Facharbeit Psychologie Der Moralentwicklung

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Eine 12 Punkte Facharbeit zum Thema "Psychologie der Moralentwicklung"

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Michael Miller

Psychologie der Moralentwicklung

Facharbeit

Im Fach Ethik

Betreuer: Frau Kuhlow

Neue Nikolaischule

Leipzig, den 03.01.2014

INHALTSVERZEICHNIS1. Einleitung2. Die Moral - ein rein normativer Begriff?3. Der psychische Apparat3.1. Das Es3.2. Das ber-Ich3.3. Das Ich4. Perspektiven der Moralentwicklung4.2. Kognitive Perspektive4.1.1. Jean Piaget: Das moralische Urteil beim Kinde4.1.2. Vergleich zum Stufenmodell von Lawrence Kohlberg4.1.3. Kritik an der kognitiven Perspektive4.1. Emotionale Perspektive4.3. Situative Perspektive4.4. Zusammenhang der Perspektiven5. Zusammenfassung und Fazit6. Selbststndigkeitserklrung7. Literaturverzeichnis8. Auswertung einer Umfrage ber das moralische Verhalten im Alltag

1. EinleitungMoral ist ein Thema von einem hohen gesellschaftspolitischen Bedeutungsgrad. Gerade in einer Zeit, in der wir den Wert dieses Begriffs verlieren, lgen, ausnutzen und stehlen, ist es wichtig, die Bedeutung des kategorischen Imperativs von Immanuel Kant >Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde< nochmal zu berdenken. Im Alltag treffen wir hufiger auf moralische Probleme, als uns bewusst ist. Das liegt daran, dass wir bestimmten Regeln, die fr uns von Gltigkeit sind, nahezu automatisch folgen. Erst wenn wir ber Regeln und Normen nachdenken, wird uns bewusst, was Moral fr uns bedeutet.Moral ist ein Begriff jahrhundertelanger Philosophiegeschichte, welcher oft nach seiner Bedeutung hinterfragt wird: Wann ist etwas moralisch und wann nicht? Vor einem ethisch-pdagogischen Hintergrund stellen sich fr mich weitere Fragen: Ist Moral ein Produkt von Erziehungsmethoden? Auf welche Art und Weise frdert und vermittelt man Moral? Und berhaupt: Wie kann man den Begriff der Moral eines Menschen umschreiben? Ist es die Angst vor Bestrafung durch eine Autorittsperson oder viel mehr das Bedrfnis moralisch zu handeln? Die Moralpsychologie hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine allgemeine Gltigkeit fr die Bedeutung der Moral und deren Entwicklung zu finden. Obwohl Psychologen sich von dem negativen Moralverstndnis Freuds immer mehr abgrenzen, spielt seine Theorie immer wieder eine Rolle. So zum Beispiel knpft die rational gedachte kognitive Perspektive, die von den berhmten Psychologen Jean Piaget und Lawrence Kohlberg geprgt ist, am Freudschen ber-Ich an, welches die Gewissensinstanz und Strafinstanz in Freuds Drei-Instanzen-Modell darstellt. Die emotionale Perspektive der Moralentwicklung deutet Angstzustnde, die dem ber-Ich entspringen, als Grundvoraussetzung der Verinnerlichung von Normen und Regeln. Das Induzieren von Verhaltensmustern fr verschiedene Situationen ist das Prinzip der situativen Perspektive, welche eine weitere alternative Sichtweise auf die Moralentwicklung darstellt. Die Ansichten dieser drei Perspektiven sollen in der Arbeit nachfolgend erlutert und auf Freuds Drei-Instanzen-Modell bezogen werden. Anschlieend soll ein Zusammenhang aller drei Perspektiven sichtbar gemacht werden, um somit eine mglichst vollstndig abgedeckte Theorie fr die Moralentwicklung zu finden.Bevor komplexe Ausfhrungen zur moralpsychologischen Theorie besprochen werden knnen, muss zunchst der Begriff der Moral definiert und deutlich gemacht werden, wie subjektiv die Bewertung einer moralischen Handlung sein kann.2. Die Moral - ein rein normativer Begriff?Der Begriff Moral leitet sich von dem lateinischen Wort mos ab, welches soviel wie Sitte oder Brauch bedeutet.1 Vergleiche http://de.wikipedia.org/wiki/Moral

Somit kann man auch auf die heutige Bedeutung dieses Begriffs schlieen. Die Moral ist das System bestimmter Individuen, Gesellschaften oder Kulturkreise, welches auf Norm, Tradition und Religion beruht.2 Vergleiche http://www.duden.de/rechtschreibung/Moral

Da sich Vorstellungen von Normen in unterschiedlichen Gruppen stark differenzieren, heit es, dass der Unterschied von Moral und Unmoral nicht beschreibend, sondern normativ/subjektiv ist, oder? Um zu zeigen, wie subjektiv eine Handlung bewertet werden kann, wird nun ein extremes Beispiel fr eine moralische Zwickmhle (psychologisch: Hypothetisches Dilemma) vorgestellt: die Opferung Isaaks. In dieser Erzhlung aus dem Alten Testament heit es, dass Gott Abraham befohlen hat, seinen Sohn Isaak zu tten, als Prfung auf die Gottesfurcht Abrahams. Bedenkt man, dass Abraham dazu gezwungen wird, sein eigenes Fleisch und Blut zu verlieren als bloes Zeichen fr seine Gottesfurcht, so ist die von Gott selbst verlangte Handlung moralisch inkorrekt. Mit welchem Recht geschieht das? Dieser Sichtweise nach mit keiner. Andererseits aber ist in Abrahams Kopf festgesetzt, dass die Regeln Gottes oberstes Gesetz sind und er diese befolgen muss. Diese komplizierte Situation verdeutlicht, wie subjektiv eine solche moralische Bewertung sein kann. Fr die Untersuchung von der moralischen Urteilsbildung beim Menschen wandte Kohlberg - ein Psychologe, der fr weitere Betrachtungen eine wichtige Rolle spielen wird - eine Methode an, welche mit der Vorlegung solcher Dilemmata arbeitete. Dabei mussten sich die Personen zwischen mindestens zwei Handlungsalternativen entscheiden, wie es bei Isaaks Opferung fr Abraham der Fall war. Moralische Bewertungen sind subjektiv und das nicht nur bei extremen Beispielen, wie Ritualen von Afrikanischen Vlkern bei denen Frauen beschnitten werden, wo sich die Frage stellt in welcher Weise es ethisch vertretbar sein kann, gegen den Willen der Frau sie zu verstmmeln, aber auch in alltglichen Situationen kommt es zu solchen Dilemmata. Die Leserbriefe der Sddeutschen Zeitung, welche unter der Rubrik Gewissensfrage nachzulesen sind, stellen Fragen ber alltgliche Moralprobleme dar. So zum Beispiel findet man dort die Frage einer Babysitterin: Diese wei, dass sie mit der Aufsicht eines Kindes eine auereheliche Affre untersttzt und fragt sich nun, ob sie deshalb kndigen sollte. Einerseits ist es nur ihr Job, weswegen das private Leben der Frau sie nicht interessieren sollte, aber andererseits ist es falsch, die zerstrten Verhltnisse zu untersttzen, indem man der Frau Zeit fr die Affre schafft. (Im Anhang der Arbeit finden Sie die Auswertung einer Umfrage von 74 Schlern ber ihr moralisches Verhalten im alltglichen Leben.) Die Subjektivitt der Beantwortung solcher Fragen ist unendlich gro, aber kann man die Moral auch als beschreibenden Begriff gltig gemacht werden?Mit dieser Frage beschftigt sich die Moralpsychologie. Sie betrachtet drei Perspektiven der Moral: die kognitive Perspektive, welche das Denken als Einflussfaktor der Moral bercksichtigt, die emotionale Perspektive, welche hinterfragt wie Gefhle unsere Moral beeinflussen knnen und die situative Perspektive, welche wie der Name schon sagt, die jeweilige Situation betrachtet.1 Vergleiche Horst Heidbrink Einfhrung in die Moralpsychologie 2011, S. 14

Das Drei-Instanzen-Modell (auch der psychische Apparat genannt) von Sigmund Freud bietet einen groben berblick ber die Moralentwicklung des Menschen. In diesem Modell berschneiden sich die moralischen Betrachtungsperspektiven.

3. Der psychische ApparatInhalt der im Jahr 1923 von Sigmund Freud verffentlichten Arbeit Das Ich und das Es ist der Aufbau der Psyche. Nach dem sein Modell des Unbewussten, Vorbewussten und Bewussten alterte, entwickelte Freud ein differenzierteres Modell. Der psychische Apparat besteht aus drei Instanzen: dem Es, dem Ich und dem ber-Ich. Diese drei Instanzen regulieren die eigentliche Handlung des Menschen. Eine gesunde Psyche ist ein gesundes Ma der Beteiligung aller drei Instanzen.

3.1. Das EsDie lteste dieser psychischen Provinzen oder Instanzen nennen wir das >>Es