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Eugenio Coseriu

Eugenio Coseriu. Leben 27. 07. 1921: geb. in Mihileni 1944: Laurea in lettere, Rom 1949: Laurea in filosofia, Mailand 1947 – 1950: Lektor f. Rumänisch

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  • Leben 27. 07. 1921: geb. in Mihileni 1944: Laurea in lettere, Rom 1949: Laurea in filosofia, Mailand 1947 1950: Lektor f. Rumnisch Mailand, Mitarbeiter Enciclopedia Hoepli 1951 1963: Professor f. Allg., Indogerman., romanische u. spanische Sprachwissenschaft Leitung Sprachwi. Forschungsinstituts 2
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  • Dez. 1960 Feb. 1961: Gastprofessor fr Allg. Sprachwissenschaft, Portugal Nov. 1961 - Feb. 1963: Gastprofessor fr Romanische Philologie, Frankfurt ab Mai 1963: Professor fr Romanische Philologie an der Universitt Tbingen ab 1966: auerdem Professor fr Romanische Philologie, Tbingen 1972 1973 und 1977 1978: Professeur associ, Straburg 07. 12. 2002: gestorben in Tbingen 3
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  • Werk beeinflusst v. Aristoteles u. Humboldt Verhltnis v. Sprechen u. Sprache, Sprachphilosophie, Sprachtypologie, Semantik, Textlinguistik u.a. Humboldtianischer Strukturalismus bedeutend fr post-strukturale Linguistik Kritik am diachronischen Prager Strukturalismus 4
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  • gegen Chomskys regelgeleitete vs. regelberschreitende Kreativitt, Sprachverwendung vs. Sprachwandel Einfluss zu Lebzeiten; Grundgedanken linguistisches Gemeingut erste groe sprachtheoretische Schriften in Sdamerika Beginn d. 60er: in Deutschland Reprsentant moderner Sprachwissenschaft, insbesondere d. Strukturalismus 70er: Tbinger Schule Coserius einflussreichste sprachwissenschaftliche Schule d. Romanistik 5
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  • Gedankengut wichtigste Idee: stetige Entwicklung d. Sprache; Anlehnung an Humboldt - Sprache als Determinacin y entorno: erstmals Linguistik d. Textes skizziert 2 Grundfunktionen v. Sprache: objektive Funktion intersubjektive Funktion 1 Einheit 6
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  • Denken: intuitives Denken (einfalls- oder eingebungsartig; Denken ohne /Zerlegung und ohne / Zusammensetzung) vs. reflexives Denken (Denken ber die Sachen) Alteritt (Intersubjektivitt, minimale semantische Dualitt) u. Bezeichnung (Referenz zur Welt/Realitt): zwei Sprachdimensionen, ohne die weder klangliche Rede, noch Kultur existiert; Alteritt rechtfertigt Existenz von Sprachen wenn niemand spricht, gibt es keine Rede 7
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  • Energeia und Ergon Drei Sammelbnde honoris Coserius Beitrge zuWilhelm von Humboldt, Sprachliche Variation, Theorie u. Praxis d. Sprachgeschichte, Universalienforschung, Anwendung, Lage d. Linguistik: Ausblicke u. Aussichten, Sprachwandel, Varietten u. Variation, Sprachtypologie u. Universalien, Sprache u. Dichtung, Ebenen d. sprachlichen Wissens, Funktionen 8
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  • Abgrenzung durch Sprache, Abgrenzung in der Sprache Sprache (langage): Semantizitt, Kreativitt u. Alteritt primre, Historizitt u. Exterioritt sekundre essentielle Universalien; Strke d. Universaltheorie: Sprecher nicht wegabstrahiert Einzelsprachen (langues): Alteritt versichert Einheitlichkeit, Kreativitt f. Verschiedenheit verantwortlich; Alteritt auch mit Variett in Verbindung dem Phnomen d. Abgrenzung durch Zerlegung in positive u. negative Alteritt am nchsten Alteritt erfasst komplexe Beziehungen; Extremflle; weitere Bezugsformen zw. Gemeinschaften als vollstndige Inklusion od. vollstndige Exklusion; berlappung 9
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  • Indivisibilium intelligentia Aspekte der Philosophie- u. Begriffsgeschichte; Fortleben aristotelischer Idee, dass auch in Bedeutung sprachlicher Zeichen Ganzheit intuitiv erkannt indivisibilium intelligentia u.a. Grundbegriff d. Sprachphilosophie Ungeteilte Wesensganzheiten notwendig in Sprachforschung Sprachbedeutung als Einheitsintuition nur gedacht, keine Existenz zwingend; Bedeutung als Vertretung d. Seins, Sprache fr vom Menschen erfasstes Sein, kennt keinen Unterschied zw. Existenz und Inexistenz; Sprache an sich kennt keine Trennung zw. inneren u. ueren Dingen 10
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  • Zu Eugenio Coserius Sprachtypologie kaum derartig przise Modelle; einzigartige Anforderung an Sprachtypologie als einzelsprachliche u. historische Disziplin integrale, humboldtianische Sprachtypologie: 1. Sprachtypus zentraler Terminus; Sprachtypen zu finden, ist Angelegenheit d. Typologie Anschluss an europische Tradition; Vereinigung v. Typologie u. Universalienforschung 2. Sprachtypus: hchste strukturelle Ebene einer Sprachtechnik (Coseriu 1968b/79b), die Ebene der Typen und Kategorien von Funktionen u. Verfahren, der einheitlichen Prinzipien d. inhaltl. u. materiellen Strukturierung einer Sprache(Coseriu 1983) 3. Ebene d. Sprachtypus ganz oben in Hierarchie, die Ebenen der Sprachsystems und der Sprachnorm umfasst 4. Syn- u. diachrone Variation auf gegebener Ebene findet ihre Einheit in Invarianten, die zur jeweils hheren Ebene gehrig 11
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  • Der sog. Balkansprachtypus: Ein unvollstndig definierter Terminus Balkansprachtypus u. integrale Sprachtypologie Balkanismen typologisch einzuordnen, ignoriert FrageAufgrund welcher hheren Einheit oder welches Gestaltungsprinzips hngen z.B. in einer Sprache x ihre flexivischen Merkmale u. ihre Merkmale isolierenden Typs miteinander zusammen?(Coseriu 1983) Lsung des Problems: a) systematische vs. typologische Eigenschaften, b) Sprachtypus als hhere funktionelle Einheit im Vergleich zu Sprachsystem durch integrale Typologie der realen Sprachen erfllt; dreistufige Hierarchisierung Norm System Typus Frage, ob Balkansprachen ein und demselben einheitlichen Sprachtypus unterliegen - Antwort: Funktionelle Prinzipien auf Ebene d. Sprachtypus fr jede Balkansprache synchronisch ermitteln; In diachroner Hinsicht bergang v. genetischer zu typologischer Verwandtschaft abbilden 12
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  • Synchronie, Diachronie & Geschichte Die Definition eines Begriffes (Theorie) darf nicht mit der Definition der ihm entsprechenden Gegenstnde verwechselt werden und noch weniger mit der Beschreibung eines einzigen Moments eines Gegenstands (Coseriu 1974: S. 20-21) 13
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  • Gesamteindruck Coserius Gedankenguts Kritik an Saussures Synchronie vs. Diachronie Problematik d. Sprachwandels Aporie d. Sprachwandels: perspektivischer Irrtum Frage des Sprachwandels: Kausalbegriffe Obj. wird zugeschrieben, was Erfordernis d. Untersuchung Antinomie Synchronie Diachronie: Objektebene Betrachtungsebene; Sprache Sprachwissenschaft bei Saussure selbst berwindung d. Antinomie Widerspruch zw. System u. Geschichtlichkeit Antinomie nur in u. durch Geschichte berwindbar 14
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  • Humboldt: Sprache =, ; abstrahierbar u. als Werk untersuchbar, weil Ttigkeit Aristotelische Unterscheidung: v dieselbe Wirklichkeit; Natur d. Sprache: synchronisch od. diachronisch funktionelle Sprache: System u. Norm gleichzusetzen, historische Sprache od. Idiom 15
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  • Verwechslung dreier Probleme des Sprachwandels: i.rationales Problem vorrangig: theoretisches Problem der Vernderlichkeit der Sprachen; von seiner Lsung richtige Problemstellung bei ii. und iii. abhngig ii.generelles Problem in konditionaler, nicht kausaler Gestalt Problem d. Allgemeinen Sprachwissenschaft iii.historisches Problem bestimmten Wandels Lsung abhngig von Kenntnis der systematischen und auersystematischen historischen Bedingungen der Sprache und des Zeitpunkts, in dem sie betrachtet wird 16
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  • Sprachwandel: Reihe aufeinanderfolgender bernahmen, jeder Wandel ist bernahme; bernahme u. Neuerung ungleiche Akte; Problem d. Sprachwandels ist jenes der bernahme; Sprachwandel fut nicht auf einziger allg. bernahme; bedauerliche Verwechslung zw. allg. und historischer Ebene des Sprachwandels teleologische Auffassung d. Sprachwandels wg. Annahme einer objektiven u. unrealen Finalitt unbefriedigender Versuch, Saussuresche Antinomie zu berwinden; Teleologie der Sprache = bestimmte Form v. Kausalismus. Problem der Teleologie hngt mit Problem allgemeiner Gesetze d. Sprachvernderungen zusammen 17
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  • In einem Sinne also braucht die Sprachwissenschaft nicht zu einer exakten Wissenschaft werden, da sie es bereits ist. Und in einem anderen Sinne kann sie es nicht werden, weil die Natur ihres Gegenstandes es ihr verbietet. Die Sprachwissenschaft muss auf die irrationale Absicht verzichten, im Bereich der Freiheit Kausalgesetze aufstellen zu wollen. (Coseriu 1974: S. 205) 18
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  • Mngel Saussurescher Antinomie Unkenntnis, dass Analogie nicht einzige systematische Schpfung ist u. dass kein wesentlicher Unterschied zw. Werden/Wandel d. Sprache u. Wiederherstellung Ignoranz, dass Sprachwandel v.a. Verschiebung d. Norm zu anderen vom System zugelassenen Realisierungen u. neue Formen lange mit alten koexistent Unkenntnis, dass Systematizitt u. Interindividualitt d. Sprache Folge ihrer Geschichtlichkeit u. Wandel ntige Bedingung funktioneller Synchronizitt d. Sprache untersucht nicht Vernderungen selbst, sondern nur ihre Rckwirkungen, die sekundr u. indirekt 19
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  • Glaube, dass Sprachvernderungen Einzelerscheinungen u. unabhngig v. Systembeziehungen, weil nur partikulre u. isolierte Elemente betreffend; systematisch = grammatisch u. Sprachwandel = Lautwandel Gleichsetzung v. Sprachzustand u. Sprache Auffassung der Sprache als fertiges System, als Sprachgeschichte auf atomistische Diachronie begrenzt u. Systematizitt Synchronie gegenbergestellt Irrefhrender Glaube, man trete bei Beschreibung eines Sprachzustandes aus Geschichte heraus Antinomie fut auf falschem Bild v. Sinn der Geschichte u. den Relationen zw. Geschichte u. Beschreibung 20
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  • einzig mgliche Bekmpfung der Antinomie Sprache als, Wandel als stetige Systembildung; Systematisierung: Tilgung der Antinomie, da sowohl Asystematizitt d. Diachronischen als auch angebliche Statizitt d. Systematischen beseitigt; Sprachgeschichte als Untersuchung d. Sprache als historischer Gegenstand, muss historische Grammatik umfassen; reine Diachronie muss zu Sprachgeschichte werden, da sie Negierung d. atomistischen Diachronie bedeutet u. keineswegs der Synchronie widerspricht; syn- u. diachronische Sprachwissenschaft Sprachbeschreibung u. Sprachgeschichte 21
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  • Literatur Albrecht, Jrn, Ldtke, Jens und Thun, Harald, Hrsg., 1988. Energeia und Ergon. Sprachliche Variation Sprachgeschichte Sprachtypologie. Studia in honorem Eugenio Coseriu. Band I. Schriften von Eugenio Coseriu (1965-1987). Tbingen: Gunter Narr Verlag. Christmann, Hans Helmut, 1988. Tbinger Worte an und ber Eugenio Coseriu. In: Albrecht, Jrn, Ldtke, Jens und Thun, Harald, Hrsg. Energeia und Ergon. Sprachliche Variation Sprachgeschichte Sprachtypologie. Studia in honorem Eugenio Coseriu. Band I. Schriften von Eugenio Coseriu (1965-1987). Tbingen: Gunter Narr Verlag. S. IX-XV. Coseriu, Eugenio, 1974. Synchronie, Diachronie und Geschichte. Das Problem des Sprachwandels. Mnchen: Wilhelm Fink Verlag. Lehmann, Christian, 1988. Zu Eugenio Coserius Sprachtypologie. In: Albrecht, Jrn, Ldtke, Jens und Thun, Harald, Hrsg. Energeia und Ergon. Sprachliche Variation Sprachgeschichte Sprachtypologie. Studia in honorem Eugenio Coseriu. Band III. Das sprachtheoretische Denken Eugenio Coserius in der Diskussion (2). Tbingen: Gunter Narr Verlag. S. 3-22. Lettner, Karl-Georg, 2010. Alteritt, Bezeichnung und kulturell-soziale Praxis, I. Die zwei Dimensionen der Sprache und das Objekt der Ethnolinguistik. Einfhrung in die Ethnolinguistik (Sprache, Kultur, Denken). MS. 3., verbesserte Ausgabe. Wien: Institut fr Sprachwissenschaft der Universitt Wien. Thun, Harald, 1988. Abgrenzung durch Sprache, Abgrenzung in der Sprache. In: Albrecht, Jrn, Ldtke, Jens und Thun, Harald, Hrsg. Energeia und Ergon. Sprachliche Variation Sprachgeschichte Sprachtypologie. Studia in honorem Eugenio Coseriu. Band II. Das sprachtheoretische Denken Eugenio Coserius in der Diskussion (1). Tbingen: Gunter Narr Verlag. S. 467-485. 22
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  • Saramandu, Nicolae, 1988. Der sog. Balkansprachtypus Ein unvollstndig definierter Terminus. In: Albrecht, Jrn, Ldtke, Jens und Thun, Harald, Hrsg. Energeia und Ergon. Sprachliche Variation Sprachgeschichte Sprachtypologie. Studia in honorem Eugenio Coseriu. Band III. Das sprachtheoretische Denken Eugenio Coserius in der Diskussion (2). Tbingen: Gunter Narr Verlag. S. 121-128. Seppnen, Lauri, 1988. Indivisibilium intelligentia. Zum aristotelisch-scholastischen Begriff und zu dessen Rolle in der Sprachtheorie Coserius. In: Albrecht, Jrn, Ldtke, Jens und Thun, Harald, Hrsg. Energeia und Ergon. Sprachliche Variation Sprachgeschichte Sprachtypologie. Studia in honorem Eugenio Coseriu. Band II. Das sprachtheoretische Denken Eugenio Coserius in der Diskussion (1). Tbingen: Gunter Narr Verlag. S. 19-28. Skalika, Vladimir, 1988. Energeia und Entwicklung. In: Albrecht, Jrn, Ldtke, Jens und Thun, Harald, Hrsg. Energeia und Ergon. Sprachliche Variation Sprachgeschichte Sprachtypologie. Studia in honorem Eugenio Coseriu. Band II. Das sprachtheoretische Denken Eugenio Coserius in der Diskussion (1). Tbingen: Gunter Narr Verlag. S. 105-107. Weitere Quelle: Eugenio Coseriu - Archiv. Homepage der Forschungsstelle Eugenio Coseriu. http://www.coseriu.de/ [abgerufen am 03.12.2011] 23
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  • Bilder: http://www.coseriu.de/ 24
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  • Danke fr die Aufmerksamkeit 25