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Geschäftsstelle PBS Speichergasse 31 Postfach 529 CH – 3000 Bern 7 Tel. +41 (0)31 328 05 45 Fax +41 (0)31 328 05 49 Tätigkeitsbericht Explorer Belt Schweiz Explorer Belt Schweiz Lukas Müller / Fläisch Annick Vollmar / Tartaruga Regula Wiesner / Gurami Husmann Jacqueline / Flipper Schwarz Simon Aurel / Cariño Büeler Michael / Sony Version 5.2 Luzern, 17.01.2011

Explorer Belt

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Tätigkeitsbericht der Explorer Belt Expedition der Pfadi Bewegung Schweiz. Teilnehmen mit Pfadi- und Trekkingerfahrung ab 20 Jahren werden in der Wildnis ausgesetzt und haben innert 10 Tagen Orientierungsaufgaben zu lösen welche sie ans Endziel bringen.

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Geschäftsstelle PBS

Speichergasse 31

Postfach 529

CH – 3000 Bern 7

Tel. +41 (0)31 328 05 45

Fax +41 (0)31 328 05 49

Tätigkeitsbericht Explorer Belt Schweiz

Explorer Belt Schweiz

Lukas Müller / Fläisch

Annick Vollmar / Tartaruga

Regula Wiesner / Gurami

Husmann Jacqueline / Flipper

Schwarz Simon Aurel / Cariño

Büeler Michael / Sony

Version 5.2

Luzern, 17.01.2011

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Inhaltsverzeichnis

Einleitung 3

Organisation 4

Leitungsteam 4

Verein Explorer Belt Schweiz 4

Kommunikation 5

Sicherheit 7

Statuskonzept 9

Entwicklung 10

Entstehung 10

Umsetzung Schweiz 11

Aussichten 12

Arbeitsform 14

Projektelemente (Mittel) 14

Reise 14

Aufgabenteilung 14

Wanderung 14

Teamprojekt 15

Sozialeinsatz 15

Tagebuch 15

Pädagogische Grundlagen (Beziehungen) 16

Persönlichkeit 16

Fachkompetenz 16

Methodenkompetenz 16

Sozialkompetenz 16

Eigenkompetenz 17

Körper 17

Mitmenschen 18

Umwelt 19

Spiritualität 20

Lernen durch Situation (Methoden) 21

persönlicher Fortschritt 21

Gesetz und Versprechen 22

Ritual und Traditionen 22

Leben in der Gruppe 23

Mitbestimmen und Verantwortung tragen 23

Draussen leben 24

Spielen 24

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Einleitung

Lord Baden Powel, der Gründer der Pfadibewegung, praktizierte mit seinen Boy Scouts eine Expeditionsform,

welche Knaben und junge Männer anregen sollte, neue Gegenden auf eigene Faust zu entdecken. Diese

Möglichkeit wurde von vielen erwachsenen Pfadern aufgenommen und in zahlreichen eindrücklichen

Reiseerlebnissen festgehalten. 1955 wurde Lord Baden Powels Idee vom englischen Pfadfinderverband als

Pfadiarbeitsform der Roverstufe definiert.

In ein fremdes Land zu reisen, dieses mit dem Rucksack zu durchwandern und sich auf die lokalen

Gegebenheiten einzulassen, war 1960 noch viel schwieriger als heute. Die Roverarbeitsform motivierte aber

bereits zu dieser Zeit, sich der Entdeckerherausforderung zu stellen. Doch die Herausforderungen haben sich

im Laufe der Zeit stark geändert. So sind es selten noch Bahnbillet oder Zollposten der Nachbarländer welche

die gesuchte Herausforderung bilden. Das Grundbedürfnis nach dem Weltenentdecken blieb aber auch über

die Jahre in unserer Gesellschaft bestehen.

Wir betrachten unsere Welt im Wandel der Globalisierung. Geldwährungen, Schilder und Reiseorganisationen

werden vereinheitlicht. Die Sprache Englisch ist der Grundtenor und günstige Fluggesellschaften sowie das

Internet erschliessen entfernte Reiseziele auch für unerfahrene Personen. Diese gesellschaftspolitischen

Vereinfachungen verdrängen aber die ursprüngliche Reiseform keinesfalls. Mit dem Backpacker-Konzept reist

heute eine Vielzahl von Personen durch die Welt und entdeckt fremde Kulturen sowie Flora und Fauna

vertiefter, als dies andere Reiseformen zulassen.

Verliert die Explorer Belt-Expedition mit der gesellschaftlichen Entwicklung somit seinen Stellenwert? Oder

kann die Pfadibewegung ihr ursprüngliches Image von Gesellschaftsfreiheit, Naturkenntnis und Abenteuer

entsprechend den zeitlichen Entwicklungen anpassen…

Dieses Dokument umschreibt die Arbeitsform des Explorer Belts Schweiz im Jahr 2010. Es soll als

Gedankenanstoss für die weiteren Entwicklungsschwerpunkte des Bundes und der Pfadibewegung Schweiz

dienen. Es wurde daher darauf geachtet, den nachfolgenden Inhalt möglichst objektiv und nicht wertend zu

formulieren.

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Organisation

Leitungsteam

Die administrativen Arbeiten, die für eine Explorer Belt Organisation anfallen, werden im Leitungsteam auf

sechs verschiedene Ressorts aufgeteilt. Dabei übernimmt je ein Leiter die Verantwortung über die

entsprechenden Pendenzen und erarbeitet diese mit einer hohen Selbstautonomie. Die Explorer Belt Leitung

trifft sich regelmässig, gleicht die Arbeit ab und fällt grössere Entscheidungen für das weitere Vorgehen.

Die nachfolgenden Ressorts wurden für den Explorer Belt 2011 definiert und die zugehörigen Tätigkeiten je mit

einem Pflichtenheft festgehalten:

- Information

- Finanzen

- Reise

- Routen

- Sicherheit

Jedes Leitungsmitglied übernimmt die Betreuung von maximal vier, ausnahmsweise fünf, Teilnehmerteams. Im

Vorfeld des Explorer Belts findet mindestens eine Betreuer-Sitzung statt. An dieser Sitzungen wird die

Vorbereitung, die Ideen für das Sozial- und Teamprojekt sowie die Teamaufgabe besprochen. Bei Teams mit

klassischer Variante wird zusätzlich noch die Trekkingroute besprochen. Sollte das Leitungsteam im Verbund

entscheiden, dass die Vorbereitung mangelhaft ist und dem Team die Eigenverantwortung nicht zugetraut

wird, kann die Teilnahme verweigert werden.

Verein Explorer Belt Schweiz

Seit dem 06.12.2009 besteht der Verein "Explorer Belt Schweiz" nach Schweizerischem Recht mit Sitz in Basel.

Zweck des Vereines ist die jährliche Durchführung des Anlasses "Explorer Belt" für Schweizer Rover. Der Verein

ist politisch und konfessionell neutral. In den Statuten besteht kein Zusammenhang zwischen der

Pfadibewegung Schweiz und dem Verein Explorer Belt Schweiz.

Der Verein wurde gegründet um eine kontinuierliche Qualitätssicherung des Projektes zu garantieren. Der

Verein entscheidet über Destinationswahl, Leitungsteam und genehmigt das jährliche Projektbudget. Die

Roverstufenverantwortlichen der Pfadibewegung Schweiz, sowie auf Wunsch die Leitung der

Programmkommission haben Einsitz im Verein. Die ausführenden Mitglieder der Explorer Belt Leitung sind

ebenfalls Mitglied und bleiben dies im Normalfall auch nach ihrer aktiven Leitungstätigkeit. Der Verein selber

hat keine operative Tätigkeit, übernimmt aber die Rechtsverantwortung für alle Zahlungen über 500.- CHF. Der

Verein tagt einmal Jährlich im Herbst über die oben genannten Punkte.

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Kommunikation

Aufgrund der hohen Verbindungskosten des Satellitentelefonnetzes Iridium©, wird die Kommunikation

zwischen Team, Koordinationsstelle und der Leitung in klaren Schemen geführt. Der Informationsaustausch

zwischen den weiteren Organen ist im Sicherheitskonzept festgehalten.

Combox

Die Explorer Belt Combox ist eine kommerzielle Nummer mit Sprachbox, welche nach einer Erkennungsansage,

von den Teams täglich, mit nachfolgenden Informationen besprochen wird:

Teamnummer Status Koordinaten weitere Angaben

Die Combox wird von der Koordinationsstelle in der Schweiz abgehört und direkt in eine vorbereitet Tabelle

übertragen. Neben den Routen und dem Teambefinden werden auf dieser Tabelle zudem die politischen und

klimatischen Entwicklungen nachgetragen und zusammengefasst an das Leitungsteam vor Ort weitergegeben.

Satellitentelefon

Sofern die Destination keine ausreichende Netzabdeckung für Mobilfunkgeräte aufweist, wird vom

Leitungsteam über einen Drittanbieter jedem Team ein Satellitentelefon zur Verfügung gestellt. Diese Telefone

sind für den Ausseneinsatz konzipiert und werden in Schutzhülle und mit Notfallakkumulator an die Teams

abgegeben. Sollte während dem Hike ein Gerät verloren gehen, ist das Team gezwungen den Explorer Belt

umgehend abzubrechen und schnellstmöglich die Explorer Belt Leitung zu informieren.

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Kontakt von Drittpersonen

Während dem Explorer Belt übernimmt die Geschäftsstelle der Pfadibewegung Schweiz den Kontakt zu

Dritten. Über ein vereinbartes Zeitfenster hat die Geschäftsstelle die Möglichkeit das Leitungsteam direkt zu

erreichen. Dieses wiederum nimmt die Information oder den Kontaktwunsch von Dritten auf und gibt ihn, je

nach Situation, an das betroffene Team weiter. Mit diesem System kann eine Verbindung mit jedem Team

innert einem Tag hergestellt werden (je nach Zeitverschiebung).

Webkarte

Die Teamposition wird mit Hilfe einer gängigen Webkarte auf der Internetseite der Pfadibewegung Schweiz

publiziert. Somit können Interessierte den aktuellen Stand und die Ausführung der Orientierungsaufgabe

verfolgen. Es werden zudem weitere Teaminformationen, wie erreichte Etappenziele und das weitere

Vorgehen, auf geschalten. Natürlich nur sofern diese keine persönlichen Inhalt aufweisen.

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Sicherheit

Das Sicherheitsdispositiv wurde anfangs 2009 grundlegend neu überarbeitet. Den Teilnehmenden soll

weiterhin einen möglichst hohen Entscheidungsfreiraum geboten werden, weshalb auf Verhaltensregeln

verzichtet wird. Die Rover haben sicherheitsrelevante Informationen im Vorfeld des Explorer Belts selber zu

erarbeiten. Zudem kontaktiert das Leitungsteam zur Vorbereitung und Information die Botschaften und/oder

die Pfadiverbände des Ziellandes

Die aktiven Sicherheitselemente bestehen aus einem täglichen, klar strukturierten Informationsaustausch

zwischen einer Schnittstelle in der Schweiz, den teilnehmenden Teams und dem Leitungsteam vor Ort (siehe

Abschnitt: Organisation / Statuskonzept S.9) sowie nachfolgenden Sicherheitsorganen. Alle Organe erhalten

vor Projektstart ein ausführliches Sicherheitskonzept, die Routenplanung der einzelnen Teams und weitere

sicherheitsrelevante Unterlagen. Die Teams erhalten ein versiegeltes Couvert mit Karten, Routen und GPS -

Koordinaten der nächsten Städte.

Rettungsorganisation

Das Leitungsteam organisiert eine Rettungsinstitution, welche fähig ist, jeden Punkt im Hikegebiet der

Delegation schnellstmöglich zu erreichen. Dafür ist in den meisten Fällen ein Helikopter nötig. Nach

Möglichkeit wird eine Zusammenarbeit mit lokalen Rettungsorganisationen angestrebt. Steht keine private

Organisation mit den entsprechenden Mittel oder der geforderten 24h Erreichbarkeit zur Verfügung, wird

allenfalls auch das Militär um Mithilfe angefragt. Die bei einer Bergung anfallenden Kosten werden immer von

dem verunfallten Teilnehmenden getragen, welcher das Kostenrisiko mit einer persönlichen Reiseversicherung

abdecken kann.

Kommunikationsstelle Destination

Die Kommunikationsstelle vor Ort ist nach Möglichkeit eine lokale Rettungsinstitution oder Mitarbeitende

eines Konsulates, welche die Landessprache und das Englisch beherrscht. In einem Notfall ist diese Stelle die

erste Ansprechperson für die Teams. Sie übernimmt die Situationsaufnahme nach definiertem Schema, und

leitet den Notruf an den entsprechenden Rettungsdienst weiter. Diese Stelle koordiniert die weitere

Behandlung des Verunfallten. Je nach Reisedestination kann dies zum Beispiel die Spitalzuweisung oder die

Sicherstellung eines Sofortkredites sein.

Explorer Belt Leitungsteam

Das Leitungsteam ist während dem Explorer Belt ebenfalls im Hikegebiet unterwegs. Die Leitung erhält jeweils

am Abend die aktuellen Teammeldungen und fällt anschliessend vor Ort weitere Entscheide.

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Koordinationsstelle Schweiz

Die Koordinationsstelle in der Schweiz wird bei einem Notfall vom verunfallten Team, nach dem erfolgten

Notruf an die Kommunikationsstelle vor Ort, direkt kontaktiert. Sie stellt daraufhin den Informationsaustausch

in der Schweiz sicher. Dies beinhaltet die Orientierung des PBS Krisenteams und des Leitungsteams. Die

Koordinationsstelle der Schweiz ist während dem Projekt 24h erreichbar. Vorzugsweise übernimmt ein

Mitglied des Explorer Belt Vereines die Funktion der Schweizer Koordinationsstelle.

Krisenteam Pfadibewegung Schweiz

Das Krisenteam wird von der Pfadibewegung Schweiz zur Verfügung gestellt und übernimmt im Krisenfall die

Hauptkoordination. Das Team umfasst zwei Personen für die Koordination sowie weitere Stellen für

Medienarbeit und rechtliche Fragen.

Das Leitungsteam erstellt im Vorfeld ein detailliertes Sicherheitskonzept für die interne Kommunikation

zwischen Rettungsorganisation, Botschaft, Krisenstelle und der Delegation. In diesem Dokument ist das

Vorgehen für die jeweiligen Organe beschrieben und alle entsprechenden Kontaktinformationen sind

enthalten. Für die teilnehmenden Teams wird ein wasserfestes Notfallblatt in ihrer Muttersprache

ausgearbeitet, welches die Vorgehensweise in einem Krisenfall aufzeigt und die wichtigsten Kontaktstellen

enthält

Von den Teams wird täglich (möglichst gegen Abend) eine Positions- und Statusmeldung gefordert. Sollte eine

entsprechende Meldung ausbleiben, kann das Leitungsteam dies als Anlass nehmen, um eine Bergung

einzuleiten. Bei diesem Szenario würde die Rettungsorganisation, die zuletzt genannte GPS-Koordinate

anfliegen und anschliessend das Gelände nach der theoretisch geplanten Route absuchen, wobei der

Suchradius kontinuierlich erhöht wird, bis das Team gefunden ist. Wird eine solche Rettung ausgelöst, gehen

die anfallenden Kosten zu Lasten des gesuchten Teams

Helikopter

Spital Reiseagent

Team

Projektteam Weitere Teams

PBS Mediensprecher PBS Krisenteam

Notfallkontakt TN

PBS Geschäftsstelle

24h erreichbar

24h erreichbar

Kom.Stelle

CH Korrd.Stelle

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Statuskonzept

Das Statuskonzept ist eine eingeführte Kommunikationsrichtlinie, die den Austausch zwischen einem Team,

der Schweizer Korrespondenz und der Explorer Belt Leitung vereinfacht. Dabei wird die Teamsituation in eine

der nachfolgenden Statusfelder eingeteilt. Die Teams geben die Statusmeldung täglich nach einer, im Vorfeld

abgesprochenen, Vorgehensweise durch. Im Normalfall spricht jedes Team seine Koordinaten mit Status auf

die eingerichtete Explorer Belt Combox. Ebenfalls sind die Teams angehalten ihr Satellitentelefon für ein

Zeitfenster von einer Stunde pro Tag einzuschalten, damit sie vom Leitungsteam erreicht werden können. Die

Teams sind sich zudem bewusst, welche Reaktion mit welcher Statusmeldung ausgelöst wird. Alle Meldungen

werden von der Koordinationsstelle in der Schweiz und vom Leitungsteam chronologisch dokumentiert.

gut

Läuft alles nach Plan und ohne grösseren Schwierigkeiten entspricht dies dem Status „gut“. Es sind keine

Handlungen vom Leitungsteam zu erwarten.

leicht

Bei Verletzungen oder starken Ermüdungserscheinungen sind die Teams angehalten, einen eintägigen Rast

einzulegen. Das Leitungsteam kontaktiert in einem solchen Fall das Team und lässt sich den Umstand genauer

erläutern.

mittel

Hält eine Ermüdungserscheinung an oder ist innert drei Tagen eine medizinische Versorgung erforderlich, sind

die Teilnehmer aufgefordert das Couvert mit den Notfallkoordinaten der nächsten Städte zu öffnen und diese

autonom anzulaufen. Dabei spricht das Team die genauen Entscheidungen, wie gewählte Route und Zielstadt

auf die Combox. Die Leitung nimmt in diesem Fall mit dem Team Kontakt auf und organisiert, mit Hilfe der

Koordinationsstelle in der Schweiz, die benötigen Transportleistungen für das Team.

schwer

In einem Notfall wird umgehend die Kommunikationsstelle vor Ort informiert. Je nach Organisation und

Sprache des Rettungsdienstes kann dieser allenfalls auch direkt alarmiert werden. In einem zweiten Schritt

geht die Meldung mit allen Details und den bereits getroffenen Massnahmen an die Koordinationsstellen in

der Schweiz. Das betroffene Team lässt in einem Notfall das Satellitentelefon durchgehend eingeschaltet

(Energiereserve für drei Tage) und ist somit für Rettungsdienst, Krisenteam und die Koordinationsstellen über

die erhaltene Telefonliste direkt ansprechbar.

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Entwicklung

Entstehung

1866 Lord Baden Powell, der Gründer der Pfadibewegung, hat zu seiner Zeit bereits mit seinen älteren Brüdern

waghalsige Unternehmungen durchgeführt. Sei dies zu Wasser, mit Pferden oder weite Strecken zu Fuss.

1907 Nach der Gründung der ersten Pfadiabteilung , übernahm er die Erkundungsform, welche er in der

Jugend erlebt hatte, als Ausbildungsprozess für die älteren Pfader. Traditionsgemäss übergab Lord Baden

Powell seinen Pfadern vor der Abreise jeweils ein Stück Brot und einen Apfel und wünschte ihnen mit dem

Pfadigruss eine gute Fahrt (mündlich überliefert). Diese Tradition ist heute erhalten, weshalb beim Explorer

Belt Schweiz nach dem Aussetzen ein Paket mit Brot, Apfel und den ersten Wegangaben übergeben wird.

1945 Die Arbeitsform der Entdeckungsreisen wurde erstmals dokumentiert und als Explorer Belt Expedition für

Erwachsene angeboten. Auf Grund der erfahrenen Zielgruppe, beschränkte sich das Konzept darauf den

englischen Pfadern den Anstoss zu geben unbekannte Länder, nach dem damaligen Pfadigedanken (gute Tat /

sorge zur Umwelt / sportliche Betätigung) zu bereisen. Ein zuständiger Experte beurteilte nach der Reise das

Tagebuch des Pfaders. Hatte er die Grundgedanken eingehalten, durfte er den begehrten Explorer - Gurt

tragen.

1955 Aldo Scarpa / Kaag brachte die Idee der Rovermethodik in die Schweiz und übernahm die Stelle des

prüfenden Explorer Belt Verantwortlichen in der Schweiz. Die Arbeitsform findet in dieser Zeit auch in anderen

Ländern Anwendung. Neben der Schweiz führen auch die Pfadis von Deutschland, Irland, Finnland, Schweden,

Norwegen, Polen einen Explorer Belt durch. Alle Länder nach dem gleichen Grundgedanken, mit dem gleichen

Logo und demselben Gurt.

2006 Der damalige Explorer Belt Verantwortliche, Markus Bühlmann / Jojo, entwirft die Idee "lost in paradise".

Die Teams planen dabei ihre Route nicht mehr selber, sondern werden in der Natur ausgesetzt und versuchen

mit verschiedenen Orientierungsmitteln ihre Etappenziele zu erreichen.

2009 Ein neues vierköpfiges Team übernimmt die, nun aufwändiger gewordene, Aufgabe der Explorer Belt

Organisation. Dies hat zur Folge, dass bei der Pfadibewegung Schweiz intern heftige Fragen um Sinn und

Sicherheit entstehen. Um das Projekt weiter durchführen zu können, entwickelt das Leitungsteam ein neues

Sicherheitskonzept, bei welchem alle Teams mit Satellitentelefon und GPS ausgerüstet werden und täglich ihre

Position mit Statusmeldung auf eine Combox sprechen. Da die damalige Destination Grönland über keine

Strassen verfügt, wurde das "Aussetzten" mit Hilfe eines kleineren Forschungsbootes umgesetzt. Der für die

Teams eindrucksvolle Transport mit einem ungewohnten Verkehrsmittel wird nach der Auswertung als

elementares und weiter einzusetzendes Projektelement festgehalten.

2010 In Zusammenarbeit mit der Rechtsstelle der PBS wird der Verein Explorer Belt Schweiz gegründet und ein

entsprechender Haftungsausschluss formuliert. Aufgrund einer Teilnahmemöglichkeit an einer

Präventionskampagne des Bundes wird dieser Tätigkeitsbericht erarbeitet.

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Umsetzung Schweiz

Die Umsetzung in der Schweiz weicht mit den Entwicklungen von der international verbreiteten

Arbeitsmethodik in den vergangenen Jahren ab. Es besteht ein Austausch mit der internationalen

Roververbindung "the Rover Company", doch werden die weiterentwickelten Explorer Belt Methoden auf

Grund des höheren Administrationsaufwandes für das Leitungsteam und der allenfalls daraus resultierender

Konsumhaltung der teilnehmenden Teams gemieden.

Die Methode "lost in paradise" entwickelt ebenfalls einen ganz anderen Anspruch an die jeweilige

Reisedestination. Da die Teams ihren Standort nicht kennen und nach örtlichen Gegebenheiten ihre Route

festlegen, sollte die Wanderregion in kurzer Distanz möglichst abwechslungsreich sein und auf Grund des

Expeditionscharakters unkonventionelle Kulturen und Topografien aufweisen.

Im internationalen Vergleich setzt der Explorer Belt Schweiz eine neue Richtung an. Mit unkonventionellen

Destinationen und Reisemitteln unterstreicht die Entwicklung den Expeditionscharakter des ursprünglichen

Ausbildungskonzeptes von Lord Baden Powell, in entsprechend angepasster Form und für die heutige Zeit

ausgelegt.

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Aussichten

Nehmen wir als Gedankenspiel an, dass sich die Gesellschaft permanent und analog der Geschichte

weiterentwickelt. Definieren wir die industrielle Revolution als Entwicklung im Energiesektor und die aktuellen

Ereignissen als Revolution im Kommunikationssektor, so kann die Annahme definiert werden, dass die

kommende Zeit, in Folge von einfacherer Kommunikation, eine sozikulturelle Veränderung hervorrufen

könnte. Lassen wir diese These so stehen, aber gehen wir von einer gut vernetzten und sicheren Gesellschaft

aus. (nicht belegt)

Die authentischen Kernbedürfnisse, auf welchen die Explorer Belt Methodik aufbaut (Selbstfindung /

Entscheidungskompetenz / Körpererfahrung / Soziale Integration / geistige Gedankenanstösse (siehe

Abschnitt: Pädagogische Grundlagen S.16)) sind zeitunabhängig und dürften in dieser Form auch in Zukunft

bestehen. Dem Wandel unterworfen sollten sich aber die Mittel dynamisch weiter entwickeln.

Beispielsweise wird das klassische Tagebuch von Fotoalben konkurrenzziert und der Dia-Abend von animierten

Video-Slides verdrängt. Diese Entwicklungen sind aber nicht negativ zu werten, sondern vielmehr als Zeitgeist

aufzufassen und für die bestehenden Methodiken einzusetzen. Da die heterogenen Teams aufgefordert

werden sich in einem Projekt fachlich zu vertiefen, ist der Explorer Belt am Puls neuer Entwicklungen.

Im gleichen Sinne ist wohl das Mittel zur Kommunikation der gesellschaftlichen Anerkennung anzupassen.

Diashows und Auszeichnungsemblems könnten daher zu Eintragungen auf den Social-Plattformen wechseln.

Die publizierten Angaben erfolgen schneller, weshalb die Statusmeldungen allenfalls bereits während der

Unternehmungen publiziert werden möchten. Einen ersten Schritt in diesen aktuellen Informationsaustausch

konnte seit 2009 mit dem täglich aktualisierten Kartenausschnitt gemacht werden.

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Die stärkste Bedeutung dürfte in Zukunft dem Umgang mit der eigenen Sicherheit zukommen. Die darin

enthaltene Eigenverantwortung, erzeugt Selbstbestätigung und Freiheit. Dieses Element könnte durch unser

immer sicherer werdendes Umfeld, schwieriger erlangt werden. Für die persönliche Entwicklung jedes

einzelnen dürfte es daher schwierig werden den richtigen Umgang mit Entscheidungen zu erlernen die direkt

unsere Existenz betreffen.

Die Pfadi hat 1945 eine Lernmethodik aufgegriffen, welche Teilnehmenden aus Verhaltensbildern riss und

verlernte Herausforderungen im natürlichen Umfeld ermöglichte. Heute leben wir sicher, geplant und im

gewohnten Alltag. Vieleicht schafft es die Explorer Belt Methodik ein kleine Brücke zu unserer ursprünglichen

Eigenheiten auf zu bauen, mit welchen Erkenntnisse wir in Zukunft einfacher über unsere grundlegenden

Herausforderungen gehen können....

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Arbeitsform

Projektelemente (Mittel)

Reise

Der Explorer Belt ist im Prinzip nur eine unkonventionelle Reiseform in einem unbekannten Land. Die

Elemente, welche bei einer Auslandsreise generell zu Eindrücken führen, werden auch bei dem Explorer Belt

Projekt eingesetzt. Die Leitung übernimmt ein Grossteil der herkömmlichen Reiseorganisation, jedoch haben

die Teilnehmenden sich auch mit den örtlichen Transportmittel, Unterkünften und Zollbestimmungen im

Vorfeld auseinander zusetzten. Im Vorprogramm erhalten die Rover genügend Möglichkeiten die örtliche

Kultur zu entdecken und sich langsam an die neuen kulturellen und klimatischen Verhältnisse anzupassen. Die

Reise ist beim Explorer Belt das einzige Mittel, bei welchem eine Auseinandersetzung in Grossgruppe entsteht.

Was von den sozial starken Rovern auf der Wanderung oft vermisst wird. Diese Zeit hat grössten Teil jedoch

organisationstechnischen Charakter und sollte daher nicht allzu stark als Mittel bewerten werden.

Aufgabenteilung

Das Mittel der Projektmitarbeit entstand ursprünglich aus der Ableitung von dem „klassischen“ Explorer Belt

(siehe Abschnitt: Entwicklung / Entstehung S.10), bei welchem die Teams ihren gesamten Explorer Belt“ selber

geplant haben. Um nun die interessanten Auseinandersetzungen, welche in den Vorbereitungsphasen

entstehen, nicht gänzlich zu verlieren, teilt die Leitung bei dem Vortreffen im Frühling jedem Team eine

zusätzliche organisatorische Aufgabe zu. Da die Teams die Aufgabe meistens nach ihren Stärken auswählen,

suggeriert dies weniger den persönlichen Fortschritt in der Ausarbeitung, als vielmehr in der Vermittlung und

dem Austausch in der Delegation.

Beispiel Aufgaben: Nachtreffen Vorbereiten / Informationen über die Tierwelt erarbeiten / Wegmarkierungen

basteln / Apotheken organisieren

Wanderung

Die Wanderung durch unterschiedliche Geländeformen stellt das Hauptmittel des Explorer Belts dar. Die

sportliche Leistung in Kombination mit fachlichem Orientierungsgeschick und dem Austausch im Team, bietet

eine enorme Grundlage für den persönlichen Fortschritt. Die Auseinandersetzung mit seinen persönlichen

Eigenschaften wird durch die unterschiedlichen Herausforderungen natürlich suggeriert. Das dabei

entstehende Spiel mit eigenen Vorsätzen wird eindrücklich von der Umgebung (Team / Natur) reflektiert

(Reklamation – Lob / einfacher Weg – anstrengender Weg). Dass die kulturellen Aspekte und die fachliche

Herausforderung nicht untergehen, besteht seit geraumer Zeit zudem die Arbeitsmethodik des Teamprojektes

und des Sozialeinsatzes.

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Teamprojekt

Das vom Team gewählte Projekt soll ein Element darstellen, welches die Gruppe auf ihrem Weg begleitet, als

Lückenfüller dienen kann und kreative Verknüpfungen fördert. Es sollte dabei etwas Neues entstehen, das zum

Team passt und allenfalls von der PBS (Pfadibewegung Schweiz) für den weiteren Gebrauch verwendet werden

kann. Das Teamprojekt gewinnt und fällt mit der Entscheidung in der Vorbereitung. Es zeigt sich bereits im

Vorfeld wie stark die Ambitionen verteilt sind und ob die Annahme von Herausforderung dem Teamcharakter

entspricht. Aus diesem Grunde ist bei diesem Mittel auch eine nahe Betreuung durch einen objektiven Coach

nötig. Das Teamprojekt soll alle Teammitglieder fördern, aber nicht überfordern.

Beispiel: Das Team 25 nimmt ein kleines Legomännchen mit und kreiert anhand der aktuellen Umgebung eine

Geschichte (Team), welche sie mit einer hochwertigen Spiegelreflexkamera (Fäger) aufnehmen und in einem

Kinderbuch gestalterische zusammenfassen (Batilda).

Sozialeinsatz

Der Sozialeinsatz ist ein traditionelles Instrument der Pfadi. In der Romandie ist für diese Aktivität auch das

Wort „Service“ gebräuchlich, welches den Inhalt besser beschreibt. Der „Service“ hat auch heute noch, für

Pfadis auf der ganzen Welt, einen wertvollen Inhalt und ist fester Bestandteil von Pfadiaktivitäten. Der Service

ist jedoch nicht eine gratis erbrachte Leistung, sondern vielmehr ein Mittel um mit Menschen in Kontakt zu

kommen. Mit dieser Methode soll den Teilnehmenden die Kultur und die Lebensbedingungen der örtlichen

Bevölkerung entdecken, sie kritisch hinterfragen und auch zu schätzen lernen. Wichtig ist, dass der Erfolg eines

Sozialeinsatzes nicht an der Leistung der Kraft gemessen wird, sondern die Menge an neuem, nutzbarem

Wissensaustausch zwischen Helfer und Geholfenem zählt.

Beispiel Kraftaufwand (negativ): Das Team sammelt alleine eine riesen Menge Abfall und entsorgt diese

fachgerecht.

Beispiel Austausch (positiv): Das Team hilft einer Fischerfamilie beim Neuanstrich seiner Boote. Dabei sammelt

das Team die fast leeren Farbendosen zusammen, anstatt sie ins Meer zu werfen.

Tagebuch

Das Tagebuch ist ein historisches Element, welches in seiner aktuellen Form vorwiegend der eigenen Reflexion

dient. Mittels Niederschrift der aktuellen Tagesereignisse und Gedanken erhalten die Teilnehmenden einen

transparenteren Überblick über Entscheide mit ihren Folgen, und beginnen allenfalls die Erlebnisse zu

abstrahieren oder Analogien zu suchen.

Das Tagebuch sollte anhand dieser Gründe jeweils direkt in der Unternehmung geführt werden. Es sollte für

den Betreuer (siehe Abschnitt: Organisation / Leitungsteam S.4) nicht rein geschrieben werden und wird

ausschliesslich dem Leistungsteam zur Einsicht vorgelegt. Im Einverständnis des Teams werden allenfalls

Inhalte für Berichte oder Auswertungen verwendet.

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Pädagogische Grundlagen (Beziehungen)

Die Arbeitsform Explorer Belt fördert die Teilnehmer nach den pädagogischen Grundlagen der Pfadibewegung

Schweiz. Dabei wird die Grundlage der Bedürfnisse in fünf Bereiche eingeteilt, welche nachfolgend im Bezug

auf den Explorer Belt eingehender erläutert werden.

Persönlichkeit

Die persönliche Entwicklung kann in die vier Teilkompetenzen Fach-, Methode-, Sozial- und Eigenkompetenz

eingeteilt werden (vgl. http://www.bmbf.de/bildungsstandards.pdf). Da die Persönlichkeitsbildung beim

Explorer Belt eine zentrale Rolle einnimmt, wird sie nachfolgend eingehender beschrieben.

Fachkompetenz

Die fachlichen Inhalte basieren beim Explorer Belt vorwiegend auf der Orientierungstechniken (Kompass /

Karte / GPS / Pedometer) und den organisatorischen Fähigkeiten im Bereich Reise und Material. Als

unterstützendes Element der bildenden Fachkompetenz dient zudem das geforderte Teamprojektes, bei

welchem die Teilnehmenden in ihrer Gruppe einen persönlichen Schwerpunkt festlegen.

Beispielsituation: Das Team04 setzt sich mit Geschichten von Kanada auseinander. Auf ihrer Route notieren sie

sich historische Geschichten der Bevölkerung und besuchen die entsprechenden Plätze. Die Erkenntnis wird

anschliessen in einem Dokument zusammengefasst und veröffentlicht.

Methodenkompetenz

Die Vorgehensweise wird in fast allen Projektelementen gefördert. Dabei werden vor allem die

wiederkehrenden Tätigkeiten und die Auseinandersetzung mit der Umsetzungsmethodik geschult.

Beispielsituation: Das Team17 baut jeden Morgen das Leichtbautrekkingzelt ab. Der Zeitaufwand reduziert sich

dabei täglich.

Sozialkompetenz

Die Sozialkompetenz wird vorwiegend mit der Teilnahme als Team gefördert. Die gemeinsame, immer

wiederkehrende Entscheidungsfindung widerspiegelt anschaulich verschiedenste Gesellschaftssituationen.

Durch die langsame Fortbewegungsart entsteht genügend Spielraum, um Entscheidungen und Gefühle selber

zu analysieren.

Beispielsituation: Strolch und Obelix vom Team03 überreden Mogli den linken Weg aus dem Dorf zu nehmen.

Nach drei Stunden steht das Team vor einem Abhang und muss umkehren... Mogli kann sich nur widerwillig

eine Bemerkung verkneifen.

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Eigenkompetenz

Die Eigenkompetenz wird ebenfalls mit dem Alltagsleben auf der Unternehmung gefördert. Persönliche

Angewohnheiten müssen auf Grund von äusseren Einflüssen oder anderen Einstellungen der Teammitglieder

angepasst werden. Die Einhaltung der persönlichen Zielsetzung wird durch elementar spürbare Rückmeldung

belohnt.

Beispielsituation: Momo ist ein gemütlicher Typ und sich gewohnt länger zu schlafen und langsam aufzustehen,

wodurch sie immer die Letzte vom Team ist. Die Mittagssonne ist in Armenien jedoch so heiss, dass das

Wandern sehr unangenehm wird. Sie setzt sich daher selbst zum Ziel um 06:00 bereits marschbereit zu sein…

Körper

Die Erfahrung mit dem eigenen Körper ist immens. Auch wenn das Bedürfnis der meisten Teilnehmer nicht bei

einer sportlichen Leistung liegt, so spüren diese den eigenen Körper infolge der geforderten Leistungsgrenze

von 180 Leistungskilometern stark. Die beanspruchten Belastungszonen weisen mit der Zeit

Ermüdungserscheinungen auf und der leistungsangepassten Nahrungsaufnahme kommt eine wichtige

Bedeutung zu. Interessant ist in dieser Beziehung ebenfalls die Auseinandersetzung des Körperbefindens im

Team.

Beispielsituation: Mirage hat sich wirklich über die Einladung der kleinen Bauerfamilie gefreut. Der Vater Albert

war unglaublich gastfreundlich und hat ihm immer wieder vom selbstgebrannten Schnaps aufgefüllt. Nun

kämpft er sich mühsam hinter seinem Teamkollegen her…

Beispielsituation: Zecke hat seit einigen Tagen Mühe mit der Verdauung. Er folgt dem Team erschöpft und

spürt, wie er bei der erreichten Wasserstelle durch die Wasseraufnahme neue Vitalität erhält.

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Explorer Belt Schweiz, 22.10.2010 18/25

Mitmenschen

Die Beziehungen zu den Mitmenschen wird stark im, für die Wanderung zusammengestellten, Team gelebt.

Einen anderen Aspekt bietet das Mittel des Sozialeinsatzes (siehe Abschnitt: Projektelemente / Sozialeinsatz

S.15), bei welchem eine Interaktion mit der örtlichen Bevölkerung aufgebaut werden. Für die Explorer Belt

Destinationen werden unkonventionelle Länder bevorzugt, bei welchen sich die Teilnehmenden für die

Kommunikation nicht nur auf die Sprache verlassen können. Da der Kontakt für das Sozialprojekt, die

Weginformationen oder das Essen jedoch gesucht werden muss, setzen sich auch zurückhaltende

Teilnehmende mit der Kontaktaufnahme auseinander. Bei abgelegenen Siedlungen kann zudem eine hohe

Gastfreundlichkeit üblich sein, durch welche auch ohne gemeinsame Sprache längere Interaktionen entstehen

können. Dabei wird deutlich, wie viel auch durch nonverbale Kommunikation vermittelt werden kann.

Neben persönlichen Erfahrungen nehmen die Teilnehmenden auch Strukturen und Eigenheiten der

Bevölkerung auf. Unterschiedliche Haltungen zu Männer und Frauen, die Reaktion auf die Uniform und

Bemerkungen über die eigenen, unangebrachten Haltungen regen zum Nachdenken über sich selbst und die

Gesellschaft an.

Beispielsituation: Die Delegation besucht zusammen das armenische Kloster Khor Virab. Die Frauen werden

aufgefordert ein Kopftuch aufzusetzen, da sie ja den Männern unterstellt sind. Bei der Rückfahrt entstehen

verschiedene Diskussionen um das Rollenbild der Frau…

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Umwelt

Die Umwelt wird durch die langsame Fortbewegungsart intensiv wahrgenommen. Abhängig vom Interesse der

Teilnehmenden, können verschiedene Vegetationsarten begutachtet werden. Aber unabhängig von der

persönlichen Naturverbundenheit, haben sich alle Teilnehmende auf die Tierwelt vorzubereiten und auch

während der Wanderung auf diese zu achten. Den Wegen von Kuhherden kann gefolgt werden, der richtige

Umgang mit streunenden Hunden oder Bären soll gelernt sein. Der Bezug zur Umweltproblematik entsteht

interessanterweise bei den meisten Explorer Belts automatisch, denn die Bewohner von abgelegenen

Siedlungen pflegen nicht den gleichen Umgang zur Natur wie wir ihn erlernt haben.

Beispielsituation: Die im Vorfeld von einem Team erarbeitete Information war klar: Bei dichtem Fichtenwald

mit zugänglichen Wasserstellen darauf achten, dass man Bären nicht überrascht. Daher Bärenglocke montieren

und nach Möglichkeiten mit dem Wind gehen.

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Spiritualität

Die Spiritualität steht allgemein für die Vorstellung einer geistigen Verbindung zum Transzendenten (vgl.

Psychologie der Spiritualität. ISBN 3621276157). Der Verein Explorer Belt Schweiz distanziert sich in dieser

Formulierung von der spezifischen Auffassung im religiösen Sinn. Im Zusammenhang mit der

gesellschaftsnahen Pfadi, kann aber auch einfach von tieferen Fragen über das Leben gesprochen werden. Je

nach Teilnehmende stützen sich solche Diskussionen auf Grundlage der Bibel, der Philosophie oder neuartigen

Glaubensrichtungen.

Durch die vorhandene Zeit und vielleicht auch durch berührende Weitblicke, welche je nach Gelände und

Klima entstehen können, unterstützt die Methodik des Explorer Belts die drei philosophischen Grundfragen

woher wir kommen, wer wir sind und wohin wir gehen (nach Immanuel Kant 1724-1804). Vorteilhaft gestaltet

sich die Möglichkeit, die Überlegungen am Abend mit den Teampartnern zu formulieren und abzugleichen.

Wobei man bei den Wanderungen durch den Tag automatisch wieder Zeit für die eigenen Gedanken erhält.

Beispielsituation: Der Weg ist das Ziel - Ziel ist eine neue Erfahrung - Erfahrungen zeigen uns den Weg (Team07

- Explorer Belt 2005 Finnland)

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Lernen durch Situation (Methoden)

Lernen durch Erleben. Das Abenteuerprojekt Explorer Belt bietet die Möglichkeit sich in einem ungewohnten

Umfeld mit seiner eigenen Person auseinander zu setzten, wobei die zu lernenden Prozesse vom

Teilnehmenden auf natürliche Art selber definiert werden. Durch das Leben im Team und in der Natur wird der

Rover zur Reflektion angeregt, wodurch es ihm wiederum ermöglicht wird, seinen persönlichen Fortschritt

eindrücklich zu erleben. Die Pfadibewegung Schweiz unterteilt die pfaditypischen Tätigkeiten in sieben

Methoden, unter denen auch der Explorer Belt betrachtet werden kann.

persönlicher Fortschritt

Der persönliche Fortschritt ist das Kernelement des Explorer Belts und formuliert den Lernprozess einer

Person, sich seinen Eigenschaften bewusst zu werden und diese mit all ihren Schwächen und Stärken zu

akzeptieren. Diese „Eigenerkenntnis“ ist Grundlage einer freien Lebensgestaltung in unserer Gesellschaft, da

die Person ihre Eigenschaften besser einbringen und entsprechend umsetzten kann (vgl. Gerd Mietzel: Wege

in die Entwicklungspsychologie. ISBN 9783621273763). (siehe auch Abschnitt: Pädagogische Grundlagen /

Eigenkompetenz S.17).

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Gesetz und Versprechen

Da der Explorer Belt aus dem Ausbildungsprogramm des Pfadigründers Lord Baden Powell stammt (siehe

Abschnitt: Entwicklung / Entstehung S.10), bringt dies Richtlinien und Werte mit, welche auch in aktueller Zeit

noch angewandt werden. Da Lord Baden Powell bei seiner Afrikareisen um 1880 mit dem Leid von

Kulturkonflikten in Kontakt kam, hatte er den ursprünglichen Gedanken, dass junge Leute einfacher

aufeinander zugehen, als dies gesittete ältere Personen tun (aus: Der Wolf, der nie schläft. Das abenteuerliche

Leben des Lord Baden-Powell. ISBN: 3451204533). Damit die Kulturen jedoch nicht verletzt werden, gab er

seinen Rovern einige Verhaltensrichtlinien mit auf die Expedition, sowie die Auflage, sich offen und

rücksichtsvoll neuen Kulturen und der Natur gegenüber zu verhalten.

Beispielsituation: Die Teilnehmenden verpflichten sich in der Vorbereitung, den Pfadigedanke zu wahren und

der örtlichen Kultur und Natur rücksichtsvoll und mit Interesse zu begegnen.

Ritual und Traditionen

Traditionell wurden hauptsächlich zwei Riten überliefert. Einerseits übergibt das Explorer Belt Leitungsteam

den startenden Teilnehmern beim Aussetzpunkt Apfel und Brot und wünscht mit der linken Hand eine gute

Reise, wie dies wahrscheinlich in ähnlicher Form bereits Lord Baden Powell um 1900 bei Expeditionen seiner

Boy-Scouts gemacht hatte (nicht belegt).

Anderseits stellt das unveränderte Anerkennungszeichen in Form eines Pfadigurtes die Werte und Achtung des

Pfadigedankens dar. Das silberne oder goldene Koppelschloss wird von einer Windrose mit integrierter Pfadi-

Lilie geziert, welche für uns Weltoffenheit, Gesellschaftsverantwortung und Naturverbundenheit symbolisiert.

Beispielsituation: Kaufleuten Zürich 03:00; es wird getanzt, gefeiert und beobachtet. Eintritt ab 20 Jahren.

Ethna an diesem Abend dreimal auf den, locker in der Hüfte getragenen, Explorer Belt Gurt angesprochen...

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Leben in der Gruppe

Auf der Roverstufe weisen aktive Pfader und Pfadessen, wie sie bei der Explorer Belt Teilnahme anzutreffen

sind, oft einen ausgeprägten Sinn für das Leben in der Kleingruppe auf. Da die Anmeldung seit 2009 nur noch

in festen Zweiergruppen erwünscht ist und die gemeinsame Delegationszeit verhältnismässig kurz ausfällt,

beschränkt sich die soziale Auseinandersetzung auf den meist gut bekannten Teampartner.

Diese permanente duale Interaktion und die Abhängigkeit vom Teampartner fordern den Umgang aber auf

eine ganz unkonventionelle Weise. Entgegen dem Einzeltourismus mit hoher Eigenauseinandersetzung

entsteht beim Explorer Belt vermehrt auch eine teamspezifische Empathieschulung. Erkennt ein Teilnehmer

die Stärken seines Partners, verlässt er sich vermehrt auf diese, was interessanterweise zu einer autonomen

Rollenteilung und/oder gegenseitiger Wertschätzung führen kann.

Beispielsituation: Tschälensch war schon immer ein wenig der Draufgänger im Team - Genesis eher der Denker.

Als Tschälensch von seiner Idee, den Fluss bereits hier zu durchqueren, spricht, reicht ein Blick von Genesis...

Mitbestimmen und Verantwortung tragen

Die Organisation des Explorer Belts sollte nach ursprünglichem Konzept ganz von den Teilnehmenden

ausgeführt werden. In Folge einer stärkeren Gewichtung der persönlichen Auseinandersetzung auf Grund der

Orientierungsaufgaben, wurde diese Tätigkeiten immer mehr an das Leitungsteam abgegeben. Das Konzept

sieht aber nach wie vor eine Organisationsintegration der Teams vor, wobei ihnen jedoch beim Erarbeiten der

Dokumente und Informationen nur einen begrenzten Teil der Verantwortung übergeben werden kann.

Beispielsituation: Tate stellt eine Liste mit den wichtigsten Arzneimittel für die Kaukasus Region zusammen und

fragt renommierte Firmen nach Muster für die ganze Delegation an.

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Draussen leben

Das Leben in der Natur ist das Kernelement der Rovermethodik Explorer Belt. Die Natur in ihrer vollen Form

bildet hier den Schulungsraum. Dabei entdecken die Teilnehmenden in allen drei Stufen, der Vorbereitung,

Durchführung und Auswertung, die Eigenheiten der erlebten Flora und Fauna. Dies geht über die richtige

Einschätzung des Wetters, die spürbaren Elemente wie Bodenuntergrund und Dickicht, bis zur heilenden

Wirkung gewisser Pflanzenarten. Aus dieser Methodik entstehen unzählige Erfahrungen, welche später bei

Pfadierlebnissen auf Abteilungsebene weitergegeben werden und so den Nutzen von Naturkenntnissen

nachhaltig unterstreichen.

Beispielsituation: Seit vier Stunden watet das Team17 durch den Morast. Wobei Tewa herausgefunden hat,

dass die mit Farn bewachsenen Hügeln beim Betreten - entgegen den anderen Pflanzeninseln - nicht

untergehen...

Spielen

Die methodische Auseinandersetzung mit Spielformen wird in der Regel zum Zeitvertreib eingesetzt, oder

bietet je nach Reisedestination eine Kontaktmöglichkeit mit der örtlichen Bevölkerung. Grundsätzlich wird im

Konzept Explorer Belt keine Spielform explizit angewandt. Die situationserzwungenen Tätigkeitspausen und

neue Umgebungsformen fördern jedoch die kreative Interaktion, was oft ins Spielen übergehen kann. Zudem

ist auch der Zeitvertreib mit bekannten Spielformen, wie Jassen oder Wanderspielen nicht zu unterschätzen.

Beispielsituation: Team05 hat sich nach drei Tagen ein Schachbrett aus Steinen und Papier gebastelt und

versucht so dem Regentag, welcher ein Weitergehen mühsam gestaltet, vorübergehend im Zelt zu trotzen...

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