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Pädagogisches Konzept Erziehung, Bildung und Betreuung für Kinder von 0 - 12 Jahren Jeunesse / Maisons Relais Crèches

Erziehung, Bildung und Betreuung für Kinder von 0 - 12 … · Kinder werden jeden Tag ein bisschen selbständiger – wenn sie nicht von Erwachsenen daran gehindert werden. Als entdeckende,

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Pädagogisches KonzeptErziehung, Bildung und Betreuung

für Kinder von 0 - 12 Jahren

Jeunesse / Maisons RelaisCrèches

Inhalt

Vorwort 4

1. Einführung 6

2. Der Träger 7

3. Die Rahmenbedingungen 8

4. Das kompetente Kind 10 4.1. Unsere pädagogischen Zielsetzungen 11 4.1.1. Begleitung der Lern- und Bildungsprozesse 11 4.1.2. Unterstützung der Selbständigkeit 12 4.1.3. Aufbau von Bindung und Beziehung 13 4.1.4. Beobachtung und Dokumentation 15 4.1.5. Gesunde Ernährung und Bewegung 16 4.2. Unsere pädagogische Arbeit in Alltag und Praxis 16 4.2.1 Ganzheitlichkeit unserer Bildung, Betreuung und Erziehung 17 4.2.2. Lebenspraxis- und Lebensweltorientierung unserer Bildung, Betreuung und Erziehung 21 4.2.3. Nachhaltigkeit und Zukunftsorientierung unserer Bildung, Betreuung und Erziehung 22

5. Zusammenarbeit mit den Eltern 25 5.1. Partnerschaftliche Zusammenarbeit 25 5.2. Transparenz und Beteiligung 26

6. Das Team 28 6.1. Was uns prägt: Haltung – Wissen – Können 28 6.2. Interaktion und Kommunikation 29 6.3. Teamentwicklung 30

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7. Kooperation und Vernetzung 30

8. Qualitätssicherung und –entwicklung 32

9. Literaturverzeichnis 35

10. Unsere Maisons Relais und Crèches 37

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Vorwort

Es ist beeindruckend…… wie sich der Bereich der “Maisons Relais/Crèches” entwickelt hat. Standen in der Anfangszeit dieses Modells der Bedarf an Flexibilität und Qualität in der Kindesbetreuung noch im Widerspruch zueinander, so haben die letzten Jahre doch gezeigt, dass der Versuch der bestmöglichen Vereinbarkeit des Arbeits- und Familienlebens eine positive Erfahrung für das Kind sein kann. Vor dem Hintergrund dieser präsenten Notwendigkeit und im Sinne des Wohles des Kindes engagiert sich das Rote Kreuz für dieses Betreuungsmodell. Das vorliegende Rahmenkonzept ermöglicht den Betreuungsstrukturen des Roten Kreuzes, den nächsten Schritt in die Richtung eines eigenen qualitativen Anspruchs zu gehen und sowohl den Kindern als auch den Eltern nachhaltige gute Erfahrungen zu ermöglichen.

Im Namen der Direktion des Roten Kreuzes beglückwünsche ich die Verantwortlichen und Verfasser dieses Rahmenkonzeptes für diese sehr wertvolle Ausarbeitung und bedanke mich zugleich bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die konstruktive Partizipation.

Gilles DhamenDirecteur Solidarité Nationale Croix-Rouge luxembourgeoise

Es hat Spaß gemacht. Es hat mir überaus Freude bereitet, zusammen mit engagierten LeiterInnen ein gemeinsames Konzept als Richtlinie für unser pädagogisches Schaffen in den Maisons Relais und Crèches auszuarbeiten.

Ich bin stolz, dass wir in der monatelangen Ausarbeitungsphase immer wieder das Kind und dessen Umfeld in den Mittelpunkt setzen konnten. Das vorliegende Rahmenkonzept ist ein entscheidender Schritt in der alltäglichen Qualitätssicherung. Kinder, Eltern und Fachkräfte finden darin ihre Wertschätzung in den jeweiligen Zielsetzungen.

Jerry FellensQualitätsbeauftrager Solidarité Nationale

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Die Ansprüche der Eltern an Kindertagesbetreuung haben sich in den vergangenen 10 Jahren grundlegend verändert. Maisons Relais und Crèches sind auf die Vereinbarung von Familie und Beruf ausgerichtet. Gleichzeitig haben sie einen Bildungsanspruch, um die Kinder bestmöglich bei ihrer Entwicklung zu begleiten.

Wir sind eine lernende Organisation. Wir passen uns den gesellschaftlichen Veränderungen an, um im Sinne der Kinder und Eltern eine qualitativ hochwertige Arbeit zu leisten.

Auf der Basis dieses hier vorliegenden pädagogischen Konzepts wollen wir unsere pädagogischen Ziele strukturiert in den Alltag umsetzen. Die dargestellte pädagogische Orientierung sowie die pädagogischen Handlungsfelder ziehen sich wie ein roter Faden durch den pädagogischen Alltag unserer Einrichtungen. Gleichsam stellen sie eine Herausforderung dar, die Qualität weiter zu verbessern. Wir setzen dabei auf unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die wir stärken wollen. Nur sie können unseren Anspruch in die Praxis umsetzen. Fortbildungen, Fachberatung und Coaching sind dabei einige unserer Mittel.

Marco DeepenChargé de direction service Maisons Relais et Crèches

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1. Einführung

Das luxemburgische Rote Kreuz ist Träger von zurzeit 15 Einrichtungen der Kindertagesbetreuung. Täglich besuchen insgesamt weit über 1000 Kinder im Alter von 2 Monaten bis 13 Jahren die verschiedenen Einrichtungen. Manche Kinder sind nur wenige Stunden dort, andere einen großen Teil des Tages. Über 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit unterschiedlichem Stundenumfang und verschiedenen Aufgaben sind in unseren Kindertageseinrichtungen beschäftigt. Je nach Größe der Einrichtung sind dort zwischen drei und fast vierzig MitarbeiterInnen beschäftigt. Jede Einrichtung wird von einer verantwortlichen Leiterin oder einem Leiter geführt. Erzieherinnen und Erzieher und weiteres Personal gestalten den pädagogischen Alltag.

Die Zielgruppen der Einrichtungen sind unterschiedlich: In der Crèche werden Kinder von 3 Monaten bis zu 4 Jahren in Gruppen betreut werden. In den flexiblen Maisons Relais werden Kinder von 3 bis 13 Jahren aufgenommen. Jede Einrichtung mit ihrem spezifischen Auftrag muss im lokalen Kontext verstanden werden. So führen unterschiedliche Rahmenbedingungen zu unterschiedlich gestalteten pädagogischen Alltagsituationen.

Für alle Einrichtungen gibt es jedoch einen gemeinsamen Rahmen, an dem sich die individuellen Merkmale der einzelnen Maisons Relais und Crèches ausrichten. Dieses Verbindende ist in diesem hier vorliegenden pädagogischen Rahmenkonzept niedergeschrieben. Es soll der „rote Faden“ sein, der in all unseren Einrichtungen die Haltung der Fachkräfte und die pädagogische Grundausrichtung bestimmt. Dieser „rote Faden“ ist für uns zugleich Anspruch und Herausforderung. Das Konzept dient der Orientierung, der Weiterentwicklung und der Qualitätssicherung.

Entstanden ist dieses Rahmenkonzept im Laufe eines lebendigen, intensiven Prozesses in der Zeit von Februar bis November 2012. Auf Initiative der Verantwortlichen des Roten Kreuzes trafen sich die LeiterInnen und MitarbeiterInnen der Häuser und bearbeiteten mit einer externen Moderatorin einzelne Themenbereiche. Parallel dazu wurden die Themen in den Teams diskutiert, so dass die Gedanken und Ansätze der pädagogisch tätigen Fachkräfte einfließen konnten.

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Ein wichtiges Merkmal für qualitätsvolle Praxis ist, dass die Arbeit immer wieder reflektiert wird, sich an die aktuellen Bedingungen und Bedürfnisse anpasst und sich weiterentwickelt. Insofern ist dieses Rahmenkonzept in dem Bewusstsein entstanden, dass es im Laufe der Zeit erweiterbar und wandelbar ist. Die Ausgestaltung des pädagogischen Rahmenkonzeptes unter Berücksichtigung lokaler Kontexte obliegt den Leiterinnen und Leitern der Einrichtungen (Hauskonzept).

2. Der Träger

Ein Ziel jeder Tätigkeit des luxemburgischen Roten Kreuzes und seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist es, „die Lebensbedingungen der Schwächsten unserer Gesellschaft zu verbessern“ und dabei die Grundhaltung der Menschlichkeit als besondere Stärke einzusetzen. Kindertageseinrichtungen von hoher Qualität erhöhen die Bildungschancen aller Kinder. Gerade im Kleinkindbereich ist die Möglichkeit der Einflussnahme am Grössten. Gerade Kinder aus sozio-ökonomisch schwachen Herkunftsfamilien profitieren. Der Einsatz für Kinder und die Arbeit in einer Créche und Maison Relais mit dem Engagement und der Motivation der dort tätigen Teams fügen sich als ein wichtiger Baustein in die Arbeit des luxemburgischen Roten Kreuzes ein.

Alle Kindertageseinrichtungen sind dem Leitbild des Roten Kreuzes verpflichtet. Die sieben Prinzipien des Roten Kreuzes sind dabei die Basis jeglichen Handelns: Menschlichkeit - Unparteilichkeit - Neutralität - Unabhängigkeit - Freiwilligkeit -Einheit – Universalität.

Das luxemburgische Rote Kreuz als landesweit und überregional tätiger Träger wurde von vielen Gemeinden beauftragt, vor Ort den Betrieb einer professionellen Kindertagesstätte zu gewährleisten.

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3. Die Rahmenbedingungen

Gesellschaft ist stets im Wandel und mit der Gesellschaft verändern sich auch die Lebensbedingungen für Kinder.

Einrichtungen der Kindertagesbetreuung sind in den vergangenen Jahren neben Familie, Schule und Vereinen zunehmend zu einer nicht mehr wegzudenkenden Sozialisationsinstanz für Kinder geworden. Das verstärkte Streben nach gelingender Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die oft die Berufstätigkeit beider Elternteile nötig machen und deren Flexibilität erfordern, die steigende Rate an alleinerziehenden Eltern und unterschiedlicher Familienformen ... dies sind einige der Faktoren die dazu beitragen, dass Kinder häufiger und länger Zeit in Einrichtungen der Kindertagesbetreuung verbringen, als das noch vor einigen Jahren der Fall war. Die Flexibilität der Betreuungsmöglichkeiten wurde 2005 durch die Einrichtung der „Maison Relais pour enfants“ und 2009 durch die Einführung des nationalen Verrechnungs- und Tarifsystems „Chèques-Service Accueil“ staatlicherseits unterstützt. Die Gemeinden ihrerseits engagieren sich vor Ort, um ein ausreichendes und umfassendes Angebot bereit zu stellen. Beides hat entscheidend dazu beigetragen, dass die Betreuung von Kindern auch außerhalb der Familiensysteme selbstverständlich geworden ist. Angesichts dieser immer größer werdenden Rolle ist es umso wichtiger, dass die Maisons Relais und Crèches ihrem Verständnis als öffentliche Einrichtung der non-formalen Bildung von Kindern mit pädagogischer Qualität gerecht werden und diese sicherstellen. Wir beziehen uns bei unserer Arbeit auf den Rahmenplan zur non-formalen Bildung für Kinder und Jugendliche des luxemburgischen Familienministeriums.

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ICH BIN ICHhier fühle ich mich wohl

Wir lassen Kinder einzigartig seinund sorgen für ihr Wohl.

ICH BIN ICHhier fühle ich mich wohl

Wir lassen Kinder einzigartig seinund sorgen für ihr Wohl.

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4. Das kompetente Kind Die Kinder stehen im Mittelpunkt unserer Arbeit. Ihre Individualität, ihr Wohlergehen, ihre Kompetenzen, ihre Entwicklung und ihre Bedürfnisse bestimmen unser pädagogisches Handeln.

Jedes Kind ist einzigartig und von Geburt an ein kompetentes Individuum, das sich aktiv und interessiert mit der Welt auseinandersetzt, mit anderen in Beziehung tritt und voll Lern- und Entdeckerdrang ist. Wir sprechen vom kompetenten Kind. Dabei braucht es den Bezug zu anderen Menschen, emotionale Stabilität, Sicherheit und Verlässlichkeit. Es hat ein Recht auf Zuwendung, Vertrauen, Wertschätzung und Respekt.

Jedes Kind ist einzigartig und gleichzeitig ein soziales Wesen, das die Gemeinschaft braucht. Es braucht andere Kinder, um sich selbst zu entfalten und Erwachsene, die es liebevoll begleiten. Die Gemeinschaft ermöglicht neue Erfahrungen. Vielfalt und Verschiedenartigkeit von Menschen wird als Bereicherung erlebt.

Jedes Kind ist einzigartig und kommt aus individuell verschiedenen Lebenssituationen, die auf es wirken. Das Kind bedarf der feinfühligen Achtsamkeit gegenüber diesen Hintergründen, um sich authentisch erleben zu können.

Jedes Kind ist einzigartig und kann, wie alle Menschen, sein Potential und seine Fähigkeiten besser entwickeln, wenn es sich körperlich und seelisch wohl fühlt. Eine Aufgabe aller Einrichtungen ist es daher, für das leibliche und seelische Wohl der Kinder zu sorgen.

Damit Kinder sich wohl und sicher fühlen können, ist uns in den Häusern des luxemburgischen Roten Kreuzes ein respektvolles, wertschätzendes und verständnisvolles Klima zwischen allen Beteiligten - und besonders auch von den Erwachsenen zum Kind – sehr wichtig. Die Persönlichkeit eines jeden Kindes wird geschätzt und die Bedürfnisse und Interessen jeden Kindes werden be- und geachtet, auch wenn sie nicht immer (sofort) erfüllt werden können.

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„Ein Kind ist aus hundert gemacht. Ein Kind hat hundert Sprachen, hundert Hände, hundert Gedanken, hundert Weisen zu denken zu spielen und zu sprechen.“

(Loris Malaguzzi, Reggio Emilia 1985, übersetzt von A. Dreier)

Die körperliche Versorgung, das Sicherstellen ausgewogener Ernährung, ausreichend Bewegung, das Einhalten der Hygienestandards und der Schutz vor Gefahren ist eine Selbstverständlichkeit. Von Anfang an für das seelische Wohlbefinden zu sorgen und das Kind in seiner Einzigartigkeit zwischen Individualität und Leben in der Gemeinschaft liebevoll zu begleiten ist uns ein ebenso großes Anliegen.

4.1. Unsere pädagogischen Zielsetzungen

Unsere Kindertagestätten sind Orte der non-formalen Bildung. In einem anregungsreichen Umfeld erzeugen wir Bildungsprozesse, an denen die Kinder selbstbestimmt teilhaben. Es sind Lernorte, an denen Erziehung, Betreuung und Bildung ineinandergreift. All unsere Handlungen im Alltag nehmen Einfluss auf jeden dieser Bereiche, auch wenn es in spezifischen Situationen unterschiedliche Akzente gibt.

4.1.1. Begleitung der Lern- und Bildungsprozesse

Jedes Kind ist von Beginn an ein kompetentes Wesen, dass sich die Welt auf individuelle Weise aneignet, indem es sie wahrnimmt, erforscht, ausprobiert – und daraus seine Erfahrungen macht und Schlüsse zieht. Es tritt mit anderen in Beziehung und Neugierde, Kreativität, Spontanität, Ausdauer und Freude sind die Antriebskräfte seines Lernens und Entdeckens. Im Kontakt mit vertrauten Menschen und der Umwelt entwickelt es seine Kompetenzen, seine Begabungen und seine Persönlichkeit. Es erweitert sein Wissen und entfaltet seine Individualität. So finden Selbstbildungsprozesse statt, die über bloße Wissensvermittlung und messbare Leistung von Kindern hinausgehen. Sie sind der dynamische Prozess der aktiven, individuellen Auseinandersetzung des Kindes mit seiner Umwelt und sind von den Interessen, Begabungen, Bedürfnissen und inneren Verarbeitungsprozessen eines jeden Kindes bestimmt (vgl. Leu, 2007 und Schäfer, 2011). Damit verlaufen Lern- und Bildungsprozesse individuell und bedürfen der differenzierten Begleitung.

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„Wir können dem Kind die Welt nur nahe bringen, ergreifen muss es sie selbst.“(Gerd E. Schäfer, 2008)

Wir begleiten und fördern die Kinder, indem wir • ihnen sichere emotionale Beziehungen und einen hilfreichen Rahmen bieten,• ihre Entwicklung und Bildungswege beobachten,• sie in ihrem individuellen Forschungs- und Entdeckungsdrang unterstützen, sie herausfordern und ihnen zusätzliche Erfahrungsmöglichkeiten eröffnen,• Freiräume bieten, um eigene Erfahrungen machen zu können und• ihnen ein anregendes Umfeld zur Verfügung stellen.

4.1.2. Unterstützung der Selbstständigkeit

Kinder werden jeden Tag ein bisschen selbständiger – wenn sie nicht von Erwachsenen daran gehindert werden. Als entdeckende, aktive Lerner erwerben sie von sich aus jeden Tag ein Stück mehr Selbständigkeit, das wir in unseren Häusern altersgemäß fördern und unterstützen wollen.

Selbständig zu werden heißt für Kinder, sich immer freiwillig wieder neuen Herausforderungen zu stellen und sich etwas, was noch nicht beherrscht wird, anzueignen. Das kann sich auf das Bewältigen von neuen Entwicklungsschritten oder auch auf das Handeln in Alltagssituationen beziehen.

Selbständig-Werden bedarf Chancen sich an etwas ausprobieren und viele Male üben und wiederholen zu können, bis das neue Handlungsmuster vertraut ist. Diese Möglichkeiten bieten wir Kindern und geben ihnen sowohl die nötige Zeit und die erforderlichen Freiräume wie auch die Sicherheit, Hilfestellung zu bekommen. Dazu gehört das bewusste sich Zurückziehen einer Erzieherin/ eines Erziehers aus einem Raum. Die Fachkraft schätzt dazu die Situation, die Stimmungslage in der Gruppe und die Kompetenzen der im Raum anwesenden Kinder ein und entscheidet, ob diese allein sein können. Kinder erfahren so Selbstbestimmung und Selbstwirksamkeit und entwickeln Kompetenzen zur Problembewältigung.

Nach dem Prinzip «Hilf mir es selbst zu tun» (Maria Montessori) erhält das einzelne Kind von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stets so viel und so wenig Unterstützung wie es braucht. Auch kleine Schritte werden als Erfolg geachtet und wenn einmal etwas noch nicht gelingt, gilt das Lob der Anstrengung und Bereitschaft sich der Herausforderung zu stellen. So wird das Kind ermutigt und hat Freude an der Weiterentwicklung.

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„Wesentlich ist, dass das Kind möglichst viele Dinge selbst entdeckt. Wenn wir ihm bei der Lösung aller Aufgaben behilflich sind, berauben wir es gerade dessen, was für seine Entwicklung das wichtigste ist....“(Emmi Pikler)

Wir möchten die Kinder in unseren Einrichtungen dabei unterstützen, zu selbstbewussten und eigenständigen Persönlichkeiten heranzuwachsen, die ihr Leben bewältigen können. Deshalb ist für uns die Stärkung des Selbstwertgefühls durch unbedingte Annahme des Kindes, durch Anerkennung, Ermutigung und Vertrauen eine wichtige Basis unserer Arbeit.

Die Stärken und Ressourcen des Kindes stehen bei uns im Vordergrund und an ihnen knüpfen wir an. Wir fördern und ermöglichen Erfolgserlebnisse die motivieren und bestärken und zu Selbstbewusstsein und Kompetenzerleben beitragen.

Die Kinder können bei uns sicher sein, dass sie vor Gefahren geschützt werden, sie Unterstützung finden, wenn etwas (noch) nicht verständlich ist oder sie etwas (noch) nicht können. Dabei bieten ihnen Grenzen eine Orientierung. Außerdem geben wir jedem Kind jederzeit das sichere Gefühl, dass es uns willkommen ist und zu der Gemeinschaft in der Einrichtung dazu gehört. Jedes Kind erlebt sich als wichtigen Teil der Gruppe, in der es Einfluss hat und in der es zum Gelingen des Alltags und des Miteinanders beitragen kann.

All diese Faktoren tragen zur Förderung der Resilienz eines jeden Kindes bei - die Fähigkeit von Menschen, erfolgreich mit belastenden Situationen im Leben umgehen zu können (Fthenakis 2004).

4.1.3. Aufbau von Bindung und Beziehung

Um sich in einer Kindertageseinrichtung wohl zu fühlen, brauchen Kinder sichere emotionale Beziehungen und verlässliche und feinfühlige Bezugspersonen. Die Kinder benötigen einen stabilen Rahmen, in dem sie sich vertraut und angenommen fühlen und Sicherheit, die es ihnen ermöglicht, eigene Erfahrungen zu machen und Herausforderungen bewältigen zu können.

Bindung und Beziehung entstehen nicht „von jetzt auf gleich“, sondern brauchen für ihre Entwicklung Zeit. Sie sind aber zentrale Grundlage, damit Kinder sich gut in der Einrichtung einleben und gelingende Erziehung und Bildungs- und Lernprozesse stattfinden können (vgl. Bowlby, 1975; Grossmann, 1999 und Stegmaier, 2008).

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„... Ein Kind, das durch selbstständige Experimente etwas erreicht, erwirbt ein ganz andersartiges Wissen als eines, dem die Lösung fertig geboten wird.“(Emmi Pikler)

Die emotionale Sicherheit und der Aufbau einer tragfähigen Bindung zu den ErzieherInnen sind umso bedeutsamer, je jünger das Kind ist. Für Kinder unter drei Jahren ist sie unerlässlich. Auch für ältere Kinder ist es wichtig, dass sie beim Eintritt in die Maison Relais Zeit und Struktur bekommen, um mit sicherem Gefühl eine gute Beziehung zu den Erzieherinnen und Erzieher und den anderen Kindern aufbauen zu können.

Mit dem Eintritt in die Crèche bzw. die Maison Relais wird das Kind zu einem wichtigen Teil der Gemeinschaft, in der es einen bedeutsamen Platz hat. Jede Crèche des luxemburgischen Roten Kreuzes verfügt über ein Eingewöhnungskonzept, das sich am „Berliner Eingewöhnungsmodell“ orientiert.

Nicht nur den Eintritt in eine Einrichtung der Kinderbetreuung sicher und gut begleitet zu erleben ist für Kinder wichtig, sondern auch andere Übergänge, die die Kinder im Laufe der Zeit zu bewältigen haben. Beispielsweise kann dies ein Wechsel von der Baby- zur Kleinkindgruppe sein, von der Crèche in die Maison Relais oder ein Gruppenwechsel innerhalb der Maison Relais, der vielleicht auch noch neue Räumlichkeiten mit sich bringt. All diese Übergänge werden pädagogisch zum Wohle des Kindes durchdacht, geplant und, besonders wenn es ein Wechsel innerhalb Einrichtungen des luxemburgischen Roten Kreuzes ist, begleitet. In erster Linie steht das Kind mit seinen individuellen Bedürfnissen und seinem Rhythmus im Vordergrund. Die Eltern sind dabei wichtige Begleiter, die durch Einbeziehung und transparente Informationen in den Prozess integriert sind.

Neben einer gesunden und abwechslungsreichen Ernährung ist für die körperliche und geistige Entwicklung der Kinder auch ausreichend und vielfältige Bewegung notwendig. Wir bieten den Kindern in und um unserer Einrichtungen Raum und Zeit, um altersangepasste Bewegungserfahrungen zu machen. Vielfältige Bewegungserfahrungen haben positive Auswirkungen auf die kognitive Entwicklung der Kinder.

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„Hilf mir es selbst zu tun!“(Maria Montessori)

4.1.4. Beobachtung und Dokumentation

Wir wollen jedes Kind individuell beachten und fördern. Beobachtungen und ihre Dokumentation sind dabei ein wichtiger Teil unserer pädagogischen Arbeit und die Basis, um Kinder in ihren Lern- und Bildungsprozessen zu begleiten und unsere Ziele zu erreichen. Beobachtungen ermöglichen uns, die Entwicklung der Fertigkeiten und Fähigkeiten des Kindes in den Blick zu nehmen und seine aktuellen Bedürfnisse und Interessen zu erkennen (vgl. Kazemi-Veisari, 1998).

Die Entdeckungsreisen der Kinder, ihre Entwicklungs- und Bildungsprozesse werden dokumentiert. Dies kann durch Fotos, Zitate der Kinder, Bastel- oder Handwerksprodukte oder durch Bilder geschehen. In einigen Crèches wird für jedes Kind ein sogenanntes Portfolio angelegt, welches die Entwicklungs- und Bildungsgeschichte des Kindes seit Eintritt in die Einrichtung dokumentiert. Die Kinder nehmen ihr Portfolio mit, wenn sie die Crèche verlassen. Anhand der Dokumentation erfahren die Kinder Wertschätzung und sie werden an ihre Absichten und Ideen während der Aktivität erinnert. Diese Dokumentationen hängen an den Wänden unserer Einrichtungen. Uns gefällt der aus der Reggio-Pägagogik stammende Ausdruck der «sprechenden Wände».

Bei Bedarf setzen wir in den Einrichtungen des luxemburgischen Roten Kreuzes gezielte Beobachtungsmethoden ein, die die Konzentration auf ein bestimmtes Kind ermöglichen. Wir achten darauf, dass die Beobachtungen mit positiver Haltung und ressourcenorientiert auf das jeweilige Kind gerichtet sind. Zum Einsatz kommen je nach Bedarf offene und strukturierte Beobachtungsverfahren. Mit den erhobenen Daten gehen wir sensibel um und beachten die Vorgaben des Datenschutzes.

Die Beobachtungen und ihre Dokumentation sind auch Grundlage für den Austausch im Team und die Planung weiterer pädagogischer Handlungen, aber auch eine Grundlage für die Gespräche mit den Eltern über die Entwicklungs- und Bildungsprozesse ihres Kindes.

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4.1.5. Gesunde Ernährung und Bewegung

Das Essen in unseren Einrichtungen ist kindgerecht und gesund. Dafür sind unsere Köchinnen und Köche sowie die Erzieherinnen und Erzieher gleichermaßen zuständig. Die Zubereitung in unseren Küchen erfolgt nach den Richtlinien des luxemburgischen Gesundheitsministeriums: Gesunde Ernährung ist ausgewogen, abwechslungsreich, vielfältig, frisch und möglichst vor Ort zubereitet. Die ernährungsphysiologischen Richtwerte für kindgerechte Ernährung halten wir ein. Aus pädagogischer Perspektive gelten die Merkmale der non-formalen Bildung: Die Esssituation zeichnet sich aus durch Freiwilligkeit. Die Bedürfnisse und Vorlieben der Kinder werden respektiert. Kinder erfahren bei uns, wie gesunde Ernährung funktioniert: In einigen Einrichtungen betreiben wir pädagogische Gärten, so dass Kinder das Gemüse vom Samenkorn, über das Ernten bis hin zur Zubereitung verfolgen können. Selbstgemachte Erfahrungen („von der Hand übers Herz in den Kopf“) hinterlassen nachhaltige Eindrücke. Das in unseren Einrichtungen gelernte Ernährungsverhalten soll das spätere Erwachsenenleben prägen.

4.2. Unsere pädagogische Arbeit in Alltag und Praxis

Als eine Einrichtung der non-formalen Bildung sind wir uns bewusst, dass wir als wichtige Sozialisationsinstanz der Kinder einen förderlichen Anteil an deren Entwicklung haben. Der Ausgangspunkt unserer Arbeit ist die Gestaltung des Alltags mit den Kindern. Die tägliche praktische Arbeit in einer Einrichtung des luxemburgischen Roten Kreuzes basiert auf drei Säulen:1. der Ganzheitlichkeit unserer Erziehung, Bildung und Betreuung, 2. der Lebenspraxis- und Lebensweltorientierung unserer Erziehung, Bildung und Betreuung und3. der Nachhaltigkeit und Zukunftsorientierung unser Bildung, Betreuung und Erziehung.

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4.2.1 Ganzheitlichkeit unserer Bildung, Betreuung und Erziehung

Unsere ganzheitliche Auffassung ist mit dem Zitat «Lernen mit Kopf, Herz und Hand» (Johann Heinrich Pestalozzi 1746-1827) auf den Punkt gebracht.

Ganzheitlichkeit bedeutet für uns:• Kindern zu ermöglichen, mit allen Sinnen die Welt zu begreifen,• sie eigene und konkrete Erfahrungen machen lassen,• ihnen eine anregende Umgebung zu bieten,• ansprechende und vielfältige Materialien und Methoden zur Verfügung zu stellen,• Beobachten, Forschen, Fragen und Entdecken anregen und zulassen,• Sprache und Kommunikation zu fördern,• vielfältige Bewegungsmöglichkeiten und Körpererfahrungen zu bieten,• Wert auf gesunde Ernährung und Bewegung zu legen,• eigen- und mitverantwortliches Handeln der Kinder zu unterstützen,• Autonomie und Selbstständigkeit zu fördern,• dem Sprechen über Gefühle, Bedürfnisse und Meinungen Raum zu geben,• schwierige Situationen in der Gruppe als Chance zum sozialen Lernen zu nutzen, und• Mitbeteiligung (Partizipation) der Kinder zu fördern.

Diese Aspekte werden jeweils altersgerecht in den einzelnen Häusern umgesetzt. Wichtige Handlungsfelder unserer Arbeit sind:

soziale, emotionale und ethische Entwicklung Sprache, Kommunikation und Medien kreative, ästhetische und musische Entwicklung Körper, Gesundheit, Motorik, Bewegung Naturwissenschaft und Technik Naturerfahrung und umweltbezogene Bildung Kultur und Gesellschaft

Diese Handlungsfelder orientieren sich am Rahmenplan zur non-formalen Bildung im Kindes- und Jugendalter des luxemburgischen Familienministeriums.

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4.2.1.1. Spiel

Ein zentraler Weg der Kinder sich die Welt anzueignen ist das Spiel. Das Spiel ist die wichtigste Lernform für Kinder, insbesondere für Kinder im Vorschulalter. In der spielerischen Auseinandersetzung mit sich, anderen Menschen und der Umwelt erfahren Kinder sich ganzheitlich, entdecken und begreifen Zusammenhänge und entwickeln ihre physischen, psychischen und sozialen Fähigkeiten. Dabei ist das Spiel die „Arbeit“ und vordergründlichste Aufgabe der Kinder, aber zweckfrei und lustbetont. Hier vollzieht sich ganz selbstverständlich Lernen mit Kopf, Herz und Hand.

In den Häusern des luxemburgischen Roten Kreuzes findet Spiel sowohl in Form des Freispiels als auch in geleiteten Spielaktivitäten statt. Aufgabe der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist es, die Spielbedürfnisse der Kinder zu erkennen, ihre Eigenaktivität zu unterstützen und Anregungen und Hilfe zum Entwickeln und Erfahren zu geben.

4.2.1.2. Sprache

Sprache als „Tor zur Welt“ und das Beherrschen der jeweiligen Landessprache ist ein wichtiger Zugang zu Bildungs- und Teilhabechancen. Daher legen wir viel Wert auf die Förderung der luxemburgischen Sprache und achten darauf, dass alle Kinder diese bei uns erlernen bzw. festigen. Im Sinne des Wohls des Kindes unterstützen wir es jederzeit, sich mitzuteilen und dabei bei Bedarf auch auf seine Muttersprache zurück zu greifen. So begleiten wir alle wichtigen Handlungen mit Worten, sprechen deutlich und altersgerecht und regen das Sprechen der Kinder an. Luxemburgisch ist in all unseren Einrichtungen die Umgangssprache.

4.2.1.3. Vielfalt

In unseren Einrichtungen spiegelt sich die Vielfalt unserer luxemburgischen Gesellschaft und wir begrüßen dies sehr. Den Grundprinzipien des Roten Kreuzes (s. Kapitel 2) entsprechend sind uns alle Kinder und Familien willkommen, und wir respektieren und schätzen die Unterschiedlichkeit, die sie mitbringen.

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Das Konstrukt „Vielfalt“ umfasst für uns ganz verschiedene Facetten, die wir in unserer täglichen pädagogischen Arbeit mit den Kindern berücksichtigen. Sei es die Vielfältigkeit der Kinder in Geschlecht, Nationalität, kultureller und religiöser Herkunft, seien es die verschiedenen Lebens- und Familienformen, in denen sie aufwachsen oder die individuellen Fähigkeiten und Beeinträchtigungen. Wir unterstützen die Kinder beim Aufbau ihrer eigenen Identität und schaffen allen Kindern Gelegenheiten die Vielfalt bewusst als Bereicherung zu erleben.

Kinder mit Beeinträchtigungen sind in unseren Häusern willkommen und wir nehmen sie nach unseren Möglichkeiten auf, so dass die räumlichen und personellen Gegebenheiten den Bedürfnissen und Erfordernissen der Kinder entsprechen. Das Wohl der Kinder steht für uns dabei immer im Vordergrund.

4.2.1.4. Soziale Beziehungen und Emotion

Kinder brauchen Kinder – zum Spielen, Lachen, Entdecken, Toben, Raufen, Träumen, Streiten... – und nur im Kontakt mit anderen Kindern können sie ihre eigene Persönlichkeit entfalten und Sozialkompetenz erwerben. Das Zusammenleben in der Kindergruppe bietet dazu viele Möglichkeiten und ist hilfreich, sich auch später in anderen Gruppen zu Recht zu finden. Für viele Kinder bedeutet der Alltag, dass sie viel Zeit des Tages mit Anderen zusammen sind und sie erleben, das dies anstrengend und herausfordernd sein kann. Die Kinder erfahren, dass es Regeln und Grenzen gibt, die ein Zusammenleben vereinfachen und Konsequenzen nach sich ziehen können. In den Einrichtungen des Roten Kreuzes legen wir Wert darauf, dass die Regeln verständlich und transparent sind, nach Möglichkeit mit den Kindern zusammen festgelegt werden und nur so lange gelten, wie sie sinnvoll sind. Es ist uns bewusst, dass diese Regeln immer wieder eingeübt werden müssen. Die Kinder merken, dass Regeln für alle gelten und dass niemand bevorzugt oder benachteiligt wird.

Kinder erleben in der Gruppe, dass es im Zusammenleben auch Konflikte gibt und diese zum Leben dazugehören. Sie können hier einüben, diese möglichst selbständig zu lösen und verschiedene Lösungswege zu erproben. Hilfestellungen von den Erzieherinnen und Erziehern erleichtern die Klärung.

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«Kinder brauchen Kinder – nicht nur, um von ihnen zu lernen, sondern auch, um mit ihnen Dummheiten zu machen. (…) Je mehr Zutrauen wir in die Fähigkeiten der Kinder setzen, ihre Beziehungen untereinander selbst zu regeln, desto eher werden sie das auch lernen.» ( vgl. Helga Gürtler, 2010 )

Für unser Personal ist es selbstverständlich, sich ihrer Vorbildfunktion stets bewusst zu sein und dies auch im täglichen Miteinander zum Ausdruck zu bringen. Die wichtigen sozialen Kompetenzen Gemeinschaftsfähigkeit, Rücksichtnahme, Toleranz, Akzeptanz und Respekt sind die Grundlage für ihr Handeln.

Kinder haben als eigenständige Persönlichkeiten eigene Bedürfnisse, Wünsche, Meinungen und Gefühle. Diese zu erfassen, zu verstehen und zu achten ist ein zentrales Prinzip in der ganzheitlichen Arbeit mit den Kindern. Kinder in den Einrichtungen des luxemburgischen Roten Kreuzes sollen zu selbständigem Handeln und eigenständigen Lernprozessen befähigt werden und das bedeutet, dass sie altersgerecht an den sie betreffenden Dingen und Entscheidungen mitbeteiligt werden. Ihren Ideen und Wünschen wird Wertschätzung entgegengebracht und sie finden sich in pädagogischen Planungs- und Handlungsprozessen und Abläufen wieder.

4.2.1.5. Partizipation

Durch die Mitgestaltung des Alltags in der Einrichtung erfahren die Kinder zentrale Grundlagen der Demokratie. Sie erlernen, sich für ihre Anliegen und Interessen einzusetzen, Verantwortung für sich und ihr Handeln zu übernehmen, Kompromisse zu machen und erleben Grenzen und Möglichkeiten von sich und der Gemeinschaft.

Jede Einrichtung des luxemburgischen Roten Kreuzes setzt altersentsprechende Wege und Verfahren zur Beteiligung von Kindern ein. Für die Erzieherinnen und Erzieher bedeutet der jeweilige Partizipationsansatz, sich auf die Kinder einzulassen und ihnen zu vertrauen, dialogbereit zu sein, methodische Wege zu finden um die Anforderungen so zu gestalten, dass sie den Erfahrungen und Kompetenzen der Kinder entsprechen, sich selbst zurückzunehmen und dennoch präsent zu sein und in der Verantwortung zu bleiben.

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P a r t i z i p a t i o n ermöglicht Bildung und Selbstbildungsprozesse, findet im Alltag statt und zeigt sich je nach Einrichtung alters- und reifegerecht den Kindern angepasst in unterschiedlichen Ausdrucksformen. (vgl. Kazemi-Veisari, 1998; Hansen u.a. 2011).

4.2.2. Lebenspraxis- und Lebensweltorientierung unserer Bildung, Betreuung und Erziehung

Die Bildung, Betreuung und Erziehung in den Häusern des Roten Kreuzes geschieht nicht unter Laborbedingungen, sondern indem Kinder mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Alltag leben. Dazu gehören ein strukturierter Tagesablauf, der für jedes Kind klar erkennbar ist und ein Lebensalltag mit all seinen Aufgaben und Pflichten. Kinder brauchen Gelegenheiten, lebensbezogene Aktivitäten kennen zu lernen und sich daran beteiligen zu können. Hier können sie sich ausprobieren und einüben und zum guten Gelingen der täglichen Abläufe und der Gemeinschaft beitragen. Der Alltag in einer Einrichtung bietet für die Teilhabe im Tagesablauf viele Anlässe. Die Tatsache, dass transparent jeder einmal dran ist, unabhängig von Geschlecht und Person und das hauswirtschaftliche Tätigkeiten keine Strafe sind, erhöht das Verständnis für das Gruppenleben.

In diesem praxisbezogenen Ansatz wird auch das Sozialverständnis gefördert. Norm- und Wertorientierung, Partizipation und Demokratieverständnis sowie grundlegende soziale Umgangsformen und gesellschaftliche Verhaltensweisen sind einige Bereiche der Sozialisation, die uns wichtig sind.

Jedes Kind kommt aus einer ganz spezifischen Lebenssituation, die wir in unseren Einrichtungen im Eingehen auf die Bedürfnisse und Themen jedes Kindes berücksichtigen. Das können momentane Befindlichkeiten sein oder auch komplexe Situationen. Das individuelle Erleben eines jeden Kindes findet seinen Ausdruck im Handeln und Verhalten. Eine wichtige Aufgabe der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist es, auf die Kinder individuell angemessen einzugehen und ihnen das nötige Maß an Ruhe, Gesprächen, Bewegung, Ausgleich und Zuwendung zukommen zu lassen.

Neben den individuellen Themen gibt es aber auch Themen, die einen Großteil oder alle Kinder betreffen, weil sie zu deren Lebenswelt gehören. Mit einem situationsorientierten Ansatz versuchen wir die Themen der Kinder aufzugreifen.

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Es ist uns eine wichtige Aufgabe möglichst breit gefächerte, altersadäquate Lebenswelterfahrungen zu ermöglichen. Der Alltag in der Einrichtung ist keine Insel, sondern mitten eingebunden in das Leben der Kinder, der Gemeinde und der Umgebung. Die oben genannten Handlungsfelder sind dabei Orientierungshilfen für die einzelnen Aspekte und Themen.

Die Umsetzung erfolgt im freien Spiel, in Projekten, Einzelaktionen, gruppenübergreifend oder gruppenspezifisch, drinnen oder draußen. Die Bedürfnisse und Interessen der Kinder stehen dabei im Vordergrund.

4.2.3. Nachhaltigkeit und Zukunftsorientierung unserer Bildung, Betreuung und Erziehung

Die Kinder von heute sind zugleich Teil der Gesellschaft von morgen und mit dem, was sie heute erfahren und lernen, werden sie ihr Leben gestalten. Wir tragen in unseren Einrichtungen dazu bei, Kinder für ihre Zukunft zu befähigen, und auch wenn wir noch nicht wissen, wie diese Zukunft aussieht, möchten wir ihnen wichtige Grundlagen geben, ihr Leben und die Welt zu gestalten.

Kinder brauchen das Gefühl der Zugehörigkeit und der Geborgenheit, das Wissen, dass sie liebenswert und kompetent sind und das Bewusstsein, dass sie ihre Welt mitgestalten können und schon der Versuch dazu lohnt. Neben dieser Basis werden in unseren Einrichtungen im Zusammenspiel zwischen allen Beteiligten viele Aspekte erlebbar und eingeübt, die auch später das Erwachsen-Sein ausmachen: eine Verantwortung in der Welt zu übernehmen, sich für Menschlichkeit und Umwelt einzusetzen, die eigenen Interessen zu vertreten und die der anderen zu berücksichtigen, Kommunikations- und Konfliktfähigkeit, Herausforderungen konstruktiv anzugehen, Wege und Lösungen zu finden, mit Kreativität und Freude immer wieder Neues zu entdecken und die Kompetenz sich selbst immer weiter zu entwickeln.

Jede Erfahrung eines Kindes in einer Einrichtung des Roten Kreuzes kann dazu beitragen, ob und wie es die (Um)Welt von morgen auch außerhalb der Einrichtung mitgestaltet. Wir begleiten die Kinder daher verantwortungsvoll, in dem Wissen, das unsere Bildung, Betreuung und Erziehung langdauernde, nachhaltige Wirkung haben kann.

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Um den Anforderungen der Welt von Morgen gerecht zu werden, müssen sich nicht nur die Kinder entwickeln, sondern auch die pädagogischen Konzepte in den jeweiligen Einrichtungen sich in einer „dauerhaften Entwicklung“ bewegen. Das stellt uns immer wieder vor Herausforderungen, denen wir uns im luxemburgischen Roten Kreuz gerne und mit Tatkraft stellen.

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Seite an Seite –gemeinsam im Sinne des Kindes

Wir ergänzen Familien und arbeiten partnerschaftlich zusammen

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Seite an Seite –gemeinsam im Sinne des Kindes

Wir ergänzen Familien und arbeiten partnerschaftlich zusammen

5. Zusammenarbeit mit den Eltern

Die Eltern sind die ersten und wichtigsten Erzieher des Kindes. Sie sind damit Experten für ihr Kind, weil sie es von Geburt an am besten kennen. In unseren Einrichtungen sind sie wertvolle Erziehungs- und Bildungspartner, damit unsere Arbeit gelingen kann.

Eltern vertrauen uns tagtäglich ihre Kinder an und zeigen damit großes Vertrauen in uns und unsere Arbeit.

5.1. Partnerschaftliche Zusammenarbeit

Wir möchten und können die Familie nicht ersetzen. Wir ergänzen die Familie im Rahmen unserer Betreuungsmöglichkeiten dort, wo die Familien es möchten.

Dabei sind uns eine konstruktive und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Eltern und der gemeinsame Blick auf das Kind und seine Bedürfnisse sehr wichtig. Eine Zusammenarbeit auf „Augenhöhe“, ein offener, wertschätzender und respektvoller Umgang miteinander und größtmögliches Vertrauen ineinander sind die beste Basis für eine gelingende pädagogische Arbeit mit dem Kind. Eltern und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben Anteil am Wohl des Kindes – jeder mit seinen spezifischen Aufgaben in seinem Kontext.

Der Austausch mit Eltern ist uns wichtig, um ihre Wünsche, Ziele und Erwartungen kennen zu lernen und soweit wie möglich darauf eingehen zu können. Uns ist die Sicht der Eltern auf das Kind und unsere Arbeit wichtig, um unseren Blickwinkel zu erweitern. Im Dialog ergänzen wir unsere Wahrnehmungen und Haltungen.

Wir sehen unsere Zusammenarbeit als gemeinsamen Auftrag mit dem Ziel, Mittel und Wege zu finden, den Entwicklungsprozess des Kindes optimal zu begleiten. Dazu tragen Eltern und Einrichtung bei, jeder mit seinen Kompetenzen und Möglichkeiten.

Wir möchten, dass Eltern uns ihr Kind immer mit einem guten Gefühl anvertrauen können. Unsere Gesprächsbereitschaft ist stets gegeben und bei Schwierigkeiten bemühen wir uns aktiv nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen.

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5.2. Transparenz und Beteiligung

Uns ist es wichtig, gegenüber den Eltern eine größtmögliche Transparenz bezüglich unserer Arbeit zu schaffen. Wir legen unsere Ziele und pädagogischen Werte dar und informieren über das was wir tun und warum wir die Dinge so tun, wie wir sie tun. Wir bieten uns als aktive Gesprächspartner an, berichten gerne über unsere Beobachtungen und die Entwicklungen des Kindes und informieren in unterschiedlichen Formen über unsere Arbeit.

Eltern sind uns in unseren Einrichtungen willkommen und wir bieten Möglichkeiten, wie sie sich einbringen und beteiligen können. Dazu gehören Elternabende, Tage der offenen Tür, Feste und Feiern.

Wir sind sehr an den Rückmeldungen der Eltern zu unseren Angeboten und unserer Arbeit interessiert und lassen diese in die weitere pädagogische Planung einfließen.

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Unser Team -Zusammen für die Kinder!

Wir bündeln unsere fachlichen und individuellen Kompetenzen, um gemeinsam Ziele zu erreichen.

Unser Team -Zusammen für die Kinder!

Wir bündeln unsere fachlichen und individuellen Kompetenzen, um gemeinsam Ziele zu erreichen.

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6. Das Team

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Häusern des luxemburgischen Roten Kreuzes sind sich ihrer verantwortungsvollen Aufgabe bewusst. Das Vertrauen der Kinder und Eltern in sie und ihre Arbeit motivieren und bestärken. Die täglichen Herausforderungen erfordern ein hohes Maß an Professionalität, Einsatzbereitschaft und Flexibilität. Dabei sind die gemeinsamen Ziele Antrieb für eine qualitätsvolle pädagogische Arbeit.

In den Häusern arbeiten Menschen unterschiedlichen Alters und mit verschiedenen Bildungs- und Lebenswegen. Je nach Aufgabenbereich erfüllen sie mit ihren Kompetenzen im Zusammenspiel den gestellten Auftrag und setzen sich für unsere Ziele ein.

Die Erzieherinnen und Erzieher begleiten die Kinder bei ihrem Lernprozess, sie instruieren die Kinder nicht. 6.1. Was uns prägt: Haltung – Wissen – Können

Die Arbeit im Team ist unerlässlich und bereichernd. Gegenseitige Unterstützung und Ergänzung, Verlässlichkeit, ein respektvoller und wertschätzender Umgang miteinander, sinnvolle Aufgabenverteilungen sowie der persönliche Einsatz für die vereinbarten Ziele sichern die Qualität der Arbeit und stärkt jedes Teammitglied.

Gleichzeitig erfordert Teamarbeit im pädagogischen Bereich ein besonders hohes Maß an Kommunikationsfähigkeit und die Reflexion des eigenen Handelns. Die dazu nötige Bereitschaft und Offenheit, das Engagement mitzugestalten und auch die Fähigkeit, Probleme und Konflikte als Herausforderung zu sehen und konstruktiv mit ihnen umzugehen, sind Teil der Professionalität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Strukturen, die eine reibungsarme Kommunikation und den konstruktiven, zielgerichteten Austausch miteinander ermöglichen, unterstützen das Team und die einzelnen Mitglieder in den komplexen Aufgaben und Anforderungen.

Unser pädagogisches Handeln wird durch die MitarbeiterInnen im Hinblick auf die drei Aspekte „Haltung“ - „Wissen“ - „Können“ geprägt. Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter bringt eine positive Grundhaltung mit, die sich in Wertschätzung, Akzeptanz und Respekt gegenüber Kindern, Eltern, Kolleginnen und anderen Menschen, denen sie

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oder er begegnet, ausdrückt.

Das fachliche Wissen, dass jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter mit- und einbringt ist zentrale Grundlage des fundierten Handelns in der Praxis. Die Bereitschaft unserer Fachkräfte, das Wissen entsprechend der pädagogischen Entwicklungen und Anforderungen zu erweitern und zu entfalten, ist selbstverständlich.

Die Möglichkeit der MitarbeiterInnen, sich mit all dem persönlichen Können, den individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten im Sinne der gelingenden Arbeit einzubringen, ist es, was dann den individuellen Charakter der einzelnen Einrichtung ausmacht.

6.2. Interaktion und Kommunikation

Die Leiterin bzw. der Leiter eines jeden Hauses ist, neben vielen organisatorischen und verwaltungstechnischen Aufgaben, verantwortlich für die pädagogische Arbeit im Haus und die personelle Führung. Es ist seine/ ihre Aufgabe, dieses pädagogische Konzept in die Praxis zu setzen. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben Anteil am Auftrag der Betreuung, Bildung und Erziehung der Kinder.

Für die einzelnen MitarbeiterInnen in ihren verschiedenen Funktionen liegen jeweils Aufgabenbeschreibungen vor. Diese und Vereinbarungen, die im aktuellen Alltag getroffen werden, geben jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter eine Orientierung im Berufsalltag.

Regelmäßige individuelle Mitarbeitergespräche mit der Leitung des Hauses fördern die fachliche Reflexion und individuelle Potentialentwicklung. Damit neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich schnell und gut in die Arbeit einbringen können, achten wir auf eine sorgfältige und systematische Einarbeitung. Das Zusammenspiel der Kompetenzen und Persönlichkeiten prägt das Team und die Arbeit und gibt jedem Haus ein unverwechselbares Profil. Die täglichen Abläufe und den Alltag mit den Kindern leben wir mit all der nötigen Flexibilität und dem persönlichen Einsatz, der erforderlich ist.

Besprechungen dienen der Reflektion, Planung und fachlich/inhaltlichen Entwicklung. In allen Häusern finden regelmäßig Besprechungen in unterschiedlichen Formen statt. Protokolle der Besprechungen sichern, dass Inhalte, Ergebnisse und Beschlüsse für alle

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transparent und eindeutig sind und werden ggf. auch von den Beteiligten unterschrieben.

6.3. Teamentwicklung

Fort- und Weiterbildungen, Fachliteratur, fachliche Begleitung und Coaching durch die Verantwortlichen des Roten Kreuzes, bei Bedarf auch externe Berater oder Supervisoren, sichern die Qualität der Arbeit und sorgen für sinnvolle Weiterentwicklung.

7. Kooperation und Vernetzung

Die vielfältigen Aufgaben und das Eingebundensein in das Leben der Gemeinde machen es für alle Häuser wichtig, dass sie konstruktiv und engagiert mit anderen Institutionen und Einrichtungen zusammenarbeiten. Eine gute Kooperation und Vernetzung ist ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit zum Wohl der Kinder und ohne eine Vernetzung könnten die Häuser ihre Aufgaben nicht optimal ausführen.

Zentraler Partner ist neben dem Ministerium die jeweilige Gemeinde mit ihren verantwortlichen Vertretern. Als (in den meisten Fällen) Bauherr und Eigentümer des Gebäudes ist die Gemeinde Ansprechpartnerin für alle Angelegenheiten, die die Räumlichkeiten betreffen. Aber darüber hinaus sind die Bedürfnisse der Gemeinde und ihrer Bevölkerung immer wieder auch ein wichtiger Orientierungspunkt für unsere gemeinsame Aufgabe und Arbeit. In unseren Häusern betreuen wir ja einen Teil der jüngsten Gemeindemitglieder und damit die Zukunft des Ortes.

Ein weiterer zentraler Partner für die Maisons Relais ist die Grundschule. Einerseits ist dies organisatorisch u.U. bedeutsam, wenn das Gebäude miteinander geteilt wird. Andererseits ermöglichen erst die Kooperation und der Austausch mit dem Lehrpersonal es, die Kinder bestmöglich zu begleiten, zu unterstützen und zu fördern. Wir streben einen regelmäßigen Austausch an und schätzen auch die persönliche Kommunikation. Regelmäßige Versammlungen mit möglichst allen Beteiligten erleichtern verbindliches, professionelles Handeln.

Die großherzogliche Verordnung vom 28. März 2012 zum Erstellen eines Plan d’encadremet périscolaire (PEP) regelt die Zusammenarbeit zwischen Maison Relais und Schule in einer Gemeinde. Mit der Erstellung eines ersten PEP im September 2013

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soll die Gemeinde ein ganzheitliches Angebot von Bildung, Betreuung und Erziehung schaffen, so dass möglichst alle Kinder der Gemeinde von den Angeboten profitieren können. Dieser erste PEP soll dann in den kommenden Jahren weiterentwickelt werden, um eine immer engere Vernetzung der formalen (Schule) und der non-formalen Bildung (Maison Relais) zu ermöglichen. Das luxemburgische Rote Kreuz sieht sich als aktiver Mitgestalter dieser Entwicklung und begrüsst diese Herangehensweise.

Die positive Kooperation mit den Vereinen und Institutionen vor Ort sichert den Kindern in einer Maison Relais die Teilnahme an kulturellen oder sportlichen Aktivitäten und dem Leben in der Gemeinde.

Eine gute Verbindung mit den sozialen Diensten vor Ort und überregional ist für die Häuser eine gute Voraussetzung, um für das einzelne Kind Unterstützung zu gewährleisten oder fachlichen Rat und professionelle Informationen zu bekommen.

Unabhängig vom jeweiligen Kooperationspartner ist unser Ziel eine möglichst große Fachlichkeit und der professionelle Umgang miteinander. Regelmäßige Treffen, auch in größeren Vernetzungszusammenhängen, halten wir für sinnvoll und unterstützen diese aktiv. Wir bemühen uns um Kooperationen und suchen aktiv den Kontakt zu den jeweiligen Ansprechpartnern. Bei Fragen oder Klärungsbedarfen sind wir jederzeit ansprechbar und bemühen uns um optimale Wege. Unsere Anliegen und Interessen bringen wir sachlich ein und respektieren die Sicht und Interessen des jeweiligen Kooperationspartners.

Wir verstehen uns als Einrichtungen, die Familien ergänzen und zum Wohl der Kinder tätig sind. Dafür setzen wir uns auch im Kontakt mit unseren Kooperationspartner ein.

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8. Qualitätssicherung und –entwicklung

Die Qualität unserer Maison Relais kann auf drei Ebenen dargestellt werden: Strukturqualität, Prozessqualität und Ergebnisqualität.

Den Standard für den strukturellen Rahmen (Strukturqualität) setzt durch die Betriebserlaubnis (agrément) das Familienministerium. Auf der Basis der gültigen Gesetzestexte definiert es bauliche und personale Bedingungen, setzt den Erzieher-Kind-Schlüssel fest, die maximale Gruppengröße und einiges mehr. Der Träger muss sich an diese Vorgaben halten.

Für die Qualität der pädagogischen Prozesse – unserer Arbeit mit den Kindern (Prozessqualität) – sind wir verantwortlich. Unser Ziel ist die Exzellenz. Die unten aufgeführten Massnahmen dienen der ständigen Verbesserung der pädagogischen Qualität.

Um den Erfolg unserer Arbeit zu prüfen (Ergebnisqualität), fragen wir unsere „Kunden“: die Kinder, die Eltern und die Gemeinde. Auch unsere MitarbeiterInnen werden nach ihrer Zufriedenheit befragt. Die Ergebnisse aus diesen Befragungen nehmen Einfluss auf die Entwicklung unseres Angebotes (Qualitätskreislauf).

Koordinationsstelle Maison Relais/ Crèches

Bei der Umsetzung des pädagogischen Konzeptes in die Praxis erhält die Leiterin/ der Leiter und das Team Unterstützung durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Koordinationsstelle Maison Relais und Crèche. Alle zurzeit 15 Einrichtungen der non-formalen Bildung für Kinder des Roten Kreuzes verfolgen auf Grundlage dieses pädagogischen Konzeptes den gleichen „roten Faden“. Daher macht es Sinn, die Entwicklung zentral zu koordinieren und voranzutreiben, um so Synergien zu erzeugen.

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Fortbildungen

Im jährlichen Fortbildungsplan werden Fortbildungen vorgesehen, die zur Umsetzung des pädagogischen Rahmenkonzept notwendig sind. Der Fortbildungsplan nimmt Bezug auf die individuellen Bedarfe der Fachkräfte. Diese werden in jährlichen Mitarbeitergesprächen identifiziert. Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stehen für Fortbildungen Ressourcen zur Verfügung.

Fachberatung

Im Sinne einer Fachberatung unterstützt die Koordinationsstelle die LeiterInnen und die Teams bei der Umsetzung des pädagogischen Konzeptes sowie bei der Leitung der Einrichtungen. Gegebenfalls können externe Fachkräfte zu Rate gezogen werden.

Selbstevaluation

Mithilfe geeigneter Instrumente evaluieren sich die Teams der Einrichtungen selbst. Das bedeutet, sie untersuchen, wie gut ihnen die Umsetzung des pädagogischen Konzeptes gelingt. Die Dokumentation dieser Untersuchung wird dem Qualitätskreislauf zugeführt. Diese Methode führt zu einer permanenten Qualitätsverbesserung.

Fremdevaluation

Eine Fremdevaluation durch offizielle Stellen begrüssen wir, um die Ergebnisse mit den externen Evaluatoren auf Augenhöhe zu diskutieren und in den Qualitätskreislauf einzubringen.

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Logbuch (journal de bord)

In einem Logbuch werden die wesentlichen pädagogischen Aktivitäten dokumentiert. Anhand dieser Dokumentation wird der Grad der Kohärenz zwischen Theorie und Praxis ersichtlich: Wie nah ist die Arbeit der Teams am pädagogischen Konzept? Eine Auswertung der Dokumentation führt gegebenenfalls zu einer Anpassung des Raumes, der Materialien, der Aktivitäten oder Projekte.

Zufriedenheitsanalysen

Wir fragen unsere „Kunden“, wie sie mit unserer Arbeit zufrieden sind. Die Ergebnisse geben uns die Möglichkeit, sich den Erwartungen der Kinder, Eltern und der Gemeinde zu stellen. Ziel der Befragung ist es, zum einen die aktuelle Situation zu erfassen, aber auch, die Gründe der Zufriedenheit und Unzufriedenheit aufzuzeigen, um so Wünsche oder Anregungen der Kunden für die Zukunft mit einzubeziehen.

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9. Literaturverzeichnis

Brandes, Holger: Selbstbildung in Kindergruppen. Die Konstruktion sozialer Beziehungen. München: Reinhardt, 2008.

Bowlby, John: Bindung. Eine Analyse der Mutter-Kind-Beziehung. München: Kindler , 1975.

Fthenakis, Wassilios/Wustmann-Seiler, Corinna: Beiträge zur Bildungsqualität: Resilienz: Widerstandsfähigkeit von Kindern in Tageseinrichtungen fördern. Berlin, Mannheim: Cornelsen, 2004.

Grossmann, Karin: Kontinuität und Konsequenzen der frühen Bindungsqualität während des Vorschulalters. In: Spangler, Zimmermann (Hg): Die Bindungstheorie; Grundlagen, Forschung und Anwendung, Stuttgart, 1999, S. 191ff.

Gürtler, Helga: Kinder brauchen Kinder, 2010.https://www.familienhandbuch.de/erziehungsbereiche/sozialerziehung/kinder-brauchen-kinder, (14. November 2012).

Hansen, Rüdiger u.a.: Partizipation in Kindertageseinrichtungen. So gelingt Demokratiebildung mit Kindern! Weimar/Berlin: Verlag Das Netz, 2011.

Kazemi-Veisari, Erika: Kinder verstehen lernen. Wie Beobachtung zu Achtung führt. Hannover: Kallmeyer, 2004.

Kazemi-Veisari, Erika: Partizipation. Hier entscheiden Kinder mit. Freiburg: Herder, 1998.

Leu, Hans-Rudolf: Bildungs- und Lerngeschichten. Bildungsprozesse in früher Kindheit beobachten, dokumentieren und unterstützen. Weimar/Berlin: Verlag Das Netz, 2007.

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Oerter, Rolf: Psychologie des Spiels. Weinheim: Beltz, 1999.

Prott, Roger/Hautumm, Annette: 12 Prinzipien für eine erfolgreiche Zusammenarbeit von Erzieherinnen und Eltern. Weimar/Berlin: Verlag Das Netz, 2004.

Schäfer, Gerd: Bildung in der frühen Kindheit. In: Schronen, Danielle; Urbé Robert (Hg.): Sozialalmanach 2008.

Schäfer, Gerd: Bildungsprozesse im Kindesalter. Selbstbildung, Erfahrung und Lernen in der frühen Kindheit. Weinheim: Beltz, 2011.

Spangler, Gottfried/Zimmermann Peter (Hg): Die Bindungstheorie; Grundlagen, Forschung und Anwendung, Stuttgart: Klett, 1999.

Stegmaier, Susanne: Grundlagen der Bindungstheorie; http://www.kindergartenpaedagogik.de/1722.html, (14. November 2012).

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10. Unsere Maison Relais und Crèches

Maison Relais Bettendorf 1, rue Neuve L-9353 BETTENDORF Tel.: 80 92 12 33 [email protected]

Crèche Zwergenhaus 12, rue Jean-Pierre GlaesenerL-7358 LORENTZWEILER Tel.: 26 33 68 1 [email protected]

Maison Relais Lorentzweiler 38, rue Saint LaurentL-7370 Lorentzweiler Tel.: 26 33 68 920 [email protected]

Maison Relais Berdorf 6, beim MaartbëschL-6552 BERDORF Tel.: 79 93 11 77 [email protected]

Maison Relais Stadtbredimus 1, place Batty WeberL-5451 STADTBREDIMUS Tel.: 26 70 75 46 [email protected]

Crèche Kannervilla Carlo Hemmer 10, cité Henri DunantL-8095 BERTRANGE Tel.: 27 55 68 19 (10) [email protected]

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Crèche Burden 7, rue KettenhouschtL-9142 Burden Tel.: 81 09 65 [email protected]

Maison Relais Lintgen 2, rue de l’écoleL-7445 LINTGEN Tel.: 32 03 59 70 [email protected]

Maison Relais Medernach MilleweeL-7661 MEDERNACH Tel.: 26 87 01 70 [email protected]

Maison Relais Medernach 6, GaichL-9365 EPPELDORF Tel.: 26 87 85 21 [email protected]

Maison Relais Leudelange 5, place des MartyrsL-3361 LEUDELANGE Tel.: 37 92 92 797 [email protected]

Maison Relais Reckange-sur-Mess 27, rue de la MontéeL-4981 RECKANGE-SUR-MESS Tel.: 26 37 12 70 [email protected]

Maison Relais & Crèche Butzeland 1, bei der KiirchL-7670 REULAND Tel.: 87 95 38 55 / 58 [email protected] [email protected]

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Maison Relais Strassen 59, rue des RomainsL-8041 STRASSEN Tel.: 31 02 62 999 / 928 / 936 [email protected]

Maison Relais “Sauerschlass” 3, rue Michel KremerL-9147 Erpeldange Tel.: 81 82 97 80 [email protected]

Maison Relais Wahl 17, rue Théodore WelbesL-8822 Kuborn Tel.: 88 84 75 25 [email protected]

Coordination Maison Relais et Crèches 10, cité Henri DunantL-8095 BERTRANGETel.: 27 55 68 03 [email protected]

Impressum

Croix-Rouge luxembourgeoise44, Boulevard Joseph IIL-1840 Luxembourg

Entwicklung: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Maisons Relais und Crèches unter der fachlichen Begleitung von Astrid Wirth

Konzeption und Redaktion: Nathalie Thimmesch, Astrid Wirth, Marco Deepen und Jerry Fellens

Luxembourg, November 2013

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www.croix-rouge.lu