33
ESSEN SIND WIR. RÜTTENSCHEID - STADTWALD RELLINGHAUSEN - BERGERHAUSEN ESSEN SIND WIR. ESSEN Rüttenscheid · Stadtwald Rellinghausen · Bergerhausen

Essen sind wir Ruhrhalbinsel-3 · für die Seele (vulgo: das Seelenheil) seines Bruders Ripuvinus dem heiligen Ludgerus (folglich der AbteiWerden) ein Stück Land in Rüttenscheid

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Essen sind wir Ruhrhalbinsel-3 · für die Seele (vulgo: das Seelenheil) seines Bruders Ripuvinus dem heiligen Ludgerus (folglich der AbteiWerden) ein Stück Land in Rüttenscheid

ESSEN SIND WIR.RÜTTENSCHEID - STADTWALD

RELLINGHAUSEN - BERGERHAUSEN

ESSEN SIND WIR. E S S E NRüttenscheid · StadtwaldRellinghausen · Bergerhausen

Page 2: Essen sind wir Ruhrhalbinsel-3 · für die Seele (vulgo: das Seelenheil) seines Bruders Ripuvinus dem heiligen Ludgerus (folglich der AbteiWerden) ein Stück Land in Rüttenscheid

in Ihren Händen halten Sie den vierten Teil der Essener Stadtteil-Reiseführer.Dieses Mal machen wir Sie mit Bergerhausen, Rellinghausen, Stadtwaldund Rüttenscheid vertraut – gemeinsam bilden diese Stadtteile den Bezirk II,der 2008 Stadtbezirkspartner der EMG - Essen Marketing GmbH ist. Die

Aktivitäten der EMG im Bereich Stadtteilmarketing stehen unter dem Motto „Essen sind wir“ und ver-mitteln so auch ein klein wenig Heimatkunde.

Die vier Stadtteile vereinen zahlreiche Charakterzüge einer Stadt in sich und bieten an vielen Stellengehobene Wohnqualität. Insbesondere Rüttenscheid mit seiner lebendigen Gastronomieszene nimmtschon längst die Rolle als Essens heimliche Altstadt wahr. Historische Bauten wie Schloss Schellenbergoder die Gründerzeit-Häuser in Rüttenscheid bieten so manche Sehenswürdigkeit. Naherholung wirdgroß geschrieben, ob im Grugapark, im Siepental oder im Stadtwald mit seiner Nähe zum Baldeneysee.So schlägt der Bezirk II den Bogen von der Innenstadt in den Essener Süden.

Auf zwei besondere Ereignisse in diesem Bezirk möchte ich Sie noch hinweisen. Da ist zum einen dasfünfzigjährige Jubiläum der Grugahalle, das wir im Herbst mit Konzerten unterschiedlichster Stilrich-tungen feiern, und zum anderen das Rü-Fest, das am 14. Juni bereits zum zwanzigsten Mal stattfindet.

Ich wünsche Ihnen beim Lesen das eine oder andere „Aha“-Erlebnis und lade Sie herzlich ein, dieStadtteile intensiver oder vielleicht sogar neu zu entdecken.

IhrDr.Wolfgang ReinigerOberbürgermeister

3

Beruhigend.Bei uns ist Ihr Geld in sicheren Händen. Seit über 150 Jahren kümmernwir uns in Essen um Ihre persönlichen Sparpläne und Träume.

Gut für uns. Gut für Essen.

www.sparkasse-essen.de

Liebe MitbürgerinnenundMitbürger,liebe Gäste der Stadt,

Page 3: Essen sind wir Ruhrhalbinsel-3 · für die Seele (vulgo: das Seelenheil) seines Bruders Ripuvinus dem heiligen Ludgerus (folglich der AbteiWerden) ein Stück Land in Rüttenscheid

5wer sich heute im und durch den Bezirk II bewegt – sei es zu Fuß, mit demRad oder mit dem Auto –, kann an einigen Stellen erkennen, wie vielTradition Rüttenscheid, Rellinghausen, Stadtwald und Bergerhausen besit-zen. Der Bezirk II schafft die Verbindung von Historie und modernerGroßstadt auf der einen Seite und zwischen Leben im Grünen und urba-nem Flair auf der anderen Seite. Hier suchen und finden die Bürger Erholungin einer Halbinsel im Grünen. Gleichzeitig lassen Schloss Schellenberg, deralte historische Stadtkern Rellinghausens und die Siechenkapelle als eines

der ältesten Essener Gebäude die geschichtliche Dimension des Stadtbezirkes erkennen.

Aus dem Bezirk II sticht sicherlich Rüttenscheid mit einer besonderen Rolle hervor. So ist Rüttenscheidder Stadtteil, in dem Grugahalle und Grugapark gemeinsam mit der Messe Essen ihre Heimat haben.Andererseits genießt Rüttenscheid den Ruf als heimliche Innenstadt Essens und bildet das Tor zur City.Hier ist das junge urbane Leben heimisch und in dem über die Stadtgrenzen bekannten Gastronomie-viertel fühlen sich auch unsere auswärtigen Messegäste wohl.

Allen, die im Bezirk II wohnen, wünsche ich eine interssante Lektüre und denke, dass Sie danach ihrenStadtteil anders wahrnehmen und vielleicht auch etwas neu entdecken werden. Alle anderen lade ichherzlich ein, Rüttenscheid, Rellinghausen, Stadtwald und Bergerhausen zu entdecken und kennen zu ler-nen – Gelegenheit dazu bieten unter anderem auch zahlreiche Veranstaltungen.

Herzlich willkommen

Herbert Bauckhage - Bezirksbürgermeister

Liebe Mitbürgerinnen,liebe Mitbürger,

Page 4: Essen sind wir Ruhrhalbinsel-3 · für die Seele (vulgo: das Seelenheil) seines Bruders Ripuvinus dem heiligen Ludgerus (folglich der AbteiWerden) ein Stück Land in Rüttenscheid

INHALT Vorwort Dr.Wolfgang Reiniger . . . . . . . . . . . . . . . . . 3Vorwort Norbert Bauckhage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

STADTTEILPORTRÄTS:Rüttenscheid . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8-13Rellinghausen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .20-25Stadtwald . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .26-32Bergerhausen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34-39

HIGHLIGHTS:20 Jahre Rü-Fest . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14-1550 Jahre Grugahalle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16-19Jugendarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40-41Sport und Vereine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42-45Radwege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46-49Kulinarisches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50-53Bezirksplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56-57Kurzinfos Stadtteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58-63

IMPRESSUM Herausgeber: EMG – Essen Marketing GmbH, Rathenaustraße 2, 45127 Essen V.i.S.d.P.: Eva Sunderbrink, Karl-Heinz KönigRedaktion: Sven Thielmann hist. Beratung: Marlies Holle Mitarbeit: Jörg Brinkmann Gestaltung: KRAFTDESIGN Fotos: EMG:Peter Wieler, Bernward Kraft, Sven Thielmann Druck:Druckerei Peter Pomp GmbH Stand: Juni 2008

7

ESSENSIND WIR.

102.2 Radio Essen Sommerfest01.06.2008Grugapark Essen | Kranichwiese, Tel. 0201 88-8310620 Jahre Rü-Fest14.06.2008Rüttenscheider Straße I Tel. 0201 721078Kakteen- und Sukkulentenmarkt05.07 - 06.07.2008Grugapark Essen, Orangerie | Tel. 0201 88-83106Grugaparkfest01.08. - 03.08.2008Grugapark Essen, Kranichwiese | Tel. 0201 88-83106Folkwang Kammerorchester im Grugapark10.08.2008Grugapark Essen, Musikpavillon | Tel. 0201 88-8310637. Sommerfest an der Gruga15.08. - 24.08.2008An der Grugahalle Essen | Tel. 0201 7244-0Onko-Lauf, Laufen für das Leben30.08.2008Grugapark Essen | Tel. 0201 88-83106Herbst-Pflanzenraritätenmarkt13.09. - 14.09.2008Grugapark Essen, Orangerie | Tel. 0201 88-83106Weltkindertag im Grugapark21.09.2008Grugapark Essen | Tel. 0201 88-83106Verkaufsoffener Sonntag Rellinghausen28.09.2008Essen-RellinghausenEssen erntet02.10. - 05.10.2008Grugapark Essen, Orangerie | Tel. 0201 88-83106Verkaufsoffener Sonntag Rüttenscheid05.10.2008Essen-Rüttenscheid | Tel. 0201 72107850 Jahre Grugahalleab 19.10.2008Grugahalle Essen | Tel. 0201 7244-290Wintermarkt am Rüttenscheider Stern18.12. - 21.12.2008Rüttenscheider Stern | Tel. 0201 721078

T E R M I N E 2 0 0 8

Bezirk II

Rüttenscheid • Stadtwald • Rellinghausen • BergerhausenWe i t e re I n fo s : Te l e fo n 0 2 0 1 / 8 8 7 2 0 - 0w w w . e s s e n . d eÄnderung vorbehalten!

Page 5: Essen sind wir Ruhrhalbinsel-3 · für die Seele (vulgo: das Seelenheil) seines Bruders Ripuvinus dem heiligen Ludgerus (folglich der AbteiWerden) ein Stück Land in Rüttenscheid

RüttenscheidSTADTTEILPORTRÄT RÜTTENSCHEID

9

Es sind vor allem die kleinen Dinge, die das Lebenin Rüttenscheid so lebenswert machen. Ob es nundie Möhre ist, die jedes Kind von dem niederrhei-nischen Bauern mit der Baskenmütze geschenktbekommt und zwar auf dem RüttenscheiderMarkt, dessen erstklassiges Angebot jeden Sams-tag- und Mittwochmorgen Feinschmecker vonweither anlockt. Oder ob es die schnuckelige„Galerie Cinema“ in der Julienstraße ist, Essenskleinstes und gemütlichstes Kino im Wohnzim-merformat, wo seit Menschengedenken, nämlichüber 30 Jahren jeden Sonntagnachmittag „Haroldund Maude“ zum Kuscheln einlädt.

An den kleinen Dingen – etwa „Stephans Bude“,der ganz selbstverständlich der sonst überall übli-che (und falsche) Apostroph im Namen fehlt –,merkt man aber auch, dass Rüttenscheid nicht nurgeradezu südländisch urbanen Charme versprüht,sondern in seiner kulturellen Vielfalt, die nichtzuletzt von unglaublich vielen Single-Haushaltenbestimmt ist, auch mit intellektuellem Anspruchaufzuwarten vermag. Klar, dass bei diesem Stich-wort einem sofort die vielen Buchläden auf der„Rü“ ins Auge springen, dem mit im Frühjahr wun-derschön blühenden japanischen Kirschen be-standenen Prachtboulevard’chen namens Rütten-scheider Straße. Oder auch die französischeBibliothek an der Brigittastraße samt dem beiFrankophilen nur als „Centré“ bekannten Deutsch-Französischen Kulturzentrum einfällt. Ganz zuschweigen von den vielen unabhängigen Bühnendes Stadtteils – sei es das für die Ruhrgebietsszenebedeutsame „Theater Courage“ in einem Hoch-bunker an der Goethestraße, der in der Reginen-straße eher versteckt liegende Geheimtipp„Theater Sago“, jung noch „Die Bühne“ imGirardet-Haus oder – last but not least – das eben-

dort zu findende, längst als „Katakomben-Theater“firmierende ehemalige „Satiricon“, die wohl besteSpielstätte der Stadt für Weltmusik und zeitge-nössischen Jazz, aber auch für engagierte Theater-und Literaturprojekte.Aber auch diejenigen, die lieber was auf die Augenals auf die Ohren bekommen wollen, die müssenin Rüttenscheid nicht darben. Finden sich hierdoch – neben dem Museum Folkwang – zahlrei-che Galerien mit künstlerischen Angeboten fürjeden Geschmack und Geldbeutel. Außerordent-lich beeindruckend, aber selbst vielen Rütten-scheidern nicht bekannt ist die umfassendeSammlung afrikanischer Kunst- und Kultgegen-stände, die der Fotograf Henning Christoph in sei-nem „Soul Of Africa Museum“ zusammenge-tragen hat.Keine Frage, Rüttenscheid ist anders als andereStadtteile. Tradition und Moderne schließen sichlängs der schönsten Essener Einkaufsstraße näm-lich nicht aus. So finden sich hier alteingesesseneEinzelhändler für Fisch und Fleisch, Obst undGemüse sowie Essens einzige Kaffeerösterei„Rubens“ in der Emmastraße, aber auch Geschäftefür Haushalts- oder Papeterie-Waren stillvergnügtneben chicen Boutiquen für Drunter und Drüber,Kopf und Füße.

Und in der Annastraße, wo sich hinter altenMajolika-Fliesen einer ehemaligen Feinkostfabrikeine ebensolche sehr spezieller Art versteckt, gibtes eine über 100 Jahre alte Eisenwarenhandlung,die Dank ihrer fabelhaften Werbesprüche aus den70ern – „Der Sommer naht, kauft Draht“ oder„Wenn im Frühling die Schwalben nisten, kauf beiMeinrich Kartoffelkisten!“ – bis heute stadtbe-kannt ist. Nur wenige Schritte weiter findet manim Haus Nr. 75 den – in Grafiker-Kreisen weltbe-

Rüttenscheider Straße / Martinstraße

Rüttenscheider Markt

Neubau Museum Folkwang

Page 6: Essen sind wir Ruhrhalbinsel-3 · für die Seele (vulgo: das Seelenheil) seines Bruders Ripuvinus dem heiligen Ludgerus (folglich der AbteiWerden) ein Stück Land in Rüttenscheid

für die Seele (vulgo: das Seelenheil) seines BrudersRipuvinus dem heiligen Ludgerus (folglich derAbtei Werden) ein Stück Land in Rüttenscheid mitHaus, Eigentumsrechten und Nutzung überge-ben.“ Etwas früher, nämlich schon 943, wird dieBauernsiedlung „Fugalinghusen“ erwähnt, alsoVöcklinghaus, woran bis heute etwa die Kleingar-tenanlage „Vöcklinghauser Feld“ erinnert.Über Jahrhunderte befanden sich rechts und linksdes alten Weges zwischen Essen und Werden –der heutigen Einkaufsmeile – jedenfalls nur ver-streut liegende Bauernhöfe und kleine Weiler, wasman sich heutzutage angesichts der dichtenBebauung kaum mehr vorstellen kann. Zumal bisauf den auch als „Romanisches Haus“ bekanntenStenshofturm in der Gruga, ein sehr frühes undseltenes Beispiel für einen kleinen befestigtenMinisterialensitz aus der ersten Hälfte des 12.Jahrhunderts, keinerlei Relikte aus dem Mittelalterauf Rüttenscheider Gebiet erhalten blieben.Wahrscheinlich verfügten die wenigen Bewohneraber über einen gewissen Wohlstand, gab es dochvom 14. bis 16. Jahrhundert Silber- und Blei-Bergbau in der Gegend, von dem das Stift Essenund die Abtei Werden gleichermaßen profitierten.1772 wurde dann mit der Gewerkschaft Langen-brahm einer der ältesten Grubenbetriebe desRuhrgebietes mit einer der längsten ununterbro-chenen Förderungen gegründet, als der Fürstabtvon Werden den Kohleabbau an der Kluse „amlangen Brahm“ (einer offenbar bemerkenswertenGinsterhecke = Brahm) gestattete, was zunächstim Stollenvortrieb geschah. Ein erster Versuch, tie-ferliegende Sohlen durch senkrecht abgetäufteSchächte zu erreichen, scheiterte 1833. Erst 22Jahre später wurde an der Grenze zu Bergerhau-sen ein schräger Schacht gegraben, der nacherfolgreicher Inbetriebnahme ab 1865 als SchachtLangenbrahm 1 bezeichnet wurde. Ab 1899 wur-de die Zeche dann gezielt großtechnisch ausge-baut, wofür man zunächst Schacht 1 mit einemspeziellen Fördergerüst versah. Außerdem täufteman daneben einen senkrechten Schacht ab (spä-

rühmten – „Plakat Kunst Hof Rüttenscheid“ vonViktor Seroneit, der in Zusammenarbeit mit demDeutschen Plakat Museum jedes Jahr bedeutendePlakatgestalter mit einer großen Ausstellung ehrtund dazu mit dem „Jazz Pott“ einen Preis verleiht,den schon so herausragende Musiker wie PaulKuhn, Uri Caine oder Christian und WolfgangMuthspiel erhielten.Zwar fällt es kaum unmittelbar ins Auge, dochwird das Rüttenscheider Leben auch von denHinterhöfen in den vielen Straßen rechts und linksder Rü geprägt. Siedeln dort nämlich außer zahl-reichen alteingesessenen Handwerksbetriebenaller Art auch viele junge Unternehmen vor allemder Kreativbranche, die neben den meist großzü-gigen Raumverhältnissen das urbane Flair desquirligen Stadtteils schätzen – und natürlich dievielen Cafés, Kneipen und Restaurants in unmittel-barer Nachbarschaft. Die aber eine eigeneGeschichte wert sind …

Apropos Geschichte – auch darüber verfügtRüttenscheid in reichem Maße, dessen ersteurkundliche Erwähnung im Jahre 970 erfolgte:„Rudenscethe / Tradidit Frithuric pro animas fratrissui Ripuvini sancto Lutgero; territorium unum inRudenscethe com mansis et com omni utilitate“.Mit heutigen Worten:„Rüttenscheid / Frithuric hat

ter Langenbrahm 3 genannt), der zentraler Zugangfür das großflächige Grubenfeld werden sollte.Weil man aber 1910 die in Nöte geratene Relling-hauser Zeche Schnabel ins Osten übernahm, dieüber eine moderne Förderanlage verfügte, wurdeLangenbrahm 1 zum Wetterschacht degradiertund Schacht Schnabel ins Osten zu Langenbrahm2 umbenannt. Die Weltwirtschaftskrise Anfangder 30er Jahre überstand die GewerkschaftLangenbrahm Dank eigener Brikettfabrik und aus-gedehnter Handelsbeziehungen in halb Europanahezu unbeschadet; die Förderung erreichte zeit-weise 850.000 Tonnen Anthrazit-Kohle jährlich bei2.700 Beschäftigten, was die Zeche zu einem derwichtigsten Arbeitgeber des Stadtteils machte.

Nach einer kurzen Förderunterbrechung beiKriegsende konnte die Zeche Langenbrahm wie-der schnell eine Förderung von 500.000 TonnenKohle erreichen. Gerade durch den in derNachkriegszeit besonders hohen Bedarf anHausbrandprodukten wie Anthrazitkohle und -bri-ketts zeigte sich die Zeit des Wirtschaftswundersals sehr lukrativ für die alte Gewerkschaft Langen-brahm. 1949 wurde das Grubenfeld nach Nordenhin durch die Anpachtung der Zeche Ludwig derGutehoffnungshütte in Bergerhausen vergrößert.Deren Schächte wurden fortan als Grubenabtei-lung der Zeche Langenbrahm geführt und über-nahmen Seilfahrt und Wetterführung. Im Gegen-zug wurde der nicht mehr benötigte SchachtLangenbrahm 1 aufgegeben und verfüllt. Selbstdie aufkommende Kohlekrise Anfang der 60er

Jahre machte der Zeche Dank ihrer nach wie vorintakten Handelsbeziehungen nicht zu schaffen.Im Rahmen der Anpassungspläne für den deut-schen Steinkohlebergbau 1964 zeigte sich aber,dass eine Betriebsfortführung ökonomisch un-möglich war. So wurde 1966 die Zeche Langen-brahm nach fast 200 Betriebsjahren stillgelegtund ihre Schächte verfüllt. Heute erinnert nurnoch der Name eines Hotels an der Wiedfeldt-straße an jene Zeiten, als Rüttenscheid noch jedeMenge Kohle machte.

Auch von dem zweiten großen ArbeitgeberRüttenscheids, der 1865 gegründeten DruckereiGirardet – was ungeachtet der französischenHerkunft von vielen Essenern bis heute treu-deutsch „Dschiradett“ ausgesprochen wird – bliebkaum mehr als der Name. In besten Zeiten arbei-teten über 3.500 Menschen in den weitläufigenGebäuden an der Rüttenscheider Brücke, wurdenhier neben den beliebten Mickey Mouse-Heftenfür die Kleinen auch auflagenstarke Zeitschriftenwie Quick und Playboy gedruckt, bis Mitte der80er Jahre der traditionsreiche Betrieb eingestelltwerden mußte. Noch heute trifft man in Essenältere Herren, die sich mit Vergnügen daran erin-nern, wie sie einst bei Girardet mit feinemRetouschier-Pinsel hübschen Nackedeis zu Leiberückten. Indirekt lebt die Schwarze Kunst in demschlicht Girardet-Haus genannten Areal aber wei-ter, finden sich hier doch nach erheblichenUmbauten heute neben Arztpraxen, Kindergartenund Senioren-Residenz, Tanzschule und Fitness-Center, Restaurants und Kneipen (sogar eineHausbrauerei) sowie diversen Läden und Bouti-quen auch einige Werbeagenturen, die dafür sor-

10 11

Rüttenscheider Stern

Siechenkapelle

Oldtimer auf der Rü

Page 7: Essen sind wir Ruhrhalbinsel-3 · für die Seele (vulgo: das Seelenheil) seines Bruders Ripuvinus dem heiligen Ludgerus (folglich der AbteiWerden) ein Stück Land in Rüttenscheid

gen, dass den Druckern die Arbeit nicht ausgeht.Über mangelnde Arbeit beklagen können sichauch die vielen Anwaltskanzleien rechts und linksder Zweigertstraße nicht, die vom RüttenscheiderStern zu Landgericht, Staatsanwaltschaft undPolizeipräsidium führt. Das erste Justizgebäudegab es seit 1884 in Rüttenscheid, das just in jenemJahr mit Rellinghausen und Heisingen die Bürger-meisterei Rellinghausen bildete, nachdem es seitNapoleons Zeiten verwaltungstechnisch zuStoppenberg gehört hatte. Jene heute als „Grün-derzeit“ bekannten Jahre wirbelten die einst sobeschauliche Landgemeinde, die erst 1854 eineSchule bekam, gehörig durcheinander. DieBevölkerung, die bis Anfang des 19. Jahrhundertskaum mehr als 300 Menschen betrug, wuchsnämlich geradezu explosionsartig: von 4.652(1890) über 14.735 (1900, als Rüttenscheid eigen-ständige Gemeinde wurde) auf 31.081 Einwohnerim Jahr 1910. Da hatte der bedeutende EssenerBürgermeister Erich Zweigert (1849-1906), der umdie Jahrhundertwende den ungestümen Expan-sionsdrang seiner Stadt auch Richtung Südenlenkte, allerdings die Rüttenscheider samt ihrervielen, bis heute existenten Gründerzeit-Straßen-züge schon längst eingemeindet. Das war ihm1905 mit dem Versprechen gelungen, neben demHaumannplatz prachtvolle Verwaltungsbautenfür Polizei und Justiz zu errichten.So entstand zwischen 1908 und 1913 das König-liche Land- und Amtsgericht mit barocker Fassade,das nach nach dem Krieg im typischen Stil der50er Jahre als Landgericht wiederaufgebaut wur-

de. Das 1913 konzipierte und in den darauffolgen-den Jahren errichtete Polizeipräsidium, ein typi-sches Beispiel für die preußische Verwaltungs-architektur im frühen 20. Jahrhundert, überstanddie Bombenhagel dagegen fast unversehrt. Eben-so wie der „Erzhof“, der 1924 an der Zweigertstraßeals Verwaltungsgebäude einer Erzgroßhandung(sic!) entstand. „Die Wirkung des Baues im Stra-ßenbild mit dem als Ecklösung organisch aus demBaukörper herauswachsenden Rundbau ist vomstädtebaulichen Standpunkt als wohlgelungen zubezeichnen. Insbesondere glücklich wirkt derRundbau als Blickpunkt oder Abschluss in derAchse der Goethestraße“, befand ein zeitgenössi-scher Kommentar über die heutige EVAG-Zentrale.

Im Schatten der ungleich bedeutenderen Marga-rethenhöhe, die erst 1948 von Rüttenscheid abge-trennt wurde, steht dagegen die Siedlung Alten-hof am Gußmannplatz, die Friedrich Alfred Kruppab 1892 in mehreren Bauabschnitten zum Wohleehemaliger Mitarbeiter errichten ließ, die hier –revolutionär für die damalige Zeit! – kostenlosihren Lebensabend genießen konnten. Doch wäh-rend weite Teile des „Altenhof 1“ Mitte der 1980erJahre dem Neubau des weltweit renommierten„Alfried Krupp Krankenhaus“ zum Opfer fielen,blieb die von Robert Schmohl nach englischemGartenstadt-Vorbild konzipierte und heute unterDenkmalschutz stehende Siedlung „Altenhof 2“(1907-1914) im Wesentlichen unverändert erhalten.Bürgerschaftliches Engagement, wie es bis heutein der „Interessengemeinschaft Rüttenscheid“(IGR) zum Ausdruck kommt, spielte in dem rasantgewachsenen Stadtteil schon immer eine Rolle.Dazu gehört auch ein reges kirchliches Leben, das1900 mit der im Krieg zerstörten und nicht wie-der aufgebauten Reformationskirche an der

Martinstraße in geordnete Bahnen gelenkt wurde.1905 wurde die katholische Gemeinde St. Ludgerusgegründet, deren neogotisches Gotteshaus sorasch aus allen Nähten platzte, dass bereits 1906mit St. Andreas eine weitere Neugründung erfor-derlich wurde. Heute besitzt diese Gemeinde mitdem 1953 von Rudolf Schwarz errichteten Back-steinbau an der Paulinenstraße eine der schön-sten modernen Kirchen der Stadt. Ein beeindruk-kender Kontrast zu der uralten Siechenkapelleneben dem Hotel Arosa an der Rü, die 1422 erbautwurde zur geistigen Erbauung aller Aussätzigenund Leprakranken, die bis etwa 1726 in dem imWald versteckten Siechenhof Zuflucht undBehandlung fanden. Heute ein stiller Ort derAndacht … und sicher geeignet, auch jener tapfe-ren Männer und Frauen zu gedenken, die wenigeSchritte weiter – im Ernst-Moritz-Arndt-Haus in

der Julienstraße – mit festem Glauben als soge-nannte „Bekennende Kirche“, die Pfarrer HeinrichHeld von Rüttenscheid aus leitete, während desDritten Reiches den Umarmungsversuchen derNazis widerstanden.Die hatten 1938 nichts besseres zu tun, als die beiallen Essenern beliebte Gruga für eine Reichs-gartenschau samt völkischem Brimborium zuokkupieren. Ursprünglich nur ein BotanischerGarten, mit dem die seit 1913 bestehende Messe

Essen sich 1927 anhübschen wollte – ein schonunterschriftsreifer Vertrag mit dem HamburgerTierpark Hagenbeck zur Errichtung eines eben-solchen in Essen war bereits früher in letzterSekunde geplatzt –, wurde das heute rund 70Hektar große Areal mittels Arbeitsbeschaffungs-maßnahmen von der Stadt Essen für eineGartenschau aufbereitet. Die fand vom 26. Junibis 13. Oktober 1929 als „Große RuhrländischeGartenbau-Ausstellung“ (vuldo: Gruga) statt.Vonden damaligen Gebäuden blieb so gut wie nichtserhalten, allerdings thront die weltbekannteGruga-Halle, die 2008 ihren 50. Geburtstag feiert,auf den tiefgründenden Fundamenten der ehe-maligen Messe-Ausstellungshalle V, die im Kriegzerstört wurde.Wer weiß, ob sie sich mit der spek-takulären Architektur von Mario Bellini messenkönnte, der die schönste Essener Messehalle wieeinen Schiffsbug an die Südspitze des weitläufi-gen Ausstellungsgeländes setzte.Doch während es dort oft genauso quirlig zugehtwie im benachbarten, bei Groß und Klein äußerstbeliebten Gruga-Bad, sind die gepflegten Grün-anlagen der Gruga, die zu Deutschlands größtenParks zählt, eine Oase der Ruhe für gestressteGroßstadtbewohner. Die dort nicht nur seltenePflanzen aller Art in leuchtender Farbenpracht,Freifluggehege und Skulpturen berühmter Künst-ler wie Henry Moore bewundern, sondern seiteinigen Jahren sogar die Freuden eines staatlichanerkannten Luftkurortes mit Gradierwerk genie-ßen können. Doch auch ohne Brief und Siegelwaren sich die Rüttenscheider mit gesundemSelbstbewusstsein schon immer sicher: In un-ser’m Stadtteil herrscht ein prima Klima.

Messehalle Süd

Erzhof

Gruga-Park

Page 8: Essen sind wir Ruhrhalbinsel-3 · für die Seele (vulgo: das Seelenheil) seines Bruders Ripuvinus dem heiligen Ludgerus (folglich der AbteiWerden) ein Stück Land in Rüttenscheid

14

Was ist zweieinhalb Kilometer lang, bei groß undklein gleichermaßen beliebt und immer rappel-voll? Klar, das ist das weit über die Grenzen derRuhrmetropole hinaus bekannte und beliebte Rü-Fest. Seinen 20. Geburtstag feiert das schönsteund in kulinarischer wie musikalischer Hinsichtabwechslungsreichste Straßenfest Essens heuer.Watt, werden da selbst alteingesessene Rütten-scheider voll’ Verwunderung sagen, so jung istdatt Rü-Fest erst … Tja, als 1988 einige wackereMitbürger der darob nicht hoch genug zu loben-den Interessengemeinschaft Rüttenscheid, kurzIGR genannt, die Idee hatten, ihren Prachtboule-vard endlich einmal auch fetentechnisch ins besteLicht zu setzen, da ahnten wohl selbst die größ-ten Optimisten unter ihnen nicht, dass ihr „Baby“ruckzuck zum Liebling der ganzen Stadt werdenwürde. Und jeder zweite Samstag im Juni selbstim fernen Düsseldorf dick und fett mit „Rü-Fest“im Kalender markiert würde … Die bunte Misch-ung längs der Rüttenscheider Straße macht’s halt:Ob gepflegtes Stauder, etwa beim Pumpen-Hannes sein „Schmitz“ – natürlich immer beglei-tet von coolen Bands mit zeitlos guter Party-Mucke – oder munteres Prosecco-Gezwitscher beieinem der vielen Edel-Italiener, hier werden allegleichermaßen glücklich. Und wenn René Pascal,der Schlager-Gott von Rüttenscheid, mit unnach-ahmlichem Charme seine Hits auf der Bühne ander Annastraße präsentiert, dann grooven auch

all’ die young urban peoples mit, die mit WDR4-Musik sonst nix anne Kappe haben. Für den Wegzur Kinderbespaßung am anderen Ende der Rü istjedenfalls Ausdauer vonnöten: ZweieinhalbKilometer bis zur Flora können ganz schön langsein, wenn unterwegs jede Menge Buden mit denunterschiedlichsten Angeboten sowie die verrück-testen Attraktionen zu bewundern sind, ganz zuschweigen von den vielen Bands, die einemgepflegt eins auf die Ohren geben. Und manaußerdem alle Nase lang irgendwelche Bekanntetrifft: Komm, hier hasse ein Bierchen und ’neCurrywurst! Oder:Willse auch ein Glas Schampusmit Austern …? Ne, watt is datt wieder schön beimRü-Fest, also ährlich!

20 Jahre RÜ-FEST:Die schönste Freiluftparty der Stadt

Page 9: Essen sind wir Ruhrhalbinsel-3 · für die Seele (vulgo: das Seelenheil) seines Bruders Ripuvinus dem heiligen Ludgerus (folglich der AbteiWerden) ein Stück Land in Rüttenscheid

übrigens so laut gewesen sein, dass von denBeatles so gut wie nichts zu hören war …

Dabei verfügt die wunderschöne Halle, in der imLaufe ihrer 50jährigen Geschichte so ziemlich allesauftrat, was im Show-Business Rang und Namenhat – die Festschrift zum 25. Jubiläum sprach tref-fend „Von Abba bis Zappa – von Rökk bis Rock“ –,über eine erstaunlich gute Akustik, die dasberühmte Diktum von Ulla Meinecke „Hallen hei-ßen Hallen, weil sie hallen“ durchaus Lügen straft.Jedenfalls ist nicht bekannt, dass sich soanspruchsvolle Musiker wie Ella Fitzgerald oderDuke Ellington, der zweimal hier auftrat, aber auchFrank Zappa, der 1968 im Rahmen der legendärenEssener Songtage erstmals in Europa spielte, sichüber den Sound der freitragenden Halle be-schwert hätten.

Dabei war die Grugahalle eigentlich eine schwereGeburt. Hatte der Rat der Stadt Essen doch 1955beschlossen, dass die Nachfolgerin der alten, imKrieg zerstörten Ausstellungshalle V auf derenFundamenten von 1926/27 gebaut werden müs-se: „Der Grund war“, erinnerte sich der frühereGrugahallen-Geschäftsführer Walter Bruckmann1983, „dass die alte Halle auf Fließsand gebautwar, tragfähige Schichten erst zehn Meter unterdem Baugrund anzutreffen waren und neueFundamente somit Unsummen gekostet hätten.“

crème des internationalen Rock- und Pop-Businesspräsentierte. Und weil die Karten relativ preiswertwaren, waren die Rockpalast-Nächte meist ruck-zuck ausverkauft. Weshalb man sich mit vielPhantasie in die Grugahalle zu schmuggeln ver-suchte, wobei ein Kuli und ein 5-Mark-Stück durch-aus hilfreich waren … Das klappte mal mehr, malweniger gut, was dazu führte, dass man oft drau-ßen vor der Halle am Radio hing, während Starswie The Who oder Grateful Dead drinnen ihreShow live und in Farbe abzogen.

An die Generation der Eltern dachte dabei natür-lich niemand. Dabei hatte die – genau drei Tagenach der feierlichen Eröffnung durch Oberbürger-meister Wilhelm Nieswandt am 25. Oktober 1958– beim Konzert von Bill Haley die Grugahalle ineinen Hexenkessel verwandelt und sich mit 200Polizeibeamten eine Saalschlacht geliefert, bei derganze Stuhlreihen zu Bruch gingen. „DieGrugahalle steht noch …“ titelte die lokale Pressedamals lakonisch. Knappe acht Jahre später konntesie dann den Verlust von 105 Parkettstühlen, 50Tribünensitzen, einem Parkplatz-Wärterhaus, dreiPlakatsäulen und einer Eisenbarriere vermelden.Die gingen nämlich bei dem legendären Auftrittder Beatles zu Bruch, die am 25. Juni 1966 in derGrugahalle um 17 und um 21 Uhr vor insgesamt17.000 Fans eines ihrer letzten Live-Gastspieleweltweit gaben. Das Begeisterungsgeschrei soll

17

Millionen Rockfans in aller Welt warteten in den80er Jahren regelmäßig an ihren Radio- undFernsehgeräten auf diese Worte: „GermanTelevision proudly presents – Liebe Freunde, heu-

te zu Gast bei uns im Rockpalast: …“ Egal, wer daauch immer zwischen 1977, als am 23. Juli mit RoryGallagher, Little Feat und Roger McGuinnsThunderbyrd die erste Rockpalast-Nacht aus derGrugahalle über den Sender ging, und 1986 auf-trat, als am 15. März mit Big Country, JacksonBrowne und BAP endgültig Schluss mit lustig war:Jeder junge Essener wollte dabei sein, wennRockpalast-Erfinder Peter Rüchel zusammen mitRegisseur Christian Wagner und den ModeratorenAlan Bangs und Albrecht Metzger die Crème de la

Von Abba bis Zappa –50 Jahre Grugahalle

Atze Schröder

Page 10: Essen sind wir Ruhrhalbinsel-3 · für die Seele (vulgo: das Seelenheil) seines Bruders Ripuvinus dem heiligen Ludgerus (folglich der AbteiWerden) ein Stück Land in Rüttenscheid

18 Folglich mußten die Erbauer – eine Architekten-gemeinschaft des Hannoveraners Ernst FriedrichBrockmann mit dem Essener Gerd Lichtenhahn –aus der Not eine Tugend machen. Das heute unterDenkmalschutz stehende Ergebnis war der„Schmetterling aus Beton“, dessen kühne Dach-konstruktion aus Stahl eine freie Fläche von 80mal 80 Metern überspannt. In ihren Anfangs-jahren besaß die Halle, die 1988 und noch einmal1995 modernisiert wurde, in ihrem Boden sogarGefrierrohre von insgesamt 25 Kilometer Länge,denen freilich kein langes Leben beschieden war.So ein Pech aber auch, denn mit „Holiday on Ice“gastiert in der Grugahalle jedes Jahr die beliebte-ste Eislauf-Revue der Welt, deren Besuch nicht nurbei Rüttenscheidern längst zum festen Familien-ritual geworden ist.

Die 80er Jahre waren wohl die größte Zeit derGrugahalle: Nirgends – auch nicht in der noch grö-ßeren Dortmunder Westfalenhalle – konnte manin so kurzer Zeit so viele Stars erleben wie an derNorbertstraße. Was beispielsweise im Februar1987 passierte, war typisch für jene Jahre: Am 3.,einem Dienstag, trat erst Rocklegende JohnnyWinter auf, einen Abend später konnte man denJazz-Sänger Al Jarreau erleben, und keine 24Stunden später stand dann mit Paul Simon derdritte Superstar in Folge auf der Bühne derGrugahalle. Im März ging das so weiter: diesmalmit Joan Baez, gefolgt von Roger Whittaker und

Engelbert Humperdinck. Keine 14 Tage später hat-te man dann die Wahl zwischen Chris de Burghund Santana … Und im November 1987 sah einetypische Grugahallen-Woche so aus: „BodyBuilding Profi Grand Prix“, Depeche Mode, GilbertBecaud,„Ärzte gegen den Atomkrieg“ und schließ-lich noch ein Spiel von TUSEM, deren grandioseHandballmannschaft damals mühelos die rund8.000 Sitzplätze füllte.

Doch natürlich nutzen auch die Politiker allerParteien die im Volk äußerst beliebte Grugahalleimmer wieder gern für ein Bad in der Menge:Konrad Adenauer ebenso wie Willy Brandt, ganzzu schweigen von ihren sogenannten Enkeln …Und die großen Konzerne an Rhein und Ruhr las-sen dort bis heute gern ihre Hauptversamm-lungen über die Bühne gehen. Ein besonderesHighlight ist mittlerweile auch der Landesmedien-ball, für den sich das stolze Denkmal immer wie-der neu in einen prunkvollen Ballsaal verwandelt.Ansonsten sind es mittlerweile vor allemComedians wie Atze Schröder, die mühelos dieGrugahalle füllen und dabei – ebenso wie ihre sin-genden Kollegen, etwa Swing-Star Roger Cicerooder Ruhrgebiets-Urgestein Helge Schneider – vorallem die unwiderstehlich intime Atmosphäre dertraditionsreichen Spielstätte schätzen.

Deren 50. Geburtstag wird im Oktober 2008natürlich groß gefeiert, unter anderem mit der „18.Essener Oldie Night“, wo jede Menge Stars ausden Kinder- und Jugendjahren der Grugahalle zuhören sein werden. Besonders gespannt sein darfman aber auf den 22. November, wenn es nachüber 20 Jahren Pause in Essen zum ersten Malwieder heißt:„German Television proudly presents– Liebe Freunde, heute zu Gast bei uns imRockpalast: …“

Die Grugahalle rockt

Page 11: Essen sind wir Ruhrhalbinsel-3 · für die Seele (vulgo: das Seelenheil) seines Bruders Ripuvinus dem heiligen Ludgerus (folglich der AbteiWerden) ein Stück Land in Rüttenscheid

RellinghausenSTADTTEILPORTRÄT RELLINGHAUSEN

Wenige Stadtteile in Essen sind so angenehmdörflich wie das beschauliche Rellinghausen, demman selbst auf den zweiten Blick nicht ansieht,das hier viel Geld zuhause ist. Und beschaulichging es rechts und links der Frankenstraße auchnicht immer zu im Laufe der wechselvollenGeschichte der kleinen Gemeinde, die bis zurAuflösung des altehrwürdigen Stiftes Relling-hausen 1803 über eine eigene Gerichtsbarkeit ver-fügt hatte (die unrühmlichen Hexenprozesse zwi-schen 1571 und 1591 kosteten 42 Menschen dasLeben), dann der Bürgermeisterei Steele zuge-schlagen wurde und erst 1876 wieder eine eigen-ständige Verwaltung erhielt. 1884 verdoppelte sichdie Bevölkerung schlagartig auf 7.356 Personen,wurde doch das prosperierende Rüttenscheid ein-gemeindet, das aber bereits 1900 seine eigeneBürgermeisterei bildete. Am 1. April 1910 (keinWitz!) war es um die Unabhängigkeit Relling-hausens endgültig geschehen, als – was dieEssener Fürstäbtissinnen in jahrhundertelangenStreitereien nicht geschafft hatten – die stolzeGemeinde mit der Stadt Essen vereinigt wurde.

Hieß die Keimzelle Rellinghausens nun Ruolding-hus oder doch Ruodlinghus? Denn das nieder-fränkische Rellekhusen kam wohl erst deutlichnach 860 in Gebrauch, als das Ehepaar Eggihardund Rikilt im Gebiet des heutigen Stiftsplatzeseinen Oberhof besaß, der Dank verwandtschaft-licher Beziehungen zu Altfried, dem Gründer desStiftes Essen, offenbar mit einem laufenden Anteildes Essener Zehnts alimentiert wurde. Aus derZehntschenkung des Kölner Erzbischofs Gunthar(850-864) an die Kirche in Essen war Rellinghau-sen nämlich ausgenommen. Es muss demnach alseigenes Zehntgebiet mit einer eigenen kleinenKirche bestanden haben. 943 fällt dieser Zehntjedenfalls an das Benediktiner-Kloster in Werdenund wird fortan als „Jakobsgeld“ jeden 25. Juli biszur Aufhebung der Abtei 1802 dorthin gezahlt.Gleichzeitig wird Rellinghausen Unterpfarrei vonWerden, was 947 durch eine Urkunde König OttosI. (des Großen) nochmals bestätigt wird.

Dessen Enkelin, die Essener Äbtissin Mathilde, dievon 971 bis 1011 das allein dem Hochadel geöffne-te Stift Essen leitete, erwarb 996/998 die Herr-schaft Rellinghausen, um dort ein Stift zur Versor-gung der Töchter des niedrigen Adels zu gründen.Wie ihr rechtlich die Loslösung von Werden gelang,ist unklar – jedenfalls erhielt Mathilde bis auf dasZehntrecht, das bei der Werdener Abtei verblieb,sämtliche Hoheitsrechte. Dieses Stift besaß eineigenes Hoheitsgebiet, die sog. Immunität rundum Kirche und Stift, die durch eine – teilweise er-haltene – Mauer begrenzt war. Außerhalb diesesBezirks siedelten Handwerker, was man noch gutim Bereich der Oberstraße erkennen kann, wo deralte dörfliche Kern erhalten blieb. Um die Existenzihrer Gründung zu sichern, stattete Mathilde dasneue Stift gleich mit 32 Pfründen aus – u.a. mitWeinbergen bei Bonn. 1058 wird die romanischeStiftskirche im Testament der Essener ÄbtissinTheophanu erstmals nachweislich erwähnt.

St. Lambertus heißt sie übrigens erst seit 1634,denn nachdem spanische Reitertruppen währenddes 30jährigen Krieges gleich zweimal – 1621 und1622 – offenbar übelst in Rellinghausen gehausthatten, tauschte man den Namen des Schutz-patron Spaniens, des heiligen Apostels Jakobus(des Älteren), mit dem Stiftdamen wie Volk über600 Jahre lang gut gelebt hatten, gegen den desLütticher Bischofs und Märtyrers …

21

Schloss Schellenberg

St. Lambertus

Page 12: Essen sind wir Ruhrhalbinsel-3 · für die Seele (vulgo: das Seelenheil) seines Bruders Ripuvinus dem heiligen Ludgerus (folglich der AbteiWerden) ein Stück Land in Rüttenscheid

Gut 100 Jahre zuvor, am 25. Juli 1516, hatten Frevlerwährend des Kirchweihfestes zu Ehren desHeiligen Jakob in Erwartung reicher Schätze einenBeutel mit geweihten Hostien aus der Stiftskirchegestohlen, später aber wutentbrannt weggewor-fen. Gefunden wurden die Hostien am nächstenTag von einem Schäfer in einem Dornenbusch imunweit gelegenen Mühlental. Natürlich ranktensich rasch Legenden um dieses „wunderbareEreignis“, weshalb man bald auch eine hölzerneKapelle an dieser Stelle errichtete, die 1701 durcheinen Steinbau ersetzt wurde. Seit nunmehr fast500 Jahren gedenken die Rellinghauser diesesGeschehens am St.-Annen-Tag (26. Juli) mit einerfeierlichen Prozession von der, natürlich der Hl.Anna geweihten, Kapelle zur Stiftskirche. 1932 warübrigens das St. Annental, so der heutige Namedes Mühlentals, Schauplatz des 71. DeutschenKatholikentages, während die Katholische Jugenddes Dekanates Rellinghausen dort in den 80erJahren regelmäßig ein vielbesuchtes Open-Air-Festival mit den angesagtesten Bands der Regionveranstaltete.

Man mag es ja heute kaum mehr glauben, aberim Laufe der Geschichte war Rellinghausen häu-figer ein Zankapfel großer Politik. 1225 ermordetsein Schutzherr Friedrich von Isenburg, zu dessen„ererbtem Vogteibesitz“ neben Werden und Essenauch Rellinghausen gehörte, im Streit um eben-diese Besitzrechte den Kölner Erzbischof undReichsverweser Engelbert von Berg, was ihn einJahr später den Kopf kostet. In den folgenden

Wirren – schließlich geht es um Einkünfte undpolitischen Einfluss – baut sein Sohn (der sichnach seiner Mutter Dietrich von Limburg nennt)auf Werdener Gebiet, aber direkt an der Grenze zuRellinghausen, die sogenannte „neue“ Isenburghoch über der Ruhr. 1243 wird die vom KölnerErzbischof Konrad von Hochstaden erobert. Alsdessen Vasall Heinrich von Sayn drei Jahre späterüberraschend stirbt, reißt sich der Werdener Abtprompt die Burg unter den Nagel. In einemVergleich darf er sie mit einem eigenen Burgman-nen besetzen, muss aber Grund und Boden an denErzbischof abtreten, der seinerseits einen zweitenBurgmann bestellt.1247 tritt als neuer Burgmann des Erzbischofs einHeinrich von Vittinghoff in Erscheinung. Da dieIsenburg bereits durch den Werdener Abt besetztist, lässt ihn der Kölner Oberhirte einen unmittel-bar davor gelegenen, aber auf RellinghauserGebiet befindlichen Hof zu einer Wasserburg,einer sogenannten „Motte“, ausbauen. 1272 erbtlaut einer in Rellinghausen ausgestellten Urkundesein Sohn Heinrich II. diese Burg Vittinghoff. 1288werden die Machtverhältnisse im rheinisch-west-fälischen Raum durch Schlacht von Worringennoch einmal neu aufgemischt. In einer Koalitionvon Kölner Bürgern, märkischen und bergischenTruppen sowie bergischen Bauern wird der amtie-rende Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburgvernichtend geschlagen und gerät in Gefangen-schaft des Grafen von Berg, pikanterweise einVetter des Dietrich von Limburg.Für Rellinghausen ist dieses Ereignis äußerst fol-genreich, zerstören doch märkische Truppen alsein Symbol Kölnischer Macht die Essener Isenburg.Außerdem wird Dietrich von Limburg bei dennachfolgenden Verhandlungen die RellinghauserVogtei zugesprochen. Die Vogteien der Stifte Essenund Rellinghausen sind nun nicht mehr in einerHand, was die SelbständigkeitsbestrebungenRellinghausens begünstigt und über Jahrhunderteimmer wieder zu Streitigkeiten führt, die erst 1661beendet werden. Gleichzeitig begibt sich Heinrich

23

III. von Vitinghof, dessen Nachfahren die Geschich-te Rellinghausens bis Anfang des 20. Jahrhundertsprägen werden, in den Schutz des neuen Vogtesund Gerichtsherrn, weshalb er seine „Motte“behalten darf, von der heute nur noch Rudimenteim Bereich der Vittinghoffstraße erhalten sind.Einen prachtvollen Anblick dagegen bietet nachwie vor das Schloss Schellenberg, das am 28.August 1452 für 1.100 Rheinische Gulden in denBesitz des Johann „von den Vitinchave gen. Schele“gelangte. 1477 erhielt im Rahmen einer Erbteilungsein Sohn Cord dieses „hus, geheten de berg“, dassdamals noch eine einfache Wasserburg war. ZehnJahre später stifteten er und seine Frau Bathe, geb.

Stael von Holstein zu Heisingen, deren Nachfah-ren sich später Vittinghoff gen. Schell zu Schellen-berg nennen, ein Hospital (= Gasthaus) für armeund gebrechliche Leute, wandernde Scholarenund Pilger, das heute unter dem Namen „AlteDorfschänke“ als Gaststätte an der Frankenstraßebetrieben wird.

Von der ursprünglichen zweiteiligen Burganlageaus dem 14. Jahrhundert stehen nur noch derBergfried mit angebautem Steinhaus sowie diegotische Kapelle. Der erste nennenswerte Umbauerfolgte, als Mitte des 17. Jahrhunderts GiesbertJohann Vittinghoff-Schell und seine Frau AgnesMargarethe von Boenen die alte Vorburg nieder-legen und auf deren Fundamenten ein Renteige-bäude errichten ließen. Unter Melchior von Vit-tinghoff-Schell wurde Schellenberg dann zwischen

1660 und 1672 in ein barockes Landschloss umge-baut. Anschließend wurde in den Jahren 1672 bis1674 der symmetrisch gestaltete Barockgartenangelegt und durch Domkantor Wilhelm Franzvon Vittinghoff darin zwei Lustpavillons errichtet.Nach einer Erneuerung der Renteigalerie im Jahr1780 folgte 1804 der Bau des langgestrecktenäußeren Wirtschaftshofs. Ab 1820 ließen MaxFriedrich von Vittinghoff-Schell und seine FrauGräfin von Spee-Heltorf ein dreigeschossiges klas-sizistisches Herrenhaus auf der Südseite derbestehenden Wohnbauten errichten. Um für die-sen Bau ausreichend Platz zu schaffen, musste derbis zu jener Zeit noch vorhandene Wassergrabenverfüllt werden. Zwischen 1820 und 1842/43 erfuhrder Schlosspark eine Umgestaltung zu einemEnglischen Landschaftsgarten. 1829 wurde danndas mittelalterliche Steinhaus um ein Geschossaufgestockt und erhielt ein gemeinsames Dachmit dem Wohnturm, nachdem im ersten Vierteldes 19. Jahrhunderts bereits ein Backhaus am inne-ren Wirtschaftshof errichtet worden war. Nachdem1875 das neugotische Torhaus erbaut worden war,erfolgten 1879 erste Abrisse älterer Gebäudeteile,doch dafür kam 1893 ein neuer zweigeschossigerAnbau mit Ecktürmen im Stil der Neugotik an derNordwestseite des Wohnturms hinzu.

Doch investierte die Familie nicht erheblicheSummen in den Aus- und Umbau ihres Schlosses,sondern tat sich auch immer wieder als WohltäterRellinghausens großzügig hervor. So stiftete imJahr 1678 Franz von Vittinghoff-Schell 600 Reichs-

Am Stiftsplatz

Page 13: Essen sind wir Ruhrhalbinsel-3 · für die Seele (vulgo: das Seelenheil) seines Bruders Ripuvinus dem heiligen Ludgerus (folglich der AbteiWerden) ein Stück Land in Rüttenscheid

24 25

taler, deren Zinsen dem Lehrer und OrganistenRellinghausens zukommen. Damit war denKindern des Ortes erstmals der Schulbesuch mög-lich, der zunächst in einem kleinen Fachwerkhausneben der Stiftskirche stattfand. Als diesesSchulgebäude aus allen Nähten platzte, wurde eszum Armenhaus der Gemeinde, deren BewohnerKirchplatz und Kirche sauberhielten und dafürmietfrei wohnen durften.Vittinghoff’scher Lehrerzu sein, war übrigens ein begehrter Posten, wardoch das Amt des Rellinghauser Schulmeisters derhöchstdotierte Posten weit und breit. Noch bes-ser ging es nur dem Vikar, der auch als Erzieher

der Schlossjugend firmierte, hatte ihm doch 1688Wilhelm Franz Vittinghoff-Schell, erster Kantor zuPaderborn, ein wunderschönes Fachwerkhausgebaut, das heute als Gaststätte „Kockshusen“weithin bekannt ist.Es ist wohl ein Treppenwitz der Geschichte, dasses ein Vittinghoff-Schell war, der 1723 am Fuße sei-nes Schlossberges die erste Glashütte Relling-hausens errichtete und gleichzeitig Einkünfte ausder nebenan liegenden Zeche Herrenbank bezog,die hier im Stollenvortrieb Kohle abbaute. DennAnfang des 20. Jahrhunderts kommt es zu einemerbitterten Streit zwischen Friedrich Freiherr vonVittinghoff-Schell und der Gewerkschaft GottfriedWilhelm, die 1907 in unmittelbarer Nachbarschaft

zum Schloss Schellenberg im Kordenbusch eineGroßzeche abteufen will. Zwar kann er denZechenbetrieb nicht verhindern, erreicht aber, dassdie Aufbereitungsanlage (Kohlenwäsche) 1,5Kilometer weiter an die untere Frankenstraße ver-legt wird, wohin die Kohlen mit einer Drahtseil-bahn transportiert werden müssen. Außerdemsetzt der Freiherr vor der letzten Gerichtsinstanz inLeipzig durch, dass lauter Dampfbetrieb untersagtbleibt. In der Folge wird die Zeche GottfriedWilhelm – wegen der Lage und schwierigenAbbauverhältnisse im Volksmund nur „das Elendim Walde“ genannt – mit ihrem vollelektrischenBetrieb zur ersten „Öko“-Zeche des Ruhrgebiets.Allerdings ärgert sich die Familie von Vittinghoff-Schell dermaßen über den Ausgang desRechtsstreits mit den Betreibern der ZecheGottfried Wilhelm, dass sie 1909 nach über 650Jahren Ansässigkeit ihren Wohnsitz in Relling-hausen aufgibt und ins familieneigene SchlossKalbeck bei Goch am Niederrhein umzieht. 1993stirbt mit Felix Freiherr von Vittinghoff gen. Schellzu Schellenberg der letzte männliche Nachkommedes Rellinghauser Geschlechts, wodurch SchlossSchellenberg, in dem sich heute u.a. eine exklusi-ve Schule für dienstbare Geister besserer Ständebefindet, in den Besitz der Familie seiner Nichte,Spies von Büllesheim, überging.

Doch während Stift und Freiherrn das Ortsbild bisheute prägen, ist von Kohle – zumindest demschwarzen Gold – in Rellinghausen so gut wienichts mehr zu sehen. Dabei gab es in dem dörf-lichen Stadtteil, ganz abgesehen von unsystema-tischen Buddeleien, diversen Kleinzechen unddem Kuriosum Zeche Jungmann (1946-59), bereitsMitte des 18. Jahrhunderts zwei später bedeutsa-me Zechen. 1767 nahm die Zeche Schnabel insOsten erstmals ihren Betrieb auf, allerdingszunächst höchst unregelmäßig und mit größerenUnterbrechungen. Erst 1899 teufte man erfolg-reich einen hochmodernen Tiefbau-Schacht ab,was offenbar aber dermaßen viel Geld verschlang,

dass die Zeche 1910 von der Gewerkschaft Langen-brahm übernommen wurde und fortan als „Lan-genbrahm 2“ bis zum großen Zechensterben 1966firmierte. Ähnlich alt ist auch die Zeche GottfriedWilhelm, die im Laufe ihrer Geschichte diverseAbbaufelder konsolidierte, im Verbund mit CarlFunke bis 1972 überlebte und ebenfalls bis Endedes 19. Jahrhunderts nur als Stollenzeche betrie-ben wurde. Zur gleichen Zeit, als man mit demAbteufen des Schachtes im Schellenberger Waldbegann, entstand auch die Zechensiedlung Gott-fried-Wilhelm-Kolonie zwischen der Frankenstra-ße, der Ruhr und dem Schellenberger Wald nachPlänen des Architekten Oskar Schwer.

Überragt wird diese Siedlung, die ihrerzeit als„mustergültige Arbeiterkolonie“ ausgezeichnetwurde, von der weithin sichtbaren, denkmalge-schützten Rübezahlschule. Die ist heute besserbekannt als „Kunsthaus“ und einer der führendenAusstellungsorte für zeitgenössische Kunst imRuhrgebiet. Die Konzeption der Ausstellungen,Publikationen und Veranstaltungen werden vonden im Haus vertretenen Künstlern und Mitglie-dern erarbeitet und durchgeführt. Es gibt 16 stän-dige Ateliers und ein Atelier mit Wohnraum fürdas Rotary-Stipendium„Junge Kunst in Essen“, dasseit 1998 jährlich an Kunsthochschulabsolventenvergeben wird und eines der höchstdotiertenStipendien für junge Kunst in Deutschland ist.Doch nicht nur ein Besuch des „Kunsthaus“ oderdes Stiftplatzes mit seinem eindrucksvollen En-semble vorbildlich restaurierter Fachwerkhäusersowie der 1824 unter Beteiligung des berühmtenBaumeisters Karl Friedrich Schinkel neugebauten

Kirche St. Lambertus lohnt sich. Sehenswert istauch das „Alte Stiftshaus“ mit seiner eindrucks-vollen Gaststube und dem historischen Kellerge-wölbe samt begehbarem Renaissance-Kamin …Oder der ehemalige Gerichtsturm des Stiftes, denjeder nur unter dem Spitznamen seines letztenBewohners kennt. Der Stadtpolizist Robeck ähnel-te nämlich dem berühmten Marshall und wardeshalb weit und breit nur als „Blücher“ bekannt.Heute gehört der aufwändig restaurierte„Blücherturm“ der „Bürgerschaft Rellinghausen-Stadtwald e.V.“, die dort regelmäßig Ausstellungenvor allem zur Ortsgeschichte ausrichtet. Wergenau hinschaut, wird die „appe“ Ecke des Turmsbemerken, die ein Vittinghoff-Schell kurzerhandentfernen ließ, als er mit seiner dicken Kutschenicht durch die schmale Gasse kam. Das Loch, dasman bereits 1789 ins ehrwürdige Gemäuer für dieeinzige Feuerspritze Rellinghausens geschlagenhatte, wird heute übrigens von der größtenEfeupflanze Essens verdeckt. Noch spektakuläre-re Naturschauspiele sind nur die vierhundertjäh-rigen Eichen an der „Viereichenhöhe“ und diegewaltigen Ilex-Bestände im Schellenberger Wald,wo man nach den letzten Resten der ZecheGottfried Wilhelm lange suchen kann.Kunsthaus Rübezahlschule

Blücherturm

Page 14: Essen sind wir Ruhrhalbinsel-3 · für die Seele (vulgo: das Seelenheil) seines Bruders Ripuvinus dem heiligen Ludgerus (folglich der AbteiWerden) ein Stück Land in Rüttenscheid

StadtwaldSTADTTEILPORTRÄT STADTWALD

Nomen est omen – denn in der Tat nehmen inStadtwald mächtige Buchenwälder, unterbrochenvon prachtvollen Ilex-Gehölzen, die größte Flächedes wegen seiner gehobenen Wohnqualität über-aus geschätzen Stadtteils ein. Dabei waren hiernoch Mitte des 19. Jahrhunderts jede Menge Äcker,galt doch die hügelige Gegend, die bis heute alsGemarkung Heide in Katasterkarten vermerkt ist,seit Menschengedenken als Kornkammer desStiftes Rellinghausen. Ganz zu schweigen von denfrühen Anfängen des Bergbaus, der sich von dernahegelegenen Ruhr aus tief unter den heutigenStadtwald wühlte. Doch davon sind keinerlei Re-likte erhalten geblieben, sieht man einmal davonab, dass so manche vermeintliche Bombenkraterin den Wäldern rund um den Stadtwaldplatz wohltatsächlich Pingen sind – uralte, brunnenähnlicheTagebauten, die nach erfolgreicher Auskohlungwieder verfüllt wurden und im Laufe der Zeit derarteinsackten, dass kreisrunde Kuhlen entstanden.

Besonders leicht schienen die Äcker zwischenRellinghausen und Heisingen, Rüttenscheid undBredeney aber nicht zu bearbeiten zu sein. Jeden-falls gehörte der Bauer Wilhelm Klusemann, derdafür stolze 300.000 Goldmark kassierte, mit zu denersten, die 1905 freudig ihr Land an den EssenerOberbürgermeister Erich Zweigert (1849-1906)verkauften. Der betrieb nämlich nicht nur offen-siv die territoriale Expansion seiner Stadt in alleHimmelsrichtungen, sondern hatte auch – fürdamalige Verhältnisse außerordentlich hellsich-tig – erkannt, dass man der ungestümen Indus-trialisierung und der damit verbundenen Land-schaftszerstörung natürliche Erholungsflächenfür die stetig wachsende Arbeiterschaft ent-gegensetzen müsse. So kaufte die Stadt Essen aufZweigerts Initiative hin für insgesamt 1,9 Millio-nen Goldmark das 105 Hektar große Waldgelände,das zum größten Teil aus dem Besitz des Freiherrnvon Vittinghoff-Schell stammte, ließ es systema-tisch aufforsten und mit dem bis heute existie-renden Wegenetz zum Naherholungsgebiet aus-

bauen. Wofür zehn dankbare Bürger 1909 demgroßen Essener Erich Zweigert in ihrem Stadt-wald mit dem sogenannten „Zweigertstein“ einDenkmal setzten.

Da gab es den Schillerbrunnen an der Wittenberg-straße bereits seit vier Jahren, den der EssenerTheaterdirektor Hans Gelling aus Anlass des 100.Todestages von Friedrich Schiller auf Anregungdes Stadtverordneten Justizrat Dr. Heinz Niemeyergestiftet hatte. Am 7. Mai 1905 wurde der freiste-hende Brunnen, den der Münchener BildhauerFritz Behn gestaltet hatte, „unter starker Anteil-nahme der Essener Bevölkerung“ feierlich einge-weiht. Auf seine beiden Bronzereliefs mit jeweils

Stadtwaldplatz

Wohnsiedlung "Eyhoff"

Schillerbrunnen

Page 15: Essen sind wir Ruhrhalbinsel-3 · für die Seele (vulgo: das Seelenheil) seines Bruders Ripuvinus dem heiligen Ludgerus (folglich der AbteiWerden) ein Stück Land in Rüttenscheid

einer Szene aus „Wilhelm Tell“ und „Die Glocke“,von denen heute nur noch ein Betonabguß exi-stiert, mussten die Schillerfreunde freilich nochgut zwei Jährchen warten. Dafür konnten sie sichim benachbarten Schillerhain unter lauschigenLinden erbaulichen Gedanken hingeben. Ob dievielen Freizeitsportler, die schon frühmorgensrund um die heutige Sportanlage Schillerwiesejoggen, bei ihrem Vergnügen wohl noch desDichters goldene Worte im Sinn haben: „Von derStirne heiß, rinnen muss der Schweiß …“?

Beinahe hätte es übrigens im Stadtwald aucheinen zoologischen Garten gegeben. 1927 hattennämlich die Stadt Essen und die Gebrüder Hagen-beck aus Hamburg, ihrerzeit sozusagen Groß-händler in Sachen Tierpark, bereits die Verträgedazu unterschrieben. Doch aufgrund des hohenfinanziellen Risikos und der bescheidenen Kassen-lage der Stadt, die von steigender Arbeitslosigkeitgebeutelt wurde, gelangte das ambitionierte

Projekt nicht über die Planungsphase hinaus.Immerhin konnten sich die rund 10.000 Einwoh-ner des grünen Stadtteils über viele Jahre aneinem Vogelpark zwischen Eichen- und Franken-straße erfreuen. Als die großen und kleinen VögelMitte der 1990er Jahre in den Gruga-Park über-siedelten, wurde das Areal pädagogisch umge-widmet und zeigt nun mit reichlich Lehrtafeln„auf kleinstem Raum die unterschiedlichenLebensbereiche der heimischen Tier- und Pflan-zenwelt des Waldes“.

Über mangelnden Lebensraum können sich dieBewohner des Stadtwalds dagegen nun gar nichtbeklagen. So wurde die achsensymetrisch ange-legte „Wohnsiedlung Eyhoff“ des Essener Archi-tekten Josef Rings, die der „Gemeinnützige Bau-verein Essen-Stadtwald“ 1920-24 errichten ließ,bereits ihrerzeit als vorbildlich gerühmt. Bis heutesind die Häuser im nordwestlichen „Waldsaum“wegen des unverbaubaren Blicks in die umlie-

29

genden Buchenwälder sehr begehrt. Nur wenigeSchritte weiter – und oberhalb des Bahnhofs, derzusammen mit einer Straßenbahnlinie schonAnfang des 20. Jahrhunderts den Stadtteilerschloss – findet sich ein weiterer Leckerbissenfür Architekturfreunde: die Reithalle an derWittenbergstraße. Sie entstand nach einem 1929vorgelegten Entwurf der Architekten Prof. AlfredFischer und Regierungsbaumeister RichardSpeidel und ist konsequent im Bauhausstil gestal-tet. Als bedeutendes Dokument der avantgardi-stischen Architektur der 1920er Jahre in Essen,stellt sie einen wichtigen Entwicklungsabschnittim Werk von Alfred Fischer dar, der als Direktor derFolkwangschule für Gestaltung besonders wich-tig war für die Umsetzung allgemeiner Entwick-lungstendenzen in der Weimarer Republik im ört-lichen und regionalen Bereich.

Geschichte schrieb auch das Stadion „Uhlenkrug“,das 1922 vom ETB Schwarz-Weiß Essen auf 35 Mor-gen für 750.000 Mark (und zwar ausschließlichaus Spenden) errichtet wurde. Damals konnten35.000 Zuschauer im Stadion untergebracht wer-den, davon fanden 2.000 auf einer Tribüne auseiner Eisenkonstruktion Platz. Diese Bauweise warzu einer Zeit, als die meisten Stadien allerhöch-stens eine Holztribüne besaßen, mehr als außer-gewöhnlich. 1939 wurde das Stadion auf Grundder Erfolge des Vereins ausgebaut. Das Fassungs-

vermögen betrug danach stolze 45.000 Zuschauer(davon 2.400 auf der Tribüne). Nach dem ZweitenWeltkrieg begann dann Lokalrivale Rot-Weiß Essen,an den Schwarz-Weißen vorbei zu ziehen und über-nahm die sportliche Vorherrschaft in Essen. Da-durch versank auch das Stadion in der Bedeutungs-losigkeit, bis es 1973 schließlich für 1,4 MillionenDM an die Stadt Essen verkauft werden musste.

Unweit des Uhlenkrugs befindet sich mit demGebrandenhof, einer weithin beliebten Gaststätte,eines der wenigen historischen Relikte des Stadt-waldes. Das Fachwerkgebäude nach Art des nie-derdeutschen Hallenhauses wurde laut Inschriftüber der Tür 1798 erbaut und steht heute unterDenkmalschutz. Ein weiteres, bemerkenswertes,zweigeschossiges Fachwerkhaus aus der Zeit um1800 steht am Kuckucksrain. Das Fachwerk desHauses ist gekennzeichnet durch Geschoßbau-weise mit Windstreben, die als Kopfbänder zwi-schen Ständer und Rähm angeordnet sind. Es han-delt sich um eine bemerkenswerte Art derFachwerkkonstruktion; durch die handwerklicheTraditionen in der Hausbautechnik des nieder-bergischen Landes dokumentiert werden. Dasquer aufgeschlossene Haus war vermutlichursprünglich ein Wohnstallgebäude, wie es für diekleinbäuerliche Nebenerwerbsbevölkerung imbergischen Land üblich war. Die nahe gelegenenStollenzechen am Fuße des Schellenberger Waldes

Gebrandenhof

Stadion „Uhlenkrug“

Page 16: Essen sind wir Ruhrhalbinsel-3 · für die Seele (vulgo: das Seelenheil) seines Bruders Ripuvinus dem heiligen Ludgerus (folglich der AbteiWerden) ein Stück Land in Rüttenscheid

machen eine bergbauliche Herkunft des Gebäu-des wahrscheinlich, so dass es offensichtlich alsBergmannskotten zu bezeichnen ist. Die „MotteVittinghoff“ an gleichnamiger Straße ist dagegenheute nur noch für das geschulte Auge als mittel-alterliche Burg zu erkennen. Ist die rechteckige, ca.88 m x 50 m große zweiteilige Anlage, bei der essich nach der Überlieferung um das Stammhausder gleichnamigen Adelsfamilie handeln soll, dochlängst mit Bäumen und Strauchwerk bewachsen.Auch wenn es die alte Flurbezeichnung „Gemar-kung Heide“ naheliegt, so würde doch niemand

die Stadtwälder als Heiden bezeichnen. Dagegenspricht schon die weithin sichtbare katholischeKirche St. Theresia (erbaut 1956-58), deren Kreuzangeblich von Feinkost-König Theo Albrechtgespendet wurde. Amüsanterweise gehört auchdie evangelische Kirche an der Oberstraße, in de-ren Bau 1935 Elemente klassischer Bauformen wieIdeen des Bauhauses einflossen, entgegen land-läufiger Meinung nicht nach Rellinghausen, son-dern zu Stadtwald. Die wertvolle Rokoko-Ausstat-tung der kleinen Vorgängerkirche fand damalsschon die Beachtung der Denkmalschützer und

hat ihren Platz in einer eigens dafür angebautenSeitenkapelle erhalten. Viele Jahre lang gab dortübrigens der renommierte Folkwang-ProfessorGerd Zacher selbst international beachtete Orgel-Konzerte mit zahlreichen Erstaufführungen moder-ner Kompositionen, etwa von Maurizio Kagel.

Ausgesprochen modern gibt sich auch die 2003abgeschlossene Neugestaltung des städtebaulichschwierigen Stadtwaldplatzes, an dem sich eini-ge wichtige Verkehrsachsen der Stadt kreuzen, u.a.die seit dem Mittelalter existierende Franken-

30 31

Bahnhof Essen-Stadtwald Waldorfschule

straße als Verbindungsweg zwischen Rellinghau-sen und dem Kloster Werden. Der Mut der EssenerStadtplaner stieß übrigens nicht nur auf breiteZustimmung der Bevölkerung. Nahm doch eineInitiative des Bundesministeriums für Verkehr,Bau- und Wohnungswesen den Umbau des Stadt-waldplatzes als „erwähnenswerten Beitrag derStadt Essen“ in ihre Projektsammlung „Baukulturin Städten und Gemeinden“ auf. Wem das aller-dings zu viel Urbanität ist, der braucht nur einigehundert Meter zu gehen und ist dann wieder –genau: im Stadtwald.

Page 17: Essen sind wir Ruhrhalbinsel-3 · für die Seele (vulgo: das Seelenheil) seines Bruders Ripuvinus dem heiligen Ludgerus (folglich der AbteiWerden) ein Stück Land in Rüttenscheid

Mehr Informationen? Klaro!

www.klaro-essen.deoder unter der

Hotline 0201 800 - 33 33

Das Seifenkistenrennen der Stadtwerke Essen AG am 17.08.2008.

Karlo Cup –Fairste mit!

Turmgebäude am Stadtwaldplatz

Brunnen am Stadtwaldplatz

Page 18: Essen sind wir Ruhrhalbinsel-3 · für die Seele (vulgo: das Seelenheil) seines Bruders Ripuvinus dem heiligen Ludgerus (folglich der AbteiWerden) ein Stück Land in Rüttenscheid

35

schon immer. Und dabei so beschaulich ländlich,dass sich für die aus vereinzelten Kotten undWeilern bestehende Bauernschaft weder dieedlen Damen des Essener noch jene des benach-barten Rellinghauser Stiftes jemals wirklich inter-essierten. Mit Datum vom 5. August 1472 beleg-te allerdings die Familie Vittinghof-Schell, die bis1909 auf Schloß Schellenberg in Rellinghausenresidierte, das „Schuyrmans Gud“ an der Kaninen-berghöhe mit einer Erbrente von sieben rheini-schen Gulden.

Dass der allen Bergerhausenern als „Bauer Gan-tenberg“ bekannte Hof sich offenbar über Jahr-hunderte rentierte, zeigt das heute unter Denk-malschutz stehende Ensemble aus Haupthaus –einem Querdeelenhaus in Stockwerkzimmerungvon 1810 –, sogenanntem Leibzuchthaus (Altenteil)sowie weiteren Nebengebäuden äußerst an-schaulich. Der Türbalken des Leibzuchthauses von1792 nennt die Erbauer des Hauses und einenLeitspruch, der von tiefer Religiösität zeugt:„Waren wir weise wie Salomon und starck alsSamson und hätten Alexander reich, so wären wirdoch dem Dot gleich …“

Seit 1938 wurde der letzte Bauernhof Bergerhau-sens, der zwischenzeitlich von der Stadt Essenangekauft worden war, von der Familie Ganten-berg bewirtschaftet. Das langjährige Pachtverhält-nis lief mit der Veräußerung an einen privatenKäufer 2004 aus. In enger Abstimmung mit der

NOBLES UNDERSTATEMENTAM KRAUSEN BÄUMCHEN

Kein anderer Essener Stadtteil dürfte bundesweitso bekannt sein wie Bergerhausen. Doch den Preisfür die perfekte Verkehrsanbindung in alleHimmelsrichtungen, die beinahe tägliche Radio-Durchsage „Stau in Bergerhausen“, den zahlen dieknapp 12.000 Einwohner rechts und links derRuhrallee gern. Selbst wenn die als B227 denStadtteil in Ober- und Unterbergerhausen trennt,zu den meistbefahrenen Straßen der Stadt zähltund die unmittelbar Betroffenen seit Jahrzehntenimmer wieder Nerven und Schlaf kostet. Auch mit„Katzors Lustgarten“, wie der Volksmund die A52prompt nannte, nachdem der damalige Ober-bürgermeister Horst Katzor Ende der 70er Jahrebei der Eröffnung des Teilstücks von Rüttenscheidzum mittlerweile A40 genannten Ruhrschnellwegüberschwänglichst die farbenfrohe Gestaltungder stählernen Spundwände rechts und links derAutobahn gelobt hatte, auch damit haben sich dieBergerhausener längst arrangiert.

Zwanzig Meter weiter sieht die Welt nämlichschon ganz anders aus, ist weder von Verkehrs-lärm noch von Großstadtgetümmel etwas zu spü-ren. Stattdessen glänzen, vor allem in Unterber-gerhausen Richtung Siepental, gepflegte Straßen-züge zumeist mit Einfamilienhäusern, denen manvon außen nicht ansieht, dass hier so manchesSchwimmbad im Souterrain verborgen ist. Dafürfällt das viele Grün umso mehr ins Auge, zu demsich überraschend viele Kleingartenanlagen gesel-len. Kein Wunder, bestand der größte Teil Berger-hausens doch noch bis in die 60er Jahre aus Wie-sen und Feldern. Die letzten Äcker an der Ruhralleeverschwanden erst Ende des 20. Jahrhunderts vonder Karte, als das einstige Landschaftsschutzge-biet in Gewerbeflächen für einen Büropark umge-widmet wurde.Grün war das erstmals 943 als „Bergarahuson“urkundlich erwähnte Bergerhausen wohl also

BergerhausenSTADTTEILPORTRÄT BERGERHAUSEN

SchürmannhofAm Krausen Bäumchen

Page 19: Essen sind wir Ruhrhalbinsel-3 · für die Seele (vulgo: das Seelenheil) seines Bruders Ripuvinus dem heiligen Ludgerus (folglich der AbteiWerden) ein Stück Land in Rüttenscheid

Denkmalbehörde wurden seither ein neues Nut-zungskonzept für die Hofanlage entwickelt undumfangreiche Instandsetzungsarbeiten begon-nen, so dass für den traditionsreichen Schür-mannhof eine gesicherte Zukunftsperspektive als„Haus für Menschen und Tiere“ besteht.

Alle anderen Höfe Bergerhausens fielen dagegendem Zahn der Zeit zum Opfer, so dass von der vorresp. frühindustriellen Bebauung nur noch einigewenige Kotten – etwa im Siepental und in denbenachbarten Kleingartenanlagen – erhalten blie-ben. Und die einzige Zechensiedlung, jene amPapenberghang, gehörte im Selbstverständnisihrer Bewohner schon immer eher nach Relling-denn nach Bergerhausen.

Dabei verfügte der grüne Stadtteil, der von 1815bis 1875 zu Steele gehörte, ab 1876 zur neuenLandbürgermeisterei Rellinghausen und mit die-ser 1910 nach Essen eingemeindet wurde, übereine erstaunliche Bergbautradition – was selbstden meisten Alteingesessenen nicht bekannt ist.So wurde die Zeche Wasserfall bereits 1575 ur-kundlich erwähnt, allerdings wurde eine offiziel-le Mutung – die Einholung einer Genehmigungzum Bergbau – erst 1748 eingelegt. 1806 konsoli-dierte sie mit der Nachbarzeche Sonnenschein,die vor 1721 gegründet wurde. Als der Versuch

scheiterte, diese 1821 mit der Zeche Kunstwerk zukonsolidieren, war’s aus mit Sonnenschein. IhrAbbaufeld allerdings wurde Zeche Kunstwerkzugeschlagen, die schon seit Mitte des 16.Jahrhunderts in Betrieb und damit eine der älte-sten Zechen Essens war. Der Name leitet sich übri-gens von der Verwendung einer mechanischenFördereinrichtung ab, die auch als Kunstwerkbezeichnet wurde.

Einer ihrer Gewerken – d.h. Teilhaber der dasBergwerk betreibenden „Gewerkschaft“, die einerheutigen „Aktiengesellschaft mit vinkuliertenNamensaktien“ ähnelte – war Franz Dinnendahl,der aus der unmittelbaren Nachbarschaft stamm-te und mit der Herstellung von Dampfmaschinenzur Wasserhebung berühmt wurde. Es ist sicherkein Zufall, dass der clevere Tüftler, dem es freilichan ökomischem Geschick fehlte, 1821 neben die-ser Zeche an der Westfalenstraße seine „Kunst-werkerhütte“ als Eisengießerei und Maschinenfa-brik errichtete. Doch während die Zeche, die zubesten Zeiten 45.000 Tonnen Kohle im Jahr för-derte, 1862 ihren Betrieb einstellte und 1865 end-gültig geschlossen wurde, blieb die Kunstwerker-hütte bis weit ins 20. Jahrhundert hinein alsMaschinenfabrik bestehen.

Um 1925 wurde das heute noch sichtbare Gebäu-de an der Westfalenstraße / Ecke Kunstwerker-straße als Montagehalle der „Eisenhütte WestfaliaDinnendahl AG“ errichtet.Wegen ihrer fortschrit-tlichen Konstruktionsweise aus Stahlfachwerk mitGlasdach und der in breite Glasbahnen aufgelö-sten Fassade wurde das architektonisch eigen-willige Gebäude 1992 in die Denkmalliste aufge-

nommen. Nachdem die Kunstwerkerhütte vieleJahre lang leerstand und zu verfallen drohte, bau-te ein Investor die eindrucksvolle Halle zu moder-nen Lofts der Luxusklasse aus und nahm demhistorischen Bauwerk an der Ruhr so viel von sei-nem Charme.

Weitaus bekannter als die längst vergessenenZechen Sonnenschein, Wasserfall & Co. dürftedagegen die Zeche Ludwig samt gleichnamigerStraßenbahnhaltestelle sein. Gegründet 1855 alsGewerkschaft Ludwig mit dem Ziel, Eisensteinabzubauen, wurden 1857 zwei Tiefbauschächte anden Nöttelhöfen niedergebracht, die drei Jahrespäter auch die Förderung aufnahmen. Da aller-dings Eisenstein keine Kohle einbrachte, stellteman schon 1864 auf Anthrazit-Förderung um.Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Gewerk-schaft Ludwig von der Oberhausener Gutehoff-nungshütte übernommen, die beabsichtigte, dieEisensteinvorräte zu nutzen und deshalb dieSchachtanlage Ludwig 1/2 technisch erneute.Doch wurden weder die Eisensteinressourcen aus-gebeutet noch entwickelte sich die Anthrazit-kohlenförderung weiter nennenswert. So ver-pachtete die Gutehoffnungshütte am 1. Januar1949 das Grubenfeld Ludwig mit den Schächten

Ludwig 1/2 an die südlich anschließende Gewerk-schaft Langenbrahm in Rüttenscheid, wo sie biszur Stilllegung 1966 verblieben. Danach wurdendie Schächte verfüllt und der Großteil der Über-tageanlagen abgerissen.

Heute befindet sich auf dem ehemaligen Zechen-gelände ein weitläufiges Gewerbegebiet mit zahl-reichen Handwerksbetrieben und Dienstleisternaller Art. Bereits in den 20er Jahren siedelten sichwestlich der Zeche Ludwig bedeutende Unterneh-men an. Etwa der „Nürnberger Bund“ selig, des-sen 1925 erbautes, fünfgeschossiges Verwaltungs-gebäude an der Schürmannstraße unter Denk-malschutz steht. Und von der Max-Keith-Straßeaus – so benannt nach einem ihrer ehemaligenDirektoren – lenkte „The Coca Cola Company“ überviele Jahrzehnte ihr gesamtes Europa-Geschäft,bevor die Amerikaner Mitte der 90er Jahre zumLeidwesen des Stadtkämmerers ihr Headquartervon der Ruhr an die Spree verlagerten. Produziertwurde die braune Brause, aber auch die in Essenerfundene Fanta da allerdings schon längst ganzwoanders. Was blieb, sind die Bürogebäude, dieheute als „Alexander-Park“ firmieren, und Erinne-rungen an jene Zeiten, als „Mach’ mal Pause!“noch Konjunktur hatte.

3736

Kunstwerkerhütte

Page 20: Essen sind wir Ruhrhalbinsel-3 · für die Seele (vulgo: das Seelenheil) seines Bruders Ripuvinus dem heiligen Ludgerus (folglich der AbteiWerden) ein Stück Land in Rüttenscheid

Gute Orte, um einmal Pause zu machen, sindneben den vielen Grünanlagen wie dem Siepental,wo es im oberen Teil an der Moltkestraße einenversteckt liegenden jüdischen Friedhof mit eini-gen alten Grabsteinen von 1731 gibt, auch dieKirchen in Bergerhausen. Der weithin sichtbareTurm von St. Hubertus an der Töpferstraße gehörtzu der letzten neugotischen Gewölbebasilika, die1912-14 im Bistum Essen errichtet wurde. Inzwi-schen zählt die tradtionsreiche Gemeinde, dieschon vor Jahren mit der Nachbargemeinde zu„St. Hubertus und Raphael“ fusionierte, als Filial-kirche zu St. Lambertus in Rellinghausen.

Über vierzig Jahre lang wurde das Leben in Unter-bergerhausen maßgeblich geprägt durch diekatholischen Familien von St. Raphael an derAhrfeldstraße. Der im Volksmund gelegentlich als„Schwimmbad“ bezeichnete Stahlbeton-Ziegel-Bau von 1964-65 (von dem es übrigens mit St.Suitbert ein Pendant in Überruhr gibt) entsprichtin seiner Raumordnung den Vorschlägen des „II.Vatikanischen Konzils“. Im Mittelpunkt steht derschöne Altar aus rotem Marmor, der von einemmodernen „Baldachin“ überfangen ist, der in derGemeinde nur als „Fahrstuhl des Heiligen Geistes“bekannt ist. Bemerkenswert ist neben den textilenWandbehängen von Eva Thomkins, die mit ihreminternational bekannten Künstlergatten AndréThomkins viele Jahre lang in Bergerhausen lebte,vor allem der Tabernakel mit einer ausgesprochenschönen Darstellung eines Pelikans, der mit dem

eigenen Blut seinen Nachwuchs nährt. Das EndeSeptember stattfindende Gemeindefest gilt alseines der schönsten in Essen und ist ein Höhe-punkt des gesellschaftlichen Lebens in Bergerhau-sen. 2009 dürfte es damit allerdings vorbei sein,soll doch die vom Bistum bereits aufgegebeneKirche St. Raphael dann abgerissen und durch einMehrgenerationen-Wohnprojekt ersetzt werden.Da hatten die evangelischen Christen der Johan-neskirche an der Weserstraße, neben der übrigensjeden Freitag ein kleiner Wochenmarkt mit einemdurchaus beachtlichen Angebot stattfindet, dochmehr Glück. Denn anstatt die zu groß gewordeneKirche einfach sang- und klanglos abzureißen,fand man eine kluge und gleichzeitig architekto-nisch interessante Lösung. Auf die intakte Bau-substanz des darunter liegenden Gemeindesaalssetzte man in den 90er Jahren einen deutlich klei-neren Neubau, der dort nun wie ein Zelt in derWüste thront. Ansonsten schlägt die EvangelischeKirchengemeinde Essen-Bergerhausen eine wich-tige Brücke über das Siepental und sorgt mitihrem zweiten Gotteshaus, der „Kirche auf derBillebrinkhöhe“, wenigstens für etwas Anbindungder dortigen, eher Huttrop verbundenen Bevöl-kerung nach Bergerhausen.

Die wegen ihres Friedensengagements weit überdie Stadtgrenzen hinaus bekannte katholischePax-Christi-Kirche – 1950-59 auf der Billebrinkhöheals Doppel-, also Ober- und Unterkirche gebautund ursprünglich auf St. Albertus Magnus ge-weiht, woran heute noch die Adresse erinnert –gehört dagegen inzwischen als Filialkirche zurSteeler Pfarrei St. Laurentius. Damit berücksich-tigte Bischof Dr. Felix Genn wohl auch die beson-dere Lage dieses Gotteshauses, das wie diegesamte, aus historischen Gründen zu Berger-hausen gehörende Billebrinkhöhe allein und aus-schließlich von der Steeler Straße aus angefahrenwerden kann. Schön ist allerdings ein Spaziergangdurchs Siepental zu diesem, auf einer langenFelsnase hoch über der Ruhr thronenden TeilBergerhausens. Zumal die Terrasse der GaststätteAppelhannes einen spektakulären Blick auf dieRuhrauen Richtung Steele bietet …Ob man in früheren Jahrhunderten von derBillebrinkhöhe aus jene uralte Linde erblicken

konnte, die der Straße „Am Krausen Bäumchen“einst den Namen gab, ist ungewiss. Jedoch standan der Ecke zur Weserstraße schon immer einWegekreuz unter hohen Bäumen, das im Mittel-alter die Grenze des Stifts Rellinghausen markier-te. Und damit den Wechsel von einer in eine ande-re Gerichtsbarkeit. Woraus der in ganz Essengeläufige Spruch „Du bist noch nicht am krausenBäumchen vorbei“ resultiert, der so viel bedeutetwie „Du hast es noch nicht überstanden“ …

38

Im Siepental

St. Hubertus

Page 21: Essen sind wir Ruhrhalbinsel-3 · für die Seele (vulgo: das Seelenheil) seines Bruders Ripuvinus dem heiligen Ludgerus (folglich der AbteiWerden) ein Stück Land in Rüttenscheid

Bekannt wurde es vor allem durch Konzerte, meistvon lokalen Rock- und Popbands, aber auch vonJazzern wie Sylvia Droste, die in den Anfängenihrer Karriere hier gerne auftrat. Wahrscheinlichgäbe es im EMO noch viel mehr Live-Musik, wennder kreative Nachwuchs der Region wüsste, dasssich hier – abgesehen von einem vielgenutztenInternet-Café, wo man etwa die vielfältigenJugendangebote der katholischen „Konkurrenz“auf www.st-lambertus-essen.de nachgucken kann– auch ein professionelles Tonstudio befindet.Außer vernünftigem Umgang mit den Reglernkann man in diesem Kinder- und Jugendhaus aberauch Jazz-Dance und sogar Schottentanz lernen.Wenn man nicht gerade Gruppenstunde oderKonfirmandenunterricht hat … Das RellinghauserPendant zum EMO heißt übrigens kurz und knak-kig „JIB13“. Wohinter sich das Jugendhaus in derBodelschwinghstr. 13 verbirgt, das auch dieStadtwald-Kids mitversorgt.

Wem’s bei „Kirchens“ zu fromm ist – was, wie alleaufgeweckten Kids wissen, natürlich längst nichtmehr der Fall ist –, der findet in der alten Rübe-zahlschule (besser bekannt inzwischen alsKunsthaus) mit dem „Jugendhaus Rübe“ ein offe-nes Angebot der Arbeiter-Samariter-Jugend, diesich hier um Rellinghauser Blagen kümmert.Natürlich sind auch die Bergerhausener Kids will-kommen, die aber wohl eher – so sie nicht nachSt. Raphael, St. Hubertus oder zur EvangelischenGemeinde an der Weserstraße pilgern – ihrenFreizeitspaß im „Sport Jugendhaus“ an der Molt-kestraße suchen werden.

Und dann gibt es mit der „Villa Rü“ an der Girar-detstraße obendrein noch ein städtisches Jugend-zentrum, das neben zahlreichen betreuten Attrak-tionen für den Nachwuchs (von Tischtennis überBillard bis Playstation II auf Großbildleinwand)auch diverse Tanz- und Kleinkunstgruppen, dieBezirksschülervertretung sowie ein Müttercafénebst Scheidungsberatung beherbergt.

KATH. PFARREI ST. LAMBERTUSmit den GemeindenSt. Lambertus (Rellinghausen / Stadtwald)St. Andreas (Rüttenscheid)St. Hubertus und Raphael (Bergerhausen)St. Ludgerus und Martin (Rüttenscheid)www.st-lambertus-essen.de

EMO JUGENDFREIZEITZENTRUM(RÜTTENSCHEID)Julienstr. 39-41, 45130 EssenTel. 790601www.emo-essen.de

JUGENDHAUS DER EV.KIRCHENGEMEINDEEssen-Rellinghausen (Rellinghausen / Stadtwald)Bodelschwinghstr. 13, 45134 EssenTel. 441716www.jib13.de

JUGENDHAUS RÜBE(RELLINGHAUSEN)Rübezahlstr. 33, 45134 EssenTel. 471153www.asj-essen.de

SPORT JUGENDHAUS(BERGERHAUSEN)Moltkestr. 114a, 45138 EssenTel. 252056www.sjh-essen.de

JUGENDZENTRUMVILLA RÜ(RÜTTENSCHEID)Girardetstr. 21, 45131 EssenTel. 88-51153www.jugend.essen.de

4140 In den aufmüpfigen 70ern gab es auf die Fragebesorgter Eltern – „Wo gehsse?“ – für katholischeJugendliche im Großraum Bergerhausen eigent-lich nur eine Antwort: „Nach Hubertus – inneKata …“ Dort, in dunklen Gewölben unter der neo-gotischen Kirche, da war damals die Action, da trafman sich. Dienstags zum rappelvollen Jugend-gottesdienst mit anschließendem Abhängen undauch sonst bei jeder sich bietenden Gelegenheit,vor allem zur Disco. Auch wenn die großen Zeitender „KATAkombe“ inzwischen lange vorbei sind,ein beliebter Treffpunkt für die Kinder undJugendlichen rund um den hoch aufragendenKirchturm ist sie immer noch.

Denn hier – wie auch in den anderen Gemeindender im Zuge der Bistumsumstrukturierung Anfang2008 neu errichteten katholischen Pfarrei St.

Lambertus, die nahezu komplett das Gebiet desStadtbezirks II abdeckt – sorgt man mit Gruppen-stunden, Bastelnachmittagen und religiösenAngeboten, aber auch mit Parties und Disco-Abenden dafür, dass den Kids nicht langweiligwird und sie sich sinnvoll beschäftigen können.Ganz neu in St. Hubertus sind übrigens diePfadfinder von St. Engelbert, deren Stamm sichwegen der Schließung der denkmalgeschütztenBöhm-Kirche notgedrungen eine neue, räumlichewie geistliche Heimat suchen musste und nun ander Töpferstraße, nein nicht zeltet …

Und wo gingen die evangelischen Kids aus Rüt-tenscheid und Umgebung schon immer hin? Indie Julienstraße, ins legendäre „EMO“, das bereits1914 speziell für Jugendliche im Hof des Gemein-dezentrums Reformationskirche gebaut wurde.

JugendarbeitKATA UND EMO, RÜBE UNDVILLA RÜ –FÜR LANGEWEILE IST HIER KEIN PLATZ

Villa Rü

Page 22: Essen sind wir Ruhrhalbinsel-3 · für die Seele (vulgo: das Seelenheil) seines Bruders Ripuvinus dem heiligen Ludgerus (folglich der AbteiWerden) ein Stück Land in Rüttenscheid

4342

Sport und Vereine

SPORT IST MORD –HÄLT ABER GESUND UNDMUNTER

No sports, pflegte der gute alte Winston Churchillstets zu sagen. Und wurde mit diesem Motto ur-alt … Ob ihn das nun wahrlich nahezu unüber-schaubare Angebot sportlicher Möglichkeiten imStadtbezirk II eines Besseren belehrt hätte?

Wer weiß, doch vermutlich hätte der großeStaatsmann und Literatur-Nobelpreisträger (!) alswahrer Gentleman nur die Hohe Kunst des tisch-basierten Kugelstoßens akzeptiert, wie man sieetwa im „Billard Club Rellinghausen 41“, dem „BCRüttenscheid 87“ oder dem „Billard SportvereinEssen 98“ praktiziert. Das urbritische Pub-Vergnügen des Werfens kleiner Pfeile auf wehrlo-se Tafeln, dem sich der Dart-Club „DC Green Bulle.V. Essen“ widmet, wäre dem passioniertenZigarrenraucher dagegen wohl „too much under-class“ gewesen.

Angesichts seiner massiven Erscheinung hättedem „Lord Warden of the Cinque Ports“ (so einerseiner vielen Ehrentitel) sicher ein regelmäßigerBesuch des Kneipp-Vereins mit seinen Wassertret-anlagen in der Gruga gutgetan, den SebastianKneipp auf seiner Reise durch das Ruhrgebiet 1894höchstpersönlich gründete. Auch die regelmäßi-ge Teilnahme am „Herz-Kreis e.V.“ im Bergerhau-sener Herzsportcenter wäre eine echte Empfeh-lung für Sir Winston gewesen, der die sprich-wörtliche Toleranz der oft als Nudisten verun-glimpften „Licht-Luft-Sportgemeinschaft“ sichernicht strapaziert hätte, die hinter dem Schür-mannshof an der Kaninenberghöhe über ein aus-gedehntes Gelände mit Schwimmbecken undSauna verfügt.Für die kleinen und großen Pferdenarren, die sichjeden Tag im Rellinghauser „Reit- u. PonyclubSchellenberg“ zur Freude aller dort versammeltenVierbeiner treffen, hätte Churchill wohl großeSympathien gehabt. Ritt er doch als junger Offizier1898 in der Schlacht von Omdurman im Sudan dieletzte große Kavallerieattacke der britischenMilitärgeschichte mit. Die dort erworbenenReitkünste könnte der Kavallerist, der 1911 zumErsten Lord der Admiralität (vulgo: Marineminis-ter) ernannt wurde, gar vornehm in der denkmal-geschützten Halle des noblen „ReitsportvereinEssen“ am Stadtwaldplatz präsentieren, der selbstDressur-Olympiasiegerin Nicole Uphoff zu seinenMitgliedern zählt.Vielleicht zögen ihn seine seemännischen Erfah-rungen aber auch ans Wasser: etwa beim „KSVRuhrfreunde e.V. Essen-Rellinghausen“ oder beim„Kanu-SV Rothe Mühle e.V. 1924“, deren Mitglieder

das der britischen Upperclass vorbehaltene Poloin schnittigen Böt’chen auf der Ruhr ausspielen.Wer nicht schwimmen kann, was man etwa beimBergerhauser „SSSV Blau-Gelb Delphin e.V.“ lernt,der geht beim Kanu-Polo aber rasch baden.Ob Winston Churchill sein Lebens-Motto „nosports“ während der Leibesertüchtigung als Ka-dett in der Militärakademie Sandhurst postulier-te? Wenn überhaupt, dann hätte der fünffacheVater seinen vier Töchtern gewiss den „TV Relling-hausen 91/24“ nahegelegt, wo junge Hüpfer nebstvielen anderen Sportarten auch Trampolin-Turnenkönnen. Oder aber die „SG Heisingen 1887“, die inder Turnhalle am Krausen Bäumchen den sportivenUmgang mit dem treudeutschen Rhönrad lehrt.Seinen Sohn Randolph dagegen hätte derberühmte Brite bestimmt in die Fußstapfen vonJens Lehmann und Oliver Bierhoff treten lassen,die ihr goldenes Fußwerk am Uhlenkrug beimrenommierten „ETB Schwarz-Weiß“ lernten. Solltees dagegen nicht ganz so vornehm sein, bötensich auch reichlich andere Möglichkeiten für denkickenden Nachwuchs – etwa „DJK E.-Stadtwald1960“, „SC Ardeys-Blau-Baeren e.V. 1967“, „TUSRüttenscheid 1887“,„VfL Sportfreunde 07“ …Leider haben es die Kinder berühmter Eltern janicht immer leicht, weshalb eine solide Box- oderJudo-Ausbildung im „Essener Sport Club Relling-hausen 06“ für den Churchill-Nachwuchs durch-aus von Nutzen hätte sein können. Alternativ ließesich die Kunst der Selbstverteidigung auch bei „i-

defense e.V. Essen“ vis à vis des Landgerichts erler-nen. Reichte dafür die Geduld nicht, die einem einBesuch der „Yoga-Gruppe Essen e.V.“ vermittelnkönnte, dann hülfe im Falle eines Falles nur eins:flott stiften gehen.Man muß ja nicht gleich übertreiben wie die„Eiermänn“ des „Triathlon-Club 1984“, die amHaumannplatz trainieren. Mindestens ebenso gutfür die Fitness wäre der regelmäßige Besuch einesder vielen Lauftreffs, vor allem an der Schiller-wiese, wo man häufig – boah glaubse – auch UweLyko alias Herbert Knebel und Piet Klocke beimHobby-Kicken bewundern kann.No tennis, mag Herr Churchill an dieser Stelle fra-gen, dem versichert sei, dass auch diese englischeErfindung im Stadtbezirk II keinesfalls zu kurzkommt, wo man beim „TC Essen-Süd“ am KrausenBäumchen sowie dem „TC Grün-Weiß Stadtwald“in ebensolchem immer wieder gern auf Filzkugelneindrischt. Doch während hier in strahlendemWeiß auf sattem Grasgrün oder Ziegelrot agiertwird, schätzen die Mitglieder des „Essener Skiklub1908“ oder der „Skigemeinschaft SGN“ genau dieentgegengesetzte Farbkombination, müssen da-für allerdings mindestens bis ins Sauerland rei-sen, um wirklich Freude an ihrem Sport zu finden.Ebenfalls nix für den guten alten Winston Chur-chill, dessen Interesse an historischen Themen ihnsicher eher zu einem Engagement in der „Bürger-schaft Rellinghausen-Stadtwald“, im „BürgervereinBergerhausen 1956“ oder dem „Bürger- und Ver-kehrsverein Rüttenscheid“ bewogen hätte. Ganz

Page 23: Essen sind wir Ruhrhalbinsel-3 · für die Seele (vulgo: das Seelenheil) seines Bruders Ripuvinus dem heiligen Ludgerus (folglich der AbteiWerden) ein Stück Land in Rüttenscheid

zu schweigen davon, dass der gewiefte Politikerbei der „Interessengemeinschaft Rüttenscheid“(IGR) mitgemacht hätte, die sich vorbildlich für denurbansten und vitalsten Essener Stadtteil einsetzt.Auch in der Riege prominenter Minister und(Ober-) Bürgermeister, die den von Viktor Seroneitinitiierten Verein„Kinder sind der Rhythmus dieserWelt“ zur Förderung von Kreativität und Tolerenzunterstützen, hätte der mehrfache britischePremierminister gut gepasst. Und ob der eher pas-sive Freimaurer Sir Winston, der 1902 in derLondoner „Rosemary Lodge No. 2851“ zum Meistererhoben wurde, wohl regelmäßig die Loge„Schwarzer Diamant“ in der Witteringstraßebesucht hätte?An der guten alten Tradition des Wurstsammelns,das seit 1909 die jungen Burschen der „1. Ruhr-ländische Karnevalsgesellschaft GemütlichkeitRellinghausen 1906“ jeden Karnevalsdienstag füreinen guten Zweck bei den Kaufleuten und Wirtendes Stadtteils durchführen, daran hätte der (lauteiner BBC-Umfrage 2002) „bedeutendste Britealler Zeiten“, der nie in Essen weilte, gewiss seineFreude gehabt. Schließlich ist diese Tätigkeit ein-deutig – no sports …

ESSENER SPORTBUNDwww.essener-sportbund.infoHier findet man die Adressen allerEssener Sportvereine.

INTERESSENGEMEINSCHAFTRÜTTENSCHEID E.V. (IGR)www.igruettenscheid.de

BÜRGERSCHAFTRELLINGHAUSEN-STADTWALD E.V.www.buergerschaft-rellinghausen.de

KINDER SIND DER RHYTHMUSDIESERWELT E.V.www.wir-trommeln-fuer-kinder.de

44

An der Schillerwiese

Page 24: Essen sind wir Ruhrhalbinsel-3 · für die Seele (vulgo: das Seelenheil) seines Bruders Ripuvinus dem heiligen Ludgerus (folglich der AbteiWerden) ein Stück Land in Rüttenscheid

46 In Essen war der Stadtbezirk II immer wieder Vor-reiter, wenn es um innovative Lösungen rund umsRadfahren ging. So gab es in Rüttenscheid dieerste Einbahnstraße, in der man gegen die Fahrt-richtung radeln konnte (Brigittastraße). In-zwischen sind es mehrere Dutzend, und das ent-gegen vielen Befürchtungen ohne Probleme.Ebenfalls in Rüttenscheid gab es die ersten Fahr-radstraßen – verkehrsberuhigte Nebenstraßen, indenen Radfahrer absoluten Vorrang genießen, derAutoverkehr allerdings auch nicht ausgesperrt ist.Zum Radfahren gehören natürlich auch geeigne-te Abstellmöglichkeiten. So wurden am S-BahnhofEssen-Süd die allerersten abschließbarenFahrradboxen für „Langzeitparker“ aufgestellt.Inzwischen findet man diese auch am S-BahnhofStadtwald und am U-Bahnhof Florastraße.

Seit 1995 baut die Stadt Essen ein mit eigenenWegweisern ausgeschildertes Radroutennetz auf,dessen erste Ausbaustufe im Stadtbezirk II nahe-zu abgeschlossen ist. Erwähnenswert sind die bei-den vom Hauptbahnhof ausgehenden Nord-Süd-Radrouten „Huyssenallee – Rüttenscheider Straße– Norbertstraße“ (und weiter nach Haarzopf undKettwig) sowie „Rellinghauser Straße – Isenberg-straße – Von-Einem-Straße – Wittenbergstraße –Stadtwaldplatz“. Hier gabelt sich die Route: Zumeinen geht es weiter über die Lerchenstraße hin-unter zum Baldeneysee, zum anderen gelangtman über die Heisinger Straße bis nach Kupfer-dreh. Eine Süd-Nord-Route führt vom Ruhrtal ausdurch das Siepental bis zur Moltkestraße inBergerhausen, wo sie auf die von Steele kom-mende Ost-West-Route trifft, die wiederum im

weiteren Verlauf über die Moltke- und Kahrstraßein Richtung Holster- und Frohnhausen verläuft.

Markanteste Ost-West-Radroute ist der auf derehemaligen Eisenbahntrasse aus dem Ruhrtalüber Rellinghausen und Rüttenscheid führendeRadweg in Richtung Mülheim-Heißen. Ein kleinesStückchen führen auch drei überregionaleRadwanderrouten durch den Stadtbezirk II: Der„Rundkurs Ruhrgebiet“, die „Kaiser-Route“ undnicht zuletzt der 2006 mit großem medialen Auf-wand eröffnete, etwa 220 km lange „RuhrtalRadweg“, welcher der Ruhr von der Quelle inWinterberg bis zur Mündung in Duisburg folgtund sich als großer Erfolg erwiesen hat.

Möchte man den Stadtbezirk II mit dem Fahrraderschließen, muss man sich zunächst vor Augenhalten, dass einige Bereiche über nicht unbe-trächtliche topographische Unebenheiten verfü-gen. Empfehlenswert ist daher ein Fahrrad mitmindestens sieben Gängen, um auch Steigungeneinigermaßen gut bewältigen zu können. Zu emp-fehlen sind natürlich auch gute Bremsen.Beschrieben werden soll hier ein Rundkurs vonRüttenscheid über Stadtwald und Rellinghausen,zurück nach Rüttenscheid.

Gestartet wird auf dem Vorplatz der Grugahallean der Norbertstraße

GRUGAHALLEVom Vorplatz aus folgen wir zunächst der Straßenach links. Kurz vor der Unterführung der Alfred-straße / B 224 biegen wir links auf den Parkplatz,

Radfahren im Stadtbezirk II

47

überqueren diesen und gelangen auf den Radweg(ehemalige Bahntrasse MH-Heißen – Steele).Diesem folgen wir nach links. Nach wenigen hun-dert Metern befindet sich auf der linken Seite derEingang „Orangerie“ des Grugaparks.

GRUGAPARK / HUNDERTWASSERHAUSEin Stückchen weiter überqueren wir die Zufahrtzum „Hundertwasserhaus“, zu der links ein Weghinunterführt. Unten angekommen landen wirauf dem Kühlshammerweg, dem wir nach rechtsfolgen. Hier beginnt eine fast vollständige Umfah-rung des Grugaparks. Nach der Überquerung derLührmannstraße gelangen wir in der Straße Lühr-mannwald. Diese vollzieht nach ca. 100 Meterneine Rechtskurve, wir dagegen folgen halblinksdem Radgehweg weiter entlang der Grenze desGrugaparks. Unmittelbar vor der Autobahn machtder Weg einen Linksknick, wir folgen dem Wegweiter bis zur Ecke Norbertstraße.Hier unterqueren wir die Autobahn und radeln aufder anderen Seite weiter links über den Radweg.

Von diesem geht es quasi in gleicher Richtungweiter über den Tulpenweg. An dessen Ende bie-gen wir rechts in die Straße Nelkengarten und nurwenige Meter weiter links in die Einigkeitstraße.Mit dieser überqueren wir die vielbefahreneAlfredstraße / B 224, um kurz danach erneut nachlinks in die Rüttenscheider Straße abzubiegen.Unmittelbar vor der Autobahnüberquerung bie-gen wir rechts ab auf den Hof eines Autohandels,halten uns dort möglichst dicht auf der linkenSeite. Über einen schmalen Weg verlassen wir denHof und radeln im weiteren Verlauf auf einemRadgehweg entlang einer Lärmschutzwand. AmEnde stoßen wir auf die Heinrich-Held-Straße, derwir in einem großen Rechtsbogen folgen. Wirbefinden uns nun auf dem Gelände der ehemalsgrößten Zeche in Rüttenscheid, der ZecheLangenbrahm.

ZECHE LANGENBRAHMWeiter geht es über die Heinrich-Held-Straße.Unmittelbar an der Stelle, an der linker Hand der

Page 25: Essen sind wir Ruhrhalbinsel-3 · für die Seele (vulgo: das Seelenheil) seines Bruders Ripuvinus dem heiligen Ludgerus (folglich der AbteiWerden) ein Stück Land in Rüttenscheid

48

Stadtwald beginnt, biegen wir nach links in einenWaldweg ein. Nach wenigen Metern endet dieser,wir radeln wiederum links weiter. Der Weg voll-zieht einen Rechtsbogen, nun geht es eine Weileimmer geradeaus durch den Wald. Der Weg endetan der Frankenstraße, der wir zunächst auf dembreiten linken Gehweg nach links folgen. An derEinmündung der Eichenstraße liegt gegenüberder Eingang zum Waldpark.

WALDPARKWir fahren jetzt weiter über die Fahrbahn der Fran-kenstraße und stoßen auf den Stadtwaldplatz.Diesen queren wir und folgen weiter der Fran-kenstraße bis zur nächsten Ecke, wo wir rechts indie Leveringstraße abbiegen. Diese geht halbrechtsüber in die Goldfinkstraße. An deren Ende biegenwir links in die Schellstraße, die wiederum in dieVittinghoffstraße mündet. Schräg rechts gegen-über befindet sich ein kleines Waldgebiet. Hier be-finden sich die Reste der „Motte Vittinghoff“, dem

sagenhaften Stammsitz deren von Vittinghoff-Schell auf Schloss Schellenberg in Rellinghausen.

MOTTE VITTINGHOFFWir folgen der Vittinghoffstraße weiter nach links.In dem sich anschließenden Rechtsbogen biegenwir links ab in einen asphaltierten Waldweg mitfast schon alleehaftem Charakter. Diesem in denWald führenden Weg folgen wir auch über dasaspahltierte Ende hinaus. Wenige Meter weiterbiegt rechts ein schmaler Weg ab, an dem sich einStückchen weiter ein großes Hinweisschild befin-det, welches auf die hier mitten im Wald liegen-de frühere Zeche Gottfried-Wilhelm hinweist. Hierbefinden sich auch etwas versteckt zwei rundeBetondeckel, an deren Stelle früher die Förder-schächte waren.

ZECHE GOTTFRIEDWILHELMVom Hinweisschild aus verlassen wir das frühereZechengelände auf dem nach rechts führendenWeg, biegen am nächstquerenden Waldweg linksab und stoßen auf die Straße Renteilichtung, derwir ebenfalls nach links folgen. An deren Ende liegtrechter Hand das Schloss Schellenberg, welchesseit kurzem wieder gut einsehbar ist, nachdemStürme diverse Bäume zu Fall gebracht hatten.

SCHLOSS SCHELLENBERGVom Schloss aus folgen wir nun links der Schellen-bergstraße bis ins historische Zentrum desStadtteils Rellinghausen. Hier befindet sich u.a.der sogenannte „Hexenturm“. Über das schmaleGässchen Am Stift geht es hinunter zur Franken-straße, die wir in einem Links-Rechts-Versatz über-queren. Gegenüber folgen wir der Straße AmGlockenberg und gelangen zur Stiftskirche St.Lambertus mit den umliegenden historischenFachwerkhäusern.

HEXENTURM/STIFTSKIRCHE ST. LAMBERTUSAn der linken Seite der Kirche vorbei führt uns einschmaler Weg hinüber zum Radwanderweg auf

der ehemaligen Bahntrasse Mülheim-Steele.Diesem folgen wir nun einige Kilometer nach links.Wenige hundert Meter hinter einer Eisen-bahnunterführung biegt links ein Verbindungs-weg hinunter zur Wittenbergstraße ab. Unten tref-fen wir auf einen breiten Gehweg, dem wir nachlinks folgen. Nach knapp hundert Metern liegt aufder linken Seite eine großer asphaltierter Parkplatz.Dieser gehört zum Uhlenkrug-Stadion desTraditionsvereins ETB Schwarz-Weiß-Essen.

UHLENKRUGSTADIONEntlang des Parkplatzes liegt die Straße AmUhlenkrug, der wir nun in großem Rechtsbogenfolgen. Am Ende stößt diese wieder auf dieWittenbergstraße, die wir hier queren. Gegenübergeht es in den schmalen Platanenweg und nurwenige Meter weiter rechts in die Eichenstraße.Diese führt uns geradewegs in die alte Krupp-Siedlung Altenhof II.

SIEDLUNG ALTENHOF IIAm Eingang der Siedlung biegen wir zunächstnach rechts in die Hans-Niemeyer-Straße, direktdanach links in den Otto-Schnabel-Weg, an des-sen Ende erneut rechts in die Jüngstallee undzuletzt links in den Von-Bodenhausen-Weg. Mitdiesem verlassen wir die Siedlung und biegenlinks ab in die Wittekindstraße. Kurz darauf gehtes rechts ab in die Walpurgisstraße, der wir überdie Veronikastraße hinaus bis zur Wittenberg-straße folgen. In diese biegen wir links ab und fol-gen deren Radfahrstreifen bis über die Einmün-dung der Müller-Breslau-Straße hinaus auf diegegenüberliegende Seite. Dem dort befindlichenRadweg folgen wir ein paar Meter nach rechtsund biegen dann links in die Von-Einem-Straße,eine hier endende Sackgasse. Weiter geht es biszu der mit einer Diagonalsperre versehenenKreuzung mit der Rosastraße, der wir nach linksfolgen. Nach einigen hundert Metern biegen wiran der Kreuzung mit der Hedwigstraße nachrechts ab und stoßen auf den Rüttenscheider Platzmit seinem seit kurzem wieder in Betrieb befind-lichen Marktbrunnen.

RÜTTENSCHEIDER PLATZZur Weiterfahrt geht es ein Stück zurück über dieHedwigstraße bis zu deren Ende, wo wir auf dieEmmastraße stoßen. Dieser folgen wir nach rechtsbis es auch hier nicht mehr weiter geht. Nun bie-gen wir links in die Rüttenscheider Straße ein, ander nur wenige Meter weiter auf der linken Seitedie sehr, sehr alte Siechenkapelle liegt.

SIECHENKAPELLEWir folgen weiter der Rüttenscheider Straße inRichtung Süden. Kurz hinter der RüttenscheiderBrücke biegen wir rechts ab in die Straße Gruga-platz. Kurz vor der Einmündung mit der Alfred-straße / B 224 führt rechts eine Straße in einemBogen unter besagter Hauptverkehrsstraße hin-durch – geradewegs zum Vorplatz der Grugahalle,dem Start- und Zielpunkt unserer Radtour.

49

Page 26: Essen sind wir Ruhrhalbinsel-3 · für die Seele (vulgo: das Seelenheil) seines Bruders Ripuvinus dem heiligen Ludgerus (folglich der AbteiWerden) ein Stück Land in Rüttenscheid

50 URBANES FLAIR FÜR GENIESSER

Was dem Düsseldorfer seine Kö, ist dem Essenerdie Rü. Einkaufsparadies für jeden Geldbeutel,Flaniermeile nicht nur am Samstag, wenn diehalbe Stadt erst auf dem Rüttenscheider Markteinkaufen ist, um danach mit prall gefülltenEinkaufstaschen das große Schaulaufen zu bege-hen, und mit seinen zahllosen Restaurants soetwas wie ein zweites Wohnzimmer.

Vor allem kulinarisch hat die RüttenscheiderStraße, die am Glückauf-Haus mit Essens älte-stem (leider z. Zt. geschlossenen) Kino beginntund am längst den Weg allen Irdischen gegan-genen Alfredusbad endet, eine Menge zu bieten,ganz abgesehen davon, dass Genießer beiderleiGeschlechts hier die feinsten Dessous-Läden derStadt finden. Pflichttermine für alle anspruchs-vollen Zeitgenossen und ambitionierten Hobby-köche sind natürlich der Mittwoch und Samstag,wenn auf dem Rüttenscheider Markt eine mehrals beeindruckende Auswahl an frischem Ge-müse, Fisch und Fleisch offeriert wird. Doch auchan den anderen Wochentagen braucht niemandzu darben, gibt es doch mit „Gronau“ ganz in LilaEssens ältesten und erfolgreichsten Bio-Metzger,der durch’s Fenster auch täglich wechselndeKöstlichkeiten zum Mitnehmen verkauft, die alsFertignahrung zu bezeichnen eine Beleidigungwäre. Alle weiteren Zutaten für ein wahrhaftökologisch korrektes Festmahl finden sich in„Denns Biomarkt“ an der Ecke Kahrstraße.Konventioneller, aber mit einem sagenhaftenFeinkost- und Wein-Angebot glänzt der Keller

von Hertie am Rüttenscheider Stern. Für feinstenfrischen Fisch muss man allerdings RichtungSüden zu „Lydia Kluge“ marschieren, kann sichunterwegs bei „Olivia Culinaria Italiana“ mitfabelhaften Antipasti, Salame und Dolce ein-decken und bei „Rubens“, Essens kleinster Kaffee-rösterei, den Duft der großen weiten Welt nichtnur schnuppern, sondern in Form kostbarer Boh-nen auch mit nach Hause nehmen. Und wer tiefin die Erinnerungen seiner Kindertage eintau-chen möchte, sollte sein Obst und Gemüse bei„Sokoll“ kaufen, wo Orangen & Co. – pardon:Südfrüchte – noch wie in der guten alten Zeit zuPyramiden gestapelt werden. Von da aus ist esauch nicht mehr weit zu „Möhrchens Eis“, des-sen legendärer Ruf in den letzten Jahren aller-dings ein bisschen gelitten hat. WeshalbSchleckermäuler jeden Alters auch gerne denVergleich mit den leckeren Kreationen des„Eiscafé Kemmerling“ (einem Ableger der SteelerLegende) oder jenen von „Lattner“ an derSiechenkapelle wagen.

Lange Jahre gab es für die Kaffeepause zwisch-endurch – zünftiges Shopping gewinnt ja durchdie Pausen – nur die Wahl zwischen dem„Mondrian“, auf dessen Terrasse sich die Rütten-scheider Schickimicki-Szene gern im Glanze ihrerEinkäufe und Eroberungen sonnt, und dem tra-ditionsreichen Konditorei-„Café Kötter“, derenmächtig leckere Torten weit über Rüttenscheidhinaus berühmt sind. Doch inzwischen hat mandie Qual der Wahl, wo man auf der Rü seinenLatte macciatto schlürfen will. Zum Beispiel imentzückend wuseligen „Miamamia“, in der urba-

nen Lounge des weltläufigen „Allegro“ (nebenHertie) oder im Bistro-Bereich des „Lorenz“, dasaußerdem ein nettes Restaurant ist.

Womit wir endlich beim Thema „Tafelfreudenauf der Rü“ angekommen sind. Denn nirgendsin Essen finden sich mehr erstklassige Italienerals zwischen Glückauf-Haus und Alfredusbad.Ein Favorit ist nach wie vor die „Trattoria Trüffel“,deren Chef Diego Palermo ein kalabrischerKräuterhexer mit einem goldenen Händchen fürsubtile Aromen an fabelhaft gegarten Fischenzu moderaten Preisen ist. Berühmt für seinePasta ist hingegen Tiziano Girardi, Küchenchefder „Oase Due“, was sogar der strenge GaultMillau mit 14 Punkten zu würdigen weiß. Nichtzu verwechseln mit der traditionsreichen „Oase“an der Friederikenstraße, wo es tadellose „cuci-na italiana alla mamma“ gibt. Zurück zur Rü: Das„Lucente“ ist inzwischen fast nach Bredeney insehemalige „Mille Miglia“ umgezogen, aber auchdort nach wie vor ein beliebter Treffpunkt derreiferen Jeunesse dorée, die hier beim Schlem-men Sehen und Gesehen werden spielt. Falls sienicht gerade im winzigen „Palladio“ abhängt,dessen Preis-Leistungsverhältnis immer wieder,ebenso wie die Küchenkünste, beeindruckend ist.

Auch der Rest der Welt ist auf der Rü kulinarischdurchaus ordentlich vertreten. Abgesehen vondiversen Döner-Läden und Curry-Wurst-Bän-digern, kann man etwa im„Gandhi“ indisch spei-sen, sich im „Miga-Sushi“ japanisch auf hohemNiveau verwöhnen lassen oder im großzügigenAmbiente des „Oliv“ mit spanischen Tapas

Urlaubserinnerungen auffrischen. Zum gepfleg-ten Business-Lunch oder abendlichen Dinner istdagegen das auf fantasievolle, mediterran inspi-rierte Crossover-Kreationen spezialisierte Restau-rant „raum.eins“ eine gute Wahl, wenn es dennkein Italiener sein soll, zumal auch die Weinaus-wahl äußerst ansprechend ist. Als Alternativeböte sich auch das unterkühlt-stilvolle Restau-rant des „Lorenz“ oder der französische Bistro-Charme des mit 13 Gault-Millau-Punkten ausge-zeichneten Restaurants „Schote“ in der Emma-straße. Soll’s noch ein bischen mehr sein (näm-lich 15 Punkte), empfiehlt sich die „Rôtisserie duSommelier“ von Thomas Friedrich in der We-generstraße, die von der renommierten Fein-schmecker-Bibel als „heimelige Wirtschaft mitfranzösisch inspirierter Küche und superbemWeinangebot“ gelobt wird.

Natürlich kommt auch das Nachtleben auf derRü nicht zu kurz. Soll’s nur ein Bierchen (oderauch zwei) sein, ist Pumpen-Hannes’ „Schmitz“immer eine gute Wahl.Wer’s etwas nobler mag,geht nach nebenan in die „Schwarze Rose“, woes neben jeder Menge Cocktails und feinerSpirituosen auch regelmäßig Jazz-Konzerte gibt.Nicht zu vergessen dem Franz sein „Brenner“(mit Zum als Vornamen) um die Ecke, wo eben-falls der Zapfhahn immer offen ist. Oder „DieEule“ an der Klarastraße, die 2008 ihren 50.Geburtstag feierte und bei Karnevalisten wieFußballfans gleichermaßen beliebt ist. Oder einpaar Schritte weiter das „Leonardo“ am Land-gericht, wo Maestro Igor Albanese neben feinsteritalo-austriakischer Küche regelmäßig heimische

Kulinarisches

51

Page 27: Essen sind wir Ruhrhalbinsel-3 · für die Seele (vulgo: das Seelenheil) seines Bruders Ripuvinus dem heiligen Ludgerus (folglich der AbteiWerden) ein Stück Land in Rüttenscheid

52

RÜTTENSCHEIDAllegro, Rüttenscheider Str. 58, Tel. 749.1191Ampütte, Rüttenscheider Str. 42, Tel. 775572Café Kötter, Rüttenscheider Str. 73, Tel. 775459Club David, Rüttenscheider Str. 114, Tel. 230252Denns Biomarkt, Rüttenscheider Str. 49,Tel. 7267702Die Eule, Klarastr. 68, Tel. 776462Eiscafé Kemmerling, Rüttenscheider Str./Wegenerstr. 2-4, Tel. 7988550Eiscafé Lattner, Rüttenscheider Str. 143, Tel. 791900Gandhi, Rüttenscheider Str. 22, Tel. 8777811Metzger Gronau, Rüttenscheider Str. 92, Tel. 761015Hertie, Rüttenscheider Str. 62-64, Tel. 72473-0Leonardo, Zweigertstr. 55, Tel. 772611Lorenz, Rüttenscheider Str. 187, Tel. 79946Lucente, Rüttenscheider Str. 212, Tel. 424660Lydia Kluge, Rüttenscheider Str. 183, Tel. 781424Miamamia, Rüttenscheider Str. 183, Tel. 874.2562Miga-Sushi Restaurant,Rüttenscheider Str. 54, Tel. 792811Mörchens Eis, Rüttenscheider Str. 202, Tel. 422538

Jazz-Stars präsentiert. Und seit der legendäre,nicht nur von Schwulen und Lesben geschätzte„Club David“ nach Rüttenscheid umgezogen ist,weht auch das Flair der großen weiten Welt durchEssens beliebtesten Stadtteil.

Was auch immer des Nachts passiert, ein ordent-licher Zug durch die Gemeinde endet fast mitSicherheit auf der Rü, ziehen doch die dunklenHallen der „Ampütte“ mit dem Charme urdeut-scher Gemütlichkeit Nachtschwärmer an wie dieMotten das Licht. Kein Wunder, denn hier gibt’sseit über 100 Jahren bis morgens um vier Essensatt: grandiose Zwiebelsuppe, Rumpsteak undSchnitzel in allen Variationen. So sitzen nächtenselegante Opernbesucher einträchtig neben abge-takelten Damen des horizontalen Gewerbes und

schlagen sich den Bauch voll. Wenn überhauptetwas in Essen Kult ist, dann die „Ampütte“ …

Allerdings muß es – auch wenn’s schwerfällt –nicht immer die Rüttenscheider Straße sein, willman zwischen Siepental und Stadtwald, Gruga-park und Ruhr ausgehen. Doch während dieBergerhausener auswärts futtern müssen, weiles außer für den kleinen Hunger keine ernstzu-nehmenden Angebote in ihrem Stadteil gibt,haben die Einwohner von Rellinghausen undStadtwald mehr Glück und die Wahl zwischenerstaunlich vielen traditionsreichen Lokalitäten.Etwa die „Alte Dorfschenke“ von 1488, die für ihregutbürgerliche Küche weithin bekannt ist. Nur200 Jahre jünger ist das heimelige Fachwerk-haus des Restaurants „Kockshusen“ am Pilgrim-steig, wo man ebenfalls heimischer Kochkunstfrönt. In den uralten Gemäuern des Stiftshausesdagegen geht es „Bei Gino“ gut italienisch zu,ebenso wie bei „Toto“ einige Schritte weiter dieFrankenstraße herunter.

Etwas rustikaler sind die Rellinghauser Tradi-tionsgaststätten „Zum Blücherturm“ und„Forsthaus“, wo sich unter reichlich Geweihennicht nur die Kreisjägerschaft gerne trifft. Undim Sommer sitzt es sich am denkmalgeschütz-ten „Gebrandenhof“ von 1798 unter alten Bäu-men ausgesprochen nett. Alternativ bietet sichauch die Terrasse des urigen Steak-Restaurants„Drago“ gleich neben der Ruhr an – besserbekannt als „Zornige Ameise“. Soll es dagegenwirklich nur ein Bierchen unter freiem Himmelsein, haben es auch die Bergerhausener gut –zumindest bei schönem Wetter: Gibt es dochzwei nette kleine Lokale in den Schrebergärtenam Krausen Bäumchen und außerdem mit demlegendären „Appelhannes“ auf der Billebrink-höhe hoch über dem Ruhrtal eine Kneipe samtBiergarten mit einem derart spektakuläremAusblick, dass selbst eingefleischte Rütten-scheider neidisch werden.

53

Mondrian, Rüttenscheider Str. 113, Tel. 780178Oase, Friederikenstr. 45-47, Tel. 770791Oase Due, Rüttenscheider Str. 189, Tel. 790640Oliv, Rüttenscheider Str. 203, Tel. 4555855Olivia Culinaria Italiana,Rüttenscheider Str. 109, Tel. 3166926Palladio, Rüttenscheider Str. 166, Tel. 425656raum.eins, Rüttenscheider Str. 154, Tel. 4553747Rôtisserie du Sommelier,Wegenerstr. 5, Tel. 959.6930Rubens Kaffeerösterei, Emmastr. 7, Tel. 7988171Schmitz, Rüttenscheider Str. 143, Tel. 770707Schote, Emmastr. 25, Tel. 780107Schwarze Rose, Rüttenscheider Str. 143,Tel. 7267650Sokoll, Rüttenscheider Str. 209, Tel. 422518Trattoria Trüffel Da Diego,Rüttenscheider Str. 114, Tel. 878520Zum Brenner, Hedwigstr. 37, Tel. 784246

BERGERHAUSEN / RELLINGHAUSEN /STADTWALDAlte Dorfschenke, Frankenstr. 151, Tel. 470366Appelhannes, Fünfkirchenblick 103, Tel. 545.0664Bei Gino, Frankenstr. 263, Tel. 444852Drago Zornige Ameise,Zornige Ameise 3, Tel. 443040Forsthaus, Amselstr. 1, Tel. 440484Gebrandenhof,Wittenbergstr. 85, Tel. 444422Kockshusen, Pilgrimsteig 51, Tel. 360.1166Toto, Frankenstr. 110, Tel. 430.6987Zum Blücherturm, Oberstr. 24, Tel. 470455

Page 28: Essen sind wir Ruhrhalbinsel-3 · für die Seele (vulgo: das Seelenheil) seines Bruders Ripuvinus dem heiligen Ludgerus (folglich der AbteiWerden) ein Stück Land in Rüttenscheid

ERSTE ADRESSE FÜR:

Stadtinformation | HotelvermittlungKongress- und TagungsserviceStadtrundfahrten und RundgängeSouvenirs | Messe-Info | TicketingIndividualprogramme

ESSEN MARKETING GMBH

TouristikzentraleAm Hauptbahnhof 2 | 45127 EssenÖffnungszeiten:Montags bis Freitags: 9.00 - 17.30 UhrSamstags: 10.00 - 13.00 Uhr

TICKET-HOTLINE: 0201/88 72333

ESSEN. WILLKOMMEN.SEIEN SIE UNSER GAST

Page 29: Essen sind wir Ruhrhalbinsel-3 · für die Seele (vulgo: das Seelenheil) seines Bruders Ripuvinus dem heiligen Ludgerus (folglich der AbteiWerden) ein Stück Land in Rüttenscheid

57

Hauptradrouten (siehe Seite XX)

Radtourenvorschlag (siehe Seite XX)

Der BezirkIM ÜBERBLICK

1 Rüttenscheider MarktKlarastraße

2 Gruga-ParkNorberstraße

3 Siedlung Altenhof I.Gußmannplatz

4 SchillerwieseWittenbergstraße

5Motte VittinghoffVittinghoffstraße

6 St. Lambertus und Altes StiftshausStiftsplatz

7 KunsthausRübezahlstraße

8 KunstwerkerhütteWestfalenstraße / Kunstwerkerstraße

9 Kath. Kirche Pax ChristiAn St. Albertus Magnus

10 SiepentalLanterstraße

11 SchürmannhofKaninenberghöhe

12 Kath. Kirche St. HubertusTöpferstraße

2

3

4

9101

5

67

8

11

12

Page 30: Essen sind wir Ruhrhalbinsel-3 · für die Seele (vulgo: das Seelenheil) seines Bruders Ripuvinus dem heiligen Ludgerus (folglich der AbteiWerden) ein Stück Land in Rüttenscheid

58

RÜTTENSCHEID

NAMENSERKLÄRUNGDer Name entwickelte sich aus dem mittelalter-lichen „Riudenscethe“. Letzte Forschung neigtdazu, an das altsächsische „hriud“ = Riedgras an-zuknüpfen und im Ortsnamen einen Siedlungs-raum zu sehen, der durch Schnitt des Riedgrases,des Schilfs also, gewonnen wurde. Möglich istaber auch „Rodungsscheide“: ein aus dem Waldgerodetes Stück Land.

GEHÖRT ZU ESSEN SEIT,FRÜHERE BEZEICHNUNGErstmals urkundlich erwähnt 970Eingemeindet seit 01.07.1905Einwohnerzahl 27.932 (Stand: 31.12.2007)Größe 449,28 Hektar

KURZPROFIL MIT INFOS ZUMSTRUKTURWANDELIn der überwiegenden Zeit des 19. Jahrhundertsgehörte Rüttenscheid als Gemeinde dem Bürger-meistereiverband Altenessen an. Aus der TeilungAltenessens entstand u.a. am 1. Januar 1874 dieBürgermeisterei Stoppenberg, zu der auch Rütten-scheid geschlagen wurde. Am 16.4.1884 ändertensich die Dinge schon wieder: Rellinghausen,Heisingen und Rüttenscheid bildeten gemeinsamdie Bürgermeisterei Rellinghausen. Erst am1.6.1900 erlangte Rüttenscheid Selbständigkeit,doch nur für fünf Jahre. Bei der Eingemeindungwar Rüttenscheid an Essen schon ziemlich dichtherangewachsen. Auf Grund seiner idealen Lagesüdlich des Stadtzentrums entwickelte es sich zueinem mit wichtigen Dienstleistern, einem star-ken Einzelhandel und stadtweit genutzten Frei-zeiteinrichtungen versehenen Wohngebiet.

Man sagt, Rüttenscheid sei das ideale Wohngebietfür Singles: Gute Verkehrsanbindung, Einkaufs-möglichkeiten, Kneipen jeder Sorte. Man wohntnicht schlecht in den zum Teil verkehrsberuhigtenStraßen zwischen A52 und Alfredstraße, aber manwohnt recht kompakt. Die Rüttenscheider jeden-falls genießen das eigene Quartier als ein urba-nes, starkes Stück Essen und wissen fürs Luft-schnappen den Grugapark im ureigenen Bereich.Die Messe Essen dort und Land- und Amtsgericht,Arbeits- und Landessozialgericht nördlich derZweigertstraße sowie das Polizeipräsidium süd-lich von ihr bezeugen die Attraktivität desStandortes Rüttenscheid. Übrigens hat auch dieEssener Verkehrs-AG. (EVAG) hier, im sogenann-ten „Erzhof“, ihre Zentrale.

Kurzinfos Stadtteile SEHENSWÜRDIGKEITEN, SPORT- UNDKULTURSTÄTTEN, BESONDERHEITEN- Grugahalle und Grugapark: Grugapark. Norbert-

straße. 70 Hektar großer Freizeitpark. Blumen,Sträucher, Bäume werden ergänzt durch Ange-bote zum Spielen für Groß und Klein. Kleintier-gehege, Vogelvolieren, Bienenstöcke machenKindern besonderen Spaß. Viele Plastiken, dar-unter Henry Moores „Knife Edge“ geben demPark, den auch eine Kleinbahn durchfährt, zusätz-lich das Flair einer Freiluft-Kunstausstellung.

- Siechenkapelle. Rüttenscheider Str. 147. Gebautzwischen 1426 und 1445 für die Seelsorge imSiechenhaus, das hier damals inmitten von Waldund Gärten lag. Patienten waren Leprosekranke,Aussätzige, und zwar bis 1726.

- Kruppsiedlung Altenhof. Gußmannplatz. 1893 bis1905 von Krupp im „Landhaus-Stil“ gebaute Sied-lung für Rentner und Invaliden der Firma. Nurnoch Reste sind zu sehen. Das meiste musstedem Neubau des Krupp-Krankenhauses weichen

- Sportplatz Veronikastraße- Messe Essen- Theater Courage- Theater Sago- Katakomben-Theater im Girardet-Haus- Die Bühne

KRANKENHÄUSERAlfried Krupp von Bohlen und Halbach Kranken-haus gem. GmbH, Alfried-Krupp-Str. 21, 45131 Essen

SCHULEN- Andreasschule, Grundschule, Von-Einem-Str. 56,

45130 Essen- Christinenschule, Grundschule, Christinenstr. 4,

45131 Essen- Käthe-Kollwitz-Schule, Grundschule,

Christinenstr. 4, 45131 Essen- Albert-Schweitzer-Schule, Grundschule,

Brigittastr. 34, 45130 Essen- Grundschule Rüttenscheid, Brigittastr. 34,

45130 Essen- Bertha-von-Suttner-Schule, Realschule,

Karolinenstr. 1-3, 45130 Essen

- Weiterbildungskolleg der Stadt Essen –Abendrealschule, Karolinenstr. 1-3, 45130 Essen

- Helmholtz-Gymnasium, Rosastr. 83, 45130 Essen- Maria-Wächtler-Schule, Gymnasium,

Rosastr. 75, 45130 Essen

KINDERGÄRTEN- Katholische Kindertagesstätte St. Martin,

Alfried-Krupp-Straße- Kindertagesstätte Alfried-Krupp-Krankenhaus- Städtische Kindertagesstätte Brassertstraße- Katholische Kindertagesstätte St. Ludgerus- Kindertagesstätte Elterninitiative Kinderladen

Hotzenplotz e.V.- Kindertagesstätte der Arbeiterwohlfahrt im

Girardethaus- Evangelische Kindertagesstätte Isenbergstraße- Evangelischer Kindergarten Haus der kleinen

Leute- Waldkindergarten in der Gruga- Waldorfkindergarten e.V.- Katholischer Kindergarten St. Andreas

STADTTEILBEZOGENE INTERNETADRESSENwww.IGRuettenscheid.de

ÖPNV-ANBINDUNGENZentrale Haltestelle Rüttenscheider Stern, Martin-straße, Paulinenstraße, Cäcilienstraße, Landge-richt, Messe / GrugaU-Bahn-/ Straßenbahn-Linien 101, 106, 107, U11Buslinien 142, 145, 146, 160, 161 sowie BürgerbusHaarzopf-Margarethenhöhe-RüttenscheidNachtexpress NE 7, NE8, NE13, NE 14Nächstgelegener Bahnhof Essen-Hbf, Essen-Süd (S6)

59

Page 31: Essen sind wir Ruhrhalbinsel-3 · für die Seele (vulgo: das Seelenheil) seines Bruders Ripuvinus dem heiligen Ludgerus (folglich der AbteiWerden) ein Stück Land in Rüttenscheid

6160

RELLINGHAUSEN

NAMENSERKLÄRUNGDer Name leitet sich wohl von dem altmittel-hochdeutschen „Ruoldinghus“ ab, was auf denBesitz eines gewissen Ruolds schließen läßt. Um860 ist ein Oberhof dieses Namens nachweisbar,der wahrscheinlich im Bereich des heutigen Stifts-platzes bestand.

GEHÖRT ZU ESSEN SEIT,FRÜHERE BEZEICHNUNGErste urkundliche Erwähnung 943 (Ruoldinghus)Eingemeindet seit 01.04.1910Einwohnerzahl 3.652 (Stand: 31.12.2007)Größe 148,61 Hektar

KURZPROFIL MIT INFOS ZUMSTRUKTURWANDELObwohl Rellinghausen durch die vielbefahreneFrankenstraße geteilt wird, hat sich der kleinsteEssener Stadtteil seinen dörflichen Charakter, vorallem im Bereich der Oberstraße, bewahren kön-nen. Auf den Flächen der ehmaligen ZechenSchnabel ins Osten und Gottfried Wilhelm befin-den sich heute unterschiedlichste Handwerks-betriebe sowie Einzelhandelsmärkte, während die

STADTWALD

NAMENSERKLÄRUNGDer ehemals zu Rellinghausen gehörende Stadt-teil, der in Katasterkarten immer noch unter sei-nem historischen Namen„Gemarkung Heide“ ver-zeichnet ist, erhielt seinen heutigen Namen 1910.Damals kaufte die Stadt Essen die umliegendenWälder als Naherholungsgebiete auf, so dass esnahelag, das neue Wohngebiet als „Stadtwald“ zubezeichnen.

GEHÖRT ZU ESSEN SEIT,FRÜHERE BEZEICHNUNGErste urkundliche Erwähnung Namensgebungerst im 20. JahrhundertEingemeindet seit 01.04.1910Einwohnerzahl 10.237 (Stand: 31.12.2007)Größe 421,16 Hektar

KURZPROFIL MIT INFOS ZUMSTRUKTURWANDELStadtwald wurde erst Anfang des 20. Jahrhun-derts unter Federführung des BürgermeistersErich Zweigert als – in der Tat – Stadtwald ange-legt. Erste Bebauungen der einst – trotz mannig-faltiger Bergbauaktivitäten im Untergrund –

agraisch geprägten Gegend stammen aus den20er Jahren. Heute ist Stadtwald ein gehobenesWohnviertel, wo viele Akademiker und Mittel-ständler wohnen. Der Stadtteil ist Dank des Stadt-und Schellenberger Waldes außerordentlich grün.An der „Schillerwiese“ treffen sich Essens Joggerzum Auslauf. Die sportlichen, gastronomischenund kulturellen Angebote sind sehr gut, ebensodie Einkaufsmöglichkeiten. Wer mehr erlebenmöchte, ist schnell in Rüttenscheid oder derInnenstadt.

SEHENSWÜRDIGKEITEN, SPORT- UNDKULTURSTÄTTEN, BESONDERHEITEN- Schillerbrunnen- Schillerwiese und Turnhalle- Uhlenkrug-Stadion- Sportplatz Walpurgistal- Reitverein am Stadtwaldplatz- Tennisvereine

SCHULEN- Ardeyschule, Grundschule, Oberstr. 51,

45134 Essen- Stiftschule, Grundschule, Amselstr. 30,

45134 Essen- Freie Waldorfschule, Schellstr. 47, 45134 Essen- Gesamtschule Süd, Frankenstr. 200, 45134 Essen

KINDERGÄRTEN- Evangelischer Kindergarten Essen Rellinghausen- Städtische Kindertagesstätte Erikapfad- Kindertagesstätte Elterninitiative

Kindergruppe Rübezahl- Katholischer Kindergarten St. Theresia- Waldorfkindergarten e.V.

STADTTEILBEZOGENE INTERNETADRESSENwww.essen-stadtwald.de

ÖPNV-ANBINDUNGENZentrale Haltestelle Stadtwaldplatz, ForsthausplatzBuslinien 142, 144, 145, 146, 175, 194, SB 19Nächste Bahnhöfe Essen-Stadtwald (S6)

ehemalige Bahnstrecke Mülheim-Heißen–Alten-dorf (Ruhr) heute ein vielgenutzter Radweg ist.

SEHENSWÜRDIGKEITEN, SPORT- UNDKULTURSTÄTTEN, BESONDERHEITEN- Blücherturm- Schloss Schellenberg- Kunsthaus Rübezahlstraße- St. Lambertus- St. Annen-Kapelle

SCHULEN- Albert-Einstein-Schule, Realschule,

Ardeyplatz 1, 45134 Essen

KINDERGÄRTEN- Katholischer Kindergarten St. Lambertus

STADTTEILBEZOGENE INTERNETADRESSENwww.buergerschaft-rellinghausen.de

ÖPNV-ANBINDUNGENZentrale Haltestelle Rellinghausen Rathaus, Fine-fraustraße, Augustinum, Annental, SartoriusstraßeStraßenbahnlinie 105Buslinien 142, 144, 155, 175, 194, SB 15Nächste Bahnhöfe Essen-Süd (S6),Essen-Stadtwald (S6)

BERGERHAUSEN

NAMENSERKLÄRUNGDer Name Bergerhausen leitet sich von dem alt-mittelhochdeutschen „Bergarahuson“, das gesi-chert erstmals 943 urkundlich erwähnt wird.

GEHÖRT ZU ESSEN SEIT,FRÜHERE BEZEICHNUNGErste urkundliche Erwähnung 943 (Bergarahuson)Eingemeindet seit 01.04.1910Einwohnerzahl 11.858 (31.12.2007)Größe 329,65 Hektar

Page 32: Essen sind wir Ruhrhalbinsel-3 · für die Seele (vulgo: das Seelenheil) seines Bruders Ripuvinus dem heiligen Ludgerus (folglich der AbteiWerden) ein Stück Land in Rüttenscheid

62

KURZPROFIL MIT INFOS ZUMSTRUKTURWANDELBis weit in die 60er Jahre hinein bestand einGroßteil von Bergerhausen noch aus Wiesen undFeldern. Heute ist davon so gut wie nichts mehrzu sehen, obwohl an der Kaninenberghöhe immernoch ein alter Fachwerkhof existiert. 943 erstmalsurkundlich erwähnt, war Bergerhausen stets nureine lockere Ansammlung von Weilern undBauernhöfen. Erst als 1821 Franz Dinnendahl ander Westfalenhalle die „Kunstwerkerhütte“ alsEisengießerei und Maschinenfabrik errichtete, ver-dichtete sich die Wohnbebauung an wenigenStellen. In dem von Unterbergerhausen durch dievielbefahrene Ruhrallee (B227) getrennten Ober-bergerhausen gibt es eine schöne Zechensiedlungam Papenberghang, die vom Selbstverständnisder Bewohner freilich eher nach Rellinghausengehörte. Ansonsten überwiegen in Oberberger-hausen Einfamilienhäuser. Entlang der Weserstra-ße gibt es die meisten Mehrfamilienhäuser desStadtteils, freilich mit recht großen Gärten. Nochgrüner sind Unterbergerhausen und die nur vonder Steeler Straße aus erreichbare Billebrinkhöhe,die zu den gefragtesten Wohngegenden Essensgehören. Vor allem Einfamilienhäuser aus den60er Jahren prägen das Straßenbild.Verkehrsgün-stig gelegen, ist Bergerhausen mit seinem vielenGrün ideal für Familien mit Kindern geeignet, dieim Siepental perfekte Spielmöglichkeiten finden.

SEHENSWÜRDIGKEITEN, SPORT- UNDKULTURSTÄTTEN, BESONDERHEITEN- Bezirkssportanlage Am Krausen Bäumchen- Kath. Kirche St. Hubertus,Töpferstraße- Kath. Kirche Pax Christi, An St. Albertus Magnus- Schürmannhof- Kunstwerkerhütte- Siepental- Wegekreuz Am Krausen Bäumchen / Weserstraße

SCHULEN- Schule Am Krausen Bäumchen, Grundschule,

Elbestr. 20-22, 45136 Essen- Theodor-Heuss-Schule, Grundschule, Elbestr. 43,

45136 Essen- Elsa-Brändström-Schule, Realschule,

Bergerhauser Str. 13, 45136 Essen

KINDERGÄRTEN- Katholischer Kindergarten Pax-Christi- Kindertagesstätte Elterninitiative

Kinderladen Trotzköpfe e.V.- Katholischer Kindergarten St. Hubertus- Katholischer Kindergarten St. Raphael- Evangelischer Kindergarten Weserstraße- Städtische Kindertagesstätte Weserstraße

BEMERKENSWERTEWIRTSCHAFTS- /INDUSTRIEANSIEDLUNGENGewerbegebiet Langenbrahm zwischen Relling-hauser Straße und A52

ÖPNV-ANBINDUNGENZentrale Haltestelle Ahrfeldstraße, Hohefuhrstraße,Töpferstraße, Weserstraße, Zeche Ludwig; für dieBillebrinkhöhe: Dinnendahlstraße, KunstwerkerhütteStraßenbahn-Linien 105;für die Billebrinkhöhe: 103, 109Buslinien 154, 155, 160, 161 SB 15; für dieBillebrinkhöhe: 194Nächste Bahnhöfe Essen-Hauptbahnhof,Essen-Süd (S6), Essen-Steele (RE14, S1, S3, S9)

Spaß beim Rü-Fest

Page 33: Essen sind wir Ruhrhalbinsel-3 · für die Seele (vulgo: das Seelenheil) seines Bruders Ripuvinus dem heiligen Ludgerus (folglich der AbteiWerden) ein Stück Land in Rüttenscheid

GAN Z NAH DRAN.Hier sind Sie von Anfang an hautnah dabei. In der GRUGAHALLE ESSEN –seit fünf Jahrzehnten eine feste Größe für Veranstaltungen aller Art.

MESSE ESSEN GmbH, Geschäftsbereich Congress Center Essen/GrugahalleFon.: + 49 (0)201. 72 44-0, Fax: + 49 (0)201. 72 44-500, E-Mail: [email protected] www.grugahalle.de