16
Angebot und Nachfrage auf Hochpreismärkten in Industrieländern oder Wie viel nützt die Fairtrade Zertifizierung armen Bauern in Entwicklungsländern? Linda Kleemann Institut für Weltwirtschaft in Kiel

Fairtrade Presentation Preetz September 2012

Embed Size (px)

DESCRIPTION

 

Citation preview

Page 1: Fairtrade Presentation Preetz September 2012

Angebot und Nachfrage auf

Hochpreismärkten in Industrieländern

oder

Wie viel nützt die Fairtrade Zertifizierung

armen Bauern in Entwicklungsländern?

Linda Kleemann

Institut für Weltwirtschaft in Kiel

Page 2: Fairtrade Presentation Preetz September 2012

Wie funktioniert Fairtrade?

Page 3: Fairtrade Presentation Preetz September 2012

Wie funktioniert Fairtrade? (2)

Page 4: Fairtrade Presentation Preetz September 2012

Besonderheiten von Fairtrade

Explizite Prämie an die Produzenten

…durch Preisfixierung

Versicherungsfunktion des Fairtrade Preises

Page 5: Fairtrade Presentation Preetz September 2012

Kaffeepreise (Arabica, 1989-2007)

Quelle: ICO, 2009

Page 6: Fairtrade Presentation Preetz September 2012

Mögliche Teilnahmeeffekte

POSITVE EFFEKTE

Höheres Einkommen durch höhere Preise

Verbesserter Marktzugang durch Organisation

Verbesserte Preisinformation

Produktivitätssteigerung durch Capacity Building Maßnahmen

NEGATIVE EFFEKTE Eintrittsbarrieren

Selektionsprozess Zertifizierungskosten und –

aufwand Qualitäts- und

Mengenanforderungen

Ausgrenzung: Zertifizierte Farmer sind oft nicht die ärmsten

Überangebot durch hohen Preis

Page 7: Fairtrade Presentation Preetz September 2012

Fairtrade aus ökonomischer Sicht

Handel gegen Handelsprinzipien? Wie kann das funktionieren? Bildung eines Mehrwertes Zahlungsbereitschaft der Kunden

S

D

PFT

P

DFT SFT

Page 8: Fairtrade Presentation Preetz September 2012

Zahlungsbereitschaft für Fairtradeprodukte

… basiert auf Sozialem Bewusstsein (Umweltbewusstsein)

… und ist abhängig von der Information die dem Kunden zur Verfügung steht

WTP

Wirkung der Zertifizierung Quelle: Basu and Hicks (2008)

Page 9: Fairtrade Presentation Preetz September 2012

Das „Free Entry“ Problem

Geschätzte Menge an Fairtrade Kaffee zwei- viermal höher als Nachfrage (De Janvry et al., 2011)

Adverse Selection: Keine Differenzierung nach Qualität Versicherungsfunktion: Tendenz negative effektive Prämie zu

akzeptieren Im (perfekten) Gleichgewicht kein materieller Unterschied

zwischen zertifizierten und nicht-zertifizierten Bauern Anpassung über den Anteil der Ernte der als Fairtradeprodukt

verkauft wird Das Gleichgewicht ist aber nicht perfekt: Eintrittsregulierung durch Zertifizierung mit FLO-CERT als

einzigem Zertifizierer

Page 10: Fairtrade Presentation Preetz September 2012

Eine empirische Studie von De Janvry et al. (2011) zeigt:

Datensatz: alle Käufe und Verkäufe von Coffeecoop 1997 – 2008

(exportiert mehr als ¼ des Fairtrade Kaffees aus Zentralamerika)

Bei niedrigen Weltmarktpreisen sank der Anteil an als Fairtrade zertifiziert verkauftem Kaffee von 25% auf 15% der Exporte

Bei niedrigen Weltmarktpreisen ist die Qualität von Fairtrade-kaffee höher, bei hohen gleich (inverse Preis-Qualitätsrelation)

Marktmacht der Zwischenhändler wird nicht gebrochen

Page 11: Fairtrade Presentation Preetz September 2012

Die Nachfrageseite

Unvollständige Information der Konsumenten und Signalling des Fairtrade Siegels: Zahlungsbereitschaft vorhanden selbst wenn die

Gewinne druch Transaktionskosten im System verloren gehen, z.B. wenn viele Produzenten einen geringen Anteil verkaufen können

WTP

Wirkung der Zertifizierung

Page 12: Fairtrade Presentation Preetz September 2012

Die Angebotsseite

Eintrittskosten für die Zertifizierung Zertifizierer verdienen pro Zertifizierung nicht pro Verkauf

mit Fairtradeprämie >> haben Interesse mehr Bauern zu zertifizieren >> erhöhen das Problem

S

D

PFT

P Eintrittskosten

Page 13: Fairtrade Presentation Preetz September 2012

Mögliche Lösungen

Quantitative Regulierung der Eintritte direkt oder… …indirekt durch Prozentsatz als Fairtrade verkauft

Differenzierung nach Qualität: Fairtrade als Minimum Preis

Temporär: neue Märkte z.B. lokales Fairtrade

Page 14: Fairtrade Presentation Preetz September 2012

Zusammenfassung

Besonderheiten von Fairtrade: Explizite Prämie an die Produzenten, Versicherungsfunktion des Fairtrade Preises

Empirisch meist geringe positive ökonomische Effekte durch Hochpreismärkte auf die teilnehmenden Farmer Was ist mit dem Rest?

Potentielle Neutralisierung der positiven Effekte durch

Anreizsystem Lösungen: Regulierung Abhängigkeit von der Zahlungsbereitschaft in reichen Ländern

>> neue Märkte erschließen?

Page 15: Fairtrade Presentation Preetz September 2012

Mikro-Beispiel

Bei 100% Verkauf als Fairtrade:

Fairtrade: ca. 1.5 Mio. Produzenten und Arbeiter Uganda: ca. 1.5 Mio. Kaffeeproduzenten

Kaffeefarmer in Uganda: 100 USD Fairtrade-Kaffeefarmer in U.: +50% (150 USD) Supermarktpreis in Kiel: +50% Monatsproduktion Kaffeefarmer: 300 kg Monatsverbrauch Dt. Familie: 3 kg Impliziter Transfer: 50 Cent (1% von 50 USD) Bei Bruttoeinkommen 2500€: 0.015%

Page 16: Fairtrade Presentation Preetz September 2012

Effekte von Bio und Fairtrade in der Literatur

Pariente, 2000

Minimum Preis/Fairtrade; höhere Sicherheit

Bacon, 2005

Bio und Fairtrade; geringere Vulnerabilität

Ronchi, 2006

Fairtrade; höhere Effizienz der Kooperativen

Dasgupta et al., 2007

Bio; höhere Produktivität und höheres Einkommen

Becchetti et al., 2008

Bio und Fairtrade; höheres Einkommmen, keine höhere Produktivität, Fairtrade Effekt stärker

Bolwig et al., 2009

Bio, höheres Einkommen

Effekte nur auf die zertifizierten Bauern