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SWR2 MANUSKRIPT ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE SWR2 Feature am Sonntag Milo Barus - der Stärkste der Starken Von Tabea Soergel und Martin Becker Sendung: Sonntag, 15. März 2015, 14.05 Uhr Redaktion: Walter Filz Regie: Nikolai von Koslowski Produktion: SWR 2015 Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. Service: SWR2 Feature am Sonntag können Sie auch als Live-Stream hören im SWR2 Webradio unter www.swr2.de oder als Podcast nachhören: http://www1.swr.de/podcast/xml/swr2/feature.xml Mitschnitte aller Sendungen der Redaktion SWR2 Feature am Sonntag sind auf CD erhältlich beim SWR Mitschnittdienst in Baden-Baden zum Preis von 12,50 Euro. Bestellungen über Telefon: 07221/929-26030 Kennen Sie schon das Serviceangebot des Kulturradios SWR2? Mit der kostenlosen SWR2 Kulturkarte können Sie zu ermäßigten Eintrittspreisen Veranstaltungen des SWR2 und seiner vielen Kulturpartner im Sendegebiet besuchen. Mit dem Infoheft SWR2 Kulturservice sind Sie stets über SWR2 und die zahlreichen Veranstaltungen im SWR2-Kulturpartner-Netz informiert. Jetzt anmelden unter 07221/300 200 oder swr2.de

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SWR2 MANUSKRIPT ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE

SWR2 Feature am Sonntag Milo Barus - der Stärkste der Starken Von Tabea Soergel und Martin Becker Sendung: Sonntag, 15. März 2015, 14.05 Uhr Redaktion: Walter Filz Regie: Nikolai von Koslowski Produktion: SWR 2015

Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. Service: SWR2 Feature am Sonntag können Sie auch als Live-Stream hören im SWR2 Webradio unter www.swr2.de oder als Podcast nachhören: http://www1.swr.de/podcast/xml/swr2/feature.xml Mitschnitte aller Sendungen der Redaktion SWR2 Feature am Sonntag sind auf CD erhältlich beim SWR Mitschnittdienst in Baden-Baden zum Preis von 12,50 Euro. Bestellungen über Telefon: 07221/929-26030 Kennen Sie schon das Serviceangebot des Kulturradio s SWR2? Mit der kostenlosen SWR2 Kulturkarte können Sie zu ermäßigten Eintrittspreisen Veranstaltungen des SWR2 und seiner vielen Kulturpartner im Sendegebiet besuchen. Mit dem Infoheft SWR2 Kulturservice sind Sie stets über SWR2 und die zahlreichen Veranstaltungen im SWR2-Kulturpartner-Netz informiert. Jetzt anmelden unter 07221/300 200 oder swr2.de

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ATMO: Trainingsraum in Eisenberg, das Klirren von Gewichten. SPRECHERIN Der stärkste Mann der Welt, erzählt man sich, sitzt in einer Stierkampfarena im Publikum. Die Menge schreit entsetzt auf: Der verletzte Stier greift den Torero an. Der Mann aus dem Publikum springt in die Arena. Die Menge verstummt. Der Mann packt den Stier bei den Hörnern, sie ringen minutenlang. Erst als sich das wilde Tier nicht mehr rührt, trauen sich Helfer in die Arena. Der Kampf ist vorbei. O-TON ROBERT FÖRSTER 131211_06.WAV, 22: 31 - 22:35 "Ich kann euch mal die Kugeln zeigen, die wir heben, oder die Koffer. Hab ich alles vorne." SPRECHERIN Einzug mit Pferden und Römerwagen. Stemmen und Balancieren mit den Zähnen. Gewicht: 170 Kilo. Ansage Milo Barus Der Stärkste der Starken Ein Feature von Tabea Soergel und Martin Becker. ERZÄHLER Ein alter Mann auf einer Bank vor seinem Haus. Er schaut nicht in die Kamera, sein Blick verliert sich in der Ferne. Zwischen seinen Beinen sitzt ein massiger schwarzer Hund. Es ist Annette, sein Neufundländer. SPRECHERIN Stemmen, Balancieren und Schleudern von Wagenrädern. Stemmen und Tragen eines Pferdes auf der Leiter. Gewicht: 250 Kilo. O-TON MILO BARUS Gibt es besseren Ton „Alte Liebe rostet nicht“, 45:46 „Lieber Freund, ich will sagen: Als junger Mensch hab ich zwei Pfund Hackepeter, fünf Eier, zwei Bier – das war das Frühstück!“

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ERZÄHLER Der alte Mann in sommerlicher Kleidung. Er raucht Zigarillo und trägt einen Hut. Auf seinen bloßen Händen ruht jeweils ein Raubvogel. Er betrachtet die Tiere genau. O-TON RUMMELSNUFF 131007_00.WAV, 14: 25 - 14:52 „Das Kraftwerk braucht ständig Energie, das brennt und brennt und brennt, und wenn es die nicht bekommt, fängt es irgendwann an, nicht nur die Fettreserven, sondern eben auch die Muskelreserven anzugreifen." SPRECHERIN Heben und Tragen zweier Pferde auf Brust und Beinen. Gewicht: 900 Kilo. Stemmen eines Zweisitzer-Sportautos mit den Füßen. Gewicht: 1000 Kilo. Variante 1 Und das ist seine Stimme, 1976 aufgezeichnet vom Reporter Ulrich Beck für den Rundfunk der DDR Variante 2 Milo Barus in der Rundfunksendung „Alte Liebe rostet nicht!“ O-TON MILO BARUS „Alte Liebe rostet nicht“, 46:15 „Lieber Sportsfreund, eines will ich sagen: Das ist eisern es Training. Ich bin gelernter Müller, und ich bin Jahrgang 1906, viele von unseren älteren Gästen werden wissen, was das heißt, ich bin geborener Österreicher, Hunger haben wir gehabt. Und das Mühlenhandwerk erlernt, das war nur eine kleine Wassermühle, da wurde alles auf dem Buckel getragen, die Scheffeln, und das war die Geburtsstätte meiner zukünftigen artistischen Laufbahn.“ SPRECHERIN Das Biegen einer Traverse oder Feldbahnschiene durch zwanzig Männer über den Kopf. Das Überfahren mit dem Auto über die Brust. Gewicht: 1500 Kilo. O-TON PATRIK BABOUMIAN Track 0, 5: 25

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„Also, ich hab so Fantasien gehabt, dass so, wenn irgend was Schlimmes passiert, ich alle Anderen retten kann. Und dann ganz viel Liebe erhalte, weil ich dann plötzlich derjenige bin, der ganz vielen Leuten helfen kann.“ SPRECHERIN Das Heben eines Pferdes mit Reiter. Gewicht: 800 Kilo. Das Aufhalten zweier Autos mit den Armen. Zehn Pferdestärken. Das Ziehen eines vollbesetzten Omnibusses mit den Zähnen. ERZÄHLER Der alte Mann in seinem winterlichen Garten. Er beugt sich zu einem Reh hinunter und streichelt es am Ohr. Er ist von kraftvoller Statur, immer noch. Der alte, sanftmütige Mann hat früher Stiere niedergerungen. Er hat Straßenbahnen aus den Schienen gehoben und ganze Orchester gestemmt. Er hat mit seinen Zähnen Ketten aufgebogen und schwere Fässer getragen. O-TON ROBERT FÖRSTER 131211_06.WAV, 07: 41 - 08:09 "Ja, wehtun tut's richtig. Das ist einfach nun mal so ein gewisser Schmerz, aber das ist es, glaube ich, auch, was es einfach so ausmacht.“ SPRECHERIN Milon von Kroton war ein Held der Antike, der als Sportler und Feldherr verehrt wurde. Viel weiß man nicht über ihn. Aber feststeht, dass sich Milo Barus, bürgerlich Emil Bahr, nach ihm benannt hat. Alles andere sind Gerüchte und Geschichten, die man sich erzählt. O-TON LECHNER/TRÄGER Bei Milo 2.WAV, 02: 35 - 03:17 Lechner: "Gehen wir mal 'nauf und gucken mal." Träger: "Nicht dass die uns anzeigen, wenn wir hier das Grundstück betreten." Schritte, Rascheln. Lechner: "Ist sagenhaft, was da Müll rübergeschmissen wird!" ATMO: Mühltal, Schritte, Vogelgezwitscher, Ziegenmeckern O-TON UWE TRÄGER Bei Milo 2.WAV, 01: 39 – 02:22

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"Im Blick hat er eigentlich, wenn er hier rüberguckt, sein Haus. Das war ja mal sein Wohnhaus. Das hat er als Wohnhaus gebaut. Und hier hat er eben viele Jahre gelebt. Und das war vorher die Mühle, die er betrieben hat mit seiner Frau – eigentlich seine Frau, er war ja fast nur unterwegs.“ ERZÄHLER Das ist also das Ende. Ein schlichter Grabstein im Thüringer Mühltal. Metallene Buchstaben auf weißem Marmor: Emil Bahr. Artist. Milo Barus. Geboren 27.2.1906. Gestorben 1.10.1977. Martha Bahr. Geboren 21.5.1911. Gestorben 15.6.1989. Im idyllischen Mühltal hat der stärkste Mann der Welt Jahrzehnte seines Lebens verbracht. Ist als älterer Mann noch auf Volksfesten aufgetreten. Jetzt steht sein ehemaliges Wohnhaus leer. O-TON UWE TRÄGER Bei Milo 3.WAV, 00: 07 - 00:20 Träger: "Das war praktisch sein Wohnzimmer hier. Er hatte da Blick... Der Ofen steht noch aus der Zeit, aus seiner Zeit. Im Zimmer hier um die Ecke steht der. Und das war sein Wohnzimmer mit Blick auf den Teich." ERZÄHLER Direkt unterhalb des Hauses erstreckt sich eine Arena, die man als solche kaum erkennt. Einmal im Jahr messen sich hier die stärksten Männer beim Milo-Barus-Cup. Gerade gehört die Arena einer Herde meckernder Ziegen. Vor der alten Mühle, in der er früher ein Gasthaus betrieb, steht ein Aufsteller, der an seine Erfolge erinnert. Glanzleistungen mit Muskeln und Gebiss. O-TON MILO BARUS (1976) 6: 00 „Ich habe noch viele Hunderte, Tausende Zeugen in der Deutschen Demokratischen Republik, die mich in meiner Glanzzeit gesehen haben und die bestätigen können, dass Milo Barus der einzige Zahnathlet war der Erde. Ich habe wirklich eine Zahnkraft gehabt, die kein Zweiter mehr bekommen kann.“ ERZÄHLER Er traf Mahatma Gandhi und Queen Elizabeth. Er trat in Paris, London, Kalkutta, Kairo, Buenos Aires und New York gegen andere starke Männer an. Und schlug sie alle. Zwischen 1930 und 1935 wurde er sechsmal in Folge der stärkste Mann der Welt. Und er kam nicht zur Ruhe, geriet in die Wirren der Weltgeschichte und stand immer auf der falschen Seite. Im Mühltal fand er seinen Frieden für einige

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Jahrzehnte. Mit seiner Frau Martha. Mit seiner Mühle. Und mit seinen unzähligen Tieren, Hunden wie Rehen, Enten wie Mardern, Füchsen wie Kaninchen. O-TON UWE TRÄGER Träger Interview 2.WAV, 15:06 – 15:11 "Am Tor hing immer ein Schild: 'Artist Milo Barus'." ERZÄHLER Auch Prominenten ist Milo Barus begegnet, sogar als alter Mann noch. Beispielsweise Manfred Krug. Nein, ein Interview möchte er nicht geben, sagt er am Telefon, aber er will gerne von seiner Bekanntschaft mit Milo erzählen. 1975 sollte Manfred Krug in der „Nacht der Prominenten“, einer Zirkussendung im DDR-Fernsehen, auftreten, und sein Lehrmeister und Mentor war niemand Geringeres als der einst stärkste Mann der Welt. Es ging um eine bekannte Barus-Nummer: das Überfahren durch einen Leichtsportwagen. Milo Barus riet Krug dazu, mithilfe eines stützenden Gerüsts ein bisschen zu schummeln, schließlich hatte er keine Erfahrung mit derartigen Kraftakten. Aber ich wollte das Publikum nicht reinlegen, sagt Krug, außerdem war ich ja ein großer, kräftiger Kerl. Also legte er sich auf den Boden der Manege und ließ sich ohne versteckte Hilfsmittel von dem Sportwagen überrollen. Er war schwerer als gedacht. Viel schwerer. Für einige Momente verlor er sein Bewusstsein. Beim nächsten Mal, sagt Krug, Jahrgang 1937, würde ich auf Milo Barus hören. Auch viele Bewohner des Mühltals kannten damals den starken Mann persönlich. Die einen sind schon tot. Die anderen keine Kinder mehr. O-TON UWE TRÄGER Träger Interview 1.WAV, 01:11 – 01:32/Träger Interview 2.WAV, 00:00 – 00:32 „(…) Ich holte mit meinem Schulfreund Semmeln, wie wir sagen, Brötchen. Und standen da in der Bäckerei, und plötzlich fuhr ein Rennwagen vor (...) Und er kam rein. Er hat seinen großen Beutel Semmeln geholt, er hatte ja hier auch Gäste in der Meuschkensmühle.“ SPRECHERIN Uwe Träger, Autor des Buchs: „Milo Barus. Der stärkste Mann der Welt“. O-TON UWE TRÄGER „Plötzlich sah er uns, und er kam auf mich zu, griff mich an beiden Ohren, also, presste so ein bisschen den Kopf zusammen und hob mich in die Luft. Und ließ mich dann langsam wieder runter. Und dann bezahlte er Seines, bezahlte uns noch eine Groschenwaffel, so hieß das damals, stieg dann in sein Auto, und schon war er wieder weg." ERZÄHLER

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Der promovierte Historiker hat dem Idol seiner Kindheit gemeinsam mit dem mittlerweile verstorbenen Roland Weise ein Buch gewidmet. Es gibt Leute, die sich dafür einsetzen, dass Milo nicht vergessen wird – bis auf alte Postkarten, einen vergriffenen Spielfilm und verwaschene Amateuraufnahmen von Volksfesten ist nichts Greifbares mehr da. Nur einige Reliquien sind in der Umgebung ausgestellt: wuchtige Kugeln und Gewichte beispielsweise. Das Artistenmuseum bei Berlin, das zerrissene Eisenketten und die römische Kampfmontur von Milo Barus zeigte, ist mittlerweile geschlossen. Was bleibt, sind unzählige Geschichten eines sanften Helden, der im entscheidenden Moment um seine Kraft wusste. O-TON UWE TRÄGER Träger Interview 2.WAV, 02:51 – 03:40 " (…) Milo Barus ist in seiner Gaststätte, und vor der Tür hat einer randaliert. Und wollte dann rein, schon sicher angetrunken, wollte dann rein und hat drin rumgestänkert, sage ich mal, die Leute angestänkert. Und Milo Barus hat sich das hinter der Theke eine Weile angeguckt, und dann hat er ihn am Schlafittchen genommen, ausgehoben und vor die Tür getragen. Hat gesagt: Das war's, Freund." ERZÄHLER Fast ein Vierteljahrhundert verbringt Milo Barus in Thüringen. Dort ist sein Glück vielleicht so ungetrübt wie nie zuvor: Er verdient sein Geld als Artist und Gastwirt. Er wird eingeladen ins DDR-Fernsehen und zerreißt auch in hohem Alter noch Ketten und Kartenspiele. Er hat Zeit für das, was er seine Hobbys nennt: Tiere und Autos. Erst mit 57 Jahren muss er nach einem Herzinfarkt auf Anraten seiner Ärzte die wirklich schweren Gewichte ruhen lassen. Er unternimmt jetzt lange Spaziergänge mit seinen Hunden durchs Mühltal. Zu seinem 70. Geburtstag wird ihm die Durow-Medaille verliehen; eine deutsch-sowjetische Auszeichnung für herausragende artistische Leistungen, gestiftet von Moskau und Berlin. Doch irgendwann kehrt die Unruhe zurück in Milos Leben. SPRECHERIN „Neue Zeit“, 21.07.1976, Kleinanzeige: Wartburg 312-Camping, vor drei Monaten neu aufgeb., 100 Kilometer gelaufen, 50- PS-Motor, Lenkung, Hinterfeder, Ausschlag neu. Cliffgrün/schwarz lackiert, 15000 Mark, wegen Krankheit sofort gegen bar zu verkaufen. Milo Barus. 6531 Weißenborn. Mühltal 12a. Ruf: Hermsdorf 3405“ ERZÄHLER Im Oktober 1976 verlässt Milo Barus mit seiner Frau überraschend Haus und Hof und siedelt nach Mühldorf am Inn in Bayern über. Dort leben einige Verwandte seiner Frau Martha. Der „manchmal auch recht impulsiv und spontan entscheidende Milo“, wie es in seiner Biographie heißt, schreibt an einen Freund: SPRECHERIN

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„Du bist Erbe meiner Klamotten. Abholen musst Du sie aber selbst mit Kombi oder Wartburg-Tourist. Roland, Du schaust sehr trübe, ich gehe doch nicht als Feind von der DDR weg, sondern wegen Krankheit und Familienzusammenführung.“ ERZÄHLER Zwar wohnte er auch kurz nach dem Zweiten Weltkrieg schon in Bayern. Die letzten Gründe für seine genehmigte Ausreise in den Westen sind dennoch nicht ganz klar. In einem Nachruf auf Milo Barus aus der „Süddeutschen Zeitung“ von 1977 heißt es: SPRECHERIN „Man verübelte dem alten Mann, der nach einem Schlaganfall am Stock ging, dass er jetzt das Regime auf den Arm nahm, so wie früher ein halbes Dutzend Männer gleichzeitig. Wegen 'Zersetzung des Staatsapparates' nahm man ihm seine Orden und Urkunden weg, ebenso das Haus.“ ERZÄHLER Er ist schon schwach, als er das Mühltal verlässt, und bleibt in seiner neuen Heimat ein einsamer, vergessener Mann, der laut „Süddeutscher Zeitung“ gemeinsam mit seiner Frau Martha mit 800 Mark Sozialhilfe im Monat auskommen muss. Ein Jahr vor seinem Tod notiert er in einem Brief aus Bayern an denselben Freund: SPRECHERIN „Liege hier im Krankenhaus, wird nicht mehr besser werden. Jetzt sind die Beine schon dick, es geht langsam dem Ende zu...“ ERZÄHLER Der einst stärkste Mann der Welt kann und will nicht mehr. „Ich hatte das Pech und wurde zwei Mal vom Schlage getroffen“, schreibt er im August 1977 an einen früheren Sportkameraden, „sitze heute im Rollstuhl und muss gefahren werden.“ Emil Bahr, der große Milo Barus, stirbt am 1. Oktober 1977 in einem Krankenhaus in Altötting. Er hinterlässt seine Frau Martha und keine leiblichen Kinder. SPRECHERIN Der stärkste Mann der Welt, erzählt man sich, wird mal in einer Thüringer Gefängniszelle vergessen. Als er Hunger bekommt, drückt er die Zellentür samt Rahmen aus der Wand und verlangt beim diensthabenden Wärter sein Frühstück, was er auch bekommt. Der Kampf ist vorbei. ATMO: Trainingsraum in Eisenberg, das Klirren von Gewichten. ERZÄHLER

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Etwa sechzig Jahre, nachdem Milo Barus im sächsischen Gera eine Straßenbahn aus den Schienen hob, ist die Zeit der Kraftprotze vorbei. Aber man findet sie doch, wenn man nach ihnen sucht. Zum Beispiel in Eisenberg, einer Kleinstadt in Thüringen. Zum Beispiel in einer unrenovierten Sporthalle. O-TON ROBERT FÖRSTER 131211_06.WAV, 13: 34 - 14:03 "Ich glaube, das ist einfach auf einer anderen Ebene. Früher war das ja so, dass auch gerade im Zirkusgeschäft viele starke Männer waren. Heutzutage ist das mehr über Verbände, über Sportverbände, die eben große Wettkämpfe organisieren. Strongman ist ja mittlerweile ein wirklich etablierter Sport, und es kommen die stärksten Leute aus dem Gewichtheben, aus dem Kugelstoßen, aus dem Kraftdreikampfbereich. Und die messen dort wirklich: Wer ist der Stärkste von allen?" ERZÄHLER Das Zuhause der starken Männer war lange Jahre die Manege, die Arena, die Festwiese. Doch all das ist lange her. Die Welt der Kraftprotze hat sich fundamental verändert. Für die Unterhaltung sind heute die Schaukämpfer beim Wrestling zuständig. Die Wettkämpfe sind dagegen ein ernsthafter Sport geworden. Ende der Siebziger entwickelte sich der „Strongman“ zu einer eigenständigen Disziplin im Kraftsport. Schwere Gewichte müssen Treppen hinaufgetragen, Autos von Hand zum Überschlag gebracht, Lastwagenreifen aufgestellt und umgestoßen werden. Das alles klingt kurios und nach Show – setzt aber größtmögliche Körperbeherrschung und diszipliniertes Training voraus. O-TON ROBERT FÖRSTER 131211_06.WAV, 02: 47 - 03:03 "Das ist schon so eine gewisse Egosache. Im Training einfach auch die persönlichen Erfolgserlebnisse, fünf Kilo mehr draufzumachen bei den Kniebeugen im nächsten Training, einfach immer stärker zu werden. Und man geht auch mit einem gewissen Selbstbewusstsein auch einfach besser in den Tag." ERZÄHLER Über den abgetretenen Holzboden der spartanischen Halle sind Gerätschaften verteilt. Einige Jungs arbeiten sich an den schweren Gewichten ab. Von irgendwo kommt Musik. Es wird nicht viel geredet. O-TON ROBERT FÖRSTER 131211_06.WAV, 03: 04 - 03:15

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"Ich merke das, wenn ich ein paar Wochen kein Training gemacht hab, wenn es privat einfach nicht so möglich ist, dann bin ich auch ein ganz anderer Mensch. Ich fühle mich einfach viel wohler, wenn ich trainieren kann und wenn ich Sport machen kann, ja." ERZÄHLER Der Mann hat ein offenes, freundliches Gesicht. Er trägt eine Brille und erzählt mit sanfter Stimme von seinem Leben. Anfang 30. 125 Kilo schwer. Vater von drei Kindern. Arbeitet als sogenannter Entscheider beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge am nahe gelegenen Hermsdorfer Kreuz. Der sanftmütige Mann ist stark, mehr noch als das. Er ist stärker als viele andere. O-TON ROBERT FÖRSTER 131211_06.WAV, 03: 38 - 03:53 "Das fing schon zeitig an in der Grundschule mit Wrestling, WWF damals, Hulk Hogan und Ultimate Warrior, das waren so die ersten Vorbilder. Und so hat sich das durch mein Leben eigentlich dann gezogen. Also, Kraft war für mich schon immer so eine persönliche Sache." O-TON ROBERT FÖRSTER 131211_06.WAV, 00: 40 - 01:06 "Ich komme eigentlich aus einer ganz anderen Sportart, ich habe Basketball gespielt, so leistungssportmäßig, auch in Jena am Sportgymnasium, und hab eigentlich für die Athletik schon immer viel Krafttraining gemacht. Und nachdem ich auch stärker werden wollte, habe ich dann gesagt: Okay, jetzt konzentriere ich mich voll auf die Kraftsportschiene, und bin dann im Prinzip mit 17, 18, also vor gut jetzt 14 Jahren, bin ich dann so richtig in den Kraftsport eingestiegen." O-TON ROBERT FÖRSTER 131211_06.WAV, 05: 27 - 05:42 "Kraft ist ja nicht automatisch, dass man jetzt kämpfen kann. Also, gegen einen erfahrenen Kampfsportler möchte ich nicht antreten. Aber es gibt einem schon so ein gewisses Selbstbewusstsein, und daraus resultiert eben eine gewisse innere Ruhe." ERZÄHLER Eine von Robert Försters Paradedisziplinen im „Strongman“, der Wettkampfsportart der starken Männer, ist der Bierfasshochwurf. Dort mache ihm, sagt er, kaum jemand etwas vor. Man muss sechs Bierfässer über eine Höhe von 6,50 Metern schleudern. Auch Disziplinen wie das LKW-Ziehen sind seine Stärke: Man sitzt auf dem Boden

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und zieht allein mit der Handkraft ein Fahrzeug an sich heran. Robert Förster trainiert heute den Nachwuchs des TSV Eisenberg, dessen Kraftsportabteilung weit über Thüringen hinaus berühmt ist. Und er trainiert selbst. Ohne Bierfässer und ohne LKWs, aber für den Kraftgewinn: Kniebeugen und Kreuzheben, Schulterdrücken und Bankdrücken. O-TON ROBERT FÖRSTER 131211_06.WAV, 29: 53 - 30:16 "Ja, sieht alles so relativ spartanisch bei uns aus. Aber das ist auch so ein gewisses Flair. Ich mag auch nicht dieses feine Fitness-Studio, ich finde das hier einfach angenehmer. Da kann man auch schon mal rumschreien, und da kann man auch mal richtig schwitzen und die Hantel fallenlassen. (...) Für echte Männer, genau. Deswegen: Hier riecht es auch nach Blut und Schweiß (lacht), das ist schon ganz okay so." ERZÄHLER Robert Förster ist ein etablierter und bekannter „Strongman“. 2012 musste er sich beim Deutschlandcup in Neuruppin nur einem Kollegen geschlagen geben und kam auf den zweiten Platz. Und den Milo-Barus-Cup im Mühltal, dort, wo der stärkste Mann der Welt einst lebte, hat er in den letzten Jahren mehrmals gewonnen. Kommt der Lokalmatador in die Arena, dann wird er bejubelt wie ein Held. Einer seiner Helden hängt auf einem Plakat in der kargen Halle und tut, was er kann: Muskeln zeigen. O-TON ROBERT FÖRSTER 131211_06.WAV, 27: 40 - 28:15 "Das ist Arnold Schwarzenegger! Das ist, ey, Idol von jedem Kraftsportler, Bodybuilder überhaupt. Also, Arnold Schwarzenegger ist tatsächlich, auch wenn er heutzutage politisch fraglich ist, oder als Schauspieler, aber als Sportler ein absolutes Idol! Für seine Zeit war der viele, viele Jahre voraus. Das kann man wirklich so sagen. Er wird manchmal belächelt von Leuten, die nicht in der Kraftsportszene sind, aber so die Leute, die Ahnung haben von dem Sport, die wissen genau: Schwarzenegger war schon eine Größe, absolut, immer noch." ERZÄHLER Früher wollte Robert Förster Profi werden. Doch es ist gut, sagt er, dass er gelernt hat, die Sache lockerer zu nehmen. Heute arbeitet er in seiner Freizeit an seiner Kraft und brennt manchmal darauf, vom Schreibtisch seiner Behörde in die Sporthalle zu kommen. Als Ausgleich. Aber seit er nicht mehr so verbissen arbeitet, fühlt er sich stärker, stellen sich sogar viel schneller Erfolge ein. Und eins weiß Robert Förster, der Bierfässer werfen und Baumstämme heben und mehr als hundert

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Kilo schwere Koffer um die Wette tragen kann: Nur weil man stark ist, muss man sich nicht immer stark fühlen. O-TON ROBERT FÖRSTER 131211_06.WAV, 12: 11 - 12:35 "Konsequent zu sein meinen Kindern gegenüber, da merke ich immer wieder: Hier sind meine Grenzen. Das ist so das. Aber es ist natürlich auch so, nach einem schweren Training, wenn man wirklich schweren Muskelkater hat, Kniebeuge, Kreuzheben gemacht hat, dann denkt man im Alltag: Mensch, ich mache hier so ein schwere Training, und jetzt komme ich nicht von der Toilettenschüssel hoch, weil es so wehtut. Da hinterfragt man das dann schon so manchmal. Das sind so die Punkte, wo man sich wirklich schwach fühlt." SPRECHERIN Milon von Kroton, erzählte man sich, verzehrte Tag für Tag 17 Pfund Fleisch, 17 Pfund Brot und 10 Liter Wein. Als während eines großen Essens eine der Säulen seines Hauses nachgab, stützte er die herabstürzenden Balken mit bloßen Händen ab, bis sich alle Gäste gerettet hatten. O-TON MILO BARUS (1976) 1: 45 „Ich wollte sagen, ich wollte ein Sportler werden. Ich habe Müller gelernt, ich kam in eine Mühle, da hat man von einem Krieg nichts gesehen. Fleisch, Speck, Butter kam auf den Tisch, und das hat meinen jugendlichen Körper gestärkt.“ ERZÄHLER Am 27. Februar 1906 bekommt das Ehepaar Berta und Ferdi Bahr sein drittes Kind, einen Jungen namens Emil. Sie leben im dörflichen Alt-Rothwasser, dem heutigen Stará Červená Voda, im nordostmährischen Sudetenland. Der Vater ist „kaiserlich und königlicher Angestellter“ der Staatsbahn. Die Mutter arbeitet später als Milchträgerin. Emil ist oft krank. Die Jahre um den ersten Weltkrieg sind von Hunger und Entbehrung bestimmt. Ab und zu kann die Mutter Milch für die Kinder von der Arbeit mit nach Hause bringen. Mit vierzehn Jahren beginnt Emil eine Lehre in einer Mühle in der Nähe seines Heimatorts. Zwar kann er sich zum vielleicht ersten Mal in seinem Leben richtig sattessen, doch der Alltag ist knochenhart: Von fünf Uhr morgens bis acht Uhr abends befüllt Emil Mehlsäcke und wuchtet sie auf die wartenden Pferdewagen. O-TON MILO BARUS (1976) 2: 01

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„Ich habe schwer gearbeitet, wir hatten dazu keine Aufzüge oder Kräne. Wir haben alles am Buckel geschleppt, die Schaffel, die eineinhalb Zentner, 75-Kilo-Säcke, und da bin ich ein richtiger Mensch geworden, nicht wahr!?“ ERZÄHLER Er muss schwere Walzen austauschen und Mühlsteine wechseln. Zum ersten Mal entdeckt Emil in dieser Zeit, welche Kräfte in ihm schlummern. Für das Schleppen eines Mühlsteins von zweihundert Kilo braucht man eigentlich zwei kräftige Männer. Emil trägt ihn allein. In seinem zweiten Lehrjahr lässt er sich auf eine Wette ein: Ein Gutsbesitzer verspricht ihm Geld, wenn er es wirklich schafft, fünf Hafersäcke, die insgesamt 250 Kilo wiegen, fünfhundert Meter weit zu tragen. Die Sache spricht sich herum. Schaulustige kommen und sehen zu, wie Emil sein Hemd auszieht und sich mit den Säcken beladen lässt. Er schleppt die Vierteltonne fünfhundertfünfzig Meter weit. Nach Lehr- und Wanderjahren findet Emil als Müller keine Arbeit und verdingt sich in einer Schamottefabrik. Nach und nach trainiert er immer ausgiebiger, immer härter. Eigentlich sind Sportvereine den Besserverdienenden vorbehalten. Aber Emil findet unter seinen Kollegen einige Mitstreiter – und einen prominenten Fürsprecher. O-TON MILO BARUS (1976) 2: 15 „Wir haben selbst erst einen Sportverein gegründet, am Land. Und später, wie ich dann Geselle war, und in der Schamotte als Hilfsarbeiter, dann haben wir erst einen Sportclub mit dem ehemaligen Staatspräsidenten Klement Gottwald, der war Metallarbeitersekretär, ich war in der Gewerkschaft damals auch schon als Hilfsarbeiter, und hab ihm das vorgetragen, das wir mehrere junge Athleten da wären, Ringer und Gewichtsheber, die wollten einen Sportverein.“ ERZÄHLER Im Jahr 1924, Emil ist achtzehn Jahre alt, absolviert er seinen ersten öffentlichen Wettkampf. Im olympischen Dreikampf schafft er 280 Kilogramm: 70 im Reißen, 90 im Drücken, 120 im Stoßen. Nach und nach nimmt er an immer mehr Wettkämpfen in Böhmen und Nordmähren teil. Der berühmte englische Berufsathlet und Sportmanager Mr. Robinson hört vom talentierten Mr. Bahr und will ihn und seine eigenwillige Technik persönlich in Augenschein nehmen. Vor Mr. Robinsons Augen stellt Emil schließlich einen neuen Vereinsrekord auf. Robinson ist beeindruckt und bietet dem jungen Athleten einen Profivertrag an. O-TON MILO BARUS (1976) 3: 17 „Bei uns kam die Arbeitslosigkeit in der ehemaligen ČSR, und da hab ich mich nicht nach dem Sport gesehnt, sondern ich hab mich gesehnt nach einer Berufsquelle.

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Und da hab ich angefangen zu jonglieren mit Baumstämmen, was dann später der Torpedo ersetzt hat, ich hab Wagenräder genommen und so weiter und so weiter, und da ist in mir erst der Gedanke erwacht, Artist zu werden. Um Geld zu verdienen und zu leben.“ ERZÄHLER Mr. Robinson schickt Emil quer durch Europa. Internationale Wettkämpfe führen ihn nach Rumänien, Jugoslawien oder Italien. Dann der tragische Wendepunkt in Prag: Er nimmt an der mitteleuropäischen Meisterschaft im Ringen teil und gelangt ins Finale. Sein Gegner ist ein Koloss, zwei Meter zehn groß und hundertfünfundzwanzig Kilo schwer. Zuerst ist Emil ihm unterlegen. Aber dann gewinnt er die Oberhand und es kommt zum Unglück: Sein Kontrahent stürzt aus dem Ring, bricht sich die Wirbelsäule und stirbt. Emil gewinnt zwar den "Goldenen Gürtel von Prag", gibt ihn aber zurück an die Wettkampfleitung und beendet am selben Tag seine Ringerkarriere. Sein Weg ist trotzdem vorgezeichnet: Er wird im Oktober 1926 zum Militärdienst in der heutigen Slowakei eingezogen und kann auch dort nicht von der Stärke lassen. Bei einer Galarevue der Kraftrekruten stemmt er mit den Beinen ein anderthalb Tonnen schweres Feldgeschütz. Am 9. Oktober 1928 endet Emil Bahrs Militärzeit und beginnt sein neues Leben als stärkster Mann der Welt. Endet die Zeit als Emil Bahr und beginnt die goldene Ära des unschlagbaren Milo Barus. Aber das kann zu diesem Zeitpunkt noch niemand wissen. SPRECHERIN Der stärkste Mann der Welt, erzählt man sich, lässt fünfzig Jugendliche in einen Omnibus steigen. Ein Seil wird an der Vorderachse des Busses fixiert. Der Mann legt ein Tuch um das Seilende und beißt darauf. Dann geht er los. Mit nichts als den Zähnen zieht er den vollbesetzten Bus über den Platz. Danach lässt er das Seil fallen und sich von der ungläubigen Menge feiern. Der Kampf ist vorbei. ERZÄHLER Etwa 80 Jahre, nachdem Milo Barus in England der Königin die Hand geschüttelt hat, ist die große Zeit der Kraftprotze vorbei. Aber man findet sie doch, wenn man nach ihnen sucht. Zum Beispiel im Innenhof einer Autowerkstatt am Rande von Berlin. Ein niedriger, weiß gekalkter Flachbau, vor dem Wagen unterschiedlichsten Alters und Zustands parken. In einer windstillen Ecke ein Grillplatz mit Bank. Auf dem Boden liegen ein paar Hanteln. Neben einem aufgestapelten Satz Winterreifen lehnt ein Vorschlaghammer an der Wand. Das hier ist Rummelsnuffs Revier. O-TON RUMMELSNUFF 131007_03.WAV, 16: 00 - 16:13 "Ja, die Reifen sind zum Aufwärmen. Ich gehe mit dem Hammer da, ich haue da mit dem, mit so was in der Art, haue ich da druff, und das mache ich so eine Weile. Dann bin ich gut aufgewärmt und kann an die schweren Gewichte."

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ERZÄHLER Ein durchschnittlich großer, überdurchschnittlich breiter Mann mit Glatze im Ringerhemd. Bullig. Gewaltige Oberarme, respektgebietender Brustkorb, ein Nacken wie ein Stier. Sein Gesicht wirkt grimmig, hellt sich aber bereits beim ersten Wort auf. Rummelsnuff, mit bürgerlichem Namen Roger Baptist, entspricht äußerlich voll und ganz dem Bild des Bodybuilders. So stellt man sich einen Künstler nicht vor. Aber: Rummelsnuff ist Elektromusiker. In seinen Liedern singt er von Dachdeckern, Armdrückern und anderen kräftigen Kerlen, eines heißt: "Pumper". Er hat früh angefangen, sich für starke Männer zu interessieren. Schon als Heranwachsenden in Ostsachsen faszinierten ihn die Eisenfresser. O-TON RUMMELSNUFF 131007_00.WAV, 09: 46 - 10:15 "(...) Man hat schon so seine Träumchen gehabt. Es gab ja Gewichtheber, es gab Olympia, es gab Fernsehübertragungen. Und es gab auf der anderen Seite, hin und wieder flog mal irgendein westliches Wurschtblatt rum, wo vielleicht mal eine Werbeanzeige für irgendein Kraftsportgerät war mit so einem richtig aufgepumpten Bodybuilder, was ja in der DDR nicht ganz so sich der großen Beliebtheit erfreute. Es war zwar Sport, aber ging schon wieder so zum Dekadenten hin." ERZÄHLER Mit 19, 20 besorgt er sich irgendwo Gewichte und beginnt zu trainieren. Er betreibt eine anspruchsvolle Mischung aus Kraftsport und Bodybuilding. Ihm geht es zwar auch um die Optik, aber vor allem um die Kraft. Worauf es ankommt, sagt Rummelsnuff, einzig und allein, ist durchzuhalten, allen Enttäuschungen und Rückschlägen zum Trotz. Der Weg zum gestählten Körper führt über einen eisernen Willen. O-TON RUMMELSNUFF 131007_03.WAV, 02: 57 - 03:27 "Aber ansonsten ist das eigentlich das A und O. Das selber zu wollen. Und dann findet man auch die Lösungen, die Möglichkeiten, wie man's macht. Du brauchst nicht unbedingt jemanden, der dir alles sagt. Ich hab mir das auch alles selber angeguckt und selber rausgesucht. Klar ist es schön, wenn jemand dabei ist, dir zur Seite steht, das ist ganz schön, aber das ist nicht das Wichtigste daran. Das Wichtigste ist, wie gesagt, der eigene Wille." ERZÄHLER Stark zu werden, ist eine Lebensaufgabe. Es erfordert nicht nur verbissenes Training. Es erfordert nicht nur ausgewogene Ernährung und einen regelmäßigen Alltag ohne Exzesse. Man braucht auch viel Geduld. Wer stark werden will, muss erst einmal

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Demut lernen. Die körperliche Hochform, auf die man all die Jahre hinarbeitet, währt nur kurz, dann lassen Kraft und Masse langsam, aber sicher nach. Rummelsnuff ist Jahrgang 1966. Auch wenn man das nicht sieht: Seine stärksten Zeiten liegen hinter ihm. O-TON RUMMELSNUFF 131007_03.WAV, 13: 18 - 13:50 "Ich mache mittlerweile relativ behutsames Training. Ich mache schon noch schwere Sachen, auch Kreuzheben, d.h. z.B. so ein Gewicht aufheben und in der Hand auch halten, dann geht das auch mal an die 200 Kilo. Aber das ist alles wohlkoordiniert. Ich hab schon sehr, Kniebeugen mit 250 Kilo damals, jaja, das waren schon ganz gute Zeiten. Jetzt bin ich leicht unter 200. Ich traue es mich einfach auch nicht mehr." ERZÄHLER Mit den Stärksten der Starken mitzuhalten, wird ohnedies immer schwieriger. Körperikonen der ersten Stunde, der Kraftsportler und "Bodybuilding"-Erfinder Eugen Sandow oder der erste "Tarzan"-Darsteller Johnny Weissmüller, würden zwischen den heutigen Kraftmeiern mit ihren schier unglaublichen Muskelbergen gar nicht mehr auffallen. Die Hanteln irgendwann an den Nagel zu hängen, kann sich Rummelsnuff trotzdem nicht vorstellen. Wer einmal den Geruch von Schweiß und Eisen lieben gelernt hat, lässt nicht mehr davon. Der Flachbau im Hof der Autowerkstatt beherbergt einen eigenen Trainingsbereich. Und wenn Rummelsnuff wirkliche Ruhe braucht, dann geht er in einen 24-Stunden-Fitnessklub in der Nähe. Gerne auch nachts. Hat ein Mann von seinen Ausmaßen eigentlich auch mal Angst, wenn die Autowerkstatt schließt und er mutterseelenallein auf dem menschenleeren Gelände zurückbleibt? O-TON RUMMELSNUFF 131007_01.WAV, 04: 44 - 05:11 "Nee. Das Tor ist aber immer, muss zu sein. Wegen der Werkstatt. Es könnte jemand über den Zaun klettern, zur Tür reinkommen, und dann? Sage ich: Guten Abend. Haben Sie sich verlaufen? (Lacht.)" O-TON RUMMELSNUFF 131007_01.WAV, 04: 32 - 04:41 "Ich springe jetzt auch nicht in einen Tigerkäfig oder so was, ja. Das nicht. Aber die Dinge, die einen hier umgeben, was soll mir da Angst einjagen?" O-TON RUMMELSNUFF

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131007_01.WAV, 05: 43 - 05:53 "Die Gedanken mache ich mir da gar nicht so sehr. Aber wahrscheinlich ist es schon so. Man geht schon so ein bisschen selbstbewusster durch die Straße. Und durchs Leben." ERZÄHLER Möglicherweise ist es die Mischung aus Geduld und Selbstbewusstsein, die aktive Kraftsportler oft so buddhistisch wirken lässt. Felsen in der Brandung. Das prädestiniert sie für die Sicherheitsbranche. So lange, wie Rummelsnuff schon pumpt, arbeitet er auch als Türsteher. Der Job besteht darin, lächelnd Stärke zu zeigen, sagt er lächelnd. Bei dieser Statur ist es nicht nötig, die Muskeln spielen zu lassen. Aber es gibt doch etwas, was ihn aus der Ruhe bringt. Was ihm das Gefühl gibt, schwach zu sein. O-TON RUMMELSNUFF 131007_03.WAV, 09: 51 - 10:36 "So behördliche Willkür z.B. Da kann man auch mit körperlicher Stärke, kannst in vielen Fällen nicht mit körperlicher Stärke... Auch bei privaten, bei Beziehungen oder so was, wenn man so was sich aufhalst. Wenn man so was sollte und wollte. Da kann das auch nicht viel beitragen. Man kann wunderbar Spaß haben, wenn der Andere auch ein Mann ist und auch noch stark, dann fliegen die Tische schön durch die Gegend. Das ist geil. Vielleicht lacht man dann auch ein paar Jahre später drüber oder vielleicht sogar schon ein paar Stunden später, dann ist es am allerbesten." ERZÄHLER Der starke Mann braucht mitunter nicht viel zum Glück. Bei Rummelsnuff sind es: die Musik, die Langhanteln, die Zugbänder und ein windgeschützter Grillplatz. Hier, auf dem Hof der Autowerkstatt, könnte er noch ewig Eisen stemmen, Rummelsnuff, der König seiner Enklave am Rande der Hauptstadt. O-TON RUMMELSNUFF 131007_03.WAV, 13: 52 - 14:31 "Ich bin froh, dass ich ohne merkbare, wohlgemerkt: merkbare, Bandscheibenvorfälle und wirklich dauerhaft schmerzhafte Gelenkgeschichten dahin gekommen bin und immer noch trainieren kann. Das ist für mich schon mal ganz viel wert, und dass das möglichst lange so weitergeht. Wenn das vorbei wäre, dann wäre der Rest auch nicht mehr so interessant in diesem Leben, in dieser Welt. Das müsste schon noch klappen bis zum Ende. Da muss man eben ein bisschen reell sein dabei und die 130-Kilo-Koffer den ganz Jungen vielleicht überlassen."

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SPRECHERIN Milon von Kroton, erzählte man sich, hielt einen Granatapfel so fest in der Hand, dass ihn ihm niemand entreißen konnte, und doch blieb die Frucht dabei intakt. Stand Milon auf einem eingeölten Diskos, schaffte es nichts und niemand auf der Welt, ihn dort hinunterzustoßen. Und eine um die Stirn gebundene Darmsaite sprengte Milon, indem er durch Luftanhalten seine Adern anschwellen ließ. O-TON MILO BARUS (1976) 4: 40 „Hier gibt’s keinen Dreh oder Trick, hier gibt es nur Gewalt!“ ERZÄHLER Ende der Zwanziger beginnt eine goldene Zeit: Aus dem kräftigen Walzenmüller Emil Bahr, berühmt in Alt-Rothwasser, wird der Ausnahmeathlet Milo Barus, berühmt auf der ganzen Welt. Seinen Künstlernamen leitet er von Milon von Kroton ab: dem, so sagte man, Stärksten der Starken in der Antike. Einerseits ist das, was Milo Barus erlebt, eine Jahrhundertgeschichte voller Rekorde. Die Menschen werden ihn für seine Kraft lieben und verehren. Andererseits wird er mitgerissen von der Brutalität der mitteleuropäischen Geschichte: Am Ende landet der stärkste Mann der Welt im Zuchthaus und muss Steine klopfen. Doch davor steht der Ruhm, steht die Freiheit. O-TON MILO BARUS (1976) 3: 50 „Ich war im Zirkus Pegel, und da habe ich getragen mit 95 Kilo Körpergewicht... hab ich zwei Tonne, zwei volle Tonnen hab ich bewältigt. Einen Jungelefanten hab ich mir aufs Kreuz geladen und bin mit dem in der Manege spazieren gegangen.“ O-TON MILO BARUS (1976) 5: 30 „Ich hab ein Karussell genommen, die Brücke: Hände und Füße am Boden, und das Karussell mit acht erwachsenen Personen. Das habe ich rotiert, gehalten, und das ganze Ding hat sich minutenlang gedreht. ERZÄHLER Am 15. März 1930 misst sich Milo Barus mit vierzig Kraftprotzen aus sechzehn Nationen im „Cirque Medrano“ in Paris. Der Wettkampf dauert drei Tage. Man hebt mit Schmierseife präparierte Vier-Zentner-Säcke. Man stemmt hundertfünfzig Kilogramm schwere Hanteln. Man zerreißt Stöße von bis zu 135 Spielkarten auf

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einen Schlag. Man stemmt und trägt Pferde. Und man zieht einen vollen Möbelwagen mit dem Gebiss. Nach drei Tagen steht der König der Starken fest: Milo Barus erhält einen goldenen Lorbeer und eine Urkunde. O-TON MILO BARUS (1976) 7: 17 „Ich hab die Kugeln, eine zehn, die andere fünfzehn, und die andere zwanzig Kilo, die habe ich zwanzig Meter hochgeworfen!“ ERZÄHLER Milo Barus ist der stärkste Mann der Welt. Auf seinen Sieg folgen Engagements in Europa, unter anderem in Spanien, wo er bei einem Stierkampfbesuch einem Torero in Not das Leben rettet. In den folgenden Jahren verteidigt Milo seinen Titel noch fünfmal. Er reist durch Indien und Afrika, ist ständig unterwegs. Nachdem er 1935 das sechste Mal in Folge in New York stärkster Mann der Welt geworden ist, engagiert ihn der „Ringling-Brother Barnum and Bailey Circus“, wo Emil unter anderem Elefanten trägt und nur mit der Kraft seines Gebisses ein Klavier samt Orchestermusikern hält. Oft geht diese Nummer gut, bei der es – wie bei so vielen der Kunststücke von Milo Barus – nicht nur auf Kraft, sondern auch auf Geschick und das richtige Timing ankommt. Als das einmal nicht stimmt, verliert er sämtliche Vorderzähne und kehrt nach einem Krankenhausaufenthalt in den USA nach Europa zurück. Seinem Willen zur Kraft kann selbst ein solcher Rückschlag keine Grenzen setzen. Nur das Weltgeschehen selbst ist mächtiger als der stärkste Mann der Welt. SPRECHERIN „Von Reichsanwalt am Volksgerichtshof. 30. Dezember 1936 An den Boxer Herrn Emil Bahr, zur Zeit in Untersuchungshaft im Untersuchungsgefängnis Berlin Moabit, Berlin NW 40, Alt-Moabit 12A“ ERZÄHLER Milo Barus kehrt 1936 nach Europa zurück und bekommt am eigenen Leib zu spüren, wie sich die Zeiten geändert haben. Kurz nach seiner Ankunft in Hamburg wird er nach Prüfung seines Stammbaums in seine sudetendeutsche Heimat geschickt: Seine sozialdemokratische Überzeugung ist den Nazis ein Dorn im Auge – er wird ausgewiesen und geht zurück nach Alt-Rothwasser, doch kann er das, was ihn zum stärksten Mann der Welt gemacht hat, dort nicht mehr öffentlich zeigen. Er ist wieder nur Emil Bahr, gelernter Walzenmüller. Er beginnt, sich politisch zu engagieren, und beteiligt sich an Aktionen gegen die Anhänger des Turnlehrers und Nazis Konrad Henlein. Am 19. Mai 1936 wird Bahr schließlich von der Gestapo verhaftet. Der dritte Senat des Volksgerichtshofs verurteilt ihn am 15. Januar 1937 wegen Landesverrats zu viereinhalb Jahren Zuchthaus. Nach seiner Zeit im Gefängnis steht er für drei Jahre unter Polizeiaufsicht und wird für harte körperliche Hilfsarbeiten zwangsverpflichtet.

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SPRECHERIN „Ausschließungsschein. Der Walzenmüller, Berufsathlet Emil Bahr, geboren am 27.2.1906 zu Alt-Rothwasser, Kreis Freiwaldau, Regierungsbezirk Troppau, wird hiermit vom Dienst in der Wehrmacht dauernd ausgeschlossen. Er scheidet auf die vorstehend eingetragene Dauer aus dem Wehrpflichtverhältnis aus. Mährisch-Schönberg, den 21.2.1941. Die Kreispolizeibehörde. Der Wehrbezirkskommandeur. Stempel.“ ERZÄHLER Nach Kriegsende im Jahr 1945 müssen die Sudetendeutschen ihre Heimat verlassen. Emil Bahr als „Antifaschist“ und nachweislich Verfolgter des NS-Regimes darf vorerst bleiben. Und mehr noch: Er beteiligt sich sogar als Polizist an den Zwangsumsiedlungen seiner deutschen Landsleute. Dann aber ist auch er nicht länger erwünscht. Er muss selbst das Sudetenland verlassen. Mit einem der letzten Züge verschlägt es ihn nach Bayern. Auf einem Bauernhof nimmt er sein intensives Training wieder auf. 1947 zeigt er zum ersten Mal seit seinem schweren Unfall in Amerika wieder seine Kraftkunst. O-TON MILO BARUS (1976) 6: 30 „Der Schlüssel zum Welterfolg liegt darin, dass ich echt gearbeitet habe. Hufeisen, Hufnägel, Nägel habe ich erst dem Publikum gereicht, und das Publikum konnte das prüfen. Nicht, wie früher Athleten gegangen sind, durch einen Bühnenvorhang, haben ein Hufeisen gehabt, das war präpariert, und durch den Bühneneingang ist das getauscht worden.“ ERZÄHLER Nach dem Auftritt im berühmten „Zirkus Krone“ tourt er durch ganz Bayern und trifft wiederum auf einen Stier, den er niederringt; diesmal nicht in Spanien, sondern im Rheinland. Auch seine außergewöhnliche Gebisskraft stellt er nach dem Unfall wieder unter Beweis. Ein schwedischer Künstleragent nimmt ihn schließlich unter Vertrag und schickt ihn mit seiner Frau Martha nach Malmö, wo er den „Zirkus Milo Barus“ aufbaut. Doch nur vier Monate später, am 16. September 1950, brennt das Zirkuszelt ab. Emil, alias Milo, steht einmal mehr vor dem Nichts. Zurück in Bayern erfährt er, dass er polizeilich gesucht wird – wegen seiner Rolle während der Zwangsumsiedlungen im Sudetenland. Der Haftbefehl wird zwar annulliert, doch der stärkste Mann der Welt hat die Nase voll. Er beschließt, das System zu wechseln und in die DDR auszureisen. Am 8. Dezember 1952 verlässt Milo Barus mit einem LKW voller neuer Requisiten den Westen. Was eigentlich nur vorübergehend sein soll, wird 25 Jahre dauern und im Thüringer Mühltal enden. Dort, wo heute noch sein Grabstein und sein leeres Haus stehen. SPRECHERIN

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„Die stärksten Tiere sind Pflanzenfresser: Gorillas, Büffel, Elefanten und ich.“ ERZÄHLER Etwa vierzig Jahre, nachdem Milo Barus am Ende seines Lebens immer noch Telefonbücher und ganze Kartenspiele zerreißen konnte, ist die Zeit der Kraftprotze vorbei. Aber man findet sie doch, wenn man nach ihnen sucht. Zum Beispiel in einem Dorf bei Nauen in der Nähe von Berlin. Patrik Baboumian hat Psychologie studiert und war 2011 der stärkste Mann Deutschlands. Seine Lieblingsdisziplin ist das Baumstammstemmen. Noch als Leichtgewichtler hat er vor Jahren dort einen Weltrekord aufgestellt, der bis heute gilt. O-TON PATRIK BABOUMIAN Track 3, 0: 20 „Es ist absolut so, dass – in Deutschland speziell – Kraft, aber auch Körperlichkeit an sich, etwas ist, was einen niedrigen Stellenwert hat. In der Mainstream-Kultur, oder in der Mainstream-Mentalität sozusagen, ist es schon so, dass wenn man jetzt Deutschland mit anderen Ländern vergleicht, ist jetzt egal ob man Richtung Osten geht oder Richtung Westen, dann ist es schon so, dass wir speziell in Deutschland sehr verkopft sind. O-TON PATRIK BABOUMIAN Track 3, 1: 30 „Es ist tatsächlich so, dass man als Kraftsportler gerade in Deutschland viel belächelt wird, aber das ist, glaube ich, einfach darauf zurückzuführen, dass wir da so eine künstliche Trennung vornehmen zwischen Körperlichkeit und Intellekt, die in Wirklichkeit gar nicht da ist.“ ERZÄHLER Patrik Baboumian wird 1974 im Iran geboren, dort wächst er auch auf. Seine Familie ist armenischer Abstammung. Mit drei Jahren sitzt er mit seinen Eltern vor dem Fernseher und sieht „Hulk“, die berühmte Comicserie, in der sich ein Nuklearphysiker nach einem Strahlungsunfall beim kleinsten Anflug von Wut in einen rasenden Kraftprotz verwandelt. Baboumian bewundert Hulks Stärke. Kurze Zeit später ereignet sich ein tragisches Unglück: Sein Vater stirbt bei einem Verkehrsunfall, Baboumian wächst in den folgenden Jahren als Halbwaise auf. Mit sieben Jahren kommt er nach Deutschland, da spricht er Persisch und Armenisch. Da träumt er schon davon, stark zu sein. Ein Held zu sein, der Menschen aus brenzligen Situationen rettet und dafür von allen geliebt wird. Sein Gerechtigkeitsempfinden, sagt Baboumian, war damals schon enorm ausgeprägt. Doch musste er erst lernen, dass man Gerechtigkeit nicht gewaltsam durchsetzen darf. O-TON PATRIK BABOUMIAN

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Track 1, 4: 45 „Die Lebenswirklichkeit für ein siebenjähriges Kind, was von einem iranischen Schulalltag zum deutschen Schulalltag wechselt, war für mich radikal verschieden, absolut. Also, das waren einfach zwei komplett verschiedene Welten. Na ja, Kulturschock möchte ich nicht sagen, weil man eben als Kind eben noch extrem flexibel ist und sehr schnell lernt. (…) Man kann sich das so vorstellen, ich hab noch Prügelstrafe erfahren, im Iran, und das war jetzt auch nichts, was ich jetzt in meinem Kopf als besonders schlimm abgespeichert hab, weil das war für mich einfach ganz normal, so wie vielleicht für jemanden, der vor sechzig Jahren in Deutschland noch zur Schule gegangen ist, das vielleicht auch dazugehört hat, dass man noch den Rohrstock zu spüren bekommt und so.“ O-TON PATRIK BABOUMIAN Track 1, 6: 30 „Ich musste nach dem Wechsel nochmals komplett neu anfangen, weil ich natürlich auch die Sprache überhaupt neu lernen musste. Und auf dem Schulhof ist eines der Kinder irgendwie so am Rand des Pausenhofs vorbeigelaufen und hat Büsche einfach so aus Spaß herausgerissen – oder hat Zweige irgendwie von Büschen abgerissen. Und ich fand da so unerhört, also so diese Gewalt gegen eine Pflanze, die einem ja im Endeffekt nicht im Weg ist. Einfach nur Zerstörung der Zerstörung willen, dass ich einfach hingegangen bin und hab den geboxt. Das war dann natürlich mein erster Auftritt vor dem Direktor, der mir erklärt hat, dass das nicht in Ordnung ist, auch dann nicht, wenn das Kind was Blödes gemacht hat.“ ERZÄHLER Als Jugendlicher bewundert Patrik Baboumian die Stärksten der Starken im Fernsehen: Auf dem Sportkanal verfolgt er die „Strongman“-Wettbewerbe und fängt an zu trainieren. Als er selbst zu einem der stärksten Männer der Welt wird, trifft er eine radikale Entscheidung: Er wird ein Pflanzenfresser. SPRECHERIN Milon von Kroton, erzählte man sich, trug regelmäßig ein Kalb auf den Schultern und setzte diese Übung auch fort, als das Tier ausgewachsen war. Einmal trug er einen vierjährigen Stier durch das Stadion von Olympia, schlachtete ihn eigenhändig und verspeiste ihn an einem einzigen Tag. O-TON PATRIK BABOUMIAN Track 2, 4: 20

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„Wir haben aber diese Strukturen, diese alten Gedanken und diese Mentalität immer noch irgendwo in unserem Hinterkopf gespeichert. Und daher kommt dieser Mythos vom Starksein, wenn man viel Fleisch ist, weil man ein guter Jäger ist, weil man Tiere getötet hat und so weiter. Wissenschaftlich ist da gar nichts dran.“ O-TON PATRIK BABOUMIAN Track 2, 5: 15 „Das führt dann dazu, dass natürlich, wenn man sagt, man ernährt sich rein pflanzlich, die Leute erst mal denken: Oh, wieso bist du dann nicht untergewichtig, oder wieso siehst du nicht kränklich aus, wieso kannst du so stark sein?“ ERZÄHLER Seit er 2011 den Titel als stärkster Mann Deutschlands geholt hat, hat sich sein Leben radikal verändert: Die Tierschutzorganisation PETA warb auf einem großen Plakat mit Patrik Baboumian, dem Veganer, dem Pflanzenfresser, der trotzdem so stark ist wie ein Gorilla, ein Büffel, ein Elefant. Die Lebensweise ist seine Philosophie, ist seine Mission, für die er auf der ganzen Welt unterwegs ist: 2012 stellt der für einen Strongman mit 1,70 Metern kleine Baboumian auf einem vegan-vegetarischen Festival in Kanada einen Weltrekord auf, um ein Zeichen zu setzen. Doch bestimmt die Lebensweise auch seinen Alltag: Im Garten seines Hauses sammelt Baboumian mitunter die Nacktschnecken ein, damit er sie beim Trainieren nicht zertritt. Sein Dasein als Pflanzenfresser und starker Sportler bestimmt sein Leben – auch wenn man dabei immer wieder an die Leidensgrenze gehen muss: O-TON PATRIK BABOUMIAN Track 3, 3: 30 „Es ist weniger so, dass man es als unangenehm empfindet, wenn man mal Gelenkschmerzen hat, weil das gehört einfach dazu. Ich mach den Quatsch jetzt seit zwanzig Jahren, und wenn man leistungsmäßig arbeitet, gehören eben so kleine Zipperlein mit dazu. Und es ist eher so, dass einem das die Sache umso mehr versüßt, weil natürlich, je mehr das weh tut, um so schöner ist es, wenn man den Schmerz überwindet.“ ERZÄHLER Wichtig ist, sagt Patrik Baboumian, bei Fleisch zu bleiben. Und das auch ohne Fleisch. Um das Gewicht zu halten. Um die Kraft zu bewahren. Zum Beispiel für das „Yoke Race“, einer klassischen „Strongman“-Disziplin: Mit einem Metallgestell auf dem Rücken muss man eine Strecke von zwanzig Metern bewältigen. Nur ist das Metallgestell mit Gewichten beschwert, mehr als vierhundert Kilo bei internationalen Wettbewerben. Heftig ist das, selbst dann, wenn man stärkster Mann Deutschlands ist.

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O-TON PATRIK BABOUMIAN Track 4, 3: 30 „Wenn man in so einem Extrembereich arbeitet, dann merkt man das natürlich extrem körperlich, das heißt, man hat blutige Schultern danach, weil einfach das Gewicht sich auf dem T-Shirt, was man anhat, bewegt, und das die Haut einfach wegreibt. Das ist aber eigentlich das, was am wenigsten schlimm ist. Was wirklich so ein bisschen haarsträubend ist, ist die Tatsache, dass man bei jedem Schritt das Gefühl hat, dass die Schienbeine durchbrechen. Man muss sich jetzt vorstellen, man hat 555 Kilo auf den Schultern, wiegt nochmals selber 120 Kilo, das heißt also, wir landen bei 675 Kilo – und wenn ich einen Schritt mache, dann ist das Gewicht immer wieder in dem Moment, wo ich meinen Fuß aufsetze, um einen Schritt zu gehen, auf einem Fuß. (…) Also, da ist auch schon die Angst mit im Spiel, dass das irgendwann mal knackt und man am Boden liegt.“ SPRECHERIN Milon von Kroton, erzählte man sich, fand ein wenig heldenhaftes Ende: Bei seinem letzten großen Auftritt, als er einen gespaltenen Baumstamm, den Keile spreizten, auseinanderreißen wollte, wurde er rettungslos eingeklemmt und von Wölfen gefressen. ATMO MILO-BARUS-CUP, DARÜBER: ERZÄHLER Einmal im Jahr füllt sich das stille Mühltal mit Leben. In der Arena grasen keine Ziegen mehr: Dort werden Tapeziertische und Stühle aufgestellt, von denen aus man einen guten Blick auf den Parcours hat. Auf den hügeligen Wegen, die von der Meuschkensmühle hinauf zu Milos ehemaligem Wohnhaus führen, sind Wurstbuden und Bierstände aufgebaut. Die grasbewachsenen Hänge rund um die Arena füllen sich mit Schaulustigen. Viele Familien mit kleinen Kindern, aber auch junge Paare, Teenager und Alte. Es sind Tausende. An den Tapeziertischen nehmen Schiedsrichter, Kampfrichter und regionale Würdenträger Platz. Ein Discjockey beschallt die Festwiese mit markerschütternder Rockmusik und dreht sie nur widerwillig für die Begrüßungsreden von Vereinsvorsitzenden und Bürgermeistern leise. Dann warten alle auf den Einzug der Gladiatoren, die hier ihre Kräfte messen werden: Am 3. Oktober, zwei Tage nach Milos Todestag, findet der Milo-Barus-Cup statt. ATMO MILO-BARUS-CUP FREI STEHEN LASSEN ERZÄHLER Und dann kommen sie, die Gladiatoren, die Berserker, die Herkulesse. Aus Thüringen, aus Sachsen, aus Bayern, jedes Jahr reisen auch einige Tschechen an. Einzeln marschieren sie in die Arena, diese Hünen in Vereins-T-Shirts mit Rückennummer. Schwarze Bandagen um Ellbogen und Knie. Mit Kappe und ohne,

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mit Brille und ohne, mit Bart und ohne. Der Jüngste ist Anfang zwanzig, der Älteste über fünfzig. Auch Robert Förster vom TSV Eisenberg ist dabei: Lokalmatador und Rekordhalter in der Disziplin "Koffertragen". Zig mal hat er den Cup schon gewonnen. Ihn feiert die Menge frenetisch, doch die Menge ist gerecht: Hier bekommt jeder seinen Applaus. ATMO MILO-BARUS-CUP: MODERATOR KÜNDIGT TEILNEHMER AN, EINZUG, JUBEL, STEHEN LASSEN, DANN DARÜBER: ERZÄHLER Der Cup besteht aus vier Disziplinen, angelehnt an Großtaten, für die Milo selbst berühmt war. Danach steht felsenfest, wer in diesem Jahr der stärkste Mann des Eisenberger Mühltals ist. ATMO MILO-BARUS-CUP: DER DRITTE WETTBEWERB ERZÄHLER Der Milo-Barus-Cup erreicht seinen Höhepunkt: Das Traktorziehen steht an. Helfer fahren den großen grünen Trecker, dessen Karosserie in der Sonne glänzt, in die Arena und sichern ihn mit Stahlseilen. Der Erste geht vor der Markierung in die Hocke und greift nach dem armdicken Zugseil. Die Gesichtszüge des starken Manns spannen sich an. Das ist also der Anfang. ATMO ANFEUERNDE MENGE SPRECHERIN Der stärkste Mann der Welt, erzählt man sich, geht mit seinem Hund spazieren. Alt ist er geworden, er hinkt. Er läuft durch die Wälder und Felder des Mühltals, stundenlang. Als er fast wieder zu Hause ist, traut er seinen Augen kaum: Eine beträchtliche Menschenmenge hat sich auf der Wiese vor seinem Haus versammelt. Sie jubelt. Er drängt sich zwischen den Schaulustigen hindurch und steht plötzlich vor einer Arena, in der starke Männer Unglaubliches vollbringen. Kurz sieht er ihnen zu. Na und, murmelt er, das konnte ich auch. Langsam geht er davon. Der Kampf ist vorbei. Absage: Milo Barus - Der Stärkste der Starken. Ein Feature von Tabea Soergel und Martin Becker. Es sprachen: Hedi Kriegeskotte und Ernst- August Schepmann

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Im Originalton hörten Sie: Patrick Baboumian Roger Baptist Robert Förster Uwe Träger und Milo Barus in einer Aufnahme des Rundfunks der DDR aus dem Jahr 1975. Redaktion: Ulf Köhler Ton: Dirk Hülsenbusch Regieassistenz: Fahri Sahin Sarimese Regie: Nikolsai von Koslowski Co-Produktion: Mitteldeutscher Rundfunk mit dem Südwestrundfunk 2014