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Z Herz- Thorax- Gefäßchir 2010 · 24:37–41 DOI 10.1007/s00398-009-0762-5 Online publiziert: 6. Januar 2010 © Springer-Verlag 2010 A. Beckmann · A. v. Bülow · H. Oelert Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, Langenbeck-Virchow Haus, Berlin Evaluation herzchirurgischer Einrichtungen im Peer-Review-Verfahren Pilotphase „Evaluationsprojekt Herzchirurgie“ Krankenhausmanagement Einleitung Deutschland verfügte im Jahr 2008/09 über 80 herzchirurgische Einrichtungen, in de- nen zusammen jährlich ca. 100.000 Herz- operationen durchgeführt werden. Diese herzchirurgischen Einrichtungen, nach- folgend auch Herzzentren genannt, arbei- ten unter öffentlich-rechtlicher (universi- tärer und kommunaler), privatwirtschaft- licher und kirchlicher Trägerschaft. Dane- ben unterscheiden sie sich hinsichtlich des Spektrums ihrer Leistungsangebote, das von der Erfüllung des gesetzlichen Ver- sorgungsauftrags bis hin zu herzchirur- gischen Spitzenleistungen in Krankenver- sorgung, Forschung und Lehre reicht. Aus der Sicht der Patienten wie auch aller Beteiligten im Gesundheitswesen – und selbstverständlich auch aus Sicht der DGTHG – stehen alle 80 Herzzentren in der Verantwortung und der Pflicht, flä- chendeckend wissenschaftlich gesicher- te Leistungen auf vergleichbar hohem Ni- veau anzubieten und zu erbringen. Unter den aktuellen Rahmenbedingungen des Krankenhauswesens zeigen sich – von den Aufgabenstellungen der einzelnen Herzzentren abgesehen – Unterschiede in Führung und Bereitschaft, neue Er- kenntnisse, Entwicklungen sowie Anfor- derungen wahrzunehmen, aufzugreifen und, wo richtig, zu implementieren. In rund 10% der deutschen Herzzentren ist es in den vergangenen zwei Jahren zu merklichen Konflikten unterschiedlicher Dimension gekommen, deren angemes- sene Regelung externe Hilfestellung ver- langte. Ursächlich hierfür waren sowohl divergierende Vorstellungen oder uner- füllte Erwartungen der Träger und ihrer geschäftsführenden Institutionen, Fehler in Arbeitsabläufen, eingeschränkte Mit- arbeitermotivation oder Unwägbarkeiten in Kooperationen als auch auffällige Er- gebnisse der Krankenversorgung. Schon in der Vergangenheit und erst recht in der Zukunft ist ein solcher Befund nicht im Sinne der Herzchirurgie, ihrer nationalen und internationalen Reputation sowie ih- rer zukünftigen Entwicklung. Folgerichtig war es daher, auf Initiati- ve des Vorstands der DGTHG ein Evalua- tionsprojekt Herzchirurgie (EVAH) zu kon- zipieren, das zum Ziel hat, alle herzchirur- gischen Kliniken in Deutschland einem strukturierten Vergleich zu unterziehen und ihnen dadurch die Möglichkeit der Orientierung aneinander zu eröffnen. Je- de teilnehmende Klinik erhält dadurch die Chance, bei defizitären Gegebenheiten und Regelungen konkrete Verbesserungspoten- ziale zu erkennen, diese aus eigener Kraft zu nutzen und dadurch neu zu erstarken. Dem konzipierten Evaluationsprojekt Herzchirurgie wurde eine Pilotphase vo- rangestellt, in die acht Kliniken innerhalb eines Jahres einbezogen wurden. Vorge- hen, Inhalte und Ergebnisse dieser Pilot- phase werden in diesem Artikel darge- stellt und analysiert. Vorgehen Das Ansinnen des Vorstands der DGTHG, ein Evaluationsprojekt an allen deutschen Herzzentren durchzuführen, wurde den Leitern der Herzzentren erstmalig auf der Abteilungsleiterkonferenz im Jahr 2006 in Hamburg vorgetragen. Der Vorschlag traf bei allen Anwesenden auf einhellige Zustimmung, woraufhin dieses Projekt mit einer Pilotphase begann. Zu dessen Durchführung wurde ein dreiköpfiges, interprofessionelles Evaluationsteam be- nannt und aus den Herzzentren eine ge- richtete Stichprobe entnommen. Diese berücksichtigte jeweils zwei Herzzentren unterschiedlicher Trägerschaft. Nachdem sich diese auf direkte Anfrage zur Teilnah- me bereit erklärt hatten und die verein- barte Kostenpauschale bei der DGTHG eingegangen war, wurde der standardi- sierte Evaluationsprozess in Gang gesetzt. Während der mehrmonatigen Pilotphase baten zwei weitere Herzzentren von sich aus um Berücksichtigung, weshalb in die Pilotphase letztlich acht herzchirurgische Einrichtungen eingeschlossen wurden. Diese begann am 8. Oktober 2007 mit der ersten und endete am 2. Juli 2008 mit der letzten Vor-Ort-Evaluation. Als grundlegende Informationen über Struktur und Funktion der zu evalu- ierenden Herzzentren diente ein standar- disierter, mehrseitiger Fragenkatalog. Die- ser wurde dem herzchirurgischen Abtei- lungsleiter der zu evaluierenden Einrich- tung übermittelt. Er war vollständig aus- gefüllt und fristgerecht an die Geschäfts- stelle der DGTHG zurückzuschicken. Der beantwortete Fragenkatalog diente einer- seits als Vorbereitung der Vor-Ort-Evalu- ation und bildete andererseits die Daten- 37 Zeitschrift für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie 1 · 2010 |  

Evaluation herzchirurgischer Einrichtungen im Peer-Review-Verfahren

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Z Herz- Thorax- Gefäßchir 2010 · 24:37–41DOI 10.1007/s00398-009-0762-5Online publiziert: 6. Januar 2010© Springer-Verlag 2010

A. Beckmann · A. v. Bülow · H. OelertDeutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, Langenbeck-Virchow Haus, Berlin

Evaluation herzchirurgischer Einrichtungen im Peer-Review-VerfahrenPilotphase „Evaluationsprojekt Herzchirurgie“

Krankenhausmanagement

Einleitung

Deutschland verfügte im Jahr 2008/09 über 80 herzchirurgische Einrichtungen, in de­nen zusammen jährlich ca. 100.000 Herz­operationen durchgeführt werden. Diese herzchirurgischen Einrichtungen, nach­folgend auch Herzzentren genannt, arbei­ten unter öffentlich­rechtlicher (universi­tärer und kommunaler), privatwirtschaft­licher und kirchlicher Trägerschaft. Dane­ben unterscheiden sie sich hinsichtlich des Spektrums ihrer Leistungsangebote, das von der Erfüllung des gesetzlichen Ver­sorgungsauftrags bis hin zu herzchirur­gischen Spitzenleistungen in Krankenver­sorgung, Forschung und Lehre reicht.

Aus der Sicht der Patienten wie auch aller Beteiligten im Gesundheitswesen – und selbstverständlich auch aus Sicht der DGTHG – stehen alle 80 Herzzentren in der Verantwortung und der Pflicht, flä­chendeckend wissenschaftlich gesicher­te Leistungen auf vergleichbar hohem Ni­veau anzubieten und zu erbringen. Unter den aktuellen Rahmenbedingungen des Krankenhauswesens zeigen sich – von den Aufgabenstellungen der einzelnen Herzzentren abgesehen – Unterschiede in Führung und Bereitschaft, neue Er­kenntnisse, Entwicklungen sowie Anfor­derungen wahrzunehmen, aufzugreifen und, wo richtig, zu implementieren.

In rund 10% der deutschen Herzzentren ist es in den vergangenen zwei Jahren zu merklichen Konflikten unterschiedlicher Dimension gekommen, deren angemes­sene Regelung externe Hilfestellung ver­

langte. Ursächlich hierfür waren sowohl divergierende Vorstellungen oder uner­füllte Erwartungen der Träger und ihrer geschäftsführenden Institutionen, Fehler in Arbeitsabläufen, eingeschränkte Mit­arbeitermotivation oder Unwägbarkeiten in Kooperationen als auch auffällige Er­gebnisse der Krankenversorgung. Schon in der Vergangenheit und erst recht in der Zukunft ist ein solcher Befund nicht im Sinne der Herzchirurgie, ihrer nationalen und internationalen Reputation sowie ih­rer zukünftigen Entwicklung.

Folgerichtig war es daher, auf Initiati­ve des Vorstands der DGTHG ein Evalua-tionsprojekt Herzchirurgie (EVAH) zu kon­zipieren, das zum Ziel hat, alle herzchirur­gischen Kliniken in Deutschland einem strukturierten Vergleich zu unterziehen und ihnen dadurch die Möglichkeit der Orientierung aneinander zu eröffnen. Je­de teilnehmende Klinik erhält dadurch die Chance, bei defizitären Gegebenheiten und Regelungen konkrete Verbesserungspoten­ziale zu erkennen, diese aus eigener Kraft zu nutzen und dadurch neu zu erstarken.

Dem konzipierten Evaluationsprojekt Herzchirurgie wurde eine Pilotphase vo­rangestellt, in die acht Kliniken innerhalb eines Jahres einbezogen wurden. Vorge­hen, Inhalte und Ergebnisse dieser Pilot­phase werden in diesem Artikel darge­stellt und analysiert.

Vorgehen

Das Ansinnen des Vorstands der DGTHG, ein Evaluationsprojekt an allen deutschen

Herzzentren durchzuführen, wurde den Leitern der Herzzentren erstmalig auf der Abteilungsleiterkonferenz im Jahr 2006 in Hamburg vorgetragen. Der Vorschlag traf bei allen Anwesenden auf einhellige Zustimmung, woraufhin dieses Projekt mit einer Pilotphase begann. Zu dessen Durchführung wurde ein dreiköpfiges, interprofessionelles Evaluationsteam be­nannt und aus den Herzzentren eine ge­richtete Stichprobe entnommen. Diese berücksichtigte jeweils zwei Herzzentren unterschiedlicher Trägerschaft. Nachdem sich diese auf direkte Anfrage zur Teilnah­me bereit erklärt hatten und die verein­barte Kostenpauschale bei der DGTHG eingegangen war, wurde der standardi­sierte Evaluationsprozess in Gang gesetzt. Während der mehrmonatigen Pilotphase baten zwei weitere Herzzentren von sich aus um Berücksichtigung, weshalb in die Pilotphase letztlich acht herzchirurgische Einrichtungen eingeschlossen wurden. Diese begann am 8. Oktober 2007 mit der ersten und endete am 2. Juli 2008 mit der letzten Vor­Ort­Evaluation.

Als grundlegende Informationen über Struktur und Funktion der zu evalu­ierenden Herzzentren diente ein standar­disierter, mehrseitiger Fragenkatalog. Die­ser wurde dem herzchirurgischen Abtei­lungsleiter der zu evaluierenden Einrich­tung übermittelt. Er war vollständig aus­gefüllt und fristgerecht an die Geschäfts­stelle der DGTHG zurückzuschicken. Der beantwortete Fragenkatalog diente einer­seits als Vorbereitung der Vor­Ort­Evalu­ation und bildete andererseits die Daten­

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grundlage für die vergleichende Auswer­tung.

Der Fragenkatalog ist im Anschluss an eine Einführung nach den Kategorien Personal (Stellenausstattung, Qualifikati­on der Berufsgruppen, Aus­, Weiter­ und Fortbildungsprogramme), Organisations-struktur/Arbeitsmittel (Krankenhausstruk­tur, Abteilungsgegebenheiten, Räumlich­keiten, technische Ausstattung) und Pro-zesse (Patientenorientierung von Abläu­fen, Kommunikation, Vernetzung und Dokumentation, Organisation und Füh­rung) gegliedert. Er endet mit der Rubrik Ergebnisse in Form einer summarischen Erfassung von Patienten­ und Operati­onszahlen sowie weiteren Kennzahlen zu Ergebnis­ und Prozessqualität.

Entsprechend der Struktur des Fragen­katalogs gründete sich auch die nachfol­gende Vor-Ort-Evaluation auf Beobach­tungen und Fragen zu den Kategorien Per-sonal, Organisationsstruktur/Arbeitsmittel und Prozesse. Im Gegensatz zu der rein formalen, vergleichenden Auswertung der im Fragenkatalog ausgewiesenen An­gaben, zielte die Vor­Ort­Evaluation dar­auf, stichprobenartig aktuelle Gegeben­heiten zu erfassen und zusammenfassend im Hinblick auf Anerkennung oder Ver-besserungspotenziale zu bewerten.

Das dreiköpfige Evaluationsteam setzte sich aus einem emeritierten Or­dinarius für Herzchirurgie (gleichzeitig Vorsitzender der klinischen Kommissi­on der DGTHG), dem aktiv als Oberarzt herzchirurgisch tätigen Geschäftsführer der DGTHG (daneben akkreditierter Vi­sitor) und einem Wirtschaftspsychologen (außerdem Experte für Kommunikation und Zusammenarbeit im Krankenhaus) zusammen. Der eintägigen Vor­Ort­Eva­luation vorangestellt war ein vorabend­liches Informationsgespräch mit dem Ab­teilungsleiter inklusive Übergabe ergän­zender tagesaktueller Dokumente (OP­Pläne, Dienstpläne etc.), abteilungsbezo­gener Organisationsunterlagen (Aufga­benverteilung, Handlungsanweisungen etc.) und allgemeiner Informationsmate­rialien (Jahresbericht, Patienteninforma­tionen etc.).

Am Tag der Evaluation wurde der Kli­nikalltag der herzchirurgischen Einrich­tung stichprobenartig begleitet und hin­terfragt. Auf der Agenda standen über

den Arbeitstag verteilt im Wechsel Bege­hungen und kollegiale Gesprächsrunden. Der Teilnahme an der Frühbesprechung und einer Übersichtsbegehung, die den Weg des Patienten durch seine Kontakt­ und Behandlungsstationen nachvollzog, schlossen sich parallele Einzelbegehungen der drei Mitglieder des Evaluationsteams in Begleitung je eines Klinikmitarbeiters an. Am Vormittag waren es die Bereiche: Operationsabteilung/Kardiotechnik, peri­phere Pflegestationen und Administrati­on der Abteilung und am Nachmittag die Bereiche Ambulanz/Poliklinik, Funkti­onsbereiche, Intensivstation(en) und – so­weit vorhanden – Forschungsabteilungen. Bei der Wahl der Gesprächspartner für die kollegialen Gesprächsrunden wurde strikt darauf geachtet, Mitarbeiter aller beteilig­ten Berufsgruppen und aller Führungse­benen einzubinden und zu befragen. Den drei Kategorien folgend führte das Evalu­ationsteam, jeweils im Anschluss an die Gespräche, alle Beobachtungen und In­formationen in einer ersten internen Be­ratung zusammen. Ein Abschlussgespräch mit dem Abteilungsleiter, ohne Vorweg­nahme einer Bewertung, komplettierte die Agenda.

Während der gesamten Vor­Ort­Eva­luation erfolgte die standardisierte Erfas­sung von Fakten und Informationen an­hand der dem Fragenkatalog analogen Be-richtsstruktur.

Als Bewertung der Vor­Ort­Evaluation sowie zum vorläufigen Abschluss des Ver­fahrens wurde jeder teilnehmenden Insti­tution einerseits ein mehrseitiger indivi­dueller Bericht und anderseits ein die Er­hebungen innerhalb der teilnehmenden Herzzentren vergleichender Synopse-Re-port zur Verfügung gestellt, der eine Aus­wahl relevanter Angaben des Fragenkata­logs in aggregierter Form enthält. Die gra­phischen und tabellarischen Darstellun­gen geben anonym Auskunft über die Po­sition jeder teilnehmenden Institution im Vergleich zum Gesamtkollektiv.

Zielsetzungen und Auswertung

Aus den zahlreichen Momentaufnahmen von Ablauforganisationen, personeller und apparativer Ausstattung sowie den jeweiligen Rahmenbedingungen, erwar­teten die teilnehmenden Herzzentren wie

auch die Projektverantwortlichen glei­chermaßen:Feinen individuellen Überblick zu Sta­

tus quo und Qualitätsparametern je­der teilnehmenden herzchirurgischen Einrichtung

Feinen kumulierten Vergleich der teil­nehmenden herzchirurgischen Ein­richtungen mittels Zahlen, Daten und Fakten

FAnregungen zu Orientierungs­ und Verbesserungspotenzialen

FHinweise auf Zukunftsperspektiven der Herzchirurgie in Deutschland

Die operativen Leistungszahlen der teil­nehmenden herzchirurgischen Einrich­tungen wurden informativ erfasst, nicht jedoch in ihrer Ergebnisqualität bewertet. Damit wurde im Rahmen dieses Verfah­rens jede sich an diesen Parametern orien­tierende Bewertung ausgeschlossen, nicht zuletzt deshalb, weil dies anderen Ins­tanzen bzw. der nach § 135a, Abs. 2, Satz 1 SGB V gesetzlich verpflichtenden exter­nen Qualitätssicherung vorbehalten ist.

Aus sämtlichen Informationen, seien es die des beantworteten Fragenkatalogs oder die Erhebungen der Vor­Ort­Evalu­ation, wurden für alle teilnehmenden Ein­richtungen der Pilotphase diejenigen Fak­ten selektiert, die in besonderer Weise An-erkennung verdienten oder aber Verbesse-rungspotenziale enthielten. Als Grundla­ge dieser externen Bewertung wurden fol­gende Parameter berücksichtigt:FKategorie Personal: Qualifikation,

Einsatz, Förderung und Motivation der Mitarbeiter sowie Stellenplan und dessen Besetzung

FKategorie Organisationsstruktur/Ar-beitsmittel: Krankenhaus­ und Abtei­lungsstrukturen, räumliche Gegeben­heiten und technische Ausstattung so­wie Kooperationen mit Dritten

FKategorie Prozesse: Patientenorien­tierung, vor­, teil­, voll­ und nachsta­tionäre Diagnostik und Behandlung (mit allen Kern­ und Unterstützungs­prozessen), Kommunikation und Do­kumentation sowie Organisation und Führung.

Im Fazit des einrichtungsindividuellen Berichts werden die aus der Stichprobe er­kannten Verbesserungspotenziale der drei

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Zusammenfassung · Abstract

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A. Beckmann · A. v. Bülow · H. Oelert

Evaluation herzchirurgischer Einrichtungen im Peer-Review-Verfahren. Pilotphase „Evaluationsprojekt Herzchirurgie“

ZusammenfassungIn Deutschland stehen für die Versorgung herzchirurgisch erkrankter Patienten ge-genwärtig (2008/09) 80 herzchirurgische Einrichtungen zur Verfügung, in denen ca. 100.000 Herzoperationen pro Jahr durch-geführt werden. Aus dem Selbstverständ-nis deutscher Herzchirurgen und der sie re-präsentierenden Fachgesellschaft heraus ist die Behandlung herzchirurgischer Patienten unabdingbar mit dem Begriff Qualität ver-knüpft. Daher wurde auf Initiative des Vor-stands der Deutschen Gesellschaft für Tho-rax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) im Jahr 2007 die erste systematische Erfassung zum Status quo aller herzchirurgischen Ein-richtungen in Deutschland ins Leben geru-fen.Das mit einer Pilotphase im Herbst 2007 be-gonnene Evaluationsprojekt Herzchirurgie (EVAH) orientiert sich an dem Peer-Review-Konzept und umfasst die Beantwortung eines strukturierten Fragenkatalogs und eine Vor-Ort-Evaluation im Sinne eines Stichpro-benverfahrens. Die Inhalte des Fragenkata-logs sind, abgesehen von strukturellen Kran-kenhausdaten, auf die in die drei Kategorien Personal, Organisationsstruktur/Arbeitsmit-tel und Prozesse gegliederten Merkmale ei-ner Einrichtung fokussiert. Die ergänzende Vor-Ort-Evaluation durch ein interprofessio-nelles Team umfasst einen von Klinikmitar-

beitern begleiteten Besuch aller betroffenen Arbeitsbereiche und das Durchführen kollegi-aler Gesprächsrunden mit Vertretern aller be-teiligten Berufsgruppen und Führungsebe-nen. Die aus beiden Komponenten gewon-nenen Informationen werden im Evaluati-onsteam konsentiert, abschließend bewertet und in einem krankenhausindividuellen Be-richt reflektiert und zusammenfassend dar-gestellt. Dieser unterscheidet zwischen aktu-ell anzuerkennenden Merkmalen und Verbes-serungspotenzialen. Zudem werden in einem abschließenden Synopse-Report die kran-kenhausindividuellen Informationen anony-misiert aufgearbeitet und in vergleichender Weise aufgezeigt. Hierdurch werden jeder teilnehmenden Klinik verschiedene Möglich-keiten eines bundesweiten Vergleichs mit an-deren Institutionen eröffnet und Anhalts-punkte für eigenständige Analysen gegeben.

Alle an der Pilotphase teilnehmenden Ins-titutionen waren insbesondere an künftigen Potenzialen interessiert, erwarteten jedoch auch eine kompetente und sachlich vorge-tragene Reflexion der angetroffenen Gege-benheiten. Allein durch die Akzeptanz und Einbindung der verschiedenen Berufsgrup-pen (Pflegedienst, Kardiotechnik, ärztlicher Dienst und Verwaltungsdienste) war die Trag-weite der Evaluation für alle Beteiligten trans-

parent und wurde als außerordentlich wert-voll erachtet.

Aus den Multimomentaufnahmen von Ar-beitsorganisation, Rahmenbedingungen und Ergebnissen nach dem Peer-Review-Kon-zept erwarten Projektverantwortliche und -beteiligte gleichermaßen einen individu-ellen Überblick zu Status quo und Qualitäts-parametern jeder teilnehmenden Klinik so-wie einen kumulativen Vergleich herzchirur-gischer Einrichtungen in Deutschland durch Aggregation von Daten, Zahlen und Fakten. Darüber hinaus können Anregungen zu ein-richtungsbezogenen Orientierungs- und Zu-kunftspotenzialen und übergeordnete Hin-weise auf zukünftige Perspektiven der Herz-chirurgie in Deutschland gewonnen werden.

Die Erfahrungen aus der Pilotphase lassen eindeutig erkennen, dass kritische Selbstre-flexion mit kompetenter Kommunikation, von Respekt getragene in- wie externe Ko-operationen, angemessene Organisations-strukturen, Mitarbeitermotivation und Schaf-fung von Perspektiven den Einrichtungen ge-nügend Sicherheit geben, um auch in Zu-kunft das uneingeschränkte Vertrauen ihrer Patienten zu gewinnen und zu verdienen.

SchlüsselwörterPeer-Review · Evaluation · Herzchirurgie · Qualitätsmanagement · Pilotstudie

Evaluation of cardiac surgical units in a peer review process. Pilot phase “Evaluation project cardiac surgical”

AbstractIn 2008/09, 80 cardiac surgical units in Ger-many have performed approx. 100.000 cardi-ac operations per year. The conception of Ger-man cardiac surgeons and their representing scientific association is that the treatment of cardiac surgery patients is bound by the term “quality”. Hence, in 2007 the first systematic compilation concerning the status quo of all cardiac surgery units in Germany was initiated by the executive board of the German Society for Thoracic and Cardiovascular Surgery.Starting with a pilot phase in the fall of 2007, the “evaluation project cardiac surgery” (EVAH), was based on a peer review concept and included a structured questionnaire com-bined with an on site evaluation performed as a sampling procedure. Apart from the vari-ous hospital features, the questionnaire focus-ed on the three categories staff, organizational structure/work equipment, and processes. The complementary evaluation on site, performed by an interprofessional team, involved visitati-

on of all affected work areas and cooperative discussions with representatives of all invol-ved professions and all management levels. The information collected from both compo-nents was summarized in a specific hospital report which discriminated between existing characteristics and improvement potentials. In addition, all specific hospital reports were summarized anonymously in a synopsis report in order to enable nationwide comparison or further independent analyses by each unit.

All institutions involved in the pilot phase were particularly interested in future im-provement potentials, but also expected a competent and factually stated reflection of the conditions found in the on site evalua-tion. Only by the acceptance and integration of all involved professions (nurses, perfusion-ists, physicians, and administrative staff) was the extent of the evaluation project transpar-ent and considered as exceptionally valuable.

By aggregation of data and facts, the proj-ect managers and all participants equally ex-pected a specific institutional overview of the status quo and quality parameters, a cumula-tive comparison of heart surgery units in Ger-many, suggestions for institution-related po-tentials as well as general considerations of fu-ture perspectives for heart surgery in Germany.

The pilot phase revealed unambiguous-ly that critical reflection combined with com-petent communication, internal and exter-nal cooperation accompanied by respect, ad-equate organizational structures, employee motivation, and creation of perspectives are the basis for all institutions to win and to de-serve patient confidence.

KeywordsPeer review · Evaluation · Cardiac surgery · Quality management · Pilot study

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genannten Kategorien als Orientierungs­hilfe für deren Priorisierung in einer drei­stufigen Skala als hoch, mittel oder gering eingestuft.

Aus den Darstellungen des Synopse­Re­ports wird hingegen jedem Herzzentrum die Möglichkeit eröffnet, sich auf Basis ver­gleichender Daten eigene Ziele zu erschlie­ßen, den aktuellen Status quo zu bewerten und Veränderungen einzuleiten.

Erfahrungen und Diskussion

Ziel der Pilotphase des Evaluationsprojekts Herzchirurgie war es, Akzeptanz, Praktika­bilität und Nutzen des Verfahrens zu bestä­tigen, um eine auf Erkenntnissen und Fak­ten basierende Entscheidung über dessen bundesweite Einführung zu ermöglichen.

Aus Sicht der Verantwortlichen leistet das Projekt bei bundesweiter Durchfüh­rung einen bedeutsamen Beitrag zur objek­tiven Beurteilung herzchirurgischer Abtei­lungen in Deutschland. Durch die inhalt­liche Fokussierung des Verfahrens auf die Kernelemente Personal, Organisation/Ar-beitsmittel und Prozesse ermöglicht es ne­ben einer Fremd­ und Selbstreflexion auch die Detektion von gegenwärtigen Rahmen­bedingungen und Entwicklungen des herz­chirurgischen Gesundheitsmarktes. Quali­fiziertes Personal, angemessene Organisa­tionsstrukturen, einsatzbereite Arbeitsmit­tel und verlässliche Prozesse sind obligate Voraussetzungen und bleibende Bedin­gungen, um als Institution für die Zukunft gerüstet zu sein und herzchirurgische Pa­tienten erfolgreich zu behandeln. Dazu gibt das Verfahren den herzchirurgischen Einrichtungen die Möglichkeit, die eigene Wahrnehmung und die Alltagsroutinen ei­ner kritischen Prüfung zu unterziehen.

Die methodische Kombination aus standardisierter Erfassung von „hard facts“ anhand eines Fragenkatalogs sowie einer strukturierten Vor­Ort­Begehung mit Ein­blick in das reale Arbeitssystem und mit persönlichen Dialogen („soft facts“) kenn­zeichnet die Innovation und den besonde­ren Wert dieser Evaluationskonzeption. Sie schlägt die Brücke von geplanten Rahmen­bedingungen und beabsichtigten Abläufen zu deren tatsächlicher Verfügbarkeit und reibungslosen Funktionieren sowie zu Mo­tivation und Strategien der Beteiligten.

Beispiele

FSind die Visiten der Intensivstation von handlungsrelevantem Informa­tionswert oder geben sie lediglich ei­nen undifferenzierten Überblick?

FErfolgen Erfassung und Analyse von Komplikationen systematisch oder überwiegend punktuell und ohne Einordnung in den übergeordneten Rahmen?

FFolgt die Weiterbildung einem struk­turieren Programm mit individu­ellen Zielsetzungen oder wird sie un­verbindlich und ohne Determinanten durchgeführt?

Derartige Informationen werden in den gegenwärtig etablierten Qualitätssiche­rungsverfahren, wie der vergleichenden externen Qualitätssicherung nach § 137 SGB V oder der DGTHG­Leistungs­statistik, kaum berücksichtigt, da jene na­hezu ausschließlich die Ergebnisqualität fokussieren.

Der Fragenkatalog wurde durchweg mit viel Sorgfalt ausgefüllt und ggf. nach Klärung offener Fragen ergänzt. Bereits durch diesen ersten Evaluationsbeitrag wurden in vielen Einrichtungen Reflexi­onsprozesse ausgelöst. Ähnliches zeigte sich während der Vor­Ort­Evaluation, bei der es wiederholt zu Äußerungen kam wie: „Ja, das müssen wir besser überprü­fen.“ oder „Das planen wir schon lange.“ bzw. „Jetzt müssen wir es wirklich umset­zen.“ In allen Herzzentren wurde das Eva­luationsteam erwartungsvoll und freund­lich aufgenommen und erhielt auf sämt­liche Fragen bereitwillig Auskunft. Durch die Abteilungsleiter waren die Besuche des Evaluationsteams gut vorbereitet; so­fern ergänzende Informationen erforder­lich waren, wurden diese unverzüglich zur Verfügung gestellt. Überall entstand der Eindruck, dass Auskünfte bereitwillig erteilt und die gestellten Fragen stets ehr­lich beantwortet wurden. Die kollegialen Gesprächsrunden waren gekennzeichnet durch Pünktlichkeit und vollständiges Erscheinen der eingeladenen Mitarbeiter. Durch die obligate Einbindung von Mit­arbeitern aller Führungsebenen und be­teiligten Berufsgruppen (Ärzte, Pflege, Kardiotechnik, Administration etc.) war der Evaluationsprozess für die Beteiligten

transparent und sorgte für Vertrauen. Die Teilnehmer betonten weniger die Stärken ihrer Einrichtung, als dass sie in beson­derem Maße Ansätze für Verbesserungs­möglichkeiten benannten und gemeinsam über Realisierungschancen reflektierten. Die entgegengebrachte Aufmerksamkeit und die gezielten Nachfragen gaben zu­sätzliche Impulse für Reflexion und Ver­änderungsbereitschaft. Deutlich erkenn­bar erwarteten alle, wenn nicht unmittel­bar, so doch spätestens mit dem einrich­tungsindividuellen Bericht kompetente, sachlich begründete und wertschätzende Bewertungen. Aus diesem Selbstverständ­nis heraus versprach sich jede Abteilung Hinweise auf Stärken der eigenen Positi­on, Anregungen zur Bewältigung aktu­eller Herausforderungen und Erkennt­nisse zu möglicher Optimierung.

Obwohl alle Einrichtungen bereits bei ihrer Anmeldung die Evaluation als au­ßerordentlich wichtig eingeschätzt hatten, wurde die reale Tragweite den Teilneh­mern erst während der Vor­Ort­Begehung bewusst. Gleichermaßen wurde auch auf den Vergleich mit anderen Einrichtungen besonders Wert gelegt. Der Einsatz eines interprofessionellen Evaluationsteams be­stehend aus Senior­ und aktivem Herzchir­urgen sowie Wirtschaftspsychologen ver­stärkte durchweg die positive Wirkung.

Aus den bisherigen Erfahrungen lässt sich deutlich erkennen, dass verschiedene Stärken in zudem unterschiedlicher Aus­prägung an jedem Herzzentrum anzutref­fen sind, Verbesserungspotenziale sich je­doch oft ähnelten. Letztere wurden häu­fig als temporär bzw. transient angesehen und hatten zuvor kaum Anlass für syste­matische Analysen oder substanzielle Ver­änderungsmaßnahmen gegeben. Bei ge­nauer Betrachtung zeigten sich jedoch Ge­gebenheiten, zumeist als Folge einmal fest­gelegter organisatorischer Rahmenbedin­gungen sowie eingeschliffener Routinen und Gewohnheiten, die durchaus einer Modifikation mit geeigneten Instrumen­ten und überschaubarem Aufwand zu­gänglich sind.

Wesentliche und wiederholt anzutref­fende Merkmale, die in unmittelbarer Re­flexion erkannt wurden und einer kurzfris­tigen Reorganisation zugänglich sein soll­ten, zeigten sich in diesen Bereichen:

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FOperationsplanungsprozesse mit wirt­schaftlichen Effizienzreserven und Unannehmlichkeiten für Patienten und Mitarbeiter

FErfassung von Komplikationen ohne systematische, kumulative Ursachena­nalyse und daraus resultierender ein­geschränkter Lerneffekte

FArbeits­ und Weiterbildungsbedin­gungen ohne zuverlässige Perspektiven für den beruflichen Werdegang

Demgegenüber fanden sich an einzelnen Herzzentren folgende besonders auszu­weisende Stärken:Feindeutig strukturierte Aufgabentei­

lungen der Mitarbeiterschaft mit klar zugeordneten Befugnissen und perso­nifizierter Verantwortlichkeit

Fattraktives, motivierendes und leis­tungsstimulierendes Arbeitsum­feld für den herzchirurgischen Nach­wuchs

Fvon Respekt getragene Kommunika­tion gegenüber Patienten und deren Angehörigen

Bereits aus diesen orientierenden Hinwei­sen ist klar ersichtlich, dass das Peer­Re­view­basierte, kombinierte Evaluations­konzept besondere Impulse zur Aktivie­rung von Verbesserungspotenzialen aus­löst und eine neue Dimension für Ideen zu innovativen Entwicklungen eröffnet.

Die Intention des Evaluationsprojekts zielt nicht auf einzelne konkrete Hand­lungsempfehlungen. Sie detektiert viel­mehr Handlungsoptionen und ist so­mit eine wertvolle, flankierende Maßnah­me, Anstöße zu initiieren und Unterstüt­zung zu aktiver Weiterentwicklung zu bie­ten. Übergeordnet nimmt die DGTHG mit dieser Initiative ihre Aufgabe wahr, den be­rechtigten Fortbestand und die zukunfts­orientierte Weiterentwicklung des Fachge­biets Herzchirurgie in Deutschland zum Wohle ihrer Patienten zu sichern.

Die Erfahrungen der Pilotphase lassen eindeutig erkennen, dass kritische Selbstre­flexion mit kompetenter Kommunikation, von Respekt getragene interne wie externe Kooperationen, angemessene Organisati­onsstrukturen, Mitarbeitermotivation und Schaffung von Perspektiven den Einrich­tungen genügend Sicherheit geben, auch in

Zukunft das uneingeschränkte Vertrauen ihrer Patienten zu verdienen.

Zum Ende der Pilotphase ist durch die­se Form der Evaluation ein unmittelbarer Nutzen für jede teilnehmende Einrichtung im Allgemeinen – und damit für jeden herzchirurgischen Patienten im Besonde­ren – sowie übergeordnet für die DGTHG festzustellen. Aus Sicht der Verantwort­lichen und aus den bisher gewonnenen Er­kenntnissen ist die Fortsetzung des Eva-luationsprojekts Herzchirurgie unter Ein­bindung aller herzchirurgischen Einrich­tungen in Deutschland uneingeschränkt zu empfehlen.

Ergebnisse der Feedback-Befragung

Nach Abschluss der Pilotphase erfolgte ei­ne strukturierte Befragung der teilneh­menden Institutionen zu ausgewählten As­pekten des Verfahrens. Hierbei wurde den Teilnehmern die Gelegenheit gegeben, die Vorgehensweise der Evaluation mit allen oben beschriebenen Elementen, die Arbeit des Evaluationsteams und den inhaltlichen Wert des Projekts zu bewerten und zu er­klären in wieweit die an die Evaluation ge­stellten Erwartungen zur Zufriedenheit er­füllt wurden. Zusammengefasst stellen sich die Ergebnisse wie folgt dar: Die besonde­re Bedeutung des Evaluationsprojekt für die Herzzentren zeigte sich u. a. darin, dass alle acht teilnehmenden Institutionen den Feedback­Fragebogen vollständig ausge­füllt zurückschickten. Deren Auswertung ergab in den Mittelwerten aller acht Frage­kategorien überwiegende, zum Teil sogar vollständige Zufriedenheit mit den einzel­nen Elementen des Pilotprojekts. Gleich­zeitig wurde auch Verbesserungspotenzi­al ausgewiesen: an Umfang und Inhalt des Fragenkatalogs ist ebenso zu arbeiten wie an der Präsentationsform der Ergebnisse in den krankenhausindividuellen Berich­ten und dem Synopse­Report. Außerdem wurde die Erwartung artikuliert, die Eva­luationsergebnisse im Rahmen eines Ab­schlussgesprächs detailliert zu erörtern. Als eine weitere wichtige Anregung wur­de vorgeschlagen, die Ergebnisqualität der verpflichtenden externen Qualitätssiche­rung in das Verfahren einzubeziehen.

Ein hervorstechendes Merkmal der Rückmeldungen war zudem die durch­

gängig vollständige Zufriedenheit mit der Vor­Ort­Evaluation. Die strukturiert­dia­logisch angelegte Methode gab „viele po­sitive Anregungen“ bereits beim Besuch selbst, so eine erläuternde Anmerkung. Diese zeigt einmal mehr, dass Impulse im Sinne des Projektziels am besten direkt und unmittelbar in der Begegnung des Evalua­tionsteams mit den Mitarbeitern der Ins­titution und dessen Leitung gegeben und aufgenommen werden. Insofern erscheint es günstig, anlässlich der Revision des Ver­fahrens eine gemeinsame Auswertung der Ergebnisse am Folgetag als festen Bestand­teil aufzunehmen.

Mit diesen gewonnenen Erfahrungen ist jetzt in ein novelliertes, nunmehr alle Herzzentren Deutschlands umfassendes Projekt Bundesweite Evaluation Herzchir-urgie zu konzipieren und erfolgreich auf den Weg zu bringen.

KorrespondenzadresseDr. A. Beckmann

Deutsche Gesellschaft für Tho-rax-, Herz- und Gefäßchirurgie, Langenbeck-Virchow HausLuisenstr. 58-59, 10117 [email protected]

Dr. med. Andreas Beckmann, Jahrgang 1963, studier-te Humanmedizin in Antwerpen und Bochum. Nach Abschluss des Studiums begann er seine Ausbildung im St. Hedwig Hospital Gelsenkirchen und setzte sie mit der Ausbildung zum Herzchirurgen am Herzzent-rum KWK Duisburg fort. Seit 2001 ist er als Oberarzt in der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie tätig. Seit 2005 ist er zudem als Geschäftsführer bei der DGTHG be-schäftigt.

Alexander von Bülow gründete 1993, nach Erfahrung-en beim TÜV und in der SIEMENS AG, sein Institut Intel-ligenz System Transfer in Hannover. Als Dipl.-Psycholo-ge (TU Berlin) entwickelt er innovative Lösungen für Kommunikation und Zusammenarbeit im Kranken-haus. Sicherheit, Prozessqualität und Zuverlässigkeit bestimmen als Ziele den Erfolg. Kontakt: Dipl.-Psych. A. von Bülow, Intelligenz System Transfer, Döhrbruch 12, 30559 Hannover, [email protected]

Univ.-Prof. Dr. Hellmut Oelert begründete 1985 die Kli-nik für Herz-, Thorax- und Gefäß-Chirurgie im Univer-sitätsklinikum Mainz. Als Emeritus ist er heute im Vor-stand der Deutschen Herzstiftung sowie als Sprecher des Wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Stiftung für Herzforschung und der Klinischen Kommission der DGTHG tätig.Kontakt: Univ.-Prof. Dr. H. Oelert, Universitätsmedzin, Langenbeckstr. 1, 55131 Mainz, [email protected]

Interessenkonflikt. Der korrespondierende Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

41Zeitschrift für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie 1 · 2010  |