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www.uni-bielefeld.de/ikg ESKALATIONSDYNAMIKEN IDEOLOGISCH MOTIVIERTER GEWALTTÄTER Lina-Maraike Stetten, Viktoria Roth , Nils Böckler & Prof. Andreas Zick IKG, Universität Bielefeld

ESKALATIONSDYNAMIKEN IDEOLOGISCH MOTIVIERTER … · Religiöse Sozialisation nicht entscheidend (für den relig. Extremismus) Bezugsgruppenorientierung außerhalb kaum (Problem-)kommunikation

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ESKALATIONSDYNAMIKENIDEOLOGISCH MOTIVIERTERGEWALTTÄTER

Lina-Maraike Stetten, Viktoria Roth , Nils Böckler & Prof. Andreas ZickIKG, Universität Bielefeld

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FOKUS: RADIKALISIERUNG VON GEWALT

• Besonderer Fokus liegt auf hochexpressiven Taten:• Tatplanung• Hohe Anzahl an Opfern wird antizipiert• Meist symbolische Tatorte (öffentiche Plätze, Institutionen)• Symbolische Opferwahl

Botschaftsvermittlung

• Analyse von Radikalisierungsprozessen von Einzeltäterinnen und -tätern hochexpressiver zielgerichteter Gewalttaten

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WAS IST RADIKALISIERUNG?

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WIE KÖNNEN RADIKALISIERUNGSPROZESSEUNTERSUCHT WERDEN?

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Phänomen- und Erklärungsebenen

Umwelt(Kultur/Gesellschaft)

Gruppe

Person

engeBeziehung

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SAMPLE

Analyse von Radikalisierungspfaden

• Ideologie: n = 33 (28 männlich/5 weiblich) (intendierte) ideologische Mehrfachtötungen seit 2000; Rechtsextremistischer Hintergrund, n = 26; islamistischer Hintergrund, n = 7

• School Shootings, n=11 (2 weiblich)

• Alter: Terror: n=33; Ø=21,6 JahreSchulamok: n=11; Ø= 17,55 JahreMord: n=210; Ø=30,84 Jahre

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Erklärungsebenen

Umwelt(Kultur/Gesellschaft)

Gruppe

Person

engeBeziehung

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FORSCHUNGSDESIGN

QUANTITATIVEANALYSEN

QUALITATIVEANALYSEN

Zugriff auf ein im Gesamtprojekt

erhobenes Sample aller (intendierten)

Tötungsdelikte in 3 BL in Deutschland (2000-2012),

nahezu Kompletterhebung aller Mehrfachtötungen im

öffentlichen Raum

Komparative Fallanalyse auf Basis eines

theoretischen Samplings

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QUANTITATIVE ANALYSEN

• Fallerhebung

•Allgemeine Codebuch

• Radikalisierungsbuch

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Gemeinsamkeiten und Unterschiede

ohne Volksschule Hauptschule Realschule (Fach)Abitur

29,2

4,2

41,7

20,8

4,20 0

14,3

28,6

57,1

Schulabschluss

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rechtsextremistisch islamistisch

12,5

42,9

87,5

57,1

regelm. Kontakte ins krimin. Milieu

Gemeinsamkeiten und Unterschiede

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kein ja, einmalig ja, regelmäßig

76

16

8

85,7

0

14,3

Leakage ggü. Dritten

Gemeinsamkeiten und Unterschiede

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rechtsextremistisch islamistisch

96

33,3

4

66,7

sozialer Rückzug

Gemeinsamkeiten und Unterschiede

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rechtsextremistisch islamistisch

8

28,6

92

71,4

aktive Suche nach Gruppen

rechtsextremistisch islamistsich

20

42,9

80

57,1

Beziehung durch Dritte

Gemeinsamkeiten und Unterschiede

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Gemeinsamkeiten und Unterschiede

rechtsextremistisch islamistisch

4,20

95,8100

stabile Beziehung zur delinquenten Gruppenein ja

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Gemeinsamkeiten und Unterschiede

rechtsextremistisch islamistisch

0 0

100 100

Gefühl der Wertschätzung durch Gruppenein ja

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FORSCHUNGSDESIGN

QUANTITATIVEANALYSEN

QUALITATIVEANALYSEN

Zugriff auf ein im Gesamtprojekt

erhobenes Sample aller (intendierten)

Tötungsdelikte in 3 BL in Deutschland (2000-2012),

nahezu Kompletterhebung aller Mehrfachtötungen im

öffentlichen Raum

Komparative Fallanalyse von Schulamoktätern mit

terroristischen Einzeltätern

auf Basis von Gerichts-und Ermittlungsakten

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AKTENANALYSE NACH BÖCKLER ET AL. 2015

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Erklärungsebenen

Umwelt(Kultur/Gesellschaft)

Gruppe

Person

engeBeziehung

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Zugehörigkeit

starke und stabile Beziehungen“Brüderlichkeit”

eher kognitiv eher affektiv

Verstehen Kontrolle Selbstwert Vertrauen

Bedeutungteilen,

vorhersehen“Was ist da passiert?”

Kontingenzzwischen

Verhalten und Konsequenz“… was gut gemacht”

Selbst ist gut und verbes-

serungswürdig“Wir sind die Besseren!”

“Du willstwahr-

genommenwerden.”

Inter-personale Sozialisationsmotive

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Erklärungsebenen

Umwelt(Kultur/Gesellschaft)

Gruppe

Person

engeBeziehung

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Bindungslosigkeit/Handlungsohnmacht +Suche + Reasoning

Ausgrenzung/Sinnlosigkeit Struktur/Macht

Identitäts- und Sinnangebot +sozialer Druck

Ultimative Identität

Gesteuerter Gruppenprozess

kognitiveraffektiver,konativer Switch

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Erklärungsebenen

Umwelt(Kultur/Gesellschaft)

Gruppe

Person

engeBeziehung

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Sozialisationsmerkmale

Sozialisation: Religiöse Sozialisation nicht entscheidend (für den relig.

Extremismus)Bezugsgruppenorientierung außerhalbkaum (Problem-)kommunikation in der Familie Integrations- und Identifikationskrisendemonstrative Verhaltensänderungen <-> NormalitätBiographische Schließung über Schule und Ausbildung

(aktiv herbeigeführt <-> erlebte Bedeutungslosigkeit)Biografische Krisen (Selbst)Emotionale Entfremdung von Familien und Freunden (Bindung)Positives soziales Feedback (Anerkennung)Verminderung von alternativen Überzeugungsmustern (Reasoning)

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TYPOLOGIE VON GRUPPEN- ODEREINZELTÄTERINNEN

TYP I TYP II TYP IIISELBSTPRÄSENTATION & SOZIALE

BESPIEGELUNGSOZIALE ABHÄNGIGKEIT & VERTRAUEN

SINNSTIFTUNG & SELBSTVERPFLICHTUNG

• Meinungsführerschaft• Suche nach Selbstpräsentation

und -bespiegelung• Identifikation mit

menschenfeindlicher Ideologie als Mittel zum Selbstausdruck und zur Strukturierung sozialer Interaktionen

• Identifikationsfigur für andere Gruppenmitglieder

• Positive soziale Resonanzen führen zur Verfestigung des eigenen Radikalisierungswegs

• Einfluss auf Radikalisierungsprozesse anderer durch Rekrutierung, Anweisung und Bestärkung

• Mitläufertum• Suche nach Zugehörigkeit,

Orientierungs- und Verhaltenssicherheit

• Gefühl zunehmender Verpflichtung gegenüber Vertrauenspersonen in radikalen Kontexten

• Planung und Vollzug der Gewalttat aus der sozialen Abhängigkeit heraus, weniger aus intrinsisch-ideologischer Überzeugung

• Missionsorientiertheit• Suche nach Sinn und dem

“wahren“ Weltverständnis• Bewältigung subjektiv äußerst

belastender Krisen• Ideologie in starkem Maße als

Definitionskriterium der eigenen Identität

• Radikalisierung wird sukzessive durch die zunehmende Selbstverpflichtung gegenüber der Ideologie vorangetrieben

• Keine Angewiesenheit auf die reale Einbindung in eine radikale Gruppe

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sozialdominant

abhängig sinn-suchend

identi-fikativ

kanali-sierend

situativN

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Vielen Dank!

Kontakt: [email protected]

Ergebnisse der qualitativen Analysen beruhen auf Arbeiten meiner Kollegen:Viktoria Roth und Nils Böckler