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734 Ernährungs Umschau | 12/08 special | Rheumatische Erkrankungen Glossar: Fibromyalgie = rheumatische Erkrankung, die durch chroni- sche Schmerzen im ganzen Körper und besonders an den Tender points, den Trig- gerpunkten, ge- kennzeichnet ist Kollagenosen = uneinheitliche Gruppe von Autoimmuner- krankungen, die sich bei systemi- schem Befall vorwiegend an Bindegewebe und Blutgefäßen abspielen Lupus erythema- todes = (lat. ,,lupus“: ,,Wolf“, griech. ,,ερυθημα: ,,Röte“) systemi- sche Autoimmun- erkrankung aus der Gruppe der Kollagenosen Einleitung Zu den rheumatischen Erkrankungen werden insgesamt 400 verschiedene Krankheitsbilder gezählt, deren grobe Einteilung in sechs Gruppen bereits das weite Spektrum dieser Erkrankungen andeutet (Tabelle 1). Die größte Gruppe sind die degenerativ- rheumatischen Erkrankungen, die etwa 90 % ausmachen. Von den entzündlich- rheumatischen Erkrankungen ist die rheumatoide Arthritis die häufigste, etwa 1 % der Bevölkerung ist davon betroffen, vor allem Frauen. Bei den Kollagenosen stellt der Lupus erythematodes den größten Teil dar, die Inzidenz liegt bei etwa 1:1 000. Die Häufigkeit des Weich- teilrheumatismus hat während der letz- ten Jahrzehnte, genau wie die der ande- ren Autoimmunerkrankungen, stark zugenommen. Eine exorbitante Steige- rungsrate weist hier die Fibromyalgie auf, seit sie als eindeutig rheumatische Erkrankung von den Sozialversicherun- gen anerkannt wurde. Dieses schwer zu diagnostizierende und sehr hetero- gene Krankheitsbild ist eine der häufigs- ten Ursachen für eine Frühberentung. Die Vielfalt der rheumatischen Erkran- kungen macht deutlich, dass es nicht eine Rheumadiät gibt, sondern dass indi- viduell auf die vielfältigen und oft schwer diagnostizierbaren Beschwerden des Patienten ernährungstherapeutisch eingegangen werden muss. Für alle rheumatischen Erkrankungen gibt es eine genetische Grundlage, die beim Morbus Bechterew stark ausge- prägt ist. Das HLA B27 Allel findet sich bei über 90 % der Erkrankten. Eine klare genetische Disposition mit dem HLA DR4 Allel weisen auch die ent- zündlich-rheumatischen Erkrankungen auf, während die genetische Disposition für Kollagenosen bisher nicht definiert werden konnte. Man ist sich aber einig, dass es kein einzelnes Gen ist, welches zu Autoimmunerkrankungen disponiert, sondern dass es stets mehrere fördernde und schützende Gene sind, deren indi- viduelle Konstellation die Disposition des Individuums bedingen. Dies gilt auch für rheumatische Stoffwechseler- krankungen. Für die Gicht sind zwar Mutationen eines Gens bekannt, die zu Einschrän- kungen im Purinmetabolismus führen, bei der weit überwiegenden Mehrzahl der Patienten ist es aber das Zusammen- wirken von Genetik, Lebensstil und Er- nährung, das zur Manifestation der Er- krankung führt. Bei der Gicht können dies Überernährung, Nierenerkrankun- Ernährung bei rheumatischen Erkrankungen Prof. Dr. Olaf Adam Physiologikum Ernährungsmedizin Ludwig-Maximilians- Universität München Pettenkoferstr. 14 80336 München E-Mail: olaf.adam @lrz.uni- muenchen.de Weiterer Autor: C. Schnurr Die Ernährungstherapie bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen wird von der DGE empfohlen. Sie ist Bestandteil des von der Bundesärztekammer herausgege- benen Curriculum Ernährungsmedizin. Die Deutsche Akademie für Ernährungsme- dizin e.V. 1 hat den Qualifikationsgrad „Ernährungsmediziner“ geprägt. Sie vermittelt in Spezialseminaren die integrative Ernährungstherapie bei rheumatischen Erkran- kungen und die notwendige Interaktion zwischen Arzt und Ernährungstherapeut. 2006 hat sich der Arbeitskreis Ernährungsmedizin der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie 2 etabliert. Der Bundesverband der Deutschen Rheuma-Liga e. V. 3 hat die Ernährung bei Rheuma in seinem Merkblatt 5.2 eingehend beschrieben. 1 www.DAEM.de. 2 www.dgrh.de 3 www.rheuma-liga.de

Ernährung bei rheumatischen Erkrankungen · Arthritis durch eine entsprechende Ernährungstherapie verbessert wer-den kann [5]. Arthritogene Nährstoffe und Mangelernährung Die

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Page 1: Ernährung bei rheumatischen Erkrankungen · Arthritis durch eine entsprechende Ernährungstherapie verbessert wer-den kann [5]. Arthritogene Nährstoffe und Mangelernährung Die

734 Ernährungs Umschau | 12/08

special | Rheumatische Erkrankungen

Glossar:Fibromyalgie =

rheumatische

Erkrankung,

die durch chroni-

sche Schmerzen

im ganzen Körper

und besonders

an den Tender

points, den Trig-

gerpunkten, ge-

kennzeichnet ist

Kollagenosen =

uneinheitliche

Gruppe von

Autoimmuner-

krankungen, die

sich bei systemi-

schem Befall

vorwiegend an

Bindegewebe

und Blutgefäßen

abspielen

Lupus erythema-

todes =

(lat. ,,lupus“:

,,Wolf“, griech.

,,ερυθημα:

,,Röte“) systemi-

sche Autoimmun-

erkrankung aus

der Gruppe der

Kollagenosen

Einleitung

Zu den rheumatischen Erkrankungenwerden insgesamt 400 verschiedeneKrankheitsbilder gezählt, deren grobeEinteilung in sechs Gruppen bereits dasweite Spektrum dieser Erkrankungenandeutet (�Tabelle 1).

Die größte Gruppe sind die degenerativ-rheumatischen Erkrankungen, die etwa90 % ausmachen. Von den entzündlich-rheumatischen Erkrankungen ist dierheumatoide Arthritis die häufigste, etwa1 % der Bevölkerung ist davon betroffen,vor allem Frauen. Bei den Kollagenosenstellt der Lupus erythematodes dengrößten Teil dar, die Inzidenz liegt beietwa 1:1 000. Die Häufigkeit des Weich-teilrheumatismus hat während der letz-ten Jahrzehnte, genau wie die der ande-ren Autoimmunerkrankungen, starkzugenommen. Eine exorbitante Steige-rungsrate weist hier die Fibromyalgieauf, seit sie als eindeutig rheumatischeErkrankung von den Sozialversicherun-gen anerkannt wurde. Dieses schwer zu diagnostizierende und sehr hetero-gene Krankheitsbild ist eine der häufigs-ten Ursachen für eine Frühberentung. Die Vielfalt der rheumatischen Erkran-

kungen macht deutlich, dass es nichteine Rheumadiät gibt, sondern dass indi-viduell auf die vielfältigen und oftschwer diagnostizierbaren Beschwerdendes Patienten ernährungstherapeutischeingegangen werden muss.

Für alle rheumatischen Erkrankungengibt es eine genetische Grundlage, diebeim Morbus Bechterew stark ausge-prägt ist. Das HLA B27 Allel findet sichbei über 90 % der Erkrankten. Eineklare genetische Disposition mit demHLA DR4 Allel weisen auch die ent-zündlich-rheumatischen Erkrankungenauf, während die genetische Dispositionfür Kollagenosen bisher nicht definiertwerden konnte. Man ist sich aber einig,dass es kein einzelnes Gen ist, welches zuAutoimmunerkrankungen disponiert,sondern dass es stets mehrere förderndeund schützende Gene sind, deren indi-viduelle Konstellation die Dispositiondes Individuums bedingen. Dies giltauch für rheumatische Stoffwechseler-krankungen.

Für die Gicht sind zwar Mutationeneines Gens bekannt, die zu Einschrän-kungen im Purinmetabolismus führen,bei der weit überwiegenden Mehrzahlder Patienten ist es aber das Zusammen-wirken von Genetik, Lebensstil und Er-nährung, das zur Manifestation der Er-krankung führt. Bei der Gicht könnendies Überernährung, Nierenerkrankun-

Ernährung bei rheumatischen Erkrankungen

Prof. Dr. Olaf Adam PhysiologikumErnährungsmedizin Ludwig-Maximilians-Universität München Pettenkoferstr. 1480336 München E-Mail: [email protected]

Weiterer Autor: C. Schnurr

Die Ernährungstherapie bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen wird von derDGE empfohlen. Sie ist Bestandteil des von der Bundesärztekammer herausgege-benen Curriculum Ernährungsmedizin. Die Deutsche Akademie für Ernährungsme-dizin e.V.1 hat den Qualifikationsgrad „Ernährungsmediziner“ geprägt. Sie vermitteltin Spezialseminaren die integrative Ernährungstherapie bei rheumatischen Erkran-kungen und die notwendige Interaktion zwischen Arzt und Ernährungstherapeut.2006 hat sich der Arbeitskreis Ernährungsmedizin der Deutschen Gesellschaft fürRheumatologie2 etabliert. Der Bundesverband der Deutschen Rheuma-Liga e. V.3

hat die Ernährung bei Rheuma in seinem Merkblatt 5.2 eingehend beschrieben.

1 www.DAEM.de.2 www.dgrh.de3 www.rheuma-liga.de

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gen oder die Therapie mit Diuretikasein. Bei der Osteoporose besteht eineklare genetische Disposition, jedochsind falsche Ernährung und fehlendekörperliche Aktivität für die Manifes-tation der Erkrankung ausschlagge-bend. Bei den entzündlich-rheuma-tischen Erkrankungen werden Infek-tionen des Magen-Darmtraktes undNikotinkonsum mit dem Auftretender Symptome in Zusammenhang ge-bracht. Neuere Untersuchungen wei-sen darauf hin, dass Ernährungsfak-toren eine größere Bedeutung habenals bislang angenommen. Dies wirdauch für die degenerativen Gelenk-erkrankungen beschrieben, bei de-nen die Adipositas eine besondereRolle spielt. Rheumatische Erkrankungen werdennur in Ausnahmefällen direkt durchdie Ernährung ausgelöst, wie es fürden Lupus erythematodes beschrie-ben wurde [1]. Häufig aber wirkt dieErnährung symptomverstärkend undfast immer liegen krankheits- odermedikamentenassoziierte Gesund-heitsstörungen vor, die ernährungs-therapeutisch angegangen werdenmüssen. Eine Ernährungsberatung istdeshalb für alle rheumatischen Er-krankungen angezeigt, sie muss je-doch individuell erfolgen und aufalle Teilaspekte der facettenreichenErkrankungen eingehen. Deshalb istdie enge Zusammenarbeit zwischenArzt und Ernährungstherapeut ge-rade bei rheumatischen Erkrankun-gen von besonderer Bedeutung. Indiesem Beitrag soll vor allem auf dieentzündlich-rheumatischen Erkran-kungen eingegangen werden.

Ernährungstherapie beientzündlich-rheumatischenErkrankungen.

Innerhalb der Gruppe der entzünd-lich-rheumatischen Erkrankungen(�Tabelle 1) ist die Ernährungsthe-rapie bei der rheumatoiden Arthritisam besten untersucht. Das ernäh-rungstherapeutische Arsenal umfasstdas Erkennen von krankheitsverstär-kenden, das Vermeiden von entzün-

dungsfördernden und die vermehrteZufuhr von entzündungshemmen-den Lebensmittelinhaltsstoffen [1].Grundlage jeder Ernährungstherapieist eine vollwertige Ernährung nachden Empfehlungen der DeutschenGesellschaft für Ernährung [2]. Nah-rungsmittelunverträglichkeiten sindbei allen Autoimmunerkrankungenwesentlich häufiger als in der Allge-meinbevölkerung und bedürfeneiner besonderen Beachtung durch

Durch die richtige Ernährungstherapie können entzündliche rheumatische Erkrankungen günstig beeinflusst werden. Auch eine Reduzierung derMedikamentengabe ist möglich.

Tab. 1: Rheumatische Erkrankungen

Klassifizierung Symptome Krankheitsbeispiele

Entzündungs- In unterschiedlichen Morbus Bechterew, rheuma Gelenken des Körpers Psoriasisarthritis,

kommt es zu immer rheumatoide Arthritiswieder auftretenden oder ständig bestehenden Entzündungen

Verschleißrheuma Der Knorpel der Gelenke Arthrose, und der Wirbelsäule Polyarthrose, wird abgenutzt Spondylose

Weichteilrheuma Typisch sind diffuse bis Fibromyalgiebohrende Schmerzen in den Muskeln und Sehnen

Bindegewebs- häufig mit Entzündungen Lupus erythematodes, erkrankungen der Blutgefäße (Vaskulitis) Sklerodermie, (Kollagenosen) Mischkollagenosen

Sicca-Symptomatik extreme Trockenheit der häufige Begleiterkrankung Schleimhäute, die bei allen ernährungstherapeutisch Autoimmunkrankheitenbeachtet werden muss

Gicht und andere Ablagerung von Harnsäure Gicht, Stoffwechsel- oder anderen Kristallen Ochronose, erkrankungen, in Gelenken, Knorpel oder Pseudogicht, Kristallopathie Sehnen Chondrokalzinose

Knochenschwund Abnahme der Knochenmasse primäre und sekundäre (Osteoporose) durch Verminderung der Osteoporose,

Mineralisation (Kalzium) Hyperparathyreoidismus, und Knochenbälkchen Vitamin-D-Mangel(Kollagen)

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special | Rheumatische Erkrankungen

den Ernährungstherapeuten, da siehäufig atypisch verlaufen [1, 3]. Eskann nicht ausgeschlossen werden,dass Ernährungsfaktoren auch fürdas Auftreten von Autoimmuner-krankungen verantwortlich sind, daVolksgruppen mit hohem Fischver-zehr wie Grönlandeskimos, norwegi-sche Küstenbewohner oder japani-sche Fischer viel seltener alsBewohner der Industriestaaten daranerkranken [4]. Neuere Untersuchun-gen weisen auch darauf hin, dass dieLangzeitprognose der rheumatoidenArthritis durch eine entsprechendeErnährungstherapie verbessert wer-den kann [5].

Arthritogene Nährstoffe und Mangelernährung

Die rheumatoide Arthritis ist eine Au-toimmunerkrankung, die sich nurmanifestiert, wenn zur genetischenDisposition ein zusätzlicher auslösen-der Faktor hinzukommt. Dieses aus-lösende Agens ist bisher unbekannt.Es wird vermutet, dass es sich um eineInfektion mit Bakterien oder (Retro-)Viren handeln könnte. Entscheidendist, dass dieses Allo- oder Autoantigenvom Immunsystem nicht beseitigtwerden kann und es zu einer chroni-schen Aktivierung des Komplement-systems, der Bildung von Antikörpernund Entzündungsmediatoren kommt.Der schubförmige Verlauf der Er-krankungen ist auf wiederholte Sti-mulierungen des Immunsystems zu-rückzuführen, die bei disponiertenPersonen auch durch einen Lebens-mittelinhaltsstoff erfolgen können,wie besonders die Untersuchungenvon DARLINGTON gezeigt haben [6].Die Häufigkeit einer Lebensmittel-sensitivität wird in der Literatur sehrunterschiedlich – im Bereich zwi-schen 1–10 % der Betroffenen – an-gegeben. Dies zeigt bereits dieSchwierigkeiten beim Erkennen vonLebensmittelsensitivitäten. �Tabelle2 gibt einen Überblick über Lebens-mittel, die von Patienten mit rheu-matoider Arthritis als schubauslösendangegeben worden sind. Trotz derniedrigen Inzidenz von Lebensmit-telsensitivitäten ist das Erkennen

einer derartigen Reaktion für denEinzelpatienten von besonderer Be-deutung, da er hiermit seinen Krank-heitsverlauf wesentlich beeinflussenkann. Für den Ernährungstherapeu-ten stellt das Erkennen von Lebens-mittelsensitivitäten eine besondereHerausforderung dar, da dies immerden lebenslangen Ausschluss des Le-bensmittelinhaltsstoffes für den Pa-tienten bedeutet. Leider sind Fehldi-agnosen auf diesem Gebiet besondershäufig. Sie resultieren nicht selten ineiner eingeschränkten Speisenaus-wahl, die langfristig zu einer Mangel-ernährung führen kann.Von dieser sind etwa 40 % der Rheu-makranken betroffen. An erster Stellesteht die Unterversorgung mit osteo-protektiven Substanzen wie Kalziumund Vitamin D. Sehr häufig wirdauch der veränderte Nährstoffbedarfdes Patienten mit entzündlich-rheu-matischen Erkrankungen außer Acht

gelassen. Der chronisch-entzündlicheProzess verursacht einen im Vergleichzu Gesunden höheren Bedarf anNahrungsenergie und Vitaminen [7].

Entzündungsfördernde und-hemmende Nährstoffe

Seit mehr als hundert Jahren findensich Berichte in der Literatur, dass dieHäufigkeit entzündlich-rheumati-scher Erkrankungen bei Vegetarierndeutlich niedriger ist als bei Omnivo-ren. Die Ursache für diese Beobach-tung war lange Zeit unbekannt, bisdie Entdeckung der Prostaglandineund deren Biosynthese aus Arachi-donsäure einen Schlüssel für dieseBeobachtung lieferten. Die aus Ara-chidonsäure gebildeten Eicosanoidewerden summarisch als proinflam-matorisch bezeichnet und umfassendie Prostaglandine, Thromboxane,Hydroxyfettsäuren und Leukotriene.Ihre Interaktion mit den Zytokinenund Chemokinen bewirkt die Arthri-tis der Gelenke. Dabei haben bioche-mische Untersuchungen gezeigt, dassdas Ausmaß der Eicosanoidbildungdirekt mit der Menge der in den im-munkompetenten Zellen vorhande-nen Arachidonsäure korreliert. DerStimulus durch ein Allo-/Autoanti-gen setzt umso mehr Entzündungs-mediatoren frei, je mehr Arachidon-säure in den Zellen enthalten ist [8].Dies bedeutet, dass eine arachidon-säurearme Ernährung das Ausmaßder Entzündungsreaktion direkt be-einflussen kann. Eine vegane Ernäh-rung, bei der der Patient völlig aufProdukte tierischer Herkunft ver-zichtet, enthält keine Arachidon-säure. Dies ist die biochemische Ur-sache für die Besserung der Arthritisunter einer veganen Ernährung. Zur Biosynthese der Arachidonsäure,die aus Linolsäure erfolgt, sind alleSäugetiere und damit auch derMensch befähigt (�Abbildung 1).Der Stoffwechselweg steht unter derenzymatischen Kontrolle der Delta-6-Desaturase. Dieses Enzym wird imStoffwechsel durch alle mehrfach un-gesättigten Fettsäuren gehemmt, dereffizienteste Hemmstoff ist die Ara-chidonsäure selbst [7].

Tab. 2: Schubauslösende Lebensmittel bei rheumatoider Arthritis

Lebensmittel % der Patienten

Fleisch insgesamt 88

Schwein 39Rind 32Lamm 17

Mais 57

Weizen 54

Milch 37

Hafer 37

Eier 32

Roggen 32

Kaffee 32

Malz 27

Käse 24

Grapefruit 24

Tomaten 22

Erdnüsse 20

Rohrzucker 20

Butter 17

Zitrone 17

Soja 17

Glossar:Morbus Bechterew

= chronische, ent-

zündlich-rheumati-

sche Erkrankung,

die hauptsächlich

die Wirbelsäule be-

trifft. Sie beginnt

meist im jungen

Erwachsenenalter

und tritt häufiger

bei Männern auf.

Allo-/Autoantigene

= Antigene sind die

Auslöser der Im-

munantwort in

Form der körper-

eigenen Antikörper.

Alloantikörper

(griech. allos =

fremd, anders)

sind körperfremder

Herkunft (z. B. Pol-

len), Autoantikörper

(griech. auto =

selbst) sind körper-

eigener Herkunft

(z. B. Abbaupro-

dukte oder bei

pathologischer

Autoimmunreaktion

auch Oberflächen-

strukturen intakter

Körperzellen)

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737Ernährungs Umschau | 12/08

Neben dieser körpereigenen Bildungder Arachidonsäure wird auch mitLebensmitteln tierischer HerkunftArachidonsäure angeliefert. Der Kör-per hat einen besonderen Stoffwech-selweg für diese vorgefertigte Arachi-donsäure. 90 % der resorbierten Säurewerden in die Zellen aufgenommenund stehen für die Bildung von pro-inflammatorischen Eicosanoiden zurVerfügung.

Eine Verminderung der endogen ge-bildeten Arachidonsäure kann durchgesteigerte Zufuhr von mehrfach un-gesättigten Fettsäuren erreicht wer-den. Wird Arachidonsäure nichthöher als dem täglichen Bedarf vonweniger als 50 mg entsprechend durchLebensmittel zugeführt, so hemmt siebesonders wirksam die körpereigeneBildung der Arachidonsäure. WeitereHemmstoffe sind Linolsäure, α-Lino-lensäure und die Fischölfettsäuren,zu denen Eicosapentaensäure (EPA)und Docosahexaensäure (DHA) ge-zählt werden. Diese beiden Omega-3-Fettsäuren haben in der neueren Literatur besonderes Interesse er-langt, da sie nicht nur wirksame Inhi-

bitoren der Enzyme sind, über dieproinflammatorische Eicosanoide ausArachidonsäure gebildet werden,sondern darüber hinaus selbst Aus-gangssubstanz für antiinflammato-risch wirksame Eicosanoide darstel-len. Die Forschung der letzten Jahrehat gezeigt, dass nicht allein die

Menge an Arachidonsäure, sondernvor allem ihr Verhältnis zu der ent-zündungshemmenden EPA die In-tensität der Entzündung bestimmt,die ein Stimulus auslöst. Eine gerin-gere Menge an Arachidonsäure er-höht die Wirkung der EPA [7]. Um ein günstiges Fettsäureprofil inden Entzündungszellen zu erreichen,wird Patienten mit rheumatoider Ar-thritis eine Zufuhr von 350 mg Ara-chidonsäure und 6 300 mg EPA proWoche empfohlen. Im Durchschnittverzehrt der Bundesbürger derzeit300–400 mg Arachidonsäure pro Tag.Um die wünschenswerte Zufuhr nichtzu überschreiten, muss der Fleisch-konsum auf zwei Mahlzeiten proWoche begrenzt werden und es dür-fen nicht mehr als zwei Eigelb proWoche konsumiert werden. Dagegenwerden der tägliche Konsum von ½Liter Milch (1,5 %) oder entspre-chender Milchprodukte zur Sicher-stellung der Kalziumversorgung emp-fohlen.Die wünschenswerte Zufuhr von EPAkann nur durch reichlichen Konsumfetter Meeresfische erreicht werden.Dies wird aber von breiten Bevölke-rungsschichten abgelehnt. Der Wo-chenbedarf von 6 300 mg EPA ist z. B.in drei Heringen oder vier PortionenTunfisch enthalten. Deshalb werdenin der Regel während der ersten drei

0,5 l fettreduzierte (1,5 %) Milch werden zur Sicherung der Kalziumzufuhr empfohlen

Abb. 1: Biosynthese der Arachidonsäure und Eicosapentaensäure

LinolsäureC18:2 n-6

γ-LinolsäureC18:3 n-6

Dihomo-γ-LinolsäureC20:3 n-6

ArachidonsäureC20:4 n-6

EicosapentaensäureC20:5 n-6

Δ-6-Desaturase

Elongase

Δ-5-Desaturase

α-LinolsäureC18:3 n-3

C18:4 n-3

C20:4 n-3

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Monate der ErnährungstherapieFischölkapseln verwendet. Auf demMarkt erhältlich sind EPA-reicheFischöl-Konzentrate, von denen täg-lich drei Kapseln eingenommen wer-den sollten. Nach etwa drei Monatenist die Anreicherung der EPA erfolgtund deren Dosis kann vermindertwerden. Meist sind dann 300 mg EPApro Tag ausreichend, die mit einemHering pro Woche oder, entspre-chend den Angaben in �Tabelle 3,mit anderen fetten Meeresfischen zu-geführt werden können. Unterstütztwird die Anreicherung der EPAdurch Omega-3-reiche Speiseöle wieRapsöl, Walnuss öl, Weizenkeimöloder Leinöl. Leider ist die Umwand-lung der darin enthaltenen α-Lino-lensäure in EPA nicht bei allen Men-schen ausreichend. Es empfiehlt sichdeshalb zur Überprüfung der indivi-duellen Situation, die Fettsäuren imBlut (Erythrozytenlipide, Cholesterin-ester oder Phospholipide des Plas-mas) zu messen. Um einen ernäh-rungstherapeutischen Effekt zuerzielen, sollte das Verhältnis von Ara-chidonsäure zu EPA kleiner als 4:1sein.

Vitamine und Mineralstoffemit antioxidativer Wirkung

Um Arachidonsäure zu den Eicosa-noiden zu oxidieren und gleichzeitigdie dafür erforderlichen Enzyme zuaktivieren sind Sauerstoffradikalenötig. Da sich diese Prozesse in der

Zellmembran immunkompetenterZellen abspielen, kommt den Anti -oxidanzien eine große Bedeutung zu.An vorderster Front steht das VitaminE, da es als einziges lipidlösliches An-tioxidans die Zellwand schützt. Eswird durch Sauerstoffradikale jedochzerstört. Wenn es nicht durch die was-serlöslichen Antioxidanzien der Re-doxkette (Vitamin C, Glutathionper-oxidase, NADPH, Ubichinone undFlavinoide) regeneriert wird, wirkt esselbst als Radikal.

Der Bedarf an Antioxidanzien ist beiPatienten mit entzündlich-rheumati-schen Erkrankungen höher als beiGesunden. Patienten mit entzünd-lich-rheumatischen Erkrankungenhaben regelmäßig erniedrigte Spiegeldes Vitamin E im Plasma und beson-ders in der Gelenkflüssigkeit (Syno-via) [9]. Aus diesen Befunden er-scheint eine Supplementierung mitVitamin E angezeigt, wobei anderer-seits die nachgewiesene immunsti-mulierende Wirkung des Vitamin E(Erhöhung der Aktivität der T-Lym-phozyten, vermehrte Bildung von Immunglobulinen) den therapeuti-schen Nutzen einschränkt. Die vor-liegenden Studien, bei denen eine alleinige Supplementierung mit Vita-min E in unterschiedlichen Dosie-rungen verwendet wurde, zeigen einuneinheitliches Bild. Eine Metaana-lyse hat sogar eine ungünstige Wir-kung des Vitamin E in hoher Dosie-rung gezeigt [10].

In Deutschland besteht eine relativerSelenmangel [11, 12], die Konzentra-tionen im Plasma und in Erythrozy-tenlipiden bei Patienten mit rheuma-toider Arthritis sind erniedrigt [13].Die Supplementierung mit Selen er-höht die Aktivität der Glutathionper-oxidase und verbessert das antioxi-dative Potenzial. Die vorliegendenStudien zeigen mehrheitlich eine Bes-serung der klinischen Symptomatikbei Patienten mit rheumatoider Ar-thritis durch eine Supplementierungmit Selen. Die beste Wirkung wurdebei Patienten im Anfangsstadium derrheumatoiden Arthritis erzielt. Ineiner Studie wurde die gleichzeitigeSupplementierung mit Selen (200 µg

pro Tag) und Vitamin E (200 I. E. proTag) untersucht [13]. Unter dieserBehandlung kam es zur statistisch sig-nifikanten Abnahme der klinischenEntzündungszeichen und einiger la-borchemischer Entzündungsparame-ter (BKS, CRP, Leukotrien B4, Prosta-glandinmetabolite). Auch andere Antioxidanzien, wie Vi-tamin C, waren in Querschnittsunter-suchungen bei Patienten mit ent-zündlich-rheumatischen Erkrankun-gen vermindert. Diese können abermit einer vollwertigen Kost zugeführtwerden. Deshalb ist in der Ernäh-rungstherapie bei der Speisenaus-wahl auf eine ausreichende Zufuhr,bei Lagerung und Zubereitung aufden Erhalt der Antioxidanzien be-sonders zu achten. Bei der rheumatoiden Arthritis kanndurch die Entzündung bedingt einperipherer Eisenmangel auftreten.Das Ferritin, der Parameter des Kör-pereisens, ist dabei aber meist erhöht.Wird in dieser Situation Eisen sup-plementiert, so beobachtet man eineZunahme des Entzündungsprozesses.Dies zeigt, dass eine unreflektierteSupplementierung unerwünschteWirkungen haben kann.

Fasten als Therapie-möglichkeit

Bereits seit mehr als hundert Jahrenwerden die oft überraschenden Bes-serungen beschrieben, die Patientenmit RA unter Fasten erleben können.Das Fasten wird meist als eine Null-diät mit mindestens 2–3 Liter elek-trolytreicher Flüssigkeit für drei bissieben Tage durchgeführt. Nach etwazwei Tagen kommt es in der Regel zueiner signifikanten Abnahme derschmerzhaften und geschwollenenGelenke. Die Beschwerden tretenwieder auf, wenn anschließend eineNormalkost gegeben wird, die Besse-rung hält an, wenn anschließend einevegetarische Kost befolgt wird [14].Mit einer arachidonsäurearmenlakto-vegetarischen Ernährung lässtsich der gleiche Effekt, wenn auch we-niger rasch, erzielen. Da die meistender rheumakranken Patienten unter-gewichtig sind, sollte eine Fastenthe-

Tab. 3: EPA-Gehalt verschie-dener Fische

738 Ernährungs Umschau | 12/08

special | Rheumatische Erkrankungen

Fisch EPA (100g verzehrbarer Anteil) [mg]

Forelle 140

schwarzer Heilbutt 250

Scholle 250

Rotbarsch (Goldbarsch) 260

Hering (Ostsee) 740

Lachs (Atlantik) 750

Makrele 1 020

Tunfisch 1 380

Hering (Atlantik) 2 040

Glossar:Glukokortikoide =

zählen zu den Korti-

kosteroiden, einer

Klasse von Steroid-

hormonen aus der

Nebennierenrinde.

Glukokortikoide

haben vielfältige

physiologische

Wirkungen. Sie

beeinflussen den

Stoffwechsel, den

Wasser- und Elek-

trolythaushalt, das

Herz-Kreislaufsys-

tem und das Ner-

vensystem. Ferner

wirken sie entzün-

dungshemmend und

immunsuppressiv.

Selen = Spuren-

element, das als

Kofaktor versch.

Enzyme, z. B. der

Glutathion-Peroxi-

dase und der Dejo-

dasen wirkt und

auch am Prosta-

glandinstoffwechsel

beteiligt ist.

Page 6: Ernährung bei rheumatischen Erkrankungen · Arthritis durch eine entsprechende Ernährungstherapie verbessert wer-den kann [5]. Arthritogene Nährstoffe und Mangelernährung Die

739Ernährungs Umschau | 12/08

rapie nur bei übergewichtigen Pa-tienten und nur für einen be-schränkten Zeitraum erwogen wer-den. Entscheidend ist die langfristigeUmstellung der Ernährung, diedurch Fasten nicht eingeübt werdenkann.Als Gründe für die Besserung durchFasten werden eine vermehrte Glu-kokortikoidbildung und der erhöhteSpiegel von Endorphinen angeführt.Klinische Untersuchungen haben ge-zeigt, dass unter Nulldiät die Eicosa-noidbildung binnen zwei Tagen aufetwa die Hälfte des Ausgangswertesabfällt [13]. Ursächlich dafür sind diefehlende Zufuhr der Arachidonsäureund ihre geringe Freisetzung ausdem Fettgewebe.

Mortalität und Komorbidität: Herz-Kreislauf-Krankheiten

Patienten mit rheumatoider Arthritishaben gegenüber dem Durchschnittder Bevölkerung eine niedrigere Le-benserwartung. Das ist fast aus-schließlich auf das erhöhte kardiovas-kuläre Risiko zurückzuführen, dasdoppelt so hoch wie in der Allge-meinbevölkerung ist [16]. Aus derVerbindung zwischen rheumatoiderArthritis und kardiovaskulären Ereig-nissen ergibt sich der Ansatz für eineeffiziente Ernährungstherapie ent-zündlich-rheumatischer Erkrankun-gen [17]. Darüber hinaus wurde eineauf das doppelte gesteigerte Inzidenzder Arteriosklerose bei Rheumati-kern im Vergleich zur Durchschnitts-bevölkerung festgestellt [18]. Heuteweiß man, dass die Arterioskleroseeine Entzündung der Gefäßwand ist,deren Pathogenese sehr genau derSynovialitis bei rheumatoider Arthri-tis entspricht. Folglich sind ernäh-rungstherapeutischen Maßnahmenfür beide Krankheitsbilder sehr ähn-lich [19].

Ernährung und Arzneimitteleinnahme

Eine Verminderung der Medikamen-tendosis durch eine Ernährungsin-tervention wird von den Patienten an-

gestrebt und ist möglich. Allerdingswird der Effekt der Ernährungsthe-rapie erst nach zwei bis drei Monatenklinisch erkennbar. Deshalb dürfenin dieser Zeit keine Medikamente„vorsorglich“ vermindert oder gar ab-gesetzt werden. Nur in Absprache mitdem behandelnden Arzt könnennach eingetretener Wirksamkeit derErnährungstherapie nicht-steroidaleAntirheumatika und eventuell Korti-son vermindert werden [1]. ImDurchschnitt kann durch eine Er-nährungstherapie etwa ein Drittel derArzneimittel eingespart werden [7,19]. Da zahlreiche Patienten mitrheumatischen Erkrankungen zu un-konventionellen Therapieformentendieren, ist es Aufgabe der Ernäh-rungsmedizin, bei jedem Patientendie Vollwertigkeit der eingehaltenenKost zu prüfen. Zudem ist die Pro-phylaxe gastrointestinaler Nebenwir-kungen durch häufige kleine Mahl-zeiten erforderlich und der Patient istüber Zusammenhänge zwischen Me-dikamenteneinnahme und Nah-rungszufuhr zu beraten.

Säurebindende Antazida sollen zwischenden Mahlzeiten und niemals zusammenmit Arzneimitteln eingenommen werden.Kortikoide werden nach Angabe des Arz-tes zur Mahlzeit genommen. Im Schub derKrankheit empfiehlt es sich, die Morgen-dosis des Kortisons mit einem Glas Milchoder Jogurt ans Bett zu stellen und vordem Aufstehen einzunehmen. Methotrexatsollte etwa eine halbe Stunde vor derMahlzeit mit einem Glas Wasser genom-men werden, um die vollständige Auf-nahme aus dem Darm zu gewährleisten.

Praxis der Ernährungsthe-rapie entzündlich-rheuma-tischer Erkrankungen

Die Ernährungstherapie bei Patien-ten mit rheumatischen Erkrankun-gen ist deutlich komplexer und viel-schichtiger als bei anderen Stoff-wechselkrankheiten. Die Patientenbedürfen deshalb einer interdiszipli-nären Betreuung, bei der dem be-handelnden Arzt die Feststellung derErkrankung und die Indikation zurErnährungstherapie obliegen. Der

Ernährungstherapeut ist für die In-stallation und Durchführung derkonkreten Diätmaßnahmen zustän-dig und wird durch den Ergothera-peuten unterstützt, der entspre-chende Hilfsmittel für den Einkaufund die Zubereitung der Speisen mitdem Patienten bespricht.

Die Erfahrung hat gelehrt, dass zwaralle Berufsgruppen ihre Aufgabe sehrgenau kennen, dass aber eine opti-male Betreuung des Patienten nurmöglich ist, wenn eine ausreichendeInteraktion zwischen den im Ernäh-rungsteam arbeitenden Berufsgrup-pen erfolgt. Seit zwei Jahren führenwir in Spezialseminaren der Deut-schen Akademie für Ernährungsme-dizin (DAEM) zweitägige Kursedurch, bei denen der optimale Infor-mationsfluss in beiden Richtungenzwischen den Beteiligten eingeübtwird. Dieser interdisziplinäre Ansatz

Eine vegetarische Kost führt zur Besserung der rheumatischenBeschwerden und lässt die Entzündungen abklingen.

Page 7: Ernährung bei rheumatischen Erkrankungen · Arthritis durch eine entsprechende Ernährungstherapie verbessert wer-den kann [5]. Arthritogene Nährstoffe und Mangelernährung Die

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special | Rheumatische Erkrankungen

ist die Voraussetzung für eine effi-ziente Ernährungstherapie, wie sie inden Rahmenvereinbarungen der ge-setzlichen Krankenkassen beschrie-ben ist (Kontakt: www.daem.de).

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Zusammenfassung

Patienten mit rheumatischen Er-krankungen bedürfen einer indi-viduellen Ernährungstherapie,die sowohl die Art der Erkran-kung wie auch die begleitendenNahrungsmittelunverträglich-keiten und Komorbiditäten be-rücksichtigt. Damit ist die Er-nährungstherapie eine bedeut-same Ergänzung der medika-mentösen Therapie und solltegleichzeitig mit ihr begonnenwerden. Patienten mit entzünd-lich-rheumatischen Erkrankun-gen können ihre Therapie miteiner laktovegetabilen Kost aktivunterstützen und den Langzeit-verlauf verbessern. Der Effektder Ernährungstherapie setzterst nach 3 Monaten ein und ver-stärkt sich im Verlauf von 12 Mo-naten.

Summary

Nutrition in rheumatic diseases

Olaf Adam, Munich

Patients with rheumatic diseasesrequire individual nutritionaltherapy, which allows for boththe type of disease and concomi-tant food intolerance and comor-bidities. Nutritional therapy istherefore an important supple-ment to drug therapy and shouldbe started at the same time. Pa-tients with inflammatory rheu-matic diseases can activelysupport their therapy with lacto-vegetarian nutrition and improvethe long-term clinical course.The effect of nutritional therapyis only evident after 3 monthsand increases over 12 months.

Key words: rheumatic diseases,gout, inflammation mediators,food sensitivity, arachidonic acid,lacto-vegetarian nutrition

Ernährungs Umschau 55 (2008) S. 734–740