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Start-ups stellen ganze Industrien auf den Kopf, aber
etablierte Unternehmen haben die Erfahrung auf ihrer
Seite. Wie können sie ihre Expertise am besten nutzen
und sich zugleich auf die digitale Zukunft vorbereiten?
Digitalisierung für etablierte Unternehmen: Wie Werkstoffhandel und Beschaffung den Sprung ins digitale Zeitalter schaffen
Ausgabe August 2019
Digitalisierung für etablierte Unternehmen: Wie Werkstoffhandel und Beschaffung den Sprung ins digitale Zeitalter schaffen
1
Executive summary
Die Digitalisierung rüttelt am Selbstverständnis
etablierter Unternehmen fast aller Sektoren.
Gleichzeitig erschließt sie zahlreiche neue
Möglichkeiten des geschäftlichen Umgangs
miteinander. Marktveränderungen erfolgen
teilweise scheinbar über Nacht, und viele digitale
Start-ups krempeln tatsächlich innerhalb weniger
Monate langjährig bewährte Geschäftsmodelle
um. Dennoch hat die Materialwirtschaft den
digitalen Trends bisher weitgehend standgehalten.
Dabei bietet sie der Disruption durch große
E-Commerce-Plattformen wie Amazon aufgrund
ihrer Fragmentierung viel Angriffsfläche.
Bestehende Unternehmen, die die Digitalisierung
insgesamt ablehnen, begehen jedoch einen Fehler.
Digitalisierung korreliert mit höheren Erträgen
sowie mehr Kunden-Leads und Erstkunden. Der
Einsatz digitaler Plattformen kann die Kosten
für Informationssammlung und -nachverfolgung,
Versand, Dokumentation und Verifizierung
von Geschäftspartnern sowie den internen
Personalaufwand erheblich senken. Gerade weil
digitale Plattformen die Effizienz steigern und
helfen, Abläufe zu straffen, entgehen skeptischen
Unternehmen wertvolle Wachstumschancen. Sie
haben den unvorhersehbaren Veränderungen im
Markt nichts entgegenzusetzen.
Etablierte B2B-Unternehmen (Business to
Business) sollten schnell handeln, um von der
Digitalisierung zu profitieren. Warten sie zu lang,
könnten Amazon oder andere Digital-Giganten
sich ihre Marktanteile einverleiben. Führungskräfte
im Werkstoffeinkauf stehen daher vor der Wahl, in
ihrem Bereich entweder selbst gewohnte Abläufe
disruptiv umzuwälzen oder zuzusehen, wie eine
dieser mächtigen Vertriebsplattformen ihre
Geschäftsgrundlage vernichtet.
Dabei haben etablierte Unternehmen digitalen
Disruptoren gegenüber erhebliche Vorteile, wenn
sie sich auf ihre Stärken besinnen. Amazon kann
die Bekanntheit etablierter Marken, Erfahrung und
Expertise sowie über Jahre oder gar Jahrzehnte
gewachsene Kundenbeziehungen nicht ersetzen.
Studien zufolge steigert die Digitalisierung von
Kundenbeziehungsmodellen außerdem die Erträge.
Eine gezielte Datenanalytik und -überwachung
verbessert die Interaktion mit Kunden. Daher
sollten etablierte Unternehmen weiter in
bestehende Kundenbeziehungen investieren
und zusätzlich das Kundenerlebnis durch
Digitalisierung verbessern.
Statt sich mit digitalen Disruptoren zu messen,
wären viele etablierte Unternehmen besser
beraten, eine unabhängige digitale Drittanbieter-
Plattform zu nutzen, um ihr Geschäft auszubauen.
XOM Materials vereint Branchenwissen und
digitale Kompetenz zu einer intuitiven Lösung, die
etablierte Unternehmen nicht nur auf die Zukunft
vorbereitet, sondern auch ihre gegenwärtige
Performance verbessert. Kurzfristig erreichen die
Plattformteilnehmer damit Effizienzgewinne und
optimierte Abläufe; langfristig sind sie für den
Schritt in die digitale Zukunft smarter und stärker
aufgestellt als je zuvor.
.
Digitalisierung für etablierte Unternehmen: Wie Werkstoffhandel und Beschaffung den Sprung ins digitale Zeitalter schaffen
2
Einleitung
1 Brad Stone: (Boston:The Everything Store Little, Brown and Company, 2013).
Ob nun beim Buchladen an der Ecke die Rollläden
dauerhaft unten bleiben, in der ganzen Stadt
die Taxen streiken, ein weiterer Einzelhändler
schließen musste oder ob Medienunternehmen
sich durch eine verzweifelte Fusion zu retten
versuchen – Meldungen über Opfer der neuen
digitalen Welt häufen sich, und sie schüren Ängste
vor unserer wirtschaftlichen Zukunft. B2C- und
B2B-Unternehmen hat der Boom des digitalen
Handels erschüttert, allem voran das ungebremste
Wachstum von Amazon, des Marktplatzes, der
seine Rolle als internationaler „Shop für alles“
weiter ausbaut.1 Wer deshalb das Schlimmste
befürchtet, übertreibt nicht einmal, denn digitale
Start-ups haben bewiesen, dass sie etablierte
analoge Unternehmen und sogar ganze Branchen
innerhalb weniger Monate zum Einsturz bringen
können.
Die stark fragmentierten Industrien Stahl, Kupfer,
Aluminium und Kunststoffe gehören ganz
klar zur Kategorie der angreifbaren analogen
geschäftlichen Sektoren.
Ihr Marktpotenzial in Höhe von 350 Milliarden EUR
macht sie zu einem attraktiven Ziel für digitale
Disruptoren. Es wird davon ausgegangen, dass
allein die Märkte für Eisen und Stahl bis 2023
gegenüber 2017 um fast ein Drittel wachsen werden
(Abbildung 1). Es gibt sie aber, die guten Aussichten
für Unternehmen, die fürchten, ihre Marktanteile
könnten sich riesige Online-Händler wie Amazon
einverleiben: Sie können ihr hart erarbeitetes Know-
how mit einer digitalen Plattform koppeln, um so
ihre Prozesse zu straffen und ihre Performance zu
steigern. Eine flexible, digitale externe Plattform
eröffnet neue Wachstumschancen und bereitet
etablierte Unternehmen auf die Unwägbarkeiten
des digitalen Zukunftsgeschäfts vor.
.
Digitale Start-ups haben bewiesen, dass sie etablierte analoge Unternehmen und sogar ganze Branchen innerhalb weniger Monate zum Einsturz bringen können.
Abbildung 1
Wachstum der Marktbewertungen – Nordamerika und Europa (Mrd. USD)Quelle: Grand View Research
39,9 49,6 53,0 55,3
235,9
304,8
55,3 69,8
2017
2023
Kupfer Eisen und Stahl Baukunststoffe Aluminium
Digitalisierung für etablierte Unternehmen: Wie Werkstoffhandel und Beschaffung den Sprung ins digitale Zeitalter schaffen
3
Was digitale Plattformen versprechen
2 Paul Demery: „U.S. B2B e-Commerce Is on Course to Hit $1.18 Trillion by 2021“, Digital Commerce 360, 2017, https://www.digitalcommerce360.com/2017/06/05/u-s-b2b-e-commerce-course-hit-1-18-trillion-2021/.
3 Tanguy Catlin et al.: „How B2B Digital Leaders Drive Five Times More Revenue Growth than Their Peers“, McKinsey & Company, 2016, https://www.mckinsey.com/business-functions/marketing-and-sales/our-insights/how-b2b-digital-leaders-drive-five-times-more-revenue-growth-than-their-peers.
4 „Quick Take: The Boom in Marketplace Platforms“ Coresight Research, 2018, https://coresight.com/research/quick-take-the-boom-in-marketplace-platform/.
5 „Why Platforms Beat Products Every Time | MIT Sloan Executive Education“, MIT Sloan Executive Education, 2015. https://executive.mit.edu/blogpost/why-platforms-beat-products-every-time#.XO1Yf9MzbOQ.
6 Kelsey Snyder und Pashmeena Hilal: „The Changing Face of B2B Marketing“, Think with Google, 2015, https://www.thinkwithgoogle.com/consumer-insights/the-changing-face-b2b-marketing/.
7 Eric Almquist: „How Digital Natives Are Changing B2B Purchasing“, Harvard Business Review, 2018, https://hbr.org/2018/03/how-digital-natives-are-changing-b2b-purchasing.
E-Commerce für Firmenkunden boomt. Prognosen
von Forrester aus dem Jahr 2017 zufolge werden
13 Prozent der B2B-Umsätze bis 2021 über
E-Commerce erwirtschaftet – das entspricht der
gewaltigen Summe von 1,2 Billionen USD.2 Während
die digitale Disruption im B2C-Bereich bereits
sorgfältig untersucht und dokumentiert ist, stößt
die Digitalisierung bei vielen Unternehmen im B2B-
Bereich auf Ablehnung.3
Diese Entwicklung abzulehnen, kann für
Unternehmen gefährlich werden. Führungskräfte
von B2B-Unternehmen sollten Trends im digitalen
Consumer-Markt genau im Blick haben, weil sie
immer auch die Erwartungen von Firmenkunden
prägen. Anders ausgedrückt: Da es immer
mehr Konsumgüter im Internet zu kaufen gibt,
steigt der Druck auf Einzelhändler, mit eigenen
Online-Angeboten zu reagieren – entweder
ergänzend zum stationären Handel oder ganz
ohne Ladengeschäfte. Für B2B-Unternehmen mit
Wachstumsambitionen gilt dasselbe. Unternehmen
aller Industrien sind mit einem veränderten
Kaufverhalten ihrer Kunden konfrontiert,
weil diese zunehmend in digitalen Kanälen
Produktinformationen finden, sich austauschen
und Käufe über Plattformen abwickeln. Es wird
erwartet, dass bis 2022 sagenhafte 40,1 Milliarden
USD über Handelsplattformen umgesetzt werden.4
„Plattformen schlagen Produkte“, formuliert es
Professor Marshall Van Alstyne – das scheint sich
zu bewahrheiten.5
Die Entscheidungsträger im B2B-Einkauf sind
jünger, als man in etablierten Unternehmen
vermutlich erwartet. In der Studie „The
Changing Face of B2B Marketing“ von Google
und Millward Brown, deren Ergebnisse 2015
veröffentlicht wurden, heißt es, ein großer Teil der
Produktresearcher im Firmenkundengeschäft
gehöre der Generation der Millennials an. Zum
Zeitpunkt der Studie betrug er bereits fast 50
Prozent, und die Researcher gaben an, dass
er rasant zunehme.6 Die junge Generation der
Fachleute bringt ihre privaten Kaufgewohnheiten
mit an den Arbeitsplatz. Wie im Harvard Business
Review beschrieben, spiegeln sich ihre Präferenzen
inzwischen in den Einkaufsbeziehungen zwischen
Unternehmen wider.7
Digitalisierung und bessere Performance
Erfolgreiche Digitalisierungsvorhaben
bevor der Wettbewerb einsteigt, bescheren
Unternehmen höhere Gewinnmargen, erhebliche
Effizienzsteigerungen und eine größere
Kundenzufriedenheit. Eine viel beachtete Studie
Digitalisierung für etablierte Unternehmen: Wie Werkstoffhandel und Beschaffung den Sprung ins digitale Zeitalter schaffen
4
von Capgemini aus dem Jahr 2012 beurteilt die
„digitale Reife“ von Unternehmen entlang der zwei
Dimensionen „digitale Intensität“, mit der die Höhe
der Investitionen in operative Effizienz beschrieben
wird, und „Transformationsmanagement-
Intensität“, den Gradmesser für die Bereitschaft,
die Führungseigenschaften aufzubauen, die
für die Realisierung der digitalen Zukunft des
Unternehmens nötig sind. Werden in beiden
Dimensionen hohe Werte erreicht, korreliert dies
positiv mit der Performance. Aber auch eine hohe
digitale Intensität allein führt dem Bericht zufolge
bereits dazu, dass Unternehmen bei gleicher
physischer Kapazität mehr Volumen erzielen.
Unternehmen mit hoher digitaler Intensität seien
besser darin, den Umsatz mit bereits vorhandenen
Vermögenswerten zu steigern. Tatsächlich erzielen
sie 16 Prozent höhere Erträge als vergleichbare
Unternehmen.8
Die Vorteile für technologisch aufgeschlossene
Unternehmen werden von Gartner und dem
CISR des MIT bestätigt. Die Marktforscher
haben ermittelt, dass Unternehmen mit einem
hochwertigen digitalen Kundenerlebnis 8,5 Prozent
höhere Nettomargen und 7,8 Prozent höhere
Erträge erzielen als Unternehmen, die ihren Kunden
kein digitales Erlebnis bieten.9 Untersuchungen von
McKinsey zufolge verzeichnen B2B-Firmen, die die
digitale Revolution für sich nutzen, 20 Prozent mehr
Kunden-Leads, ein Wachstum bei den Erstkunden
von 10 Prozent und eine Verkürzung der Zeit
zwischen der Qualifizierung eines Leads und dem
Vertragsabschluss um 20 Prozent.10 Diese Zahlen
sprechen für sich.
8 George Westerman, Mael Tannou, Didier Bonnet, Patrick Ferraris, and Andrew McAfee, “The Digital Advantage: How Digital Leaders Outper-form Their Peers in Every Industry,” Capgemini, 2012, https://www.capgemini.com/resources/the-digital-advantage-how-digital-leaders-outperform-their-peers-in-every-industry/.
9 Peter Weill und Stephanie L. Woerner: „Optimizing Your Digital Business Model“, MIT Sloan Management Review, 2013, https://sloanreview.mit.edu/article/optimizing-your-digital-business-model/.
10 Oskar Lingqvuist, Candace Lun Plotkin und Jennifer Stanley: „Do You Really Understand How Your Business Customers Buy?“, McKinsey Quarterly, 2015, https://www.mckinsey.com/business-functions/marketing-and-sales/our-insights/do-you-really-understand-how-your-busi-ness-customers-buy.
B2C-Unternehmen haben sich zweifellos
schneller auf die Digitalisierung eingestellt als
B2B-Unternehmen, aber inzwischen verändert
sich auch im B2B-Bereich einiges. B2B-
Firmen können ihre Erträge durch Optimierung
ihrer digitalen Vermögenswerte steigern. Die
Materialeinkaufsbranche bildet da keine
Ausnahme. In einem kürzlich im Journal of
Economic Literature erschienenen Artikel wird
skizziert, wie die Digitalwirtschaft traditionelle
Vorgehensweisen in fünf verschiedenen Kategorien
transformiert:
1. Geringere Suchkosten – die Kosten jeder
Art von Informationsbeschaffung, etwa das
Finden und Vergleichen von Wirtschaftsdaten,
Produkten oder Services.
2. Geringere Replikationskosten – sie belaufen
sich für digitale Produkte auf null.
3. Geringere Transportkosten – die die Welt
zusammenwachsen lassen. Unabhängig davon,
ob Produkte ins Ausland verschickt werden
oder direkt zum Download bereitstehen, haben
Unternehmen weltweit einen nahezu gleichen
Zugang zu denselben Produkten, wenn diese
auf digitalen Plattformen zur Verfügung gestellt
werden. Darüber hinaus können Käufer Produkte
bei nahegelegenen Anbietern kaufen und so
Zeitaufwand und Transportkosten senken.
4. Geringere Anbahnungskosten – die Kosten
der Kontaktaufnahme zu und Einholung von
Informationen über Unternehmen. Wenn die
Digitalisierung für etablierte Unternehmen: Wie Werkstoffhandel und Beschaffung den Sprung ins digitale Zeitalter schaffen
5
Anbahnung kostengünstiger ist, ermöglicht
dies den Einsatz dynamischer Pricingstrategien
und eine Kundenkontoverwaltung rund um die
Uhr an jedem Tag der Woche. Außerdem sinkt
die Zahl der Fehlbestellungen und gedruckten
Formulare.
5. Geringere Verifizierungskosten – die Kosten,
die für die Überprüfung von Identität und
Reputation des möglichen Geschäftspartners
anfallen.11
In der Materialwirtschaft senkt eine Umstellung
auf Digital die Kosten in vier der fünf Kategorien
beträchtlich. Indem Ein- und Verkäufer von
Werkstoffen sich mit wenigen Klicks einen
Überblick über den Markt verschaffen können,
fallen sehr viel geringere Suchkosten an.
Geringere Transportkosten resultieren aus der
Beseitigung geografischer Hemmnisse, sodass
Handelsgeschäfte weltweit erfolgen können.
Die Anbahnungskosten sinken auf null, weil der
Bestellstatus eines Käufers jederzeit abrufbar
ist und Verkäufer dynamische Pricingstrategien
einsetzen können. Schließlich sind auch die
Verifizierungskosten geringer, weil zuvor verifizierte
Verkäufer und die verantwortlichen Einkäufer sich
geschützt und sicher miteinander in Verbindung
setzen können.
Durch die Digitalisierung der Materialbeschaffung
sinken auch die Personalkosten, weil kaum neue
Mitarbeiter eingestellt werden müssen und nur
11 Avi Goldfarb and Catherine Tucker, “Digital Economics,” Journal of Economic Literature 57, no. 1 (February 2019): 3–43.
12 Nicholas Johnson and Anais Concepcion, “Amazon Business Teardown: Competing in the Age of Digital Marketplaces,” Applico, 2019, https://www.applicoinc.com/blog/amazon-business-data-reveals-b2b-marketplace-strategy/.
13 Michael Sheetz, “There’s a Business Growing within Amazon That Could One Day Be Worth More than Retail or Cloud,” CNBC, 2019, https://www.cnbc.com/2019/03/19/amazon-business-could-be-worth-more-than-core-retail-e-commerce.html.
noch wenig manuelle Routinetätigkeiten anfallen.
Auch der Aufwand für die Behebung von Fehlern
wird dank automatisierter Dokumentations- und
Verifizierungsverfahren wirksam reduziert.
Abwarten ist keine Option
Der ungebremste Aufstieg riesiger Online-
Handelsplattformen wie Amazon, bedeutet für
B2B-Unternehmen, dass sie jetzt nicht mehr die
Hände in den Schoß legen dürfen. Amazon hat den
weltweiten Markt immer fester im Griff. Nur drei
Jahre nach dem Start 2015 war Amazon Business,
der B2B-Ableger des Tech-Giganten mit Sitz in
Seattle, bereits die Nummer 16 der größten B2B-
Handelsplattformen in den Vereinigten Staaten
und erzielte einen Jahresumsatz von 10 Milliarden
USD.12 Zahlen der Bank of America zufolge ist
das Marktpotenzial für den B2B-Online-Handel
von Amazon fast doppelt so groß wie der B2C-
Bereich. Amazon könnte bereits bis 2021 zehn
Prozent des amerikanischen und fünf Prozent des
weltweiten B2B-Markts für sich gewinnen.13 Roh-
und Werkstoffe sind auf der B2B-Plattform von
Amazon derzeit die zwei kleinsten Kategorien.
Etablierte Unternehmen müssen die Disruption ihrer Abläufe selbst einleiten, um nicht durch Disruption von außen ins Hintertreffen zu geraten.
Digitalisierung für etablierte Unternehmen: Wie Werkstoffhandel und Beschaffung den Sprung ins digitale Zeitalter schaffen
6
Allerdings nahm die Zahl der Verkäufer 2018
in jeder dieser Kategorie um bemerkenswerte
27 Prozent zu (Abbildung 2). Das deutet darauf
hin, dass Amazon inzwischen Lösungen für
die Herausforderung Verpackung und Versand
sperriger Artikel gefunden hat – und sich die
Gewinne analoger Materialhändler einverleibt.14
Angesichts der wachsenden Dominanz von
Amazon müssen etablierte Unternehmen die
Disruption ihrer Abläufe selbst einleiten, um nicht
durch Disruption von außen ins Hintertreffen
zu geraten. Etablierte B2C-Unternehmen
haben gezeigt, dass es möglich ist, Schaden
auszugleichen und in Koexistenz mit dem
E-Commerce-Giganten zu bestehen, indem man
eigene digitale Marktplätze aufbaut. Walmart, dem
Umsatz nach das weltweit größte Unternehmen,
hat mit Erfolg in einem viel beachteten Versuch,
14 Johnson et al, “Amazon Business Teardown.”
15 “Fortune Global 500,” Fortune, n.d., http://fortune.com/global500/2019.
16 Nathaniel Meyersohn, “Walmart’s Strategy to Solve the Amazon Puzzle Is Working,” CNN Business, 2018, https://edition.cnn.com/2018/10/19/business/walmart-stores-grocery-pickup-amazon/index.html.
17 Alex Moazed and Nicholas L. Johnson, “Walmart vs. Amazon and the Coming Digital Duopoly: How Retailers and Distributors Can Fight Back and Win,” Applico, 2018, https://www.applicoinc.com/blog/white-paper-walmart-vs-amazon-retailers-distributors-can-win/.
18 Will McHale: „Why Marketplaces Will Reign Supreme“, Applico, 2017, https://www.applicoinc.com/blog/marketplace-b2b-amazon/.
Amazon abzuwehren, in digitale
Vermögenswerte investiert und Jet.com
gekauft.15, 16, 17 Ähnlich schaffte es auch das
amerikanische Einzelhandelsunternehmen Target
durch den Kauf der Lieferplattform Shipt, eine
E-Commerce-Plattform im Markt zu etablieren, die
mit Amazon mithalten kann. Beide Unternehmen
profitieren übrigens davon, zusätzlich zu einer
wachsenden Online-Präsenz weiterhin stationäre
Märkte zu unterhalten.
Laut Will McHale von Applico müssen etablierte
Unternehmen zwischen zwei Alternativen wählen:
Sie können wie gewohnt weitermachen oder
proaktiv das Plattformmodell übernehmen.
„Etablierte Unternehmen, die zur ersten Option
tendieren, sollten sich Einzelhändler wie Circuit
City, Blockbuster und Borders ansehen“, schreibt
McHale.18 Sie alle waren lange fester Bestandteil
Abbildung 2
Umsatzanstieg B2B auf Amazon-Plattform: Roh- und WerkstoffeQuelle: Applico
5.000
10.000
15.000
2017 2018
Anzahl Verkäufer
+27%
Digitalisierung für etablierte Unternehmen: Wie Werkstoffhandel und Beschaffung den Sprung ins digitale Zeitalter schaffen
7
des amerikanischen Verbrauchermarkts und
leiteten ihren eigenen Untergang ein, als sie in einer
sich rasant verändernden Einzelhandelslandschaft
keine digitalen Strategien verfolgten.19, 20, 21
Nicht genug damit, dass die gigantischen digitalen
Marktplätze die Erträge etablierter Unternehmen
kannibalisieren, sie tun dies auch in beachtlichem
Tempo. Eine digitale Infrastruktur aufzubauen
oder eine externe Plattform zu integrieren, braucht
aber seine Zeit; schon deshalb, weil in analogen
Unternehmen häufig Daten nicht in der Menge und
Qualität vorhanden sind, um sämtliche Vorteile
der Digitalisierung zu nutzen. Es kann Monate oder
Jahre dauern, bis ein etabliertes Unternehmen
die Tools entwickelt oder eingeführt hat, die
es braucht, um in der digitalen Landschaft zu
bestehen. Für die Umstellung auf Digital ist Zeit ein
wesentlicher Faktor.
Zum heutigen Markt aufschließen
Akteure in der Werkstoffbranche sind bestens
mit den Herausforderungen der gegenwärtigen
Märkte vertraut. Steigende Zölle, der Handelskrieg
zwischen den USA und China sowie Preisdumping
machen Verkauf und Beschaffung derzeit
kompliziert. Daher müssen auch die robustesten
Unternehmen mit Gewinneinbußen rechnen.
Etablierte Unternehmen, die digitale Verkaufs-
und Einkaufsplattformen für sich nutzen wollen,
können sich mit verschiedenen Maßnahmen vor
den Unwägbarkeiten des Markts schützen. Wir
sehen im Wesentlichen drei Gründe, aus denen
solche Plattformen Unternehmen widerstandsfähig
machen und auf die digitale Disruption vorbereiten.
19 Stephanie Rosenbloom: „Circuit City Seeks Bankruptcy Protection“, The New York Times, 2008, https://www.nytimes.com/2008/11/11/tech-nology/11circuit.html.
20 Anna Irniger: „Difference between Digitization, Digitalization and Digital Transformation“, SAP, 2017, https://www.coresystems.net/blog/difference-between-digitization-digitalization-and-digital-transformation.
21 Josh Sanburn: „5 Reasons Borders Went Out of Business (and What Will Take Its Place)“, Time, 2011, http://business.time.com/2011/07/19/5-reasons-borders-went-out-of-business-and-what-will-take-its-place/.
1. Erhöhung der Flexibilität – digitale Plattformen
ermöglichen es Unternehmen, ihre Vertriebs-
netze schnell auszubauen, da geografische
Hemmnisse für Neugeschäft entfallen. So
können ungünstige Bedingungen in einem
Markt durch Verteilung der erzielten Gewinne
auf mehrere Regionen ausgeglichen werden.
2. Stärkung der operativen Effizienz – digitale
Plattformen reduzieren unmittelbar den
Zeitaufwand für Angebotserstellung,
Angebotsvergleiche und Identitätsprüfung.
Unternehmen gewinnen dadurch viel Zeit für
andere Aufgaben und können leichter mit einer
großen Zahl Kunden kommunizieren.
3. Bereitstellung wertvoller Daten – die Tech-
Unternehmen, die derzeit den Markt auf den
Kopf stellen, arbeiten mit einer wichtigen
Zutat: Unmengen von Daten. Fehlt dagegen
der unkomplizierte Zugang zu Daten, hemmt
dies das Wachstum etablierter Unternehmen.
Externe Plattformen können Unternehmen
einen Überblick über Preisbewegungen,
Käuferverhalten und andere für die Wett-
bewerbsfähigkeit wichtige Informationen
verschaffen.
Bei all diesen Vorteilen externer Plattformen stellt
sich die Frage, ob nicht auch das letzte etablierte
Unternehmen seine Vorbehalte bald ablegen wird.
Wir sind überzeugt, dass etablierte Unternehmen
unter bestimmten Umständen über einzigartige
Vorteile gegenüber digitalen Start-ups verfügen.
Im nächsten Abschnitt befassen wir uns daher
damit, auf welche Weise bestehende Unternehmen
ihre Erfahrung und ihr Know-how einsetzen und
zugleich digitale Plattformen nutzen können, um
ihre bestmögliche Performance zu erreichen.
Digitalisierung für etablierte Unternehmen: Wie Werkstoffhandel und Beschaffung den Sprung ins digitale Zeitalter schaffen
8
Startvorteil für etablierte Unternehmen
22 Aileen Lee, “Welcome To The Unicorn Club: Learning From Billion-Dollar Startups,” Tech Crunch, 2013, https://techcrunch.com/2013/11/02/welcome-to-the-unicorn-club/.
23 “The Complete List of Unicorn Companies,” CB Insights, accessed July 10, 2019, https://www.cbinsights.com/research-unicorn-companies.
24 Lee, “Welcome to the Unicorn Club.”
„Beware the unicorn“ – die sagenumwobenen
Einhörner fest im Blick behalten. 2013 prägte
die Wagniskapitalgeberin Aileen Lee den Begriff
„Einhorn“, um Softwareunternehmen mit Sitz in
den USA zu beschreiben, die 2003 oder später
gegründet wurden und mit über 1 Milliarde USD
bewertet sind. Er steht für Gut und Böse im
digitalen Handel des Silicon Valley oder anderswo.22
Der Marktforschungsagentur CB Insights zufolge
gab es Anfang 2019 weltweit über 300 solcher
Unternehmen. Die große Mehrheit der Einhörner
ist erst in den letzten Jahren zu dieser Gruppe
hinzugekommen.23 Die Neuzugänge haben ihre
Größe in bemerkenswertem Tempo erreicht
und sind dabei oft an etablierten Unternehmen
vorbeigezogen.
Wenn man annimmt, dass nur besonders
innovativen Start-ups die Zukunft gehört,
lässt man die wesentlichen Vorteile außer
Acht, die etablierte Unternehmen gegenüber
den jungen Disruptoren haben. Wie im
vorangegangenen Kapitel detailliert beschrieben,
ist die Digitalisierung entscheidend für
weiteres Wachstum und sogar zum Teil für das
wirtschaftliche Überleben. Etablierte Unternehmen
können durchaus mit Tech Natives gleichziehen,
wenn sie die Vorteile maximieren, die sich
aus ihrem Ansehen und ihren langjährigen
Kundenbeziehungen ergeben. Solche Unternehmen
haben bereits Marktveränderungen und
konjunkturellen Schwankungen der Weltwirtschaft
standgehalten. Wenn sie nun in den digitalen
Bereich vordringen, können sie auf drei
Grundpfeilern aufbauen:
1. Markenbekanntheit – Unternehmen, die
„vorpreschen und Dinge auf den Kopf stellen“,
stehen selbstverständlich im Mittelpunkt des
Medieninteresses. Das bedeutet aber nicht,
dass sie auch das Vertrauen der Kunden
gewinnen. Insbesondere, wenn es um teure
Produkte oder die Übermittlung vertraulicher
Daten geht, bevorzugen Kunden eine Marke,
die als zuverlässig bekannt ist. Viele etablierte
Unternehmen haben sich ihr Ansehen über
Jahre oder auch Jahrzehnte aufgebaut. Nach
einer digitalen Transformation können sie
dieses Ansehen zu ihrem Vorteil einsetzen.
2. Erfahrung und Expertise – Zwar stellt
Innovationsfreude fast immer eine Stärke
dar, dennoch lässt sich Erfahrung nicht durch
Kreativität und disruptive Denkweisen ersetzen.
(Somit ist es wenig überraschend, dass
erfolgreiche Start-ups häufiger von erfahrenen
Gründern geführt werden als von jüngeren,
mit weniger Erfahrungswissen ausgestatteten
Kollegen.24)
3. Bestehende Kundenbeziehungen – Wie
wir weiter unten beleuchten werden, sind
vertrauensvolle Geschäftsbeziehungen ein
Aspekt des E-Commerce, zu dem selbst
digitale Disruptoren keine schnelle, billige
Alternative liefern können. Unternehmen, die
seit vielen Jahren positive Beziehungen zu
ihren Kunden pflegen, werden ihre Kunden sehr
wahrscheinlich auch nach der Digitalisierung
noch haben.
Digitalisierung für etablierte Unternehmen: Wie Werkstoffhandel und Beschaffung den Sprung ins digitale Zeitalter schaffen
9
Etablierten Unternehmen, die die Weichen früh
stellen, winken Wettbewerbsvorteile. Als „Early
Adopters“ verschaffen sie sich in zögerlichen
Branchen einen unschätzbaren Vorsprung, der sich
noch dazu in kürzester Zeit manifestiert: Schon
nach ein oder zwei Jahren profitieren Unternehmen
von erfolgreich umgesetzten digitalen Lösungen.25
Das sind aber noch nicht alle Vorteile der
Digitalisierung. Die Umstellung auf Digital
ist nicht nur eine Überlebenstaktik, sondern
verspricht insbesondere analogen Branchen
ungeahntes Wachstum. Dieser Punkt sollte selbst
solche Führungskräfte etablierter Unternehmen
überzeugen, die unbeirrt glauben, ihr Unternehmen
sei immun gegen Disruption. Studien zum
langfristigen Potenzial analoger Unternehmen,
die digitale Plattformen nutzen, stützen die
Wachstumsannahme. Eine beachtenswerte Studie
besagt: „Mutige, offensive und strategische
Reaktionen“ der Unternehmen, die vor ihren
Wettbewerbern aktiv werden, „sorgen für ein
25 Feby Abraham, Jack Cahn, Brendan Fitzgerald, and Ezra Greenberg, “Strategy in the Face of Disruption: A Way Forward for the North Amer-ican Building-Products Industry,” McKinsey and Company, 2019, https://www.mckinsey.com/industries/private-equity-and-principal-investors/our-insights/strategy-in-the-face-of-disruption-a-way-forward-for-the-north-american-building-products-industry.
26 Jacques Bughin and Nicolas van Zeebroeck, “The Case for Offensive Strategies in Response to Digital Disruption,” 2017.
27 Sukand Ramachandran, Astrid Woloszczuk, and François Orain, “Redefining Corporate Banking Relationships in a Digital World,” Boston Consulting Group, 2018, https://www.bcg.com/en-cz/publications/2018/redefining-corporate-banking-relationships-digital-world.aspx.
besseres Wachstumsprofil nach der Digitalisierung
als vor deren Turbulenzen.”26 Natürlich sollten
Unternehmen neue Strategien sinnvollerweise
einführen, bevor aufstrebende Start-ups die
Turbulenzen noch verstärken oder sie aus dem
Rennen gedrängt werden. Diejenigen etablierten
analogen Unternehmen, die mit einigem Vorsprung
vor dem Wettbewerb starten, verschaffen sich
damit viel Spielraum, weil sie an Flexibilität und
operativer Effizienz gewinnen und höherwertige
Daten erlangen, die sie intelligenter einsetzen.
Kundenbeziehung digital
Zweifellos verändert die Umstellung auf Digital
die Beziehung zwischen Unternehmen und
Kunde – das bedeutet aber nicht den Verlust
langjähriger Verbindungen. Digitalisierte
Kundenbeziehungsmodelle schaffen vielmehr
neue, effizientere Kommunikationskanäle
und vereinfachen damit das Erfüllen von
Kundenbedürfnissen. Sie werden außerdem mit
höherer Performance in Verbindung gebracht. Die
Managementberatung BCG kam zu dem Ergebnis,
dass ihre Corporate-Banking-Kunden die Erträge
allein durch die Einführung von digitalen Services
mit und ohne menschliche Unterstützung um 15
bis 25 Prozent steigern und ihre Kosten um 5 bis 14
Prozent senken konnten.27
Die Umstellung auf Digital ist nicht nur eine Überlebenstaktik, sondern verspricht insbesondere analogen Branchen ungeahntes Wachstum.
Digitalisierung für etablierte Unternehmen: Wie Werkstoffhandel und Beschaffung den Sprung ins digitale Zeitalter schaffen
10
Dieses eindrucksvolle Beispiel stammt aus
einer traditionell stark auf Kundenbeziehungen
ausgerichteten Branche, aber auch in fast jeder
Success Story von Start-ups geht es im Kern
um die Verbesserung des Kundenerlebnisses. So
spricht ein Amazon-Kunde nicht ein einziges Mal
mit einem Verkäufer und erhält dennoch genau
das bestellte Buch, direkt zu sich nach Hause,
innerhalb weniger Stunden. Und genau so kam
sein letzter Uber-Fahrer zur vereinbarten Zeit
an den vereinbarten Ort, ohne dass er auch nur
einmal mit einem Disponenten gesprochen hätte.
Er hat weniger bezahlt als in einem regulären
Taxi und sein Portemonnaie musste er auch nicht
zücken. Solche Unternehmen sorgen ganz ohne
menschliche Interaktion für Kundentreue. Analoge
Unternehmen sollten auf dem Weg in die digitale
Welt ihre Sichtweise auf Kundenbeziehungen
erweitern und beginnen, das Kundenerlebnis als
Ganzes zu betrachten.
Das gilt auch für den B2B-Bereich. In einer
Umfrage unter 3.000 B2B-Unternehmen gaben
rund drei Viertel der Teilnehmenden an, dass die
Kundenbetreuung wesentlich in die Entscheidung
für einen Lieferanten einfließen würde. 86 Prozent
waren bereit, für ein besseres Kundenerlebnis
mehr zu bezahlen.28 Je selbstverständlicher B2C-
Handelsplattformen werden, desto höher steigen
auch die Erwartungen von Unternehmenskunden
an Verfügbarkeit und Funktionalität vergleichbarer
28 Tiffani Bova, Growth IQ: Get Smarter About the Choices That Will Make or Break Your Business (New York: Portfolio, 2018).
B2B-Plattformen. Etablierte Unternehmen sollten
daher im Kundenkontakt auf dieselben Arten
intuitiver Schnittstellen setzen, die Verbraucher
auch täglich privat nutzen. Zudem ist es äußerst
wichtig, Analytik und Datenüberwachung
verantwortungsbewusst einzusetzen. Beides
fördert die Beziehung zwischen Unternehmen
und ihren Kunden. Denn nur, wer weiß, was die
Kunden bestellen und zu welchem Preis, kann ihre
Bedürfnisse proaktiv erfüllen.
Spielregeln der Plattformwirtschaft
Statt zu den Bedingungen der Unicorns (Einhörner)
und anderer Digital Natives in den Wettbewerb
mit ihnen einzusteigen, können versierte etablierte
Unternehmen sich einfach einige ihrer Spielzüge
aneignen. E-Commerce-Plattformen wie Amazon
haben das Spiel um Online-Verkäufe und
-Beschaffung grundlegend geändert. Etablierte
Unternehmen können sich in eine ähnlich günstige
Lage bringen, wenn sie eine bestehende externe
Plattform für sich übernehmen, die ihnen die
Möglichkeit bietet, ihr Geschäft auszubauen.
In vielen Fällen ist dieser Weg sicherer, als
eine eigene Plattform in einem teuren und
aufwendigen Prozess aufzubauen. Untersuchungen
zufolge erzielen etablierte Unternehmen, die in
Drittanbieter-Plattformen einsteigen, leicht höhere
Erträge als diejenigen, die den Aufwand betreiben,
Digitalisierung für etablierte Unternehmen: Wie Werkstoffhandel und Beschaffung den Sprung ins digitale Zeitalter schaffen
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von Grund auf eine eigene Plattform aufzubauen.
Gewinne erzielen aber beide Gruppen
(Abbildung 3). Mit der Zeit akkumulieren sich
diese Performance-Effekte außerdem.29 Dank
Fortschritten im Cloud-Computing und in der
Konnektivität, sind Drittanbieter-Plattformen
heute günstiger und leichter verfügbar als je zuvor.
Sie können Unternehmen helfen, auf massive
Datenmengen zuzugreifen und hilfreiche Aussagen
aus diesen abzuleiten.
Immer wieder erweist sich die Plattform-Strategie
als erheblich gewinnbringend für Unternehmen, die
nicht zu den Digital Natives zählen. Eine Umfrage
von McKinsey unter mehr als 2.100 Führungs-
29 Jacques Bughin, Tanguy Catlin, and Miklos Dietz, “The Right Digital-Platform Strategy,” McKinsey Quarterly, 2019, https://www.mckinsey.com/business-functions/digital-mckinsey/our-insights/the-right-digital-platform-strategy.
30 Ibid.
kräften ergab, dass der Aufbau eines Online-
Marktplatzes gegenüber einer einfachen digitalen
Bereitstellung von Produkten oder Dienstleistungen
mit einer deutlich besseren Performance bei
etablierten Unternehmen korreliert. Dieser
Unterschied kann über Erfolg und Misserfolg
entscheiden. Ein Folgebericht kommt zu dem
Schluss, dass etablierte Unternehmen ohne eine
Plattformstrategie – ob diese nun allein oder
gemeinsam mit anderen verfolgt wird – nicht
im Wettbewerb bestehen können. Unternehmen,
die jetzt abwarten, würde es vermutlich immer
schwerer fallen, nicht abgehängt zu werden, heißt
es in dem Bericht.30
Abbildung 3
Jährliches EBIT-WachstumQuelle: McKinsey Quarterly
Unternehmen ohne Plattform
Unternehmen mit Plattform
+1,4%
+0,3%
Digitalisierung für etablierte Unternehmen: Wie Werkstoffhandel und Beschaffung den Sprung ins digitale Zeitalter schaffen
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XOM Materials: Verkauf und Einkauf im digitalen Zeitalter
Bei der Gründung von XOM Materials stand die
Zukunft des Werkstoffhandels im Fokus. Wir haben
die Bedrohung durch Disruption erkannt und
eine intuitive, leicht zu übernehmende Plattform
geschaffen, die nicht nur Werkstoffeinkäufer und
-verkäufer auf dramatische Marktverschiebungen
vorbereitet, sondern auch kurz- und langfristig die
geschäftliche Performance von Unternehmen durch
Steigerung der operativen Effizienz verbessert. Für
fragmentierte Industrien wie die Stahl-, die Kupfer-,
die Aluminium- und die Kunststoffindustrie
ermöglicht unser Ökosystem direkte Zeit-
und Kostenersparnis. Das Angebot wird in
naher Zukunft ergänzt um Mehrwert bietende
Leistungen wie Finanzierung, Versicherung,
Produktmodifikationen und potenziell auch Logistik.
Für Käufer ist die Nutzung des XOM Marketplace
kostenlos. Verkäufer zahlen lediglich eine geringe
Provision je Transaktion. Wir sind stolz auf unsere
Unabhängigkeit und bieten zuverlässige Tools an,
die sich schnell übernehmen und nutzen lassen.
Skalengerechte Digitalisierung
Sowohl Käufern als auch Verkäufern ist bewusst,
dass die traditionellen Beschaffungsprozesse
in Unternehmen durch Unmengen an E-Mails,
Telefonaten und Faxe viel Kapazität binden.
Einkäufer warten Stunden oder auch Tage auf
Angebote und müssen diese anschließend
manuell miteinander vergleichen. Lagerpapiere,
Prüfzertifikate und andere gedruckte Unterlagen
müssen verifiziert und unterschrieben werden,
bevor eine Bestellung verarbeitet werden kann. All
das verlängert die Lieferzeiten. Die Unternehmen
auf beiden Seiten der Transaktion sind anfällig
für Fehler und eine Vergeudung von Human- und
Finanzressourcen..
Der Einsatz von XOM strafft das Verfahren,
reduziert Fehler und beseitigt Zeitverschwendung
im Einkaufs- und Vertriebsprozess (Abbildung 4).
Abbildung 4
Effizienzgewinne für Nutzer der XOM-Plattform Quelle: XOM Materials
0 Min.
30 Min.
60 Min.
90 Min.
120 Min.
72
90
<15
XOM Materials
Traditioneller Prozess
VerkäuferDauer des Angebotprozess
KäuferDauer des Einkaufsprozess
100
Digitalisierung für etablierte Unternehmen: Wie Werkstoffhandel und Beschaffung den Sprung ins digitale Zeitalter schaffen
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Einkäufer können sich durch die Produkte klicken,
Angebote anfordern, die Plattform nutzen,
um neue Lieferanten in ihrer Region oder an
einem beliebigen Ort auf der Welt zu finden,
hochwertigere Werkstoffe ausfindig machen
und Preise verhandeln. Verkäufer erhalten einen
direkten Überblick über die Nachfrage nach Stahl,
Metallen und Kunststoffen und die Chance, die
Zahl ihrer Kunden kontinuierlich und weltweit zu
steigern. Die Nutzerfreundlichkeit der Plattform
ermöglicht es den Verkäufern, ihren Kunden ein
positives Kauferlebnis zu bieten, was eine gute und
kontinuierliche Geschäftsbeziehung zur Folge hat.
Die Händler müssen ihr Geschäft nicht von Grund
auf überarbeiten. Sie können weiterhin das tun, was
sie am besten können; das allerdings bei höheren
Umsätzen, weniger administrativen Aufgaben und
einem reduzierten Zeitaufwand für Telefonate,
E-Mails oder Faxe. Diese Effizienzgewinne führen
zu deutlich höheren Margen. XOM erweitert
sein Toolkit in hohem Tempo und ermöglicht es
etablierten Unternehmen, in diesem analogen
Markt wie ein erfolgreiches digitales Start-up zu
wachsen − und zwar wie ein digitales Start-up
mit der unschätzbaren Erfahrung eines langjährig
etablierten Unternehmens.
Digitale Vorbereitung auf unsichere Zeiten
Weiter oben haben wir ausgeführt, wie
Digitalisierung helfen kann, Unternehmen
auf Unwägbarkeiten in der Werkstoffbranche
vorzubereiten. Trotz steigender Zölle, dem
chinesischen Überangebot an Stahl und
anderen Werkstoffen sowie unvermeidlichen
weltwirtschaftlichen Schwankungen kann
eine digitale Plattform bei etablierten
Unternehmen im Hinblick auf eine unbekannte
Zukunft Ängste abbauen. XOM Materials
bietet eine wachsende Reihe von Tools, die
Unternehmen helfen mit Marktveränderungen
zurechtzukommen. Zu den größten Vorteilen von
XOM zählen (a) die Möglichkeit, in neue Märkte
einzutreten und neue Kunden zu erreichen, (b)
gestraffte Einkaufsprozesse und schnellere
Umsätze, Effizienzgewinne und eine schnelle
Margensteigerung sowie (c) die Fähigkeit
zur Analyse wichtiger Daten und proaktiven
Reaktionen auf Käuferbedürfnisse. Je größer
XOM wird und je mehr Käufer und Verkäufer
die Plattform nutzen, desto tiefere Einblicke in
Marktbewegungen für eine bedarfsgerechtere
Steuerung der Produktion wird sie liefern können.
XOM ist auf die Bedürfnisse und Herausforderungen
der Verkäufer und Käufer von Werkstoffen
ausgerichtet. Unter der Leitung eines Teams
aus Führungskräften mit Erfahrungen in der
Stahlindustrie und der digitalen Entwicklung
kombiniert XOM Marktkenntnisse und digitale
Kompetenz miteinander. Dies ermöglicht dem
XOM-Team, schnell und wirksam auf sich
verändernde Marktbedingungen zu reagieren.
Bestehende Online-Shops und E-Commerce-
Plattformen können schlichtweg nicht dieselben
Wettbewerbsvorteile bieten, die XOM für
Werkstoffeinkäufer und -verkäufer entwickelt hat.
XOM kombiniert Marktkenntnisse und digitale Kompetenz miteinander.
Digitalisierung für etablierte Unternehmen: Wie Werkstoffhandel und Beschaffung den Sprung ins digitale Zeitalter schaffen
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Jetzt ist der ideale Zeitpunkt
Glücklicherweise ist es für etablierte Unternehmen
noch nicht zu spät, von den Wettbewerbsvorteilen
als „First Mover“ zu profitieren. XOM bietet Zugang
zu einem schnell wachsenden Netzwerk aus
Käufern und Verkäufern. Auch wenn eine Handvoll
Tech-Start-ups in Europa und den Vereinigten
Staaten daran arbeitet, den Werkstoffhandel zu
digitalisieren, verfügen diese Unternehmen nicht
über die umfassende Branchenerfahrung, die bei
XOM vorhanden ist, und ein Netzwerk, das das
Geschäftsvolumen ihrer Nutzer wachsen lässt.
Die E-Shops etablierter Unternehmen haben ein
begrenztes Produktangebot und eine geringere
Reichweite. In Europa oder Nordamerika gibt
es kein anderes umfassendes Ökosystem, das
neben der Prozessautomatisierung einen weiteren
Mehrwert bietet. Darüber hinaus ist XOM eine
unabhängige Industrieplattform mit einer soliden
Unternehmensethik und hat sich einer offenen
Kommunikation mit den Nutzern auf allen Seiten
des Werkstoffhandels verschrieben.
Jetzt, in diesem Moment verändert die
Digitalisierung Unternehmen auf der ganzen
Welt. Die Folgen können für Unternehmen,
die sich mit ihrer Reaktion zu viel Zeit lassen,
schwerwiegend sein. Plattformen verhelfen
etablierten Unternehmen dazu, im Spiel zu bleiben
und sogar stärker, wettbewerbsfähiger und
widerstandsfähiger gegenüber den Veränderungen,
die sich aus diesem Umbruch ergeben,
hervorzugehen.
Über XOM
XOM Materials ist eine Online-Plattform für den Handel mit Werkstoffen wie Stahl, Metall und Kunststoff.
Sie umfasst Beschaffungs- und Verkaufslösungen, mit denen Käufer und Verkäufer, die sich zukunftssicher
aufstellen wollen, sofort starten können. XOM ermöglicht Kunden eine einfache Digitalisierung, ohne in eigene
Lösungen investieren zu müssen. Gegründet 2017 in Berlin, unterhält XOM Büros in Berlin, Duisburg, Prag,
Valencia und Atlanta. Das Unternehmen beschäftigt rund 50 Mitarbeiter.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.xom-materials.com.
XOM Materials – The platform for smart buyers and sellers
XOM Materials GmbH
Ackerstraße 14-15 | 10115 Berlin
www.xom-materials.com