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SCHWESCHWEIZERISCHE ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU 2/09
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Feuerbrandtolerante Unterlagen
In den Feuerbrandjahren 2007 und 2008 erwiesen sich nicht nur viele Sorten, sondern auch die
Standardunterlage M9 als sehr feuerbrandanfällig. Mögliche Alternativen könnten die an der
Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW getesteten feuerbrandtoleranten
Unterlagen B9, G.11 und G.41 sein.
Martin Kockerols, Simon Egger, Philippe Monney, Brion
Duffy, Simon Gasser, Forschungsanstalt Agroscope
Changins-Wädenswil ACW
Im Herbst 2002 wurden an der ACW fünf feuerbrandto-lerante Cornell-Geneva-Unterlagen (CG), Budagovski9(B9) und weitere agronomisch interessante Unterlagenmit den Sorten Gala und Topaz gepflanzt. Im Fokus derPrüfung standen die Wuchseigenschaften und das Er-tragsverhalten, die Bildung vonWurzelausschlägen so-wie die Fruchtgrösse und Fruchtausfärbung. Ziel ist es,feuerbrandtolerante Unterlagen zu finden mit unge-fähr gleicher Wuchsstärke wie M9, guten Produktions-eigenschaften, zufriedenstellenden Baumschuleigen-schaften und einer Anbaueignung für unterschiedlicheStandorte.
Wachstum, Wurzelausschläge undVeredlungsstelleAbbildung 1 zeigt die deutlichenWachstumsunterschie-de der Unterlagen. DieWuchsstärke wird in cm² Stamm-querschnittsfläche dargestellt. Dieses Mass korreliert imAllgemeinen gut mit dem Baumvolumen. Den stärkstenWuchs induzierten die Unterlagen G.16, G.202 und G.7.Bereits etwas schwächer, aber immer noch stärker alsM9T337 präsentierten sich G.11, G.41 und Supporter4.DerWuchs von B9 entsprach etwaM9T337. Die Unterla-ge P16 war etwas schwächer als M9T337. B9, M9T337,G.16, P60undG.202bildetenwenigebismittel vieleWur-zelausschläge. Kaum Wurzelausschläge waren bei G.7,G.41 und G.11 zu finden. Im Zusammenhangmit Feuer-brandinfektionen spielen Eintrittspforten wie Luftwur-zelfelder, Risse und unverholzte Stockausschläge einenicht unerhebliche Rolle für einenUnterlagenbefall. Allegeprüften CG-Unterlagen weisen ebenso wie B9 rechtsaubere, glatte Veredlungsstellen auf und sind diesbe-züglich positiv zu beurteilen.
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DerVersuchwurde imHerbst 2002 inWädenswil gepflanzt. Der Boden isttiefgründig und mittelschwer; die durchschnittlichen Niederschläge be-tragen rund 1370 mm im Jahr. Auf dem Standort wird bereits seit 50 Jah-ren Kernobst angebaut. Reihenabstand 3.5 m, Baumabstand 1 m, Erzie-hungsform Spindel. Sorten Gala und Topaz. Die Ergebnisse der Sorte To-paz bestätigten die Ergebnisse der Sorte Gala und werden daher nichtweiter beschrieben.
Unterlage Kreuzung und Herkunft
M9T337 M9-Klon, Standardunterlage
M8 (= French Paradise) unbekannt (Frankreich)
B9 (= Budagovski9) M8 � Red Standard (Russland)
CG 3007 (= Geneva® 7 = G.7) Ottawa 3 � Malus robusta 5 (USA)CG 5011 (= Geneva® 11 = G.11) M26 � Malus robusta 5 (USA)CG 3016 (= Geneva® 16 = G.16) Ottawa 3 � Malus floribunda (USA)CG 3041 (= Geneva® 41 = G.41) M27 � Malus robusta 5 (USA)CG 5202 (= Geneva® 202 = G.202) M27 � Malus robusta 5 (USA)Supporter4® (= PI 80) M9 � M4 (Dresden, D)
P16 Longfield � M11 (Polen)
P59 Alnarp 2 � Budagovski 9 (Polen)
P60 Alnarp 2 � Budagovski 9 (Polen)
Abb. 1: Stammquerschnittsfläche 2008 in cm².
Stam
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Vergleich mit Erfahrungen im AuslandImVergleich mit anderen europäischen Versuchsergeb-nissen erweisen sich die CG-Unterlagen in Wädenswilals etwas wüchsiger. So waren die Wuchsstärken derschwächsten CG-Unterlagen G.41 und G.11 inWädens-wil etwa mit der Wuchsstärke von M9Pajam2, demstärksten M9-Typ, vergleichbar, während im übrigenEuropa die Wuchsstärken von G.41. und G.11 mit klei-nen Abweichungen zwischen M9T337 und M9Pajam2lagen. Im Zusammenhang mit Wuchsdepressionen imlangjährigen Nachbau könnte eine Wuchsstärke leichtüberM9T337 in einigenRegionen je nach Sorte sogar er-wünscht sein.
Die Unterlage G.16 wuchs im Auslandmeist deutlichschwächer als im Wädenswiler Versuch und entsprachetwa dem M9-Standard. Da G.16 jedoch als virusemp-findlich gilt, ist sie kaummehr in Diskussion. BezüglichGesamtertrags schnitten G.41 und G.11 in Wädenswilwie auch im Ausland besser als der M9-Standard ab. ImRelativertrag sind die genannten Unterlagen vergleich-bar. Die Wuchsstärken und Relativerträge der Unterla-gen B9 undM9T337waren auf gleichemNiveau. B9wird
Erträge und FruchtgrösseDie akkumulierten Erträge von Gala von 2004 bis 2008pro Baum auf den einzelnen Unterlagen (Abb. 2) wie-sen grosse Unterschiede zwischen den stärker wach-senden Unterlagen mit hohem Ertrag und den schwä-cher wachsenden mit schwächerem Ertrag auf. So er-zielten G.11 und G.16mit etwa 65 kg pro Baum deutlichmehr als M9T337 und B9 mit 46 kg beziehungsweise43 kg pro Baum. Beim Relativertrag hingegen, dem Er-trag imVerhältnis zumVolumen (Stammquerschnitt alsMasszahl), zeigt sich ein deutlich anderes Bild (Abb. 3).Die höchsten Relativerträge erzielten die UnterlagenP16 und P59. G.11 erreichte ein leicht höheres Niveauals M9T337, B9 und G.41. Die stark wüchsigen Unterla-genG.16, P60 undG.202 erzielten die niedrigstenWerte.Abzuwarten bleibt in den nächsten Jahren, ob dieschwach wüchsige P59 wegen fehlender Vitalität anProduktivität gegenüber den stärker wachsenden Un-terlagen verliert. Beim mittleren Fruchtgewicht undbeim Anteil Klasse 1 waren 2007 und 2008 zwischenM9T337 und den interessantesten feuerbrandtoleran-ten Unterlagen keine wesentlichen Unterschiede zuverzeichnen.
FeuerbrandtoleranzIm Quarantänegewächshaus der ACW wurde 2006 dieFeuerbrandanfälligkeit der unveredeltenUnterlagen ge-testet. BeiM9T337war zirka 65%derTrieblänge sichtbarbefallen, während die CG-Unterlagen nur 5 bis 10%sichtbaren Befall aufwiesen. Die Unterlagen B9 und P16wurden nicht getestet. Sie gelten gemäss Angaben aus-ländischer Quellen als feuerbrandanfällig. In den USAwurde in Feuerbrand-Feldtestsmit den Sorten Gala undMcIntosh jedoch festgestellt, dass neben denCG-Unter-lagen G.16, G.41, G.11 auch B9 tolerant gegenüber Feu-erbrand ist. In Praxisanlagen in den USA scheinen sichdiese Ergebnisse zu bestätigen, wird doch berichtet,dass das Bakterium über das Holz der Edelsorte die Un-terlage nur in ganz seltenen Fällen infiziert. In den USAwird daher B9 in Feuerbrandgebieten als M9-Ersatzempfohlen.
0 10 20 30 40 50 60 70
P59
M8
B9
M9T337
Supporter4
P60
P16
G.202
G.7
G.41
G.16
G.11
2004 2005 2006 2007 2008E
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Unterlage
P59
P16
M8
G.11B9
M9T337
G.41
Supporter4G.7
P60
G.16
G.202
kg/cm2
Abb. 3: Relativertrag (Gala) von 2004 bis 2008 pro cm²Stammquerfläche 2008.
Abb. 2: Akkumulierter Ertrag (Gala) von 2004 bis 2008 in kg pro Baum.
Vermehr- und Verfügbarkeit derfeuerbrandtoleranten Unterlagen
DieUnterlage B9 lässt sich imMutterbeet befrie-digend vermehren (wie der M9-Standard). Seit2008 wird diese Unterlage auch in der Schweizvermehrt. Grössere Stückzahlen werden zurzeitnur im Ausland produziert, können aber überSchweizer Baumschulisten bezogenwerden. DieCG-Unterlagen sind nur teilweise gut vermehr-bar und werden dementsprechend für die Praxisje nach Unterlage nie verfügbar sein. G.41 zumBeispiel ist schlecht vermehrbar und weist starkbedornte Abrisse auf. G.11 scheint gut vermehr-bar zu sein, wird zurzeit aber nur in FrankreichundHolland in Kleinstmengen vermehrt.
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in Europa bereits seit vielen Jahren als Alternative zuM9dargestellt, mit einer Wuchsstärke zwischen M9Fleu-ren56 und M9T337. Da sie aber bis zur aktuellen Feuer-brandproblematik neben ihrer hervorragenden Frost-härte keinen Mehrnutzen zu M9 aufwies, wurde sienicht vermehrt gepflanzt.
Fazit und AusblickDieUnterlagen B9, G.11 undG.41wiesen zusammenmitdem feuerbrandanfälligen Standard M9T337 die bestenagronomischen Produktionseigenschaften des Versuchsauf. Bestätigt sich für B9 die in den USA beobachteteFeldtoleranz bezüglich Feuerbrands, ist sie eine geeigne-teAlternative fürM9.G.11 solltewegen ihrerFeuerbrand-toleranz und der interessanten Produktionseigenschaf-ten weiter verfolgt werden. G.41 ist schlecht vermehrbar
und hat daher wohl kaum eine Zukunft. Die UnterlagenB9undG.11werden imFrühjahr 2009 inPraxisversuchenin der Ostschweiz mit den Sorten Braeburn, Gala, Milwa(Diwa®) und La Flamboyante (Mairac®) in etwas grösse-rer Anzahl gepflanzt. Zurzeit können diese Unterlagenzum versuchsweisen Anbau, jedoch noch nicht zum all-gemeinen Einsatz empfohlenwerden. �
LiteraturFazio G., Robinson T., Aldwinckle H. und Russo N.: Rootstock
Blight in Apple. NewYork Fruit Quarterly 14/3, 9–12, 2006.
Fischer M.: Feuerbrandresistente Unterlagen aus USA – Die neu-
en amerikanischen CG-Unterlagen aus der Sicht der amerikani-
schen Fachpresse. Erwerbs-Obstbau 48, 139–142, 2006.
Monney P. und Egger S.: Porte-greffe du pommier en cours d’ex-
périmentation. Fachkommission für Obstsortenprüfung (Hrsg.),
Merkblatt, als Download unter www.obstsorten.ch, 2009.
R É S U M É
Les récentes expériences faites avec le feu bactérien enSuisse ont en partiemontré une contamination latentedes variétés améliorées qui pouvait progresser jusquevers le porte-greffe et provoquer le dépérissementcomplet du sujet. Pour la production de pommes enSuisse, il serait donc très utile d’avoir à disposition enplus du porte-greffe standard M9 une variante résis-tante au feu bactérien.Dans le cadre d’un essai avec lesporte-greffe Budagovski 9, G.11 et G.41 réputés résis-
tants au feu bactérien, la Station de recherches Agro-scope Changins-Wädenswil ACW a obtenu des résul-tats concluants par rapport au standard M9 beaucoupplus sensible au feu bactérien. La vigueur de B9 équi-valait à peu près à celle de M9Fleuren56. Les porte-greffeG.11 etG.41 se sont avérés unpeuplus vigoureuxet comparables à M9Pajam2. A l’heure actuelle, Buda-govski9 est le seul porte-greffe auquel peuvent accéderles producteurs pour une production expérimentale.
Les porte-greffe résistants au feubactérien
Gala auf denUnterlagen B9 (a),M9T337 (b) undG.11 (c).
Info
Barriq
a b c
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