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Exkursionsbericht: Besuch des Konzentrationslagers Auschwitz (Kursfahrt der BG11 & BG10 des beruflichen Gymnasiums im November 2012) Das 1940 auf Befehl von Heinrich Himmler errichtete Konzentrationslager in Ausschwitz war das größte deutsche Konzentrationslager zur Zeit des Nationalsozialismus. Heinrich Himmler war Reichsführer der SS und Chef der Deutschen Polizei. Auschwitz diente zu Anfangszeiten als Arbeitslager, ab 1941 jedoch auch als Vernichtungslager. Das größte deutsche Konzentrationslager besteht aus 3 Einzellagern. Das Stammlager Auschwitz 1 war das erste Lager vor Ort und diente als Verwaltungszentrum des gesamten Lagerkomplexes. Im Vernichtungslager Auschwitz Birkenau (Auschwitz 2) wurden ca. eine Million Menschen ermordet. Auschwitz Monowitz war das dritte Einzellager in Auschwitz. Es war überwiegend ein Zwangsarbeitslager. Des Weiteren gab es noch 39 weitere Außen- und Nebenlager. Heute gilt der Lagerkomplex in Auschwitz als Symbol für den Holocaust. Seit 2007 ist das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau Weltkulturerbe und trägt den Namen „Auschwitz-Birkenau – deutsches nationalsozialistisches Konzentrations- und Vernichtungslager“. Dieser Name soll verdeutlichen, dass ausschließlich die Deutschen Schuld an dem Leid damals tragen. Im Zuge unserer Kursfahrt nach Krakau besuchten wir – fast 60 Schüler der Jahrgangsstufen 12 und 13 des beruflichen Gymnasiums des OSZ Havelland - am Donnerstag, den 29.11.2012 eben dieses Konzentrationslager. Wir bekamen während der Führung durch das Stammlager und durch Auschwitz-Birkenau eine Frau an die Seite gestellt, die uns über ein Audiogerät und Kopfhörer viele Informationen gab. Das Erste, was wir zu sehen bekamen, war der berühmte Eingang mit der zynischen Parole „Arbeit macht frei“. Eingang mit dem Schriftzug „Arbeit macht frei“ Wir hatten zuvor schon viel über diesen Schriftzug gehört. Ihn live und in Farbe zu sehen war jedoch ein anderes sehr bedrückendes Gefühl. Durch den Eingang durch sahen wir viele mit roten Ziegelsteinen besetzte Baracken. Kaum vorstellbar für uns, dass an diesem Ort all diese schlimmen Dinge geschahen. In einigen dieser Baracken sind heute Ausstellungen mit Bildern, Informationen und Karten. Der Anblick der Baracke mit den ausgestellten Haaren, Brillen, Prothesen, Kleidungsstücken und Schuhen der Häftlinge war für mich persönlich der Interessanteste aber auch Schlimmste, weil man wusste all diese Dinge gehörten den Menschen, die hier umgekommen sind. In einer Vitrine sah man die Koffer der Menschen. Das zeigt doch nur, mit welcher Hoffnung die Menschen nach Auschwitz kamen.

Exkursionsbericht: Besuch des Konzentrationslagers Auschwitz · Exkursionsbericht: Besuch des Konzentrationslagers Auschwitz (Kursfahrt der BG11 & BG10 des beruflichen Gymnasiums

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Exkursionsbericht: Besuch des Konzentrationslagers Auschwitz (Kursfahrt der BG11 & BG10 des beruflichen Gymnasiums im November 2012)

Das 1940 auf Befehl von Heinrich Himmler errichtete Konzentrationslager in Ausschwitz war das

größte deutsche Konzentrationslager zur Zeit des Nationalsozialismus. Heinrich Himmler war

Reichsführer der SS und Chef der Deutschen Polizei. Auschwitz diente zu Anfangszeiten als Arbeitslager, ab 1941 jedoch auch als Vernichtungslager.

Das größte deutsche Konzentrationslager besteht aus 3 Einzellagern. Das Stammlager Auschwitz 1

war das erste Lager vor Ort und diente als Verwaltungszentrum des gesamten Lagerkomplexes. Im

Vernichtungslager Auschwitz Birkenau (Auschwitz 2) wurden ca. eine Million Menschen ermordet.

Auschwitz Monowitz war das dritte Einzellager in Auschwitz. Es war überwiegend ein

Zwangsarbeitslager. Des Weiteren gab es noch 39 weitere Außen- und Nebenlager.

Heute gilt der Lagerkomplex in Auschwitz als Symbol für den Holocaust. Seit 2007 ist das

Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau Weltkulturerbe und trägt den Namen „Auschwitz-Birkenau – deutsches nationalsozialistisches Konzentrations- und Vernichtungslager“. Dieser Name soll

verdeutlichen, dass ausschließlich die Deutschen Schuld an dem Leid damals tragen.

Im Zuge unserer Kursfahrt nach Krakau besuchten wir – fast 60 Schüler der Jahrgangsstufen 12 und

13 des beruflichen Gymnasiums des OSZ Havelland - am Donnerstag, den 29.11.2012 eben dieses

Konzentrationslager. Wir bekamen während der Führung durch das Stammlager und durch

Auschwitz-Birkenau eine Frau an die Seite gestellt, die uns über ein Audiogerät und Kopfhörer viele

Informationen gab.

Das Erste, was wir zu sehen bekamen, war der berühmte Eingang mit der zynischen Parole

„Arbeit macht frei“.

Eingang mit dem Schriftzug „Arbeit macht frei“

Wir hatten zuvor schon viel über diesen Schriftzug gehört. Ihn live und in Farbe zu sehen war jedoch

ein anderes sehr bedrückendes Gefühl. Durch den Eingang durch sahen wir viele mit roten

Ziegelsteinen besetzte Baracken. Kaum vorstellbar für uns, dass an diesem Ort all diese schlimmen

Dinge geschahen.

In einigen dieser Baracken sind heute Ausstellungen mit Bildern, Informationen und Karten. Der

Anblick der Baracke mit den ausgestellten Haaren, Brillen, Prothesen, Kleidungsstücken und Schuhen der Häftlinge war für mich persönlich der Interessanteste aber auch Schlimmste, weil man wusste all

diese Dinge gehörten den Menschen, die hier umgekommen sind. In einer Vitrine sah man die Koffer

der Menschen. Das zeigt doch nur, mit welcher Hoffnung die Menschen nach Auschwitz kamen.

Haare (o.l.), Brillen (o.r.), Prothesen (u.l.), Schuhe (u.r.)

Des Weiteren sahen wir während der Begehung der Baracken auch etliche Schriftstücke der Nazis,

ein Model der Gaskammer und ein paar der übrig gebliebenen Zyklon B Behälter. Um dem Ganzen

ein Gesicht zu geben waren auch sehr viele Bilder der Häftlinge ausgestellt.

Behälter des Zyklon B’s (l.), Modell der Gaskammer (r.), Bilder der Häftlinge (u.)

Die letzte Baracke, die wir im Stammlager von innen sehen durften, war das ehemalige Lager-

gefängnis. Man sagte auch dazu „Das Gefängnis im Gefängnis“. Hier waren im Keller die Stehzellen

untergebracht, in die die Häftlinge zur Strafe mussten. Unser Guide erzählte uns, dass die höchste Strafe, die jemals verhängt wurde, 6 Wochen Stehzelle waren. Die Menschen bekamen - während sie

ihre Strafe „abstanden“ - nichts zu essen und zu trinken. Der Tod war da nur eine logische

Konsequenz.

Stehzelle im Lagergefängnis

Auf dem Bild der Stehzelle sieht man eine Rose. Überhaupt waren im gesamten Lager überall

vereinzelt Blumen, um der Opfer von Auschwitz zu gedenken. Das fand ich sehr schön, dass es auch nach ca. 70 Jahren noch immer Menschen gibt, die hier Blumen niederlegen.

Die meisten Blumen jedoch lagen vor der „Todesmauer“. Diese befindet sich im Hinterhof vom Lager-

gefängnis. Vor dieser „Todesmauer“ wurden viele Menschen erschossen.

„Todesmauer“

Der letzte Programmpunkt im Stammlager war die Gaskammer mitsamt Krematorium. Diese zwei

Räume waren wohl die gruseligsten Orte für uns. Mit dem Wissen, durch einen Raum zu gehen, in

dem tausende Menschen umgebracht wurden. Das war sehr bedrückend.

Gaskammer (l.), Krematorium (r.)

Nachdem wir alles im Stammlager gesehen haben, sind wir mit dem Bus ca. 3 Minuten zum Lager

Auschwitz-Birkenau gefahren, in dem die Züge ankamen und die Selektionsrampe war.

Hier wurden die Menschen direkt nach ihrer Ankunft in zwei Gruppen geteilt, und ihr Schicksal lag ab

da an in den Händen der Menschen, die entschieden haben, ob sie fähig sind zu arbeiten oder in die

Gaskammer müssen. Auf genau diese Ankunft an der Rampe und den Alltag der Häftlinge, die nicht in

die Gaskammer mussten, möchte ich jetzt zu sprechen kommen.

In mehreren Einzel- oder Sammeltransporten wurden die Gefangenen nach Auschwitz „geliefert“. Ab

1941 begann die große Deportation von allen Juden, die damals in den Ländern lebten, die im Machtbereich der Deutschen lagen. Der Transport erfolgte meist mit Eisenbahnen. Ohne diese wäre

der gewaltsame und zahlreiche Transport der Juden wohl nicht so einfach gewesen. In den einzelnen

Waggons mussten meistens 80 Leute ausharren, die nichts zu essen oder trinken bekamen. Auch

eine Toilette oder eine Heizung im Winter gehörte nicht zur Ausstattung dieser Waggons. Die

Menschen mussten also auf engem Raum meist mehrere Tage leben - ohne sitzen, schlafen, trinken

oder essen zu können. Eine Flucht war aufgrund der zahlreichen bewaffneten Polizisten unmöglich.

Manche Menschen erreichten das Lager nicht mehr lebend, weil sie aufgrund von Erschöpfung oder

Durst starben.

Nach dem langen Transport gingen dann die Türen auf. Unter Schlägen, Schreien und Tritten wurden

die Juden aus den Waggons herausgeschafft. Die meisten wussten nicht wo sie waren, geschweige denn verstanden sie die Befehle der Polizisten.

Ein Arbeitskommando der schon angekommenen Häftlinge musste die Waggons von Leichen und

Gepäck befreien.

An der Eisenbahnrampe angekommen mussten die Menschen zwei Reihen bilden. Die eine Reihe

bestand nur aus Frauen und Kindern, und die andere Reihe nur aus Männern. An der Rampe verloren

die meisten schon ihre Familien - und waren von nun an auf sich alleine gestellt.

Der nächste Schritt war die „Selektion“. Ein SS-Arzt entschied durch einen kurzen flüchtigen Blick, ob

die Menschen arbeitsfähig waren oder nicht. Die für arbeitsfähig eingestuften Personen wurden von

nun an registriert und in das Lager aufgenommen. Wer allerdings für arbeitsunfähig eingestuft wurde

kam nicht einmal bis zur Registrierung. Diese Menschen wurden sofort in die Gaskammern zur Ermordung geschickt. Dies betrug oft 70 -80% des Transports.

Selektion an der Rampe in Auschwitz Birkenau

Nach der Selektion wurden die für arbeitsfähig beurteilten Menschen zur Desinfektion in sogenannte

Duschräume oder auch „Saunas“ geschickt. Begleitet von Spott, Drohungen und Misshandlungen sollten sich die eingeschüchterten Menschen innerhalb kürzester Zeit in kahlgeschorene KZ-Häftlinge

verwandeln und von nun an nicht mehr mit Namen, sondern mit Nummer angesprochen werden.

Sie mussten ihre Wertgegenstände, Kleider und Gepäck abgeben und sich nackt ausziehen. Entgegen

jedem Schamgefühl wurden sie geschlagen oder beleidigt. Aus den Röhren in den Duschräumen kam

absichtlich entweder zu heißes oder zu kaltes Wasser. Im Anschluss wurden sie weiter gehetzt und

bekamen ihre Häftlingskleidung, die sie sehr schnell anziehen mussten. Diese Häftlingskleidung war

eine blau-grau gestreifte Häftlingsuniform, die aus grobem Stoff bestand, der auf der Haut scheuerte.

Statt ihrer Schuhe bekamen sie nun unbequeme Holzpantoffeln, unter denen sie sich nur unter

größten Schmerzen fortbewegen konnten. Danach erfolgte die Registrierung. Auf den jeweiligen Personalbögen wurden alle Angaben zur

Person und zu Familienangehörigen verzeichnet. Ab nun hat hatte der Häftling keinen Namen mehr ,

sondern nur noch eine Nummer. Damit man diese auch nicht vergessen konnte, wurde sie zum einen

auf der Uniform angebracht und zum anderen auf den linken Unterarm tätowiert. Diese Tätowierung

erfolgte nur im KZ in Auschwitz, damit man bei der hohen Sterblichkeit die Leichen schneller

identifizieren konnte.

Appell weiblicher Häftlinge nach der Aufnahmeprozedur

Der Alltag der KZ-Häftlinge war geprägt durch ein ständiges System aus Kontrolle, Herrschaft, Terror, Strafen und Gefahr, jederzeit der unberechenbaren und widerlichen Willkür der SS ausgesetzt zu

sein. Viele Häftlinge warteten aufgrund der vielen „Selektionen“ und ständigen Drohung, ermordet

zu werden, auf ihren Tod. Ein normales Leben war im KZ absolut nicht möglich.

Um die immer steigende Zahl der Gefangenen zu kontrollieren erfand die SS ein ausgeklügeltes

System. Durch die Unterteilung in verschiedene Kategorien wie „Grüne“ ( „Kriminelle“), „Rote“

(„polit. Häftlinge“), „Schwarze“ („Asoziale“) etc. entstand eine Hierarchie, an dessen Spitze immer die

arischen deutschen Häftlinge standen und am Ende die Juden. Die SS wählte einzelne Personen aus,

denen sie die Verantwortung auferlegte, ihre Befehle auszuführen, und machte so die Gefangenen

selbst zu ihren Komplizen. Zudem wurden für jeden Wohnblock ein „Blockältester“ und mehrere

„Stubendienste“ bestimmt. An der Spitze jedoch standen die „Lagerältesten“. Diese „Funktions-

häftlinge“ waren dann für die Einhaltung der Disziplin verantwortlich. Wenn Strafen verhängt

wurden, dann traf es meist zuerst die Funktionshäftlinge, die dieses natürlich vermeiden wollten und

zunehmend Druck auf ihre Mithäftlinge ausübten. Viele Funktionshäftlinge nutzten ihre Stellung, um

den Anderen zu helfen. Manche jedoch nutzten dies zu ihrem eigenen Vorteil und quälten ihre

Mithäftlinge. Eine moralische Bewertung dieser ist jedoch sehr schwer, da den Funktionshäftlingen

selbst Strafe drohte bis hin zum Tod, wenn sie ihre Mithäftlinge nicht schlugen.

Der Tag begann im KZ um 4 Uhr morgens mit einem Wecksignal. Unter Schlägen und

Beschimpfungen wurden die Häftlinge vom „Blockältesten“ von ihren Pritschen getrieben. Der kaum

vorhandene Bettbezug bestehend aus Strohsäcken und Decken, musste penibel genau

zusammengelegt werden. War dies nicht der Fall drohte erneut eine schwere Strafe. Ständig zur Eile

gedrängt ging es für die Menschen zuerst zum Waschen. Danach bekamen die den morgendlichen

„Tee“ oder „Kaffee“, den sie schnellstens verschlungen. Danach ging es im Laufschritt zum

Appellplatz, wo sich die Häftlinge in Zehnerreihen aufstellen mussten, um sich zählen zu lassen.

Zählappell im Stammlager Auschwitz

Wenn jemand in der vergangenen Nacht zu Tode gekommen sein sollte wurde auch dessen Leiche

zum Appell mitgeschleppt und mitgezählt. Dieser Zählappell konnte manchmal bis zu 8 Stunden

dauern. Erst wenn alle vollständig gezählt wurden, ging es in Kolonnen zur täglichen Zwangsarbeit.

Begleitet von Marschmusik der Häftlingsorchester ging es in streng bewachten Arbeitskommandos

zur Arbeitsstelle und zurück.

Arbeitsmarsch der Kommandos (l.), Lagerorchester der Häftlinge (r.)

Der Hin- und Rückweg zur Arbeit war meist kilometerlang. Außerdem dauerte ein Arbeitstag ca. 12

Stunden mit nur einer halben Stunde Pause. Nach harter Arbeit kehrten die Häftlinge dann völlig

erschöpft und ausgelaugt wieder ins Lager zurück. Auch die Toten mussten sie auf diesem Weg

mittragen. Abends erfolgte dann noch einmal ein Zählappell.

Der längste jemals durchgeführte Zählappell in Auschwitz ging 20 Stunden.

Ab 21 Uhr war dann Nachtruhe. Zuvor bekamen die Häftlinge noch ein kleines Abendbrot.

Wer nach der Nachtruhe seine Baracke trotzdem verließ wurde ohne Vorwarnung von den Wachen

erschossen.

Holzbaracken in Auschwitz-Birkenau

Auch nach wiederholtem Auseinandersetzen mit dem Thema Auschwitz kann ich es noch immer

nicht fassen, was damals mit den Menschen passierte. Umso wichtiger ist es, dass sich eine solch

grausame Tat nie wieder wiederholen darf.

Ich bin der Meinung, dass jeder (solange man die Chance noch hat) einmal das Konzentrationslager in

Auschwitz gesehen haben muss.

Schülerin der Jahrgangsstufe 12 des beruflichen Gymnasiums des OSZ Havelland