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1 Exkursion A: Brandenburg Lebensmittelqualität und Wettbewerb: Welche Weichen stellt die EU-Agrarpolitik? Jakoœæ ¿ywnoœci a konkurencja: Jakie cele wyznacza polityka rolna UE? Kvalita potravin a konkurence: Které cíle urèuje zemìdìlská politika EU? ASG-Tagung in Cottbus 9. bis 12. Mai 2006 Schirmherrschaft: Matthias Platzeck, Ministerpräsident des Landes Brandenburg Agrarsoziale Gesellschaft e.V. Agrarsoziale Gesellschaft e.V. Agrarsoziale Gesellschaft e.V. Agrarsoziale Gesellschaft e.V. Agrarsoziale Gesellschaft e.V. Exkursion A: Brandenburg, Region Spreewald und Cottbus Europäische Kommission Generaldirektion Landwirtschaft LAND BRANDENBURG Gefördert durch:

Exkursion A: Brandenburg Exkursion A: Brandenburg, Region Spreewald … · 2008. 12. 16. · Spreewald – Landschaft der Fließe Die kultivierte Flusslandschaft des Spreewaldes nordwestlich

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Lebensmittelqualität und Wettbewerb:Welche Weichen stellt die EU-Agrarpolitik?

Jakoœæ ¿ywnoœci a konkurencja:Jakie cele wyznacza polityka rolna UE?

Kvalita potravin a konkurence:Které cíle urèuje zemìdìlská politika EU?

ASG-Tagung in Cottbus9. bis 12. Mai 2006Schirmherrschaft: Matthias Platzeck,Ministerpräsident des Landes Brandenburg

Agrarsoziale Gesellschaft e.V.Agrarsoziale Gesellschaft e.V.Agrarsoziale Gesellschaft e.V.Agrarsoziale Gesellschaft e.V.Agrarsoziale Gesellschaft e.V.

Exkursion A:Brandenburg, RegionSpreewald und Cottbus

Europäische KommissionGeneraldirektion Landwirtschaft

LAND BRANDENBURG

Gefördert durch:

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Exkursionsroute A

Informationen zur Region Seite

Cottbus und Umgebung 4

Landwirtschaft im Spreewald – gestern und heute 7

Donnerstag, 11. Mai 2006

7.30 Uhr Abfahrt am Lindner Congress Hotel Cottbus

8.25 Uhr Gut Ogrosen – eine ökologische Höfegemeinschaft 10

Heiner Lütke-Schwienhorst, Gut Ogrosen

10.45 Uhr Landwirtschaftsbetrieb Zinnitz-Groß Jehser GmbH & Co. KG – 13Rekultivierung durch Landwirtschaft

Wolfgang Sawade, Geschäftsführer

12.45 Uhr Mittagessen im Restaurant - Café Kiebitz Lübbenau/Spreewald (Boblitz)

14.20 Uhr Frisches Spreewaldgemüse verarbeitet zu Konserven mit Biss – 15die RABE Spreewälder Konserven GmbH

Heidemarie Belaschk, Geschäftsführerin

16.00 Uhr Nicht nur Peitzer Karpfen – 19die Peitzer Edelfisch Handelsgesellschaft mbHBesichtigung der Fischräucherei

Rainer Buda, Betriebsleiter

17.45 Uhr Alles Scharfe aus dem Spreewald – 21die Spreewälder Senfmanufaktur

Horst Koal, Geschäftsführer

Anschließend Abendessen im Restaurant/Café Kaupen No. 6

gegen21.00 Uhr Ankunft am Lindner Congress Hotel Cottbus

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Exkursion A: B

randenburgFreitag, 12. Mai 2006

7.30 Uhr Abfahrt am Lindner Congress Hotel Cottbus Seite

8.00 Uhr Nicht nur Peitzer Karpfen – 17die Peitzer Edelfisch Handelsgesellschaft mbHBesichtigung der Teichwirtschaft Peitz

Wilfried Donath, Geschäftsführer

10.00 Uhr Grenzüberschreitende Wirtschaftsförderung – 22das Centrum für Innovation und Technologie GmbH (CIT)und das Deutsch-Polnische Eurozentrum (DPE)

Estera Lindner-Kuhlmann, Projektleiterin DPE/TMS

Dr. Rüdiger Albert, Geschäftsführer CIT

12.15 Uhr Mittagessen im Gasthaus „Zum Oberspreewald“, Neu Zauche

Bussprecher und Informationen zur Region

Donnerstag, 11. Mai 2006

Dieter Irlbacher, GeschäftsführerSpreewaldverein e.V., Lübben (Spreewald)

Freitag, 12. Mai 2006

Hans-Joachim Kohlase, 1. stellv. VorsitzenderSpreewaldverein e.V., Lübben (Spreewald)

13.45 Uhr Leben und Arbeiten im Spreewald – 25die Agrargenossenschaft Neu Zauche e.G.

Hans-Joachim Koch, Geschäftsführer

15.15 Uhr Rückfahrt nach Cottbus

16.00 Uhr Ankunft in Cottbus

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Cottbus und Umgebung

Der Name Cottbus hat seinen Ursprung im Wen-dischen: „Choitsche Budky“ heißt so viel wie „SchöneHäuserchen“. Bürgerhäuser, barocke Giebelfassaden,Denkmäler und Straßencafés prägen zusammen mitdem Turm der Oberkirche das Bild der Stadt,insbesondere den rekonstruierten Altmarkt, die „guteStube“. Die mit 105 000 Einwohnern größte Stadt derLausitz hat jedoch auch einiges an Grün zu bieten:Parke, Alleen und Promenaden bilden ein grünes Bandentlang der Spree.

Cottbus wurde erstmals 1156 urkundlich erwähnt undfeiert in diesem Jahr sein 850. Bestehen. Den Ursprunghatte Cottbus aber bereits im 8. Jahrhundert, alsWenden einen Burgwall am heutigen Gerichtsbergerrichteten. In Cottbus waren vor allem die Handwerkeder Tuchmacherei, Leineweberei und Bierbrauereivertreten. 1568 wurde die erste Apotheke gegründet,die heute das einzige Apothekenmuseum Brandenburgsist. Im 18. Jahrhundert wurde auch die Seidenrau-penzucht betrieben. Selbst Tabak wurde angebaut.Cottbus kam zu Wohlstand und Größe.Fo

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Fürst Pücklers Spuren

In dem Parkareal bestehend aus Spreeauenpark,Tierpark und dem bekannten Fürst-Pückler-Park Branitzfand 1995 die Bundesgartenschau (BUGA) statt.Geschaffen hat dies ursprünglich Fürst Hermann vonPückler-Muskau (1785-1871). Für den Fürst-Pückler-Park Branitz ließ er auf einem ursprünglich ebenen,100 ha großen Gelände den letzten deutschenLandschaftsgarten des 19. Jahrhunderts anlegen.Neben Hügeln, Wasser- und Wiesenflächen, 12 kmParkwegen und idyllischen Brücken entstanden –inspiriert von einer Orientreise – zwei heute in Europaeinmalige Erdpyramiden. Die historischen Räume imSchloss Branitz, das 1850 auf Anregung von GottfriedSemper erneuert wurde, und eine ständige Ausstellunggeben einen Einblick in das Leben und Werk desGartenbaukünstlers, Schriftstellers und Weltenbumm-lers.

Eine halbe Stunde von Cottbus entfernt liegt die 1253erstmals erwähnte Park-, Kur- und Grenzstadt BadMuskau mit ca. 4 000 Einwohnern, Geburtsstadt vonFürst von Pückler-Muskau. Der deutsch-polnische Fürst-Pückler-Park wurde 2004 durch die UNESCO zumWeltkulturerbe erklärt, weil es sich hier um einenaußergewöhnlichen europäischen Landschaftspark undeine künstlerische Ideallandschaft handelt. Der Parksteht darüber hinaus für einen neuen Ansatz derLandschaftsgestaltung im städtischen Raum.

Spreewald – Landschaft der Fließe

Die kultivierte Flusslandschaft des Spreewaldesnordwestlich von Cottbus umfasst 970 km Fließge-wässer. Erste Siedler im Spreewald waren die Sorbenbzw. Wenden, ein Volk slawischer Abstammung, derenSprache und Kultur heute noch gepflegt wird und beiFesten erlebt werden kann. Von den Dorfbewohnernim Zentrum des Spreewaldes werden die Wasser-straßen heute noch genutzt. Neben Kanälen bietet dievor allem vom Tourismus lebende Region viele Rad-und Wanderwege.

Braunkohle-Tagebau

Seit 100 Jahren prägt der Braunkohle-Tagebau dieRegion um Cottbus und bis heute wird in mehrerenTagebaugebieten Braunkohle gefördert. An vielenOrten der Niederlausitz sind gigantische Schaufel-radbagger und Abraumförderbrücken zu sehen, aberauch die Rekultivierung der ehemaligen Abbauflächen.Mit der Anlage von Mischwäldern, Biotopen undFlussbetten ist eine neue Naturlandschaft entstanden.In Senftenberg dagegen entstand durch künstlicheFlutung eines Abbaugebietes ein See, der vielseitigeFreizeitmöglichkeiten bietet.

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Lubuskie

Von Cottbus aus erreicht man in Polen zunächst dieWojewodschaft Lubuskie. Während der vergangenenJahrhunderte vermischten sich hier viele kulturelleEinflüsse, vor allem aus Deutschland, Polen undTschechien. In den erhaltenen Zeugnissen der Kulturverschiedener Epochen des Lebuser Landes spiegeltsich diese bewegte Geschichte wider. Es handelt sichum eine gering besiedelte Region mit 73 Einwohnern/km², von denen 65 % in Städten leben. Die beidenwichtigsten Städte der Wojewodschaft sind GorzówWielkopolski (Landsberg a. d. Warthe mit 126 000Einwohnern) und Zielona Góra (Grünberg mit 119 000Einwohnern).

Wälder und Gewässer prägen die Landschaft: Fast50 % der Fläche sind bewaldet – teilweise nochurwaldähnlich. Neben zahlreichen Seen bestimmenFlüsse wie Oder, Warthe, Netze und Bober das Land-schaftsbild. Die höchsten Erhebungen sind 200 m hoch.Seltene Tierarten wie Damhirsch, Bisamratte,Seeadler, Fischadler, Kranich, Schwarz- und Weißstorchleben hier, weshalb große Gebiete unter Naturschutzgestellt sind. Die wichtigsten natürlichen Rohstoffe derRegion sind Sand, Kies, Lehm und Braunkohle.

Durch die Wojewodschaft verlaufen wichtigeTransitstrecken. Die viel befahrene Ost-West-Achsewird als entscheidend für die Entwicklung und dieZukunft der Wojewodschaft angesehen. In Nord-Süd-Richtung verläuft die europäische MagistraleSkandinavien – Südeuropa. Seit Anfang der 90er Jahreerfolgt die Modernisierung der technischen Infra-struktur der Wojewodschaft. Die größten Entwicklungs-fortschritte wurden bei der Telekommunikation und inder Abwasserwirtschaft gemacht.

Aufgrund der Grenznähe ist der Kontakt zu Deutsch-land und Westeuropa für die Einwohner der Wojewod-schaft zur Normalität geworden. Große und kleineUnternehmen aus der Wojewodschaft orientieren sichverstärkt auf westliche Märkte. Die Kontakte werdenauch durch die Beteiligung an zwei Euroregionen, „ProEuropa Viadrina“ und „Spree-Neiße-Bober“, in der ca.50 polnische Kommunen, der Landkreis Spree-Neißesowie die Städte Cottbus, Forst und Guben vereint sind,gefördert. Wichtige Felder der Zusammenarbeit sindhier Umweltschutz, Kultur und Sport. Darüber hinausfindet eine deutsch-polnische Zusammenarbeit aufvielen Gebieten und Ebenen, vom Jugendaustausch bishin zu Kontakten von Polizei- und Finanzbehörden, statt.

Die Sorben – Serby

sind das kleinste slawische Volk. Sie sind Nachfahren jener slawischen Stämme, die im Zuge der Völkerwanderungvor mehr als 1 400 Jahren das Land zwischen Oder und Elbe/Saale, zwischen Ostsee und den deutschenMittelgebirgen besiedelten. Nach dem Verlust der politischen Selbstständigkeit im 10. Jahrhundert verringertesich ihr Siedlungsgebiet durch Assimilation und durch eine zielgerichtete Germanisierung. Lediglich denNachkommen der oberlausitzischen Milzener und der niederlausitzischen Lusizer ist es gelungen, bis in dieGegenwart ihre sorbische/wendische Sprache und Kultur zu erhalten. Die Sorben/Wenden haben kein Muttervolkin den angrenzenden Staaten.

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randenburgLandwirtschaft im Spreewald –gestern und heute

Michael Petschick, Andreas Traube*

* Michael Petschick, Biosphärenreservat Spreewald, Lübbenau, Fon (035 42) 89 21-0, Fax (035 42) 89 21-40,E-Mail [email protected] Traube, Spreewaldverein e.V., Fon: (0 35 46) 84 26, Fax (0 35 46) 86 43,E-Mail [email protected]

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Intensive Bewirtschaftungzu DDR-Zeiten

Einstige „Gemüsekammer“ Deutschlands

Mehr noch als andernorts ist im Spreewald dasKulturgut offene Landschaft auf das engste mit demLandwirt verknüpft. Beispielhaft zeigt sich dies imSpreewald an dem zur Zeit der Kolonisation (16.-18. Jh.) eingeführten Gemüseanbau in Beetkultur. Demeigentlichen Spreewald wurden die für Grünland-wirtschaft, Acker- und Gemüseanbau sowie Viehzuchtbenötigten Flächen durch umfangreiche wasserbaulicheMaßnahmen abgerungen. Nur so war eine landwirt-schaftliche Nutzung überhaupt denkbar.

Brache und verschiedene kleinparzellige Nutzungenwaren typisch für das Gebiet. Der Gemüseanbau vorallem mit Gurken, Meerrettich, Würzkräutern, Zwiebelnund Kürbissen wurde aufgrund dieser besonderenAgrarstruktur und der günstigen klimatischen Bedingun-gen zu einem prägenden Element der Spreewald-Landwirtschaft und brachte schließlich die wohl bekann-testen Produkte der Region hervor.

Auch heute wird das geschilderte Bild der mosaik-artigen Nutzung immer noch als typisch für den gesam-ten Spreewald angesehen. Doch gibt es nur nochwenige Hofstellen, die dieses alte System zumindestin der Flächenstruktur nachvollziehen. Sie sind im inne-ren Oberspreewald in den Dörfern Lehde und Leipenoch am stärksten vertreten.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vollzogsich ein rapider Wandel in den Bewirtschaftungsweisen.Durch Meliorationsmaßnahmen und Grundwasserab-senkungen wurde eine intensive Bewirtschaftung mög-lich. Die Gefahr des Hochwassers konnte immer stärkereingedämmt werden. Regulierungen der Spree mach-ten eine starke Zurückdrängung des Waldes möglichund die Auflichtung der Landschaft schritt bis zurAusprägung parkartiger Kulissen voran.

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Den nach der Bodenreform von 1945 gegründetenLandwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften(LPG) wurde auf Druck der politischen Führung derDDR die industriemäßige Tier- und Pflanzenproduktionmit der Ausrichtung auf maximale naturale Erträgeverordnet. Die damit verbundenen Schäden imNaturhaushalt wurden ignoriert, wenn nicht sogar als„Sieg des Sozialismus über die Natur“ gefeiert.

Nach der politischen Wende erlebte die Landwirtschaftseit 1989 wiederum einen extremen Wandel. Massewurde kaum nachgefragt. Im Vordergrund standen jetztSortimentsbreite und spezifische Qualitäten in einemüberquellenden und stark segmentierten Lebens-mittelmarkt. Viel prägender war nun die Ausrichtungauf eine hohe Effizienz der eingesetzten Produktions-faktoren. Unter den Bedingungen des Spreewaldes,der durch Böden unterster Bonitäten gekennzeichnetist, bedeutete dies ein komplettes Umsteuern. Diekostenintensiven Faktoren wie Energie, Treibstoff,Dünger und Personal (von 12 AK je 100 ha auf 2,5 AK)wurden stark eingeschränkt. Es vollzog sich eine allge-meine Extensivierung unter Nutzung der verfügbarenFlächenpotenziale und starkem Abbau der Tierbe-stände.

Milchproduktionwichtigste Einnahmequelle

Heute bewirtschaften in der Spreewaldregion rund800 Landwirtschaftsbetriebe insgesamt 130 000 halandwirtschaftliche Fläche, davon gut 97 000 haAckerland. Der Grünlandanteil beträgt ca. 26 %. DieBetriebe haben sehr unterschiedliche Größen undProduktionsprofile. Auf Grund der ungünstigen natür-lichen Voraussetzungen (Bodenwertzahl 18 bis 30)arbeiten die meisten Unternehmen als Gemischtbe-triebe. Obwohl die Quotenausstattung mit etwa 1 000kg/ha LF im Vergleich mit anderen Bundesländern ehergering ist, stellt die Milchproduktion die wichtigsteEinnahmequelle dar.

Auch die Fischzucht spielt in der Spreewaldregioneine bedeutende Rolle. Sie wird in Teichen, Seen undFließgewässern auf einer Fläche von rund 2 500 habetrieben. Vor allem die Peitzer Karpfen sind in ganzDeutschland bekannt.

Nicht zuletzt wird auf etwa 1 200 ha traditionell Ge-müse nach integrierten Verfahren angebaut. Schlüssel-und Imageprodukte für die regionale Identität sind dieSpreewaldgurke und der Spreewälder Meerrettich.Beide Produkte sind eng mit dem Image der Gemüse-anbauregion Spreewald verbunden und drohten imKampf um die Märkte ihre regionalen Besonderheitenzu verlieren.

Das bewog den Spreewaldverein e.V. zum Handeln.Mit dem Konzept einer regionalen Identität Spreewaldund deren Verknüpfung im Sinne eines Regional-marketings beschäftigte sich der Verein gemeinsammit weiteren regionalen Verantwortungsträgern seiteinem ersten Entwurf zur regionalen Abgrenzung imJahr 1995. Das frühzeitig erkannte Abgrenzungs-problem wurde mit Unterstützung von Lokalpolitikernund schließlich mit entsprechenden Kreistagsbe-schlüssen gelöst. Damit stand erstmalig in Deutschlandder europaweite Schutz einer geographischen Lage(nach EU-VO 2081/92) in Verbindung mit Produktenund Dienstleistungen auf der Tagesordnung.

Renaissance der Gemüseproduktion

Besonders wichtig war dabei der Schulterschlusszwischen Anbau, Verarbeitung und Handel. In einemvertikalen Integrationsansatz konnte hier exemplarischdie Synergie von Regionalität in Marketing und Produkt-entwicklung erschlossen werden. Damit wurde nichtnur der drohende Zusammenbruch der lokalen Produk-tion im Freilandgemüsebereich aufgehalten, sondernes kam zu einer Renaissance der Gemüseproduktion.Die Anbaufläche entwickelte sich kontinuierlich und um-fasst heute etwa 550 ha nur für die Kultur der Freiland-gurke. Im arbeitswirtschaftlichen Bereich konnten zu-sätzlich rund 3 600 Saisonarbeitsplätze angebotenwerden, die sich auf die agrare Produktion und auchauf die traditionell im Spreewald ansässige Konserven-industrie beziehen.

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randenburgDie Verarbeitungskapazitäten stiegen kontinuierlich

und liegen aktuell bei etwa 36 000 t/Jahr für Einlege-sowie Schälgurken. Für die partizipierenden Landwirt-schaftsbetriebe bedeutete dies eine Stabilisierung derEinkommenssituation durch die Gestaltung eines Ver-tragsanbaus, der in Verbindung mit der Exklusivität derLage Spreewald auch preisliche Effekte mit sich bringt.

Ökoregion Nr. 1 in der Bundesrepublik

Ein entscheidendes Ergebnis der Entwicklung istschließlich die Entwicklung der Spreewaldregion zurderzeitigen Ökoregion Nr.1 in der Bundesrepublik. Mehrals ein Drittel der gesamten Bio-Anbauflächen desLandes Brandenburg liegen in der Spreewaldregion.Hier werden rund 37 000 ha bzw. fast 30 % derlandwirtschaftlichen Flächen ökologisch bewirtschaftet.Die ökologische Wirtschaftsweise wird in rund 90Landwirtschaftsbetrieben praktiziert.

Die Neuausrichtung der Verbraucher- und Agrarpolitikbzw. ihre bestimmenden Inhalte werden in derSpreewaldregion aufgegriffen und genutzt, um

- Verbrauchervertrauen zu entwickeln und damitneue Märkte zu erschließen,

- transparente Produktionsketten zu sichern, die einehohe Nahrungsmittelsicherheit garantieren,

- die einzigartige Kulturlandschaft zu erhalten und zupflegen und die vorhandenen natürlichenRessourcen zu schützen.

Im Rahmen der EU-Gemeinschaftsinitiative LEADER+wird dieser Prozess des Aufbaus von Wertschöp-fungsketten für landwirtschaftliche Erzeugnisse durchein abgestimmtes gemeinsames Vorgehen aller Hand-lungs- und Entscheidungsträger der Spreewaldregionpositiv befördert.

Regionale Dachmarke „Spreewald“

Betriebsgrößen von mehreren hundert Hektar bis zufünftausend Hektar werden erreicht und weiterhin nachgenossenschaftlichen Prinzipien bewirtschaftet. Hinzukommt eine Vielzahl von Familien- und Nebenerwerbs-betrieben in der Spreewaldregion.

Ein Schließen der betrieblichen Kreisläufe im SystemBoden-Pflanze-Tier verbunden mit einer regionalbestimmten Vermarktung der Produkte im Wirtschafts-raum Spreewald ist der Kern einer neuen Landbauform,die zu einer ökonomischen, ökologischen und sozialenGerechtigkeit führt.

Der Schlüssel für diesen Prozess ist die regionaleDachmarke „Spreewald“. Auf dieser Basis wird die Stär-kung der regionalen Wirtschaftskreisläufe durch Siche-rung von Alleinstellungsmerkmalen und Qualitätsan-sprüche gefördert. Sie steht für Produkte und Dienst-leistungen mit Herkunfts- und Qualitätsgarantie.

Förderung einer nachhaltigen Entwicklung –der Spreewaldverein e.V.

Der Spreewaldverein e.V. ist gemeinnützig tätig undwidmet sich der Bewahrung und Entwicklung dernatürlichen, wirtschaftlichen sowie kulturellen Werteder Spreewaldregion. Dazu gehört neben derBündelung und Vertretung von Interessen die tatkräftigeMitwirkung bei Initiativen wie LEADER+ oderGroßveranstaltungen wie etwa der Internationalen Grü-nen Woche Berlin. So ist beispielsweise die Geschäfts-stelle der Lokalen Aktionsgruppe LEADER+ Spreewaldbeim Spreewaldverein e.V. angesiedelt. Darüber hinauswurde der Spreewaldverein beauftragt, das IntegrierteLändliche Entwicklungskonzept (ILEK) des LandkreisesDahme-Spreewald mit Hilfe eines Regionalmanage-ments umzusetzen. Schwerpunkte des ILEK sind hierdie Maßnahmen zur Sicherung und Entwicklung desländlichen Raums als Lebens-, Arbeits-, Erholungs- undNaturraum.

Der Verein ist Zeichengeber der regionalen Dach-marke für den Wirtschaftsraum Spreewald. Durch dieregionale Dachmarke wird die integrierte und vernetzteEntwicklung aller Lebens- und Wirtschaftsbereiche derRegion – von der landwirtschaftlichen Rohstoffpro-duktion bis zur Lebensmittelveredelung in der Gast-ronomie – unterstützt und die regionale und überregio-nale Vermarktung von original Spreewälder Produktenund Dienstleistungen gefördert.

Das Spreewaldlogo dient den Verbrauchern/-innenals Orientierungshilfe und damit zur Steigerung derBekanntheit bzw. des Wiedererkennungswertes. Diefür eine Zertifizierung notwendige Einhaltung vonRegionalitäts-, Qualitäts- und Umweltkriterien, verbun-den mit einer neutralen Kontrolle, soll das Vertrauenin Produkte und Dienstleistungen, die das Logo tragen,vergrößern.

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Gut Ogrosen –eine ökologische Höfegemeinschaft

Das Gut Ogrosen befindet sich in der gleichnamigenGemeinde im Landkreis Oberspreewald-Lausitz etwa15 km südöstlich von Lübbenau. 1991 übernahmenEnkel des ehemaligen Besitzers das Gut von derTreuhand. Die Höfegemeinschaft besteht zzt. aus vierselbstständigen Betrieben, deren Inhaber/-innenräumlich auf der Grundlage des alten GutshofesMilchvieh-, Schaf- oder Ziegenhaltung bzw. Acker- undGemüsebau betreiben. Zunehmende Bedeutung hat dieeigene Weiterverarbeitung von Milch und Fleisch ge-wonnen, für welche auf dem Gut zwei „Hofmolkereien“sowie eine Schlachtstätte zur Verfügung stehen. VonAnfang an wurde das Gut Ogrosen nach den Richtliniendes Ökologischen Landbaus bewirtschaftet. Das Gutund die Partnerbetriebe sind Mitglieder im Anbau-verband Gäa e.V.

Landwirtschaft mit Milchviehhaltung

In einer modernisierten Stallanlage bestehend ausmehreren eingestreuten, z. T. offenen Laufställenwerden 110 Milchkühe und Nachzucht gehalten. DenSommer verbringen die Kühe auf der nahe am Gutliegenden Weide, nur zum Melken kommen sie in denStall. Zur Erhaltung und Wiederherstellung der Tierge-sundheit wird intensiv mit dem Milchsäureprodukt„Kanne Fermentgetreide“, aber auch mit homöo-pathischen Mitteln, gearbeitet. Etwa die Hälfte der410 ha landwirtschaftlichen Nutzfläche dient demFutterbau für die Rinder. Das Futter setzt sich haupt-sächlich aus Klee, Luzerne sowie Gras, kombiniert mitMais, Getreide und Erbsen, zusammen. Auf denverbleibenden Ackerflächen erfolgt der Anbau vonRoggen, Weizen, Triticale, Hafer, Buchweizen undSonnenblumen.

Sämtliche Mähdruschfrüchte werden über dieErzeugergemeinschaft „Biokorntakt“ vermarktet. Voretwa drei Jahren führte die Erzeugergemeinschaft einvielschichtiges Qualitätsmanagementsystem inAnlehnung an die DIN EN ISO 9001 ein, das alleBereiche von der landwirtschaftlichen Erzeugung überdie Lagerung bis zur Belieferung der Kunden erfasst.Es beinhaltet die Analyse und Dokumentation relevanterProzesse, die Archivierung von Rückstellproben sowiedie Untersuchung pflanzlicher Produkte auf Rückständeund Umweltgifte durch das Institut Fresenius. Mit Hilfevon fünf Festangestellten, zwei Azubis sowie zeitweiligauch Praktikanten wird neben der Herstellung vonQuark, Joghurt oder Käse zweimal wöchentlichSauerteigbrot gebacken und einmal monatlich eineMastfärse geschlachtet sowie zerlegt.

Landwirtschaft mit MilchviehhaltungAnzahlMilchkühe 110

Bodennutzung haLandwirtschaftliche Nutzfläche 410Winterroggen 80Triticale 60Hafer 30Winterweizen 20Silomais 20Sonnenblumen 15Buchweizen 15Feldfutter (Luzerne-Gras u.a.) 170

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Milchschafhof

Der Milchschafhof „Schafgarbe“ mit 100 ostfriesischenHerdbuchmilchschafen und 20 ha landwirtschaftlicherNutzfläche existiert seit 1994. Abgesehen von denWintermonaten sind die Tiere permanent auf der Weideund erhalten zusätzlich hofeigenes Futter wie Heu undHafer. Ein Schaf gibt 1 bis 2 Liter Milch pro Tag und ca.5 kg Wolle pro Jahr.

Die Schafmilch wird entweder zu Joghurt, Frischkäseund Feta verarbeitet oder pasteurisiert.

Fünf Sauen und ein Eber samt Nachwuchs ergänzendie Tierhaltung. So kann der Betrieb zusätzlich zumLammfleisch (Mai bis Oktober) ganzjährig frischesSchweinefleisch anbieten. Aus einem Teil desSchweine- bzw. Schaffleisches stellen die drei auf demHof tätigen Personen Wurst her.

Gemüsebau

Seit 1998 produziert der Betrieb „Erdreich“ auf rd.4 ha Ackerland sowie 400 m2 unter Folientunnel etwa40 Gemüsesorten. Außerdem organisiert er einenLieferservice, die „Orgosener Landkiste“. Es handeltsich um eine Gemüsekiste in drei Größen, die mitGemüse der Saison und auf Wunsch mit weiterenProdukten des Gutes befüllt wird. Die Mitarbeiter desBetriebes, insgesamt fünf, beliefern einmal wöchentlichHaushalte in Lübben, Cottbus und in den südwestlichenBezirken Berlins.

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Hofladen

Alle Erzeugnisse der vier Betriebe sind zudem imHofladen erhältlich. Das Angebot aus eigenerProduktion besteht im Wesentlichen aus Fleisch, Wurst,Milch, Milchprodukten, Gemüse, Brot und Getreide.Zugekaufte Waren wie Obst, Säfte, Wein, Honig,Nudeln, Gebäck u. v. m. vervollständigen das Sortiment.

Zusammen mit ca. 40 anderen Landwirten aus derRegion engagiert sich der Betriebsleiter des Gutes,Lütke Schwienhorst, im Arbeitskreis „GentechnikfreierSpreewald“, u. a. weil genetisch veränderte Orga-nismen (GVO) die Existenz des Ökobetriebes gefähr-den. Weisen Lebensmittel eine Verunreinigung mit GVOvon über 0,9 % auf, können sie nicht mehr alsBioprodukte verkauft werden. Unter der Überschrift„GENiale ZEIT?“ fand im August 2004 ein Kunstworkshopzum Thema Gentechnik in der Landwirtschaft auf demGut statt. Zwölf Künstler sowie andere Interessierteließen sich drei Tage lang auf die Verbindung vonkünstlerischem Schaffen und Gedankenaustausch ein.

Da das räumliche Potenzial des Gutes noch nichtvollends ausgeschöpft ist, sind weitere Betriebs-gründungen erwünscht. Beispielsweise könnten ineinem teilweise renovierten Landarbeiterhaus künftigGäste, die Ferien auf dem Biohof machen möchten,untergebracht werden. Attraktive Ausflugsziele wie dasNaturschutzgebiet Calauer Schweiz, der Spreewald undein größerer See sind über ein neu erstelltes Rad-wegenetz zu erreichen.

Ziegenhof

Den vor etwa sechs Jahren eingerichteten Ziegenhofbewirtschaften seit 2004 zwei neue Inhaber. Auf ca.6 ha Fläche halten sie 45 Ziegen, zwei Böcke und einKaltblutpferd. Nur in den Wintermonaten sind die Ziegenin einem Laufstall untergebracht. Zweimal täglich wer-den sie von Hand gemolken. Zu den auf dem Gut herge-stellten Ziegenkäsespezialitäten gehören u. a. derfranzösische Holzaschekäse „Cendré“ und der „BlaueLausitzer“, ein selbstkreierter Weichkäse mit Blau-schimmel. Verschiedene Schnitt- und Hartkäsesortenreifen über mehrere Monate im Gewölbekeller desGutshauses. Wie der Milchschafhof auch ist der Zie-genhof regelmäßig auf verschiedenen Märkten, z. B.dem Ökomarkt in Berlin Kreuzberg, vertreten.

Kontakt

Toni und Heiner Lütke Schwienhorst GbRDorfstraße 3503205 OgrosenFon (035436) 218Fax (035436) 45009E-Mail [email protected]

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randenburgLandwirtschaftsbetriebZinnitz-Groß Jehser GmbH & Co. KG –Rekultivierung durch Landwirtschaft

Rekultivierung durch Landwirtschaft

Der Landwirtschaftsbetrieb Zinnitz-Groß Jehser GmbH& Co. KG liegt gut 10 km südöstlich von Lübbenau imLandkreis Oberspreewald-Lausitz. Hervorgegangen istder Betrieb aus der LPG Tierproduktion Groß Jehserund einem Drittel der benachbarten LPG Pflanzen-produktion. Wolfgang Sawade, Inhaber und Ge-schäftsführer der 1991 gegründeten GmbH & Co. KG,war von 1979 bis zur Wende in der LPG TierproduktionGroß Jehser tätig.

In den Bereich der Tierhaltung floss eine beträchtlicheKreditsumme. Z. B. wurden Schweinemastställe zuSauen- bzw. Abferkelställen umgebaut und neueLaufställe für die Rinder errichtet. Rund 1 200 Schweineund 400 Rinder werden auf dem insgesamt 19Mitarbeiter zählenden Betrieb gehalten. Bei max. 220

Milchviehplätzen beläuft sich die Milchquote auf 1,5Mio. kg. Müllermilch, d. h. die Molkerei Alois MüllerGmbH & Co., nimmt die gesamte Menge ab. Allein dieQualitätsansprüche der Erzeugergemeinschaft „Flä-mingmilch“, zu welcher der Betrieb gehört, erforderneinen hohen betrieblichen Standard hinsichtlich Milch-sowie Rindfleischerzeugung. So ist der Betrieb für seineRinder- und auch für seine Schweinehaltung u. a. vonpro agro und ifta (Institut für Tiergesundheit undAgrarökologie AG) zertifiziert.

Die gesamte landwirtschaftliche Nutzfläche (LN:1 651 ha) befindet sich in der Bergbaufolgelandschaftdes Förderraumes Kittlitz bzw. in unmittelbarer Nach-barschaft des Betriebes. Zwischen 1957 und 1996wurde dort in vier Tagebauen (Schlabendorf Nord bis1977/-Süd bis 1991 sowie Seese-West bis 1978/-Ostbis 1996) Rohbraunkohle gefördert.

Flächennutzung 2005 haGetreide 374Raps 246Luzerne 660Mais 145Stilllegung 148Ackergras 69Grünland 9LN gesamt 1651

Viehbestände 2004 AnzahlRinder 412- davon Kühe 195Schweine 1179- davon prod. Sauen 89GV gesamt 440

Niederschläge (2004): 534 mmAckerzahl: 17-37Grünlandzahl: 25Milchquote: 1,5 Mio. kgMitarbeiter: 19 (entspricht 1,15 AK/100 ha)

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Sanierungsarbeiten wie Massenbewegungen zum(Teil-)Schließen von Restlöchern, Bodenverdichtungsowie Flutungen sollen dafür sorgen, dass sich dieFlächen wieder in den bestehenden Naturraumeinbinden und wieder für land- und forstwirtschaftlicheZwecke bzw. zur naturnahen Erholung genutzt werdenkönnen. Trotz umfangreicher Kultivierungsmaßnahmensind die Böden nach wie vor stark degeneriert. Lauteiner wissenschaftlichen Studie sind dielandwirtschaftlichen Erträge z. B. auf Kippenböden 30 %geringer als auf intakten gewachsenen Böden.

Bei knapp 1 000 ha der LN, die dem Landwirt-schaftsbetrieb Zinnitz-Groß Jehser zur Verfügung steht,handelt es sich um Kippenflächen. Es fehlt ihnen anBodenleben, organischer Substanz und Humus. „Wirhaben Flächen seit 1967 in Bewirtschaftung, da lässtsich heutzutage gerade mal der erste Regenwurmsehen“, so der Geschäftsführer. Auf den Aschekippen(ca. 400 ha) der Kohlekraftwerke Lübbenau undVetschau kommt, abgesehen von der Erosionsgefahr,ein weiteres Problem hinzu: Die Befahrbarkeit istäußerst schlecht und nur an wenigen Tagen überhauptmöglich, ohne dass „der Trecker versackt“. Für dieseStandorte eignet sich v. a. der Anbau von Luzerne alstiefwurzelnde Pionierpflanze, der 10 % Weidelgrasbeigemischt wird. Hiermit kann auch der Erosionsschutzentscheidend verbessert werden. Düngergaben solltenzwar in kleinen Mengen, aber jedes Jahr erfolgen, weildie Nährstoffe ausgesprochen schnell in die Tiefewandern, was zudem Probleme finanzieller Art bereitet.Auch die Bodenbearbeitung der Flächen ist aufgrund

des hohen Steinbesatzes erschwert und führt zuhöherem Verschleiß und damit zu höherem Aufwandund geringeren Flächenleistungen.

Da die LN auf gewachsenem Boden (ca. 650 ha)unmittelbar an die Bergbaufolgelandschaft grenzt, sindsie durch die jahrelange Entwässerung der Förder-räume ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen worden.Selbst ihre Ackerzahlen gehen nicht über 36 hinaus.Das auf ihnen produzierte Getreide dient vorwiegendzur Schweinefütterung.

Sawade arbeitet nicht nur mit anderen Betrieben wiedem Milchgut Görlsdorf, sondern auch mit Wissen-schaftlern z. B. des Finsterwalder Forschungsinstitutes,der Brandenburgischen Technischen Uni-versität (BTU)Cottbus (Hydrologie), dem Institut für AgrartechnikBornim und lokalen Naturschutzakteuren zusammen.Mehrere Studien und regelmäßige Bodenunter-suchungen haben nachgewiesen, dass die bewirt-schafteten Flächen inklusive Aschekippen keine Schad-stoffe enthalten und somit auch eine qualitativ hoch-wertige Brotgetreideerzeugung möglich ist.

Kritisch betrachtet Sawade das Fehlen von Sonder-regelungen für Betriebe in benachteiligten Gebieten,etwa eine Verlängerung der Luzerneanbaufrist von 5auf 10 Jahre, sowie die „Polarisierung zwischenRekultivierung und Renaturierung“. In der Vergan-genheit sah er sich gezwungen, rd. 400 ha Kippenflä-chen zu kaufen, damit diese nicht an andere Interessen-ten verloren gehen, während ein Teil seiner Pacht-flächen bereits an eine Naturschutzstiftung veräußertwurde.

Kontakt

Landwirtschaftsbetrieb Zinnitz-Groß Jehser GmbH & Co. KGGeschäftsführer und Inhaber Wolfgang SawadeSchmiedeweg 4703205 Calau OT Groß JehserFon & Fax (035439) 268E-Mail [email protected]

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Frisches Spreewaldgemüse verarbeitet zuKonserven mit Biss –die RABE Spreewälder Konserven GmbH

Die Firmengeschichte der RABE SpreewälderKonserven GmbH reicht bis in das Jahr 1898 zurück.Nach 1932 hieß der Betrieb „Kurt Belaschk – Spree-wälder Konserven und Frischgemüse. Den jetzigenNamen erhielt die in Boblitz, 2 km südlich von Lübbenauansässige Firma 1992; Familie Belaschk führt denBetrieb in der vierten Generation. Seit 1989 stieg diejährliche Verarbeitungskapazität von 350 auf 5 000Tonnen Gemüse. Konserviert werden nicht nur Gurken,sondern mehrere für den Spreewald typische Gemüse-sorten wie Meerrettich, Kürbis, Weiß- und Rotkohl. Beider Verarbeitung kommen verschiedene Konser-vierungsmethoden zum Einsatz. Z. B. wird die Halt-barkeit von sog. Sauerkonserven entweder durch Essigoder durch Milchsäurevergärung, traditionell in Eichen-fässern, erreicht. Neben dem Einlegen spielt auch dieBehandlung mit Wärme eine wichtige Rolle.

Entscheidend für den Geschmack des Endproduktsist die Zusammensetzung der verwendeten Kräuter-mischung und Lake. Diesbezüglich profitiert die FirmaRabe von ihrer über 100-jährigen Erfahrung und kannmit ständig verfeinerten Familienrezepturen aufwarten.In unzähligen Geschmacksnuancen verlassen allein dieGurken den Verarbeitungsbetrieb. Pfeffergurken,Knoblauchgurken, Salz-Dill-Gurken, Senfgurken u. v. m.gehören zur Produktpalette. Darüber hinaus erfüllt dasausgesprochen breite Spektrum an Verpackungen, dasvom 100 ml-Glas über den 550 ml-Kunststoffbecherbis zum 30 l-Hobbock, einem Versandbehälter ausBlech, reicht, die unterschiedlichsten Kundenwünsche.

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Sowohl die Gemüserohware als auch die Kräuterstammen aus der Spreewaldregion. Der Betrieb pflegtenge und langfristige Verbindungen zu seinenGemüsebauern und Lieferanten, um eine gute undgleichbleibende Qualität zu sichern. 1999 wurden die„Spreewälder Gurken“ sowie der „Spreewälder Meer-rettich“ von der Europäischen Kommission als ge-schützte geographische Angabe (ggA) registriert. Dadie Gurken- und Meerretticherzeugnisse von RABE dieentsprechenden Anforderungen erfüllen, darf die Firmamit den genannten Bezeichnungen werben. Außerdembesitzt der Betrieb das Zertifikat zur Verwendung desLogos der regionalen Dachmarke „Spreewald“.

Die Vermarktung der Produkte fällt in den Zuständig-keitsbereich der RABE Spreewälder Vertriebs GmbH.Sie betreibt u. a. zusätzlich einen Online-Shop. Direktam Betriebsgelände wird der Werksverkauf in der„Kräuterhexe“ von Gästen und Einheimischen gerngenutzt. Regelmäßig finden Betriebsbesichtigungenstatt. Während der Erntezeit (Juli/August) werfen dieGäste einen Blick auf die Produktion, ansonsten erlebensie im firmeneigenen Museum die Welt der Gurken.Eine Führung durch die Einlegerei der Firma Rabe stehtauch für Radfahrer auf dem Programm, wenn sie ander „Lübbenauer Gurkentour“ teilnehmen. Wer Hungerhat, kann sich im „Rabennest“ stärken.

Kontakt

RABE Spreewälder Konserven GmbHCalauer Straße 2 B03222 Lübbenau OT BoblitzFon (03542) 8933 - 45Fax (03542) 8933 - 55E-Mail [email protected]

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Nicht nur Peitzer Karpfen –die Peitzer Edelfisch Handelsgesellschaft mbH

Die Teichwirtschaft

Die Peitzer Edelfisch Handelsgesellschaft mbH ist seit1990 der Rechtsnachfolger des VEB (VolkseigenerBetrieb) Binnenfischerei Peitz, des größten Fischerei-betriebs der früheren DDR. Zum Unternehmen gehörenheute 4 500 ha Teichwirtschaften in Brandenburg undSachsen sowie Warmwasserfischzucht- und Netz-gehegeanlagen, zwei Verarbeitungsbetriebe, diverseEinzelhandelsgeschäfte und Gastronomien.

Rund um die ca. 10 km nordwestlich von Cottbusgelegene Stadt Peitz besitzt die Fischzucht einejahrhundertealte Tradition. Die erste urkundlicheErwähnung von Teichen stammt aus dem Jahr 1531.Die Entstehungsgeschichte ist noch nicht abschließenderforscht. Wie in anderen Regionen Deutschlandswaren es vornehmlich ökonomische Gründe, die zumBau der Teiche führten, die angelegten und ablassbarenTeiche dienten jedoch auch als Schützgürtel derFestung Peitz. Zur Wasserversorgung wurde einkünstlicher Nebenarm der Spree, der Hammergraben,angelegt. Gleichzeitig lieferte der Hammergraben dieEnergie für die Eisenhütten- und Hammerwerke, inwelchen der Raseneisenstein aus der Region ver-arbeitet wurde. Die1809 erbaute Hochofen- undGießereihalle ist noch original erhalten. Am Geländedes ehemaligen Werkes befindet sich heute der Sitzder Peitzer Edelfisch Handelsgesellschaft mbH und dasvon ihr betriebene Restaurant „Karpfenklause“. DasAreal erfuhr in den zurückliegenden Jahren eine „Ver-jüngungskur“. Neben dem Museum zur Industrie-geschichte des Standortes wurde erst kürzlich dasBrandenburgische Fischereimuseum eröffnet.

Die Peitzer Edelfisch Handelsgesellschaft mbH ist dieEigentümerin der Peitzer Teiche, die mit einerGesamtfläche von ca. 1 000 ha das größte zusam-

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menhängende Teichgebiet Deutschlands bilden.Bewirtschaftet wird die Fläche von der Teichgut PeitzGbR. In den etwa 1 m tiefen Gewässern erfolgt dieAufzucht von Karpfen, dem Hauptfisch, aber auch vonSchleien, Welsen oder Zander sowie die Produktionvon Satzfischen. Das Futter besteht aus Getreide wieRoggen und zunehmend auch Triticale. Außerdem gibtes hier neben einer Fischverkaufsstelle die Möglichkeitzu angeln oder an Teichführungen teilzunehmen. ImHerbst werden die Teiche zum Abfischen abgelassen;die Ernte beträgt 700-800 kg Fisch pro 10 000 m3

Wasser (= pro ha) bzw. ca. 400-500 Fisch bei einemdurchschnittlichen Gewicht von 1,5 bis 2 kg pro ha.

Nur einen Steinwurf vom Peitzer Teichgebiet entferntliegt die Warmwasserfischzuchtanlage Jänschwalde.1997 ist sie komplett neu im Bypass des Kühlwasser-

kreislaufs des Braunkohlekraftwerkes entstanden. IhreJahresproduktion beläuft sich auf knapp 200 t Satzfischund ca. 50 t Forellen. Darüber hinaus werden hier auchStöre, Satzaale und weitere Fische gezüchtet. Da derAbsatz des Karpfens als Hauptfisch nach der Wendegroße Probleme bereitete, begann das Unternehmen,die im VEB nicht vorhandenen Kapazitäten für dieGroßhandelstätigkeit und die Fischverarbeitungaufzubauen. Mitte der 1990er Jahre hatte sich diePeitzer Edelfisch Handelsgesellschaft mbH als füh-render Frischgroßhändler in den neuen Bundesländernetabliert, der das komplette Sortiment im Fischbereichbestehend aus Süßwasser- sowie Seefisch, lebendoder frisch, geräuchert, tiefgekühlt und in Form vonMarinaden, Konserven oder Salaten vertrieb.

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Die Fischräucherei

1997 wurde in der Ortschaft Raddusch ein Räucherei-betrieb errichtet. Während der Saison von Septemberbis Mai arbeiten dort ca. 30 Personen. Pro Jahrproduziert der Betrieb ca. 700-800 Tonnen Fertigware,wobei die Peitzer Edelfisch Handelsgesellschaft mbHeine kontinuierliche Erweiterung anstrebt. Augenblick-lich gewährleisten Wärmerückgewinnung und neueMaschinen für die Haltbarmachung sowie für die MAP-Verpackungslinie (modified atmosphere packaging)eine energie- bzw. zeitsparende Produktion vonhochwertigem Räucherfisch. Überwiegend handelt essich bei der veredelten Ware um Seefisch, dertiefgekühlt in Raddusch ankommt. Neben Heilbutten,Rotbarschen und Sprotten werden aber auch Fischeaus den eigenen Teichen, wie Forellen und Karpfen,geräuchert. In Boxberg betreibt die Sachsen FischlandGmbH als weiteres Unternehmen der Gruppe eineVerarbeitung für Frischfisch wie Karpfen und Forellen.

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Die Einführung neuer innovativer Produktions-technologien und die Entwicklung grätenfreierKarpfenprodukte runden das Bild der Unternehmens-gruppe ab. Regionale Besonderheiten und Wünschefinden bei der Verarbeitung genauso Berücksichtigungwie die Einhaltung von Qualitätsstandards. DieRäucherei wendet das HACCP (Hazard Analysis andCritical Control Point)-Konzept an, ein System zurSelbstkontrolle und Analyse möglicher Gefahren-quellen. Anschließend müssen für diese Faktorenkritische Grenzwerte, Kontrollmechanismen undSicherheitsmaßnahmen festgelegt werden. HACCPstellt einerseits einen Schutz für den Verbraucher dar,andererseits garantiert es Händlern, auch im Ausland,dass die Hersteller Qualitätsstandards beachten. Seit2005 kooperiert die Peitzer Edelfisch Handelsgesell-schaft mbH mit ihrer einstigen Konkurrentin „DeutscheSee“ GmbH & Co. KG. Unter der Marke „Peitzer Fisch“vertreibt dieser Fischgroßhandel die Erzeugnisse ausder Radduscher Räucherei.

Kontakt

Peitzer Edelfisch Handelsgesellschaft mbHGeschäftsführer: Wilfried DonathHüttenwerk 103185 PeitzFon (035601) 344 - 1Fax (035601) 344 - 25E-Mail [email protected]

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„Kochen wie zu Urgroßmutters Zeiten“Das Gasthaus Kaupen No. 6 im Spreewald

Zwischen Lübbenau und dem Ortsteil Lehde, direktam Wasser, liegt das Gasthaus Kaupen No. 6., wobeiKaupen soviel wie Schwemmsandinsel bedeutet. Einfür den Spreewald typisches Bauernhaus aus dem19. Jahrhundert beherbergt die 1996 neu eröffneteGaststätte, die ausschließlich per Kahn versorgt wird.Besucherinnen und Besucher erreichen das Gasthausebenfalls mit einem Kahn, z. B. des Spreewald-Expres-ses, mit dem Paddelboot oder zu Fuß über einenWiesenweg. Etwa 40 Personen finden in der Gaststubeund 35 weitere in der „Dachkammer“ Platz. Im vomFließ eingesäumten Sommergarten können rd. 50Ausflügler sitzen. Im Mittelpunkt der Gaststube stehtdie sog. Kochmaschine, ein Kachelofen inklusiveHerdteil, Backröhre und Wasserblase, die ständig heißesWasser liefert. Auf Vorbestellung können die Gäste demKoch über die Schulter gucken, wie er mit Hilfe derKochmaschine traditionelle Gerichte aus regionalenZutaten zubereitet.

„Alles Scharfe aus dem Spreewald“

Neben dem Gasthaus führen die Inhaber, EhepaarKoal, die Spreewälder Senfmanufaktur, in der seit 1946meist etwas schärfere Senf- und Meerrettichprodukteentstehen. Sie verarbeiten frische, ökologischangebaute Erzeugnisse aus der Region. Durch dieVerwendung naturbelassener, nichtentölter Senfsaatsowie dem Verzicht auf (synthetische) Konservierungs-stoffe sind die hergestellten Senfvariationen reich anätherischen Ölen, die eine heilende und verdauungs-anregende Wirkung besitzen. Sowohl Senf als auchMeerrettich gehört zur Familie der Kreuzblütler. DieFarbe bzw. Schärfe von Senfprodukten wird maßgeb-lich von der Senfsorte bestimmt, je nachdem, ob essich um Sinapis alba, Brassica nigra oder Brassicajuncea handelt.

Kontakt

Gasthaus Kaupen No. 6 undSpreewälder SenfmanufakturAuf dem Kaupen 6/7Inhaber Familie Koal03222 Lübbenau/LehdeFon (03542) 47897Fax (03542) 403581

„Alles Scharfe aus dem Spreewald“ –die Spreewälder Senfmanufaktur

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Grenzüberschreitende Wirtschaftsförderung –das Centrum für Innovation und TechnologieGmbH (CIT) und dasDeutsch-Polnische Eurozentrum (DPE)

Das CIT wurde 1993 als ein Instrument der regio-nalen Struktur- und Entwicklungspolitik gegründet. Esbefindet sich in Guben am Westufer der Lausitzer Neißeim brandenburgischen Landkreis Spree-Neiße. Seit1945 gehört der östlich des Flusses gelegene Stadtteilzur polnischen Wojewodschaft (Verwaltungsbezirk)Zielona Góra und heißt Gubin. Die Aufgabenschwer-punkte des CIT umfassen

- Aufbau und Betreuung von Existenzgründungen

- Bestandssicherung innovativer Unternehmen derRegion

- Projektmanagement

- Geschäftstellentätigkeiten für Verbände sowie

- Aufbau und Unterstützung einergrenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit Polen.

Letzteres fällt in den Wirkungskreis des Deutsch-Polnischen Eurozentrums (DPE). Als Teil des CIT widmetsich das DPE der überstaatlichen Wirtschaftsförderung.

Das DPE ist eine Anlaufstelle bzw. Begegnungsstättefür kooperationswillige Unternehmen aus Deutschlandund Polen. Ein zweisprachiges Team bietet einumfangreiches Dienstleistungsangebot von der Erst-beratung bis zur Realisierung der gewünschten Ko-operation, wobei vorrangig kleine und mittlere Unter-nehmen die Zielgruppe darstellen. Hierzu gehören auchUnternehmen der Landwirtschaft und der Ernährungs-wirtschaft, die sich im Nachbarland engagieren wollen.Im Vordergrund steht die Vermittlung sowohl vonKenntnissen über den polnischen Markt und landes-typische Konventionen als auch von potentiellenWirtschaftskontakten.

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Die Mitarbeiter/-innen des DPE können auf einNetzwerk mit über 45 Partnern in Polen zurückgreifen.Sie kooperieren mit den ausländischen Behörden undEinrichtungen, was die Wege durch die Instanzen fürUnternehmen, die grenzüberschreitend kooperierenoder investieren wollen, verkürzt. Abgesehen vonBeratungs- und Vermittlungstätigkeiten leistet das DPEkonkrete Hilfestellung bei der Suche nach Finan-zierungsmöglichen, dem Verfassen von Anträgen oderdurch die Begleitung von Unternehmen nach Polen.

Das DPE organisiert auch Veranstaltungen wieWorkshops, Messen, Konferenzen oder unterstützt dieUnternehmen bei der Organisation ihres Messeauftrittsu. ä. Seit 1998 ist es für die jährliche Durchführungdes Deutsch-Polnischen Innovations- und Technologie-tages zuständig. Hier treffen sich Vertreter derWirtschaft, Politik, von Universitäten und Forschungs-instituten vor allem aus dem brandenburgischen undwestpolnischen Raum, um technologische Lösungensowie innovative Ideen vorzustellen und zu diskutieren.

Kontakt

CIT/DPECottbusser Straße 103172 GubenFon +49 (3561) 62040www.cit-guben.de

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Leben und Arbeiten im Spreewald –die Agrargenossenschaft Neu Zauche e.G.

Die rd. 800 Einwohner zählende Ortschaft Neu Zaucheliegt am nördlichen Rand des Oberspreewaldes. Nachder Wende entstand die Agrargenossenschaft NeuZauche e.G. durch die Umwandlung einer aufTierproduktion spezialisierten LPG. Da die örtliche LPGPflanzenproduktion aufgelöst wurde, konnte dieAgrargenossenschaft Neu Zauche e.G. knapp 1 000 hader LPG, die insgesamt ca. 4 500 ha bewirtschaftete,übernehmen. Bei der Agrargenossenschaft Neu Zauchee.G. handelt es sich heute um einen landwirtschaft-lichen Betrieb mit Milchviehhaltung, Ochsenmast,Futterbau und Marktfrüchteproduktion. Mitglieder derGenossenschaft sind 9 der 11 jetzigen sowie 5 ehe-malige Mitarbeiter.

Dem Betrieb wurde eine Milchquote von 1,3 Mio. kgzugeteilt. Ihre Berechnung erfolgte anhand derReferenzmenge des Basisjahres 1987, in welchem rd.6 000 Kühe mit einer durchschnittlichen Milchleistungvon ca. 3 000 l pro Tier und Jahr im Stall standen. Zzt.geben 192 Kühe jährlich je ca. 7 500 l Milch. In demmit Vollspaltenboden ausgestatteten Stall wurde dieMelk- und Fütterungstechnik modernisiert. Vermarktetwird die Milch an die Molkerei Alois Müller GmbH &Co., was der Einhaltung bestimmter Qualitätsstandardsinsbesondere hinsichtlich Fütterung und Hygienebedarf. Bis 1999 hielt die Agrargenossenschaft zu-sätzlich 170 Zuchtsauen zur Mastläuferproduktion. Für

diesen Betriebszweig wären Investitionen in eineeffizientere Technologie verbunden mit einer größerenAnzahl an Sauen notwendig gewesen. VerschiedeneGründe wie das Preistief auf dem Schweinemarkt undder ungünstige Standort des Stalls am Dorfrand führtenschließlich dazu, die Anlage stillzulegen. Außerdemmuss die Agrargenossenschaft Neu Zauche e.G. nochimmer für die Altschulden der LPG einstehen. DieVerbindlichkeiten entstanden überwiegend, als dieLPGen Wirtschaftswege, Bewässerungsmaßnahmenoder einen Jugendclub finanzierten.

Das Grünland der Agrargenossenschaft befindet sichfast ausschließlich im Biosphärenreservat Spreewald.Gemäß einer Selbstverpflichtung bewirtschaften dieLandwirte/-innen das Grünland im Schutzgebiet exten-siv und verzichten auf mineralische Düngung, Herbizidesowie Umbruch bzw. Grünlanderneuerung. Futter-pflanzen, die auf Dauergrünland wachsen, weisenmeist einen relativ niedrigen Energie- und Eiweißgehaltauf.

Die Ackerflächen der Agrargenossenschaft liegenentweder außerhalb des Biosphärenreservates oderin einer Schutzzone, für die nur geringfügige Auflagengelten. Ihre mittlere Ackerzahl beträgt 21, wobei dieWasserversorgung der Pflanzen häufig ein Problemdarstellt.

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Kontakt

Agrargenossenschaft Neu Zauche e.G.Weinbergweg 7a15913 Neu ZaucheFon & Fax (+49 35475) 292E-Mail [email protected]

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Roggen 174Mais (Rinderfutter) 116Lupine 69Sonnenblumen 19Stilllegung 169Ackerland gesamt 547Grünland 396LN gesamt 943

Rinderbestände Anzahl

Milchkühe 192Färsen 104Ochsen 104Kälber 76

Niederschläge (langjähriges Mittel): 560 mm

Durchschnittliche Ackerzahl: 21 (18-34),grundwasserferne Diluvialböden (D2-Standorte)

Milchquote: 1,3 Mio. kg

Arbeitskräfte: 11, davon 2 Teilzeit

Saisonarbeitskräfte: 1

Seit 2005 kann der Roggen an die MitteldeutscheBioEnergie GmbH & Co. KG, eine Tochter der SauterUnternehmensgruppe, die in Zörbitz eine Bioethano-lgroßanlage betreibt, vermarktet werden. In der 2004fertiggestellten Anlage kommen Roggen und anderestärkehaltige Rohstoffe zum Einsatz, um den biogenenTreibstoff bzw. Treibstoffzusatz zu produzieren.

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Impressum

Redaktion: Michael BuschChristine ElbelInes FahningThomas König

Gestaltung und Satz: Elisabeth Wegerle

Foto Titelseite: CMT Cottbus

Förderung: Diese Veröffentlichung wurde mit Unterstützung der EuropäischenKommission, Generaldirektion Landwirtschaft, des Bundesministeriumsfür Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und des LandesBrandenburg ermöglicht. Für den Inhalt ist ausschließlich dieAgrarsoziale Gesellschaft e.V. verantwortlich.

Druck: Konrad Pachnicke, Göttingen

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