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1 SOZIALWERK BERIN E.V. ALTENSELBSTHILFE- UND BERATUNGSZENTRUM Käte-Tresenreuter-Haus Humboldtstraße 12 14 193 Berlin Telefon: (030) 891 10 51 / 52 Fax: (030) 892 60 08 E-Mail: [email protected] www.sozialwerk-berlin.de Geschäftsstelle : Ithweg 22 14 169 Berlin Fax: (030) 831 43 69 Postbank Berlin Konto-Nr. 33 77 17-102 (BLZ 100 100 10) Bank für Sozialwirtschaft Konto-Nr. 31 771-00 (BLZ 100 205 00) „Interessenvertretung älterer Menschen im demografischen Wandel“ Europaseminar für Multiplikatoren der offenen Altenarbeit vom 6. bis 8. Mai 2013 im Käte-Tresenreuter-Haus Organisation und Leitung: Margit Hankewitz, stellv. Vorsitzende des Sozialwerk Berlin e.V. Peter Stawenow, Leiter des Kompetenzzentrums „Offene Altenarbeit“ Verantwortliche ehrenamtliche Mitarbeiter des Sozialwerk Berlin e.V. Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband, Landesverband Berlin e.V.

Europaseminar 2013

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Altenselbsthilfe, Senioren, Berlin, Ehrenamt, Engagement

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Page 1: Europaseminar 2013

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SOZIALWERK BERIN E.V. ALTENSELBSTHILFE- UND BERATUNGSZENTRUM

Käte-Tresenreuter-Haus

Humboldtstraße 12 14 193 Berlin Telefon: (030) 891 10 51 / 52 Fax: (030) 892 60 08 E-Mail: [email protected] www.sozialwerk-berlin.de

Geschäftsstelle: Ithweg 22 14 169 Berlin Fax: (030) 831 43 69

Postbank Berlin Konto-Nr. 33 77 17-102 (BLZ 100 100 10)

Bank für Sozialwirtschaft Konto-Nr. 31 771-00 (BLZ 100 205 00)

„Interessenvertretung älterer Menschen

im demografischen Wandel“

Europaseminar für Multiplikatoren der offenen Altenarbeit

vom 6. bis 8. Mai 2013 im Käte-Tresenreuter-Haus

Organisation und Leitung:

Margit Hankewitz, stellv. Vorsitzende des Sozialwerk Berlin e.V.

Peter Stawenow, Leiter des Kompetenzzentrums „Offene Altenarbeit“

Verantwortliche ehrenamtliche Mitarbeiter des Sozialwerk Berlin e.V.

Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband, Landesverband Berlin e.V.

Page 2: Europaseminar 2013

2

Herausgeber: Sozialwerk Berlin e.V.

Humboldtstraße 12, 14193 Berlin

[email protected]

2013

Verlag: Eigenverlag

Druck: Copy Shop, Ladenbergstraße

Redaktion/Textgestaltung: Jean Mangers, Eveline Harder, Christine Bökel-Striebeck

Bildnachweis: Béla János Bács

Alle Rechte vorbehalten

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Inhaltsverzeichnis

Impressum 2

Seminarprogramm 4

Begrüßung, Einleitung: Margit Hankewitz, stellv. Vorsitzende 6

Grußwort: Carsten Engelmann, Stadtrat für Soziales, Charl./Wilmersd. 7

Einführung in das Seminarthema: Peter Stawenow 9

Referat: Dr. Klaus Sack, Vorstandsmitglied Berliner Landesseniorenbeirat 9

Bürgerschaftliches Engagement älterer Menschen stärken: Peter Stawenow 11

Referat: Dr. Hans-Ulrich Litzner, Leiter Arbeitsausschuss Wohnen im Alter 12

Mobilität im Alter und Verkehrspolitik: Peter Stawenow 20

Sport und Bewegung im Alter: Dr. Milena Slon & Christa Fischer 21

Begrüßungsabend 23

Referat: Dr. Maria Pawinska: Gesundheit älter werdender Menschen 24

Referat: Béla János Bács: Pflege im Alter 25

Fahrt zum Altenpflegezentrum „Erfülltes Leben“ 27

Rundfahrt durch Berlin „eine Stadt für alle Generationen“ 27

Altersarmut: Peter Stawenow 28

Referat: Gita Magonite: Lebenslanges Lernen 29

Referat: Irena Sagatiené/Vilhelmina Pundiené: Begegnungsstätten 30

Verhinderung von Altersdiskriminierungen: Peter Stawenow 32

Verbraucherschutz älterer Menschen: Peter Stawenow 33

Ältere Menschen - Teil der Familie: Peter Stawenow 34

Eindrücke und Bewertungen des Seminars; Teilnehmer 36

Schlussworte: Peter Stawenow & Margit Hankewitz 37

Abschlussveranstaltung 38

Materialien 38

Anhänge 39

Anhang 1: Deutschland: Dr. Klaus Sack 39

Estland: Dr. Aili Kogerman 45

Estland: Lea Viires 47

Lettland: Gita Magonite 50

Litauen: Irena Sagaitiené, Vilhelmina Pundiené 52

Polen: Dr. Maria Pawinska 56

Rumänien: Béla János Bács 62

Slowenien: Prof. Irena Levicnik 65

Tschechien: Prof. Dr. Jan Solich + Helena Schulze 74

Page 4: Europaseminar 2013

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SOZIALWERK BERLIN E.V. ALTENSELBSTHILFE- UND BERATUNGSZENTRUM

KÄTE-TRESENREUTER-HAUS

Humboldtstraße 12 14 193 Berlin Telefon: (030) 891 10 51 / 52 Fax: (030) 892 60 08 E-Mail: [email protected] www.sozialwerk-berlin.de Geschäftsstelle: Ithweg 22 14 169 Berlin Fax: (030) 831 43 69

Postbank Berlin Konto-Nr. 33 77 17-102 (BLZ 100 100 10)

Bank für Sozialwirtschaft Konto-Nr. 31 771-00 (BLZ 100 205 00)

Europaseminar für Multiplikatoren der offenen Altenarbeit vom Montag, 06. bis Mittwoch, 08. Mai 2013 im Käte-Tresenreuter-Haus

Seminarthema: „Interessenvertretung älterer Menschen im demografischen Wandel“

Sonntag, 05. Mai Anreise der internationalen Teilnehmer

Montag, 06. Mai 09.30 – 10.30 Uhr Begrüßung der Seminarteilnehmer durch Margit Hankewitz, stellv. Vorsitzende Sozialwerk Berlin e.V.

Kurze Vorstellungsrunde der Seminarteilnehmer Grußwort: Carsten Engelmann - Stadtrat für Soziales Bezirksamt Charl. / Wilm.

10.30 – 10.45 Uhr Kaffeepause

10.45 – 11.30 Uhr Einführung in das Seminarthema durch Peter Stawenow Leiter des Kompetenzzentrums „Offene Altenarbeit“

11.30 – 12.30 Uhr Dr. Klaus Sack, Vorstandsmitglied des Landesseniorenbeirats, Möglichkeiten sozialpolitischer Mitbestimmung älterer Menschen

12.30 – 13.30 Uhr Mittagessen

13.30 – 14.30 Uhr Bürgerschaftliches Engagement älterer Menschen stärken

14.30 – 15.30 Uhr Bezahlbares Wohnen und Wohnumfeld Dr. Hans-Ullrich Litzner – Leiter Arbeitsausschuss Wohnen im Alter

15.30 – 15.45 Uhr Kaffeepause

15.45 – 16.45 Uhr Mobilität im Alter und Verkehrspolitik

16.45 – 17.45 Uhr Sport und Bewegung älterer Menschen Ab 18.00 Uhr Begrüßungsabend und Abendessen

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Dienstag, 07. Mai

09.30 – 10.30 Uhr Gesundheit älter werdender Menschen

10.30 – 10.45 Uhr Kaffeepause

10.45 – 11.45 Uhr Pflege im Alter

11.45 Uhr Abfahrt nach Lichtenberg

12.30 – 13.30 Uhr Mittagessen im Altenpflegezentrum „Erfülltes Leben“

13.30 – 14.30 Uhr Besichtigung der stationären Pflegeeinrichtung: Haus Abendsonne und der Tagespflegestätte

14.30 – 15.00 Uhr Kaffeepause

15.00 Uhr Exkursion: Eine Stadt für alle Generationen

18.30 Uhr Abendessen im Sozialwerk Berlin

Mittwoch, 08. Mai

09.30 – 10.30 Uhr Altersarmut

10.30 – 10.45 Uhr Kaffeepause

10.45 - 11.45 Uhr Sozialkulturelle Einrichtungen – Begegnungsstätten und Stadtteilzentren

11.45 - 12.45 Uhr Lebenslanges Lernen

12.45 – 13.30 Uhr Mittagspause

13.30 – 14.30 Uhr Verhinderung von Altersdiskriminierung

14.30 – 15.30 Uhr Verbraucherschutz älterer Menschen

15.30 – 15.45 Uhr Kaffeepause

15.45 – 16.45 Uhr Ältere Menschen – Teil der Familie

16.45 – 17.45 Uhr Auswertung des Seminars

Ab 18.00 Uhr Abendessen und Abschlussabend Zu allen Seminarteilen sind Aussprachen und Diskussionen vorgesehen.

Donnerstag, 09. Mai Abreise der internationalen Gäste

Organisation und Leitung des Seminars:

Margit Hankewitz, Peter Stawenow und ehrenamtliche Mitarbeiter des Sozialwerk Berlin e.V.

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Begrüßung:

Margit Hankewitz, stellv. Vorsitzende des Sozialwerk Berlin e.V. begrüßte die

Seminarteilnehmer ganz herzlich zum Europaseminar. Sie freute sich sehr, dass

alle, und besonders die Freunde aus Mittel-, Ost- und Südosteuropa, erschienen

sind. Es sind dies Vertreter aus Estland, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien,

Slowenien und Tschechien, die zum Teil sehr weite Anreisen auf sich genommen

haben, um unter uns zu weilen. Unser Freund Jenö Üszögi-Bleyer aus Ungarn,

stellv. Vorsitzender unseres Freundeskreises, konnte krankheitshalber leider nicht

kommen, ist aber mit dem Herzen bei uns.

Frau Hankewitz freute sich aber nicht nur, weil alle gemeldeten Teilnehmer

anwesend waren, sondern besonders auch, weil Herr Carsten Engelmann, Stadtrat

für Soziales vom Bezirk Charlottenburg/Wilmersdorf, unter uns weilte. Er folgte

damit einer alten Tradition seines Vorgängers und jetzigen Abgeordneten, Herrn

Joachim Krüger, der uns auch immer die Ehre seiner Anwesenheit bei den

Seminaren gegeben hat.

A propos Traditionen! Jedes Seminar begann ja immer mit einem Spruch. Für

dieses Seminar lautete er: „Wir haben die Tradition im Herzen und die Zukunft

in der Hand.“ Dieser Spruch trifft wirklich auf diese schwierige Zeit des

Sozialwerks Berlin und des Wechsels zu, aber er betrifft auch jeden Einzelnen,

denn jeder möchte in seinem Land die Traditionen bewahren und in der Zukunft

weiter vorangehen.

Da wir die Tradition im Herzen haben, begannen wir mit einer Vorstellungsrunde

der diesjährigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Sie ergab die Anwesenheit von

dreißig Zuhörern und Mitwirkenden, darunter elf aus Mittel-, Ost- und

Südosteuropa und die übrigen aus dem Sozialwerk Berlin.

Margit Hankewitz nutzte die Gelegenheit, um ihre derzeitige Position darzulegen:

„Ich bin zurzeit diejenige, die die Verantwortung für den Verein als

stellvertretende Vorsitzende übernommen hat, nachdem meine Mutter verstorben

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ist und mein Vater unfallbedingt auch gleich ausgefallen ist. Ich möchte mit all

Ihrer Hilfe versuchen, das Lebenswerk meiner Eltern fortzusetzen und zusätzlich

zu beleben. Ich betrachte das nicht nur als Verpflichtung, sondern auch als

Herausforderung, als wirklich inneres Bedürfnis. Die Arbeit mit und für ältere

Menschen ist für mich auch eine ganz wichtige Aufgabe geworden. Am Anfang

natürlich noch nicht so, weil meine Eltern das gemacht haben, dann aber habe ich

selber ein Schlüsselerlebnis gehabt, wie schnell das Leben zu Ende sein kann und

was man wirklich, um sein Leben zu bereichern, für andere tun kann. Ich denke, da

ist das hier ein sehr guter Platz, und so wie unsere Mitglieder das wollen, werde ich

den Vorsitz übernehmen und versuchen gemeinsam neue Wege zu finden, bei

Sachen, die dies erforderlich machen. Wir orientieren uns an den Bedürfnissen der

Menschen, die jetzt älter werden. Es gibt genug Schwierigkeiten und die

Bedürfnisse der älteren Menschen ändern sich ja auch. Wir versuchen, uns ihren

neuen Bedürfnissen anzupassen und mit innovativen Ideen die Seniorenarbeit in

Berlin fortzuführen.“

Herr Stadtrat Karsten Engelmann

bedankte sich für die Einladung und

beglückwünschte uns in seinem

Grußwort für die Wahl des diesjäh-

rigen Seminarthemas, ein ganz

spezifisches Thema, das besonders

auch den Bezirk Charlottenburg /

Wilmersdorf mit einem sehr hohen

Anteil an Menschen über 65 betrifft.

Er führte unter anderem aus, dass es

für ihn wichtig sei zu erfahren,

welche Bedürfnisse die älteren Men-

schen haben.

Der Bezirk weist noch drei Seniorenklubs auf, die sehr gut besucht sind, und er

wird noch ein bezirkliches Seniorenprogramm mit vielfältigen Angeboten

monatlich auflegen, die von Mitarbeitern seiner Dienststelle organisiert werden.

Der Redner weist in diesem Zusammenhang auf die absehbare Verringerung

des Personals im öffentlichen Dienst hin (von 200.000 nach der Wende auf

100.000 Personen). Die Aufgaben werden aber nicht weniger, sie werden nur

anders verteilt.

Die Arbeit für die älteren Menschen ist aber gesichert, sowohl finanziell als

auch personell, denn der politische Wille dazu ist vorhanden.

Herr Engelmann zeigte sich dankbar dafür, dass es Einrichtungen wie das

Sozialwerk Berlin gibt, die ein Großteil dieser Arbeit aus eigenem Antrieb machen

Page 8: Europaseminar 2013

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und ihn profitieren lassen von den Erfahrungen, die hier gesammelt werden, und

von den Ergebnissen, die diese Seminare erzielen.

Der Redner sieht im Ehrenamt ein wesentliches Kriterium und einen

wesentlichen Baustein für die Arbeit, die er macht, nämlich Menschen zu haben,

die ehrenamtlich tätig sind für den Bezirk, aus eigenem Antrieb oder, weil jemand

sie anspricht. Beispiel einer neugeschaffenen sinnvollen Arbeit: Einen Service

einrichten für Menschen, die sich nicht mehr aus den eigenen vier Wänden

bewegen können und die niemanden mehr haben, um bestimmte Erledigungen zu

tätigen, wie z.B. den Ausweis zu erneuern. Dieser vertrauensvolle Service wird

von pensionierten Beamten ehrenamtlich durchgeführt.

Der Bezirk wird in Zukunft mehr auf das ehrenamtliche Engagement zurück-

greifen müssen, z.B., was das Thema Grünflächenpflege anbelangt. Hier ist die

Bereitschaft groß. Zurzeit sind circa 500 Ehrenamtliche in Charlottenburg tätig.

Es gibt auch die Möglichkeit sich politisch in Gremien zu betätigen, die wir im

Bezirk und im Land haben, entsprechend dem Beteiligungsgesetz für die Arbeit

von Seniorinnen und Senioren. Danach werden regelmäßig die Seniorenvertre-

tungen in den Bezirken gewählt. Es gibt ein 17-köpfiges Gremium aus sehr

unterschiedlichen kulturellen Kreisen, an sich eine sehr gute Mischung wie im

Bezirk auch, wo etwa 116 Nationalitäten vertreten sind.

Diese Seniorenvertretung veranstaltet einmal im Jahr eine so genannte

Senioren- BVV, d.h. ein bezirkliches Parlament, wo Anträge gestellt, Anfragen

vorgebracht und Beschlüsse gefasst werden, die für das Bezirksamt zwar nicht

verbindlich sind, aber in die Richtung gehen, dass die Anfragen alle vom

Bezirksamt ordnungsgemäß beantwortet werden. Es geht dabei um Teilhabe und

Interessenvertretung.

Der Redner ging abschließend noch auf die ambulante Pflege ein. Im Bezirk

gibt es in diesem Bereich über 600 Anbieter von privaten Pflegediensten. Reichen

bei den zu Pflegenden die finanziellen Mittel nicht aus, tritt der Bezirk dafür ein,

dass die Betroffenen Grundsicherung und Hilfe zur Pflege bekommen. Dabei guckt

der Bezirk ganz genau hin, was den Umfang der Pflege betrifft, und er ist

manchmal ganz anderer Meinung als der private Pflegedienst. Die Pflege darf

nämlich nicht übertrieben werden, sondern sollte als aktivierende Unterstützung

fungieren. Im so genannten „Monitoring“, bei Befragungen in den Seniorenklubs

z.B. wird festgestellt, was der eigentliche Bedarf der älteren Menschen an der

Stelle ist. Hierbei ist das Sozialwerk Berlin sehr gut aufgestellt.

Page 9: Europaseminar 2013

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Einführung in das Seminarthema

Peter Stawenow, Projektleiter des

Kompetenzzentrums „Offene Alten-

arbeit“, stellte die Vorgehensweise

des von ihm moderierten Seminars

kurz vor.

Zu jedem Sachthema wird es drei

Teile geben:

Ein Einstiegsreferat, eine Diskussion

und eine Zusammenfassung.

Er richtete einleitend an die Semi-

narteilnehmer die Frage, welche

Erwartungen sie an das Seminar

knüpfen. Dazu gab es zehn Wort-

meldungen.

Es wurde vielfach der Wunsch geäußert nach einer stärkeren Beteiligung unserer

ausländischen Gäste, nach einer guten Zusammenarbeit der Organisationen, nach

Mitteilung von Erfahrungswissen, nach Gedankenaustausch und nach Anregungen

seitens der Teilnehmer für ihre künftige Altenarbeit.

Herr Stawenow schlussfolgerte, dass wir hier alle Lehrer sind, die ihr Wissen

weiter geben, dass wir aber auch alle Lernende sind, die zuhören wollen und die

zum Gedankenaustausch bereit sind. Die einzelnen Themenkomplexe unseres

Seminars orientieren sich an den vielfältigen Interessen der älteren Menschen. Man

muss bei der Interessenvertretung auch beachten, dass Interessen sich ändern

können.

Möglichkeiten sozialpolitischer Mitbestimmung älterer Menschen

Zu diesem Thema sprach Herr Dr.

Klaus Sack, Vorstandsmitglied des

Landeseniorenbeirats Berlin.

Zur Ausgangssituation machte er

statistische Angaben über die Ein-

wohnerzahl von Berlin und der

Bundesrepublik Deutschland (83

Millionen) sowie über den Anteil an

Senioren (17 Millionen) und den

Anteil an Migranten (900.000 in

Berlin; 16 Millionen in der BRD,

d.s. 19 % der Geamtbevölkerung;

davon hat jetzt bereits 1 Million das

Rentenalter erreicht. (Anhang 1)

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In Berlin leben Menschen aus 189 Nationen über alle Altersgruppen hinweg. Heute

gibt es in Berlin 107.000 Pflegebedürftige, bis 2030 rechnet man mit einer Anzahl

von 170.000. Dies bedeutet riesige Probleme für den Bereich der Pflege und für

alle staatlichen Institutionen, die darin involviert sind.

Der Redner ging dann auf die Voraussetzungen für eine erfolgreiche

Seniorenpolitik ein. Seniorenmitwirkung muss auch politisch gewollt sein. Der

wachsende Druck auf die politischen Akteure ist außerordentlich wichtig. Ohne

Druck gibt es keine Veränderung, das ist generell so. Er sprach über die 1999 vom

Senat beschlossenen „Leitlinien zur künftigen Seniorenpolitik“ in Berlin und über

das 2006 entstandene Berliner Seniorenmitwirkungsgesetz, an denen der

Landesseniorenbeirat und die Landesseniorenvertretung entscheidend beteiligt

waren, und stellte dessen Ziele vor.

Das Berliner Seniorenmitwirkungsgesetz gilt für Personen ab 60 Jahren mit

Hauptwohnsitz in Berlin. Die Gremien für die ehrenamtliche Seniorenarbeit sind

durch das Seniorenmitwirkungsgesetz festgeschrieben. Der Redner erwähnte das

Procedere zur Wahl der 12 Bezirksseniorenvertretungen und deren Aufgaben

sowie die Zusammensetzung der Landesseniorenvertretung und dessen Zustän-

digkeiten. Was den Landesseniorenbeirat mit 7 Arbeitsgruppen in Berlin

anbelangt, so stellte der Redner dessen Zusammensetzung, Aufgaben und

Arbeitsgruppen sowie deren Arbeitsgrundlage, Teilnehmer und Themen vor.

Er schilderte die Aktivitäten von Seniorenvertretungen und vom Landessenioren-

beirat und berichtete über Erfahrungen und Erkenntnisse bei der Verwirklichung

der Mitbestimmung. Herr Dr. Sack ging noch auf Probleme bei den zwei

bisherigen Wahlen zu den Seniorenvertretungen ein und gab abschließend einige

optimistische Sprüche zum Alter zum Besten.

Bei der anschließenden Diskussion gab es drei Wortmeldungen.

Prof. Dr. Jan Solich ist der Auffassung, dass man keine Politiker braucht, um die

Interessen der Senioren durchzusetzen, sondern eigene Organisationen. In

Tschechien gibt es 1,7 Millionen Rentner über 65 Jahre, davon sind 500.000

Senioren organisiert. Die Gipfelorganisation der Senioren ist eigentlich die größte

Partei Tschechiens.

Béla János Bács aus Rumänien zum Begriff „politisch gewollt“: Politik

funktioniere so, dass es eine Lobby geben müsse, mit der die Politiker rechnen

müssen.

Prof. Irena Levicnik aus Slowenien berichtete über die Seniorenpräsenz in ihrem

Land. Der Altenverband hat 240.000 Mitglieder, setzt sich aus 120 Vereinen

zusammen und ist in 123 Gemeinden präsent. Er hat eine Arbeitskommission, die

die Vorlagen für neue Gesetze studiert. Der Altenverband sammelte 5.000

Unterschriften zwecks Änderung des Wahlgesetzes. Er lädt ein zu Diskussionen

über sich ergebende Problematiken und organisiert jedes Jahr ein sehr gut

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besuchtes Festival. Mitglieder haben 148 Besuche bei Abgeordneten in den

Wahlkreisen durchgeführt.

Peter Stawenow schlussfolgerte, dass ältere Menschen am besten wissen, was gut

für sie ist. Sie sollen ihre eigenen Interessen auch selber vertreten, z.B. durch

Sammeln von Unterschriften, Petitionen, Kontakte zu Abgeordneten,

Demonstrationen, Streik, Hausbesetzung, Mitarbeit in Gremien und Beiräten

(Mieterbeiräte, Kundenbeiräte, Heimbeiräte), kritische Begehungen. Es gibt

vielfältige Interessen, also gibt es auch vielfältige Formen und Orte, wo man

mitmachen kann. Wichtig ist dabei der territoriale Aspekt (Jeder Mensch, egal, wo

er ist, hat seine Bedürfnisse und hat das gleiche Recht auf ein lebenswürdiges

Leben.) sowie die Fachlichkeit (Man muss mit Sach- und Fachverstand seine

Interessen vertreten.). Zuletzt eine provokante Frage: Möchte der ältere Mensch

überhaupt seine Interessen vertreten? Darüber müssen wir nachdenken.

Das bürgerschaftliche Engagement älterer Menschen

stärken

Peter Stawenow richtete als Auftakt die Frage an die Teilnehmer, wie deren

Gedanken zu ehrenamtlichem Engagement sind, wie sie zum ehrenamtlichen

Engagement gekommen sind und warum sie das machen.

Zu diesem Themenkomplex gab es 16 Wortmeldungen, denen u.a. Folgendes zu

entnehmen war:

- Jeder muss sich Klarheit verschaffen über seine Motivation, ehrenamtlich

tätig zu sein, für sich selber – für andere.

- Vielfältige Begriffe für das Ehrenamt stehen im Raum; dabei spielen zwei

Dinge eine ganz wichtige Rolle: Ehrenamt ist freiwillig, man ist frei, es an-

zunehmen, aber auch frei damit aufzuhören. Es besteht die Gefahr, dass man

ausgebeutet wird oder sich selbst ausbeutet.

- Es gibt Einsatzmöglichkeiten für ehrenamtliche Tätigkeit in vielen

Bereichen.

- Jeder bringt sein Fach- und Sachwissen in sein Ehrenamt ein.

- Für bestimmte ehrenamtliche Aufgaben muss man eine Wissensvermittlung

und Informationen bekommen.

- Ehrenamtliche Arbeit ist nicht umsonst. Einerseits kostet die Tätigkeit etwas

(Fahrgeld, Telefonate usw.), andererseits bringt es auch etwas. Es steckt ein

Wert dahinter.

- Beim Ehrenamt soll man die Maxime von Frau Tresenreuter berücksichten:

Bitten – Danken – Anerkennen.

- Ehrenamtliche Arbeit bedeutet Arbeit (die Ehrenamtler haben ihren

Kalender voll), es steckt eine Leistung dahinter.

Page 12: Europaseminar 2013

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- Man muss Rahmenbedingungen schaffen, die die ehrenamtliche Arbeit

ermöglichen.

- Die Bürokratisierung der ehrenamtlichen Arbeit soll eingeschränkt werden,

sonst werden die Leute abgeschreckt.

- Man muss die Aufgaben klar beschreiben und die damit verbundene Zeit

vorgeben, wenn man Ehrenamtliche gewinnen will.

- In Berlin gibt es Freiwilligen-Agenturen, wo die Organisationen ihre

Bedarfe an Ehrenamtlichen anmelden und die Ehrenamtlichen ihre

Bereitschaft anbieten können.

- Partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Hauptamtlichen und Ehren-

amtlichen muss gewährleistet sein. Der Hauptamtliche ist der Ansprech-

partner und der Ehrenamtliche wirkt ergänzend. Es darf dabei keine Hierar-

chie entstehen.

- Ehrenamtliche engagieren sich oft projektbezogen.

Schlussfolgerung: Ohne ehrenamtliches Engagement wäre die Gesellschäft viel

ärmer und die Lebensqualität vieler älterer Menschen wäre viel schlechter.

Bezahlbares Wohnen und Wohnumfeld

Über dieses Thema referierte Dr. Hans-Ulrich Litzner, Sprecher des Ausschusses

„Wohnen im Alter“ des Sozialwerk Berlin e.V. anhand einer Powerpoint-

Präsentation.

Page 13: Europaseminar 2013

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Er führte aus, dass das Thema gegenwärtig sehr aktuell sei, da die Bürgerinnen und

Bürger in der Bundesrepublik Deutschland einen immer größer werdenden Anteil

ihres Einkommens für das Wohnen ausgeben müssten. Dieses Problem betrifft

insbesondere ältere Menschen.

Bild 2

Perspektivisch ist zu erwarten, dass das Problem sich verstärkt, da der Anteil der

älteren Menschen bis zum Jahre 2030 deutlich zunimmt (Bild 2).

In einer Bevölkerungsprognose für Berlin bis 2030 (Bild 4)

Page 14: Europaseminar 2013

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sowie im aktuellen Stadtentwicklungskonzept Berlin 2030 (Bild 5) wird diese

Aussage quantifiziert: danach wird der Anteil der älteren Personen ab 65 Jahren an

der Gesamtbevölkerung bis zum Jahr 2030 von derzeit 19,0 % auf 22,8 % steigen.

Die Zahl der Hochbetagten (80 bis 95 Jahre) und der Langlebigen (über 95 Jahre)

wird bis zum Jahr 2030 um über 80 % steigen (Bild 7). Gleichzeitig nimmt der

Anteil der Pflegebedürftigen von derzeit rund 3% der Bevölkerung auf rund 5% zu.

Page 15: Europaseminar 2013

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Diese Zahlen führen zu der Frage, wo diese älteren Menschen in Zukunft leben

und wohnen werden. Repräsentative Umfragen haben ergeben, dass die

überwiegende Mehrheit der Befragten im gewohnten Umfeld („eigene 4 Wände“,

Bild 8) verbleiben und wohnen will.

Um dieses Ziel zu erreichen, müssen erstens genug bezahlbare Wohnungen

vorhanden sein, zweitens müssen sie im Hinblick auf die Bedürfnisse ältere

Menschen besondere Merkmale aufweisen (Bild 9).

Page 16: Europaseminar 2013

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Zum Stichwort „bezahlbar“ ist anzumerken, dass die realen Einkommen der

Seniorinnen und Senioren bis 2030 sinken werden (siehe die Prognosen des DIA

Deutsches Institut für Altersvorsorge in Bild 10).

Parallel hierzu steigen die Kaltmieten in allen Berliner Bezirken stetig an. Im Jahre

2011 betrug der Mittelwert der Kaltmiete in Berlin 6,59 Euro, was gegenüber 2010

Page 17: Europaseminar 2013

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einen Anstieg von 7,8% bedeutet (Bild 11). Seit 2011 sind die Mieten in allen

Berliner Bezirken weiter gestiegen, was zum einen dazu führt,

dass gerade für ältere Menschen der prozentuale Anteil für das Wohnen eine

kritische Marke erreicht (Bild 12) und die Gefahr einer Altersarmut wächst.

Die Politik hat diese Problematik erkannt und konkrete Maßnahmen ins Auge

gefasst, wodurch einerseits mehr Wohnraum geschaffen und andererseits der

Anstieg der Mieten gebremst werden soll (Bilder 13 bis 15).

Page 18: Europaseminar 2013

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Bild 15

Eine dieser Maßnahmen war die Auslobung eines genossenschaftlichen

Neubauwettbewerbs im Jahre 2012 (Bild 16), da besonders die großen, städtischen

Wohnungsgenossenschaften einen bedeutenden Einfluss auf den Wohnungsmarkt

haben.

Page 19: Europaseminar 2013

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Das Aufstellen politischer Programme zur Wohnungssituation bedeutet nicht

automatisch, dass die Probleme im vollen Umfang und kurzfristig gelöst werden

können. Die im Motto dieses Europaseminars angesprochene Interessenvertretung

älterer Menschen bedeutet hier also, dass sich das Sozialwerk Berlin e.V., seine

Interessenkreise (Ausschuss „Wohnen im Alter“) gemeinsam mit anderen Stellen

(Landesseniorenbeirat Berlin, Paritätischer Wohlfahrtsverband, Bild 17) auf

diesem Gebiet engagieren. Nicht zuletzt deshalb steht die 39. Berliner

Seniorenwoche, die am 24. August 2013 beginnt, unter dem Motto „Bezahlbares

Wohnen“.

Die Ausführungen von Herrn Dr. Litzner führten zu einer breiten Aussprache, an

der sich insbesondere Frau Prof. Dr. Irena Levicnik (Slowenien), Frau Dr. Aili

Kogerman (Estland), Frau Gita Margonite (Lettland), Frau Dr. Maria Pawinska

(Polen) und Herr Prof. Dr. Jan Solich (Tschechische Republik) beteiligten. Sie

beschrieben die derzeitige Einkommens- und Mietsituation in den jeweiligen

Ländern, die der in Deutschland grundsätzlich ähnelt, jedoch mit der

Einschränkung, dass die zur Verfügung stehenden Einkommen deutlich niedriger

als in Deutschland sind. Andererseits gehört das Thema „bezahlbarer Wohnraum“

in den genannten Ländern zu den Schwerpunktthemen der Altenarbeit.

Page 20: Europaseminar 2013

20

Mobilität im Alter und Verkehrspolitik

Peter Stawenow: Anläßlich der Diskussionen um das Stadtentwicklungskonzept

für Berlin standen auch Fragen des Verkehrs und der Mobilität im Raum. Der

Entwurf zu diesem Konzept wird in vielen Bevölkerungsgruppen diskutiert. Was

wünschen sich denn die älteren Menschen? Wie sieht es bei ihnen aus, was

Mobilität im Alter betrifft? Was hilft älteren Menschen mobil zu sein, oder was

hindert sie daran, Veränderungen herbeizuführen, dass diese Hürden abgebaut

werden. Das betrifft auch die Frage des öffentlichen Personennahverkehrs. In

Tschechien können alle Menschen über 70 Jahre die öffentlichen Verkehrsmittel

unentgeltlich benutzen.

Zu diesem Themenkomplex ergriffen sechs weitere Teilnehmer das Wort. Ihren

Beiträgen ist Folgendes zu entnehmen:

„Man muss überlegen, warum man Mobilität braucht und wofür man sie braucht.“

Wie Frau Professor Levicnik schon sagte: „Man braucht die Mobilität, um am

gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können, soziale Kontakte zu knüpfen, die

Selbstorganisation seines Lebens zu ermöglichen.“

Die Frage lautet auch: Mobilität wohin? In der Wohnung und aus der Wohnung.

Wohin will ich denn mobil werden? Zum Einkaufen, zum Arzt, zur Begegnungs-

stätte, zu Freunden, zum Amt oder einfach nur zum Spazierengehen.

Man muss überlegen: Was ist gut und was hindert uns? Unter den Dingen, die sich

verändern sollen, gab esviele gute Anregungen: Zum Beispiel sind die

Ampelphasen zu kurz, eine Sekundenanzeige, wie lang noch grün ist, wäre

sinnvoll, auf die Breite der Inseln in der Mitte der Straßenübergangswege achten

wegen der Rollstühle oder der Rollatoren. Die Fahrten der Busse sollten nicht an

der Stadtgrenze aufhören, sondern noch ein bisschen weitergehen. Es ist aber nicht

nur das Liniennetz, sondern auch die Taktzeiten müssen kürzer werden. Die

Fahrstühle und Rolltreppen im Zusammenwirken mit nachbarschaftlicher Hilfe

und Anpacken: Wir wollen wissen, wann die U-Bahnhöfe Fahrstühle und

Rolltreppen bekommen. Das zu erfahren, wäre gute Informationspolitik. Fahrstühle

und Rolltreppen sind nicht nur für ältere Menschen, sondern auch für Menschen

mit Behinderungen, für junge Familien mit Kinderwagen und für Touristen

wichtig.

Weiter wurde auch die Frage der Begleitdienste, der Mobilitätshilfsdienste und der

Sicherheit angesprochen. Es ist auch nicht nur die Frage des öffentlichen Personen-

nahverkehrs, wie Bus, Tram, S- und U-Bahn, sondern auch die der Autos. Das hat

etwas mit Freiheit und Selbstbestimmung zu tun. Aber, kann ein 95jähriger noch

Auto fahren?

Weitere Überlegungen, die sich aus den Diskussionen ableiteten:

Wie lange dauert es, um irgendwohin und wieder zurückzukommen?

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21

Gibt es unterwegs vielleicht Sitzgelegenheiten zum Ausruhen zwischendurch?

Reichen die Sitzplätze in den Buswartehäuschen?

Wie ist es um die öffentlichen Toiletten bestellt?

Eine letzte Sache zum Überlegen: Technik ist zwar Spitze, aber man muss damit

umgehen können. Ein negatives Beispiel sind die derzeitigen Fahrschein-

automaten. Wie nutzerfreundlich sind denn diese Geräte?

Andererseits muss man die Entwicklungen bedenken. Entwicklung bedeutet auch,

dass das Land Berlin viel Geld dazu gegeben hat das S-Bahnnetz auszubauen oder

Schülern Fahrpreisermäßigungen zu gewähren. Schaut man sich aber nun die

demografische Entwicklung an, sieht man, dass es immer weniger Kinder gibt und

das Land immer weniger Geld für die Subventionen von Schülertickets braucht.

Man kann also das frei gewordene Geld wieder anderweitig investieren.

Das sind aber alles Dinge, über die man in Ruhe nachdenken sollte. Auf den

Gebieten Mobilität und Personennahverkehr wird es in den nächsten Jahren

mächtige Veränderungen geben, weil die Menschen zwar immer älter, aber auch

immer rüstiger bleiben.

Sport und Bewegung älterer Menschen

Frau Dr. Milena Slon aus Warschau

hielt das Einführungsreferat. Sie

stellte die Ergebnisse einer Unter-

suchung über das Gleichgewicht vor,

die sie letztes Jahr an der

Warschauer Sportakademie gemacht

hat. Dabei ging es um die Frage, was

man machen könne, um das Gleich-

gewicht bei ganz alten Menschen zu

verbessern.

Die Rednerin beschrieb eine Metho-

de um das Gleichgewicht zu über-

prüfen. Diese wurde durchgeführt an

unterschiedlichen Gruppen, deren

Leistungen ansschließend verglichen

wurden.

Dabei kam es u. a. zu folgenden Erkenntnissen:

- Wichtig für die Wirbelsäule und das Gleichgewicht ist die Haltung.

- Von Bedeutung ist auch das Bewusstsein für die einzelnen Körperteile.

- Die Leute treffen sich, bilden ein Netzwerk, entwickeln Freundschaft, was

alles zur Motivation Sport zu treiben beiträgt.

- Wichtig beim Sport ist die Sicherheit. Man muss sich dabei wohl fühlen. Die

Rednerin rief zum Abschluss die Formel: 180 – Alter in Erinnerung. Diese

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ergibt eine Zahl für die Pulsschläge, die beim Sport nicht überstiegen

werden sollten.

Zu dem Thema Sport und Bewegung äußerten sich anschliessend acht Zuhörer,

darunter Christa Fischer, die im Sozialwerk Berlin unter anderem den Interessen-

kreis Bewegungslehre leitet und auch Seminarteilnehmer zu einer sportlichen

Entspannung anregte.

Zusammenfassend sei bemerkt, dass ein jeder sich überall nach seinen

Möglichkeiten sportlich betätigen kann, besonders, wenn es unter einer

sachkundigen Anleitung geschieht. Das deckt sich auch mit dem, was Frau Dr.

Slon gesagt hat, nämlich, dass der in der Rehabilitation am besten dran ist, der eine

fachliche Unterstützung bekommt. Es ist auch deutlich geworden, wie wichtig eine

regelmäßige sportliche Betätigung ist. Auch macht ein gemeinsamer Sport in einer

Gruppe wegen der sozialen Kontakte mehr Freude.

Die Entwicklung hat in den letzten Jahren gezeigt, dass man nicht unbedingt

Mitglied in einem Sportclub sein muss, um sich irgendwo zu betätigen. Es gibt

viele Begegnungsstätten oder –zentren, die auch niederschwellige Angebote

unterbreiten, wie z.B. im Sozialwerk die Bewegungslehre, die Gymnastik, das

Schlösschenballett, Yoga und Wandern.

Die Angebote haben sich auch territorial verändert, man muss nicht weit fahren,

sondern die Möglichkeiten liegen in der Nähe. Auch die Angebotsvielfalt hat sich

entwickelt, ob z. B. Wandern oder Nordic Walking. Deshalb muss jeder für sich

herausfinden, was wichtig und möglich ist.

Es gab zu DDR-Zeiten einen Spruch: „Jeden Tag an jedem Ort eine Stunde

Sport“. Wichtig ist, dass man es freiwillig für seine Gesundheit tut, es sei denn

man hat ein gesundheitliches Handicap oder man muss eine ärztliche Verordnung

befolgen.

Page 23: Europaseminar 2013

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Begrüßungsabend

Peter Stawenow lud die Teilnehmer/innen nach dem Abendessen ins Schlösschen-

Café zu einem gemütlichen Begrüßungszusammensein ein, das von unserem

Hof-Akkordeonspieler Vladislav Urbanski untermalt wurde.

Page 24: Europaseminar 2013

24

Dienstag, 7. Mai 2013

Margit Hankewitz begrüßte die Teilnehmer/innen zum zweiten Tag des Seminars,

dessen erster Teil, wie sie von verschiedenen Seiten gehört hat, sehr erfolgreich

war. Es war sehr interessant – wir haben vieles aus den Ländern gehört – und es

gab noch einen sehr harmonischen Ausklang im neu gestalteten Schlösschen-Café

aus.

Ein Spruch des Tages in Anlehnung an die gestrige Frage: „Ehrenamt, was

bekomme ich dafür?“, lautete: „Anderen ein Lächeln zu schenken, ist ein

Geschenk, das fast immer ankommt und zurückkommt.“

Zum ersten heutigen Thema „Gesundheit“ noch ein weiterer Vers: „Die

Gesundheit ist zwar nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts.“ – Arthur

Schopenhauer.

Der Moderator Peter Stawenow schlug vor, die Teile „Gesundheit älter werdender

Menschen“ und „Pflege im Alter“ zusammen zu behandeln, da sie eng miteinander

verbunden sind.

Den Auftakt zum Thema

„Gesundheit älter werdender

Menschen“ machte Frau Dr. Maria

Pawinska mit ihrer 30 Bilder

umfassenden Powerpoint-Projek-

tion.

Einleitend stellte sie die These auf,

dass unsere Gesunheit mit dem Alter

schlechter wird und sie nannte dafür

zwei Faktoren: Die Genetik (75-80

%) und die Lebensweise (20-25%).

Die Störung der essenziellen Zellfunktionen führt unmittelbar zum Verlust der

Koordinierung der Organe des älter werdenden Körpers. Die Rednerin zählte dann

die aus den negativen zytologisch-biochemischen Prozessen resultierenden

Gewebeveränderungen und auftretenden Krankheiten auf.

Frau Dr. Pawinska stellte dann die Frage, ob es bei so vielen Ursachen in Folgen

überhaupt möglich ist, irgendwechen Einfluß auf unsere Gesundheit zu nehmen.

Die wichtigste Sache dabei ist das Wissen! Die Selbstkontrolle des Organismus

ist aber genau so wichtig wie die schnelle Reaktion auf festgestellte

Veränderungen oder Beschwerden. Leider lassen sich nicht alle Beschwerden mit

Medikamenten heilen. Zu ihnen gehören hauptsächlich Krankheiten des Knochen-

und Gelenksystems.

Page 25: Europaseminar 2013

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In solchen Fällen sollte man als Ergänzung eine Therapie mit physikalischer

Rehabilitation beginnen, die besonders von den älteren Personen bevorzugt wird,

aber auch zunehmend von jungen Leuten wahrgenommen wird. Heutzutage

gewinnen die Rehabilitationsprogramme in gut eingerichteten Praxen an

Bedeutung.

Die Rednerin präsentierte in mehreren Bildern die Räumlichkeiten und

Einrichtungen ihrer Arztpraxis in Warschau sowie ihre Familie, darunter auch

einige Ärzte. (Siehe Anhang Polen)

Frau Dr. Pawinska kam zum Schluss, dass sich unsere Gesundheit mit dem Alter

verschlechtert und wir ständige medizinische Betreuung (Ärzte, Pfleger Betreuer)

brauchen. Manchmal ist es nötig, das Zuhause aufzugeben und in eine

Alteneinrichtung zu wechseln, um gut und würdevoll den Rest der Lebenszeit

verbringen zu können. In Deutschland gibt es schon derartige Möglichkeiten, in

Polen gibt es leider viel zu wenig Alteneinrichtungen. Das bedeutet für uns noch

viel Arbeit, aber wir hoffen, dass wir es schaffen, denn in Polen wird die

Gesellschaft ebensobald sehr alt sein. Bedeutet das Alter oder Senilität selbst eine

Krankheit? Natürlich nicht, aber wir verlangen eine größere Zuwendung und Sorge

um eine gute Gesundheit.

Peter Stawenow bedankte sich bei Frau Dr. Pawinska, die in ihrem Vortrag die

Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ganz anschaulich dargestellt

hat. Diese lautet: „Gesundheit des Menschen ist ein Zustand des vollständigen

körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von

Krankheit und Gebrechen“.

Nun war Herr Béla János Bács aus Siebenbürgen/Rumänien an der Reihe, seinen

PP-Vortrag über „Pflege im Alter“ (siehe Anhang Rumänien) zu halten. Er stellte

einleitend fest, dass in Rumänien die Pflege älterer Menschen vorwiegend in der

eigenen Wohnung stattfindet und dort von Familien-mitgliedern und von

unausgebildeten, von der Familie bezahlten Helfern geleistet wird. Was die

öffentlichen Einrichtungen anbelangt, so gibt es regional ausgerichtete Alten- und

Pflegeheime mit ausgebildetem Personal. Es stehen aber zu wenig Plätze zur

Verfügung.

Der Redner ging dann auf die Situation in den Pflegeheimen ein, deren

Orientierungspunkte sich von der vorwiegend medizinisch-pflegerischen

Betreuung hin zur Programmgestaltung für die Bewohner verlagert. Er strich die

Bedeutung der Zusammenarbeit von Kirche und Behörden sowie der interna-

tionalen Kontakte hervor. Eine wichtige Rolle in der mobilen Pflege und

Betreuung spielt die Caritas (Grundpflege, Haushaltshilfe, Fachpflege, soziale und

medizinische Habilitations- und Rehabilitationsaktivitäten, Wohnungsanpassung,

ehrenamtliche Gruppen, Zusammenarbeit, materielle Hilfe) eine Rolle.

Abschließend schilderte Béla Bács die wichtigsten Aufgaben der Altenein-

richtungen der Caritas ein und forderte für unsere Gesellschaft im Wandel neue

Konzepte und eine neue Wertorientierung, wobei die Kirche und die

Zivilgesellschaft eine große Rolle spielen.

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Nach diesem Vortrag hatte der Moderator Peter Stawenow den Eindruck, dass

beide Vorträge sich sehr gut ergänzten. Er eröffnete die Diskussion, an der 15

Zuhörer teilnahmen, und sagte einleitend, dass jeder Mensch, ob gesund oder

krank, ob jung oder alt, ob er ein ausländischer Bürger oder ein Deutscher ist, ein

Recht auf ein menschenwürdiges Leben hat. Das gilt auch bei einem gesund-

heitlichen Handicap. Jeder hat das Recht, glücklich oder zumindest zufrieden zu

sein. Es kommt darauf an, wie die Gesellschaft sich dieser Frage stellt, wie man

ältere Menschen akzeptiert und wie man mit ihnen umgeht.

In Deutschland fragt man sich, wie man folgendes Problem lösen kann:

Die Zahl der älteren Menschen nimmt weiter zu, und viele werden immer

pflegebedürftiger. Man beachtet aber nicht, dass der Zustand der Pflegebedürf-

tigkeit weiter hinausgeschoben wird. Wer soll denn die Pflege machen? Es gibt

immer weniger junge Leute, wer soll das denn tun? Dann gab es die Idee,

Pflegefachkräfte aus anderen Ländern anzuwerben oder unsere älteren Menschen in

andere Länder, wie Spanien, die Türkei oder Thailand zu exportieren. Beides

funktioniert aber nicht. Man braucht einen dritten Weg, der da heißt: die Zukunft

generationsübergreifend gestalten.

Was haben die Menschen für Wünsche, wenn sie immer länger leben und dann aber

das Leben so langsam zu Ende geht? Sie möchten keine Schmerzen haben, sie

möchten nicht allein sein und sie möchten in einer Umgebung sein, die ihnen

vertraut und bekannt ist. Diese Überlegungen haben dazu geführt, immer wieder

Wege zu suchen, diese Wünsche auch zu erfüllen, d. h. palliative Medizin, um die

Schmerzen in den Griff zu bekommen, d. h. auch Sterbebegleitung oder

Hospizdienst. Bis es dann einmal soweit ist, versucht man solange wie möglich

gesund und fit zu sein und die Pflegebedürftigkeit hinauszuzögern. Dies bedeutet

aber auch, dass das eine Aufgabe ist, die für viele Organisationen, Institutionen,

Verbände, Ärzte, Pflegekräfte, Familien, die Nachbarschaft, eine Herausforderung

darstellt und wo in Zukunft auch ein stärkerer Koordinationsbedarf besteht.

Pflegen ist ein ganz schwerer Beruf. Peter Stawenow zitierte einen provokativen

Ausspruch von Karl Lauterbach, Bundestagsabgeordneter und Gesundheits-

experte der SPD: „Es gibt keinen schnelleren Weg, pflegebedürftig zu werden als

selbst zu pflegen.“ Das bedeutet, dass diejenigen, die in der Pflege tätig sind, eine

körperlich und psychisch sehr schwere Aufgabe haben, wenn es z. B. um den

ambulanten Hospizdienst geht. Pflegen ist auch ein Dienst, der an Abenden, Sonn-

und Feiertagen und auch in Schichten stattfindet. Der Anerkennungsgrad des

Pflegeberufs ist in der Öffentlichkeit noch sehr niedrig. Es ist auch ein Beruf, der

sehr schlecht bezahlt ist. Die Pflegesparte ist auch mit viel Ehrenamtlichkeit

verbunden, denn die hauptamtlichen Pflegekräfte können in Zukunft nicht mehr

allein die ganzen Aufgaben bewältigen. Man muss sich in diesem Zusammenhang

auch fragen: Wo hört die Betreuung auf und wo fängt die Pflege an, um diese

Gratwanderung angemessen zu vollziehen. Weitere Fragepunkte waren: Was

können die älteren Menschen selber tun, um ihre Lebensweise zu gestalten. Was

soll man 10 Jahre vor dem Pflegefall tun? Welche Kontaktpersonen haben die

älteren Menschen?

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Oftmals sind die Pflegekräfte oder die pflegenden Angehörigen die zweiten Opfer,

weil sie mit der Situation nicht fertig werden, entweder, weil das Wissen fehlt oder

weil der Pflegeprozess zu lange dauert und der Druck immer größer wird.

Prävention ist die beste Medizin. Man soll sich gedanklich auf Situationen

vorbereiten, sei es zum Beispiel durch eine Vorsorgevollmacht oder eine

Patientenverfügung. „Ich weiß, was ich möchte, und das möchte ich meinen

Angehörigen und den Ärzten kundtun, und dies dann schriftlich“. Man sollte auch

eine Sozialstation/Pflegestützpunkt, einen ambulanten Dienst, eine Pflegeeinrich-

tung in Betracht ziehen.

Wir haben mit unserem Projekt „Ältere Menschen ermitteln selbst die Situation in

Altenpflegeeinrichtungen“ sehr gut festgestellt, wie die Lage in den Einrichtungen

ist und dass es doch so manche Probleme gibt. Im Mittelpunkt soll immer das

selbstbestimmte Leben stehen. Die Rahmenbedingungen dafür sind zu schaffen.

Peter Stawenow leitete dann zum zweiten Teil des Seminartages über, nämlich die

Fahrt zum Altenpflegezentrum „Erfülltes Leben“ gGmbH und zum „Haus

Abendsonne“, mit dessen Tagespflegestätte „El Friede“. Bei ihrem Rundgang im

Haus „Abendsonne“, das 100 Bewohner beherbergt, denen 80 Mitarbeiter – wenn

auch nicht alle vollzeitig – zur Seite stehen, konnten die Seminarteilnehmer einen

Blick in ein Zimmer, ein Bad und den Friseursalon werfen und sie erfuhren, was

ein „Blister“ bedeutet, nämlich Medikamentenstellung durch die Apotheke und

Kontrolle durch das Personal. In der Tagespflegestätte „El Friede“ besichtigten die

Besucher den Ruheraum, die Bar mit dem Speisesaal und die sehr geräumige

Terrasse. Hier kostet der Aufenthalt 80,00 € pro Tag.

Diese beiden Einrichtungen hinterließen einen hervorragenden Eindruck.

Anschließend wurde die geplante Rundfahrt durch Berlin, „eine Stadt für alle

Generationen“, durchgeführt. Dabei hatten die ausländischen Teilnehmer auch die

Gelegenheit am Grab von Käte Tresenreuter, der Gründerin und Vorsitzenden des

Freundeskreises Mittel-, Ost- und Südosteuropa, gebührend Abschied zu nehmen.

Béla János Bács hielt eine rührende Ansprache, in der er sich für den beispiellosen

Einsatz der Verstorbenen zu Gunsten der älteren Menschen in Europa bedankte.

Die schlichte Feier am Grab endete mit dem Lied „Guten Abend, gute Nacht…“,

das immer zu den Tagesabschlüssen bei den Seminaren gesungen wurde.

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Mittwoch, der 8. Mai 2013

Margit Hankewitz eröffnete am Mittwoch, dem 8. Mai 2013, den Seminartag, zu

dem die Teilnehmer/innen noch erstaunlich fit erschienen sind.

Der Tagesspruch lautete: „Fange nie an, aufzuhören – höre nie auf, anzufangen“.

Das ist typisch für die Arbeit, die uns hier vereint. Frau Hankewitz fügte einen

weiteren Spruch hinzu: „Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu

werden“ – Mark Twain.

Peter Stawenow, Moderator, verwies noch einmal auf den gestrigen Besuch in

der Pflegeeinrichtung in Berlin-Lichtenberg und auf den Berliner Pflegeheimführer.

Als Einstieg in das Thema „Altersarmut“ stellte er die Fragen: Wie zeigt sich

Armut älterer Menschen?

Wie begegnet uns Armut im Alter?

Zu diesem Thema gab es 18 Wortmeldungen, die von Peter Stawenow sortiert

und zusammengefasst wiedergegeben wurden.

„Das erste, was ich Ihnen sagen möchte, dass Sie sehr gute Beobachter sind.

Viele sehen das nicht, was Sie gesehen haben. Das hat verschiedene Gründe,

entweder will man das nicht sehen, oder es geht einem so gut, dass man es

ignoriert. Es gibt auch Menschen, die aus Schamgefühl heraus versuchen ihre

Armut zu verbergen. Es ist ein dialektisches Gesetz, dass man immer von der

Erscheinung zum Wesen oder von der Erscheinung zur Ursache kommt.“

„Auf die Frage, was denn Armut ist, kann man auf die europäische Definition

verweisen, die besagt: Armut ist immer ein Defizit von oder zu etwas.

Es geht nicht nur um die finanzielle Armut, es geht auch um die Armut sozialer

Kontakte, die unterschiedliche Ursachen haben kann. Man kann auch von

Bildungsarmut sprechen, diese betrifft aber nicht nur ältere Menschen, sondern

auch junge.

Armut kann auch infrastrukturell bedingt sein. So gibt es z.B. in Berlin: Mangel

an Sitzgelegenheiten und an Toiletten, und auf dem Land: Mangel an

Einkaufsmöglichkeiten, guten Verkehrsanbindungen, Post- u. Sparkassenagen-

turen. Armut ist also immer auf etwas bezogen.

Wozu führt die Armut bei den Menschen: Einsamkeit, Isolation, Verlust des

Selbstbewusstseins, des Selbstwertgefühls, Zukunftsängste, Krankheit.

Man sagt: „Wer arm ist, stirbt eher.“ Es gibt ein weiteres Sprichwort: „Not

macht erfinderisch.“ Wie kann ich mit Armut klarkommen? Wie war die Situation

nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges? Die ältere Generation entwickelte

dadurch ganz andere Überlegungen, um ihrer damaligen Situation gerecht zu

werden.

Es müssen Bedingungen geschaffen werden, damit jeder Mensch ein

Mindestmaß des Standards erreicht, von dem, was wir als wichtig und notwendig

erachten.

Page 29: Europaseminar 2013

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Lebenslanges Lernen

Gita Magonite aus Lettland lieferte dazu den Einstieg (siehe Anhang Lettland).

Einleitend stellte sie die Frage, ob sich alle Anwesenden in einer anderen Sprache

begrüßen können und rief dazu auf, sich in ihrer jeweiligen Sprache „Guten Tag“

zu sagen und am Ende ihrer Ausführungen mit „Sehr gut und danke“ zu

verabschieden. Dann stellte die Rednerin fest, dass das Lernenkönnen die

wichtigste Fähigkeit des Menschen überhaupt ist. Das Anpassen an die Umgebung

ist auch ein Lernen, und es hat vielen Tierarten ermöglicht, zu überleben und sich

weiterzuentwickeln. Im Gegensatz zur Tierwelt verfügt die Menschheit über die

Sprache als Mittel zur Information und Kommunikation. Gita Magonite erwähnte

in diesem Zusammenhang die erstaunliche Entwicklung, die die Zivilisation

gemacht hat und vom Kleinkind bis hin zum lebenslangen Lernen bewirkt, dass die

Entwicklung mit der Verbesserung der menschlichen Persönlichkeit einhergeht. Sie

sprach dann die Notwendigkeit, Möglichkeiten und Vorteile der Weiterbildung an

und stellte die diesbezüglichen Angebote des lettischen Vereins RASA (Allianz der

aktiven Senioren Rigas) vor.

Nach diesem lockeren Einstieg stellte unser Moderator, Peter Stawenow, folgende

Fragen: Was sollen wir alles lernen? Wie lernen wir? Wäre es nicht besser,

Methoden zu lernen, wie man zu Informationen kommt und wie man Probleme löst,

denn je mehr man weiß, um so mehr neue Fragen stellen sich. Wie kann man mit

der immer schneller verlaufenden Entwicklung Schritt halten?

Zu diesem Fragenkomplex gab es 5 Wortmeldungen. In seiner Zusammenfassung

stellte Peter Stawenow heraus, dass wir deshalb lernen, um unser Leben gestalten

zu können, um bestimmte Interessen und unsere Neugier zu befriedigen, um

Fakten, Informationen und Zahlen zu erfassen und darüber hinaus uns Fähigkeiten

anzueignen, diese in Zusammenhänge zu setzen, nach Hintergründen und Ursachen

zu fragen, Folgerungen zu ziehen und Wissen sowie Fähigkeiten, die man schon

hatte, so lange es geht, zu erhalten. Das ist die Herausforderung aufgrund des

Immer-Älter-Werdens und der Demenzerkrankung. Man kann auch in die Situation

z. B. bei Schlaganfall kommen, vorher Gelerntes wieder neu lernen zu müssen.

Man muss lernen, wie man lernt. Man muss auch Werte, Überzeugungen und

Einstellungen, wie Höflichkeit, Freundlichkeit und z. B. Achtung vor dem Alter

oder Hilfe zur Selbsthilfe vermitteln.

Das Lernen ist auch keine Einbahnstraße, es ist generationsübergreifend: Ältere

Menschen geben ihre Erfahrungen an jüngere weiter und die wiederum ihr Wissen

und Methoden an die älteren. Hier ist nicht die Situation, in der es Schüler und

Lehrer gibt, sondern wir sind je nach Lage alle Lehrer oder alle Schüler. Wir lernen

voneinander und untereinander.

Es gibt auch immer einen Grund, warum man etwas lernen will oder muss, z. B.

Umschulung nach der Wende oder Kontakthalten mit der Entwicklung.

In diesem Zusammenhang geht es uns darum, anderen Menschen beim Lernen

beizustehen und umgekehrt selber zu lernen. Dazu braucht man Orte, wo man das

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tun kann, man braucht die sozialen Kontakte, denn gemeinsames Lernen macht

mehr Freude.

Niemand darf von Entwicklung und Wissen abgekoppelt werden, denn Wissen ist

Macht. Man muss sich Schulung und Wissen leisten können. Deshalb sollte es Orte

geben, wo die Wissensvermittlung unentgeltlich erfolgt.

Sozialkulturelle Einrichtungen, Begegnungsstätten,

Stadtteilzentren

Peter Stawenow blickte noch einmal kurz zurück auf das Europa-Seminar im Mai

2012, in dem wir uns auf die Prinzipien, Kriterien und Inhalte der offenen

Altenarbeit verständigt haben. Dabei gibt es, was die Inhalte anbelangt, vier Säulen

(die vier B’s): Beratung, Betreuung, Begegnung und Bildung.

Zum Punkt Begegnungsstätten lieferten Irina Sagaitiené und Vilhelmina

Pundiené aus Litauen anhand einer Powerpoint-Darstellung den Einstieg (siehe

Anhang Litauen).

Sie brachten einleitend eine Statistik, die den Einfluss des demografischen Wandels

auf die Einwohner Litauens sowie deren Rentenniveau veranschaulicht. Dann

berichteten sie über das Leben der Senioren am Beispiel einerseits der

Landmannschaftsorganisation „Schwentschönija“ und andererseits des deutschen

Clubs LOTTE, der 1995 von der Germanistin der Universität Vilnius Frau Marija

Ciurliene gegründet wurde. Zum Schluss zeigte Irina Sagatiené einen kurzen

Filmausschnitt aus dem „Essen für Deutschland“, zu dem der Club LOTTE von der

Deutschen Botschaft im April 2013 eingeladen worden war.

Peter Stawenow erkundigte sich bei den einzelnen Ländervertretungen, was seit

dem letzten Treffen im Mai 2012 bei ihnen Neues geschaffen wurde.

Er wies darauf hin, dass sich im Sozialwerk Berlin nach dem Ableben der

Vorsitzenden Käte Tresenreuter schon manches geändert hat. Dazu hat Margit

Hankewitz gesagt: „Wir haben die Tradition im Herzen und die Zukunft in der

Hand“.

Sie gestalten in ihren Ländern auch die Zukunft in ihren Organisationen und Klubs.

Dabei werden sie und wir vor bestimmte Herausforderungen gestellt. Dazu haben

wir letztes Jahr schon gesagt: Wir orientieren unsere Arbeit immer an den

Bedürfnissen der älteren Menschen, das ist unser Ausgangspunkt. So wie sich die

Menschen oder die Bedürfnisse verändern, verändern sich auch unsere Angebote

und Unterstützungsleistungen.

Auf welche Veränderungen haben wir uns in unserer Arbeit einzustellen? „Die

Gedanken, die ich jetzt äußere, sollen nicht als Resignation verstanden werden oder

Pessimismus verbreiten, sondern zum Nachdenken anregen, wie wir uns auf diese

Entwicklungen einstellen können“. Eine Herausforderung haben wir in unseren

Gesprächen schon benannt: Es wird immer mehr Menschen geben, die immer noch

über mehr Nichtarbeitszeit verfügen werden, durch Arbeitszeitverkürzung,

Page 31: Europaseminar 2013

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Arbeitslosigkeit, aber auch durch die gestiegene Lebenserwartung. Was fangen wir

mit dieser Lebenszeit an?

Eine zweite Herausforderung ist: Die Freizeit auch der Menschen, die berufstätig

sind, lässt sich nicht mehr genau feststellen, weil wegen Überstunden, Arbeit in

Schichten, flexible Arbeitszeitgestaltungen, Zweit-Jobs man nicht mehr sagen

kann, dass die Berufstätigen und die Familien immer sonnabends, sonntags oder

werktags ab 16:00 Uhr Zeit haben. Die Freizeit verändert sich somit auch.

Dritter Punkt: Es wird so sein, dass die Menschen immer mehr Wünsche haben,

und erfüllte Wünsche rufen immer wieder neue Wünsche hervor. Das führt auf der

anderen Seite aber auch zur Verschuldung. Des Weiteren: Der Unterschied

zwischen Arm und Reich wird immer größer. Ergriffene Sparmaßnahmen der

Regierungen machen nicht vor dem Sozialbereich Halt.

- Die Menschen und besonders die älteren Menschen lassen ihre persönlichen

Freiheiten nicht einengen, sie möchten selbstbestimmt das tun, was sie für

notwendig und wichtig erachten. Das führt auch dazu, dass die älteren Menschen,

und nicht nur die, sich nicht mehr als Mitglieder in Organisationen oder Parteien

oder Kirchen einengen lassen.

- Dann stellen wir auch fest, dass bei den Menschen die Politikverdrossenheit

zunimmt und sie sich fragen: Kann ich überhaupt etwas ändern, macht das alles

überhaupt noch Sinn? Diese Entwicklung stellt man bei der schwächelnden

Beteiligung an Wahlen fest.

- Die Anzahl der Einzelhaushalte wird immer grösser, dies bringt

Vereinsamung und Isolation mit sich.

- Das Aufsichselbst-Fixiert-Sein, der Egoismus ist da und dem muss

entgegengewirkt werden.

- Es gibt aber auch gegenläufige Bemühungen, indem wir versuchen, mit

unseren Organisationen und Einrichtungen den oben genannten Entwicklungs-

tendenzen Rechnung zu tragen. Das bedeutet auch, wenn sich die Zeit nicht genau

fixieren lässt, dass wir als Sozialwerk Berlin von Anfang an unsere Einrichtung

täglich auch sonntags und an Feiertagen jeweils von 10:00 bis 18:00 Uhr geöffnet

haben und dass wir uns fragen, wie wir die zeitlichen und räumlichen Grenzen

sprengen können. Sollen wir die älteren Menschen zu uns herholen oder sollen wir

zu ihnen hingegen, so wie wir es mit dem Besuchsdienst machen? Auch der

Besuchsdienst wird sich verändern und weiterentwickeln, so gehen wir z.B. mit

unserem Schlösschen-Chor in Pflegeeinrichtungen.

Wenn es darum geht, finanzielle Grenzen zu sprengen – denn es gibt immer

weniger Geld für unsere Arbeit – muss man erfinderisch sein, wie man Geld

akquirieren kann (Basar, Kulturveranstaltungen, Modenschauen, Sponsering-

Möglichkeiten usw.). Man soll auch darüber nachdenken, wie man gesetzlich

vorgegebene Grenzen sprengt. Das ist uns in bestimmten Punkten schon gelungen

(Seniorenmitwirkungsgesetz; das Projekt „Ältere Menschen ermitteln selbst die

Situation in Pflegeeinrichtungen“ gab Anregungen zum Wohnteilhabegesetz). Uns

ist aber noch nicht gelungen, Grenzen zu sprengen, was die Zuwendung und

Abrechnung finanzieller Mittel betrifft. Da gibt es noch so viel Bürokratie, die man

vereinfachen könnte.

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Wir haben auch über ideelle Grenzen gesprochen und versucht, sie abzubauen

(Vorbehalte zwischen Ost und West, zwischen den Nationalitäten, zwischen den

Migranten und den Deutschen). Es gibt auch Grenzen, die die Wertvorstellungen

betreffen: Weg vom Konsumrausch oder Egoismus oder Konkurrenzdenken hin zur

Gemeinschaft und Solidarität, Hilfe und Unterstützung untereinander. Das sind

Dinge, die wir mit unserem Sozialwerk und Sie mit Ihren Einrichtungen oder

anderen Organisationen, die ohne eine Einrichtung zu haben, dazu beitragen, das

Leben für die Menschen lebenswerter zu gestalten.

Das ist eine schwere Aufgabe, aber sie macht auch Freude. Wenn es gelingt, hier

weiter voranzukommen, dann haben wir für die älteren Menschen etwas Gutes

getan. Weil diese Räume, diese Klubs, diese Begegnungsstätten einen Rahmen

bilden für Sport, Gymnastik, Yoga, Sprachen, Handarbeit, Malen, Singen und die

Möglichkeit bieten, soziale Kontakte zu knüpfen und zu erhalten. Es kommt gar

nicht darauf an, warum man sich trifft, sondern es sind diese sozialen Kontakte, die

zeigen, dass man füreinander da ist, einander zuhört und aus dieser Praxis heraus,

Fragen und Probleme aufnimmt. Vor diesen Herausforderungen soll man nicht die

Augen verschließen, sondern sie mit viel Kraft und Elan angehen.

Herr Professor Dr. Jan Solich musste sich nun verabschieden. Er wies aber noch

darauf hin, dass wir bei dem Ganzen etwas vergessen haben, nämlich zu all dieser

Arbeit gehört noch die Liebe, die viele Facetten hat. „Schon durch eine

Streicheleinheit kann ein Mensch an Lebensqualität gewinnen“.

Unter Leitung von Frau Barbara Pudig stimmten die Seminarteilnehmer für die

Verabschiedung von Herrn Professor Solich aus der Tschechei den Kanon an: „Viel

Glück und viel Segen auf all deinen Wegen, Gesundheit und Frohsinn sei auch mit

dabei“.

„Verhinderung von Altersdiskriminierungen“

Zu Beginn stellte der Moderator Peter Stawenow die provozierende Frage, ob

es überhaupt eine Altersdiskriminierung, sprich Benachteiligung aufgrund des

Alters gibt. Es erhob sich ein Aufschrei unter den Teilnehmern, die mit einem

deutlichen „JA“ antworteten. Dann lieferten acht von ihnen eine Reihe

bezeichnender Beispiele: Einstellung des PCs auf eine größere Schrift, Ablehnung

einer etwas älteren Chefsekretärin, Diskriminierungen in der Familie

(Erbschaftsangelegenheiten, Übertragung von Bankvollmachten an die Kinder,

erhöhte Beiträge an die Versicherungen, Ablehnung von Krediten (dazu sind

Gesetzesänderungen erforderlich), wohlgemeinte Hilfestellungen falsch aufgefasst,

z. B. Anbieten eines Sitzplatzes in der S-Bahn, Problem trotz Qualifikation eine

Stellung in fortgeschrittenerem Alter zu bekommen, Verweigerung von

Operationen).

Nach diesen etwas kontrovers vorgetragenen und diskutierten Beispielen, kam

Peter Stawenow zu dem Schluss, dass Altersdiskriminierung immer dann gegeben

ist, wenn man eine Benachteiligung aufgrund seines Alters gegenüber den

Mitmenschen erleidet. „Es kommt auch darauf an, dieses Problem öffentlich zu

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machen, die Felder, wo Altersdiskriminierung passiert, aufzuzeigen, denn sie

reduziert sich, wie wir gesehen haben, nicht nur auf einen Bereich.“

Es bedarf gesetzlicher Bestimmungen und Regelungen, um vonseiten des

Staates zu demonstrieren, dass im Sinne des Grundgesetzes alle Menschen gleich

sind. Dazu gibt es schon ein Gleichstellungsgesetz, das aber nur dann mit Leben

erfüllt werden kann, wenn alle sich daran halten und die Dinge, die nicht in

Ordnung sind, öffentlich machen. Darum haben wir vor drei Jahren Politiker

angesprochen, die im Berliner Abgeordnetenhaus eine Anfrage gestartet haben, um

zu erfah-ren, welche Gesetze und Bestimmungen es gibt, in denen Altersgrenzen

enthalten sind, die einer Altersdiskriminierung Vorschub leisten. Es war ganz

interesssant, was dabei herausgekommen ist. Da gibt es z. B. Festlegungen, dass

Personen über 70 Jahre nicht mehr als ehrenamtliche Schöffen arbeiten dürfen. Es

gab auch die Diskussion in Richtung Selbstbestimmung. Man muss immer beide

Seiten beachten, eines Menschen Wunsch respektieren und umgekehrt auch schon

eine einmal angebotene Hilfestellung annehmen. Es wurde auch die Frage aufge-

worfen, ob die Anwesenden dafür sind, dass ab 70 Jahre alle 5 Jahre eine

Fahrprüfung gemacht werden sollte. Dies war auch ein kontrovers diskutiertes

Thema: Altersdiskriminierung oder Verkehrssicherheit. Man sollte derartige

Vorschriften nicht an einer Altersgrenze festmachen. Jeder Mensch hat eine eigene

Entwicklung mitgemacht und hat einen eigenen Gesundheitszustand, man sollte

diese Angelegenheit individuell angehen.

Zum Thema Altersdiskriminierung abschließend zwei Sprüche:

„Junge Leute laufen schneller und ältere Leute wissen besser wohin.“

„Ein Alter im Sitzen sieht mehr als ein Junger im Stehen.“

Verbraucherschutz älterer Menschen

Peter Stawenow schlug als Einstieg vor, dieses Thema in zwei Teile zu

sortieren. Man sollte ältere Menschen schützen einerseits vor Haustürgeschäften,

Telefonwerbung, die in Telefonterror ausarten kann, aber auch vor Gesetzestexten

und Formulierungen, die keiner mehr verstehen kann, andererseits in der

Produktentwicklung vor Tendenzen alles kleiner (Mobilfunk) oder komplexer

(Fernbedienung) zu machen.

Dies führt dazu zu fragen: Was macht man im Sinne des Verbrauchers und des

Verbraucherschutzes an Produkten, die das Leben der älteren Menschen

erleichtern? Es gibt immer mehr Produkte und es wird immer komplizierter, das

Richtige zu finden. Dabei geht es nicht nur um technische Erzeugnisse, sondern

zum Beispiel auch um die Frage, wie man eine geeignete Pflegeeinrichtung

auswählt. Auch dort muss Hilfestellung und Unterstützung gegeben werden.

Was brauchen denn ältere Menschen? Es gab acht Wortmeldungen mit u. a.

folgenden Hinweisen:

- Einkaufswagen mit einer Lupe

- Große lesbare Schilder und Preisschilder

- Angaben, Gebrauchshinweise und Fachausdrücke auf Deutsch statt auf Englisch

Es gibt eine Broschüre, die von der BAGSO (Bundesarbeitsgemeinschaft der

Seniorenorganisationen) herausgegeben wurde und benutzerfreundliche Produkte

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vorstellt, welche leicht bedienbar und generationengerecht sind (Mobilfunk,

Telefon, Aufnahme- und Abspielgeräte, Musikanlangen, Staubsauger, Dosenöffner,

Korkenzie-her). Darin werden auch Hinweise gegeben, z. B. auf welcher Basis

Mobilfunkverträge abgeschlossen und Bedienungsanleitungen vorgestellt werden.

Diese Broschüre wurde aus Sicht der älteren Menschen gemacht, die dazu ihre

Erfahrungen geschildert und eingebracht haben, dass ein bestimmtes Gerät die und

die Eigenschaften haben müsste. Nach langen Diskussionen über den erstgenannten

Teil gibt es jetzt eine Aufklärungsarbeit, was die Heimverträge anbelangt. Die

Verbraucherschutzzentrale hat hierüber Vorträge im Sozialwerk Berlin abgehalten.

Die Fraunhofer Gesellschaft hat Produkte vorgestellt und in einer Umfrage um die

Meinung der Zuhörer gebeten. Diese Anregungen wurden dann weitergegeben und

umgesetzt.

Die Firmen - wenn sie überleben wollen - sind gezwungen, lebenslang zu lernen

und ihre Produkte anzupassen, sonst werden diese einfach nicht mehr gekauft.

Nicht nur die Forschungsabteilungen allein machen das, sondern diese Produkte

werden verstärkt auch in Kommunikation mit den Menschen selber und in

Erprobung entwickelt. Man muss dabei darauf achten, seine Anregungen und

Wünsche richtig zu artikulieren und aufpassen, dass man nicht zu Versuchs-

kaninchen der Wirtschaft wird. Die Technik ersetzt nie den Menschen.

Ältere Menschen als Teil der Familie

Peter Stawenow: Es hat sich in den drei Arbeitstagen herauskristallisiert, dass es

Familientraditionen gibt und sich auch Traditionen in den einzelnen Ländern

herausgebildet haben. Es gibt auch objektive Entwicklungen, die in vielen Ländern

die gleichen sind. So nimmt die Zahl der Einpersonenhaushalte immer stärker zu, u.

a., weil die Kinder arbeitsbedingt weggezogen sind. Das andere ist aber auch, dass

aus der Situation und vielleicht aus der Not heraus mehrere Generationen in einer

Wohnung leben müssen. Es gibt also unterschiedliche Entwicklungstrends, über die

wir uns austauschen sollten bis hin zu der Feststellung, dass Diskriminierung in der

Familie stattfindet. Umgekehrt herrscht auch Solidarität in der Familie, wenn z. B.

Kinder die Eltern oder einen Elternteil finanziell unterstützen.

Nach diesem Einstieg gab es sieben Wortmeldungen. Das Schlüsselwort ist LIEBE.

Entscheidend ist, wie die Menschen miteinander umgehen, wie der ältere Mensch

in der Familie akzeptiert ist. Wenn das nicht stimmt, nützt auch das viele Geld oder

das eigene Zimmer nichts. Sich wohlfühlen ist das Entscheidende. Das kann man

aber nicht erzwingen, das müssen die Eltern den Kindern vorleben. Früher gab es

fast nur die zusammenfunktionierenden Großfamilien, heute bietet das Einzel-

wohnen eine Möglichkeit zur Bereicherung. Geht in der Familie etwas schief, dann

gibt es noch andere Gemeinschaften, in denen aus der Familie Ausgeschlossene ein

neues Leben anfangen können. Viele Eltern möchten gar nicht bei ihren Kindern

leben, wenn sie alt und gebrechlich werden und sie möchten nicht von ihnen betreut

werden müssen.

Es kommt auf die Definition an. Die Familie definiert sich nicht durch die

gemeinsame Wohnung, es geht um die Beziehungen und nicht um die geogra-

fischen Gegebenheiten. Es gibt ja Telefone, und man kann sich ein paar Mal im

Page 35: Europaseminar 2013

35

Jahr zu Familienfeiern treffen. Heute sind wir finanziell in der glücklichen Lage,

uns Einzelwohnungen leisten zu können. Man freut sich darauf, wenn die Kinder

kommen, freut sich aber auch, wenn sie wieder gehen.

Ob man in der Familie oder in einer anderen Gruppe oder in einer

Wohngemeinschaft (WG) lebt, entscheidend ist die Liebe zum Menschen, damit

die Gemeinschaft funktioniert. Wenn die Kinder sagen: „Wenn es euch einmal

schlecht geht, dann kommt ihr zu uns!“, soll man nicht sagen: „ Nein, niemals!“,

sondern sollte dankbar sein dafür, dass sie so denken, denn viele Kinder schieben

ihre Eltern ab und sind froh, wenn sie nicht mehr da sind. Die Nähe zu den

Personen ist wichtig. Wenn die Kinder berufstätig sind, dann haben sie abends

nicht mehr die Kraft, um sich noch um die Eltern zu kümmern, das hat nichts mit

Egoismus zu tun.

Peter Stawenow stellte zusammenfassend die Frage:

Was hat sich denn im Vergleich zu früher verändert?

- die Familiengrößen, heute gibt weniger Kinder

- die ökonomische Selbstständigkeit von Männer und Frauen

- die verstärkten Trennungstendenzen

- die größeren Entfernungen zwischen den Familienangehörigen

- die Schnelligkeit miteinander in Kontakt zu treten

- die vorherrschende Rolle des Familienoberhauptes

- die Lebenserwartung hat sich erweitert

- die Erwartungshaltung den Kindern gegenüber (nicht zur Last

fallen)

- das Entstehen von Ersatzfamilien (Interessengruppen, Vereine,

- Nachbarschaften)

Es gilt das Sprichwort: Freunde kann man sich aussuchen, Familie nicht.

Der Mensch ist ein in einer Gemeinschaft groß gewordenes soziales Wesen, das

immer wieder Kontakte braucht und sucht.

Page 36: Europaseminar 2013

36

Eindrücke und Bewertungen

Peter Stawenow schlug vor, dabei zwei Dinge in Betracht zu ziehen:

Gibt es irgendetwas, was ich gern gesagt hätte, aber keine Chance hatte, es

vorzubringen? (Sollte es noch Anregungen geben, dann sollen sie benannt werden.)

Ist meine Erwartungshaltung an das Seminar erfüllt worden?

In ihrer Beurteilung stellten die Teilnehmer u. a. fest, dass dies eines der lebhaftes-

ten Seminare überhaupt war.

Des Weiteren kam es zu folgenden Stellungnahmen:

- Wir haben viel von unseren ausländischen Gästen erfahren.

- Diese haben sich schon im Vorfeld auf die einzelnen Themen vorbereitet.

- Die Rolle der Religion zur Frage der Altersarmut: Es gibt unterschiedliche

Positionen: Im Christentum werden Wohlstand und Reichtum gar nicht so viel

hofiert, es gilt, sich auf das Leben nach dem Tod vorzubereiten. Im Calvinismus,

aus der Schweiz, herrscht hingegen die Meinung vor, dass Armut eine Sünde ist.

Der berühmte Soziologe Max Weber hat daraus die Entwicklung des

Kapitalismus erklärt. Der Calvinismus war dessen Motivation und Antriebskraft.

In der Gnade Gottes stehen heißt, möglichst viele materielle Güter anzuhäufen.

- Man hat sich diesmal auf die vielen Themen vorbereitet, auch schriftlich. Das

war eine große Bereicherung. Die Erkenntnisse sind auch anderweitig

einsetztbar.

- Dieses Seminar wurde von einer neuen Mannschaft organisiert und es ist

rundherum gelungen. Jeder konnte sagen, was er wollte.

- Wie immer wurden wir im wunderschönen Monat Mai zum Seminar nach Berlin

eingeladen, dazu unser herzlicher Dank. Der Besuch der Altenpflegeeinrichtung

und der Abschied auf dem Friedhof von Frau Käte Tresenreuter waren sehr

beeindruckend.

- Die Vorträge waren sehr aussagekräftig und nützlich.

Page 37: Europaseminar 2013

37

- Es sind große Änderungen eingetreten, die sich auch in der Neugestaltung des

Seminars widerspiegeln.

- Das Seminar war anders als letztes Jahr. Dieses Mal gab es lebensnahe Beispiele

wie der Besuch der Pflegeeinrichtung, Gedächtnistraining, Bewegungslehre und

bezahlbares Wohnen.

- Das Seminar hat uns sehr viel geholfen.

- Es sind neue Ideen zu uns gekommen. Die Menschen sind überall gleich und

haben überall die gleichen Probleme.

- Das Seminar bot den ausländischen Gästen die Gelegenheit, sich im Gebrauch

der deutschen Sprache zu üben.

- Das Ehepaar Tresenreuter wurde vermisst. Es war schön, neue Teilnehmer

kennenzulernen. Die Beiträge waren sehr gut. Vielen Dank in allen anwesenden

Sprachen.

- In unserem Sozialwerk Berlin, in unserem Altenselbsthilfe- und Beratungs-

zentrum sind alle Gegenstände der Diskussionen verwirklicht worden. Es hat uns

gefreut, diese Bestätigung zu erhalten, dass wir nicht nur die Tradition hier

pflegen, sondern auch in die Zukunft schauen. Wir bemühen uns immer, mit der

Zeit zu gehen und das wird auch von allen gutgeheißen.

In seinem Schlusswort führte Peter Stawenow aus: „Es hat große Freude bereitet,

die drei Tage auch inhaltlich mit Ihnen zu bestreiten, weil Sie langsam und laut

gesprochen haben, kurze verständliche Sätze gebildet haben. Ich möchte mich dafür

bedanken, dass Sie keine Angst hatten, das zu sagen, was sie denken und für die

Toleranz den anderen zuzuhören.

Wer logisch denkt und Liebe hat zu den Menschen, der kommt zu den gleichen

Erkenntnissen, die man überall verkünden und umsetzen kann. Wir geben uns gern

gegenseitig Tipps und Hinweise über das, worauf man aufpassen soll, um nicht die

Fehler, die andere gemacht haben, zu wiederholen.

Entscheidend ist immer die Überlegung, wenn wir etwas für die älteren Menschen

tun wollen, dann sollten und müssten wir wissen, was diese möchten. Das war auch

eines der Anliegen des Seminars.

Wir sind eine riesige Ersatzfamilie. In diesem Sinne vielen Dank dafür, dass Sie

hier mitgemacht haben, auch in der Vorbereitung. Es ist ein Gemeinschaftswerk.“

Margit Hankewitz sprach dann folgendes Schlusswort: „Zu allen Themen hätte

ich aus den Erfahrungen der letzten Monate viel sagen können. Was die

Erwartungen anbelangt, so muss ich sagen, wenn man ein so großes Vorbild wie

eine Käte Tresenreuter als Vorgängerin hat, dann muss man überlegen, wie dieses

Werk weitergeführt werden kann. Daher ist mir das mit der Tradition im Herzen

und der Zukunft in der Hand so wichtig.

Ich habe ein gutes Gefühl, was den Freundeskreis Mittel-, Ost- und Südosteuropa

betrifft, dass er weiter existiert, dass er immer mehr zusammenrückt und dass ein

guter Austausch der Länder untereinander erfolgt. Die Probleme mögen in den

einzelnen Ländern unterschiedlich sein, aber die menschlichen Gefühle, diese

Probleme anzugehen und das ehrenamtliche Engagement sie zu lösen, sind überall

gleich. Vielen Dank!“

Page 38: Europaseminar 2013

38

Am Abend fand noch eine lustige Abschlussveranstaltung im Festsaal des Käte-

Tresenreuter-Hauses statt, bei der so mancher „Künstler“ auch aus unserem

Freundeskreis auftrat. Höhepunkt war die schon zur Tradition gewordenen

Darbietungen unseres Schlösschen-Chors.

Auftritt beim Abschiedsabend unseres Schlösschen-Chors unter Leitung von

Prof. Dr. Herbert Striebeck

Materialien:

Folgende Unterlagen wurden den Seminarteilnehmern zur Ansicht zur

Verfügung gestellt:

-Erfahrung für Berlin: Generation 60+ bestimmt mit! (Senatsverwaltung für

Integration, Arbeit und Soziales)

- Gesund älter werden (Publikation Nr. 36 der BAGSO)

- Berliner Zeitung vom 07.01.2013: „Alte im Abseits“ von Daniel

Baumann

Diese Materialien werden mit dem Bericht über das Europaseminar 2013

mitversandt.

Page 39: Europaseminar 2013

39

Anhänge

Anhang 1

Vortrag Vortrag zum Thema:„Mitbestimmung von Senioren in Berlin“

1

Dr. Klaus Sack

Vorstandsmitglied im Landesseniorenbeirat Berlin

• Berlin: 3,54 Mill. Einwohner

863.500 über 60 Jahre 148.00 über 80 Jahre

BRD: ca. 83 Mill. Einwohner

• in der BRD leben ca. 17 Mill. Senioren

• bis 2030 Erhöhung der über 65-Jährigen

• Zahl der über 80-Jährigen verdoppelt sich

1. Ausgewählte statistische Angaben

2

• Migranten in Berlin = 900.000• Migranten in der BRD = 16 Millionen (19%)

ca. 1 Million im Rentenalter, Tendenz steigend• in den Bezirken Mitte und Kreuzberg-Friedrichshain

z.B. : 30% der Senioren mit Migrationshintergrund• in Berlin leben Menschen aus 189 Nationen – aus

140 Religionsgemeinschaften – verteilt auf alle Altersgruppen

• Ansteigen der Pflegebedürftigen von heute 107.000auf 170.000 bis zum Jahr 2030

• bis 2030: Berlin wächst um ca. 250.000 Bürger

Senioren und Migranten

3

Page 40: Europaseminar 2013

40

• Zusammenhalt der Gesellschaft braucht Rahmenbedingungen

• Förderung von Eigeninitiative und Beteiligungsmöglichkeiten

• Unterstützung zivilgesellschaftlichen Engagements

• Verständnis von Seniorenpolitik als Generationenpolitik

2. Voraussetzungen für eine erfolgreiche Seniorenpolitik

4

• Gesellschaftliche Akzeptenz für ein verändertes Altenbild im Sinne der Nutzung der Potenziale des Alters

• Seniorenmitwirkung muss politisch gewollt sein

• Seniorenvertretungen forderten seit langem ein Seniorengesetz

• 1999 beschließt der Senat „Leitlinien zur künftigen Seniorenpolitik“

5

• Wachsender Druck auf die politischen Akteure durch Seniorenorganisationen

• 2006 trat das erste „Seniorenmitwirkungsgesetz“ in Berlin in Kraft

• Ein Bundesseniorengesetz wurde von der Regierung abgelehnt.

6

• Förderung der aktiven Beteiligung am sozialen, kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Leben

• Verbesserung der Beziehungen der Generationen – Nutzung der Erfahrungen der „Alten“

• Gewährleistung des Älterwerdens in Würde

• (Das Gesetz gilt für Personen ab 60 Jahren mit Hauptwohnsitz im Land Berlin)

3. Seniorenmitwirkungsgesetz3.1. Ziele des Gesetzes

7

Kandidaten aus:

Seniorenorganisationen Seniorenheime

Freizeitstätten- Vorstellung/Anhörung der Kandidaten

- 13 – 17 Mitglieder pro Bezirk (Berufung durch Bezirk) für 5 Jahre (entsprechend der Bezirksverordnetenversammlung)

- Tätigkeit ist ehrenamtlich

- Vorstand :1 Vorsitzender; 1 Stellvertreter;

1 Schriftführer; 1 Schatzmeister (Finanzen)

3.2. Bezirkliche Seniorenvertretungen Wahlprocedere

8

Page 41: Europaseminar 2013

41

• Rederecht in den Ausschüssen der Bezirksverordnetenversammlung (kein Entscheidungsrecht)

• Vorschläge zu Maßnahmen der Bezirke

• Beratung und Unterstützung älterer Bürger

• breite Öffentlichkeitsarbeit

• Kontaktpflege zu Heimen, Freizeitstätten, Seniorenorganisationen

3.3 Aufgaben der bezirklichen Seniorenvertretungen

9

• Abhalten von Bürgersprechstunden

• jährlich 1 Arbeitsbericht an das Bezirksamt

• Unterstützung erhält die Seniorenvertretung durch das Bezirksamt mit:

Räumen

technischer Ausstattung

personeller Hilfe

10

• Mitglieder: Vorsitzende und Stellvertreter der Bezirksseniorenvertretungen (12 Bezirke in Berlin)

• Vorstand: Vorsitzender, Stellvertreter Schriftführer, Schatzmeister

• Aufgaben: Unterstützung der Seniorenarbeit auf Landesebene Mitarbeit im Bundesverband der LandesseniorenvertretungenMitwirkung der 12 Bezirksvorsitzenden im Landesseniorenbeirat Berlin (LSBB) jährlicher Tätigkeitsbericht an den Senat

3.4. Landesseniorenvertretung (LSV)

11

Zusammensetzung:

3.5. Landesseniorenbeirat (LSBB)

12 Vorsitzende der Bezirksseniorenvertretungen

12 Vertreter aus Seniorenorganisationen (Vorschlag aus Landesseniorenvertretung)

Vertreter aus Migrantenorganisationen

Vertreter aus der Senatsverwaltung Gesundheit und Soziales(werden nicht berufen)

12

• Beratung Senat und Abgeordnetenhaus (Parlament) zu seniorenpolitischen Fragen

• Abfordern von Informationen über geplante Vorhaben der Exekutive

• Beratungen finden alle 2 Monate statt

• Information der Öffentlichkeit incl. der Seniorenorganisationen zu aktuellen Themen, Rechtsvorschriften und deren Umsetzung.

3.6. Aufgaben des LSBB

13

Page 42: Europaseminar 2013

42

• Durchführung von Fachtagungen

• Teilnahme der Mitglieder an Veranstaltungen anderer Organisationen und Gremien

• Erarbeitung eines Berichtes mit Ergebnissen und Problemstellungen an den Senat

Der LSBB wird durch den Senat bei der Arbeit unterstützt (Räume, techn. Ausstattung und Haushaltsmittel)

14

• AG „Pflege, Gesundheit u. Verbraucherschutz“

• AG „Migration“

• AG „Bauen, Wohnen und Umwelt“

• AG „ Ehrenamt und Selbsthilfe“

• AG „Alter und Armut“

• AG „Mobilität und Verkehr“

• AG „Öffentlichkeitsarbeit“

3.7. Arbeitsgruppen des LSBB

15

• Im Seniorenmitwirkungsgesetz ist die Bildung von AG`s nicht explizit ausgewiesen.

• Entstehung der AG`s aus praktischen Erfahrungen und Erkenntnissen bei der Aufbereitung von Problemen.

• Alle AG`s behandeln spezielle Themen und befassen sich mit seniorenrelevanten Themen.

• Die AG`s arbeiten selbstständig und ehrenamtlich.

Arbeitsgrundlage der AG`s des LSBB

16

• Mitglieder der bezirklichen Seniorenvertretungen

• Mitglieder des Landesseniorenbeirates

• fachkompetente externe Personen

• Leitung jeder Gruppe durch: ersten Sprecher;

durch zweiten Sprecher und einen Schriftführer

Teilnehmer der AG`s des LSBB

17

Page 43: Europaseminar 2013

43

• kulturelle, wirtschaftliche und soziale Probleme der Stadt Berlin

• Standpunktbildung zu Gesetzesvorhaben

• Aufträge vom Landesseniorenbeirat

• regelmäßige Tagungen – alle 2 Monate (zeitlich vor den Beratungen des LSBB)

• Berichterstattung in den Beratungen des LSBB

Themen der AG`s des LSBB

18

• Mitarbeit in Heimbeiräten

• Unterstützung von Freizeiteinrichtungen im Kampf gegen Schließung – infolge Geldmangel

• Unterstützung für Einrichtungen von Obdachlosen

• Kampf um barrierefreie Zugänge zu öffentlichen Einrichtungen und öffentlichen Verkehrsmitteln

• Info-Stände auf Märkten

• Proteste gegen Mietwucher (Mieterbeirat Senioren)

• Workshops zur Öffentlichkeitsarbeit

4. Aktivitäten von Seniorenvertretungen

19

• Eintreten gegen Altersdiskriminierung (keine Kredite bei Banken, keine Versicherungen für ältere Bürger)

• Forderungen nach Sicherung der fachärztlichen Versorgung in Heimen

• für bezahlbaren Wohnraum – gegen Verdrängung• Proteste gegen Preiserhöhungen bei öffentlichen

Verkehrsmitteln• Teilnahme an der Seniorenwoche (1x im Jahr-

hier ca. 180 Infostände von Organisationen, Verbänden und Seniorenvertretungen)

5. Aktivitäten des Landesseniorenbeirates

20

• Seniorenparlament im Abgeordnetenhaus (1x im Jahr)

Motto:

„Senioren fragen – Senatoren und Parteien antworten“

• Stellungnahmen zu Gesetzentwürfen sowie zu Perspektivmaterialien des Senats z. B.

: zum Integrationsgesetz

: zu den Leitlinien der Seniorenpolitik

: zum Bericht zur Lage älterer Bürger der Stadt Berlin

weitere Aktivitäten des LSBB

21

• Volle Durchsetzung der Mitbestimmung ist stets Kampf gegen Widerstände in der Verwaltung und in den Entscheidungsgremien (Parteien, Fachabteilungen, Parlament)

• Seniorenarbeit darf nicht auf ein Verwaltungsressort begrenzt sein, sie ist ressortübergreifend zu führen.

• Das Seniorenmitwirkungsgesetz trug zur Veränderung des Altenbildes in der Gesellschaft bei.

6. Erfahrungen und Erkenntnisse bei der Verwirklichung der Mitbestimmung

22

Page 44: Europaseminar 2013

44

• Senioren von heute wollen auch nach ihrem Arbeitsleben noch gesellschaftlich aktiv sein, sie wollen gefragt werden, wenn es um ihre Probleme geht.

• Sie wollen mitbestimmen und mitgestalten.• Das Gesetz führte auch in den Verwaltungen zu

veränderten Einstellungen zu Senioren und aktivierte bisher passive „Bürokraten“

• Insgesamt stellt das Gesetz eine politische Aufwertung des Engagements der Senioren dar und motiviert zu weiteren Aktivitäten.

23

• sehr geringe Wahlbeteiligung

• zu wenig Standorte im Bezirk als Wahllokal

• keine Briefwahl

• Keine Kopplung mit Bezirksparlamentswahlen

• Erkenntnisse:

: Kandidaten langfristig werben – bessere Vorbereitung auf die ehrenamtliche Arbeit

: fachliche Kompetenz bei den Kandidaten prüfen

: notwendige Mindeststandards prüfen (Fahrgelder, Arbeitsräume, Mitwirkung in den Ausschüssen)

7. Probleme der bisherigen 2 Wahlen zu den Seniorenvertretungen

24

• „Nicht das Alter ist das Problem – sondern unsere Einstellung dazu..“ (Cicero 1000 v. Chr.)

• Das Gesicht ist ein Abbild der Seele“ (Cicero)

• Mit dem Leben ist es wie mit einem Theaterstück, es kommt nicht darauf an, wie lang es ist, sondern wie bunt. (L.A. Senaca; 65 nach Christi )

• „Alles was Spaß macht, hält jung“ (Curt Jürgens)

• „Menschen über 70 fühlen sich in der Regel durchschnittlich 13 Jahre jünger als ihrem Lebensalter entspricht“ (Wissenschaft)

Optimistische Sprüche zum Alter

25

Danke!

26

Page 45: Europaseminar 2013

45

Mittel-, ost- und südosteuropäische Länder

1. Estland

Aili Kogerman

Estnische Seniorenunion

Einwohner 1,290 Millionen

30,1 % Pensionäre

280 000 Alterspensionierte

400 000 Kinder und Studenten

600 000 Arbeitnehmer (Arbeitende Leute)

Mittlere Lebensjahre

2000 2010 2015

M 65,18 70,62 72,5

F 76,00 80,52 82,52

Leute in Estland werden sehr schnell älter. In den letzten Jahren vergrösserte sich die Zahl der Leute 80+ um 6% in einen Jahr.

Gesunde Jahre: M 53,4, Frauen 57,7

Altersrenten sind sehr niedrig

Altensheime sind sehr teuer

17% der Familien müssen ältere Familien-mitglieder zu Hause betreuen

1994 30 Euro

2000 100 Euro

2005 166 Euro

2013 331 Euro

In Jahr 1990:

- Union der Estnischen Pensionierten

- Verbindung der Estnischen Pensionierten. Seit 1994 gehört die Union der Estnischen Pensionierten zur EURAG

Heute gibt es in Estland nur eine überest-nische Seniorenorganisation, die Union der Estnischen Seniorenverbindungen

In jedem Dorf haben wir kleine Senioren-organisationen. In Estland haben wir über 106 Tageszentren für ältere Leute.

Durch das Grundgesetz ist die Dummheit nicht verboten. Aber viele dumme Wähler sind sehr gefährlich. Es ist leicht sie zu manipulieren.

Die neuen Seniorenorganisationen waren organisiert. Die Frage war, was wir in diesen neuen Organisationen machen. Darüber waren viele Diskussionen innerhalb der Organisation.

Die Bildung der älteren Leute war organisiert in Form von Universitäten der Dritten Jugend beiden Organisationen und bei den Universitäten. Der erste Universität der Dritten Jugend bei derTallinnschen Technischen Universität in 1993 war und ist bisher sehr populär.

Page 46: Europaseminar 2013

46

Es waren in den Neunziger Jahren unsinnige Zeiten.

Die Frage war, wer kommt bei den ersten demokratischen Wahlen an die Macht:

- neue progressive Leute mit Europaidee,

-oder alte sovjetische Aktivisten.

Schon damals waren die Rentner eine große Wählergruppe. Und mit den alten Leutenmanipulierten die Politiker schamlos.

Die Idee der Selbsthilfe hat Frau Käte Tresenreuter in Herbst 1993 bei ihrem ersten Besuch in Tallinn mitgebracht.

Selbsthilfe der älteren Leute war damals und ist bisher in Estland sehr populär.

Foto: Frau Käte Tresenreuter zu Besuch beimMinisterpräsidenten Mart Laar in 1999 in Tallinn

Aili Kogerman

Aili Kogerman (l.)

Lea Viires (r.)

Page 47: Europaseminar 2013

47

Die offene Altenarbeit entwickelt sich weiter.

Die Mitglieder des Altenselbsthilfe- und Beratungsvereins in Tallinn streben

immer danach etwas Neues zum Thema offene Altenarbeit dazuzulernen.

Deswegen haben wir Kontakte mit verschiedenen staatlichen Organisationen,

Bürgerinitiativen und Hochschulen geknüpft und wir arbeiten zusammen mit

anderen Tageszentren Estlands. Sehr oft besuchen uns ausländische Delegationen

und Gruppen von Sozialarbeitern.

Unsere Tätigkeiten sind folgende:

Hilfe für andere

40 aktive Mitglieder des Altenselbsthilfe- und Beratungsvereins haben sich zu

einer Sozialgruppe zusammengeschlossen, um Menschen, die ohne Angehörige

sind und sich einsam fühlen, zu besuchen.

Zielgruppen für unsere Sozialgruppe sind:

1. Einzelne in Pflegeheimen in Krankenhäuser. Dort veranstalten wir

individuelle Besuche, organisieren Gesprächsstunden. Unsere Mitglieder

werden erwartet und sind sehr willkommen.

2. Einzelne zu Hause: Hauptsächlich individuelle Besuche.

3. Frühere Mitglieder des Vereins. Sie brauchen besondere Beachtung, sozial-

psychologischer Kontakt ist für sie sehr wichtig.

4. Die Klienten beim Projekt „Hospiz des Älteren - Ehrenamtliche zur

Unterstützung der letzten Lebensphase.“

5. Großeltern, die ihre Enkelkinder allein, das heißt ohne Eltern, erziehen.

(Eine führende Bank hat einen „Fonds für Großeltern“ gegründet.)

Unsere Motto lautet: Andere Menschen zu unterstützen, bedeutet auch sich selbst

zu helfen.

Sozial - kulturelle Veranstaltungen

Unser Verein veranstaltet viele Konzerte, bei denen Musikschüler, aber auch

professionelle Musiker und Laienkünstler auftreten. Diese Konzerte sind sehr

populär geworden und machen den Zuhörern viel Freude.

Vorlesungen und Treffen mit Schriftstellern und anderen berühmten Personen sind

besonders begehrt.

Ältere Menschen reisen auch gerne. Darum werden im Sommer viele

Tagesausflüge innerhalb Estlands organisiert.

Sehr beliebt sind unsere Garten- und Weihnachtsfeste, zu denen die Menschen, die

von unserer Sozialgruppe betreut werden, eingeladen sind. Fasching und Karneval

sind auch populär geworden.

Der Frauenchor „Großmutter“ hat es in Estland und in anderen Ländern (Finnland,

Russland, Deutschland) zur Berühmtheit gebracht.

Sehr aktiv ist unsere Seniorentanzgruppe, sie tritt sehr oft auf in Estland und in

anderen Ländern.

Page 48: Europaseminar 2013

48

Koordinierungsstelle „Rund ums Alter“

Einige Mitglieder der Sozialgruppe (früher von Beruf Ärzte, Juristin, Psychologin)

beraten und unterstützen andere Mitglieder des Vereins in ihren alltäglichen

Problemen und Lebenssituationen. Sie haben miteinander sehr enge Kontakte.

Zur Beratungsstelle gehört auch ein Fond mit Büchern zum Thema Selbsthilfe und

öffentliche Altenarbeit.

Ein Mensch, auch im Alter, muss kompetent sein, dann hat er ein besseres

Selbstgefühl.

Zusammenarbeit mit jüngeren Generationen

Die Zusammenarbeit mit der Jugend steht auch im Mittelpunkt der Vereinstätig-

keiten.

Zukünftige Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter von der Hochschule in Tallinn

haben die Möglichkeit bei uns praktizieren. Die Mitglieder Vereins freuen sich

sehr mit die jungen Menschen zusammenzutreffen.

Besonders wichtig ist, dass die Praktikantinnen unsere Mitglieder im Umgang mit

dem Computer unterrichten.

Einige Praktikantinnen bleiben nach dem Ende des Praktikums als ehrenamtliche

Helfer bei uns - wir können Sie immer zu uns einladen, wenn wir ihre Hilfe

brauchen.

Arbeitsbereiche

Für alltägliche Tätigkeiten des Zentrums haben 200 aktive Mitglieder persönliche

Aufgaben, die sie freiwillig erfüllen.

Es gibt dafür folgende Bereiche:

Sozialgruppe

Café

Küche

Garten

Rezeption

Bibliothek

Pflege für die Vögel

Interessenkreise

Unser Verein umfasst bis zu 40 Interessenkreise. Diese sind z. B. Fremdsprachen-,

Gymnastik- und Handarbeitskreise. Es gibt auch Gesprächskreise: einen

Gesprächskreis nur für Frauen, einen für Mitglieder 80+ und einen

psychologischen Gesprächskreis.

Die Handarbeitskreise veranstalten regelmäßig Ausstellungen bis acht im Jahr.

Alle Kreise sind auch Freundschaftkreise, die zusammen alle Festtage, Geburtstage

u. s. w. feiern.

Page 49: Europaseminar 2013

49

Alle Kreise werden ehrenamtlich geleitet und geführt.

Lebenslanges Lernen

Neues dazuzulernen ist die beste Aktivität für ältere Menschen. Durch

verschiedene Formen lebenslangen Lernens können ältere Menschen Kompetenzen

entwickeln. Das ergibt die Möglichkeit länger selbstständig zu sein.

Wenn ein Mensch weniger Altenhilfe und ärztliche Unterstützung braucht, dann ist

das ein wichtiger Beitrag für unsere Gesellschaft.

Internationale Kontakte

Von den Altersgenossen in anderen Ländern gibt es ein großes Interesse für

unseren Verein.

Delegationen von Sozialarbeitern besuchen unseren Verein sehr oft, um

Erfahrungen in der offenen Altenarbeit zu bekommen.

Auch Praktikanten aus anderen Ländern (Deutschland, Österreich) hospitieren bei

uns.

Im Großen und Ganzen

Wir müssen einen besonderen Dank aussprechen für das Sozialwerk Berlin e.V.,

denn am 19. April 1996 wurde nach dem Vorbild des Berliner Zentrums ein

„Selbsthilfe- und Beratungszentrum für ältere Menschen“ in Tallinn eröffnet. Wir

sind immer dem Vorbild des Berliner Zentrums gefolgt.

Ziel unserer Tätigkeiten ist es, das Leben der Mitglieder des Vereins werter zu

machen.

Unsere Tätigkeiten in der offenen Altenarbeit sind bekannt und wir können sagen,

dass der Altenselbsthilfe-und Beratungsverein in Tallinn zum methodischen

Vorbild für ganz Estland und andere Länder geworden ist.

Lea Viires Tallinn

Page 50: Europaseminar 2013

50

2. Lettland: Lebenslanges Lernen

Gita Magonite

• Wir treffen uns jedes Jahr hier in Berlin.

Es sind Vertreter aus Litauen, Lettland,

Estland, Polen, Rumänien, Slowenien,

Tschechien und sogar aus Luxemburg

dabei. Aber, können wir uns auch in einer

andern Sprache begrüßen? Leider nein.

Und jetzt, weil wir das Thema „lebens-

langes Lernen“ haben, sollen wir das

endlich tun. „Guten Tag“ heißt auf

Lettisch „labdien“, auf Litauisch „gera

diena“, auf Estnischn „tere päevast“, auf

Polnisch „dzień dobry“, auf Ungarisch „jó

napot kívánok“, auf Slowenisch „dober

dan“, auf Tschechisch „dobrý den“ und auf

Luxemburgisch „gudde moien“.

• Als ich über das Thema „lebenslanges

Lernen“ nachgedacht habe, fiel mir ein,

dass eigentlich das Lernen die wichtigste

Fähigkeit überhaupt ist.

• Vor Millionen von Jahren auf der Erde gab

es verschiedene Tierarten, die sich an die

Umgebung angepasst haben. Das

„Anpassen“ ist auch ein Lernen, weil nur

der überlebt hat, wer den besseren ge-

sundheitlichen und geistigen Zustand

hatte. Mit der Zeit haben die Tierarten sich

so weit verbreitet, dass das Überleben

noch härter war und nur der Fitteste und

Klügste eine Chance gehabt hatte. Und

der, dessen Hirn mehr Informationen

speichern könnte, hat seine Gene weiter

vererbt und die Nachkommen hatten

dadurch die Möglichkeit sich weiter zu

entwickeln. Und so nahm eines Tages ein

Affe einen Stein in die Hand und hat eine

Nuss aufgeschlagen - er bekam etwas zu

essen und hatte etwas Neues gelernt. Das,

was wir jetzt Evolution nennen ist

eigentlich die Anpassungsfähigkeit oder,

anders gesagt, das Ergebnis lebenslangen

Lernens. Der Unterschied zwischen der

Tierwelt und den Menschen besteht darin,

dass wir die Sprache haben. Wir können

viel schneller die Informationen bekom-

men und weiter geben, dies nicht nur den

Kindern, sondern, mit Hilfe der tech-

nischen Mittel, auch der ganzen Welt.

• Vor vielen Jahrhunderten lernte unser

Urahne mit Feuer umzugehen und bekam

besseres Essen. Er nahm mehr wertvollere

Nahrungsmittel zu sich und sein Hirn hat

sich weiter entwickelt - er konnte wieder

etwas Neues lernen. Wenn wir nur

überlegen, welche Schritte die Zivilisation

in seiner Entwicklung gemacht hat – es ist

erstaunlich.

• Ein kleines Kind kommt auf die Welt und

lernt diese kennen. Das Hirn des Kindes ist

besonders lernfähig. Leider nimmt diese

Fähigkeit mit den Jahren ab. Schon mit 20

Jahren ist es schwieriger eine fremde

Sprache zu lernen, als mit 6. Aber ein

Mensch ist in der Lage sein ganzes Leben

etwas Neues zu lernen. Leider kann ihn

eine schwere Krankheit wie z.B. Schlag-

anfall treffen und dann muss er als

Page 51: Europaseminar 2013

51

Erwachsener wieder das Sprechen und

Gehen lernen, und es funktioniert, weil

unser Hirn sehr flexibel ist.

• Lebenslanges Lernen ermöglicht die

Entwicklung und Verbesserung der

menschlichen Persönlichkeit. In Lettland,

genauso wie in den anderen Ländern auch,

gibt es heutzutage viele Möglichkeiten

sich weiter zu entwickeln. Dies wird

finanziell unterstützt durch die EU, den

Staat, die Gemeinden, den privaten Sektor

und durch viele formelle und informelle

Bildungs-Organisationen.

• In dem heutigen wettbewerbsorientierten

Arbeitsmarkt ist es, auch nach Berufs-oder

Hochschulbildung, erforderlich sich

weiterzubilden. Einige Hochschulen bie-

ten Programme für Leute, die ihre

professionelle Bildung weiterentwickeln

wollen. So wurde zum Beispiel in der

Lettischen Universität der Landwirtschaft

ein Zentrum für lebenslanges Lernen ge-

gründet, das regelmäßige Kurse anbietet.

Nach erfolgreichem Abschluss kann man

ein Zertifikat der Universität bekommen.

Das Studium muss man selber bezahlen.

• Auch im Verein RASA (Allianz der

aktiven Rigaer Senioren) wird aktiv ge-

lernt. Der Verein ist als informelle Aus-

bildungs-Organisation staatlich anerkannt.

Jeden Tag kommen ältere Menschen, weil

es Spaß macht, weil es sehr interessant ist

und weil man sich mit anderen Leuten

treffen kann. Jedes Mal lernen die Teil-

nehmer wieder etwas Neues, auch wenn

das nur ein Kochrezept ist. Zweimal in der

Woche kommen die Interessenten um

Englisch zu lernen, einmal in der Woche

Deutsch und einmal Französisch. Jeden

Tag beschäftigen die Senioren sich mit

PCs. Im Rahmen eines Projekts haben wir

zusätzlich noch 10 PCs bekommen, die

man nutzen kann. Aktiv arbeitet auch

Omas Kontaktbörse. Bevor die Oma zu

einer fremden Familie kommt, wird sie

von Professoren der Lettischen Universi-

tät ausgebildet und bekommt ein Zertifi-

kat. Das Lernen im Verein ist für dessen

Mitglieder sehr günstig. Die Interessenten

können sich alle Aktivitäten des Vereins

auf der Website www.biedribarasa.lv

anschauen.

• So, und jetzt kehren wir wieder zu unserer

Übung zurück. Wir werden das Seminar

am Ende bewerten müssen. Und auf die

Frage: „Wie hat Euch das Seminar

gefallen?“ werden wir antworten: „Sehr

gut“, was auf Lettisch „ļoti labi“ heißt, auf

Litauisch „labai gerai“, auf Estnisch

„hästi“, auf Polnisch „bardzo dobrze“, auf

Ungarisch „nagyon jól“, auf Slowenisch

„zelo dobro“, auf Tschechisch „velmi

dobře“ und auf Luxemburgisch „ganz

gudd“. Dann sagen wir den Organisatoren

dieses Seminars alle „danke“, auf Lettisch

„paldies“, auf Litauisch „ačiū“, auf Est-

nisch „aitäh“, auf Polnisch „dzię-kuję“, auf

Ungarisch „köszönöm“, auf Slowe-nisch

„hvala“, auf Tschechisch „dě-kuji“ und auf

Luxemburgisch „villmols merci“.

Page 52: Europaseminar 2013

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3. Litauen:

Vilhelmina Pundiené und Irena Sagaitiéné

Das Porträt der litauischen Senioren Berlin, 2013

Wegen des demographischen Wandels gibt es zurzeit in Litauen weniger

Menschen als vor 10 Jahren. Von über 3 Millionen leben dort jetzt nur noch 2 979

000 Einwohner. Die größte Ursache dafür ist die Emigration der jüngeren

Generation. Den Höhepunkt erreichte die Emigration 2010. Insgesamt etwa 700

000 Menschen haben das Land verlassen, und das ist ein großer Verlust.

Page 53: Europaseminar 2013

53

Die Statistik sieht zurzeit so aus:

Rentnerzahl: 941 200

Rentenalter bei Frauen: 60 Jahre 4 Monate

Rentenalter bei Männern: 62 Jahre 8 Monate

Die durchschnittliche Lebensdauer beträgt:

Allgemein 74,9 Jahre

Männer 69,98

Frauen 80,1

Statistik über die Durchschnittsrenten:

Durchschnittsrente: 236 Euro

Durchschnittsrente der berufstätigen Rentner: 277

Durchschnittsrente bei Frauen: 219,3

Durchschnittsrente bei Männern: 272,1

Folgende Zusammenstellung zeigt die Prozentzahlen der Rentner, welche unter-

schiedliche Rentenbeträge bekommen.

12% der Rentner bekommen 190-200

8% : 290-320

6% : mehr als 350 Euro.

Die meisten litauischen Rentner bekommen eine Rente zwischen 200-300 Euro.

Das Leben der Senioren am Beispiel der Landsmannschaftsorganisation

„Schwentschönija“:

Ich, Vilhelmina Pundienė, bin Mitglied des Vorstands der Landsmannschafts-

organisation „Schwentschönija”. Sie wurde im Jahre 1991 gegründet, und seit

1999 ist sie Mitglied der EURAG-Sektion Litauen.

In Vilnius ist es üblich, dass Landsmannschaften aus verschiedenen Regionen von

Litauen sich in Vereinen, Klubs oder Unionen organisieren.

Zu dieser Organisation gehören Menschen der älteren Generation. Sie vereint

Auswanderer aus diesem Gebiet, ausgewandert aus verschiedenen Gründen, aber

meistens wegen Weiterbildung, Studium an den Universitäten und Hochschulen.

Natürlich kehrt man nach dem Hochschulabschluss nicht in sein Heimatdorf

zurück, aber die Sehnsucht nach seinen Bräuchen und Sitten, nach seinen

Landsmenschen bleibt.

Besonders, wenn man über 50 ist, kehrt man mit den Gedanken zur Jugend und

Kindheit zurück, man sucht nach seinen Landsmenschen, von denen man besser

verstanden wird, weil man aus einem Städtchen oder Dorf stammt, wo alles so

vertraut ist und wo man im engen Freundeskreis nicht nur erlebte Geschichte

veranschaulichen kann, sondern auch etwas Gutes für sein Geburtsstädtchen oder

Dorf machen kann. Darum fahren wir oft dorthin, treffen uns nicht nur mit den

älteren Menschen, sondern auch mit den Schülern, Jugendlichen, erzählen ihnen

Page 54: Europaseminar 2013

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über das Leben in der Vergangenheit, während der Okkupation, über Sitten und

Bräuche, Feste, Traditionen, über schwere, ehrliche Arbeit unserer Eltern und

Großeltern in der Landwirtschaft, den Fabriken und anderen Betrieben. Wir

glauben, dass dadurch den künftigen Generationen ein Stückchen Geschichte

erhalten bleibt.

Hauptziel dieser Organisation (dieses Klubs) ist, Menschen aus diesem Gebiet, die

sich für Litauen verdient gemacht haben, mit jungen Leuten bekanntzumachen.

Durch einen Artikel im Geschichts- oder Literaturbuch, durch Veröffentlichungen

ihrer Werke oder indem man ihnen einen Gedenkstein setzt, wie es z.B. der Fall

war, als man ein Denkmal in seinem Heimatdorf errichtete für Augustinas

Voldemaras, den ersten Premierminister unseres unabhängigen Staates in der

Zwischenkriegszeit (1918-1940). Natürlich ergeben sich daraus auch viele andere

Tätigkeiten.

Wir kommen zweimal im Monat zusammen, unterhalten uns über verschiedene

Fragen, feiern staatliche und kirchliche Feste, singen unsere beliebten Jugendlieder

und sprechen in unserem Dialekt. Wir haben auch Sänger, Dichter, einen Kompo-

nisten, gute Vorleser. Manchmal veranstalten wir Konzerte in Vilnius und auch in

den Heimatdörfern, machen Ausflüge sowohl in unserer Republik als auch im

Ausland.

Einige Mitglieder unseres Klubs sind Auswanderer nach Amerika. Von ihnen

bekommen wir jedes Jahr eine materielle Unterstützung. Es wird auch ein

Mitgliedsbeitrag gezahlt.

Mitglieder des Klubs leisten auch viel Selbsthilfe. Solche Tätigkeit hilft uns

interessant zu leben, nicht einsam zu sein und keine Einsamkeit zu fühlen.

Das Leben der Senioren am Beispiel des Klubs LOTTE

Der deutsche Klub LOTTE wurde 1995 von Frau Marija Čiurlienė, Germanistin an

der Vilnius Universität, gegründet. LOTTE ist ein Klub für Deutschsprechende.

Die Mitglieder des Klubs haben unterschiedliche Berufe, aber alle interessieren

sich für die deutsche Kultur und Geschichte, das Leben der Menschen und die

Traditionen. Sie wollen die deutsche Sprache nicht vergessen oder sie noch besser

erlernen. Hier werden deutsche Lieder gesungen, deutsch geredet und diskutiert.

Unsere Mitglieder umfassen alle Altersgruppen. Das Wichtigste ist – die Liebe zur

deutschen Sprache, zur deutschen Kultur. Nach vier Jahren trat der Klub der

internationalen Organisation EURAG (Bund der älteren Generation Europas) bei.

Hier spielte die deutsche Sprache eine wichtige Rolle. In den Kongressen und

internationalen Seminaren haben wir über die Probleme der älteren Generation

Europas diskutiert.

Im Rahmen unserer Freundschaft würdigte eine Delegation vom Sozialwerk Berlin

e.V., unter der Leitung von Frau Käte und Herr Harry Tresenreuter, unseren

deutschsprachigen Klub „LOTTE“ zum Anlass seiner 10. Jubiläumsfeier. Von

dieser Zeit haben wir die schönsten Erinnerungen an den Besuch bei uns in

Vilnius.

Page 55: Europaseminar 2013

55

Der Klub LOTTE unternahm eine interessante Reise durch Hanse-Städte. Und

unterwegs besuchten wir unsere guten Freunde im Sozialwerk Berlin, heute Käte-

Tresenreuter-Haus. Alles ist hier durchdacht, alles für ältere Menschen vorgesehen.

Wir machten einen Spaziergang durch das Haus und bewunderten alle Räume.

Das ist ein kleines Seniorenparadies. Nachdem der Freundeskreis Mittel- und

Osteuropa 1996 in Budapest gegründet war, ist Litauen dessen Mitglied geworden.

Der Freundeskreis Mittel- und Osteuropa stand lange Jahre unter der Leitung von

Frau Käte Tresenreuter. Wir treffen uns nun schon viele Jahre zu Europaseminaren

im Käte- Tresenreuter-Haus.

Der deutsche Klub unterhält gute Beziehungen zu anderen Organisationen.

Oftmals haben wir auch Gäste aus deutschsprachigen Ländern.

In diesem Jahr haben zwei Deutsche unseren Klub besucht. Frau Helgard Steinert-

Schäfer arbeitet in der Vilnius Botschaft. Sie hat unserem Klub viele deutsche

Bücher geschenkt und auch Interessantes aus ihrer Lebenserfahrung erzählt. Herr

Berthold Schäfer hat uns immer freundlich bei der Fehlerkorrektur geholfen. Am

19. April 2013 wurde der Klub von der deutschen Botschaft zum „Essen für

Deutschland“ eingeladen. Das haben wir sehr lustig im litauischen Restaurant

„Neringa“ gefeiert, das in 60-er Jahren ein beliebter Ort unter Künstlern war und

seine Traditionen bis heute pflegt.

Jetzt möchte ich zum Abschluss einen kurzen Filmausschnitt von diesem

Festabend zeigen. Wo gute Laune, Witz und Bewegung, freundschaftliche

menschliche Beziehungen, gemeinsames Ziel herrschen, dort ist auch Glück und

Lebensfreude.

„Wenn Sie wollen, dass Ihnen das Leben zulächelt, müssen Sie ihm zuerst

selber Ihre gute Stimmung schenken.“ (B. Spinoza).

Page 56: Europaseminar 2013

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4. Polen:

In einer Bildpräsentation setzte sich

Dr. Maria Pawinska mit der „Ge-

sundheit älter werdender Menschen“

auseinander.

Sie stellte als Beispiel ihr Ärztehaus

und ihre Rehabilitation in Warschau

vor. Nachdem sie ein erstes Haus

eröffnet hatte, ist jetzt eine Filiale

hinzugekommen, die eine Fläche

von 238 qm aufweist. Geplant ist

noch eine geriatrische Tagesstätte.

Gesundheit älter werdender Menschen

Unsere Gesundheit wird mit dem Alter schlechter. Ob sie sich mehr oder weniger

verschlechtert, hängt von vielen Bedingungen ab, wovon deren zwei von größter

Bedeutung sind: Der erste Faktor ist mit der Genetik verbunden, durch die die

Menschen für die Erscheinung von Erkrankungen oder auch für keine

prädisponiert werden. Die Genetik entscheidet von 75 bis 80% über unsere

Gesundheit.

Der zweite Faktor ist die Lebensweise, die Schonkost (gute oder schlechte),

Rauschgiftstoffe (Nikotin, Alkohol, Stimulanzien und Beruhigungsmittel/Sedativa,

Suchtmittel und andere), die ständig oder nur ab und zu eingenommen werden,

psycho-physische Aktivitäten (Fleiß/Tüchtigkeit, beruflicher Wetteifer, außer-

berufliche Interessen/Hobbys und verschiedene Sportformen) enthält.

Diese Aufzählung zeigt, wie viele Umstände auf unsere Gesundheit einen Einfluss

haben, aber außer der Genetik als dem führenden Faktor sind das immerhin noch

25 bis 30% unserer gesundheitlichen Verfassung.

In den Verälterungsprozessen werden die essentiellen Zellen der einzelnen Gewebe

beschädigt, was zu Störungen ihrer bisherigen Funktionen, und zuletzt zu ihrer

Apoptose führt. Die Störungen der Zellfunktionen sind unmittelbar mit dem

Verlust der Koordinierung der Organe des altwerdenden Organismus verknüpft.

Aus den negativen zytologisch-biochemischen Prozessen folgen zahlreiche

Gewebeveränderungen und auftretende Erkrankungen wie:

a) der Ausfall von etwa 50% des Nierenfiltrationsorgans (dies verlangt eine

Dosisanpassung der Arzneien bei den älteren Menschen – ihre Senkung gemäß

dem Körpergewicht und dem Alter des Patienten).

Page 57: Europaseminar 2013

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b) die Atrophie der Gehirntätigkeit und des peripheren Nervensystems (Nerven);

was mit dem Verlust des momentanen Gedächtnisses, dem Demenzsyndrom und

der Alzheimerkrankheit verbunden ist.

c) die Leberstörung; hier sehr wichtig ist die Detoxikation (wegen der Umwelt-

verschmutzung, der Medikamente, der schlechten Essgewohnheiten und der

Esszutaten)

d) die Gewebeveränderungen (Arterien und Venen), die mit der Arteriosklerose

(zahlreiche Herz- und Kreislaufprobleme und Krankheiten) verbunden sind, und

die auch Einfluss auf die Gehirnfunktion und das periphere Nervensystem haben.

e) die Senkung der Funktion des Hormonalsystems: - der Hypophyse

- der Nebennieren

- der Schilddrüse

- der Hormone der Geschlechtsorgane (der weiblichen und männlichen) –

die Menopause mit dem Mangel an Östrogen und Progesteron – dem einzigen

weiblichen Hormon; und die Andropause bei Männern mit dem Mangel an

Testosteron und ähnlichen Hormonen)

f) die Atrophie der Knochenstruktur (Osteopenie und Osteoporose) und die

atrophische Veränderung, die unmittelbar für Gelenk- und Knochenkrankheiten

und unsere Bewegungsmöglichkeiten verantwortlich sind.

g) die Dysfunktion des Immunitätssystems – die Senkung der Unempfindlichkeit

gegenüber äußeren Entzündungsfaktoren. Das Wachstum der Autoimmunreaktion

(einer krankhaften Reaktion des Immunsystems gegenüber körpereigenem Gewebe

(wie Schilddrüse, Muskeln – darunter Herzmuskel, Haut).

h) die Hautälterungsprozesse (Atrophie der Epidermis und der Dermis/Haut, was

die Faltenentstehung verursacht) und Hautkrankheiten wie z.B. Hautkrebs, die

wegen der schädlichen Wirkung des Sonnenlichts/ultravioletten Lichts (UV)

zusammen mit der Umweltverschmutzung (Krebserregende Ursachen), sowie

chemische Substanzen, die unsere Haut austrocknen lassen und ihre weitere

Verschlechterung verursachen.

i) die Verschlechterung der Sinnesorgane (Gesichts-, Gehör-, Geruchs- und

Geschmackssinn)

Die obengenannten Faktoren wirken auf unsere Gesundheit ein oder verursachen

die Krankheiten.

Ist es überhaupt möglich, bei so vielen Ursachen und Folgen irgendwelchen

Einfluss auf unsere Gesundheit zu haben und sie zu verbessern oder zu

verschlechtern?

Ja. Ich finde, es ist möglich, sowohl auf der einen als auch auf der anderen Seite.

Die wichtigste Sache ist das Wissen.

Page 58: Europaseminar 2013

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Die Selbstkontrolle des Organismus ist aber genauso nötig wie auch die schnelle

Reaktion auf festgestellte Veränderungen oder Beschwerden.

Wenn es nötig ist, sollte man den Arzt aufsuchen. Nach der ärztlichen

Untersuchung wird der Arzt zusätzliche Blut- oder EKG-Untersuchungen

durchführen lassen (bei mir in der Praxis sind sie für ältere Menschen

obligatorisch), auch andere Untersuchungen wie USG, Echokardiogramm,

Doppleranalyse) und andere. Die RTG-, CT-, MRI- und PEC-Untersuchungen

werden in den Krankenhäusern gemacht.

Das Arztzimmer

In, w a z

Das Behandlungszimmer (USG)

u Störungen ihrer Leider lassen sich nicht alle Beschwerden wirksam mit Medikamenten heilen. Zu

diesen Beschwerden gehören hauptsächlich Krankheiten des Knochen - und

Gelenkensystems, die sich schwierig wirkungvoll heilen lassen. In solchen Fällen

sollte man als eine Ergänzung der Therapie mit physikalischer Rehabilitation

anfangen.

Diese Art der Therapie bevorzugen vor allem die älteren Personen, aber zur Zeit

brauchen sie ebenfalls immer mehr junge Leute. Heutzutage gewinnen die

Rehabilitationsprogramme in den gut eingerichteten Praxen an Bedeutung.

Page 59: Europaseminar 2013

59

Einrichtungen der Rehabilitation

Page 60: Europaseminar 2013

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Die Rehabilitationsgeräte

Mit dem Alter verschlechtert sich unsere Gesundheit und wir können ständige

medizinische Betreuung (Ärzte, Pfleger oder Betreuer) brauchen. Manchmal ist es

nötig, das Zuhause zu wechseln und ins Seniorenheim umzuziehen, um für den

Rest des Lebens die Zeit gut und würdevoll zu verbringen.

In Deutschland gibt es schon solche Möglichkeiten. Bei uns, in Polen, sind zwar

auch welche Altenheime, aber leider nicht genügend viele. Das bedeutet für uns

noch viel Arbeit; wir hoffen aber, dass wir es schaffen werden. Die polnische

Gesellschaft wird ebenfalls bald sehr alt sein.

Zukunftspläne

Das Gebäude steht noch und ist benutzt, aber in der nahen Zukunft wird es

niedergerissen und statt dessen wird ein Seniorenheim gebaut werden.

Page 61: Europaseminar 2013

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Bedeuten das Alter oder die Senilität selbst eine Krankheit? Natürlich nicht,

aber sie verlangen größere Zuwendung, Sorge um gute Gesundheit.

Zum Schluss möchte ich Ihnen allen eine gute Gesundheit wünschen. Bleiben

Sie in der besten körperlichen Verfassung. Alles andere kann man kaufen!!!

Meine Familie (darunter mehrere Ärzte)

Page 62: Europaseminar 2013

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5. Rumänien:

Janos Béla Bacs

Pflege im Alter

Käte Tresenreuter-Haus, Berlin

BÁCS Béla János

Siebenbürgen, Rumänien

Pflege im Alter

Am meisten verbreitet:

Pflege in der eigenen Wohnung,

geleistet von Familienmitgliedern

oder

geleistet von unausgebildeten,

von der Familie bezahlten HelferInnen

Öffentliche Einrichtungen

• Pflegeheime und Altenheime

• Regional ausgerichtet

• Ausgebildetes Personal

• Es stehen aber zu wenig Plätze zur Verfügung.

Pflegeheime

• Entstanden durch EU Projekte

• Es werden dringend mehrere Plätze gebraucht

• Learning by doing

• Orientierungsschwerpunkte ändern sich

(früher vorwiegend medizinische Betreuung, jetzt immer mehr auch Programmgestaltung)

Pflegeheime

Mit Teilnehmern der SeelsorgerInnen Weiterbildung

Besuche,

gemeinsame Programme,

Feierlichkeiten

Page 63: Europaseminar 2013

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Pflegeheime

• Alltag und Feiertag

• Bildende Kunst, Musik

und Soziales

Caritas und Gemeindeverwaltung

Die Bedeutung der internationalen Kontakte

Zusammenarbeit von Kirche und Behörden

Caritas: Mobile Pflege und Betreuung

• Grundpflege: Körperhygiene, Ankleiden, Ernährung, Flüssigkeitszufuhr, Unterstützung der Mobilisation und der Kommunikation;

• Haushaltshilfe beim Aufräumen, Kochen, Einkaufen, Begleitung in den öffentlichen Verkehrsmitteln, Mobilisation im Freien, Unterstützung bei den Freizeitaktivitäten;

• Fachpflege: Beobachtung des physischen Zustandes, krankenpflegerische Aktivitäten (Verabreichung von Spritzen, Anlegen von Verbänden, Setzen von Kathetern, Vorbeugung und Behandlung von Wundliegen, Vorbeugung von Kreislaufkomplikationen, hypostatischer Pneumonie, von bei Bewegungsmangel auftretenden chronischen Veränderungen des Knochen-und Muskelsystems usw.)

Mobile Pflege und Betreuung:

• Soziale und medizinische Habilitations-und Rehabilitationsaktivitäten: Ergotherapie, Physiotherapie, Psychopädagogik, Logopädie usw.

• Anpassung der Wohnung an die Bedürfnisse der betreuten Person;

Mobile Pflege und Betreuung:

• Organisation von ehrenamtlichen Gruppen: Einbeziehung von Schulen und Pfarren. Die Freiwilligen verfolgen das Geschehen in der Gemeinde, informieren uns über Pflegefälle und bieten zusätzliche Unterstützung an (Holzhacken, Aufräumen, usw.);

• Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen und Einrichtungen (Kirchen, Behörden, Schulen, NGOs) mit dem Zweck der Harmonisierung und Integration der Hilfsinitiativen für die Bedürftigen;

• Materielle Hilfe je nach Möglichkeiten.

Page 64: Europaseminar 2013

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Altenheime

Die wichtigsten Aufgaben der Altenheime der Caritas:

• Den alten Menschen mit Liebe, Empathie und Professionalität zu helfen, um ihre alltäglichen Probleme zu lösen;

• Den MitarbeiterInnen zu helfen, damit sie die allein gebliebenen Menschen so annehmen können, wie sie sind;

• Den Heimbewohnern zu helfen, ihre Menschenwürde bis zuletzt zu bewahren;

• Den alten Menschen zu helfen, damit sie auch im hohen Alter aktiv bleiben können.

Gesellschaft im Wandel

• Neue Konzepte werden gebraucht

• Werteorientierung

• Rolle der Kirchen

• Rolle der Zivilgesellschaft

Generationsübergreifende

Mitgestaltung der Zukunft

Vielen Dank für Ihre

Aufmerksamkeit!

Page 65: Europaseminar 2013

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6. Slowenien

Frau Prof. Irena Koželj Levičnik (r.) lieferte Beiträge zum den einzelnen

Themen:

I. «Möglichkeiten sozialpolitischer Mitbestimmung älterer Menschen«

Unsere Union mit 420 Vereinen und 240.000 Mitgliedern im ganzen Land

war in den letzten Jahren im Sinne des Titels aktiv sowohl auf dem

Staatsniveau, als auch auf den lokalen Ebenen.

1.) Staatsniveau:

In allen unseren Arbeitskommissionen haben wir die Materialien aus dem

Parlament studiert und den Abgeordneten und der Öffentlichkeit unsere

Meinungen übermittelt. Es waren Vorschläge für Änderungen einiger jetziger

Gesätze, die sehr wichtig sind für uns Ältere, und auch Vorschläge für neue

Gesetze. Im letzten Jahr haben wir uns auch mit den Abgeordneten aus allen

Parteien getroffen. Für eine Änderung des Wahlgesetzes (Referendum) haben

wir im ganzen Land über 5000 Unterschriften gesammelt und sie im

Parlament abgegeben.

Der zweite Dom unseres Parlaments organisiert jeden Monat Diskussionen

über wichtige Themen der Gesellschaft. Wir werden immer zu den

Diskussionen eingeladen und wir nehmen daran teil.

2.) Das Sammeln von Unterschriften für die Änderung des Wahlgesetzes

(Referendum) war eine schwere Aufgabe aber auch eine sehr gute Gelegenheit

unsere Vereine in dem Sinne zu animieren mehr auf der lokalen Ebene aktiv

zu werden (lokale Gemeinschaften, Gemeinden). Wir haben sie auch animiert

sich mit den Abgeordneten in ihren Wahlkreisen in Verbindung zu setzen und

sie zu besuchen. Wir haben 88 Abgeordnete, alle wurden besucht, einige auch

mehrmals (159 Besuche).

Page 66: Europaseminar 2013

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3.) Für das Jahr 2013 – »Das Jahr der aktiven Bürgerschaft« haben wir schon das

Programm und den Arbeitsplan bestätigt (NGOs – ca. 40, Regierung,

Gewerkschaften, Fach – Universität usw.).

Am Internationalen Tag der älteren Leute werden wir auf unserem Festival für

die dritte Lebensperiode auf der Schlussveranstaltung das Projekt

beschließen.

II. Bezahlbares Wohnen und Wohnumfeld

Bezahlbares Wohnen Die Wohnung und alles, was mit der Wohnung verbunden ist, ist für uns

Ältere sehr wichtig: für unsere Zufriedenheit und unser Leben in Sicherheit.

Die Wohnungsumstände der älteren Leute sind in den diversen Ländern

verschieden. Der heutige Stand ist das Resultat der Geschichte, der Kultur, der

Sitten, der materiellen Zustände usw.).

Und wie ist es bei uns in Slowenien?

Zum besseren Verständnis möchte ich Ihnen einige Daten aus unserer

Untersuchung, die wir vor einigen Jahren durchgeführt haben, vorstellen:

A.) - 82% (Leute über 65 Jahre) haben eine Eigentumswohnung.

- 10% leben in bezahlbaren Mietwohnungen und

- 8% leben bei den Kindern oder in den Heimen.

B.) - 31% leben in einem 1-Personenhaushalt

- 44% leben in einem 2-Personenhaushalt

- 2% leben in einem Mehrpersonenhaushalt.

Wenn man diese Daten sieht, könnte man sagen: Es ist ja alles OK.

In Wahrheit gibt es aber auch viele Probleme.

1. Bezahlbare Wohnungen:

Wie sieht die Situation der Älteren aus, die eine bezahlbare Wohnung brauchen

oder in solcher Wohnung leben? Sie haben drei Möglichkeiten:

a.) Bezahlbare Wohnung der Rentenversicherung

In früheren Zeiten hat die Rentenversicherung aus den öffentlichen Geldern

Wohnungen für die Rentner gebaut oder gekauft. Und so hat sie einen Fond von

Mietwohnungen. Diese Wohnungen stehen nur Rentnern zur Verfügung.

Jedes Jahr gibt es eine öffentliche Ausschreibung mit den Kriterien und der Zahl

der Wohnungen, die zur Verfügung sind. Wenn die Kandidaten den Kriterien

entsprechen und es gibt genug freie Wohnungen, können sie ausgewählt werden.

Für die Festlegung der Höhe der Miete ist auch die finanzielle Lage der ausge-

wählten Kandidaten entscheidend.

Page 67: Europaseminar 2013

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b.) Bezahlbahre Wohnungen der Gemeinden

Dieser Fond ist relativ groß. Diese Wohnungen sind in erster Linie den jungen

Familien gewidmet. In recht ernsten Fällen (Gesundheit, Invalidität, finanzielle

Lage), können auch andere Leute solche Wohnungen bekommen, natürlich auf

Basis der öffentlichen Ausschreibung.

c.) Dritte Möglichkeit: eine bezahlbare Wohnung bei privaten Eigentümern

Meistens sind die Mieten aber sehr hoch, und nur wenige ältere Leute können sich

so eine Wohnung leisten.

2.) Wohnen in Eigentumswohnungen:

Man könnte sagen, dass das eine günstige Lösung ist. Sie hat aber auch ihre

Schattenseiten.

Das Leben in den Häusern mit Eigentumswohnungen ist durch das Wohnungs-

gesetz geregelt. Das Haus muss einen Verwalter haben, alles muss auf der

Grundlage des Gesetzes und des Vertrages, den alle Eigentümer akzeptiert haben,

durchgeführt werden.

Da sich die meisten Kosten auf der Basis der Größe der Wohnungen und der Zahl

der Bewohner bilden, sind viele Eigentümer in Schwierigkeiten, besonders jetzt,

wo die Renten nicht mehr wachsen.

Was die Situation noch schwieriger macht, ist, dass der Wohnungsmarkt nicht

funktioniert und man nicht sagen kann »ich gehe raus«, »ich wechsle die

Wohnung«, weil man dabei zu viel verlieren würde.

Unsere Organisation hat sich in diesem Jahr entschieden, etwas zu tun um den

älteren Leuten zu helfen. Im Rahmen des EU Projektes-HELPS haben wir eine

Beratungsstelle eröffnet. Wir haben Fachleute eingeladen uns ehrenamtlich zu

helfen, Leute in Not zu beraten und die besten Lösungen für ihre Probleme zu

finden.

Begonnen haben wir in der Hauptstadt, jetzt breiten wir diese Tätigkeit auch auf

andere Städte aus.

Das Wohnumfeld:

Unser Institut für Gerontologie ist Mitglied eines UN-Projektes der WHO. Der

Titel des Projektes lautet: »Die altersfreundliche Stadt«.

Ziel des Projektes ist, zusammen mit den Bürgern (darauf liegt der Akzent) der

Stadt gute und schlechte Seiten der Einrichtungen, des Verkehrs, des kulturellen

Lebens, der Möglichkeiten für Geselligkeit usw. festzustellen und Vorschläge an

die Behörden zu übermitteln.

Die theoretischen Unterlagen entstanden im oben genannten Institut. Die Bürger in

den verschiedenen Teilen der Stadt bekamen ein Vademekum, wo auch Platz für

das Einschreiben von Bemerkungen und Vorschlägen ist.

Page 68: Europaseminar 2013

68

Bis jetzt hat es geklappt, viele Entdeckungen und Vorschläge haben wir schon

dem Bürgermeister und den entsprechenden Diensten übergeben, die Aktion geht

weiter.

III. Mobilität im Alter und Verkehrspolitik

Die Mobilität ist im Großen und Ganzen für uns ältere Menschen sehr wichtig. Sie

ermöglicht uns vieles, hat aber positive und negative Seiten.

1.) Positive Seiten:

- Selbstbesorgung von für das Leben wichtigen Artikeln, Materialien usw.

- Besuch kultureller und anderer Veranstaltungen

- Treffen mit Bekannten und Freunden

- Erledigung notwendiger Anliegen: Bank, Gesundheitszentrum, Gemeinde, usw.

und, was sehr wichtig ist,

- Bewegung als solche, die uns physische und psychische Kondition ermöglicht,

die für unsere Gesundheit entscheidend sind.

2.) Negative Seiten:

- Im alltäglichen Leben schlagen wir älteren Leute meistens dieselben Wege ein.

Und so kann es passieren, dass wir nicht aufmerksam genug sind und

eventuell Verkehrszeichen, oder Neuigkeiten usw. nicht bemerken. Das kann

gefährlich sein,

- wir begeben uns in den Verkehr, um irgendwo etwas zu erledigen: Markt, Bank,

usw. Wir sind konzentriert auf dieses Programm und wieder kann es passieren,

dass wir auf den Verkehr und das Geschehen um ihn herum nicht genug achten.

- In unseren Fußgängerzonen sind neue Teilnehmer hinzugekommen: Leute mit

Rollschuhen, mit Rollbrettern, Fahrrädern. Das kann gefährlich sein, wenn wir

nicht darauf vorbereitet sind.

Initiativen, die den älteren Leuten ermöglichen, länger und sicherer am Verkehr

teilzunehmen, sind in den verschiedenen Ländern unterschiedlich, sie sind auch

verschieden zwischen Stadt und Land.

Ich möchte Ihnen einige diesbezügliche Aktivitäten in unserer Stadt vorstellen:

1.) Vor einigen Jahren haben wir im Rahmen des Ausbildungsprojekts LENA auch

das Thema »Ältere Leute im Verkehr« behandelt. Zusammen mit Fachleuten aus

Verkehr, Psychologie, Verwaltung usw. haben wir ein Programm ausgearbeitet

und Seminare in den Vereinen durchgeführt. Das Ergebnis war auch ein Büchlein,

das die Vereine und andere Interessierte für diese Problematik bekommen haben.

2.) Alle älteren Leute können um einen günstigen Preis Monatskarten kaufen

(monatlich 20 €). Das ist besonders günstig, weil in diesem Jahr die Busstrecken

sehr in die Umgebung der Stadt verlängert wurden.

Page 69: Europaseminar 2013

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3.) In der Innenstadt haben wir »Einen guten Freund« KAVALIR. Es geht um drei

kleine offene Autos (jedes hat 6 Plätze), die für die älteren Personen, Behinderte

und Mütter/Väter mit Kleinkindern kostenlos zur Verfügung stehen. Nach Wunsch

fahren sie die Leute z.B. zum Markt oder vom Markt zur Bank usw.

4.) Für die älteren Fahrer organisieren wir jedes Jahr im Rahmen unseres

alljährlichen »Festivals für die dritte Lebensperiode« Fahrproben mit dem Auto.

Die Fahrschulen spenden uns Probefahrten für ältere Personen, die das wünschen.

IV. Bürgerschaftliches Engagement älterer Menschen stärken.

Das Thema wird von Jahr zu Jahr wichtiger. Dies bestätigt uns auch das

diesjährige EU-Thema „Aktive Bürgerschaft“. Für uns bedeutet das:

1.) die Aufforderung an alle Akteure in der Gesellschaft (NGOs, Wissenschaft,

Gewerkschaften, Jugend usw.) sich zu fragen: Haben die älteren Leute bis

jetzt genug Möglichkeiten gehabt über ihre Probleme zu reden, sie an die

richtigen Stellen zu übermitteln und besonders auch Antworten zu

bekommen.

2.) die Fortsetzung des EU-Projektes «Aktives Altern mit Akzent - Solidarität

zwischen Generationen«.

Im Rahmen des staatlichen Ausschusses haben wir unser eigenes Programm

bestätigt mit diesen Entschlüssen:

- einen Überblick über den Stand des bürgerlichen Engagements zu machen,

- auf allen Stufen der Gesellschaft sollen sich die Vereine, Bezirksunionen

entscheiden über den Inhalt ihrer Tätigkeiten (materielle Fragen, soziale Fragen,

das tägliche Leben der Mitglieder, usw.).

- man soll sich über alle ausgewählten Fragen mit allen Akteuren beraten (von

jung bis alt, von den NGOs bis zur Regierung usw., von der laiischen

Öffentlichkeit bis hin zur Wissenschaft usw.) und die Vorschläge den

entsprechenden Stellen übermitteln.

3.) Am Ende des Jahres werden wir am Internationalen Tag der älteren

Menschen (1. Oktober) im Rahmen unseres Festivals, das mit ca. 20.000

Besuchern und ca. 3000 aktiven Teilnehmern die größte öffentliche

Veranstaltung der älteren Leute in unserem Land ist, die „Abrechnung“

machen.

Das heißt:

- in 9 Gruppen werden wir Diskussionen über die Fragen des bürgerlichen

Engagements durchführen (auf welchen Gebieten was getan wurde, welche

Probleme sich dabei ergaben, welche Lösungen sich anboten, wie viele

Page 70: Europaseminar 2013

70

Teilnehmer es waren? usw.)

- das Zusammenwirken von Jung und Alt zum Thema „Bürgerliches

Engagement“ beschließen und die Sieger ehren

- in einer großen Ausstellung die Gegenstände und Leistungen für ältere Leute

darstellen,

- und auf der offenen Szene den Vereinen und einzelnen jungen und älteren

Leuten die Möglichkeit bieten ihre kulturellen und anderen Tätigkeiten

darzustellen. Jedes Jahr bekommen alle Vereine, die Partner und die

Öffentlichkeit ein Büchlein mit allen Texten der Diskussionen und den

Namen der Laureaten in den verschiedenen Ausschreibungen.

V. Lebenslanges Lernen

Lebenslanges Lernen hat in unserem Land lange Tradition. Es hat begonnen auf

der theoretischen Ebene in der Philosophischen Fakultät, Abteilung Pädagogik, auf

der praktischen Ebene in den Gesundheitszentren.

Das Vereinsgesetz ist gesetzliche Grundlage für die Durchführung der Programme.

In den letzten 30-40 Jahren hat sich sehr vieles verändert:

1.) Die Motive/Ziele :

- von ersten sehr engen Zielen können wir heute neue Motive/Ziele kons-

tatieren

- neue Karieren beginnen

- Neues erlernen, weil früher nicht Zeit dazu war, weil sich auch die Umge-

bung sehr verändert, besonders in den technischen, finanziellen Bereichen

- sich in einen neuen Sozialkreis eingliedern, neue Bekannte, Freunde

finden.

2.) Im diesen Sinne haben sich die Inhalte der Programme sehr verbreitet.

3.) Die Zahl der Vereine, Organisationen hat sich sehr vergrößert.

4.) Verändert hat sich auch die Dauer der Programme (von einzelnen Vorträgen

bis zu ganzjährigen Programmen).

5.) Im Rahmen der ganzjährigen Programme möchte ich nur unsere Universität

für die dritte Lebensperiode erwähnen: sie ist in fast allen Städten (45) tätig, mit

über 100 verschiedenen Inhalten und ca. 40.000 Teilnehmern.

6.) Für unsere Organisation möchte ich einige Programme erwähnen:

a) nach den Wünschen der Mitglieder entscheiden sich die Vereine für ver-

schiedene Inhalte (ca. 1700 verschiedene Vorträge: (Gesundheit, nordisches

Gehen, Memory Training,) In unserer Hauptstadt hat die Gemeinde für 12.000

Teilnehmer das Seminar:« PS - erkennen und benützen« bezahlt.

b) Im vorigen und jetzigen Jahr haben wir wieder ca. 100 PS an Vereine

verteilt und sie belehrt sie zu nützen.

c) alle drei Monate haben wir für unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter im

Projekt »Ältere Leute für ältere Leute« eintägige Seminare durchgeführt.

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7.) Die Teilnehmer bezahlen die Programme, besonders die jährlichen, allein.

In einigen Fällen bekommen die Vereine finanzielle Unterstützung von den

Gemeinden oder anderen Sponsoren.

8.) Probleme? Es geht nicht ohne Probleme:

a) Jetzt ist besonders aktuell die Diskussion um den Vorschlag der Strategie

»Ausbildung, Schulwesen« bis 2020 in der es nur um das Lernen, die

Ausbildung und Schulung für die Leute bis 65 Jahre geht. Das können wir nicht

akzeptieren, obwohl diese Tätigkeit in den NGOs und außerhalb des Schul-

systems durchgeführt wird.

b.) Die Zeiten sind schwer:

- manche ältere Leute können sich bezahlbares Lernen nicht mehr leisten,

- auch manche Fachleute können nicht mehr dauernd Vorträge und längere

Programme ehrenamtlich durchführen.

Wir hoffen auf bessere Zeiten!

VI. Pflege im Alter

Es ist halt so, dass wir älteren Leute verschiedene Formen der Pflege brauchen,

egal ob wir sie allein durchführen können oder ob sie uns andere Faktoren

anbieten sollen. Dies ist ganz bestimmt in verschiedenen Ländern verschieden.

Wie ist es bei uns?

1.) Zuerst einige Daten:

- 18% unserer Population sind Leute 65+ und diese Zahl wächst rapide,

- ca. 8o% der Leute 65+ leben in eigenen Haushalten,

- ca. 44% dieser Population hat nur einen Grundschulabschluss,.

- ein gewisser Prozentsatz lebt am Rand der finanziellen Möglichkeit.

2.) Bei der Durchführung der Pflege sind engagiert:

- Offene Institutionen und Institutionen in Partnerschaft: offenes und

privates Engagement

- NGOs

2/1: Offene Institutionen und Institutionen in Partnerschaft:

A.) Heime:

a) Status und Kapazität:

- offene: 13.797 Plätze in 56 offenen Institutionen in 82 Lokalitäten (Städte,

Land)

- Partnerschaft (offen – privat): 4.815 Plätze in 38 Institutionen in 38

Lokalitäten

- Bemerkung: in den Heimen für Behinderte gibt es auch einige Plätze für

Leute 65+.

b) Finanzierung :

- Ausbau und Investitionen sind aus den öffentlichen Mitteln finanziert oder

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- in Partnerschaft mit privaten Trägern,

c.) Durchführung der Programme finanzieren:

- die gesundheitliche Versorgung finanziert die Gesundheitsversicherung ,

- allgemeine Versorgung bezahlen die Verbraucher allein wenn sie finanziell

dazu fähig sind. Wenn nicht, dann die Kinder und dann die Gemeinde.

B.) Ambulanzversorgung wird durchgeführt wie für alle anderen Leute. Ältere

Leute sollen auf Grund der Entscheidung des Hausarztes einmal im Jahr

besucht werden (Ambulanzschwestern).

C.) In den letzten Jahren haben wir die Pflege und Versorgung zuhause

entwickelt. In Ljubljana haben wir die Anstalt für Pflege und Versorgung.

Die Mitarbeiter pflegen ca. 400 Personen täglich: einmal oder dreimal.

Einen Drittel der Kosten bezahlt die Stadt. Jetzt entwickeln sich ähnliche

Anstalten in anderen Städten.

D.) DER ROTE KNOPF -

Das ist der Titel für das Telefon. Es ist nur ein Druck auf den Knopf nötig

und ist man in Verbindung mit der Rettungsperson. Einmal täglich wird man

nach Verabredung gerufen. Jetzt geht die Verbreitung langsam weiter.

Preis: pro Monat 23 E

2/2. NGOs:

Die Rolle ist indirekt: verschiedene NGOs helfen den älteren Leuten:

- mit Informationen, Anweisungen und in jetziger Zeit sehr viel mit der

materiellen Hilfe (RK, Karitas)

- mit verschiedenen Projekten, z.B. unser Verband führt das Projekt

»Ältere Leute für ältere Leute« durch, das Institut für Gerontologie führt

das Projekt der WHO » Den älteren Leuten freundliche Stadt« durch

usw.

3.)Probleme:

- in diesem Jahr ist ein unerwartetes Problem entstanden. Bis jetzt galt für

die Bezahlung der Kosten in den Heimen die finanzielle Lage der

Verbraucher. Wenn sie nicht fähig waren die Kosten zu bezahlen, waren die

Kinder oder die Gemeinden die Bezahler.

In diesem Jahr wurde aber das Kriterium für die Bezahlung der Kosten in den

Heimen auch auf das Vermögen (Wohnung, Grundstück, Renten usw.)

ausgedehnt. Die Einwohner könnten sich für die Hypothek auf das Vermögen

oder für den Verkauf entscheiden usw. Und so haben sich viele Einwohner in

den Heimen entschieden zurück nach Hause oder zu den Kindern zu gehen.

- das zweite große Problem ist die Tatsache, dass wir schon über fünf Jahre

auf ein neues Gesetz warten. Das Gesetz sollte die Problematik der

Langzeitpflege aufs Neue regulieren.

- wir würden uns eine bessere Zusammenarbeit und Koordination

zwischen den verschiedenen Ministerien wünschen.

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Bemerkung: Die Daten und Standpunkte bekam ich vom Verband der

sozialen Institutionen und von einigen NGOs)

VII. » Sport und Bewegung älterer Menschen«

Bei der Vorbereitung auf die Diskussion zu diesem Thema habe ich die

meisten Schwierigkeiten gehabt.

Warum?

1.) Über die Sportaktivitäten der älteren Leuten als Einzelpersonen weiß ich

sehr wenig. Ich kenne nur die Praxis aus dem Haus, wo ich wohne (118

Wohnungen, die Hälfte sind Leute 65+), und aus der Umgebung, in der ich

schon 50 Jahre lebe. Nur einzelne Personen gehen regelmäßig jeden Tag

spazieren, oder führen jeden Tag Übungen durch oder fahren jeden Tag mit

dem Fahrrad. Es ist wahr, dass einige einen Garten oder ein Wochenendhaus

haben und dort aktiv sind. Leider gibt es in unserer Umgebung und auch in

anderen Stadtteilen keine Turnsäle und Programme für Leute 65+.

2.) Unsere Vereine organisieren einige Aktivitäten z.B.:

a) Übungen im Freien, sehr modern ist das nordische Gehen (3810

Teilnehmer), Touren in die Bergen - nicht zu hohen - (902 Teilnehmer). Es

gibt auch Fahrradtouren (1337 Teilnehmer.)

Das sind nur kleine Muster. Wir wissen, dass wir viel mehr tun müssen, um

die Leute 65+ zu überzeugen aktiver sein.

b.) Unser Verband hat auch ein Hotel, in dem unsere Mitglieder das ganze

Jahr ihren Urlaub verbringen können. Das heißt jedes Jahr ca. 25.000

Urlauber.

Auch für das Thema:

VIII. »Gesundheit älterer werdender Menschen«

habe ich Schwierigkeiten gehabt. Ich kann nur sagen, das wir und andere

NGOs und offene Dienste eine Menge an Informationsmaterialien

ausgegeben haben, dass wir in jeder Nummer unseres Informationsblattes

über die Gesundheitsfragen schreiben und dass die Vereine eine Menge

Vorträge mit medizinischem Inhalten organisiert haben.

Im vorigen Jahr haben verschiedene NGOs und offene Dienste an unsrem

Festival für die dritte Lebensperiode 32 Vorträge und Diskussionen in

verschiedenen Arbeitsgruppen organisiert.

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7. Tschechien:

Prof. Dr. Jan Solich

Praha – Hradec Králové

Berlin Mai 2013 Erinnerung an Frau Käte Tresenreuter

Prof. Dr. Jan Solich würdigte mit markanten Worten die Verdienste von Frau

Käte Tresenreuter was u. a. die Öffnung des Sozialwerks Berlin in Richtung

Mittel-, Ost- und Südosteuropa anbelangt.

Dann setze er sich mit der Frage:

Was gibt es Neues bei den Senioren Tschechiens? auseinander.

Dazu wurde Folgendes angesprochen:

1. Höhere Organisation im Rat der Senioren

(fast eine ½ Million Mitglieder von 1.700.000 Senioren)

2. Kampf um Valorisation der Renten

3. Soziale Wohnungen in Großstädten

4. Soziale Sicherheit / Kultur, Steuern, Bahn

und Verkehr, Klubleben, soziale Hilfe)

Der Rat der Senioren: Rolle und Aktivitäten:

- Sprecher der Senioren

- Wahlkonferenz am 17.5.2013

Gäste: der neue Präsident der Republik Tschechien, Gäste aus Politik, Gäste

von benachbarten Staaten

- Zeitung "Nase Doba"

- TV- u. Rundfunksendungen, Journalisten

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Statistisches 2013:

Zahl der Senioren ab 65 Jahren: 1.700.000

Davon: 58,6 % Frauen und 41,4 % Männer

Zuwachs jährlich: 40-60.000 Personen

Es sterben jährlich: 10-30.000 Personen (+ 0,6 %)

Rentner in der CZ:

2013: 2.341160 Personen

2003-2012: + 326.682 /W.B.1 019-771321

Altersrentner: 1.730500 - K. 614650

M.:46 % F.: 54 % - M.: 140/0 F.: 86

DR: 1 0880 Geh/R 1 OO/42,1

Renten:

Bis zu 8000 Rentnern: 320 Euro 7,8 %

Von 8OOO bis 13000 Rentner: 520 Euro 74,8 %

Von 13000-18000 Rentner: 720 Euro 16,9 %

Mehr: 0,5 %

1.1.2013 valor. 1/3 137 Kc (5,5E)

Lebensniveau – 5 % !!!!

Kampf der Senioren mit der Regierung in Tschechien In einer Petition verlangte man eine Inflationsrate und eine Gehaltserhöhung.

Des Weiteren stellte man fest, dass die geplante Reform der Regierung ernsthaft

den jetzt schon niedrigen Lebensstandard der Senioren bedroht, besonders denje-

nigen der Altrentner.

Einige Gedanken zu einer Petition von 2012:

l. Die Pensionen in CZ sind um 1/3 niedriger als in anderen Eu-Ländern.

2. Die Sozialsituation ist um 20 % niedriger als 1990.

3. Die Pensionen steigen viel langsamer als die Verdienste

(im Prinzip nur um 25 % gegen 100%).

4. Die Inflationsraten stiegen von Januar bis März um 3,5%, 3,7%, 3,8%.

5. Die Kaufkraft sank 2012 von Januar bis März um 4,9%, 5,2 %, 5,4 %.

• Das Einkommen der Senioren liegt um 500,-Kč niedriger.

• Die Hilfe der Regierung beträgt nur 156,-Kč.

• Die Valorisation der Pensionen soll nach dem Gesetz des Jahres 1995 erfolgen.

• Die Pensionen sollen so mindestens 45 % des Durchnittsgehaltes aufweisen.

• Alle sollen in den Pensionsfond einzahlen.

• Die Pensionsreform soll erst im Jahr 2016 stattfinden.

• Man verlangt soziale Wohnungen und finanzielle Hilfe.

• Der Rat der Senioren verlangt Objektivität und Verhandlungen.

• Die Senioren in den Straßen sind eine Schande.

• Die Senioren Tschechiens sind die ersten, die zum „Streik“ greifen müssen.

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