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Sonderdrucke aus der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg FELIX HEINZER Statuten des Erfurter Marienstiftes aus dem 14. Jahrhundert Originalbeitrag erschienen in: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 37 (1985), S. 211-223

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Sonderdrucke aus der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

FELIX HEINZER Statuten des Erfurter Marienstiftes aus dem 14. Jahrhundert Originalbeitrag erschienen in: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 37 (1985), S. 211-223

STATUTEN DES ERFURTER MARIENSTIFTESAUS DEM 14. JAHRHUNDERT

von Felix Heinzer

Der Archidiakonat Erfurt galt im Mittelalter als einer der größten Kirchen-sprengel Deutschlands, sein Mittelpunkt war die Ecclesia maior Beatae Ma-riae Virginis, das Marienstift l . Ursprünglich vielleicht Kathedralkirche desvon Bonifatius errichteten Bistums Erfurt — allerdings zunächst als bene-diktinisches Kloster verfaßt —, behielt das Stift auch später, nach dem bal-digen Erlöschen des Bistums und dessen Aufgehen im Erzbistum Mainz,eine vorrangige Stellung in Erfurt und darüber hinaus in ganz Thüringen',zumal Propst und Dekan von St. Marien mit der Zeit in der Verwaltung deröstlichen Teile der Mainzer Diözese eine wichtige Rolle spielten'. Erstmalsurkundlich erwähnt wird das Stift im Jahr 1117', während seine Frühzeitweitgehend im Dunkeln liege.

Eine wichtige, noch keineswegs voll ausgeschöpfte Quelle für die Ge-schichte von St. Marien ist die Handschrift St. Peter perg. 50 a der Badi-schen Landesbibliothek in Karlsruhe, ein Sammelcodex aus dem 13. und 14.Jahrhundert'. Vom Inhalt her läßt sich die Handschrift vergleichen mit denFundationes et Consuetudines Ecclesiae Moguntinae (Bibliothek des Prie-sterseininars Mainz, Hs. 3, 14. Jh.) 7 . Sie besteht im wesentlichen aus fünfTeilen:

1 Der gewichtigste Beitrag zur Geschichte des Stiftes ist F. P. Sonntag, Das Kollegiat-stift St. Marien zu Erfurt von 1117-1400 (= Erfurter Theol. Studien 13), Leipzig1962. Vgl. außerdem E. Wiemann, Bonifatius und das Bistum Erfurt, in: Herbergender Christenheit. Jahrb. deutsche Kirchengesch. 1957, hrsg. von Franz Lau, Leipzig1957, S. 9-33; M. Hannappel, Das Gebiet des Archidiakonats Beatae Mariae Virgi-nis Erfurt am Ausgang des Mittelalters, Jena 1941; A. Schmidt, Zur Gründung desMarienstifts in Erfurt, seine Ausstattung aus der Schenkung Herzog Hedens an St.Willibrord, in: Arch. mittelrh. Kirchengesch. 17 (1965) 255-258. Allgemein: P. Mo-raw, Über Typologie, Chronologie und Geographie der Stiftskirche im deutschenMittelalter, in: Untersuchungen zu Kloster und Stift, hrsg. vom Max-Planck-Institut f.Gesch., Göttingen 1980, S. 9-37.

2 Vgl. Sonntag (wie Anm. 1), S. 5-6 und Schmidt (wie Anm. 1), S. 255 mit Anm. 2.3 Vgl. Sonntag, S. 83-88.4 Vgl. Sonntag, S. 4 mit Anm. 16.5 Daher die teilweise recht unterscheidlichen Thesen zur Entstehungsgeschichte des

Stiftes ebenso wie des so kurzlebigen Bistums Erfurt (vgl. die in Anm. 1 genannten Ar-beiten, bes. Schmidt, S. 255).

6 Für Einzelheiten sei verwiesen auf F. Heinzer und G. Stamm, Die Handschriftenvon St. Peter im Schwarzwald, Wiesbaden 1984, S. 119-123.

7 Dazu T. H. Klein, Die Prozessionsgesänge der Mainzer Kirche aus dem 14. bis 18.Jahrhundert (Qu Abh. mittelrh. Kirchengesch. 7) Speyer 1962, S. 14.

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1. Nekrolog (fol. 1-95), angelegt um 1338, weitergeführt bis in das 16. Jh.2. Statuten des Stifts sowie Nachtrag zum Kollektar von Teil 3 (fol. 96—103), erstes Viertel 14. Jh.3. Kollektar, Totenoffizium, Auszüge eines Antiphonale, darin eingescho-ben ein Zinsregister (fol. 104-159), Mitte 13. Jh.4. Direktorium für die Liturgie des Stifts (fol. 160-195), 13. Jh.5. Statuten des Mainzer Provinzialkonzils von 1261 in einer Abschrift des14. Jh. sowie ein Auszug aus Buch 3 der Summa de Casibus des Raymundusde Pennaforte (fol. 196-202), 14. Jh.

In der Forschung fanden bislang nur der Anfang und der Schluß der Hand-schrift Beachtung. So hatte F. J. Mone bereits 1835 und 1853 Teile des Ne-krologs sowie Ausschnitte aus den beiden letzten Teilen der Handschrift ab-gedruckt', und auch P. Sonntag hat in seiner grundlegenden Monographieüber das Stift immer wieder auf das Nekrologium zurückgegriffen, das er al-lerdings nach einer im Erfurter Domarchiv liegenden Abschrift Carl Beyersbenutzte'.

Im Folgenden soll ein bisher unbeachteter Text aus dem zweiten Teil derHandschrift vorgestellt werden: die Statuta Canonicorum (fol. 96"-995, dieunsere Kenntnisse vom inneren Leben des Stiftes in einigen Punkten nichtunwesentlich zu erweitern vermögen.

Die Schrift der Haupthand weist ins frühe 14. Jh.; das fol. 99rb' anschlie-ßende Statut mit Datum 1329, das von einer anderen Hand in den freige-bliebenen Raum eingetragen wurde, liefert zudem einen präzisen Terminusante für die Datierung unseres Textes. Die Artikel 46-48 stammen von ei-ner etwas jüngeren Hand, die aber ebenfalls noch dem 14. Jh. zuzuweisenist, während die Numerierung der einzelnen Artikel im 15. J11. vorgenom-men wurde (mit Ausnahme der von mir numerierten Zusätze 36 a und b).Eine Hand des 16. Jh. hat verschiedentlich Ergänzungen vorgenommen, diein der Edition des Textes jeweils in Klammern eingefügt worden sind. Siebieten einen handgreiflichen Beweis, daß die Statuten auch in dieser spätenZeit noch in Kraft waren und weiterhin konsultiert wurden. Von besonde-rem Interesse sind dabei die beiden Zusätze 36a und 36b, die — modernausgedrückt — eine gewisse Tendenz zu einer „Demokratisierung" derStiftsverfassung verraten, indem hier die Befugnisse und Vollmachten derstiftischen Vorsteher in das Ganze des Kapitels eingebunden und von des-sen Konsens abhängig gemacht werden. Darauf wird am Schluß dieser Aus-führungen nochmals einzugehen sein.

8 Anzeiger für Kunde der teutschen Vorzeit 4 (1835) 141-147; Zeitschr. Gesch. Oberrh.4 (1853) 253-266.

9 Sonntag (wie Anm. 1) S. XIII.

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Zum Inhalt der Statuten

Der Inhalt der Statuten läßt sich in vier größere Themenkreise aufgliedern,die sich teilweie auch überschneiden: 1. Verpflichtung zur Residenz und zurTeilnahme am Gottesdienst sowie Disziplinarisches (Art. 1-2, 42 und 45),2. Status der Jungkanoniker oder Domicellaren (Art. 3-10), 3. Liturgie (Art.11-24, 37-41 und 43-44), 4. Scholaster und Stiftsschule (Art. 25-36, teil-weise auch den Kantor betreffend). Die Artikel 46-48 bringen Zusätze be-züglich der Liturgie und der Bibliothek.

Dazu nun einige Anmerkungen:1. Die Verpflichtung der Kanoniker zur persönlichen Residenz, ein wichti-ger, aber stets gefährdeter Grundpfeiler des stiftischen Lebens, eröffnet dieStatuten (Art. 1). Art. 2 nennt bereits die canonici vicarii, jene Einrichtungder Stellvertretung, die gerade aus der eben genannten Problematik der Re-sidenzpflicht erwachsen war, weil diese trotz allen rhetorischen und prakti-schen Maßnahmen auf Dauer doch nicht aufrecht zu erhalten war. Vor al-lem im Zusammenhang mit der grassierenden Pfründenhäufung, die trotzwiederholter Verbote durch Synoden und Konzilien an den meisten Orten,so auch in Erfurt, im Hoch- und Spätmittelalter gang und gäbe war 10, ge-hörten die Stiftsvikare zum typischen Bild der Domkapitel dieser Zeit. „DasInstitut der Stiftsvikare des Erfurter Marienkapitels bedarf noch einer einge-henden Darstellung" 11.

2. Die Statuten bieten mehrfach Einblick in den Status der sog. domicellioder Jungkanoniker". Zur Frage ihrer Emanzipation gibt der Text keine ge-nauen Angaben bezüglich des Alters. Nicht dieses scheint in erster Liniemaßgebend gewesen zu sein, sondern Bildungsstand und Weihegrad. Vor-aussetzung für die Emanzipation waren zwei Jahre Studium, das sog. Bien-nium an einer Artistenfakultät', sowie der Subdiakonat (Art. 4 und 5).Letzteres konnte Sonntag nur indirekt erschließen, vor allem aus den Main-zer Verhältnissen 14 ; hier wird diese Annahme nun auch quellenmäßig be-legt.

Ein interessantes Detail bietet Art. 6 über die bei der Aufnahme der Jungka-noniker in das Kapitel von diesen zu erbringende Leistung. Diese bestand inder Einkleidung des Kustos oder des Kapiteldieners sowie des Scholasters— offenbar eine Art Gegenstück zu dem bei der Aufnahme als vollberech-tigter Kanoniker auszurichtenden Festschmaus für die übrigen Mitglieder

10 Vgl. Sonntag, S. 66---72.11 Sonntag, S. 64.12 Vgl. Sonntag, S. 32-37.13 Vgl. Sonntag, S. 59.14 Sonntag, S. 58. Als allgemein verbindliche Forderung erscheint die Vorschrift erst-

mals bei Klemens V. (Clem. Lib. I, Tit. VI, Cap. II).

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des Kapitels 15 Sie konnte, wie der Zusatz von Hand 2 belegt, zumindest inspäterer Zeit auch kommutiert und in Form von zwei Mark reinem Silberabgegolten werden.

Das anderweitig nicht bekannte Amt des Servitor Capituli, von dem eben dieRede war, erscheint auch in Art. 7, wo dem Diener die Aufsicht über dieJungkanoniker bei Stadtbesuchen übertragen wird. Man ist geneigt, hiereine Parallele zur Rolle des Präzeptors adeliger Zöglinge oder des Präfektenin neuzeitlichen Stiftsschulen und Internaten zu sehen.

Die Eingliederung des Jungkanonikers in das Kapitel vollzog sich offenbarstufenweise. Nach seiner Emanzipation (s. o.), die ihn der Aufsicht desScholasters entzog, hatte er noch weitere zwei Jahre lang kein volles Stimm-recht im Kapitel (Art. 8). Die Art. 9 und 10 regeln schließlich die Stellungdes neu aufgenommenen Kanonikers im Kapitel, besonders im Hinblick aufdie von ihm den ranghöheren und überhaupt den dienstälteren Mitgliedernzu erweisenden Respektsbezeugungen, wobei hier als kulturhistorisch inter-essanter Gestus die depositio caputii — wohl ein Vorläufer des Hutziehens— besonders erwähnt sei.'

3. Die Art. 25 bis 36 befassen sich mit den Ämtern von Scholaster und Kan-tor'''. Nebst Aufgaben in der Liturgie — bemerkenswert die Aufteilung derKompetenzen unter den beiden Amtsträgern in Art. 25 und 32 — geht eshier vor allem um die Betreuung der Stiftsschüler. Die Bedeutung derSchule von St. Marien, die nebst ihrer stiftsinternen Ausrichtung auch exter-nen Schülern offenstand, ist insbesondere im Vorfeld der 1392 gegründetenErfurter Universität zu sehen, wobei im Einzelnen viele Fragen ungeklärtbleiben ". Ob die in Art. 4 verlangte Absolvierung des Bienniums an einemStudium generale, die bereits erwähnt wurde, vor Errichtung der Universitätauch in Erfurt selber möglich war, wie Sonntag annimmt ' 8, ist fraglich. Aufjeden Fall hat der Zusatz privilegiato von Hand 2 in Art. 4 sicher eine Schulevon Universitätsrang im Auge, und eine solche bestand im 14. Jh. noch

15 Vgl. Sonntag, S. 62 sowie 0. Marchal, Die Dom- und Kollegiatstifte der Schweiz,in: Die weltlichen Kollegiatstifte der deutsch- und französischsprachigen Schweiz(Helvetia Sacra 2,2), Bern 1977, S. 27-102, bes. S. 54 (mit Hinweis auf die Reaktiondes Konstanzer Konzils 1416 gegen Mißbräuche in diesem Zusammenhang).

15a Vgl. die in Anm. 36a genannten Statuten, bes. S. 169 mit Anm. 26.16 Vgl. Sonntag, S. 29-39.17 Zu dieser Thematik vgl. Sonntag, S. 33-37; H. Grau ert, Auf dem Weg zur Univer-

sität Erfurt, in: Histor. Jahrb. 31 (1910) 249-289; E. Kleineidam, Universitas StudiiErffordensis 1 (Erfurter theol. Studien 14), Leipzig 1964, S. 1-30; Geschichte Thürin-gens hrsg. von H. Patze und W. S chl esinger, Köln-Wien 1973, S. 151f. mit Anmer-kungen S. 337 (Zitat von Art. 4 und 26 der hier besprochenen Statuten).

18 Sonntag, S. 59.

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nicht'. Allerdings ist die — streng genommen mißbräuchliche — Rede voneinem studium generale artium in Erfurt für 1366 bezeugt, und Sonntagstützt sich bei seiner Argumentation auf diese Nachricht 19'. Auch unserText liefert hier keine wirklich neuen Einsichten, so daß die Frage nach demgenauen Status der Stiftsschule weiterhin offen bleiben muß.

Als Gehilfe und Stellvertreter des Scholasters ist zur Zeit der Abfassung un-serer Statuten ein rector scolarium vorgesehen, den der Scholaster zu bestel-len hat (Art. 26). Er gehörte dem Kapitel zwar nicht an, war aber an höherenFesttagen dennoch zur Teilnahme an Messe und Stundengebet verpflichtet(Art. 27-29). In ähnlicher Form läßt sich dieses Bemühen, den Rector andas Kapitel, besonders an dessen liturgisches Leben, zu binden, ohne ihmzugleich die vollen Rechte eines Benefiziaten zu geben, auch für das Main-zer Stift St. Viktor belegen 2O Rectores oder auch Magistri sind fürdie übrigen Erfurter Stiftsschulen ebenfalls bezeugt'.

Eine Parallele zu dieser Einrichtung bildet die in Art. 31 erwähnte Bestel-lung eines succentor als Gehilfe des Kantors 22. Scholaster und Kantor hat-ten in dieser Reihenfolge bei Abwesenheit des Dekans dessen Vertretung zuübernehmen.

Art. 40 zeigt übrigens, daß der rector scolarium und der succentor bei der Be-treuung und Beaufsichtigung der Stiftsschüler im Laufe der Zeit offenbardie Rolle von Scholaster und Kantor übernehmen mußten — eine Entwick-lung, die wohl bedingt war durch die Verschiebung der Aufgabenbereicheder beiden letztgenannten Ämter im Zusammenhang mit der dominierender)Stellung, die das Stift innerhalb des Archidiakonates einnahm. Der Schola-ster wurde mehr und mehr für die Verwaltung und Rechtssprechung imDienste der Mainzer Kurie tätig, und für den Kantor läßt sich im 13. und 14.Jh. häufig eine Personalunion mit dem Amt des Offizials nachweisen'.

19 Vgl. in diesem Zusammenhang die Aussage über das Erfurter Schulwesen licet ibidemnon fuerit nec adhuc sit universitas privilegiata (Hervorhebung von mir) in der von.Kaiser Karl V. 1366 dem Papst Urban V. unterbreiteten Supplik zum Fall des Magi-sters Heinrich Totting, abgedruckt bei Grau ert (s. o. Anm. 17), S. 250.

19a Sonntag, S. 36. Es handelt sich um den Anm. 19 erwähnten Vorfall.20 Statuimus ut scholasticus, quicumque pro tempore fuerit in nostra ecclesia, ad regimen

scholarum clericum actu et habitu diaconum existentem infra duos menses assumat et ei-dem in victualibus honeste provideat, cui, ut frequentationi chori continue sit ligatus, pre-sencias nostras sicut uni ex nobis condividemus equaliter, que solent tantum in choro pre-sentibus ministrari (Statut von 1289, abgedruckt von L. Baur, Hessische Urkunden,Bd. 2 (Rheinhessen), Darmstadt 1862, Nr. 447).

21 Vgl. Grauert (s. Anm. 17), S. 277-279.22 Vgl. dazu Sonntag (wie Anm. 1) S. 38. Auch das Anm. 20 genannte Statut des Main-

zer St. Viktor Stiftes verlangt: ... Cantor quoque succentorem actu et habitu subdiaco-num existentem capitulo nostro infra duorum mensium spatium presentabit ..., wobeider Subkantor ganz ähnlich wie der Rector scholarium zur Beteiligung am Gottes-dienst verpflichtet und dafür entsprechend mit der Teilhabe an der Nutzung der Wein-berge entschädigt wird.

23 Vgl. Sonntag, S. 30 und 38.

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Sonntag nimmt an, dem Scholaster seien auch Bibliothek und Archiv desStiftes unterstellt gewesen, und fügt hinzu: „Leider fehlt vor allem über dieBibliothek des Stiftes für den Zeitraum des 12. bis 14. Jahrhunderts ein ur-kundlicher Hinweis" 24. Diesem Mangel vermag auch unser Text nicht abzu-helfen; die Bibliothek, das armarium, findet lediglich im Nachtragsteil des14. Jh. (Art. 46) kurz Erwähnung, wobei immerhin deutlich wird, daß sieauch von Auswärtigen (alieni) besucht wurde, was einen gewissen Rück-schluß auf ihre Größe und Bedeutung zuläßt'.

4. Den Hauptanteil der Statuten machen Anweisungen zur liturgischen Ord-nung des Stiftes aus. Einige besonders bemerkenswerte Aspekte seien hierherausgegriffen: Wie allgemein üblich, gab es auch im Erfurter Marienstiftdie Einrichtung des Hebdomadars, wobei auch eine Delegation der Ver-pflichtung zum Wochendienst vorgesehen ist (Art. 16-18). Art. 39 überträgtaußerdem den verschiedenen Weihegraden die Verantwortung für die Feierdes Offiziums an bestimmten nachweihnachtlichen Festtagen und deren Ok-taven: den Diakonen ist das Fest ihres Patrones, des hl. Stephanus, zugeord-net, den Priestern das Johannesfest und den Subdiakonen Epiphanie. DenPueri ist der Tag der unschuldigen Kinder reserviert (Art. 40). Unser Textfügt sich in diesem Punkt in eine lange Tradition ein, die in vielen mittelal-terlichen Liturgietraktaten bezeugt ist'. Stellvertretend für alle sei hier Ho-norius Augustodunensis mit seiner Gemma animae zitiert: Huius diem ideoLevitarum ordo celebrem ducit, quia Stephanus primus diaconus fuit Huncdiem sacerdotalis ordo ideo festivum agit, quia ipse (sc. Johannes) praecipueverbo et exemplo sacerdotium extulit, dum latronern quemdam etiam sacerdo-tio praeficit Horum (sc. Innocentium) festum ideo infantes solemnizant,quia eos (!) primum ad Christum praemio praeibant'. Von den Subdiakonenist allerdings, soweit ich sehe, erst bei Johannes Beleth (t um 1200) und Wil-helm Durandus (t 1296) die Rede, wo dann in diesem Zusammenhang dasEpiphaniefest oder auch dessen Oktavfeier als festum stultorum bezeichnet

Die Stiftsschüler (pueri) stehen bei ihrer Feier unter der Aufsicht von Rektorund Subkantor zur Vermeidung von scurrilitates und confusiones. Was damit

24 Sonntag, S. 3025 In der Badischen Landesbibliothek befinden sich unter den Handschriften aus St. Pe-

ter im Schwarzwald außer dem hier besprochenen noch weitere 7 Codices aus der Bi-bliothek des Marienstiftes (vgl. dazu die Einleitung des Anm. 6 genannten Katalogs).Vgl. auch Kleineidam (s.o. Anm. 17), S. 337f.

26 So bei Johannes v. Avrenches, Liber de officiis eccl. (PL 147, 41C-42 B, vgl. auch86D-88D); Honorius Augustodunensis, Gemma animae III, 12 (PL 172, 646C-647A); Johannes Beleth, Rationale div. off. 70 und 72 (PL 202, 77 BC und 79 A); Si-card v. Cremona, Mitrale IX, 6-8 (PL 213, 408B-409D); Wilhelm Durandus, Ratio-nale div. off. VII, 42.

27 PL 172, 646 C-647 A.28 Vgl. Anm. 26.

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gemeint ist, kann man sich leicht veranschaulichen, wenn man liest, wasM. R. Bottermann über die Mitfeier der Schüler an der Liturgie an anderenKathedral- und Klosterkirchen zusammengetragen hat'. Daß es dabei derbund ausgelassen zuging, und welch freies, ja loses Verhältnis zum sakralenRaum und zur liturgischen Feier das Mittelalter bei solchen Gelegenheitenplötzlich offenbaren konnte, zeigt besonders das von Bottermann ausführ-lich beschriebene Beispiel des St. Galler Kinderbischofspiel, das am Niko-laustag begann und am Tag der Innocentes seinen Abschluß fand". Mögli-cherweise steht auch Art. 40 der vorliegenden Statuten in diesem Zusam-menhang, und es ist durchaus denkbar, daß auch am Marienstift dieserBrauch gepflegt wurde, der beispielsweise auch für den Mainzer Dom be-zeugt ist 31 .

Die Art. 38 und 44 schärfen besondere Disziplin für die Prozessionen ein.Das Prozessionswesen war, wie allgemein an mittelalterlichen Kirchen,auch am Marienstift stark entwickelt. Nach Auskunft des Direktoriums in,.Teil 4 unserer Handschrift (s. o., S. 212) wurden an folgenden Festen Prozes-sionen veranstaltet: Epiphanie (fol. 164r), Mariae Lichtmeß (165V_ 166'),Palmsonntag (168V-169 1), Ostersonntag (171"), an den Bitt-Tagen vor demHimmelfahrtsfest (172"-173'), am Oktavtag dieses Festes (178') sowie amFest des hl. Adolar, der als Gefährte von Bonifatius besondere Verehrunggenoß (189'). An Lichtmeß zog man auf den Petersberg — processio ascen-dat montem sancti Petri (165') — ebenso bei der Bittagsprozession, wo manaußerdem das Kloster auf dem Cyriakusberg und die sog. Kaufmännerkir-che besuchte (172"-173').

Ein kulturhistorisch recht interessantes Detail bringt Art. 24, nämlich dasVerbot, während der Gottesdienste, die am Tag stattfinden, Handschuhe(chirothecae) zu tragen. Man darf aus dem Wortlaut des Artikels schließen,daß für die nächtlichen Horen des Offiziums Handschuhe als Kälteschutzgestattet waren. Das Verbot ist vermutlich einzuordnen in jene von B.Schwineköper eingehend nachgezeichnete Entwicklung, die den Handschuhvon der Mitte des 10. Jahrhunderts an zu einer Insignie der Bischöfe undteilweise auch der Äbte werden ließ, was in der Folge dazu führte, daß dasliturgische Tragen von Handschuhen den Geistlichen niederen Ranges ver-boten wurde — wohl zum Schutz und zur Wahrung des eben genannten Pri-vilegs der Prälaten'. Die gleiche Vorschrift findet sich übrigens auch in den

29 M. R. Bottermann, Die Beteiligung des Kindes an der Liturgie von den Anfängender Kirche bis heute, Frankfurt a. M. 1982, S. 107-111.

30 Ebd., S. 109-110.31 Siehe Bottermann, S. 113 mit Anm. 872.32 B. Schwineköper, Der Handschuh in Recht, Ämterwesen, Brauch und Volksglau-

ben (1938), Nachdr. Sigmaringen 1981, bes. S. 20-39 und 154. Vgl. auch Consuetudi-nes et observantiae monasteriorum S. Mathiae et S. Maximini Treverensium ab Jo-hanne Rode abbate conscriptae, ed. P. Becker (Corpus Consuetudinum Monastica-rum 5), Siegburg 1968, S. 11, Zeilen 6-7.

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Statuten des Augsburger Domkapitels, die in Karlsruhe in einer Abschriftdes 16. Jh. vorliegen 33 .

In diesem Zusammenhang ist auch hinzuweisen auf die Wendung sine reli-gione in den Artikeln 15, 27, 30 und 46, die hier offenkundig im Sinne von„ohne geistliche Kleidung" zu deuten ist'. Mit anderen Worten: Religiohat hier jene Bedeutung übernommen, die es sonst nur in Wortverbindun-gen wie habitus religionis oder vestis religionis mitträgt. Wendungen wie re-ligionem suscipere usw. könnten vielleicht für diese sprachgeschichtlichrecht interessante Erscheinung mitverantwortlich sein.

Schlußbemerkungen

1. Im Ganzen entsprechen die Statuten des Erfurter Marienstiftes, wie sieder nachstehend abgedruckte Text bietet, durchaus dem üblichen Bild einesStiftskapitels dieser Zeit. Ein Blick auf die in Anm. 34 erwähnten AntiquaIura et Consuetudines des Mainzer Domkapitels läßt auf Schritt und TrittParallelen erkennen, ebenso ein Vergleich mit A. Gerlichs überblickartigemForschungsbericht über die Verfassung der Mainzer Stifte'. Aber auch zuStifts- und Domkapiteln außerhalb des Mainzer Erzbistums lassen sich Ver-bindungslinien ziehen: so, wie bereits angedeutet, zu den Consuetudines desAugsburger Domstiftes oder auch zu dem, was G. Marchal für die schweize-rische Stiftslandschaft an typischen Zügen herausgearbeitet hat'. Für dieAbschnitte über die Liturgie ist besonders auf die Parallelen in der Discip-lina choralis des Stifts Münstermaifeld hinzuweisen?'

33 Karlsruhe, Bad. Landesbibliothek, Hs. Karlsruhe 1078, fol. 11": Nullus debet intrarechorum cum chirothecis, vulgo Handschuch, manifeste, sed occulte potest portare. Vgl.auch die Münstermaifelder Statuten (wie Anm. 36a), S. 170 mit Anm. 35.

34 Diese Annahme wird bestätigt durch die Parallele in den eben erwähnten AugsburgerConsuetudines, wo fol. 9' in Entsprechung zu sine religione in den Erfurter Statutendie Wendung sine habitu erscheint. Vgl. sodann Antiqua Iura et Consuetudines ca-pituli cathedralis ecclesiae Moguntinae, ed. A. Mayer, (Thesaurus novus iuris ecclesi-astici ..., Bd. 1, Regensburg 1791, S. 3-28, hier S. 8: nullus scholaris frequentans insummo scholas praesumat infra divina sine religione aut superpellicio chorum intrare(zu vergleichen mit Art. 30 der Erfurter Statuten). Ähnlich auch in einem Brief AbtHeinrichs VII. von Fulda vom Jahr 1565: praecipimus quod universi et singuli capella-ni decano et canonicis in habitu et religione videlicet superliciati et piliati in perpetuumse conforment (s. J.-F. S channat, Dioecesis Fuldensis, Frankfurt 1727, S. 595; zit. beiC. Du Cange, Glossarium mediae te infimae latinitatis ..., Bd. 7, S. 667, s. v. superpli-ciatus). Vgl. auch die Münstermaifelder Statuten (wie Anm. 36a), S. 168-170 mitAnm. 21, 24, 29 und 35.

35 A. Gerlich, Studien zur Verfassung der Mainzer Stifte, in: Mainzer Zeitschrift 48/49(1953/54) 4-18.

36 S. die in Anm. 15 genannte Studie, dort bes. S. 39-73.36a 0. von Looz-Corswaren, Die „Disciplina choralis" des Stifts St. Martin und Seve-

rus zu Münstermaifeld, in: Arch. mittelrh. Kirchengesch. 21 (1969) 163-177.

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2. „Die Geschichte der Stiftskirche war auch oder gar zuerst die Geschichteder Gemeinschaft, der Lebenskreise, denen sie angehörte", und dieses Mi-lieu bewirkt de facto Umwandlungen dieser Institution, auch wenn sich diesde iure nur schwer oder erst mit Verspätung auswirkt, weil „die kirchen-rechtlich faßbare Substanz des Stiftes, die durch großes Beharrungsvermö-gen gekennzeichnet ist", derartige „umstürzende Wandlungen der kanoni-schen Lebensform" verdeckt. Peter Moraw, der hier zitiert wird, spricht indiesem Zusammenhang von Fremdbestimmung". Eine solche wird im Falldes Erfurter Stifts im Spätmittelalter wohl vor allem von der Universitätausgegangen sein, da dieser im sozialen, wirtschaftlichen und kulturellenGefüge der Stadt eine bestimmende Rolle zufiel. Die personelle Verflech-tung des Marienstiftes mit der Universität — sowohl im Bereich der Lehre,vor allem in der Jurisprudenz, als auch in dem der Leitung und Administra-tion — war stark ausgeprägt'', und davon wird auch das innere Leben desKapitels nicht unberührt geblieben sein. Zumindest tendenzmäßig wird sichdies zentrifugal und, wenn man so will, anti-hierarchisch ausgewirkt haben,wurde doch die Stellung des einzelnen Kanonikers — innerlich und äußer-lich — in gewissem Sinne unabhängiger. In unserem Text kommt dies kaumzum Ausdruck, zumal er in seiner Substanz noch aus der Zeit vor der Uni-.versitätsgründung stammt. Vielleicht sind aber die zu Beginn erwähnten Zu-.satzartikel Nr. 36 a und 36 b aus dem 16. Jh. mit ihrer stark demokratisieren-den Tendenz ein Niederschlag dieser Entwicklung. Zumindest signalisierensie den Anbruch einer neuen Zeit, die mittelalterliche Wert- und Struktur-vorstellungen zu sprengen droht.

Text der Statutena

96' bSubscripta ideo hic notata sunt, ne a memoria presencium et futurorumecclesie sancte Marie Erfordensis chorum frequentancium elabantur b .

I. Prelati debent personaliter residere et per se regere officia sua (nisi fu-erint legitime prepediti).

2. Item canonici vicarii et ministri (studiose frequentent chorum prout etantiquitus observatum) horis canonicis singulis interesse tenentur, nisi le-gitime' fuerint impediti.

3. Item canonici statim postquam recepti fuerint, erunt sub obedientiascolastici usque in diem emancipationis sue.

37 P. Moraw (s. Anm. 1), S. 35-36.38 Sonntag (s. Anm. 1), S. 91-94. Es ist wohl kaum zufällig, daß gerade der Dekan des

Marienstiftes 1392 zum ersten Kanzler der neugegründeten Universität ernannt unddem ganzen Kapitel von St. Marien bei seiner Abwesenheit oder während einer Va-kanz die Stellvertretung übertragen wird (vgl. Kleineidam, wie Anm. 17, hier S. 9).

219

4. Item emancipari non debent, nisi prius steterint in studio generali (pri-vilegiato) causa studii ad minus 1. d(ad bi)ennium (cuiuscumqueeetiamsi sacerdos existat).

96' 5. Item emancipari non delbent nisi sint subdiaconi.

6. Item statim postquam recepti fuerint tenebuntur vestire (infra quartaleanni) reustodem atü' servitorem capituli et ecclesiasticum giuxta modumhactenus observaturng (aut duas rnarcas puri argenti dabunt etiam si perviam permutationis prebendas assequantur).

7. Item nullus canonicorum sine servitore intrabit civitatem.

8. Item canonici a die emancipationis sue ad duos annos vocem contradi-cendi in capitulo non habebunt.

9. Item infimum locum in choro et capitulo habebunt et ultimus in recep-tione erit ianitor in capitulo donec iunior in introitu supervenerit.

10. Item canonicis senioribus et maxime prelatis reverentiarn et honorem97" exhibebit assurgendo eisdem et deponenldo caputium et his h similibus (et

fiat hoc de honestate).

11. Item in summis festivitatibus junior canonicus secundum introitumdebet legere primam lectionem ad matutinas et ad maiores vigilias, et sinon est emancipatus prophetias in festo nativitatis Christi et capitulum adprimam in eisdem festis.

12. Item quando prelati intrant chomm sedentibus dominis iquod tarnenfieri non deberet i, assurgere debent eisdem iuniores duo vel tres, in capi-tulo vero omnes canonici (et fiat hoc de honestate), canonicis vero intran-tibus nullus surgat.

13. Item nemo infra epistulam vel evangelium vel quando domini sedentvel genuflexiones faciunt intrare chorum debet vel exire nisi ex causa.

97' 14. Item lecturi epistularrz evangelium lectiones et cantaturiltractus et al-leluia ante et post quando transeunt sedes prelatorum decenter inclinaredebent eisdem et similiter cantori quando preest (de honestate).

15. Item tempore divini officii relicta etiam tertia campana ad vesperasnullus transire debet septa monasterii sine religione.

16. Item quilibet prelatus canonicus et vicarius necnon (et) minister debetad minus inchoare septimanam suam in cantu et lectione prout unum-quemque tetigerit ordo (per se et per alium).

17. Item quilibet debet per se legere et cantare ea que sibi de consuetu-dine incumbunt, quod si non potent alium sue conditionis subrogabit.

18. Item qukumque septimanam servat choro preesse non debet, ita quodsirnul capitulurn et collectarn dicat et cantet.

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97v" 19. Item nullus celebrare debet missam in summo altari vel legere epistu-lam vel evangelium nisi illa interfuerit die matutinis.

20. Item quando duo debent cantare versum tunc simul in medio choridebent incipere responsorium et cetera.

21. Item ministri altaris videlicet subdiaconus diacono (et) diaconus sa-cerdoti post offertorium debent sibi invicem offrire et presentare calicempreparatum secundum modum antiquum.

22. Item sacerdotes celebrantes in summo altari debent concordare inmodo et in nota.

23. Item benedictio ultima ad missam dari debet nonnisi deo gratias su-per ite missa est sit cantatum.

97' 24. Item nullus in die cirothecas in choro habeatiin manibus ita ut videripossint.

25. Item scolasticus debet ordinare omnia legenda in choro et cantor om-nia cantanda, et in his k ipsis obediendum est (ita sane quod si uno dieduas missas contigerit celebrare quod missa pro defunctis precedat).

26. Item scolasticus debet instituere rectorem scolarium qui steterit in stu-dio generali (si habeni potest) et ille iurabit fidelitatem capitulo.

27. Item idem rector non intrabit monasterium tempore divini officii sinereligione.

28. Item in diebus novem lectionum interesse debet matutinis, misse etvesperis.

29. Item nec stabit in ambitu nec alibi ita Ui videri possit tempore proces-sionum per ambitum, et hoc idem omnibus ad ecclesiam spectantibusetiam socio custodis non licebit.

98 'a

30. Item scolares qui tempore festivitatum intrant chorum cum religionealiis diebus tempore divini officii non intrent monasterium sine religio-ne.

31. Item cantor instituat succentorem et ille frequenter erit in choro.

32. Item scolasticus in suo choro et cantor in suo choro debent instituereet destituere scolares chorales.

33. Item scolasticus procurabit omnes litteras necessarias ecclesie et capi-tulo.

34. Item littere misse capitulo presentabuntur eidem.

35. Item scolasticus procurabit latinos sermones in festo sanguinis Christiet cum pueri expelluntur faciendos.

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36. Item quando decanus absens fuerit scolasticus supplebit vices suas et98rb si scolasticus I absens esset tunc cantor, et si cantor absens esset tunc se-

nior de capitulo.

36a. (Item si prelatus vel quicumque cui pro tunc cornpetit modum exce-deret in corrigendo hoc capitulum potent mitigare.)

36b. (Item nullus prefatus vel ipsius vices gerens aliquem canonicorum adclaustralem ponat disciplinam sitze consensu capituli.)

37. Item illi qui in festivitatibus presunt choro cappas exuere non debentsine causa antequam matutinum missa vel vespera finiatur.

38. Item maxima disciplina servanda est in processionibus et precipue ro-gationum secundum antiquam consuetudinem.

39. Item diaconi in die beati Stephani, sacerdotes in die beati Iohannis,et subdiaconi epyphania Domini et in octavis dictorum festorum solen-nizabunt et procurabunt divinum officium, et nihilominus alii de choro te-nentur interesse horis canonicis cum eisdem.

98" 40. Pueri vero in die InnocenItum et in octava ipsorum divinum officiumordinabunt, cum quibus rector scolarium et succentor intersint, isicut ohmscolasticus et cantor interfuerunt i, qui scurrilitates et confusiones precave-bunt.

41. Item in festis in quibus decanus (vel eius vkes gerens) celebrare tene-tur (celebrat), seniores canonici, diaconi et subdiaconi ministrabunt (velalios canonicos subrogabunt).

42. Item nulla mulier ascendat dormitorium, turrirn vel cameram ecclesi-astici sitze causa necessaria et vaide legitimam et cum licentia decani.

98' 43. Item nemo ministrorum sive scolarium de uno choro ad alium infradivinum officium transire volentium iter per1 medium chori habeat, sedcandelabrum circumeundo reverenter ante altare inclinet et sie ad aliumchorum procedat.

44. Item quando processio revertitur de funeribus vel de rogationibus velquando fieret ex aliqua causa, nullus recedere vel abire debet antequamregrediatur ad monasterium (nisi ex causa).

45. Item nemo sanguinem trahere, foras civitatem pernoctare, confesso-rem eligere vel testamentarios presumat nisi licentia decani petita supereo.

Nachtrag:

46. Item nemo intret armarium sine religione etiam si sit alienus.

47. Item antiphonam inceptam vel tonum impostum nullus corrigere de-99" bet vel immutare, excepto cantore, nisi psalmo finit° vel magnificat vell

benedictus cantato. Et super eo requiri debet prelatus si presens est.

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Alioquin senior pro tune in choro existens requiratur et tunc patienter sisine scandalo subsistere non poterint de scitu circumstantium immutetur.Nichilominus incipiens vel intonans indebite corrigi debet per decanumsecundum exigentiam excessus.

48. Item nullus duos versus vel duas lectiones (legere vel) cantare debetcum hoc valde deforme esset inter tot personas.

• Textstellen in runder Klammer ( ) sind Zusätze des 16. Jh.b—b kursiv (andere Hand?)• Hs. legittime• t: Lücke (Rasur)• Hs. cuiusqunquef—f von späterer Hand durchgestricheng—g von späterer Hand durchgestrichen• Hs. hiisi—i von späterer Hand in Klammern gesetzt

Hs. hiis1-1 von späterer Hand in Klammern gesetzt.m Hs. legittima

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