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EU.L.E.N-SPIEGEL Wissenschaftlicher Informationsdienst des Europäischen Institutes für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften (EU.L.E.) e.V. Der EU.L.E.n-Spiegel ist unabhängig und werbefrei ISSN 1863 - 1495 www.das-eule.de Diabetes 3 Schiss vor jedem Biss 23 Beratung 27 FAQ 35 Farbenfreude 37 Facts & Artefacts 44 Besondere Erkenntnis 22 Impressum 16. Jahrgang Diabetes: Nepper, Schlepper, Bauernfänger Von Dr. med. Gunter Frank Empörung gilt heute als erste Bürger- pflicht. Aktuelles Ziel der „Wutbürger“ ist der nun ehemalige Verteidigungs- minister. Was aber hat der Fall Gut- tenberg mit Diabetes zu tun? Vorder- gründig gar nichts. Mich regen auch Schummeleien an einer Doktorarbeit, die danach in den Kellerarchiven einer Universitätsbibliothek verstaubt, nur mäßig auf, selbst dann, wenn sie das übliche Maß übersteigen. Das wissenschaftliche Establish- ment sieht dies allerdings völlig anders. 20.000 Wissenschaftler, Professoren und Doktoranden, empörten sich in ei- nem offenen Brief an die Bundeskanz lerin. Weil diese ihren Minister nicht stante pede in die Wüste schickte, se- hen sie die Glaubwürdigkeit des Wis senschaftsstandorts Deutschland ge- fährdet. DAS wiederum regt mich auf und zwar richtig! Warum? Wer im Glashaus sitzt ... Nehmen wir als Beispiel Prof. Dr. Karl Lauterbach, dem Che Guevara der deutschen Gesundheitspolitik. Vor lauter Erregung über den Anschlag auf die reine Wissenschaft überschlug er sich im Bundestag mit Vorwürfen an die Adresse des Ministers: Lüg- ner, Betrüger, Hochstapler. Doch was wäre, wenn man seine wissenschaftli- che Arbeit einmal überprüfen würde? Lauterbach ist zusammen mit Kolle- gen wie dem Diabetologen Prof. Dr. Hans Hauner für die deutschen Adipo sitasleitlinien verantwortlich. Diese ließ er mir zuschicken, als ich ihn einmal bat, mir die Quellen für seine öffentli- chen Behauptungen zum Thema Er- nährung und Übergewicht zu nennen. Nach vielen Jahren der Auseinander setzung mit der real existierenden Wissenschaft bin ich über den Inhalt seiner Quellen nicht mehr überrascht: Er riecht nach Betrug, Täuschung und Bestechlichkeit in reinster Form. Wes Brot ich ess ... Ein besonders ernstes Problem hier- bei ist, dass solche Leitlinien, die sich auch noch evidenzbasiert nennen, nicht in Bibliotheksarchiven verstauben, son- dern als Grundlage für die tägliche Be- handlung der Patienten herangezogen werden. Deswegen ist es höchst pro- blematisch, wenn dort z.B. dem ge- fährlichen, weitgehend nutzlosen, und inzwischen endlich vom Markt genom- menen Appetitzügler Sibutramin der Evi- denzgrad 1b vergeben wird. Wieso versteigen sich etablierte Wis- senschaftler zu solch einem Unsinn? Die Antwort findet sich auf Seite 3: die Leitlinien wurden vom Hersteller finan- ziert. Noch ein Beispiel gefällig? Eine fettarme Ernährung zur Gewichtskon 6 / 2010 5 / 2010

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EU.L.E.N-SPIEGELWissenschaftlicher Informationsdienst des Europäischen Institutes für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften (EU.L.E.) e.V. Der EU.L.E.n-Spiegel ist unabhängig und werbefrei • ISSN 1863 - 1495 • www.das-eule.de

Diabetes

3 Schiss vor jedem Biss

23 Beratung

27 FAQ

35 Farbenfreude

37 Facts & Artefacts

44 Besondere Erkenntnis

22 Impressum

16. Jahrgang

Diabetes: Nepper, Schlepper, Bauernfänger Von Dr. med. Gunter Frank

Empörung gilt heute als erste Bürger-pflicht. Aktuelles Ziel der „Wutbürger“ ist der nun ehemalige Verteidigungs-minister. Was aber hat der Fall Gut-tenberg mit Diabetes zu tun? Vorder-gründig gar nichts. Mich regen auch Schummeleien an einer Doktorarbeit, die danach in den Kellerarchiven einer Universitätsbibliothek verstaubt, nur mäßig auf, selbst dann, wenn sie das übliche Maß übersteigen.

Das wissenschaftliche Establish-ment sieht dies allerdings völlig anders. 20.000 Wissenschaftler, Professoren und Doktoranden, empörten sich in ei-nem offenen Brief an die Bundeskanz­lerin. Weil diese ihren Minister nicht stante pede in die Wüste schickte, se-hen sie die Glaubwürdig keit des Wis­senschaftsstandorts Deutsch land ge-fährdet. DAS wiederum regt mich auf und zwar richtig! Warum?

Wer im Glashaus sitzt ...Nehmen wir als Beispiel Prof. Dr.

Karl Lauterbach, dem Che Guevara der deutschen Gesundheitspolitik. Vor lauter Erregung über den Anschlag auf die reine Wissenschaft überschlug er sich im Bundestag mit Vorwürfen an die Adresse des Ministers: Lüg-ner, Betrüger, Hochstapler. Doch was wäre, wenn man seine wissenschaftli-che Arbeit einmal überprüfen würde?

Lauterbach ist zusammen mit Kolle-gen wie dem Diabetologen Prof. Dr. Hans Hauner für die deutschen Adipo­sitasleitlinien verantwortlich. Diese ließ er mir zuschicken, als ich ihn einmal bat, mir die Quellen für seine öffentli-chen Behauptungen zum Thema Er-nährung und Übergewicht zu nennen. Nach vielen Jahren der Auseinander­setzung mit der real existierenden Wis senschaft bin ich über den Inhalt seiner Quellen nicht mehr überrascht: Er riecht nach Betrug, Täuschung und Bestechlichkeit in reinster Form.

Wes Brot ich ess ...Ein besonders ernstes Problem hier-

bei ist, dass solche Leitlinien, die sich auch noch evidenzbasiert nennen, nicht in Bibliotheksarchiven verstauben, son-dern als Grundlage für die täg liche Be-handlung der Patienten heran gezogen werden. Deswegen ist es höchst pro-blematisch, wenn dort z.B. dem ge-fährlichen, weitgehend nutz losen, und inzwischen endlich vom Markt genom-menen Appetitzügler Sibutramin der Evi-denzgrad 1b vergeben wird.

Wieso versteigen sich etablierte Wis-senschaftler zu solch einem Unsinn? Die Antwort findet sich auf Seite 3: die Leitlinien wurden vom Hersteller finan-ziert. Noch ein Beispiel gefällig? Eine fettarme Ernährung zur Gewichtskon­

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22 Diabetes

Herausgeber:Europäisches Institut für Lebensmittel- undErnährungswissenschaften (EU.L.E.) e.V.Dr. med. vet. Manfred Stein, Am Kiebitzberg 10, D­27404 GyhumInternet: http://www.das­eule.deVorstand und V.i.S.d.P.: Dr. med. vet. Manfred Stein, Gyhum

Wissenschaftlicher Beirat:Prof. Dr. Michael Böttger, HamburgDr. Hans F. Hübner, MD, BerlinProf. Dr. Dr. Heinrich P. Koch, WienProf. Dr. Egon P. Köster, Dijon

Spenden:EU.L.E. e.V. ist als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt.Spenden sind steuerabzugsfähig. Hamburger Sparkasse (HASPA), Konto­Nr.: 1261 175 978, BLZ 200 505 50.

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Kontakt:Dipl.­Biol. Andrea Fock

Fon: ++49/(0) 40 / 21 99 04 54E­Mail: AFock@das­eule.de

Redaktion:Dipl.­Biol. Andrea Fock (Chefredaktion)

Dr. med. Gunter FrankDipl. oec. troph. Jutta Muth

Dr. rer. nat. Monika NiehausDipl.-Übersetzerin Kirsten Nutto

Dipl.­Ing. Jürgen PfuhlLebensmittelchemiker Udo Pollmer

Dr. med. Dipl.­Ing. Peter Porz (Internist) Dipl.­oec. troph. Marianne Reiß

Dipl.­Lebensmitteltechnologin Ingrid SchilskyDr. med. vet. Manfred Stein

Bilder:Anneke Reiß­Maaoui

Grafische Gestaltung:Grafikdesigner Karl­Ludwig Leiter

Abdrucke:Der Abdruck einzelner Beiträge ist nur mit Genehmigung durch das EU.L.E. und bei entsprechender Quellenangabe gestattet.

Erbeten werden zwei Belegexemplare. Der EU.L.E.n-Spiegel oder Teile daraus dürfen nicht

zu Werbezwecken eingesetzt werden.

Impressum

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Beratung 23

Diabetologen können einem wirklich leid tun, ihr Job ist knallharte Sisyphusarbeit: Die meisten Diabetiker sind dick, doof, faul und von träger Geisteshaltung. Kein Wun-der, dass man denen nicht helfen kann! Oder sie reagieren cholerisch, statt dankbar die Brosamen der frommen Denkungsart aus der Hand ihres Wohltäters zu picken. Com-pliance? Fehlanzeige! Nicht besser geht es der Schulungsmannschaft. Zwölf Wochen steht sie vor einer muffeligen Patientenan-sammlung mit starren, eingefrorenen Ge-sichtern. Ihr Blick ist abweisend, oder schlim-mer noch, überheblich, wenn man sein Füll-horn wohlmeinender Ratschläge über sie er-gießt. Und dafür reden wir uns auch noch den Mund fusselig. Klar, dass die sich zu Hause ein Ei auf unsere Ernährungstipps backen, wenn sie dort keiner kontrolliert.

Nach dreißig Jahren Ernährungsberatung, davon die letzten zwölf in der Schulung von Diabetikern, würde ich als Patient vermutlich genauso reagieren. Dabei geht es nicht da-rum, „compliant“ sein zu wollen oder zu kön-nen, sondern weil viele der üblichen Rat-schläge den Diabetes verschlimmern. Na-türlich merken die Patienten das spätestens dann, wenn ihre Blutwerte nach einer Fa-milienfeier mit kulinarischen Exzessen wi-der Erwarten im grünen Bereich sind. Wa-gen sie es, ihre Therapeuten und Berate-rinnen darauf hinzuweisen, wird ihnen un-terstellt, sie suchten nur nach einer durch-sichtigen Ausrede, oder sie lögen rundweg. Das Compliance­Problem hat jedoch weni-ger der Patient, sondern erschreckend oft die Fachwelt. Sie hört nicht hin, was die Pati-enten zu sagen haben und sucht die Schuld im Falle des Versagens stets beim Patien-ten und nicht bei den eigenen Theorien.

Ausgerechnet Bananen ...Vier von zehn Patienten leiden nach mei-

nen Erfahrungen sichtlich unter den Folgen der üblichen Ernährungsberatung, egal ob sie durch Frauenzeitschriften, Ärzte, Diabe-tesberaterinnen oder Ökotrophologinnen er-folgt. Am schlimmsten trifft es den Stoffwech-seltyp der Fett­Eiweiß­Esser. Also jene, die

Steaks lieben, gern Bratwurst essen, Pum-pernickel dick mit Schinken belegen und Grießbrei höchstens zur Befestigung von Ta-peten benutzen würden. Ihnen wird gera-ten, ordentlich Kartoffeln und Nudeln zu es-sen. Zwischendurch gibt‘s süße verdünnte Säfte oder eine Banane, die sie nicht mö-gen und von der ihnen schlecht wird. Viele trauen sich nach dem Frühstück (dem ver-hassten fettarmen millimeterdünn bestriche-nen Marmeladenkörnerbrötchen, das sie aus reinem Pflichtgefühl herunterwürgen) nicht aus dem Haus, aus Angst, nicht schnell ge-nug eine Toilette zu finden. Dazu kommt eine chronische Magenübersäuerung und zum allem Überfluss erhöhte Blutzucker-werte. Zur Strafe für ihre Compliance dürfen sich die Patienten dann die Spritze setzen.

Ohne deftige Kost wie Rührei mit Speck („Engli-sches Frühstück“) nimmt der Fett-Ei-weiß-Typus schnell zu. Ist sein Diabe-tes durch die „ge-sunde & fettarme Küche“ dann end-lich manifest, wirkt er häufig apathisch und antriebslos. Ich rate ihm da-her zu „artgerech-ter Kost“, also Le-berkäs‘ statt Bana-nen. Dann benöti-gen diese Patien-ten meist auch kein Insulin mehr und fühlen sich wie neugebo-ren. Ihre Angst, mit einem fettreicheren Es-sen den gestörten Lipidstoffwechsel unnötig zu bedienen, hat sich bisher nicht bestätigt.

ZuckerschnutenAnders ergeht es den zwei von zehn Pa-

tienten, die zum Stoffwechseltyp des Koh-lenhydratessers zählen. Allein der Gedanke

Erfahrungen aus der Diabetikerberatung Von Marianne Reiß

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an Ölsardinen zum Frühstück ruft bei ihnen Übelkeit hervor. Mit Atkins werden sie depres-siv und wollen aus dem Fenster springen. Sie brauchen Nudeln, Reis und Weißbrot. Der Verzicht auf Kohlenhydrate macht sie krän-ker. Mit den aktuellen Empfehlungen für den Diabetiker, fettarm zu essen und stattdessen zucker­ und stärkehaltige Produkte wie Brot oder Bananen zu speisen, kommen sie noch am besten zurecht. Allerdings scheint die vom Kohlenhydrat-Typus immer wieder geäußerte Ablehnung von Fett manchmal auch auf ein Leber/Galle­Problem hinzuweisen, das ja so manches Mal einen Diabetes zur Folge hat.

Diesem Typus bleibt in Stresssituationen häufig „die Spucke weg“. Er trinkt, bevor er von seinem Diabetes weiß, Ströme von Cola, Limo und Fruchtsaft, darum ist es gar nicht so schlecht, wenn er mit seinen Kohlenhydrat­Exzessen ein wenig besonnener umgeht. Bei nervösen Spannungszuständen helfen sofort schon kleine Mengen Kohlenhydrate, etwa ein Bonbon, ein Stück Brot oder Obst, ver-dünnte Säfte oder ein Pott Kaffee. Das regt den Speichelfluss an und dämpft die Nervo-sität. So kann der Kohlenhydrat­Typus den häufig sehr hohen Insulinbedarf in der Re-gel erfreulich reduzieren, in vielen Fällen so-gar so weit, dass er allein mit einem Basisin-sulin zurecht kommt. Und sollte sein Blutzu-cker nach dem Essen Kapriolen schlagen, hilft ein Klacks Butter oder Sahne, um ihn in ruhigere Bahnen zu lenken. Tierische Fette werden besser vertragen als Pflanzenöle.

Die restlichen vier der Patienten sind in-different. Meist rührt ihr Diabetes von Psy-chopharmaka oder Cortison her. Solange sie diese Medikamente einnehmen müs-sen, lässt er sich erfahrungsgemäß nicht durch „Ernährungstricks“ beeinflussen. In-sofern sollten sie nach Gusto speisen und nicht mit abstrusen Essvorschriften geschu-

rigelt werden. Denn Essen hält Leib und Seele zusammen – das hilft auch, den Be-darf an Psychopharmaka zu senken.

Der Nonsense mit den Broteinheiten

Diabetiker werden von ihrem Arzt gern auf 12 BE, (zu neuhochdeutsch 14 KE, s.u.) ge-setzt. Wenn man fragt wieso, lautet die la-konische Antwort: Die müssen doch abneh-men! Zum Abspecken werden 1.200 kcal als angemessen erachtet. Die Deutsche Ge-sellschaft für Ernährung rät Gesunden wie Kranken zu einem Essen, das sich rein ka-lorisch aus 50% Kohlenhydraten, 30­35% Fett und 15 bis maximal 20% Protein zu-sammensetzt. Aus diesen beiden Vorga-ben ergibt sich der Speiseplan des Diabeti-kers. Die 12 BE verteilen wir zunächst über den Tag. 3 morgens, 1 vormittags , 3 mit-tags, 1 nachmittags, 3 abends und 1 spät-abends. Bei der erlaubten Fettmenge müs-sen wir beachten, dass bereits die Hälfte in magerer Kost als „versteckte“ Fette ent-halten sind, bleiben uns also noch 20 bis 23 g. Sind Sie noch da, verehrter Leser?

In Nahrungsmittel übersetzt heißt das: Zum Frühstück gibt es eine Scheibe Brot mit 5 g Margarine (Butter gilt in der Diabetologie im-mer noch als Teufelszeug) und einem Tee-löffel Marmelade. Vormittags eine halbe Ba-nane oder ein kleiner Apfel. Mittags drei Kar-töffelchen, 90 g Magerputenschnitzel, 200 g kalorienarmes Gemüse, alles zusammen in 10 g Fett gesotten. Nachmittags gibt’s wie-der einen kleinen Apfel oder bei extremem Süßhunger drei kleine Kekse. Zum Abend-essen folgen eine Scheibe Brot mit 5 g Mar-garine, einer Scheibe fettarmem Putenauf-schnitt oder Käse, Magerstufe selbstver-ständlich. Plus ein ungezuckerter Mager-milchjoghurt. Den brauchen wir auch für die Salatsoße, Öl geht nicht mehr, das haben wir ja schon für‘s Gemüse verbraucht. Spät-abends zur Krönung noch mal ein Äpfelchen.

Die meisten Typ 2­Diabetiker nehmen trotz dieser Hungerkost nicht ab, manche sogar zu. Auf jeden Fall bedarf es nicht nur erheb-licher Ignoranz, sondern auch einer gehöri-gen Portion Sadismus, um Schutzbefohle-nen dies abzuverlangen. Gesund wird da-von niemand. Man braucht keine Phan-tasie, um zu erkennen, dass davon so-gar Gesunde krank werden würden.

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Was bringen die KE?Natürlich haben die schon sprichwörtli-

chen Misserfolge der klassischen Diabe-tesberatung zu neuen Konzepten geführt. Als die Idee der Broteinheit vor Jahrzehn-ten im Rahmen einer US­Doktorarbeit über-prüft wurde, zeigte sich keinerlei Zusam-menhang zwischen den BE und dem Blut-zucker (siehe EU.L.E.N-Spiegel 2005; H1: “Low Carb - High Profit”). Prompt entschwan-den weltweit die Broteinheiten aus der Di-abetologie. Nur eine kleine Gruppe leistete Widerstand: In Westdeutschland ließ sich das Gros der Ärzteschaft davon nicht be-eindrucken. War das bloß fehlende Com-pliance oder schon Beratungsresistenz?

Immerhin kam inzwischen ein wenig Be-wegung in die Szene: Alle, die ihren Diabe-tes mit Tabletten behandeln, brauchen seit-dem nicht mehr mit BEs zu hantieren. Sie müssen nur noch – aber das bitte akribisch! – auf die Fettpoints achten. Und für die In-suliner gibt’s auch was Neues: Die alte BE (Broteinheit) wurde jetzt durch die KE ab-gelöst, die Kohlenhydrateinheit. 1 BE be-deutete – rein rechnerisch – 12 g Glucose. 1 KE (Kohlenhydrateinheit) nur noch 10 g Glucose. Ein ganz großer Wurf - der neue Name sollte wohl erst mal den internationa-len Spott ableiten! Nur einen einzigen nen-nenswerten Vorteil bietet dieser Wech-sel von BE zu KE: Der Absatz an blutzu-ckersenkenden Medikamenten bleibt stabil oben. Ein Schelm wer Böses dabei denkt.

Verehrte Patienten, es ist egal, womit Sie rechnen! Und ob Sie die Kartoffel auf Ihrem Teller mit einer BE oder einer KE adeln, heißt noch lange nicht, dass sich Ihr Blutzuckerwert an die ärztlichen Vorgaben hält. Rein rechne-risch sollte er um etwa 50 mg% klettern, wo-bei Schwankungen zwischen 20 und 60 als „normal“ angesehen werden – weitere Abwei-chungen bestätigen auch diesmal die Regel.

Es kommt nämlich darauf an, ob Sie eine fest­ oder mehligkochende Sorte eingekauft haben, ob Sie Ihre Erdäpfel noch heiß es-sen oder lauwarm, ob Sie dazu fettarmen oder vollfetten Quark oder gar nichts es-sen, ob es Ihnen schmeckt, oder ob Sie da-bei ein schlechtes Gewissen haben ... und und und. Dass aus Sicht der Ärzte die Be-rechnung durch Patienten, die ihr Insu-lin bestimmen müssen, immer noch „funk-tioniert“, liegt daran, dass die meisten Dia-betiker so klug sind, „nach Gefühl“ zu sprit-zen. Dies ist im richtigen Leben natürlich viel genauer als die ganze Rechnerei.

Was taugt der Glykämische Index?

International hat der Glykämische Index (GI, Glyx) die Schnapsidee von den BE bzw. KE abgelöst. Und er hat gegenüber den BE und KE zwei unbestrittene Vorteile: Erstens wird der Fettgehalt gewürdigt – eine ent-scheidende Voraussetzung für einen ruhi-gen Blutzuckerspiegel, und zweitens wird der Patient nicht unter Druck gesetzt. Auch das kommt dem Blutzucker zugute. Die Me-thode stößt aber schnell an ihre Grenzen, da sie versucht, komplexe psychobiologi-sche Prozesse per GI­Wert abzuschätzen. Die Zahlen für den GI können zwar eine ge-wisse Orientierung geben, sind aber im Ein-zelfall kaum reproduzierbar. Meist erlaubt der gesunde Menschenverstand ebenso gute Vorhersagen, sofern man die Rezep-tur des Lebensmittels kennt sowie die Ver-fahrenstechnik, mit der es hergestellt wurde.

Für viele Diabetiker kam der GI wie eine Erlösung. Endlich durften sie auch mal das essen, was sie mochten, darüber hin-aus benötigten sie sogar weniger Medika-mente. Profitiert hat davon vor allem der Typ des Fett­Eiweiß­Essers. Meine Pati-enten kommen mit dem Glyx sehr gut zu-recht, seit wir uns das Prinzip zunutze machen, die Regeln der Glyx­Vorden-ker aber weitgehend missachten. Schließ-lich sind drei „Fatburnertage“ mit Gemüse-süppchen als Einstieg in ein neues glückli-ches Leben therapeutisch völlig wertlos.

Und die Fette in „Moppel­ und Fitfette“ zu unterscheiden ist nicht nur für den Blut-zucker irrelevant. Es genügt, hoch blut-zuckerwirksame Nahrungsmittel (Obst, Säfte, Limos, Kartoffeln) seltener zu kon-sumieren oder möglichst in Verbindung mit Fett (was ja von den GI­Experten gar nicht so gemeint war). So verliert ein Obst-kuchen aus Weißmehl und Zucker die von BE- und Glyx-Gurus prophezeite Wir-kung, wenn man ihn mit Sahne genießt.

Für schlanke Typ 1­ und 2­Diabetiker ist der Glyx jedoch uninteressant, denn die müssen eh Insulin spritzen, und da-von auch noch wenig. Ob hoch­ oder nie­drig­glykämisch, bei normalem Insulin-verbrauch fällt das kaum ins Gewicht.

Und was taugt LOGI?Der Glykämische Index ist zwar um Licht-

jahre intelligenter als das für den Diabeti-ker riskante BE­ bzw. KE­Modell, aber auch

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er hat seine Grenzen. Die GI-Werte in den Listen gelten immer nur für das Produkt al-leine – nicht aber im Rahmen einer Mahl-zeit. Kaum jemand isst sein Brötchen tro-cken, sondern mit Butter, Cervelatwurst und Gürkchen – aber die tatsächliche Blut-zuckerwirkung lässt sich aus den Wer-ten der Wurstsemmelzutaten nicht ermit-teln. Deshalb wurde der Glykämische In-dex durch die Glykämische Last (GL) er-setzt, mit der die LOGI­Methode arbeitet.

LOGI war der Versuch, den Glykämischen Index weiterzuentwickeln. Dabei geht es nicht allein um die Blutzuckerwirkung eines Nah-rungsmittels, sondern um den zu erwarten-den Anstieg durch die tatsächlich aufgenom-mene Menge. Eine Scheibe Weißbrot mit ei-nem hohen GI ist danach gleichbedeutend mit zwei Scheiben Vollkornbrot mit niedri-gem GI. Die Menge macht’s. Was für einen vollsinnigen Menschen so platt ist wie ein Pfannkuchen, ist in der Diabetologie gleich-bedeutend mit einen Geniestreich. Die Nu-delesser, die bisher vom GI bestätigt wur-den, müssen beim LOGI aber wieder Ab-stand von vollen Tellern nehmen. Dafür dür-fen sie bei Fleisch und Wurst zulangen.

Der Grund für den Siegeszug von LOGI, den die Verantwortlichen in den Diabetiker-schulungen bisher allerdings nicht akzep-tieren wollen, ist offensichtlich: LOGI ist we-niger restriktiv. Der Trend von den BE zum GI setzt sich mit LOGI fort. Jetzt sind viele Speisen erlaubt, die der GI noch verboten hat, Wassermelone und gekochte Möhren zum Beispiel. Trotzdem klappt‘s in der Pra-xis oft nicht so gut – meist als Folge des pa-thologischen Kontrollwahns beim Essen.

Die glykämische Ladung ihres Essens über den Dreisatz zu berechnen oder das Gewicht des Schnitzels an den individuel-len Proteinbedarf grammweise anzupas-sen, vermag wohl jedem die Freude am Es-sen zu verleiden. Bis ein Diabetiker damit fer-tig ist, ist sein Essen kalt. Abgesehen davon ist die Kalkulation biologisch gesehen Un-sinn, denn über die Blutzuckerwirkung einer Mahlzeit entscheidet die Gluconeogenese.

Also, rechnen Sie nicht, und wiegen Sie auch nichts ab. Essen Sie soviel Fleisch, Wurst, Eier, Fisch und Gemüse, nett in But-ter oder Öl gegart, bis Sie satt sind. Wenn Ihr Stoffwechsel keine Kohlenhydrate braucht, dann lassen Sie sie weg. Nudeln, Knödel oder Kartoffeln sind nur für jene gedacht, die den Braten ohne Sättigungsbeilage nicht run-

ter kriegen. Nach dem Mahl werden Sie nicht – wie gewohnt – eine Couch zur Erholung brauchen, sondern voller Tatendrang stecken. Sollten Sie zwischendurch mal Hunger be-kommen, hilft ein Stückchen Käse und – in der Not – die Wurst auch ohne Brot. Wenn Sie durch eine angemessene Kost auf Trab kommen, ist auch Ihr Blutzucker sofort unten. Das hat nichts mit Bewegung, es hat mit Be-friedigung zu tun. Dann geht es Ihnen besser.

Wenn Sie aber dem Typus Kohlenhydrat-esser angehören, gewisse Sympathien für‘s HB­Männchen aufbringen, sich schnell ge-reizt fühlen und gern Limos oder Säfte trin-ken, dann lassen Sie die Finger von LOGI. Kohlenhydratarmes Essen macht Sie höchs-tens nervös oder depressiv (ein Steak zum Abendessen treibt Sie im Zweifels-fall zur „Tanke“, um was Süßes einzukau-fen, oder?). Für Sie ist es besser, die Wurst nie ohne Brot zu essen. Wenn’s zwischen-durch „pressiert“, genehmigen Sie sich ei-nen Kaffee mit Milch oder Sahne, zur Not eine Cola. Ein Bier oder Wein zum Abend-essen hilft Ihnen, zu entspannen. Mund-trockenheit bekämpfen Sie mit einem Bon-bon oder etwas Obst. Bevor Sie sich auf-regen, geben Sie „dem Affen Zucker“.

Fazit: In den Schulungen sitzen Menschen unterschiedlichster Couleur. Selten schlanke, meistens Schwergewichte. Große und Kleine, Lebhafte und Stille, Berufstätige und Rent-ner, Gartenfreunde und Köchinnen. Und weil die meisten ihren stressbedingten Cor-tisolbauch sichtbar vor sich hertragen, wer-den alle rücksichtslos auf eine Diät gesetzt, die ihnen den letzten Nerv und die letzte Le-bensfreude raubt ­ auf dieselbe kohlenhy-dratlastige, fettarme, widerwärtige Kost.

Und wenn es jemandem zu bunt wird, wenn er isst, was ihm bekommt, und sich seine Laborwerte deutlich verbessert, wenn er am Ende weniger oder gar keine Medika-mente braucht, was hört er dann von seinem behandelnden Arzt? „Sie müssen die ver-ordneten Medikamente nehmen! Wenn Sie mit weniger Kartoffeln unterzuckern, müs-sen Sie eben wieder so essen, wie vorher!“ Was soll man dazu noch sagen? So hört sich wohl eine rationale Ernährungstherapie aus multiple-choice-geprüftem Munde an.

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Bin ich meinen Diabetes los, wenn ich 20 Kilo abnehme?

20 Kilo müssen runter, so lautet die offi-zielle Drohung an Typ 2­Diabetiker. Daten, die die Wirksamkeit dieses monströsen Rat-schlages belegen, fehlen. Es gibt bis heute keine wirksame Methode, mit der man zu-verlässig abnehmen kann. Wer mit „eiser-ner Disziplin“ sein Gewicht um fünf Kilo oder gar mehr gedrückt hat, darf sich nicht wundern, wenn dann das Gegenteil des-sen eintritt, was ihm sein Diabetologe ver-sprochen hat: Der latente Diabetes ver-schwindet nicht etwa, sondern beginnt sich zu manifestieren. Wer seinen Körper be-kämpft, unter welchem Vorwand auch im-mer, der schadet ihm. Manchmal irreversibel.

Sobald der Eiweiß-Fett-Esser seine ge-störte Glukose­Toleranz nicht mehr mit fett-armer Kohlenhydratkost bedient, nimmt er mit seiner Lieblingskost automatisch ab. Vor allem dann, wenn er sich vorher mit al-ler Kraft bemüht hat, sich so zu ernähren, wie von der Beratung empfohlen. Wenn er dadurch weniger oder keine Medika-mente mehr braucht, ist das aber keine Folge der Gewichtsabnahme. Gewichtsver-lust und Verbesserung der Blutglucose ha-ben in diesem Falle die gleiche Ursache.

Anders beim Kohlenhydratesser mit endo-genem Cushing. Versucht er sich was ab-zuhungern, wird seine Stimmung noch ge-reizter und sein Bauch noch stattlicher. Es ist nun mal der Gang der Dinge, dass mit zunehmendem Alter der ersehnte Wasch-brettbauch beim Manne gleichermaßen schwindet wie die Bikinifigur bei der Frau. Dann tut‘s auch ­ ein Waschbärbauch.

Warum sollen bestimmte Dia-betes-Medikamente das Abneh-men erleichtern?

Entwässernde Arzneien, Diuretika, sor-gen durch die vermehrte Wasserausschei-dung für Gewichtsverluste. Noch dubioser sind Medikamente, die vordergründig den Blutzuckerspiegel regulieren sollen, deren Nebenwirkung aber darin besteht, den Ver-dauungstrakt zu schädigen. Das macht sich vor allem zu Beginn der Einnahme bemerk-bar. Neben dem Darm sind oftmals auch die Nieren betroffen. Wer dann auch noch „Zuckeraustausch stoffe“ wie Sorbit etc. ver-wendet, wird mit heftigem Durchfall belohnt. Logisch, dass dadurch manchmal ein paar Pfunde runtergehen; insbesondere die Reser-vefette der holden Weiblichkeit müssen dran glauben. Die fraglichen Medikamente sind übrigens Sulfonylharnstoffe und Biguanide. Letztere wurden glücklicherweise bis auf Met-formin verboten, das aber auch nicht ohne ist: es löst einen Vitamin B12-Mangel aus.6, 19

Warum bewirkt ein geringer Ge-wichtsverlust oft eine deutliche Besserung?

Wenn Sie auf einen Therapeuten tref-fen, der Sie ernst nimmt, Ihre Sorgen ver-steht, der Sie seelisch stabilisiert, freund-lich und wohlwollend behandelt, so mindert das Angst und Verzweiflung. Ihr Cortisolspie-gel sinkt, und damit Ihre Blutzuckerwerte. Und ganz nebenbei macht sich mit dem Cortisol auch etwas Bauchspeck dünne.

FAQ 27 Essen, trinken, feiern! Von Udo Pollmer und Marianne Reiß

Wozu noch Antworten zur Ernährung, wo doch ihr Einfluss maßlos überschätzt wird? Weil viele Diabetiker so verunsichert sind, dass sie verständlicherweise noch viele Fragen auf dem Herzen haben; weil sie nicht glauben können, dass die Diät, zu der ihnen geraten wird, unter Umständen sogar zum Diabetes führen kann.

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Kann ich von Insulin dick werden?Ja. Es ist ein anaboles Hormon, das da-

für sorgt, dass die resorbierten Nahrungs-bestandteile in Speicherformen (Glycogen, Fette) umgewandelt werden. Sonst würden Sie ja Essenspausen und magere Zeiten gar nicht überstehen. Wer Insulin spritzen muss, bekommt manchmal an den Injektionsstel-len Lipohypertrophien. Diese Lipome, gut-artige Fettgeschwulste, bilden sich, weil das Insulin die Fettzellen zum Wachstum anregt. Wie wir wissen, werden Diabetesberaterin-nen angehalten, den Patienten diesen Zu-sammenhang zu verschweigen und jegliche Gewichtszunahme aufs Essen zu schieben.

Was bringt Bewegung?Grundsätzlich verbessert die Betätigung

der Muskeln das Befinden vieler Diabetiker, ganz gleich, ob sie mit den Enkeln rumal-bern oder mal mit dem Rad zum Einkau-fen fahren. Wer als Kind nicht stillsitzen konnte, braucht meist auch als Erwachse-ner etwas Auslauf und natürliches Tages-licht; in frischer Luft kann er sich abreagie-ren. Dadurch sinken sowohl die Cortisolaus­schüttung als auch das Gewicht, was oft schon ausreicht, um die Medikation abset-zen zu können. Laien führen dies irriger-weise auf den Gewichtsverlust zurückt, der aber nur ein belangloser Nebeneffekt ist.

Warum ist mein Blutzucker nach dem Sport massiv erhöht?

Menschen mit leptosomem Körperbau, also hagere Zeitgenossen, handeln sich mit einer exzessiven sportlichen Betätigung er-höhte Cortisolwerte im Blut ein. Diese Hy-percortisolämie sorgt dann für exorbitant hohe Blutzuckerwerte, weil sie die Insulin­ausschüttung blockiert. Leptosome Diabe­tiker werden nicht immer als solche er-kannt, weil manche ansehnliche Cushing­ Bäuche haben. In ihrer Jugend waren sie aber schlank und haben auch jetzt noch dünne Arme und Beine. Der Effekt von Sport hängt also stark von der körperli-chen Veranlagung und der Dosis ab.

Fettarme Kost und Sport ma-chen mich nicht fit, sondern schlapp. Was mache ich falsch?

Wenn Sie wegen einer Unterfunktion der Schilddrüse Hormone nehmen müs-sen, ist die Sache klar: Eine fett­ und wo-

möglich eiweißreduzierte Ernährung in Ver-bindung mit Sport senkt Ihren niedrigen Puls und Ihre meist ebenso niedrige Kör-pertemperatur nur noch weiter ab. Gehalt-volle, schmackhafte und ausreichend ge-salzene Kost, z.B. ein saftiges Steak mit Kräuterbutter, Rostbratwürstel oder Spie-geleier mit oder ohne Speck, bringt Sie wie-der in Schwung. Denn Eiweiß kurbelt so-wohl die Wärmeproduktion als auch die Ent-giftungsmechanismen in Ihrer Leber an. Salz senkt zudem Ihren Cholesterinspiegel.

Sollte ich morgens wie ein Kaiser frühstücken?

Für die meisten Diabetiker ist das sicher kein guter Rat. In den frühen Morgenstun-den bis etwa 9:00 Uhr ist die Insulinsensiti-vität am niedrigsten. Das liegt an der blutzu-ckererhöhenden Wirkung des zellerneuern-den Wachstumshormons STH (Somatotro-phes Hormon). Darum ist der Insulinbedarf gesteigert (wobei wenige Ausnahmen die Re-gel bestätigen). Ein späteres Frühstück wird oft besser toleriert. Hormone wie Insulin, Glu-cagon oder STH unterliegen einem circadia-nen Rhythmus. Die STH­Ausschüttung steigt über Nacht an und ist morgens besonders hoch, sie fällt im Laufe des Tages wieder ab.

Soll ich extra für die Tabletten frühstücken?

Blutzuckersenkende Medikamente wie Sulfonylharnstoffe und Metformin müs-sen Sie nicht mit dem ersten Hahnen-schrei einnehmen, sondern erst zum Es-sen. Wann Sie frühstücken, hängt von Ih-ren Gewohnheiten und Ihrem Appetit ab.

Wie oft soll man eigentlich essen?Offiziell wird zu mindestens fünf Mahl-

zeiten täglich geraten, aber ein Vorteil für den Patienten lässt sich nicht belegen. Al-lerdings benötigt er dann mehr blutzucker-senkende Medikamente. Grundsätzlich gilt: Folgen Sie Ihren Bedürfnissen und essen Sie so oft, wie Sie es brauchen. Wer Insu-lin spritzen muss, bevorzugt meist weni-ger, aber reichhaltigere Mahlzeiten. Dann muss er sich nicht so oft pieken. Manche benötigen aber eine Zwischenmahlzeit, weil sie sonst nervös oder müde werden.

Etwas anderes gilt für die – meist älte-ren ­ Diabetiker, die mit Sulfonylharnstof-fen oder Mischinsulinen eingestellt sind, da

28 FAQ

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diese den Insulinspiegel bis zu zwölf Stun-den lang erhöhen. Viele Patienten müssen alle zwei bis drei Stunden Kohlenhydrate fut-tern, um nicht schlapp zu machen. In diesen Fällen sollte die Medikamentierung über-prüft werden, denn der rasche Blutzucker-abbau deutet auf eine Überdosierung hin.

Warum ist Zucker nicht mehr verboten?

Mittlerweile mussten auch DDG (Deut-sche Diabetes-Gesellschaft) und DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) ein-sehen, dass die Zuckerkrankheit keine Zu-cker­Krankheit ist. Da die Experten Fett und Eiweiß ja bereits von den Tellern ver-bannt hatten, mussten sie notgedrungen den Zucker rehabilitieren. Sonst bleibt den Diabetikern nichts anderes übrig, als die Tischdecke aufzuessen, um satt zu wer-den. Anfangs gab man nur 10 Prozent der Kalorienzufuhr durch Zucker „frei“, das sind etwa 50 Gramm Zucker am Tag.

Inzwischen wurden auch die Prozentan-gaben aus den Regularien gestrichen, damit sich jeder das aussuchen kann, was er am liebsten glauben möchte. Der Patient darf heute sogar Gummibärchen naschen – die sind ja fettfrei. In der Tat beeinflusst Zucker den Blutzuckerspiegel in Verbindung mit den früher üblichen Hauptmahlzeiten kaum. Das ändert sich aber bei Magerkost: Je mehr Kohlenhydrate bei gleichzeitig geringer Fett-zufuhr verzehrt werden, desto höher klet-tert der Blutzucker und desto mehr Medi-kamente müssen die Patienten einwerfen.

Was bringt Fruchtzucker?Da Fruchtzucker gewöhnlich insulinunab-

hängig verstoffwechselt wird, wurden Diabe-tikerlebensmittel früher mit Fructose gesüßt. Doch wie man inzwischen weiß, ist dies im Alltag bedeutungslos – einfach deshalb, weil man die Blutzuckerwirkung kompletter Le-bensmittel wie eines gebutterten Marmela-denbrötchens nicht berechnen kann. Da-rum spielt es für die Wirkung auf den Blut-zucker meist keine Rolle, ob das Gelee mit Glucose, Fructose oder Sorbit gesüßt wurde.16, 35 Insofern ziehen Diabetiker aus Diabetikerlebensmitteln keinerlei Vorteile.

Ist Sorbit besser als Zucker?Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit (als Dia­

betikersüße im Handel) werden vom Kör-

per nicht aufgenommen. Deshalb ist es zweifelhaft, ob sie den Wunsch nach Sü-ßem in geeigneter Weise befriedigen kön-nen und Zucker tatsächlich zu ersetzen vermögen. Der eigentliche Grund für den durchschlagenden Erfolg von Sorbit und Co. ist die Tatsache, dass diese Zuckeral-kohole Durchfall hervorrufen. Das spart Ab-führmittel und vermittelt das gute Gefühl, die Kalorien gleich wieder loszuwerden.

Machen Süßstoffe dick?Süßstoffe sorgen im Tierversuch für eine

Verdickung des isolierenden Unterhautfett-gewebes, wodurch mehr Wärme im Kör-per verbleibt. Dieser Effekt kommt so-wohl über die appetitanregende Wirkung der Süßstoffe als auch über das Absen-ken der Basaltemperatur zustande. Weil der Körper dadurch Energie spart, kann man selbst bei kalorienreduzierter Kost sein Ge-wicht halten, ja sogar zunehmen. Außer-dem werden Süßstoffe nicht nur von den Geschmacksknospen auf der Zunge wahr-genommen, sondern auch von Süß­Rezep-toren im Darm. Dies regt die Resorption von Zucker aus dem Speisebrei an.18, 30, 31

Sollte der Diabetiker Süßstoffe meiden?

Obwohl den Patienten immer wieder Süß-stoffe empfohlen werden, ist deren Wir-kung auf den diabetischen Stoffwechsel na-hezu unerforscht. Der bekannteste Süß-stoff, das Saccharin, ist chemisch mit den Sulfonylharnstoffen so gut wie identisch. Sulfonylharnstoffe stimulieren die Insulinausschüt-tung und werden zur Behand-lung des Diabetes verschrieben. Bei Mäusen entpuppte sich Sac-charin als Dia be tesmedikament: Regelmäßige Gaben senk-ten ihren Blutglucosespiegel.2

Dürfen Diabetiker Schokolade essen?

Halten Sie sich bitte fest: Schokolade, auch Milch-schokolade, übt keine16 oder eine günstige Wirkung auf den Blutzuckerspie-gel aus. Er steigt langsam an, ohne da-bei exorbitant hohe Werte zu erreichen. Ka-kao verbessert die Gefäßfunktion,3, 21 aber Sie müssen sich deswegen nicht gleich bit-

FAQ 29

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30 FAQ

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tere „Herrenschokolade“ reinziehen. Diabe­tikerschokolade bringt keine Vorteile, au-ßer dass sie schlechter schmeckt.7

Bietet Halbfettmargarine Vorteile?Mittlerweile ist es die Hauptaufgabe jeder Ernährungsberatung, dem Patienten eine Heidenangst vor Fett einzujagen. Viele Diabetiker essen auf ärztlichen Rat Halbfett­Markenschmiere. Diese Produkte ver-schlechtern aber fast immer die Blutzucker-kontrolle. Das hat mutmaßlich zwei Gründe: Die Blutzuckerwerte steigen umso rasanter an, je geringer der Fettanteil in der Nahrung ausfällt. Zudem enthalten fettreduzierte Lebensmittel häufig starke Emulgatoren, um das reichlich darin enthaltene Wasser streichfähig zu machen. Emulgatoren ver-ändern aber das Resorptionsverhalten von Nahrungsbestandteilen im Magen-Darm-Trakt.

Was bringen Omega-Fettsäuren und Fischöl?

Fischöl ist eine ideale Nahrung für Haie, Barrakudas und andere Raubfische. Ome-gafettsäuren – gleich welcher Couleur – ha-ben sich zur Vorbeugung und Behandlung von Diabetes als wirkungslos erwiesen. Wer gern Fisch isst, darf sich weiterhin He-ring und Makrele in die Pfanne hauen. 9

Wie steht‘s mit Butter und Sahne?Milchfett ist das erste Fett, das der neu-

geborene Mensch in erklecklicher Dosis mit der Muttermilch aufnimmt. Die meisten Men-schen haben seltsamerweise vergessen, dass sie Landsäugetiere sind und ihr Kör-per daher gar nicht anders kann, als tieri-sche Fette zu erzeugen. Wären pflanzliche Fette gesünder, würde sich der Stoffwech-sel nicht die Mühe machen, Kokosfett und Rapsöl in Nierentalg und Speck zu verwan-deln. Geben Sie also ruhig Butter und Sahne an alle Speisen, zu deren Zubereitung man sie in unserer Kultur traditionell vorsieht.

Warum wirkt sich Vollkornbrot günstig auf den Blutzucker aus?

Diabetesberater stellen immer wieder fest, dass Vollkorngebäck den Blutzucker güns-tig beeinflusst – selbst dann, wenn es zu üb-len Blähungen und Durchfällen führt. Ge-

rade bei Patienten, die Insulin spritzen müssen, habe sich dieser Ratschlag be-währt. Unklar bleibt, warum das so ist.

Physiologisch sind drei Gründe maßge-bend, die zu günstigeren Blutzuckerspiegeln führen können: Erstens weisen viele Voll-kornprodukte, jedoch nicht alle, einen be-achtlichen Fettgehalt auf. Der bremst den Anstieg des Blutzuckerspiegels. Zweitens ruft echtes Vollkornbrot Verdauungsstörun-gen wie Blähungen und Durchfall hervor. Dafür sind die sogenannten Enzyminhibito-ren des Getreides verantwortlich. Sie blo-ckieren den Stärkeabbau im Dünndarm, wo-durch unverdaute Stärke in den Dickdarm gelangt, ein gefundenes Fressen für die Darmflora, die sie flugs in Fuselalkohole um-wandelt.25 Und Alkohol wirkt sich bekann-termaßen günstig auf den Blutzucker aus.

Ganz besonders „günstige“ Blutzucker-effekte beobachtet man bei Patienten, die nach dem Verzehr von Vollkornprodukten unter massiven Blähungen und Dünnpfiff lei-den. Wenn die Stärke vom Körper gar nicht erst aufgenommen werden kann, und auch der Brotbelag samt Diabetesarznei unver-daut den Körper wieder verlässt, dann muss die Leber mit ihrem Glycogenvorrat behut-sam haushalten und darf nur wenig Zu-cker ins Blut abgeben. Wäre es nicht kos-tengünstiger, die Diabetesberaterinnen wür-den ihren Kunden gleich zum Verzehr von Altpapier, Sägespänen und Torfmull raten?

Selbstgebackene Kuchen wirken bei mir völlig anders als gekaufte.

Sie wirken vermutlich viel günstiger in Sa-chen Blutzucker. Das hat einfache Gründe: Bei den Fertigprodukten sparen die Her-steller auf Wunsch der ernährungsberaten-den Redaktionen unserer Medien beim Fett und anderen wertgebenden Rezepturbe-standteilen. Denn man will, ja man muss, bei einem Warentest gut abschneiden.

Und das geht nur, wenn man konse-quent Nährstoffe durch löffelfähige Luft und schnittfähiges Wasser ersetzt. Zugleich braucht es dafür aber starke Emulgatoren, mikropartikulierte Eiweiße u.v.a. Damit wird aber die Verdauungsphysiologie des Kör-pers aufs Kreuz gelegt. Nehmen Sie beim Backen daher wie gewohnt Mehl, Eier, But-ter und Zucker. Auch wenn ihr Arzt aus-rastet ­ Ihr Körper wird es Ihnen danken.

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FAQ 31Wieso sind Vollkorn-Haferflocken besser als zartschmelzende?

Weil es die ErnährungberaterInnen nicht besser wissen. Es gibt keinen Vollkorn­Hafer. Glücklicherweise, denn Haferkör-ner sind von harten, spitzen Spelzen umge-ben und würden sich im Mund wie Reißnä-gel anfühlen. Damit die Hersteller Schmer-zensgeldklagen entgehen, werden alle Ha-ferflockensorten auf die gleiche Weise hergestellt. Der Unterschied entsteht erst beim Sieben der entspelzten und plattge-quetschten fertigen Flocken: Die Größe-ren füllt man in die Tüte mit der Aufschrift „Vollkorn“, die kleineren Bruchstücke in die mit den „zarten“ Flocken. Dass sich Ha-fer günstig auf den Blutzucker auswirkt, hat einen simplen Grund: Hafer ist fettreich!

Müssen Diabetiker sparsam salzen?

Diabetiker sollen lernen, zu verzichten: Deshalb wird ihnen auch zu einer konse-quent salzarmen Kost geraten. Salzver-zicht erhöht jedoch den Cholesterinspiegel und fördert die Insulinresistenz – eine Tat-sache, die seit Jahrzehnten Allgemeinwis-sen in der Medizin ist, den Patienten aber wohlweislich verschwiegen wird.26 Damit sich die Insulinresistenz nicht verschlim-mert, sollten Diabetiker nach Lust und Laune salzen. Hinzu kommt, dass viele Patien-ten Diuretika einnehmen müssen, was Salz über den Urin ausschwemmt. Die Verluste müssen unbedingt wieder über die Nah-rung ausgeglichen werden. Auch die pau-schale Empfehlung an Gesunde, salz-arm zu essen, erhöht die Zahl der Diabeti-ker. Gleiches gilt für den Ratschlag, viel zu trinken, womöglich, noch bevor man Durst hat. So wird nur ein Salzdefizit begünstigt.

Schadet Fleisch dem Diabetes?Fleisch enthält nur verschwindend ge-

ringe Mengen Zucker. Aber das Hormon In-sulin erfüllt viele Aufgaben, nicht nur im Zu-cker­, auch im Eiweißstoffwechsel. Es sorgt u.a. für die Aufnahme von Aminosäuren in die Zelle. Dafür ist aber viel weniger Insu-lin erforderlich als für die Aufnahme von Glucose, so dass dies im Grunde nur Typ 1­Diabetiker merken, die ja (meist) über-haupt kein Insulin herstellen können.

Der ominöse Rat der DGE, von Fleisch, Wurst oder Schinken nicht mehr als 125 g

pro Tag zu essen, sollte einer Niereninsuf-fizienz vorbeugen, weil als deren Ursache fälschlicherweise Eiweiß, namentlich „Flei-scheslust“, verdächtigt wurde.9 Heute lau-tet die Regel „nur wenig Fleisch“, und im Schulungsmaterial ist dann ein Tellerchen mit einem winzigen Putenschnitzel abgebil-det. Magerquark und Fisch dürfen die Pa-tienten allerdings unbeschwert essen, da es sich aus ärztlicher Sicht nicht um Eiweiß und schon gar nicht um tierisches handelt.

Wieviel Eiweiß brauche ich?Nach den Vorstellungen der Fachge-

sellschaften müssen dem Diabetiker 45 Gramm Eiweiß pro Tag genügen. Damit wird die allgemein geforderte Mindestzu-fuhr von 0,8 Gramm Eiweiß pro Kilo Kör-pergewicht nicht mehr sicher erreicht. Aber Protein ist nicht nur zur Erhaltung des Kör-pers notwendig, es unterstützt auch die Le-ber bei der Entgiftung zahlreicher Toxine. Schließlich sind Enzyme, die Gifte unschäd-lich machen, ja auch Proteine und die müs-sen immer wieder neu gebildet werden.4

Warum muss ich so viel Gemüse essen?

Gemüse gilt als vorteilhaft, da fettarm und ballaststoffreich. Als Maßstab wird gern die Mittelmeerküche angeführt. Allerdings ba-det das totgekochte Gemüse im sonni-gen Süden nicht in stark verdünntem Meer-wasser, sondern in Fett. Gemüse schadet dem Diabetiker vermutlich nicht, aber sein Nutzen steht in den Sternen; die üblichen heilsbringenden „sekundären“ Pflanzen-stoffe sind bei Überprüfungen ausnahms-los gescheitert. Inzwischen mausert sich aber ein lange Zeit unerwünschter Inhalts-stoff zum Stoffwechselregulator: Das Ni­trat. Im Stoffwechsel wird es in Stickstoff-monoxid (NO) umgewandelt, einen wich-tigen Botenstoff. Auch wenn Nitrat keinen unmittelbaren Einfluss auf den Blutzucker ausübt, so fördert es die Durchblutung und senkt damit den Blutdruck (siehe Seite 39).

Wieso ist Obst auch für Diabeti-ker so gesund?

Obst ist eine Sammelbezeichnung für Le-bensmittel, die von süßen Erdbeeren über fettstrotzende Avocados bis hin zu eiweiß-reichen Erdnüssen oder Mandeln reicht. Insofern handelt es sich bei der Aussage „Obst ist gesund“ um einen unverbindli-

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32 FAQ Alkaloid Trigonellin.34 Da manifeste Diabeti-ker oft auch noch an Leberproblemen leiden, profitieren sie doppelt von dem schwarzen Gebräu: Kaffee verbessert die Leberwerte, schützt die Nerven11 und senkt gesichert das Risiko für Leber­ und Gallenkrebs.23

Sollte Sie Kaffee allerdings kalt lassen, dann lassen Sie einfach die Finger davon. Die allermeisten Diabetiker lieben aber ihr Tässchen. Das hat einen einfachen Grund: Kaffee erhöht den Serotoninspiegel in glei-cher Weise wie Zucker. Er verbessert die Stimmung, er macht Laune. Wer sich Sü-ßes verkneift, greift als Ausgleich gern zu coffeinhaltigen Getränken. Dies führt aller-dings nicht selten zu einer gewissen Über-dosierung, die Durchfall zur Folge hat – vor allem wenn der Kaffee morgens schwarz auf leeren Magen genossen wird. Ein kräf-tiger Schuss Vollmilch oder Sahne schafft Abhilfe. Das erhöht die Bekömmlichkeit – nicht den Blutzuckerspiegel. Viele Dia-betiker trinken ihren Kaffee schwarz, um Fett und Zucker zu vermeiden, und wun-dern sich, wenn sie ihn so nicht vertragen.

Schadet Alkohol bei Diabetes?Meistens nicht. Regelmäßiger Konsum al-

koholischer Getränke korrelierte in den ein-schlägigen Studien sogar mit einer niedrige-ren Diabetesrate. Auf jeden Fall bremst ein abendliches Gläschen hohe Glucosespie-gel nach dem nächsten Frühstück ab, ver-bessert die Insulinsensitivität und senkt die Entzündungsmarker. Ärzte raten Diabeti-kern jedoch, Alkohol zu meiden, was sie ku-rioserweise damit begründen, dass er den Blutzucker senkt. Der korrekte Ratschlag wäre: Wenn Sie zum Abendessen ihr ge-wohntes Glas Bier oder Wein trinken, kön-nen Sie am nächsten Morgen auf die Ein-nahme von Blutzuckersenkern verzichten. Alkohol hat weniger gesundheitsschädliche Nebenwirkungen als die üblichen Medika-mente. Dafür ist er wirksamer.5, 12, 13, 15, 20, 24, 32

Ist Bier insulinpflichtig?In Expertenforen wird vor Bier gewarnt.

Schließlich hat der Gerstensaft einen hö-heren Glykämischen Index als Limonade! Limo liegt bei 100, während Bier auf den Spitzen wert von 110 Prozent kommt. Die Ursache läge in seinem exorbitanten Ge-halt an Maltose, so die Fachwelt. Doch Mes-sungen mit handelsüblichem Reinheitsge-botsbier an mitteleuropäischen Diabetikern gibt es offenbar keine. Kein Wunder, denn

chen Allgemeinplatz. Logischerweise wer-den sich diejenigen, die auf Kohlenhydra te scharf sind, Bananen und Weintrau-ben schnappen und die Fett- und Eiweiß-fans lieber Erdnüsse knabbern. Nicht sinn-voll ist es aber, seinen Blutzucker mit sü-ßem Obst auf leeren Magen hochzujagen.

Was soll man eigentlich trinken?„Normale“ Softdrinks führen, wenn sie zwi-

schen den Mahlzeiten getrunken werden, zu einem schnellen Blutzuckeranstieg. Da-rum ist es besser, die Limo in verdünnter Form z.B. als Schorle zu trinken. Süßstoff-haltige Getränke bieten gewöhnlich keine Vorteile. Welchen Einfluss der Zucker, die Säure und das Kohlendioxid auf den Blut-zuckerspiegel ausüben, ist unbekannt.

Mineralwasser ist doch immer noch das Beste – oder?

Im Prinzip ja. Wer Mineralwasser be-vorzugt, sollte darauf achten, dass dieses nicht „natriumarm“ oder „für die Säuglings-ernährung geeignet“ ist. In klinischen Ver-suchen haben kohlendioxidhaltige Wäs-ser mit hohem Natriumgehalt die Insulin-sensitivität deutlich verbessert.8, 28 Vermut-lich liegt das am Natrium, denn die meis-ten anderen Getränke, insbesondere Fruchtsäfte, sind reichlich mit dem Na-triumgegenspieler Kalium gesegnet.

Was bringt ungesüßter Kräutertee?Kommt drauf an. Pfefferminz­ oder Me-

lissentee ist für denjenigen, der’s mag, si-cher ein passables Getränk. Viele Kräu-terteemischungen, vor allem solche mit „reinigenden“ Wirkungen auf Niere, Le-ber, Blut oder gegen Frauenleiden, enthal-ten so manches Mal Kräutlein, die bei re-gelmäßigem Konsum derbe Leberschä-den verursachen können. Mit echtem Tee (ganz gleich, ob schwarz oder grün) entge-hen Sie diesem Problem von vornherein.

Wieviel Kaffee ist okay?Je mehr Kaffee getrunken wird, desto

niedriger ist die Diabetesrate. Der Effekt ist beachtlich: Eine Kanne am Tag senkt das Diabetesrisiko bis um die Hälfte. Kaffee ver-mag nämlich sowohl die Blutglucosewerte als auch die Insulinausschüttung zu sen-ken.1, 33 Verantwortlich dafür ist offenbar das

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für die Bestimmung des Glykämischen In-dex’ müssen 50 Gramm Glucose aufge-nommen werden. Eine Maß eines norma-len Pilsbieres enthält aber bloß lausige 1,4 Gramm Malzzucker! 29 Sein Gehalt an Dext-rinen (abgebaute Stärke) liegt immerhin et-was höher, nämlich bei 20 Gramm pro Maß.

Wer also den Glykämischen Index nach den üblichen Gepflogenheiten mes-sen will, müsste seine Probanden ganz fix mit 2,5 Maß Bier abfüllen. Man ahnt, dass derartige Versuche bei Ethikkomi-tees auf erbitterten Widerstand stoßen dürf-ten. Die Zahlen der DiabetesexpertInnen sind also frei erfunden nach dem Prinzip: Wie können wir unsere Patienten am bes-ten schurigeln? Je heftiger wir sie ärgern, desto mehr Medikamente brauchen sie!

Sind trockene Weine besser als Bier?

In der Patientenbroschüre „Mit Insulin geht es mir wieder besser“ lesen wir: „Größere Mengen Alkohol stören die Arbeit der Le-ber.“ Dann kann sie leider „nicht mehr so-viel Zucker ins Blut abgeben wie üblich“.14 Stimmt: Die übermäßige Abgabe von Zu-cker aus der Leber ins Blut ist ja das klini-sche Problem bei dieser Krankheit. Aber wer diesen unerwünscht hohen Zustrom an Zu-cker ins Blut mit einem Gläschen bremst, der stört auf einmal „die Arbeit der Leber“.

Wer Bier oder halbtrockenen Sekt trinkt, senkt nach Ansicht der Experten nicht nur seinen Blutzucker, sondern erhöht ihn gleichzeitig: Diese wundersame Blutzu-ckererhöhung verdankt er dem Malzzu-cker, der, wie wir inzwischen wissen, im Bier nur in Spuren enthalten ist. Die Kon-sequenz aus den wirren Gedankengän-

gen: „Für ein Glas Bier (gemeint sind 0,2 l; d. A.) sollten Sie keine zusätzlichen Insulin-einheiten spritzen. Wenn Sie viel Bier trin-ken erhöht der Malzzucker im Bier den Blut-zucker. Ungünstig sind alle Alkoholi ka, die viel Zucker enthalten ...“ namentlich Sekt. Da haben die Diabetologen wohl zu viele Schnapspralinen genascht.

Hilft Zimt?Unstrittig hilft er vielen Diabetikern, wenn

auch nicht allen. Wer Milchreis mag, ist mit Zimt und Zucker gut bedient. Anders sieht es bei Zimtkapseln aus. Denn die werden auch von jenen geschluckt, die Zimt nicht vertragen. Außerdem weiß niemand so recht, was in den Kapseln wirklich drin ist. Auch bei Fertigprodukten will die Deklaration „Zimt“ nicht viel heißen. Manch ein Herstel-ler streckt die Ware mit Perubalsam, der hef-tige allergische Reaktionen auslösen kann. In der eigenen Küche sind die Risiken ge-ring, denn der Zimt aus dem Supermarkt ist meist echt, egal ob er aus Ceylon oder China (Caneel) stammt. Welche Inhaltsstoffe des Gewürzes wirken, weiß man nicht.26

Stimmt es, dass schon Kinder Altersdiabetes bekommen?

In den Medien ist immer wieder von ei-ner massiven Zunahme von Altersdiabetes die Rede. Entsprechende Untersuchungen36 konnten diese Behauptung nicht stützen. Sogenannter Altersdiabetes ist bei Kindern extrem selten. Ob heute daran mehr Kinder erkranken als noch vor einigen Jahrzehnten, lässt sich nicht beantworten, da brauchbare Untersuchungen fehlen. Außerdem wurden die Grenzwerte für die Diagnose eines Dia-betes immer weiter gesenkt, was natürlich die Zahl der Diabetiker automatisch erhöht.22

FAQ 33

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EU.L.E.N­SPIEGEL • Nr. 5­6 / 2010 • © EU.L.E. e.V. • www.das­eule.de

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