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ESOTERIK Esoterik - die Quellen 1. Fernöstliche Religionen wie Hinduismus und Buddhimus (oft in beliebig abgeänderter Form) 2. Reinkarnation oder Seelenwanderungslehre als Selbsterlösungsangebot für die Menschheit 3. Okkultismus und Magie, als „Beweis für“ die Wirklichkeit jenseitigen Lebens. 4. Gruppen mit esoterischen Wissensinhalten als ,,Erkenntniswissen", das jedem Menschen inne wohnt; z.B. Theosophie, Anthroposophie, Rosenkreuzertum, Freimaurerei, ägyptische Re- ligionen (Ägyptisches Totenbuch, Tarot- Kar- ten), griechische Religion (heute z.B. Neue Ak- ropolis), indianische Weisheiten, Schamanen (Formen der ,,Geisterheilung"), Kelten, Druiden, magische Formen (der gesamten esoterisch- okkulten Bereiche wie Geisterbeschwörung, An- rufen der Seelen der Verstorbenen, Hexen- und Satanskul- te. Alle Quel- len sind nicht neu und ihre Inhalte spielen in der Philo- sophiegeschichte der Menschheit oft schon seit Jahrtausenden eine gewisse Rolle. Neu an der jetzi- gen Situation ist, dass alle Quellen gleichzeitig ak- tuell geworden sind und dass das zu einer neuen Form des Denkens und Nachdenkens der Men- schen geführt hat. Aus dem Supermarkt der Esoterik Wenn auch die Vertreter von unten angeführten Grup- pen oder Weltanschauungen sich nicht dazu zählen wür- den, so gibt es von der vergleichenden Religionswissen- schaft die Zuordnung zur sog. „Neuen Religiosität“, zu der auch die Esoterik gehört. Im Bereich der Esoterik begegnen uns also Praktiken wie: 5 Tibeter Anthroposophie Aromatherapie Astrologie Aura Aura-Lesen Ayurveda Bach-Blüten Chakrenlehre Channeling Edel- und Heilsteine Engellehre Enneagramm Familienaufstellung Farbtherapie Feng Shui Fernheilen Feuerlauf Gaiatheorie Geistführer Geistheiler Gnosis Handlesen Heilung Hexen Hexenwissen holotropes Atmen Horoskope Karma und Karmalehre Kinesiologie Kristalltherapie Magie Zentren: Anthroposophie, Theosophie, Light-Age-Forum, Holosophisches Zentrum, Ro- senkreuzer, Eckankar-Center, Neue Akropolis, Zentrum f. geistige Heilweisen u.v.a. Namen: Rüdiger Dahlke, Thorwald Dethlefsen, Stanisiv Grof, Kurt Tepper- wein, Dale Carne- gie, Norman Vincent Peale, J. Murphy, Erhard Freitag, Virgil Armstrong, Oskar Schellbach, Franz Moser, Bru- no Gröning, u.v.a. Der Begriff Esoterik wird heute als Sammelbegriff für die unterschiedlichsten weltanschaulichen Le- benssinn-Angebote gebraucht. Ein Blick auf die Vielfalt der Themen, mit denen große Verlage im Rahmen von Esoterikreihen aufwarten, macht deut- lich, dass es meist um Geheimwissen, geheime Le- benshilfen und Geheimwissenschaften für jeder- mann geht. Unter Esoterik (griech. ,,esoterikos" -innerlich, ver- borgen) versteht man jene Weisheit des Menschen, die sich in seinem Inneren befindet (gleich ei- nem ,,göttlichen Funken“, einem ,,kosmischen Feu- er“ oder ,,innerem Kern"). Dieses esoterische Wissen um die Geheimnisse des Lebens der Menschheit schlechthin kann aber nicht so sehr gelehrt oder gelernt als vielmehr erlebt und erfüllt werden. Es bedarf auch ganz bestimmter Einweihungsrituale um zu diesem ,,Wissen“, das letztlich in jedem einzelnen verborgen ist, vorzu- dringen. Bis vor kurzem war der Zugang zu esote- rischem Wissen nur ,,elitären“ Gruppen vorbehal- ten, im ,,Neuen Zeitalter“ soll dieses Wissen allen Menschen zugänglich gemacht werden. Meditation morphogenetische Fel- der Numerologie Okkultismus Pendel Positives Denken Pyramiden Qi Gong Radiästhesie Rebalancing Rebirthing Reiki Reinkarnationstherapie Rolfing Runen Schamanismus Shiatsu Spiritualismus Tai-Chi Tantra Tarot Traumdeutung UFOs Waldorfpädagogik Wellness Wiedergeburt Yin Yang Yoga u.v.a.

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ESOTERIK

Esoterik - die Quellen 1. Fernöstliche Religionen wie Hinduismus und

Buddhimus (oft in beliebig abgeänderter Form) 2. Reinkarnation oder Seelenwanderungslehre als

Selbsterlösungsangebot für die Menschheit 3. Okkultismus und Magie, als „Beweis für“ die

Wirklichkeit jenseitigen Lebens. 4. Gruppen mit esoterischen Wissensinhalten

als ,,Erkenntniswissen", das jedem Menschen inne wohnt; z.B. Theosophie, Anthroposophie, Rosenkreuzertum, Freimaurerei, ägyptische Re-ligionen (Ägyptisches Totenbuch, Tarot- Kar-ten), griechische Religion (heute z.B. Neue Ak-ropolis), indianische Weisheiten, Schamanen (Formen der ,,Geisterheilung"), Kelten, Druiden, magische Formen (der gesamten esoterisch-okkulten Bereiche wie Geisterbeschwörung, An-rufen der Seelen der Verstorbenen, Hexen- und

Satanskul-te. Alle Quel-len sind nicht neu und ihre Inhalte spielen in der Philo-

sophiegeschichte der Menschheit oft schon seit Jahrtausenden eine gewisse Rolle. Neu an der jetzi-gen Situation ist, dass alle Quellen gleichzeitig ak-tuell geworden sind und dass das zu einer neuen Form des Denkens und Nachdenkens der Men-schen geführt hat.

Aus dem Supermarkt der Esoterik Wenn auch die Vertreter von unten angeführten Grup-pen oder Weltanschauungen sich nicht dazu zählen wür-den, so gibt es von der vergleichenden Religionswissen-schaft die Zuordnung zur sog. „Neuen Religiosität“, zu der auch die Esoterik gehört. Im Bereich der Esoterik begegnen uns also Praktiken wie: 5 Tibeter Anthroposophie Aromatherapie Astrologie Aura Aura-Lesen Ayurveda Bach-Blüten Chakrenlehre Channeling Edel- und Heilsteine Engellehre Enneagramm Familienaufstellung Farbtherapie Feng Shui Fernheilen Feuerlauf Gaiatheorie Geistführer Geistheiler Gnosis Handlesen Heilung Hexen Hexenwissen holotropes Atmen Horoskope Karma und Karmalehre Kinesiologie Kristalltherapie Magie Zentren: Anthroposophie, Theosophie, Light-Age-Forum, Holosophisches Zentrum, Ro-senkreuzer, Eckankar-Center, Neue Akropolis, Zentrum f. geistige Heilweisen u.v.a. Namen: Rüdiger Dahlke, Thorwald Dethlefsen, Stanisiv Grof, Kurt Tepper-wein, Dale Carne-gie, Norman Vincent Peale, J. Murphy, Erhard Freitag, Virgil Armstrong, Oskar Schellbach, Franz Moser, Bru-no Gröning, u.v.a.

Der Begriff Esoterik wird heute als Sammelbegriff für die unterschiedlichsten weltanschaulichen Le-benssinn-Angebote gebraucht. Ein Blick auf die Vielfalt der Themen, mit denen große Verlage im Rahmen von Esoterikreihen aufwarten, macht deut-lich, dass es meist um Geheimwissen, geheime Le-benshilfen und Geheimwissenschaften für jeder-mann geht. Unter Esoterik (griech. ,,esoterikos" -innerlich, ver-borgen) versteht man jene Weisheit des Menschen, die sich in seinem Inneren befindet (gleich ei-nem ,,göttlichen Funken“, einem ,,kosmischen Feu-er“ oder ,,innerem Kern"). Dieses esoterische Wissen um die Geheimnisse des Lebens der Menschheit schlechthin kann aber nicht so sehr gelehrt oder gelernt als vielmehr erlebt und erfüllt werden. Es bedarf auch ganz bestimmter Einweihungsrituale um zu diesem ,,Wissen“, das letztlich in jedem einzelnen verborgen ist, vorzu-dringen. Bis vor kurzem war der Zugang zu esote-rischem Wissen nur ,,elitären“ Gruppen vorbehal-ten, im ,,Neuen Zeitalter“ soll dieses Wissen allen Menschen zugänglich gemacht werden.

Meditation morphogenetische Fel-der Numerologie Okkultismus Pendel Positives Denken Pyramiden Qi Gong Radiästhesie Rebalancing Rebirthing Reiki Reinkarnationstherapie Rolfing Runen Schamanismus Shiatsu Spiritualismus Tai-Chi Tantra Tarot Traumdeutung UFOs Waldorfpädagogik Wellness Wiedergeburt Yin Yang Yoga u.v.a.

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Der Weg zu esoterischem Wissen Esoteriker geben an, dass es nicht leicht und nicht selbstverständlich ist, zu diesem in einem selbst verbor-gen Wissen zu kommen. Das u.a. auch deshalb, weil nahezu 2000 Jahre Christentum, zu verstehen als ein exoterisches Heilsangebot (von außen her), dazu beige-

tragen hat, dass esoterisches Wissen fast wie eingemauert im Menschen ist. Um die-se ,,Mauern“ zum Zerbrechen zu bringen, be-darf es verschiedener Energien und geistiger Kräfte. Der Mensch kann sich diese Kräfte holen durch ganz bestimmte Techniken z.B. der At-mung, durch Praktiken der Bewusstseinser-weiterung, durch neue spirituelle meditative Methoden. Auch der Kosmos selbst spendet im jetzigen ,,Wassermannzeitalter“ mehr Ener-gie, mehr Kräfte, als noch im vergange-nen ,,Fischzeitalter". Diese Energien kann sich der Mensch nutzbar machen, um zu seinem Inneren, zum esoterischen Wissen, vorzudrin-gen. Auch gewisse Ernährungsstile und Beklei-dungs­rituale können helfen, eine höhere Stufe esoterischer Erkenntnis zu erlangen.

Weltbild und Weltsicht Von einem klaren, eigenen Weltbild der Esoterik kann heute kaum mehr gesprochen werden, weil die Vielzahl der einzelnen Mosaiksteine kein ein-heitliches Bild mehr ergibt. So ist der Begriff der Esoterik zur allgemeinen Bezeichnung vorwissen-schaftlicher Welt- und Lebensdeutung geworden. Einige Kennzeichen, die vielfach auftauchen: •Die sichtbare Welt ist weder die einzige, noch die ganze Wirklichkeit •Es gibt eine unsichtbare, jenseitige Überwelt, zu der man sich Zugang verschaffen kann. •Der Mensch ist umgeben von „Astralwelten“ und verfügt über einen „Astralleib“, der „feinstoff-licher“ ist als die Materie. Damit verfügt der Mensch über eine Art unsterblicher Lebensenergie. •Über den Weg der inneren Erfahrung und Er-kenntnis erinnert man sich seiner Ursprünge und wird sich der eigenen geistigen, höheren Natur bewusst. •Der Mikrokosmos entspricht dem Makrokosmos und umgekehrt. Das bedeutet, alles Vorfindliche hat in „geistigen Welten“ seine Entsprechung •Eine Bewusstseins- und Lebenstransformation des Menschen ist möglich durch Einweihung in höhere Geheimnisse bzw. durch einen Aufnahmeritus in eine esoterische Gemeinschaft. •Es gilt die Lehre von den Gegensätzen, z.B. Yin und Yang. •Vielfach wird ein Kreislauf der Natur und des menschlichen Lebens durch die Wiedergeburt an-genommen. Die Esoterik nimmt heute immer mehr die Form einer alternativen Lebensgestaltung zu Wissen-schaft und Religion, vor allem zum Christentum, ein, zumal der Stellenwert der Person durch die kosmische Einheit und den Kreislauf der Dinge völlig relativiert wird. Der Wert der Person ist nur zeitlich gegeben und hat keine transzendente Be-deutung. Das Ich ist im All verklungen. Die Form der sogenannter Gebrauchsesoterik verzich-tet oft auch auf ein schlüssi-ges Weltbild. Da kann man in Kursen zur Hexe oder zum Schamanen ausgebildet werden, da gibt es Talisma-ne, Anleitungen zur Medita-tion oder zum kosmischen Orgasmus, alles wohlfeil auf Esoterikmessen zu erhalten. Man benutzt esoterische Hilfsmittel und Praktiken, um die Probleme seines Le-bens zu lösen.

Grundprinzipien der Esoterik In esoterischer Perspektive hat alles Wirkliche nicht nur eine Außenseite, sondern auch eine Innenseite. In einer der ältesten Schriften der abendländischen Esoterik, dem „Corpus Herme-ticum“ (2./3. Jhd. n. Chr.), werden wichtige eso-terische Prinzipien genannt. Kurz zusammenge-fasst lauten sie so: • „Wie oben so unten“: Alle Ebenen im Kosmos

entsprechen einander: * das Untere, Kleine ist ein Abbild des Höhe-ren, des Göttlichen, * im Mikrokosmos (Mensch, Seele) spiegelt sich der Makrokosmos (Geist, Universum).

• Alles Seiende gibt es nur in polarer Spannung zueinander: positiv - negativ, hell - dunkel, oben - unten, männlich - weiblich, ...

• Zwischen diesen Polen fließt die kosmische Ur-Energie, die alles beseelt.

• Alles Geschehen im Kosmos ist zyklisch und rhythmisch geordnet (nach dem Beispiel des Atmens, des Herzschlags oder der Bahn der Planeten).

Ein Esoteriker ist jemand, der alle Tore durch-schreiten, der die innersten Kammern der Wirk-lichkeit betreten möchte. Etwa 10 - 20 Prozent der Bevölkerung suchen Orientierung und befrei-ende Erfahrung auf Wegen der neuen Esoterik. Die (noch immer steigende) Zahl der neu-esoterisch engagierten Personen dürfte somit in etwa der Zahl der aktiven Kirchenchristen ent-sprechen.

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Die Theosophie Im 19. Jahrhundert entstanden auf dem Boden des modernen Ok-kultismus und Spiritismus sogenannte „Theosophische Gesell-schaften“ (= TG). Eine bedeutende Gründungsfigur war die Deutsch­russin Helena P. Blavatsky. Nach Blavatsky bedeutet „Theosophie“ soviel wie „Weisheit, wie sie Götter besitzen“, wobei Götter Menschen sind, die sich zu göttlichen Wesen entwickelt haben. Das wichtigste Kennzeichen des theosophischen Denkmodells sind ein radikaler Monismus und eine gnostische Selbsterlösungslehre (Erlösung durch Selbsterkenntnis). Monismus bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Gesamtwirklichkeit, also auch die Materie, aus dem Geist bzw. einer geistigen Welt hervorgeht. Wenn daher alles eins war und wieder eins sein soll, dann muss es auch eine ein-heitliche Ur-Wurzel aller Religionen geben. Die Theosophie will zu dieser Ur-Wurzel zurück. Eine zentrale Funktion in dieser Weltanschauung hat die „Große weiße Bruderschaft der aufgefahrenen Meister“. So betonte Bla-vatsky, ihre Lehre von einem „Kontrollgeist“ namens John King bzw. von einem der „aufgefahrenen Meister“ empfangen zu haben. Unter den Meistern versteht sie Geister, die einmal als Menschen gelebt haben und nach ihrem Tod auf eine höhere geistige Ebene aufgestiegen sind. Diese Geister treten mit den Menschen in Kon-takt und belehren sie über die geistige Wirklichkeit. Einer dieser aufgestiegenen Meister ist Christus. Als Vermittlerin westlich-okkulter und östlich-religiöser Anschau-ung gehört die Theosophie zu den wichtigsten Vorläuferinnen der New Age-Bewegung. Auch im deutschsprachigen Raum gibt es Theosophische Gesellschaften, die jedoch oft nur wenige hundert Mitglieder haben.

Waldorfschule In Stuttgart schlug 1919 die Geburtsstunde eines eigenen anthroposophisch orientierten Schulsystems, der sognannten Waldorfpäda-gogik. Emil Molt, damals Direktor der Ziga-rettenfabrik Waldorf-Astoria, war an Rudolf Steiner mit der Bitte herangetreten, er möge für die Kinder der in den Astoria-Werken be-schäftigten Arbeiter eine eigene Schule errich-ten. Steiner zeigte sich aufgeschlossen, ein entsprechendes Konzept zu erarbeiten. Am 7. September 1919 wurde in Stuttgart die „Waldorf-Schule“ eröffnet, deren Leitung Steiner selbst übernahm. Dieser ersten Grün-dung folgten bald weitere. Waldorf-Schulen heute bilden eine Alternati-ve zum herkömmlichen Schulsystem. Sie sind Gesamtschulen. Der Unterricht dauert den ganzen Tag, wobei die ganzheitliche Anspra-che des Kindes im Vordergrund steht. Weitere Merkmale der Waldorf-Schulen: Bei der Ver-mittlung des Unterrichtsinhaltes wird auf Me-dien verzichtet. Es soll das innere Leben des Kindes angesprochen werden. Es gibt kein Fachlehrersystem. Ziel der Erziehung ist kein bestimmtes Leistungsniveau. Es heißt, jedes Alter erfordere ein ganz bestimmtes Bildungs-gut. Es besteht ein sehr enger Zusammenhang zwi-schen Anthroposophie und Waldorfpädago-gik. Alles, vom Schulgebäude bis hin zur Lehrplangestaltung, ist anthroposophisch aus-gerichtet. Nach Rudolf Steiner bedeutet Erzie-hung „Inkarnationshilfe“. Der Lehrer sieht im Schüler nicht eine einmalige Person, sondern eine ewige Individualität, die sich über mehre-re Reinkarnationen und Weltsysteme hinweg vervollkommnet. Dieser Vervollkommnung hat der Lehrer zu dienen. Er bereitet den Men-schen auf dessen schicksalsbestimmte (karmische) Aufgabe der Höherentwicklung vor. Er hat die Aufgabe, aufgrund der „Erkenntnisse“ Steiners aus früheren Inkarna-tionen des Schülers Rückschlüsse zu ziehen auf die Bildungsarbeit am jetzt inkarnierten Menschen. So kommt aus anthroposophischer

Sicht dem Lehrer die Rolle eines Priesters zu, und Unterricht gerät zum Got-tesdienst, zum Dienst an der Seele des Kin-des und an der Entfaltung des Göttlichen im Kinde.

Die Anthroposophie Anthroposophie bedeutet soviel wie „Weisheit vom Menschen“. Die Anthroposo-phie ist durch Persönlichkeit und Werk Rudolf Steiners (1861 - 1925) geprägt. Nach anthroposophischer Er-kenntnis ist der Mensch aus

Geistigem hervorgegangen und kehrt in ferner Zukunft wieder in ein nur geistiges Dasein zurück. Der Mensch braucht dazu aber gewisse Entwicklungsschritte. Insofern lebt er nicht nur zwischen Geburt und Tod, sondern auch zwischen Tod und einer neuen Geburt in einer höheren geistigen Welt. Hier erhält er (nachdem sich im Tod das „Ich und der Astralleib“ von den übrigen We-sengliedern getrennt haben) von Göttern, Engeln und voll-kommeneren Menschengeistern Einsicht in seine vergange-nen und künftigen Leben. Mit neuen Fähigkeiten des Geistes ausgestattet, kehrt er auf die Erde zurück (Wiedergeburt). Wie die Theosophie kennt auch die Anthroposophie kei-nen personalen Gott. Rudolf Steiner spricht statt dessen von einem „kosmischen Ich“, das mit dem menschlichen Ich wesensgleich ist. Der Mensch ist also selbst Gott oder wenigstens auf dem Weg zu Gott. In Hinblick auf Jesus Christus fällt auf, dass dieser umgedeutet wird: So soll sein Tod die Erde in dem Sinn verwandelt haben, dass ein Wiederaufstieg aus der Materie hin zum Geistigen erneut möglich wurde.

Die „klassische“ Esoterik des 19. u. 20. Jh

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Schamanismus Das Wort „Schamane„ kommt vom „shaman“ der ostsi-birischen Tungusen in der Bedeutung von „verrückt“, „anheizen“, „verbrennen“ bzw. vom sanskritischen „shramana“ in der Bedeutung von „sich abmühen“. Vor allem die Begriffe „verrückt“ und „abmühen“ kenn-zeichnen ganz treffend den Lebensweg des Schamanen. Wenngleich bei manchen Stämmen das Schamanentum in der Familie erblich ist, bei anderen eine Erwählung aufgrund besonderer Merkmale erfolgt bzw. in manchen Gebieten, wie z. B. in Nordamerika, direkt angestrebt wird, ist die direkt durch die Götter erfolgte Berufung als besondere Auserwählung zu bezeichnen. In allen Fällen ist der Weg zum Schamanen voller Prüfungen und Entscheidungen. Der Schamane sträubt sich oft jahrelang gegen seine Berufung. Die eigentliche Initiation beginnt meistens mit einem Scheitern in der äußeren Orientierung durch das Erfasstwerden von einer inneren Erlebniswelt. Der Schamane identifiziert sich mit Tieren, Krankheiten, Geistern, durchfliegt Kosmos, Himmel und Unterwelten, steht in Verbindung mit den Toten und dem Jenseits, erfährt, wie er zerstückelt und aufgefressen wird. Er gelangt durch den eigenen Tod, den Tod des Ichs, zur neuen Identität des Selbst, die in der Sensibilität von Leib und Seele für die Geisterwelt zum Ausdruck kommt. Weltbild: die Welt ist in drei Ebenen gegliedert, einer unteren, einer mittleren und einer oberen Welt: - Die Unterwelt ist der Hort der Toten und Dämonen. Zu ihr gelangt man durch einen Tunnel aus der mittleren Welt. - Die mittlere Welt stellt die alltägliche Welt dar. - Die Oberwelt ist der Himmel. Die drei genannten Welten stehen durch eine Mittelach-se miteinander in Verbindung. Diese Achse gilt als Öff-nung oder Kanal, durch den die Götter auf die Erde he-rabsteigen und die Toten in die unterirdischen Gefilde gelangen. Von den Menschen ist es nur dem Schamanen gegeben, durch diesen Kanal zu wandern. Die Tätigkeit des Schamanen: Auf seinen Reisen beglei-ten den Schamanen Hilfsgeister, oft in Gestalt von Tie-ren, die ihm helfen, Krankheiten zu erkennen und sie aus Patienten herauszulocken oder herauszutreiben. Auf seinen Seelenreisen spricht der Schamane mit Göttern, Geistern, Tieren und Dingen, mit Verstorbenen und mit Krankheiten. Denn in der Urzeit, in die er zu-rückkehrt, ist alles lebendig, belebt und an-sprechbar. So ist der Schamane zugleich Medizinmann, Priester, Totenführer, d. h., er heilt, regelt die öffentlichen Opfer an die Himmelsgötter und geleitet die Seelen der Verstorbenen in das Jen-seits. Voraussetzung ist der Eintritt in die Eks-tase, d. h. in jenen Zustand, wo der Geist nach Willen den Körper verlassen und weite Reisen zum Himmel, in die Meerestiefen oder in die Unterwelt unternehmen kann.

Einige Angebote am Esoterikmarkt

Positives Denken Dass eine positive Lebenseinstellung das Wohlbefinden beeinflusst, ist allgemein bekannt. Bekannt ist auch, dass in Krankheitsfällen der Wille gesund zu werden, die Ermutigung dazu von Freunden, Bekannten, Partnern, nicht zuletzt von Ärzten und dem Pflegepersonal diese Lebenseinstellung und den Lebenswillen positiv stärken können. Vorläufer des „Positiven Denkens“ gab es schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Hintergrund dafür war der „Mesmerismus“, die Annahme, dass Magnetfel-der im Menschen und in menschlichen Beziehungen mitbestimmend für das Wohlbefinden, aber auch für Krankheiten seien. Durch aktive Beeinflussung dieser „Kraftfelder“ könne Heilung erreicht werden (Franz Anton Mesmer 1734 - 1815). Beeinflusst durch Erkenntnisse der Psychologie, der Esoterik und der New-Age-Bewegung wurden die Theo-rien in den USA und Europa weiterentwickelt. Oskar Schellbach gründete 1921 das „Institut für menta-len Positivismus“. Joseph Murphy, ein Amerikaner, erschloss durch Berichte und Bücher die Methoden ei-nem großen Leser- und Anwenderkreis. Sein Schüler, Erhard Freitag versuchte Krankheiten auf ganz bestimm-te falsche Denkstrukturen zurückzuführen, um nach dieser „Diagnose“ dann „richtiges“ Denken zu empfeh-len; Z.B: "Gehirntumor. Ursachen: Falsches Denken, Starrköpfigkeit, Unwilligkeit, alte Gedankenmuster ma-terialisieren sich zu einem Tumor. Suggestionen: Alles Leben ist ewiger Wechsel. Meine Gedanken erneuern sich immer wieder. Ich denke selbständig. In meinem Denken betrachte ich alles vom ewigen, göttlichen Standpunkt. Gottes Liebe durchströmt mich und regene-riert mich. Ich bin zu vollkommenem Leben er-wacht." (Erhard F. Freitag: Kraftzentrale Unterbewusst-sein. Hilfe aus dem Unbewussten. 1986, 381). Es etablieren sich zwei Schwerpunkte: bei religiösen Gruppen und Sondergemeinschaften wird der Schwer-punkt des Positiven Denkens auf den Aspekt Heil/Heilung gelegt, während ansonsten eher der Lebenshil-feaspekt im Vordergrund steht. Im letzteren Fall, vor allem über den Buchmarkt vermittelt, steht Positives Denken als Methode für alles nur Wünschenswerte: Ge-sundheit, Glück. Erfolg und auch Reichtum. Dazu dienen eine ganze Reihe einschlägiger Hilfsmittel: der Kalender mit dem täglichen positiven Sinnspruch,

der telefonisch abrufbare Kurz-text, Subliminal-tonträger mit der Behauptung unterschwelliger - positiver -Beeinflussung, u. v.a.m.

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Reiki Reiki ist eine Heilmethode, bei der durch sanftes Auflegen der Hände Energie übertragen wird. Das japanische Wort “rei“ bedeu-tet die universelle Energie, „Ki“ die persönliche Lebensenergie. “Rei-ki“ bezeichnet also das Zu-sammenfließen der universalen Energie mit der persönlichen Lebenskraft des Reiki Therapeu-ten und jener des Behandelten.

Nach Aussage der Reiki-Therapeuten übertragen sie im Reiki nicht die eigene Lebensenergie auf den Behandel-ten, sondern Energie aus dem Universum.

Thalasso Bei der Thalassotherapie bedient man sich der reichhal-tigen Flora und Fauna des Meeres, die einander lebens-wichtige Nährstoffe geben. Als wichtigster Rohstofflie-ferant dienen dabei Meeresalgen. Im Zuge der Therapie wird man von Kopf bis Fuß in einen grün-braunen Al-gensud und Meeresschlick eingepackt. Dadurch werden das Immunsystem gestärkt, Blutzucker; Harnsäure und Cholesterin gesenkt. Ferner wirken die Algen kreislauf-regulierend, fördern die Verdauung und beruhigen die Atemwege.

Ayurveda Ayurveda ist eine aus Indien stammende Gesund-heitslehre, die vermutlich eine der ältesten Volks-heilkunden überhaupt ist. Zum Begriff selbst: „ayur“ heißt „Leben“ und „veda“ „Wissenschaft“ oder auch „Wissen“. Ayurveda ist also die „Wissenschaft vom Leben“ und damit wird der ganzheitliche Ansatz deutlich. Betrachtet und be-handelt werden hier Körper, Geist und Seele. Das Ziel ist, eine ausgewogene Balance dieser drei Bereiche herzustellen. Bei einer Ayurveda-Behandlung wird zunächst festgestellt, welcher Grundtyp Sie sind: „Pita“, „Vata“ oder „Kapha“. Ihrem Typ und Beschwerden entsprechend werden dann ver-schiedene Behandlungsformen ausgewählt. Dazu gehört eine bestimmte Form der Ernährung, Reinigungs- und Entspannungsverfahren und auch der Einsatz von ayur-vedischen Heilmitteln, um die Selbstheilungskräfte an-zuregen und den Organismus zu stabilisieren.

Qi Gong Das Qi Gong ist eine gesundheitsfördernde Bewegungs-lehre, mit der wir die Lebensenergie in uns anregen kön-nen, frei und ungehindert zu fließen. Die sanften und ruhigen Bewegungen des Qi Gong sind für jeden Men-schen geeignet - ob jung oder alt, fit oder nicht. Sie erin-nern etwas an das Schattenboxen aus dem Tai Chi und haben etwas zutiefst Meditatives und Wohltuendes.

Chiropraktik Die Chiropraktik geht davon aus, dass ein verrenkter Wirbel für den gesamten Organismus nicht nur Schmer-zen bedeutet, sondern auch andere krankhafte Folgen haben kann. Wenn der Wirbel wieder ,,gerade gerückt" wird, kann das hingegen gesundheitsfördernde Auswir-kungen haben. Das ursprüngliche Wissen über die Chi-ropraktik stammt von Hippokrates und wurde von David Daniel Palmer im 20. Jahrhundert wieder entdeckt.

Shiatsu Das Shiatsu stammt aus Japan und ist eine mit Daumen, Zeigefingern und Handflächen ausgeführte Massage-technik, bei der ganz bestimmte Körperzonen und Ener-giepunkt stimuliert werden. Mit dem Shiatsu lassen sich verkrampfte Muskeln lockern, Energieblockaden lösen.

Fangobäder Fango ist ein schwefelhaltiger Vulkan-Heilschlamm, der warm aufgetragen wird. Er ist mineralstoffreich und seine Wirkstoffe dringen durch die Haut in den Körper ein, wirken durchblutungsfördernd und lockern die Mus-kulatur. Fango wird kurmäßig bei Erkrankungen des Bewegungsapparates und bei Frauenleiden eingesetzt.

Tresterbäder Der Trester ist ein bei der Weinernte gewonnener Trau-benrückstand. Sein hoher Gehalt an Mineralstoffen und Fruchtsäuren macht ihn zum hervorragenden Mittel ge-gen Hautalterung. Die Fruchtsäure öffnet wie die oberen Hautschichten, lockert die tieferen Hautschichten und stimuliert und regeneriert das Bindegewebe. Falten wer-den gemildert, das Erscheinungsbild der Haut wird ver-bessert.

Bach-Blütentherapie Die Bach-Blütentherapie dient dazu, mit vorübergehend auftretenden negativen Seelenzuständen der menschli-chen Natur (wie z.B. Ungeduld, Kleinmütigkeit, Unsi-cherheit, Eifersucht), deren Ursache Charakterschwäche (aber keine Krankheit) ist, konstruktiver umgehen zu lernen. Langfristige Zielsetzung dieser Therapie ist „Seelenreinheit“ und damit größtmögliche Entfaltungen und Stabilität der Persönlichkeit. Daraus folgt indirekt eine höhere Widerstandskraft gegen seelische und ggfl. seelisch bedingte, körperliche Störungen. Die Bach-Blütentherapie liegt im Bereich der „Charakterpflege“ oder der „seelischen Gesundheitsvorsorge“. Den Namen der Blütentherapie verdankt sie ihrem Er-finder Edward Bach, einem englischen Arzt (1886 - 1936). Sechs Jahre vor seinem Tod kehrte er der Schul-medizin den Rücken und widmete sich fortan der Medi-tation. Der Niederschlag seiner Verinnerlichung war seine Überzeugung, dass jede Krankheit „das Ergebnis eines Konfliktes zwischen Höherem Selbst und Persön-lichkeit“ sei. Krankheit hieß für ihn Charakterschwäche. Diese seelischen Entgleisungen gegen die „göttliche Ordnung“ unterteilte Bach in 38 negative Seelenzustän-de. Aufgrund seiner durch Meditation „immer stärker werdenden Sensibilität“ fand und beschrieb er 38 Heil-pflanzen, mit deren Hilfe man sich selbst heilen könne, suggerierte Bach. Eine Besonderheit bilden die sogenannten Rescue (Notfall- oder Erste Hilfe-Tropfen). Sie sollen aus einer Blütenkombination bestehen, die in erster Linie das psy-chische Gleichgewicht wieder herstellen könne. In jeder emotionalen Stresssituation, aber auch bei Unfällen oder lebensbedrohlichen Zuständen, wie Erstickung, Herzan-fall usw. sollen die Tropfen schnelle Hilfe bringen.

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Hellingers Familienaufstellungen Das systematische Familien-Stellen ist eine Form inten-siver Kurzzeittherapie. Hellinger behauptet, besondere Ordnung und Gesetzmäßigkeiten entdeckt zu haben, die sich über ein eng verknüpftes Netz von Beziehungen und Bindungen über mehrere Generationen erstrecken. Weil diese sehr konservativ anmutenden Ordnungen und Regeln heute kaum noch beachtet würden, seien viele Beziehungssysteme gestört und erkrankt. Durch das Befolgen von Hellingers Regeln könne „die Liebe wie-der fließen“, oder in Konflikte verstrickte Geschäftspart-ner könnten wieder konstruktiv miteinander arbeiten. Die Vorgehensweise Ein Klient führt seine Aufstellung am fruchtbarsten in einer Gruppe durch. Zunächst nennt er Informationen über wesentliche Fakten seiner Familie in den letzten zwei bis drei Generationen. Dann sucht er sich Gruppen-mitglieder als Stellvertreter aus für Eltern, Geschwister und sich selbst, eventuell auch noch für andere wichtige Mitglieder der Familie. Auch tote Personen werden mit-tels Stellvertreter aufgestellt. Der Klient gibt den Stell-vertretern auf einer freien Fläche spontan und konzent-riert einen Platz und eine Blickrichtung und stellt sie so in Beziehung zueinander auf. Danach wird er zum Zu-schauer. Der Therapeut befragt die Stellvertreter nach ihren Gefühlen und Wahrnehmungen. Anschließend schlägt er ihnen häufig entweder Sätze vor, die sie nach-sprechen, oder Plätze, die sie einnehmen. Die Stellver-treter haben angeblich ein feines Gespür dafür, ob die Sätze stimmig sind und wie sich ein Gefühl durch einen neuen Platz verändert. Eine Aufstellung dauert im Re-gelfall zwischen 15 Minuten und einer Stunde, aber auch kürzere und längere Aufstellungen kommen vor. Der Therapeut beendet die Aufstellung, entweder wenn sich jeder wohl an seinem Platz fühlt oder wenn eine emotional brisante Situation in der Familie aufgedeckt worden ist. Über die angeblich klare und eindeutige Wahrnehmung der Stellvertreter soll dem Klienten auf eine schnelle und präzise Art deutlich gemacht werden, von wem in der Familie Gefühle und Verhalten übernommen wor-den sind. Überraschenderweise seien das oft längst ver-storbene Mitglieder aus vergangenen Generationen, die bislang fremd oder kaum bekannt waren. Der Klient soll durch die Aufstellung erkennen, woher bisher unver-ständliche Gefühle wie Depressionen oder Schuldgefüh-le kommen oder weshalb Beziehungen in seiner Familie gestört sind. Verborgene Bindungen, die sich angeblich bislang negativ auswirkten, sollen ans Licht gebracht und aufgelöst oder umgewandelt werden. Der Anspruch des Therapieschulengründers Hellin-ger auf (Er-) Lösung ist fachlich unangemessen. Die Vorstellung von geheimnisvollen und wirkmächtigen Bindungen, die durch eine gelungene Aufstellung in kurzer Zeit aufgelöst werden könnten und auch nicht beteiligte Personen verändern könnten, erfordert ein magisches Weltbild. Nicht von ungefähr wird Hellingers Ansatz in Aufsätzen der institutseigenen Zeitschrift zu-nehmend in Verbindung mit Reinkarnation (Einbe-ziehung von Toten in die Aufstellungsarbeit), Channe-ling oder Esoterik gebracht. es ist zu vermuten, dass diese Tendenz sich verstärkt und damit noch deutlicher das zugrunde liegende magische Denken hervortritt.

Feng-Shui „Feng Shui ist die Kunst des Lebens in Harmonie mit unserer sichtbaren und un-sichtbaren Umgebung. Leben in Harmonie bedeutet Gesundheit, Wohlbefinden, beruf-lichen Erfolg, persönliches Glück und spirituelles Wachstum.“ (www. fengshuishop.de) Während es Reiki, Qi Gong und Tai Chi um den Men-schen mit Leib, Seele und Geist geht, erhebt Feng Shui einen umfassenderen Anspruch, der die gesamte Wohn-welt und alle Lebensbereiche einbezieht. Auch hier ist die Idee das ungehinderte, nicht zu schnelle und nicht zu langsame Fließen des Ki (Chi)-Energiestromes, einge-bettet in die uralte duale Dynamik von Yin und Yang. Feng Shui, wörtlich Wind-Wasser, ist in seinem Kern die Kunst, Konstellationen zu vermeiden, die den Ki-Strom in ungünstiger Weise beeinflussen könnten; ein günstiger Ki-Fluss jedoch bewirkt tendenziell umfassen-des Wohl- und Heilsein bis hin zu materiellem und wirt-schaftlichem Erfolg: Wirtschaftsunternehmen, die ihre Eingangstüren auf Anraten eines Feng-Shui-Beraters verlegt oder ihre Verwaltungen aus dem Bereich eines in unerquicklicher Weise Ki reflektierenden Hochhauses entfernt hatten, kamen infolgedessen schnell aus den roten in die schwarzen Zahlen. Die hinter Feng Shui stehende Ideenwelt ist von einer Komplexität, die einen großen Teil der chinesischen Glaubens- und Aberglaubensvorstellungen widerspie-gelt. Die Welt der Drachen, Tiger und Geister und die ausdifferenzierte Geometrie-Magie sind je nach Schulen verschieden gewichtet und kaum systematisch darstell-bar. Feng Shui in konkreter Anwendung Wenn es darum geht, unter Anwendung der Feng-Schui-Erkenntnisse den harmonischen Ausgleich von Yin und Yang in jedem Teil eines Gebäudes und Wohnraums zu erwirken, der zum ruhigen und ausgeglichenen Fluss des Ki-Stromes führen soll, dann sind zunächst einmal vor-springende Ecken zu meiden, die den Ki-Strom durch-einander wirbeln würden, z. B. dreieckige, L-förmige, U-förmige, H-förmige oder eckig unregelmäßige Grundstücke. Ein Fluss- bzw. Bachverlauf hinter dem Grundstück sei ungünstig wie auch ein Abfall nach hin-ten. Umgekehrt sei etwa ein nach hinten ansteigendes Grundstück ohne Wasser gut für den Ki-Fluss und mit-hin für das Wohlbefinden der Nutzer des Grundstücks. In einem L-förmig angelegten Restaurant sollte sich niemand in die Umgebung der vorstehenden Ecke set-zen, weil sich dort die Ki-Ströme brechen. Die Homepa-ge www.fengshuishop.de rät davon ab, Grundstücke zu bebauen, die vorher für einen Friedhof, eine Kirche oder einen Tempel, eine Polizeistation oder ein Krankenhaus genutzt wurden oder auf denen ein Haus abgebrannt ist. Im alten China wurde Feng Shui auch und gerade beim Bau von religiösen Gebäuden sowie anderen öffentli-chen Unternehmungen wie Palästen und Straßen ge-nutzt. Ein günstiger Ort für ein Haus werde „Wohnort des Dra-chen“ genannt. Voraussetzung sei das „Vorhandensein einer im Allgemeinen aus drei Bergen oder Hügelketten bestehenden u-förmig angeordneten Geländeformation mit einem Flusslauf an der geöffneten Seite. Am besten ist es, wenn die geöffnete Seite nach Süden weist und der Flusslauf von Westen nach Osten führt“, so die Ho-mepage.

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Erlösung: Unterschied zwischen Christentum und Gnosis Die Parallele zwischen Gnosis und New Age-Bewegung /Esoterik ist deutlich erkennbar: Erlösung geschieht hier nicht durch die Begeg-nung zwischen Gott und Mensch, sondern durch das „neue Bewusstsein“ der Allheit und des Einsseins mit einer göttlichen Energie oder einem harmonischen Kosmos. Dieses neue Be-wusstsein soll auf dem Weg der Selbsterfah-rung und in unterschiedlichen Meditationswei-sen gewonnen werden. Innerhalb des Christentums gibt es eine andere Vorstellung von Erlösung: Anstelle einer Selbstvervollkommnung, einer Selbstvergötte-rung oder Selbst­erlösung durch den Menschen betont die Bibel, dass der Mensch sein endgülti-ges Heil und seine Vollendung in der vergeben-den, liebevollen Begegnung mit Gott findet. Die Liebe Gottes, seine liebevolle Zuwendung (= ein Beziehungsgeschehen) ist hier der Rahmen für Reifung, Vergebung und Heilung. Daraus ergibt sich ein weiterer Unterschied: Da innerhalb des gnostischen Denkmodells im Men-schen das Göttliche verborgen ist, liegt es am einzelnen, dieses Göttliche zu entfalten. Dazu braucht es jedoch viele Existenzen. Der Mensch muss demnach mehrmals wiedergeboren werden, um sich laufend weiterzuentwickeln, um huma-ner, vollkommener, vergöttlicht zu sein. Demge-genüber betont das Christentum die Einmaligkeit und Einzigartigkeit eines jeden Lebens. Hinter allem, was geworden ist, steht daher keine unper-sönliche Kraft (der Evolution), sondern ein Schöpfergott, der seine Schöpfung liebt. Das, was geworden ist, darf sein. Das ist einer der Gründe, warum Christen (gemeinsam mit den Juden) an die Auferweckung von den Toten glauben. Der Schöpfungsglaube und der Auferstehungs-glaube werten somit diese Welt, den Menschen und seine Geschichte nicht ab. Sie unterstrei-chen vielmehr die Einmaligkeit und Bedeutung eines jeden, auch noch so unperfekten, Lebens und bringen die Hoffnung ins Spiel, dass Gott wegen seiner Liebe und Treue die Menschen - gerade im Tod - nicht im Stich lässt, sondern heilvoll ans Ziel bringt.

Die Wurzeln von Esoterik und New Age: Die Gnosis Die Grundüberzeugungen von New Age und Esoterik wurzeln in der spätantiken Religion der Gnosis. Sie sind deren moderne, wenn auch unterschiedlich qualitätsvolle Spielformen. Die Gnosis war eine spätantike Religion im Gebiet des hellenisti-schen Kulturraumes. In der Gnosis wurden verschiedene Traditionen zu einem neuen System verbunden: z. B. jüdische Apokalyptik, jüdische Weisheit und Mystik, sowie Elemente aus verschiedenen Mythologien. Vor allem die Einheitsvision, eine Idee des Philosophen Platon, ge-wann großen Einfluss in der Gnosis. Platon spricht in diesem Zu-sammenhang von der ursprünglichen Einheit der Wirklichkeit, von der darauf folgenden und jetzt noch immer herrschenden Spaltung in Gegensätze (z. B. Mann - Frau; Freier - Sklave; Makrokosmos - Mikrokosmos; die verschiedenen Völker) und schließlich von der Wiedervereinigung. „Gnosis“ (griech. gnosis = Wissen) ist das Wissen um göttliche Geheimnisse, das einer Elite vorbehalten ist. Dieses Wissen wird durch ein Erkennen erfasst, das im schauenden Einswerden mit dem Gegenstand der Erkenntnis besteht. Gegenstand der Erkenntnis sind die von Gott ausgehenden Zwecke und Gesetze der Welt und des menschlichen Lebens. Gott selbst ist unerkennbar, er ist transzendent und daher antikosmisch. Er wird von Wesen (Äonen) umgeben, die aus ihm hervorgehen und mit ihm das Pleroma (die Fülle) bilden. Eine Gestalt am Rande des Pleroma, meist die Sophia (Weisheit), fällt einer Krise anheim, da sie es nicht schafft, Gott zu erkennen oder seine Schaffenskraft nachzuahmen. Als Folge dieses Schei-terns entstehen der Weltschöpfer (Demiurg) und seine Helfer (Archonten), Materie, Kosmos und Protoplast (Lebenssubstanz), in den ein pleromatischer Funke gelangt. So besitzt der Mensch - als Protoplast mit pleromatischem Funken - einen Wesenskern, ein Selbst, das nicht dem Tod verfallen ist. Dieses Selbst, ein Organ des Erkennens, befindet sich infolge der anfänglichen göttlichen Katastrophe im Zustand der „Selbstvergessenheit“, da Zwänge wie astrologische Gesetze und Sexualität den Weltmächten ihre Herr-schaft erhalten. Die gnostische Erlösung ereignet sich, wenn eine Geistkraft als Selbst des Pleroma das menschliche Selbst an sich selbst erinnert. Weltbild der Gnosis: - die Grundvorstellung vom Dualismus einer dämonisch-bösen Welt und eines fernen, unbekannten transzendenten Gottes - die Grundvorstellung der Gefangenschaft und des Ausgeliefert-seins des pneumatischen Seelenkerns an die Mächte dieser Welt - die Grundvorstellung vom Empfang der Gnosis und dem eschatologischen Aufstieg des" Selbst" zum göttlichen Ursprung. Gnosis ist also Erlösung. Erlösung ist Herstellung des ursprünglich glückli-chen Zustandes des Men-schen und des Kosmos, wie dies besonders in den beiden für die Gnosis re-präsentativen Systemen des Valentinianismus (2. Jahrhundert) und Manichä-ismus (3. Jahrhundert) zum Ausdruck kommt.

Mensch

Gott

Mensch

göttliches Selbst

CHRISTENTUM GNOSIS, ESOTERIK, NEW AGE

l Erlösung als Beziehungsgeschehen l Selbsterlösung durch „neues Bewusst-sein“ l liebender Schöpfergott l unpersönliche Kraft l jeder Mensch ist einzigartig l Weiterentwicklung in anderen Existenzen l Auferstehung l Wiedergeburt

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Ursachen für die Anziehungskraft neuer religiöser Heilsangebote

Thesen von Wilhelm Knackstedt

1. In unserer pluralistischen Welt mit ihrer undurchschaubaren Informationsflut, mit ihrer Unzahl von Angeboten und einer Fülle einander widerstreitender Wertsysteme und Lehren

suchen dergestalt verunsicherte und hilflose Menschen einen Führer und eine Lehre, die ihnen klar sagen, was richtig und falsch ist, woran man sich halten kann und was man tun muss.

2. In einer unpersönlichen und oft genug unmenschlichen Welt suchen Menschen vereinsamt und alleingelassen die Gebor-genheit einer überschaubaren Gruppe.

3. In einer technisch-wissenschaftlichen Welt, in der funktionales Denken vorherrscht und Gefühle unterdrückt werden müssen, in einer Welt, in der der Einzelne nur an seiner genormten Leistung gemessen und zur Nummer degra-diert wird

suchen Menschen nach Anerkennung als Person und nach einem Freiraum zur Entfaltung ihrer persönli-chen Fähigkeiten und Interessen.

4. In einer Welt, in der Menschen oft genug vergeblich nach einer Lehr- oder Arbeitsstelle suchen und persönli-che Zielvorstellungen nicht gefragt sind, in einer Welt, in der sie sich mehr und mehr überflüssig vorkommen und das Gefühl haben, nicht gebraucht zu werden

suchen sie nach Aufgaben und Verantwortlichkeiten, bei denen sie wirklich gebraucht werden. Sie wollen mitwirken bei einem wirklich konkreten und sinnvol-len Einsatz für die Zukunft der Welt.

5. In einer Welt, in der sie unter der Ungerechtigkeit und Heillo-sigkeit leiden

suchen Menschen nach Erlösung und Heil

6. In einer Welt, in der sie mit ihren existenziellen Problemen (im Beruf, in der Familie, in der Partnerschaft...) nicht zurechtkom-men

suchen sie eine heile Welt

7. In einer Welt des Wohlstandes, des Werbeterrors und des ver-götzten Konsums

suchen Menschen enttäuscht und innerlich leer nach der Ge-genwelt eines erfüllten Lebens.

8. In einer Welt, in der Gesundheit, Schönheit, Dynamik, Leis-tung und Erfolg die höchsten Werte sind - und Schwäche, Versa-gen, Krankheit und Altern als negativ gelten und verdrängt wer-den

vertrauen sie den oft genug unrealistischen Heilsversprechun-gen, die Heilung von allen Gebrechen, ein vollkommenes Le-ben ohne Leiden und die Verfügungsgewalt über das volle Energiepotential verheißen. Dass Schwächen, Versagen und Leiden nicht nur un­ausweichlich zum Leben gehören, son-dern auch wichtige Dimensionen des Lebens erschließen kön-nen, wird geleugnet

9. In einer Welt der Unverbindlichkeit von Glaubens- und Denk-systemen und der von ihnen als kraftlos und hohl empfundenen Institutionen (u.a. von Kirche, Parteien.".)

suchen sie eine religiöse Gegenwelt, in der Solidarität und Nächstenliebe tatsächlich praktiziert und Glaube erfahrbar gelebt wird.

Von der Esoterik lernen: Die Sehnsucht des Menschen sehen: • nach Spiritualität, nach „Tiefe“, • nach ganzheitlicher Weltanschau-ung, • nach Alternativen zum einseitigen Fortschrittsdenken. Die Bedeutung des Leibes und der Sinnlichkeit in der religiösen Erfah-rung ernst nehmen. Den behutsamen Umgang mit der Schöpfung fördern.

Weltanschauungsexperten weisen im Zusammenhang von Esoterik und New Age auf einige Gefahren hin: ⇒Die ersoterische Selbstverwirk-lichung kann zu einem wahren Ego-Kult führen. Dabei wird Solidarität vielfach ein Fremdwort. ⇒Esoterische Ideen rechnen tlw. mit einem Ausleseprinzip („der Stärkere siegt, die Tüchtigsten setzen sich durch“) was eine besondere Offenheit zu totaitären politischen Ideen bedeuten kann (rassisch wird es als Weltverschwörungstheorie ausge-wertet, wo eine neue Hetze gegen Juden und Freimaurer mitschwingen kann). ⇒Der Mensch erscheint in manchen Vorstellungen der Esoterik als unfrei, denn gegen die kosmische Ordnung, das Karma ist man machtlos. ⇒Esoterische Ideen fördern politisch ein gefährliches „Wurschtig-keitsdenken“; wenn die kosmischen Energien und Kräfte alles richten, ist für Weltveränderung durch die Person wenig Platz.