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1 FAMILIENANDACHT Wie können wir als Familie gemeinsam Gott verehren? 1 Prolog: John Paton (1824-1907) 1 Im Alter von siebzehn oder achtzehn Jahren hatte der junge James einige besondere Erfahrungen durchgemacht und folgte von da an dem Herrn Jesus Christus. Er war ein außergewöhnlich selbständiger junger Christ, der erst nach eingehender Prüfung der verschiedenen Kirchen und ihrer Lehren eine Entscheidung für eine Gemeinde traf. Seine Eltern überzeugte er davon, die bis dahin nur sonntags gehaltene Familien- andacht in eine tägliche gemeinsame Zeit vor Gott auszuweiten, so daß morgens und abends Gebet und Bibellesen die Tage eröffnen und be- schließen sollten. Der Vater, ein alter Soldat, stimmte umso williger zu, als James auch bereit war, die Familienandacht zu leiten. Von seinem achtzehnten Lebensjahr bis zu seinem Tod, das heißt sechzig Jahre lang, behielt James die Gewohnheit des gemeinschaftlichen Gebetes bei. Es gab für ihn keinen Grund, diese Gewohnheit auch nur einen Tag auszusetzen, weder Eile noch Arbeit noch Handel, weder die Ankunft von Freunden oder Gästen, noch Angst und Sorge, weder Freude noch Traurigkeit. Es blieb nicht aus, daß er auch anderen damit zum Segen wurde. Er gelobte, daß‚wenner Söhnehabensollte, er sieohneRückhalt dem Herrn und seinem Dienste weihen wolle, wenn dieser sie brauchen könnteunddieWegeöffnenwürde‘. (Drei seinerfünf Söhnegingen diesen Weg!)Drei seiner Söhne aus zweiter Ehe wurden Pastoren: 2 Robert Peter (1865-1911) Frederick James (1867-1941) 1 John Paton, Autobiographie: John Paton Missionar unter Südseekanibalen (Bielefeld: CLV, 1988), S. 12-13. 2 John Gibson Paton war zweimal verheiratet. Die erste Frau, Marry Ann Robson (1840-1859), ver- starb bereits am 3. März 1859, elf Monate nach der Hochzeit (2. April 1858) und der Geburt des ersten Sohnes Peter Robert (11. Februar 1859), der kurz nach seiner Mutter ebenfalls verstarb. Aus der zweiten Ehe mit Margarete (Maggie) Whietecross (1841-1905), die am 17. Juni 1864 geschlossen wurde, gingen zehn Kinder hervor, wobei vier von ihnen schon als Säuglinge oder Kleinkinder ver- starben.

Familienandacht

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Wie können wir als Familie gemeinsam Gott verehren?

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FAMILIENANDACHTWie können wir als Familie gemeinsam Gott verehren?

1 Prolog: John Paton (1824-1907)1

„Im Alter von siebzehn oder achtzehn Jahren hatte der junge Jameseinige besondere Erfahrungen durchgemacht und folgte von da an demHerrn Jesus Christus. Er war ein außergewöhnlich selbständiger jungerChrist, der erst nach eingehender Prüfung der verschiedenen Kirchenund ihrer Lehren eine Entscheidung für eine Gemeinde traf. Seine Elternüberzeugte er davon, die bis dahin nur sonntags gehaltene Familien-andacht in eine tägliche gemeinsame Zeit vor Gott auszuweiten, so daßmorgens und abends Gebet und Bibellesen die Tage eröffnen und be-schließen sollten. Der Vater, ein alter Soldat, stimmte umso williger zu,als James auch bereit war, die Familienandacht zu leiten. Von seinemachtzehnten Lebensjahr bis zu seinem Tod, das heißt sechzig Jahrelang, behielt James die Gewohnheit des gemeinschaftlichen Gebetesbei. Es gab für ihn keinen Grund, diese Gewohnheit auch nur einen Tagauszusetzen, weder Eile noch Arbeit noch Handel, weder die Ankunftvon Freunden oder Gästen, noch Angst und Sorge, weder Freude nochTraurigkeit. Es blieb nicht aus, daß er auch anderen damit zum Segenwurde.

Er gelobte, daß ‚wenn er Söhne haben sollte, er sie ohne Rückhalt dem Herrn und seinem Dienste weihen wolle, wenn dieser sie brauchenkönnte und die Wege öffnen würde‘. (Drei seiner fünf Söhne gingen diesen Weg!)“

Drei seiner Söhne aus zweiter Ehe wurden Pastoren:2

Robert Peter (1865-1911)

Frederick James (1867-1941)

1 John Paton, Autobiographie: John Paton –Missionar unter Südseekanibalen (Bielefeld: CLV, 1988),S. 12-13.2 John Gibson Paton war zweimal verheiratet. Die erste Frau, Marry Ann Robson (1840-1859), ver-starb bereits am 3. März 1859, elf Monate nach der Hochzeit (2. April 1858) und der Geburt desersten Sohnes Peter Robert (11. Februar 1859), der kurz nach seiner Mutter ebenfalls verstarb. Ausder zweiten Ehe mit Margarete (Maggie) Whietecross (1841-1905), die am 17. Juni 1864 geschlossenwurde, gingen zehn Kinder hervor, wobei vier von ihnen schon als Säuglinge oder Kleinkinder ver-starben.

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Frank Hume Lyall (1870-1938)

2 Familienandacht: Worum geht es? (Definition)

Familie?

Andacht?

2.1 Familie

Was ist eigentlich eine Familie? Diese Frage wird heute sehr unter-schiedlich beantwortet.

2.1.1 Moderne Definitionen3

klassisch: Vater, Mutter, Kind

Familie ist dort, wo Kinder leben.

2.1.2 Biblische Definition

„Haupt und Glieder“

3 Grafik aus: Alexander vom Stein, Creatio: Biblische Schöpfungslehre (Lychen: Daniel Verlag, 2005),S. 59.

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Mann–Frau (1Mose 3,16; 1Kor 11,3; Eph 5,21-24)

1KORINTHER 11,3

Ich will aber, dass ihr wisst, dass der Christus das Haupt eines jeden Mannes ist, dasHaupt der Frau aber der Mann, des Christus Haupt aber Gott.

Eltern–Kinder (Eph 6,1-2; Kol 3,20; Spr 1,8; 6,20; 23,22)

In einer Familie gibt es ein von Gott verordnetes Haupt (gewöhnlich derVater) und einen oder mehrere andere Personen, für die dieser Ver-antwortung trägt.

Im Hebräerbrief lesen wir, dass die Pastoren einmal Rechenschaft dafürablegen müssen, wie sie über die Seelen der Gemeindeglieder gewachthaben. Dies lässt sich ohne Einschränkung auch auf die Verantwortungder Familienhäupter übertragen:

HEBRÄER 13,7.177 Gedenkt eurer Führer, die das Wort Gottes zu euch geredet haben! Schaut den Aus-gang ihres Wandels an, und ahmt ihren Glauben nach! … 17 Gehorcht und fügteuch euren Führern! Denn sie wachen über eure Seelen, als solche, die Rechenschaftgeben werden, damit sie dies mit Freuden tun und nicht mit Seufzen; denn dieswäre nicht nützlich für euch.

Unser Herr warnt uns auch davor, dass wir anderen – insbesondereKindern –einen Anlass zur Sünde bieten, ihnen ein schlechtes Vorbildsind.

MATTHÄUS 18,1-61 In jener Stunde traten die Jünger zu Jesus und sprachen: Wer ist denn der Größteim Reich der Himmel? 2 Und als Jesus ein Kind herbeigerufen hatte, stellte er es inihre Mitte 3 und sprach: Wahrlich, ich sage euch, wenn ihr nicht umkehrt undwerdet wie die Kinder, so werdet ihr keinesfalls in das Reich der Himmel hinein-kommen. 5 und wenn jemand ein solches Kind aufnehmen wird in meinem Namen,nimmt er mich auf. 6 Wenn aber jemand einem dieser Kleinen, die an mich glauben,Anlass zur Sünde gibt, für den wäre es besser, dass ein Mühlstein an seinen Hals ge-hängt und er in die Tiefe des Meeres versenkt würde.

Ausnahmen: Ungläubiger Mann –gläubige Frau übernimmt die Aufgabedes geistlichen Hauptes

Beispiel: Timotheus Apg 16,1; 2Tim 1,5 + 3,14-15

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APOSTELGESCHICHTE 16,1

Er gelangte aber nach Derbe und Lystra. Und siehe, dort war ein Jünger mit NamenTimotheus, der Sohn einer jüdischen gläubigen Frau, aber eines griechischen Vaters.

2TIMOTHEUS 1,5

?Denn? ich erinnere mich des ungeheuchelten Glaubens in dir, der zuerst in deinerGroßmutter Lois und deiner Mutter Eunike wohnte, ich bin aber überzeugt, auch indir.

2TIMOTHEUS 3,14-1514 Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und wovon du überzeugt bist, da duweißt, von wem du gelernt hast, 15 und weil du von Kind auf die heiligen Schriftenkennst, die Kraft haben, dich weise zu machen zur Rettung durch den Glauben, derin Christus Jesus ist.

vgl. 1Kor 7,14; Apg 16,13-15 (?)

2.2 Andacht

Das ganze Leben ist ein Gottesdienst.

1KORINTHER 10,31

Ob ihr nun esst oder trinkt oder sonst etwas tut, tut alles zur Ehre Gottes!

RÖMER 12,1

Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzu-stellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer, was euer vernünftigerGottesdienst ist.

Familienandacht ist ein besonderer Gottesdienst.

persönlicherGottesdienst („Stille Zeit“)

Gottesdienst in der Familie („Familienandacht“)

öffentlicher Gottesdienst (Gemeinde)

„Vielmehr soll Gott überall in Geist und Wahrheit angebetet werden, täg-lich im engsten Kreise der Familie, im Verborgenen von jedem für sichselbst und um so ernsthafter in den öffentlichen Gemeindeversamm-lungen ...“Das baptistische Glaubensbekenntnis von 1689 (22,6)

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3 Familienandacht: Was lehrt die Bibel

3.1 Biblische Vorbilder

3.1.1 Adam und Eva

GENESIS 4,26

Und dem Set, auch ihm wurde ein Sohn geboren, und er gab ihm den NamenEnosch. Damals fing man an, den Namen des HERRN anzurufen.

Damals muss die Anbetung Gottes im Rahmen der Familie stattge-funden haben.

3.1.2 Abraham

GENESIS 18,19

Denn ich habe ihn erkannt, damit er seinen Söhnen und seinem Haus nach ihm be-fehle, dass sie den Weg des HERRN bewahren, Gerechtigkeit und Recht zu üben,damit der HERR auf Abraham kommen lasse, was er über ihn geredet hat.

Beachte: Biblische Glaubensvermittlung hat Generationen vor Augen!

3.1.3 Mose

Zur Zeit Moses wurde der öffentliche Gottesdienst in Israel strikt ge-regelt. Die Stiftshütte wurde zum Ort der besonderen Gegenwart Gottes,wo er verehrt werden sollte. War dies das Ende für den Gottesdienst inder Familie? Keineswegs!

DEUTERONOMIUM 6,6-96 Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollen in deinem Herzen sein. 7 Und dusollst sie deinen Kindern einschärfen, und du sollst davon reden, wenn du in deinemHause sitzt und wenn du auf dem Weg gehst, wenn du dich hinlegst und wenn duaufstehst. 8 Und du sollst sie als Zeichen auf deine Hand binden, und sie sollen alsMerkzeichen zwischen deinen Augen sein, 9 und du sollst sie auf die Pfosten deinesHauses und an deine Tore schreiben.

Das Passah wurde in den Familien gefeiert:4

EXODUS 12,24-2824 Darum sollt ihr dieses Wort ewig halten als Ordnung für dich und deine Kinder.25 Und es soll geschehen, wenn ihr in das Land kommt, das euch der HERR geben

4 Foto in der Präsentation aus: J. A. Thompson, Hirten, Händler und Propheten (Giessen/Basel:Brunnen, 1992) S. 343.

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wird, wie er geredet hat, dann sollt ihr diesen Dienst ausüben. 26 Und es soll ge-schehen, wenn euch eure Kinder fragen: Was bedeutet dieser Dienst für euch?,27 dann sollt ihr sagen: Es ist ein Passahopfer für den HERRN, der an den Häusernder Söhne Israel in Ägypten vorüberging, als er die Ägypter schlug, unsere Häuseraber rettete. Da warf sich das Volk nieder und betete an. 28 Und die Söhne Israelgingen hin und machten es, wie der HERR Mose und Aaron geboten hatte, somachten sie es.

3.1.4 Josua

JOSUA 24,15

Ist es aber übel in euren Augen, dem HERRN zu dienen, dann erwählt euch heute,wem ihr dienen wollt: entweder den Göttern, denen eure Väter gedient haben, als sie?noch? jenseits des Stroms waren, oder den Göttern der Amoriter, in deren Land ihrwohnt! Ich aber und mein Haus, wir wollen dem HERRN dienen!

Beachte: Josua spricht nicht nur für sich selbst, sondern auch für seinHaus. Als Haupt des Hauses trägt er die Verantwortung für seine Familieund sorgt für den rechten Gottesdienst in seiner Familie.

3.1.5 Hiob

HIOB 1,5

Und es geschah, wenn die Tage des Gastmahls reihumgegangen waren, da sandteHiob hin und heiligte sie: Früh am Morgen stand er auf und opferte Brandopfernach ihrer aller Zahl. Denn Hiob sagte ?sich?: Vielleicht haben meine Söhne ge-sündigt und in ihrem Herzen Gott geflucht. So machte es Hiob all die Tage ?nachden Gastmählern?.

Beachte: Hiob tritt als geistliches Haupt für seine Kinder ein.

3.1.6 Psalmen

Die Söhne Korachs:

PSALM 44,2

Gott, mit unseren Ohren haben wir gehört, unsere Väter haben uns erzählt dieGroßtat, die du gewirkt hast in ihren Tagen, in den Tagen der Vorzeit.

Asaph:

PSALM 78,3-63 Was wir gehört und erfahren und unsere Väter uns erzählt haben, 4 wollen wirnicht verhehlen ihren Söhnen und dem künftigen Geschlecht erzählen die Ruhmes-taten des HERRN und seine Macht und seine Wunder, die er getan hat. 5 Denn er hat

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ein Zeugnis aufgerichtet in Jakob und ein Gesetz aufgestellt in Israel und gebotunseren Vätern, sie ihren Söhnen kundzutun, 6 damit das künftige Geschlecht siekenne, die Söhne, die geboren werden sollten, und ?auch? sie aufständen und sieihren Söhnen erzählten.

Die biblische Lehre wird in allererster Linie an die nachfolgendenGenerationen einer Familie vermittelt. Die Väter tragen als Haupt derFamilien die Verantwortung dafür.

3.1.7 Timotheus

2TIMOTHEUS 1,5

?Denn? ich erinnere mich des ungeheuchelten Glaubens in dir, der zuerst in deinerGroßmutter Lois und deiner Mutter Eunike wohnte, ich bin aber überzeugt, auch indir.

2TIMOTHEUS 3,14-1514 Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und wovon du überzeugt bist, da duweißt, von wem du gelernt hast, 15 und weil du von Kind auf die heiligen Schriftenkennst, die Kraft haben, dich weise zu machen zur Rettung durch den Glauben, derin Christus Jesus ist.

Timotheus hatte seine Glaubenserziehung in der Familie empfangen!

3.2 Biblische Vorgaben

Zur Familienandacht gehören im Grunde dieselben Elemente, wie zumöffentlichen Gottesdienst: Gottes Wort, Gebet und Gesang.

MATTHÄUS 18,20

Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrerMitte.

3.2.1 Gottes Wort

KOLOSSER 3,16-1716 Das Wort des Christus wohne reichlich in euch; in aller Weisheit lehrt und er-mahnt euch gegenseitig! Mit Psalmen, Lobliedern und geistlichen Liedern singt Gottin euren Herzen in Gnade! 17 Und alles, was ihr tut, im Wort oder im Werk, allestut im Namen des Herrn Jesus, und sagt Gott, dem Vater, Dank durch ihn!

Kinder empfangen zu Hause biblische Unterweisung:

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DEUTERONOMIUM 6,6-96 Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollen in deinem Herzen sein. 7 Und dusollst sie deinen Kindern einschärfen, und du sollst davon reden, wenn du in deinemHause sitzt und wenn du auf dem Weg gehst, wenn du dich hinlegst und wenn duaufstehst. 8 Und du sollst sie als Zeichen auf deine Hand binden, und sie sollen alsMerkzeichen zwischen deinen Augen sein, 9 und du sollst sie auf die Pfosten deinesHauses und an deine Tore schreiben.

EPHESER 6,4

Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie auf in der Zuchtund Ermahnung des Herrn!

2TIMOTHEUS 3,14-1514 Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und wovon du überzeugt bist, da duweißt, von wem du gelernt hast, 15 und weil du von Kind auf die heiligen Schriftenkennst, die Kraft haben, dich weise zu machen zur Rettung durch den Glauben, derin Christus Jesus ist.

SPRÜCHE 1,8

Gehorche, mein Sohn, der Zucht deines Vaters und verwirf nicht die Weisung deinerMutter!

Frauen empfangen zu Hause biblische Unterweisung:

Epheser 5,21-33

EPHESER 5,25-2625 Ihr Männer, liebt eure Frauen! wie auch der Christus die Gemeinde geliebt undsich selbst für sie hingegeben hat, 26 um sie zu heiligen, ?sie? reinigend durch dasWasserbad im Wort …

1KORINTHER 14,35

Wenn sie aber etwas lernen wollen, so sollen sie daheim ihre eigenen Männer fragen;denn es ist schändlich für eine Frau, in der Gemeinde zu reden.

3.2.2 Gebet

Gemeinsames Gebet sollte eine Selbstverständlichkeit sein.

1THESSALONICHER 5,17

Betet unablässig!

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EPHESER 6,18

Mit allem Gebet und Flehen betet zu jeder Zeit im Geist, und wachet hierzu in al-lem Anhalten und Flehen für alle Heiligen.

Gebet vor dem Essen (Psalm 128,3 + 1Timotheus 4,4-5; 1Samuel 9,13;Matthäus 6,11; 14,19; 15,36; Apostelgeschichte 27,35)

Gebet von Mann und Frau:

1PETRUS 3,7 (VGL. 1KOR 7,5)

Ihr Männer ebenso, wohnt bei ?ihnen?mit Einsicht als bei einem schwächeren Ge-fäß, dem weiblichen, und gebt ?ihnen? Ehre als ?solchen?, die auch Miterben derGnade des Lebens sind, damit eure Gebete nicht verhindert werden!

3.2.3 Gesang

KOLOSSER 3,16-1716 Das Wort des Christus wohne reichlich in euch; in aller Weisheit lehrt und er-mahnt euch gegenseitig! Mit Psalmen, Lobliedern und geistlichen Liedern singt Gottin euren Herzen in Gnade! 17 Und alles, was ihr tut, im Wort oder im Werk, allestut im Namen des Herrn Jesus, und sagt Gott, dem Vater, Dank durch ihn!

Die Heilige Schrift ist voll von Aufforderungen Gott mit Gesang zupreisen:

PSALM 92,2-32 Es ist gut, den HERRN zu preisen und deinen Namen, du Höchster, zu besingen;3 am Morgen zu verkünden deine Gnade, und deine Treue in den Nächten.

Gesang in der Familie (vgl. Mt 26,30):

PSALM 118,15

Klang von Jubel und Heil ist in den Zelten der Gerechten. Die Rechte des HERRN tutGewaltiges.

Aufforderung zum Gesang an alle Kreatur:

PSALM 147,1

Halleluja! Ja, es ist gut, unserem Gott zu spielen! Ja, ein Lobgesang ist schön, ist lieb-lich.

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PSALM 96,1

Singt dem HERRN ein neues Lied, singe dem HERRN, ganze Erde!

PSALM 98,4

Jauchzt dem HERRN, alle Welt! Seid fröhlich und jauchzt und spielt!

PSALM 150,6

Alles, was Atem hat, lobe Jah! Halleluja!

4 Familienandacht: Wie geht das?

4.1 Prinzipien

ungestörte Atmosphäre

keine Ablenkungen und Unterbrechungen

z. B. Telefon ausstellen

Ziel: aufmerksame Hörer (Sprüche 4,1.20; 5,1.7; 7,24)

SPRÜCHE 4,1.201 Hört, ihr Söhne, auf die Zucht des Vaters und merkt auf, um Einsicht zukennen! … 20 Mein Sohn, auf meine Worte achte, meinen Reden neige dein Ohr zu!

SPRÜCHE 5,1.71 Mein Sohn, horche auf meine Weisheit, zu meiner Einsicht neige dein Ohr. …7 Nun denn, ihr Söhne, hört auf mich und weicht nicht ab von den Worten meinesMundes!

SPRÜCHE 7,24

Nun denn, ihr Söhne, hört auf mich und horcht auf die Worte meines Mundes!

4.2 Ort?

Viel Freiheit:

DEUTERONOMIUM 6,7

Und du sollst sie deinen Kindern einschärfen, und du sollst davon reden, wenn du indeinem Hause sitzt und wenn du auf dem Weg gehst, wenn du dich hinlegst undwenn du aufstehst.

JOHANNES 4,20-2420 Unsere Väter haben auf diesem Berg angebetet, und ihr sagt, dass in Jerusalem derOrt sei, wo man anbeten müsse. 21 Jesus spricht zu ihr: Frau, glaube mir, es kommt

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die Stunde, da ihr weder auf diesem Berg, noch in Jerusalem den Vater anbetenwerdet. 22 Ihr betet an, was ihr nicht kennt; wir beten an, was wir kennen, denn dasHeil ist aus den Juden. 23 Es kommt aber die Stunde und ist jetzt, da die wahrenAnbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden; denn auch der Vatersucht solche als seine Anbeter. 24 Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen in Geistund Wahrheit anbeten.

Fester Ort hat Vorteile:

Liederbücher, Bibel etc. sind dort deponiert.

Kinder finden sich leichter zurecht.

4.3 Zeit

Regelmäßige Zeit im Tagesablauf:

morgens

abends

morgens und abends (= Opfer im Alten Bund)

morgens, mittags und abends

angemessene Länge

je nach Alter der Teilnehmer (ca. 10-30 min.)

Tipp: klein anfangen

4.4 Inhalt?

Der Inhalt richtet sich nach den Teilnehmern. Feste Bestandteile solltensein: Gottes Wort, Gebet und Gesang.

Bibel lesen nach Plan

Kinderbibel

Katechismus

Auswendiglernen von Bibelversen und Liedern (Lied des Monats)

Bibelkommentar

christliche Klassiker (z. B. Pilgerreise)

Biografien

Kirchengeschichte

4.5 Form?

Gottesdienst im Kleinen

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mögliche gottesdienstliche Elemente:

apostolisches Glaubensbekenntnis

Zehn Gebote

Vater unser

Segen

5 Literatur

Jerry Marcellino, Der verlorene Schatz der Familienandacht (2006)

Terry Johnson, The Family Worship Book (1998)

James Alexander, Thoughts on Family-Worship (1847/1991)

Anweisung für den Familiengottesdienst (englisch 1647)

6 Epilog

6.1 Auszug aus dem 1677 verfassten Vorwort zum baptistischenGlaubensbekenntnis von 16895

Und wahrlich, es gibt eine Quelle und Ursache für den Verfall der Reli-gion in unserer Zeit –die wir hier nur kurz erwähnen können –die, wiewir mit aufrichtigem Drängen bitten, beseitigt werden möge, nämlich dieVernachlässigung des Gottesdienstes in den Familien, durch diejenigen,denen die Obhut und Führung derselben aufgetragen ist. Kann nicht dieungeheuerliche Unkenntnis und Labilität vieler Leute zusammen mit derWeltlichkeit anderer zurecht auf ihre Eltern und Meister zurückgeführtwerden, die sie, als sie noch jung waren, nicht in dem Weg erzogenhaben, in dem sie leben sollen, sondern die häufigen und ernsten Be-fehle vernachlässigt haben, die ihnen der Herr gegeben hat, nämlich siemit dem Katechismus zu belehren und sie zu unterweisen, damit sie inihren zarten Jahren an die Erkenntnis Gottes, wie sie in der HeiligenSchrift geoffenbart ist, gewöhnt werden. Haben nicht auch ihre eigeneUnterlassung des Gebets und anderer religiöser Pflichten in ihren Fami-lien, zusammen mit dem schlechten Vorbild ihres leichtfertigen Redens,sie zuerst an die Vernachlässigung und schließlich an die Geringschät-zung jeglicher Frömmigkeit und Religion gewöhnt? Wir wissen, dass diesdie Blindheit oder Gottlosigkeit von niemandem entschuldigt, aber es

5 Das baptistische Glaubensbekenntnis von 1689, Robert Kunstmann (Hg.) (Hamburg: RVB, 2002),S. 21-22.

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wird gewiss schwer auf die zurückfallen, die so Anlass dazu gegebenhaben. Jene sterben wahrlich in ihren Sünden, aber wird nicht ihr Blutvon denen gefordert werden, unter dessen Fürsorge sie standen, und diees ihnen erlaubten, ohne Warnung fortzufahren, ja, die sie auf den Pfaddes Verderbens brachten? Und wird nicht die Sorgfalt von Christen ver-gangener Zeiten, die diese Pflichten gewissenhaft ausgeübt hatten, imGericht gegen viele aufstehen und sie verdammen, die heute dieseEhrenstellung bekleiden sollten?

Wir wollen mit unserem ernsten Gebet schließen, dass der Gott allerGnade das Maß des Heiligen Geistes auf uns ausgießen möge, wodurchbei uns das Bekenntnis der Wahrheit vom aufrichtigen Glauben und dereifrigen Glaubenspraxis begleitet wird, auf dass sein Name in allenDingen verherrlicht werde, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen

6.2 Hugenotten in Frankreich (Ende 17. Jh.)6

„Ein Großteil der Zwangsbekehrten, die sie, um einer Verfolgung zu ent-gehen, vielfach nach außen hin blieben, wandte sich, einem starken Be-dürfnis folgend, mit neuer Hingabe und Begeisterung wiederum demhugenottischen Glaubensleben zu. Scheinbar waren sie katholischeKirchgänger und die Kinder gehorsame Schüler katholischer Schulengeworden, während bei ihnen zu Hause immer mehr und eifriger nochals früher der alte hugenottische Brauch wiederaufgenommen und ge-pflegt wurde. Familienandachten wurden abgehalten, die Kinder mit derBibel vertraut gemacht und in die protestantische Glaubenslehre ein-geführt. Die Heranwachsenden schenkten ihren Eltern mehr Vertrauenals den katholischen Priestern in der Schule.

Die große Bedeutung, die die Protestanten der häuslichen Glaubens-erziehung ihrer Kinder zumaßen, um in ihnen die Liebe zur hugenot-tischen Religion zu vertiefen, erkannten die Priester bald. So schriebBischof Fléchier von Nîmes: ‚Die religiöse Unterweisung in den hugenot-tischen Häusern verdrängt sehr rasch, was den Schülern im katholischenSchulunterricht beigebracht wurde, und so wird von Vätern und Mütternzu Hause wiederum zerstört, was unsere Priester ihren Kindern mühsambeigebracht hatten.‘

Im gleichen Sinne schrieb ein hoher Offizier dem Kriegsminister: ‚Viele der jungen Leute können sich nicht erinnern, je einen protestantischenPfarrer gesehen zu haben. Wie in aller Welt konnten sie dennoch derarthugenottisch werden? Es ist fraglos das Werk ihrer Väter und Mütter, die

6 Emil Ernst Ronner, Die Lerchen Gottes: Die drei Hirten von Bourdeaux –Aufstand der Karmisaden(Stuttgart: Hänssler, 1993), S. 147-148.

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sich eifrig bemühen, ihre Kinder daheim im protestantischen Glauben zuerziehen, während nach außen hin die meisten von ihnen zur Messegehen, als seien sie wirkliche Katholiken.‘“