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V ereinfacht ausgedrückt ist Feng-Shui die Lehre von der Harmonie zwischen dem Menschen und seiner Umwelt. Diese Tradi- tion soll aber auch zu Glück, Gesundheit und Wohlstand verhelfen. Feng-Shui ist ein Er- kennen der Naturgesetze, daher gibt es auch nicht den einen, einzig richtigen Feng-Shui- Garten. Dieser wird immer an die örtlichen Gegebenheiten und die Gartenbesitzer ange- passt geplant und angelegt. Das neu zu Ge- staltende sollte dabei in das Vorgegebene wie Lage, Sonneneinstrahlung und bestehende Gebäude eingegliedert werden. Vom Hochwasser zum Feng-Shui-Garten Sybille Fahrecker aus Breitenfurt hat sich der fernöstlichen Lehre für ihre Gartengestaltung verschrieben. Der Bach, der durch ihren Gar- ten gluckert, war eine gute Voraussetzung für eine Ausrichtung nach Feng-Shui. Allerdings wurde ihr das erst später bewusst, zuerst zer- störte er bei der Hochwasserkatastrophe 2002 den bis dahin seit Jahrzehnten bestehenden Bauerngarten der Schwiegermutter. Damals entschloss sie sich gemeinsam mit ihrem Ehe- mann, den Garten ganz neu anzulegen. Begon- nen haben sie mit dem Bau einer Kräuterspi- rale. „Wir dachten damals nur daran, was wir mit den vielen Steinen machen sollten und so haben wir diese einfach für die Kräuterspirale verbaut“, erzählt Sibylle Fahrecker. Eine be- stehende, ungenutzte Straße auf dem Grund- stück wurde entfernt, der Bach wurde verbrei- tert und damit sicherer. Eine alte Weide hatte nun genügend Platz, sich auszubreiten. Als Naturheil-Therapeutin hat sie einen starken Bezug zu Energieflüssen und Kraft- plätzen, was auch in die Gartengestaltung mit einfloss. Nach und nach entstand ein Garten nach Feng-Shui-Richtlinien. „Ich hatte vor al- Feng-Shui – Gärten zum Glück Die fernöstliche Lehre hat längst Einzug in unsere Gärten gehalten: Geschwungene Beete und Wege, Pagoden und Kraftplätze – einen Garten nach Feng-Shui zu gestalten, bringt Harmonie und Energie in die grüne Oase. 26 GARTEN 9–10/2014 +HAUS ZIERGARTEN & LEBEN

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Vereinfacht ausgedrückt ist Feng-Shui die Lehre von der Harmonie zwischen dem

Menschen und seiner Umwelt. Diese Tradi-tion soll aber auch zu Glück, Gesundheit und Wohlstand verhelfen. Feng-Shui ist ein Er-kennen der Naturgesetze, daher gibt es auch nicht den einen, einzig richtigen Feng-Shui-Garten. Dieser wird immer an die örtlichen Gegebenheiten und die Gartenbesitzer ange-passt geplant und angelegt. Das neu zu Ge-staltende sollte dabei in das Vorgegebene wie Lage, Sonneneinstrahlung und bestehende Gebäude eingegliedert werden.

Vom Hochwasser zum Feng-Shui-GartenSybille Fahrecker aus Breitenfurt hat sich der fernöstlichen Lehre für ihre Gartengestaltung verschrieben. Der Bach, der durch ihren Gar-ten gluckert, war eine gute Voraussetzung für eine Ausrichtung nach Feng-Shui. Allerdings wurde ihr das erst später bewusst, zuerst zer-störte er bei der Hochwasserkatas trophe 2002 den bis dahin seit Jahrzehnten bestehenden Bauerngarten der Schwiegermutter. Damals entschloss sie sich gemeinsam mit ihrem Ehe-mann, den Garten ganz neu anzulegen. Begon-nen haben sie mit dem Bau einer Kräuterspi-

rale. „Wir dachten damals nur daran, was wir mit den vielen Steinen machen sollten und so haben wir diese einfach für die Kräuterspirale verbaut“, erzählt Sibylle Fahrecker. Eine be-stehende, ungenutzte Straße auf dem Grund-stück wurde entfernt, der Bach wurde verbrei-tert und damit sicherer. Eine alte Weide hatte nun genügend Platz, sich auszubreiten.Als Naturheil-Therapeutin hat sie einen starken Bezug zu Energieflüssen und Kraft-plätzen, was auch in die Gartengestaltung mit einfloss. Nach und nach entstand ein Garten nach Feng-Shui-Richtlinien. „Ich hatte vor al-

Feng-Shui – Gärten zum GlückDie fernöstliche Lehre hat längst Einzug in unsere Gärten gehalten: Geschwungene Beete und Wege, Pagoden und Kraftplätze – einen Garten nach Feng-Shui zu gestalten, bringt Harmonie und Energie in die grüne Oase.

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lem am Anfang der Neugestaltung des Gar-tens nur wenig Ahnung von Feng-Shui und wünschte mir einfach einen vielfältig be-pflanzten Garten mit verschiedenen Sitz- und Ruheplätzen.“ Vieles hat sie damals einfach intuitiv richtig gemacht. „Fast jedes Grund-stück hat Plätze mit besonderer Energie“, ist sie überzeugt und so gibt es in ihrem Garten überall Ruhezonen in stillen Ecken, Aktiv-zonen an Wegkreuzungen oder Gesprächs-zonen an Wasseradern. „Solche Plätze las-sen sich mit Rute und Pendel aufspüren und durch spezielle Techniken verstärken oder reinigen“, weiß sie aus Erfahrung. Mit Edel-steinen und energetisiertem Material kann sie die Schwingung eines Ortes verstärken oder auch ableiten. Sie teilt ihren Garten gerne mit Menschen, die in der Stadt wohnen und Ruhe finden wollen, um sich wieder aufzuladen. Besucher sind herzlich willkommen.

Westliches Feng-Shui?Die fernöstlichen Philosophien haben uns aber nur scheinbar etwas voraus, denn auch in

unseren Breitengraden haben die Menschen gewisse Einflüsse bei der Errichtung bedeu-tender Gebäude oder Anlagen berücksichtigt. Schon immer wussten Experten, wie und wo eine Baulichkeit am Grundstück zu errich-ten sei und in welcher Ausrichtung ein Gar-ten angelegt und bepflanzt werden soll. Klös-ter, Kirchen, Schlösser, aber auch Bauernhäu-ser und die dazugehörenden Gärten zeugen davon. Folgten die Menschen früher ihrem Gefühl und der Tradition, können Wissen-schaftler das heute nachweisen. Im Fachjar-gon heißt dieses Wissen „Geomantie“. Diese Lehre schließt Kraftplätze und die Arbeit mit dem Energiefeld der Erde mit ein.Als „westliches Feng-Shui“ gelten Brun-nen vor dem Hauseingang, Schutzsymbole an Häusern, Vierkanthöfe, die dem harmo-nischen Grundriss eines Quadrates entspre-chen, entschärfte Hauskanten, abgeschrägte Ecken im Reichtumsbereich der typischen Bauernhäuser (Herrgottswinkel). Gewölbe und Hohlkehlen zwischen Wand und Decke lassen die Energie besonders gut fließen. So-

gar im Stallbereich alter Bauernhäuser ist das nachweisbar. So führen garantiert keine Was-seradern durch alte Ställe. Heute scheint die-ses Wissen oft in Vergessenheit geraten zu sein oder der baulichen Optimierung eines Grund-stückes zum Opfer zu fallen. Auf der ande-ren Seite, wer es sich leisten kann, bewusst zu bauen und seine Lebensqualität besonders zu fördern, kann diese Sichtweisen nicht ignorie-ren, zumal sie auch im Trend liegen.

Feng-Shui im GartenFeng-Shui bedeutet aus dem Chinesischen übersetzt „Wind und Wasser“ und benennt die wichtigsten Gestaltungselemente. Dabei werden alle Gegenstände, Ereignisse, Pflan-zen, Tiere und sogar Menschen den 5 Ele-menten Feuer, Erde, Metall, Wasser und Holz zugeordnet. Diesen Elementen wiede-rum sind Farben, Materialien, Formen und viele andere Begriffe zugewiesen. So sind dem Element Holz die Farbe Grün und Zy-linderformen zugeordnet. Weitere Kombi-nationen sind Rot mit Pyramidenformen

Den Mittelpunkt des Gartens von Sibylle Fahrecker bildet der Stein mit einer Sonnenuhr

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Den Garten können Sie nach Feng-Shui in ein Bagua-Raster einteilen. Die 9 etwa gleich großen Felder entsprechen den 9 Bagua-

Zonen (Lebensbereichen). Es ist möglich, das Bagua nach der Himmelsrichtung oder nach

der Blickrichtung, vom Eingang aus gesehen, auszurichten. Die Pflanzen bzw. Gestaltungs-

elemente passen in die jeweilige Zone und stärken damit diesen Lebensbereich.

Den Bagua-Zonen zugeordnete Elemente:

Erde FeuerHolz

MetallWasser

(Feuer), Gelb / Orange mit Quaderformen (Erde), Weiß / Grau mit Kuppelformen (Me-tall) und Blau mit „irregulären“ Formen wie z. B. unregelmäßig geformten kristallinen Steinen (Wasser). Diese Elemente und die ih-nen zugewiesenen Begriffe stehen in einem andauernden Austausch zueinander, was letztlich in gegenseitige Harmonie münden soll.„Jedes Element wirkt auf bestimmte Lebens-bereiche, die Bagua-Zonen“, erläutert Gab-riele Prochaska aus Schwechat. Sie ist Feng-Shui-Beraterin aus Leidenschaft. Nach der fernöstlichen Lehre werden ein Haus, eine Wohnung, aber auch ein Garten in 9 Bagua-Zonen eingeteilt. Jede Zone repräsentiert einen anderen Lebensbereich (wie z. B. Ge-sundheit, Partnerschaft, Reichtum, …), die Sie durch Feng-Shui-Maßnahmen gezielt fördern können. Grundsätzlich sollten in je-der Zone die 5 Elemente zusammenspielen. Dabei ist immer eines der Elemente vorherr-schend. Die Bagua-Zonen werden entweder nach der Lage vom Garteneingang aus gese-

Karriere

Partnerschaft

Familie Tai-Chi Kinder

Hilfreiche Freunde

Ruhm

Wissen

Reichtum

Süden

Norden Blickrichtung

PelargonienGladiolenWasserquelle

FliederJasminRosenGartenleuchtenGartengrill

DahlienSteingartenquadratischeBlumenbeete

Bambus MagnolieSitzplatz

SpringbrunnenKieselflächenRasenWiese

Buchskugeln Beerensträucher GemüsebeeteObstbäumeZierbäume

SitzeckeSteingarten

GlockenblumenOrchideenfließendesWasser

TulpenNarzissenMetallklangspieleSitzecke

Sibylle Fahrecker (l.) erklärt gerne Besuchern die Zusammenhänge von Feng-Shui, Energieplätzen und Gartengestaltung

Gabriele Prochaska ist Feng-Shui-Expertin aus Leidenschaft

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Page 4: Feng-Shui – Gärten zum Glück · PDF fileV ereinfacht ausgedrückt ist Feng-Shui die Lehre von der Harmonie zwischen dem Menschen und seiner Umwelt. Diese Tradi-tion soll aber auch

hen oder nach den Himmelsrichtungen be-stimmt (siehe Grafik).Den Mittelpunkt des Feng-Shui-Gartens sollte eine auffällige Skulptur oder ein großer Stein bilden. Den Einklang der Elemente er-reichen Sie durch die Anordnung verschiede-ner Elemente wie Gartenmöbel, Skulpturen, Pagoden und Pflanzen. Dazu müssen Sie den Gestaltungselementen die für die Zone rich-tigen Farben zuordnen. „Die persönliche Gartengestaltung ist von Lage und Beschaffenheit des Gartens, aber auch von Phantasie und Intuition der gestaltenden Men-schen abhängig. Das Ausrichten nach Feng-Shui muss auch nicht immer teuer sein, hier gilt wie bei vielen Themen im Leben: Weniger ist mehr! Also auch mit wenig Aufwand kön-nen Sie schon Verbesserungen der Lebensqua-lität erreichen“, ist die Expertin überzeugt.

Pflanzen im Feng-Shui-GartenWege und Beete sind im Feng-Shui-Garten stets sanft geschwungen und fließend angelegt. Sie sind oftmals mit rund geschnittenem Buchs-baum oder Eiben und einzelnen, nächtens mit Kerzen beleuchtbaren Pagoden gesäumt. Die Bepflanzung soll vielfältig, abwechslungsreich und mit standortgerechten, zumeist winterhar-ten heimischen Pflanzen erfolgen. Da immer-grüne Pflanzen eine lange Lebendigkeit ver-mitteln, während laubabwerfende Büsche und Bäume die Veränderung der Natur symbolisie-ren, sollen beide Pflanzenarten Platz finden.

Während manche Bereiche reichlich gepflegt werden, soll es auch Teilbereiche geben, die Sie dem natürlichen Pflanzenwuchs über-lassen. Diese Zonen werden als Plätze der Wandlung, des Absterbens und Nachwach-sens gesehen und sollen in keinem Feng-Shui-Garten fehlen. Dorthin passen auch Dornenpflanzen wie Wildrosen, die sich dort bis zu ihrem gelegentlichen Rückschnitt auch ausbreiten können. Eine hohe Bedeutung kommt im Feng-Shui-Garten den Pflanzenfarben und der Wuchs-form von Pflanzen zu. Bäume passen auf-grund ihrer unterschiedlichsten Formen in viele Bereiche. Im linken hinteren Teil des Gartens ist der „Reichtumsbereich“ ange-siedelt. In typischen Bauerngärten sind dort immer wieder Pfingstrosen zu finden, die durch ihren ausgeprägten Staudenwuchs und ihre schönen, bunten und großen Blüten als Glückspflanzen gelten. Auch Rosensträu-cher und vor allem blaue Rosenkugeln pas-sen in diesen Bereich. „Die Partnerschafts-ecke ist ein für viele Menschen wichtiger Teil des Gartens. Er befindet sich immer im rech-ten hinteren Teil des Gartens und hat Platz für einen gemütlichen Sitzplatz“, erläutert Prochaska. „Hier ist auch Raum für Skulptu-ren und rote und gelbe Pflanzen wie Tulpen, Dahlien oder rote Hortensien. Wenn ein sol-cher gewünscht ist, eignet sich dieser Bereich hervorragend für einen Steingarten.“ Manfred Kowatschek

Blickrichtung

Wasser hat eine besonders starke Energie. Brunnen und Wasserspiele wollen daher sorgsam platziert sein

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