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das legendäre Wort des heute-journal- Moderators vom „Wickelvolontariat“, mit dem der Diskurs um das neue Elterngeldgesetz im Jahr 2007 begann, habe ich noch im Ohr. Fünf Jahre später fragen Sie sich vielleicht auch: Was hat sich verändert? War es der große Wurf der Bundesministerin von der Leyen oder ist nicht doch vieles beim Alten geblieben? Wir, die in den letzten Jahren die Zielgruppe der Männer und Väter im Blick hatten, möchten mit unserem ersten Newsletter, der ab jetzt vier mal im Jahr erscheinen wird, Bilanz ziehen. Und vor allem wollen wir deutlich machen, dass das Elterngeld bei aller Kritik den Wandel der Männerrolle „sichtbar“ gemacht hat. Es kommen Elternzeitväter, junge Paare, Unternehmensvertreter und Experten zu Wort. Anhand der verschiedenen Perspektiven zeigt sich, dass der gesellschaftliche Wandel in vollem Gange ist und die Diskussionen um Frauen in Führungs- positionen, „moderne Väter“ oder den Fachkräftemangel nicht mehr aufzuhalten sind. Alte Rezepte funktionieren bei der Lösung dieser Herausforderungen nicht mehr. Gefragt sind neue Konzepte und Ideen, die an der Alltagspraxis der Unternehmen und den Bedürfnissen der Mitarbeiter ansetzen. Ich bin mir sicher, dass Sie hier viele interessante Anregungen und „Wertvolle News“ finden! Ihr Volker Baisch Geschäftsführer Väter gGmbH Sehr geehrte Damen und Herren, NEWSLETTER VäTER GGMBH WERTVOLLE NEWS 1/2012 HTTP://VAETER-GGMBH.DE/NEWSLETTER/ BEMERKENS-WERT LESENS-WERT DER-REDE-WERT ERLEBENS-WERT DIE FÜHRUNGSSTIL KOLUMNE ELTERNZEIT-VATER BEI AIRBUS WERTVOLLE VÄTER - WENN DIE BEDINGUNGEN STIMMEN MÄNNERWANDEL - WORK IN PROGRESS Damit Männer ihre Vaterrolle glücklich leben können, müssen die Faktoren stimmen. Das geht aus den Studien hervor, die wir in dieser Ausgabe vorstellen. Darüber hinaus geben wir Veranstaltungstipps und Hinweise zu spannenden Medienbeiträgen. Im Interview berichtet Rasmus Dahlgaard von seinen Erfahrungen als männliche Führungskraft in Elternzeit. Außerdem: „Es reicht nicht, wenn der Vater ab und zu mal mit den Kindern spielt.” - Prof. Dr. Gerald Hüther, bekannter Gehirnforscher, zeigt worauf es in der Vater-Kind- Beziehung ankommt Häufig herrschen in Unternehmen scheinbar unüberwindbare Konflikte zwischen den verschie- denen Generationen. Warum es hier hilft, die eigene Herkunft in Bezug auf seinen Führungsstil zu reflektieren, analysiert Ralf Haake von der Väter gGmbH in diesem Beitrag. Was ist passiert in 5 Jahren Elterngeld? Kaum war 2007 das neue Elterngeldgesetz in Kraft getreten, hagelte es auch schon Kritik. Diese war zum Teil nicht unberechtigt. Aus Sicht des Wandels der Männerrolle aber ergibt sich eine andere, langfristige Perspektive. Mehr auf Seite 2 Mehr auf Seite 3 Mehr auf Seite 4 Mehr auf Seite 6

Erster Newsletter der Väter gGmbH aus Hamburg

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Die Väter gGmbH aus Hamburg macht eine ganz wichtige Arbeit. Sie berät Unternehmen, die die Notwendigkeit erkannt haben, Väter in zu unterstützen und zu fördern. Am Ende profitieren Väter, Mütter, Kinder, Familien und nicht zuletzt das Unternehmen selbst. Vierteljährlich erscheint nun der Newsletter "Wertvolle News". Ein Abo wird empfohlen.

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Page 1: Erster Newsletter der Väter gGmbH aus Hamburg

das legendäre Wort des heute-journal-Moderators vom „Wickelvolontariat“, mit dem der Diskurs um das neue Elterngeldgesetz im Jahr 2007 begann, habe ich noch im Ohr. Fünf Jahre später fragen Sie sich vielleicht auch: Was hat sich verändert? War es der große Wurf der Bundesministerin von der Leyen oder ist nicht doch vieles beim Alten geblieben? Wir, die in den letzten Jahren die Zielgruppe der Männer und Väter im Blick hatten, möchten mit unserem ersten Newsletter, der ab jetzt vier mal im Jahr erscheinen wird, Bilanz ziehen. Und vor allem wollen wir deutlich machen, dass das Elterngeld bei aller Kritik den Wandel der Männerrolle „sichtbar“ gemacht hat. Es kommen Elternzeitväter, junge Paare, Unternehmensvertreter und Experten zu Wort. Anhand der verschiedenen Perspektiven zeigt sich, dass der gesellschaftliche Wandel in vollem Gange ist und die Diskussionen um Frauen in Führungs-positionen, „moderne Väter“ oder den Fachkräftemangel nicht mehr aufzuhalten sind. Alte Rezepte funktionieren bei der Lösung dieser Herausforderungen nicht mehr. Gefragt sind neue Konzepte und Ideen, die an der Alltagspraxis der Unternehmen und den Bedürfnissen der Mitarbeiter ansetzen. Ich bin mir sicher, dass Sie hier viele interessante Anregungen und „Wertvolle News“ finden!

Ihr

Volker Baisch Geschäftsführer Väter gGmbH

Sehr geehrte Damen und Herren,

newsletter väter ggmbH wertvolle news 1/2012 HttP://vaeter-ggmbH.de/newsletter/

• BemerkenS-Wert

• leSenS-Wert

• Der-reDe-Wert

• erleBenS-Wert

DIe FÜHrUnGSStIl kOlUmne

elternZeIt-VAter BeI AIrBUS

WertVOlle VÄter - Wenn DIe BeDInGUnGen StImmen

mÄnnerWAnDel - WOrk In PrOGreSS

Damit Männer ihre Vaterrolle glücklich leben können, müssen die Faktoren stimmen. Das geht aus den Studien hervor, die wir in dieser Ausgabe vorstellen. Darüber hinaus geben wir Veranstaltungstipps und Hinweise zu spannenden Medienbeiträgen.

Im Interview berichtet Rasmus Dahlgaard von seinen Erfahrungen als männliche Führungskraft in Elternzeit. Außerdem: „Es reicht nicht, wenn der Vater ab und zu mal mit den Kindern spielt.” - Prof. Dr. Gerald Hüther, bekannter Gehirnforscher, zeigt worauf es in der Vater-Kind-Beziehung ankommt

Häufig herrschen in Unternehmen scheinbar unüberwindbare Konflikte zwischen den verschie-denen Generationen. Warum es hier hilft, die eigene Herkunft in Bezug auf seinen Führungsstil zu reflektieren, analysiert Ralf Haake von der Väter gGmbH in diesem Beitrag.

Was ist passiert in 5 Jahren elterngeld? Kaum war 2007 das neue Elterngeldgesetz in Kraft getreten, hagelte es auch schon Kritik. Diese war zum Teil nicht unberechtigt. Aus Sicht des Wandels der Männerrolle aber ergibt sich eine andere, langfristige Perspektive. mehr auf Seite 2

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Page 2: Erster Newsletter der Väter gGmbH aus Hamburg

SeIt eInFÜHrUnG DeS neUen elternGelDeS hat sich die Zahl der Väter, die in Elternzeit gehen, mehr als verfünffacht von 5% auf 25%. Eine gute Bilanz, die jedoch bei näherem Hinsehen nicht mehr ganz so gut aussieht. Denn noch immer schleicht sich, obwohl viele Paare heute eine gleichberechtigte Rollenverteilung anstreben, mit Eintritt in die Elternschaft die traditionelle Rollenverteilung ein. Dies zeigt sich schon an der Länge der Elternzeit: Frauen nehmen durchschnittlich 11,6, Männer 3,2 Monate. Die sogenannten „Vätermonate“ seien nur ein verlängerter Urlaub, würden aber eigentlich grundsätzlich nichts ändern, so der Vorwurf von verschiedenen Seiten an die Bundesregierung.

WAnDel ISt keIne reVOlUtIOn. Aber was haben wir denn eigentlich erwartet? Dass sich durch ein neues Gesetz plötzlich alles umwerfen lässt, was sich Jahrzehnte, wenn nicht sogar über Jahrhunderte herausgebildet hat? „Gras wächst nicht schneller, indem man daran zieht“, so eine alte Weisheit. Soll hier heißen: Der Wandel der Geschlechterrollen in Beruf und Familie ist ein Prozess. Nichts also, das von einem Tag auf den anderen gekippt werden kann. So wird die Rolle der Frau in der Arbeitswelt bereits seit den 60er Jahren debattiert, die Rolle des Mannes

als anwesender und fürsorglicher Vater hingegen, steht erst seit ca. 10 Jahren im Fokus. Häufig leben viele Paare, die vor der Geburt eines Kindes beruflich gleichgestellt waren, als Eltern immer noch mehr oder weniger traditionelle Rollen. Daran zeigt sich, dass Wandel stark von den öffentlichen und institutionellen Diskursen abhängt.

+++ dIe FraU Ist In der arbeItswelt angeKommen. damIt sIe dort als mUtter bleIben Kann, mUss aUCH der mann In der FamIlIe anKommen. Und Zwar mIt HIlFe seInes berUFlICHen UmFeldes +++

POSItIV ISt, dass bereits viel über die „modernen Väter“ gesprochen wird. Nun müssen weitere Taten folgen. Denn: Damit Gras gedeihen kann, bedarf es der richtigen Nährstoffe. Das Elterngeld hat hier einen wichtigen Boden bereitet. Alle gesellschaftlichen Akteure, und vor allem die Unternehmen, sind nun gefragt, den Wandel der Männerrolle als eines der wichtigsten Phänomene unserer Zeit weiter zu begleiten und im Interesse aller – Männer, Frauen, Kinder und Wirtschaft – zu gestalten.

•BemerkenS-Wert

ZUkUFntSmODell nACH Der elternZeIt

Für die ewerts sollte ihre partner–schaftliche Beziehung mit der Geburt ihrer ersten Tochter Luise im Juni 2008 nicht enden. Christoph und Delia Ewert - beide Führungskräfte bei Hamburg Wasser - beschlossen, gemeinsam in Elternzeit zu gehen und danach ihre Arbeitszeit zu reduzieren. So können sich beide gemeinschaftlich um ihr Kind kümmern. Dieser Schritt war für das Ehepaar keine leichte Aufgabe, wie Delia Ewert berichtet: „Für Frauen ist die Elternzeit nach wie vor von größerer Selbstverständlichkeit als für die Männer. Wenn eine Frau Mutter wird, wissen alle, dass sie nun in Elternzeit geht. Beim Vater wird das irgendwie nicht so gern gesehen.“ Familie Ewert zeigt auf, dass die Elternzeit zwar ein wichtiger, aber nicht der letzte Schritt sein sollte. Auch für die Zeit danach bedarf es geeigneter Lösungen.

mÄnnerWAnDel - WOrk In PrOGreSSAm 01.01.2007 wollte Ursula von der Leyen mit der neuen Elterngeldregelung eine „Väter-Revolution“ herbeiführen. Das hat sie nicht ganz geschafft. Aber es ist trotzdem viel geschehen.

newsletter väter ggmbH – wertvolle news 1/2012 Seite 2

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WAS BeDeUtet... ... Babyboomer? Geburtenstarke Jahrgänge nach dem zweiten Weltkrieg ab ca. 1955 bis zum sogenannten „Pillenknick“ etwa 1965. Sind in traditionellen Familienstrukturen aufgewachsen. Haben meist die Erfahrung gemacht, dass der Vater einen sicheren Job hatte, mit dem er die Familie ernähren konnte. Motivatoren sind hierarchischer Aufstieg und finanzielle Stabilität.

...Generation Y? Mitglieder der Generation, die ca. zwischen Mitte der 70er und Mitte der 80er jahre geboren wurden. Werden auch als Digital Natives bezeichnet, da sie die ersten waren, die mit dem Internet und digitaler Kommunikation aufgewachsen sind – Hightech ist für sie normal. Beim „Wie?“ und „Wo?“ in Bezug auf Arbeit sind sie flexibel. Sind Gruppen- und Feedback-orientiert. Die Frage nach dem „Warum?“ ist ein starker innerer Antrieb.

• leSenS-Wert

DIe FÜHrUnGSStIl

kOlUmne

Unsere erziehung von gestern fordert die Führung von heute

Von Ralf Haake, Väter gGmbH

newsletter väter ggmbH – wertvolle news 1/2012 Seite 3

WelCHen eInFlUSS „VOrBIlDer“ und die Werte, die Eltern vermitteln, auf das spätere Arbeits- und Führungsverhalten unserer Kinder haben, lässt sich an den verschiedenen Generationen seit der Nachkriegszeit erkennen: Die Generation der Babyboomer wurde größtenteils von Müttern erzogen. Die Väter (sogenannte Senior-Professionals), meist mit Kriegserfahrungen, verpflichteten sich der Arbeit und hatten klassische Vorstellungen von Erziehung und Familie. Das Arbeitsverhalten der Männer aus der Babyboomer-Generation wurde dadurch stark geprägt von Glaubenssätzen wie: „Ohne Fleiß kein Preis“ oder „Schaffste was, dann haste was“.

DIe mÄnnlICHen WIe WeIBlICHen Arbeit-nehmer der jungen Generation Y hingegen wurden mit anderen Werten und Wünschen der Eltern erzogen: Das klassische Familien-modell Vater als Ernährer und Mutter als Hausfrau ist für sie längst nicht mehr selbstverständlich, traditionelle Rollen werden zunehmend hinterfragt. Und sie wuchsen in einer digitalen und vernetzten Welt auf, die es in dieser Form niemals zuvor gab. In Deutschlands Führungsetagen wird man also in Zukunft eine Generation erleben, die in vielerlei Hinsicht von anderen Werte geleitet wird, als sie selbst: Jungen, gut qualifizierten Absolventen wurde vermittelt, dass Selbstbewusstsein im Berufsleben eine wichtige Eigenschaft ist. Feedback wird nicht nur erwartet, sondern ebenso gegeben, und das unabhängig von „Rang und Namen“. Leistung erbringen – ja gerne – doch bitte eigenverantwortlich mit flexibler Arbeitszeit und Aussicht auf Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Mütter und Väter gleichermaßen. Unternehmen sind nun gefordert, neue Wege zur Mitarbeiterbindung zu gehen.

Denn Recruiting kostet viel Geld und der demografische Wandel beschränkt die Auswahl an qualifizierten Fachkräften mehr denn je. Eine Personalpolitik, die sich diesem Umbruch innerhalb der Generation verschließt, kann mit vergleichsweisen Folgen rechnen wie ein Management, das sich nicht mit innovativer Produktentwicklung beschäftigt.

Um eIne HOHe ArBeItSmOtIVAtIOn für die verschiedenen Generationen der Beleg-schaft zu erreichen, muss eine Struktur geschaffen werden, die die individuellen Wertprägungen berücksichtigt. Ein achtsamer Umgang mit Mitarbeitern, bei dem die Herkunft und somit die Bedürfnisse des Einzelnen stärker in den Fokus rücken, wird zunehmend wichtig. Dabei ist die heutige Managergeneration gefordert, sich mit ihren eigenen Vorbildern auseinanderzusetzen, um ihr Führungsverhalten zu reflektieren. Denn die Vätervorbilder von gestern, die das Verhalten der Männer von heute prägten, nehmen Einfluss auf den Erfolg im Umgang mit der Generation von morgen.

+++ mItarbeIter Und FüHrUngsKräFte UntersCHIedlICHer generatIonen müssen Im Umgang mIteInander dIe jeweIlIgen PersönlICHen Und HIstorIsCHen wertePrägUngen berüCKsICHtIgen +++

WOrkSHOP-VerlOSUnG ZUm neWSletter-StArt Verlost wird ein Gutschein für einen Tagesworkshop aus dem Angebot der Väter gGmbH (http://vaeter-ggmbh.de/angebot/) wie z.B. „Väter in Balance“, „Vertrauen in Führung“ oder „Väterorientierte Personalarbeit“ – eine interessante Möglichkeit für Sie und Ihre männlichen Mitarbeiter, mit dem Thema „Männerrollen im Wandel“ in Kontakt zu kommen. Nennen Sie uns bitte Ihr Motiv, warum ein solches Seminar in Ihrem Unternehmen stattfinden soll und schreiben Sie uns eine Mail an [email protected] mit dem Stichwort: „Wandel-Gestalter“.

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BeSt PrACtICe: DAteV „DAteV ist es wichtig, so früh wie möglich mit den werdenden Vätern in Kontakt zu treten, sowohl von Seiten der Führung als auch des Personalbereichs. Denn eine frühzeitige Information der werdenden Eltern zu den vielen Möglichkeiten, die Elternzeit in Kombination mit Teilzeit bietet, führt dazu, dass die Paare rechtzeitig ihr „Familienmodell“ mit den betroffenen Firmen, Chefs und Teams besprechen und ggf. planen können.”

Claudia lazai - Ansprechpartnerin Beruf und Familie bei DATEV

•Der-reDe-Wert

newsletter väter ggmbH – wertvolle news 1/2012 Seite 4

IPeV - InnOVAtIVe PerSOnAlentWICklUnGFÜr VÄter Ziel des vom Hamburger Senats finanzierten Modellprojektes war es, anhand von drei Unternehmen (Datev, Airbus und Hamburg Wasser) die Zielgruppe der Väter und männlichenFührungskräfte unter die Lupe zu nehmen. Während der Umsetzung wurden männergerechte Vereinbar-keitsmaßnahmen implementiert. Im Kern lässt sich das Ergebnis folgendermaßen festhalten: Viele Führungskräfte halten vorhan-dene Rahmenbedingungen und die Unternehmenskultur für optimie-rungsbedürftig. Sie wünschen sich mehr Unterstützung für die eigene Balance und die ihrer Mitarbeiter.

Herr Dahlgaard, wir wollen heute mit Ihnen Bilanz ziehen nach fünf Jahren neuer elterngeldregelung. Hat sich Ihrer meinung nach seit einführung des neuen Gesetzes etwas verändert?„Ich denke, dass sich auf jeden Fall etwas geändert hat. Immer mehr Unternehmen ergreifen Maßnahmen zur Familienfreundlichkeit. Entscheidend ist aber das persönliche Gespräch mit dem direkten Vorgesetzten. Wenn dieser nicht so wirklich nachvollziehen kann, wenn Männer in Elternzeit gehen wollen, wird es schwierig.Wie hat Ihr Unternehmen auf Ihren Antrag reagiert?„Mein damaliger Chef und die Personalabteilung haben insgesamt positiv auf meinen Antrag reagiert. Ich habe ca. 1 Jahr vorher mit den Gesprächen begonnen. Damit blieb genug Zeit, meine Elternzeit und meine Vertretung zu planen. Es hat alles reibungslos geklappt. Durch die Beratung der Väter gGmbH war mein Arbeitgeber ja aber auch bereits sensibilisiert für das Thema, was in vielen Unternehmen sicherlich nicht immer der Fall ist.Studien kommen häufig zu dem ergebnis, dass bei Vätern in Bezug auf die Inanspruchnahme und die länge von elternzeit eine Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit besteht. Wie ist Ihre persönliche Sicht dazu?„Das kann ich bestätigen. Ich hatte damals das Gefühl, nicht mehr als 4 Monate

Elternzeit nehmen zu können, ohne dass es Auswirkungen auf meine Karriere haben würde. Daher habe ich mich auch gar nicht um mehr bemüht. Ich denke, ein weiteres Umdenken in den Unternehmen und der Gesellschaft ist notwendig. Das Bewusstsein, dass Frau und Mann gleichberechtigte Partner sowohl beruflich als auch familiär sind, muss sich weiter verbreiten.“Haben Sie das Gefühl, dass in vieler Augen karriere und elternzeit bzw. teilzeit als Widerspruch angesehen werden? Gerade bei männern?„Ja, das Gefühl habe ich. Ich bin einigen begegnet, die mir gegenüber diesen Widerspruch deutlich artikuliert haben. Zum Glück waren es nicht meine Vorgesetzten. Man muss dieses Thema differenzierter sehen und die jeweilige Aufgabe und die Verantwortung betrachten.“Denken Sie, dass Väter, die in elternzeit waren, aufgrund dieser erfahrung später eher dazu bereit sind, sich aktiv in das Familienleben einzubringen?„Absolut. Ich habe die Elternzeit als sehr intensive Zeit mit meinem Kind empfunden und bin davon überzeugt, dass ich in Sachen Vertrauen und Bindung gute Grundlagen legen konnte. Es gibt mittlerweile nichts, was ich nicht, sondern nur meine Frau kann. Wir sind absolut gleichberechtigt und das gibt mir ein gutes Gefühl, besonders im Umgang mit meinem Kind. Das gegenseitige Verständnis hat sich auch verbessert.“

elternZeIt-VAter BeI AIrBUSRasmus Dahlgaard ist 37 Jahre alt und arbeitet bei Airbus als Supply Chain Process Improvement Manager. Sein erstes Kind wurde am 2. November 2010 geboren. Er war für vier Monate in Elternzeit.

entwicklung Väter in elternzeit bei DAteV

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ZUr PerSOn Prof. Dr. Gerald Hüther ist Präsident der Sinn-Stifung und Leiter der Zentralstelle für neurobiologische Präventionsforschung der Psychiatrischen Klinik der Universität Göttingen und Mannheim/Heidelberg.

Volker Baisch arbeitet im Beirat der Sinn-Stiftung im Projekt „Männer für morgen“ eng mit Gerald Hüther zusammen.

•Der-reDe-Wert

newsletter väter ggmbH – wertvolle news 1/2012 Seite 5

An was denken Sie, wenn Sie den terminus „Work-life-Balance“ hören?Ich denke: Das ist wieder so ein Begriff, der uns suggerieren soll, dass etwas zu organisieren ist, was wohl niemand wirklich organisieren kann. Er lenkt ab von dem, was tatsächlich wichtig ist. Arbeit ist nämlich Leben. Und Leben ist Arbeit!Was halten Sie aus der Sicht eines Hirnforschers für änderbar?Früher hat man eher versucht, das Verhalten von Menschen zu ändern. Die Haltung jedoch hielt man für einen Charakterzug.Heute wissen wir – die Hirnforschung hat es bewiesen – dass die Haltung änderbar ist, jedoch nur durch positive Erfahrungen, z.B. als Werktätige, Eltern, Führungskräfte oder mit Freunden. Lebenslang übrigens.Was raten Sie Vätern?Ein Vater sollte sich darüber bewusst werden, dass seine Söhne und Töchter ihn als männliche Bezugsperson brauchen. Dass er im Leben der Kinder und für deren Entwicklung eine bedeutsame Rolle spielt. Mit seiner Präsenz oder seinem Fehlen bauen die Kinder ihr inneres Bild von Männlichkeit auf. Mehr oder weniger bewusst. Es reicht nicht, wenn der Vater ab und zu mal mit den

Kindern spielt. Es ist wichtig, dass der Vater sich bewusst macht, was genau Männlichkeit für ihn ist.Was empfehlen Sie müttern?Mütter sind sich in ihrer Rolle meistens sicherer. Auch wenn viele der Frauen, die gerade Kinder bekommen, „bessere Männer“ zu sein versuchen. Die Frauen sollten bei ihrem Bestreben nicht vergessen, dass es eine weibliche Identität gibt, die sie nicht verleugnen sollten. Das hat nichts mit einer Rollenzuschreibung zu tun, sondern birgt lediglich Potenzial für Bindung. Auch die Mütter müssen sich im Klaren darüber sein, dass sie Vorbilder sind.Was empfehlen Sie für das miteinander von Vater und mutter?Auch der Umgang der Eltern miteinander ist im Sinne des Wortes vorbildlich. Vorbilder bilden. Albert Einstein hat dazu einmal gesagt: „Es gibt keine andere vernünftigeErziehung, als Vorbild zu sein; wenn’s nicht anders geht, ein abschreckendes.“ +++ das gesamte IntervIew FInden sIe In der lob – ZeItsCHrIFt Für berUFstätIge mütter Und väter (aUsgabe nr. 4 oKt/nov 2011 www.lob-magaZIn.de/) +++

mACH SelBer!Work-life-Balance – aus Sicht eines Hirnforschers? Ein Interview von Ulla Keienburg mit Prof. Dr. Gerald Hüther

Initiatoren des Projekts „männer für morgen”

Page 6: Erster Newsletter der Väter gGmbH aus Hamburg

rÜCkBlICk

Am 16./17. Februar 2012 fand die Konferenz „Partnerschaftliche Familie als öffentliches Gut – eine Utopie?“ statt. Mit dabei war neben Prof. Dr. Gesine Schwan u. a. auch Volker Baisch von der Väter gGmbH. Die Tagung wurde mit großer Resonanz aufgenommen. Anregungen und Konzepte gibt es auf der Internetpräsenz der HUMBOLDT-VIADRINA School of Governance (http://www.humboldt-viadrina.org/politische-plattform/trialog-zur-partnerschaftliche-familie-als-oeffentliches-gut/konferenz-partnerschaftliche-familie-als-oeffentliches-gut-eine-utopie/)

• erleBenS-Wert

newsletter väter ggmbH – wertvolle news 1/2012 Seite 6

AUDIO-BeItrAG Die eltern-kind-Beziehung – Je näher, desto besser? Der Radiobeitrag untersucht gemeinsam mit dem Neurobiologen Prof. Dr. Gerald Hüther, wie wichtig die Bindung des Kindes zur Mutter, aber auch zum Vater ist. Dabei wird deutlich, welche Erfahrung Kleinkinder auf jeden Fall machen sollten, um sich gesund zu entwickeln (http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/3517136?documentId=5946238).

WHO CAreS? DetermInAntS OF tHe FAtHerS‘ USe OF PArentAl leAVe In GermAnY (2010)Welche Faktoren führen in einer Partnerschaft dazu, dass der Vater (auch) in Elternzeit geht? Das Hamburger WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) kommt zu überraschend eindeutigen Ergebnissen. Vor allem das Verhältnis des Einkommens und der beruflichen Situationen zwischen den Partnern scheint dabei eine Rolle zu spielen. Wie stehen die Chancen für eine väterliche Elternzeit, wenn die Partnerin mehr verdient oder erwerbslos ist? (www.hwwi.org/fileadmin/hwwi/Publikationen/research/Paper/Wirtschaftliche_trends_und_HH/HWWI_research_Paper_1-31.pdf).

men AnD WOrk-lIFe-InteGrAtIOn (2011)Viele Männer wünschen sich ein Männerbild, das stärker mit Familie in Verbindung gebrachtwird. Die gesellschaftliche Vorstellung sieht aber anders aus. WFD Consulting ist der Frage nachgegangen, wie Organisationen diesem Problem begegnen können und welche Rolle Führungskräfte dabei spielen. Tatsächlich scheinen die USA und die EU sich anderweitig eine Scheibe abschneiden zu können: anderswo werden familienfreundliche Maßnahmen stärker genutzt als bei uns (www.worldatwork.org/waw/adimlink?id=51556).

WertVOlle VÄter (2011)Gleichberechtigt an der Kindeserziehung teilhaben? In der Studie der Hessenstiftung konnten das immerhin 80% der Väter von sich behaupten, die in Elternzeit gegangen waren. Väter haben dabei hohe Ansprüche an die Erziehung. Natürlich sollen die Kinder neugierig und hilfsbereit werden, doch darüber hinaus haben Väter ganz andere Prioritäten (www.hessenstiftung.de/presse/pressemitteilungen/wertvolle-vaeter.htm).

VerAnStAltUnGen

erFOlGSFAktOr FAmIlIeDas Projekt des Bundesfamilienministeriums hat sich zum Ziel gesetzt, die Familienfreundlichkeit deutscher Unternehmen zu steigern. Der jährliche Unternehmenstag findet am 23. April 2012 in Berlin statt. Dabei sein werden u.a. auch Bundesfamilienministerin Kristina Schröder und der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Hans Heinrich Driftmann. Weitere Infos unter www.erfolgsfaktor-familie.de

HUmAnOmICS 2012Unter dem Motto „Mixed Teams, Mixed Emotions!” findet am 28. September 2012 die Jubiläums-Tagung des pme familienservice statt. In Bezug auf gemischte Teams in Unternehmen soll der Frage nachgegangen werden, welchen Beitrag das Geschlechtermanagement zur gelungenen Team-Kommunikation leisten kann. Tagungsort ist die Auferstehungskirche in Berlin. Weitere Infos unter www.humanomics.de

WIe VÄter nAVIGIerenAuch dieses Jahr geht es bei den Väter-Kinder-Erlebnistagen vom 1. bis 3. Juni 2012 im Osterberg-Institut um gemeinsame Begegnungsräume für Väter und ihre Kinder. Besonderes Highlight in diesem Jahr ist der Breakdance-Workshop, aber auch andere sportliche Aktivitäten und das abendliche Lagerfeuer sind wieder mit von der Partie. Weitere Infos unter www.osterberg-institut.de

WertVOlle VÄter - Wenn DIe BeDInGUnGen StImmen

ImPreSSUm Newsletter Väter gGmbH – Wertvolle News 1/2012, Februar 2012 Veröffentlichung „Wertvolle News” wird vierteljährlich von der Väter gGmbH, Ruhrstraße 19, 22761 Hamburg veröffentli-cht. Fon 040 - 88 16 89 24,Fax 040 - 88 16 89 23 [email protected] Chefredakteur Volker Baisch Visuelle konzeption und Umsetzung www.changetochange.de, Hamburg text Ralf Haake, Anna Lena Garde, Pascal Schäfer nachdruck © Väter gGmbH 2012, Nachdruck auf Anfrage – Kopie erforderlich. Alle Informationen nach bestem Wissensstand. Kommentare und Infos von externen Autoren können ggf. nicht die Haltung der Väter gGmbH widerspiegeln. Es wird keine Haftung für unverlangt eingesandte Beiträge und Fotografien übernommen.