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FUI Juni 2002, FUI 3/02 Preis 2,50 Infodienst der Bundeskoordination Studentischer Ökologiearbeit e.V. COPERNICUS Schwerpunkt: Klima BÖT-Nachlese Faules Umwelt Info BSÖ-Logo

Faules Umwelt Info file. 4 Was läuft wo? Was läuft wo? Semesterticket in ... Fahrrad oder dem Auto unterwegs. Das Buslinienangebot beschränkt sich im

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FUI Juni 2002, FUI 3/02 Preis 2,50 €

Infodienst der Bundeskoordination Studentischer Ökologiearbeit e.V.

COPERNICUS

Schwerpunkt: Klima

BÖT-Nachlese

Faules Umwelt Info

BSÖ-Logo

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I n h a l t

Liebe LeserInnen 3

Was läuft wo? 4

Termine 5

Internationale PartnerInnen 43

Rechtshilfefonds vor dem aus? 44

BSÖ-Aktiventreffen 45

BSÖ-News

Ratat-HUI 46

Literatur 48

Impressum, Abocoupon 50

Adressen 51

32. BÖT am Bodensee

COPERNICUS

Schwerpunkt: Klima 17

Anti-Atom

Exkursionen 6

AK Photovoltaik 7

Lasst Die Bahn auf den Schienen 8

Interview zur Bahnpreisreform 10

Grüne Gentechnik - Fluch oder Segen 11

AK Ökolandbau 12

Kopernikus - Die neue Wende? 13

COPERNICUS-Campus und UNI21 14

Die COPERNICUS-Charta 15

Trainstopping 02 16

8 Tage Stmmheim 33

BundestagswahlWählen oder nicht wählen? 38

Stoiber in Bayern 40

Endlich: Tierschutz kommt ins Grundgesetz 41

Umweltgutachten 2002 42

FUI-Schreiben im Harz

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E d i t o r i a l

Liebe Leserinnen und Leser,

es ist mal wieder Montag Abend, abergleich ist das FUI geschafft – obwohldas Familienglas Samba noch nichtganz leer ist (irgendwer hat wohlgefehlt). Diesmal trafen wir uns imClausthaler AStA im wunderschönenOberharz. Das Wetter warausgezeichnet, viel lieber hätten wir unsfaul an einen der vielen Teiche gelegt,statt eine Zeitung zu layouten. Da habenwir uns gedacht, wenn wir schon nichtfaul sein dürfen, dann möchten wirwenigstens ein Faules Umwelt-Infomachen, und das haltet Ihr nun in denHänden!Wir präsentieren Euch diesmal eineausführliche Nachlese zum KonstanzerBundesÖkologieTreffen. Dann gibt esnoch Hintergrundinformationen zurgeplanten Bahnpreisdeform. Außerdemfindet Ihr einen Artikel über NikolasKopernikus und das COPERNICUS-Programm an Hochschulen, sowieeinen interessanten Bericht zum ThemaKnast.Der Schwerpunkt befasst sich mit demThemenkomplex Klima. Vonnaturwissenschaftlichen Grundlagen bisMaßnahmen, von Klimapolitik bisAktionsbündnissen bietet Euch derMittelteil des Heftes einen umfassendenÜberblick über das Thema, dassicherlich spätestens zur Weltkonferenzfür nachhaltige Entwicklung im August/ September in Johannesburg wiederin den Blickpunkt der Öffentlichkeitrücken wird.

Das nächste mal trifft sich die BSÖ zumAktiventreffen auf dem Wendland-Sommercamp und zwar gleich amSonntag, dem 21. Juli. Ein Grund mehr,vom 20. bis 28. Juli nach Reddebeitzbei Lüchow zu fahren, um eine Wochelang spannende Arbeitskreise zu

verschiedensten politischen undökologischen Themen, Aktionen, vielenette Leute und leckeres Essen zuerleben.Wir wünschen Euch viel Spaß beimLesen und einen schönen, politischaktiven Sommer!

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Euer FUI-Team

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Was läuft wo?

Was läuft wo?

Semesterticket inClausthal-Zellerfeld?

In diesem Semester haben wir vom AStAden Versuch unternommen, auch an der TUClausthal ein Semesterticket zu bekommen– leider sind die Verhandlungen jedochzunächst gescheitert.

Der Hintergrund: Die Bergstadt Clausthal-Zellerfeld liegt im Oberharz und hat keinenBahnanschluss. Der Oberharz ist demVerkehrsverbund der Region Braunschweig(VRB) angeschlossen, liegt aber zusätzlichin unmittelbarer Nachbarschaft zumVerkehrsverbund Süd Niedersachsen (VSN,Göttingen). Da Clausthal-Zellerfeld einerelativ kleine Stadt ist und die Uni einenzentral gelegenen Campus hat, sind diemeisten Studenten entweder zu Fuß, mit demFahrrad oder dem Auto unterwegs. DasBuslinienangebot beschränkt sich imGroßen und Ganzen auf denÜberlandverkehr und ist damit für denStadtverkehr unerheblich. Wir vom AStAwollten nun ein Semesterticket bis zu dennächsten Bahnhöfen Goslar, Seesen undNortheim. Allerdings gibt es im VRB bereitsein Semesterticket zu 33.- €. Das Ticket istfür uns aber völlig ungeeignet. Einerseitsist der Preis zu hoch, da die Studenten einSemesterticket vor allem für Heimfahrtennutzen würden, zum anderen ist das VRBTicket nur für diejenigen interessant die inRichtung Braunschweig fahren müssen,wohingegen man für Fahrten in RichtungGöttingen keinen Nutzen hat.Die Vertreter des VRB haben sich geweigert,ein zweites Ticket anzubieten, das für unserespeziellen Verhältnisse geeignet wäre.

Roman Richwien, Öko-&Verkehrs-Referentaus Clausthal

Augsburg

Mit Kreativität denUmweltproblemen

auf der Spur„UmweltschMutz im Alltag!“ so heißt derKreativitäts-Wettbewerb des AStA-Ökoreferat und des AK-Ökologie, der an derUni Augsburg für StudentInnen allerFachrichtungen ausgeschrieben wurde. DieWahl der Mittel wurde freigestellt. Zusätzlichsollten Hintergrundfakten und die Intentiondes künstlerischen Werkes erläutert werden.Dabei entstanden sehr spannendeKunstwerke. Nicht nur „ökologischeSchwarzmalereien“, sondern auchansprechende und originelle Werke inverschiedenen Techniken von Grafik biszum computeranimierten Kurzfilm. Eine Juryzusammengesetzt aus ProfessorInnen undStudentInnen wird die Gewinner festsetzen.Die prämierten Werke werden vom 11.6.-28.6.02 im Eingangsbereich der Mensa derÖffentlichkeit präsentiert.

„AugsburgerFrühling“

Vom 2.-4.5.02 fand an der UniversitätAugsburg eine „Gemeinsinnwerkstatt“unter dem Motto „Augsburger Frühling:Potenziale entdecken - Profil entwickeln“statt. Eingeladen waren alle Studierenden,Lehrenden und Beschäftigten. Am erstenTag lernten sich die TeilnehmerInnen inGrüppchen von jeweils drei Personenkennen. Auf dem „Forschungsmarkt“wurden die eigenen Fähigkeiten undWünsche in Bezug zur Uni gesetzt und dieEssenz aus den Gruppengesprächenanschließend dem Plenum präsentiert. Derzweite Tag schloß da an, wo der ersteaufhörte. Es wurden Arbeitskreise zu denverschiedenen Interessensbereichengebildet. Die Gestaltung des Umfeldes fürStudierende, Bewegungskultur an der Uni,Mensa, Cafete und Essen, Partizipation undKommunikation auf Augenhöhe, Förderungdes Kontakts zwischen ausländischen und

deutschen Studierenden und Vernetzungvon Umweltaktivitäten standen u.a. zurAuswahl. Am nächsten Tag wurden dannauf dem Aktionsmarkt Pläne geschmiedetund Allianzen gegründet, wie die vielenguten Ideen umgesetzt werden könnten.(Er-) Folge der Gemeinsinnwerkstatt sindschon zu spüren. Die Cafete ist neugestrichen, und das Rauchverbot verschafftdem Personal wieder frische Luft zumAtmen. Es wird auch über verlängerteÖffnungszeiten der Cafete und einselbstverwaltetes Studentencafe in der Stadtverhandelt. Außerdem konnten Kontaktegeknüpft werden über die sonstvorhandenen Barrieren zwischen denverschiedenen Ebenen hinweg. Besonderspositiv fiel auf, dass das Studentenwerkvollständig mit allen wichtigenEntscheidungsträgern vertreten war.Zu hoffen bleibt nur, dass sich noch mehrund vor allem auch die Verantwortlichen inder Zentral-Verwaltung an diesem Prozessbeteiligen werden, der noch bis EndeNovember andauert. Dann sollen dieendgültigen Ergebnisse als „Ernte“präsentiert werden.

Clausthal

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Terminkalender

Juni September

November

AugustJuli

Juni: Trainstopping 02Bundesweite Kampagne:Vielfältige Aktionen gegen dennächsten Castor-Transport durchHamburg in die WAA.Infos: www.nadir.org/castor

Juni bis Juli:Ringvorlesung Umweltschutz ander TU MünchenProgramm:www.fs.tum.de/asta/umwelt/rivo

19. bis 28. JuniInternational noborder-actioncamp

www.noborder.org/camps/02/

2. bis 11. SeptemberWorld Summit on SustainableDevelopment (Rio + 10 –Gipfel)Johannesburg, Südafrika

13. bis 15. SeptemberFUI Layoutwochenendein Bochum?Kontakt: BSÖ-Geschäftsstelle

22. SeptemberEuropaweiter Autofreier Tag(Diesjähriges Motto inDeutschland: Die Stimmeloswerden – ohne mein Auto?)Veranstalter: Klimabündnis dereuropäischen Städte Tel. 069/70790083

10. Juli: Start der Fahradtour ab Dover,Südengland zum ECOTOPIA-Festival (10.-24. August) auf derHalbinsel Dingle in Südwest-irlandwww.eyfa.org/ecotopia2002.htm

12. bis 19 Juli5. Antirassistisches Grenzcamp inJena/Thüringen

Infos: The Voice Africa Forum, Tel. 03641/665214, [email protected]

9. bis 21. JuliProtest -Marsch und -Camp amgeplanten französischen Atom-Endlagerstandort Bure.Infos: www.sortirdunucleaire.org/rezo2002/burestop2002.htm oderBI Lüchow-Dannerberg (s.u.)

20. bis 28. JuliInternationales Anti-Atom-Sommercamp in Pölitz/Wendland.25 Jahre StandortbenennungGorleben, Kontakt:www.bi-luechow-dannenberg.de,Tel. 05841/4684

21. bis 22. JuliBSÖ-Aktiventreffen auf demSommercamp im WendlandKonakt: BSÖ-Geschäftsstelle

20. bis 28. Juli6. Sommercamp im Wendland inReddebeitz bei LüchowMotto: Die Gesellschaft zurRandgruppe erklärenMit BSÖ-Aktiventreffen am 21.7.Infos: www.Sommercamp-im-Wendland.de

24. Juli bis 4. AugustFahrrad-Demonstration bzw.Radtour Tour de Natur - vonZwickau bis Coburg. DiverseSternradtouren vorweg,anschließend Tour nach Berlin.Veranstalter: ADFC Thüringen,Tel. 0361/2251734,www.tourdenatur.net

3. bis 10. AugustCrossover-Camp in Cottbuswww.summercamp.squat.net/

10. AugustEins - Zwei - Drei(st):VERKEHRtrum! Abschluss-kongress der Tour de Natur!- HU Berlin, Ostflügel + Hegelse-Kontakt: Gerrit [email protected]: 030 / 275864 35 / -82http://www.tourdenatur.net

ab 10. AugustPolitische Werkeltage in derProjektwerkstatt in Saasen -diskutieren, bauen, kreativeAktionen ausdenken - planen-trainieren (- umsetzen ?)Infos unter:www.projektwerkstatt.de/saasen

10. bis 24. AugustECOTOPIA-Festival, Camp aufder Halbinsel Dingle inSüdwestirland, diverseWorkshops zu Themen sozialerund ökologischer Gerechtigkeit,der Bereich “Konfliktlösung“ imMittelpunkt.

26. August bis 4. SeptemberRio plus 10 - Weltgipfel fürnachhaltige Entwicklungin Johannesburgwww.weltgipfel2002.dewww.rio-10.de

33. Bundesökologietreffen in LünebrgKontakt: [email protected]/asta/oeko

1. bis 3. November2. Ökonux - KonferenzKontakt: [email protected]/oxkonferenz2/text.phtml

21. bis 22. NovemberNatogipfel in PragInfos: www.projektwerkstatt.de

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BÖT-Nachlese

32. BÖT am BodenseeUmweltschützerInnen aus ganz Deutschland, packt Eure Badesachen

ein!

Der AstA der Uni Konstanz hat vom 8.-12.5.2002 zum 32. Bundesökologietreffen eingeladen. Aus ganz Deutschland folgtenUmweltschützerInnen diesem Ruf, darunter alte und viele neue Gesichter. Was wird uns wohl erwarten in den nächsten Tagen? Das schöneWetter, Petrus war uns mal wieder wohlgesonnen, die vielen netten Leute und die schöne Umgebung vertrieben schnell alle Bedenken. DieBadehose blieb jedoch im Gepäck, denn wer baden geht, der verpasst einiges!

Betriebsbesichtigungendes AK-Ökolandbau

Zu Beginn der ganztägigen Exkursion teiltenwir uns in drei Gruppen auf. Es standen einMilchvieh-Gemischtbetrieb, eine Bio-Gärtnerei und ein Obst-Anbau-Betrieb zurAuswahl. Danach ging’s gemeinsam zu einerBio-Molkerei und einer Bio-Brauerei. Damitbekamen wir einen schönen Überblick überalles, was die Region zu bieten hat.

Der Hagenweilerhof ist ein Familienbetriebmit 40ha Grün- und Ackerland und 20Milchkühen. Der Bioland-Betrieb (seit Mitteder 80er) setzt bewusst nicht auf eineSpezialisierung, sondern versucht, einemöglichst breite Produktpalette anzubieten:Streuobst, Hühner, verschiedene Getreidezum Backen und als Futtermittel,Zweinutzungsrinder für Milch- undFleischproduktion.Die Biolandgärtnerei Bärthele auf der InselReichenau ist seit 1995 Mitglied im Bioland-Verband. Auf 3 ha Freilandflächen und 0,3ha Gewächshausfläche baut sie Feingemüse(je nach Jahreszeit Gurken, Tomaten,Zucchini, Paprika, Auberginen, Fenchel,...)Salate und Kräuter an und zieht

ExkursionenJungpflanzen auf. Als Pionier imökologischen Anbau auf der Insel Rei-chenau hat es der Betrieb nicht immer leicht.Seine Jungpflanzen werden im Umkreis undin der Schweiz besonders geschätzt. DieVermarktung läuft vor allem über denNaturkost-Großhandel (50%), 25 % werdenauf dem Bauernmarkt in Konstanz an denMann oder die Frau gebracht und ein Teilgeht an private Supermärkte, dieGastronomie der gehobeneren Klasse undHofläden. Nach einer Führung durch dieGewächshäuser, die natürlich bei Ökos erstmal skeptische Blicke hervorrufen, und die„Produktionshallen“ mit „Sälinie“ undSaattopfpressmaschine stand uns derBetriebsleiter Rede und Antwort.

Die dritte Gruppe besichtigte denWagnerhof, der neben ökologischem(Intensiv-)Obstbau noch ein Stück Waldbewirtschaftet.Am Nachmittag wurden wir in Siggenweilerin der Bergprachtmolkerei erwartet. Dertechnische Leiter führte uns durch dieEingeweide der Molkerei, die sowohlBiomilch als auch konventionelle Milchabnimmt und getrennt weiterverarbeitet: diePasteurisierungsanlage, die Käsepro-duktion, die Verpackungsanlage und die

neugebaute Lagerhalle. Als kleinesSchmankerl konnten wir zum Abschluß dieverschiedenen Käsesorten probieren. DerBetrieb hat sich vor allem auf die Produktion

von Camembert und Fetakäse spezialisiert.Auf dem Trockenen musste in derTettnanger Brauerei keineR bleiben. Mit vielWitz und Humor führte uns der Braumeisterdurch den Betrieb. Er braut sein Bier mitökologisch angebauter Gerste und Hopfen.Dazu kommt nur noch Wasser. Das Bier wirdvor allem im Umkreis verkauft und ist sehrbeliebt. Bei einer Bierprobe im Lagerkellerkonnten wir uns selbst von der Qualitätüberzeugen.

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BÖT-Nachlese

From [email protected] Thu May 1611:10:44 2002Return-Path:<[email protected]>X-Flags:1001Delivered-To: GMXdelivery [email protected]:(qmail 21074 invoked by uid0); 16 May 2002 11:10:44 -0000Received: frommailgate.rz.uni-karlsruhe.de(129.13.64.97)by mx0.gmx.net(mx009-rz3) withSMTP; 16 May2002 11:10:44 -0000Received:from usta.de(asta-usta9.stud.uni-karlsruhe.de[129.13.131.155]) bymailgate.rz.uni-karlsruhe.dewith esmtp (Exim 3.33 #1)id 178J9f-0002oQ-00; Thu, 16May 2002 13:10:43+0200Received: frommailgate.rz.uni-karlsruhe.de([129.13.64.97]) byusta.de with esmtp (Exim 3.33#1) id 178J9f-00075z-00for [email protected]; Thu, 16May 2002 13:10:43+0200Received: fromsuncom.rz.hu-berlin.de(suncom.rz.hu-berlin.de[141.20.1.31]) bymailgate.rz.uni-karlsruhe.dewith esmtp (Exim 3.33 #1)id 178J9f-0002oN-00; Thu, 16May 2002 13:10:43

Exkursion insWollmatinger Ried

Das Wollmatinger Ried ist einNaturschutzgebiet von 757 ha, das sich imSüdwesten direkt an die Stadt Konstanzanschließt. Es besteht vor allem aus Wiesenund Schilfbereichen sowie Flachwasser-zonen des Untersees. Wir wurden von einemBiologiestudenten, der gerade ein Praktikumbei der Naturschutz-station des NaBu amWollmatinger Ried macht, durch das Gebietgeführt. Ausgerüstet mit Ferngläsern undeinem Spektiv ging es auf Entdeckungsreise.Das Wollmatinger Riedist Lebensraum fürzahlreiche seltene Tier-und Pflanzenarten unddarf nur mit geführtenExkursionen betretenwerden. Ursprünglichlieferten die Wiesenwertvollen Einstreu fürdie Ställe. Durch dieregelmäßige Mahdwurde der Aufwuchsvon Büschen verhindert.Heute geschieht diesweitgehend nur noch als

Naturschutzmaßnahme. Versuchsweisewerden schottische Hochlandrindergehalten, um den gleichen Zweck zuerfüllen. Auf den Wiesen fing gerade dieSibirische Schwertlilie an zu blühen. Beistrahlendem Sonnenschein und damithervorragenden Beobachtungs-bedingungen hat uns norddeutscheVogelbegeisterte vor allem die Vogelweltbeeindruckt. Gleich zu Beginn umkreistenuns mehrere Schwarzmilane, die in derBodenseeregion gar nicht mal so selten sind.Besonders im flachen Wasser des Unterseesund am angrenzenden Ufer tummelten sichviele Vögel. Aus der Deckung einerBeobachtungshütte hatten wir einen guten

Ausblick und konnten um die Wette neueArten entdecken: Lachmöwe, Knäkente,Kiebitz, Großer Brachvogel, Haubentaucher,um nur einige zu nennen. Flusssee-schwalben brüteten auf Floßinseln, dieihnen als Ersatz für Kiesbänke angebotenwerden. Eine Bartmeise turnte zwischen denSchilfstängeln herum. Die Mittelmeermöwewurde bis vor wenigen Jahren zurSilbermöwe gerechnet und erst seit kurzemals eigene Art betrachtet. Aber auch barfußden Trampelpfad über die Wiesen undzwischen den Schilfrändern entlang zugehen und das schöne Wetter zu genießen,machte einfach Spaß. Das Alter einer uraltaussehenden, verfallenden, 150-jährigen

Weide haben die meisten vonuns deutlich überschätzt.Zum Abschluss kreiste nochein Baumfalke über unserenKöpfen und verschwandtschließlich in der Ferne. Wirhatten ein schönes Gebiet,seinen Schutz- undPflegebedarf kennengelerntund waren um einigeeindrucksvolle Naturer-lebnisse und einenSonnenbrand reicher.

Im AK Photovoltaik ging es um die direkteStromerzeugung aus Sonnenlicht. Zunächstberichtete eine Physikerin von der UniKonstanz über ihre Forschungen. An derUni Konstanz werden neue Solarzellen mitbesonders gutem Wirkungsgrad entwickelt.Dabei sind viele Aspekte zu beachten.Zunächst einmal geht es darum, möglichstreines Silizium herzustellen, aus dem dieSolarzellen hauptsächlich bestehen. Dabeisei Silizium eigentlich gar nicht das besteMaterial für Solarzellen, so die Expertin. Mitanderen Stoffen seien viel bessereWirkungsgrade zu erreichen. Aber dieseStoffe seien selten bzw. schwierigherzustellen, während Silizium überall auf derErde vorkomme und in ausreichend reinerForm als Abfall bei derComputerchipherstellung zur Verfügungstehe. Dann erhält das Silizium durch„Verunreinigung“ (Dotierung) mit anderen

Stoffen seine stromerzeugende Eigenschaft.Schließlich wird die Oberfläche speziellbehandelt, um möglichst viel Sonnenlichtaufzunehmen. Ein neues Verfahren ist z.B.,Rillen in die Oberfläche zu schleifen, dieähnlich wie bei einer Lärmschutzwand dieLichtwellen schlucken, statt sie zureflektieren. Zum Schluss müssen nochLeiterbahnen aus Metall aufgebrachtwerden, um den Strom abzuleiten. All dieseSchritte konnten wir uns an Solarzellen ausdem Labor selbst ansehen. An der UniKonstanz werden dabei nicht nur besonderswirkungsvolle Solarzellen entwickelt,sondern auch daran geforscht, wie sich derProduktionsprozess so gestalten lässt, dasser für industrielle Serienfertigung taugt. DieUni Konstanz ist dabei bezüglich derQualtität der Solarzellen weltweit unter denSpitzenreitern.Im zweiten Teil haben wir die

Photovoltaikanlage auf dem Dach der UniKonstanz besichtigt. Diese dient nicht inerster Linie der Forschung, sondern wurdeauf Initiative von Studierenden installiert.Diese gründeten einen Verein, um an der Unineben der Forschung auch ein praktischesVorbild für regenerative Energiegewinnungzu geben. Sie sammelten Spenden,überzeugten FunktionärInnen („das istKunst am Bau“) und konnten schließlichihre eigene Anlage in Betrieb nehmen. Miteiner peak-Leistung von 6kW ist die sie füreine Photovoltaikanlage schon deutlichgrößer als Anlagen, wie sie vermehrt aufEinfamilienhäusern installiert werden, trägtaber zum Stromverbrauch der Uni nur einenwinzigen Bruchteil bei. Aber auch ein kleinerBeitrag zählt und wichtig ist vor allem ihresymbolische Bedeutung, ihre Durchsetzungbei offiziellen Stellen.

AK Photovoltaik

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Intro

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BÖT-Nachlese

Resolution des 32. BÖT in Konstanz vom 8.-12.Mai 2002

Lasst die Bahn auf den Schienen!Geplantes DB-Preissystem ab 15.12.02 verspielt Vorteile des

Transportsystems Schiene

1. Das 32. BundesÖkologieTreffen (BÖT) inKonstanz, ein Treffen der Umwelt- undVerkehrsreferate an deutschenHochschulen, stellt fest, dass das geplanteneue Preissystem und ErlösmanagementPersonenverkehr (PEP) der Deutschen BahnAG zu einer deutlichen Verteuerung derFahrtkosten und zu einer drastischenEinschränkung der Reiseflexibilitätumweltbewusster BahnfahrerInnen führenwürde.

2. Die Hoffnungen, durch ein neuesattraktives, einfaches und preisbewusstesTarifsystem mehr KundInnen zum Umstiegauf das umweltfreundliche System Schienezu bewegen, scheitert schon allein dadurch,dass die bisher treuesten KundInnen, dieBahnCard-NutzerInnen, finanziellabgestraft werden sollen. Die Entwertungdes bisherigen Rabattangebotes BahnCardist insbesondere ein Schlag ins Gesicht vonPendlerInnen und Einkommens-schwächeren wie z.B. SeniorInnen und nichtzuletzt auch Studierenden. Auf Dauerwerden diese Gruppen wieder verstärkt aufdas Auto umsteigen.

3. Das geplante und bisher größtenteilsgeheim gehaltene neue Bahnpreissystemsoll zukünftig zwar preiswertes Reisen imEinzelfall weiterhin ermöglichen, dieFlexibilität des Schienenverkehrs und damiteiner der wichtigen Systemvorteile derEisenbahn wird jedoch in unhaltbarer Weisebeschnitten.Um preiswert zu reisen verlangt das geplan-te Preissystem dem Bahnreisenden ab,bereits Tage und Wochen vorher genaueZugverbindungen für die Hin- und Rück-fahrt festzulegen und zu buchen. EinenRechtsanspruch auf günstige Fahrkartengibt die Bahn AG dabei jedoch trotzdemnicht!

4. Eine kurzfristige Reiseplanänderung istentweder gar nicht vorgesehen, oder miteiner unglaublichen Umtauschgebühr von30 Euro verbunden, ohne jeden Anspruchauf ein gleich günstiges Ticket.Die ohnehin schon geringere Flexibilitätund Zugänglichkeit des VerkehrssystemsSchiene wird dadurch stark eingeschränkt,wenn nicht gänzlich vernichtet.Eine solche Angebotssteuerung lehnt das32. BÖT entschieden ab!5. Über alternative Lenkungsmöglichkeiten,wie Sonderrabatte zu verkehrsschwachenZeiten, wird anscheinend in den

Führungsetagen der DB AG nicht mehrnachgedacht.

6. Die Führung des tonangebendenKonzernbereichs der DB Holding, DB Reise-u. Touristik, scheint auch blind gegenüberder kundenfreundlichen Regelung vonHaftungsfragen zu sein.Was passiert bei verpassten Anschlüssenwegen Zugverspätungen oder Ausfall vonVerkehrsmitteln im Umweltverbund?

Das neue Preissystem in KürzeAnzahl von 20 Millionen Einzelpreisen bei.Vergünstigungen werden in drei Stufen fürdie „Frühbuchung“ von mind.7, 3 oder 1Tag vor Fahrtantritt angeboten. DieBuchung umfasst in den ersten beidenStufen auch die Rückfahrt und ist aufjeweils genau eine Zugverbindungausgerichtet. Darüber hinaus ist die Anzahlder Frühbuchungen begrenzt. Dadurch kannfür die Kunden jederzeit die Situationentstehen kein verbilligtes Ticket zubekommen. Eine offene Frage ist, wer fürein Ticket zahlt, wenn der gebuchteAnschlusszug verpasst wird.

Bahn- Card 25Die Bahn- Card soll billiger werden, es wirdjedoch nur noch ein Preisnachlass von 25%gewährt. Eine Reduzierung desEinkaufpreises für Studierende undSenioren wird nicht angestrebt. DieseBeschränkungen betreffen 3 Millionenheutige Bahn- Card Besitzer, die einenerheblichen Teil der Stammkundschaftbilden.

Die Deutsche Bahn möchte ihr Preissystemerneuern. Während die Bahn Vereinfachungund Flexibilität verspricht behauptenKritiker das Gegenteil. Noch macht siekeine genauen Angaben. Details werdenerst nach der Bundestagswahlveröffentlicht. Einige Grundlagen sindjedoch bereits bekannt:

PreisstrukturVerändert werden soll die Preisstruktur. BeiFahrtstrecken bis zu 140 km Entfernungwird von einem Kilometergrundpreisausgegangen. Strecken mit größererEntfernung werden im Verhältnis billiger.So versucht die Bahn eine Alternative zuKurzstreckenflügen zu etablieren Die 90%der Bahnkunden, die den Nahverkehrnutzen, müssen hingegen mit Verteuerungrechnen.Vergünstigungen gibt es nur in Form vonFamilien- und Gruppentickets.

SonderrabattsystemEin zusätzliches System von Sonderrabattenbei vorzeitiger Buchung trägt zu einer

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BÖT-Nachlese

Die TeilnehmerInnen des 32. BÖT aus demgesamten Bundesgebiet und dembenachbarten Ausland fordern deshalb:

1. BahnCard aufwerten!Das 32. BÖT erwartet jetzt und hier demBeispiel unseres Nachbarlandes Schweizmit seinem vorbildlichen Bahnsystem zufolgen und einen vollwertigenHalbpreispass einzuführen, der mittelfristigfür alle Verkehrsmittel im Umweltverbundund für alle Angebote Gültigkeit hat.

2. Kundenorientierte Bahnstatt konzernausgerichtete

Kunden!Die Bahn erwartet von ihren Fahrgästen,dass sie sich an das starre Zugangebotanpassen. Stattdessen muss die Bahn denFahrtwünschen der KundInnen flexiblernachkommen und jederzeit attraktive,preisbewusste und transparente Angebotezu allen Zielen im weitverzweigten ÖPNV-Netz bereithalten.

3. GarantierteVerkehrsketten im

Umweltverbund bilden!Die KundInnen müssen eineMobilitätsleistung angeboten bekommen,

die für alle Verkehrskomponenten imUmweltverbund vor allem die Garantie aufein Ankommen am Zielort beinhaltet.

4. Gerechte undumweltverträgliche

Preisstrukturverwirklichen!

Wir fordern auch weiterhin eine „lineare“Preisstruktur zu verfolgen und nicht dieFernverbindungen auf Kosten desNahverkehrs billiger zu machen, in dem derKilometerpreis über 150 km immer geringerwird.

Da die DB AG, obwohl in 100 %-Staatsbesitzbefindlich, immer stärker vom Managementnach rein privatwirtschaftlichenGesichtspunkten betrieben wird, fordern wirjetzt die Verkehrspolitik des Bundes und derLänder auf, ihren grundgesetzlichverbrieften Verpflichtungen, demAllgemeinwohl auch bei Verkehrs- undMobilitätsangeboten im SchienennetzRechnungen zu tragen (Art. 87 e, GG),endlich nachzukommen.

Der verfehlten Konzernpolitik kann nurEinhalt geboten werden, wenn dieVerkehrspolitik klare Vorgaben macht. Dasmüsste durch eine Vereinheitlichung derPreise und die Einführung von einheitlichenQualitätsstandards in den Regionengeschehen.

Wir fordern die Verkehrspolitik in Bund undLändern auf, den Ausbau einerweitverzweigten und nahverkehrs-orientierten Bahn für alle BürgerInnen aktivvoranzutreiben. Wer einmal in Auto undFlugzeug sitzt, weil die Bahn sich aus derFläche zurückgezogen hat, ist größtenteilsals Kunde oder Kundin verloren.Eine „Flugzeugbahn“ von Großstadt zuGroßstadt wird weder den heutigenMobilitätsbedürfnissen der Menschen nocheiner ökologischen und sozialverträglichenVerkehrsbewältigung gerecht.

Wir sind fest entschlossen, noch vor derBundestagswahl am 22.9.02 und vor dergeplanten Veröffentlichung am 23.09.02,die „geheime Plansache“ Preissystem desDB-Managements einer breiten undkritischen öffentlichen Diskussionauszusetzen!

11.05.2002, 32. BÖT in Konstanz

Infos:www.studis.de/bsoewww.verkehrsclub-deutschland.dewww.pro-bahn.de

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BÖT-Nachlese

„Wir sind von der Deutschen BahnAG von Neuem enttäuscht worden“Um die Bahn als eine Alternative zum Automobil zu erhalten, fordert Michael Gehrmann,

stellv. Bundesvorsitzender des Verkehrsclub Deutschland - VCD eine Intervention derPolitik in die Preisplanung der Deutschen Bahn AG.

Die Bahn hat im Herbst 2001 das geplante,reformierte Bahnpreis-System inGrundzügen vorgestellt. Es soll Ende 2002in Kraft treten. Doch nach der Meinung vonExperten werden bis auf wenige positiveÄnderungen erhebliche Nachteile auf dieBahnkunden zukommen.

FUI: Das reformierte Bahntarife-Systemder DB AG ist da. Was hältst Du von denVeränderungen, die die Reform vorsieht?Michael Gehrmann: Wir Bahnkundensind von der DB AG von Neuem enttäuschtworden. Mit der Neufassung des Bahntarif-Systems werden viele Vergünstigungenwegfallen, die im Besonderen dieStammkunden, die Vielfahrer und Besitzerder BahnCard vom Bahnfahrenabschrecken werden. Des weiteren sind dieals so positiv angepriesenen Änderungen,wie Preisnachlässe von bis zu 55 Prozentan Bedingungen geknüpft, die teilweise sogravierend sind, dass dadurch nur eineZunahme des Wettbewerbsnachteils derBahn gegenüber dem Verkehr auf derStraße zu befürchten ist.FUI: In wiefern werden mit der ReformNachteile auf die Stammkundenzukommen?Michael Gehrmann: Die BahnCard, daszentrale Element der Kundenbindung an dasBahnsystem, gewährt bisher für ca. 3 Mio.BahnCard-Besitzer eine Preisvergünstigungvon 50 Prozent. Mit der Bahnreform wirddie Halbe-Halbe-Karte eine erheblicheAbwertung erfahren. Geplant ist, diederzeitige BahnCard 50 in eine “BahnCardlight”, mit 25 Prozent Preisnachlassumzuwandeln. Der halbierte BahnCard-Rabatt soll zwar mit anderen Angebotenkombinierbar sein, doch die versprochenen

günstigen Preise aus Kombination mehrererRabatte existieren nur in der Theorie. Dietreuesten Bahnkunden zahlen auf dieseWeise nur noch drauf. Daher lehnt der VCDjedes Abrücken von der BahnCard 50vehement ab.FUI: Bietet die geplante Reform dennüberhaupt nur Nachteiliges oder gibt esauch Vorteile?Michael Gehrmann: Preisnachlässe siehtder Entwurf der Bahn für Familien- undGruppenfahrten vor. Dabei reisen Kinderin Begleitung ihrer Eltern bis 14 Jahrekostenlos. Wer nicht alleine, sondern zuzweit oder in einer Gruppe bis zu fünfPersonen reist, erhält als Mitfahrer eineErmäßigung von 50 Prozent auf denFahrpreis der ersten Person, egal ob Grund-oder Sonderpreis. Preisnachlässe sollenauch die Reisenden erhalten, die sich frühgenug entscheiden, wann und wohin siefahren möchten. Diese Frühbucherrabattesind gestaffelt – je früher der Reisende sichentschließt, desto günstiger wird dieZugfahrt. Doch dieses günstige Bahnfahrengeht auf Kosten der Flexibilität desBahnkunden. Die Bedingung für die „soattraktiven“ Bahnpreise sind ein sehrfrühzeitiges, exaktes Festlegen dereinzelnen Bahnverbindungen von Hin- undRückfahrt, denn nur dafür gelten diegünstigen Preise. Zusätzlich zu demFlexibilitätsverlust, den der Bahnkundedabei erleidet kommt, dass die ermäßigtenBahntickets kontigentiert sind. Dasbedeutet, man kann als Kunde trotzrechtzeitiger Entscheidung Pech haben,wenn alle günstigen Fahrkarten bereitsvergriffen sind. KurzfristigeEntscheidungen eines Bahnkunden, diebereits ausgesuchten Bahnverbindungen zu

ändern sind nur auf Kosten des Kundenmöglich. Dabei ist der Anspruch auf einegleichwertige Fahrkarte nicht gegeben.Damit präsentiert sich die DB AG einweiteres mal fern ab von auslastungs-,angebots- und kundenorientiertem Handeln.Neben den genannten Nachteilen sind auchdie Haftungsbedingungen noch nichtgeklärt, z.B. bei Verspätung andererVerkehrträger etc.FUI: Wie will der VCD denn nun weitervorgehen?Michael Gehrmann: Nachdem die DB AGin vielen Gesprächen auf unsere Bedenkenzu Ihren Plänen nicht reagiert hat, ist diesesUnternehmen nun nicht mehr unserAnsprechpartner bzgl. der neuenTarifstrukturen. Wir möchten nun direkt diePolitik auffordern zu intervenieren, dennschließlich hat die DB AG dengrundgesetzlichen Auftrag ein attraktives,dem Allgemeinwohl dienliches undumweltverträgliches Bahnsystemanzubieten. Wenn die privatwirt-schaftlichen Interessen des Konzerns DBAG dem entgegenstehen, dann ist die Politikunbedingt aufgefordert, dem verant-wortunglosen Handeln der DB AG Einhaltzu gebieten. Daher fordert der VCD nun auchzu Aktionen gegen das geplante Bahntarif-System auf und bietet auch gerne bei derKoordination Unterstützung an. Wir würdenuns wünschen, dass auch dieses BÖT unddie BSÖ e.V. mit uns zusammenarbeitenwerden.

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BÖT-Nachlese

Grüne Gentechnik: Fluch oderSegen?

Am 9.5. fand auf dem 32.Bundesökologietreffen in Konstanz einVortrag zum Thema grüne Gentechnikstatt. Referent war Christoph Hollmann,der als Doktorant an der gentechnischenVeränderung von Hopfen forscht.Ein Anliegen des Referenten war, diestarren Fronten, die zwischenGentechnik- Befürwortern und -Gegnernbestehen, aufzuweichen und zumgegenseitigen Verständnis beizutragen.

Der Begriff „GrüneGentechnik“

Doch der Reihe nach: Der Referent begannmit einer fachlichen Einleitung ins Thema:Gene tragen die Erbinformation allerLebewesen und bestehen nur aus 4Bausteinen, die in unterschiedlicherReihenfolge zusammengesetzt sind.Gentechnik verändert die Erbinformationenin dem sie Gene von einem Lebewesen aufein anderes überträgt. Dabei beschäftigt sichdie grüne Gentechnik mit Pflanzen,während die rote Gentechnik Tiere und denMenschen betrifft.Anschließend beschäftigte sich der Referentmit dem Vergleich von klassischerPflanzenzüchtung und grüner Gentechnik.Der entscheidende Unterschied ist dabei,dass durch Züchtung nur eng verwandtePflanzen gekreuzt werden können, währenddie Gentechnik das Einbringen von Genenganz unterschiedlicher Pflanzen ermöglicht.

EinsatzgebieteNach dieser etwas trockenen Einleitungwurde der Vortrag deutlich interessanter, alsder Referent die derzeitigen undzukünftigen Einsatzgebiete grünerGentechnik beschrieb.Die derzeitigen Haupteinsatzgebiete sindResistenz gegen Pflanzenvernichtungs-mittel oder Insektenfraß bei Soja und Mais.Die Pflanzen sind z.B. resistent gegen dasso genannte „Totalherbizit“ Basta, dasnormalerweise sämtliche Pflanzen abtötet,aber die gentechnisch veränderten Soja-bzw. Maispflanzen verschont. Bei der

Resistenz gegen Insektenfraß produzierendie Pflanzen das Insektengift Bt-Toxin, dasdie schädlichen Insektenlarven abtötet.Zukünftig soll auch die Nährstoff-zusammensetzung von Nahrungsmittelnverändert werden. So leidet die Bevölkerungin China und Indien unter Vitamin A Mangel.Dieser könnte durch den Anbau von mitVitamin A angereichertem „Golden Rice“behoben werden. Außerdem wird z.B. an der„Plastiktütenkartoffel“ geforscht, Pflanzensollen nachwachsende Rohstoffe,Impfstoffe oder Antikörper bereitstellen.

Chancen und RisikenNun versuchte der Referent eine Bewertungder Gentechnik. Diese ist seiner Meinungnach nur durch die Abwägung von Chancenund Risiken im Einzelfall möglich.Risiken ergeben sich zum einen für dieUmwelt, zum anderen für den Menschen.Im Umweltbereich ist vor allem dieÜbertragung von Genen auf anderePflanzen oder auch z.B. auf Bakterien zunennen. Der Einfluss auf das Ökosystem istunklar, es kann zu einer Verringerung derArtenvielfalt kommen.Risiken für den Menschen liegen in derErhöhung des allergenen Potentials. Soreagieren Menschen allergisch aufgentechnisch verändertes Soja, dienormalerweise nur eine Nussallergie haben.Der Grund hierfür ist, dass Gene vonParanüssen auf Soja übertragen wurden.Neben diesen biologischen gibt es auchsoziologische Risiken. Viele Menschen inder Dritten Welt können sich den Kauf vongentechnisch verändertem Saatgut kaumleisten, so wird die Schuldenkrise derDritten Welt verstärkt. Außerdem ist dieLandwirtschaft von wenigen Firmenabhängig, die das gentechnisch veränderteSaatgut und auch die entsprechendenSpritzmittel produzieren.Die Chancen der Gentechnik liegen vorallem in der Einsparung von Spritzmittelnund in der Erhöhung der Ertragssicherheit.Die abschließende Bewertung desReferenten sah folgendermaßen aus:„Generell werden sowohl die Chancen alsauch die Risiken der Gentechnik überschätzt.

Sie kann jedoch im Einzelfall durchaussinnvoll sein und zur Problemlösungbeitragen.“

Diskussion mit demPublikum

Nun war der Vortrag beendet und eineDiskussion zwischen dem Referenten unddem Publikum begann. Dabei ging es vorallem um die Frage, warum wir Gentechniküberhaupt brauchen. So wurde angemerkt,dass die Probleme des Schädlingsbefallsvon Mais und Soja vor allem deshalbentstehen, weil diese großflächig inMonokulturen angebaut werden.Ein anderer Zuhörer sagte, dass die vonvielen Gentechnikern geäußerte Hoffnung,das Welthungerproblem mit Hilfegentechnisch veränderter Pflanzen lösen zukönnen, unsinnig und reichlich primitiv sei:„Schließlich muss zuerst eine gerechteVerteilung der Nahrungsmittel erreichtwerden. Die eigentliche Ursache desProblems, das Bevölkerungswachstum,kann nur durch eine veränderteEntwicklungspolitik gelöst werden.Insofern ist die Gentechnik nur einRumpfuschen an Symptomen, wobei dieeigentlichen Ursachen ausgeblendetbleiben.“Dieser Argumentation stimmte der Referentzu, der Glaube, das Welthungerproblemkönne durch Gentechnik gelöst werden sei„Bullshit“. Er blieb jedoch bei seinerEinschätzung, dass grüne Gentechnik imEinzelfall durchaus sinnvoll sein kann.Schließlich greifen wir überall in die Naturein und die Frage muss sein, welcheEingriffe die geringsten Störungenverursachen.

FazitInsgesamt fand ich bemerkenswert, dass derReferent, der ja selbst gentechnischeForschung betreibt, Gentechnik nicht alsAllheilmittel sieht, sondern durchaus einekritische Abwägung von Chancen und

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Risiken fordert.Bleibt die Frage, wer diese Bewertungvornehmen soll. Politikern fehlt hierzu dieFachkompetenz. Die Wissenschaftler habenzwar das nötige Fachwissen, werden aberkaum ihre eigenen Produkte für zurisikoreich erklären.Eine Frage, die der Referent nichtbeantworten konnte, war außerdem, wer füreventuelle Schäden, die durch Gentechnikentstehen, bezahlt. Sind die entsprechendenFirmen dafür verantwortlich und gibt esüberhaupt die Möglichkeit, ein so hohesRisiko zu versichern?Und wozu man grüne Gentechnik wirklichbraucht, konnte mir der Referent auch nichtschlüssig erklären.

Ak-Ökologischer Landbau

Als neugewählte Themensprecherin Mensawar ich sehr gespannt darauf, was sichgerade in diesem Feld neues tut. Zuersteinmal wurden wir in die Grundsätze einerökologischen Landwirtschaft eingeführt.Die Vorteile einer „Landwirtschaft mit derNatur“ gegenüber der konventionellenLandwirtschaft „auf Kosten der Natur“liegen auf der Hand: Schutz von Trinkwasser,Boden und Klima, Vermeidung vonRückständen von chemisch-synthetischenPflanzenschutzmitteln in den Lebensmitteln,Pflanzen- und Tierschutz, geringererEnergieverbrauch. Geschlossene Kreisläufe,strukturierte gegliederte Flächen mitSchonräumen für Insekten und eine großeArtenvielfalt tragen dazu bei.Die Geschichte des Ökolandbaus beginnt1924 mit dem biologisch-dynamischenLandbau von Rudolf Steiner. Die 30er sinddurch eine „Zurück aufs Land“ Bewegunggeprägt, die Reformpädagogik hat entdeckt,dass damit besondere Erlebensqualitätverbunden ist. In den 60er Jahren entstanddie „Jungbauern“-Bewegung, die denorganisch-biologischen Anbau förderte. Esging ihnen besondes um den Erhalt dersozialen Strukturen des ländlichen Raumsund der Bodenfruchtbarkeit. Gleichzeitigwurde Fortschrittskritik immer lauter.Schlagwörter von damals sind: „stummerFrühling“, Rodung, Stillegung vonStreuobstwiesen, Trockenlegung vonFeuchtgebieten, „grüne Revolution“. In den70er Jahren wurden die Umweltprobleme

gravierender. DDT führte zu Missbildungenbei Embryos. Aussteiger und Idealistenversuchten ein Leben außerhalb diesergefährlichen Strukturen und die erstenÖkoverbände wurden gegründet. Die 80erund 90er fielen auf, durch das zwarvorhandene Umwelt-Bewußtsein, jedochfehlten Regelungen und allgemeineRichtlinien für ökologisch produzierteLebensmittel. Wo Bio drauf stand, musstenicht unbedingt Bio drin sein. 1992 gab eserste Richtlinien für ökologischenPflanzenbau. In der artgerechten Tierhaltungkam es erst 2000 zu einer Einigung.Mit der EG-Öko-Verordnung wurdeneinheitliche Marktrichtlinien geschaffen undein System zu Zertifizierung und Kontrollevon Bioprodukten eingeführt. EG-Biobauernhöfe müssen eine Dokumentationüber ihren Betrieb führen, die von staatlichanerkannten EG-Biokontrollstellen mind.einmal pro Jahr kontrolliert wird. Es ist andersals bei den traditionellen biologischenAnbauverbänden Bioland und Demeterauch möglich den Betrieb nur teilweise aufökologische Produktion umzustellen, dochmachen von diesem Recht nur 5% Gebrauch.Zurzeit liegt Deutschland mit einem Öko-Anteil von 3,2% an der gesamtenlandwirtschaftliche Nutzfläche im unterenMittelfeld, nach Teschechien, Italien,Großbritannien, Dänemark der Schweiz undÖsterreich.

Maria Deiglmayr

Stiftung Ökologie & Landbau (SÖL)Die gemeinnützige Stiftung Ökologie &Landbau wurde 1962 von Karl WernerKieffer (1912 - 1995) gegründet. Die SÖL hates sich zur Aufgabe gemacht, einezukunftsorientierte Agrarkultur zu fördern,die umweltfreundlich und rohstoffsparendproduziert.Die SÖL fördert zahlreiche ökologischeProjekte, trägt fundierte Informationenzusammen und verbreitet die gewonnenenErkenntnisse insbesondere in der Zeitschrift„Ökologie & Landbau“, der Schriftenreihe„SÖL-Sonderausgaben“ zu Theorie undPraxis des ökologischen Landbaus, derBuchreihe „Ökologische Konzepte“ sowiein dem „Berater Rundbrief“ für die imökologischen Landbau tätigen Berater.www.soel.de

IFOAM und IFOAM-Regionalgruppedeutschsprachige LänderIFOAM, der internationale Dachverband desökologischen Landbaus, wurde 1972 inVersailles bei Paris gegründet. IFOAM kürztden englischen Namen InternationalFederation of Organic AgricultureMovements (Internationale Vereinigungökologischer Landbaubewegungen)www.ifoam.org

Forschungsinstitut für biologischenLandbau (FIBL)Gemeinsam mit dem SchweizerForschungsinstitut für biologischenLandbau wird seit Anfang 2001 eindeutsches FIBL aufgebaut.www.oekolandbau.de/nrw

BÖT-Nachlese

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COPERNICUS - Die neue Wende?In letzter Zeit ist es Mode geworden, alles was revolutionär erscheint als kopernikanische Wende zu bezeichnen. Es ist die Redevon der kopernikanischen Wende in der Bildung, in der Unternehmenskultur, im Tier-Mensch Verhältnis, in der Klimaforschung,...kurz überall, wo es darum geht, alte Sichtweisen und Theorien aufzubrechen und eine neue Denkweise einzuführen. Ich möchteversuchen, den Bogen von der Entdeckung Kopernikus, über die kopernikanische Wende bei Kant zu der Diskussion um eine nachhaltigeEntwicklung an den Hochschulen, die oft mit COPERNICUS in Verbindung gebracht wird, zu spannen. Dazu möchte ich Euch zuerst zueiner kurzen Reise durch die Zeit einladen.

Nikolaus KopernikusAus dem Biographisch-BibliographischenKirchenlexikon:KOPERNIKUS, Nikolaus, Astronom,* 19.2. 1473 in Thorn (Polen),+ 24.5. 1543 in Frauenburg (Ostpr.).Kopernikus studierte in Krakau, Bologna,Rom, Padua u. Ferrara (humanist. Studien,Mathem., Astron., Medizin u. Jura einschl.kanon. Recht). 1506 wurde er Leibarztseines Onkels L. Watzelrode, desBischofs von Ermland, in Heilsberg.Ab 1512 war er Domherr inFrauenburg. Er entwickelte zunächstein Schema, das zur Basis einerWährungsreform wurde. DieBeschäftigung mit der Astronomiegehörte nicht zu seinen beruflichenAufgaben, sondern war privater Natur.Seine Revolutionierung derAstronomie beruhte nicht auf neuenBeobachtungen, sondern hatte ihreUrsache in einer völligunbefriedigenden mathematischenForm der ptolemäischenAstronomie.(...) Kopernikus stütztesich bei seinen Arbeiten hauptsächlichauf die 1496 gedruckte »Epitome inAlmagestum« von Peurbach undRegiomontanus und auf Gerhard vonCremonas lateinische Übersetzung desAlmagest, die 1515 gedruckt wurde. K.hatte seine Theorie 1532 im Manuskriptfertig, wagte aber zunächst nicht, sie zuveröffentlichen, obwohl ihr Inhalt dergelehrten Welt zunehmend bekannt wurde.(...) Schließlich erschien das volle Werk desKopernikus 1543 unter dem Titel »DeRevolutionibus Orbium Coelestium« miteiner Widmung an Papst Paul III. Dasvermittelnde Vorwort Andreas Osiandersstellte die ganzen Erkenntnisse desKopernikus nur als ein Denkmodell dar, umdem Werk die Anstößigkeit zu nehmen.

Trotzdem kam es 1616 auf den Index librumprohibitorum. Kopernikus hatte seineheliozentrische Theorie nur mathematisch,nicht aber physikalisch zu begründenvermocht. Das konnte erst dieWeiterentwicklung durch Galilei undNewton (Gravitationsgesetz) leisten.Eigentlich kann man erst seither von einergesicherten Theorie ausgehen. DochKopernikus hat durch sein Werk derWissenschaft einen entscheidenden Impuls

gegeben. Der Kampf vorwiegend derkatholische Kirche gegen seine Theorie hataber einen Gegensatz zwischen Kirche undNaturwissenschaft entstehen lassen, der imGrunde bis heute weiterbesteht, wenn sichauch die Gegenstände der Auseinander-setzung geändert haben. Die helio-zentrische Theorie wird heute vonchristlicher Seite nicht mehr ernsthaftbestritten. Schon gar nicht wird eineptolemäische Weltsicht in Betracht gezogen.

Jedoch gibt es völlige Gegenentwürfe, diezwar physikalisch nicht ernst zu nehmensind, aber zeigen, dass auch heute noch diekoperkanische Theorie als Herausforderungempfunden werden kann.http://www.bautz.de/bbkl/k/Kopernikus.shtml

Kopernikanische WendeAus dem Lexikon der Philosophie:Als kopernikanische Wende (auch:kopernikanische Wendung,kopernikanische Revolution) bezeichnetman die von Kopernikus mit seinemWerk „De revolutionibus orbiumcoelestium“ (1543) eingeleiteteEntwicklung der Auffassung, dass dieErde nicht der Zentralkörper desastronomischen Weltsystems sei.Die Bezeichnung geht auf eineBemerkung Kants in der Vorrede zurzweiten Auflage der Kritik der reinenVernunft zurück, in der Kant seine neueerkenntnistheoretische, nämlichtranszendentale Einstellung, wonachsich „die Gegenstände [...] nach unsererErkenntnis richten“ müssen [KrV, BXVI], durch Hinweis auf Kopernikuserläutert, „der, nachdem es mit derErklärung der Himmelsbewegungennicht gut fort wollte, wenn er annahm,das ganze Sternheer drehe sich um denZuschauer, versuchte, ob es nicht besser

gelingen möchte, wenn er den Zuschauersich drehen, und dagegen die Sterne in Ruheließ“ [KrV, B XVI]. „Kopernikanisch“ stelltsich Kant in seinerTranszendentalphilosophie auf denStandpunkt, dass die Bedingungen derMöglichkeit der Erfahrung überhaupt [...]zugleich Bedingungen der Möglichkeit derGegenstände der Erfahrung“ sind [KrV, A158; vgl A 111].http://www.phillex.de/wende.htm

Die armillary sphere aus dem 17.Jhd. Die meistenAstronomen haben in dieser Zeit schon das neuekopernikanische Weltbild übernommen. Armillarysphere zeigt jedoch noch eine Erd-Zentrierung

COPERNICUS

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NachhaltigeHochschulbildung

COPERNICUS (CO-operation Programme inEurope for Research on Nature and Industrythrough Coordinated University Studies)wurde 1988 von der EuropäischenHochschulrektorenkonferenz CRE, demVorläufer des heutigen EuropäischenHochschulverbandes EUA, als kooperativesForschungsprogramm der europäischenHochschulen für Nachhaltigkeit auf demSchnittfeld zwischen Umwelt undWirtschaft gegründet. Ziel ist es,Hochschulen und andere Akteure derGesellschaft zusammenzubringen, um einbesseres Verständnis für eine nachhaltigeEntwicklung zu fördern. Inzwischen sind295 Hochschulen aus 37 europäischenStaaten (Stand: November 2001) demCOPERNICUS-Programm beigetreten -Tendenz steigend. Aufgabe desGeneralsekretariats mit Sitz in Dortmund istes, das Programm zu koordinieren und indie Praxis umzusetzen. Ein wichtigeshochschulpolitisches Instrument ist dabeidie COPERNICUS-Charta von 1993, dieseitdem für die Hochschulen in Europa einewichtige Selbstverpflichtungserklärungdarstellt.http://www.uni-lueneburg.de/asta/oeko/copcharta.htmlwww.copernicus-campus.org

COPERNICUS undkopernikanische Wende

Das COPERNICUS-Programm der EUAhat scheinbar wenig mit derkopernikanischen Wende zu tun. Odervielleicht doch?Eine Wende sollte die auf der Konferenz inRio 1992 beschlossene Agenda 21 aucheinführen. Eine Wende zu Nachhaltigkeitund mehr Gerechtigkeit. Davon sind wirheute jedoch noch weit entfernt.Ökonomische, soziale und ökologischeGesichtspunkt wurden diskutiert, neueBestimmungen geschaffen, aber denGroßteil der Bevölkerung interessiert diesalles herzlich wenig. Dabei geht es doch umunsere Gesellschaft! Kopernikus hatte dasheliozentrische Weltbild entwickelt. Keinerwollte ihm damals glauben. Es dauerte sehrlange bis es allgemein anerkannt wurde.Heute ist es selbstverständlich.Ein wesentliches Anliegen derCOPERNICUS-Charta ist es, einUmdenken in Richtung Nachhaltigkeit zu

bewirken und zwar durch die Gestaltung derLehre und Forschung an den Hochschulen.„Am Bewußtsein mangelt es nicht. Wasaber benötigt wird, ist eine umfassendeStrategie für den Aufbau einer nachhaltigenZukunft, die für alle Menschen gerecht ist,wie bei der Rio-Konferenz über Umweltund Entwicklung (UNCED) 1992hervorgehoben wurde. Bedingungen hierfürsind ein anderes Denkmuster und eine neueWerteorientierung. Die Ausbildung istentscheidend für die Förderung solcherWerte und für die Verbesserung derFähigkeit der Menschen, Umwelt- undEntwicklungsfragen anzugehen.“ (Aus dem

COPERNICUS-CAMPUS ist ein Netzwerkvon Universitäten, die sich für dieIntegration des Nachhaltigkeitsprinzips indie Hochschulen einsetzen. Vor allem imHinblick auf den für 2002 bevorstehendenWeltgipfel für eine nachhaltigeEntwicklung in Johannesburg haben sich inverschiedenen Ländern hochschul-übergreifende Initiativen entwickelt, die vorallem auf der nationalen Ebene das ThemaNachhaltigkeit in den Hochschulenvoranbringen sollen. Pionierarbeit hat indiesem Zusammenhang (bereits seit den90er Jahren) sicherlich das «HigherEducation 21» Programm in Großbritanniengeleistet. Die Niederlande sind jedochunbestrittene Vorreiter in dem Bestreben,Nachhaltigkeitsaspekte landesweit in alleHochschulen zu integrieren. Sowohl dieniederländischen Universitäten als auch dieFachhochschulen sind dazu geschlossen derCOPERNICUS-Charta beigetreten. Auch inÖsterreich wird durch einen Wettbewerb«Nachhaltige Universitäten» dieUmsetzung des Leitbildes derNachhaltigkeit im Hochschulbereichgefördert. Nach diesen Vorbildern soll nunauch in Deutschland das Projekt «UNI21»zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele inden Hochschulen beitragen. Das Projektwird zur Vorbereitung des Johannesburg-Gipfels von der Bundesregierung gegen-wärtig gefördert und vom Sekretariat desCOPERNICUS-Programms koordiniert.

Good-Practice BeispieleDas Projekt „UNI21“ soll auch Beispieleaus der Praxis zusammentragen, um es

Hochschulen zu ermöglichen, ihren eigenenHandlungsbedarf besser erkennen zukönnen und um vergleichend zu sehen, wieandere Hochschulen mit dem ThemaNachhaltigkeit umgehen. Die „Good-Practice Beispiele“ sollen somit auch dieGrundlage dafür bilden, die künftigenHandlungsmöglichkeiten für Hochschulenaufzuzeigen.Als Ergebnis von „UNI21“ soll aufgezeigtwerden, welche Anforderungen aufHochschulen zukommen und durch welcheStrategien und Handlungsempfehlungen siein den Stand versetzt werden können, ihrerVerantwortung für eine nachhaltigeEntwicklung nachzukommen. DieErgebnisse sollen in schriftlicher Formzusammengefasst werden und mit allenAkteuren, die für HochschulenVerantwortung tragen, diskutiert werden.Es wird erwartet, dass durch dieses Projektein wichtiger Beitrag zur Diskussion überdie Zukunftsfähigkeit deutscherHochschulen im internationalen Maßstabgeleistet werden kann.

Hast Du weitere Fragen zu UNI21 oder zumCOPERNICUS-Programm? Nimm per E-Mail [email protected] oderper Telefon (0231) 65 24 24 mit uns Kontaktauf. Das COPERNICUS-Sekretariat stehtDir gerne mit weiteren Informationenzur Verfügung.

COPERNICUSBrandschachtstrasse 244149 Dortmund

Vorwort der COPERNICUS-Charta)Durch Interdisziplinarität des Studiumssollen Fachgrenzen überwunden werden.Umweltfragen sollen in allen Bereichen desStudiums Eingang finden. Die Hochschulenmüssen sich ihrer Vorreiterrolle bewusstsein und Verantwortung übernehmen, nichtnur im Bereich der Ausbildung. Es müssenRahmenbedingungen geschaffen werden,um den StudentInnen einen ökologischenund „nachhaltigen“ Lebensstil zuermöglichen. Vielleicht ist dann einekopernikanische Wende auch imumweltpolitischen Bereich möglich.

COPERNICUS-CAMPUS und UNI21

COPERNICUS

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„Hochschulen und vergleichbareAusbildungsstätten bilden die zukünftigenGenerationen von Bürgern aus undverfügen über Wissen in allenForschungsgebieten, sowohl in Technologieals auch in den Natur-, Geistes- undSozialwissenschaften. Folglich ist es ihreAufgabe, ein Verständnis für die Umweltzu schaffen und die Ausübung derUmweltethik in der Gesellschaft zu fördern;dies sollte entsprechend den Prinzipien, diein der Magna Charta of EuropeanUniversities und in den darauf folgendenHochschulerklärungen dargelegt sind, undin Anlehnung an die UNCED-Empfehlungen für die Umwelt- undEntwicklungsbildung geschehen.Hochschulen werden in der Tat immerhäufiger gebeten, eine führende Rolle beider Entwicklung einer fächerüber-greifenden und ethisch-orientierten Art vonBildung zu übernehmen, um Lösungen fürdie mit der nachhaltigen Entwicklungverbundenen Probleme zu finden.Angesichts der Konsequenzen derUmweltzerstörung, einschließlich derenAuswirkungen auf die globale Entwicklung,sowie der Bedingungen für eine nachhaltigeund gerechte Welt muss die Information,die Bildung und die Mobilisierung allerrelevanten Teile der Gesellschaft alsfortdauernder Prozess angelegt sein.Um diese Ziele zu erreichen und derenGrundideen zu erfüllen, werden dieHochschulen eindringlich aufgefordert, jedenur mögliche Anstrengung zu unternehmen,um sich den folgenden zehn Handlungsprin-zipien anzuschließen.

Handlungsprinzipien: 1. Institutionelle Verpflichtung:

Die Universitäten sollen eine konkreteVerpflichtung für die Grundsätze undRealisierung von Umweltschutz undnachhaltiger Entwicklung innerhalb derLehre und Forschung eingehen.

2. Umweltethik:Die Universitäten sollen bei ihrenLehrenden, Studierenden und in derÖffentlichkeit nachhaltiges Konsum-verhalten und einen ökologischenLebensstil fördern, indem Programmeangeregt werden, die Fähigkeiten derWissenschaftler, Umweltverständnis zuvermitteln, auszubauen.

3. Weiterbildung der BeschäftigtenDie Universitäten sollen Ausbildung,Weiterbildung und Engagement ihrerBeschäftigten im Hinblick aufUmweltaspekte fördern, damit sie ihreArbeit in Verantwortung für die Umweltausüben können.

4. Programme zur Umweltbildung:Die Universitäten sollen in sämtlichenBereichen Umweltaspekte integrieren undUmweltbildungsprogramme sowohl fürDozenten und Forscher als auch fürStudierende aufstellen. Unabhängig vonihrem Arbeitsbereich sollen sie sich alle ander globalen Herausforderung von Umweltund Entwicklung orientieren.

5. Interdisziplinarität:Die Universitäten sollen interdisziplinäreund fächerübergreifendere Ausbildungs-und Forschungsprogramme, bezogen aufnachhaltige Entwicklung, als Teil ihresoriginären Auftrags fördern. Sie sollenversuchen, das Konkurrenzdenkenzwischen den Abteilungen undFachbereichen zu überwinden.

6. Wissenstransfer:Die Universitäten sollen Anstrengungenfördern, um die Lücken in der fürStudierende, Akademiker, Entscheidungs-träger und der Öffentlichkeit zur Verfügungstehenden Literatur zu schließen, indem sieinformative Unterrichtsmaterialienerarbeiten, öffentliche Vorträge orga-nisieren und Weiterbildungsprogrammeanbieten. Sie sollten auch vorbereitetwerden, sich an Umweltaudits zu beteiligen.

7. Vernetzung:Die Universitäten sollen interdisziplinäreNetzwerke von Umweltexperten auflokaler, nationaler, regionaler undinternationaler Ebene bilden, mit dem Ziel,in gemeinsamen Umweltprojekten inForschung und Lehre zusammenzuarbeiten.Dazu soll die Mobilität von Studierendenund Lehrenden gefördert werden.

8. Partnerschaften:Die Universitäten sollen die Initiativeergreifen, Partnerschaften mit anderenbetroffenen Bereichen der Gesellschafteinzugehen, um koordinierteHerangehensweisen, Strategien undHandlungspläne zu entwerfen undumzusetzen.

9. Fortsetzung vonWeiterbildungsprogrammen:

Die Universitäten sollen entsprechendeUmwelt-Weiterbildungsprogramme fürverschiedene Zielgruppen entwickeln, z.B.für die Wirtschaft, Behörden, Nicht-Regierungsorganisationen und Medien.

10. Technologietransfer:Die Universitäten sollen zuWeiterbildungsprogrammen beitragen, diedazu dienen, bildungsfreundliche,innovative Techniken und fortschrittlicheManagementmethoden weiterzugeben.

Die oben aufgeführten Handlungsprinzipiensind allgemein und stellen einenHandlungsrahmen dar. Es bleibt jedereinzelnen Institution und derenStudierenden und Lehrenden überlassen,diese Handlungsprinzipien entsprechendden örtlichen Umständen umzusetzen. DiePrinzipien, die als spezifische Richtlinienformuliert sind, sollen ein wichtigesElement in der Aufgabenstellung derentsprechenden Hochschule sein.“

Die Vollständige Version auf deutsch istunter http://www.uni-lueneburg.de/asta/oeko/copcharta.html zu finden.

Die Copernicus-Charta1993 wurde auf der europäischen Hochschulrektorenkonferenz die Copernicus-Charta beschlossen. Inzwischen haben sich 303Universitäten aus 27 Ländern dieser Selbstverpflichtungserklärung angeschlossen. Damit sollen die Leitlinien des Agenda 21-Prozess, der 1992 auf der UNCED in Rio angestoßen wurde, auch und in besonderem Maßen auf die Hochschulen übertragenwerden. Die Bedeutung der höheren Bildung für eine zukunftsfähige Gesellschaft wird sehr hoch geschätzt.

CPOERNICUS

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Trainstopping 02Unter dem Motto „Die Atomspirale globalangreifen“ haben verschiedeneunabhängige Anti-Atomkraftgruppenund AtomkraftgegnerInnen eineInitiative gestartet, um die durchgeführtenAtommülltranporte wieder ins Licht derÖffentlichkeit zu rücken. Ein Augenmerkwird dabei auf die immer größerwerdenden Atommülltransporte in dieWiederaufarbeitungsanlagen La Hagueund Sellafield gelegt.Im Rahmen dieser Kampagne sollen nichtnur die Atommülltransporte, sondern auchdie Urantransporte in die Uran-Anreicherungsanlage nach Gronau bzw. dieBrennelementtransporte in die AKWs inAngriff genommen werden.Ziel der Kampagne „Trainstopping 02“ istes unter anderem, auf die Zusammenhängeder Atomspirale hinzuweisen und für einesofortige Stillegung aller Atomanlagenweltweit zu werben. Die politischen Ziele derAnti-AKW-Bewegung sind die gleichengeblieben, aber die Umsetzung der Aktionenund Demonstrationen bei den Transportenist vielversprechend:

Selbstständig blockiertEinen bedeuteten Erfolg erzieltenAtomkraftgegnerInnen mit der 4 stündigenBlockade des Abtransportes von Atommüllaus dem AKW Brunsbüttel in die WAA LaHague bei Hamburg. 14AtomkraftgegnerInnen hatten sich an denSchienen nahe des AKWs angekettet. Aufdie verdutzte Frage der Polizei, wer denndiese Demonstration und Ankettaktionorganisiert hätte, wurden sie daraufaufmerksam gemacht, dass hierunabhängige AtomkraftgegnerInnen amdemonstrieren sind.

Transporte im Juni...Neben diesem ehrgeizigen Ziel, mitMahnwachen, friedlichen Blockaden undähnlichen Aktionen auf jeden derTransporte in die UAA, in die WAAs oderin die AKW zu reagieren, wird zwei

Transporten in diesem Jahr besondereAufmerksamkeit geschenkt. Der ersteAtommülltransport aus den AKWs Krümmeloder Brunsbüttel in eine WAA soll vonmöglichst vielen Gruppierungen zumDemonstrieren genutzt werden. Bei diesemWAA-Transport bietet sich im GroßraumHamburg die beste Gelegenheit, seinenProtest an die Schienenstrecke oder in dieInnenstadt zu tragen. Am Abend vor demTransport wird eine Demo um 18 Uhr vonder U-Bahn Station Osterstraße in Hamburgstarten. Danach wird es wohl an mindestens4 Standorten in Hamburg Mahnwachen inder Nähe der Transportstrecke geben.Dieses sind voraussichtlich Punkte an derS-Bahn Station Wandsbeker Chaussee, amHorner Kreisel, an der U-Bahn StationRauhes Haus und im Niendorfer Gehege.Weitere Demonstrationen an der Streckesind angekündigt.

...Transporte im NovemberNeben den WAA – Transporten vonDeutschland ins Ausland, soll natürlichauch die Rückrichtung blockiert werden.Aus wahlkampfpolitischen Gründen wirdder nächste Castortransport in dasZwischenlager Gorleben im Wendland erstim November und somit nach denBundestagswahlen stattfinden. Hier wirdwieder ein Großaufgebot an Polizei imWendland zu erwarten sein. Die Politikerrüsten hier auf, indem sie vor kurzem denAusbau der Polizeikaserne in Lüchow imWendland um weitere 500 Betten für diePolizei für 5 Millionen Euro bewilligthatten. Das Konzept der Polizei wird eswohl sein, jedwede Form von friedlichenProtesten durch Platzverweise,Durchsetzung von Allgemeinverfügungender Bezirksregierung Lüneburg,Versammlungs- und Campverboten imKeim zu ersticken. Zudem wird eswahrscheinlich umfangreicheStraßenkontrollen und Straßensperren derPolizei geben, welche schon im letztenHerbst im Wendland zu erleben war. Mitsolchen Maßnahmen werden die

Grundrechte auf Demonstrationsfreiheitfaktisch außer Kraft gesetzt und das Rechtauf Mobilität, welches im Grundgesetzverankert ist, gilt im Wendland bei denCastortranporten nicht mehr.

Gestörter Weiterbetrieb?Mit der Kampagne „Trainstopping 02“bleibt es unter anderem das Ziel, denpolitischen Preis der Atommülltransporteweiter in die Höhe zu treiben. Währendunter den Politikern der Atomausstieg alsabgeschlossene Sache gilt, so dass wirfrühstens in 20 Jahren mit dem Abschaltendes letzten AKWs in Deutschland rechnendürfen, ist die Gefahr eines GAUs im AKWoder eines Ünglückes beiAtommülltransporten zu jeder Zeit gegebenund nicht vernachlässigbar. Hier sindinsbesondere die skandalösen AKWsBrunsbüttel und Krümmel zu nennen: ImAKW Brunsbüttel wurde 2 Monate eineWasserstoffexplosion in einemFrischwasserzuleitungsrohr von denBetreibern verheimlicht und herunter-gespielt, die beinahe zu einem größerenKühlmittelverlust im Reaktordruckbehältergeführt hätte. Damit wäre auch einSchmelzen der Brennstäbe möglich gewesenDas AKW Krümmel ist höchst-wahrscheinlich für die viel zu häufigauftretenden Leukämiefälle in der näherenUmgebung verantwortlich. In derVergangenheit muss im AKW ein Störfallaufgetreten sein, bei dem Radioaktivität indie Umgebung freigesetzt worden ist. Eswäre nicht das erste Mal, wenn ein AKW-Betreiber einen Störfall verheimlicht hätte.

Anti-Atom