39 33 39 34 38 30 38* 21 38 26 38 19 37 23 37 31 36 39 36 16

41 42 43 44 45 46 47 48 49 5O 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60

* EA geschatzt (vgl. S. 711, letzter Absatz).

E. K .

36 27 36 32 a 35 46 35 24 35 18 35 18 34 27 34 23 33 25 33 27 33 26 33* 20 31 21 31 28 4 31 23 30 30 30 4O

29 5 28 28

YEA

E . E:.

28 24 28 27 28 22 27 16 27 23 26 22 26 23 26 23 26 18 25 25 23 27 23 16 22 28 22 25 19 33 18 26 6 17 20 17 21

1 p. (EA d. Prob.): 20; P.G. ( E A d . Prob.-Geschw.): 28 u. 26. - - ~ P, : 21; P .G. : 22. - - 3 p . : 20; P.G.: 48 u. 28. - - 4 p . : 34; P.G.: 22. - - 5 p . : 30; P.G. : 16. - - 8 p. : 31; P.G. : 21.

Liste 2. EA d e r F / t l l e m i t z .T . f r a g l i c h e r S c h i z o p h r e n i e d i a g n o s e .

M r ~

79 80 81 82 83 84 85

EA

E. K.

62 ~ 49 62 ~ 28 61 ~ 31,51 60 ~ 23 55 ~ 32 55 ~ 29 51 19 ~

Schizo

m

EA Hr.

86 51 ~ 36 87 48 ~ 25 88 44 ~ 24 89 43 ~ 21 90 42 ~ 45 91 40 ~ 48 92 37 ~ 31

)hreniediagnose fraglich.

m

- - M r .

93 94 95 96 97 98 99

EA

E. K.

36 ~ 34 32 31 31 ~ 30 26 ~

Nr.

20 100 33 ~ 101 18 ~ 102 19 ~ 103 23 ~ 104 28 ~ 105 20,5 3 106

E/L

E. K.

24 ~ 22 22 18 ~ 22 ~ 26 21 ~ 41 20 ~ 19 20 ~ 17 ~ 15 15 ~

1 p. (EA d. Prob.) : 29; P.G. (EA d. Prob.-Geschw.) : 34. - - ~ P.: 23; P. G.: 18.

W e g e n d e r K l e i n h e i t des M a t e r i a l s i s t be i d e n B e r e c h n u a g e n d a s Ge-

s c h l e c h t n i c h t b e r i i c k s i c h t i g t . W i i n s c h e n s w e r t w/ire n a t i i r l i c h gewesen ,

z w i s c h e n M / i n n e r n u n d F r a u e n z u u n t e r s c h e i d e n u n d zu u n t e r s c h e i d e n ,

o b d ie s c h i z o p h r e n e n E l t e r n u n d K i n d e r j ewe i l s d e m g l e i c h e n o d e r

Page 5: Erkrankungsalter schizophrener Eltern und Kinder

Erkrankungsalter schizophrener Eltern und Kinder. 713

versehiedenem Geschlecht angeh6ren, h n m e r h i n habe ich wenigstens in den L i s ten das Geschlecht dadurch kennt l ich gemacht , dab die E A der F r a u e n kur s iv gedruck t wurden. Dort , wo neben dem P r o b a n d e n ein oder mehrere Geschwister e r k r a n k t waren, wurde fiir das K inde re rk r a q - kungsa l t e r eine Durchschni t t sz i f fer er rechnet . Dera r t ige Durchschni t t s - ziffern s ind in den Lis ten hie kurs iv gedruckt . Aus den FuBno ten zu ihnen geht jedoch, wie das EA, so auch das Geschlecht der einzelnen K inde r hervor . Es hande l t sich im ganzen u m 8 solche Kinder re ihen .

Zu der an sich - - wenigstens bei kleinem Material - - wfinschenswerten Mit- berficksichtigung der Probandengeschwister sei fibrigens bemerkt, daft sie, da unter bestimmten Umstanden die friiherkrankten Geschwister bevorzugt erfaflt werden, bisweilen dazu ffihren kann, daft eine bestehende Korrelation zwischen EA yon Elter und Kind geringer erscheint, als sie tatsachlich ist. Bei der vorliegenden Untersuehung ist das indes nicht der Fall; durch Mitberiicksichtigung der Ge- schwister wird hier die Korrelation sogar, wenn auch nur in sehr geringem Grade, erhSht. Das Durchschnitts-EA der sehizophrenen Probandengeschwister ist hier etwas hSher als das der 8 Probanden, deren Geschwister sie sind.

Einige Worte auch noch fiber das Verhaltnis zwischen der Anzahl der Frauen und der der Manner in unserem Material. Die verhaltnism/~Big grol3e Anzahl der Frauen unter den Probanden dfirfte zum mindesten zum Teil mit den besonderen Aufnahmebedingungen der psychiatrischen Abteilung des Krankenhauses Mfinchen- Schwabing zusammenhangen. Wodurch die hohe Anzahl der schizophrenen Mi~tter bedingt ist, die die der Vater um mehr als das Doppelte iibertrifft, weiB ich nicht. Daft allein die schlechte Erfassung etwaiger illegitimer Vater den Untersehied ver- ursachen kSnnte, mSchte ich nicht denken; unter den 142 Probanden vorliegender Arbeit fand sich nur einer mit einem il]egitimen Vater, fiber den nur mangelhafte Auskunft vorlag. Da Manner durchschnittlich sparer als Frauen heiraten und auflerdem eine Eheschlieflung im allgemeinen mehr Initiative vom Manne erfordert als yon der Frau, ware an sich der Gedanke naheliegend, dab (sp/~ter) schizophrene Frauen haufiger zur Heirat kommen als schizophrene Manner und infolgedessen vielleicht auch durchschnittlich fruchtbarer sind als diese. Dem widerspricht ]edoch, wenigstens bis zu einem gewissen Grade, dal3 Essen-M611er z die Fruchtbar- keit schizophrener Frauen geringer land als die schizophrener Manner. DaB sehizo- phrene Ehemanner nicht selten auch zu Unrecht als Vater yon Kindern ihrer Ehe- frauen angegeben werden dfirften, wird man allerdings berficksichtigen. Solche Kinder werden in der Regel nicht schizophren sein und dann nicht in unser ,,yon unten" erfal3tes Material gelangen. Betrachten wir nun aber die EA selbst.

Wie m a n sieht, s ind die F/~lle in den Lis ten 1 und 2 nach dem E A der E l t e r n angeordnet . So 1/iBt sich do r t sofort e rkennen, dab bei E l t e rn des gleichen E A sich K i n d e r des a l le rverschiedens ten E A finden. E inen genaueren l~berbl ick b ie te t die an H a n d des Mater ia ls der Lis te 1 und 2 zusammenges te l l t e Tabel le 1. Dor t is t im oberen Tabel len te i l das dureh- schni t t l iche E A aller der jen igen K i n d e r angegeben, die jeweils zu E l t e rn eines b e s t i m m t e n E A gehSren, wobei die E A der E l t e rn in Gruppen zu Jah r f i in f t en zusammengefaBt wurden. Spa l t e 1 der Tabel le 1 steUt die Verh/~ltnisse fiir das gesamte Mater ia l der Lis te 1 und 2 dar , Spa l te 2 nur fiir die F/~lle de r Lis te 1, also nur fiir die sog. , ,s icheren" Schizo- hprenien . Spa l t e 3 s te l l t wieder die Verh/i l tnisse ffir das Mater ia l der

z Acta Psychiatr. Suppl. 8, 204 (1935).

46*

Page 6: Erkrankungsalter schizophrener Eltern und Kinder

714 Bruno Schulz :

Liste 1 und 2 dar, jedoch nur ffir diejenigen F/tlle aus beiden Listen, bei denen das E A weder bei Elter noch Kind hSher als 45 Jahre liegt. Spalte 4 ist in gleicher Weise nach nicht zu al tem EA ausgew/~hlt, jedoeh nur aus den Paaren der Liste 1, also nur aus den ,,sicheren" Schizo- phrenien. (F/~lle, die auf Grund des EA der El tern in Spalte 3 und 4 hittten verwendet werden k6nnen, jedoch dort wegen des zu hohen EA der Kinder ausgeschieden werden muBten, finden sich im ganzen nu t 2; n/imlich Nr. 43 in Liste 1 und Nr. 91 in Liste 2.)

Tabel le 1. Oberer Teil: Durchsehnitts-EA der Kinder de,' jeweils nach EA-Jahrftinften

gebildeten Elterngruppen. Unterer Tell: Durchschnitts-EA aller Eltern sowie aller Kinder; ferner Korre-

lationskceffizienten nebst mittlerem Fehler.

Eltern erkrankt im Alter yon Jahren

61 --65 56---60 51--55 46--50 41--45 36--40 31--35 26--30 21--25 16--20

Durchschnittliches Erkrankungsalter der Kinder (in K_lammern die Anzahl der Wertepaare)

. . . . . _

�9 Spalte 1 Spalte 2 Spalte "/ Spalte 4

alle sicheren alle Paare alle sieheren mit E-~ Paare mit EA alle l'aarc Paare unter 46 Jahren unter 46 gahren

(3) (2) 24,60 (1) (6) 35,50 (2)

(10) 33,20 (9) (18) 28,90 (15) (18) 26,67 (15) (17) 25,07 (13) (16) 24,21 (14)

(9) 24,20 (5) (7) 25,00 (4)

m

29,08 (18) 26,53 (I7) 23,31 (16) 24,22 (16) 25,33 (9) 21,57 (7)

36,70 23,80 31,70 32,40 29,08 27,72 24,64 24,22 25,33 21,57

28,90 (15) 26,67 (15) 23,33 (12) 24,21 (14) 24,20 (5) 25,00 (4)

Durch- Eltern 36,6 35,9 32,7 33,6 schnitts-EA Kinder 27,1 } (106) 27,1 }(78) 25,5 }(83) 25,7 }(65)

+ 0,301 • 0,099

Korrel.-Koeffizient m. Fehler

+ 0,367 -+- 0,347 -~ 0,084 ~: O, lO0

-4- 0,272 • 0,115

I m unteren Teil der Tabelle 1 ist ffir alle 4 Spalten auch noch das durehschnitt l iehe EA s/~mtlicher El tern sowie das s/~mtlicher Kinder angegeben, l~berall liegt das durehschnitt l iche EA der El tern betriicht- lich fiber dem der Kinder. Es braueht heutzutage wohl kaum noch er- w/ihnt zu werden, dab das vornehmlich darauf zurfickzufiihren ist, dai~ jungerkrankte Schizophrene verh/~ltnism/~$ig selten zur For tpf lanzung kommen und daher auch unter den El ten t unseres Materials nur in ge- ringer Anzahl ver t re ten sind 1. Dal~ der Untersehied zwischen EA der El tern und Kinder in Spalte 3 und 4 geringer ist als in Spalte 1 und 2, ist darauf zurfickzufiihren, dal~ die F/tile mit einem EA yon fiber 45 Jahren in Spalte 3 und 4 ausgeschieden wurden und dab naturgemi~B es in der Hauptsaehe die El tern sind, die ein so hohes E A aufwiesen.

1 Vgl. hierzu aueh die J~uBerungen Riidins: 1. c. S. 127--138.

Page 7: Erkrankungsalter schizophrener Eltern und Kinder

Erkrankungsalter schizophrener Eltern und Kinder. 715

Die Frage, die uns indes die Tabelle 1 in erster Linie beantworten soll, ist die, ob mit dem EA der Eltern durchschnittlich aueh das EA der Kinder absinkt, und ob dies in allen Altersgruppen mit einer gewissen Gleichm~Bigkeit geschieht. Man hat zweifellos den Eindruek, dab im ganzen gesehen die EA der Kinder mit denen der Eltern absinken. Eine Abweichung von dieser Neigung zeigt sich aber an zwei Stellen. Zu- n/~chst bei den Kindern der besonders sp/~t erkrankten Eltern, und dort wieder vor allem bei den F/illen, die nur aus den sieheren Diagnosen bestehen, also vor allem bei den F/s der Spalte 2. Ob diese Abwei- chung auf die Kleinheit des Materials zuriickzufiihren ist, oder darauf, dal~ jene Elternpsychosen mit besonders hohem Erkrankungsalter zum Teil etwas grunds/~tzlich anderes sind als die Psychosen ihrer Kinder (und auch als die fibrigen Elternpsyehosen), miissen wir wohl noch dahin- gestellt sein lassen. Die zweite Abweichung finder sieh bei den jfingeren Altersgruppen. Die durchschnittlichen EA der Kinder sind in allen Gruppen, bei denen das EA der Eltern unter 35 Jahren liegt, unter- einander ann/~hernd gleich hoch. Aueh fiir diese jfingeren Altersgruppen 1/~$t sich nicht sagen, ob es durch das kleine Material bedingt ist, oder ob sich eine Gesetzm/~l~igkeit darin ausdriickt, dal~ die EA der Kinder hier nicht mit dem der Eltern absinken. Jedoeh besteht ein deutlieher Unterschied zum mindesten zwischen den drei Gruppen von Kindern der naeh dem 45, zwischen dem 36. und 45. und vor dem 36. Jahre er- krankten Eltern, wie die folgende Zusammenstellung zeigt, deren 4 Spalten denen der Tabelle 1 entspreehen.

Durchschnittliches EA der Kinder EA tier Elteru

SpaRe 1 Spalte 2 Spalte 3 Spalte 4

46--65 36- -45 16--35

31,8 32,9 28,4/29,7 27,8 } 29,2 24,2 24,6

27,8 23,7

27,8 24,0

Betrachten wir nunmehr die Korrelationskoeffizienten nach Bravais, die fiir jede der 4 Spalten zwisehen EA von Elter und Kind bestehen und die sich nebst ihrem mittleren Fehler in den beiden untersten Zeilen der Tabelle 1 angegeben linden. Fiir die einzelnen Spalten schwankt der Korrelationskoeffizient zwischen + 0,37 und + 0,27. Abgesehen von dem Wert der 4. Spalte (Jr 0,27) h/~lt die Korrelation iiberall den dreifachen mittleren Fehler aus. Sie ist am sti~rksten in SpaRe 1 Und 2, also dort, wo auch die in sp/~teren Jahren erkrankten Personen beriick- sichtigt wurden. DaB, wenn iiberhaupt eine sich in ann/ihernd gleich- m/~l]iger Weise auf das gesamte Material erstreckende Korrelation zwischen EA yon Eltern und Kindern besteht, sie in SpaRe 3 und 4, weil dort die Sp/~terkrankungen ausgeschieden wurden, nieht in dem Make zutage treten kann wie am Gesamtmaterial, ist an sich nicht weiter

Page 8: Erkrankungsalter schizophrener Eltern und Kinder

716 Bruno Schulz:

verwunderlich. Dureh das Ausscheiden der Sp~terkrankten ist ja be- sonders die Schwankungsbreite der einen Reihe, der Elternreihe, kfinst- lich eingeschrankt; ware ihre Schwankungsbreite bis auf 0 gebracht, wfirde fiberhaupt keine Korrelation mehr bestehen. Aber eben, dab die Korrelation in den beiden unvers Spalten (1 und 2) besonders groB ist, ]~iBt vermuten, daB die Korrelation sich fiber alle A]tersgruppen hin erstreekt - - daffir sprach ja auch schon das besonders hohe dureh- schnittliche EA der Kinder der nach dem 45. Jahre erkrankten Eltern. Ist dem aber so, so l~i[~t sich daraus wieder bis zu einem gewissen Grade schlieBen, dab auch die spaterkrankten Eltern an Psychosen erkrankt sein dfirften, die hinsichtlich des Ausbruchszeitpunktes Beziehungen zu den Psychosen ihrer Kinder aufweisen und die darum wobl mindestens zum Teil Psychosen gleieher Art wie die Psychosen ihrer Kinder sind. Es wird sich also vermutlich nicht etwa bei den hier verwendeten in spaterem Alter aufgetretenen Elternpsychosen durehweg um senile Demenzen und bei den Kindern um (mit der senilen Demenz in keiner Beziehung stebende) Schizophrenien handeln.

Bei einem Vergleich der Korrelationskoeffizienten der 4 Spalten zeigt sich ferner, dab die ,,sicheren" Fiille, also die F~lle der Spalte 2 und 4, eine geringere Korrelation aufweisen als sichere und fragliehe Falle zusammen, also als die F~lle der Spalte 1 und 3. Dieser Umstand 1/iBt daran denken, dab innerhalb der Psycbosen gleieher .4xt vielleieht keine besonders hohe Korrelation zwischen EA bei Elter und Kind be- steht. In der Tat brauehte ja aueh, selbst wenn Psychosen gleicher Art alle in anns gleichem Lebensalter ausbrechen wiirden, darum bei ihnen noch keine Korrelation in bezug auf das EA bei Elter und Kind zu bestehen, so wie z. B. auch innerhalb einer im Kindesalter be- vorzugt ausbrechenden Krankheit keine solche Korrelation zwisehen Elter und Kind zu bestehen braucht, oder wie sich z. B. auch ffir ein Merkmal, das stets bereits bei der Geburt offenbar wird, ffir den Zeit- punkt dieses Offenbarwerdens keine Korrelation zwisehen Elter und Kind nachweisen laBt. Demgegenfiber wird eine solehe Korrelation m6glieherweise stitrker zutage treten, wenn man Psychosen verschie- dener Art gemeinsam betrachtet, wobei dann er um die Involution herum erkrankte Eltern besonders oft wieder um die Involution herum erkrankte Kinder haben, in frfiheren Jahren erkrankte Eltern in friiheren Jahren erkrankte Kinder usw.

Bei dem kleinen Material sind das natiirlich alles nut Vermutungen. Und abgesehen von dem Vergleich der 4 Spalten untereinander hinsieht- lieh der HShe ihrer Korrelationskoeffizienten ist doch in erster Linie darauf hinzuweisen, da9 auch bei den ,,sicheren" Fallen, den FMlen der Spalte 2 und 4, eine Korrelation zu bestehen scheint. Es sei dabei often gelassen, ob diese Korrelation darauf zurfickzuffihren ist, dab paranoid- sehizophrene Eltern in der Hauptsache (wenn ja aueh keineswegs nur)

Page 9: Erkrankungsalter schizophrener Eltern und Kinder

Erkrankungsalter schizophrener Eltern und Kinder. 717

Liste 3. AA der F/i l le mi t s i che re r Diagnose .

Hr.

42 1 3

75 12 2

15 6

76 10 19 4

17 7 5 8

22 9

l l 25

AA

E . K .

57 321 56 24,6 2 56 38 55 33 54 28 52 38 52 43 52 31 51 26 a 51 47 50 21 49 29 49 25 47 48 47 26 47 34 47 28

25 30

A~ ~ . ~ .~ . . . . . ~ .

14 45 23 13 45 31 16 41 28 18 44 43 21 43 30 36 43 19 20 43 21 32 42 34 23 42 21 24 42 26 42 34 42 43 41 27 41 21,~ 28 40 45 39 29 39 30 39 31 39 74 38

39 33 21 46

,5 17 37 21 31 33 25

N r . - -

33 35 37 38 68 39 40 41 52 44 46 47 48

a 49 50 51 67 60

A2~ . _ . N r .

E. K.

38 30 55 38 26 56 37 23 57 37 31 59 36 23 58 36 39 61 36 16 62 36 27 63 36 20 70 35 24 72 35 18 64 34 27 65 34 31 69 33 25 66 33 27 71 33 29 77 32 23 73 31 28 78

53 54

31 31 31 28 5

AA

E. K.

31 23 30 30 30 40 29 26 e 29 20 28 24 28 27 28 22 28 25 27 26 27 24 27 23 26 46 26 22 23 27 22 20 22 28 17 21

1 p. (AA d. Prob.): 20; P.G. (AA d. Prob.-Geschw.): 48 u. 2 8 . - - P.: 20; P.G.:26u. 28. - - a p.: 31; P.G.: 21. 4 p.: 21; P.G.: 22. __sp . : 34; P.G.: 22 . - -

P . : 30; P . G . : 22.

Liste 4. AA dd

N r .

103 79 80 81 82 83 84

F/~lle mi t z. T. f r a g l i c h e r S c h i z o p h r e n i e d i a g n o s e .

A2L AA Hr. Hr.

69 ~ 41 86 51 ~ 38 90] 62 ~ 49 85 51 19 ~ 98 62 ~ 28 87 48 ~ 25 91! 61 ~ 31,51 104 47 ~ 19 106 60 ~ 23 102 44 ~ 28 92 55 ~ 32 88 44 ~ 24 93 55 ~ 29 89 43 ~ 21 94

~ Schizophreniediagnose fraglich. 1 p. (AA d. Prob.): 29; P.G. (AA d. Prob.-Gesehw.):

AA.

-E. -K__

42 ~ 45 40 28 ~ 40 ~ 48 38 15 ~ 37 ~ 31 36 ~ 20 34 39 ~

A~ Hr.

E. K.

95 32 18 ~ 97 31 ~ 23 ~ 96 31 19 ~ 99 26 ~ 20,5 3

100 24 ~ 22 101 22 18 ~ 105 20 ~ 17 ~

34. - - ~ P.: 23; P.G.: 18.

paranoid-sehizophrene Kinder , und hebephrene oder ka t a tone ERern

in der Haup t saehe hebephrene oder ka t a tone K inde r haben. Vielleieht

kann der F rage aber doeh e inmal an H a n d eines grSfleren Materials naeh-

gegangen werden.

Da bei der Fes t se tzung des E A zweifellos, besonders wenn es aUein

an H a n d der Krankenbl/~t ter und der dor t vorhandenen Vorgeschiehts-

angaben geschieht, mi t einer gewissen Gewal t samkei t vorgegangen

werden muB (so sehr ieh reich aueh bemiihte , mieh dabei der Kr i t e r i en

zu bedienen, die 8 t r 6 m g r e n in seiner ArbeR als wiinschenswert bezeiehnete) ,

Page 10: Erkrankungsalter schizophrener Eltern und Kinder

718 Bruno Sehulz:

Tabel le 2. Oberer Tell: Durchschnitts-AA der Kinder der jeweils nach AA-Jahrfiinften

gebildeten Elterngruppen. Unterer Tell: Durchschnitts-AA aller Eltern sowie aller Kinder, ferner Korre-

lationskoeffizienten nebst mittlerem Fehler.

Eltern aufgenommen im Alter yon Jahren

66--70 61--65 56--60

Durehschnittliches Aufnahmealter der Kinder (in Klammern die Anzahl der Wertepaare)

- Spaltel - Spalte 2 SpaRe 3 alle Paare alle sicheren mit AA

alle Paare Paare unter 46 Jahren

41,00 (l) - - - - 36,17 (3) - - - - 29,37 (4) 31,50 (3) - -

Spalte 4 alle sicheren

Paare ]nit AA unter 46 Jahren

51--55 46---50 41--45 36---40 31~35 26--30 21--25 16--20

Dureh- Eltern I sehnitts-AA Kinder [

33,09 29,75 29,36 27,05 25,81 26,82 23,00 19,00

28,339'8 } (106)

Korrel.-Koeffizient I ~- 0,359 m. Fehler J ~= 0,085

(11) 35,14 (7) (12) 31,30 (10) (18) 29,32 (14) (20) 26,60 (15) (16) 26,16 (12) (14) 27,30 (13) (5) 25,00 (3) (2) 21,oo (1)

38,6 28,6 } (78)

+ 0,331 0,10l

28,38 (17) 25,95 (19) 25,81 (16) 25,35 (13) 23,00 (5) 19,00 (2) 34,4 26,0 } (72)

~- 0,277 0,109

28,o4 (13) 26,60 (15) 26,16 (12) 27,75 (12) 25,00 (3) 21,00 (1)

34,6 26,5 } (56)

A- 0,202 0,128

habe ich zur Nachpr i i fung in Liste 3 und 4 die gleichen F~lle wie in Liste 1 und 2 aucb noch mi t ihrem Aufnahmeal te r (AA) s ta t t mi t ihrem E A angefi ihrt (und nach dem AA der El te rn geordnet) . Dabei bin ich der Ansicht, dab das AA, wenn auch seine Fes tse tzung meinem pers6n- lichen Ermessen v611ig entzogen ist, an sich dennoch weniger als das EA den biologischen Verh~ltnissen gereeht werden dfirfte. Aus den Lis ten 3 und 4 wurde die Tabelle 2 gewonnen. Das Ergebnis ist kein betrgchtl ich anderes als das der T~belle 1. Durehweg sind die Korre la t ionen eine Kleinigkeit geringer als in Tabelle 1. Das kann darauf zuriickzufiihren sein, dab f r f ihaufgenommene Personen sich hicx in noch geringerem Mal3e un te r den El tern linden, die Sehwankungen der AA bei den El te rn hier also besonders eingeschr~tnkt sein miissen.

Nebenbei sei bemerkt , dab die Unterschiede zwischen dem durch- schnit t l ichen AA aller El tern und aller Kinder hier e twas gr6i3er als zwischen den entsprechenden EA sind. Das mag daher kommen , dab sehizophren e rkrankte Kinder im ganzen doch zu einem fri iheren Zeit- p u n k t ihrer E rk rankung zur Aufnahme k o m m e n als sehizophren er- k rank te Eltern, sowohl weil die El te rn einer Zeitepoche angehSrten, in der Schizophrene nicht so bald zur Aufnahme gelangten, als auch, weft m a n allgemein Kinder von Scbizophrenen leichter in eine Ansta l t ein-

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Erkrankungsalter schizophrener Eltern und Kinder. 719

weisen diirfte als in gleicher Weise psychisch auff~llige Personen, (lie nicht yon Geisteskranken abs tammen. - -

Liste 5. EA der in Lis te 1--4 n i ch t a n g e f i i h r t e n u h d in T a b e l l e l und 2 n i c h t v e r w e n d e t e n F~lle.

(Die Probanden entstammen einem Krankenbestand.

Nr. EA

E. K .

l* 53 20 2 50 17 3 50 321 4 49 36 5* 49 25,5 ~ 6 48 20 7* 43 18 8* 42 35 9 40 17

* Auch in Liste

~r" E: -K: N~.

10 39 19 19 ll* 20 38 25,6 a [2 37 24 21 13 37 20 22 14 36 27 23 15 34 40 24* 16 32 23 25* 17 32 34 26 18 31 18 27

angeffihrt. - - o Schizo

EA

E. K.

31 19 30 23 30 20 29 28 28 36 28 27 22 22 4 34* 22 23 35 18 19,7 5 36*

~hreniediagnose fraglich.

24 ~

E ~

E. K.

28 58 ~ 40 29 51 ~ 24 30 50 ~ 20 31 48 ~ 43 32 47 ~ 24 33 45 ~ 24 s

42 ~ 20 dl ~ 25

24

z p. (EA d. Prob. : 46; P.G. (EA d. Prob.-Gesehw.): 19. - - z P. 24; P. G. : 2 7 . - z p.: 22; P.G.: 34 u. 21. - - 4 p.: 26; P.G.: 18. - - 5 p.: 22; Part.: 24; P.G.: 15 u. 18. - - 6 p.: 21; Part.: 26; P.G.: 25.

Nr. AA

E. I K.

l 53 29

7 43 38

1 p. AA d. Prob.): 24; P.G. 34 u. 21. - - a p.: 26; P.G.: 18.

Liste 6. AA d e r j e n i g e n F~lle der Lis te 5, deren AA vom EA abweicht .

t i i i 5 o I 3~

'AA d. Prob.-Geschw.): 29. - - ~ P.: 28; P.G.:

Auf S. 710 erw~hnte ich, dab ich ein Material nieht verwendet h~i.tte, dessen P robanden nicht als Aufnahmen, sondern als Bes tand gesammelt seien. Da, worauf ja StrSmgren schon hingewiesen hat te , in einem Be- s t and die Sp~terkrankten n e t in einem geringeren Grade ver t re ten sind, werden die Schwankungen innerha lb der EA der P robanden (d. i. hier der Kinder) nu r gering sein kSnnen, es wird somit aueh die MSglichkeit einer Korre la t ion eingeschr~nkt sein. Ich habe das erw~hnte mir yon Luxenburger und Harrasser zur Verfiigung gestellte Material hier den- noch (in Liste 5 u n d 6) wiedergegeben. Wie m a n sieht, fehlen dort un te r don K inde rn (also den dor t igen P robanden u n d ihren etwaigen sehizophrenen Geschwistern) die Sp~terkrankten sogar ganz. Das geht bis zu einem gewissen Grade auch daraus hervor, daB, w~hrend das durchsehnit t l iche EA aller schizophrenen El te rn (es sind insgesamt 36) dort 38,4 Jahre betragt , also sogar noch h6her ist als das der Spalte 1 u n d 2 der Tabelle l , das der Kinde r nu r 25,4 Jahre gegeniiber den

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720 Bruno Schulz:

27,1 Jahren der TabeUe 1 betrggt. (Scheiden wir aueh in diesem ,,Be- standsmaterial" die Fiille mit einem EA von fiber 45 Jahren aus, so er- halten wir als durchschnittliehes EA der Eltern 33,2 Jahre und als das der Kinder 24,4 Jahre.)

l~brigens geht der Unterschied hinsichtlich der Verteilung der EA zwischen einem Aufnahmematerial und einem Bestandsmaterial nicht allein aus dem durch- schnittlichen EA hervor. So waren z. B. in einem anderen kiirzlich 1 yon mir auf sein EA untersuchten Bestandsmaterial nicht nur die besonders spat Erkrankten, %

35,g 3z,5 30,0

21,5 zs, o

zz,5 2o, o

~2,5

5,o 2,5

,,k

\\

b/s15 16-20 21-Z5 2s-30 31-35 36-~0 r r Jahre

Abb. 1. Verteilung der Erkrankungsalter. die 660 Probanden meiner frtiheren Arbeit.

- - die sehizophrenen ,,Kinder" der Liste 1 vor l i egender Arbeit. - - - - die schizophrenen , ,K inder" der L i s t e 1 u n d 2 vor l i egender Arbel t .

sondern auch die besonders frtih Erkrankten nur wenig vertreten, vielleicht weil bei den besonders friih Erkrankten die Lebenserwar- tung nun wieder durch ihre Krank- heit herabgesetzt wird (oder weil sie mehr zu Remissionen neigen).

Doeh ist es wohl nicht allein der Einsehr~nkung der Schwankungen im EA bei den Probanden zuzuschreiben, daI~ die Korrelation zwisehen EA der Eltern und Kinder in diesem Bestandsmaterial so ge- ring ausfallt, wie sie es tat- sachlich tut. Der Korrelations- koeffizient betrggt z. B. bei den 27 ,,sicheren" Paaren der Liste 5 nur ~ 0,022. Ich mSchte daher, wenn ich aueh ein Be-

standsmaterial nicht ffir geeignet ansehe, an ihm die richtige Korrelation zu errechnen, doeh den Umstand, dal~ in dem vor]iegenden Bestands- material eine so besonders geringe Korrelation besteht, als einen ttin- weis betrachten, dab mSglicherweise bei einer Vermehrung aueh unseres Aufnahmematerials doch aueh dort eine geringere Korrelation als die in Tabelle 1 und 2 angegebene sieh finden kSnnte.

Ich mSchte die Arbeit nicht sehlieBen, ohne mit ein paar Worten die Frage gestreift zu haben, ob die Probanden vorliegender Arbeit (und ihre etwaigen schizophrenen Geschwister), die ja siimtlich Kinder yon Schizophrenen sind, im allgemeinen frfiher erkranken als Schizo- phrene fiberhaupt, die ja in der Regel keine Kinder yon Schizophrenen sind. R i i d i n hat in seiner erwiihnten Arbeit die Frage an einem kleineren Material bereits gepriift und fand keine bemerkenswerten Untersehiede. Wie aus Tabelle 1 zu entnehmen ist, betr~gt das Durchschnitts-EA aller Kinder vorliegender Arbeit 27,1 Jahre. Das ist genau die gleiche Ziffer, die ich ffir die 660 Probanden meiner hier bereits erw~hnten ~rfiheren

1 Schulz u. Leonhard: Z. Neur. 168, 587 (1940).

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Erkrankungsalter schizophrener Eltern und Kinder. 721

Arbeit aus dem Jahre 1932 land, von denen nur 33 yon schizophrenen und 14 weitere yon auf Sehizophrenie verd~chtigen Eltern abstamrnten. Auch die Abb. 1 vorliegender Arbeit fiber die Verteilung der EA zeigt keine bemerkenswerten Unterschiede zwisehen dem Material der vor- liegenden und dem meiner friiheren Arbeit. Fiir die Annahme einer Anteposition bietet also auch dieses gegeniiber dem yon Riidin unter- suchten vermehrte Material keinen Anlal~.

Zusammenfassung. Es wird untersucht, ob zwischen dem Erkrankungsalter bei schizo-

phrenen Eltern und Kindern eine Beziehung besteht. Das Material, das als Unterlage zu dieser vorli~ufigen Untersuchung diente, ist hier im einzelnen verSffentlieht, damit es gegebenenfalls mit einem etwa sp/~ter gesammelten zusammengelegt werden kann. Bei dem bier verwendeten Material, das ]eider zu klein ist, als dab bei den Bereehnungen das Geschlecht der Erkrankten h/~tte bertieksichtigt werden kSnnen, ergab sich eine, wenn auch nur geringe Korrelation yon + 0,37 bzw. Jr 0,27. Beispielsweise wiesen die Kinder derjenigen Eltern, die nach dem 35. Jahre erkrankt waren, ein durchschnittliches Erkrankungsalter von etwa 29,5 Jahren auf, dagegen die Kinder derjenigen Eltern, die vor dem 35. Lebensjahre erkrankt waren, ein solches yon etwa 24,4 Jahren. Fiir die Annahme einer Anteposition bot sich kein Anlai~.