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FEIERABEND_ requiem texte_samuel meffire bilder_silke matern-specht

FeierabFeierabend reuiem_special_edition_mit_bildernend Reuiem Special Edition Mit Bildern

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  • FEIERABEND_requiem

    texte_samuel meffirebilder_silke matern-specht

  • [Prolog]

    Man mu den Staub aus dem Rauschen nehmen, dann rauscht das Meer wieder.

    Man mu den Staub herausnehmen und den Zauber wiedereinsetzen.

    Machen, da das Rauschen uns verzaubern kann, erneut.

    Wir mssen den Staub aus unseren Ohren nehmen und unseren Herzen, dann rauscht unser Meer wieder und verzaubert.

  • [Kapitel 1]

    Die Stadt ist schwarz, grau ehemals, schwarz nun.

    Schwarz ist die Stadt und nur noch noch ein flaches Atmen zwischen den Steinen und wie htte ich es ahnen knnen, htte es ahnen mssen, spren mit jeder Faser... die Stadt ist schwarz.

    Ich blicke zum Himmel, voller Mitrauen, wenn er allzu blau sich wlbt ber der Stadt und mein Herzschlag flimmert, irre geworden, ich frchte die Nacht am Tage.

  • Heute schaffe ich es ber den Hgel. ber den Parkplatz.

    Vorbei an den bunten Blechen und den noch bunteren Auslagen vom Supermarkt, wo die Leute glotzen, mit grauen Gesichtern, furchtsam und heimlich, auf die Preisschilder der Auslagen.

  • Ich drcke mich durch das Einkaufsgetmmel und pornografisch verpacktes Hausfrauen_geschenkel und die schichtmden Gesichter meiner Brder aus demArbeitsdrohnen_Geschwader der Glas_stahl_festungen, welche in ihren Designeranzgen den Hausfrauen nachwanken, auf zwei halbe Bier und ein paar Schnpse, die Zweifel zu ersufen.

    Heute schaffe ich es ber den Hgel und ber den Parkplatz und auch wieder heim.

  • Die City riecht nach Starbucks_Mitnimm_Kaffee und eiligen Lachs_Schnittchen und in immer hheren Trmen wird ber Ideen gebrtet, wie Geld zu machen ist.

    Geld mit zweistelligen Zuwachsraten, jhrlich. In den Bros der City sitzt hinter den Spiegelglas_Scheiben eine Menge Erfolg. Er ist dort Knig. Hher. Weiter. Schneller.

    Und natrlich billiger.

  • Die Bourn_Out_Leichen werden aus den Bros gebracht, ber den Hinterausgang hinausgefhrt und so schafft es der bergroe Luftbal-lon all unserer Illusionen wieder einmal knapp bis zum Brsen-schlu. Bis in London, Tokio und Frankfurt die Zeugen dieses Schwachsinns in den Feierabend gehen.

  • Feierabend. Und ein wohlbekannntes Stechen, die Brust hinauf. Leere hat sich an mir festgebissen und frit mir die letzten sonnigen Erinnerungen. Blo nicht schlappmachen. Kmpfen. Dumpfmde. bersatt. Tageschwer. Run-tergebrannt bis auf die Knochen. Stechen, die Brust hinauf.

  • Schaffe es im Gedrnge die Stufen zurU-Bahn hinunter. Und starre, wartend auf den Feind und bin verrgert ber jedes Lcheln. Schmal ist der Horizont meiner Hoffnung. Stechen, die Brust hinauf.

    Und Angst.

    Bis morgen bleibt wenig Zeit. Zu wenig. Mir sind die Zauberkunststckeausgegangen. Die neuen Kunden. Die Erfolgsberichte, die ppigen. Stechen, die Brust hinauf.

    Und Angst.

    Angst ist der schlimmste Tod von allen.

  • Ich schaue aus dem Fenster in die Dmmerung. Die Sirenen spielen ihr Lied, immer und immer wieder. Ich sehe das Zucken der Blaulichter, Richtung Nordbahnhof.

    Der Tag flieht eilig davon, froh seiner Brde zu entkommen sein. Besser ist, wenn man jetzt in einer Bar sitzt, umringt von Gezappel, Lrm und Geschwtz.

    Die Nacht bricht herein.

  • Und mit ihr kommen die Zweifel und wir irren umher, verlorengegangen, im Kopfkino, ganz weit drauen.

    Die Nacht bricht herein.

    Und wie todmde Vgel fallen Menschen aus allen Himmeln. Am Ende aller Klage. Aller Schuld. Nur noch Hllen.Die Sirenen spielen ihr Lied, Richtung Nordbahnhof. Und ich wei, da irgendwo dort ein Vogel auf die Erde gefallen ist.

  • Eli, Eli, lama sabachtani?

    Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?

    Nur noch ein Gebet ist geblieben. Nur noch dieses. Ich hre die Sirenen aus Richtung Nordbahnhof. So viele, brave Jungs sind davonkommandiert Krieg zu fhren, fern von daheim, hinter den sieben Bergen. Whrend hier die Gemetzel in den Vorort-straen alltglich geworden sind.

  • Und sterbende Mchte_gern_helden. Milchbrte, ermordet zwischen zwei Schultagen.

    Ich hre die Sirenen, bis kurz vor Mitternacht. Bis ich sie aussperre, hinter die dreifach verglasten Fenster meiner Kche.

    Morgen, in der Frh, schleppe ich mich erneut auf die Galeere. Und wnsche mir im Verborgenen, da die Sonne auf die Erde fllt.

  • Das der Himmel auseinanderbricht. Das alles aufhrt. Das alles vorbei ist. Ich hocke auf meinem Bett in der Dunkelheit und bete zu Gott. Gebe ihm bessere Namen. Weniger harm-lose.

  • [Kapitel 2]

    Die Nachrichten quellen ber vor Unheil und ich fresse mich voll mit Eilmeldungen, auf dem Weg zur U-Bahn.

    Gestern brannte es in der Vorstadt, heller als jemals zuvor. Die Vorstadt ist zur Reste_Rampe alles Menschlichen verwildert, und der Mob tanzt im Fieber billiger Pillen.

    Der Mob tanzt und es drstet ihn nach Vergeltung. Fr alles. Fr irgendwas. An irgendwem.

  • Nun sollen unsere Huser brennen und das Weinen soll in unser Lachen kommen. Und der Tod soll fr uns nicht lnger ein freundlicher Besucher sein, von nebenan.

  • Ich schaue zu dunklen Wolken auf und schlage Haken durch Seitenstraen und den Frieden einiger Spaziergnger, welche sich, Gicht geplagt,die Wege des Stadtparks entlang schleppen.

    Ich tarne mich.

    Mit gleichmtigen Gesichtern. Und tapferen. Und bsen. Beute rennt. Beute flchtet sich.

    So wie ich durch die Ritzen meiner Stadt renne und doch nicht entkommen kann.

  • Trnen-Trauer-Wut hat auf dem Armenfriedhof dunkle Helden wachsen lassen.

    Sie sind mit dem Geruch verbrannter Leben getauft. Und ihr Glaube ist gut durchgebraten, auf dem Rost der Verzweiflung.

  • Was wre wenn? Der Vorstadt-Kriegsmann seine Schritte in unsere Mitte wendet?

    Wenn er den Glas_Stahl_Tempel_Stolz niederbrennt, und das rotbedachte Huserklein...

    Gegen soviel Wut hilft nur noch das Himmelreich auf Erden...

    ...und wer knnte das schon wollen?

  • ...Flughafen_kontroll_wahnsinn, Drohnen im Himmel, Video_glotzaugen an jeder Ecke.

    Unser Klagelied darber ist vielstimmig und gebt.

    Wir pfeifen laut in der Dunkelheit des Waldes. Wir sind wie Schafe, dumm. Wir sind schafskpfige Feuer_ohne_Rauch_Beschwrer.

  • Und was ist es eigentlich, das unsere Herzen das Glcksbegehren so sehr frchten lt, drauen, in den Neubauten, in der Heimstadt der Fremdlnder und Habenichtse?

    Was ist der Preis unserer ungleichen Freiheit ...das sollten wir uns fragen.

    Und zahlen.

  • [Kapitel 3]

    Bunt_bilder_gewusel, mein allabendliches Schlaflied aus Blut, Titten und Kitsch.

    Allabendlich kehre ich heim, fresse meinen Brei, ganz warm noch, aus der Flach_bild_glotze. Kann nicht mehr schlafen ohne, kann nicht mehr schlafen mit. Mein Weg, hinunter zur Bar, wird immer krzer.

    Und wie lcherlich verzweifelt wir dort auf der Suche sind. Nach dem Vergessen und ein paar Umarmungen. Und ein wenig mehr.

  • Die Stunden rasen davon im Fieber. Sie zwingen mich heim. Ich hocke ich mich auf das Bett und starre die Wand an. Fhle mich ber alles und nichts...

    Dumm und klug zugleich.

  • Manchmal bricht das Leben wie ein Keks in der Einkaufstte.

    Die Angst kriecht an mir rauf. Gliedmaen fallen ab. Die Fasern versagen ihren Dienst. Der Wunsch zu leben gefriert zu einer Fratze.

    Stille.

    Die schon berall eingedrungen ist. In Zimmer. Knochen. Kopf.

    Die sich Zeit lt, wissend um ihren Sieg.

  • [Kapitel 4]

    Man verkauft uns den Abschied als eine schei glckliche Verwandlung, welche nur die Vergnglichkeiten frit.

    Was fr ein Schwachsinn. Abschied ist Schmerz. Schmerz und Abschied sind unzertrennli-che Gefhrten.

    Wir blieben zu lang ohne Hnde. Und im Filterpapier der Entfernung schmeckte unsere Liebe immer mehr nach verworrenen Mails und Telefonkarten.

  • Wochenend_fleisch.

    Wochenend_mchtegern_leben. Wir blieben zu lang ohne Hnde. Und die Entfernung hat unserem Traum die Wurzel herausgetrennt.

  • Kleine Schwester. Geliebte im Feuer.

    Mein Stck vom Frieden. Mchte Dich fortbringen. Mchte uns fortbringen.

    Weit hinaus aus der gefrssigen Stadt. Dorthin, wo uns niemand finden kann. Auch nicht das Leben.

    Ganz besonders das nicht.

  • [Kapitel 5]

    Schwachsinn, ich bin nicht satt. Deiner berdrssig bin ich nicht. War es nie und werd es nie sein. Zornig. Gallebitter.

    Selbstgemeuchelt, in einem trrichten Versuch Dir zu entkommen.

    Das bin ich.

    Ich konnte nicht mehr diese Achterbahnscheie mit Dir. Aber nie werd ich satt sein, Deiner ber-drssig.

  • Bis ans Ende der Welt wrde ich fr Dich gehen und durch jede Hlle und durch alles Blut, mde und zerrissen und voller Durst nach Dir.

    Du warst mein Leuchtfeuer im Sturm, hast meine Zweifel geheilt mit Deinem Lcheln. Und so war ich dem Geisterschiff entkommen, auf Zeit.

  • Halt mich, wenn ich falle, halt mich, wenn die schwarzen Wolken kommen und die Wellen das Land davontragen, so weit.

    Halt mich, wenn ich falle.

    Ich trume davon. Wohin ich auch gehe, wo immer ich auch bin. Ich trume, wie ich wach werde, auf Deinem Scho. Und drauen vor dem Fenster singt ein wilder Chor Spatzen eine noch wildere Hymneauf das Leben.

  • [Impressum] Autor_ Samuell MeffireKnstlerin_ Silke Mater-SpechtLayout Design_ Houman PishevarCover Design_ Silvia Pelissero