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4 NET-Journal Jg. 16, Heft Nr. 11/12 November/Dezember 2011 Anfang dieses Jahres ist im „NET-Journal“ bereits ausführlich über die revolutionäre Nickel-Was- serstoff-Technologie von Andrea Rossi und Prof. Sergio Focardi berichtet worden. Inzwischen ge- schah einiges: am 26. Juli besuch- ten die Redaktoren Andrea Rossi in Bologna und beschlossen eine Zusammenarbeit, speziell für die Schweiz. Zahlreiche weitere Tests in Bologna mit Reaktoren im Bereich von 10 kW bis 20 kW ha- ben stattgefunden. Da jedoch eine schnelle Markteinführung solcher Mini-Systeme für Endkunden auf- grund langwieriger Genehmi- gungsverfahren nicht zu erwarten war, konzentrierte sich der Erfin- der voll auf den Bau von Grossan- lagen mit 1 MW Heizleistung. Für derartige Systeme, die in einem Standardindustriecontainer einge- baut sind, sind die Zulassungsver- fahren wesentlich einfacher. Fir- men und Private können solche Heizanlagen sofort bestellen; es wird mit einer Lieferzeit von ca. drei Monaten gerechnet. Eine erste 1-MW-Anlage konnte am 28. Oktober für 2 Mio Euro ver- kauft werden, nachdem ein durch den Käufer beorderter Test-Inge- nieur die Anlage abgenommen hatte. Weitere 13 Systeme wurden seither bestellt. Im Jahr 2012 will Andrea Rossi bis zu 100 Anlagen zu 2 Mio Euro verkaufen. Garantie: 2 Jahre, Lebensdauer der Anla- gen: 30 Jahre. Der Bedarf an Treibstoff in Form von Nickelpul- ver und Wasserstoff ist minimal und schlägt kaum zu Buche. Inzwi- schen plant Andrea Rossi auch den Verkauf von 10-kW-Systemen! Gerald Celentes Voraussage: Durchbruch im Jahr 2011! Bereits Ende Januar 2010 hatte der bekannte amerikanische Trendforscher Gerald Celente prophezeit, dass die “Kalte Fusion” die grösste Investitions- möglichkeit des 21. Jahrhunderts sein und im Jahr 2011 ei- nen Durchbruch erle- ben werde: „Diese Revolution ist so gross wie die Entdeckung des Feu- ers oder die Erfindung des Rades” , sagte er 1 . Tatsächlich konnte Andrea Rossi seine Technololgie am 22. November am Mas- sachusetts Institute for Technology MIT auch vor Regierungs- vertretern vorstellen. Bei der Gelegenheit erläuterte Senator Bruce Tarr in einer Rede: „Wenn Rossis Re- aktor erfolgreich getestet und ent- wickelt werden kann, hat er das Po- tenzial, die Art der Energiegewin- nung in der Welt grundlegend zu ver- ändern“ 2 . Als am 14. Januar dieses Jahres die neuartigen Wärmegeneratoren von Andrea Rossi einem ausgewähl- ten Publikum in Bologna vorgestellt wurden, haben nur wenige Medien- vertreter die Bedeutung dieser Erfin- dung erkannt 3 . Im Unterschied zu üb- lichen Heizsystemen wird hier Wär- me nicht aus fossilen Treibstoffen oder elektrischem Strom erzeugt, sondern über einen niedrigenergeti- schen nuklearen Prozess. Solche Kalte-Fusions-Prozesse werden zwar seit über zwei Jahrzehnten weltweit untersucht, konnten aber bisher noch nicht zur Industriereife entwickelt werden. Bei dem sogenannten Hydrie- rungsprozess, den der italienische Ingenieur Andrea Rossi inzwischen perfektioniert hat, wird ein kleiner Prozentsatz von Nickelatomen in Kupferatome umgewandelt. Ausgangsmaterialien sind feinkör- niges Nickelpulver und ein spezieller Katalysator, die beide einer Wasser- stoffatmosphäre unter einem be- stimmten Druck ausgesetzt werden. Sobald der Reaktor auf einige Hun- dert Grad Celsius aufgeheizt ist, setzt ein autonom ablaufender Vor- gang ein, bei dem wesentlich mehr Wärmeleistung entsteht, als beim Start benötigt wurde. Bei optimaler Regelung kann der Prozess auch autonom ablaufen, so dass im Dau- erbetrieb keine Zusatzenergie benö- tigt wird. Der Leistungsbereich der vorge- stellten Reaktoren liegt in der Gegend von 10 bis 12 kW. Sie benö- tigen weder radioaktive Brennstoffe noch produzieren sie strahlende Ab- fälle. Welche Prozesse im Einzelnen genau ablaufen, ist noch nicht ge- klärt. Konventionelle Physiker sind der Ansicht, dass solche Kalte- Fusions-Prozesse nach dem heuti- gen Konzept der Quantenphysik nicht berechnet werden können. Trotzdem funktionieren die Systeme aber ohne grössere Probleme, wes- halb 1-MW-Heizanlagen in Contai- nergrösse seit November 2011 be- reits kommerziell vermarktet werden. Parallel dazu läuft bei der Universität Bologna ein zweijähriger For- schungsauftrag, um die optimalen Betriebsparameter und die theoreti- sche Basis für die beteiligten Prozes- se herauszufinden. Rossi/Focardi-Nickel-Wasserstoff-Reaktion: Markteintritt mit Kalter Fusion! Erste 1-MW-E-Cat-Heizanlage demonstriert und verkauft 1-MW-Heizanlage im Container der Grösse von 2,4 m * 2,6 m * 5 m mit parallel geschalteten E-Cat-Reaktoren.

Erste 1-MW-E-Cat-Heizanlage demonstriert und verkauft mit 1 MW Heizleistung. Für derartige Systeme, die in einem ... Rossi/Focardi-Nickel-Wasserstoff-Reaktion: Markteintritt mit Kalter

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4 NET-Journal Jg. 16, Heft Nr. 11/12 November/Dezember 2011

Anfang dieses Jahres ist im„NET-Journal“ bereits ausführlichüber die revolutionäre Nickel-Was-serstoff-Technologie von AndreaRossi und Prof. Sergio Focardiberichtet worden. Inzwischen ge-schah einiges: am 26. Juli besuch-ten die Redaktoren Andrea Rossiin Bologna und beschlossen eineZusammenarbeit, speziell für dieSchweiz. Zahlreiche weitere Testsin Bologna mit Reaktoren imBereich von 10 kW bis 20 kW ha-ben stattgefunden. Da jedoch eineschnelle Markteinführung solcherMini-Systeme für Endkunden auf-grund langwieriger Genehmi-gungsverfahren nicht zu erwartenwar, konzentrierte sich der Erfin-der voll auf den Bau von Grossan-lagen mit 1 MW Heizleistung. Fürderartige Systeme, die in einemStandardindustriecontainer einge-baut sind, sind die Zulassungsver-fahren wesentlich einfacher. Fir-men und Private können solcheHeizanlagen sofort bestellen; eswird mit einer Lieferzeit von ca.drei Monaten gerechnet.

Eine erste 1-MW-Anlage konnteam 28. Oktober für 2 Mio Euro ver-kauft werden, nachdem ein durchden Käufer beorderter Test-Inge-nieur die Anlage abgenommenhatte. Weitere 13 Systeme wurdenseither bestellt. Im Jahr 2012 willAndrea Rossi bis zu 100 Anlagenzu 2 Mio Euro verkaufen. Garantie:2 Jahre, Lebensdauer der Anla-gen: 30 Jahre. Der Bedarf anTreibstoff in Form von Nickelpul-ver und Wasserstoff ist minimalund schlägt kaum zu Buche. Inzwi-schen plant Andrea Rossi auchden Verkauf von 10-kW-Systemen!

Gerald Celentes Voraussage:Durchbruch im Jahr 2011!

Bereits Ende Januar 2010 hatte derbekannte amerikanische TrendforscherGerald Celente prophezeit, dass die“Kalte Fusion” die grösste Investitions-möglichkeit des 21. Jahrhunderts sein

und im Jahr 2011 ei-nen Durchbruch erle-ben werde:

„Diese Revolutionist so gross wie dieEntdeckung des Feu-ers oder die Erfindungdes Rades”, sagte er1.

Tatsächlich konnteAndrea Rossi seineTechnololgie am 22.November am Mas-sachusetts Institutefor Technology MITauch vor Regierungs-vertretern vorstellen.Bei der Gelegenheiterläuterte SenatorBruce Tarr in einerRede:

„Wenn Rossis Re-aktor erfolgreich getestet und ent-wickelt werden kann, hat er das Po-tenzial, die Art der Energiegewin-nung in der Welt grundlegend zu ver-ändern“ 2.

Als am 14. Januar dieses Jahresdie neuartigen Wärmegeneratorenvon Andrea Rossi einem ausgewähl-ten Publikum in Bologna vorgestelltwurden, haben nur wenige Medien-vertreter die Bedeutung dieser Erfin-dung erkannt3. Im Unterschied zu üb-lichen Heizsystemen wird hier Wär-me nicht aus fossilen Treibstoffenoder elektrischem Strom erzeugt,sondern über einen niedrigenergeti-schen nuklearen Prozess. SolcheKalte-Fusions-Prozesse werdenzwar seit über zwei Jahrzehntenweltweit untersucht, konnten aberbisher noch nicht zur Industriereifeentwickelt werden.

Bei dem sogenannten Hydrie-rungsprozess, den der italienischeIngenieur Andrea Rossi inzwischenperfektioniert hat, wird ein kleinerProzentsatz von Nickelatomen inKupferatome umgewandelt.

Ausgangsmaterialien sind feinkör-niges Nickelpulver und ein speziellerKatalysator, die beide einer Wasser-stoffatmosphäre unter einem be-stimmten Druck ausgesetzt werden.

Sobald der Reaktor auf einige Hun-dert Grad Celsius aufgeheizt ist,setzt ein autonom ablaufender Vor-gang ein, bei dem wesentlich mehrWärmeleistung entsteht, als beimStart benötigt wurde. Bei optimalerRegelung kann der Prozess auchautonom ablaufen, so dass im Dau-erbetrieb keine Zusatzenergie benö-tigt wird.

Der Leistungsbereich der vorge-stellten Reaktoren liegt in derGegend von 10 bis 12 kW. Sie benö-tigen weder radioaktive Brennstoffenoch produzieren sie strahlende Ab-fälle. Welche Prozesse im Einzelnengenau ablaufen, ist noch nicht ge-klärt. Konventionelle Physiker sindder Ansicht, dass solche Kalte-Fusions-Prozesse nach dem heuti-gen Konzept der Quantenphysiknicht berechnet werden können.Trotzdem funktionieren die Systemeaber ohne grössere Probleme, wes-halb 1-MW-Heizanlagen in Contai-nergrösse seit November 2011 be-reits kommerziell vermarktet werden.Parallel dazu läuft bei der UniversitätBologna ein zweijähriger For-schungsauftrag, um die optimalenBetriebsparameter und die theoreti-sche Basis für die beteiligten Prozes-se herauszufinden.

Rossi/Focardi-Nickel-Wasserstoff-Reaktion:

Markteintritt mit Kalter Fusion!Erste 1-MW-E-Cat-Heizanlage demonstriert und verkauft

1-MW-Heizanlage im Container der Grösse von 2,4 m * 2,6m * 5 m mit parallel geschalteten E-Cat-Reaktoren.

Erstaunlich schneller Markt-eintritt

Ein so schneller Markteintritt miteiner Technologie, die internationalnoch gar nicht anerkannt ist, erscheintungewöhnlich. Üblicherweise werdenneue Produkte erst dann im Marktangeboten, wenn alle technischenParameter bis ins letzte Detail abge-klärt und die physikalischen Abläufegrundsätzlich erforscht sind. Im Falledes E-Cat-Fusor, wie die neuen Reak-toren auch bezeichnet werden, war esjedoch mangels verfügbarer For-schungsgelder zwingend erforderlich,über erste Anlagenverkäufe die finan-zielle Grundlage für die weitere Ent-wicklung hereinzuholen4. Der ErfinderAndrea Rossi hatte sich im Juli 2011sogar gezwungen gesehen, seineeigene Villa in den USA - seinen zwei-ten Standort - zu verkaufen, um dieLiquidität seiner Firma für die nachfol-genden Monate sicherzustellen unddie Fertigstellung und den Verkaufeiner ersten Grossanlage Ende Okto-ber 2011 nicht zu gefährden5.

Patentierung bisher nur inItalien - physikalische Lehr-sätze in Frage gestellt!

Am 6. April 2011 hatte die italieni-sche Patentbehörde ein Patent auf ei-nen Prozess bzw. einen Apparat erteilt,mit dem eine exotherme Reaktion aus-gelöst werden kann, wobei speziellNickel und Wasserstoff verwendetwerden6. Das Patent ist bis zum 9.April 2028 gültig. Erfinder ist AndreaRossi, Anmelder seine Frau Maddale-na Pascucci7. Der Text des Patentesist nicht öffentlich einsehbar.

Vom europäischen Patentamtwurde die Erfindung, die auch alseuropäische und internationale Pa-tentschrift angemeldet wurde, ableh-nend beurteilt8. Es wurde bemängelt,dass nicht ersichtlich sei, dass durchdie beschriebene Reaktion vonNickel mit Wasserstoff Energieerzeugt werden könne. Insbesondereverstosse die Erfindung gegen allge-mein anerkannte Gesetze der Physikund der etablierten Theorien, und esgebe weder experimentelle Bestäti-gungen noch eine theoretisch nach-vollziehbare Erklärung für den Funk-tionsmechanismus9.

Tatsächlich wird in der Patentanmel-dung behauptet, dass das Verfahreneine „echte kalte Kernfusion“ ermögli-che. Ein solcher Prozess wird in derheutigen Mainstream-Wissenschaftals unmöglich eingestuft. Daher nüt-zen auch die im Patenttext angegebe-nen Referenzquellen wenig, wo ähnli-che aussergewöhnliche thermischeProzesse beschrieben werden. Auchdie im Anmeldetext erwähnte Tatsa-che, dass ein Firmengebäude in Bon-deno/Oberitalien vom 16. Oktober2007 an mit der Energie aus einemsolchen Reaktor geheizt wurde, konn-te auf die Patentprüfer keinen Ein-druck machen. Der genannte Betriebsoll ein Jahr lang zu Testzweckenüber ein 35-kW-E-Cat-Heizsystem mitWärme versorgt worden sein10.

Fazit: das europäische Patentamthat wohl noch einen Nachholbedarfan Kenntnissen über die Möglichkeitneuer Technologien! Doch AndreaRossi lässt sich davon nicht ein-schüchtern und macht einfach weiter!

Wie im Patenttext angegeben,geht die Erfindung auf Erkenntnissezurück, die schon in den 90er Jahrendes letzten Jahrhunderts im Zusam-menhang mit hydrierten Metallen,speziell mit Nickel, gewonnen wur-den. Der eigentliche Entdecker derNickel-Wasserstoff-Reaktion ist deritalienische Biophysiker Prof. Fran-cesco Piantelli von der UniversitätSiena. Er hatte bereits 1989 – kurzeZeit nach den Kalte-Fusions-Experi-menten von Fleischmann und Pons -zufällig bei Untersuchungen mit orga-nischem Material, das gleichzeitig mitNickel und Wasserstoff in Kontaktkam, eine geringe Wärmeentwick-lung beobachtet, die er sich nichterklären konnte. Einige Jahre späterhatte Piantelli erste Patente zu denaussergewöhnlichen Effekten ange-meldet11,12.

Von den Versuchen erfuhr auchder Physiker Sergio Focardi, Profes-sor an der Physik-Fakultät der Uni-versität Bologna und Mitglied derBologna-Sektion des INFN (IstitutoNationale di Fisica Nucleare). Erhatte zusammen mit Piantelli eineArbeitsgruppe gebildet, um das Phä-nomen genauer zu untersuchen.1994 hatten beide zusammen mitdem Kollegen R. Habel vom Physik-institut der medizinischen Universität

in Cagliari eine wissenschaftlicheStudie verfasst zum Thema deraussergewöhnlichen Hitzeeffekte beider Hydrierung von Nickel13. 1995erhielt Piantelli für seine Beobach-tung einen “Truffle Prize” auf einem“Workshop on Anomalies in Hydro-gen / Deuterium Loaded Metals“.

Erster öffentlicher AuftrittAnfang 2011

Focardi entwickelte in den folgen-den Jahren den Nickel-Wasserstoff-Prozess zusammen mit IngenieurAndrea Rossi weiter. Den erstenöffentlichen Auftritt wagten die beidenForscher am 14. Januar 2011 in Bo-logna. Dr. Giuseppe Levi von der Uni-versität Bologna hatte die Veranstal-tung mit organisiert. Über die damalsdurchgeführten Tests und die Reak-tionen in der Medienlandschaft ist im„NET-Journal“ Nr. 1/2 ausführlich be-richtet worden14.

In der Zwischenzeit sind die Januar-Messdaten nochmals von unabhängi-ger Seite analysiert worden. Es zeigtesich, dass die ursprünglich angegebe-nen COP-Werte von mehr als 30:1relativiert werden müssen und wahr-scheinlich um einiges geringer warenals ursprünglich angegeben15.

Langzeit-Test im Februar2011

In der zweiten Februarwoche 2011fand in Bologna ein weiterer internerTest statt, der insgesamt 18 Stundendauerte. Laut Aussage von Prof. Giu-seppe Levi, der den Test überwachte,wurde der E-Cat zunächst über eineelektrische Heizspirale mit 1.25 kW

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Blick auf den eigentlichen Reaktorteil miteinem Volumen von etwa 50 Kubikzenti-meter. Die Länge beträgt rund 5 cm(siehe Markierung im Massstab von 35cm bis 40 cm) (Foto: Giuseppe Levi)

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aufgeheizt. Nach 10 Minuten setztedie interne Energieproduktion ein, sodass die extern zugeführte Leistungauf 80 Watt reduziert werden konnte.Diese Leistung entsprach zum gros-sen Teil dem Stromverbrauch für dieSteuerelektronik.

Die Ausgangsleistung, die anfangseinen Wert von 130 kW erreichte,wurde aus Sicherheitsgründen aufeinen stabilen Wert von 15 bis 20 kWeingeregelt. Die gesamte in Wärmeumgesetzte Energie während der 18Stunden dürfte bei rund 250 kWhgelegen haben. Prof. Levi berechne-te den Verbrauch an Wasserstoffwährend der 18-stündigen Testdauerauf etwa 0.4 Gramm16.

Aufgrund der langen Betriebszeitkann bei diesem Test ausgeschlos-sen werden, dass „chemische“ Pro-zesse für den Energieumsatz eineRolle gespielt haben könnten. Jeden-falls hätten rund 25 Liter Heizöl ineinem Brenner verbrannt werdenmüssen, um die gemessene thermi-sche Energie zu erzeugen. Wederkonnten ein Speicher für eine solcheMenge Brennstoff noch eine Bren-nereinheit mit Abgasrohren und Wär-metauscher entdeckt werden.

Experten-Meeting Ende März2011

Am 29. März 2011 erhielten dieschwedischen Physiker Prof. SvenKullander und Prof. Hanno EssénGelegenheit, einen kleineren Ener-giekatalysator zu testen. Prof. Essénwar früher Vorsitzender der „Schwe-dischen Skeptischen Gesellschaft“,die ähnlich wie Partnerorganisatio-nen in den USA und in Deutschlandaussergewöhnliche Phänomene mitkritischer Skepsis untersuchen.

Der verwendete kleine Reaktorerzeugte eine thermische Leistungvon etwa 4.4 kW und setzte innerhalbvon knapp 6 Stunden rund 25 kWhfrei. Der Reaktor wurde durchgehendelektrisch geheizt mit einer zugeführ-ten Leistung von 0.3 kW. Teilnehmerbei diesem Test waren ausserdemProf. Giuseppe Levi, David Bianchini,Carlo Leonardi, Prof. (em.) SergioFocardi sowie Andrea Rossi.

Die schwedischen Wissenschaft-ler schrieben in ihrem Bericht, dassdie Leistung, die in dem etwa 50 cm3

grossen Reaktor erzeugt wurde, mitSicherheit nicht auf chemischeWeise entstanden sein könne, son-dern von einem nuklearen Prozessstammen müsse. Der Reaktor ent-hielt etwa 50 Gramm feines Nickel-pulver. Weitere Details können demExperimentalbericht entnommenwerden17.

Bei der späteren Analyse von „ver-brauchtem“ Nickelpulver aus einemfrüheren Versuch zeigte sich, dassdort 10% Kupfer und 11% Eisen ent-halten waren. Überraschenderweisewar das Isotopenverhältnis in der„verbrauchten“ Probe bei Nickel undKupfer (70% Isotop 63 und 30% Iso-top 65) identisch mit dem in der Naturvorkommenden Verhältnis18. Falls inden E-Cats aber eine nukleareTransmutation stattfinden würde,wäre eigentlich zu erwarten gewe-sen, dass sich die Isotopenverhält-nisse verändert hätten. Man könntezum Beispiel vermuten, dass dasAusgangsisotop Nickel 58 zu Kupfer59 umgewandelt würde und an-schliessend zu Nickel 59 zerfällt.Dieses würde Kupfer 60 bilden, daszu Nickel 60 zerfällt und zu Kupfer61 fusioniert, wobei es anschlies-send zu Nickel 61 zerfällt, um zuKupfer 62 zu fusionieren und dannzu Nickel 62 zu zerfallen. Dieseskönnte endlich das stabile Kupfer 63bilden. Doch dann müsste das ent-

standene Kupferisotopenverhältnisganz anders aussehen, als aus derMessung ersichtlich ist19.

Zusätzliche Tests im April

Am 19. und 28. April fanden weiterePräsentationen statt, wobei über denersten Test auch der italienische Fern-seh-Kanal „Rai News“ in einer 25minü-tigen Dokumentation20 berichtete.

Beide Male war der schwedischeJournalist Mats Lewan von der Fach-zeitschrift “Ny Teknik” anwesend, derspäter auf den Webseiten der Zeit-schrift einen Bericht schrieb. MatsLewan ist Wissenschaftsredaktor undhat am Schwedisch-KöniglichenInstitut für Technologie seinen Masterof Science in angewandter Physikgemacht.

Beim knapp dreistündigen Ver-such wurden eine Eingangsleistungvon 300 Watt und eine Ausgangslei-stung zwischen 2.3 bis 2.6 Kilowattgemessen. Die erzeugte Energiewährend der Testdauer von knapp 3Stunden betrug 6.9 kWh bzw. 25 MJ.Über beide Testläufe am 19. und 28.April gibt es ausführliche Testberich-te21,22 sowie eine Videodokumenta-tion, die zu Beginn des Artikels in derZeitschrift Ny Teknik abgerufen wer-den kann23. Laut Auskunft vonAndrea Rossi waren seit Anfang Mai2011 bereits 105 E-Cat-Module im

Andrea Rossi umhüllt den linken Reaktor, der für den Versuch verwendet wird, mitAbschirmmaterial. Die Wissenschaftler Sven Kullander (links) und Hanno Essén ausSchweden beobachten den Versuchsablauf. (Foto Giuseppe Levi)

Dauertest. Solche Stresstests solltensicherstellen, dass die 1-MW-Anla-gen, die für den Verkauf im Spät-herbst vorbereitet wurden, auch pro-blemlos im Langzeitbetrieb funktio-nieren24.

Vorführung Mitte Juni 2011

Am 14. Juni 2011 kam es in Bolog-na zu einer weiteren Vorführung vonvier E-Cat. Unter den Teilnehmern warauch der US-amerikanische Heraus-geber der Zeitschrift “New EnergyTimes”, Steven B. Krivit. Dieser führtemehrere Video-Interviews mit AndreaRossi, Prof. Sergio Focardi sowie demPhysiker Giuseppe Levi durch. Eskonnten zahlreiche Fotos gemachtund die Messwerte bei der Vorführungabgelesen werden. Allerdings durftedas Innenleben des eigentlichenReaktors, wie schon früher, nicht inspi-ziert und fotografiert werden.

Der aus dem Netz aufgenommeneStrom betrug 3,5 A, was bei einer Netz-spannung von 230 V einer Leistungs-aufnahme von 805 Watt entspricht.Laut Rossi soll der E-Cat-Reaktor eineHeizleistung von 5 kW abgegebenhaben, woraus sich ein “Energiege-winn” von 6,7 errechnen lässt.

Nach Rückkehr in die USA veröf-fentlichte Krivit drei Tage spätereinen enttäuschenden vorläufigenBericht25. Die Angaben des E-Cat-Trios Rossi, Levi und Focardi seien

bislang wissenschaftlich hochgradiglückenhaft. Insbesondere sei nichtklar, ob es sich bei dem erzeugtenDampf tatsächlich um reinen trocke-nen Dampf oder Nassdampf oder einGemisch von beidem handelte. Dieshat einen entscheidenden Einflussauf die Berechnung der erzeugtenHeizleistung bzw. den COP (Coeffi-cient of Performance).

Pressekonferenz in Athen

Am 23. Juni 2011 fand in Atheneine Pressekonferenz statt, die vonder griechischen Firma und damali-gen Lizenzhalterin Defkalion GreenTechnologies organisiert worden war.Unter den 150 Teilnehmern warenneben Presse- und Radio-/Televi-sions-Vertretern auch der Minister fürIndustrie und Energie, der Präsidentder griechischen Industriekammer,der Präsident der Vereinigung grie-chischer Handelskammern, der Prä-sident der griechisch-amerikanischenHandelskammer, der Präsident derGriechischen Nickel-GesellschaftLacro, Repräsentanten der Industrie-union Nordgriechenlands sowie Uni-versitätsprofessoren und anderelokale Offizielle26.

Der Grund für die Beziehungen zuGriechenland liegt darin, dass Prof.Sergio Focardi früher mit Prof. Chri-stos Stremmemos zusammengear-beitet hatte. Dieser war eine Zeit langgriechischer Botschafter in Italienund kennt daher verschiedene Leutein der griechischen Regierung, dieauch auf diesem Gebiet gearbeitethatten. So kamen letztlich die Kon-takte zur Defkalion-Gruppe zustande.Dazu ist zu bemerken, dass die grie-

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Andrea Rossi vor 4 E-Cat-Aggregaten, der zugehörigen Steuerelektronik (links) undder Regeleinheit für die Wasser-Durchfluss-Pumpe. (Bild Daniele Passerini Blog)

Konkurrenzgerät “Hyperion” der griechischen Firma Defkalion mit Einzelkomponenten.

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chische Firma alles tat für die Förde-rung dieser Technologie, weil siedarin eine Rettung der darniederlie-genden griechischen Wirtschaft sah.

Alle Präsentationen der Konferenzvom 26. Juni 2011 sind auf der Web-seite von Defkalion einsehbar27.Auch ein kurzes Video-Interview mitAndrea Rossi und Alexandros Xan-thoulis, einem Verwaltungsrat undgleichzeitig “treibende Kraft” bei Def-kalion, ist zugänglich28.

In Griechenland sollen die Geräteunter dem geschützten Namen Hy-perion vertrieben werden. Die Kom-pletteinheiten produzieren einerseitsWärme und andererseits Strom mit-tels integrierten Mikro-Dampfturbinenauf der Basis eines neuen effizientenRankine-Prozesses. Die „Series CHyperion”-20-kW-Geräte sollen proJahr eine Energiemenge von 157MWh liefern. Ein solches Energiege-rät reicht zur Energieversorgungeines 200 m2 grossen Hauses undkann zusätzlich noch Überschuss-strom im Wert von 2’000.- Euro proJahr ins Netz einspeisen.

Eine Presseverlautbarung überdas Produktespektrum der Heizsy-steme, das von 5-11 kW bzw. von 9-45 kW reicht, wurde am 30. No-vember weltweit veröffentlicht29,30.Die Auslieferung der ersten Geräteist bereits für 2012 geplant, wobei derLeistungsfaktor (COP) bei 25:1 bzw.32:1 liegen soll. Ähnlich wie beim E-Cat von Andrea Rossi ist die Reaktor-kammer durch einen Selbstzerstö-rungsmechanismus geschützt.

Besuch in Bologna/Koope-ration für die Schweiz u.a.

Die Redaktoren reisten am 26. Julinach Bologna, um Andrea Rossi zutreffen. Sie wollten Näheres über seineweitere Produktestrategie erfahrenund ihm ihrerseits Kontakte zu Schwei-zer Unternehmen und Regierungsbe-hörden vermitteln. Rossi informiertesie, dass bereits mehrere europäischeUnternehmen Interesse an Lizenzenund Geräten gezeigt hätten.

Nachdem er in der Schweiz nochkeine Kontakte hatte, schlug er vor,dass alle Anfragen für Lizenzen undBestellungen über die Firma TransAl-tec AG laufen sollen, die von denRedaktoren repräsentiert wird.

Um vorzugreifen: seither wurdenKontakte zu Schweizer Politikern undE-Werken aufgenommen, die nach derEnergiewende eine grössere Offenheitfür unkonventionelle Systeme zeigen.Nachdem die Schweizer Lizenz 150Mio Euro kostet, kommt dafür nur einIndustrie- oder Energiekonzern inFrage. Ausserdem führten Verhand-lungen mit einer Immobilienfirma dazu,dass diese eine 1-MW-Anlage in einerImmobilie einbauen will. Weitere Ver-handlungen sind im Gange!

Als die Redaktoren Andrea Rossibei ihrem Gespräch in Bologna nachseinem Verhältnis zur Firma Defka-lion befragten, liess er durchblicken,dass Differenzen vorhanden seien.Er bezog sich vor allem auf das Vor-haben von Defkalion, die angekün-digten Kleinsysteme zu produzierenund zu vermarkten. Es sei schwierig,für Kleinanlagen mit dieser Technolo-gie offizielle Zulassungen zu bekom-men. Bei grossen Industrieanlagenverhalte es sich anders. Dafür seienZulassungen leichter zu erhalten.

Er bestätigte auch, dass er ab No-vember die ersten Bestellungen für1-MW-Systeme entgegennehmenund diese innerhalb von zwei bis dreiMonaten ausliefern werde.

Im Oktober werde eine Demoeiner 1-MW-Anlage in Bologna statt-finden. Er sagte den Redaktorenausdrücklich zu, dass er sie dazueinladen werde - ein Versprechen,das er dann aber nicht halten konnte.Am 24. Oktober teilte er den Redak-toren telefonisch mit, dass der Käu-fer der 1-MW-Anlage, die am 28.Oktober 2011 demonstriert werde,restriktive Bedingungen bezüglichBesucher gestellt hatte. Nachdem essich um einen Käufer aus dem Mili-tärbereich handelte, wurden dieseMassnahmen später begreiflich.

Doch das alles wussten sie damalsnoch nicht, und einstweilen geschahennoch andere einschneidende Dinge.

Rossi beendet Kooperationmit Defkalion

Die Differenzen zwischen AndreaRossi und der Firma Defkalion lagenschon in der Luft. Rossi begründetedas den Redaktoren gegenüber damit,dass die Firma Praxen-Defkalion dievereinbarten Lizenzgebühren nicht be-

zahlt hatte, jedoch weiterhin Unterli-zenzen pro Fertigungsbetrieb zumVerkauf anbiete. Deshalb kam es am4. August 2011 zum definitiven Bruchdes Kontraktes31. Laut Rossi sind dieGriechen gar nicht in der Lage, Nickel-Wasserstoff-Reaktoren zu bauen, weilihnen das Know-how dazu fehle. Dassieht diese Firma aber anders.

Defkalions Geschäftsleiter Alexan-dros Xanthoulis informierte den Wis-senschaftsredaktor des schwedi-schen Technikmagazins „Ny Teknik“einen Tag nach der Kontraktauflö-sung, dass die italienische Univer-sität in Siena komplette Kenntnissedes Verfahrens habe. Es sei ihr beieiner spektroskopischen Ausmes-sung des Reaktors - von der AndreaRossi nichts mitbekommen hatte -gelungen, alle Komponenten imInnern des Reaktors zu analysieren.Darüber hinaus hätten sie eine Lö-sung dafür gefunden, um auch überlängere Zeit die gleichmässige Er-wärmung im Innern des Reaktors si-cherzustellen32. Bei den E-Cats vonAndrea Rossi musste hingegen imlaufenden Betrieb zusätzliche Wärmevon aussen zugeführt werden: etwa1/6 der Ausgangs-Heizleistung, abermöglicherweise hat Rossi das inzwi-schen auch selber in den Griff be-kommen, wie er mal den Redaktorengegenüber antönte, so dass auch beiseinen E-Cats über längere Zeit einautonomer Betrieb ohne stabilisie-rende Zusatzheizung möglich ist.

Andrea Rossi mit Adolf und Inge Schneiderbei deren Besuch vom 26. Juli 2011 inBologna. Seither sind sie bzw. ihre FirmaTransAltec AG für die Schweiz die An-sprechpartner für die Rossi-Technologie,wobei sie selbstverständlich auch Kontaktezu Investoren/Lizenznehmern andererLänder einbringen können.

Um etwaigen rechtlichen Schrittenzuvorzukommen, betont die griechi-sche Firma explizit, dass sie ihreHyperion-Technologie im eigenenHaus entwickelt habe und dass diesenichts mit Rossis E-Cats zu tun habe.

Um vorzugreifen: Nachdem die Re-daktoren Rossi am 30. November2011 die aktuellen Pressemeldungenvon Defkalion gemailt hatten mit derFrage, ob er diese schon kenne, ant-wortete er postwendend: “Defkalionmuss auf Grund der bekannt geworde-nen Information bezüglich der Er-kenntnisse der Universität Siena (s.oben, die Red.) mit grossen juristi-schen Schwierigkeiten rechnen.”

Weitere Demo eines E-Catam 7. September 2011

Bei diesem Test hatte der Wissen-schaftsjournalist Mats Lewan von “NyTeknik” erneut teilgenommen. Es wur-den Experimente mit einem grösserenModell des E-Cat durchgeführt, dasMasse von 50 x 60 x 30 cm aufwiesund 80 kg wog (ohne Wasser). DiesesModell soll im 1 MW- Kraftwerk, das inden USA geplant ist, verbaut werden.

Der E-Cat wurde für 90 Minuten mitelektrischer Energie von 2,6 Kilowattvorgeheizt. Danach ging es 35 Minutenweiter ohne jegliche externe Energie-zufuhr33. Die Ausgangsleistung schätz-te Mats Lewan auf 3.5 bis 8 Kilowattunter verschiedenen Annahmenbezüglich des Wasserdurchflusses, derDampfqualität, der Temperatur im Inne-ren und anderer Parameter34.

Test mit 27 kW-Modul am 6.Oktober 2011

Bei dieser Vorführung hatte AndreaRossi den Heissdampf, der vom E-Cat-Reaktor erzeugt wurde, über ei-nen Wärmetauscher auf einen zweitengeschlossenen Wärmekreislauf ge-führt. So konnte aus dem Wasser-durchfluss, der Vorlauf- und Rücklauf-temperatur zweifelsfrei die erzeugteWärmeproduktion errechnet werden35.Rossi hatte zu diesem Test rund 30Wissenschaftler, Professoren, Ingeni-eure und Journalisten aus aller Welteingeladen. Während der 7-stündigenVersuchsdauer lief der E.Cat rund 3.5Stunden ohne externe Zusatzheizung.Die ausführlichen Messdaten wurden

später von vier Experten ausgewertet,wobei sich drei überzeugt zeigten,dass der E-Cat eindeutig eine autono-me Wärmeproduktion von mehrerenKilowatt zeigte36. Einen Bericht mitVideos hatte Sterling D. Allen auf derWebseite „peswiki“ publiziert37, nach-dem er selber in Bologna gewesenwar (siehe unten).

Der Wissenschaftsredaktor MatsLewan von “Ny Teknik” berichtete inseiner Versuchsauswertung, dassAndrea Rossi nach Abschalten derexternen Heizung ein Gerät einge-schaltet hatte, um bestimmte Frequen-zen zu erzeugen38. Möglicherweisewollte er damit den Prozess optimie-ren, wie dies die „Brillouin Energy Cor-poration“ aus Berkely/CA konzipierthat39. Diese Firma, bei der Rossi bisAugust 2011 mit beteiligt war, hat einspezielles Verfahren zur Energiege-winnung entwickelt, das „ControlledElectron Capture Reaction“ (CECR)genannt wird. Mittels elektromagneti-scher Impulse soll es möglich sein,einige Protonen in einem Metall inNeutronen zu verwandeln, die dannvon einigen Nukleonen in der Umge-bung eingefangen werden. Bei diesemProzess entsteht Wärme, die über dieelektronische Steuerung des Pulsge-nerators genau kontrolliert werdenkann. Inwieweit diese Frequenztech-nologie beim E-Cat-Versuch am 6.Oktober eine Rolle gespielt hat, istunbekannt. Vermutlich wollte Rossinur testen, ob die Brillouin-Technologieeine Optimierung bringen könnte.

28. Oktober 2011: erste 1-MW-Anlage demonstriert - Rossi:“Wir haben’s geschafft!”

Am 14. Januar 2011 hatte AndreaRossi angekündigt, dass er ab Ok-tober dieses Jahres mit der Vermark-tung seiner Technologie beginnenwerde. Diesen Termin konnte er wie

geplant einhalten und am 28. Oktobertatsächlich seine erste 1-MW-Anlagedemonstrieren und verkaufen. Bei derPräsentation waren einige Pressever-treter offizieller Medienagenturen undProfessoren anwesend40.

Sterling Allen informiert das “NET-Journal” über die Demo!

Nachdem Sterling Allen von Peswikiaus Salt-Lake-City/Utah schon mehr-fach über die Rossi-Technologie be-richtet hatte, reisten er und seine Frauauf eigene Initiative nach Bologna, umdort an der Demo teilzunehmen. Daswar etwas riskant, weil er bis dahinAndrea Rossi persönlich nicht gekannthatte. Doch alles verlief glatt, und amRande der Demo hatten sie guten per-sönlichen Kontakt. Über Sterling Allenwünschten die Redaktoren AndreaRossi alles Gute für die Demo.

Sterling Allen war somit der einzige“Insider der Szene” und entspre-chend enthusiastisch. Thematischbedingt, sind er und die Redaktorenschon lange befreundet. Er briefte siewährend seiner Anwesenheit inBologna fortlaufend über die Demo.

So schrieb er einen Tag nach derDemo den ersten First-hand-Berichtund bot auch an, dass die Redakto-ren Fotos, die er gemacht hatte, fürs“NET-Journal” verwenden könnten.

Zitat: “Hier ist unser erster Berichtüber die Demo... Als ich Andrea Rossiin der Diskussion fragte, ob der Käufermit dem Test zufrieden gewesen sei,antwortete er, ja, ich denke, er war vollzufrieden. In dem Video, das von derDiskussion aufgenommen worden

November/Dezember 2011 NET-Journal Jg. 16, Heft Nr. 11/12 9

Sterling Allen schickte den Redaktoren die-ses Bild von sich und seiner Frau CheryMoon, das in Venedig aufgenommenwurde, bevor sie am 28. Oktober in Bolog-na an der Demo teilnahmen und darüberdie Redaktoren informierten. Diese ludenihrerseits beide in die Schweiz ein, was sieauf später verschieben mussten. SterlingAllen platzierte die Einladung aber dannbreit auf seiner Website!

Andrea Rossi mit Sterling Allen anlässlichder Demo vom 28. Oktober in Bologna.

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war, sieht man, wie Rossi strahlendäusserte: ‘Ja, jetzt haben wir denDurchbruch geschafft!’”

Unter Peswiki finden sich jetzt aus-führliche Informationen über Her-kunft, Geschichte und Demos derRossi-Technologie.

Zu erfahren war, dass TestingenieurDomenico Fioravanti die Anlage imAuftrag des Käufers getestet undabgenommen hatte. Fiovaranti ist einpensionierter italienischer NATO-Offi-zier mit 30jähriger Erfahrung in ther-modynamischen Systemen und Heiz-kraftanlagen. Man vermutete damalsschon, dass der bis dahin geheimge-haltene Käufer von einer militärischenOrganisation kommt.

Später gab Andrea Rossi im Inter-net an, dass es sich beim Käufer umeine Militärbasis handelt. Diese plant,die E-CAT-Systeme einzusetzen, ummilitärische Infrastrukturen mit Wär-me zu versorgen.

Weitere dreizehn 1-MW-An-lagen bestellt!

Die Demo gab offenbar das Start-signal zu weiteren Bestellungen.Inzwischen sollen weitere 12 1-MW-Anlagen bestellt worden sein41. WieRossi den Redaktoren gegenüberauf Nachfrage bestätigte, plant diemilitärische Forschungsanstalt, allediese Anlagen zu einem einzigenHeizkraftwerk zusammenzuschalten.Name, Ort und Nationalität diesesKunden seien vertraulich42.

Für einen anderen Käufer bereitetRossi derzeit eine weitere Anlagevor, die in 3 Monaten ausgeliefertwerden soll. Im Jahr 2012 will er mitseiner Firma Leonardo Corporationbis zu 100 Anlagen in diesem Lei-stungsbereich absetzen38.

Im Testbericht von Fiovaranti ist derAufbau der Anlage genauer beschrie-ben. Der Container hat 2.6 m Breite,2.6 m Höhe und 5 m Länge bei einemGesamtgewicht von 10 Tonnen. ImInnern des Containers waren 107Module von je 10 kW angeordnet, dieparallel geschaltet sind. Auf dem Dachdes Containers waren weitere 8 Modu-le platziert. Jedes dieser Module istaus 3 Submodulen zu je 3.3 kW aufge-baut. Nach einer zweistündigen Auf-heizphase mit zunächst 120 kW undlangsamer Steigerung auf 180 kW

wurde die elektrischeStromzufuhr, die voneinem Dieselstromag-gregat kam, unterbro-chen. Von diesemZeitpunkt an liefertedie Anlage 5.5 Stun-den lang völlig auto-nom eine Leistungvon 467 kW. Die indiesem Zeitraum ge-lieferte Energie betrug2560 kWh, was einerMenge von rund 250kg Heizöl entspricht.Die volle Nennlei-stung von 1 MW wur-de bei diesem Testaus Sicherheitsgrün-den nicht „ausgefah-ren“44. Einen ausführlichen Berichtüber den „E-Day“, wie dieser histori-sche Tag auch genannt wurde, publi-zierte Sterling D. Allen auf der Websei-te von Peswiki45.

Wie ihm Andrea Rossi bestätigte,kosten die ersten 1-MW-Anlagen fürden Markt in USA 2 Mio USD, wäh-rend sie in Europa für 2 Mio Euro ver-kauft werden. Bei einer künftigen Mas-senproduktion könnten die Preisedurchaus auf etwa 400 USD und weni-ger pro kW gesenkt werden. Lizenz-nehmer erhalten Produktions- undVertriebsrechte und können daher ihrePreispolitik selber bestimmen.

Thermoelektrische Kraftwerke

Um die Amortisation der Anlagen zuverbessern, erscheint es sinnvoll, nichtbenötigte Wärme in Strom umzuwan-deln. Übliche thermoelektrische Kraft-werke arbeiten mit einer Dampftempe-ratur von 540 Grad Celsius, um einenguten Wirkungsgrad zu erzielen. Dochauch mit Heissdampf im Bereich von450 Grad liessen sich noch ordentli-che Wirkungsgrade erreichen, die beietwa 35% liegen. Andrea Rossi gehtdavon aus, dass seine Firma in einemJahr oder früher solche Anlagen wirdliefern können46.

Offizielle Webseite

Am 16. November 2011 wurde dieoffizielle Webseite ecat.com freigeschal-tet, die von vier schwedischen Unter-nehmern betreut wird47. Es handelt sich

um Stefan Helgesson, Web-Designer,Peter La Terra, Verkaufsmanager, Ni-clas Sandström, promovierter Elemen-tarphysiker und Landesmanager in Eng-land, sowie den Geschäftsführer undIngenieur Magnus Holm48.

Sie hatten Andrea Rossi bereits imJuni bei der Pressekonferenz in Athengetroffen und später die Zusammenar-beit mit ihm bei einem Meeting in Upp-sala/Schweden vertieft. Ihre Firma„Hydrofusion“ hatten sie zwei Wochenvorher, am 8. Juni 2011, gegründet49.Dieses Unternehmen, das seinen Sitz inLondon hat, ist in allen Bereichen tätig,die mit der Energieproduktion aus „Kal-ter Fusion“ zu tun hat.

Auf der offiziellen Webseite findensich ausführliche technische Angabenzur E-Cat-Container-Anlage mit einerHeizleistung von 1 MW. Als mittlereEingangsleistung wird ein Strombedarfvon 167 kW angegeben, was bei einerAusgangs-Wärmeleistung von 1000kW einem COP von 6 entspricht. DieE-Cat-Anlage erreicht somit die dop-pelte Effizienz üblicher Wärmepum-pen, wobei die Wärme nicht derUmgebung abgezogen wird, sondernaus einem (noch) unbekannten nu-klearen Prozess stammt.

Kleinanlagen für Jedermann

Im Unterschied zur griechischenFirma Defkalion, die in ihrem Produk-tespektrum auch Geräte im Bereichvon 20 kW anbieten will, hatte sichAndrea Rossi zunächst auf Grossan-lagen festgelegt. Er begründete dies

Prinzipielles Schema, wie Heissdampf aus einem E-Cat-Reaktorsystem in Strom umgewandelt werden kann.

damit, dass die Zulassung für Indu-striesysteme leichter zu bekommensei als für Geräte, die für Endkundengedacht sind. Hierfür werden vonSeiten der Sicherheits- und Zulas-sungsbehörden wesentlich höhereAnforderungen gestellt.

Inzwischen informierte Rossijedoch - offenbar herausgefordertdurch das Vorgehen von Defkalion,sehr rasch Kleingeräte auf den Marktzu bringen - , dass in einigen Län-dern ebenfalls E-Cat-Kleingeräte(Home Units) verfügbar gemachtwerden sollen. Interessenten könnensich bereits auf eine Warteliste set-zen lassen, die unverbindlich ist undkeine Kaufverpflichtung beinhaltet.Bekannt wurde aber, dass 10-kW-Geräte etwa 4’000 Euro kosten.

Sobald 10‘000 Anfragen zusam-menkommen, werde er dies bekannt-geben und dann Massnahmen ver-künden. Laut Information auf derWebseite E-Cat.com sollen bereitsTausende von Bestellungen einge-gangen sein. Interessenten könnensich auch bei der Redaktion des“NET-Journals”/TransAltec AG mel-den. Die Bestellungen werden direktan Andrea Rossi weiter geleitet.

Zur Amortisation eines solchenHeizgeräts: Man kann damit rechnen,dass sich Heizgeräte mit 10 kW zueinem Anschaffungspreis von 4’000Euro in etwa zwei Jahren amortisierthaben, während die Verbrauchsko-sten (etwas Nickelpulver und Was-serstoff) kaum ins Gewicht fallen.

Mit der Vermarktung solcher Gerä-te wird auch der Aufbau einer ent-sprechenden Wartungslogistik ge-koppelt sein, die den periodischenAustausch der Verbrauchsmateria-lien organisiert.

Ausblick

Wie die Ereignisse zeigen, schei-nen sich die Prognosen des US-Trendforschers Gerald Celente inBezug auf die “Kalte Fusion” zu erfül-len. Auch wenn Physiker die theoreti-schen Zusammenhänge noch nichtverstehen und Ingenieure aus demBereich konventioneller Energietech-nologien sich eher skeptisch zeigen,scheint ein Durchbruch zu einer neuenEnergie-Aera gelungen zu sein.

In den nächsten Monaten werdenzumindest zwei kompetente Firmen,die Leonardo Corporation von AndreaRossi und Praxen-Defkalion GreenTechnologies Global, Geräte produzie-ren, die mit wenig Eingangsenergieund geringen Mengen an Verbrauchs-material erhebliche Mengen an Aus-gangsenergie erzeugen. Es ist auchmöglich, dass ein paar weitere Pro-dukte, die bei anderen Firmen, wiezum Beispiel bei Prof. Francesco Pian-telli, in Entwicklung sind, nächstesJahr ebenfalls serienreif werden.

Sterling D. Allen schreibt, dass er eszwar bedauerlich finde, dass sich beimAnbruch einer neuen Energie-Aerabereits Differenzen zwischen ur-sprünglich kooperierenden Firmenergäben. Doch letztlich belebe Kon-kurrenz das Geschäft. Je mehr solcheFreie-Energie-Technologien im Marktin Erscheinung treten, desto eher wirdes möglich sein, die Energie aus fossi-ler oder nuklearer Technologie zu sub-stituieren. Inzwischen interessierensich auch Finanzfirmen dafür, Hunder-te von Millionen USD in Technologiender “Kalten Fusion” zu investieren. as

Literatur:1 http://www.heise.de/tp/artikel/

34/34400/1.html2 http://www.e-catworld.com/2011/11/massachusetts-

senator-bruce-tarr-first-politician-to-publicly-propose-e-cat-as-energy-solution/

3 Schneider, A: Unerschöpfliche Energie aus Nic-kel-Wasserstoff-Reaktion, in “NET-Journal” Nr. 1/2, 2011, S. 9-17

4 www.ecat.com5 http://pesn.com/2011/09/21/9501918_

Rossis_Home_Sacrificed_For_Cold_Fusion_E-Cat_Launch/

6 http://nickelenergy.wordpress.com/2011/05/10/rossi-wins-italian-patent-for-e-cat/

7 http://www.uibm.gov.it/uibm/dati/stampa_elenco_info.aspx?load=info_stampMain&id=1610895&table=Invention

8 http://worldwide.espacenet.com/publicationDetails/originalDocument?CC=WO&NR=2009125444A1&KC=A1&FT=D&date=20091015&DB=EPODOC&locale=en

9 http://esowatch.com/ge/index.php?title=Focardi-Rossi-Energiekatalysator

10 http.//evworld.com/art5icle.cfm?storyid=2025 Kommentar von Mary Yugo vom24.11.2011

11 Piantelli, F. Patent EP 0767962 B1, 199512 Piantellie, S. und F.: Patent WO 2010058288 A1,

201013 Focardi S., Habel R., and Piantelli F.,“Anomalous

Heat Production in Ni-H Systems,” Il NuovoCimento, Vol. 107A, p. 163-167, (1994), siehehttp://www.newenergytimes.com/v2/library/1995/1994Focardi-AnomalousHeatNi-H-NuovoCimento.pdf

14 wie 315 siehe Literatur 9, S. 4,516 http://www.nyteknik.se/nyheter/energi_

miljo/energi/article3108242.ece17 http://www.nyteknik.se/incoming/article

3144960.ece/BINARY/Download+the+report+by+Kullander+and+Ess%C3%A9n+%28pdf%29

18 http://www.mail-archive.com/[email protected]/msg44471.html

19 siehe Literatur 9, S. 620 http://www.rainews24.rai.it/it/canale-tv.

php?id=2307421 http://www.nyteknik.se/incoming/article

3166567.ece/BINARY/Report+test+of+E-cat+19+April+2011.pdf

22 http://www.nyteknik.se/incoming/article3166569.ece/BINARY/Report+test+of+E-cat+28+April+2011.pdf

23 http://www.nyteknik.se/nyheter/energi_miljo/energi/article3166552.ece

24 http://pesn.com/2011/05/02/9501822_NyTeknik_Validates_Rossis_Energy_Catalyzer/

25 http://blog.newenergytimes.com/2011/06/16/preliminary-report-of-interviews-with-e-cat-trio-rossi-focardi-and-levi/

26 http://www.infinite-energy.com/images/pdfs/MacyDefkalion.pdf

27 http://www.defkalion-energy.com/press28 http://coldfusionnow.wordpress.com/2011/

06/29/interviews-with-rossi-and-xanthoulis/29 http://nextbigfuture.com/2011/11/praxen-

defkalion-reveals-technical.html30 http://www.defkalion-energy.com/ files/ Press_

Release_30Nov2011_Praxen_Defkalion_Green_Technologies.pdf

31 http://pesn.com/2011/08/07/9501886_Rossi_Terminates_Defkalions_E-Cat_Rights_and_License/

32 http://www.nyteknik.se/nyheter/energi_miljo/energi/article3353181.ece

33 http://www.nyteknik.se/nyheter/energi_miljo/energi/article3264362.ece

34 http://www.nyteknik.se/incoming/article3264365.ece/BINARY/Report+E-cat+test+September+7+%28pdf%29

35 http://www.focus.it/scienza/e-cat-test-6102011-la-relazione-di-christos-stremmenos_C12.aspx

36 http://www.nyteknik.se/nyheter/energi_miljo/energi/article3295411.ece

37 http://peswiki.com/index.php/News:Real-Time_Updates_on_the_October_ 6,_2011_E-Cat_Test

38 http://mnispel.net/neengineer/?p=22939 http://www.brillouinenergy.com/40 http://22passi.blogspot.com/2011/10/bologna-

28-ottobre-primo-resoconto-del.html

41 http://energycatalyzer3.com/news/report-rossi-has-13-buyers-for-1-mw-e-cats

42 http://ecatreport.com/rossi/the-e-cat-grows-big-ger-now-a-13-mw-power-plant

43 http://pesn.com/2011/11/03/9501945_E-Cat_Orders_Being_Taken_After_Successful_Launch/

44 http://coldfire-lenr.blogspot.com/2011/10/sold-customer-accepts-e-cat.html

45 http://pesn.com/2011/10/28/9501940_1_MW_E-Cat_Test_Successful/

46b http://ecatnews.com/?p=145147 http://ecat.com/48 http://www.nyteknik.se/nyheter/energi_

miljo/energi/article3347150.ece49 http://hydrofusion.com/

November/Dezember 2011 NET-Journal Jg. 16, Heft Nr. 11/12 11

Designvorschlag von einem E-Cat-Klein-aggregat.