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Werte für Menschen, Tiere und Umwelt synlab.vet Fachinformation Akute und chronische Pankreatitis

Fachinformation Akute und chronische Pankreatitis · Akute und chronische Pankreatitis Vor allem die akute Pankreatitis stellt eine dramatische Verlaufsform der Bauchspeicheldrüsen-entzündung

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synlab.vet GmbH & Co.KG . Leitershofer Straße 25 . 86157 Augsburg . Telefon 0821 / 4 4017 80 . Fax 0821/ 40 40 99 . [email protected] Köln .An der Wachsfabrik 25 . 50996 Köln . Telefon 02236 / 391170 . Fax 02236 / 6 95 03 . [email protected] . www.synlab-vet.de

Akute und chronische Pankreatitis

Vor allem die akute Pankreatitis stellt eine dramatische Verlaufsform der Bauchspeicheldrüsen-entzündung dar. Der Ausgangspunkt für diese Entwicklung ist das Versagen der verschiedenenSchutzmechanismen, die eine Selbstverdauung des Pankreas verhindern: Normalerweisewerden die Verdauungsenzyme der Bauchspeicheldrüse in inaktiver Form produziert, gespei-chert und auch sezerniert. Erst in der Darmschleimhaut bzw. im Darmlumen – also in ange-messener Entfernung von der Bauchspeicheldrüse – entstehen hieraus die biologisch aktivenEnzyme. Eine vorzeitige Aktivierung der Verdauungsenzyme bereits im Pankreas führt in Abhängigkeitvon Ursache und Dauer der Erkrankung über eine milde ödematöse Entzündung hin zur hämor-rhagischen und schließlich nekrotisierenden Pankreatitis. Einen meist tödlichen Verlauf nimmtdie Erkrankung, wenn proteolytische Enzyme in die Blutbahn geraten, da es dann in relativ kur-zer Zeit zu einem massiven Verbrauch von Plasmaproteaseinhibitoren – vor allem den α-Makro-globulinen – kommt. Freie Proteasen können nur nach vorheriger Bindung an α-Makroglobu-line inaktiviert werden. Der Zusammenbruch dieser Schutzmechanismen führt nach relativkurzer Zeit zum Tod des Patienten.

Symptome

In Abhängigkeit von der Ursache und dem Verlauf können die nachfolgend beschriebenenSymptome entweder völlig fehlen oder aber in ganz extremer Form beobachtet werden.Meist tritt mittelgradiges bis schweres Erbrechen auf, das durch Futter und/oder Wasseauf-nahme meist ausgelöst bzw. intensiviert wird. Oft entsteht in der Folge Durchfall und dieTiere zeigen mehr oder weniger stark ausgeprägte Anzeichen für adominale Schmerzen. AlleTiere sind anorektisch und lethargisch bis hin zu ausgeprägter Depression und Schockzustand.Fieber tritt normalerweise nicht auf, es sei denn bei einer nekrotisierenden Pankreatitis. Vor allem bei der Katze sind die oben beschriebenen Symptome auch bei schweren Verlaufs-formen oft nur andeutungsweise ausgeprägt, was selbst das Stellen einer Verdachtsdiagnoseerheblich erschwert. Als häufigste Symptome werden für die Katze in abnehmender Inzidenz Lethargie, Anorexie,Dehydratation, Tachypnoe, Tachycardie, Hypothermie, Ikterus, abdominale Schmerzen undErbrechen angegeben.

Ursachen

Oft kann bei einer Pankreatitis keine ätiologische Diagnose gestellt werden. Als möglicheUrsachen bzw. potentielle Risikofaktoren werden folgende Punkte diskutiert: Verfettung aberauch Unterernährung, fettreiche Mahlzeiten, Hypertriglyceridämie, Endotoxämie (z. B.Pyometra, Ileus), Leber- und Gallenwegserkrankungen (Entzündungen, Obstruktionen,Tumoren, Duodenalreflux u. a.), Medikamente (Thiaziddiurektika, Furosemid, Glukokortikoide,Azathioprin, Sulfonamide, Tetrazykline usw.), Hypercalcämie, Toxine und Gifte (z. B.Organophospate), Traumen, Parasiten,...Für einige Rassen ist eine erbliche Prädisposition beschrieben, so zum Beispiel für denZwergschnauzer.

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Diagnose

Mehr als bei vielen anderen Erkrankungen gilt bei der Pankreatitis die Feststellung: „Um eine Erkrankung zu diagnostizieren, muss man erst einmal an sie denken“.Neben dem Vorbericht und dem klinischen Bild sollten zur Sicherung der Diagnose und zurAbklärung der Differentialdiagnosen folgende Laboruntersuchungen herangezogen werden:

Blut

TLI (Trypsin–like–Immunoreactivity)

Vor allem bei einer akuten Pankreatitis ist mit einem deutlichen Anstieg der TLI zu rechnen.Mit zunehmender Chronizität fällt dieser Anstieg immer weniger markant aus.� Für die Katze kann bisher nur in Amerika eine TLI-Bestimmung durchgeführt werden.

Transport- und Untersuchungskosten sind allerdings so hoch, dass von Ausnahmefällenabgesehen, eine routinemäßige Untersuchung ausgeschlossen ist.

� Hunde müssen vor der Blutentnahme unbedingt 12 Stunden nüchtern sein. Die Verlegungder Ausführungsgänge des Pankreas oder eine stark eingeschränkte Nierenfunktion kannzu falsch normalen bzw. falsch erhöhten TLI-Werten führen. Hunde, die an einer exokrinenPankreasinsuffizienz leiden (siehe Infoblatt EPI), haben subnormale bzw. stark erniedrigteTLI-Werte.

Lipase und Amylase

Erhöhungen der Lipase um mehr als das Dreifache des oberen Referenzbereiches gelten alshochgradig verdächtig für eine Pankreatitis bzw. eine Pankreasnekrose. Sowohl die Lipase, als auch die Amylase werden über die Niere ausgeschieden. Eine Nieren-insuffizienz kann infolge verzögerter renaler Ausscheidung zu einer unspezifischen Erhöhungauf den 2- bis 3-fachen Wert führen. Die Beurteilung sollte also stets mit Blick auf dieNierenfunktion erfolgen. Je früher das Serum nach Beginn der Erkrankung gewonnen wird,umso höher ist die zu erwartende Sensitivität und Spezifität. Niedrige oder normale Lipase-und Amylasewerte schließen eine Bauchspeicheldrüsenentzündung nicht aus (v. a. bei derKatze).Insgesamt betrachtet gilt die Lipase als diagnostisch spezifischer im Vergleich zur Amylase.Sie reagiert langsamer als die Amylase, bleibt aber über einen längeren Zeitraum erhöht. ImGegensatz dazu steigt die Amylase sofort an, sinkt aber schon nach 1 bis 2 Tagen wieder ab.Lipase und Amylase sollten deshalb immer gemeinsam untersucht werden.

Weitere Laborwertveränderungen

Verschiedene andere Abweichungen werden in unterschiedlicher Häufigkeit beiBauchspeicheldrüsenentzündungen beobachtet:� Leukozytose mit Linksverschiebung� normozytäre und normochrome Anämie� Hyperbilirubinämie� Hypercholesterinämie� Hyperglycämie� GPT-, GOT- und AP-Erhöhung � Azotämie durch Dehydratation oder primäre bzw. sekundäre Niereninsuffizienz;

Die Differenzierung von prärenaler und renaler Harnstoff- und Kreatininerhöhung erfolgtdurch Urinanalyse und das Ansprechen auf eine Infusionstherapie.

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Therapie

Die wichtigsten therapeutischen Maßnahmen sind symptomatischer Natur:� Flüssigkeitstherapie, um Verluste, Dehydratation, Schock und Nierenversagen zu be-

handeln.� Nahrungskarenz, um eine weitere Selbstdigestion zu vermindern.� Kontrolle des Vomitus: z. B. Meoclopramid, Cimetidin ;� Schmerztherapie: z. B. Buscopan, Novalgin;� Antibiose, um Sekundärinfektionen zu bekämpfen bzw. zu verhindern. Antbiotika aus

der Gruppe der Gyrasehemmer gelten als Mittel der Wahl und sollten wenn möglich –wie auch alle anderen Medikamente – parenteral verabreicht werden.

� Bluttransfusion, um α-Makroglobuline, Gerinnungsfaktoren und andere Blutbestandteile,die bei einer akuten Pankreatitis einem starken Verbrauch unterliegen, dem Körper zurVerfügung zu stellen.

� Diät: nach angemessener Nahrungskarenz sollte zunächst Wasser und/oderElektrolytlösung in kleinen Menge verabreicht werden. Wenn die oraleFlüssigkeitsaufnahme ohne Erbrechen innerhalb von 24 Stunden möglich ist, sollte in 1- bis 2-stündigen Abständen löffelweise eine fett- und eiweißarme Diät von breiig-flüssi-ger Konsistenz angeboten werden. Die gleichzeitige Verabreichung von Pakreasenzymenund Medikamenten, die die Magenmotilität und Magenentleerung fördern, scheint sichgünstig auf die Rekonvaleszenz auszuwirken und senkt die Rezidivrate.