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Mit dem OpenSource-Geoinformationssystem "GRASS GIS" und anderer Software wurden 3D-Radkarten aus GPS-Daten, Topographischen Karten und Satellitenbildern erstellt. Diese zeigen als Director-Präsentation dem Kunden anschaulich das Reiseprogramm von CHINA BY BIKE.
Citation preview
Exemplarische Umsetzung
des Radtourenangebots eines Reiseveranstalters
in eine Multimedia-Anwendung
Diplomarbeit
von
Martin Vigerske
TECHNISCHE FACHHOCHSCHULE BERLIN Fachbereich III – Bauingenieur- und Geoinformationswesen
Studiengang Kartographie
2005
Vorwort
Als Reise-, Rad- und Chinabegeisterter
Mensch möchte ich mich zuallererst bei CHI-
NA BY BIKE bedanken, insbesondere bei den
beiden Gründern Christof Gebhardt und Vol-
ker Häring, die es mir ermöglichten meine
Interessen in einer Diplomarbeit zu kombinie-
ren und mir dabei mit Rat und Tat zur Seite
standen.
Herrn Prof. Dr. S. Schulz sei nicht nur für
seine kritische Unterstützung während der
Diplomzeit gedankt, sondern auch dafür,
dass er mit seinem Unterricht meine Begeis-
terung an der Multimedia-Arbeit entfachen
konnte.
Meiner Kommilitonin Josefine Mnichatz möch-
te ich für die vielen hilfreichen Diskussionen
über kartographische und multimediale As-
pekte meiner Arbeit danken – diese brachten
nicht selten die rechten Denkanstöße.
Für das Durchlesen meiner kompletten Dip-
lomarbeit und der Korrektur der dort began-
genen Verbrechen an der deutschen Sprache
möchte ich meiner Mutter und Andrea Rück-
beil danken. Ohne sie hätten viele Kommata
nie das Licht der Welt erblickt.
Als Dauer-Windows-Abhängiger möchte ich
meinen Bruder für seinen technischen Sup-
port bei der Einrichtung eines Mini-Linux dan-
ken, ohne dass ich mich eventuell nicht recht-
zeitig mit GRASS GIS vertraut hätte machen
können.
Ohne Meinungen anderer ist es oft schwer
eine wirklich gute (und vor allem intuitive)
Anwendung zu erschaffen. Daher sei hier den
Testern gedankt und zwar meinem Vater,
Alexander Schwarz und Andrea Rückbeil.
Weiterhin danke ich unserem „Briten“ Daniel
Wyss für seinen lustigen wie lehrreichen GIS-
Unterricht, Nicole Schubbe für ihren Telefon-
Support in vielen kleinen Uni- und sonstigen
Fragen, Herrn Spindeldreher, der mich erst-
mals auf GRASS GIS aufmerksam machte und
schließlich meinem Bruder für den schwarzen
Marzipantee.
Ich versichere, dass ich meine Diplomarbeit selbständig verfasst und keine anderen als die angegebenen
Quellen und Hilfsmittel benutzt habe.
Wenn nicht anders angegeben, wurden sämtliche Abbildungen vom Autor der Diplomarbeit geschaffen.
Es wurde nicht darauf geachtet, dass Ausschnitte aus der Anwendung immer im gleichen Größenverhältnis
zueinander stehen.
EXEMPLARISCHE UMSETZUNG DES RADTOURENANGEBOTS EINES REISEVERANSTALTERS IN EINE MULTIMEDIA-ANWENDUNG INHALT
TECHNISCHE FACHHOCHSCHULE BERLIN – STUDIENGANG KARTOGRAPHIE – DIPLOMARBEIT VON MARTIN VIGERSKE
1 EINLEITUNG................................................................................................................. 8
2 CHINA BY BIKE – IM KÖNIGREICH DER FAHRRÄDER.....................................10 2.1 Mit dem Rad das Reich der Mitte erkunden................................................................................10 2.2 CHINA BY BIKE – mittendrin, statt nur dabei ..............................................................................12
3 HERANGEHENSWEISE – DAS KONZEPT..................................................................13 3.1 Was es bereits gibt ..................................................................................................................................13 3.2 Neue Möglichkeiten.................................................................................................................................14 3.3 Schwerpunkte der CD-ROM gegenüber Katalog und Internet............................................14 3.4 Director vs. Flash......................................................................................................................................15
4 AUFBAU DER ANWENDUNG ....................................................................................16 4.1 Das Layout ...................................................................................................................................................17
4.1.1 Bühnengröße und Farbtiefe ........................................................................................ 17 4.1.2 Allgemeine Bildaufteilung .......................................................................................... 18 4.1.3 Farbwahl .................................................................................................................... 18 4.1.4 Schriftarten ................................................................................................................ 19
4.2 Intro und Willkommensseite...............................................................................................................19 4.3 Menüführung..............................................................................................................................................20
4.3.1 Skripten mit Director: ein freier gestaltbares Pulldown-Menü...................................... 21 4.4 Touren/Tourenübersicht......................................................................................................................22
4.4.1 Erstellung mit AutoRoute und Freehand ..................................................................... 23 4.4.2 Praxis-Tipp: Flash, die einzige vernünftige Vektor-Alternative..................................... 24
4.5 Extras..............................................................................................................................................................25 4.5.1 Reiseberichte ............................................................................................................. 25 4.5.2 Skripten mit Director: Slideshow, mit Sound synchronisiert ........................................ 26 4.5.3 China-Reisen A-Z........................................................................................................ 27 4.5.4 Literatur und Links..................................................................................................... 27
4.6 CHINA BY BIKE............................................................................................................................................28 4.6.1 Team ......................................................................................................................... 28 4.6.2 Kontakt und Impressum............................................................................................. 28
4.7 Ende.................................................................................................................................................................29
5 TOURVORSTELLUNG „SÜDLICH DER WOLKEN“ ..................................................30 5.1 Suche nach der passenden kartographischen Darstellung.................................................30
5.1.1 Variante: Isometrische Perspektive ............................................................................. 31 5.1.2 Endgültige Version: richtige 3D-Ansicht ..................................................................... 32 5.1.3 Das Problem mit dem Maßstab................................................................................... 33 5.1.4 Farbtiefe .................................................................................................................... 33 5.1.5 Praxis-Tipps: Speed-Button bei großen Animationen................................................... 34 5.1.6 Skripten mit Director: Bildsequenzen vor und zurück abspielen ................................. 35
EXEMPLARISCHE UMSETZUNG DES RADTOURENANGEBOTS EINES REISEVERANSTALTERS IN EINE MULTIMEDIA-ANWENDUNG INHALT
TECHNISCHE FACHHOCHSCHULE BERLIN – STUDIENGANG KARTOGRAPHIE – DIPLOMARBEIT VON MARTIN VIGERSKE
5.2 Die Index-Karte ......................................................................................................................................... 36 5.2.1 Orange: Position.........................................................................................................36 5.2.2 Blau: Navigation .........................................................................................................36 5.2.3 Umsetzung der Index-Karte ........................................................................................37
5.3 Die Infoboxen ............................................................................................................................................ 38 5.3.1 Auswahl der Inhalte ....................................................................................................38 5.3.2 Skripten mit Director: dynamisch erstellte Infoboxen..................................................39
5.4 Streckenabschnitte mit Höhendiagrammen............................................................................... 41 5.4.1 Erzeugung der Höhendiagramme aus GPS-Daten ........................................................41 5.4.2 Praxis-Tipps: Flash-Nachteil – Unbrauchbarkeit von invisible .......................................42
5.5 Selbstablaufende Demo........................................................................................................................ 43 5.5.1 Skripten mit Director: Ereignisse auslösen ..................................................................43
5.6 Hilfe ................................................................................................................................................................ 44
6 3D-KARTE: GRASS GIS, FREEHAND, PHOTOSHOP..........................................45 6.1 Esri-Alternative: GRASS GIS................................................................................................................. 45 6.2 Genutzte Materialen............................................................................................................................... 46
6.2.1 Landsat-Satellitenbilder ..............................................................................................46 6.2.2 Sowjetische Generalstabskarte....................................................................................47 6.2.3 SRTM-Höhendaten ......................................................................................................48
6.3 Datenaufbereitung mit GRASS GIS .................................................................................................. 48 6.3.1 Prinzip von Locations .................................................................................................49 6.3.2 Satellitenbilder einlesen und aufbereiten ....................................................................49 6.3.3 Rektifizierung der topographischen Karten.................................................................51 6.3.4 SRTM-Daten einlesen ..................................................................................................53 6.3.5 Datenlöcher in SRTM-Daten automatisch füllen...........................................................54 6.3.6 Datenlöcher in SRTM-Daten manuell füllen .................................................................55 6.3.7 SRTM-Daten patchen, resamplen und in Relief umwandeln .........................................56 6.3.8 GPS-Daten einlesen.....................................................................................................58 6.3.9 Daten als Tiff-Bilder exportieren .................................................................................59
6.4 Kartenerstellung mit Photoshop CS und Freehand MX ........................................................ 60 6.4.1 Tiffs in Photoshop nachbereiten .................................................................................60 6.4.2 Digitalisierung in Freehand.........................................................................................60 6.4.3 Satellitenbild-Unterlage in Photoshop .........................................................................62
6.5 3D-Animation in GRASS mittels NVIZ............................................................................................. 64
7 ZUSAMMENFASSUNG................................................................................................66
8 LITERATURVERZEICHNIS .........................................................................................69
ANHANG: FLUSSDIAGRAMM ALLER BILDSCHIRME..............................................70
ANHANG: DATENÜBERSICHT .................................................................................73
ANHANG: AUSSCHNITT AUS KARTEN-TEXTUR...................................................74
EXEMPLARISCHE UMSETZUNG DES RADTOURENANGEBOTS EINES REISEVERANSTALTERS IN EINE MULTIMEDIA-ANWENDUNG KAPITEL 1
TECHNISCHE FACHHOCHSCHULE BERLIN – STUDIENGANG KARTOGRAPHIE – DIPLOMARBEIT VON MARTIN VIGERSKE 8
1 EINLEITUNG
China hautnah erleben und im wahrsten Sin-
ne des Wortes erfahren – nicht mehr und
nicht weniger hat sich CHINA BY BIKE, das
kleine Reiseunternehmen aus Berlin/Kreuz-
berg, in den Namen geschrieben.
Eine Multimedia-CD-ROM soll die Firma nun
dabei unterstützen sich dem Kunden zu prä-
sentieren – anschaulich und informativ zu-
gleich.
Den Gründern Christof Gebhardt und Volker
Häring zufolge, „kommt man diesem faszinie-
rendem Land [auf keine andere Weise] so
nahe wie mit dem Fahrrad oder zu Fuß“ (CHI-
NA BY BIKE, 2004: S. 3).
Getreu diesem Motto bietet das Unternehmen
seit 1995 in stetig wachsender Zahl geführte
Radtouren durch ganz China an – inzwischen
sogar über dessen Grenzen hinaus.
Abb. 1 zeigt eine Impression aus Guilin.
Der China-Interessierte hat die Qual der Wahl
zwischen zwölf Radtouren und zwei Trek-
kingtouren. Weiterhin erläutert der Katalog
noch zwei Touren von anderen Veranstaltern,
welche bei dieser Arbeit jedoch außer Acht
gelassen werden.
Auf der Suche nach der einzig-richtigen Tour
kann der potentielle Kunde den Katalog
durchstöbern, sich auf der Homepage infor-
mieren oder auch einfach im Büro anrufen.
Informationsabende in Berlin und Messen
stellen weitere Kontaktmöglichkeiten dar.
CHINA BY BIKE, 1995 gegründet, kann sich
rühmen, eines der ersten Reiseunternehmen
mit eigener Internetpräsenz zu sein. Selbst
große Unternehmen trauten sich in den
Neunzigern nur zögerlich und lediglich mit
kleinen, leidlich informativen Websites in das
Netz der Netze.
Im Zuge dieser Diplomarbeit soll eine weitere
innovative Informationsmöglichkeit dazu
kommen: die CD-ROM. Auf Anfrage zuge-
schickt bekommen oder z.B. auf Messen mit-
genommen, erwartet den Fahrradfreund auf
dem Silberling eine kleine Entdeckungstour
durch das Königreich der Fahrräder.
Anders soll diese Präsentation sein, nicht so
nüchtern wie der Katalog oder die Homepage.
Dennoch muss eine Verbindung zum bekann-
ten Erscheinungsbild von CHINA BY BIKE be-
stehen.
Abb. 1: Fahrräder vor den Karsthügeln Guilins
Foto: CHINA BY BIKE
EXEMPLARISCHE UMSETZUNG DES RADTOURENANGEBOTS EINES REISEVERANSTALTERS IN EINE MULTIMEDIA-ANWENDUNG KAPITEL 1
TECHNISCHE FACHHOCHSCHULE BERLIN – STUDIENGANG KARTOGRAPHIE – DIPLOMARBEIT VON MARTIN VIGERSKE 9
So versucht die CD-ROM nicht nur Informati-
onen, sondern ein Bild Chinas aus der Sicht
des Radfahrers zu liefern (vgl. Abb. 2).
Was sie nicht sein will: ein Ersatz für Katalog
oder Homepage. Jedes Medium steht für sich,
jedes findet seine Nische in der Aufgabe,
neue Kunden zu werben.
Die geographischen Informationen der Tou-
ren stehen dabei nicht im Vordergrund, sol-
len jedoch Träger der Anwendung sein und
dem Neugierigen die Tour im Detail vorfüh-
ren. Diese konzeptionelle Entscheidung findet
ihre Begründung in der Tatsache, dass bei
Radtouren ein großer Teil der Erfahrung in
der Reise selbst liegt. Nicht nur Sehenswür-
digkeit A und Aussichtspunkt B, sondern
auch die Verbindung dazwischen ist von im-
manenter Bedeutung und sollte erforscht
werden können.
Viel gibt es nicht, woran sich die CHINA BY
BIKE-CD-ROM messen lassen muss. Der Rei-
semarkt scheint die CD-ROM noch nicht als
effektives Werbemittel für sich entdeckt zu
haben – oder hat er sie bereits überwunden?
Gerade für Anbieter der immer gleichen Pau-
schalreisen ist das Internet scheinbar eine
ausreichende Plattform.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit diesem
Thema und beleuchtet eines der Produkte.
Diese Diplomarbeit konzipiert eine CD-ROM,
die prinzipiell das gesamte Tourenprogramm
erfassen soll.
Zwar wird jetzt nur eine einzige Tour – „Süd-
lich der Wolken“ – detailliert umgesetzt, eine
Erweiterung durch andere Touren sollte je-
doch später möglich sein.
Bei der Wahl der zu verwendenden Software
musste also nicht nur auf die Funktion son-
dern auch den Kostenfaktor geachtet werden.
Director oder doch nur Flash? Muss es denn
immer Esri sein? Am Anfang der Kapitel vier
und sechs wird auf diese Fragen eingegang-
en.
Abb. 2: Die Perspektive des Radfahrers liegt oft Nahe bei der Bevölkerung.
EXEMPLARISCHE UMSETZUNG DES RADTOURENANGEBOTS EINES REISEVERANSTALTERS IN EINE MULTIMEDIA-ANWENDUNG KAPITEL 2
TECHNISCHE FACHHOCHSCHULE BERLIN – STUDIENGANG KARTOGRAPHIE – DIPLOMARBEIT VON MARTIN VIGERSKE 10
2 CHINA BY BIKE – IM KÖNIGREICH DER FAHRRÄDER
Das Reich der Mitte – wer an China denkt,
dem kommen meist Bilder der Großen Mauer
in den Sinn oder er bzw. sie denkt an Peking-
Oper, große Kaiser, medizinische Wunder,
Buddha und Konfuzius und dergleichen mehr.
Vielleicht denkt er auch an knipsende Japaner
und rollt mit den Augen, wenn er angestrengt
darüber nachgrübelt, wie man einen Japaner
von einem Chinesen unterscheidet.
Doch auf den Gedanken, dass man das Land
der Frühlingsrollen und Essstäbchen auch per
Rad erkunden kann, kommen die wenigsten.
2.1 Mit dem Rad das Reich der Mitte erkunden
Einmal Urlaub in China machen - davon träu-
men viele, andere schrecken Horrorgeschich-
ten von ominösen Speisefolgen und ähn-
lichem ab. Doch wer sich einmal entschlossen
hat, seinen Urlaub in diesem groß(artig)en
Land zu verbringen, der muss sich zwangs-
weise Gedanken machen, auf welche Weise er
das Land erkunden möchte.
Zumindest von der Fläche her ist China das
drittgrößte Land der Welt. 20000 km Grenze
umschlingen 30 Provinzen mit einer Ausdeh-
nung von 4000 km in Nord-Süd- und 4500
km in Ost-West-Richtung (vgl. Abb. 3)
Das ganze Land wirklich intensiv zu erleben
ist mit einer Reise also praktisch nicht mög-
lich.
Reisebüros bieten in erster Linie Reisen zu
bekannten Städten und Sehenswürdigkeiten
wie Beijing (Peking) oder Shanghai an. Rund-
touren zur Großen Mauer und der Terrakotta-
Armee im Nordosten, Karstlandschaften von
Guilin im Südosten und am Besten noch nach
Lhasa (Tibet) im Südwesten.
Wer es etwas individueller mag, würde sich
normalerweise einfach einen Mietwagen lei-
hen, um auf eigene Faust und mit dem Reise-
führer bewaffnet sein „Traumland“ zu erkun-
den. Doch in China ist es Touristen verboten,
Autos zu steuern. Überhaupt, als „zahlungs-
kräftiger Ausländer dürften sie von vornher-
ein an jedem Unfall Schuld sein – selbst wenn
sie nur im parkenden Auto sitzen“ (HAUSER &
HÄRING, 2005).
Das Fahrrad stellt somit eine gute Alternative
dar, zumal es eine Wiederkehr noch lohnens-
werter macht. Denn mit dem Rad muss man
sich zwangsweise auf eine oder zwei Regio-
nen beschränken, welche dann aber auch
wirklich intensiv erlebt werden können.
Kaum ein Land ist landschaftlich so kontrast-
reich wie China: „Im Westen liegt das höchste
Gebirge der Welt, der Himalaya, und das
Hochland von Tibet. Im Nordwesten breiten
sich große Wüsten aus (Takla Makan und
Gobi) und im Süden liegt das Südchinesische
Abb. 3: senk- und waagerechte Ausdehnung Chinas
EXEMPLARISCHE UMSETZUNG DES RADTOURENANGEBOTS EINES REISEVERANSTALTERS IN EINE MULTIMEDIA-ANWENDUNG KAPITEL 2
TECHNISCHE FACHHOCHSCHULE BERLIN – STUDIENGANG KARTOGRAPHIE – DIPLOMARBEIT VON MARTIN VIGERSKE 11
Bergland. Im äußersten Südosten findet sich
auch tropischer Regenwald“ (HERMANN,
2002: S. 487).
Neben dem landschaftlichen Erlebnis steht
natürlich der intensive Kontakt mit der Bevöl-
kerung. Bus- oder Zugtouristen nehmen die
Bevölkerung in erster Linie durch eine Glas-
scheibe wahr oder sie begegnen den Touris-
mus-geschädigten Chinesen in den Ballungs-
räumen, wo die Vertreter der örtlichen Min-
derheiten für Geld in ihren traditionellen
Trachten posieren.
Der Radfahrer indes erlebt die 1,3 Milliarden
umfassende Bevölkerung (HERMANN, 2002:
S. 488) aus einer ganz anderen, viel alltäg-
licheren Perspektive. Bedenkt man, dass nur
etwa ein Fünftel der Fläche Chinas landwirt-
schaftlich nutzbar ist (HERMANN, 2002:
S. 489), kann man sich leicht vorstellen, wa-
rum man auf dem Lande eigentlich nie allein
ist. Überall in den Feldern arbeiten fleißige
Chinesen (vgl. Abb. 4) und die meisten grü-
ßen mit einem lächelnden, aber auch neugie-
rigen „Ni Hao“ („Guten Tag“, „Hallo“), wenn
eine „Langnase“ vorbeiradelt.
Der Radtourist muss sich jedoch auch einigen
Hürden stellen. Man sollte immer im Hinter-
kopf behalten, dass China sich erst 1990, vor
gerade mal fünfzehn Jahren, dem Tourismus
geöffnet hat und auch das nur sehr vorsich-
tig.
So waren anfangs nur bestimmte Gebiete für
Touristen zugänglich und das ganz sicher
nicht mit dem Fahrrad. Der Kontakt mit der
Bevölkerung wurde erschwert, um ungewollte
Einflussnahme des Westens zu unterbinden.
Auch heute noch ist es in Gebieten wie Tibet
äußerst schwer, sich wirklich frei fortzubewe-
gen, die gesperrten Gebiete wechseln hier
ständig.
Die chinesische Bürokratie kann so zu einer
echten Gefahr für den „Traumurlaub“ werden,
vor allem, wenn man der Sprache gänzlich
unkundig ist – Englisch ist selbst in den Äm-
tern noch nicht überall Gang und Gebe.
Sich – zumindest beim ersten Besuch – einer
Reisegruppe anzuschließen, ist infolgedessen
also keine Schande, sondern wohlmöglich die
einzige vernünftige Alternative.
Abb. 4: Bauer mit Kind, bei Eryuan (Provinz Yunnan)
EXEMPLARISCHE UMSETZUNG DES RADTOURENANGEBOTS EINES REISEVERANSTALTERS IN EINE MULTIMEDIA-ANWENDUNG KAPITEL 2
TECHNISCHE FACHHOCHSCHULE BERLIN – STUDIENGANG KARTOGRAPHIE – DIPLOMARBEIT VON MARTIN VIGERSKE 12
2.2 CHINA BY BIKE – mittendrin, statt nur dabei
Für die Konzeption der CD-ROM war es nicht
unwesentlich zu verstehen, was der durch-
schnittliche CHINA BY BIKE-Kunde für ein
Mensch ist.
Die Informationsabende boten eine gute Ge-
legenheit für entsprechende Gespräche.
Hardtmut erzählt gerade, wie er sich bei sei-
nem letzten China-Urlaub an der Grenze zu
Laos mit den chinesischen Behörden rumär-
gern musste. Er ist leidenschaftlicher Radfah-
rer und möchte gern noch einmal China be-
reisen, ohne dass sich solche Erlebnisse wie-
derholen.
Das Gesprächsthema driftet immer mehr ab
und wird schließlich zu einer Diskussion um
die chinesische Politik und die verschiedenen
Einstellungen der Bevölkerung.
Die Informations-Abende von CHINA BY BIKE
sind keine groß angelegten Abende in riesi-
gen Hallen, mit einem Sprecher in Krawatte,
der vor einer Menschenmenge die Reiseroute
beschreibt.
Nein, in dem kleinen Restaurant Dong Dong,
einem der wenigen in Berlin, die noch echtes
chinesisches Essen servieren, kommt man
bewusst in kleiner Runde zusammen. Über
einem Bier, Maultaschen, Algen und Garnelen
werden Fragen beantwortet, Bilder gezeigt
oder auch nur einfach Reiseerfahrungen aus-
getauscht.
Diese Art ist Programm. Gerade dem unerfah-
renen Radreisenden wird so die Angst vor
dem fremden, exotischen Land China ge-
nommen.
Auch die Touren werden nur in kleiner Grup-
pe (10-14 Personen) gefahren und der Reise-
leiter ist ein China-Kenner, der mindestens
ein Jahr in China gelebt hat.
Individuelles Anpassen der Tour an die Wün-
sche der Gruppe ist durchaus möglich, be-
sonders was den Speiseplan angeht.
Bei der Zusammenstellung der Touren achtet
CHINA BY BIKE darauf, möglichst größeren
Touristenrummel zu meiden. Wenn man sich
in Beijing aufhält, wird natürlich die Verbote-
ne Stadt aufgesucht, doch daneben gibt es
Spaziergänge in den Hutongs (Altstadt) und
gegessen wird in einer kleinen Garküche.
Die Große Mauer wird nicht unbedingt an
ihrer am blankesten polierten Stelle besucht,
sondern dort, wo sie noch in einem sehr ur-
sprünglichen Zustand ist (vgl. Abb. 5).
Als Mitglied vom „forum anders reisen“, wel-
ches sich dem so genannten „Nachhaltigen
Tourismus“ verschrieben hat, arbeitet CHINA
BY BIKE nur mit kleinen Hotels und Privatper-
sonen zusammen. Große Hotelketten und
reine Touristenaktionen werden konsequent
gemieden.
Diese Tatsachen halfen bei der Überlegung,
was der Kunde für Erwartungen an die CD-
ROM stellen wird.
Abb. 5: Die "Wilde Mauer" gehört zu den ursprüng-
lichsten Abschnitten der Großen Mauer.
Foto: CHINA BY BIKE
EXEMPLARISCHE UMSETZUNG DES RADTOURENANGEBOTS EINES REISEVERANSTALTERS IN EINE MULTIMEDIA-ANWENDUNG KAPITEL 3
TECHNISCHE FACHHOCHSCHULE BERLIN – STUDIENGANG KARTOGRAPHIE – DIPLOMARBEIT VON MARTIN VIGERSKE 13
3 HERANGEHENSWEISE – DAS KONZEPT
Eine Präsentation auf CD-ROM bringt so eini-
ges mit sich. Nicht nur die Möglichkeit ein-
fach mehr Bilder und mehr Informationen als
im Katalog oder im Internet präsentieren zu
können – die Art und Weise der Darstellung
ist es, die dieses Medium so interessant
macht.
Dem Nutzer werden nicht, wie in einem Trai-
ler, vorgefertigte Inhalte hintereinander vor-
gelegt, vielmehr ist die Interaktivität – das
selbstständige Erforschen – von besonderer
Bedeutung.
3.1 Was es bereits gibt
So seltsam es erscheint, aber Werbe-CD-ROMs
von Reisunternehmen sind erstaunlich dünn
gesät.
Offenbar brachte einzig TUI Mitte der Neun-
ziger eine CD-ROM heraus. Mal abgesehen
von der (aus heutiger Perspektive) etwas dürf-
tigen technischen Umsetzung, wurden da-
mals schon einige interessante Ideen verfolgt.
Zum einen konnte man die Hotels einfach
über Karten finden. Von der Start-Karte (vgl.
Abb. 6) beispielsweise nach Mallorca und von
dort zu den verschiedenen Hotels.
Weiterhin bestand die Möglichkeit, Hotels
nach Kriterien wie Land, Sportmöglichkeiten,
Strandnähe usw. zusammenzusuchen.
Doch wirklich innovativ war der Modus
„Traum-Bilder“ (vgl. Abb. 7). In mehreren
Schritten wurden dem Kunden jeweils zwei
bis drei Bilder typischer TUI-Urlaubsszenen
mit passenden Geräuschen geboten und nach
maximal sieben gewählten Motiven wurden
die Hotels angezeigt, die dieser Auswahl am
ehesten entsprachen.
Die Reihenfolge „Blaues Wasser“, „Kleinstadt“,
„Sandstrand“, „Kulturstätte“ und „Bananen-
staude“ führte z.B. zu drei Hotels in Gran
Canaria.
Abb. 6: über typische TUI-Fotos zum Traum-Hotel
Abb. 7: Von der Karte im Startmenü können ver-
schiedene Unterkarten angewählt werden.
Abb.: TUI
Abb.: TUI
EXEMPLARISCHE UMSETZUNG DES RADTOURENANGEBOTS EINES REISEVERANSTALTERS IN EINE MULTIMEDIA-ANWENDUNG KAPITEL 3
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3.2 Neue Möglichkeiten
Das Reiseprogramm von CHINA BY BIKE ließe
sich auf eine wie oben beschriebene Art und
Weise nur schwer kategorisieren.
Die Gliederung nach „Berge“, „Wasser“, „Land-
schaft“, „Städte“, „Kultur“ und „Minderheiten“
gerät oft sehr schwammig und lässt manche
Touren, die sich nicht in solche Kategorien
pressen lassen, arg ins Hintertreffen geraten.
Wieder spielt sich die Tatsache in den Vor-
dergrund, dass eben nicht die markanten
Anlaufpunkte, sondern die Strecke selbst und
die vielen unterschiedlichen Menschen die
eigentlichen „Sehenswürdigkeiten“ darstellen.
Insbesondere für die Touren von CHINA BY
BIKE, jedoch nicht ausschließlich, sind die
heutigen Möglichkeiten geographischer Dar-
stellungsformen äußerst interessant, wenn es
darum geht den Markt für derartige Werbe-
CD-ROMs zu beleben.
Fast von der ganzen Welt können Satelliten-
bilder und Höheninformationen in durchaus
passabler Auflösung kostenlos über das In-
ternet bezogen werden.
Freie (auch kommerziell verwendbare) Soft-
ware produziert daraus eindrucksvolle Bilder.
Mittels GPS kann jeder seine eigenen Routen
kartographieren.
Software wie Macromedia Director, Macrome-
dia Flash oder selbst Microsoft PowerPoint
verbindet diese Elemente schließlich zu einer
spielerisch-interaktiven Präsentation – von
hohem Werbefaktor.
Die Mittel, um selbst kleinen Unternehmen zu
interessanten Darstellungen zu verhelfen,
sind gegeben, es braucht nur den Willen,
diese zu nutzen.
3.3 Schwerpunkte der CD-ROM gegenüber Katalog und Internet
Die Hauptinformationsträger von CHINA BY
BIKE sind ganz klar der Katalog und die
Homepage.
Wer konkrete Vorstellungen hat, welche Orte
er in seinem China-Urlaub besuchen möchte,
hat es mit dem Katalog sicher leicht, die rich-
tige Reise zu finden.
Das Internet ist indes ein guter Informations-
verteiler. Hier wird man schnell gefunden.
Daher versucht die CD-ROM, einen anderen
Zugang zu den Touren zu liefern. Nicht der
Tagesplan steht hier im Vordergrund, son-
dern die Region, in die man reist, die Men-
schen, die man trifft und generell die Atmo-
sphäre des China-Radelns.
In Hinblick auf das zweite Kapitel sollte der
typische CHINA BY BIKE-Kunde schließlich
nicht einfach als „Pauschalreisender“ betrach-
tet werden, sondern als jemand, der gern
selbst auf Erkundungstour geht.
Insofern muss auch die CD-ROM es ermögli-
chen, die vorgestellten Touren zu einem ge-
wissen Grad selbstständig zu erkunden.
Dabei stellt alles eine gewisse Gradwande-
rung dar. Je mehr Eindrücke die CD-ROM wie-
dergibt, umso mehr läuft sie Gefahr, dem
China-Reisenden in spe zu viel zu zeigen, so
dass er sich eventuell fragt, warum er da
überhaupt noch hinfahren soll.
Bei der Auswahl der gezeigten Bilder musste
also darauf geachtet werden, in erster Linie
EXEMPLARISCHE UMSETZUNG DES RADTOURENANGEBOTS EINES REISEVERANSTALTERS IN EINE MULTIMEDIA-ANWENDUNG KAPITEL 3
TECHNISCHE FACHHOCHSCHULE BERLIN – STUDIENGANG KARTOGRAPHIE – DIPLOMARBEIT VON MARTIN VIGERSKE 15
Typisches zu zeigen, ohne jedoch sämtliche
Hauptattraktionen abzubilden.
Beispielsweise sind beim Himmelstempel in
Beijing nicht der Tempel selbst, sondern die
Menschen in der zum Tempel dazugehören-
den Parkanlage zu sehen (vgl. Abb. 8). Das
Bild dieser Menschen ist typisch, doch man
wird bei einem eigenen Besuch anderen Per-
sonen begegnen und dann natürlich den
Tempel besuchen.
Dieses direkte Kennen- und Verstehenlernen
einer Tour konnte bisher nur der Informati-
onsabend liefern.
Für Personen, die nicht extra nach Berlin
kommen können, soll die CD-ROM eine mög-
liche Alternative darstellen.
3.4 Director vs. Flash
Director zu nutzen war eigentlich die nahe-
liegendste Entscheidung, schließlich ist dies
die Software die auch in der Vorlesung ge-
lehrt wurde.
Doch wie bereits in der Einführung erwähnt,
sollte bei dieser Diplomarbeit auch auf den
Geldbeutel geachtet werden – Director wiegt
immerhin 1000 Euro mehr als der kleine Bru-
der aus demselben Hause.
Zumindest die Möglichkeit, Flash zu nutzen
musste daher untersucht werden.
Nach einigen Gesprächen mit Personen, die
sowohl Flash als auch Director kannten, wur-
de klar, dass Director die einzig wahre Alter-
native für eine solche Aufgabe ist.
Macromedia selbst soll gesagt haben, dass
Director für große CD-Produktionen gedacht
ist und Flash eher für die kleinen, in erster
Linie mit Vektor-Grafiken arbeitenden, An-
wendungen, welche dann auch leicht im In-
ternet verbreitet werden können.
Timeline, Bibliothek und Bühne besitzen bei-
de Produkte, doch alles funktioniert etwas
anders.
Flash ist beispielsweise wesentlich verschach-
telter. Ein Film kann in einem anderen Film
liegen und dieser wieder in einem anderem.
Das ist im Grunde die größte Stärke von
Flash, macht die Programmierung jedoch sehr
kompliziert.
Das größte Manko von Flash liegt jedoch in
der Handhabung der Skripte.
In Director wird ein Skript programmiert und
wie ein Darsteller behandelt. Es liegt also als
Objekt vor und kann x Mal angewendet wer-
den. In Flash wird das Skript dagegen für
jedes Objekt einzeln geschrieben, bzw. muss
von einem anderen kopiert werden.
Änderungen im Nachhinein können so bei
sehr vielen gleichen Objekten (eben bei gro-
ßen Projekten) in echte Arbeit ausarten.
Abb. 8: Der Informationskasten zum Himmelstem-
pel zeigt nicht den Tempel selbst, sondern die
Menschen in der Parkanlage.
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4 AUFBAU DER ANWENDUNG
Einfach betrachtet setzt sich die Anwendung
aus zwei Teilen zusammen.
Der allgemeine Teil beinhaltet eine Übersicht
über alle Touren, generelle Tipps zum Reisen
in China, Literatur- und Internet-Hinweise,
einen vertonten Reisebericht und Infos zu
CHINA BY BIKE selbst.
In dem anderen Teil werden die Touren aus-
führlich besprochen.
Eine Übersicht über sämtliche Bildschirme
findet sich im Anhang.
Genau so sind auch die Director-Filme unter-
teilt (vgl. Abb. 9).
Es ist anzunehmen, dass ein Nutzer, wenn er
sich im ersten Film, dem allgemeinen Teil,
aufhält, zunächst einige der dort verfügbaren
Punkte hintereinander besuchen wird, was bei
einer stärkeren Unterteilung der Filme zu
unschönem Nachladen führen würde. Ebenso
wird er sich eine Tour, wenn er in die aus-
führliche Präsentation gewechselt hat, in
Ruhe anschauen, bevor er wieder zu den an-
deren Punkten springt.
Außerdem ist der allgemeine Teil ziemlich
fest und wird in Zukunft kaum erweitert wer-
den. Einzig weitere Reiseberichte könnten
vertont werden, weswegen sich diese am
Ende des Drehbuchs befinden.
Für den Fall, dass doch größere Umstruktu-
rierungen vorgenommen werden müssen,
sind die Sprites, auf die sich bestimmte Skrip-
te beziehen (welche dann anzupassen sind),
im Drehbuch farbig markiert.
Abb. 9: Das Flussdiagramm zeigt die (vereinfachte) Struktur der Anwendung und die Aufteilung der Filme.
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4.1 Das Layout
Eine der ersten Design-Entscheidungen betraf
das generelle Erscheinungsbild der CD-ROM-
Anwendung, welches sich eng an Katalog und
Homepage orientieren sollte.
Stichwort: „corporate identity“, also das Wie-
derfinden des Bildes einer Firma (Farben,
Logo, Schriften) in jedem Produkt.
4.1.1 Bühnengröße und Farbtiefe
Die Entscheidung über Bühnengröße und
Farbtiefe ist als Erstes einmal die Frage nach
der Hardware des Nutzers.
Es ist zwar davon auszugehen, dass inzwisch-
en die meisten Personen Rechner zu Hause
haben die eine Auflösung von mehr als
800x600 Pixel unterstützen, dennoch lässt
sich keine Verbindung von der Zielgruppe
von CHINA BY BIKE zu ihrer Hardwareausstat-
tung ziehen.
Insofern könnte bei dem einen oder anderen
auch noch ein PC mit 15’’-Monitor zu Hause
stehen.
Die eigentlichen Gründe für die Wahl dieser
Auflösung finden sich jedoch in dem benötig-
ten Platz auf der Bühne, der Schnelligkeit der
Anwendung und der Größe auf der CD-ROM.
Für eine höhere Auflösung bestand einfach
kein Bedarf. Das Kartenbild der einzelnen
Touren größer zu machen war nicht notwen-
dig, die Tourpunkte sind auch so gut zu er-
kennen und alles um die Karte herum (Index,
Menüs) ist ebenfalls gut lesbar.
Weiterhin hätte eine Vergrößerung des Kar-
tenbildes (und damit jedes einzelnen Bildes
der Animation) zu einem Anwachsen der
Hardware-Mindestvoraussetzungen geführt,
da jedes Bild, wie in einem Film, schnell ge-
nug auf das andere folgen muss, ohne dass
zu lange Pausen entstehen. Die hängt in ers-
ter Linie von der Lese-Geschwindigkeit des
CD-ROM-Laufwerkes und der Prozessor-Leis-
tung ab.
Auch die Fotos hätten größer dargestellt wer-
den müssen, um nicht so verloren auszuse-
hen.
Beides zusammen genommen hätte die Größe
des Films, also der Datei, um einiges erhöht.
Momentan ist das Projekt so angelegt, dass
sämtliche Touren auf eine 700MB-CD-ROM
passen würden. Dabei ist davon auszugehen,
dass beispielsweise die beiden Trekkingtou-
ren und die Allround-Tour „Chinesische
Landpartie“ weit weniger Platz einnehmen
werden als beispielsweise die Tour „Südlich
der Wolken“ (etwa 40 MB). Alle drei weisen
nicht dermaßen viel tatsächliche Rad- bzw.
Wanderstrecken auf und benötigen damit
relativ wenig 3D-Animation.
Für die Farbtiefe gibt es ähnliche Argumente.
Ein konsequentes Nutzen von nur 256 Farben
(8 Bit) hätte sicher ein Maximum an Ge-
schwindigkeit gebracht. Die Bildqualität wür-
de jedoch sehr darunter leiden, weshalb ge-
rade bei Fotos meist etwa 65000 Farben
(16 Bit), in wenigen Ausnahmen (sehr feine
Farbverläufe) sogar 16,7 Millionen Farben
(24 Bit) verwendet wurden.
Einfache Grafiken und viele der Thumbnails
(kleine Fotos) liegen indes in 256 Farben vor.
Es wurde also von Fall zu Fall entschieden,
um eine gute Balance zwischen Qualität und
Geschwindigkeit/Größe zu erhalten.
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4.1.2 Allgemeine Bildaufteilung
Das Bild der Anwendung teilt sich konsequent
in drei Teile auf (vgl. Abb. 10).
Der obere Teil beherbergt rechts das Menü
zur Navigation durch die Hauptpunkte der
CD-ROM und links den Titel des momentan
aktiven Bildschirms. In der Tourvorstellung
befindet sich darunter der Untertitel der Tour.
Der untere Teil ist zweigeteilt: links befinden
sich meist Untermenüs bzw. die Steuerung
zum aktuellen Bildschirm oder weitere Infor-
mationen. In der Tourenübersicht stehen hier
die Texte zu den Touren.
Im rechten Teil wird der eigentliche Inhalt
gezeigt. Hier werden die Touren in der Über-
sicht dargestellt, das Reise-A-Z, das Team, die
eigentliche Tour mit Karte und so weiter.
4.1.3 Farbwahl
Wie bereits erläutert, soll sich das Layout der
Anwendung möglichst an dem des Katalogs
und der Homepage orientieren.
Das betrifft in erster Linie die Wahl der Far-
ben und die der Schriftarten.
Wie im Katalog der Balken am oberen Ende
einer jeden Seite, ist auch das Menü in einem
dunklen Rot gehalten. Der Untergrund des
Bildschirms hat einen ähnlichen Gelbton wie
im Heft und der Balken links kommt in seiner
Funktion dem Balken rechts im Heft am
nächsten, enthält dieser doch die wichtigsten
Punkte in kurzer Form.
Dieser Diplomarbeit ist der Katalog über das
Tourenprogramm 2005 beigelegt.
Die Farben stimmen dabei nicht exakt mit
denen des Heftes überein, da für den Hinter-
grund, das Menü und viele andere Grafiken
die Standard-Palette des Films verwendet
wurde, welche nur 256 Farben, und zwar
ganz bestimmte, verwendet.
Am nächsten kommt den Farben des Heftes
noch die Mac-Palette, welche daher für den
kompletten Film (außer natürlich bei Bildern
mit 16 bzw. 24 Bit) die Grundlage liefert.
Der blasseste Gelbton der Windows-Palette
wirkt wesentlich greller und auf Dauer unan-
sehnlicher als der der Mac-Palette.
Der dunkle Rotton, der blasse Gelbton, das
Orange der Leiste sowie Schwarz und Weiß
finden in leichten Variationen (je nach Hinter-
grund oder Schriftart) überall Anwendung in
Text, Buttons, Hintergründen und so weiter.
Für den Bühnenhintergrund, also im Voll-
bildmodus der Raum zwischen Bühnenrand
und Monitorrand, wurde Schwarz gewählt,
was neutral ist und einen guten Kontrast zur
eher hellen Anwendung darstellt.
Abb. 10: Der Bildschirm ist aufgeteilt in die Berei-
che Menü (oben), Kontrollleiste (links) und eigentli-
cher Inhalt (rechts).
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4.1.4 Schriftarten
Genau wie die Farbpalette orientieren sich
auch die Schriftarten am Katalog.
Die im Logo und in der Kopfzeile des Kata-
logs für den Schriftzug CHINA BY BIKE ver-
wendete Schriftart Informal BT findet sich
sowohl im Menü wieder als auch bei vielen
anderen größer geschriebenen Schriften.
Lange Texte lassen sich nicht besonders gut
mit dieser Schriftart lesen, einzelne Wörter
indes schon.
Ansonsten wurde Lucida Sans genutzt, was
auch bei kleiner Schriftgröße leicht zu lesen,
jedoch nicht so blockhaft ist wie Arial.
Die im Katalog verwendete Standard-Schrift
eignet sich nicht so gut, da die Serifen bei
kleiner Schriftgröße das Textbild verwasche-
ner und somit schwerer lesbar erscheinen
lassen.
Einzig der Bildschirm-Titel (links oben) ver-
wendet eine dritte Schriftart: Century Gothic.
Um den Titel hervorzuheben, sollte dieser
kursiv geschrieben werden. Leider wirkt die
kursive Version von Lucida Sans etwas dünn
und die fett-kursive wiederum etwas fett.
Daher wurde hier eine Ausnahme gemacht
und eine ähnliche Schriftart verwendet.
4.2 Intro und Willkommensseite
Das Intro beginnt mit einer Ansicht von Chi-
na. Ein Radfahrer fährt über das Land und
einige Fotos von typischen Szenen, wie sie
bei CHINA BY BIKE-Touren vorkommen, er-
scheinen (vgl. Abb. 11).
Die Musik wurde danach ausgewählt mög-
lichst „typisch chinesisch“ zu klingen. Des
Weiteren spielte natürlich eine Rolle, dass
durch die Nutzung keine Copyright-
Verletzungen entstehen sollten.
An einem bestimmten Punkt der Musik er-
scheint das CHINA BY BIKE-Logo – jedoch
ohne Radfahrer. Der kommt daraufhin ange-
radelt und hält an seiner vorgesehenen Posi-
tion im Logo.
Da die Musik recht kurz und mit 32000Hz,
16Bit und Mono die Datei auch nicht beson-
ders groß ist, konnte der Soundfile als inter-
ner Darsteller eingebunden werden.
Durch die Verwendung von Transparenz-
Effekten läuft die Animation auf sehr schwa-
chen Rechnern etwas langsam.
Abb. 11: zwei Ansichten aus dem Intro
Daher wurde bei Frame 35 ein Bildskript ein-
gefügt, welches abfragt, wie weit der Sound-
File bereits abgespielt ist. Wenn die Anima-
tion zu langsam läuft, wird die Musik schon
wesentlich weiter abgespielt sein als vorge-
sehen. Dann wird der Wert step auf 4 gesetzt
(statt 1). Jedes Bild danach besitzt ein Bild-
skript, welches die Bild-Schrittweite nach
exitframe kontrolliert und diese auf den Wert
step setzt.
Die ganze Zeit über ist es dem Nutzer mög-
lich, durch einen Klick das Intro zu beenden.
Ist die gesamte Animation abgespielt und
hat der Nutzer immer noch nicht geklickt,
erscheint ein entsprechender Hinweis.
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Nach dem Intro wird der eigentliche Film mit
einem Startbildschirm aufgerufen. Dieser
Bildschirm ist bewusst simpel gehalten, heißt
den Nutzer lediglich Willkommen und erklärt
ihm kurz, welches Menü wo hinführt (vgl.
Abb. 12).
Auf die Teilung Links/Rechts wurde verzich-
tet, um den Bildschirm als etwas Eigenes dar-
zustellen, das eher zum Intro gehört und
nicht zum Rest der Anwendung, obwohl der
Nutzer über das CHINA BY BIKE-Menü durch-
aus hierher zurückfinden kann (im Gegensatz
zum Intro).
4.3 Menüführung
Die Menüführung gestaltet sich ganz simpel
über drei Pulldown-Menüs im rechten Teil der
Kopfzeile (vgl. Abb. 13).
Weiß und der blasse Gelbton sind die einzi-
gen Farben, die genügenden Kontrast zum
verwendeten Rotton bilden.
Durch die Nutzung des Gelbtons der Bühne
bei den Menüpunkten, die dem aktuell akti-
ven Bildschirm entsprechen, entsteht der
Eindruck, der Bühnenhintergrund würde
durch das Menü durchscheinen, was eine
Verbindung schafft.
Außerdem ist der Bildschirm-Titel ebenfalls in
dieser Farbe gehalten, was eine weitere Ver-
bindung darstellt.
So ist immer klar, wo man sich in der Anwen-
dung befindet.
Links neben jedem der drei Menüpunkte fin-
det sich ein kleines passendes Icon. Ein Fahr-
rad für die Touren, ein Stern für die Extras
und das CHINA BY BIKE-Logo für den ent-
sprechenden Punkt.
Dieses Logo befindet sich ebenfalls neben
dem Bildschirm-Titel – erneut um eine Ver-
bindung zu schaffen und die Übersichtlichkeit
zu erhöhen.
Beim Öffnen eines Menüpunktes durch Über-
fahren mit der Maus, können Unterpunkte
ausgewählt werden, welche im Orangeton der
linken Spalte aufleuchten, da diese Spalte
teilweise ebenfalls die Funktion eines Unter-
menüs hat.
Einzig nicht anzuklicken sind der Menüpunkt
zum aktiven Bildschirm und die Punkte zu
den noch nicht umgesetzten Touren. Hier
hätte ein Klick auch zur Tourenübersicht füh-
ren können, mit aktiviertem Text der jeweili-
gen Tour. Doch das würde nur Verwirrung
schaffen: Warum öffnet sich bei einigen Tou-
ren die Tourenübersicht und bei der anderen
die ausführliche Tourenpräsentation?
Abb. 12: Die Willkommensseite erklärt kurz die
Inhalte der CD-ROM und die Menüstruktur.
Abb. 13: Gelb steht für aktuelle, Weiß für wählbare Punkte und der unterlegte Punkt ist gerade selektiert.
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4.3.1 Skripten mit Director: ein freier gestaltbares Pulldown-Menü
Die übliche Herangehensweise an ein Pull-
down-Menü führt in Director über ein Text-
feld mit mehreren Zeilen.
Der Befehl the mouseline fragt die aktuell
überfahrene Zeile ab, welche dann durch
hilite member(„menüzeile“).line[Nummer] auf-
leuchtet. Das Problem ist, dass der Befehl hilite nicht
ermöglicht, die Farbe festzulegen, in der die
Hervorhebung geschieht (zumindest in der
Windows-Version). Das automatische Ereig-
nis sieht leider unmöglich aus.
Daher wurde für diese CD-ROM ein anderer
Weg eingeschlagen, der zwar mehr Sprites
und Darsteller produziert, dafür aber freiere
Gestaltung zulässt.
Jede Zeile der Menüs liegt als eigener Dar-
steller vor, da die Hintergrundfarbe eines
Textobjektes nicht zeilenweise, sondern
immer nur für das ganze Objekt bestimmt
werden kann.
Ein Skript ist den drei Menüköpfen zugeord-
net und steuert die Sichtbarkeit der dazuge-
hörigen Menüzeilen (vgl. Abb. 14). Bei Kon-
takt werden die entsprechenden Sprites akti-
viert.
Ein zweites Skript ist jeder Menüzeile zuge-
wiesen (vgl. Abb. 15).
Wenn der Mauszeiger eine Zeile berührt, än-
dern sich ihre Hintergrund- und Schriftfarbe.
Beim Verlassen der Zeile werden zuerst die
Farben wieder hergestellt. Danach wird der
Name des Darstellers des fraglichen Sprites
in Erfahrung gebracht. Der Name enthält die
Nummer des Menüs.
Ob das Menü nun ausgeschaltet werden soll,
hängt davon ab, ob beim Verlassen der Zeile
auch wirklich das Menü verlassen wird.
Eine Bewegung zur Seite oder über die letzte
Zeile hinaus stellt ein Verlassen des Menüs
dar, ansonsten wird nur die Zeile gewechselt.
Abb. 14: Dieses Skript wurde den drei Menütiteln zugewiesen und sorgt dafür, dass sich je nach Menünum-
mer die richtigen Menüzeilen öffnen.
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Je nachdem um welches der drei Menüs es
sich handelt, werden andere Ausmaße für
das aktive Menü angenommen. Diese stehen
fest im Skript und werden mit der Mauspo-
sition verglichen. Nur wenn bei mouseLeave
auch wirklich eine dieser Grenzen
überschritten wird, werden die Menüzeilen
deaktiviert.
4.4 Touren/Tourenübersicht
Über den Menüpunkt Touren sind die detail-
lierten Tourbeschreibungen zu erreichen
(momentan nur „Südlich der Wolken“, siehe
dazu Kapitel Fünf) und die Tourenübersicht.
In der Tourenübersicht sind links sämtliche
Touren aufgelistet.
Rechts zeigt eine Karte Chinas den Verlauf
sämtlicher Touren bzw. der Touren, die über
einen Streckenverlauf verfügen, der in dem
Maßstab darstellbar ist. Die beiden Trekking-
touren und die an sehr vielen Orten stattfin-
dende BestOf-Tour „Chinesische Landpartie“
sind daher nur links gelistet, nicht aber ab-
gebildet.
Die Auswahl einer Tour geschieht entweder
über einen Klick auf den Namen oder auf die
Tourroute. Beispielsweise führt sowohl das
Überfahren des Namens „Heimat der Pandas“
als auch der lilafarbenen Linie in der Karte
dazu, dass diese sowie die dazugehörigen
Städtenamen „Chengdu“, „Wolong“, „Leshan“
und „Beijing“ aufleuchten (vgl. Abb. 16).
Abb. 15: Dieses Skript (Ausschnitt) wurde jeder Menüzeile zugeordnet. Es steuert die Farben und deaktiviert
alle Menüzeilen, wenn mit dem Mauszeiger eine der dazugehörigen Grenzen überschritten wird.
Abb. 16: Der Ausschnitt aus der Tourenübersicht zeigt, das bei Selektion der Tour Heimat der Pandas die
Strecke, die dazugehören Orte und der Titel der Tour aufleuchten.
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Bei Klick werden der zur Tour dazugehörende
Text und ein Bild angezeigt. Beides lässt sich
über einen rückwärts gerichteten Pfeil in der
Ecke oben rechts wieder ausblenden.
Das Überfahren der Städtenamen führt dazu,
dass die Linien und Namen der Touren auf-
leuchten, bei denen die entsprechende Stadt
besucht wird.
Einigen Städten, wie beispielsweise Beijing
oder Lijiang, wird bei mehreren Touren ein
Besuch abgestattet, so dass nach dem Über-
fahren mit der Maus alle dazugehörenden
Touren aufleuchten (vgl. Abb. 17).
Ein Klick bringt dann nur etwas, wenn links
gerade ein Tour-Text aktiviert ist, welcher
dann ausgeblendet wird, um die verschie-
denen leuchtenden Tour-Namen zu zeigen.
Zu einer bestimmten Tour kann so nicht ge-
sprungen werden, da teilweise mehrere zur
Auswahl stehen. Nur zu einer Tour zu spring-
en, wenn eine eindeutige Zuordnung gemacht
werden kann (beispielsweise taucht „Cheng-
du“ nur bei „Heimat der Pandas“ auf), stellte
sich als verwirrend heraus. Manche Städte-
namen würden zu Touren führen, andere
wieder nicht.
4.4.1 Erstellung mit AutoRoute und Freehand
Als Grundlage für die China-Karte wurde
Microsoft AutoRoute verwendet.
Der Vorteil bei AutoRoute liegt darin, dass
sich hier sehr viele der im Touren-Programm
erwähnten Orte finden und markieren lassen.
Beim Herauszoomen, so dass ganz China
sichtbar ist, bleiben diese Markierungen er-
halten (vgl. Abb. 18). Ein Screenshot davon
konnte so leicht als Digitalisierungsgrundlage
verwendet werden.
Über die Markierungen wurden die kleinen,
im Katalog verwendeten Karten eingepasst
und in vereinfachter Form genutzt.
Für „Tal des Roten Flusses“ und „Entlang der
Burmastraße“ existierten noch keine Karten,
diese konnten ebenfalls anhand der Markie-
rungen aller in AutoRoute verzeichneten Ort-
schaften erstellt werden.
Die Städte wurden qualitativ in Klassen einge-
teilt: Rotes Rechteck mit schwarzem Punkt
und großer Großbuchstabenschrift für Haupt-
städte, rote Rechtecke ohne Punkt und kleine
Großbuchstabenschrift für Provinz-Haupt-
städte und normale Schrift mit schwarzen
Rechtecken für gewöhnliche Ortschaften.
Abb. 17: Wenn in der Tourenübersicht eine Stadt
selektiert wird (hier: Beijing), leuchten die Linien
und Namen der dazugehörigen Touren auf.
Abb. 18: die AutoRoute-Karte Chinas (grün) mit den
Markierungen (gelb) der einzelnen Tourpunkte
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Sämtliche Ortsnamen wurden in der Schreib-
weise geschrieben wie sie CHINA BY BIKE
nutzt. Beispielsweise bei „Beijing“ wurde (wie
teilweise im Katalog) die besser bekannte
Umschrift „Peking“ in Klammern darunter
geschrieben.
Neben den Touren sind noch die angrenzen-
den Länder eingezeichnet und benannt, da
hier teilweise Touren hinführen.
Provinzgrenzen, –namen und Meere stehen
im Hintergrund, da sie nicht wirklich wesent-
lich sind. Sie sollen nur den Menschen eine
Orientierungshilfe sein, die sich etwas besser
mit der Geographie Chinas auskennen.
Ein graphischer Maßstab zur Einschätzung
der Größe des Landes, ein China-Index zur
Orientierung und eine Legende vervollständi-
gen das Kartenbild (vgl. Abb. 19).
4.4.2 Praxis-Tipp: Flash, die einzige vernünftige Vektor-Alternative
Komplexere Vektor-Grafiken, die sich in das
restliche Bild einpassen lassen, in Director zu
erstellen ist kaum möglich.
Mit dem internen Vektor-Zeichentool (vgl.
Abb. 20) lassen sich zwar brauchbare Formen
erzeugen, jedoch muss immer „blind“ ge-
zeichnet werden. Es ist nicht möglich, direkt
auf der Bühne zu zeichnen.
Um die Tour-Linien, die bei Kontakt aufleuch-
ten, nachzeichnen zu können, musste also
ein externes Zeichentool bemüht werden
– Freehand.
Unverständlicherweise unterstützt Director
nur ein Vektor-Format: Flash. Und auch dabei
geschieht kein wirklicher Import, denn das
Flash-Objekt wird nicht etwa in einen bear-
beitbaren Vektor-Darsteller umgewandelt
sondern bleibt ein Flash-Objekt.
Das Flash lässt sich transparent stellen und
ist dann auch wirklich nur da empfindlich, wo
die gezeichnete Linie liegt, und nicht etwa
über das ganze es umgebende Rechteck, wie
es bei einem transparent gestellten Bitmap
der Fall wäre.
Einen Nachteil hat Flash aber, doch dazu
mehr im Kapitel 5.4.2.
Abb. 20: Das Vektor-Werkzeug versteht sich nur auf
einfachste Aufgaben, wie das Zeichnen von Linien,
Flächen und Farbverläufen.
Abb. 19: Legende und Maßstab in Tourenübersicht
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4.5 Extras
Unter Extras verbergen sich die Punkte, die
dem Nutzer weitere Informationen bringen,
jedoch nicht direkt mit bestimmten Touren in
Zusammenhang stehen.
4.5.1 Reiseberichte
Volker Häring, einer der beiden Gründer von
CHINA BY BIKE, ist ein fleißiger Schreiber von
Reiseberichten und generellen Texten zum
Thema Radfahren in Asien.
Diese Texte sind zwar auch auf der Home-
page verfügbar, sollten jedoch auch dem CD-
ROM-Publikum zugängig sein, zumal sie hier
in einer druckerfreundlicheren Form angebo-
ten werden können.
Als PDF liegen sämtliche Texte in einem Ord-
ner auf der CD-ROM bereit, dazu PC- und
Mac-Version des Adobe Acrobat-Readers.
Im Reiseberichte-Bildschirm wird darauf hin-
gewiesen.
Nicht nur, um die Aufnahme der Berichte in
die Anwendung zu rechtfertigen, sondern
weil es einen wirklichen Gewinn an Atmo-
sphäre darstellt, wurde bereits einer der Tex-
te vertont und mit Bildern hinterlegt.
Der Text zur Tour „Südlich der Wolken“ hätte
zwar auch gut in die entsprechende Tourvor-
stellung gepasst, doch da alle anderen Texte
nicht direkt bestimmten Touren zuzuordnen
sind, wurde davon abgesehen.
Lediglich ein Hinweis in der Tourenübersicht
weist auf diesen Reisebericht hin.
Nach Klick auf „Südlich der Wolken“ wechselt
die Ansicht erstmals radikal in eine Art Voll-
bild-Modus. Die Menüs sind deaktiviert und
nur ein Foto ist zu sehen, welches langsam
über den Bildschirm wandert (vgl. Abb. 21).
Ein Sprecher spricht den Text, das Foto wech-
selt in größeren Abständen, nicht zu früh, um
den Nutzer nicht zu überfordern, aber auch
nicht zu spät, um ihn nicht zu langweilen.
Der Text ist in diesem Beispiel in vier Teile
aufgeteilt. So ist es möglich, den Bericht zu
unterbrechen (über den entsprechenden
Button rechts unten) und später zu Ende zu
hören. Ein Klick auf eine der vier roten Tasten
unten führt zu einem der vier Abschnitte.
In der momentanen Version wurde der Text
vom Autor der Diplomarbeit gesprochen, da
für eine professionellere Aufnahme mit Vol-
ker Häring keine Zeit mehr blieb.
Bei solch langen Sound-Dateien muss man
sich auch mit der Frage beschäftigen, ob der
Sound intern oder extern abgelegt werden
soll und welches Dateiformat, im Falle von
extern, zu verwenden ist.
Abb. 21: Bildschirm aus dem letzten Abschnitt des
vertonten Reiseberichts
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Allgemein wird empfohlen, längere Sound-
Dateien als externe Dateien einzubinden, da
so eine längere Ladezeit beim Starten des
Sounds vermieden wird. Außerdem wächst
die Größe der Filmdatei durch eine längere
Sound-Datei stark an, was das Laden des
Films verzögert.
Nachteil kann eine externe Datei unter Um-
ständen dann bringen, wenn gleichzeitig
noch andere Daten schnell geladen werden
müssen, so dass der Lesekopf des Lauf-
werkes gezwungen ist, ständig zwischen der
zu streamenden (in kleinen Päckchen zu lie-
fernden) Sound-Datei und den anderen Daten
hin- und herzuwechseln.
Da dies bei den Reiseberichten aber nicht der
Fall war, wurde der Sound aus externer Quel-
le eingebunden.
Die Frage nach dem Dateiformat klärte sich
nach einem einfachen Test mit den Formaten
WAV und MP3 auf einem 400Mhz-PC.
WAV ist leicht zu lesen, dafür aber auch äu-
ßerst groß. MP3 indes ist schlank, aber auch
schwer zu decodieren, beansprucht also mehr
Rechenleistung.
Schnell zeigte sich, dass der Unterschied
kaum von Bedeutung ist. Daher konnte prob-
lemlos das MP3-Format genutzt werden.
Da in dieser Szene die Grafik wenig Anspruch
an die Rechenleistung des Rechners stellte,
konnte die Soundqualität entsprechend hoch
gestellt werden. 44100Hz, Mono und
80kBit/sec sorgen dafür, dass der Ton nicht
zu blechern klingt und den Nutzer nach einer
Weile anfängt zu nerven.
Am äußersten Bühnenrand wurde ein Pixel-
breiter Rahmen angelegt, da sonst das
Schwarz der Bühne in das Schwarz des Hin-
tergrunds übergegangen wäre und das Foto
sich damit von einem nicht sichtbaren Büh-
nenrand abstoßen und die Menüleiste unten
ohne Verbindung „schweben“ würde.
4.5.2 Skripten mit Director: Slideshow, mit Sound synchronisiert
Eine mit Sound synchronisierte Slideshow ist
leicht erstellt.
Als erstes wird der Sound gestartet.
sound(1).currenttime fragt die aktuelle Positi-
on der ersten Soundspur ab. Bei gewünschter
Zeit (standardmäßig in Millisekunden ange-
geben) wird der Darsteller des Sprites, wel-
ches die Slideshow zeigt, ausgewechselt.
Dabei muss darauf geachtet werden, nicht
einfach einen exakten Zeitpunkt anzugeben,
sondern einen Zeitraum von beispielsweise
einer halben Sekunde.
Das hängt mit dem Handler zusammen, über
den diese Abfrage gestartet wird. Beispiels-
weise findet exitframe nur alle 60 Millisekun-
den statt, bei langsameren Rechnern sogar
noch seltener.
Die Bewegung für das Foto ist einem Beispiel
aus dem Buch „Director MX und Lingo“ ent-
lehnt (EBERL & JACOBSEN, 2003: S. 117).
Hierbei wird ein transparentes Rechteck als
„Spielfläche“ des zu bewegenden Sprites auf-
gezogen. Bei einem Ereignis wie exitframe
wird die Position des Sprites um einen fixen
Wert verändert, so dass eine geradlinige Be-
wegung entsteht.
Deckt sich die Position des rechten Randes
des Sprites mit der des rechten Randes des
Rahmens oder übersteigt diese sogar, wird
der fixe Wert für die horizontale Bewegung
auf negativ gestellt. Das Sprite bewegt sich in
die entgegengesetzte Richtung, bis es zum
Beispiel mit dem Boden des Rahmens kolli-
diert, was die vertikale Bewegung umkehrt,
bis irgendwann die linke Seite getroffen wird.
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4.5.3 China-Reisen A-Z
Katalog und Homepage enthalten bereits
Texte zu typischen Fragen eines China(-Rad)-
Reisenden.
Auch die CD-ROM sollte eine solche Kategorie
enthalten, welche wohl die textlastigste Rub-
rik der Anwendung darstellt.
Um dies zu entschärfen, wurden die Texte
möglichst kurz gehalten, alphabetisch sor-
tierte Stichworte in der linken Spalte führen
sofort zum Punkt des größten Interesses.
Die meisten Texte wurden von Volker Häring
verfasst und sind auch im „China-Handbuch“
(HAUSER & HÄRING, 2005) abgedruckt.
Einige Texte schrieb der Autor der vorliegen-
den Arbeit selbst, nach Gesprächen mit Inte-
ressierten an einem Informationsabend.
Die Fotos dienen in erster Linie der Auflocke-
rung. Der hyperrealistische Look (sehr kon-
trastreich und scharf, übersteigert real) eini-
ger Bilder fördert den Gesamtbildwert und
hat eine Blickfangfunktion (vgl. Abb. 22).
4.5.4 Literatur und Links
Gleiches Verfahren wie bei den Reise-Tipps:
Links die einzelnen Titel, rechts ein kurzer
knapper Text und, so vorhanden, ein Bild des
Covers (vgl. Abb. 23).
Sämtliche Texte stammen auch hier wieder
aus dem „China-Handbuch“ (HAUSER & HÄ-
RING, 2005), außer dem zu eben diesem.
Von einem Amazon-Link wurde abgesehen,
um die ganze Sache nicht zu sehr zu kom-
merzialisieren.
Einige Links ins Internet wurden ebenfalls mit
aufgenommen. Gerade was aktuelle Neuigkei-
ten angeht oder einfach die Wetterlage, ist
das Internet doch immer noch die sinnvollste
Lösung.
Hier wurden Seiten ausgesucht, von denen
man annehmen kann, dass sie auch in ein
paar Jahren noch online sein werden, obwohl
sich das natürlich nur sehr schwer sagen
lässt.
Abb. 22: Kurze, prägnante Texte und betont real-
istische Bilder lockern den Abschnitt A-Z auf.
Abb. 23: ein Bildschirm der Literatur-Tipps
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4.6 CHINA BY BIKE
Im CHINA BY BIKE-Menü finden sich die gan-
zen formellen Punkte, die weniger stark mit
den Reisen in Verbindung stehen.
Auch das Impressum der Anwendung wurde
hier untergebracht.
4.6.1 Team
Wer seinen potentiellen Reiseleiter kennen
lernen möchte, kommt hier in den Genuss
einer Galerie (vgl. Abb. 24).
Ein kleiner Lebenslauf stellt die Menschen
hinter CHINA BY BIKE vor.
Wichtig auch für diejenigen, die sich bereits
eine Tour ausgesucht haben und schon wis-
sen, wer ihr Reiseleiter sein wird.
4.6.2 Kontakt und Impressum
Das beste Mittel, um an verlässliche Informa-
tionen zu kommen, ist immer noch ein per-
sönliches Gespräch.
Der Kontakt-Bildschirm (vgl. Abb. 25) verrät
Adresse und Telefonnummer von CHINA BY
BIKE und lässt natürlich auch nicht unter den
Tisch fallen, wie man sich denn nun eigent-
lich für eine Tour anmeldet.
Eine kleine Karte zeigt die Lage des Büros in
Berlin und gibt Auskunft über die Anbindung
an das U-Bahn-Netz.
Um auch Menschen ohne Internetanschluss
zu unterstützen, liegt der aktuelle Katalog
mit Anmeldeformular als PDF bei.
Allen anderen reicht ein Klick auf den Link,
um das Formular im Internet zu erreichen.
Das Impressum bezieht sich nicht nur auf
CHINA BY BIKE, sondern natürlich auch auf
die CD-ROM und den Autor.
Im Design (linker Balken) ist es besonders
eng mit der Kontakt-Seite verbunden.
Abb. 25: die Kontakt-Seite mit Adresse, Karte und
Link zur Homepage
Abb. 24: Die Teamseite stellt die Reiseleiter vor.
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4.7 Ende
Ganz wichtig: der Ende-Bildschirm – mög-
lichst von überall zu erreichen.
Eine Anwendung mit Alt+F4 bzw. Apfel+Q
beenden zu müssen, zeugt von schlecht
durchdachtem Design.
Hier ist das gar nicht möglich, das Programm
lässt sich nur noch über den Ende-Button
(oben rechts in der Menüleiste) beenden.
Das war nötig, um zu verhindern, dass sich
die ganze Anwendung beendet, bloß weil
jemand entnervt Escape drückt, obwohl er
eigentlich nur das aktuelle Menü schließen
will oder ähnliches.
Neben der Abfrage, ob denn wirklich beendet
werden will, findet sich auf dem Bildschirm
noch eine Kurzform des Impressums (vgl.
Abb. 26).
Nach Bestätigung des Wunsches die Anwen-
dung zu beenden wird (wie vorgeschrieben)
vier Sekunden lang das Macromedia-Logo
eingeblendet.
Abb. 26: Der Ende-Bildschirm wird immer über dem
gerade aktiven Bildschirm eingeblendet.
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5 TOURVORSTELLUNG „SÜDLICH DER WOLKEN“
Das Hauptaugenmerk der CD-ROM liegt na-
türlich auf der Beschreibung der Touren.
Der Nutzer wird zu einer Entdeckungsreise
eingeladen, auf der er entweder selbständig
jeden Kilometer der Tour betrachten und sich
über Menschen und Orte informieren kann,
oder er lässt einfach einen Abriss der Tour
automatisch durchspielen, um einen ersten
Eindruck zu bekommen.
Wie beim Rest der Anwendung ist auch hier
der Bildschirm zweigeteilt. Links die Navigati-
on und Übersicht, rechts der eigentliche In-
halt (vgl. Abb. 27).
Um den Nutzer nicht zu überfordern, begrüßt
ihn als Erstes ein Startbildschirm mit nicht zu
vielen Informationen.
Auf Wunsch kann er sich noch mal die Tour-
beschreibung, etwas zum Klima in der Region
und den Anspruch der Tour mit Höhendia-
gramm (siehe Kapitel 5.4) anzeigen lassen.
In der Touransicht wird jeder Punkt der Tour
gezeigt. In den großen Städten, wie auf der
eigentlichen Strecke.
Dazwischen zeigt eine mit Freehand erstellte
und über Flash in Director importierte Karte
Chinas, wie man sich zwischen den Abschnit-
ten bewegt.
5.1 Suche nach der passenden kartographischen Darstellung
Die Darstellung des Tourverlaufs gehört si-
cher zu den Punkten, die bei der Entwicklung
dieser CD-ROM besonders viele Stadien
durchlief, schließlich hängt von ihr maßgeb-
lich das Erscheinungsbild der ganzen Anwen-
dung ab.
Über die technische Erschaffung des Karten-
bildes klärt das sechste Kapitel auf. Im Fol-
genden nur einige Punkte zum theoretischen
Vorlauf und worauf es bei einer Karte mit
dem Zwecke der Präsentation von Radtouren
ankommt:
- Höheninformationen:
Der Nutzer möchte wissen, ob er sich
die einzelnen Strecken zutrauen kann
oder nicht.
- Übersichtlichkeit:
Der aktuelle Standort der Ansicht im
Bezug zum Tourverlauf muss leicht
nachvollziehbar sein, ebenso die Rich-
tung der Tour.
- Präsentierbarkeit:
Die Karte dient nicht der Orientierung
vor Ort, sondern der Präsentation. Die
Optik ist also von spezieller Bedeutung.
- Einfachheit:
Eine Werbe-CD-ROM darf dem Nutzer
nicht zu viel Einarbeitungszeit abver-
langen. Die Symbolik muss zugleich
simpel sein, aber auch nicht zu banal,
um der Karte nicht den gewissen Reiz
zu nehmen.
Abb. 27: Bildaufteilung der Tourvorstellung
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Die einfachste Form wäre eine gewöhnliche
Karte, die das Gelände von oben zeigt.
Optisch wahrscheinlich die am wenigsten
beeindruckende Variante. Ein Relief im Hin-
tergrund hätte das Bild aber sicher noch et-
was aufwerten können.
Doch an Höhenlinien hätte kein Weg vorbei-
geführt. Leider versteht längst nicht jeder
diese Art der Höhendarstellung, zumindest
nicht auf den ersten Blick.
5.1.1 Variante: Isometrische Perspektive
Der Schritt in die dritte Dimension lag nahe.
Nicht nur sehr werbewirksam, wenn auf der
Packung „3D“ steht, ist die dreidimensionale
Darstellung auch äußerst anschaulich und
benutzerfreundlich, kann hier doch gänzlich
auf Höhenlinien verzichtet werden.
Vom kartographischen Standpunkt aus wird
diese Art der Darstellung meist eher stiefmüt-
terlich behandelt, da die Akkuratesse, vor
allem beim genauen Ablesen, durch die per-
spektivische Verzerrung äußerst leiden muss.
Doch wie bereits erläutert, geht es nicht um
eine Karte zur Nutzung im Gelände, sondern
um die möglichst eingängige Darstellung
räumlicher Informationen.
Bevor jedoch die letztendliche Darstellungs-
form gefunden war, wurde noch eine
Zwischenform in Betracht gezogen: die iso-
metrische Perspektive - im Prinzip wie eine
dreidimensionale Darstellung, nur ohne Ver-
zerrung in der Tiefe (vgl. Abb. 28).
Dadurch ergeben sich erhebliche Vorteile: die
Größe des Geländes und einzelner Abschnit-
te, sowie die Höhe, lassen sich gut einschät-
zen, ein graphischer Maßstab reicht für die
ganze Szene.
Die Navigation wäre äußerst simpel und die
Übersicht unbedingt gegeben. Der Nutzer
könnte die Karte nach Belieben in jede Him-
melsrichtung verschieben, oder sie verschiebt
sich auf Klick selbst zum nächsten Tour-
Punkt. Kein Schnitt, kein Ansichtswechsel,
nichts, was den Nutzer zwingt, sich neu zu
orientieren.
Doch dem stehen erhebliche Nachteile ge-
genüber: Zumindest, wenn sich die Perspekti-
ve nicht drehen lässt (was die Datenmenge
unermesslich erhöht und dem Nutzer ständi-
ge Neu-Orientierung abverlangt), setzt man
Abb. 28: Die zwei fast isometrischen Ansichten
zeigen den Erhai (oben) und die Tigersprung-
schlucht aus etwa demselben Winkel (hier noch mit
Topomap-Textur), wodurch die Schlucht parallel
zum Betrachter liegt und nicht einzusehen ist.
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voraus, dass sich immer die gesamte Tour
aus einem einzigen Blickwinkel von ihrer
schönsten Seite zeigt. Das ist jedoch sehr
unwahrscheinlich (vgl. Abb. 28).
Weiterhin lässt sich eine solche Perspektive
technisch nicht so ohne Weiteres umsetzen.
Weder ArcScene von Esri noch das im nächs-
ten Kapitel vorgestellte GRASS-GIS kennen die
isometrische Perspektive.
Bei beiden Programmen lässt sich der Wert
für die Perspektive sehr weit runter regeln,
jedoch nicht bis Null.
Das hätte zur Folge, dass jedes Bild noch eine
gewisse Verzerrung aufweisen würde und
beispielsweise die Maßstabsangabe nicht
mehr akkurat wäre.
Damit geriete auch die technische Herstel-
lung der Grafik problematischer. Für eine so
hohe grafische Auflösung der Karte, wie sie
hier nötig ist, müsste die Karte eigentlich in
mehreren Abschnitten gerendert (berechnet)
und dann zusammen geschnitten werden.
Die perspektivische Verzerrung würde jedoch
zu einem kleinen Versatz an den Rändern
führen, der obere Rand eines Teils wäre kür-
zer als der untere des nächsthöheren.
Somit scheiterte die isometrische Perspektive
an der Technik und den zu engen Freiheits-
graden in der Ansicht, wie sie nur eine richti-
ge 3D-Ansicht liefern kann.
5.1.2 Endgültige Version: richtige 3D-Ansicht
Der nächste Schritt bewegt die Kamera noch
tiefer in das Gelände rein.
Völlig zwanglos wird die beste Ansicht für die
einzelnen wichtigen Standpunkte ausgesucht
(vgl. Abb. 29), dazwischen führen fest defi-
nierte Kamerafahrten von Punkt zu Punkt.
Die Steuerung geschieht hauptsächlich über
die zwei großen pfeilförmigen Buttons, am
unteren Ende des linken Balkens.
Alternativ können auch die Tasten „A“, „S“,
„D“ und „F“ zur Steuerung der Animation ge-
nutzt werden, was dem Nutzer im Hilfebild-
schirm erklärt wird.
Anders als bei den anderen Varianten kann
der Nutzer hier nicht mehr frei die Himmels-
richtung auswählen, in die er sich auf der
Karte bewegen will.
Das hat nicht nur technische Gründe, viel-
mehr kann der Nutzer hierdurch an die Hand
genommen und sanft durch die Tour geleitet
werden, ohne sich zu verirren, wie es bei-
spielsweise bei einer flugsimulatorähnlichen
Echtzeit-3D-Variante zu befürchten wäre.
Auch der Tour-Charakter wird dadurch be-
wahrt. Es geht eben nicht um ein großes Ge-
biet, welches in 3D dargestellt wird, sondern
um eine Tour mit bestimmtem Verlauf, einem
Anfang und einem Ende.
Selbst bei einer Rundtour hätte man einen
Startpunkt, nur würde man am Ende halt zu
ihm zurückkommen.
Abb. 29: Die finale Version der Karte erlaubt es, die
Tigersprungschlucht wirklich einzusehen.
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Um nicht jede Freiheit zu nehmen, ermögli-
chen es die kleinen pfeilförmigen Buttons,
jedes Bild einzeln zu betrachten.
Das kann mitunter von Bedeutung sein, wenn
man sich für die Geländestruktur der Ab-
schnitte zwischen den Standpunkten interes-
siert.
Die Orientierung ist sicher das größte Prob-
lem bei einer solchen Darstellung.
Darum wurde darauf geachtet, nicht zu wilde
Kameradrehungen und damit den ständigen
Wechsel der Ausrichtung zu den Himmels-
richtungen einzubauen.
Ein Nordpfeil in Verbindung mit der Anzeige
der aktuellen Position und Blickrichtung in
der Index-Karte erleichtert die Orientierung
weiterhin maßgeblich.
5.1.3 Das Problem mit dem Maßstab
Die perspektivische Verzerrung bringt es
leider mit sich, dass ein einfacher, grafischer
Maßstab nicht mehr funktioniert.
In der momentanen Fassung verfügt lediglich
die Index-Karte über eine Maßstabsleiste.
Eine Lösung, die aus zeitlichen Gründen lei-
der nicht mehr umgesetzt werden konnte,
könnte sein, bereits in die für die 3D-Karte
verwendete Textur ein Maßgitter einzubetten.
Ganz dünn, um nicht zu stören und mit einer
Maschendichte von etwa zehn der zwanzig
Kilometern.
Koordinaten oder ähnliches müssten gar
nicht eingetragen werden, dem Nutzer
bräuchte nur über die Legende mitgeteilt zu
werden, wie weit die Maschen des Netzes
auseinander liegen.
Eine Ahnung von dieser Art der Darstellung
gibt die Abb. 28 im Kapitel 5.1.1. Das in der
Topomap eingebettete Netz ist allerdings
sehr dicht.
Dies wäre eine gute Möglichkeit für einen
Maßstab in der Karte, ist aber nicht zwingend
erforderlich.
Ein Eindruck von der Größe eines Gebietes
wird durch den Maßstab der Index-Karte ver-
mittelt. Bei bestimmten Streckenabschnitten
reicht auch das Höhendiagramm, da es meis-
tens nur darum geht, festzustellen, wie lang
eine bestimmte Anhöhe ist.
Dennoch könnte dieses Verfahren in den
nächsten zu realisierenden Touren zum Ein-
satz kommen.
5.1.4 Farbtiefe
Um die animierte Kamerafahrt zu realisieren,
wurden mehrere Einzelbilder gerendert und
diese einzeln in das Drehbuch eingefügt.
Je nach Distanz zwischen den Punkten um-
fasst eine Sequenz zehn bis zwanzig Bilder.
Um die Animation nicht ins Stocken geraten
zu lassen, durften die Bilder nicht zu groß
sein, da sonst der Prozessor nicht mit der
Verarbeitung der Daten hinterherkäme bzw.
Abb. 30: 16 Bit- (oben) und 8 Bit-Darstellung
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das CD-ROM-Laufwerk die Daten nicht so
schnell auslesen könnte (beides kann ein
Problem sein).
Darum wurde die Farbpalette der Bilder der
eigentlichen Animation, also zwischen den
Standpunkten, auf 256 Farben reduziert (vgl.
Abb. 30).
Auch das Bild des eigentlichen Standpunktes
wurde zusätzlich in 256 Farben eingefügt.
Falls zwischen den 8-Bit-Bildern und dem
folgenden 16-Bit-Bild eine Pause wegen des
Nachladens entsteht, kommt es nach erfolg-
tem Laden nicht zu einem Ruckeln (dem letz-
ten Schritt der Kamerafahrt). Einzig eine Än-
derung der Farbpalette und das plötzliche
Erscheinen der Infofelder könnte wahrge-
nommen werden.
Doch das sollte höchstens bei älteren Rech-
nern ein Problem sein.
5.1.5 Praxis-Tipps: Speed-Button bei großen Animationen
Bei nur zehn bis zwanzig Bildern pro Kamera-
fahrt würde eine Sequenz normalerweise äu-
ßerst schnell ablaufen, wenn jedes Bild der
Kamerafahrt auf genau ein Bild des Films
gelegt werden würde.
Daher wurden für einen Animationsschritt
drei Bilder im Drehbuch verwendet.
Die normale Geschwindigkeit eines Filmes
beträgt 30 fps (frames per second - Bilder pro
Sekunde). Ein Bild der Animation ist somit in
der Regel 1/10 Sekunde lang sichtbar.
Leider sind ältere Rechner nicht immer in der
Lage, diese Geschwindigkeit zu halten und
die Animation ruckelt.
Daher wurde unten links ein Speed-Button
eingefügt, mit dem der Nutzer selber festle-
gen kann, wie viele Drehbuch-Bilder während
einer Animation tatsächlich angezeigt wer-
den.
Bei der ersten Einstellung wird tatsächlich
jedes Bild abgespielt (also drei Mal das glei-
che Kamerabild), bei der zweiten nur jedes
zweite und bei der dritten nur jedes dritte
(jedes Kamerabild auch wirklich nur einmal).
So kann das Maximum an Geschwindigkeit
aus den alten Maschinen geholt werden.
Natürlich kann auch jemand mit einem
schnellen Rechner von dieser Option profitie-
ren. Wer die Tour schnell durchschauen, aber
der Orientierung wegen nicht direkt von
Punkt zu Punkt springen will, kann die Ge-
schwindigkeit somit erheblich anziehen.
Eigentlich gibt es in Director für die Ge-
schwindigkeitskontrolle ja die Tempoleiste
bzw. den Befehl puppetTempo, womit sich die
fps-Zahl direkt regulieren lässt.
Bei Verwendung der Tempooption müssten
die Bilder der Animation generell auf einen
Animationsschritt pro Drehbuchbild reduziert
werden.
Die Tempo-Option hätte dann im ersten Ge-
schwindigkeitsmodus dafür gesorgt, dass die
Drehbuchbilder während der Animation mit
einer Geschwindigkeit von 10 fps abgelaufen
wären, in den anderen Modi mit 20 bzw. 30
fps.
Nur hätte die Geschwindigkeit nicht direkt bei
der Betätigung des Speed-Buttons korrigiert
werden dürfen, da dies zu einer Verlangsa-
mung der gesamten Anwendung führen wür-
de.
Vielmehr hätte bei jedem Start einer Kamera-
fahrt und bei jedem Ende die Geschwindigkeit
runter und wieder hoch gesetzt werden müs-
sen, je nach Einstellung des Speed-Buttons.
Das Ergebnis für verschiedene Rechnerkons-
tellationen einzuschätzen ist jedoch sehr
schwer. Das zuerst beschriebene Verfahren
erlaubt dagegen etwas mehr Kontrolle und ist
nicht so kompliziert einzubauen.
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5.1.6 Skripten mit Director: Bildsequenzen vor und zurück abspielen
Da die Kamerafahrten nicht nur sowohl in die
eine als auch in die andere Richtung abspiel-
bar sein sollen, sondern eventuell auch noch
im Einzelbildmodus, musste für die Dauer der
Animation ein Bildskript geschrieben werden
(vgl. Abb. 31).
Über dieses wird beim Verlassen des aktuel-
len Bildes entweder ein Bild vor oder nach
dem aktuellen Bild abgespielt (normale Ani-
mation) oder das gleiche noch mal (Pause).
Dieses Verhalten wird über die Variablen
rueckwaerts und einzelbild gesteuert, welche
von den Abspielbuttons bzw. den dazugehö-
rigen Tastaturkommandos gesetzt werden.
Um beispielsweise die Animation ganz nor-
mal vorwärts abzuspielen, werden die Variab-
len rueckwaerts und einzelbild auf false (nicht
zutreffend) gesetzt.
Das Bildskript bestimmt daraufhin in dem
Handler on exitframe, dass bei den so gesetz-
ten Variablen das folgende Bild the frame +geschwindigkeit (aktuelles Bild + einen be-
stimmten Wert) sein wird.
Die Variable geschwindigkeit wird durch den
Speed-Button bestimmt und ist normalerwei-
se auf eins gestellt (ansonsten noch zwei
oder drei möglich, siehe vorheriges Kapitel),
womit in dem Fall das nächste abzuspielende
Bild auch das nächste im Drehbuch ist.
Steht die Variable rueckwaerts auf true, wird
das nächste Bild einfach über the frame -geschwindigkeit ermittelt.
Bei Klick auf einen der beiden Einzelschritt-
Buttons wird ein Schritt um drei Drehbuchbil-
der (ein Animationsbild) in die entsprechende
Richtung gemacht und die Variable einzelbild
auf true (wahr) gesetzt. Das führt dazu, dass
das Bildskript in den Pause-Modus schaltet
und als Folgebild immer the frame, also das
aktuelle Bild, wiedergibt.
Abb. 31: In einem Filmskript (Ausschnitt oben) werden die Variablen gesetzt, die über die Art des Bildwech-
sels bestimmen. Die Variablen werden bei exitFrame von einem Bildskript (Ausschnitt unten) umgesetzt.
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5.2 Die Index-Karte
In erster Linie zur Orientierung zeigt die In-
dex-Karte im linken Balken in wirklich jedem
Bild die aktuelle Position an.
Unter den Ortschaften befinden sich kleine
Zahlen, welche für die Tage stehen, an denen
man diese Städte besucht.
Dies ist sogleich ein Hinweis auf die Richtung
der Tour. Im Prinzip könnte eine Tour ja auch
von Süden nach Norden verlaufen.
Ein grafischer Maßstab gibt einen Hinweis auf
die Ausmaße der Tour.
5.2.1 Orange: Position
Orange steht ausnahmslos für die aktuelle
Position.
Im China-Index weist ein kleines orangefar-
benes Rechteck auf die Position in China hin.
Befindet man sich in einer der Städte, die
zweimal besucht werden, sind nur die Tage
markiert, die der aktuellen zeitlichen Koordi-
nate entsprechen.
Innerhalb der eigentlichen Strecke steht ein
orangefarbenes Trapez stellvertretend für
den Kamerawinkel (kein Rechteck, da sich
die Perspektive ja nach hinten öffnet) (vgl.
Abb. 32).
Auch beim Startbildschirm ist der Schriftzug
„Übersicht zu dieser Tour“ mit einem hellen
Orange hinterlegt.
5.2.2 Blau: Navigation
Blau steht dagegen für die Navigation, eine
Farbe, die im Internetzeitalter symbolisch für
alles steht, was über einen Mausklick zu ei-
nem Ortswechsel führt.
Bis auf die Gewässer lässt sich alles Blaue im
Index anklicken (vgl. Abb. 32).
So wird dem Nutzer eine alternative Navigati-
on zur Verfügung gestellt, die es in erster
Linie ermöglichen soll, schnell zu bestimmten
Punkten zu springen.
Von den Tagen sind nur die blau, die sich
auch wirklich anklicken lassen, nämlich die
der Orte, die zweimal besucht werden.
Ein Klick auf die Städtenamen hätte hier we-
nig Sinn, wäre doch unklar, zu welchem Punkt
innerhalb der Tour gesprungen werden soll.
Die Kamerawinkel der einzelnen Standpunkte
sind in einem hellen Blau gezeichnet und
lassen sich ebenfalls anklicken, wodurch der
entsprechende Tour-Abschnitt erreicht wird.
Abb. 32: Die Index-Karte zeigt den aktuellen Stand-
ort (orangefarbener Kamerawinkel).
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5.2.3 Umsetzung der Index-Karte
Umgesetzt wurde die Index-Grafik mit Free-
hand und exportiert als schlankes Flash.
Das Kamera-Trapez durfte zudem kein Bit-
map sein, da bei Drehungen deutlich die ein-
zelnen Pixel zu sehen sein würden.
Des Weiteren wurde das Kamera-Trapez ein-
gesetzt, um bestimmte Kamera-Positionen zu
selektieren.
Einzig bei einer Vektor-Grafik lässt sich die
Empfindlichkeit (Absenden von Ereignissen
wie MouseEnter oder MouseUp) innerhalb der
transparenten Bereiche (also außerhalb der
Trapez-Grafik) ausschalten, ein Bitmap wäre
konsequent über das gesamte Rechteck emp-
findlich, selbst, wenn eine bestimmte Farbe
transparent geschaltet ist.
Geometrie und Optik der Karte basieren vor-
nehmlich auf den Karten aus dem Katalog,
um einen gewissen Widererkennungswert
herzustellen.
Sie wurde lediglich in den Farben leicht ange-
passt und noch etwas stärker generalisiert.
Die Index-Karte der exemplarisch umgesetz-
ten Tour erstreckt sich relativ geradlinig von
Norden nach Süden.
Dies ist für die senkrechte Form des Balkens
eine optimale Form. Doch der Platz soll auch
für andere Touren ausreichen.
Eine exemplarische Umsetzung des Balkens
für die Tour „Berg und Wasser“, zeigt, dass
eine (Fast-)Rundtour mit großer Ost-West-
Ausdehnung auf die gleiche Art und Weise
umgesetzt werden könnte (vgl. Abb. 33).
Momentan gibt es im Programm von CHINA
BY BIKE noch keine Tour, die so geradlinig
wie „Südlich der Wolken“, nur in horizontaler
Lage, verläuft.
Sollte später einmal eine solche Tour dazu-
kommen, könnte es sein, dass dieses Format
nicht mehr ausreicht.
In diesem Fall müsste die Karte leicht gedreht
werden. Ein Nordpfeil, konsequenterweise bei
allen Touren, gäbe die Himmelsrichtung an.
Abb. 33: exemplarische Umsetzung der Index-Karte
für eine eher horizontal verlaufende Tour.
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5.3 Die Infoboxen
Selbstverständlich existiert die Karte nicht
nur zum Selbstzweck.
An den Standorten vor und nach einer
Teilstrecke bzw. in den Großstädten kann der
Nutzer markante Punkte anklicken (=in blauer
Schrift), um sich Fotos und mehr Informatio-
nen anzeigen zu lassen.
Neben dem Titel eines Buttons in der Karte
und auch in der Infobox befinden sich ein bis
zwei (in der Hilfe erläuterte) Symbole, die
einen Hinweis darauf geben, um was es sich
handelt (vgl. Abb. 34).
Untergliedert wurden die Inhalte in die Kate-
gorien „Stadt“, „Hotel“, „Busreise“, „Flug“,
„Kulturstätte“, „Landschaft“, „Gewässer“ und
„Markt/Essen“.
Diese Klassifizierung deckt sich auch mit den
Inhalten anderer Touren. Einzig „Tiere“ könn-
te noch bei einigen hinzukommen.
Die Infobox baut sich nicht immer an dersel-
ben Stelle auf, sondern möglichst so, dass in
erster Linie der angeklickte Titel zu sehen ist,
aber auch die anderen nicht überdeckt wer-
den.
Beim Klick auf eines der Thumbnails vergrö-
ßert sich dieses und wird zusammen mit ei-
nem Bilduntertitel angezeigt, bis zum nächs-
ten Klick.
5.3.1 Auswahl der Inhalte
Immer wieder stellte sich während der Pro-
duktion die Frage, wie viel Information der
Nutzer bekommen möchte und wie viel er
bekommen darf.
Essentiell ist bei den Informationspunkten
natürlich das Tagesprogramm. Was wird
wann wo gemacht?
Doch das alleine wäre etwas zu einfach. Nicht
nur, weil damit kein Mehrwert gegenüber
dem Katalog bestehen würde, sondern auch,
weil sich die CD-ROM ja eigentlich aufs Blatt
geschrieben hat, einen anderen, tieferen Ein-
druck der Touren zu geben.
Daher wurden noch zusätzlich Texte mit auf-
genommen, welche den Hintergrund eines
Ortes und der dort lebenden Menschen wie-
dergeben.
Diese bemühen sich jedoch (mehr oder min-
der erfolgreich) darum, nicht zu viel preis-
zugeben, schließlich soll der potentielle Rei-
sende nicht dem Reiseführer Konkurrenz
machen können (vgl. Abb. 34).
Abb. 34: Diese Infobox gehört zu einer Stadt und
Kulturstätte (die beiden Symbole neben dem Titel).
Momentan wird der Zusatztext angezeigt.
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Eine weitere Abstufung wurde eingebaut,
indem die Hintergrundinformationen nicht
sofort sichtbar sind, sondern erst nach einem
Klick auf das erhabene (blaue!) Buchsymbol.
So kann jeder Nutzer für sich entscheiden, ob
er wirklich die tiefer gehenden Informationen
lesen möchte oder nicht.
Genauso wurden die Fotos mit Bedacht aus-
gewählt. Nicht jeder Tempel und nicht jedes
Landschaftspanorama ist in voller Größe zu
betrachten.
Wie bereits im Kapitel 3.3 erläutert, werden
hier bevorzugt Bilder der lokalen Bevölkerung
gezeigt.
Natürlich können dem Nutzer nicht konse-
quent alle Attraktionen vorenthalten werden,
sonst entsteht am Ende eventuell das Gefühl,
eigentlich gar nichts von der Tour gesehen zu
haben.
Die wichtigsten Punkte werden also schon
gezeigt, aber eben aus einem möglichst un-
gewöhnlichen Blickwinkel.
Letztlich entscheidet aber natürlich das vor-
handene Fotomaterial.
Um die bereits große Auswahl an Bildern von
CHINA BY BIKE noch zu erweitern, hat der
Autor bei Bedarf auch einige seiner eigenen
Fotos verwendet.
5.3.2 Skripten mit Director: dynamisch erstellte Infoboxen
Die simpelste Herangehensweise an die Info-
boxen wäre gewesen, für jede mögliche Box
je einen Textdarsteller für Tourablauf, Hin-
tergrundinfo und Titel anzulegen, einen Hin-
tergrundkasten in der zu Text und Bildern
passenden Größe und alles zusammen mit
den Icons und den Thumbnails unsichtbar an
einer angemessenen Stelle zu platzieren.
Bei Klick auf einen Titel in der Karte würden
die dazugehörigen Sprites angezeigt werden.
Im Prinzip möglich, doch letztlich auch sehr
starr. Eine Änderung der Darstellungsweise,
um beispielsweise mehr als nur drei Bilder
unterzubringen, würde in echte Arbeit ausar-
ten, da wirklich jeder Kasten nachzubearbei-
ten wäre.
Deshalb werden die Boxen dynamisch erstellt,
immer der jeweiligen Situation angepasst.
Vorgefertigt liegen lediglich die einzelnen
Sprites für Titel, Thumbnails, Texte usw. un-
sichbar neben der Bühne.
Im Kartenbild liegen bis zu acht transparente
Rechtecke über den anklickbaren Titeln, de-
nen je nach momentanem Bildschirm (also
dem Standort innerhalb der Tour) ein anderes
Skript zugewiesen wurde. Für jeden Standort
gibt es somit ein solches Skript (vgl.
Abb. 35).
Abb. 35: Jeder Standort verfügt über ein Skript, welches je nach selektiertem Sprite die Variablen anders setzt.
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Dieses Skript enthält die Inhalte, die an die
Infobox weitergegeben werden sollen.
Je nachdem, welches der acht Rechtecke an-
geklickt wird, werden andere Informationen
weitergegeben.
Die Weitergabe geschieht über folgende Vari-
ablen:
- Titel
- Bilderanzahl
- Bild-Text 1, eventuell zu Bild 2 und 3
- Text zur Tourroute
- eventueller Text zum Hintergrund
- erste und eventuelles zweites Icon
- Nummer des angeklickten Buttons
- Code für die Position, an der die Box
erscheinen soll (etwa „LU“ für links/
oben oder „RU“ für rechts/unten“)
Ein Filmskript empfängt diese Daten und füt-
tert die Sprites bzw. die Darsteller der Info-
box damit (vgl. Abb. 36).
Dabei entstehen einige Abhängigkeiten.
Die Darsteller-Namen für die Fotos und deren
Thumbnails leiten sich beispielsweise von der
Nummer des Standorts und der des ange-
klickten Buttons und der Bilderanzahl ab.
Beispielsweise lautet der Name des zweiten
Thumbnails, des siebten Buttons (Sprite 80)
in der Szene 16 „foto_16_80_2_thumb“ (die
Badeszene vom Erhai bei Dali).
Dieser Name wird aus den Variablen folgen-
dermaßen konstruiert:
Sprite(96).member = "foto_" & standort & "_" & i_button & "_2_thumb". Sprite(96) ist der Platzhalter des zweiten
Thumbnails, die Variable standort kommt von
einem Filmskript und i_button wurde vom
zuvor beschriebenen Skript geschickt.
Positionen werden in Abhängigkeit bestimm-
ter Sprites gesetzt.
Zuerst wird der Titelbalken an seine Position
gesetzt, wobei für das Wohin je nach ge-
schicktem Positions-Code eine von fünf be-
stimmten Standardkoordinaten genutzt wird.
Grob gesagt werden daraufhin alle anderen
Positionen in Abhängigkeit von diesem Bal-
ken bestimmt.
Dabei ergibt sich ein Problem: Director „weis“
erst nach einem erfolgten exitframe, dass sich
die Position des Titelbalkens geändert hat.
Darum muss an verschiedenen Stellen im
Skript der Befehl updateStage ausgeführt
werden, welcher die Bühne neu zeichnet.
Dies muss immer dann getan werden, wenn
Positionen oder Größen der zuvor veränder-
ten Sprites abgefragt werden.
Ansonsten würden sich die in Abhängigkeit
zu anderen Sprites gesetzten Sprites noch
immer an den alten Werten orientieren.
Abb. 36: Dieses Filmskript (Ausschnitte) wechselt die Darsteller der Platzhalter aus. Sprite 82 ist der Titelbal-
ken, der hier (oben) seine Koordinaten erhält. Unten wird relativ dazu ein weiteres Sprite positioniert.
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TECHNISCHE FACHHOCHSCHULE BERLIN – STUDIENGANG KARTOGRAPHIE – DIPLOMARBEIT VON MARTIN VIGERSKE 41
Da das Neuzeichnen der Bühne, vor allem bei
langsamen Rechnern, nicht gerade schnell
abläuft, sollte mit dem Befehl sparsam umge-
gangen werden. Es sollten sich möglichst
viele Werte auf die ersten gesetzten Sprites
beziehen, nach denen dann ein updateStage
durchgeführt werden kann.
Eine weitere Besonderheit betrifft den Text.
Diesen per Variable einzusetzen gestaltet
sich nicht ganz so simpel.
Normalerweise wird der Inhalt eines Text-
Darstellers über member(„name“).text = „Text“ geändert. Leider können hierbei keine Forma-
tierungen (insbesondere Absätze) eingefügt
werden.
Daher muss der Befehl member(„name“).html bemüht werden, welcher nicht den reinen
Text, sondern das jeweilige HTML-Pendant
ersetzt. Siehe dazu auch die Skript-Zeilen 19
und 20 in der Abb. 35.
Die Schriftarten, die über <font face=’…’> ge-
setzt werden, müssen in Director existieren.
<BR> ist der HTML-Code für einen Absatz.
Schriftgröße und Ausrichtung lassen sich so
nicht setzen, dies geschieht danach durch
zwei Lingo-Befehle:
member("info_text").alignment = #full member("info_text").fontSize = 11
Diese Art und Weise, die Infoboxen zu erstel-
len, erfordert zwar erheblich mehr Denkar-
beit, da jede Eventualität (drei/keine Bilder,
ein Hintergrund-Text, …) durchdacht sein
will, lohnt sich aber unbedingt, zumindest
wenn viele derartige Boxen eingebaut werden
sollen.
Falls das Design der Boxen geändert werden
muss, brauchen nur die entsprechenden Wer-
te manipuliert zu werden.
Sämtliche Boxen werden nun nach dem neuen
Muster erzeugt.
5.4 Streckenabschnitte mit Höhendiagrammen
Zu sämtlichen Rad- und Wanderstrecken las-
sen sich Höhendiagramme anzeigen.
Wenn der Nutzer mit dem Mauszeiger über
eine Teilstrecke fährt, leuchtet diese auf und
es wird nach einem Mausklick das entspre-
chende Profil dargestellt (vgl. Abb. 37).
Für die Selektion der Streckenabschnitte wur-
de die Ansicht einer jeden Teilstrecke für die
einzelnen Standorte in Freehand mit einer
dicken Linie nachgezeichnet und als Flash
transparent über das Bild gelegt.
Bei mouseEnter wird der jeweilige Abschnitt
sichtbar. Ein Klick führt zum entsprechenden
Höhendiagramm.
5.4.1 Erzeugung der Höhendiagramme aus GPS-Daten
CHINA BY BIKE hat von sämtlichen Touren
GPS-Aufzeichnungen gemacht.
Diese Daten lassen sich einfach in Excel ein-
lesen und in ein Höhendiagramm umwandeln.
Das Freeware-Programm GPS-Babel (erhältlich
über http://www.gpsbabel.org) versteht sich
auf die Konvertierung der verschiedensten
GPS-Formate.
Abb. 37: Höhenprofil der Strecke Lijiang-Jianchuan
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TECHNISCHE FACHHOCHSCHULE BERLIN – STUDIENGANG KARTOGRAPHIE – DIPLOMARBEIT VON MARTIN VIGERSKE 42
Das Tool wurde genutzt, um die im GPS-
Format GPX vorliegenden Daten in einen ein-
fachen Text-File umzuwandeln.
Dieser enthält, durch Leerzeichen getrennt,
den Rechts- und Hochwert, sowie die Höhe
eines jeden Punktes.
Mittels Excel werden die Abstände zwischen
den Punkten errechnet. Diese Werte bilden
aufsummiert den X-Wert für das Höhendia-
gramm (Kilometerangabe) (vgl. Abb. 38).
Die Höhe ergibt den Y-Wert.
Um zwischen den einzelnen Diagrammen
einen Bezug zu erkennen, wurde für jedes
Diagramm die gleiche Y-Skalierung verwen-
det. In 200m-Schritten reicht die Skala von
1800m bis 3400m (bis auf das Diagramm am
Anfang der Tour, welches von 1900m bis
3500m geht).
Dadurch ist immer zu erkennen, wie hoch der
jeweilige Abschnitt liegt und es lässt sich
leicht einschätzen, ob eine Strecke an-
spruchsvoller ist als eine andere.
Nicht gleichmäßig wurde die X-Skala skaliert,
da beispielsweise eine 25km-Strecke so wirk-
lich sehr klein im Verhältnis zu einer 90km-
Strecke wäre.
Die X-Skalierung ist aber auch rein optisch
gut wahrzunehmen, und zwar durch die un-
terschiedlichen Abstände der senkrechten
Linien.
In Freehand wurden die Diagramme weiterbe-
arbeitet. Kleine Markierungslinien zeigen die
Positionen signifikanter Punkte, zumindest
Anfang und Ende der Teilstrecken.
Der Farbverlauf im Hintergrund soll dabei
helfen, die Höhe, in der eine Teilstrecke ver-
läuft, einzuschätzen, ohne auf die Zahlen
schauen zu müssen. Jede Farbe entspricht
immer genau einem Höhenintervall.
5.4.2 Praxis-Tipps: Flash-Nachteil – Unbrauchbarkeit von invisible
Die Höhendiagramme wurden nicht als Bit-
map, sondern wieder als Flash eingefügt, da
sie so weniger Platz brauchen und auch bes-
ser ausschauen.
Genau wie bei den Infoboxen steht auch für
das Höhendiagramm ein einziges Sprite zur
Verfügung, welches auf Wunsch mit einem
bestimmten Darsteller besetzt und sichtbar
geschaltet werden kann.
Hier konnte das Flash bei Deaktivierung je-
doch nicht einfach auf invisible geschaltet
werden.
Normalerweise müsste das Sprite dadurch
nicht nur transparent werden, sondern auch
keine Handler wie beispielsweise mouseUp
auslösen. Doch genau das ist der Fall.
Im invisible-Modus bleibt ein Flash sensibel
für alles, was irgendwie einen Handler auslö-
sen könnte und zwar innerhalb des ganzen
gedachten Rechtecks um das Sprite (was in
dem Beispiel der Höhendiagramme identisch
Abb. 38: In Excel wird aus den Differenzen von
Rechts- und Hochwert der Abstand zweier Punkte
berechnet (untere Formel). Die Summe ergibt den
jeweiligen Abstand zum Start (obere Formel).
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mit dem Inhalt ist), nicht nur in den eigentli-
chen Bereichen mit Inhalt (beispielsweise bei
der Trapez-Grafik der Kamerawinkel) (vgl.
Abb. 39).
Daher bleibt nichts anderes übrig, als das
Sprite bei Deaktivierung in den Bereich außer-
halb der Bühne zu schieben und bei Bedarf
jedes Mal wieder zurückzuholen.
5.5 Selbstablaufende Demo
Um einen ersten Eindruck von einer Tour zu
erhalten, ohne sich groß in die Funktionen
der Tourvorstellung einarbeiten zu müssen,
sowie zum Abspielen auf Messen eignet sich
der Demo-Modus gut.
Nach dem Start (Schriftzug unten rechts im
Startbild) werden jeder Standort der Tour
angespielt, ein bis zwei Infoboxen pro Bild-
schirm und jeweils ein Foto geöffnet.
Dabei geht es nicht in erster Linie darum, die
Texte zu lesen, sondern nur einen Eindruck
zu gewinnen, ein Gefühl für die Tour.
Im Hintergrund spielt leise der chinesische
Song „Roter Lappen“ von Volker Härings Chi-
na-Rock-Band „Der Alptraum der Roten Kam-
mer“ (die Rechte liegen bei CHINA BY BIKE).
Auch hier wurde für den Sound wieder ein
externes MP3 verwendet, diesmal jedoch in
etwas schwächerer Tonqualität, da die Musik
nur leise im Hintergrund spielt und weil für
die Darstellung der Bühne ein wesentlicher
Teil der Rechenkapazität genutzt wird:
22050Hz, Mono, 32kbit/sec.
Auf einem 400Mhz-PC bewirkte die Nutzung
eines MP3s nur etwa zwei Sekunden Verzöge-
rung im Gegensatz zur Nutzung eines WAVs.
Die Nutzung eines internen Sound-Files wirk-
te sich beim Abspielen zwar in etwa zehn
Sekunden aus, jedoch müsste der Anwender
beim Start der Demo etwa fünf bis sechs Se-
kunden warten, bis die Musik geladen ist.
5.5.1 Skripten mit Director: Ereignisse auslösen
Die Umsetzung gelang durch ein einfaches
Skript.
Bei Klick auf den Schriftzug verwandelt sich
der Mauszeiger in einen Stop-Cursor, da die
Demo durch einen einfachen Klick an beliebi-
ger Position abgebrochen werden kann.
Damit nichts anderes angeklickt werden
kann, liegt ein transparentes Rechteck über
der Bühne, welches alle Befehle abfängt.
In dem Filmskript wird ständig der aktuelle
Standort abgefragt und nach etwa zwei bis
drei Sekunden ein Ereignis ausgelöst.
Sämtliche Ereignisse starten dadurch, dass
einem Button vorgegaukelt wird, der Nutzer
hätte auf ihn geklickt.
Mit dem Befehl sendsprite(77, #mousup) wird
beispielsweise dem Sprite 77 der Befehl
mouseUp gesendet. In diesem Fall ist Sprite
77 eines der transparenten Rechtecke, die
Abb. 39: Wenn dieses Flash deaktiviert wird, bleibt
nicht nur die Ellipse sensibel für Mausereignisse,
sondern alles innerhalb des schwarzen Rechtecks.
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über den Titelschriften in den Karten liegen
und über die der Nutzer die Infoboxen aufru-
fen kann (vgl. Abb. 40).
Da die Kamerafahrten durch die verschiede-
nen Hardware-Voraussetzungen der Nutzer
und natürlich den Speed-Button unterschied-
lich lange dauern, lässt sich nicht voraus-
sagen, wann ein bestimmter Standort genau
erreicht wird.
Daher wird nach jedem ausgelösten Ereignis
die interne Zeit auf Null gesetzt und es wer-
den von neuem die Millisekunden gezählt.
Genau aus den gleichen Gründen lässt sich
nicht genau bestimmen, wann das Ende der
Demo erreicht ist.
Somit kann das Lied im Hintergrund nicht auf
eine passende Länge gekürzt werden, um es
dann zum Ende hin auslaufen zu lassen.
Um dennoch ein zu abruptes Ende zu ver-
meiden, vermindert das letzte ausgelöste
Ereignis schrittweise die Lautstärke und be-
endet dann die Demo durch Rückkehr zum
Startbildschirm.
5.6 Hilfe
Traditionell steht das Fragezeichen für den
Zugang zur Hilfe.
Der Hilfebildschirm zeigt eine verkleinerte
Version einer typischen Szene aus der An-
wendung.
Sämtliche Tour-spezifischen Buttons werden
kurz erläutert, ebenso die Tastaturkomman-
dos und die Index-Karte.
Auch die Legende findet sich hier. Sowohl die
Icons, als auch die Signaturen aus der Karte
werden benannt (vgl. Abb. 41).
Letztere wurden in einer Draufsicht abgebil-
det, welche zwar in dieser Form selten zu
sehen ist, die Signatur jedoch sehr klar und
deutlich zeigt.
Abb. 40: Dieses Filmskript (Ausschnitt) steuert den Ablauf der Demo.
Abb. 41: Der Ausschnitt aus der Hilfe zeigt unter
anderem die Legende.
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6 3D-KARTE: GRASS GIS, FREEHAND, PHOTOSHOP
Schon vor der Entscheidung für eine 3D-Karte
stand fest, dass nicht nur mit klassischen
Kartographen-Werkzeugen wie Freehand ge-
arbeitet werden könnte.
Da es zu den meisten Gebieten, in denen die
Touren von CHINA BY BIKE liegen, keine, oder
nur sehr alte Karten mit großem Maßstab
gibt, mussten Satellitenbilder genutzt wer-
den, auf denen wichtige Straßen und Ort-
schaften in ihrem heutigen Ausmaß zu er-
kennen sind.
Spätestens die Nutzung von Höhendaten und
die Kombination aller Daten machen Software
wie ArcGIS von Esri oder Erdas Imagine not-
wendig.
6.1 Esri-Alternative: GRASS GIS
Aus (bereits erläuterten) Kostengründen
stand jedoch für diese Arbeit keines der bei-
den Programme zur Debatte.
Einzig das inzwischen recht preisgünstig er-
hältliche ArcView wäre eine Alternative gewe-
sen, doch dazu kämen noch einige Erwei-
terungen wie der 3D-Analyst.
Außerdem können die 3D-Fähigkeiten der
Software nicht wirklich überzeugen und ob
ein so altes Programm mit solch riesigen Da-
tenmengen, wie sie bei diesem Projekt nötig
sind, problemlos umgehen könnte, müsste
erst noch überprüft werden.
Daher wurde davon abgesehen und sich nach
kostengünstigen Alternativen umgeschaut.
Die Entscheidung fiel auf die kostenfreie und
äußerst vielseitige GIS-Software GRASS GIS
(Geographic Resources Analysis Support Sys-
tem GIS).
Ähnlich anderen Projekten, wie das über die
GNU general public licence frei erhältliche
Betriebssystem Linux, funktioniert auch das
frei erhältliche GRASS GIS nach dem Prinzip
Jeder-für-Jeden. Jeder kann die Software frei
und ohne Einschränkungen nutzen und sie
auch nach eigenen Vorstellungen modifizie-
ren und erweitern.
Ein Grundprinzip freier Software ist es, dass
zu jedem Modul auch der unkompilierte
SourceCode (also der reine Programm-Code)
verfügbar gemacht werden muss, was auto-
matisch zu einem eigenständigen Anwachsen
der Software führt, da es so möglich ist, Teile
eines Moduls zu erweitern oder anderweitig
zu nutzen.
Unter http://grass.itc.it findet sich die offi-
zielle Homepage, woher sich auch neue Ver-
sionen (also Zusammenstellungen der vielen
Module) beziehen lassen.
Abb. 42: GRASS GIS Logo (Grafik von der offiziellen
Homepage: http://grass.itc.it)
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TECHNISCHE FACHHOCHSCHULE BERLIN – STUDIENGANG KARTOGRAPHIE – DIPLOMARBEIT VON MARTIN VIGERSKE 46
Ursprünglich war GRASS vom amerikanischen
Militär entwickelt worden, hat sich inzwischen
jedoch verselbständigt und wird nun, laut der
oben genannten Website, weltweit von aka-
demischen, kommerziellen und Regierungs-
einrichtungen genutzt, unter anderem von
NASA, NOAA, USDA, DLR, CSIRO, dem Natio-
nal Park Service, dem U.S. Census Bureau und
der USGS.
Das auf Unix basierende Programm versteht
sich auf typische GIS-Fähigkeiten wie
- den Umgang mit und die Analyse von
räumlichen Informationen,
- die Verarbeitung und Erzeugung von
Bild- und Vektordaten,
- den Im- und Export bekannter Forma-
te wie Shape oder GeoTiff,
- die Produktion von thematischen so-
wie topographischen Karten und
- die Darstellung in 2D und 3D.
Da es durch die freie Struktur von GRASS
jedem möglich ist, seine eigenen Module zu
schreiben, gibt es auch einige sehr spezielle
Anwendungen wie beispielsweise die Simula-
tion der Ausbreitung von Wildfeuer.
Für dieses Projekt wurde GRASS GIS genutzt,
um die verwendeten geographischen Daten
für die Digitalisierung, welche in Freehand
stattfand, aufzubereiten und deckungsgleich
(in der selben Projektion) auszugeben.
Die so erstellten Roh-Karten wurden in GRASS
als Textur genutzt, um in Kombination mit
den Höhendaten die Animation der 3D-Karte
zu erstellen.
6.2 Genutzte Materialen
Für die Erstellung der Karten wurden Satelli-
tenbilder, topographische Karten, SRTM-
Höhendaten und die GPS-Aufzeichnungen von
CHINA BY BIKE genutzt.
Im Anhang finden sich eine graphische Über-
sicht zu dem Gebiet, unter anderem mit ein-
gezeichneten Landsat-Szenen, GPS-Aufzeich-
nungen und UTM- und Gradgitter.
6.2.1 Landsat-Satellitenbilder
Als Satellitenbilder wurden frei erhältliche
Szenen des Satelliten Landsat genutzt.
Landsat umkreist die Erde in einem polnahen
Orbit und vollendet alle sechzehn Tage einen
Scan-Zyklus.
An Board befindet sich der Multi-Spektral-
Sensor ETM+ (Enhanced Thematic Mapper).
Dieser ist in der Lage, bis zu acht verschiede-
ne Licht-Spektren (Bänder) aufzunehmen.
Je nach Spektrum liegen die Bilder später in
einer von drei Auflösungen vor:
15 m: panchromatische Aufnahme
(vgl. Abb. 43)
30 m:
- rotes, grünes, blaues Licht
- nahes Infrarot
- zwei Bänder des mittleren Infrarots
60 m: Thermalstrahlung
Abb. 43: Tigersprungschlucht, panchromatisch
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TECHNISCHE FACHHOCHSCHULE BERLIN – STUDIENGANG KARTOGRAPHIE – DIPLOMARBEIT VON MARTIN VIGERSKE 47
Letztlich verwendet wurden die Kanäle für
grünes Licht, nahes Infrarot und der erste für
mittleres Infrarot.
Der panchromatische Kanal konnte genutzt
werden, um die anderen zu schärfen.
Bei Satellitenbildern besteht natürlich immer
die Gefahr, dass Wolken wichtige Teile des
Gebietes verdecken. Die hier genutzten Daten
waren davon jedoch nur wenig betroffen.
Im Internet zu beziehen sind die Landsat-
Szenen unter http://glcf.umiacs.umd.edu.
Die offizielle Seite von Landsat ist
http://landsat.usgs.gov.
6.2.2 Sowjetische Generalstabskarte
Da Radtouren nicht immer entlang der brei-
testen Straßen und Wege führen und die 3D-
Karte das Gelände recht detailliert abbilden
soll, musste die topographische Karte einen
möglichst großen Maßstab haben.
1 : 1 000 000 reicht auf keinen Fall aus, selbst
1 : 500 000 ist hart an der Grenze.
In größeren Maßstäben gibt es jedoch nur
sehr wenig, vor allem, da die meisten Touren
von CHINA BY BIKE nicht in den touristisch
besser erschlossenen Regionen (beispielswei-
se die Ostküste Chinas) liegen.
Das einzige flächendeckende Kartenwerk im
Maßstab 1 : 200 000 ist die für die ganze
Welt verfügbare Sowjetische Generalstabskar-
te (vgl. Abb. 44).
Leider wurde dieses Kartenwerk zwischen
Ende der 50er und Anfang der 90er gefertigt
und ist somit reichlich unaktuell. Gerade in
China hat sich nach dem Umbruch 1990 viel
getan.
Die Infrastruktur ist heute selbst in den ent-
legensten Gegenden Yunnans (wo die Bei-
spieltour verläuft) eine ganz andere.
Insofern konnten die Karten nur ein Anhalt
sein, sie wurden immer in Kombination mit
dem Satellitenbild genutzt.
Das Kartenwerk ist auch in anderen Maß-
stäben verfügbar, doch beispielsweise in
1 : 100 000 nicht flächendeckend, sondern
nur für Gebiete von besonderer (militärischer)
Bedeutung.
Wie üblich bei russischen Karten verwendet
die Sowjetische Generalstabskarte das Gauss-
Krüger-Netz (mit 6°-breiten Streifen), in Kom-
bination mit einer transversen Mercator-Pro-
jektion.
Zugrunde liegt das Krassovski-Ellipsoid, mit
dem Datum Pulkovo 1942.
Ein Blatt umfasst ein Gebiet von 1° Breite und
40’ Höhe.
Käuflich erwerben lassen sich die Karten beim
Expeditionsservice Därr unter:
http://www.daerr.de.
Weiterhin führt die Staatsbibliothek in Berlin
dieses Kartenwerk.
Abb. 44: Sowjetische Generalstabskarte im Maßstab
1 : 200 000, gleicher Ausschnitt wie in Abb. 43
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6.2.3 SRTM-Höhendaten
Im Auftrag der National Aeronautics and
Space Administration (NASA) und der Natio-
nal Geospatial-Intelligence Agency (NGA)
führte das Space Shuttle Endeavour im Febru-
ar 2000 die „Shuttle Radar Topography
Mission“ (SRTM) aus.
An Bord befand sich ein spezielles Radar-
Gerät, welches die Struktur der Erdoberfläche
in einer Auflösung von 90m erfasste.
Die verwendete Technik hat zwar den Vorteil,
von der Bewölkung unabhängig zu sein, je-
doch hat Radar Schwierigkeiten mit sehr steil
abfallendem Gelände. Wenn die Radar-
Strahlen nicht direkt von oben beispielsweise
in eine Schlucht reichen, werden die Strahlen
von einer der steilen Wände abgehalten und
an den Koordinaten des Bodens der Schlucht
ist im Bild nur ein Datenloch (der so genannte
Radarschatten) zu sehen (vgl. Abb. 45).
Entsprechend kam es bei den verwendeten
Daten zu einem solchen Radarschatten bei
der Tigersprungschlucht, einem wesentlichen
Teil der Tour „Südlich der Wolken“ (siehe Ka-
pitel 6.3.6).
Die Daten können frei aus dem Internet gela-
den werden. GLCF bietet die Daten in der
gleichen Kachelung an wie ihre Landsat-
Szenen: http://glcf.umiacs.umd.edu.
Besser ist jedoch die Verwendung der NASA-
Originale: ftp://e0mss21u.ecs.nasa.gov/srtm.
Die Kacheln fallen hier zwar wesentlich klei-
ner aus (1° mal 1°), jedoch wurden sie nicht
nachbearbeitet.
Ein Vergleich der NASA- mit den GLCF-Daten
zeigt, dass erhebliche Abweichungen auftre-
ten. Es kommt teilweise zu Lagedifferenzen
von bis zu 300m. Da dies lokal auftritt und es
sich nicht um eine gerichtete Verschiebung
des ganzen Gebietes handelt, können die
Daten nicht so einfach angepasst werden.
Die GLCF erwähnt dies auf ihrer Homepage,
schreibt es jedoch wage technischen Proble-
men bei der Aufzeichnung zu.
Da allerdings die NASA-Daten wesentlich bes-
ser mit den anderen Daten zusammenpassen,
ist anzunehmen, dass diese Differenzen bei
der Neuprojektion von der GLCF entstanden.
6.3 Datenaufbereitung mit GRASS GIS
In Vorbereitung zu dieser Diplomarbeit mach-
te sich der Autor mit GRASS vertraut.
Da die Software auf Unix basiert, findet sie in
erster Linie auf Linux-Rechnern Anwendung.
Die Windows-Version war damals nur leidlich
attraktiv, verweigerte sie doch bei vielen Auf-
gaben noch den Dienst. Es handelte sich
hierbei auch nicht um eine „echte“ Windows-
Portierung, sondern um eine Version, die mit
dem Programm Cygwin (eine Art Linux-
Emulator) betrieben wurde.
Seit Ende Februar 2005 das neue GRASS6
erschienen ist, können aber auch Windows-
Abhängige GRASS GIS in seinem ganzen Um-
Abb. 45: Die SRTM-Daten (Tigersprungschlucht)
weisen stellenweise große Datenlücken auf.
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fang nutzen. Hier sei die ISO von Marco Lech-
ner empfohlen, welche neben GRASS 6.1 auch
Cygwin enthält:
http://www.geographie.uni-freiburg.de/
~mlechner/CygwinGRASS/.
Diese Tatsachen seien erwähnt, um verständ-
lich zu machen, wie GRASS funktioniert und
warum die graphische Oberfläche (vgl. Abb.
46) nicht immer der einzige Weg zum Ziel ist.
Im folgenden Text wird daher immer das
verwendete Modul und einmalig auch das
jeweilige Menü genannt. Die genaue Befehls-
zeile, die den graphischen Menüs zu Grunde
liegt, wird hier nicht wiedergegeben, da das
online verfügbare Manual diese sehr gut er-
läutert: http://grass.itc.it/gdp/manuals.php.
6.3.1 Prinzip von Locations
Ähnlich wie bei den Esri-Produkten befindet
sich der Anwender immer in einem vorher
definierten Raum mit ganz bestimmter Pro-
jektion.
Bei GRASS spricht man von einer Location, die
ganz zu Anfang definiert werden muss. Die
Definition umfasst neben der Projektion (inkl.
Ellipsoid und Datum) noch die Standard-
Region, also die geographischen Koordinaten
des Gebietes in dem sich die Szene stan-
dardmäßig befindet.
Diese Definition lässt sich entweder manuell
eingeben, oder man greift auf einen so ge-
nannten EPSG-Code zurück, welcher alle gän-
gigen Kombinationen enthält.
So lange sich der Nutzer in einer solchen
Location aufhält, kann er nur mit Daten der
gewählten Projektion arbeiten bzw. muss er
alle anders (oder gar nicht) projizierten Daten
in diese Projektion umwandeln.
6.3.2 Satellitenbilder einlesen und aufbereiten
Bevor die Satellitenbilder und die anderen
Daten eingelesen werden konnten, musste
erst eine passende Location geschaffen wer-
den.
Da die meisten Daten in UTM projiziert wa-
ren, sollte auch das Endprodukt diese Projek-
tion verwenden.
Der EPSG-Code für die UTM-Projektion in der
Zone 47 (Bereich Yunnans, zwischen 96°E und
102°E) lautet nach der EPSG-Tabelle 32647
(zu finden unter cygwin\usr\share\proj\epsg)
und ist dort folgendermaßen definiert:
+proj=utm +zone=47 +ellps=WGS84
+datum=WGS84 +units=m +no_defs.
Die Namen der meisten Befehle in GRASS
folgen einem bestimmten Schema. r.in.gdal ist beispielsweise der Befehl zum Import ver-
Abb. 46: graphische Oberfläche von GRASS 6.1 für
Windows, mit geladenen Vektor-Daten
EXEMPLARISCHE UMSETZUNG DES RADTOURENANGEBOTS EINES REISEVERANSTALTERS IN EINE MULTIMEDIA-ANWENDUNG KAPITEL 6
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schiedener Raster-Formate mittels der
Schnittstelle GDAL.
Das r steht dabei für Raster, andere Befehle
fangen beispielsweise mit v (vector), db (da-
tabase), i (imagery) oder g (general) an.
Nach dem ersten Teil folgt immer ein Punkt,
wonach der zweite und manchmal noch ein
dritter Teil folgen, welche den eigentlichen
Inhalt des Befehls umschreiben.
GDAL unterstützt zahlreiche Raster-Formate,
wie beispielsweise Arc/Info Grid, TIFF / Geo-
TIFF, Erdas Imagine oder MrSID.
Die einzelnen Kanäle der als GeoTiff vorlie-
genden Satellitenbilder wurden mit r.in.gdal (im Menü unter File/Import/Raster map/GDAL
zu finden) importiert.
Das Modul i.fusion.brovey (Image/Brovey
transformation) erlaubt die Erschaffung eines
Falschfarbenbildes, unter Verwendung des
zweiten Kanals (grünes Licht), des vierten
(nahes Infrarot) und des fünften (mittleres
Infrarot).
Mit dem höher aufgelösten panchromatischen
Kanal wurde das Bild zusätzlich geschärft.
Die oft genutzte IHS-Transformation wandelt
das schlechter aufgelöste RGB-Bild in IHS um
und verwendet nur Farbe und Sättigung (Hue
und Saturation) für das endgültige Bild, wäh-
rend für die Intensität der Grauwert des hoch
aufgelösten panchromatischen Kanals ge-
nutzt wird.
Die Brovey-Transformation geht anders vor.
Sie wandelt die drei Kanäle nicht in IHS um,
sonder nutzt sie direkt als RGB-Kanäle und
mischt den panchromatischen Kanal in der
Berechnung der drei neuen RGB-Kanäle mit
unter.
Dazu verwendet sie folgende drei Formeln:
Rot:
Kanal 5 / (Kanal 2 + Kanal 4 + Kanal 5) * Pan
Grün:
Kanal 4 / (Kanal 2 + Kanal 4 + Kanal 5) * Pan
Blau:
Kanal 2 / (Kanal 2 + Kanal 4 + Kanal 5) * Pan
Durch die doppelt so feine Auflösung des
panchromatischen Kanals wurden immer vier
von dessen Pixel verwendet, die alle mit dem
gleichen gröber aufgelösten Pixel der ande-
ren drei Kanäle gemixt wurden.
Nach diesem Prozess stand das Bild, in die
drei Farbkanäle Rot, Grün und Blau aufgeteilt,
zur Verfügung. Die Kanäle konnten über den
Befehl r.composite (Raster/Manage map
colors/Create color image from RGB files) zu
einem Bild verbunden werden.
So lag das Satellitenbild letztlich als Falsch-
farbenbild in einer Auflösung von 15m vor.
Diese Auflösung bildete die Zielvorstellung
für alle anderen Daten.
Die Farben wirken nach der Brovey-
Transformation sehr natürlich (vgl. Abb. 47).
Abb. 47: Das Satellitenbild der Tigersprungschlucht
wirkt nach der Brovey-Transformation sehr natür-
lich. Die hellblauen Flecke sind Wolken.
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6.3.3 Rektifizierung der topographischen Karten
Da die topographischen Karten nicht in UTM
sondern in 6°-Gauss-Krüger vorlagen, konnten
die Scans nicht in der UTM-Location rektifi-
ziert werden.
Dazu musste also zusätzlich noch eine
Gauss-Krüger-Location geschaffen werden.
Der EPSG-Code 2507 definiert folgende Locat-
ion:
+proj=tmerc +lat_0=0 +lon_0=99
+k=1.000000 +x_0=500000 +y_0=0
+ellps=krass
Der Mittelmeridian (lon_0) liegt bei 99°, x_0
beschreibt die Verschiebung des Nullpunktes
auf 500km, um negative X-Werte zu vermei-
den.
Auch zum Importieren der Scans wurde das
Modul r.in.gdal genutzt. Da es sich dabei um
ein Farbbild handelte (im Gegensatz zu den
Kanälen des Satellitenbilds), wurde dieses
beim Import in die drei Kanäle RGB zerlegt.
Das Modul r.composite wurde daraufhin ge-
nutzt, um die Kanäle wieder in ein Farbbild
umzuwandeln.
Bevor die eigentliche Entzerrung vollzogen
werden konnte, musste sichergestellt werden,
dass die Region, in der gearbeitet wird, wirk-
lich die Karte umfasst. Die Region entspricht
etwa dem Arbeitsbereich von Photoshop.
Ebenen können auch außerhalb davon liegen,
doch die meisten Werkzeuge lassen sich nur
auf den Inhalt des Arbeitsbereiches anwen-
den.
Über den Befehl g.region (GIS/Region/Manage
region) lässt sich die Region in Ausdehnung
und Auflösung (später sehr wichtig) manuell
oder automatisch einstellen. Hier wurde die
Region automatisch nach den Ausmaßen des
Scans eingestellt.
Weitere kleine Schritte waren nötig, um den
Scan vorzubereiten:
- i.group (Image/Develop images and
groups/Create-edit imagery group)
erzeugt aus dem Scan eine so ge-
nannte Gruppe
- i.target (Image/Develop images and
groups/Target imagery group) ver-
bindet die Gruppe mit der momenta-
nen Location
- d.mon (Display/Start display/x0) öff-
net ein Fenster, in dem Grafiken an-
gezeigt werden können
Mit i.points (Image/Rectify and georeference
image group/Set GCP’s from raster map or
keyboard entry) wurde die Gruppe des Scans
geladen.
Dieses Tool öffnete sich in dem zuvor gestar-
teten Display und zeigte oben eine kleine
Version des Scans an, in dem Passpunkte
vergeben werden konnten (vgl. Abb. 48).
Der Befehl „Plot Raster“ könnte rechts ein
bereits eingemessenes Bild anzeigen, an
Hand dessen es möglich wäre, die im Scan
gesetzten Punkte zu georeferenzieren.
Das Satellitenbild gab hierfür jedoch nicht
genügend Anhaltspunkte, da große Teile der
abgebildeten Gebiete über keine oder sehr
wenig Infrastruktur und nur Gebirge verfü-
gen.
Daher mussten die Punkte manuell einge-
messen werden. Über den Befehl Zoom lässt
sich ein vergrößerter Ausschnitt unter dem
Scan abbilden.
So wurden nacheinander dreizehn gut verteil-
te Punkte des Koordinatengitters markiert
und über Tastatureingabe mit den jeweiligen,
am Kartenrand abzulesenden, Gauss-Krüger-
Koordinaten versehen.
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Über den Punkt Analyze lässt sich immer eine
Aufstellung aller vergebenen Punkte und (ab
vier Punkten) den jeweiligen RMS-Error anzei-
gen, also die Abweichung, die ein bestimmter
Punkt von der durch die Transformationsglei-
chung vorhergesehenen Koordinate hat.
Ein hoher Wert spricht nicht zwangsweise
dafür, dass ein Fehler bei der Koordinaten-
Vergabe gemacht wurde, sondern kann auch
ein Hinweis darauf sein, dass die Karte bei-
spielsweise schlecht eingescannt wurde. Und
genau das spielte beim nächsten Punkt eine
Rolle.
Nach der Eingabe der Punkte wurde i.points
geschlossen und i.rectify (Image/Rectify and
georeference image group/Affine and Poly-
nominal rectification) ausgeführt.
Dieses Modul nimmt die eigentliche Entzer-
rung vor. Ein wesentlicher Parameter ist die
Angabe der Transformations-Ordnung. Je
nach Art der Verzerrung muss eine Transfor-
mation erster, zweiter oder dritter Ordnung
durchgeführt werden.
Wie bereits erläutert ist der RMS-Error ein
guter Hinweis. Normalerweise sollte dieser
Fehler möglichst der Größe eines Pixels der
Karte entsprechen oder darunter liegen. Die
Pixel-Größe ist abhängig vom Maßstab der
Karte und der Auflösung des Scans.
Bei 1 : 200 000 und 300 dpi ist ein Pixel
16,93 m breit. Aus 300 Pixel pro Inch (2,54
cm) und 2000 m pro cm ergibt sich die For-
mel (2000*2,54)/300.
Da der RMS-Error jedoch im Allgemeinen
zwischen 20m und 40m lag, war von einem
Fehler beim Scan auszugehen, welcher nur
durch eine Polynomtransformation (dritter
Ordnung) korrigiert werden konnte. Der Scan
musste also nicht nur im Ganzen entzerrt und
gedreht werden, sondern auch noch gebiets-
weise in sich selbst.
Zu solchen Fehlern kann es kommen, wenn
die Karte nicht ganz eben auf dem Scanner
liegt und beispielsweise eine Ecke absteht.
Dafür sprach auch die Tatsache, dass der
Scan an den Rändern leicht gebogen war.
Um eine Transformation dritter Ordnung
durchführen zu können, braucht es mindes-
tens zehn Passpunkte, da die Transformati-
onsgleichung genau so viele Unbekannte
enthält. Laut SHAPIRO (2005) wäre jedoch
eine Überbestimmung besser, um die Genau-
igkeit zu erhöhen.
In diesem Beispiel wurden dreizehn Punkte
gesetzt.
Abb. 48: i.points, mit vergrößerter Tigersprung-
schlucht (unten) und markierten Punkten (grün, für
die Ansicht leicht hervorgehoben)
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Nach der Entzerrung wurde in die UTM-
Location gewechselt.
Über r.proj (Raster/Develop map/Reproject
from other location) konnte der entzerrte
Scan von der Gauss-Krüger- in die UTM-
Location umprojiziert werden.
Ein Vergleich mit dem Satellitenbild zeigte
immer noch kleine Abweichungen, doch han-
delte es sich hier nicht um einen gerichteten
Fehler, sondern um lokal auftretende Abwei-
chungen, beispielsweise bei Flüssen (vgl.
Abb. 49).
Große Straßen stimmten wiederum relativ
genau mit denen im Satellitenbild überein,
weswegen davon auszugehen ist, dass die
restlichen Fehler durch das Alter der Karten
bedingt sind.
6.3.4 SRTM-Daten einlesen
Da von den SRTM-Daten der NASA nur die
Ausmaße in Grad bekannt sind, nämlich 1°
mal 1°, mussten die Daten in eine so genann-
te Latitute/Longitude-Location importiert
werden, die als Maßeinheit Gradangaben
nutzt.
Der EPSG-Code 4030 definiert eine solche
Location und nutzt das WGS84-Ellipsoid:
+proj=longlat +ellps=WGS84 +no_defs.
Das Modul r.in.srtm (File/Import/Raster
map/SRTM hgt files) nutzt direkt die gezipp-
ten hgt-Dateien der NASA, um die SRTM-
Daten in die Location zu importieren.
In der UTM-Location wurde wieder der Befehl
r.proj genutzt, um die SRTM-Daten umzupro-
jizieren. Dieses Mal war es wichtig, als Me-
thode cubic anzugeben. Dabei handelt es sich
um das Verfahren, mit welchem die Grauwer-
te der Ausgangspixelmatrix in die neue
Pixelmatrix umgewandelt werden.
Nearest Neighbor verwendet einfach den
Grauwert des Pixels, in den die betreffende
Koordinate reinfällt.
Die bilineare Interpolation bezieht indes die
Nachbarpixel (in einer zwei mal zwei-Matrix)
mit ein. Je nachdem, wie nahe die Koordinate
an einem Nachbarpixel liegt, wird dessen
Grauwert mehr oder weniger übernommen.
Abb. 49: Die Collage zeigt einen Vergleich der Topomap mit dem Satellitenbild. Beim roten Pfeil geht ein Fluß
nicht gut von Karte in Foto über. Die orangefarbenen Pfeile zeigen eine Straße, mit korrektem Anschluß und
der violette Pfeil zeigt eine Straße, die zu Zeiten der Karte noch nicht gebaut war.
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Die Cubic Convolution funktioniert ähnlich
wie die zuletzt genannte Methode, nur wer-
den hier die Pixel einer vier mal vier-Matrix
berücksichtigt.
Tests mit allen drei Verfahren zeigten, dass
die ersten beiden nicht ausreichend sind.
Es bildete sich ein ziemlich regelmäßiges
Streifenmuster, welches dazu führte, dass die
Geländeoberfläche kleine Stufen aufwies (vgl.
Abb. 50).
Der Nachteil der Cubic Convolution liegt in
der benötigten langen Rechenzeit.
6.3.5 Datenlöcher in SRTM-Daten automatisch füllen
Die meisten Datenlöcher sind klein genug,
dass eine Methode zur automatischen Füllung
durchaus realistische Ergebnisse liefern kann.
r.fillnulls (Raster/Interpolate surfaces/Fill
NULL cells) erfüllt diese Aufgabe. Gebiete
ohne Daten werden in GRASS als NULL cells
bezeichnet.
Das Modul basiert auf v.surf.rst, welches
„regularized splines with tension“ (in etwa:
unter Spannung gesetzte Splines) verwendet.
Im Prinzip wird um den NULL-Bereich ein
Spline gelegt und dieses nach innen zu gezo-
gen. Je nach Spannung reagiert dieses Spline
mehr oder weniger empfindlich auf kleine
Ausbuchtungen des Randgebietes.
Die resultierende Fläche wirkt dabei meist
sehr glatt, da ihr jegliche Unebenheiten des
natürlichen Geländes um sie herum fehlen.
Für die meisten Flächen konnte dieses Ver-
fahren genutzt werden.
Bei größeren Datenlöchern reicht die automa-
tische Interpolation leider nicht mehr aus.
Die Tigersprungschlucht ist so ein Fall, bei
dem sowohl eine komplette Seite als auch der
Boden im Radarschatten liegen und dieses
Gebiet so groß ist, dass die automatische
Interpolation nicht mehr greift (vgl. Abb. 51).
Das Spline, welches entlang des Randes ge-
legt wurde, lief praktisch ins Leere, weil es zu
weit in den Schattenbereich reichen musste
ohne auf eine Gegenseite zu treffen. Dadurch
bildeten sich große Stufen im Gelände.
Abb. 50: Die Abbildung zeigt einen Vergleich der beiden Umprojizierungsmethoden. Die Pfeile markieren die
markanten Stufen, die sich bei Nearest Neighbor im Abstand von etwa 1200m bilden.
Abb. 51: die Tigersprungschlucht, links mit Datenlöchern und rechts nach automatischer Korrektur
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6.3.6 Datenlöcher in SRTM-Daten manuell füllen
In solchen Fällen führt kein Weg an einer ma-
nuellen Korrektur vorbei.
Hierfür konnten die topographischen Karten,
welche über ein detailliertes Höhenliniennetz
verfügen, als Digitalisierungsunterlage ver-
wendet werden.
Als erstes wurden automatisch aus den SRTM-
Rohdaten von der fraglichen Stelle Höhenli-
nien erzeugt.
Dazu musste mit g.region die Auflösung auf
die der SRTM-Daten (90m) runtergestellt wer-
den, da sich sonst Stufen bilden würden.
Ebenfalls mit g.region oder grafisch über das
Display mit d.zoom wurde die Arbeitsfläche
auf das Gebiet unmittelbar um das fragliche
Datenloch herum begrenzt.
r.contour (Raster/Generate vector contour
lines) berechnete die Höhenlinien des Gebiets
als Vektor-Daten. Dabei war es wichtig, dass
ein geringes Höhen-Intervall von 10 m ge-
nutzt wurde. Ein größeres Intervall hätte zu
viele Details des Geländes geschluckt, weni-
ger hätte die Bearbeitung unnötig erschwert.
Mit g.region wurde die Auflösung wieder auf
15 m zurückgestellt und v.digit mit den Hö-
henlinien-Daten ausgeführt.
v.digit dient der Erstellung und Bearbeitung
von Vektor-Daten. Jeder neuen Linie konnte
ein Höhenwert zugeteilt werden. Dabei konn-
te für den Hintergrund ein beliebiges Display-
Kommando ausgeführt werden.
Hier erschien es am sinnvollsten, das SRTM
transparent über die Topomap zu legen.
Dazu mussten die Farben des SRTM mit
r.colors.rules (Raster/Manage map colors/Set
colors using color rules) auf einen schwachen
Grauverlauf gesetzt werden.
Nach dem Ausführen des Befehls können in
einem Fenster Regeln definiert werden.
0% 100 100 100 und 100% 200 200 200 führt
beispielsweise dazu, dass der niedrigste Hö-
henwert ein dunkles Grau erhält und der
höchste ein helles Grau.
Das Display-Kommando für v.digit lautete so
„d.his h_map=[Topomap] i_map=[SRTM]
s_map=[Topomap]“.
d.his nutzt nicht das Farbmodell RGB zur Dar-
stellung von Rasterdaten, sondern HIS
(Hue=Farbe, Intensity=Intensität, Saturati-
on=Sättigung).
So konnte im Editor-Fenster die Topomap
zusammen mit dem SRTM als transparenter
Schleier angezeigt werden. Da die NULL cells
im SRTM konsequent weiß sind, waren die
Datenlücken nach wie vor gut zu erkennen.
Darüber lag der zu bearbeitende Vektor-
Datensatz (vgl. Abb. 52).
Abb. 52: Diese Ansicht von v.edit zeigt die Höhen-
linien (rot) im Bereich der Datenlücken, wo sie
mittels der Topomap nachgezeichnet wurden, und
in den fehlerlosen Gebieten, wo sie automatisch in
einem Intervall von 10m erstellt wurden.
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Mit den Tools des Editors konnten nun die
Datenlücken anhand der Höhenlinien der
Topomap gefüllt werden. Dabei war es we-
sentlich, sich nicht konsequent an die Höhen-
linien der Topomap zu halten, sondern vom
Rand die vorhandenen Höhenlinien in die der
teilweise abweichenden Topomap zu über-
führen, um an diese nahtlos anzuschließen.
Es war jedoch nicht notwendig, jede der im
Intervall von 10 m angelegten Höhenlinien
weiterzuführen, die feine Gliederung diente
einem anderen Zweck (dazu weiter unten).
Am sinnvollsten schien es, sich an das Inter-
vall der Höhenlinien in der topographischen
Karte (200m) zu halten.
Die so vervollständigten Höhenlinien mussten
nun in eine Oberfläche umgewandelt werden.
Als erstes wurde die Auflösung wieder auf
90m zurückgestellt und dann der Befehl
v.surf.rst (Raster/Interpolate surfaces/Regula-
rized spline tension interpolation from vector
points or contours) ausgeführt, welcher die
Höhenlinien zu einer Oberfläche verband.
Dadurch, dass die Höhenlinien an den Rän-
dern der Datenlücken zuvor in einem Intervall
von 10m erstellt wurden, ging die neu gebil-
dete Oberfläche gut in die alte über. Bei einer
gröberen Höhenabstufung wären Details an
den Rändern nicht nachgebildet worden und
es wären Kanten entstanden, die die alte mit
den Abweichungen der neuen Oberfläche
verbunden hätten (vgl. Abb. 53).
6.3.7 SRTM-Daten patchen, resamplen und in Relief umwandeln
Noch bestanden die SRTM-Daten aus vielen
kleinen Kacheln. Ein großer Datensatz der
gesamten Fläche lässt sich später jedoch ein-
facher handhaben.
Die Reihenfolge beim Zusammenfügen spielte
eine große Rolle. Es empfahl sich, erst die
große Datenlücke bei der Tigersprung-
schlucht zu korrigieren, danach sämtliche
Kacheln zusammenzulegen und erst als letz-
tes die verbliebenen Datenlücken automa-
tisch füllen zu lassen.
Da die Kacheln durch ein Gradgitter begrenzt
sind und nicht durch UTM-Koordinaten,
Abb. 53: Wenn für die gesamte Fläche die Höhen-
linien in einem Intervall von 200m erstellt würden,
käme es zu Stufen an den Rändern (später sichtbar
an den Rändern der Datenlücken). Hier wurde der
niedrigste Verlauf des Yangzi geschluckt.
Abb. 54: Diese stark übertriebene Zeichnung zeigt,
dass die SRTM-Daten durch die Differenz zum
UTM-Gitter in den Ecken nur NULL cells besitzen.
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Abb. 55: Die Zeichnung erläutert das Übereinanderlegen der einzelnen Ebenen. Als unterstes wird die manuell
erstellte Fläche (orange) gelegt. Darüber kommen die lückenhaften SRTM-Daten (gelb).
verfügen sie nicht über einen geraden Rand.
Der Rand der Daten entspricht den Gradlinien
und liegt somit schräg zum UTM-Gitter (in
einer Latitute-/Longitute-Location wäre das
genau anders herum). Das restliche Dreieck
bis zum Rand des rechteckigen Datensatzes
hat somit keine Daten (NULL cells) und wäre
bei einem automatischen Füllen der Datenlü-
cken mit gefüllt worden (vgl. Abb. 54).
Daher mussten die Kacheln zuerst aneinan-
dergelegt werden. In dem kleinen Überlap-
pungsbereich passten die schrägen Kanten
exakt aneinander.
In r.patch (Raster/Overlay maps/Patch maps)
wurden die entsprechenden Kacheln hinter-
einander angegeben, die erste Kachel ist da-
bei die unterste Ebene. Das spielte eine Rolle
bei der Tigersprungschlucht. Die neu berech-
nete Oberfläche wurde als unterste genutzt.
Durch diese Reihenfolge wurde die dazuge-
hörige SRTM-Kachel darüber angebracht und
nur in den Bereichen der Datenlücken war
indes die neue Oberfläche sichtbar (vgl. Abb.
55). Durch die Beachtung der Höhenlinien des
Randes beim Digitalisieren passte die neue
Oberfläche nahtlos in die Datenlücken.
Danach wurden alle anderen Kacheln eben-
falls angegeben und heraus kam das gesamte
SRTM-Gebiet. Erst jetzt durfte die automati-
sche Füllung der restlichen Datenlücken vor-
genommen werden.
Momentan lagen die Daten noch immer in der
90m-Auflösung vor. Würden diese in der 3D-
Darstellung als Höhendaten genutzt werden,
wäre das auch die maximale Auflösung für
die Textur. Doch sollte ja eine Textur ver-
wendet werden, die der Auflösung des Satelli-
tenbildes entsprach.
Darum mussten die SRTM-Daten mit
r.resamp.rst (Raster/Develop map/Resamle
using regularized spline tension) auf 15m
hochgerechnet werden.
Dieser Prozess funktioniert ähnlich wie die
Erzeugung einer Oberfläche aus Höhenlinien.
Zwischen den vorhandenen Grauwerten wer-
den neue Stufen in der gewünschten Auflö-
sung interpoliert.
Dabei war es wichtig, die aktuelle Auflösung
zuvor mit g.region auf 90m hoch zu stellen,
da sonst jeder Pixel als eine ebene Fläche mit
einer Breite und Höhe von 6*15m (=90m)
verstanden würde, eine Struktur, die das Pro-
gramm versucht hätte beizubehalten, wo-
durch sich Treppen gebildet hätten.
Nachdem die SRTM-Fläche komplett gefüllt
und in hoher Auflösung vorlag, hätte die O-
berfläche bereits in 3D dargestellt werden
können. Doch dazu brauchte sie erst einmal
eine Textur – die eigentliche Karte mit allen
darzustellenden Signaturen.
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Neben Satellitenbild und Topomap war dazu
noch ein Relief notwendig, welches die Ober-
flächenstruktur verständlicher machen sollte
(vgl. Abb. 56). Besonders bei Flüssen konnte
dies hilfreich sein.
Vor der Erzeugung des Reliefs wurde die Auf-
lösung mit g.region auf 30m eingestellt, was
für die Arbeit mit Freehand völlig ausreichend
sein sollte und die zu ladende Datenmenge
um die Hälfte reduzierte.
r.shaded.relief (Raster/Terrain analysis/Shad-
ed relief map) erzeugte das Relief. Als Azimut
(Sonnenwinkel relativ zu Norden) wurden
315° verwendet, was ein natürlich wirkendes
Ergebnis erzeugt. Beim Satellitenbild schien
die Sonne leider genau von der anderen Seite
auf das Gelände, wodurch Berge wie Täler
wirken und Flüsse wie Gebirgskämme.
6.3.8 GPS-Daten einlesen
Die GPS-Aufzeichnung der Tour war die wich-
tigste Referenz bei der Erstellung der Karte.
Gerade auf kleinen Wegen, die in der Topo-
map nicht verzeichnet sind und im Satelliten-
bild schwer zu entziffern waren, waren die
GPS-Daten unerlässlich.
Um diese in Freehand verwenden zu können,
wurde der Umweg über das Esri-Shape-Format
gewählt. Das Konvertierungs-Tool gpx2shp
(http://gpx2shp.sourceforge.jp) ist wie Linux
durch die GNU general public licence frei
verwendbar und kann GPX-Dateien (ein Stan-
dard-GPS-Format) in Linien- und Punkt-3D-
Shapes umwandeln.
Wichtig ist bei der Konvertierung nur, dass
die GPX-Datei nicht nur Wegpunkte enthält,
sondern dazu auch immer eine Zeitkoordina-
te, da sonst keine Bezüge zwischen den ein-
zelnen Punkten hergestellt werden können
und die Shape-Datei am Ende nur Punkte aber
keine Linien enthalten würde.
Im Prinzip gibt es auch Wege, Shape-Dateien
in Freehand einzulesen, doch kostet das ent-
sprechende PlugIn nicht wenig Geld und ist
zudem auch noch recht kompliziert in der
Anwendung.
Daher wurde der Weg über GRASS gewählt.
Da die Koordinaten-Angaben in einer GPX-
Datei immer in Longitude und Latitude vor-
liegen, musste für den Import wieder in die
entsprechende Location gewechselt werden.
Das Modul v.in.ogr (File/Import/Vector map/
Various formats using OGR) versteht sich auf
den Import von Vektor-Daten verschiedenster
Formate. Hiermit konnten die Shape-Dateien
in das GRASS-Vektor-Format umgewandelt
werden, inklusive zugehörigen Z-Werten.
In der UTM-Location wurden diese Vektor-
Dateien aus der Long/Lat-Location durch
v.proj (Vector/Develop map/Reproject vector
from other location) umprojiziert.
Abb. 56: Relief der Tigersprungschlucht
Abb. 57: GPS-Daten aus der Tigersprungschlucht
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6.3.9 Daten als Tiff-Bilder exportieren
Im letzten Schritt zur Vorbereitung der Digita-
lisierungsgrundlagen mussten die Daten noch
als Tiffs exportiert werden.
Auch die eigentlich im wesentlich schlanke-
ren Vektor-Format vorliegenden GPS-Daten
wurden als Tiff exportiert. Zwar unterstützt
GRASS die Ausgabe in DXF, und Freehand
kann prinzipiell auch DXF einlesen, jedoch ist
DXF nicht immer gleich DXF und so wird ge-
rade das GRASS-DXF nicht von Freehand MX
verstanden (im Gegensatz zu Illustrator 10
von Adobe).
Um die Datenmenge zu reduzieren und die
Bearbeitung in Freehand nicht zu sehr zu
verlangsamen, durften die Daten nur in (sich
überlappenden) Kacheln exportiert werden.
Ein Gebiet von 80 mal 80km bringt bei einer
Auflösung von 15m (genau genommen sind
es eigentlich 14,25m) Bilder in der Größe von
5614 mal 5614 Pixel zu Tage (80 000/14,25).
In der Datenübersicht im Anhang sind die
einzelnen Kartenausschnitte eingezeichnet.
Weiterhin konnte die Datenmenge reduziert
werden, indem bereits an dieser Stelle Über-
legungen angestellt wurden, wo die Kamera-
fahrt letzten Endes ungefähr lang führen wür-
de. Vor allem die Blickrichtung spielte hierbei
eine wichtige Rolle, da bei großer Entfernung
je nach Winkel ein anderes großes Gebiet
sichtbar sein würde, während für das Gelände
unmittelbar vor der Kamera die Richtung kei-
ne so große Rolle spielt.
Hinter der Kamera musste natürlich nichts
bearbeitet werden.
Beim Export der Kacheln über r.out.tiff (Fi-
le/Export/Raster map/TIFF image) kann ein
so genannter World-File (.tfw) angelegt wer-
den. Dieser enthält die genaue Auflösung und
Koordinaten der exportierten Szene und wird
beim Import über r.in.gdal auch verstanden.
Der World-File für die Kachel mit der Tiger-
sprungschlucht (vergleiche Datenübersicht im
Anhang) sieht beispielsweise so aus:
14.250089063056643
0.000000000000000
0.000000000000000
-14.250089063056643
570007.125044531538151
3039992.874955468345433
14,25 ist die genaue Auflösung und die bei-
den letzten Zahlen sind der Rechts- und
Hochwert der linken, oberen Ecke der Kachel.
Die Verwendung von einem World-File hat
den großen Vorteil, dass bei der Verarbeitung
der Tiff-Bilder nicht darauf geachtet werden
muss, nur mit Software zu arbeiten, die die
wertvollen, in die Tiff-Datei eingebetteten,
geographischen Informationen nicht zerstört
(wie bei einem GeoTiff).
Prinzipiell kann ein beliebiges Bild verwendet
werden, um es an die im World-File bestimm-
te Stelle zu setzen.
Die einzige Bedingung: das Bild muss exakt
die gleiche Anzahl Pixel in Breite und Länge
besitzen, sonst bildet sich eine Differenz zu
den Angaben im World-File.
Auf diese Weise konnten alle Daten exportiert
werden, wobei aus Speicherplatzgründen die
Topomap und das SRTM-Relief nur mit einer
Auflösung von 30m exportiert wurden.
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6.4 Kartenerstellung mit Photoshop CS und Freehand MX
Mit Freehand MX geschah die eigentliche
Digitalisierungsarbeit.
Photoshop CS half bei der Nachbereitung der
exportierten Tiffs und gab der in Freehand
erstellten Karte den letzten Schliff.
6.4.1 Tiffs in Photoshop nachbereiten
Noch lagen die exportierten Bilder nicht in
der optimalen Fassung vor.
Da die gewählten Ausschnitte natürlich nicht
genau dem Schnitt der topographischen Kar-
ten entsprachen, gab es pro gewählte Kachel
mehrere Bilder. Hier mussten die Kartenrän-
der beschnitten werden und die einzelnen
Teile zu einer kompletten Kachel zusammen-
gefügt werden.
Bei den GPS-Bildern musste ein Alpha-Kanal
eingefügt werden, der es später in Freehand
ermöglichen sollte, die Fläche um die eigent-
lichen Linien herum auszublenden.
Die Satellitenbilder mussten optisch aufge-
bessert werden, da sie in der vorliegenden
Fassung noch etwas dunkel und matt waren.
Damit diese Optimierung gleichmäßig vollzo-
gen werden konnte, mussten sämtliche Satel-
litenbilder in ein Dokument importiert wer-
den. Durch die Überlappung konnten die Ka-
cheln exakt aneinander angepasst werden. So
konnten alle Bilder gleichzeitig bearbeitet
werden.
Danach wurde das Bild zum Export wieder in
Kacheln zerlegt.
6.4.2 Digitalisierung in Freehand
Bei der Präparierung des Dokuments musste
besonders sorgfältig vorgegangen werden, da
es wichtig war, die Größe der einzelnen Ka-
cheln pixelgenau einzuhalten.
Daher wurde die Maßeinheit auf Pixel umge-
stellt.
Die einzelnen Kacheln mussten nach dem
Import auf die halbe Größe reduziert werden,
da ansonsten bald die maximal mögliche
Dokumentgröße erreicht sein würde.
Da Freehand (im Gegensatz zu Photoshop)
ein Vektor-Programm ist, hat eine solche Ver-
kleinerung nur Auswirkungen in der Darstel-
lung (es muss stärker gezoomt werden) und
nicht in der tatsächlichen Auflösung der Ras-
ter-Daten.
Es wurden immer nur die Kacheln eines Ge-
bietes geladen, um die Ladezeiten zu redu-
zieren. Nach dem Einladen eines Satzes an
Satellitenbild-, SRTM-Relief-, Topomap- und
GPS-Daten wurde die Digitalisierung vorge-
nommen (vgl. Abb. 58).
Am wesentlichsten waren Straßen, Bebauung,
große Gewässer und natürlich die eigentliche
Strecke. Bei Flüssen wurden nur Hauptflüsse
und in gewissen Abständen Nebenflüsse mit
aufgenommen.
Natürlich wurden nicht zwangsweise die ge-
samten Kacheln digitalisiert. In erster Linie
ging es um die Elemente in der Nähe des
Tourverlaufs, jedoch wurden auch etwas wei-
ter entfernt liegende Straßen und Gewässer
digitalisiert, um dem Nutzer ein Gefühl für
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das gesamte Gebiet zu geben und es nicht so
ausschauen zu lassen, dass außerhalb der
Strecke keine Infrastruktur vorhanden wäre.
Bei der Bebauung wurden auch nicht alle
kleinen Ansiedlungen digitalisiert, sondern
wiederum in erster Linie die, die nahe an der
Tour lagen und möglichst über eine erkenn-
bare Straßenanbindung verfügten.
Satellitenbild und Topomap waren dabei
gleichsam ein Anhalt über die sichtbare Infra-
struktur. Teilweise wurde geschaut, ob Stra-
ßen, die in der Topomap abgebildet sind, im
Satellitenbild zu sehen sind und teilweise
wurde anhand der Topomap versucht zu
bestimmen, worum es sich bei einer im Satel-
litenbild sichtbaren Struktur handelt. Bei-
spielsweise ist nicht immer klar zu erkennen,
ob eine gerade Linie ein Weg, ein begradigter
Fluss oder einfach nur eine breite Trennlinie
zwischen zwei Feldern darstellt.
Der genaue Verlauf von Flüssen wurde an-
hand des SRTM-Reliefs nachgeprüft.
Die Brovey-Transformation war bei der Inter-
pretation des Satellitenbildes eine gute Hilfe.
Sie ließ die farbliche Unterscheidung in erster
Linie zwischen Grünfläche (grün), unbewach-
sener Fläche (braun), Gewässer (schwarz/tief-
es blau), Bebauung (bläuliches grau) und Wol-
kenbedeckung (grelles hellblau) zu.
Während der Digitalisierung wurde noch mit
Strichstärken von einem Pixel gearbeitet. Erst
zum Ende wurden passende Signaturen ge-
wählt.
Da die Karten als Textur dienen sollten und
letztlich nur aus einem niedrigen Blickwinkel
heraus (also nicht aus der gewöhnlich ge-
nutzten Draufsicht) betrachtet werden wür-
den, mussten die Liniensignaturen entspre-
chend breit sein und dicke Konturen erhalten.
Ansonsten würde zu viel durch die geringe
Auflösung der ganz am Ende entstehenden
Animations-Bilder geschluckt werden.
Abb. 58: der gesamte in Freehand erzeugte
Karteninhalt (nach der Generalisierung), vergleiche
auch Datenübersicht und Kartenausschnitt im
Anhang
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Im Hintergrund sollte später eine vereinfachte
Version des Satellitenbildes zu sehen sein.
Daher war es notwendig, besonders helle und
kontrastreiche Farben zu nutzen, die gegen
das eher dunkel gehaltene Satellitenbild an-
stehen könnten.
Die Straßen wurden lediglich in zwei Klassen
eingeteilt: Haupt- (Gelb) und Nebenstraßen
(helles Grau).
Eine weitere Signatur für Wege war unnötig
und auch nicht praktikabel, da nur die Topo-
map als Referenz für diese Art der Unter-
scheidung hätte dienen können und diese bei
solchen sich schnell ändernden Strukturen
einfach zu unzuverlässig ist.
Die Signatur für die Route musste besonders
hervorstechen, um immer schnell wahrge-
nommen werden zu können.
Rot stand damit als Farbe fest. Doch eine
durchgezogene Liniensignatur hätte die Farbe
der Straßensignatur darunter verdeckt und es
sollte schon deutlich werden, auf welcher Art
von Straße sich die Tour bewegt.
Daher fiel die Wahl letztlich auf eine gestri-
chelte, rote Liniensignatur. Als Linienstärke
wurde die der Hauptstraße (ohne Kontur)
übernommen, da zum Einen die Tour meis-
tens auf dieser Art Straßen lang führt und
zum anderen durch die leichte Überlappung
der roten Signatur mit der grauen deutlich
wird, dass die Nebenstraße kleiner.
Auf Beschriftungen wurde fast gänzlich ver-
zichtet, da die meisten Orte dem Nutzer si-
cher kein Begriff sein werden, er die wichti-
gen über die Infoboxen vermittelt bekommt
und kleine Schriften wegen des schrägen
Blickwinkels nur schwer zu lesen sein wür-
den.
Einzig der Erhai (Ohrensee) bekam eine große
blaue Beschriftung in der bereits in der An-
wendung verwendeten Schriftart Informal BT.
Erst ganz am Ende, als alle Kartenelemente
erzeugt waren, wurde alles noch einmal
durchgegangen und generalisiert.
Viele verwinkelte Straßen mussten vereinfacht
werden, wenn sie sich durch die extreme
Linienstärke in einen einzigen Klumpen ver-
wandelt hatten.
Exportiert wurden die Kartenelemente als Tiff
und zwar wieder in der zuvor verwendeten
Kachelgröße. Damit die Tiffs nach dem Export
auch wirklich die richtige Breite (in Pixel) be-
saßen, musste als Auflösung 144dpi angege-
ben werden, da sie beim Import mit der Moni-
torauflösung von 72dpi geladen wurden und
danach in der Größe auf 50% reduziert wor-
den sind (72dpi * 2 = 144dpi).
6.4.3 Satellitenbild-Unterlage in Photoshop
Bevor die Kartenbilder in Photoshop eingela-
den wurden, musste das Satellitenbild noch
vorbereitet werden.
Aus zwei Gründen wurde das Satellitenbild
nicht einfach im aktuellen Zustand als Karten-
Untergrund verwendet. Einmal sollte ein zu
realistischer Look vermieden werden, um
dem zukünftigen Reiseteilnehmer nicht zu
viel vorwegzunehmen und zweitens hätte die
Verwendung des detaillierten Satellitenbildes
das Kartenbild arg überlastet und die eigent-
lichen Signaturen, vor allem die Tour, wären
viel schwerer auszumachen.
Daher sollte aus dem Satellitenbild ein klassi-
fiziertes Bild erzeugt werden. Dazu wurde das
Bild kopiert und stark vereinfacht. Die Sätti-
gung und der Kontrast wurden erhöht, das
Bild weich gezeichnet und der Störungs-Filter
„Helligkeit interpolieren“ angewendet, wel-
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cher kleine Details auflöst und die Ränder
zwischen den braunen und grünen Flächen
vereinfacht.
Über die Farbselektion wurden die hellen
Wolkenbereiche selektiert und je nach vermu-
tetem Untergrund (unter Beachtung der Flä-
che am Rand) Braun oder Grün gefärbt.
Weiterhin wurde die Farbselektion genutzt,
um die braunen und die grünen Flächen zu
selektieren. Hierbei musste beachtet werden,
dass die Sonne in dieser Szene aus dem Süd-
Osten schien und damit die nach Nord-
Westen gerichteten Bergrücken im Schatten
lagen. Die schattigen Flächen waren daher
schwerer als braun oder grün zu identifizie-
ren. Da die Sonne jedoch (auf der Nordhalb-
kugel) normalerweise aus dem Nord-Westen
einfällt, ist davon auszugehen, dass diese
Flächen bewachsen, also grün, sind.
Bei der Selektion wurden zuerst alle braunen
Flächen selektiert (vgl. Abb. 59) und in einer
neuen Ebene mit einer einfachen braunen
Farbe gefüllt. Für weitere Nachbearbeitungen
wurde die Selektion außerdem abgespeichert.
Danach wurde die Selektion einfach invertiert,
ebenfalls abgespeichert und in der neu ange-
legten Ebene grün gefärbt.
Damit waren nicht nur die Grünflächen, son-
dern auch die (zuvor als grün bewerteten)
Schatten-Bereiche grün gefärbt. Auch andere
Flächen wie die Bebauung wurden so zwar
ebenfalls gefärbt, jedoch spielte dies keine
Rolle, da über diese Flächen später die Kar-
tensignaturen gelegt wurden.
Als dritte Farbe wurde versucht einige der
blauen Flächen zu selektieren und in die
Farbebene zu übertragen, doch waren längst
nicht alle Gewässer wirklich blau. Gerade die
tieferen Seen waren eher schwarz.
Die so entstandene Ebene wurde mit etwa
sechzig Prozent transparent über das Satelli-
tenbild gelegt und bildete so eine gute Klassi-
fizierung ohne sämtliche Strukturen des Un-
tergrunds zu verlieren.
Im nächsten Schritt wurden die Kartenele-
mente importiert. Anhand der Überlappung
konnten die einzelnen Kacheln aneinander
angepasst werden.
Der weiße Untergrund wurde entfernt und
dann wurden einige der Signaturen auf meh-
rere Ebenen verteilt. Die Bebauung und die
Gewässerflächen sollten beispielsweise leicht
transparent über den Untergrund gelegt wer-
den, um nicht zu stark hervorzustechen.
Die rot gestrichelte Tour-Signatur wurde e-
benfalls isoliert, um sie mit einem Schatten-
Effekt etwas vom Untergrund abzuheben und
ihr einen erhabeneren Eindruck zu verleihen.
Die anderen Signaturen (Straßen, Flüsse,
Flughäfen) bekamen als Ganzes einen kleinen
Schatten verpasst, ebenfalls um sich etwas
vom Untergrund abzuheben.
Die fertige Textur (Satellitenbild + Flächen-
klassifizierung + Kartensignaturen) wurde
wieder in die ursprüngliche Kachelung zerteilt
und in einzelne Tiffs gespeichert.
Im Anhang befindet sich ein Ausschnitt.
Abb. 59: selektierte Braunflächen (rote Strichelung)
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6.5 3D-Animation in GRASS mittels NVIZ
Zurück in GRASS mussten zunächst die Tiffs
importiert werden. Soweit die World-Files den
gleichen Dateinamen trugen, wurden diese
beim Import der Tiff-Dateien über r.in.gdal erkannt und genutzt.
Mit r.patch konnten die Bilder leicht zu einer
großen Textur zusammengesetzt werden. Die
Überlappung spielte dabei keine Rolle. GRASS
nutzte in den Bereichen immer das Bild, wel-
ches als letztes angegeben wurde. Zwar er-
gab das große Bild am Ende kein ganzes
Rechteck, da sich die einzelnen Kacheln ja
immer am Tourverlauf orientierten, doch die
leeren Bereiche wurden durch r.patch einfach
mit NULL cells aufgefüllt.
Zur Erstellung der 3D-Animation wurde das
Modul nviz (Display/Start NVIZ (n-dimen-
sional visualization module)) genutzt.
Vor dem Start musste die Region jedoch auf
einen Bereich begrenzt werden, der für die
Animation von einem Standort zum nächsten
ausreichte. Da das Laden der Daten in der
hohen Auflösung von 15m bei großen Gebie-
ten sehr lange dauern kann, sollte die Region
sehr sorgfältig ausgesucht werden, am Besten
durch einen Test bei geringerer Auflösung.
Beim Einsatz von NVIZ wurde als Elevation-
Raster das auf 15m hochgerechnete SRTM-
Raster angegeben und als Color die große
Textur.
Nach ein bis zwei Minuten öffnete sich rechts
eine Steuerbox und links das Anzeigefenster.
Über einen kleinen Kompass ließ sich die
Kamera relativ zu einem ebenfalls modifizier-
baren Szenenmittelpunkt bewegen und auf
den ersten Tourpunkt (Zhongdian) ausrich-
ten.
Im Menü „Panel“ fanden sich die verschiede-
nen Steuereinheiten.
Unter Surface konnte die Genauigkeit der
Oberflächen-Darstellung eingestellt werden.
Erst bei der endgültigen Erstellung der Ani-
mation wurde auf die maximale Auflösung
hoch gestellt.
Der Menüpunkt Position ist sehr zweckmäßig,
wenn es um präzise Steuerung geht.
Hier wird (nach Betätigen der Taste Refresh)
die Position der Kamera (Eye), des Szenenmit-
telpunktes (Surface) und der Winkel bzw. die
Entfernung zwischen Kamera und Szenenmit-
telpunkt angezeigt.
Durch das Notieren dieser Werte (nach dem
die richtige Kameraeinstellung für den aktuel-
len Tourpunkt gefunden war) konnte die ex-
akte Kameraposition und –ausrichtung später
wieder rekapituliert werden, falls beispiels-
weise ein Teil der Animation noch einmal neu
berechnet werden sollte.
Auch die exakte Steuerung der Kamera ist
durch Manipulation dieser Werte möglich.
Für die Animation gibt es zwei Tools, die sich
in erster Linie durch die Anzahl der animier-
baren Szenen-Eigenschaften unterscheiden.
Hier reichte der Modus „Animation“ völlig
aus. In einem Feld wurde festgelegt, wie lang
die Animation sein soll. Bei der Animation
Zhongdian - Qiaotou/Tigersprungschlucht
wurden 20 Bilder verwendet (vgl. Abb. 60).
Eine Leiste zeigt jedes Bild (Keyframe) als
Strich an. Ein blauer Balken steht für das ak-
tuelle Bild.
Nachdem die Kamera an die richtige Stelle
gesetzt war, wurde mit Add die Position und
Blickrichtung in das aktuelle (erste) Frame
geschrieben.
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Nach einem Klick auf das letzte Bild und der
Ausrichtung der Kamera auf die Tigersprung-
schlucht wurde wiederum über Add das letzte
Bild der Animation festgelegt.
Der Button „Run and Save“ startete die Be-
rechnung der Animation. Eine Dialogbox frag-
te nach dem Namen, der als Datei-Anfang für
die einzelnen Bilder dienen sollte.
Leider erlaubt NVIZ es nicht, die Größe des
Fensters per Eingabe festzulegen. Die Bilder
haben daher nachher genau die Größe des
aktuellen Fensters.
Hier hätte das Fenster daher entweder maxi-
miert werden können, um besonders große
Bilder zu erhalten, die dann verkleinert wer-
den müssten, oder das Fenster hätte nach
Augenmaß auf die richtige Größe gesetzt
werden müssen.
In dem Fall halfen ein Lupen-Tool und eine in
Photoshop angelegte Schablone, die als Bild
auf den Desktop-Hintergrund gelegt wurde,
die richtige Größe festzulegen.
In Photoshop wurden nun nur noch die But-
tons gesetzt, die der Nutzer später anklicken
konnte. Das hätte zwar auch direkt in Direc-
tor gemacht werden können, jedoch hätte
dies eine Unmenge an Darstellern und Sprites
erzeugt, zumindest, wenn die gleiche opti-
sche Qualität hätte erreicht werden sollen.
So wurde aus Satellitenbild, SRTM-Daten,
sowjetischer Generalstabskarte und den GPS-
Aufzeichnungen die animierte 3D-Karte zur
CHINA BY BIKE-Radtour „Südlich der Wolken“
geschaffen.
Abb. 60: NVIZ, mit aktiviertem Animations-Panel (unten rechts) und geöffnetem Panel-Menü (oben links), der
Kompass zeigt die Blickrichtung, die Szene zeigt die tibetische Kleinstadt Zhongdian (am Anfang der Tour)
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7 ZUSAMMENFASSUNG
Mit dieser CD-ROM hat CHINA BY BIKE eine
Möglichkeit bekommen, auf moderne Art für
sein Tourenprogramm zu werben und inte-
ressierten Menschen nähere Informationen zu
liefern.
Dem Fahrradfreund werden hier viele Fragen
beantwortet, die bei solch einer doch recht
speziellen Reiseform immer wieder auftreten.
Neben den Touren finden sich Informationen
zum Reisen per Rad in China, Literaturtipps,
Internet-Links sowie ein bebilderter und ver-
tonter Reisebericht.
Die Touren werden dabei direkt anhand des
Verlaufs erläutert, was zu einer engen Ver-
knüpfung von Radstrecke und Tourprogramm
führt.
In der detaillierten Präsentation wird der Nut-
zer über eine animierte 3D-Karte durch die
einzelnen Etappen geführt, wo er sich per
Klick beispielsweise auf die Namen von
Sehenswürdigkeiten Informationen, sowie
Fotos abrufen kann.
Auch die einzelnen Tourabschnitte sind sen-
sitiv angelegt. Beim Überfahren mit dem
Mauszeiger leuchten diese auf, ein Klick führt
zu einem Höhenprofil des entsprechenden
Abschnitts.
Durch diese enge Verknüpfung von realistisch
wirkender 3D-Karte und den eigentlichen
Reise-Informationen, verliert der Nutzer nie
die Nähe zur Tour. Er wird nicht herausgeris-
sen, weiß immer, wo er sich befindet und wo
die Tour lang führt.
Da die Fotos aus der Karte heraus aufzurufen
sind, kann der Nutzer diese leicht lokal zu-
ordnen und erschafft sich so im Kopf ein
Gesamtbild der Tour und nicht nur ein Stück-
werk einzelner Tourpunkte.
In der Tourenübersicht sind bereits sämtliche
Touren aus dem Reiseprogramm von CHINA
BY BIKE enthalten.
Jedoch lediglich die Tour „Südlich der Wolken“
wurde im Rahmen dieser Diplomarbeit detail-
liert umgesetzt.
Dabei wurden die Filme so angelegt, dass es
später relativ leicht sein wird, eine Tour zu
kopieren und nur die Inhalte gegen die einer
neuen Tour auszutauschen.
So könnte später einmal das gesamte Tou-
renprogramm von CHINA BY BIKE umgesetzt
werden.
Es ist anzunehmen, dass alle 14 Touren zu-
sammen auf eine CD passen würden. Momen-
tan nimmt der allgemeine Teil inkl. der MP3s
etwa 20MB ein. Die Tour verbraucht etwa
40MB. Da der meiste Speicherplatz neben den
Fotos durch die Animation der 3D-Karte ver-
braucht wird, ist anzunehmen, dass die bei-
den Trekkingtouren und die BestOf-Tour
„Chinesische Landparty“ weniger Platz benö-
tigen. Alle drei Touren spielen sich in relativ
kleinen Gebieten ab bzw. liegen über ganz
China verteilt.
Doch selbst wenn mit etwa 40MB für jede
Tour gerechnet werden würde, käme am Ende
etwa eine Summe von lediglich 615MB (inkl.
AcrobatReader) heraus.
Bei dieser Rechnung wurde allerdings davon
ausgegangen, dass in Zukunft keine Hybrid-
CD für Mac und PC mehr hergestellt werden
wird, da CHINA BY BIKE nicht über einen Ma-
cintosh verfügt.
Sollte sich dies in Zukunft ändern, könnte bei
Platzmangel eine CD für den Mac und eine für
den PC angeboten werden.
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Die CD der Diplomarbeit enthält den Mac-
und den Windows-Projektor. Die Herstellung
einer Hybrid-CD war aus technischen Grün-
den leider nicht mehr möglich.
Auch eine Version für das Classic-System
konnte nicht erstellt werden.
Für die Karte standen folgende Materialien
zur Verfügung:
- Landsat-Satellitenbilder
- SRTM-Höhendaten
- Sowjetische Generalstabskarten im
Maßstab 1 : 200 000
- GPS-Aufzeichnungen der Touren
Alle Daten mussten in dieselbe Projektion
(UTM) gebracht und teilweise noch nachbear-
beitet (SRTM: Datenlöcher bereinigen) wer-
den.
Bei der Erstellung der 3D-Karte wurde ein
Weg eingeschlagen, der eine kostengünstige
Herstellung trotz hohem Anspruch an die
Qualität der Arbeit gewährleisten konnte.
Da Software wie Esris ArcGIS in einem äußerst
hohen Preissegment angesiedelt ist, war die
Nutzung dieses Programms von vornherein
ausgeschlossen.
Um die Möglichkeit zu wahren, das Projekt
später fortführen zu können, machte sich der
Autor mit dem unabhängig entwickelten und
frei erhältlichen GRASS GIS vertraut, welches
erstgenannter Software in Sachen Professio-
nalität in nichts nachsteht.
Mit dieser Software wurden
- die SRTM-Höhendaten für die 3D-
Karte präpariert,
- die Satellitenbilder in eine zur Ferner-
kundung geeignete Form gebracht,
- Scans der Russischen Generalstabs-
karte entzerrt und nach UTM umpro-
jiziert,
- die GPS-Daten in eine grafische Form
gebracht und letztlich
- die Darstellung und Animation der
Karte in 3D vorgenommen.
Zur 3D-Darstellung wurde das leistungsfähige
Modul NVIZ (n-dimensional visualization mo-
dule) genutzt, welches in der Lage ist, Raster-
und Vektor-Daten äußerst präzise räumlich
darzustellen. Es übertrifft dabei sogar die
lediglich in Echtzeit berechnete 3D-Ansicht
von Esris ArcScene.
Mittels der in GRASS GIS präparierten Daten
konnte die eigentliche Digitalisierungsarbeit
ausgeführt werden, wofür Macromedia Free-
hand MX genutzt wurde, da hier GRASS GIS –
typisch für ein GIS-System – die nötigen ge-
stalterischen Freiheiten fehlen.
Obwohl für die 3D-Karte sämtliche Signaturen
ungewöhnlich groß angelegt werden muss-
ten, wurde bei der Digitalisierung dennoch
auf einen hohen Grad an Genauigkeit geach-
tet, auch wenn einige der vielen kleinen
Schlenker letztlich der Generalisierung zum
Opfer fielen.
Einer der Gründe dafür war, dass die eigentli-
che Karte (also die zweidimensionale Textur)
später eventuell auch als solche in Papierform
genutzt werden soll. Den Reiseleitern steht
momentan nur eine ziemlich detailarme Karte
des US-Militärs im Maßstab 1 : 500 000 zur
Verfügung.
Nach der Herstellung der 3D-Karte folgte die
Umsetzung der eigentlichen Anwendung in
Macromedia Director MX, wobei versucht
wurde, eine flexible Struktur einzuhalten, die
einen späteren Einbau weiterer Touren mög-
lichst einfach halten sollte.
Beispielsweise werden die Boxen zur Anzeige
der Streckeninformationen durch ein Skript
gesteuert, welches es ermöglicht, durch einen
einzigen Eingriff sämtliche Boxen zu modifi-
zieren.
EXEMPLARISCHE UMSETZUNG DES RADTOURENANGEBOTS EINES REISEVERANSTALTERS IN EINE MULTIMEDIA-ANWENDUNG KAPITEL 7
TECHNISCHE FACHHOCHSCHULE BERLIN – STUDIENGANG KARTOGRAPHIE – DIPLOMARBEIT VON MARTIN VIGERSKE 68
Die eigentlichen Inhalte erhalten diese Boxen
ebenfalls durch Skripte, so dass bei neuen
Touren nur die Skripte bearbeitet werden
müssen.
Für zukünftige Versionen der CD-ROM sind
auch noch weitere Features angedacht.
Neben dem Ausbau der Reiseberichte-Sektion
sind beispielsweise kleine Spiele wie ein Wis-
sensquiz mit Bildern der einzelnen Provinzen
Yunnans vorstellbar. Letzteres macht jedoch
erst Sinn, wenn genügend verschiedene Tou-
ren umgesetzt wurden.
Bei der Tourvorstellung sollte in zukünftig
umzusetzenden Touren die Möglichkeit ge-
testet werden, ein Maßstabsgitter in die 3D-
Karte einzubetten, um dem Nutzer ein direk-
teres Gefühl für die Ausmaße einer Szene zu
geben, als es über die kleine Maßstabsleiste
der Index-Karte oder die Höhendiagramme
möglich ist.
Ursprünglich war geplant, zusätzlich Videos
einzubinden. Doch da schlichtweg kein ge-
eignetes Material zur Verfügung stand, wurde
diese Idee wieder fallen gelassen.
Falls sich dieser Zustand ändern sollte, könn-
ten einzelne Videos an gleicher Stelle präsen-
tiert werden wie jetzt die Fotos während einer
Tour.
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8 LITERATURVERZEICHNIS
CHINA BY BIKE (2004): Tourenprogramm 2005, 47 S.; Berlin.
EBERL, M. & JACOBSEN, J. (2003): Director MX und Lingo, 1. Aufl., 954 S.;
München (Markt+Technik)
HAUSER, F. & HÄRING, V. (2005): China-Handbuch, 1. Aufl., 480 S.; Berlin (Trescher Verlag).
HERMANN, H. (2002): Fahrrad Weltführer, 2. Aufl., 724 S.; Markgröningen (Reise Know-How).
SHAPIRO, M. (2005): GRASS6-Manual – i.points, online in Internet:
http://grass.itc.it/grass60/manuals/html60_user/i.points.html
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9 ANHANG: FLUSSDIAGRAMM ALLER BILDSCHIRME
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10 ANHANG: DATENÜBERSICHT
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11 ANHANG: AUSSCHNITT AUS KARTEN-TEXTUR