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Fachakademie für Heilpädagogik Die fachpraktische Ausbildung – Ein Wegweiser für Mentorinnen und Mentoren

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Die fachpraktische Ausbildung –

Ein Wegweiser für Mentorinnen und Mentoren

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} Theorie- und wertgeleitet heilpädagogisch arbeiten - professionell handeln

Inhalt

Herzlich Willkommen 2

1. Fachpraktische Ausbildung 2

2. Heilpädagogische Haltung 4

3. Heilpädagogische Beziehungsgestaltung 5

4. Leitidee Inklusion 7

5. Heilpädagogische Diagnostik 9

6. Heilpädagogische Entwicklungsförderung 11

7. Projektarbeit: Inklusion ermöglichen 14

8. Heilpädagogische Konzepte und Methoden 17

8.1 Heilpädagogische Kunsttherapie 18 8.2 Heilpädagogische Spieltherapie 21 8.3 Psychomotorik 24 8.4 Heilpädagogisch gestaltete Erwachsenenbildung 27

9. Anforderungen an Mentor/innen 30

10. Überblick Fachpraxis 31

Literatur 33

Schlussgedanke 36

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} Fachakademie für Heilpädagogik – Kurs 08 & Kurs 09

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Herzlich willkommen

Sehr geehrte Damen und Herren,

herzlichen Dank, dass Sie mit unserer Ausbil-dungsstätte zusammenarbeiten bzw. eine Praxisstelle im Rahmen der Ausbildung zum Heilpädagogen/ zur Heilpädagogin bereitstel-len!

Damit Sie sich etwas unter dem Praktikum vorstellen können, möchten wir Ihnen mit die-ser Broschüre Informationen zum Inhalt und zur Organisation des Praktikums geben.

Die Fachakademie für Heilpädagogik bietet für qualifizierte Mitarbeiter/innen aus der Kin-der- und Jugendhilfe sowie der Behinderten-hilfe (Erzieher/innen und Heilerziehungspfle-ger/innen) eine vierjährige Weiterbildung in Teilzeit zur staatlich anerkannten Heilpäd-agog/in an. Die Ausbildung wird gemäß dem Lehrplan des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus seit 1999 in der Aka-demie Schönbrunn als vierjährige Teilzeitform durchgeführt.

Sie tragen als Kooperationspartner einen wichtigen Teil zur Ausbildung bei. In der Fach-akademie wird jeder Studierende/n zusätzlich eine Dozent/in zur Seite gestellt, die den Lernprozess der Fachpraxis begleitet.

Wenn Sie Fragen haben, wenden Sie sich gerne an die jeweilige Kolleg/in bzw. an oder an die Schulleitung.

Michael Kreisel Stephanie Jofer-ErnstbergerSchulleiter Dozentin

1. Fachpraktische Ausbildung

Lernen im Lebenslauf

Die Weiterbildung zur staatlich anerkannten Heilpädagog/in fördert durch eine enge Ver-knüpfung zwischen Theorie und Praxis die Vertiefung der bisherigen Berufsausbildung. Dazu trägt die Auseinandersetzung mit wis-senschaftlichen Theorien, die erfahrungsba-sierte Vermittlung und Übung von heilpädago-gischen Handlungskonzepten sowie die refle-xive Fachpraxis in Fördersituationen und Pro-jekten bei. Neben der Erweiterung von Sozial-, Fach- und Handlungskompetenzen ist auch die Persönlichkeitsbildung der Studierenden ein zentrales Ziel der Weiterbildung.

Die Studierenden bestätigen den UNESCO-Grundsatz des lebenslangen Lernens als Leitprinzip der

Erwachsenenbildung.

Die Ausbildung orientiert sich an den Erfor-dernissen heilpädagogischer Praxis und gründet auf dem Erfahrungswissen und –kön-nen mitgebrachter Erstberufe der Studieren-den. Sie ist kein „Lehrberuf“ (Klenner 1995, S.3), der Berufsanfänger für ein neues Arbeits-feld qualifiziert, sondern ein „Erfahrungsbe-ruf“. Grundlegend ist dabei insbesondere die Entwicklung einer heilpädagogischen Haltung. Die Studierenden kommen mit unterschiedli-chen Voraussetzungen an die Fachakademie: mit verschiedenen psychosozialen Erstberu-fen, aus unterschiedlichen Arbeitsfeldern und in verschiedenen Lebensphasen.

Der Unterricht besteht aus theoretischen Fä-chern (Heilpädagogik, Psychologie, Medizin bzw. Psychiatrie, Soziologie und Rechtskun-de) und methodisch-, praxisorientierten

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Übungen. Nähere Informationen zur Ausbil-dung finden Sie unter: www.akademie-scho-enbrunn.de (Berufliche Schulen/ Heilpädago-gik).

Als dritter Baustein bereitet die Fachpraxis angehende Heilpädagog/innen auf ihr zukünf-tiges Arbeitsfeld vor. Die fachpraktische Aus-bildung dient dem Transfer sowie der Erweite-rung von Handlungskompetenzen und der Entwicklung einer neuen beruflichen Identität.

Die Weiterbildung zeichnet sich

durch die Vernetzung der Lernorte Fachakademie und Praxis, den spezifischen Lern-, Arbeits- und

Unterstützungsformen sowie der integralen Persönlichkeitsbildung aus.

Auszug aus dem Lehrplan für die Fachakademie für Heilpädagogik (ISB 2001):

„In der heilpädagogischen Fachpraxis knüpfen die Studierenden an ihre bisherigen pädagogischen Berufserfahrungen an und erweitern ihre Hand-lungsmöglichkeiten und Handlungskompetenzen, sodass sie unter erschwerten Bedingungen pädago-gisch tätig sein können. Sie lernen Entwicklungsmög-lichkeiten zu erkennen und Entwicklung wahrzu-nehmen. Sie üben heilpädagogisches Handeln ein, setzen Methoden in praktisches Handeln um und stimmen diese auf die Erfordernisse der jeweiligen Situation ab. Sie lernen zu planen, ihr Handeln im Rahmen der erforderlichen Ziele und der Situation zu reflektieren und zu dokumentieren.“

Die Studierenden leisten in ihrer berufs- und familienbegleitenden Weiterbildung zur Heil-pädagog/in ausbildungsintegrierte Praktika in unterschiedlichen Arbeitsfeldern ab.

Die Fachakademie ist ein Bildungsbereich, in dem

sich die Teilnehmer/innen in einen organisierten

Lehr-Lern-Prozess begeben, um sich mit beruflichen

und persönlichen Inhalten auseinanderzusetzen

Die heilpädagogische Fachpraxis setzt sich u.a. aus folgenden Bausteinen zusammen:

Projektarbeit: Inklusion ermöglichen (1. Jahr)Gegen Ende des ersten Studienjahres führen die Studierenden ein inklusives Projekt durch.

Personbezogenes Praktikum (2. Jahr)Im ersten Praktikum ist das heilpädagogische Handeln auf die Begleitung bzw. Förderung einer Person bezogen.  Die Studieren-den  üben sich  in ihrer Haltung und Bezie-hungsgestaltung, in Hypothesenbildung und Diagnostik sowie in Aufgaben- und Zielorien-tierung.

Methodisch vertieftes Praktikum (3. Jahr)Das zweite Praktikum ist als methodisch ver-tieftes Praktikum gestaltet. Die Studierenden wechseln die Praxisstelle und können ihr be-rufliches Profil durch eines der folgenden Handlungskonzepte differenzieren:

• Heilpädagogische Kunsttherapie,• Heilpädagogische Spieltherapie,• Heilpädagogisch gestaltete Erwachsenen-

bildung oder• Psychomotorik.

Facharbeit (4. Jahr)Im vierten Studienjahr erstellen die Studieren-den eine Facharbeit, innerhalb dessen eine Fragestellung aus der heilpädagogischen Fachpraxis theoriegebunden weiterentwickelt, wissenschaftlich reflektiert und in eine sprach-lich prägnante Form gebracht wird.

Der Praktikumsprozess der Studierenden in einer der Praktika wird durch Sie, als Mentor/in vor Ort angeleitet und begleitet. Didaktische Übungen, individuelle Lern- und Praxisbeglei-tung und regelmäßige Gruppensupervision unterstützen den Prozess an der Fachakade-mie.

In der heilpädagogischen Fachpraxis haben die Studierenden die Möglichkeit, aus einer Vielzahl unterschiedlicher Praktikumsstellen und Arbeitsfelder zu wählen, damit sie später eine Entscheidungshilfe für mögliche Spezia-lisierungen haben.

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2. Heilpädagogische Haltung

Uneingeschränkte Würde - Tätige Solidarität

Heilpädagogisches Handeln vollzieht sich auf der Basis einer heilpädagogischen Haltung. Sie verwirklicht sich dialogisch in der persona-len Begegnung und wird durch eine Vielfalt an Handlungskonzepten sichtbar.

Heilpädagogische Grundhaltungen ergeben sich aus der Achtung der uneingeschränkten Würde jedes Menschen.

„Würde bestätigt dem einzelnen sein

Selbst- und Eigensein. Sie kräftigt ihn in seinem Lebenswillen, respektiert

ihn in seinen Wünschen und unterstützt ihn bei der Erfüllung seiner Lebensaufgabe(n)“

(Fischer 2009, S. 21).

Heilpädagogik, als vertiefte Pädagogik, sieht sich für Menschen zuständig, die „ein Mehr sowohl in qualitativer (Beziehungsoffenheit, innere Stabilität, Respekt, Geduld, …) als auch in quantitativer (Wissen, Methoden, Know-how, Zeit,…) Hinsicht“ (Greving & Ondracek 2009, S. 55) benötigen. „Diese Tatsache be-deutet keineswegs, dass sie etwas ‚Besseres‘ sind als z.B. Erzieher, Sozialpädagogen oder Lehrer. Hierfür ist die Orientierung an den Werten der uneingeschränkten Würde und der tätigen Solidarität unentbehrlich und gilt als charakteristisches Merkmal des heilpädagogi-schen Handelns“ (ebd.).

Die Frage nach der Haltung als Einstellung, die maßgeblich unser Denken, Reden und Handeln prägt, richtet den Blick auf das Men-schenbild jedes professionell tätigen Heilpäd-agogen. Er muss bewusst Verantwortung übernehmen und eine reflektierte Entschei-dung für ein humanistisch-christliches Men-

schenbild treffen. Verbunden damit ist die Auseinandersetzung mit dem Verständnis von Behinderung, die in der Heilpädagogik nicht als personale Festschreibung definiert wird, sondern als „Ergebnis einer komplexen Wech-selwirkung zwischen individuellen und außer-individuellen Faktoren“ (BHP 2010, S. 7). Heil-pädagogisches Handeln setzt somit ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen, Interesse und Verständnis für die Lebenssituation anderer Menschen und die Akzeptanz anderer Le-bensentwürfe voraus und „ist im Hinblick auf ihre Fachlichkeit sowie der Notwendigkeit des persönlichen Engagements sehr anspruchs-voll“ (ebd., S. 13). Heilpädagog/innen begeg-nen Menschen mit einem hohen Maß an Ach-tung, Anerkennung und Achtsamkeit.

„Was ich mit, vor einem oder für ein

Kind mache, ist von untergeordneter

Bedeutung gegenüber der Art, wie ich dem

Kind begegne. Damit finden wir zurück

zur alten, aber durch methodische

Raffinessen oft überdeckten Wahrheit, dass der Erzie-her weniger wirkt durch das, was er tut, als durch das,

was er ist“ (Kobi 2004, S. 73)

Heilpädagogisches Handeln bezieht sich des-halb nicht nur auf die Person, sondern richte t den Blick auch auf

• Zusammenhänge und Bedingungen• Beziehungen und Interaktionen• Lebensräume und Sozialräumliches• Systeme und Organisationen• Strategisches Handeln und Prävention.

Im Sinne der ökosystemischen Perspektive wird die Heilpädagog/in sich immer die Frage stellen, inwieweit ihr Handeln bei der entspre-chenden Person die Verwirklichung von Inklu-sion, Selbstbestimmung und Teilhabe unter-stützt.

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3. Heilpädagogische Beziehungsgestaltung

Personale Begegnung - Heilpädagogischer Dialog

Grundlegend für die heilpädagogische Arbeit ist die Erkenntnis, dass der Mensch existenzi-ell auf ein Gegenüber angewiesen ist. Er ist kein isoliertes Wesen, sondern entwickelt sich im Miteinander mit anderen Menschen – in der erschließenden, dialogischen Begegnung. Bu-ber (vgl. Beck 1991) benennt das In-Bezie-hung-Gehen als Apriori menschlichen Lebens hin zur Identitätsentwicklung. Menschen erhal-ten und sichern sich über persönliche Bezie-hungen ihre soziale Zugehörigkeit sowie ihre soziale Orientierung. Menschen sind angewie-sen auf die soziale Unterstützung und Aner-kennung durch persönliche Beziehungen.

Die Qualität persönlicher Beziehungen kann durch die Parameter fördernd, einschränkend, schützend, schädigend, hilfreich oder belas-tend beispielhaft charakterisiert werden und dabei die persönliche Autonomie sowie die Entwicklungsmöglichkeiten (Veränderungs-räume) erweitern bzw. begrenzen. Die Gestal-tung von vertieften Beziehungen und das Her-stellen eines entwicklungsförderlichen Bezie-hungsklimas sind grundlegende Merkmale des heilpädagogischen Handelns und werden an-deren heilpädagogischen Aufgaben (z.B. Dia-gnostik, Förderung, Beratung) untergeordnet.

Die Qualität der Begegnung im Sinne eines personalen Dialoges entsteht durch das Be1 -ziehungsangebot der Heilpädagog/in. Dieses „individuelle Beziehungspostulat der Heilpäd-agogik“ (Lotz 2011, S. 34) nimmt die Lebens- und Erfahrenswelt des einzelnen Menschen in den Blick. Eine vertiefte Beziehungsgestaltung wird in der Heilpädagogik als Grundvorausset-zung für Veränderungsprozesse verstanden.

Die Wirksamkeit der Begegnung setzt ein ho-hes Maß an professioneller Dialog-, Wahr-nehmungs- und Reflexionsfähigkeit zur vertief-ten Beziehungsgestaltung im Sinne persona-len Verantwortung voraus. Insbesondere da die Personen, welche heilpädagogisch beglei-tet werden, häufig verletzende, kränkende, beschämende, beschränkte und entmutigende Beziehung erfahren haben oder sich in Le-benskrisen befinden. Der Aufbau und die Ge-staltung einer tragfähigen (heilsamen) Bezie-hung darf „sich nicht einfach als liebevolle Zwischenmenschlichkeit geben“ (Hockel 2011, S. 155), sondern bedarf eines Fachwissens und durchgehender Reflexion im Sinne pro-fessioneller Kompetenz (vgl. Greving & On-dracek 2009, S. 58).

„Jeder, der sich im dialogischen Sinne um einen anderen Menschen bemüht, muss die Bereitschaft mit-

bringen, selbst Lernender sein zu wollen, sich auf das Wagnis einer offenen Beziehungsgestaltung

einzulassen“ (Fischer 2009, S. 89).

Wesentlich und bestimmend für die heilpäd-agogische Beziehungsgestaltung sind:

• Die bedingungsfreie Wertschätzung des Gegenübers und der Ausdruck dieser Wertschätzung durch die Sprache, die Gestik, die Mimik und im Handeln, z.B. in der Regulation von Nähe und Distanz.

• Die verlässliche, zugewandte, Halt geben-de und respektvolle Aktion und Reaktion, welche auf ein tiefes einfühlendes Verste-hen beruhten.

• Das Vertrauen in die Fähigkeiten und in das Entwicklungspotential des anderen, welches sich durch ein bedingungsfreies Annehmen und den Blick auf kleine Schrit-te ausdrückt. Der andere soll für seine Existenz eine tiefe Berechtigung spüren

Die drei zentralen Merkmale des dialogischen Prinzips sind nach Buber (2006) die Annahme des Partners, das Vertrauen in das Potential 1

des Partners und die Echtheit im Gespräch.

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und erkennen: ‚Ich darf so sein, wie ich bin‘.

• Die affektive Abstimmung der Eigenreso-nanz der Heilpädagog/in auf das Gegen-über, welche durch Authentizität und Echt-heit geprägt ist.

• Die Präsenz, die Geduld und die zuge-wandte Grenzsetzung halten auch Wider-stände oder Provokationen aus im Sinne einer authentischen Begegnung.

• Die emotionale Fähigkeit und die Bereit-schaft der Heilpädagog/in zur Selbstrefle-xion, d.h. eigene Beziehungsmuster, Be-grenzungen und ggf. ‚wunde Punkte‘ re-flektieren und aus diesen Erkenntnissen heraus Beziehung gestalten.

• Die sensible Offenheit und bewusste Auf-merksamkeit für das innere Erleben der Heilpädagog/in und für die Resonanz des Gegenübers sowie den Mut, sich gemein-sam Zeit für die Beziehungsgestaltung zu schenken.

Peter Flosdorf (2008, S.36) differenziert die Heilpädagogische Beziehungsgestaltung durch ein Variablenkonzept, welches die Kom-plexität und das Verständnis für die Gestaltung förderlicher Beziehungen verdeutlicht und der Reflexion sowie der Bewusstheit dient.

Lernort ‚Praxis‘ – Beziehungsgestal-tung im Praktikum

Der Aufbau und die Gestaltung einer tragfähi-gen, vertrauensvollen und entwicklungsförder-lichen Beziehung sind die Kernpunkte heilpäd-agogischen Handelns. Die Umsetzung der Va-riablen der Beziehungsgestaltung sowie der Blick auf die eigene Beziehungskompetenzen im Sinne einer Selbstentdeckung gehören zum Grundauftrag jedes Praktikums innerhalb der Weiterbildung.

Wichtig ist eine kontinuierliche und zuverlässi-ge Anwesenheit, die einen Beziehungsaufbau und eine heilpädagogische Beziehungsgestal-tung ermöglicht, die prozessorientiert die Per-sönlichkeitsentwicklung aller Beteiligter fördert. Dieses personale Angebot verlangt Zeit, um zu wachsen. Zu Beginn ist es ein vorsichtiges

Herantasten, aus dem eine Annäherung ent-steht, die sich mehr und mehr vertiefen kann.

„Wer bist du für mich? Wer bin ich für dich? Wer können wir füreinander sein?

Was können wir wo, wann, wie miteinander und mit anderen für deine Entwicklung in deinem Leben

tun?“ (Köhn 2008, S. 46).

Heilpädagogische Beziehungen sind geprägt durch das "Vorhandensein eines persönlichen Wissens“ (Lenz & Nestmann 2009, S.11), d.h. die Studierenden haben zum einen die persön-liche Identität (Wissen aus der Eigenartigkeit) der Person im Fokus und weniger die Zu-schreibungen, welche sich aus der sozialen Identität / Kategorisierung ergeben. Zum ande-ren zeigen sich die Studierenden selbst als Person mit ihren Stärken, ihren Schwächen und ihrer Eigenart.

Heilpädagogische Beziehungsgestaltung ist unter dem Anspruch der Inklusion die Grund-lage für eine gelingende Individualisierung und stellt eine vertiefte Beziehung als Fundament für den Entwicklungs- und Wachstumsprozess eines Menschen dar.

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4. Leitidee Inklusion

Selbstbestimmung, Selbstermächti-gung und Teilhabe

Die Leitidee Inklusion meint die Verwirklichung des menschenrechtlichen Anspruchs auf glei-che Chancen der Teilhabe am Leben der Ge-sellschaft. Alle Menschen sollen z.B. die glei-chen Möglichkeiten haben, an hochwertiger Bildung teilzuhaben, unabhängig von ihren Lernbedürfnissen, ihrem Geschlecht und ihren sozioökonomischen Voraussetzungen.

Die Leitidee bezieht sich jedoch nicht nur auf den schulischen oder vorschulischen Bereich. Eingeschlossen sind alle pädagogischen und sozialen Einrichtungen an sich. Inklusion meint auch die Etablierung eines inklusiven Ge-meinwesens. Träger der Behindertenhilfe sind gefordert, Menschen mit Behinderung in ihrem Recht auf Teilhabe und Partizipation zu unter-stützten. Dies vor allem, seit die Verwirkli-chung des Anspruchs auf Teilhabe am gesell-schaftlichen Leben mit der Ratifizierung der UN- Behindertenrechtskonvention in Deutsch-land in geltendes Recht umgewandelt wurde.

Wir im Franziskuswerk Schönbrunn stellen uns den Forderungen der UN- Behindertenrechts-konvention nach Selbstbestimmung und Teil-habe. Der Geschäftsführer Markus Tolksdorf hat eine „Vision 2030“ formuliert. Ziel der Visi-on ist u.a., den Ort Schönbrunn so weiter zu entwickeln, dass er von Menschen mit und ohne Assistenzbedarf als attraktiver Lebens-raum gewählt werden kann.

Es wurde ein Umwandlungsprojekt gestartet („Auf dem Weg zur Vision 2030“). Es behan-delt wichtige Themenbereichen bezogen auf die Leitidee Inklusion. Es werden alternative Wahlmöglichkeiten zum Wohnen, Arbeiten und Leben aufgebaut und Angebote bzw. Struktu-ren dort gegeben, wo Menschen mit Behinde-rung leben.

Jeder Mensch mit und ohne

Behinderung hat ein Recht auf ein

sinnerfülltes Leben und Einbezogensein

in Lebenssituationen , dh. auf Teilhabe.

Innerhalb der Heilpädagogik wird zur Zeit dis-kutiert, wie die Umsetzung des Menschen-rechts der UN- Behindertenrechtskommission gelingen kann. Sicherlich müssen Verände-rungen im Sinne der UN-Behindertenrechts-konvention auf mehreren Ebenen stattfinden.

Neben der Überprüfung von Vorgehensweisen in der Praxis ist mit der Leitidee Inklusion auch die Überprüfung der jeweiligen Struktur und Kultur einer Einrichtung gemeint. Während sich die traditionelle Heilpädagogik vorrangig an der Person und dem Ablauf von Hilfeleis-tungen orientiert, gewinnen in der Heilpädago-gik die Ebenen Individuum/ Lebenswelt und Hilfesystem/ Sozialraum an Bedeutung.

Eine inklusive Pädagogik ist eine „Pädagogik der Vielfalt“ (vgl. Biewer 2010, S.190f.). Sie weist darauf hin, dass es bei Behinderungszu-ständen notwendig sein kann, verändernd auf die Umwelt einzuwirken.

Innerhalb der Ausbildung sind Studierende gefordert, zu (hinter-)fragen, wie ein Umfeld zu gestalten ist, sodass alle Menschen gleicher-maßen wertgeschätzt werden und teilhaben können. Sie lernen Vorgehensweisen und In-strumente zur Umsetzung von Inklusion ken-nen und beschäftigen sich mit gelungenen Beispielen.

Die Ständige Konferenz von Ausbildungsstät-ten für Heilpädagogik in der Bundesrepublik Deutschland hat in einem Positionspapier Grundprinzipien für die Gestaltung des Inklusi-onsprozesses formuliert, an denen sich die Ausbildung der Akademie Schönbrunn als Mit-

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gliedsorganisation orientiert (Ständige Konfe-renz von Ausbildungsstätten für Heilpädagogik in der Bundesrepublik Deutschland 2012, S.12f.):

Grundprinzipien für die Gestaltung des In-klusionsprozesses aus der Perspektive der Heilpädagogik:

• Behindernde Barrieren abbauen und eine Gesellschaft ohne Diskriminierung gestal-ten

• Allen Menschen Selbstbestimmung in so-zialer Verbundenheit ermöglichen

• Gesellschaftliche Zwänge kritisch in den Blick nehmen und abbauen

• Diskriminierung durch Zuschreibungs- und Etikettierungsprozesse vermeiden

• Die Perspektive der behinderten Person, ihre Lebensgeschichte, ihre aktuellen Le-bensbedingungen und Zukunftsvisionen in den Blick nehmen

• Angebotene Hilfen an der Person orientie-ren

• Frühe Separation von Kindern überwinden• Anstrengungen und Belastungen, die Be-

einträchtigungen einhergehen, nicht igno-rieren

• Dialog zwischen Menschen ermöglichen• Alle Bürger ermutigen, mit Fremdheit um-

zugehen und Berührungsängste abzubau-en

Normal

Lisa ist zu groß, Anna ist zu klein, Daniel ist zu dick, Emil ist zu dünn.

Fritz ist zu verschlossen, Flora ist zu offen.

Cornelia ist zu schön, Emil ist zu hässlich. Hans ist zu dumm. Sabine ist zu clever.

Traudel ist zu alt, Theo ist zu jung.

Jeder ist irgendetwas zu viel. Jeder ist irgendetwas zu wenig.

Jeder ist irgendwie nicht normal.

Ist hier jemand, der ganz normal ist?

Nein, hier ist niemand der ganz normal ist.

Das ist normal!

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5. Heilpädagogische Diagnostik

Wahrnehmen, Verstehen, Erklären und Handeln

Heilpädagogische Diagnostik ist ein Erkennt-nisprozess, der auf das Erkennen und das Verstehen der Befindlichkeit des Klienten ab-zielt. Sie integriert medizinische, psychologi-sche und pädagogische Vorgehensweisen, ergänzt und spezifiziert diese ggf. im Hinblick auf die individuellen Erziehungs- und Bil-dungsprozesse der Zielperson.

Heilpädagogische Diagnostik geschieht auf der Basis von Achtung, Wertschätzung sowie Akzeptanz zur Klientel und bedient sich dabei unterschiedlichster Verfahren. Der Prozess der heilpädagogischen Diagnostik benötigt ein multimethodales Vorgehen, um vielfältige Perspektiven einzubeziehen und die Person als Ganzheit in ihrer individuellen Lebens- und Lerngeschichte wahrzunehmen und verstehen zu können.

„Von Paul Moor stammt der in der Heilpädago-

gik bekannte Appell: Erst verstehen, dann

erziehen“ (Lotz 2002).

Heilpädagogische Diagnostik ist subjekt- und entwicklungsorientiert und versucht dabei we-niger das Problemverhalten (Defizite) zu fo-kussieren, sondern orientiert sich an den per-sonalen Ressourcen, sowie an sozial-ökologi-schen Kompetenzen.

Die Ziele der heilpädagogischen Diagnostik sind:

• Die Person als Ganzheit wahrzunehmen• Ihre Verhaltensweisen verstehen und sin-

nerkennend nähern• Systembedingungen erkennen• Positiven Ressourcen wahrnehmen und

aufspüren, um daraus ein individuelles,

Förder- und Unterstützungsangebot an-zubieten bzw. um bedürfnis- und bedarfs-orientierte Hilfestellung zu geben.

Neben dem fachwis-senschaftlichen Hinter-grund und der Beherr-

schung entsprechender Verfahren ist es (.) unerlässlich, dass

Heilpädagogen die eigenen bevorzugten Beobachtungsmuster

und Deutungsmuster reflektieren. Es geht darum, die Mechanismen der eigenen Konstruktion der Wirk-

lichkeit zu kennen, damit Vorurteile und vorschnelle Typisierungen im Zusammenhang mit heilpädagogi-

scher Diagnostik ausgeschlossen werden können“ (Fischer & Renner 2011, S. 87).

Inhalte des Unterrichts

Grundlagen:

• Grundlagen und Theorien zur heilpäd-agogische Diagnostik

• Möglichkeiten und Anwendung der heil-pädagogischen Diagnostik: Anamnese, Exploration, Beobachtung sowie Testdia-gnostik

• Intuition als Wegweiser der heilpädagogi-schen Diagnostik

• Theoretische und praxisbezogene Aus-einandersetzung mit den Begrifflichkeiten: Diagnostische Fragestellung, (zum Anlass und Ist-Stand), Hypothesenbildung und Zielsetzung

• Heilpädagogische Diagnostik in der Fall-arbeit

• Diagnostisches Vorgehen bei der Doppel-diagnose: Menschen mit geistiger Behin-derung & psychische Störung

• Gutachten und Berichte

Variable Themen:

• Diagnostisches Menü• Portfolioarbeit

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Qualifikationsziele

Die Studierenden erwerben Fach- und Hand-lungskompetenzen in heilpädagogischer Dia-gnostik und setzen sich mit individuellen Fra-gestellungen auseinander. Konkret bedeutet das:

• Aneignung von Wissen über theoretische Grundlagen allgemeiner und heilpädago-gischer Diagnostik

• Einordnung anthropologisch- ethischer Grundannahmen sowie didaktischer Leit-prinzipien bezogen auf die heilpädagogi-sche Diagnostik

• Einüben und Durchführen von gezielten Beobachtungen in freien und strukturier-ten Situationen

• Praktisches Durchführen und Auswerten von verschiedenen Testverfahren

• Betrachten und Anwenden von standardi-sierten Schemata und Bögen

• Auswerten, Durcharbeiten und Interpretie-ren von Gutachten und Erstellen von Be-richten

• Erfassen des heilpädagogischen Bedarfs• Transfer des diagnostischen Wissens auf

das jeweilige heilpädagogische Arbeits-feld.

Lernort ‚Praxis‘ - Praktikumsstellen

Diagnostisches Handlungswissen ist die Grundlage heilpädagogischen Arbeitens. Die Studierenden sollen sich deshalb im Rahmen der Praktika in der prozessbegleitenden An-wendung der Heilpädagogischen Diagnostik erproben (2. Studienjahr) und mehr und mehr Sicherheit darin gewinnen (3. Studienjahr). Dabei setzen sie sich bedarfsorientiert mit diagnostischen Verfahren auseinander und üben im Einzel- bzw. Gruppenbezug deren praktische Umsetzung.

Der Blick der Studierenden richtet sich auf die Ressourcen, Stärken und Beeinträchtigungen der Person als Gesamtpersönlichkeit, der so-zialen und ökologische Lebenswelten und der Teilhabe- bzw. Selbstbestimmungsmöglichkei-ten (Barrieren und Ressourcen).

Das diagnostische Vorgehen bzw. die Er-kenntnisse der heilpädagogischen Diagnostik werden u.a. in verschiedenen Berichten, wie z.B. Ausgangslagen und Abschlussberichten, dokumentiert.

Die Studierenden sollen sich in der Reflexion bewusst werden, welche Bedeutung die heil-pädagogische Diagnostik für ihr eigenes pro-fessionelles Handeln hat und wie das dia-gnostische Vorgehen auf dem Hintergrund der heilpädagogischen Haltung einzuordnen ist.

„In einer diagnostischen Situation sitze

ich keinem Problem gegen-

über, keiner Störung, keiner

Behinderung. Ich sitze auch nicht ungünstigen Sozialisationsbedingungen gegenüber, sondern einem

Menschen“ (Haupt 1997, S. 31).

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6. Heilpädagogische Entwicklungsförderung

Menschen fördern, bilden, begleiten, beraten oder ihnen assistieren

An der Fachakademie für Heilpädagogik wer-den verschiedene Übungen zu Konzepten und Methoden heilpädagogischen Handelns unterrichtet. Ein zentrales Fach stellt die Übung „Heilpädagogische Entwicklungsförde-rung“ dar. Heilpädagogische Entwicklungsför-derung (HpE) ist als primäres Unterstüt-zungsangebot in allen heilpädagogischen Ar-beitsfeldern verwurzelt.

Begründung

Die Heilpädagogische Entwicklungsförderung ist aus den Bereichen der Frühpädagogik und Frühförderung hervorgegangen. Sie ist jedoch heute als grundlegender Auftrag heilpädago-gischen Handelns zu verstehen. Zentral ist dabei das Wissen, dass menschliche Entwick-lung nicht (mehr) auf die Phase der Kindheit bzw. des Heranwachsens reduziert werden kann.

‚Entwicklung‘ wird heute als ein Verände-rungsprozess über die gesamte Lebensspan-ne innerhalb vielfältiger Lebenswelten ver-standen, welcher durch personale sowie um-weltbezogene Aspekte zirkulär beeinflusst wird. Der Mensch wird dabei als Akteur seiner eigenen Entwicklung benannt. Dieser Prozess wird durch normative bzw. nicht-normative Entwicklungsaufgaben, projektive Faktoren sowie Stressoren (z.B. kritische Lebensereig-nisse) beeinflusst.

Das Handlungskonzept der HpE beruht me-thodisch auf den Grundphänomenen persona-ler Existenz, die durch Leiblichkeit, Tätigkeit, Spiel, Sprache, Lernen und Bewegung be-schrieben wird. Gestaltet wird die HpE durch eine Vielfalt an Medien/Methoden, die be-darfs-, stärken-, alltags- und prozessorientiert eingesetzt werden. Das methodische Vorge-hen der HpE orientiert sich an den didakti-schen Leitprinzipien:

• Personale Begegnung und heilpädagogi-scher Dialog

• Subjektzentrierung• Entwicklungs-, Ressourcen- und Lö-

sungsorientierung• Ganzheitlichkeit• Systemisch- konstruktivistische Sichtwei-

sen (z.B. Lebenswelt-/ Sozialraumorien-tierung)

In der heilpädagogischen Arbeit braucht es den Mut, kleine Schritte zu gehen und das Wagnis,

sich Zeit zu schenken. Machbarkeit, Effizienz und Rentabilität sind in der heilpädagogischen Praxis

nachrangig (vgl. Greving & Ondracek 2009, S. 57).

Die heilpädagogische Arbeit mit Kindern, Ju-gendlichen und Erwachsenen verdichtet sich in der Heilpädagogischen Entwicklungsförde-rung und orientiert sich an den heilpädagogi-schen Aufgabenstellungen, z.B. Beratung, Bildung, Förderung, Erziehung, Prävention, Rehabilitation. Ihre Umsetzung findet die HpE innerhalb der Schritte des heilpädagogischen Entwicklungsplanes:

• Anlass• Ist-Stand • Hypothesenbildung• Ableitung von Zielen und Aufgaben• Durchführung und Begleitung • Evaluation und Reflexion.

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Inhalte des Unterrichts

• Theoretische und persönliche Auseinan-dersetzung mit den Konstrukten ‚Entwick-lung‘, ‚Lernen‘ und ‚Sozialisation‘ sowie ‚Behinderung‘, und ‚Krankheit‘

• Theoretische Grundlagen und Erwerb von Basiskompetenzen in Verfahren der HpE: Basale Stimulation, Wahrnehmungs-, Sprach- und Kommunikationsförderung, Kreativ gestaltende Verfahren, Ge-sprächsführung, u.a.

• Methodischer Transfer zu den (heil-) päd-agogischen Aufgabenstellungen der Er-ziehung, Bildung und Förderung etc.

• Erarbeitungs- und Erprobungsphasen von erlebnis- und handlungsaktivierenden Ausdrucksmöglichkeiten mit vielfältigen Medien, wie z.B. Spiel, Bewegung, Ler-nen, schöpferische Gestaltung

• Erarbeitung und Erprobung zur Erweite-rung bzw. Verbesserung der Kommunika-tionsmöglichkeiten und damit auch der Partizipationsmöglichkeiten, Kennenler-nen von Medien und Hilfsmittel

• Theoretische Grundlagen sowie Übungen zur Anleitung von Gruppen mit dem Blick auf soziale Teilhabe

• Planung, Dokumentation, Durchführung und Auswertung einer HpE mit einer Be-zugsperson (ggf. auch in einer Kleingrup-pe) unter Berücksichtigung des Bezugs-systems orientiert am Heilpädagogischen Entwicklungsplan

• Reflexion der Erfahrungsprozesse und der Konzepte im Hinblick auf den Transfer in die Praxis

Was die Methoden der heilpädagogischen Begleitung betrifft, kommt es entscheidend darauf an, den ande-

ren nicht zum Objekt der eigenen Neugier (z.B. durch Befragung) oder zum Objekt eigener ehrgeiziger Ziel-setzungen (z.B. Erlernen einer spezifischen Fertigkeit)

zu degradieren, sondern den anderen als Partner des gemeinsamen Vorhabens zu gewinnen

(nach Fischer 2009, S. 89).

Qualifikationsziele

Die Studierenden sollen

• Wissen- und Handlungskompetenz zu verschiedenen heilpädagogischen Aufga-benstellungen, Förderansätzen und Me-thoden erwerben und die Fähigkeit entwi-ckeln, diese bedarfsorientiert anwenden

• die Fähigkeit entwickeln, ressourcen- und lösungsorientiert zu denken und unter Berücksichtigung der Lebenswelt und des Auftrages ihr heilpädagogisches Angebot zu planen und konkret umzusetzen

• ihre differenzierte Wahrnehmungs- und Ausdrucksfähigkeit entfalten

• ihre persönliche Wissens- und methodi-sche Handlungskompetenz erweitern

• ihre berufliche Identität durch einen ge-lungenen Theorie-Praxis Transfer vertie-fen

„Was heißt (.): sich auf eine Aufgabe

einlassen, sie sich zu eigen machen‘? Es bedeutet – um ein

großes Wort zu benutzen – dass ich sie als eine Heraus-forderung des Lebens für mich annehme. Es bedeutet, dass ich akzep-tiere, dass die Arbeit mit (.) Menschen mich als

‚ganze Person‘ meint, also mein Denken und Füh-len, meine Kreativität, meinen Willen, meine Kom-

petenzen und Handlungsweisen angeht. Alle As-pekte von mir werden in diesem Beruf angespro-

chen, alle dienlichen Fähigkeiten eingefordert“ (Senckel 2007, S. 7).

Zielgruppe/ HpE

Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die aufgrund von Krisen, von Beeinträchtigung oder von Fehlanpassung nicht die Qualität der Selbstentfaltung und der Partizipation errei-chen, die ihnen optimal möglich wäre, und die durch Barrieren in ihrer sozialen Teilhabe be-grenzt werden, finden Unterstützung durch das Handlungskonzept.

Leitziele Heilpädagogischer Entwicklungsför-derung sind die gesellschaftliche Inklusion

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(soziale Integration) und die individuelle Sinn-findung, die Selbstentwicklung sowie der Kompetenzgewinn (personale Integration). Kennzeichnen heilpädagogischen Handelns sind die Förderung der alltäglichen (Er-) Le-bensqualität, die Teilhabe am sozialen Leben, die Aktivierung von Ressourcen, die Stärkung von Selbstbestimmung und die Unterstützung von Befähigung und Aktivität. Durch das per-sonale, dialogische Angebot der heilpädago-gischen Beziehungsgestaltung will die HpE zu größtmöglicher subjektiver Erfahrung existen-tieller (Sinn-) Erfüllung und Werteverwirkli-chung des menschlichen Lebens beitragen.

„Das Gefühl des Ak-zeptiertwerdens und

des Willkommenseins öffnet Türen für Inklu-

sion“ (Helma Katzarof-ski, Mutter eines Kindes

mit Behinderung).

Arbeitsfelder bzw. Lernort ‚Praxis‘ - Praktikumsstellen

Als Praxisstellle im zweiten Studienjahr eig-nen sich Einrichtungen für Kinder, für Jugend-liche und für Erwachsene, in denen professio-nell heilpädagogisch gearbeitet wird und in denen Fachkräfte für die Anleitung zur Verfü-gung stehen. Dazu zählen z.B. Frühförderstel-len, Integrations-/ Inklusionseinrichtungen, HPTs, Beratungsstellen, Schulen, heilpäd-agogisch ausgerichtete Heime, Werkstätten, Reha-Einrichtungen oder Kliniken, Einrichtun-gen der Kinder-, Jugend,- Behinderten- oder Altenhilfe, niederschwellige Einrichtungen der Sozialpsychiatrie.

Organisation des Praktikums

Die Studierenden suchen sich eine Prakti-kumsstelle ihrer Wahl. Für die Einarbeitung, in der die Studierenden die gesamte Einrichtung und die damit verbundenen Aufgaben kennen-lernen, stehen ca. 30 Stunden zur Verfügung. Nach erfolgter Einarbeitung verbringen die Studierenden wöchentlich ca. vier Stunden an

der Einrichtung und bereiten die Einheiten vor und nach.

Im Personbezogenen Praktikum rückt im zweiten Studienjahr die Heilpädagogische Beziehungsgestaltung, welche auf der Heil-pädagogischen Haltung basiert, sowie die Gestaltung einer Heilpädagogischen Entwick-lungsförderung in den Vordergrund. Beglei-tend erproben sich die Studierenden in der Heilpädagogischen Diagnostik sowie in der Zusammenarbeit mit dem Bezugssystem.

Das personbezogene Praktikum - inklusive Einarbeitungszeit - beinhaltet insgesamt 180 Stunden (Kurs 09).

Die Studierenden werden durch Fachpraxis-dozent/innen der Fachakademie als Lern- und Praxisberatung einzeln und in Gruppen be-gleitet.

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7. Projektarbeit: Inklusion ermöglichen

Inklusion braucht Ideen – Herausfin-den, wie alle Menschen gleichberech-

tigt teilhaben können

Inklusion ist ein Leitbild, welches im Detail konkret bezogen auf jeweils vorgefundene Situationen (Behinderungszustände, den so-zialen Raum, Lebenslagen, Lebensräume und Institutionen) übertragen werden muss.

Die Auseinandersetzung mit diesem Prozess soll durch die Konzeption und die Durchfüh-rung inklusiver Projekte unterstützt werden. Die Studierenden erhalten im ersten Studien-jahr die Aufgabe, inklusive Projekte im Sinne betroffenen Menschen zu konzipieren und durchzuführen.

Begründung

Inklusion und Teilhabe sind in den letzten Jah-ren zu Leitkonzepten der Arbeit mit Menschen mit Behinderung geworden.

Veränderungen der Rechtslage und auch die 2

neue Sicht von Behinderung beeinflussen 3

das bisherige Selbstverständnis von Profes-sionellen, Institutionen, Trägern und Kosten-trägern. Träger imitieren interne Projekte zur Weiterentwicklung der Einrichtungen und zur Ermöglichung von Inklusion. Der öffentliche Sektor fördert sogen. “Leuchtturmprojekte“.

Die Ergebnisse der inklusiven Inseln geben Mut, weitere Schritte in diese Richtung zu gehen.

Im heilpädagogischen Feld gewinnen neben der Entwicklung personaler Kompetenzen (wie die der heilpädagogischen Beziehungs-gestaltung), Kompetenzen zur Ermöglichung von Inklusion und Teilhabe an Bedeutung.

Das Projekt in der Ausbildung

Ein Projekt ist immer etwas Besonderes. Während sich das Praxishandeln alltäglich gestaltet, ist ein Projekt

• neu und einmalig, es handelt sich nicht um eine Routineaufgabe,

• zusätzlich zu alltäglichen Aufgaben konzi-piert,

• mit finanziellen und strukturellen Res-sourcen ausgestattet,

• durch einen hohen Grad an Komplexität gekennzeichnet und

• oftmals mit anderen Ebenen vernetzt.

Inklusives Handeln schärft das Bewusstsein für gewachsene Alltags-

barrieren und öffnet Türen, die bisher ver-

schlossen waren.

Innerhalb der Ausbildung kann ein Projekt einerseits dazu genutzt werden, sich selbst praktisch handelnd zu erfahren, beispielhaft heilpädagogische Handlungsfelder kennenzu-lernen und auch Strukturen in heilpädagogi-schen Feldern zu analysieren. Man kann z.B. erfahren, wie sich die alltägliche Praxis des jeweiligen Feldes durch Projekte erweitert bzw. wie diese weiterentwickelt werden kann.

Zum anderen durchlaufen die Studierende bei der Projektdurchführung selbst ähnliche Pro-zesse, wie es die Klientel (Schüler, Erwach-sene etc.) innerhalb der späteren Berufspraxis bei der Durchführung von Projekten erlebt.

zu nennen sind ICF, UN- Behindertenrechtskonvention, Veränderungen des SGB VIII und Bundesteilhabegesetz 2

gemeint ist hier der Paradigmenwechsel in der Heilpädagogik, d.h. eine neue Konnotation von Heilpädagogik,3

inklusive Pädagogik, Lebensweltorientierung und die Bedeutung der sozialen Konstruktion von Behinderung

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Für die Studierende stellen sich Themen

• der Projektentstehung, • der Planung und des Managements,• der Prozessorientierung,• der Komplexität,• des kooperativen Lernens, • des Lernens in Zusammenhängen und • der Projektpräsentation sowie der Pro-

jektdokumentation.

Projekte können sich auf spezielle Angebote innerhalb bereits etablierter Arbeitsfelder be-ziehen. Sie können Ausdruck von Fachdis-kussionen oder auch Formen der sozialen Arbeit sein.

„Die Gesellschaft muss sich öffnen für Menschen mit Behinderungen und bereit sein, Inklusion

in die Realität umzusetzen“ (Schwalb & Theunissen 2012, S.105).

Das Projekt als heilpädagogische Strategie

Projekte geben in heilpädagogischen Organi-sationen oftmals innovative Impulse. Sie ent-wickeln das Angebot und die Qualität einer Einrichtung positiv weiter. Oftmals überschrei-ten Projekte die bestehende Organisation. Sie können ein wichtiges Hilfsmittel zur Gestal-tung von Veränderungsprozessen in Organi-sationen sein. Ein Projekt kann als heilpäd-agogische Strategie eingesetzt werden.

Gleichzeitig können Projekte für Organisatio-nen und das Projektumfeld bedrohlich sein, da häufig nicht vorhersehbar ist, welche Fol-gen mit einem Projekt verbunden sind. Zwar sind Ziele, Anfang und Ende von Projekte in der Regel durch ein Projektmanagement klar

definiert, durch die oftmals gewollte Offenheit der Lösungswege ist der Ausgang und der Erfolg eines Projektes jedoch ungewiss.

Plant man Projekte im Sinne einer heilpäd-agogische Strategie, so kann diese folgende Themen betreffen:

• Projekte zur Entwicklung und zur Förde-rung von fachlichen Inhalten und Konzep-tionen,

• Projekte zur Personalentwicklung oder• Projekte zu Organisationsentwicklung

Ferner können Projekte der Ermöglichung von Inklusion dienen.

Heilpädagogische Projekte durch-führen

Die Arbeitsfelder, Aufgabenstellungen und Ziele heilpädagogischen Handelns sind viel-fältig. Damit sind oftmals jeweils spezifische Herangehensweisen verbunden, die sich ent-sprechend der jeweiligen Entwicklungsphase, den heilpädagogischen Förderbedarfen/ Auf-gabenbereichen, dem institutionellen Kontext oder dem Behinderungszustand unterschied-lich gestalten.

Das inklusive Projekt wird in einem heilpäd-agogischen Arbeitsfeld oder in der Einrich-tung, bei der die Studierenden selbst berufstä-tig sind durchgeführt. Das Projekt kann sich wahlweise auf unterschiedliche Formen be-ziehen, d.h. es gestaltet sich als ein Projekt bezogen auf

• die pädagogische Praxis(z.B. Pädagogik der Vielfalt, Ressourcen mobilisieren)

• die Entfaltung von Kultur (z.B. Bildung der Gemeinschaft, Veranke-rung von Werten etc.)

• die Etablierung inklusiver Strukturen (z.B. Etablierung von Leitlinien, Organisa-tion der Unterstützung von Teilhabe)

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Schritte eines heilpädagogischen Projektes sind:

• Projektinitiative,• Situationsanalyse, • Hypothesen,• Projektplan,• Durchführung, • Evaluation und Reflexion.

Die Studierenden werden bei der Planung und der Reflexion dieser Schritte an der Fachaka-demie in Kleingruppen durch Dozent/innen begleitet.

„Teamarbeit als wesentlicher Bestandteil der Pro-jektarbeit bringt (…) die nötigen Informationen,

um den Nebel etwas zu lichten“

(Wolf et.at 2006, S. 28).

Qualifikationsziele

Die Studierenden sollen

• die Leitidee Inklusion bezogen auf ein zeitlich und inhaltlich abgegrenztes Pro-jekt übertragen

• unterschiedliche Lebenswelten berück-sichtigen und Exklusionsrisiken erkennen

• Institutionelle Ausgangsbedingungen er-kennen und bezogen auf die Initiative ei-nes Projektes einordnen können

• sich im Rahmen eines Projektes alternativ in der pädagogischen Praxis oder bei der Entfaltung von Kulturen/ Etablierung von Strukturen erproben

• Veränderungsprozesse hin in Richtung des Leitbildes Inklusion in ihrer Komplexi-tät erfassen können

• lernen, Projekte zu evaluieren und zu re-flektieren.

Auszug aus dem Lehrplan für die Fachaka-demie für Heilpädagogik (ISB 2001):

„Hier sollen die Studierenden in zeitlich befristeten Aktivitäten konkrete heilpädagogische Herausforde-rungen und Aufgabenstellungen, die sich an den Bedürfnissen der Zielgruppe orientieren, im Team planen, in der Praxis durchführen und mit allen Be-teiligten auswerten (z. B. Freizeiten mit Behinderten, Theaterprojekte, Aktivitäten im Gemeinwesen).

In der Projektarbeit sollen die Studierenden vor al-lem mit anderen Berufsgruppen zusammenarbeiten (z. B. Mitarbeiter heilpädagogischer Einrichtungen, Behörden, Sponsoren u. a.), ihr Wissen und ihre Fä-higkeiten aus den einzelnen Fachdisziplinen anwen-den und im Team die Methode der Projektarbeit üben.

Organisation des Projekts

Die Studierende führen das Projekt an ihrer Arbeitsstelle, Praxisstelle oder am Wohnort durch. Inhalt und Ort ihres inklusiven Projek-tes selbst aus. Das Projekt findet im 1. Studi-enjahr statt.

Das Projekt kann vielfältig durchgeführt wer-den (z.B. pädagogisches Angebot, Arbeits-kreis, Teambegleitung, Projekttag, Fortbildung etc.). Es wird in kleinen Lerngruppen geplant. Die Studierenden geben sich bei der Durch-führung kollegiales Feedback und reflektieren das Projekt im Rahmen eines Projektberich-tes.

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8. Heilpädagogische Konzepte und Methoden

Verwirklichung personaler und sozia-ler Integration – Selbstbestimmung

und Teilhabe von Menschen

Auf der Basis der heilpädagogischen Haltung und eingebettet in die heilpädagogische Be-ziehungsgestaltung arbeitet die Heilpädagog/in mit dem Kind, dem Jugendlichen, dem Er-wachsenen oder der Gruppe unter Verwen-dung vielfältiger Medien und Methoden.

Ihr Handeln orientiert sich dabei am Auftrag, am Aufgabenfeld und den daraus entwickelten Zielsetzungen. Die Beratung und die Beglei-tung von einzelnen Personen ist grundsätz4 -lich mit der Arbeit mit dem System verbunden, d.h. das subjektzentrierte Vorgehen wird durch die Zusammenarbeit mit Eltern, mit der Familie, mit Angehörigen, mit anderen Perso-nen einer Gruppe gerahmt und beinhaltet die Kooperation mit anderen Professionen.

Heilpädagogische Handlungskonzepte orien-tieren sich an den Grundphänomenen men-schlicher Existenz: Leiblichkeit, Bewegung, Lernen, Tätigkeit, Sprachlichkeit und Spiel (vgl. Gröschke 1997). Heilpädagogische Me-thoden basieren auf dem personalen Bezie-hungsprozesses.

Zum Glück gibt es keine methodische Monokultur in der

Heilpädagogik, „denn das würde eine ‚heilpädagogische Fließband-

arbeit‘ bedeuten und diese Vor-stellung ist erschreckend“

(Greving & Ondracek 2009, S. 21). Mit Kreativität werden Me-

thoden zu SINNvoller heilpäd-agogischer Methodik/ Didaktik

kombiniert.

Heilpädagogisches Handeln schafft

• Entwicklungsräume für Beziehung, für Begegnung und für Dialog

• Entwicklungsräume zur Selbstermächti-gung und zur Lebenswelterkundung

• Entwicklungsräume zum angstfreien Aus-probieren, Spielen, Gestalten, Üben, Wie-derholen, Fehler-Machen etc.

• Entwicklungsräume für inklusive Kulturen, Strukturen und Praktiken, die Menschen ein selbstbestimmtes Leben und Teilhabe ermöglichen.

„Zur Verwirklichung personaler und sozialer Integration/ Inklusion von Menschen mit

Behinderungen und Entwicklungsbeeinträch-tigungen wurden spezifische heilpädagogi-

sche Handlungskonzepte entwickelt, die auf Forschung und Evaluation basieren“

(BHP 2010, S. 5).

Heilpädagogische Handlungskonzepte haben die personale Integration , die Inklusion und 5

soziale Teilhabe sowie die persönliche Kom-petenzerweiterung und Werteverwirklichung als grundlegende Ziele.

An der Fachakademie für Heilpädagogik der Akademie Schönbrunn können die Studieren-den im 3. Studienjahr ihr berufliches Profil durch eines der folgenden Handlungskonzep-te differenzieren:

• Heilpädagogische Kunsttherapie• Heilpädagogische Spieltherapie• Psychomotorik• Heilpädagogisch gestaltete Erwachse-

nenbildung

Förderung, Bildung, Unterstützung, Pflege, Assistenz, Organisation und Leitung4

„Personale Integration bezieht sich auf die Identität, das Selbstkonzept, die Selbstentfaltung und die Selbstwirksamkeit“ (ISB 2001, S. 75)5

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8.1 Heilpädagogische Kunsttherapie

Kreativität & Beziehung

Der Begriff Kunsttherapie wird in unterschied-licher Bedeutung benutzt. Zum einen wird er gleichbedeutend zum Begriff der künstleri-schen Therapien verwendet, die eine Vielzahl künstlerischer Bereiche wie Musik, Tanz, Ma-len, Literatur oder Theater miteinbeziehen, zum anderen bezeichnet er eine Therapie-form, die mit kreativen, gestalterischen Me-thoden, also der bildenden Kunst, arbeitet.

Kunsttherapie in diesem Sinne ist eine eigen-ständige Therapieform, innerhalb dessen sich unterschiedliche Ausrichtungen entwickelten und etablierten. Es gibt eine Vielfalt künstleri-scher und therapeutischer Ansätze. So kön-nen die Gestaltung seelischer Konflikte oder prozessorientierter Verläufe im Vordergrund stehen, oder auch die Wirkung von Kunstbe-trachtung als rezeptive Methode zum Aus-gangspunkt gewählt werden.

Kunsttherapie ist Teil klinisch-psychologischer, psychotherapeutischer und sozial-rehabilitati-ver Arbeitsfelder.

Heilpädagogische Kunsttherapie (HpK) erwei-tert den bereits zwei Dimensionen umfassen-den Begriff Kunsttherapie (nämlich Kunst und Therapie) mit einer weiteren Dimension, der Heilpädagogik. Somit ist diese Ausrichtung der Kunsttherapie angelegt auf heilpädagogi-sche, künstlerische und therapeutische Ver-fahren.

„Eine Förderung der Kreativität liegt erstens darin, dass man überhaupt erkennt und entdeckt, ein kreati-ves Wesen zu sein. Man muss sich zur Kreativität ent-scheiden. Zweitens aber entfaltet sich Kreativität im-

mer dann, wenn das unaufhörliche Bewerten von Handlungen ausgeschaltet wird“ (Brodbeck)

Kunsttherapie und Heilpädagogik bauen auf einen personenzentrierten und dialogischen Ansatz auf, in dem sie die Beziehungsgestal-tung, die Fähigkeit zu Selbstbestimmung, Selbstverantwortung und gleichberechtigter Kooperation unterstützen. Situationsbedingte Ansätze, wie z.B. systemische, lösungsorien-tierte, rehabilitative oder analytische, kunst-therapeutische Ansätze, in der Entwicklung eines bildnerischen Mediums (Bild oder Plas-tik) ermöglichen eine Vielzahl an Interventi-onsmöglichkeiten.

„Der kreative Funke bereitet sich meist langsam vor, tritt immer wieder als Rauchsignal bei der Arbeit auf

und verschwindet wieder, um dann irgendwann als eine Gestalt greifbar zu werden“

(Holm-Hadulla 2010, S. 55).

Begründung

Die Heilpädagogische Kunsttherapie hat sich in den letzten Jahren zunehmend als heilpäd-agogische Methode etabliert. Die Vielfältigkeit der Interventionsmöglichkeiten und Formen individuellen Begleitung erlauben einen Ein-satz in nahezu allen heilpädagogischen Ar-beitsfeldern. Durch das Verfahren können physische, soziale und psychische Kompe-tenzen erweitert oder durch präventive Maß-nahmen Schädigungen verhindert werden. Es beinhaltet basale Erfahrungen der Wahrneh-mungs- und Sinnesschulung ebenso, wie dif-ferenzierte Betrachtungen der eigenen Per-sönlichkeit und die Erweiterung des Selbstbil-des und bietet. Heilpädagogische Kunstthera-pie bietet dadurch die Möglichkeiten zu Neu- oder Umorientierung.

Die kreative, schöpferische Arbeit kann somit als Beitrag der Salutogenese gesehen wer-den.

Heilpädagogische Kunsttherapie kann mit allen Altersgruppen und unterschiedlichen

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Gruppenkonstellationen angewandt werden und bietet auch inhomogen zusammengesetz-ten Gruppen viele Möglichkeiten. Dies ist ins-besondere auch für inklusive Arbeitsfelder von Bedeutung.

Zielsetzungen heilpädagogischer Arbeit wie Partizipation, Selbstbestimmung, Erkennung und Förderung von Ressourcen und Kompe-tenzen sowie Befähigung und Weiterentwick-lung verschiedenster Bereiche lassen sich mit kunsttherapeutischen Methoden vielseitig um-setzen.

Durch den Einsatz von Materie wird der Mensch in der Kunsttherapie unterschiedlich angesprochen und kann dadurch mehr in Be-ziehung zu sich selbst, zum Gegenüber und der Welt kommen. Die Methode kann in ver-schiedenen Settings hilfreich eingesetzt wer-den. Auch in Bereichen der Beratung, Team-weiterentwicklung und Konfliktbearbeitung sind kunsttherapeutische Interventionen sinn-voll.

Inhalte des Unterrichts:

• Geschichte der Heilpädagogischen Kunst-therapie

• Vorüberlegungen und Fragestellungen zu künstlerischen Therapien

• Kennenlernen verschiedener Ansätze in der Kunsttherapie

• Begriffe wie Kreativität, kreativer Prozess, Hilfestellungen und Hemmnisse

• Malentwicklung des Kindes• Haltung des Therapeuten• Systemische Grundlagen der Kunstthera-

pie

• Material- und Selbsterfahrung zur Förde-rung der Sinneskompetenzen und der Wahrnehmungsfähigkeiten

• Kennenlernen und Anwendung verschie-dener Methoden

• Bedeutung schöpferischer Prozesse für die Lebensgestaltung und Zufriedenheit

• Anwendungen spezifischer diagnostischer Fragestellungen

Qualifikationsziele

Die Studierenden sollen Grundlagenwissen heilpädagogischer Kunsttherapie erwerben. Hierzu gehört:

• Auseinandersetzung mit den Anforderun-gen an den Therapeuten und dessen Grundhaltung

• Fähigkeit zur heilpädagogischen Bezie-hungsgestaltung und dem grundsätzli-chen Respekt und der Wertschätzung gegenüber der schöpferischen Arbeit und dem Ausdruck des Klienten

• Basiskenntnisse über verschiedene An-sätze der heilpädagogischen und sozial-pädagogischen Kunsttherapie und deren Verknüpfung mit heilpädagogischen Fra-gestellungen

• Fähigkeit, eigene Grenzen in Persönlich-keit und fachlicher Zuständigkeit wahrzu-nehmen und verantwortlich damit umzu-gehen

• Fähigkeit, sich auf künstlerische Prozesse einzulassen. Werte der Prozessbezogen-heit erkennen und gegenüber einer Er-gebnisorientierung abzuwägen. (Der Weg ist das Ziel)

• Eigenen schöpferischen Ausdruck finden und die Bereitschaft zu Selbstreflexion im eigenen Tun

• Höhere Sensibilität durch Schärfung der Wahrnehmung und Stärkung der Sinne

• Fähigkeit zur Planung von kunsttherapeu-tischen Projekten und Prozessen im heil-pädagogischen Kontext, deren Dokumen-tation und Auswertung

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Zielgruppe/ HpS

Heilpädagogische Kunsttherapie erlaubt ein breitgefächertes Angebot in verschiedensten Problemstellungen und herausfordernden Le-bensbedingungen. Sie kann in allen Lebens-phasen förderlich, bereichernd und heilend erlebt werden.

„Es ist nicht die musische Frage, ob wir Kreativität

wollen oder nicht. Es ist eine existentielle Notwendigkeit, dass wir die Kreativität wol-

len müssen und dass wir alles daran setzen müssen,

sie zu fördern und zu ermöglichen“

(Seitz 2009, S. 79).

Arbeitsfelder bzw. Lernort ‚Praxis‘ - Praktikumsstellen

Die Studierenden können in folgenden Ein-richtungen die Methode ‚Heilpädagogische Kunsttherapie‘ vertiefen: Einrichtungen des Behindertenwesens, sozialpädagogische und sozialpädiatrische Zentren, vorschulische und schulische Fördereinrichtungen, stationäre und ambulante Wohngruppen, Heilpädagogi-sche Praxen, Senioreneinrichtungen, Einrich-tungen der Lebensberatung und der Erwach-senenbildung.

Kunsttherapie wird häufig auch in psychiatri-schen, forensischen oder psychosomatischen Einrichtungen angeboten. Um hier eine ver-antwortungsvolle Arbeit leisten zu können, empfiehlt sich eine Ausbildung in klinischer Kunsttherapie.

Organisation des Praktikums

Für das Praktikum in der vertieften Methode HpK sind 140 Stunden bzw. 120 Stunden (Kurs 08) im 3. Studienjahr verpflichtend.

• Kunsttherapeutische Begleitung einer Person, mit ca. 25 kunsttherapeutisch gestalteten Einheiten, a ca. 90 Minuten oder

• Kunsttherapeutische Begleitung einer Person mit 15 kunsttherapeutisch gestal-teten Einheiten und ein kunsttherapeuti-sches Projekt in einer Wohngruppe (Um-fang nach Absprache), z.B. an der Ar-beitsstelle im Kindergarten, im Wohnheim, etc.

• Literaturstudium• Elterngespräche, bzw. Gespräche mit

Personen aus demLebensumfeld des Kli-enten

• Mentorengespräche

Lernort ‚Praxis‘ - Exkursion im Rahmen des Unterrichts

Vorgesehen ist der Besuch einer kunstthera-peutischen Praxis im Rahmen des Unter-richts. Hier besteht die Möglichkeit, die Arbeit im Atelier kennenzu-lernen und Fragen im Bereich der prakti-schen Umsetzung der Methode zu erörtern.

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8.2 Heilpädagogische Spieltherapie

Spiel & Beziehung

Die Heilpädagogische Spieltherapie (HpS) ist eine pädagogisch orientierte Kindertherapie, welche auf den Erkenntnissen des personzen-trierten Ansatzes basiert und verstärkt ent-wicklungspsychologisches, bindungstheoreti-sches sowie systemisches Denken einbe-zieht. Sie greift die Beziehungs- und Spiellust des Kindes auf und nutzt diese für den heil-pädagogisch-therapeutischen Entwicklungs-prozess. Als eklektisches Handlungskonzept bindet es ergänzende Verfahren, die dem heilpädagogischen Menschenbild entspre-chen, im Sinne einer wertgeleiteten Metho-denvielfalt (z.B. Sandspiel, Psychodrama, Puppenspiel, Entspannungsverfahren) ein und integriert die heilpädagogischen Aufga-ben der Beratung der Personen des Bezugs-systems sowie der interdisziplinären Zusam-menarbeit.

„Die Aufgabe einer Kindertherapeutin ist es, auf jedes Therapiekind mit einem hoch individuellen, maßge-

schneiderten, theoriegeleiteten und an der personzen-trierten Haltung orientierten Beziehungs- und Spielan-gebot einzugehen, mit dem Ziel, dem Kind neue, emo-

tional korrigierende Beziehungserfahrungen zu ermöglichen“

(Wakolbinger 2010, S. 22).

Begründung

Die heilpädagogische Arbeit im Sinne einer therapeutischen Förderung von Kindern und Jugendlichen hat eine lange Tradition in der Heilpädagogik und gründet in den Arbeitsfel-dern der klinisch orientierten Kinder-, Jugend- und Behindertenhilfe. Die Frage „Wie können Kinder mit emotionalen und sozialen Schwie-rigkeiten, Kinder mit Entwicklungsverzögerun-gen und Kinder in Krisensituationen begleitet werden?“ forcierte die HpS als grundlegendes Handlungskonzept innerhalb der Heilpädago-gik. Die HpS setzt die Forderungen nach per-sonaler Begegnung und heilpädagogischen

Dialog im Kontakt mit den Kindern um und knüpft damit an ihren Stärken, ihren Ressour-cen und ihren Lebenswelten sowie den Be-sonderheiten der Lebensphase ‚Kindheit‘ an. Im Vordergrund steht deshalb die Stärkung der psychosozialen Kompetenzen des Kindes durch die hohe Alltagsorientierung der Spieltherapie. Angestrebt wird eine umfas-sende Entwicklungsförderung durch die Akti-vierung personaler und sozialer Ressourcen hin zu einem Mehr an Erlebensqualität, Selbstbemächtigung und sozialer Teilhabe.

Das Spiel- therapiezimmer als kindliche Spezialwelt mit vielfältigen Spielmaterialien für alle Altersstufen und Spielformen sowie ausreichend Platz.

Inhalte des Unterrichts

• Theoretische Grundlagen zur HpS, insbe-sondere des personzentrierten Ansatzes und der Bindungstheorie sowie ergän-zende Perspektiven

• Bedeutung des kindlichen Spiels, der Be-ziehungsgestaltung und der Lebenswelt-orientierung in der HpS

• Spieltherapeutische Interventionen auf der Grundlagen der Kernvariablen und zur Gestaltung eines therapeutischen Mi-lieus

• Reflexion und Diskussion non-direktiven, direktiven und interaktionellen Vorgehens

• Geschichte der HpS und Gegenüberstel-lung anderer kindertherapeutischer Ver-fahren

• Planung, Dokumentation, der Erst- und Prozessdiagnostik sowie der Durchfüh-rung der spieltherapeutischen Einheiten mit einem Kind

• Reflexion und Diskussion des heilpäd-agogischen Handelns innerhalb des

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Handlungskonzeptes HpS bezogen auf die Indikation, die Diagnostik, die Hypo-thesenbildung, die Zielsetzung, den Ver-lauf sowie die Evaluation

• Reflexion des eigenen heilpädagogischen Denkens und spieltherapeutischen Han-delns innerhalb von Praxisberatung und -begleitung durch erfahrene, spielthera-peutisch orientierte Fachpraxisdozent/in-nen

Qualifikationsziele

Die Studierenden sollen

• die heilpädagogische Beziehung zu ei-nem Kind durch spieltherapeutische Inter-ventionen, welche sich insbesondere auf die Basisvariablen der Empathie, der be-dingungsfreien Wertschätzung und der Authentizität beziehen, vertieft gestalten können

• die Grundhaltungen der Non- Direktivität und der Interaktionsresonanz in ihr heil-pädagogisches Handeln integrieren.

• Wissen und Basiskompetenzen verschie-dener, therapeutischer Ansätze erwerben und deren Methoden zielgerichtet anwen-den

• einen Transfer des methodischen Vorge-hens im Hinblick auf Inklusion und Partizi-pation auf andere heilpädagogische Auf-gabenstellungen bzw. Zielsetzungen, z.B. integrative Spielbegleitung, Validation, herstellen können

• sich der Bedeutung der Selbstreflexion, der Selbstsorge (Psychohygiene) und der eigenen emotionalen Stabilität bewusst werden

• einen konkreten spieltherapeutischen Prozess planen, durchführen, dokumen-tieren und auswerten sowie praxisbezo-gene, spieltherapeutische Fragestellun-gen diskutieren können

Zielgruppe/ HpS

Die HpS hat sich besonders bei Kindern zwi-schen 3 und 14 Jahren bewährt, deren Pro-

bleme vielschichtige Ursachen aufweisen, die ihnen eine altersgerechte Entwicklung er-schweren. Meist sind diese Probleme auf mehreren Ebenen zu beobachten (z.B. Lei-densdruck, Spielunfähigkeit, eingeschränkte Kontaktbereitschaft, Selbstabwertung). Der Anlass einer HpS kann zum einen somit ein problematisches Verhalten des Kindes sein, welches den Familien- bzw. Einrichtungsab-lauf stört bzw. die Bezugspersonen irritiert. Zum anderen ist es häufig die Sorge der El-tern bzw. anderer Personen des Bezugssys-tems, die eine Verzögerung bzw. eine Beein-trächtigung der Entwicklung bzw. der sozialen Teilhabe des Kindes befürchten. Damit ein-hergehen Kommunikations-, Interaktions- und Handlungsstrukturen aller in der aktuell belas-teten Situation operierenden Beteiligten, wel-che eine Lösung bzw. Verhaltensveränderung erschweren und welche die spezifische Le-benslage manifestieren. Die beschriebenen Belastungen zeigen sich innerhalb einzelner Lebenswelten (Familie, Kindergarten, Schule, Freundeskreis etc.) durch eine Vielzahl von Alltagssituationen, die von den Beteiligten als herausfordernd und überfordernd betitelt wer-den.

„Ein Erwachsener redet vor einem bedrohlichen Kran-kenhausaufenthalt immer wieder mit nahestehenden Personen über seine Gefühle und Überlegungen. Ein Kind in dieser Situation spielt zum Beispiel mit Play Mobil-Figuren immer wieder Krankenhaus, und wie

dabei operiert, verbunden, gepflegt usw. wird“ (Behr 2012, S. 17).

Arbeitsfelder bzw. Lernort ‚Praxis‘ - Praktikumsstellen

Die HpS wird häufig als Handlungskonzept innerhalb der Eingliederungshilfe (§ 53,54 SGB XII, § 35a SGB VIII) in freien, heilpäd-

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agogischen Praxen, in Frühförderstellen oder anderen ambulanten Beratungseinrichtungen (z.B. Erziehungsberatungsstelle) angeboten. Des Weiteren findet sie ihre Anwendung in stationären und teilstationären Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe (z.B. Kinderheim, HpT, Integrationskindergarten). Unter dem Aspekt der Prävention ist die HpS als Metho-de in allen Kinder- und Jugendeinrichtungen zu finden (z.B. Grundschule, Kita).

Heilpädagogische Spieltherapie – Beratung für Kinder in Krisen

Organisation des Praktikums

Der beziehungsorientierte Prozess der HpS erfordert einen verlässlichen und regelmäßi-gen Kontakt zum Kind und den nahen Be-zugspersonen. Die HpS findet in wöchentli-chen Einheiten von 45 bis 90 Minuten inner-halb des 3. Studienjahres (September bis Juni/ Juli) in der Regel als Einzelförderung statt. Die Durchführung der spieltherapeuti-schen Einheiten erfolgt im vorbereiteten Spielzimmer an der Praktikumsstelle.

Für die Durchführung des Praktikums sind 140 Stunden bzw. 120 Stunden (Kurs 08) ver-pflichtend. Der heilpädagogische Prozess be-inhaltet folgende Elemente:

• Einarbeitung und Kennenlernen der Pra-xisstelle

• Spieltherapeutische Arbeit mit dem Kind, die vorwiegend eigenständig durchgeführt werden soll (mind. 25 spieltherapeutische Einheiten á 90 Minuten verteilt von Okto-ber bis Juni/Juli) mit Erst- und Prozess-diagnostik sowie Dokumentation

• (Mit-)Gestaltung der Beratung der Perso-nen des Bezugssystems (Eltern, Erzieher, Lehrer); Durchführung eines Hausbe-suchs

• Regelmäßige Beratungsgespräche mit der Mentorin/ dem Mentor

• Kooperation mit anderen Fachkräften• Literaturstudium.

Die Studierenden werden durch Fachpraxis-dozentinnen der Fachakademie begleitet.

Lernort ‚Praxis‘ - Exkursion im Rahmen des Unterrichts

Das Kennenlernen eines Spielzimmers in ei-ner Heilpädagogischen Praxis vertieft die Be-deutung der Situationsgestaltung (z.B. Gestal-tung des Raumes, Anordnung und Fülle des Spielmaterials) und lenkt den Blick auf das professionelle Handeln im Sinne eigener be-ruflicher Identität.

Alles ist im Spieltherapiezimmer auf seinem Platz, egal welches Chaos das Kind die Stunde vorher inszeniert hat.

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8.3 Psychomotorik

Bewegung & Beziehung

Der Ausdruck „Psychomotorik“ kennzeichnet eine Denk- und Forschungsrichtung, welche die Ganzheitlichkeit und die Unteilbarkeit kör-perlich-seelischer Prozesse betont. In der Psychomotorik wird davon ausgegangen, dass sich motorische, geistig- seelische und soziale Prozesse gegenseitig bedingen und Einfluss auf die gesamte Persönlichkeitsent-wicklung eines Menschen haben.

Vielfach wird mit dem Begriff dann auch ein heilpädagogisch- psychomotorisches Men-schenbild verbunden:

Der Mensch ist nicht nur wertvoll, wenn er angepasste (motorische) Höchstleistungen bringt, sondern weil er so ist, wie er ist, ein Mensch mit Fehlern, Schwächen, Behinde-rungen und immer vielen liebenswerten Ei-genschaften. Das Wichtigste ist, sich mit die-sen Fähigkeiten und Schwächen im Leben zurechtzufinden. Das bewegungspädagogi-sche Konzept der Psychomotorik betont die enge Verbindung von Wahrnehmen, Bewe-gen, Denken und Erleben. Gleichzeitig wird mit ‚Psychomotorik’ auch eine spezielle Praxis ganzheitlicher Bewegungsförderung verbun-den: Als persönlichkeitsorientierte Entwick-lungsförderung nutzt die Psychomotorik zur Förderung der Gesamtpersönlichkeit eines Menschen das Mittel der Bewegung. Positive Körpererfahrungen beinhalten immer auch ein positives Selbst-Wert-Gefühl. Ein positives Selbstwertgefühl ist wiederum entscheidend für die gesamte Lebensbewältigung eines Menschen.

Uns Erwachsenen ist in einer Welt, die einseitig den Geist betont, der Zugang zu unserem Körper häufig verloren gegangen. Erst bei Krankheiten gerät der Körper wieder in den Vordergrund, ansonsten muss er im Alltag funktionieren wie eine Maschine. Vom Kind können wir lernen, dass Körper und Geist eine un-trennbare Einheit darstellen.

Begründung

Im heilpädagogischen Kontext dient das Handlungskonzept Psychomotorik immer der Förderung von Aktivität und Teilhabe.

Entsprechend unterschiedlicher heilpädagogi-scher Aufgabenbereiche und der Behinde-rungszustände haben Bewegungsangebote unterschiedliche Ausrichtungen.

Die Psychomotorik hat als ganzheitliche Be-wegungserziehung ein erweitertes Bewe-gungsverständnis. Unter „Bewegungserzie-hung“ wird dann nicht die Erreichung eines motorischen Lernziels gesehen (wie im Sport), sondern mehr die Förderung (oder auch Stärkung) der Persönlichkeit über das Medium Bewegung. Bewegung wird als Äuße-rung des ganzen Menschen gesehen.

Im Vordergrund steht die Stärkung des Selbstkonzeptes bzw. des Aufbaus eines posi-tiven Selbstbild. Im Rahmen inklusiver Päd-agogik kann Psychomotorik zur Stärkung der Persönlichkeit als quasi ‚indirekte Förderung‘ didaktisch genutzt werden.

Im Mittelpunkt steht die Förderung der Persönlich-keitsentwicklung und die Handlungsfähigkeit des

Menschen.

Inhalte des Unterrichts

• Theoretische Grundlagen zur Psychomo-torik (Bewegung als Medium heilpädago-gischer Förderung, Dimensionen der Be-wegung, Entwicklungen der Psychomoto-rik

• Konzepte der Psychomotorik • Der Leib als Ausdruck des ganzen Men-

schen

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• Psychomotorik in der Entwicklungsspanne und in unterschiedlichen heilpädagogi-schen Feldern

• Psychomotorik und heilpädagogische Diagnostik, Förderdiagnostische Vorge-hensweisen

• Bewegung und Entspannung• Planung, Aufbau und Durchführung von

psychomotorischen Angeboten• Interaktion und Beziehungsgestaltung in

der Psychomotorik • Selbsterfahrung bezogen auf die Schwer-

punkte Körper, Material und Spiel• Reflexion der eigenen Vorgehensweise

und Einordnung des Prozesses eines psychomotorischen Angebotes

Qualifikationsziele

Die Studierenden sollen

• Bewegungsangebote zur Stärkung der Gesamtpersönlichkeit nutzen können

• Leib und Bewegung als wichtige Res-source von Menschen in herausfordern-den Situationen kennenlernen und ein-ordnen können

• Konzepte der Psychomotorik kennenler-nen und einordnen können

• sich selbst in der Körperlichkeit erfahren und eigene Körpererfahrung und Bewe-gungsfertigkeiten für die Förderung von Menschen unterschiedlichen Alters nut-zen können.

• Psychomotorische Vorgehensweisen be-zogen auf die Interessen und Ausgangs-lage von Menschen, den jeweiligen Be-hinderungszustand, die Lebensumwelt und das institutionelle Setting beziehen können.

• ein psychomotorisches Bewegungsange-bot aufbauen, planen und durchführen und reflektieren können

Spielen, Konstruieren und Experimentieren zeigen die Untrennbarkeit von Wahrnehmen, Erleben und

Bewegen in der Psychomotorik auf

.

Zielgruppe/ Psychomotorik

Psychomotorische Angebote können für viele Lebenssituationen, Lebens- und Entwick-lungsspannen und heilpädagogische Aufga-benstellungen zur Stärkung der Gesamtper-sönlichkeit genutzt werden.

Psychomotorik richtet sich allgemein an Men-schen, die ihren Körper und ihre Bewegung als Ressource zur Verfügung haben bzw. für sich entdecken möchten.

Die Anlässe für ein Angebot im Bereich der Psychomotorik sind vielfältig. Sie können im Bereich der Prävention, der Förderung, der (Entwicklungs-) Therapie, der inklusiven Päd-agogik und der Rehabilitation liegen.

Psychomotorik eignet sich zur Förderung von Kindern mit Schwierigkeiten in den Bereichen Verhalten und Erleben/ Leistung sowie Körper und Wahrnehmung. Traditionelle Zielgruppen sind hier Kinder und Jugendliche die

• in ihrer Entwicklung verzögert sind,• Bewegungsunruhe oder Bewegungsängs-

ten zeigen,• Schwierigkeiten in der Koordination und

Wahrnehmung haben und• über ein negatives Körper- und Selbstbild

verfügen.

Anlass ist hier häufig eine durch die genann-ten Schwierigkeiten (sekundär) beeinträchtig-te personale und soziale Teilhabe.

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Im Erwachsenenalter kann Psychomotorik als Aktivierung, Freizeitgestaltung, Kompetenz-training und als Element von Psychotherapie eingesetzt bzw. angeboten werden. Zielgrup-pen sind hier Menschen,

• die Ihre Passivität überwinden oder ein positives Körpergefühl entwickeln möch-ten,

• dessen Wohlbefinden durch das gemein-same Bewegungserleben in der Gruppe gestärkt werden kann,

• die körper- und bewegungsbezogene Kompetenzen für den Umgang mit für die herausfordernden Situationen benötigen und

• die durch Bewegungsangebote oder An-geboten im Bereich Körperarbeit psycho-logische Wachstumsprozesse psychothe-rapeutische Prozesse begleiten.

Psychomotorik unterbreitet Kindern, Erwachsenen und Senioren ein Angebot, Spaß und Lust an der Bewegung und am gemeinsamen Spiel zu haben

oder diese (wieder) zu entdecken.

Organisation des Praktikums

Die Studierenden bieten im dritten Studienjahr (September bis Juli) wöchentlich ein psycho-motorisches Angebot für die Dauer von 60 Minuten an. Die Durchführung erfolgt in einem Bewegungsraum vor Ort an der Praktikums-stelle. Für die Durchführung sind insgesamt 140 Stunden bzw. 120 Stunden (Kurs 08) ver-pflichtend.

Der heilpädagogische Prozess beinhaltet fol-gende Elemente:• Einarbeitung und Kennenlernen der Pra-

xisstelle • Psychomotorische Angebot für eine

Kleingruppe welches vorwiegend eigen-ständig durchgeführt werden soll (mind. Einheiten á 60 Minuten verteilt von Okto-ber bis Juni/Juli) mit Erst- und Prozess-diagnostik sowie Dokumentation)

• (Mit-) Gestaltung der Beratung der Perso-nen des Bezugssystems (Eltern, Erzieher, Lehrer); Durchführung eines Hausbe-suchs

• Regelmäßige Beratungsgespräche mit der Mentorin/ dem Mentor

• Kooperation mit anderen Fachkräften• Literaturstudium

Die Studierenden werden durch einen Fach-praxisdozenten begleitet.

Lernort ‚Praxis‘ - Exkursion im Rahmen des Unterrichts

Das Kennenlernen eines Bewegungsraumes in einer Grundschule, innerhalb dessen Psy-chomotorik als „Heilpädagogik in Regelschu-len“ angeboten wird.

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8.4 Heilpädagogisch gestaltete Erwachsenenbildung

Bildung & Beratung & Beziehung

Heilpädagogische Erwachsenenbildung un-terstützt Menschen in und durch eine dialogi-sche Beziehung, neue individuelle Möglichkei-ten und Visionen zu entdecken und ihre Le-bensaufgaben und -probleme angemessen zu lösen.

Realisiert wird dies durch eine Begleitung der Identitäts- und der Persönlichkeitsentwick-lung, bei welcher die Sachwelterschließung als auch das soziale Lernen von großer Be-deutung sind.

I n der UN-Behinder-tenrechtskonvention

wird das Konzept inklusiver Bildung als Menschenrecht ver-

ankert.

Begründung

In der Heilpädagogischen Erwachsenenbil-dung geht es immer um ein Mehr an Lebens-qualität.

Das Benennen und das Erfahren individueller Wünsche und Träume, aber auch das Bear-beiten von Erschwernissen und von Ein-schränkungen in der eigenen Lebenswelt können diese Hoffnung nach einem „Mehr als alles“ (nach Fischer 2009) unterstützen.

Die dafür nötigen Fertigkeiten und deren Er-werb können für den Einzelnen sehr unter-schiedlich sein. Menschen, die aufgrund ihrer persönlichen Geschichte ein Erschwernis ha-ben, ein stabiles Selbstkonzept und Kohä-renzgefühl aufzubauen. Sie benötigen hierbei verschiedene Formen der Unterstützung, der Begleitung oder der Beratung. Dies schließt heilpädagogische Erwachsenenbildung in al-len Lebensphasen leisten kann.

„Nicht nur Wissenserwerb - es ist (…) alles bedeut-sam, was das

menschliche Leben lebenswert macht“

(Theunissen 2008, S. 87)

Bildung, Selbstbestimmung und Teilhabe sind nach GG, UN- Charta und UN Konvention ein Rechtsgut aller Menschen und zwar ein Le-ben lang, was ein wichtiger Aspekt in der Heilpädagogik für die Begleitung des Men-schen mit seinem individuellen So- Sein in der jeweiligen Lebenswelt ist.

Theunissen (2003) spricht im heilpädagogi-schen Bezug von einer Art der Erwachsenen-bildung, welche über Angebote der allgemei-nen Bildung hinausgeht: „(…) da sie zur Ent-wicklung von Lebensperspektiven, zur Sinn-deutung, Daseinsgestaltung und Realitätsbe-wältigung, zur Orientierung in einer Welt stän-diger Veränderung, zur Partizipation an der gesellschaftlichen Entwicklung, zum kritischen Denken und verantwortlichen Handeln, aber auch zur Anpassung gesellschaftlicher Pro-zesse an kulturelle und gesellschaftliche Normen beitragen“ (ebd. S. 27).

Die Anforderung an eine heilpädagogische Erwachsenenbildung darf die lebensweltlichen Bezugssysteme nicht außer Acht lassen.

Es soll nicht nur wahrnehmungsfördernde, bewusstseinsbildende und kritische Funktio-nen, sondern auch um die Erschließung von Lebenssinn und um Raum für basales Lernen gehen.

Inhalte des Unterrichts

• Erarbeiten von theoretischen Grundlagen zur hp EWB auf der Grundlage eines hu-manistischen Menschenbildes und perso-nenzentrierten Denkens

• vertiefende Auseinandersetzung mit ver-schiedenen Theorien, Funktionen, Prinzi-pien und Begrifflichkeiten in der Erwach-senenbildung

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• Kennenlernen verschiedener Methoden und Ansätze in unterschiedlichen lebens-weltlichen Bezügen

• Gestaltung eines hp EWB Angebots und dessen Prozessorganisation mit Ange-botserstellung, Planung, Ressourcenfin-dung, Umsetzung, Dokumentation und Reflexion

• Reflexion und Diskussion des heilpäd-agogischen Handelns innerhalb des Handlungskonzeptes hp EWB bezogen auf Planung und Prozessgestaltung

• Reflexion des eigenen, heilpädagogi-schen Denkens und Handelns innerhalb von Praxisberatung und -begleitung durch erfahrene, Fachpraxisdozentinnen

Qualifikationsziele

Die Studierenden sollen:

• in der dialogischen Begegnung ihre Grundhaltung, die sich auf die Basisva-riablen der Empathie, der bedingungsfrei-en Wertschätzung und der Kongruenz stützt, vertiefen

• eigene Identität in der Rolle der/des Bil-dungsassistent/in im Rahmen des heil-pädagogischen Bezuges erfahren und gestalten

• Wissen und Basiskompetenzen verschie-dener theoretischer Ansätze erwerben und Methoden unter deren Berücksichti-gung zielgerichtet anwenden

• sensibilisiert werden, personenzentriert Methoden und Hilfen individuell darzurei-chen

• einen Transfer des methodischen Vorge-hens im Hinblick auf Inklusion und Partizi-pation auf andere heilpädagogische Auf-gabenstellungen bzw. Zielsetzungen, her-stellen können

• sich der Bedeutung der Selbstreflexion, der Selbstsorge (Psychohygiene) und der eigenen emotionalen Stabilität bewusst werden

• einen konkreten hp EWB Prozess planen, durchführen, dokumentieren und auswer-ten sowie praxisbezogene, hp EWB Fra-gestellungen diskutieren können

Zielgruppe/ HpS

Der Mensch steht im Prozess des Älterwer-dens vielen Entwicklungsaufgaben gegen-über; so ziehen sich verschiedene Themen durch die Daseinsbewältigung des Einzelnen und können zu Schwierigkeiten und Stolper-steinen im individuellen Wachstum werden.

Die heilpädagogische Erwachsenenbildung findet ihre Aufgabengebiete meist in Einrich-tung der Behindertenhilfe oder der Psychiatrie bzw. vermehrt auch in der Geragogik.

Es benötigt zu-nehmend Konzepte

der Lebensbeglei-tung im Sinne der

Vorbeugung vor dem Verlust von

Lebenssinn und der unmittelbaren Hilfe zur Sicherung eines menschen-

würdigen und erfüllten Altwerdens in sozialer und kul-tureller Partizipation.

Es ist aber durchaus sinnvoll, Menschen heil-pädagogisch zu unterstützen, die Hemmnisse oder Gefährdung bei der Ausbildung von Identität und Kohärenz haben, was die Mög-lichkeit von Angeboten auf alle Lebenswelten ausweitet (z.B. Begleitung von Menschen mit Suchterkrankung, in Arbeitslosigkeit oder bei schwierigen Veränderungen in ihrem Leben).

Positive Erfahrungen und die Unterstützung bei dem Entdecken verborgener oder neuer Ressourcen bildet die Basis für weiteres Ler-nen, des Sich-Bildens und der selbstbestimm-ten Gestaltung des eigenen Lebens.

Arbeitsfelder bzw. Lernort ‚Praxis‘ - Praktikumsstellen

In der heilpädagogischen Erwachsenenbil-dung, deren Ideen sich oft in der Arbeit mit Menschen mit einer sogenannten geistigen Behinderung finden, bewegen sich die The-men von Angeboten oft im musischen oder lebenspraktischen Bereich. Zentral ist die grundsätzliche Offenheit für alle Themen von Seiten der Erwachsenenbildner.

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Der Mensch mit Behinderung rückt hierbei wieder in den Fokus als Experte für die eige-nen Belange und sollte in die Erstellung von Angeboten einbezogen werden.

„Heilpädagogische Erwachsenenarbeit wird

sich zum einen bezie-hen auf Hilfen zur

Überwindung individuel-ler funktioneller Lern-

und Bildungshindernisse und zum anderen auf

Lehr- und Bildungsangebote verschiedensten kulturel-len Inhalts in möglichst integrativer oder partizipativer

Form“ (Speck, 2008, S. 509).

Die Organisationformen hierbei können genau so vielfältig sein (Einzel- oder Gruppenange-bot; öffentlicher, kirchlicher, privater Träger) wie die Dauer des Angebotes (sporadisch, kurzfristig oder lebensbegleitend).

Organisation des Praktikums

Das Praktikum findet innerhalb des 3. Studi-enjahres über 140 Stunden bzw. 120 Stunden (Kurs 08) statt. Nach dem Kennenlernen des Einsatzortes folgen:

• Entwicklung des hp EWB Angebotes wie u.a. Bedarfserhebung, Ausschreibung, Ressourcenfindung, Konzepterstellung

• Durchführung des hp Bildungsangebots in eigenständiger Gestaltung und zuverläs-sigen Begleitung

• Abschluss des Bildungsangebotes und Auswertung

Hierbei werden insbesondere berücksichtigt:

• Herstellung des Lebensweltbezuges durch Nutzung vorhandener Ressourcen im Sozialraum

• Beratung der Personen des Bezugssys-tems

• Kooperation mit anderen FachkräftenWir stammen aus Sozialräumen, d.h. aus

Familien, aus sozialen Nahräumen, aus länd-licher oder städtischer Struktur. Egal in wel-

chen Gemeinden wir unseren Platz gefunden haben, stellt sich die Frage, wie wir dort sozi-

al eingebunden sind.

Lernort ‚Praxis‘ - Exkursionen im Rahmen des Unterrichts

Ideen und Anregungen sind praxisnah erleb-bar durch den Besuch von einzelnen Projek-ten und Institutionen, die gemeinsam ausge-wählt werden. Gemeinsam können die Studie-renden auch den Versuch von Inklusion in verschiedenen Lebenswirklichkeiten erfahren und mit Bildungsassistenten in Kontakt treten.

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9. Anforderungen an Mentor/innen

Lernbegleiter/-in sein

Mentor/innen sind Fachkräfte, die über eine Weiterbildung bzw. ein Studium der Heilpäd-agogik, Sprachheilpädagogik, Sonderpädago-gik, Sozialen Arbeit, Sonderpädagogik, Psy-chologie oder vergleichbare Qualifikation ver-fügen. Sie begleiten die Studierenden an der Praxisstelle, arbeiten jedoch nicht ständig parallel mit ihnen.

Die Mentor/in begleitet die Studierende bei dem Prozess der Beziehungsgestaltung bzw. bei der Umsetzung heilpädagogischer Kon-zepte und Methoden mit den Zielen, die Per-sönlichkeitsentwicklung und die Teilhabe aller Beteiligter zu fördern. Zentral ist dabei die Erweiterung der Persönlichkeits-, Wissen- und Handlungskompetenz der Studierenden.

Im zweiten Studienjahr steht dabei die Pla-nung, die Durchführung und die Auswertung eines personbezogenen Angebotes, im dritten Jahr ein methodisches Angebot im Vorder-grund. Als grundlegende Aufträge, welche die Praktika begleiten, sind die Gestaltung einer heilpädagogische Beziehung und eines ent-wicklungsförderlichen Milieus, die heilpäd-agogische Diagnostik sowie die Beratung und die Zusammenarbeit mit Bezugspersonen zu werten.

Die Begleitung durch die Mentor/in ist zum einen als fachliche Anleitung zu verstehen, die sich auf konkrete Aufgabenstellungen und Fragen der Studierenden bzgl. des Auftrages beziehen. Zum anderen können die Bera-tungsgespräche auch der Auseinanderset-zung mit dem eignen Erleben und der Klärung der beruflichen Identität dienen.

Der Mentor ist Lernhelfer, Begleiter, Berater, Moderator und Organisator fachpraktischer

Bildungsprozesse.

Zu wesentlichen Aufgaben von Mentoren zäh-len im Einzelnen:

• Offenheit für den Lernprozess ‚heilpäd-agogisches Denken und Handeln‘ mit-bringen sowie die Bereitschaft, sich mit heilpädagogischen Methoden und Kon-zepten auseinanderzusetzen und diese zu begleiten

• Ansprechpartner und individueller Beglei-ter für den/die Studierende/n an der Pra-xisstelle und im Praktikum sein

• Hospitationsmöglichkeiten und Möglich-keiten interdisziplinärer Zusammenarbeit für die/den Studierende/n bereitstellen

• Beratung in regelmäßigen Anleitungsge-sprächen mit dem/der Studierende/n. Empfohlen werden 6 – 8 Beratungen pro Studienjahr an der Praxisstelle im Einzel-kontakt

• Gesprächspartner für die Praxisdozentin der Fachakademie bei Praxisbesuchen (1x jährlich; Dauer ca. 1 ½ Std.) sein

• Teilnahme an dem jährlich stattfindenden Informationstag an der Fachakademie

• Beurteilung der praktischen Tätigkeit des/der Studierenden. Die Beurteilung soll prozessbegleitend in den Anleitungsge-sprächen besprochen werden und erfolgt am Ende des zweiten bzw. dritten Studi-enjahr schriftlich.

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10. Überblick Fachpraxis

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10. Literatur

Literatur zum Weiterlesen

Fischer, D. (2009):.Heilpädagogik – ein Ver-sprechen. Würzburg: Edition Bentheim.

Fischer, H. & Renner, M. (2014). Heilpädago-gik. Heilpädagogische Handlungskonzepte in der Praxis. Freiburg i. Breisgau: Lambertus.Greving, H. & Ondracek, P. (Hrsg.)(2009). Spezielle Heilpädagogik. Eine Einführung in die handlungsfeldorientierte Heilpädagogik. Stuttgart: Kohlhammer.

Greving, H. & Schäper, S. (Hrsg.) (2013). Heilpädagogische Konzepte und Methoden. Orientierungswissen für die Praxis. Stuttgart: Kohlhammer. Simon, T. (2011): Klinische Heilpädagogik. Stuttgart: Kohlhammer.Stahlmann, M. & Pudzich, V. (2016). Effektiv lernen, arbeiten und präsentieren- Methoden-set für Heilpädagoginnen in Ausbildung und Beruf. Berlin: BHP Eigenverlag

Basisliteratur - Leitpostulat InklusionBiewer, G. (2016). Heilpädagogik und Inklusi-ve Pädagogik. Stuttgart: UTB.Heimlich, U. (2014). Inklusion in Schule und Unterricht. Stuttgart: Kohlhammer.Theunissen, G. (2012). Lebensweltbezogene Behindertenarbeit und Sozialraumorientie-rung. Freiburg i.B.: Lambertus.Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (2015). Index für Inklusion in Kindertagesein-richtungen: Gemeinsam leben, spielen und lernen. Frankfurt am Main: Eigenverlag

Basisliteratur - Heilpädagogische Haltung, Beziehungsgestaltung und Personzentrie-rungFlosdorf, P. (2009). Heilpädagogische Bezie-hungsgestaltung. Freiburg i. Breisgau: Lam-bertus.Hähner, U., Niehoff, U., Sack, R. & Walther, H. (1997). Vom Betreuer zum Begleiter. Eine Neuorientierung unter dem Paradigma der Selbstbestimmung. Marburg: Lebenshilfe.

Motschnig, R. & Nykl, L. (2009). Konstruktive Kommunikation. Sich und andere verstehen durch personenzentrierte Interaktion. Stutt-gart: Klett-Cotta.Pörtner, M. (2012). Ernstnehmen, Zutrauen, Verstehen. Personzentrierte Haltung im Um-gang mit geistig behinderten und pflegebe-dürftigen Menschen. Stuttgart: Klett-Cotta.Prengel, A. (2013). Pädagogische Beziehun-gen zwischen Anerkennung, Verletzung und Ambivalenz. Opladen: Barbara Budrich.Greving, H. & Schäper, S. (2016). Ethik heil-pädagogischen Handelns. Stuttgart: Kohl-hammer.

Basisliteratur - Heilpädagogische Diagnos-tikFischer, H. & Renner, M. (2014). Heilpädago-gik. Heilpädagogische Handlungskonzepte in der Praxis. Freiburg i. Breisgau: Lambertus.

Kobi, E. E. (2003). Diagnostik in der heilpäd-agogischen Arbeit. Luzern: SZH.

Ondracek, P. & Störmer, N. (2007). Diagnostik und Planung. Studium Europäische Inklusion. Berlin: Frank & Timme.

Lotz, D. (2002). Brauchen wir eine heilpäd-agogische Diagnostik? Heilpädagogische As-pekte einer verstehenden Beobachtung. Ab-zurufen unter www.heilpaedagogik-lotz.de (Feb. 2014)

Klemenz, B. (2003). Ressourcenorientierte Diagnostik und Intervention bei Kindern und Jugendlichen. Tübingen: dgbt-Verlag.

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Basisliteratur - Heilpädagogische Entwick-lungsförderung/-begleitungGreving, H. & Ondracek, P., (2009). Heilpäd-agogisches Denken und Handeln. Eine Ein-führung in die Didaktik und Methodik der Heil-pädagogik. Stuttgart: Kohlhammer.Fischer, D. (2009). Heilpädagogik – ein Ver-sprechen. Würzburg: Edition Bentheim. Fröhlich-Gildhoff, K. (2013). Angewandte Entwicklungspsychologie der Kindheit. Beglei-ten, Unterstützen und Fördern in Familie, Kita und Grundschule. Kohlhammer: Stuttgart.

Köhn, W. (2008). Heilpädagogische Erzie-hungshilfe und Entwicklungsförderung (HpE). Heidelberg: Universitätsverlag Winter.

Nollau, M. (2015). Kinder mit auffälligem Ver-halten: wahrnehmen, verstehen und beglei-ten. Ein heilpädagogisches Handlungskon-zept. Freiburg im Breisgau: Herder.Oy, C. M. v. & Sagi, A. (2011). Lehrbuch der heilpädagogischen Übungsbehandlung. Hilfe für das Kind mit Entwicklungsstörung oder Behinderung. 14. Auflage, völlig überarbeitet und erweitert von Biene-Deißer & Schroer. Heidelberg: Universitätsverlag Winter.

Raithel, J. & Dollinger, B. & Hörmann, G. (2009). Einführung Pädagogik. Begriffe, Strö-mungen, Klassiker, Fachrichtungen. Wiesba-den: VS Verlag.

Basisliteratur - Heilpädagogische Kunst-therapieBaer, U. (2014). Gefühlssterne Angstfresser Verwandlungsbilder. Kunst- und gestaltungs-therapeutische Methoden und Modelle. Neu-kirchen-Vluyn: Semnos Verlag.Menzen, K.-H. (2013). Kunsttherapie in der sozialen Arbeit. Dortmund: Verlag Modernes Lernen.Trüg, E., Kersten, M. (2013). Praxis der Kunsttherapie: Arbeitsmaterialien und Techni-ken. Stuttgart: Schattauer.

Wieland, E., Kessler, W. (2008). Plastisches Gestalten in der Kunsttherapie: Ton, Gips, Holz, Stein. Techniken, Methoden, Einsatz-möglichkeiten. Dortmund: Verlag Modernes Lernen.

Basisliteratur - Heilpädagogische Spielthe-rapieWeinberger, S. (2015). Kinder spielend helfen – Einführung in die Personzentrierte Spielpsy-chotherapie. Weinheim und Basel: Beltz Ju-venta.Goetze, H. (2002). Handbuch der personen-zentrierten Spieltherapie. Göttingen: Hogrefe.Oaklander, V. (2009). Verborgene Schätze heben. Wege in die innere Welt von Kindern und Jugendlichen. Stuttgart: Klett-Cotta.Hockel, C.M. (2011). Personzentrierte Kinder-psychotherapie. München: Reinhardt.Simon, T. (2008). Heilpädagogische Spielthe-rapie. Konzepte, Methoden und Anwendun-gen. Stuttgart: Klett-Cotta.Greving, H., Schroer, B. & Biene-Deißler, E.(2016). Das Spiel in der heilpädagogischen Arbeit. Stuttgart: Kohlhammer.

Basisliteratur - PsychomotorikFischer, K. (2009). Einführung in die Psycho-motorik. München: UTB.Köckenberger, H. (2016). Vielfalt als Methode. Dortmund: Verlag Modernes Lernen.

Möllers, J. (2015). Psychomotorische Förde-rung in der Heilpädagogik. Stuttgart: Kohl-hammer.Reichenbach, C. (2011). Psychomotorik. München: UTB.

Zimmer, R. (2016). Handbuch Psychomotorik. Theorie und Praxis der psychomotorischen Förderung. Freiburg: Herder Verlag.

Basisliteratur - Heilpädagogisch gestaltete ErwachsenenbildungErzmann, T. & Feuser, G. (Hrsg.) (2011). Ich fühle mich wie ein Vogel, der aus seinem Nest fliegt. Menschen mit Behinderung in der Er-wachsenenbildung. Frankfurt Main.

Fischer, D. (2009). Heilpädagogik- ein Ver-sprechen. Würzburg.

Primig, B. (2010). Seminare für Menschen mit Lernbehinderung leiten. Ein Leitfaden für TrainerInnen. Norderstedt.

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} Theorie- und wertgeleitet heilpädagogisch arbeiten - professionell handeln _________________________________________________________________________________

Speck, O. (2008). System Heilpädagogik. München: Ernst Reinhardt Verlag.

Theunissen, G. (2003). Erwachsenenbildung und Behinderung. Impulse für die Arbeit mit Menschen, die als lern- oder geistig behindert gelten. Bad Heilbrunn.

Schlussgedanke

Dieter Fischer (2009, S. 93) beschreibt Heil-pädagoginnen und Heilpädagogen als „ge-staltgebende und gestaltstiftende“ Wegbeglei-ter im Kontext gegebener Lebensbedingun-gen. Heilpädagoginnen und Heilpädagogen sollen demnach (mod. n. ebd.)• Freude und Lust am Leben vermitteln• auf ein lebendiges Verhältnis zum Körper

hinwirken• ein ‚anderes Verhältnis‘ zur Zeit praktizie-

ren• auf gute ‚Ernährung‘ für Leib, Seele und

Geist achten• einen anderen Leistungsbegriff (andere

Normen) verfolgen• ausreichend Wissen als Basis für Ent-

scheidungen besitzen• Gelegenheit zur Mit- und Selbstbestim-

mung schaffen• hinreichend Sinnlichkeit als Vorstufe zum

Sinn einbringen• auf Spiritualität im Alltag wie bei Festlich-

keiten Wert legen• Mitmenschlichkeit als Lebensäußerung

pflegen• Geschwisterlichkeit bzw. dialogisches Le-

ben als Basis sehen• für fundierte und verantwortete Professio-

nalität sorgen• im gesellschaftlich-politischen Engage-

ment nicht nachlassen• für fundierte und verantwortete Professio-

nalität sorgen• auf jegliche Formen von Macht verzichten• Perspektiven für das Leben über das

Heute hinaus entwickeln• Freude wie auch Leid teilen• anregen, das Leben insgesamt schöpfe-

risch-kreativ zu gestalten.

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} Fachakademie für Heilpädagogik – Kurs 08 & Kurs 09 _________________________________________________________________________________

Impressum

Fachakademie für HeilpädagogikGut Häusern 185229 Markt Indersdorfwww.akademie-schoenbrunn.deschulen@akademie-schoenbrunn.de

Verantwortlich für den InhaltMichael Kreisel

RedaktionStephanie Jofer-Ernstberger

Fachliche InhalteTeam der Fachakademie für HeilpädagogikEva Bormann,Tanja Endres,Nicole Fichtmair,Manuela FröhlichStephanie Jofer- ErnstbergerMichael Kreisel

Gestaltung der Titel-/ Rückseiteleporello-company.de

© aktualisierte Auflage September 2016

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