81
FAIRTRADE IN ZAHLEN SIEBTE AUSGABE 2015

Fairtrade in Zahlen · 2017-12-01 · Fairtrade-Prämie ein, das waren rund sieben Prozent der weltweit gezahlten Fairtrade-Prämiengelder. Insgesamt befanden sich 2014 ber 80 Prozent

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

  • FAIRTRADE IN ZAHLEN

    SIEBTE AUSGABE 2015

  • Fairtrade International

    Fairtrade International entwickelt die international gültigen Fairtrade Standards, koordiniert die

    Unterstützung für Produzenten und unterstützt die internationale Fairtrade-Bewegung in den

    verschiedenen Verbraucher- und Anbauländern. Die Mitglieder von Fairtrade International sind

    die drei kontinentalen Produzentennetzwerke, die die Interessen der Produzenten repräsentieren,

    sowie die nationalen Fairtrade Organisationen der Verbraucherländer. Die Entscheidungsgewalt

    ist paritätisch zwischen Produzentennetzwerken und Fairtrade Organisationen aufgeteilt.

    www.fairtrade.net

    FLOCERT

    FLOCERT ist die globale Zertifzierungsorganisation, die seit ihrer Gründung 2003 für Kontrolle

    und Zertifzierung nach Fairtrade-Standards zuständig ist. Die Gesellschaft arbeitet mit einem

    unabhängigen und weltweit konsistenten Zertifzierungssystem nach den Anforderungen der

    Akkreditierungsnorm ISO 17065. FLOCERT betreibt vier internationale Niederlassungen, mit 80

    Angestellten und über 100 Kontrolleuren weltweit. Weitere Informationen unter www.focert.net

    TransFair e.V.

    TransFair e.V. ist die nationale Fairtrade Organisation für Deutschland. Der Verein wurde 1992 mit

    dem Ziel gegründet, benachteiligte Produzentengruppen in Entwicklungsländern zu unterstützen.

    Als unabhängige Organisation handelt TransFair e. V. nicht selbst mit Waren, sondern vergibt das

    Fairtrade-Siegel für fair gehandelte Produkte und fördert das Bewusstsein für einen nachhaltigen

    Konsum. www.fairtrade-deutschland.de

    Fairtrade in Zahlen

    Siebter Monitoringbericht 2015

    Copyright: Fairtrade International 2016

    Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Publikation darf ohne vorherige schriftliche

    Genehmigung durch Fairtrade International weder ganz noch teilweise, in keiner Form und

    durch kein Mittel (elektronisch, mechanisch, durch Fotokopie, Aufzeichnung oder andere Mittel)

    verwendet, vervielfältigt oder übertragen werden.

    Die hier zur Verfügung gestellten Daten und Fakten dienen ausschließlich Informationszwecken.

    Fairtrade International gewährt das Nutzungsrecht für den persönlichen, nicht-kommerziellen

    Gebrauch ohne jegliche Rechte auf Weiterverkauf oder Weiterverbreitung der Informationen oder

    auf die Zusammenstellung neuer oder aus diesem Bericht abgeleiteter Werke.

    Titelbild: Esther Nyaboke of Finlays in Kenia wiegt den von ihr gepfückten Tee. © Simon Rawles

    http:www.fairtrade-deutschland.dehttp:www.flocert.nethttp:www.fairtrade.net

  • 1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    9

    INHALT

    . Kurzbericht und wichtigste Daten im Überblick 6 - 13

    . Grafken im Überblick 14 - 19

    . Fairtrade-Produkte im Fokus: Kaffee 20 - 27

    . Fairtrade-Produkte im Fokus: Bananen 28 - 36

    . Fairtrade-Produkte im Fokus: Kakao 37 - 50

    . Fairtrade-Produkte im Fokus: Tee 51 - 52

    . Fairtrade-Produkte im Fokus: Zucker 53 - 61

    . Fairtrade-Produkte im Fokus: Baumwolle 62 - 71

    . Fairtrade-Produkte im Fokus: Blumen 72 - 79

  • VORWORT Der Countdown zum Jahr 2030 hat begonnen und im Jahr 2016 kommen die Ziele

    für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, kurz SDGs) erstmals

    über ein volles Jahr hinweg zur Anwendung. Es geht darum, das Leben der ärmsten,

    am stärksten benachteiligten Milliarden Menschen zu verändern. Mit Zielen wie der

    Beseitigung von Armut und Hunger bis hin zur Bekämpfung des Klimawandels sind die

    17 SDGs der ambitionierteste und umfassendste Plan aller Zeiten, um die Weichen für

    eine nachhaltigere und stabilere Zukunft für unsere Welt zu stellen.

    Fairtrade kann und wird eine bedeutende Rolle in der erfolgreichen Umsetzung

    der SDGs übernehmen. Wir wissen, dass es keine schnellen Lösungen gibt bei der

    Bekämpfung von Ungleichheit, der Eröffnung von Chancen und der Abschaffung von

    Ausbeutung, aber wir können auf greifbare Veränderungen verweisen, die unsere

    Arbeit bereits bewirkt hat und daraus lernen. Dieser Bericht – die siebte Ausgabe von

    Fairtrade in Zahlen1 – stellt detailliert den aktuellen, weltweiten Stand von Fairtrade dar,

    zeigt aber auch deutlich, dass unsere Arbeit – und die Arbeit all der anderen Akteure,

    die für Handelsgerechtigkeit kämpfen – massiv verstärkt werden muss, um zukünftig

    spürbare Veränderungen zu erreichen. Ja, die Zahlen bewegen sich langsam in die

    richtige Richtung: Neun Prozent mehr Bäuerinnen und Bauern, Arbeiterinnen und Arbeiter

    haben sich Fairtrade angeschlossen, wir verzeichneten Marktzuwächse für die meisten

    der prominentesten Produkte und eine leichte Steigerung der Gesamtzahl von Fairtrade-

    Organisationen weltweit. Doch es geht nur langsam voran.

    Wir selbst sind unsere schärfsten Kritiker. Doch müssen wir andererseits auch

    realistisch sein, sowohl was die globalen Umstände angeht, unter denen wir arbeiten, als

    auch die Herausforderungen, die sich uns stellen – genauso wie die Bäuerinnen, Bauern,

    Arbeiterinnen und Arbeiter, mit denen wir in verschiedenen Ländern zusammenarbeiten.

    Viele Probleme, die sich diesen Menschen stellen, sind nach Generationen der

    Ausgrenzung und Ausbeutung tief verwurzelt. Die SDGs stellen uns vor ein Paradox: Es ist

    unumgänglich, dass wir schnell und in angemessenem Umfang handeln, um nachhaltige

    Entwicklung für alle zu erreichen, während wir gleichzeitig akzeptieren müssen, dass

    es Zeit braucht, um lokale Eigenverantwortung und Führungsrollen aufzubauen, ein

    Schlüsselfaktor um die Wirkung von Fairtrade zu erhöhen.

    Die Tatsache, dass so viele Bauernfamilien und Arbeitskräfte auf Plantagen von

    einem globalen Handelssystem ausgegrenzt werden, von dem einige wenige auf Kosten

    der Mehrheit proftieren, bedeutet nicht, dass Handel an sich schlecht ist. Handel kann

    – und sollte – als ein wichtiges Instrument und Katalysator zur Überwindung der Kluft

    in Gesellschaften dienen. Ein gerechterer Handel kann für nachhaltige Veränderungen

    sorgen, indem er die Kluft zwischen Arm und Reich verringert, Möglichkeiten für einen

    sozialen und wirtschaftlichen Wandel bietet und mehr Achtung von Menschenrechten

    sowie der so kostbaren natürlichen Ressourcen unserer Erde fördert.

    Die Auswertung unserer Wirkung ist unverzichtbar, wenn wir erfolgreiche Strategien

    und Maßnahmen ausbauen und die weniger erfolgreichen korrigieren wollen. Mit jedem

    Jahr entwickeln sich unsere Kontrollen, unsere Evaluation und unsere Lernprozess weiter

    und unsere Untersuchungen werden umfangreicher und detaillierter. Das bedeutet

    wiederum, dass wir neue Erkenntnisse effektiver anwenden können. Doch je tiefer wir in die

    Daten eintauchen und je mehr wir über die Geschichten der Menschen hinter den Zahlen

    erfahren, desto mehr sind wir gefordert. Um mit Al Gore zu sprechen: Die unbequeme

    Wahrheit ist, dass trotz all unserer Erfolge Fairtrade auf dem Weltmarkt und in komplexen

    Marike de Peña, Vorstandsvorsitzende Fairtrade International © Kyle Freund / Fairtrade International

    1 Englischer Originaltitel „Monitoring the Scope and Benefts of Fairtrade“

  • 5 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

    multinationalen Lieferketten noch lange nicht das erreicht hat, was eigentlich nötig wäre.

    Ich bin stolz, Vorsitzende einer Organisation zu sein, die international anerkannt ist für

    ihre Offenheit im Umgang mit diesen Herausforderungen und die konkrete Maßnahmen

    ergreift, um diese aktiv anzugehen. Vor kurzem wurde Fairtrade International positiv dafür

    hervorgehoben, eine der wenigen Organisationen zu sein, die regelmäßig ihre Evaluationen

    veröffentlicht, egal ob sie positiv oder negativ ausfallen. Unser Anspruch geht aber noch

    darüber hinaus – wie können wir sonst noch dazulernen und uns verbessern? Doch wir

    wissen auch, dass diese Transparenz die Aufmerksamkeit auf unsere Wirkung lenkt und

    dass wir trotz des moderaten Zuwachses nicht zufrieden sein können.

    Es heißt oft, Wissen sei Macht. Wenn Fairtrade erfolgreich zur Umsetzung der

    SDGs beitragen will, ist die umfassende Kenntnis unserer Wirkung unverzichtbar. Das

    vorliegende Dokument führt diesen wichtigen Aspekt unserer Arbeit fort.

  • Kurzbericht und wichtigste Daten im Überblick

  • 7 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

    Die Daten dieses Berichts zeigen insgesamt weiterhin ein Wachstum von Fairtrade im Jahr

    2014, sowohl in Bezug auf die Beteiligung von Kleinbäuerinnen und -bauern, Lohnarbeitskräften

    und ihrer Produzentenorganisationen, als auch in Hinblick auf die Absatzvolumen von

    Produkten, die von Produzentenorganisationen zu Fairtrade-Bedingungen erzielt wurden.

    Kleinbauern, Lohnarbeitskräfte und Produzentenorganisationen Die Zahl der Kleinbäuerinnen, Kleinbauern und Lohnarbeitskräfte im Fairtrade-System

    stieg bis Ende 2014 auf 1,65 Millionen, neun Prozent mehr als im Jahr zuvor. Ca. 64 Prozent

    aller Kleinbäuerinnen, Kleinbauern und Lohnarbeitskräfte im Fairtrade-System leben in Afrika

    und dem Mittleren Osten. Die Zahl der Fairtrade-Kleinbäuerinnen und -bauern stieg in allen

    drei Regionen – Asien, Lateinamerika und Afrika - sowie für den Großteil der prominentesten

    Produktgruppen. Dagegen sank die Zahl der Arbeiterinnen und Arbeiter auf Fairtrade-

    Plantagen leicht. Insgesamt stieg die Zahl der Fairtrade-Produzentenorganisationen deutlich

    langsamer als in den Jahren zuvor und erreichte zum Ende des Jahres 2014 einen Stand

    von 1.226, ein Zuwachs von nur einem Prozent gegenüber 2013. Obwohl die Zahl der

    zertifzierten Bäuerinnen und Bauern in Afrika und dem Mittleren Osten rasant anstieg,

    sank die Zahl der Fairtrade-Produzentenorganisationen.

    Im Jahr 2014 befanden sich über 28 Prozent aller Fairtrade-Bäuerinnen und -Bauern in

    Ländern mit geringem Einkommen (Englisch: low-income countries, LICs). Es gab Fairtrade-

    zertifzierte Produzentenorganisationen in 20 der 31 von der Weltbank als LICs eingestuften

    Länder. Produzentenorganisationen in LICs nahmen 2013–14 rund acht Millionen Euro

    Fairtrade-Prämie ein, das waren rund sieben Prozent der weltweit gezahlten Fairtrade-

    Prämiengelder. Insgesamt befanden sich 2014 über 80 Prozent aller Bäuerinnen und Bauern

    sowie Arbeiterinnen und Arbeiter aus Fairtrade-zertifzierten Produzentenorganisationen

    gemäß der Weltbankdefnition in Ländern mit niedrigem Einkommen oder Ländern mit

    mittlerem Einkommen im unteren Bereich.

    Fairtrade arbeitet weiterhin hauptsächlich mit Kleinbäuerinnen und -bauern zusam-

    men: 80 Prozent der Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifzierung sind

    Kleinbauernorganisationen. Die durchschnittliche Anbaufäche von Fairtrade-Bäuerinnen

    und -Bauern beträgt nur 1,4 Hektar. Die Anbaufäche für Fairtrade-Tee in Ostafrika ist im

    Durchschnitt sogar nur 0,3 Hektar groß. Zum Größenvergleich: kleine Familienfarmen in

    den USA sind 98 Hektar groß.1

    Foto: Dennis Korir auf seiner fünf Morgen großen Teefarm nahe der Finlays Teeplantage in Ainamoi, Kenia. Dennis ist Mitglied der Fairtrade-zertifzierten Fintea Growers Co-operative Union (FGCU), die ihren grünen Blatttee an die Finlays Verarbeitungsbetriebe der Gegend verkauft.

    © Riccardo Gangale / Fairtrade Africa

    1. Robert Hoppe (2014) Structure and Finances of U.S. Farms: Family Farm Report, 2014, EIB-132 Economic Research Service/ USDA, http://ers.usda.gov/media/1728096/eib-132.pdf

    TABELLE 2.1

    Entwicklung der Anzahl von Kleinbäuerinnen und -bauern, Lohnarbeitskräften und Produzentenorganisationen im Fairtrade-System 2014 weltweit

    Gesamt Fairtrade-Produzentenorganisationen weltweit 1.210 1.226 1%

    Gesamt Kleinbäuerinnen und -bauern 1.305.500 1.447.900 11%

    Gesamt Lohnarbeitskräfte auf Fairtrade-Plantagen 210.900 204.000 -3%

    Gesamt Kleinbäuerinnen/-bauern und Lohnarbeitskräfte 1.516.400 1.651.900 9%

    Gesamt Länder mit Fairtrade-zertif zierten Produzentenorganisationen 74 74

    http://ers.usda.gov/media/1728096/eib-132.pdf

  • 8 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

    Fairtrade-Verkaufsvolumen und -Prämieneinnahmen Die Gesamteinnahmen durch die Fairtrade-Prämie stiegen deutlich an, sowohl für

    Kleinbauernorganisationen als auch für Beschäftigte auf Plantagen. Im Vergleich zu

    2012–13 ergibt die Auswertung der für 2013–14 gemeldeten Zahlen einen Anstieg der

    Fairtrade-Prämieneinnahmen um 12 Prozent. Wie bereits 2012–13 gingen 85 Prozent aller

    gemeldeten Prämieneinnahmen an Kleinbauernorganisationen oder Organisationen mit

    Vertragsproduktion und 15 Prozent an Plantagen.

    Auch die Umsätze, die Produzentenorganisationen über ihre Fairtrade-Verkäufe

    erzielten, stiegen im Berichtsjahr, allerdings insgesamt um lediglich einen Prozentpunkt. Der

    leichte Rückgang für Einnahmen aus Fairtrade-Verkäufen von Kleinbauernorganisationen

    spiegelt die anhaltende Instabilität der Kaffeepreise auf dem Weltmarkt im Jahr 2014

    wider. Die Preise erholten sich leicht von ihrer Talfahrt 2013, doch felen sie gegen Ende

    2014 erneut. Das führte dazu, dass Produzentinnen und Produzenten zwar mehr Kaffee

    zu Fairtrade-Bedingungen verkauften, doch dafür einen geringeren Preis erhielten als im

    Vorjahr. Nicht unwichtig ist auch, dass die Umrechnung der Fairtrade-Einnahmen in Euro

    für den Bericht Währungsschwankungen unterworfen ist. Dagegen stieg die Fairtrade-

    Prämie trotz der Preisschwankungen für Kaffee, weil sie ein Festpreis gebunden an

    Absatzmengen ist. Insofern stellen die Fairtrade-Prämie und der Fairtrade-Mindestpreis

    weiterhin eine wichtige Stütze für Bäuerinnen und Bauern dar, wenn die Rostoffpreise

    auf dem Weltmarkt instabil sind.

    Wie bereits 2012–13 verzeichneten Organisationen mit Lohnarbeitskräften im

    Berichtsjahr 2013–14 ein starkes Umsatzwachstum. Fairtrade-Prämieneinnahmen

    stiegen um zwölf Prozent, Einnahmen aus Fairtrade-Absätzen um 18 Prozent. Das

    Wachstum konzentrierte sich auf Bananen und Blumen. Die Marktchancen für andere

    Plantagenprodukte wie Tee blieben gering.

    Die Produzentinnen und Produzenten meldeten für 2013–14 stark gestiegene

    Absatzvolumen für Bananen (15 Prozent) und Kakao (17 Prozent). Nach mehreren Jahren

    sinkender oder stagnierender Verkäufe stiegen die Absätze auch für Fairtrade-Baumwolle

    um 21 Prozent. Andere zentrale Produkte wie Kaffee, Zucker und Blumen verzeichneten

    ein gemäßigtes Absatzwachstum zu Fairtrade-Bedingungen um jeweils sechs, vier und

    fünf Prozent.

    Damit Produzentinnen und Produzenten möglichst effektiv von Fairtrade proftieren

    können, müssen sie einen wesentlichen Teil ihrer Ernten zu Fairtrade-Bedingungen

    TABELLE 2.2

    Gesamtentwicklung Fairtrade-Umsätze und Fairtrade-Prämieneinnahmen 2013–14

    Gesamtsumme gemeldet von Kleinbauernorganisationen 81,3 90,5 11%

    Gesamtsumme gemeldet von Organisationen mit Lohnarbeitskräften 14,0 15,7 12%

    Gesamtsumme aller gemeldeten Fairtrade-Prämieneinnahmen 95,2 106,2 12%

    Gesamtsumme gemeldet von Kleinbauernorganisationen 840 826 -2%

    Gesamtsumme gemeldet von Organisationen mit Lohnarbeitskräften 106 125 18%

    Gesamtsumme aller gemeldeten Fairtrade-Umsätze 946 951 1%

  • 9 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

    verkaufen. Zwar ergeben sich bereits einige Vorteile nur durch die Einhaltung der

    Fairtrade-Standards, doch Umsätze zu Fairtrade-Bedingungen bringen direkte

    wirtschaftliche Vorteile und sind die Voraussetzung für Investitionen aus der Fairtrade-

    Prämie. Die fnanziellen Vorteile durch Fairtrade sind die Hauptmotivation der meisten

    Produzentenorganisationen, die dauerhaft in eine Zertifzierung investieren. Wenn ihnen

    die Einkünfte nach Investitionen in die Zertifzierung zu niedrig erscheinen, entscheiden

    sich Produzentenorganisationen unter Umständen, ihre Zertifzierung aufzugeben. Daher

    ist es wichtig zu beobachten, in wieweit die Produzentenorganisationen ihre Produkte zu

    Fairtrade-Bedingungen verkaufen können.

    40 Prozent aller Produzentenorganisationen verkauften 2013–14 über die Hälfte

    ihrer Produktionsmengen zu Fairtrade-Bedingungen. Kleinbauernorganisationen

    verkauften insgesamt 39 Prozent ihrer Gesamtproduktion über Fairtrade,

    während Organisationen mit lohnabhängigen Arbeitskräften 22 Prozent ihrer

    Gesamtproduktion über Fairtrade verkauften. Von Produkten jeder Kategorie werden

    erhebliche Mengen nicht zu Fairtrade-Bedingungen verkauft. Um diesem Umstand

    entgegen zu wirken, hat Fairtrade spezielle Rohstoffprogramme eingeführt, damit

    neue Absatzmöglichkeiten für Produzenten von Zucker, Kakao und Baumwolle

    entstehen. Weitere Informationen über die Fairtrade-Programme für Kakao, Zucker

    und Baumwolle und was sie für Bäuerinnen und Bauern bedeuten, erfahren Sie auf

    http://www.fairtrade.net/about-fairtrade/fairtrade-sourcing-programs.html.

    Teeproduzentinnen und -produzen hatten weiterhin Schwierigkeiten, ihren Tee zu

    Fairtrade-Bedingungen zu verkaufen: Sowohl Kleinbäuerinnen und -bauern als auch

    Organisationen mit Lohnarbeitskräften wie Plantagen konnten nur weniger als zehn

    Prozent ihrer Gesamtproduktion über Fairtrade verkaufen. Die Zahl der zertifzierten

    Teebäuerinnen, -bauern und Arbeitskräfte stieg 2014, so dass mittlerweile 21 Prozent aller

    an Fairtrade Beteiligten im Teeanbau tätig sind. Fairtrade arbeitet daran, Teeproduzenten

    wirksamer zu unterstützen, beispielsweise anhand mehrerer neuer Anforderungen in den

    Fairtrade-Standards für Plantagen und über branchenweite Zusammenarbeit für bessere

    Löhne für Teearbeitskräfte.

    Addiert man alle gemeldeten Fairtrade-Prämieneinnahmen und rechnet sie als

    Durchschnittswert auf die 2013–14 zertifzierten Organisationen um, so erhält man

    einen groben Eindruck, ob die Fairtrade-Prämienerträge für die Produzentinnen und

    Produzenten, die mit Fairtrade arbeiten, gestiegen sind. Durchschnittlich erhielten

    Produzentenorganisationen 2013–14 jeweils etwas mehr als 100.000 Euro Fairtrade-Prämie,

    ähnlich wie 2012–13 (vgl. Grafk 2.1). Im Vergleich zu 2012–13 stieg die durchschnittliche

    Fairtrade-Prämiensumme deutlich für Plantagen, fel aber für Kleinbauernorganisationen

    leicht geringer aus. Diese Mittelwerte bilden jedoch nicht die großen Unterschiede

    zwischen den verschiedenen Produkten und Regionen ab: Kleinbauernorganisationen

    erhielten für ihre Bananen durchschnittlich 193.600 Euro Fairtrade-Prämie. Dem gegenüber

    nahmen Organisationen, die Gemüse anbauten (eine relativ neue Produktkategorie bei

    Fairtrade) im Durchschnitt nur 10.900 Euro Fairtrade-Prämie pro Organisation ein. Der

    Abstand zwischen den Produkten mit den meisten Fairtrade-Prämieneinnahmen und den

    Produkten mit den geringsten Einnahmen verringerte sich 2013-14 leicht.

    Im Berichtsjahr 2013–14 investierten Kleinbauernorganisationen ihre Prämie nach

    wie vor hauptsächlich in die Entwicklung und Stärkung ihrer Unternehmen sowie in

    Direktleistungen für ihre Mitglieder. Kleinbauernorganisationen stimmten dafür, rund 22

    Prozent ihrer Fairtrade-Prämie in Einrichtungen und Infrastruktur für ihre Betriebe – wie die

    Verarbeitung, Verpackung, Lagerung oder den Transport der Ernten – zu investieren. Diese

    Investitionen sind wichtige Voraussetzungen zur Kapazitätssteigerung, für verbesserte

    Qualität und eine bessere Wertschöpfung, was wiederum zu höheren Einkünften für die

    Mitglieder führen kann. Rund 42 Prozent der Fairtrade-Prämie wurden für Direktleistungen

    an Bäuerinnen und Bauern der Organisationen ausgegeben, u.a. für Fortbildungen,

    Geräte, Betriebsmittel, Kredite und fnanzielle Beihilfen, aber auch für Direktzahlungen an

    Mitglieder über die Fairtrade-Preise hinaus. So erhöht sich das Engagement der Mitglieder

    durch zusätzliche Direkteinnahmen aus Fairtrade-Verkäufen und die einzelne Bäuerin bzw.

    http://www.fairtrade.net/about-fairtrade/fairtrade-sourcing-programs.html

  • 10 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

    der einzelne Bauer proftiert von einem höheren Einkommen. Ausgaben für Infrastruktur

    und Dienstleistungen für Bäuerinnen und Bauern zusammengenommen, schätzen wir,

    dass um die 31 Prozent der Fairtrade-Prämie für Investitionen ausgegeben wurden, die

    zu einer höheren Produktivität oder Qualität führen können.

    Insgesamt nutzen Kleinbauernorganisationen rund neun Prozent ihrer Fairtrade-Prämie für

    Investitionen in Gemeinschaftsprojekte. Während viele Produzentenorganisationen vorhaben,

    in beträchtlichem Umfang Gemeinschaftsprojekte zu fnanzieren, erkennen sie jedoch auch

    die hohe Bedeutung von Investitionen in die Zukunftsfähigkeit ihrer Unternehmen. Die

    Fairtrade-Prämie ist ein wichtiges und fexibles Hilfsmittel, das es Produzentenorganisationen

    ermöglicht, Investitionen gemäß ihrer eigenen Prioritäten zu tätigen.

    Arbeitskräfte auf Plantagen verwenden ihre Prämie hingegen weiterhin hauptsächlich für

    eine Vielzahl von Projekten zur Erfüllung der Bedürfnisse der Beschäftigten. Arbeiterinnen

    und Arbeiter stimmten dafür, rund 64 Prozent ihrer Fairtrade-Prämie für Bildung,

    Unterkünfte, Gesundheitsversorgung und andere Dienstleistungen für Arbeitskräfte

    auszugeben. Da viele Arbeiterinnen und Arbeiter mit steigenden Lebenshaltungskosten

    zu kämpfen haben, bilden Hilfsleistungen aus der Fairtrade-Prämie eine wichtige

    Extraleistung. Bei vielen Organisationen wurde die Fairtrade-Prämie außerdem zur

    Entwicklung und Förderung der eigenen Arbeiter-Organisation genutzt. Ca. 20 Prozent

    der Fairtrade-Prämie auf Plantagen foss in Gemeinschaftsprojekte wie Schulen vor Ort

    oder Gesundheitsversorgung. Insgesamt 27 Prozent der Fairtrade-Prämie auf Plantagen

    fnanzierte Bildungsangebote: entweder Bildungsmaßnahmen für Arbeitskräfte und ihre

    Familien oder Bildungsmaßnahmen und Schulen im erweiterten Umfeld der Plantage.

    GRAFIK 2.1

    Fairtrade-Prämieneinnahmen im weltweiten Durchschnit t 2011–14 (€)

    HLO Organisationen mit Lohnarbeits-2011–12

    kräften / Plantagen u. Farmen 2012–13 (Hired Labour Organizations) 2013–14 SPO Kleinbauernorganisationen

    (Small Producer Organizations)

    120.000

    110.000

    100.000

    90.000

    80.000

    70.000

    60.000

    50.000

    40.000

    30.000

    20.000

    10.000

    Durchschnittliche Durchschnittliche Durchschnittliche Fairtrade-Prämie Fairtrade-Prämie Fairtrade-Prämie aller

    je SPO je HLO Organisationen

    Hinweis: Diese Auswertung basiert auf Rückmeldungen von 85 Prozent aller Produzenten-organisationen, die am Ende des Jahres 2014 über eine Fairtrade-Zertif zierung verfügten. Sie berücksichtigt nur Daten von Produzentenorganisationen, die für den gesamten Erhebungs zeitraum Fairtrade-zertif ziert und berechtigt waren, Fairtrade-Prämie zu beziehen. Sie umfasst keine Organisationen, die sich während des Audits in der Prüfungs -phase zur Zulassung befanden und 2014 ihre Zertif zierung erhielten. Außerdem sind keine Produzentenorganisationen berücksichtigt, die ihre Fairtrade-Prämieneinnahmen nicht gemeldet haben.

    100

    90

    80

    70

    60

    50

    40

    30

    20

    10

    0 Durchschnittliche Fairtrade-Prämie je Bäuerin/Bauern

    Durchschnittliche Fairtrade-Prämie je Arbeitskraft auf

    Plantagen

    Durchschnittliche Fairtrade-Prämie aller Bäuerinnen, Bauern

    und Arbeitskräfte

    0

  • 11 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

    ebnisse aus Fairtrade-Studien Wir binden im Verlauf dieses Berichts immer wieder Ergebnisse aus aktuellen unabhängigen

    Studien und von uns in Auftrag gegebenen Erhebungen ein, die die Daten des Monitorings

    ergänzen und einen tieferen Einblick in die Wirkung und Herausforderungen von Fairtrade

    bieten. Zu den wichtigsten Erkenntnissen zählen:

    ■■ Eine neue Studie von LEI Wageningen untersucht die Wirkung von Fairtrade

    auf wirtschaftlicher und sozialer Ebene sowie hinsichtlich der Stärkung von

    Rechten für Arbeiterinnen und Arbeiter auf zertifzierten Bananenplantagen in

    der Dominikanischen Republik, Kolumbien und Ghana im Vergleich zu nicht-

    zertifzierten Plantagen. Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass Fairtrade zwar

    keine direkte Auswirkungen auf die Lohnsituation hatte, doch vor allem über die

    Fairtrade-Prämie verschiedene Sachleistungen für Arbeiterinnen und Arbeiter bot,

    von denen viele von wirtschaftlicher Bedeutung waren. Wenn man den Wert dieser

    Sachleistungen (z.B. subventionierte Lebensmittel, Unterbringung, Verkehrsmittel,

    Gesundheitsfürsorge, oder Bildung) beziffert, wird deutlich, dass Fairtrade durchaus

    zu einer wirtschaftlichen Verbesserung für Arbeiterinnen und Arbeiter in allen drei

    untersuchten Wirkungsbereichen beiträgt. Fairtrade-Arbeitskräfte sind enorm

    abhängig von ihrem Lohn und ebenso von den Sachleistungen, die die Fairtrade-

    Zertifzierung ihnen bietet.

    Es zeigte sich, dass eine Fairtrade-Zertifzierung zu einem höheren Lebens-

    standard für Plantagen-Arbeiterinnen und Arbeitern in der Dominikanischen Republik

    beiträgt. Arbeitskräfte auf Fairtrade-zertifzierten Plantagen waren zufriedener mit

    ihrem Lebensstandard, konnten mehr Geld zurücklegen und lebten mit höherer

    Ernährungssicherheit. Allerdings konnte die Studie keine deutlichen Unterschiede

    zwischen den Haushaltsvermögen von Arbeitskräften auf Fairtrade-zertifzierten und

    nicht-zertifzierten Plantagen in Ghana oder Kolumbien feststellen. Das legt nahe,

    dass trotz der wirtschaftlichen Vorteile einer Fairtrade-Zertifzierung für Arbeitskräfte

    aller drei Länder, die Vorteile in Ghana und Kolumbien bisher nicht so weit reichten,

    dass Arbeiterinnen und Arbeiter Rücklagen ansparen oder ihr Vermögen steigern

    konnten.

    Die Autoren der Studie betrachteten mehrere Indikatoren in Bezug auf Arbeits-

    bedingungen, Arbeiterrechte und Empowerment. Fairtrade-Plantagen schneiden

    bei Arbeitsbedingungen, Tarifverhandlungen sowie dem Dialog zwischen

    Belegschaft und Unternehmensleitung tendenziell besser ab als nicht-zertifzierte

    Plantagen. Allerdings gibt es noch Raum für Verbesserungen in Bezug auf

    Geschlechtergerechtigkeit, die Kenntnisse der Arbeiterschaft über ihre Rechte

    und die Stärkung der Rechte von Wanderarbeitern. ■■ Im Rahmen unserer Recherchen zur Situation von Frauen in der Landwirtschaft

    beauftragte Fairtrade 2015 Wissenschaftler des niederländischen Instituts KIT,

    ein partizipatives Videoprojekt mit einer Gruppe von 25 Kakaobäuerinnen aus der

    westlichen Elfenbeinküste zu entwickeln. Alle Frauen hatten eine Verbindung zu

    Fairtrade-Kooperativen, entweder weil sie selbst Mitglied waren, oder Ehepartnerin

    eines Mitglieds. Über zehn Tage hinweg trafen sich die Frauen, um den Umgang mit

    den Kameras und Mikrofonen zu erlernen und Ideen für ihre Filme zu entwickeln.

    Anschließend drehten sie zwei Filme vor Ort in ihren Dörfern. Sie editierten die

    Filme gemeinsam und führten sie schließlich den Mitgliedern des Vorstands ihrer

    Kooperativen und dem Management vor.

    Die Filme thematisieren Einblicke in die Herausforderungen, mit denen Frauen

    im Kakaoanbau konfrontiert sind. Zu den Hauptthemen gehörten der Wunsch der

    Frauen, unterschiedliche Arten von Arbeiten zu verrichten, über mehr Einfuss auf

    das Haushaltseinkommen zu verfügen und eine führende Rolle in ihren Gemeinden

    und den Kooperativen zu übernehmen. Sie benötigen einen besseren Zugang zu

    Ressourcen, wie Betriebsmitteln, Fortbildungen und Transportmitteln, um ihre

    Kakaoproduktion abzusichern. Sie würden sich gerne mehr in ihre Kooperativen

  • 12 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

    einbringen, doch fühlen sich weder ausreichend in die Treffen der Kooperativen

    noch in die Entscheidungsprozesse einbezogen. In den Filmen interviewen sie

    das Management ihrer Kooperativen und verhandeln mit ihnen über Belange von

    Frauen. Am Ende des Projekts fühlten sich die Frauen ermutigt und gestärkt, um

    mit größerem Nachdruck die Interessen von Frauen in den Kakaokooperativen

    einzufordern - ein Prozess, den Fairtrade unterstützen möchte.

    Die Filme sind online abrufbar und kommen auf Workshops mit anderen

    Produzentinnen und Produzenten in Afrika zum Einsatz, um Diskussionen über

    Geschlechterrollen anzuregen. http://www.fairtrade.net/new/latest-news/single-

    view/article/raising-the-voices-of-rural-women.html ■■ Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Georg-August-Universität Göttingen und

    des International Food Policy Research Instituts (IFPRI) untersucht und vergleicht

    die Wirkung von drei nachhaltigkeitsorientierten Standards (Fairtrade, Bio und

    UTZ) auf das Leben von Kleinbäuerinnen und -bauern im Kaffeeanbau Ugandas.

    Die Autoren der Studie wählten drei Kooperativen mit ähnlichen agro-ökologischen

    Bedingungen und Marktzugängen aus der Zentralregion Ugandas aus. Die

    Kooperativen verfügten über unterschiedliche Kombinationen aus UTZ-, Fairtrade-

    and Bio-Zertifzierungen. Die Untersuchung ergab, dass eine Fairtrade-Zertifzierung

    in diesem Zusammenhang den Lebensstandard von Haushalten um 30 Prozent

    erhöhte und die Verbreitung sowie den Grad der Armut zertifzierter Bäuerinnen

    und Bauern verringerte. Für die anderen Zertifzierungen konnten in dieser Hinsicht

    keine spürbaren Effekte festgestellt werden.

    Die Wissenschaftler halten dies für das Ergebnis mehrerer speziell mit dem

    Fairtrade-Ansatz verbundener Aspekte, u.a.: ■■ Der Fairtrade-Mindestpreis, der im Untersuchungszeitraum, als die Kaffee-

    preise niedrig waren, zu höheren Preisen für Fairtrade-Bäuerinnen und

    -Bauern beitrug, ■■ Investitionen in produktive Infrastruktur aus der Fairtrade-Prämie sowie ■■ Der Schwerpunkt von Fairtrade auf die Zertifzierung von Produzenten-

    organisationenunddenAufbaudirekterHandels-und Vermarktungsbeziehungen

    zwischen Fairtrade-Produzenten und ihren Abnehmern. ■■ Im Jahr 2014 starteten Fairtrade International, Fairtrade Africa, das World Agroforestry

    Centre (ICRAF) und Bioversity International gemeinsam eine Grundlagenstudie

    über Kleinbäuerinnen und -bauern und ihre Kooperativen im westafrikanischen

    Kakaoanbau. Rasant ansteigende Fairtrade-Beitrittszahlen von Kakao anbauenden

    Produzentenorganisationen aus Ghana und der Elfenbeinküste bildeten eine

    einzigartige Gelegenheit, eine Grundlage für zukünftige Datenerhebungen und

    Wirkungsstudien zu schaffen. Die Ergebnisse der Studie werden in Abschnitt 7.3

    dieses Berichts zusammengefasst.

    Die Ausgangsdaten zeigen, dass die Kooperativenverbände erste Schritte

    unternommen haben, um wirtschaftlich funktionsfähig zu sein. Sie haben

    Geschäftsbeziehungen zu Käufern aufgebaut und sind Kooperationen mit

    Dienstleistern eingegangen, haben Verfahren für den grundlegenden Geschäftsbetrieb

    und zur Einhaltung der Fairtrade-Standards ausgearbeitet und wertvolle Erfahrungen

    im Betrieb eines als Kooperative organisierten Unternehmens gesammelt. Der

    Bericht weist auf Herausforderungen für kommende Entwicklungsphasen dieser

    noch jungen Kooperativen hin, die keinen Einfuss auf den An- und Verkauf des

    Kakaos haben und deshalb nur eingeschränkt ihre Finanzen konsolidieren oder

    ihre Betriebe vergrößern können. Die Autoren der Studie empfehlen, dass Fairtrade

    und seine Partner mit den Kooperativen zusammenarbeiten sollten, um sie bei der

    nächsten Phase ihrer Entwicklung zu unterstützen.

    Auf Haushaltsniveau legen die Ergebnisse nahe, dass Bäuerinnen und Bauern

    über Ausschüttungen der Fairtrade-Prämie und grundlegende Dienstleistungen

    wie technischer Unterstützung von der Zertifzierung proftieren konnten. Es

    besteht ein erhebliches Potenzial zur Steigerung der Auszahlungen aus Fairtrade-

    http://www.fairtrade.net/new/latest-news/single

  • 13 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

    Prämieneinnahmen durch die Kooperativen an ihre Mitglieder, wenn Abnehmer

    größere Mengen zertifzierten Kakaos einkaufen. ■■ Fairtrade beauftragte 2014 AidEnvironment, eine Grundlagenstudie mit Fairtrade-

    Baumwollbauern in Westafrika durchzuführen. Die Wissenschaftler erhoben Daten

    von 177 Faitrade-zertifzierten und 87 nicht-zertifzierten Bäuerinnen und Bauern

    aus fast 40 Produzentenorganisationen im Senegal, in Mali und Burkina Faso.

    Das Ergebnis der Untersuchung soll eine verlässliche Grundlage für zukünftige

    Evaluationen der Wirkung von Fairtrade-Zertifzierungen in Westafrika bringen.

    Das Forscherteam untersuchte Fairtrade-Kooperativen und verglich sie mit

    nicht-zertifzierten Gruppen in Bezug auf drei Themenbereiche: Steigerung der

    Agrarleistung, Verbesserung von Marktzugängen sowie Stärke und Inklusivität

    der Kleinbauernorganisationen. Die Ergebnisse der Studie werden in Abschnitt 7.6

    dieses Berichts zusammengefasst. Die zertifzierten Gruppen schnitten für viele

    der Indikatoren der Studie besser ab.

    Die Autoren der Studie stellten ein klares Potenzial dafür fest, dass Fairtrade

    deutlich mehr zur Entwicklung von Baumwollbäuerinnen und -Bauern in Westafrika

    beitragen könnte, wenn sich mehr Marktchancen für ihre zertifzierte Baumwolle

    erschließen ließen. Die Forscher empfahlen außerdem eine stärkere Unterstützung

    für Fairtrade-Baumwollbäuerinnen und -bauern. Obwohl Fairtrade-Bäuerinnen und

    -Bauern besseren Zugang zu Dienstleistungen haben als Bäuerinnen und Bauern

    der Vergleichsgruppen, stellte die Untersuchung dennoch fest, dass auch für sie

    Fortbildungen und der Ausbau ihrer Kompetenzen intensiviert und weiträumiger

    angeboten werden sollte.

    Schließlich stellte die Studie fest, dass die Struktur des Baumwollsektors in

    Westafrika Fairtrade-Bäuerinnen und -Bauern dabei behindert, in direkte Verhand-

    lungen mit Käufern zu treten und dass Fairtrade mehr tun sollte, um den fairen

    Handel gegenüber den Hauptakteuren der Region zu bewerben.

  • 14 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

    -

    - -

    über

    1,65 millionen Bäuerinnen, Bauern und Arbeitskräfte sind in Fairtrade-zertifizierten Produzentenorganisationen

    zusammengeschlossen

    64% Aller Fairtrade-Bäuerinnen, Bauern und Arbeitskräfte

    befinden sich in Afrika und dem

    Mittleren Osten

    GRAFIK 3.3

    Regionale Verteilung von Fairtrade-Kleinbauern und -Lohnarbeitskräften 2014

    Lateinamerika und Karibik Fairtrade-Kleinbäuerinnen/-bauern 316.100 Lohnarbeitskräfte auf Fairtrade- zertif zierten Plantagen 12.600 Gesamt 328.700

    Afrika und Mittlerer Osten Fairtrade-Kleinbäuerinnen/-bauern 968.000 Lohnarbeitskräfte auf Fairtrade- zertif zierten Plantagen 87.500 Gesamt 1.055.500

    Asien und Pazif kregion Fairtrade-Kleinbäuerinnen/-bauern 163.700 Lohnarbeitskräfte auf Fairtrade- zertif zierten Plantagen 104.000 Gesamt 267.700

    Weltweit Fairtrade-Kleinbäuerinnen/-bauern 1.447.900 Lohnarbeitskräfte auf Fairtrade- zertif zierten Plantagen 204.000 Gesamt 1.651.900

    Afrika und Mittlerer Osten

    Anteil Kleinbäue rinnen/-bauern

    Anteil Arbeitskräfte

    Anteil gesamt

    67%

    43%

    64%

    Asien und Pazif kregion

    Anteil Kleinbäue rinnen/-bauern

    Anteil Arbeitskräfte

    Anteil gesamt

    11%

    51%

    16%

    Lateinamerika und Karibik

    Anteil Kleinbäue rinnen/-bauern

    Anteil Arbeitskräfte

    Anteil gesamt

    22%

    6%

    20%

    Hinweis: Die Summe der Zahlen entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau dem Gesamtwert.

  • 15FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

    GRAFIK 3.5

    Regionale Verteilung aller Fairtrade-Kleinbäuerinnen/-bauern und -Lohnarbeitskräfte 2014

    Karibik 35.000

    Zentralasien 1.000

    Mittlerer Osten 4.300

    Westafrika 184.200

    Pazif kregion 19.700

    Südasien 184.600

    Ostafrika 801.800

    Ostasien 3.500

    Zentral-amerika und Mexiko 121.100

    Südost- asien 59.000

    Südamerika 172.600

    Südliches Afrika 59.900

    Nordafrika 5.300

    Lateinamerika und Karibik 328.700

    Afrika und Mittlerer Osten 1.055.500

    Asien und Pazif kregion 267.700

    Weltweit 1.651.900

    Hinweis: Die Summe der Zahlen entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau dem Gesamtwert.

    GRAFIK 3.11

    Frauenbeteiligung bei Fairtrade 2014

    Anzahl weiblicher Mitglieder im Vergleich zu männlichen Mitgliedern, Kleinbauernorganisationen

    200.000 400.000 600.000 800.000 1.000.000

    Afrika und Mittlerer Osten

    111111111111111111111111 222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222 1 25%

    Asien und Pazif kregion

    11 2222222222222 1 12%

    Lateinamerika und Karibik

    111111 2222222222 2222222222 222 1 22%

    Weltweit 11111111111111111111111111111111 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2 1 23%

    Gesamt Bäuerinnen 1 23%

    Anzahl Arbeiterinnen im Vergleich Anzahl Arbeiter, Organisationen mit Lohnarbeitskräften 2014

    20.000 40.000 60.000 80.000 100.000

    Afrika und 1111111111111111111111111111111111111 Mittlerer Osten

    222222222222222222222222222222222222222222222222 1 44% Asien und 1111111111111111111111111111111111111111111111111111111111 Pazif kregion

    2222222222222222222222222222222222222222222222 1 55% Lateinamerika 111und Karibik

    222222222 1 24% Weltweit 11111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111

    2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 222 1 48% Hinweis: Diese Übersicht enthält nur Produzentenorganisationen, die sowohl Angaben Gesamt Arbeiterinnen 1 48% über die Gesamtzahl ihrer Bauern bzw. Arbeitskräfte sowie die Gesamtzahl ihrer weiblichen Mitglieder bzw. Arbeitskräfte gemeldet haben. Die Analyse basiert auf Daten von 98 Prozent aller zum Ende 2014 zertif zierten Organisationen mit Lohnarbeitskräften und 95 Prozent aller Gesamt Bäuerinnen und Arbeiterinnen weltweit 1 26% zum Ende 2014 zertif zierter Kleinbauernorganisationen.

  • 16 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

    1.226Fairtrade-zertifizierte Produzentenorganisationen

    in 74 Ländern

    64% aller Produzentenorganisationen sind seit mindestens drei Jahren

    2013 2012 2014

    fairtrade-zertifiziert

    Im Durchschnitt erhielten Fairtrade-Produzentenorganisationen

    über

    100.000 €

    Fairtrade-Prämien

    Kleinbauernorganisa-tionen investierten

    31% ihrer Fairtrade-Prämie in

    Massnahmen zur

    Produktivitäts-oder Qualitätssteigerung

    € € € € €

  • 17 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

    1,4 HEkTAR land werden durch-schnittlich von Fairtrade-Bäuerinnen und Bauern

    bewirtschaftet

    1,4 Hektar

    Abverkäufe über Fairtrade ergaben951 Millionen € Einnahmen für Produzentinnen

    und Produzenten

    im Jahr 2013–14

    40% aller Fairtrade-Produzentenorganisationenverkauften 2013-14 über die Hälfte ihrer Ernte unter Fairtrade-

    Bedingungen

    52%aller Fairtrade-Produzentenorganisationen

    sind auch Bio-zertifiziert

  • 18FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

    GRAFIK 6.2

    Fairtrade-Prämieneinnahmen nach Produkten 2013–14

    Kaffee

    Bananen

    Kakao

    Rohrzucker

    Blumen und Pf anzen

    Tee

    Baumwolle

    Andere

    • 47% Kaffee

    18% Bananen •

    10% Kakao •

    10% Rohrzucker •

    5% Blumen und Pf anzen •

    4% Tee •

    1% Baumwolle •

    5% Andere •

    47%

    18%

    10%

    10%

    5%

    4%

    1%

    5%

    Hinweis: Die Summe der angegebenen Anteile entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau 100 Prozent.

    GRAFIK 6.9

    Verwendung der Fairtrade-Prämie in Kleinbauernorganisationen 2013–14

    Investitionen in Produzentenorganisationen 47%

    Leistungen für Kleinbäuerinnen/-bauern 42%

    Leistungen für die Gemeinde 9%

    Andere 2%

    • 22% Anlagen und Infrastruktur

    • 24% Personal-

    • 2% Schulungen und Weiter-bildungen für Angestellte und

    Vorstandsmitglieder

    • 4% Kredite und Finanzleistungen

    • 1% Bildung für Bäuerinnen/

    3% Land- und betriebswirtschaftliche Schulungen für Kleinbauern •

    1% Gesundheitsversorgung für Bäuerinnen/Bauern und ihre Familien •

    4% Einführung vorbildlicher Verfahren auf Farmen •

    20% Auszahlungen an Bäuerinnen/Bauern •

    5% Bereitstellung land-wirtschaftlicher Geräte und Betriebsstoffe •

    4% Andere Leistungen für Klein-bäuerinnen/-bauern oder Lohnarbeitskräfte •

    1% Infrastruktur der Gemeinde • 2% Bildung • 1% Umweltschutz • 2% Gesundheitswesen • 2% Soziale und wirtschaftliche Leistungen • 1% Andere Leistungen für die Gemeinde •

    • 2% Andere

    wesen und Verwaltung

    Hinweis: Die Summe der angegebenen Anteile entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau 100 Prozent. Bauern und ihre Familien

  • 19FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

    GRAFIK 6.10

    Verwendung der Fairtrade-Prämie in Organisationen mit Lohnarbeitskräften 2013–14

    1% Andere Leistungen für die Gemeinde • 4% Soziale und wirtschaftliche Leistungen • 4% Gesundheitswesen •

    5% Bildung • Leistungen für Arbeitskräfte

    und ihre Familien 64%6% Infrastruktur

    Fortbildungen und Stärkung der der Gemeinde • Rechte von Arbeitskräften 15%

    Leistungen für die Gemeinde 20% 2% Fortbildungen für Arbeitskräfte • Andere 1%

    1% Fortbildungen für Inte-ressenvertreter der Arbeitskräfte •

    12% Unterstützung des Fairtrade- Prämienkomitees oder anderer Arbeiterorganisationen •

    15% Andere Leistungen für Arbeitskräfte und ihre Familien •

    Hinweis: Die Summe der angegebenen Anteile entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau 100 Prozent.

    • 1% Andere

    • 22% Bildungsangebote für Arbeitskräfte und

    ihre Familien

    • 8% Finanzielle Bei-hilfen und Kredite

    für Arbeitskräfte

    • 4% Gesund-heitsversorgung für Arbeitskräfte

    und ihre Familien

    • 14% Investitionen in Arbeiterunterkünfte

    • 2% Zahlungen an Arbeitskräfte und

    ihre Familien

  • Fairtrade-Produkte im Fokus: Kaffee

  • 21 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

    445 KAFFEE-PRODUZENTENORGANISATIONEN

    REPRÄSENTIERTEN

    812.500 BÄUERINNEN UND BAUERN IN 30 LÄNDERN

    80% des FAIRTRADE-KAFFEES KOMMT AUS lateinamerika

    UND DER KARIBIK

    1,1 MILLIONENhektar

    Kaffee-ANBAUFLÄCHEN WELTWEIT

    Kaffee-ORGANISATIONEN ERHIELTEN

    49 millionen € FAIRTRADE-PRÄMIE

    IM ZEITRAUM 2013-14

  • 22 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

    Zahlen und Fakten: Fairtrade-Kaffee Foto: Hidayah pfückt Kaffeekirschen in der ■■ Zum Jahresende 2014 verfügten 445 Kleinbauernorganisationen in 30 Ländern

    über eine Fairtrade-Zertifzierung für Kaffee. Mehr als 812.000 Kleinbäuerinnen und

    -bauern waren Mitglieder in Fairtrade-zertifzierten Produzentenorganisationen für

    Kaffee, das entspricht einem Anstieg um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. ■■ Schwankende internationale Preise belasteten Kaffeeproduzentinnen und -produ-

    zenten auch weiterhin. Die Preise waren bereits im Jahr 2013 sehr niedrig, oftmals

    sanken sie unterhalb der Produktionskosten. Zwar erholten sich die Preise für

    konventionellen Kaffee im ersten Quartal 2014, doch im letzten Quartal des Jahres

    begann ein weiterer Abwärtstrend. Um dieser Situation zu begegnen, startete

    Fairtrade u.a. ein internationales Projekt zur Erfassung der aktuellen Kosten für

    eine nachhaltige Kaffeeproduktion. ■■ Über 75 Prozent des verkauften Fairtrade-Kaffees wurden in Lateinamerika und

    der Karibik angebaut, wovon Kolumbien den meisten Fairtrade-Kaffee produziert.

    Brasilien und Peru gehören weiterhin zu den zehn Ländern mit den größten

    Verkaufsmengen. Anbauländer in Afrika und Asien wie Kenia, Äthiopien und Indo-

    nesien erweitern die Vielseitigkeit von Fairtrade-Kaffee. ■■ Fairtrade-Kaffeeorganisationen bebauen über 1,1 Millionen Hektar weltweit und

    produzierten 2013–14 mehr als 549.000 Tonnen zertifzierten Kaffee her. Davon

    trugen 34 Prozent auch das Bio-Siegel. ■■ Die gemeldeten Verkäufe von Fairtrade-Kaffee stiegen 2013-2014 um sechs Prozent.

    Das Verkaufsvolumen von Fairtrade-Kaffee betrug insgesamt 150.800 Tonnen. ■■ Im globalen Schnitt konnten Produzentenorganisationen 28 Prozent ihres Fairtrade-

    zertifzierten Kaffees zu Fairtrade-Bedingungen verkaufen. Dennoch gibt es viele

    Kaffee-Kooperativen, die mehr als die Hälfte ihrer Ernte zu Fairtrade-Bedingungen

    verkaufen konnten. Fairtrade unterstützt die kommerziellen Aktivitäten der Pro-

    duzenten durch aktive Teilnahme an bedeutenden Branchenevents, wie der jährlichen

    Messe der Specialty Coffee Association of America (SCAA) und der internationalen

    Industriemesse Coffee Tea Cocoa (COTECA). Neben der Kommunikation

    über die Wirkung von Fairtrade bieten diese Veranstaltungen Gelegenheit für

    Geschäftsgespräche zwischen Produzenten und Partnerunternehmen, initiiert

    beispielsweise über Verkostungen, in denen wir das vielseitige Angebot der

    Fairtrade-Kaffeewelt nach Qualität und Anbauland vorstellen. ■■ Die Bauernorganisationen proftierten weiterhin von der Erhöhung der Fairtrade-

    Prämie für Kaffee von 0,10 auf 0,20 UD-Dollar pro Pfund aus dem Jahr 2011.

    Kaffee-Bäuerinnen und Bauern erhielten 2013–14 Fairtrade-Prämien von insgesamt

    mehr als 49 Millionen Euro. ■■ Im Geschäftsjahr 2013–14 investierten Produzentenorganisationen für Fairtrade-

    Kaffee einen wesentlichen Teil ihrer Fairtrade-Prämie (44 Prozent) in die Verbesserung

    von Infrastruktur, Einrichtungen und Prozessen ihrer Organisationen. Weitere 46

    Prozent fossen in Direktleistungen an Bäuerinnen und Bauern. Darunter felen

    Direktzahlungen an einzelne Bäuerinnen und Bauern in Höhe von 24 Prozent der

    gesamten Fairtrade-Prämieneinnahmen für Kaffee. ■■ Im Jahr 2014 beschränkte sich die durchschnittliche Anbaufäche eines Fairtrade-

    Kaffeebauern in Afrika auf 0,8 Hektar. Kleinbäuerinnen und -bauern in Asien und der

    Pazifkregion bestellten etwas größere Anbaufächen von einem Hektar, während

    Kleinbauern in Lateinamerika und der Karibik ihren Kaffee auf durchschnittlich 3,1

    Hektar anbauten. ■■ Weltweit beträgt die Durchschnittsgröße von Fairtrade-Kaffeefeldern 1,4 Hektar,

    das entspricht rund 1,3 Fußballfeldern. Diese Zahlen zeigen deutlich, dass Fairtrade

    weiterhin vor allem Kleinbäuerinnen und -bauern unterstützt. ■■ Die Auswirkungen des Klimawandels und der Kaffeerost-Ausbruch setzten Kaffee-

    bauern weiterhin schwer zu. Im Jahr 2014 starteten Fairtrade International und das

    Produzentennetzwerk für Lateinamerika und die Karibik (CLAC) ein Pilotprojekt zur

    Rettung von Kaffeerost befallener Büsche in El Salvador. Das Projekt fördert die

    Fairtrade-zertifzierten Kooperative Koperasi Baithul Qiradh Baburrayyan (KBQB) in Indonesien. © Nathalie Bertrams

  • 23 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

    Zusammenarbeit und den Wissensaustausch zwischen Produzentenorganisationen

    aus unterschiedlichen Ländern Mittelamerikas. Im Projekt wenden die Teilneh-

    merinnen und Teilnehmer spezielle Verfahren aus dem Fairtrade-Programm gegen

    Klimawandel an, um Risiken vor Ort, Optionen und Maßnahmen zu identifzieren.

    Sie treten in Kontakt mit den nationalen Kaffeebranchen, um mehr über verfügbare

    Technologien zu erfahren und mögliche Partnerschaften im Kampf gegen die

    Auswirkungen des Klimawandels zu ermitteln. Außerdem gehört die Rettung einer

    acht Hektar großen Anbaufäche an Kaffeerost erkrankter Pfanzen auf einer Testfarm

    zum Projekt. Fairtrade führt derzeit ein von der fnnischen Regierung gefördertes

    Programm zur Kapazitäten- und Kompetenzförderung von Kaffeebäuerinnen und

    -bauern in Nicaragua, Honduras und Guatemala ein. ■■ Fairtrade förderte weiterhin Führungsrollen unter Kleinbäuerinnen und -bauern, um

    eine Zusammenarbeit mit den wichtigsten Akteuren der globalen Kaffeebranche zu

    erreichen. ■■ Gemeinsam mit Produzentinnen und Produzenten, gewerblichen Partnern, weite-

    ren Akteuren der Kaffeeindustrie, Regierungen und anderen wichtigen Interessen-

    vertretungen unterstützt Fairtrade Kleinbäuerinnen und -bauern, damit sichergestellt

    ist, dass sie auf globaler und regionaler Ebene Gehör fnden. So beteiligt sich Fairtrade

    beispielsweise aktiv an globalen Initiativen wie der Plattform Vision 2020, dem Global

    Coffee Forum, das u.a. von der International Coffee Organization organisiert wird,

    und an der EXPO Milan 2015.

    GRAFIK 7.1

    Fairtrade-Kaffee: Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifizierung für Kaffee 2008–2014

    Anzahl Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertif zierung für Kaffee

    500

    400

    300

    200

    100

    302 316 329 348

    402 439 445

    2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

    0

  • FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015 24

    GRAFIK 7.2

    Fairtrade-Kaffee: Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifizierung für Kaffee 2014

    Mexiko 46

    Guatemala 14

    Honduras 25

    Nicaragua 29

    Haiti 01 Vietnam 06

    Dominikanische Republik 01

    Uganda 11 Äthiopien 04 Laos 01 El Salvador 03

    Thailand 01Costa Rica 08

    Elfenbeinküste 03 Papua-Indien 09Kolumbien 65 Kamerun 02 Neuguinea 03 Kenia 38 Demokratische

    Ecuador 02 Tansania 08Republik Kongo

    01 Malawi 01

    Indonesien 16

    Peru 90 Osttimor 01 Ruanda 07

    Bolivien 21

    Brasilien 25 Burundi 03

    Lateinamerika Afrika und Asien und Gesamt und Karibik Mittlerer Osten Pazif kregion aller Regionen 330 78 37 445

    GRAFIK 7.3

    Fairtrade-Kaffee: Anzahl Kleinbäuerinnen und -bauern 2014 nach Regionen

    Zentralamerika Südasien und Mexiko 21.000 90.500

    Karibik Südostasien 9.800 52.200

    Westafrika Ostafrika 1.200 523.600

    Südamerika 109.900 Südliches

    Afrika Pazif kregion 1.400 2.800

    Lateinamerika Afrika und Asien und Gesamt und Karibik Mittlerer Osten Pazif kregion aller Regionen 210.200 526.200 76.100 812.500

    Hinweis: Die Summe der Zahlen entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau dem Gesamtwert.

  • 25 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

    -

    Fairtrade-Kaffee: Wichtigste Daten 2014 im Überblick

    2014 gab es

    812.500 Fairtrade-Kaffee bäuerinnen und -bauern

    R10% seit 2013

    1.105.600 Hektar Anbauf äche für Fairtrade-Kaffee

    R9% seit 2013

    2013 –14 produzierten Bäuerinnen und Bauern

    549.400 t zertif zierbaren Kaffee

    R16% seit 2012–13

    185.300t bzw. 34% trugen das Bio-Siegel

    R5% seit 2012–13

    2013–14 verkauften Fairtrade-Kaffeebauern

    150.800 t zu Fairtrade-Bedingungen

    R6% seit 2012–13

    Insgesamt verkauften zertif zierte Organisationen

    28% ihres Kaffees zu Fairtrade-Bedingungen*

    Kaffeebauern erhielten

    49.424.500 € Fairtrade-Prämie

    R12% seit 2012–13

    Hinweis: * Die Berechnung von Fairtrade-Verkaufsvolumen anteilig am Produktionsvolumen berücksichtigt keine neu zertif zierten Organisationen, die noch nicht berechtigt waren, ihren Kaffee im Berichtszeitraum zu Fairtrade- Bedingungen zu verkaufen. Außerdem nicht enthalten sind Produzentenorganisationen, die keine Angaben zu ihren Gesamtproduktionsmengen oder ihren Fairtrade-Absätzen oder zu keinem von beidem gemacht haben.

    GRAFIK 7.4

    Fairtrade-Kaffee: Fairtrade-Verkaufsvolumen und -Prämieneinnahmen 2011–2014

    Fairtrade-Kaffee Verkaufsvolumen (Tonnen)

    160.000

    140.000

    120.000

    100.000

    80.000

    60.000

    40.000

    20.000

    0

    134.100

    142.400

    150.800

    Fairtrade-Prämien-einnahmen (in € )

    50.000.000

    45.000.000

    40.000.000

    35.000.000

    30.000.000

    25.000.000

    20.000.000

    15.000.000

    10.000.000

    5.000.000

    0

    49.424.500

    37.304.100

    43.960.700

    2011–12 2012–13 2013–14 2011–12 2012–13 2013–14

  • 26 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

    GRAFIK 7.5

    Fairtrade-Kaffee: Verwendung der Fairtrade-Prämie 2013–14

    1% Bildung •

    Investitionen in Produzenten- organisationen 44%

    Leistungen für Kleinbauern 46%

    Leistungen für die Gemeinde 8%

    Andere 2%

    • 20% Einrichtungen und Infrastruktur

    • 22% Personal-wesen und Verwaltung

    • 2% Schulungen und Weiterbildungen für

    Angestellte und Beauftragte

    • 6% Kredite und Finanzleistungen

    1% Bildungs- und Gesundheitsleistungen •

    3% Land- und betriebswirtschaftliche Schulungen für Kleinbauern •

    5% Einführung guter landwirtschaftlicher Praxis auf Farmen •

    24% Auszahlungen an Kleinbauern •

    4% Bereitstellung landwirtschaftli-cher Geräte und Betriebsstoffe •

    3% Andere Leistungen für Kleinbauern oder Lohnarbeitskräfte •

    1% Infrastruktur der Gemeinde •

    1% Umweltschutz • 1% Gesundheitswesen • 3% Soziale und wirtschaftliche Leistungen • 1% Andere Leistungen für die Gemeinde •

    • 2% Andere

    Hinweis: Die Summe der prozentualen Anteile ergibt auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau 100 Prozent.

    Durchschnittliche Kaffee-Anbauflächen pro Kleinbäuerin/-bauer 2014 (in Hektar)

    Karibik 2,0 ha

    Ostafrika 0,8 ha

    Südliches Afrika 0,9 ha

    Zentralamerika und Mexiko 2,6 ha

    Pazif kregion

    Südasien 0,6 ha

    Südostasien 1,1 ha

    Südamerika 3,6 ha

    1,0 ha

    Lateinamerika Afrika und Asien und und Karibik Mittlerer Osten Pazif kregion Weltweit 3,1 ha 0,8 ha 1,0 ha 1,4 ha

  • FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015 27

    Fairtrade-Produktionskapazitäten für Kaffee (in Tonnen): Top 10 Länder 2013–14

    6. Mexiko 28.700 MT

    8. Honduras 22.400 t

    4. Nicaragua 1. Kolumbien 10. Äthiopien 7. Indonesien 32.500 t 162.700 t 19.800 t 22.800 t

    9. Kenia 21.800 t

    5. Costa Rica 2. Brasilien 32.200 t 87.600 t

    3. Peru 87.300 t

    Top 10 Gesamt 517.800 t

    94 Prozent der Fairtrade-Kaffeeproduktion stammt aus diesen Top 10 Ländern Hinweis: Die Summe der Landeswerte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau dem hier angegebenen Gesamtwert.

    Fairtrade-Produktionskapazitäten für Bio-Kaffee (in Tonnen): Top 5 Länder 2013–14

    2. Mexiko 24.200 t

    4. Honduras 15.400 t

    3. Indonesien 19.600 t

    5. Äthiopien 10.900 t

    1. Peru 79.300 t

    Top 5 Gesamt 149.500 t

    81 Prozent der Fairtrade- und Bio-zertif zierten Kaffeeproduktion stammt aus diesen Top 5 Ländern Hinweis: Die Summe der Landeswerte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau dem hier angegebenen Gesamtwert.

  • Fairtrade-Produkte im Fokus: Bananen

  • 29 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

    123 bananen-produzentenorganisationen

    repräsentieren21.700 Menschen in

    11 Ländern

    Absätze von Fairtrade-bananen stiegen um 15%

    fairtrade-Produzentenorganisationen

    verkauften über

    60% ihrer bananen zu

    Fairtrade-Bedingungen

    Angestellteauf Bananenplantagen

    investierten 34%

    ihrer Fairtrade-Prämie in die Verbesserung von

    Arbeiterunterkünften

  • 30 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

    Zahlen und Fakten: Fairtrade-Bananen Foto: Recimar Shawilson sortiert frisch ■■ Zum Jahresende 2014 bauten 123 Produzentenorganisationen in 11 Ländern

    Fairtrade-Bananen an, 69 von ihnen waren Kleinbauernorganisationen und 54

    Plantagen. Die meisten Fairtrade-Bananenproduzenten befnden sich in Kolumbien,

    der Dominikanischen Republik und Peru. ■■ Fast 22.000 Menschen waren am Anbau von Fairtrade-Bananen beteiligt: als Mit-

    glieder in Kleinbauernorganisationen oder als Beschäftigte auf Plantagen. ■■ Der Absatz von Fairtrade-Bananen stieg im Berichtsjahr um 15 Prozent, was haupt-

    sächlich an den stärkeren Verkaufszahlen von Bio- und Fairtrade-zertifzierten

    Bananen lag, nach verkaufsfördernden Maßnahmen großer Supermarktketten in

    Frankreich, Deutschland und Schweden. ■■ Fairtrade gewann an Bedeutung in der dominikanischen Bananenindustrie. Die

    Hälfte aller von hier exportierten Bananen trägt mittlerweile das Fairtrade-Siegel.

    Für europäische Länder, vor allem Großbritannien, ist die Dominikanische Republik

    ein Kern-Herkunftsland. ■■ Bananen aus Westafrika gewannen an Attraktivität für europäische Abnehmer, weil

    der Euro im Vergleich zum Dollar 2014 relativ schwach war. Vor diesem Hintergrund

    konnten es Fairtrade-Bananenproduzenten aus Ghana und Kamerun mit klassischen

    Anbaugebieten wie Lateinamerika und der Karibik aufnehmen. Langfristig ist es

    möglich, dass einige Käufer für ihre Beschaffung von Lateinamerika und der Karibik

    auf Westafrika umschwenken werden. ■■ Im Jahr 2014 erhielten Fairtrade-Bananenproduzenten über 19 Millionen Euro Prä-

    mieneinnahmen, das entspricht einer Steigerung von knapp 12 Prozent gegenüber

    2012–13. Etwa 17 Millionen Euro (oder 89 Prozent) dieser Einnahmen fossen an

    Produzentengruppen in der Dominikanischen Republik, Kolumbien, Peru und

    Ecuador. ■■ Bananenproduzenten, die während des gesamten Berichtszeitraums für Fairtrade-

    Verkäufe zugelassen waren, verkauften durchschnittlich 64 Prozent (Kleinbauern-

    organisationen) bzw. 56 Prozent (Plantagen) ihrer Ernteerträge als Fairtrade-Produkte.

    Das entspricht einer Steigerung für Kleinbauernorganisationen um drei Prozent im

    Vergleich zu 2012–13 und einem Rückgang von neun Prozent für Plantagen. Die

    negative Entwicklung für Plantagen lag an dem jüngsten Beitritt einiger großer

    Produzentengruppen, die zuvor noch keine bedeutenden Mengen ihrer Bananen

    zu Fairtrade-Bedingungen verkauft hatten. ■■ Im weltweiten Durchschnitt betreiben Kleinbäuerinnen und -bauern ihren Bananen-

    anbau auf einer Fläche von 2,3 Hektar. Regional reicht das Spektrum durchschnittlicher

    Anbaufächen von weniger als einem Hektar in Peru und den Windward Islands bis

    zu mehr als fünf Hektar in der Dominikanischen Republik und über sieben Hektar in

    Ecuador. ■■ Bananenbäuerinnen und -bauern entschieden sich, rund 54 Prozent ihrer Fairtrade-

    Prämie in ihre Organisationen zu investieren, ein leichter Anstieg im Vergleich

    zum Vorjahr. Sie gaben 36 Prozent der Prämie für eine Reihe Direktleistungen an

    Bäuerinnen und Bauern aus, u.a. für Geräte und Ausrüstung. Acht Prozent der

    Prämie fnanzierten Projekte und Angebote für die Gemeinde. ■■ Angestellte auf Plantagen investierten 34 Prozent ihrer Fairtrade-Prämie in die

    Verbesserung von Arbeiterunterkünften, dies hatte vor allem für Arbeitskräfte in

    Kolumbien eine klare Priorität. Andere Prioritäten lagen auf dem Zugang zu Bildung

    für Arbeitskräfte und ihre Kinder durch Zahlung von Schulgebühren, Stipendien

    und Unterstützung bei der Anschaffung von Büchern. Insgesamt investierten

    Arbeitskräfte aus Betrieben mit Fairtrade-Bananen 21 Prozent ihrer Fairtrade-

    Prämie in bildungsbezogene Zwecke. ■■ Produzentinnen und Produzenten von Fairtrade-Bananen waren mit diversen

    Herausforderungen konfrontiert, verursacht durch Klimawandel und extreme

    Wetterverhältnisse. El Niño bedrohte die Ernteerträge in Peru und Ecuador,

    während die Dominikanische Republik 2014 unter Dürre litt. Im Falle der Windward

    geerntete Bananen in der Verpackungsanlage von ASOARAC in Monte Cristi, Dominikanische Republik. © James Rodriguez

  • 31 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

    Islands haben sich die Erträge der vom Wirbelsturm im Jahr 2010 betroffenen

    Bananenbauern noch immer nicht vollständig erholt. Entsprechend sind die

    Mitgliederzahlen der Produzentenorganisationen merklich geschrumpft. Fairtrade

    unterstützt die Produzentinnen und Produzenten auf den Windward Islands weiterhin

    beim Wiederaufbau ihrer Bananenproduktion. ■■ Fairtrade entwickelt innovative Optionen zur Produktivitätssteigerung bei Klein-

    bäuerinnen und -bauern in der Bananenbranche. Für diese Maßnahmen sind nur

    sehr begrenzt zusätzliche Investitionen nötig und das jeweilige Vorgehen ist auf

    die Bedürfnisse von Kleinbauern zugeschnitten. ■■ Auf Plantagen konzentriert sich Fairtrade auf die Förderung von existenzsichernden

    Löhnen und ermittelt deshalb Richtwerte für die verschiedenen Anbauregionen.

    Darüber hinaus beteiligen wir uns am Aufbau eines Lohndialogs mit der Industrie

    und Akteuren der Lieferkette. In der Dominikanischen Republik konzentriert Fairtrade

    seine Energie weiterhin auf die Legalisierung von Wanderarbeitskräften. Viel wurde

    bereits auf Fairtrade-Plantagen erreicht, denn 97 Prozent der Wanderarbeiterinnen

    und -arbeiter haben mittlerweile einen offziellen Legalisierungsprozess durchlaufen,

    unterstützt von Fairtrade. Nichtsdestotrotz stehen wir bei der Verbesserung der

    Bedingungen für Wanderarbeitskräfte in bäuerlichen Kleinbetrieben noch vielen

    Herausforderungen gegenüber, ebenso in den Fällen, wenn jemand nicht über

    die nötigen Dokumente seines/ ihres Herkunftslandes verfügt. Fairtrade arbeitet

    weiterhin mit der Regierung und anderen Akteuren zusammen, um Lösungen für

    diese Menschen zu fnden.

    GRAFIK 7.6

    Fairtrade-Bananen: Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifizierung für Bananen 2008–2014

    Anzahl Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertif zierung für Bananen

    140

    120

    100

    80

    60

    40

    20

    64 71

    77 80

    109 113 123

    2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

    0

  • 32 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

    GRAFIK 7.7

    Fairtrade-Bananen: Fairtrade-zertifizierte Produzentenorganisationen 2014 nach Regionen

    Ghana SPO 0 HLO 2 Gesamt 2

    Kamerun SPO 0 HLO 1 Gesamt 1

    Kolumbien SPO 9 HLO 29 Gesamt 38

    Ecuador SPO 9 HLO 3 Gesamt 12

    Peru SPO 27 HLO 1 Gesamt 28

    Dominikanische Republik SPO 20 HLO 16 Gesamt 36

    Costa Rica SPO 1 HLO 0 Gesamt 1

    Mexiko SPO 0 HLO 2 Gesamt 2

    Panama SPO 1 HLO 0 Gesamt 1

    Saint Lucia SPO 1 HLO 0 Gesamt 1

    Saint Vincent & die Grenadinen SPO 1 HLO 0 Gesamt 1

    SPO Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations) HLO Organisationen mit lohnabhängig Beschäftigten (Hired Labour Organizations)

    Lateinamerika Afrika und Gesamt und Karibik Mittlerer Osten aller Regionen SPO 69 HLO 51 Gesamt 120 SPO 0 HLO 3 Gesamt 3 SPO 69 HLO 54 Gesamt 123

    GRAFIK 7.8

    Fairtrade-Bananen: Verteilung Kleinbauern und Lohnarbeitskräfte 2014 nach Region

    Hinweis: Die Summe der angegebenen Zahlen entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau dem Gesamtwert.

    Die Angaben berücksichtigen nur Produzentenorganisationen, die Bananen als ihr erstes Produkt zertif zieren ließen. Bei nur einem einzigen zertif zierten Produzenten in einem der aufgeführten Länder sind die jeweiligen Werte aus Datenschutzgründen nur in die Region eingef ossen.

    Wir verwenden Windward Islands als Sammelbegriff für St. Lucia, St. Vincent und die Grenadinen.

    Mexiko und Zentralamerika (Mexiko, Costa Rica, Panama) SPO 300 HLO 300 Gesamt 600

    Westafrika (Ghana, Kamerun) SPO 0 HLO 4.300 Gesamt 4.300

    Dominikanische Republik SPO 2.200 HLO 2.400 Gesamt 4.600

    Kolumbien SPO 500 HLO 2.600 Gesamt 3.100

    Ecuador SPO 700 HLO 400 Gesamt 1.100

    Peru SPO 6.500 HLO 100 Gesamt 6.600

    Windward Islands SPO 1.500 HLO 0 Gesamt 1.500

    Gesamt aller Regionen SPO 11.600 HLO 10.100 Gesamt 21.700

    SPO Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations) HLO Plantagen/Farmen mit Lohnarbeitskräften (Hired Labour Organizations)

  • 33 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

    -

    Fairtrade-Bananen: Wichtigste Daten 2014 im Überblick

    2014 gab es im Bananensektor 35.600 2013–14 ernteten Produzentinnen und 406.300 t 21.700 Fairtrade-Bäuerinnen, -Bauern und Beschäftigte auf

    Hektar Anbauf äche für Fairtrade-Bananen

    Produzenten

    803.000 Tonnen zertif zierbare Bananen

    bzw. 51% trugen das Bio-Siegel

    Fairtrade-Plantagen

    S4% S8% R1% R39% seit 2013 seit 2013 seit 2012–13 seit 2012–13

    2013–14 verkauften Insgesamt verkauften Bananenproduzenten nahmen Fairtrade-Bananenproduzenten

    zertif zierte Organisationen 19.109.500 €

    468.200 64% (SPO) bzw. Fairtrade-Prämie ein Tonnen ihrer Früchte unter Fairtrade Bedingungen

    56% (HL) ihrer Bananen unter

    R15% Fairtrade-Bedingungen

    R12% seit 2012–13 seit 2012–13

    Hinweis: * Die Auswertung der Fairtrade-Absätze, dargestellt anteilig an den Produktionsvolumen, beinhaltet keine neu zertif zierten Organisationen, die noch nicht berechtigt waren, ihre Bananen im Berichtszeitraum zu Fairtrade-Bedingungen zu verkaufen. Außerdem nicht enthalten sind Produzentenorganisationen, die keine Angaben zu ihren Gesamtproduktions-mengen oder ihren Fairtrade-Absätzen oder zu keinem von beidem gemacht haben.

    GRAFIK 7.9

    Fairtrade-Bananen: Fairtrade-Verkaufsvolumen und -Prämieneinnahmen 2011–14

    Organisationen mit Lohnarbeitskräften / Plantagen u. Farmen

    Kleinbauernorganisationen

    Fairtrade-Bananen Verkaufsvolumen (Tonnen)

    500.000

    400.000

    300.000

    200.000

    100.000

    0

    254.200

    88.100

    284.400

    121.000

    312.800

    155.400

    Fairtrade-Prämieneinnahmen aus Bananenverkäufen (€ )

    25.000.000

    20.000.000

    15.000.000

    10.000.000

    5.000.000

    0

    12.265.500

    3.982.500

    11.765.400

    5.249.200

    12.771.600

    6.337.800

    2011–12 2012–13 2013–14 2011–12 2012–13 2013–14

  • 34 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

    GRAFIK 7.10A

    Fairtrade-Bananen: Verwendung der Fairtrade-Prämie für Kleinbauernorganisationen 2013–14

    • 20% Einrichtungen und Infrastruktur

    • 32% Personalwesen und Verwaltung

    • 2% Schulungen und Weiterbildung für Organisationsvorstand und -angestellte

    3% Kredite und Finanzleistungen •

    2% Bildungsangebote für Bauern und ihre Familien •

    6% Land- und betriebswirtschaftliche Schulungen für Kleinbauern •

    2% Gesundheitsversorgung für Bauern und ihre Familien •

    2% Einführung guter landwirtschaft-licher Praxis auf Farmen •

    5% Auszahlungen an Bauern •

    6% Bereitstellung land-wirtschaftlicher Geräte und Betriebsstoffe •

    10% Andere Leistungen für Kleinbauern oder Lohnar-beitskräfte •

    1% Infrastruktur der Gemeinde •1% Bildung • 2% Gesundheitswesen • 2% Soziale und wirtschaftliche Leistungen • 2% Andere Leistungen für die Gemeinde •

    • 2% Andere

    Investitionen in Produzentenorganisationen 54%

    Leistungen für Kleinbauern 36%

    Leistungen für die Gemeinde 8%

    Andere 2%

    Hinweis: Die Summe der angegebenen Werte ergibt auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau 100 Prozent.

    GRAFIK 7.10B

    Fairtrade-Bananen: Verwendung der Fairtrade-Prämie in Organisationen mit lohnabhängig Beschäftigten 2013–14

    2%4%1%1%1%

    Leistungen für Arbeitskräfte und ihre Familien

    Fortbildungen und Stärkung der Rechte von Arbeitskräften

    Leistungen für die Gemeinde

    Andere

    3%

    2%

    • 20% Bildungsangebote für Arbeitskräfte und ihre Familien

    • 11% Finanzielle Beihilfen und Kredite

    für Arbeitskräfte

    • 4% Gesundheits-versorgung für

    Arbeitskräfte und ihre Familien

    34% Investitionen in Arbeiterunterkünfte •

    Direktzahlungen an Arbeitskräfte und ihre Familien •

    Andere Leistungen für Arbeitskräfte und ihre Familien •

    17% Unterstützung für das Fairtrade-Prämien-komitee und andere Arbeitnehmer-organisationen •

    Fortbildungen für Arbeitskräfte und ihre Interessenvertreter •

    Bildung • Umweltschutz • Soziale und wirtschaftliche Leistungen • Andere Leistungen für die Gemeinde •

    • 1% Andere

    74%

    18%

    7%

    1%

    Hinweis: Die Summe der angegebenen Werte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau 100 Prozent.

  • 35 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

    Durchschnittliche Anbaufläche für Bananen pro Kleinbäuerin/-bauer 2014 (in Hektar)

    Kolumbien 2,9 ha

    Peru 1,0 ha

    Ecuador 7,2 ha

    Dominikanische Republik 5,3 ha

    Windward Islands 0,9 ha

    Hinweis: Daten beziehen sich ausschließlich auf Kleinbauernorganisationen. Weltweit 2,3 ha

    Fairtrade-Produktionskapazitäten für Bio-Bananen (in Tonnen): Top 5 Länder 2013–14

    4. Mexiko 26.200 t

    3. Ecuador 71.900 t

    2. Dominikanische Republik

    143.000 t

    5. Ghana 1.300 t

    1. Peru 163.000 t

    Top 5 Gesamt 405.500 t

    100 Prozent der Fairtrade-Bananen mit Bio-Siegel stammen aus diesen Top 5 Ländern

    Hinweis: Die Summe der Landeswerte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht dem Gesamtwert.

  • 36 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

    Fairtrade-Bananen: Top 4 Länder nach Verkaufsvolumen 2013–14 (in Tonnen)

    2. Kolumbien 132.900 t

    3. Peru 74.700 t

    4. Ecuador 48.300 t

    1. Dominikanische Republik

    161.800 t

    Top 4 Gesamt 417.700 t

    Die Absätze der Top 4 Länder machen 89% aller Absätze von Fairtrade-Bananen aus

    Hinweis: Die Summe der Landeswerte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht dem Gesamtwert.

    Fairtrade-Bananen: Top 4 Länder nach Prämieneinnahmen 2013–14 (€)

    2. Kolumbien 5.494.200 €

    3. Peru 3.065.300 €

    4. Ecuador 1.834.500 €

    1. Dominikanische Republik

    6.663.100 €

    Top 4 Gesamt 17.057.100 €

    Die Einnahmen der Top 4 Länder machen 89% aller Fairtrade-Prämieneinnahmen für Bananen aus

    Hinweis: Die Summe der Landeswerte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht dem hier angegebenen Gesamtwert.

  • Fairtrade-Produkte im Fokus: Kakao

  • 38 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

    129 Kakao-produzentenorganisationen

    repräsentieren

    179.800 Bäuerinnen und Bauern

    in 20 Ländern

    In Westafrika leben

    140.000 Fairtrade-Bäuerinnen und -Bauern

    vom Kakaoanbau

    westafrika

    Absätze für Fairtrade-Kakao stiegen um 17%

    2013–14 erhielten Kakaoproduzenten

    10,8Millionen € Fairtrade-Prämie

  • 39 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

    Kakaoproduzenteninvestierten 37% ihrer fairtrade-prämiein die Steigerungihrer Produktivität und Produktqualität

    Die Durchschnittliche Anbaufläche von fairtrade-Kakaobauern beträgt

    2,6 HEkTAR

    €€ Zahlen und Fakten: Fairtrade-Kakao

    ■■ Zum Jahresende 2014 verfügten 129 Kleinbauernorganisationen in 20 Ländern über

    eine Fairtrade-Zertifzierung für Kakao, in denen sich 179.800 Kleinbäuerinnen und

    -bauern organisiert hatten. ■■ Die Gesamtproduktion von Fairtrade-Kakao erreichte 218.000 Tonnen, ein An-

    stieg von 24 Prozent im Vergleich zu 2012–13, der allerdings größtenteils auf

    einer exakteren Berichterstattung seitens der Produzentinnen und Produzenten

    beruht. Über 43.000 Tonnen des von Fairtrade-Produzentinnen und -Produzenten

    angebauten Kakaos trugen außerdem das Bio-Siegel. ■■ Im Berichtsjahr gemeldete Absätze von Fairtrade-Kakao kletterten auf 70.600

    Tonnen, ein deutlicher Anstieg von 17 Prozent gegenüber 2012–13. ■■ Zu großen Teilen liegt dieser Anstieg an der Einführung des Fairtrade-Programms für

    Kakao. Im März 2014 verkündete beispielsweise Ferrero, dass sich das Unternehmen

    zu einer Abnahme von 20.000 Tonnen Fairtrade-Kakaos von der Elfenbeinküsten

    innerhalb der nächsten drei Jahre entschieden hat. Auch wenn dies bisher die

    größte Selbstverpfichtung innerhalb des neuen Kakaoprogramms ist, beziehen

    bereits 18 Firmen Fairtrade-Kakao im Rahmen des Programms. ■■ Das über die Fairtrade-Rohstoffprogramme zusätzlich erwirtschaftete Einkommen

    fnanziert Förderprogramme für Produzentinnen und Produzenten vor Ort in

    Westafrika. Die Dienstleistungskapazitäten für Produzentinnen und Produzenten

    dieser Region wurden verdoppelt. ■■ Kakaoproduzenten, die während des gesamten Berichtszeitraums für Fairtrade-

    Verkäufe zugelassen waren, fanden für durchschnittlich 33 Prozent ihrer Ernteerträge

    Abnehmer zu Fairtrade-Bedingungen. Dies ist ein Verlust im Vergleich zu vorange-

    gangenen Jahren, der einen Anstieg in Produktionsmengen widerspiegelt, der über

    die höheren Absatzmengen hinausgeht. ■■ Die Produktionskapazitäten zertifzierbaren Fairtrade-Kakaos aus der Elfenbeinküste

    2,6 Hektar

    Foto: Gamor Mensa Frederick ist Mitglied der Fairtrade-zertifzierten Kooperative Kuapa Kokoo Union in Ghana. © Linus Hallgren / Fairtrade Sweden

  • 40 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

    übertrafen die in Ghana produzierten Mengen fast um das Doppelte, was die

    Elfenbeinküste mit Abstand zum bedeutendsten Herkunftsland für Fairtrade-Kakao

    macht. Bäuerinnen und Bauern von der Elfenbeinküste konnten 2014 auf Grund

    des Fairtrade-Programms für Kakao größere Mengen ihrer Ernten zu Fairtrade-

    Bedingungen verkaufen als zuvor. ■■ Im weltweiten Durchschnitt bearbeiten Kakaobäuerinnen und -bauern, die mit

    Fairtrade zusammenarbeiten, Flächen von 2,6 Hektar. Anbaufächen in Westafrika

    sind etwas kleiner als in Südamerika. ■■ Im Zeitraum 2012–13 erhielten Produzentenorganisationen Fairtrade-Prämienein-

    nahmen von knapp 10,8 Millionen Euro für ihren Kakao. ■■ Wie auch bei anderen Produkten wird die Fairtrade-Prämie für Kakao hauptsächlich

    verwendet, um Produzentenorganisationen und Bauern bei der Stärkung ihrer

    Betriebe und Lebenssituation zu unterstützen. Im Berichtsjahr 2013–14 waren

    das 45 Prozent der Fairtrade-Prämieneinnahmen. Davon wurden 27 Prozent

    für Gemeinschaftseinrichtungen und Infrastruktur, vor allem für den Bau von

    Lagergebäuden für den geernteten Kakao und Lagerstätten für Betriebsmittel, für

    die Anschaffung gemeinsam genutzter Fahrzeuge zum Einbringen und Transport

    der Ernten, für die Entwicklung verbesserter Trocknungsanlagen und für den Aufbau

    von Baumschulen zur Zucht neuer Kakaobäume verwendet. Diese Investitionen

    sorgen für eine gute Bewirtschaftung, Lagerung und Verarbeitung des Kakaos,

    der Schlüssel zu einer hohen Qualität und geringeren Verlusten, wodurch letztlich

    Absätze und Einkommen steigen. Die Gemeinschaftseinrichtungen und Angebote

    bilden eine wichtige und hoch geschätzte Unterstützung für die Bauern in den

    Kooperativen, die sich solche Investitionen alleine nicht leisten könnten. ■■ Zu 43 Prozent fnanzierte die Fairtrade-Prämie Leistungen an die Mitglieder von

    Kleinbauernorganisationen, u.a. landwirtschaftliche Geräte und Betriebsstoffe,

    Fortbildungen, Kredite und Direktzahlungen an Bäuerinnen und Bauern. Zumeist

    bestehen die Geräte und Betriebsstoffe aus Macheten zur Ernte des Kakaos,

    Pestiziden und Spritzgeräten, Gummistiefeln und Gartenscheren zur besseren

    Baumpfege. Zu den Fortbildungen gehörten Beratungsdienste für Bäuerinnen und

    Bauern sowie die Einführung guter landwirtschaftlicher Praxis auf Farmen. Bäuerinnen

    und Bauern erhielten Schulungen zur Produktivitäts- und Qualitätssteigerung,

    nachhaltiger Forstwirtschaft, Umweltschutz, Schädlingsbekämpfung sowie Kinder-

    und Jugendschutz. ■■ Die Fairtrade-Prämie wurde in 31 Prozent aller Fälle direkt an Kakao-Bäuerinnen

    und -Bauern ausgezahlt, häufger als in den Jahren zuvor. In einigen Fällen nutzten

    die Organisationen diese Zusatzzahlungen, um die jeweilige Qualität des Kakaos

    zu honorieren, die die einzelnen Bäuerinnen und Bauern produzieren. Sie wird

    außerdem verwendet, um einen Anreiz für höhere Produktivität und mehr Loyalität

    der Mitglieder gegenüber der Kooperative zu geben, so dass Bauern, die mehr

    Kakao für die Organisation produzieren und über diese verkaufen, einen höheren

    Bonus aus der Fairtrade-Prämie erhalten. Dass Direktzahlungen an Bauern so häufg

    vorkommen, verdeutlicht die große Armut unter Kakaobäuerinnen und -bauern aus

    Westafrika. ■■ Seit Oktober 2012 werden Produzentenorganisationen für Kakao dazu angehalten,

    mindestens 25 Prozent ihrer Fairtrade-Prämieneinnahmen in Aktivitäten zu

    investieren, die die Produktivität auf den Farmen ihrer Mitglieder und die Qualität ihres

    Kakaos verbessern. Im Berichtsjahr 2013–14 gaben Fairtrade-Kakaoorganisationen

    gemäß unserer Berechnungen 37 Prozent ihrer Fairtrade-Prämie für Projekte zur

    Verbesserung von Produktivität und Qualität ihres Kakaos aus. Davon fossen zehn

    Prozent in Verbesserungen von Farmen, wie Fortbildungen für Bäuerinnen und

    Bauern oder Geräte und Betriebsstoffe, 27 Prozent in Gemeinschaftseinrichtungen

    und Infrastruktur.

  • 41 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

    Produzenten Bericht

    An der Elfenbeinküste setzt man auf Wachstum

    Ein Produzent der Kooperative ECOOKIM bei der Arbeit. ECOOKIM ist ein Zusammenschluss von sieben Einzelkooperativen aus verschiedenen ländlichen Regionen der Elfenbeinküste. © Nabil Zorkot / Fairtrade Deutschland

    Nachgeforscht: Grundlagenstudie mit Fairtrade-Kakaoproduzenten in Westafrika

    Investitionen in Maßnahmen zur Unternehmensförderung sind unter

    Kakaobäuerinnen und -bauern an der Elfenbeinküste beliebt. Die

    Kooperative ECOOKIM verkaufte 2011 erstmals zu Fairtrade-Bedin-

    gungen und hat ihre Fairtrade-Prämie in letzter Zeit in den Bau von

    Lagerhallen für Kakao, Weiterbildungsprogramme für neue Anbautech-

    niken und in die Optimierung von Fermentationstechniken investiert.

    Die Organisation legt die Prämie außerdem in Betriebsmittel, Dünger,

    neue Pfanzen und Baumschulen an, sie stellte einen Agrartechniker

    ein, der Bäuerinnen und Bauern berät und Fortbildungen für regio-

    nale Multiplikatoren durchführt.

    So konnten die Mitglieder der Kooperative die Qualität ihrer Ernten

    erhöhen und ihre Ernteerträge von 250kg auf bis zu 650kg pro Hektar

    steigern. Dies hat wiederum zu höheren Absätzen geführt und somit

    zu verbesserten Einkommen und positiveren Zukunftsaussichten.

    „Es fühlt sich so gut an, wenn jemand auf mich zukommt und sagt

    ‚Ich habe meine Einkünfte und meine Ernteerträge steigern können‘“,

    meint Aminata Bamba, Leiterin für Nachhaltigkeit der Kooperative.

    „Schritt für Schritt sehen wir, wie sich die Lebensqualität hier ver-

    ändert. Ein Frau erzählte mir kürzlich, ‚Ich habe jetzt ein Bett.‘ Zuvor

    hatte sie auf einer gefochtenen Matte geschlafen.“

    Die ganze Geschichte können Sie in englischer Sprache hier

    lesen: http://bit.ly/SweetDemocracy

    Im Jahr 2014 kamen Fairtrade International, Fairtrade Africa, das World Agroforestry Centre

    (ICRAF) und Bioversity International zusammen, um gemeinsam eine mehrdimensionale

    Grundlagenstudie (Baseline Research) mit Kleinbäuerinnen und -bauern und ihren Koope-

    rativen im westafrikanischen Kakaoanbau durchzuführen. Rasant ansteigende Fairtrade-

    Beitrittszahlen von Kakao anbauenden Produzentenorganisationen aus Ghana und der

    Elfenbeinküste bildeten eine einzigartige Gelegenheit, eine Grundlage für zukünftige

    Datenerhebungen und Wirkungsstudien zu schaffen.

    Konzept und Methoden Die Studie verwendet einen multidimensionalen Ansatz, der entwickelt wurde, um umfas-

    sende Daten über die Lebenssituation von Haushalten im Kakaoanbau sowie über die

    wirtschaftliche Überlebensfähigkeit der Kooperativen, die diese Haushalte mit dem

    Markt verbinden, zu generieren. Sie betrachtet fünf verschiedene Formen produktiven

    „Kapitals“ – Naturkapital, Humankapital, Sozialkapital, Finanzkapital und Sachkapital –

    unter der Annahme, dass Menschen umso bessere Möglichkeiten zu Anpassung und

    Entwicklung haben, je größer ihr darauf beruhendes Gesamtkapital ist. Die Datenerhebung

    erfolgte sowohl auf Ebene der Kooperativen als auch auf Ebene der Bauernhaushalte. Vier

    Kooperativen, die mit Fairtrade zusammenarbeiten, wurden für die Studie ausgewählt,

    innerhalb von ihnen wurden insgesamt 322 nach dem Zufallsprinzip bestimmte Haushalte

    befragt. Außerdem wurden 77 Haushalte dieser Kooperativen aus derselben Gegend

    ohne Verbindung zu Fairtrade in die Datenerhebung aufgenommen.

    http://bit.ly/SweetDemocracy

  • 42 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015

    Studienergebnisse auf Kooperativen-Ebene Die vier kooperativen Zusammenschlüsse im ghanaischen Kakaogürtel wurden anhand

    einer Reihe mehrdimensionaler Indikatoren untersucht. Diese recht jungen Kooperativen

    wurden von externen Organisationen initiiert und registrierten sich zwischen 2011 und

    20112 offziell als Kooperativen.

    Sozialkapital: ■■ Mitgliederentwicklung: Insgesamt erleben die Kooperativen einen rasanten Zulauf

    an Mitgliedern. Bei zwei Kooperativen haben sich die Mitgliedszahlen in der kurzen

    Zeit seit ihrer Gründung sogar mehr als verdoppelt. ■■ Hohe Beteiligung von Frauen: Frauen machen einen verhältnismäßig hohen Anteil

    unter den Mitgliedern aus, zwischen 30 und 40 Prozent. Dies zeigt mindestens ein

    klares Interesse an von Kooperativen gebotenen Leistungen wie dem Zugang zu

    Fairtrade-Märkten, Fortbildungen und technischer Unterstützung. ■■ Kakaovertrieb: In Ghana wird der Verkauf und die Vermarktung von Kakao

    von Ghanas Cocoa Board, COCOBOD, kontrolliert. Der Ankauf wird über ein

    Netzwerk lizenzierter Beschaffungsunternehmen (licensed buying companies,

    LBCs) geregelt, die Preise legt der Staat fest. Die Fairtrade-Kooperativen meldeten

    fast keine Schwierigkeiten mit ihren LBCs. Dennoch zeigt sich deutlich, dass die

    Kakaomengen, die sie zu Fairtrade-Bedingungen an LBCs verkaufen und für die

    sie die Fairtrade-Prämie erhalten, nur einen kleinen Anteil der Gesamtproduktion

    einer Kooperative ausmachen. ■■ Begrenzter Zugang zu Dienstleistungen: Die Kooperativen bleiben stark abhängig

    von externen Organisationen, wenn es um projektbezogene Unterstützung geht.

    Weil unterstützende Maßnahmen sehr beschränkt sind, bleiben viele Belange der

    Mitglieder ungelöst. Sobald Projekte enden, bleiben die Menschen auf sich gestellt.

    Humankapital: ■■ Verwaltungsstrukturen: Die Kooperativen verfügen über grundlegende Verwal-

    tungsstrukturen, die den organisatorischen Rahmen für eine Mitgliederbeteiligung

    liefern. Frauen machen zwar einen guten Teil der Mitglieder aus, doch in

    Führungspositionen sind sie deutlich seltener vertreten. Nur 17 Prozent der Vertreter

    auf Generalversammlungen und 20 Prozent der Vorstandsmitglieder sind weiblich. ■■ Informationsaustausch: Ein Wissensaustausch fndet hauptsächlich auf von

    den Kooperativen veranstalteten informellen Treffen statt. Einige Mitglieder

    drückten ihre Unzufriedenheit mit der Bereitstellung von Informationen seitens

    ihrer Organisationen aus. ■■ Beschränkte Verwaltungskapazitäten: Die Kooperativen dokumentieren

    Informationen über Einkünfte oder Ausgaben nicht ausreichend. Die weitere

    Entwicklung und das Wachstum der Verbände hängen von der Entwicklung eines

    besseren Finanzmanagements und einer besseren Übersicht der Verwaltung über

    die Mitglieder.

    Sachkapital: ■■ Unzureichendes Sachkapital: Auch wenn insgesamt kein besonders hoher Bedarf

    an Geräten und Ausrüstung besteht, da Kooperativen weder Massenproduktion

    betreiben, noch den Kakao weiterverarbeiten, stellt die Studie trotzdem fest, dass

    derzeitig diese Form der Vermögenswerte unterhalb eines wünschenswerten

    Niveaus liegen.

    Finanzkapital: ■■ Das Überleben der Kooperativen ist an die Fairtrade-Prämie geknüpft:

    Derzeit fnanzieren sich die Kooperativen nur aus der Fairtrade-Prämie. Die einzige

    Möglichkeit für Kooperativen