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EXODUS : Nordatlantik Rund X 17.02.2012 Nachtrag, Guadeloupe: Heute ist Bundespräsident Wulff zurückgetreten, wir erfahren es aus den Internetnachrichten. Der Grund ist wohl eher belanglos meinen jedenfalls alle Nichtdeutschen, nicht nur sein Umgang mit den Aufdeckungen hat ihn unserer Meinung nach disqualifiziert. Von Anfang an waren wir der Meinung, dass er eher vom Amt überfordert wirkte. Warum man das aber nun alles wieder nur Merkel anlastet verstehen wir überhaupt nicht. Zum Abend genehmigen wir uns einen riesigen Eisbecher, ist lecker aber sehr kalt. 18.02.2012, Samstag, Guadeloupe: Fahren mit dem Fahrrad einkaufen. Die ganze Stadt wird abgesperrt, Karneval kündigt sich an, begegnen zwei Zügen, man glaubts nicht, ist aber wahr, einer von Behinderten und ihren Betreuern. Der andere sehr karibisch, ausgelassen und wenig Textilien, sehr laut. Da wir keine aktuelle Telefonnummer von Birgitta Protzky haben können wir ihr nur auf diesem Wege alles Gute zum Geburtstag wünschen. Liebe Birgitta, bleib gesund und erhalte dir deine Schaffenskraft zu deinem und dem Wohl der Pfarrei St. Markus. Bild 1- 7: Karneval auf Guadeloupe

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EXODUS : Nordatlantik – Rund X

17.02.2012 – Nachtrag, Guadeloupe:

Heute ist Bundespräsident Wulff zurückgetreten, wir erfahren es aus den Internetnachrichten.

Der Grund ist wohl eher belanglos – meinen jedenfalls alle Nichtdeutschen, nicht nur sein

Umgang mit den Aufdeckungen hat ihn unserer Meinung nach disqualifiziert. Von Anfang an

waren wir der Meinung, dass er eher vom Amt überfordert wirkte. Warum man das aber nun

alles wieder nur Merkel anlastet verstehen wir überhaupt nicht.

Zum Abend genehmigen wir uns einen riesigen Eisbecher, ist lecker – aber sehr kalt.

18.02.2012, Samstag, Guadeloupe:

Fahren mit dem Fahrrad einkaufen. Die ganze Stadt wird abgesperrt, Karneval kündigt sich

an, begegnen zwei Zügen, man glaubt‘s nicht, ist aber wahr, einer von Behinderten und ihren

Betreuern. Der andere sehr karibisch, ausgelassen und wenig Textilien, sehr laut.

Da wir keine aktuelle Telefonnummer von Birgitta Protzky haben können wir ihr nur auf

diesem Wege alles Gute zum Geburtstag wünschen. Liebe Birgitta, bleib gesund und erhalte

dir deine Schaffenskraft zu deinem und dem Wohl der Pfarrei St. Markus.

Bild 1- 7: Karneval auf Guadeloupe

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19.02.2012, Sonntag, Guadeloupe:

Vormittags Gottesdienst, nachmittags Karnevalsumzug in Pointe-a-Pitre. Sowas haben wir

noch nicht gesehen, nach der 55. Gruppe und drei Stunden zusehen am Straßenrand gehen

wir, ein Ende ist nicht abzusehen, dafür wird es dunkel und man kann die Gruppen nicht

mehr richtig würdigen. Jede Gruppe eine (meist) Samba-Band – oder halt andere Steel-Band,

die jungen Mädchen und Frauen tanzen, eher weniger als mehr bekleidet, aufwändige

Kostümierung, nett anzusehen. Die Männer musizieren, die haben wirklich Rhythmus im Blut,

herrlich, ein Höllenlärm. Jede Gruppe gut 100 Köpfe oder mehr stark, Bombenstimmung,

Stadt gesperrt, Himmel und Menschen, die sehen eher fröhlich zu, nur wenige tanzen,

wiegen sich in der Musik oder klatschen. Sind jetzt noch ganz taub, erholen uns bei einem

Rumpunsch an Bord.

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Heute haben Anton und Lothar Geburtstag. Anton ist uns mit seiner Frau Julianna über mehr

als 20 Jahre ein lieber Gastgeber im Winter in Saalfelden gewesen. Dort haben wir uns

immer wohl und ein wenig zu Hause gefühlt, auch wegen ihrer Kinder Christina, Daniela,

Julia und Anton. Herzlichen Glückwunsch dir lieber Anton, wir kommen wieder.

Mit Lothar sind wir zusammen im Familienkreis in St. Markus alt geworden, wir sind ein

weites Stück Leben gemeinsam gegangen. Auch dir lieber Lothar ganz herzlichen

Glückwunsch zu deinem Geburtstag aus der Karibik. Wer dich länger kennt sieht dir die 80

nicht an. Bleib weiter gesund und immer fröhlich wie bisher.

20.02.2012, Montag, Guadeloupe:

Das Problem mit der Programmierung des neuen Funkgerätes lässt sich auf Guadeloupe

nicht lösen. Nach vielen Telefonaten haben wir vom Händler schriftlich, dass dies in Europa

nachgeholt wird, ein magerer Erfolg. Wir machen das Schiff klar und verholen uns 2 nm

weiter vor die südliche Brücke über die Rivière-Salée-Passage. Dieser Kanal trennt die

beiden Hälften Guadeloupes und verkürzt den Weg nach Antigua um rund 50 nm. Leider

macht die südliche Brücke nur um 05.00 Uhr und die nördliche nur um 05.30 Uhr auf, man

muss also früh wach sein. So ankern wir vor der südlichen Brücke, nachdem wir zunächst

die in den Karten eingezeichneten Moorings nicht finden, dafür aber in einem Flach von nur

1,30 m Tiefe viel Sand aufwirbeln. Nach uns kommt noch ein Amerikaner, er steckt zunächst

im gleichen Flach fest, ankert dann aber neben uns. So sind wir nicht allein bei der

kommenden nächtlichen Fahrt.

21.02.2012, Dienstag, auf See:

Wir stehen um 04.00 Uhr auf. Heute hat Franziska Geburtstag. Da es in Berlin schon 09.00

Uhr ist, versuchen wir sie telefonisch zu erreichen, keiner da. Wir haben den ganzen Tag

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kein Glück mit dem Anschluss, so muss auch hier dieser Glückwunsch genügen: Dir alles

Gute, Gesundheit und Wohlergehen, auch wir sind uns seit den Schultagen unserer Kinder

sehr eng verbunden.

Wenige Minuten vor 05.00 kommen noch drei weitere Segler und drehen ihre Kreise vor der

Brücke, diese öffnet karibisch–pünktlich um 05.10 Uhr, wir reihen uns ein und sind das

zweite Schiff hinter einem Franzosen, es ist stockdunkel, der Kanal jedoch gut betonnt. So

fahren wir in Kolonne durch den “Bauch des Schmetterlings“ (Guadeloupe hat aus der

Vogelperspektive die Form eines Schmetterlings) bis zur nächsten Brücke, die kurz nach

unserer Ankunft öffnet. Es geht vorbei an endlosen Mangroven, die das Sumpfgebiet in der

Mitte Guadeloupes bedecken. Die östliche Seite ist flaches Kalkgestein, die westliche gehört

zur ostkaribischen Vulkanzone und ist bis zu 1400 m hoch. Der Brackwassergraben Rivière-

Salée-Passage trennt die beiden Hälften, ist nur 1,7 m tief und sehr verwinkelt. Die nördliche

Brücke entlässt uns für rund 5 nm in ein Riffgebiet, die sehr enge Fahrrinne und Flachs sind

allerdings gut betonnt, wir sind ja auch in Frankreich.

Um 06.45 Uhr erreichen wir die Riffkante und setzen sofort die Segel. Der Wind bläst mit 5 –

6 Bft, wir machen gut 6 kn Fahrt und erreichen nachSegelvergnügen pur um 14.00 Uhr

English Harbour auf Antigua, eine verzweigte Bucht, in der eine halbe Stunde später ganz in

der Nähe der Nelson‘s Dockyard der Anker fällt, England wie es leibt und lebt. Die Bucht ist

sehr eng, wir schwojen bedenklich nahe an die Nachbarlieger heran. Also Anker auf: die

Kette verklemmt sich im Spill, Sicherung brennt durch, Affenarme sind wieder gefragt, wir

haben ja Übung. Zum Glück liegt mittenmang eine riesige Festmacherboje, wir also ran,

keiner stößt sich daran, niemand kassiert, Glück gehabt.

Noch vor dem Einklarieren kommen Thomas und Sylvia mit ihrem Schlauchboot längsseits,

sie sind schon mehrere Tage hier und liegen ganz am Eingang der Bucht. Sie berichten von

einem Motorenhändler im Ort, wir happy. Also nichts wie hin zum Zoll, zur Immigration und

zur Hafenbehörde, hier hat alles seine Ordnung und Formblätter, danach aber mit wehenden

Fahnen zum Motorhändler. Der Weg entpuppt sich als weiter als gedacht, sind gut drei

Kilometer und der Händler hat schon zu. Ein Mechaniker auf dem Hof vertröstet uns auf

morgen früh.

Zum Ausgleich bäckt Erika eine Pizza, wie immer lecker.

22.02.2012, Mittwoch, Antigua:

Der Tag beginnt um 07.00 Uhr mit einem Anruf bei Rolf, dem Schwiegervater von Barbara,

er hat heute Geburtstag. Wir erreichen ihn am Telefon, in Berlin ist es ja immerhin schon

12.00 Uhr. Über unsere Gratulation freut er sich sehr, wir wünschen ihm alles erdenklich

Gute und viel Freude an den gemeinsamen Enkelkindern. Nach dem Frühstück gehen wir

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sofort zum Motorhändler, auch diesmal leider ohne Erfolg. Er bemüht sich redlich, aber

Honda auf Antigua ist ausverkauft, der letzte ging gestern weg. Ansonsten hat er jede Menge

Motoren, aber alles Zweitakter oder zu groß, Pech gehabt, wir werden weiter rudern.

In der Nähe des Motorhändlers bekommen wir bei einem Bäcker ein leckeres Brot, es

schmeckt auch nach zwei Tagen noch, selten hier. Also hat sich der Weg von insgesamt 6

km doch ein wenig gelohnt, man wird bescheiden. English Harbour liegt in unmittelbarer

Nachbarschaft von Falmouth Harbor, zwei Buchten, die nur durch einen schmalen

Landrücken getrennt sind. Wie in English so auch in Falmouth Harbour gibt es eine Marina

mit Superyachten, sowas sieht man weder auf der Nord– noch auf der Ostsee – und dann

gleich in großer Menge, soll selbst im Mittelmeer bescheidener zugehen. In der Marina ein

Yachtausrüster, der hat 250 A Sicherungen zu einem Preis von 21 EC, sagt er. Wie sich

herausstellt sind es dann 21 US-$, also leider kein Schnäppchen, wäre auch zu schön, wir

kaufen nämlich gleich drei Stück, ganz schön happig.

Am Abend dann wieder Pizza von Erika gebacken, schmeckt immer wieder sehr gut, könnte

es öfter geben.

English und Falmouth Harbour, Antigua

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23.02.2012, Donnerstag, Antigua:

Wir wollen wieder mal ins Internet. Zunächst in einer kleinen Bar im Hafen, kostet zwei Cola

und ist so langsam, dass wir weiterziehen in eine Bar im Falmouth Harbour. Da müssen wir

nichts trinken und das Internet ist leidlich schnell, nette und sehr hilfsbereite Bedienung,

schön. Selbst ein Skype-Gespräch mit Wolfgang klappt problemlos.

Um 17.00 Uhr holen uns Thomas und Sylvia ab, wir wollen mit befreundeten Seglern, Kalle

und Birgitt aus Köln, nach Shirley Hights zum Barbecue mit Livemusik (Steelband). Kalle

fährt uns alle mit dem Mietwagen hoch, oben ein traumhafter Blick über die Buchten und

Antigua, Sonnenuntergang, sehr laute und beeindruckend schöne Musik, Essen und Trinken

sehr gut. Wir bleiben bis zum Abwinken, der Tag klingt aus bei zwei Flaschen Wein im

Hafenrestaurant, Dank an Thomas mit Sylvia und Kalle mit Birgitt. Große Verabschiedung,

wir werden uns hoffentlich wieder sehen. Die uns von Sylvia geschenkten Passionsfrüchte

schmecken interessant und lecker, danke.

Shirley Hights, Antigua

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24.02.2012, Freitag, Deep Bay, Antigua:

Das Ausklarieren nimmt doch mehr Zeit als geplant in Anspruch, das Brot vom Hafenbäcker

ist anders als erwartet, schmeckt aber dennoch und hält sich gut. Um 10.00 Uhr – nach dem

Abwarten einiger Schauer – geht’s weiter in die 16 nm entfernte Deep Bay, eine in der Mitte

Antiguas gelegene sehr schöne Bucht, Karibik pur, langer Sandstrand, Palmen. Vorher aber

noch böiger Wind, türkisblaues Wasser, die Genua reicht, schönes entspanntes Segeln.

Nach dem Mittag sind wir hundemüde, der Mittagsschlaf fällt ausgiebig aus, erst um 17.30

Uhr sind wir wieder ansprechbar. Weil es im Vorschiff immer wieder nach Diesel riecht

räumen wir also alles aus, tatsächlich leckt ein 20 l Kanister, ein gutes Glas voll Diesel steht

auf dem Grund des Vorschiff–Stauraumes. Der Diesel kommt also aus dem lecken Kanister

in den großen Tank, Großreinemachen ist angesagt, darüber wird es dunkel und Abend Da

wir morgen früh nach Nevis wollen geht’s also früh ins Bett. Gute Nacht.

25.02.2012, Samstag, Deep Bay, Antigua:

Uns hetzt ja keiner, wir verschieben Nevis und legen einen Ruhetag in dieser

wunderschönen Bucht ein. Herrliches Wetter, wir aktivieren das Schlauchboot und unsere

Muskeln und rudern an den Strand, wenig Brandung, weißer Sand, Palmen, einige sehr

kleine Holzhütten mit “Souvenirs“, herrlich. Es ist Samstag, die Bucht füllt sich. Obwohl dann

vierzehn Segler hier liegen bleibt es ruhig, keiner stört. Am Nachmittag ist schwimmen

angesagt, Andreas begnügt sich mit einem Rundkurs ums Schiff, Erika schwimmt zum 100

m entfernten Strand und wieder zurück, Hochachtung. Dann Dusche im Cockpit, wir sind

wieder frisch, innen und außen.

Deep Bay, Antigua

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Deep Bay, Antigua

26.02.2012, Sonntag, auf See:

Bis Nevis sind es gut 46 nm, der Anker geht also schon um 07.00 Uhr auf, wir wollen am

frühen Nachmittag dort sein. Bei 5 – 6 Bft mit Böen bis 7 Bft geht es nur unter Genua richtig

zur Sache. Die Wellenhöhe beträgt 2 – 3 m, schräg von hinten, es schaukelt gewaltig, dafür

stimmt die Geschwindigkeit. Wir erreichen gut die Rumpfgeschwindigkeit von 7,2 kn, mehr

geht prinzipiell bei einem Verdränger nicht, wir sind schnell, reines Segelvergnügen, wir

freuen uns, Stimmung hervorragend. Montserat mit einem aktiven Vulkan und in großen

Teilen unbewohnbar sowie Redonda, ein unbewohnter großer Felsen mit einem

selbsternannten König bleiben Backbord querab, um 14.30 Uhr fällt der Anker vor

Charlestown, dem Hauptort der Insel Nevis, die mit St. Kitts einen Staat im Britischen

Commonwealth bildet.

Dingi klaren und durch die Brandung an den Strand gerudert, wie ist das heiß hier. Die Stadt

gefällt uns auf Anhieb, klein, sehr gepflegt, bunte Holzhäuser auf Steinfundamenten oder

unteren Steingeschossen, im überschaubaren Stadtpark spazieren Hühner, so stellt man

sich westindische Siedlungen vor. Beim Abendessen im Cockpit erleben wir seit langer Zeit

wieder einmal eine etwas längere Dämmerungsphase von ca. einer halben Stunde Dauer,

die Jahreszeit schreitet ja voran und wir bewegen uns nördlich.

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27.02.2012, Montag, Nevis:

Gleich am Morgen geht’s zum Zoll, dann zur Immigration, zur Hafenbehörde und wieder zum

Zoll – endlich ziert wieder ein neuer Stempel unsere Pässe. Stadtbummel. Am Ende der

Hauptstraße finden wir eine katholische Kirche, offen, hier selten, da alle Kirchen sonst

geschlossen sind. Danach obligatorisch Brot kaufen, Warenangebot im Supermarkt eher

sehr teuer. Mit dem Dingi durch die Brandung zum Schiff, Ruhetag, Erika stopft

Fendersocken.

Heute hat Anne Geburtstag. Aus der Karibik gratulieren wir ihr und wünschen alles Gute,

Erfolg im Studium und Glück in der Liebe. Bleib weiter so familienverbunden wie bisher!

28.02.2012, Dienstag, White House Bay St.Kitts:

Wir sind ja Rentner und haben Zeit. Also geht es gemächlich die 7 nm nach St. Kitts,

ehemals St. Christopher. Nach insgesamt zwei Stunden einschließlich Anker auf und ab

ankern wir in der White House Bay. Das Wasser ist ruhig, dafür pfeift der Wind die kahlen

Berge herunter dass es ein “Vergnügen“ ist. Das Sonnendach flattert bedenklich, wird wohl

halten. In der Bucht soll ein Wrack liegen, Erika schnorchelt ausgiebig, entdeckt es aber

nicht. An einigen Felsen sieht sie kleine Fische, dann Seesterne und Seeigel. Andreas rudert

trotz heftiger Böen eifrig nebenher, Kavalier. Die Taucherbrille ist nicht dicht, Salzwasser

brennt in den Augen und schmeckt ekelig.

Abends zur Abwechslung wieder mal die SIM – Karten im Handy gewechselt, jetzt gilt wieder

die Barbados Nummer, nur sind alle Telefonnummern weg, komisch. Also alle aus der

Martinique – Karte herausgeschrieben, Erika ist müde, also Neuprogrammierung morgen.

Heute hat Robert Geburtstag, auch dir ein herzlicher Glückwunsch. Wir wünschen dir viel

Freude in deiner kleinen Familie.

Außerdem hätte heute Gerhardt Podlejski Geburtstag gehabt. Wir denken dankbar an die

vielen Jahre zurück, die wir gemeinsam in St. Markus verbracht haben. Gerhardt war uns

immer ein kompetenter Gesprächspartner, er ist leider viel zu früh vor einem halben Jahr von

uns gegangen. In Gedanken sind wir bei dir, liebe Hildegard.

29.02.2012, Mittwoch, White House Bay St.Kitts:

Heute ist Faulenzertag. Zunächst müssen die Rufnummern eingegeben werden, mühselig,

sind ganz schön viele. Dann werden die Haare geschnitten, Erika ist darin Meisterin. Erika

schnorchelt wieder mal, es brettert kräftig, wo kommen bloß die Böen her? Abends

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verspricht Regen ein wenig Abkühlung, wir telefonieren noch mit den Kindern, geht ihnen gut,

schön, dass man trotz großer Entfernung so in Verbindung bleiben kann. Ein Segen der

Technik.

01.03.2012, Donnerstag, St.Kitts:

Die 4 nm von der White House Bay zum Hafen Basseterre, der Hauptstadt von St. Kitts,

ehemals St. Christopher, sind schnell gesegelt. Der Wind bläst kräftig, es reicht die Genua,

gemütlich und trocken. Vor der Hafeneinfahrt ein Schrei von Erika: „Ein Stein direkt vor uns“.

Nur hebt dieser nach einigen Sekunden den Kopf: eine riesige Schildkröte. Für die sind wir

denn aber doch zu groß, sie nimmt schleunigst Reißaus. Schade, hätten wir uns gerne

länger angeschaut.

Der Hafen überschaubar, dafür liegen schon vier Deutsche Boote drin, hatten wir auch noch

nicht. Nebenan ein modernes Kreuzfahrtterminal mit Shoppingmal, abstoßend. Die Stadt

dagegen (besser Altstadt) nett anzuschauen, halt England. Die Schulkinder haben

offensichtlich bis 16.00 Uhr Unterricht. Jedenfalls liefen um diese Zeit sehr viele Schüler auf

den Straßen nach Hause. Jede Schule hat ihre eigene chice Schuluniform, sehr elegant und

adrett, hübsch anzusehen, die Kinder unabhängig von der Hautfarbe sehr gepflegt.

Basseterre, St.Kitts (St.Christopher)

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Im Supermarkt erstehen wir ein Brot und eine kleine Packung Chips als

Geburtstagsgeschenk für einen Segler aus Laboe der morgen seinen 35. Geburtstag feiert.

Er hat seine Braut, eine Norwegerin, nach der Atlantiküberquerung auf Barbados kennen

und lieben gelernt – und gleich mitgenommen. Im Hafen werden noch mit einer jungen

Dresdenerin, die mit einem Schweizer segelt, Bücher getauscht. Dies ist eine nette

Gepflogenheit, so erneuert sich der Bücherbestand immer wieder mal, sehr schön. Einige

Boote weiter liegen Berliner aus Rudow, wir verabreden uns zu morgen Abend.

Erika wäscht wieder mal Wäsche, Andreas darf ihr dafür die Haare färben. Bügeln fällt

mangels Strom aus, hier gibt es nur amerikanische Steckdosen – und für die passen unsere

Adapter nicht, wie wir bedauernd feststellen. Wir haben nur solche für den Innenbereich mit,

im Hafen gilt “outdoor“, die sind erheblich größer. Der Hafenmeister hat auch keinen Adapter,

vertröstet auf St. Martin, hier seien sie zu teuer, würden 450 ECD kosten, rund 150,- €, das

ist uns auch zu viel. Also muss die Sonne wieder die Batterien allein laden, nur zum Bügeln

reichts nicht. Muss man mit leben.

Heute feiert Renate Wiedemann ihren 71. Geburtstag. Leider erreichen wir nur den

Anrufbeantworter. Also müssen wir diesem stellvertretend gratulieren. Auch dir liebe Renate

alles Liebe und Gute zu deinem Geburtstag. Erfülle dir ruhig ein paar Wünsche, hast du dir

redlich verdient.

02.03.2012, Freitag, St.Kitts:

Christine und Winni haben heute 21. Hochzeitstag. Herzlichen Glückwunsch aus der Ferne,

wir freuen uns mit euch, dass ihr langsam aber sicher auf die Silberhochzeit zusteuert. Viel

Freude euch aneinander und an den lieben Kindern.

Winni will die Autos für einen Tag an– und dann wieder abmelden, dazu braucht er unsere

Ausweise, die haben wir aber an Bord. Also muss eine Kopie reichen. Wir suchen und finden

keinen Kopierer und kein Faxgerät, anscheinend sind wir blind. Ein sehr freundlicher

Computerhändler scannt sie uns und speichert die Daten auf einen USB–Stick, wir schicken

die Datei mit einer Mail, muss reichen. Diesen Tag buchen wir als Ruhetag ab,

Ferienstimmung macht sich breit. Abends sitzen wir lange mit den Berlinern aus Rudow

zusammen. Ein Thema: Außenborder. Langsam sollte es werden, sie vertrösten uns auf St.

Martin.

03.03.2012, Samstag, St.Kitts:

Staatsbesuch. Angesagt sind Prinz Edward und Frau. Eine Hafenecke wird geräumt, nur wir

dürfen liegen bleiben, müssen uns allerdings stadtfein anziehen. Dann großer Bahnhof. Auf

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der Reede ankert ein großes Kriegsschiff, mit einem angemessenen Beiboot (mit großem

Stander) kommt die Gesellschaft, vornehme Begrüßung, Staatskarossen, wir direkt nebenbei.

100 m weiter auf einem Platz innerhalb des Kreuzfahrtterminals fahnenschwenkende

Schulkinder, ein roter Teppich, eine Ehrengarde, Musikkorps, Pavillon und Podest, viele

Zuschauer. Alles sehr locker und nett anzuschauen. Nach dem offiziellen Teil mit Parade

und Frontabschreiten Bad in der Menge, anfassen erwünscht – in Deutschland undenkbar.

Auch dass nach dem offiziellen Teil es sich die Zuschauer auf den Sesseln der Ehrengäste

und Prinzen gut gehen lassen stört niemanden.

Staatsbesuch Prince Edward, Basseterre, St.Kitts

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Ausklarieren ist angesagt. Sehr freundlich aber bestimmt werden wir darauf hingewiesen,

dass wir auch auf St. Kitts hätten einklarieren müssen, haben wir aber nicht, da uns der Zoll

in Nevis sagte, wir müssten nur ausklarieren. Insgesamt aber kein Problem, nur die

Schiffspapiere mussten noch nachgereicht werden.

Zum Abschluss Hafengebühren bezahlt, 32 $ sind angemessen, das Schiff der Berliner

besichtigt (Sunbeam), Verabschiedung, ablegen, Sonne und Wind passen, wunderbar.

Ursprünglich wollten wir noch in einer Bucht auf St. Kitts für eine Nacht ankern, segeln dann

aber doch weiter bis St. Eustatius (jetzt nur noch Statia), Ankunft vor Oranjestad, Anlegen an

einer Boje bei Sonnenuntergang. Die Bucht wenig geschützt, gewaltiger Schwell, an Schlaf

wenig bzw. nicht zu denken. Wegen der Brandung ist alanden unmöglich, mal sehen, ob

morgen jemand kassieren kommt.

04.03.2012, Sonntag, auf See, St.Barth:

Segel hoch und ab von der Boje. Nicht ein– und ausklariert, kassieren kam auch keiner, nur

weg von diesem fürchterlichen Schwell.

Die Überfahrt nach St. Barth hat es in sich. So viel geduscht wurden wir schon lange nicht

mehr. Da es sehr heiß ist bleiben wir im Cockpit, andauernd bricht sich die See über dem

Schiff, die Duschen trocknen schnell. Bei 6 Bft machen wir 7 kn Fahrt, es geht ab wie die

Feuerwehr. Die 28 nm sind in 4 Stunden geschafft, St. Barth, Port Gustavia liegt an. Die

Suche nach einem Liegeplatz gestaltet sich dann schwierig, wir müssen noch eine Stunde

dran hängen. Im kleinen und engen Hafen, der im vorderen Teil nur für Superyachten und im

hinteren Becken für kleine Privatboote ausgelegt ist werden wir fündig. Wir liegen auf

Privatgrund, ein freundlicher Einheimischer meint, dort könnten wir einige Tage liegen, der

Eigner würde sich schon melden. Strom und Wasser – das wir nicht bunkern und auch das

Schiff nicht damit entsalzen da hier sehr kostbar – finden wir auch, was will man mehr.

Der Yachthafen, in dem wir ja nicht liegen, bietet uns eine Dusche, zwar kalt, aber das macht

nichts, es ist ja eh zu heiß. Auf dem Weg zur Dusche laufen uns Kalle und Birgitt über den

Weg, sie sind schon einige Tage hier und liegen draußen auf der Reede sehr unruhig wie sie

meinen. Wir werden uns wiedersehen.

Beim Anlegen sind wir am Buganker des Nachbarliegers hängen geblieben, die

Ummantelung eines Relingsdrahtes muss ausgebessert werden. Außerdem ist bei der

Genua die Lasche zur Abdeckung des Achterlieks abgerissen (?), Erika hat zu tun und

repariert alles wieder, Andreas sieht fachkundig zu – so unsere gerechte Arbeitsteilung.

Nach dem Abendessen kurzer “Stadt“bummel, sehr viele Nobelgeschäfte – die

Superyachten müssen ja abgeschöpft werden. Selbst die Schaufenster geizen nicht. Bei

einem Juwelier liegt ein Armband, man möchte es nicht glauben, 115.000,- €, und es war

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nicht das einzige mit astronomischem Preis – da ahnt man, wer sich hier zum Shoppen trifft.

Aber sonst nichts los, Sonntagabend halt.

Genuareparatur, Gustavia, St.Barth (St. Barthélemy)

05.03.2012, Montag, St.Barth:

Heute sieht der Ort Gustavia schon viel netter aus. Der Ort hat seinen Namen noch von der

schwedischen Besetzung (1784 – 1879), daher auch alle Straßennamen zweisprachig und

viele Verweise auf Schweden. Laut Reiseführer entwickelt sich Gustavia zur Riviera der

Karibik. Ist wirklich malerisch und nobel, aber Riviera … ?

Jedenfalls sieht Gustavia mit den vielen geöffneten Läden und hoch gezogenen Jalousien

wirklich nett aus, alles, was sehr teuer ist und man eigentlich nicht braucht, bekommt man

hier – nur einen Viertakt–Außenbordmotor bekommen wir nicht, den bräuchten wir ja auch.

Der freundliche Yamahahändler hat nur Zweitakter und vertröstet uns auf St. Martin. Wir

werden sehen und weiter rudern

Im gut sortierten Supermarkt erstehen wir Belag, muss auch mal sein, Kalle und Birgitt

treffen wir in einem Restaurant am Hafen. Sie laden spontan zu einem Bier und Rumpunsch

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ein – haben gerade vom erfreulichen Ausgang ihrer Steuerprüfung erfahren, Glückwunsch

und Dank.

Auch der Eigner des Stegs lässt nicht auf sich warten, er will 50 €, wir einigen uns auf 40 €,

fair. Internetzugang vom Liegeplatz aus unsicher und extrem langsam.

Heute hat Gertrud Fischer Geburtstag. Wir gratulieren ihr herzlich am Telefon und wünschen

alles Gute, Gesundheit und viel Freude an der größer werdenden Familie. Ganz herzlich

sagen wir ihr Dank für hr großes Engagement in unserer Gemeinde, behalte deine Kraft, so

dass du weiterhin so aktiv zum Wohl aller wirken kannst.

06.03.2012, Dienstag, St.Barth:

Der nahe Bäcker verkauft super–leckeres Baguette, das können die Franzosen, da kommt

kein deutscher Bäcker gegen an. Wir schaffen zum Frühstück locker ein großes, wie ist das

doch schön. Ein Spaziergang zum Muschelstrand mit mächtiger Brandung und ein Besuch

im schwedischen Museum müssen als Ausgleich her halten. Ein Regenguss kurzer Dauer

treibt uns zurück an Bord. Dort sichten wir die Fotos der vergangenen Tage, so eine

Digitalkamera mit fast unbegrenztem Speicher verleitet doch zu vielem Fotografieren. Wir

diskutieren die Wetterberichte und beschließen, hier noch zwei Tage ran zu hängen, 6 – 7

Bft mit Schauern muss nicht unbedingt sein, man wird wählerisch. Abwettern auf St. Martin

ist sicher erheblich teurer. Ein Spanngurt, mit dem das Schlauchboot festgezurrt ist,

verabschiedet sich, will mit Sonnenlicht und Salzwasser nichts mehr zu tun haben, Erika

näht und repariert.

07.03.2012, Mittwoch, St.Barth:

Lesetag. Sonne, Böen, Schauer, Sonne, auch Nieselregen – wir lesen halt.

Unser Medion Notebook funktioniert nur noch mit Netzanschluss, der Accu hält höchstens

noch 10 sec, das ist sehr lästig, zumal wir häufig Internet nicht im Hafen und somit auf dem

Schiff haben. Wir müssen uns dann neben WIFI immer noch eine Steckdose suchen, das ist

ebenfalls lästig. Nun haben wir Glück, ein Immobilienhändler in Hafennähe hat ein offenes

Netz. In der Nähe ein Park mit einem Pavillon (der hat zufällig mehrere Steckdosen), immer

von vielen Jugendlichen umlagert die sich dort in das Netz einloggen, wir auch. So erledigen

wir Bankgeschäfte (haha) und die Mail–Post. Ein Dank geht an Herrn Gerd Solas, er

kümmert sich um die Kurzfassung für den Pfarrbrief von St. Markus und versorgt uns mit

seinem Bericht einer USA – Reise, wir werden uns bei unseren Planungen dort bedienen.

08.03.2012, Donnerstag, St.Barth:

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In der Nacht ist uns ein Fender abhanden gekommen, so ein Lausbube. Da werden wir uns

wohl nach Ersatz umsehen müssen, uns bleibt nichts erspart, der Rubel soll rollen. Zur

Beruhigung der Nerven legt Erika wieder einen Waschtag ein, hatten wir ja schon lange nicht

mehr. Zum Ausgleich unternehmen wir einen ausgiebigen Spaziergang zum nahen

Leuchtturm, von dem wir die sagenhafte Aussicht über Gustavia und Teile der Insel St. Barth

bis nach St. Martin und Anguila genießen, traumhaft.

09.03.2012, Freitag, auf See, St. Martin:

Aufbruch. Bei 4 – 5 Bft segeln wir entspannt wie schon lange nicht nach Saint Martin (frz)

und Sint Maarten (nl). Die Insel ist seit 1648 in einen französischen und niederländischen

Teil getrennt. Beide Nationen leben hier seitdem friedlich zusammen, die Grenze wird

respektiert, spielt aber ansonsten keine Rolle. Nur im französischen Teil bezahlt man mit

Euro, im niederländischen Teil mit US-Dollar, Euro oder Gulden, ein Anachronismus, ist aber

so. Beim Einkaufen muss man immer sagen, in welcher Währung man bezahlt, das

Wechselgeld will gut kontrolliert werden, da geraten die Währungen schon mal

durcheinander.

Wir finden einen Liegeplatz in der modernen, dafür aber sehr teuren Marina Fort Louis im

französischen Teil in Marigot, Wasser, Strom, Duschen und Internet kostet alles extra,

Liegegebühren fast wie im Mittelmeer. Auch hier wieder viele Megayachten, wo kommen die

bloß alle her?

Hier liegen wir absolut ruhig, anders als in Gustavia, wo in der letzten Nacht die Festmacher

arg strapaziert wurden.

Im Gebäude der Capitanerie ein Yachtausrüster, er will sich um einen Motor kümmern. Ein

Stadtgang durch Marigot gibt einen ersten Überblick, kein Supermarkt entdeckt, dafür wieder

noble Luxusläden und sehr viele kleine karibische Geschäfte. In der Stadt an der Lagune der

Stadthafen Port Royal, umgeben von vielen Restaurants, nett. Wir besuchen ihn noch

abends, buntes Treiben, schön.

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Geschafft, Marina Fort Louis, Saint Martin

10.03.2012, Samstag, St. Martin:

Wir legen doch noch Strom, ist bequemer. Wir können besser kochen (Kaffee und

Mittagessen), Erika kann Bügeln und wir müssen mit Energie nicht so geizen, verdeckt uns

doch der Sonnenschutz einen Teil der Solarzellen.

Dann das Übliche, der Yachtausrüster meldet sich, einen kleinen Viertakter bekommen wir

auf der ganzen Insel nicht, die Fender sind sündhaft teuer, mehr als 50 € und auch mit dem

US – Adapter hapert es. Diese sind zwar billiger als auf St. Kitts und kosten hier “nur“ 80 €,

dafür müssen wir aber zur Kenntnis nehmen, dass es sowohl in der Karibik als auch in den

USA keine entsprechende Norm wie in Europa gibt, jeder Hafen macht mit den Steckern was

er will. Die gängigen Adapter würden nur ca. 40 % der Häfen abdecken, den Rest muss man

improvisieren. Na, wir werden sehen und erst mal tief in die Tasche greifen.

Mit den Fahrrädern erkunden wir einen Teil der Insel und besuchen zwei Supermärkte, einen

US – Import im französischen Teil (moderate Preise, viele US – Waren, große Auswahl) und

einen französischen Grand Marché – auf der holländischen Seite. Dort die

Preisauszeichnung verwirrend und meist unklar (s.o.), Preisniveau wie in Frankreich. Wir

decken uns ein, die Vorräte werden ergänzt. Dennoch, das Glück bleibt uns hold: Wie sich

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herausstellt ist im Grand Marché ein Steak falsch ausgepreist (43 g statt 430 g), wir bezahlen

nur 1,23 Nfl, umgerechnet ca. -,55 €. Das hat besonders gut geschmeckt. Im US – Import

dagegen wollen sie an der Kasse für 12 Mineralwasserflaschen 13,70 €. Sei halt in der

Kasse so drin. Erst energisches Protestieren und Rückgabe der Flaschen beruhigt die

ansonsten sehr nette Kassiererin und sie gibt uns die Flaschen dann für -,43 € das Stück,

wer sagts denn. Ging auch ohne Chefin oder Aufsicht, bei uns undenkbar. Sei halt falsch

programmiert, kann vorkommen.

Heute hat Mathilde Stoer Geburtstag. Leider werden wir unsere telefonischen Glückwünsche

nicht los, sie hebt nicht ab. Daher hier: herzlichen Glückwunsch und auch dir alles Liebe und

Gute zum Geburtstag.

Sint Maarten / Saint Martin

11.03.2012, Sonntag, St. Martin:

Gottesdienst um 11.00 Uhr. Zwei Chöre gestalten ihn, ein weißer und ein schwarzer. Die

haben vielleicht Rhythmus im Blut, dagegen singen die weißen geradezu langweilig.

Interessant: Zelebrant, Vorbeter und die Gemeinde wechseln ständig und nahtlos zwischen

französisch und englisch hin und her, bewundernswert.

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Am Abend besuchen wir Herbert und Christine aus Berlin auf ihrer Contest, größer als 50 ft,

riesig und komfortabel, aber halt ein Kellerschiff. Sie sind auf Weltreise und wollen von hier

aus direkt nach Panama. Es wird ein langer und interessanter Abend. Sie warten hier schon

länger als zwei Wochen auf Ersatzteile aus Holland – wir sind nicht die einzigen die

reparieren müssen. Leider werden sich unsere Routen nicht mehr kreuzen.

12.03.2012, Montag, St. Martin, auf See, Anguilla:

Die Besorgungen nehmen kein Ende. Es werden noch beschafft: ein neuer Fender, ein CE –

Stecker, ein USA – Stecker, drei Lippenventile für die Toilette und Tomaten, auch das muss

sein. Dann Wasser nachfüllen, ausklarieren und Hafengebühren bezahlen. 105 € für drei

Tage sind ganz schön happig.

Ablegen und los um 13.05 Uhr, wundervolles Segeln bei moderaten Winden vorlicher als

querab, was will man mehr. Auf der nördlichen Seite der Insel Anguilla muss zeitweise der

Motor helfen, es geht bei 5 Bft direkt gegenan. Die Insel zieren lange Sandstrände,

Korallenriffe umgeben einzelne Felsen, die Insel selbst sehr flach, gehört nicht mehr zu den

ostkaribischen Vulkaninseln. Um 16.20 fällt der Anker in der Road Bay. Zum Einklarieren ist

es schon zu spät, also melden wir uns nur per UKW auf Ch 16 bei der Polizei, geben die

Daten durch und dürfen liegen bleiben. Die sind hier halt streng, England. Ein herrlicher

Sonnenuntergang beschließt diesen schönen Tag.

Road Bay, Anguilla

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13.03.2012, Dienstag, Anguilla:

Pünktlich um 9.00 Uhr einklarieren, umständlich, teuer – aber immer sehr höflich und

freundlich. Da sollten sich manche deutschen Behörden eine Scheibe von abschneiden, von

der Freundlichkeit, nicht von den Preisen. Für ein Permit zum Besuch der

Naturschutzgebiete (im Prinzip alle Küsten und Riffe) und für die Einklarierung müssen wir

140,- ECD hinblättern, der Staat lebt halt vom Tourismus. Es folgt ein Bummel über die

einzige Straße, der Supermarkt ist geschlossen, er hätte auch wenig verkaufen können, in

den Regalen weinen sich die Mäuse (hier Kakerlaken) die Augen vor Hunger aus. Der

Strand bezaubernd, Sand wie er feiner nicht an der Ostsee sein kann. Einige Fischer

sortieren ihren mageren Fang, riesige Kokospalmen, wenige Menschen,

Bilderbuchstimmung. Wir haben Zeit, also säubern wir den Wasserpass, dort hatte sich

starker Bewuchs mit meterlangen Algen angelagert, blinde Passagiere halt. Klebrig und

schwer zu entfernen. Bis 13.0 Uhr halten wir es noch gut auf dem Schiff aus, dann der

Entschluss: obwohl unser Permit nur ein Tagespermit für morgen ist verlegen wir uns in die 2

nm entfernte Crocus Bay, Erika will dort in der angrenzenden Little Bay schnorcheln. Dort

gibt es Bojen an denen man bei Tage – mit Permit versteht sich – liegen kann. Also hin,

Anker auf, eine Stunde später schwimmt Erika bereits im Wasser, Andreas begleitet wie

üblich im Schlauchboot. Zwei Katamarane und zwei Motoryachten liegen dort, man stört sich

nicht. Steilküste, klares Wasser, viele Fische, wenn auch nicht so farbenprächtig wie 1976

mit Pfr. Gawol und den Jugendlichen im Roten Meer. So verbinden sich schöne

Erinnerungen immer wieder mit der Gegenwart.

Nach einer Stunde (Erika wird es kalt im Wasser) verlegen wir uns 500 m weiter in die

Crocus Bay. Zuerst liegt dort nur ein Segler, bis zum Abend werden es drei

Megamotoryachten und drei weitere Segler. Abendessen heute schon früher als sonst, wir

haben ja auch bis auf das Frühstück noch nichts gegessen. Das Abendessen begleitet ein

wunderbarer Sonnenuntergang. Wieder staunen wir, es folgt eine lange Dämmerung und

Kühle, wir sind ja auch schon nördlich des 18. Breitenkreises und März ist es außerdem. Die

Bucht ist wenig geschützt, Schaukeln gibt es gratis. Dafür spendiert uns ein Restaurant am

Strand Internetzugang, danke. Den Abend beschließen Tagesschau und Tagesthemen aus

dem Internet – nichts wesentlich weltbewegendes, aber wir sind wieder auf dem Laufenden.

14.03.2012, Mittwoch, Anguilla:

Das war eine unruhige Nacht, Schwell ohne Ende. Der Wetterbericht verheißt für heute

wieder Starkwind, wir ändern unsere Pläne. Noch vor dem Frühstück segeln wir wieder

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zurück in die Road Bay und rudern sofort zur Reservatsbehörde, die sollen uns das Permit

auf den 15.03. umschreiben.

Behördengänge Anguilla

Road Bay, Anguilla Crocus Bay, Anguilla

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Road Bay, Anguilla Unsere erste Kokosnuss

So gewinnen wir einen Tag und haben morgen hoffentlich für das Riffgebiet ruhigeres Wetter.

Macht keine Probleme, wir können sogar sofort ausklarieren, wenn wir die Gewässer

Anguillas bis morgen, 19.00 Uhr verlassen. Werden wir schaffen, zu den British Virgin

Islands wollen wir sowieso nachts segeln um noch bei Tageslicht anzukommen und in den

Bürozeiten einklarieren zu können.

Ein Telefonat mit Barbara leert die Digicel–Karte von Frankreich, nun ist auch diese Nummer

abgearbeitet, ab jetzt gilt dann wieder die Nummer von Barbados, hoffentlich bis in die USA.

Auch der zweite Band von Batholmes wird verstaut, er hat uns von Dominica bis hierher

nach Anguilla treu und zuverlässig begleitet. Nun müssen wir uns auf Band III verlassen, er

behandelt die Virgin Islands.

Wir sichten noch die Bilder und wollen versuchen, den 10. Bericht an Barbara zu schicken.

Liebe Grüße euch allen, eine erbauliche Vorbereitungszeit auf Ostern wünschen euch

Andreas + Erika.

EXODUS

am 14.03.2012, dem 313. Tag unserer Reise!