8
medianet.at financenet & real:estate Neuer Markt Porr steigt jetzt auch groß in Großbritannien ein – es wird getunnelt 34 Veranlagungswut Die Zinsen- flaute lässt Kapital auf seltsamen Wegen irren 36 Coface-Studie Privater Kon- sum: in Ungarn mit Paprika und Salami wachsen 38 Hrachowina Die Fenster- spezialisten suchen einen neuen Standort 40 Freitag, 27. Mai 2016 COVER 33 © Panthermedia.net/Tupungato Der Wiener Karlsplatz bekommt ein neues Gesicht Frische Optik neben der barocken Karlskirche: Das Nachbargebäude des Wien Museums wird ab Winter 2017 neu gestaltet. 34 Glück & Glas Energieeffizienz auch bei modernen Fertighäusern. Dick & alt Gute Aussichten für Healthcare-Investments in Asien. © www.variohaus.at © Lacuna 40 38 ZIELORIENTIERT suchen und finden. Ihr Spezialist für Immobilien. www.ehl.at ATX (Schluss 24.5.) 2.240,37 1,31% Top 5 ATX Prime Flop 5 ATX Prime Zumtobel 6,86% Lenzing 5,28% AT&S 4,84% Do&Co 4,48% Erste Group Bank 4,07% Polytec -4,73% Palfinger -2,56% OMV -2,15% Strabag -1,62% Mayr-Melnhof -1,33% 6,86% Zumtobel -4,73% Polytec ATX 18.–24. Mai 2016 IATX (Schluss 24.5.) 232,28 0,40% Atrium 2,22% Buwog 1,60% S Immo 1,30% conwert 0,52% Warimpex 0,00% Immofinanz -0,05% CA Immo -0,64% 2,22% Atrium -0,64% CA Immo IATX 18.–24. Mai 2016

finance 2705

Embed Size (px)

DESCRIPTION

 

Citation preview

Page 1: finance 2705

medianet.at

financenet & real:estate

Neuer Markt Porr steigt jetzt auch groß in Großbritannien ein – es wird getunnelt 34

Veranlagungswut Die Zinsen­flaute lässt Kapital auf seltsamen Wegen irren 36

Coface-Studie Privater Kon­sum: in Ungarn mit Paprika und Salami wachsen 38

Hrachowina Die Fenster­ spezialisten suchen einen neuen Standort 40

Freitag, 27. Mai 2016 CoVer 33

© P

anth

erm

edia

.net

/Tup

unga

to

Der Wiener Karlsplatz bekommt ein neues Gesicht Frische Optik neben der barocken Karlskirche: Das Nachbargebäude des Wien Museums wird ab Winter 2017 neu gestaltet. 34

Glück & Glas Energieeffizienz auch bei modernen Fertighäusern.

Dick & alt Gute Aussichten für Healthcare-Investments in Asien.

© w

ww

.var

ioha

us.a

t

© L

acun

a

4038

ZIELORIENTIERTsuchen und finden.Ihr Spezialist für Immobilien.

www.ehl.at

ATX (Schluss 24.5.) 2.240,37 1,31%

Top 5 ATX Prime

Flop 5 ATX Prime

▲ Zumtobel 6,86%

▲ Lenzing 5,28%

▲ AT&S 4,84%

▲ Do&Co 4,48%

▲ erste Group Bank 4,07%

▼ Polytec -4,73%

▼ Palfinger -2,56%

▼ oMV -2,15%

▼ Strabag -1,62%

▼ Mayr-Melnhof -1,33%

6,86%Zumtobel

-4,73%Polytec

ATX 18.–24. Mai 2016

IATX (Schluss 24.5.) 232,28 0,40%

▲ Atrium 2,22%

▲ Buwog 1,60%

▲ S Immo 1,30%

▲ conwert 0,52%

▲ Warimpex 0,00%

▼ Immofinanz -0,05%

▼ CA Immo -0,64%

2,22%Atrium

-0,64%CA Immo

IATX 18.–24. Mai 2016

Page 2: finance 2705

medianet.at34 IMMO:MARKETS Freitag, 27. Mai 2016

einträchtigen“, meint Emrich. „Das Ziel des Architekturwettbewerbs war es, verschiedene Entwürfe zu sehen und im Rahmen einer Jury-entscheidung die beste Lösung aus städtebaulicher, architektonischer, ökonomischer und ökologischer Sicht zu finden.“

Die Stadt redet mitDie eingereichten Vorschläge wur-den von einer achtköpfigen Exper-tenjury unter dem Vorsitz des Ar-chitekten Rüdiger Lainer bewertet.

Die Kommission bestand wei-ters neben Silvia Emrich aus Ar-chitekten, Dienststellenleitern der Magistratsabteilungen 19 (Archi-

••• Von Paul Christian Jezek

WIEN. Der Karlsplatz zählt zu den beliebtesten Plätzen der Bundes-hauptstadt. 1899 wurde er nach der Überplattung des Wien-Flusses nach Kaiser Karl VI. benannt; domi-niert wird der offene Platz von der barocken Karlskirche.

Unmittelbar daneben an der Ad-resse Mattiellistraße 2–4 befindet sich ein Bürogebäude, das seit 2002 im Eigentum der Zürich Versiche-rungs-Aktiengesellschaft steht. „Zu-rich besitzt 24 Immobilien in Wien – davon zählt die Liegenschaft in der Mattiellistraße zu jenen in pro-minentester Lage“, erklärt Silvia Emrich, Mitglied des Vorstands von Zurich und verantwortlich für das Projekt. „Das Gebäude ist be-reits mehr als 40 Jahre alt, und wir hatten schon seit Längerem vor, es zu sanieren. Es ist uns ein Anliegen, in zeitlicher Nähe mit dem Umbau des Wien Museums einen Beitrag für die rasche Umsetzung einer frischen Optik des Karlsplatzes zu leisten. Daher haben wir zu einem eingeschränkten Architekturwett-bewerb eingeladen.“

Sensibilität als VoraussetzungSieben namhafte österreichische Architekturbüros waren aufge-fordert, Vorschläge für die Neuge-staltung des Bürogebäudes in der Mattiellistraße zu machen. Vor-aussetzung seitens der Stadt Wien war, dass die neue Architektur die Bedeutung der Karlskirche „stadt-räumlich und baukünstlerisch“ sensibel berücksichtigt.

Angestrebt wurde eine harmo-nische neue Silhouette des Karls-platzes aufseiten der barocken Karlskirche. „Wir wollen mit unse-rem Projekt zu einem homogenen Erscheinungsbild des Karlsplat-zes beitragen und gleichzeitig die Wirkung der Karlskirche nicht be-

tektur und Stadtgestaltung) und 21 (Stadtteilplanung und Flächen-nutzung), dem Direktor des Wien Museums und Entscheidungs-trägern von Zurich. Als Sieger des Wettbewerbs wurden die Pläne des Wiener Architekturbüros Henke Schreieck Architekten ZT von der Jury einstimmig ausgewählt.

2 Vollgeschoße, 1 StaffelgeschoßNeben Stadtbild und Platzgestal-tung sind ein respektabler Umgang mit den prominenten Nachbarn Karlskirche und Wien Museum Neu sowie der weitgehende Abbruch der Überbauung der Symphoniker Straße wesentliche Merkmale des Entwurfs.

Der Vorschlag sieht für die Auf-stockung zwei Vollgeschoße und ein zurückgesetztes Staffelgeschoß vor. Auf diese Weise gelingt eine gut proportionierte und in der Wer-tigkeit zu den beiden bedeutenden Nachbargebäuden angemessene Gebäudehöhe. Von den abzubre-chenden „Brücken“ Symphoniker-straße wird eine Konstruktions-achse belassen, die im Erdgeschoß als Arkadengang ausgebildet wird.

Dieser Ansatz erinnert zum einen an die ehemaligen „Brücken“ und ermöglicht andererseits einen frei-en Umgang mit und eine freiere Ge-staltung der Fassade am Karlsplatz, die somit einen angenehmen Bezug zum Wien Museum Neu schafft. Diese zusätzliche Achse verleiht dem Gebäude eine subtile Asymme-trie. Der sich zum Bestand ändern-de Fassadenraster der Aufstockung nimmt sehr rücksichtsvoll Bezug auf die bestehende Architektur Georg Lipperts, verdeutlicht aber dennoch klar die Trennung Aufsto-ckung zu Bestand, der weitgehend unverändert erhalten bleibt. Mit den Bauarbeiten wird voraussicht-lich im Winter 2017 bzw. im Früh-jahr 2018 begonnen.

Karlsplatz 4.0Neben dem Wien Museum wird auch das benachbarte Gebäude neu gestaltet; die Bauarbeiten sollen im Winter 2017 starten.

Zustimmung Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny begrüßt den Ent wurf von Henke Schreieck: „Dieser ergänzt den sensiblen Raum zwischen dem Neubau des Wien Museums und der Karls-kirche in höchster architektonischer Qualität.“

© Z

uric

h Ö

ster

reic

h (2

)

© E

yem

axx/

Wol

f-Die

ter G

rabn

er©

APA

/Han

s K

laus

Tec

ht

27 MIO. EuRO GESAMTVOLuMEN

Großprojekt von Eyemaxx

WIEN/ASCHAFFENBURG. Die in Frankfurt börse-notierte Eyemaxx Real Estate AG hat ein weiteres Großprojekt in Österreich gestartet und baut so-mit das Geschäftsfeld Wohnen im zweiten Kern-markt neben Deutschland aus. Die Gesellschaft hat mit einem Partner einen Kaufvertrag für ein mehr als 5.500 m2 großes Grundstück in Florids-dorf unterschrieben, auf dem 130 Wohneinheiten, 60 Tiefgaragen-Stellplätze und Gewerbeeinhei-ten mit einer Bruttogeschossfläche von mehr als 10.000 m2 entstehen sollen. Das gesamte Projekt-volumen beläuft sich auf rund 27 Mio. € – Eye-maxx erwartet eine Netto-Eigenkapitalrendite im mittleren zweistelligen Prozentbereich.

Die Baumaßnahmen, die voraussichtlich im ersten Quartal 2017 beginnen, sind in drei Phasen gegliedert: Die erste Phase soll bis zum dritten Quartal 2018 und das Gesamtprojekt bis Mitte 2019 abgeschlossen sein. „Wir stehen in Verhand-lungen für weitere Projekte in der dynamisch wachsenden Hauptstadt“, sagt Eyemaxx-CEO und -Mehrheitsaktionär Michael Müller (Bild). „Die 2-Millionen-Marke bei den Einwohnzahlen sehen Experten bereits 2023 erreicht; wir profi-tieren dabei von der steigenden Nachfrage nach Wohnraum. Solche Projekte sind die Basis unseres erfolgreichen profitablen Wachstums und stellen unser Know-how und den guten Deal-Zugang unter Beweis.“ (pj)

HuMBER PIPELINE

Porr tunnelt Great Britain

WIEN. Porr steigt jetzt in Großbritannien ein: Die englische National Grid hat ein Joint Venture, bestehend aus dem börsennotierten zweitgrößten heimischen Bauunternehmen, Skanska UK und A.Hak, mit Planung und Bau einer Hochdruckgas-leitung in einem Tunnel unter dem Fluss Humber von Paull nach Goxhill beauftragt. Diese soll die derzeitige Gasleitung, die im Flussbett verläuft, ersetzen. Das Joint Venture errichtet auch den 5 km langen Tunnel, in dem das 42”-Stahlrohr verläuft. Die Bauzeit für das gesamte Projekt wird drei Jahre betragen, die Gesamtprojektkosten be-laufen sich auf umgerechnet fast 190 Mio. €. Der Vertrag wurde vorbehaltlich der Bewilligung der Planungsbehörde für die Ersatz-Gasleitung abge-schlossen, die für September 2016 erwartet wird.

Diese Leitung wird die weltweit längste als Gesamtstrang eingezogene Gasleitung in einem Tunnel sein – für Porr-CEO Karl-Heinz Strauss (Bild) „ein spannendes Großprojekt, bei dem Know-how und technische Expertise gefragt sind. Für uns ist die Pipeline das erste Projekt in Groß-britannien. Wir setzen in der Zusammenarbeit auf starke lokale Partner – diese Strategie hat sich bewährt und eröffnet uns gleichzeitig Chancen in einem neuen und attraktiven Markt auf unserer Porr-Landkarte.“ (pj)

Wir wollen zu einem homogenen Erscheinungs-bild des Karlsplatzes beitragen.

Der Karlsplatz bekommt ein neues Gesicht: Nach dem Wien Museum folgt der Umbau des ehemaligen Winterthur- und nunmehr Zürich-Gebäudes.

Silvia Emrich Zurich-Vorstand

Page 3: finance 2705

medianet.at Freitag, 27. Mai 2016 IMMO:MARKETS 35

••• Von Paul Christian Jezek

WIEN. Eine neue, von jungen Gra-zer Wissenschaftlern gemeinsam mit dem australischen Unter-nehmen Euclideon entwickelte Technologie könnte die Arbeit von Immobilienentwicklern, Städte-planern, Architekten, Ingenieuren, Denkmalschutz- und Baubehörden revolutionieren: Sie soll die inter-aktive Visualisierung sämtlicher Blickpunkte auf Städte und Gebäu-de möglich machen – und zwar in realer Ansicht und Echtzeit, also ohne zeitliche Verzögerung.

Auf Basis der neuen Technolo-gie hat die Wiener Meixner Group Europas ersten dreidimensionalen, interaktiven Hologramm-Raum eingerichtet. Dieser ermöglicht es, sich virtuell im digitalen Flug zu bewegen, also Straßen, Bahnlini-en und Städte in Lebensgröße zu „befliegen“ und einzelne Gebäude bis ins Detail und von jedem Blick-punkt aus zu inspizieren und digi-tal zu bearbeiten.

Eine neue Dimension„Bisher mussten Planer ihre Auf-traggeber, Financiers, Behörden, Denkmalschutz und Bürger an-hand von Fotos und vorgefertigten Videos von ihrem Projekt überzeu-gen“, sagt Harald Meixner, Eigen-tümer der gleichnamigen Unter-nehmensgruppe. „Dank Solidscan-Technologie kann man nun einen neuen Stadtteil, Bau oder eine Landschaftsveränderung binnen Sekunden von jedem gewünschten Blickwinkel aus beurteilen. Das erleichtert und beschleunigt Be-hörden- und Bürgerbeteiligungs-verfahren und stellt eine neue Di-mension für die Entwicklung und Vermarktung von Immobilien dar.“

Grundlage der digitalen Archi-tektur sind Luftbild- und Laser-scanning-Daten: Moderne Senso-ren liefern bei der Überfliegung von Städten Milliarden Daten, deren Verknüpfung jeden gewünschten Blickpunkt ermöglicht. Auch Innen-räume können digitalisiert und für

virtuelles Betreten und Arbeit an Details (BIM, Building Information Modelling) verwendet werden.

Einen Einblick in die Anwendung des neuen „digitalen Zauberspie-gels“ gibt ein Demonstrationsvideo unter www.meixnerimaging.com/solidscan

Revolution der Städteplanung3D-Photogrammetrie soll die interaktive, virtuelle Aussicht von jedem gewünschten Blickpunkt ermöglichen und zu weniger Kosten- und Zeitaufwand für Großprojekte führen.

© M

eixn

er G

roup

Solidscan-Technologie am Beispiel der Wiener Peterskirche.

3 Reise-Gutschriften

zu gewinnen

• Bestellen Sie jetzt eine Visa Gold Card im exklusiven Olympia Design von card complete• Um nur € 3,-/Monat* im ersten Jahr• Gewinnen Sie eine von 3 Gutschriften für z.B. eine Reise Ihrer Wahl im Wert von je € 3.000,-

Näheres auf www.cardcomplete.com/visapromotion

*Gül

tig

im e

rste

n Ja

hr b

ei E

rsta

usst

ellu

ng e

iner

Vis

a G

old

Card

von

car

d co

mpl

ete

bis

30.9

.201

6

Rio 2016Olympische Spiele mit Visa

MIT DER RICHTIGEN KARTE GEWINNEN SIE IMMER

cc_rio2016_216x288.indd 1 19.05.16 10:47

NEUER STANDORT

WKO Inhouse übersiedelt ins QBCWIEN. Die WKO Inhouse GmbH führt ihre beiden Standorte zu-sammen und übersiedelt im Q1 2018 ins Quartier Belvedere Cen-tral (QBC). Aktuell sind die Un-ternehmensbereiche des Shared Service Centers für die gesamte Wirtschaftskammer-Organisation in der Wiedner Hauptstraße 120 bzw. 76 ansässig.

Neben der zentralen Lage mit rascher Anbindung an die City und zum Flughafen sowie der unmittelbaren Nähe zum Haupt-bahnhof besticht das QBC durch die Infrastruktur. Hier entsteht ein neues Stadtviertel mit Büros, Hotels, Wohnungen, Geschäften, Gastronomie, Schulen, Gesund-heitseinrichtungen und Parks.

Vermittelt wurden die rund 3.500 m² im Bauteil 3 des QBC von Patrick Schild, Senior Consultant im Office Agency Team von CBRE Österreich. (pj)

Page 4: finance 2705

medianet.at36 INVEST:FEUILLETON Freitag, 27. Mai 2016

Veranlagungswut und KunstinvestmentsDie Jagd nach Rendite zeitigte in den letzten Jahren allerlei seltsame Verirrungen. Neben diesen boomten auch Investments in Kunst.

••• Von Reinhard Krémer

© A

PA/A

FP/K

ena

Bet

ancu

r

Verirrungen?Das irritierende Werk „Him“ – eine Skulptur des italienischen Künstlers Maurizio Cattelan, die einen knienden Hitler zeigt – wurde für umgerechnet 15,1 Mio. € bei einer Christie’s-Auktion versteigert; es ist das teuerste Werk des italienischen Künstlers. Die Skulptur ist etwa kindsgroß und stammt aus dem Besitz des gescheiterten Hedgefonds-Managers David Ganek: Sein einst vier Mrd. USD schwerer Fonds Level Global hatte im Zuge eines Insiderskandals 2011 geschlossen und Anlegergelder an die Kunden ausgeschüttet.

Page 5: finance 2705

medianet.at

Mehrheit der Vermögensverwalter, Kunstfachleute und Sammler ste-hen einer stärkeren Regulierung des Kunstmarkts aber ablehnend gegenüber.

76% der befragten Fachleute be-fürworten eine Selbstregulierung des Kunstmarkts, 62% der Vermö-gensverwalter sehen allerdings auch den ungeregelten Charakter des Kunstmarkts als größte Her-ausforderung bei der Aufnahme von Kunst in ihr Serviceportfolio.

China und Russland fallen abObwohl der Weltmarkt für zeitge-nössische Kunst 2015 geschrumpft ist, ist die Entwicklung im Jahr 2016 nur schwer vorhersehbar. Grund dafür sind makroökonomi-sche Faktoren, die sich auch heuer auf den globalen Kunstmarkt aus-wirken können.

Die im Report analysierten Aus-sichten für sechs von acht regiona-len Kunstmärkten sind neutral bis positiv, was für die kommenden Jahre ein solides Wachstum auf diesen Märkten erwarten lässt.

Nur für den chinesischen und den russischen Markt sind die Pro-gnosen der Experten für 2016 ein-deutig negativ; Grund dafür sind die generell eher pessimistischen wirtschaftlichen Aussichten für diese beiden Länder.

Wer nicht selber Millionen in die Hand nehmen will, um sich ein fei-nes Artefakt zuzulegen, kann auch auf Investmentfonds ausweichen. Abseits der eingetretenen Fonds-Trampelpfade hat sich nämlich ein kleines Segment etabliert, das auf diesen Bereich setzt und recht er-folgreich unterwegs ist. Vorteil die-ser Assetklasse: Besonders in den Turbulenzen der Finanzkrise hat sich erwiesen, dass es keine Korre-lation zu den klassischen Anlage-märkten gibt.

Werterhaltung ist allesLaut dem Art & Finance Future In-dicator werden Vermögensverwal-ter in den kommenden zwölf Mo-naten weiter in kunstbezogene Ser-vices wie Kunstinvestmentfonds investieren – aber in geringerem Maße. Der Indikator liegt in die-sem Bereich am geringsten Level seit dem ersten Report 2011.

Die Vermögensverwalter wer-den sich zukünftig vermehrt auf Dienstleistungen konzentrieren, die die Werterhaltung des Kunstanteils im Vermögen ihrer Kunden in den Fokus stellen. Beispiele für solche Services sind Nachlassplanung, Anlagen unter philanthropischen Gesichtspunkten und mit Kunst besicherte Darlehen.

Kunst für DarlehenDer US-amerikanische Markt für kunstbesicherte Darlehen ist in den vergangenen fünf Jahren jähr-lich um 15 bis 20% gewachsen (ge-messen am Wert der ausstehenden Darlehen; Anm.). Aktuell wird die-ser Markt auf ein Volumen von 15 bis 19 Mrd. USD geschätzt. Kunst-darlehen bieten den Sammlern die Möglichkeit, Zugang zum Vermö-genswert ihrer Kunstgegenstände zu erhalten, ohne sie verkaufen zu müssen.

Die „Neue Welt“ führtDie USA nehmen seit einigen Jah-ren bei Kunstdarlehen eine Füh-rungsrolle ein. Dies erklärt sich vor allem durch niedrige Zinsen, einen wachsenden Markt und ein attrak-tives rechtliches Umfeld. „Europa befindet sich bei mit Kunst besi-cherten Darlehen gegenüber den USA noch deutlich im Hintertref-fen“, betont Gernot Schuster.

Der Kunstmarkt sieht sich im-mer stärker dem Vorwurf mangeln-der Regulierung ausgesetzt. Die

Freitag, 27. Mai 2016 INVEST:FEUILLETON 37

Die Zeiten sind mager für Anleger: Noch nie rentierte eine so große Anzahl von ausstehenden Staatsanleihen mit negativen Rendi-

ten. Sogar deutsche Staatsanlei-hen notieren bei langen Laufzeiten nur minimal über null, meldet die Schoellerbank.

Die Jagd nach mehr Rendite jetzt, da die Europäische Zentral-bank die Zinsen quasi abgeschafft hat, brachte in den letzten Jahren einen Veranlagungswut hervor, die durchaus auch seltsame Blüten trug. Neben Immobilien, die einen in Europa nie gesehenen Boom erfuhren, flossen Milliarden auch in andere Sachgüter wie Whisky, Wein, Champagner oder Automo-bile.

Der Bugatti aus dem SeeEines der bemerkenswertesten Ereignisse auf diesem Sektor war zweifellos die schier unglaubliche Geschichte eines Sportwagens: Sie-ben Jahrzehnte rostete nämlich ein

Bugatti Brescia Typ 22 Roadster auf dem Grund des Lago Maggio-re, bevor er geborgen wurde. Der dritte Eigentümer, ein Architekt aus Zürich polnischer Herkunft, hatte den Wagen, weil er ihn nicht versteuert hatte und ihn vor den Fiskalfahndern verstecken wollte, an einer Kette in den See gehängt – und vergaß dann das Fahrzeug. Es dauerte fast ein Menschen-leben lang, bis die Mitglieder eines Tauchclubs das übrig gebliebene Skelett bargen.

Fast 80% des einstigen Sportlers hatte die Zeit weggenagt; was noch übrig blieb, sah zum Erbarmen aus. Trotzdem hatten die Optimis-ten des Auktionshauses Bonhams 2010 mit einem Preis von maxi-mal 90.000 € bei einem Charity-Event gerechnet (was ohnehin an ein Wunder grenzte) – und ließen dann die Korken knallen, als der Hammer schließlich bei 260.500 € fiel – ein klares Zeichen für die Verirrungen von Kapital, das sei-nen Weg sucht.

Der Bugatti aus dem See ist si-cherlich ein Sonderfall. Doch in-zwischen sind auch einstige Mas-senfahrzeuge italienischer Proveni-enz zu begehrten Sammlerobjekten geworden: Ein Alfa Romeo 1750 Veloce, 1969 auf die Welt gekom-men und in gutem Erhaltungszu-stand, rollte noch vor acht Jahren mit etwas Glück für Beträge um die 10.000 € in die Garage – inzwischen werden dafür ca. 35.000 € verlangt. Der Neupreis war einst 4.400 USD. 250% Ertrag in wenigen Jahren – und fahren kann man mit der bella macchina auch noch.

Kunst als AnlageobjektIm Vergleich dazu ist die Veran-lagung in Bilder, Skulpturen und Ähnliches zweifellos auf festerem Boden begründet. Kunst und Samm-lerstücke werden von Vermögens-verwaltern zunehmend als wichtige Anlageform gesehen. 78% wollen da-her Services mit Kunstbezug in ihr Portfolio aufnehmen, meldet Deloit-te. Zum ersten Mal in fünf Jahren wird von einer deutlichen Mehrheit der Asset Manager, Sammler und

Experten übereinstimmend Kunst als wichtige Anlageform anerkannt; das geht aus dem globalen Art & Fi-nance Report 2016 von Deloitte und ArtTactic hervor.

Der Erhalt von Vermögenswer-ten als Triebfeder für das profes-sionelle Sammeln von Kunst rückt laut der aktuellen Studie mehr in den Vordergrund. „Den Sammlern geht es immer häufiger um die langfristige Sicherung von Werten und nicht um kurzfristige schnel-le Renditen“, erklärt dazu Ger-not Schuster, Partner von Deloitte Österreich.

72% der Kunstsammler weltweit kaufen Kunst aus Leidenschaft und haben dabei den Renditeaspekt nur im Hinterkopf, während nur 6% Kunst als reines Investment kaufen. 22% der befragten Sammler kaufen Kunst allein mit dem Ziel des Sam-melns. Während emotionale Aspek-te weiterhin die primäre Motivation für den Erwerb von Kunst bleiben, gewinnt die finanzielle Komponente zunehmend an Bedeutung.

Hanauer Schachspiel in Form einer Ritterburg, aus Holz und Silber, Brett mit weißem Achat und Onyx, brachte 2010 im Dorotheum 24.700 €.

Cassius Marcellus Coolidge (1844–1934)„The Poker Game“ (104,1 x 127 cm, datiert 1894) zählt zu den bekanntesten Arbeiten aus der Reklameserie des amerikanischen Künstlers für eine US-Zigarrenfirma; 2015 wurde es bei Sotheby’s für eine Mio. € versteigert.

Kunst-DarlehenIn den USA ist der Markt für kunstbe-sicherte Darlehen in den vergange-nen fünf Jahren um bis zu 20% pro Jahr gewach-sen. Aktuell wird der Gesamtwert dieses Marktes auf ein Volumen von bis zu 19 Mrd. USD geschätzt.

20%

© D

orot

heum

© S

othe

by’s

Art & FinanceDer vierte Art & Finance Re-port wurde von Deloitte Luxem-burg zusammen mit ArtTactic, einem in London ansässigen, auf den Kunstmarkt spezialisierten Research-Unter-nehmen, erstellt. Im Zeitraum November 2015 bis Jänner 2016 wurden über 120 Kunstfachleute von Galerien und Auktionshäusern sowie Kunstbe-rater, rund 50 Privatbanken und 14 Family Offices sowie über 90 Kunstsammler in Europa, den USA, Lateinamerika, dem Mittleren Osten und Asien befragt.

Page 6: finance 2705

medianet.at38 MARKETS/FONDS:PARK Freitag, 27. Mai 2016

••• Von Helga Krémer

WIEN. In einer aktuellen Coface-Studie zu Ungarn zeigt sich ein-mal mehr die Macht der Privaten. Das von Coface prognostizierte Wachstum für 2016 von 2,2% ist nämlich dem privaten Konsum zu verdanken und nicht etwa Unter-nehmensinvestitionen. Obwohl mit 2,2% niedriger als 2015 mit 2,9% ausgefallen, seien die Aussichten laut Coface weiter gut.

So sei der Konsum derzeit der Haupttreiber des Wachstums, heißt es in der Studie „Overview of Hun-gary“, und das werde voraussicht-

lich auch in den kommenden Quar-talen so bleiben. Als Gründe dafür werden die anhaltenden Verbesse-rungen am Arbeitsmarkt, sowohl im öffentlichen wie im privatwirt-schaftlichen Bereich, und steuerli-che Maßnahmen, wie beispielswei-se die Reduzierung der Vermögens- und Umsatzsteuer, genannt. Die Haushalte profitieren unter ande-rem davon, dass Hypothekendarle-hen von ausländischen Währungen auf die eigene Währung Forint um-gestellt wurden. „Obwohl Ungarn ein langsameres Wachstum dieses Jahr verzeichnen wird, sind die 2,2 Prozent doch beachtlich. Der priva-

te Konsum bleibt stabil, die Wirt-schaft wird aber vom ungünstigen Marktumfeld gebremst”, erklärt Grzegorz Sielewicz, Regional Eco-nomist für Central Europe bei Co-face. Im nächsten Jahr könnte das Plus aber wieder ansteigen, wenn EU-Mittel wieder stärker fließen

Angst essen Investitionen aufAufgrund des ungünstigen Markt-umfelds würden Unternehmen nur zurückhaltend investieren, denn die Angst vor neuen Steuern sei groß. Unter der hohen Steuer- und Abgabenlast würden viele Bran-chen leiden. Banken, Energie- und

Telekommunikationsunternehmen sowie die großen Einzelhändler be-klagen zusätzliche finanzielle Be-lastungen; besonders Unternehmen in ausländischem Besitz bekamen die Probleme zu spüren. Und der Entspannung der Haushaltslage und des stärkeren Wachstums zum Trotz wurden weitere Steuern ein-geführt.

Die Coface-Experten orten als Ursache der Verunsicherung der Unternehmen die Erwartung wei-terer regulatorischer und gesetz-geberischer Maßnahmen, dies wie-derum verhindere Investitionen und Geschäftsausweitungen. Die Zentralbank versuche zwar mit stimulierenden Maßnahmen, wie einer deutlichen Zinssenkung und einem Wachstumsprogramm mit günstigen Krediten für KMU die Wirtschaft anzukurbeln – dennoch setze der gesamte Unternehmens-bereich offensichtlich mehr auf Schuldenabbau als auf Investitio-nen, heißt es in der Coface-Studie. „Weitere Maßnahmen zur Steige-rung der Kreditaufnahme durch KMU könnten die Wirtschaftsakti-vität stärken. Die Stimmung unter den größeren Unternehmen deutet auf mögliche Verbesserungen hin – sofern keine weiteren Steuerlasten eingeführt werden“, meint Sielewi-cz in seinem Ungarn-Überblick.

Autobranche fährt allen davonDem gegenüber stehe die Automo-bilbranche, meint der Coface-Regi-onal-Economist: „Die Branche ist eine wichtige Stütze der Wirtschaft, produziert zehn Prozent der Güter und trägt 4,5 Prozent zur gesamten Wertschöpfung bei; der recht gute Ausblick für die Branche profitiert von der Nachfrage aus Westeuropa, den wichtigsten Abnehmerländern. Hinzu kommt die gute preisliche Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Herstellern in der Eurozone, die nicht selten unter Überkapazitäten leiden.“

Was uns das angeht? Nun, vom soliden ungarischen Wirtschafts-wachstum könnte auch Österreich profitieren, da Ungarn, laut Statis-tik Austria auf Platz 7, zu unseren wichtigsten Exportländern zählt.

Mit Salami und Paprika wachsenUnternehmen in Ungarn haben es gerade nicht leicht. Die Angst vor Orbanschen Ideen ist groß. Wäre nicht der private Konsum – das Wachstum in Ungarn wäre keines.

© P

anth

erm

edia

.net

Maz

zzur

••• Von Helga Krémer

WIEN. Der Lebensstil in Asien wird immer ungesünder – Probleme wie Übergewicht oder Diabetes sind dort auf dem Vormarsch. Tatsache ist auch: Die Bevölkerungsanzahl steigt und die Gesellschaft über-altert. Das kann man aber auch als Potenzial sehen, meint Ingo Grabowsky, Vertriebsdirektor bei Lacuna: „All das sind Gründe da-für, warum der Healthcare-Bereich in Asien immer mehr an Bedeutung gewinnt, und dynamisch wachsen-de Gesundheitsmärkte mit Steige-rungsraten von bis zu 20 Prozent jährlich möglich sind.“

Denn obgleich Asien, weltweit betrachtet, die höchsten Wachs-tumsraten bei der konjunkturellen Entwicklung aufweise, würden die

Ausgaben im Gesundheitsbereich noch hinterherhinken. Grabowsky ortet vor allem in China Aufhol-bedarf: „Dort werden nur etwa 5,6

Prozent des BIP für Gesundheit ausgegeben, während es in den Industrienationen durchschnitt-lich elf Prozent sind.“ Mit Chinas

Volkswirtschaft wächst aber auch der Anteil des Healthcare-Bereichs, das Reich der Mitte baut sein Ge-sundheitssystem immer weiter aus. In Japan, dem Land mit der höchs-ten Lebenserwartung und Überal-terung, soll die Marktpene tration der lokalen Generikaindustrie noch weiter ausgebaut werden, weil das Land aufgrund der demografischen Entwicklung auf die Kostenbremse steigen muss.

Healthcare als outperformer„Mit Investitionen in den asiati-schen Gesundheitssektor bewegen wir uns auf dem richtigen Markt“, ist Ingo Grabowsky überzeugt. Ins-gesamt hätten sich innerhalb des Portfolios der Generika-Sektor in Japan und Indien, Biosimilars in Südkorea sowie Medtechwerte in China gut entwickelt, heißt es bei Lacuna. „Insgesamt betrachtet, lie-fert das Healthcare-Segment welt-weit bereits seit Jahren eine kon-tinuierliche Outperformance ge-genüber dem breiten Aktienmarkt. Diese Entwicklung gilt auch beson-ders für die südostasiatischen Re-gionen“, sagt Grabowsky über die Erfolgsaussichten für Anleger.

Investieren in Dicke & AlteHealthcare-Investments in Asien locken mit heiteren Aussichten für Anleger. Gut verdienen mit der angeschlagenen Gesundheit.

Ingo Grabowsky, Vertriebsdirektor bei Lacuna, steht auf den Gesundheitssektor in Asien.

© L

acun

a

Das ungarische Parlamentsgebäude in Budapest: Nicht alles, was darin beschlossen wird, dient der ungarischen Wirtschaft.

HEllO BANK! KOMMENTAR

Europa wächst schneller als USA SALZBURG. Laut Martin Hüf-ner, Volkswirt der Hello bank! hat Europa die USA beim Wachstum in den ersten drei Monaten weit abgehängt – entgegen allen Erwartungen. Warum die Märkte darauf bisher kaum reagiert hätten, liege darin, dass das gute Wirtschaftswachstum Europas durch höhere politische Risi-ken kompensiert würde. An-leger kann Hüfner beruhigen: „Sie haben nichts verpasst. Das unterschiedliche Wachstum in den USA und Europa ist wich-tig. Man muss es weiter beob-achten. Aber per Stand heute sollte man daraus noch keine weitergehenden Folgerungen ziehen.“ Europa im Portefeuille übergewichten? „Nein“.

REcON-jAHRESFORuM

Die höhere Form des ControllingWIEN/LOIPERSDORF. Die Recon, das Jahresforum für Finanz-, Rechnungswesen & Controlling, versammelte für zwei Tage die Spitzenvertreter der Branche in Loipersdorf. Neben Updates in den Berei-chen AFRAC, IFRS und Steuern bot die Recon einen Schwer-punkt bei den Novellen in Ös-terreich: die UGB-Änderungen durch das Rechnungslegungs-Änderungsgesetz und die Strafrechtsreform, soweit sie Rechnungslegung und Control-ling betrifft. Weitere Schwer-punkte waren die IFRS – Er-tragsrealisierung und Leasing.

WIENER BöRSE vORSTAND

Alles neu macht der MaiWIEN. Der Aufsichtsrat der Wiener Börse AG hat ihr neu-es Vorstandsteam und der Börsenholding CEESEG AG bestellt. Neuer Vorstandsvor-sitzender (CEO) wird Christoph Boschan (38), bisher Joint-CEO bei der Börse Stuttgart sowie Vorstand der Euwax AG; neuer Finanzvorstand (CFO) wird Petr Koblic (45), langjähriger Vorstand der Prager Börse. Ludwig Nießen (58), bisher Bereichsleiter IT in der Wiener Börse AG, wird Chief Operating and Technology Officer (COO/CTO).

KREDITvERSIcHERuNg

Pessimismus in SüdosteuropaWIEN. Kroatische Unter-nehmen sind derzeit pessi-mistischer als alle anderen südosteuropäischen Länder. 28% der Befragten sagen, die allgemeine Wirtschaftslage sei (sehr) schlecht. Nur Slowenien kommt mit 26% auf einen ähn-lich hohen Wert. In Österreich sind vergleichsweise nur 12% der Betriebe dieser Meinung, in Serbien überhaupt nur 9%. Der Südosteuropa-Wirtschaftsin-dex basiert auf einer aktuellen Studie von der Kreditversiche-rung Prisma.

Page 7: finance 2705

medianet.at Freitag, 27. Mai 2016 BANKING/FINANCE:PEOPLE 39

••• Von Reinhard Krémer

WIEN. Nach der Finanzkrise von 2008/2009 wurde in Österreich 2011 die sogenannte Bankenabga-be oder „Abgabe für Finanzdienst-leister und Kreditinstitute“, wie sie korrekt heißt, eingeführt.

Damit wollte man die Verursa-cher der Bankenkrise auch für die Folgen einstehen lassen. Durch die Abgabe sollen die Kosten des sys-temischen Risikos des Kredit- und Handelsgeschäftes dem Finanz-sektor auferlegt werden. Tatsäch-lich wird sie aber in Österreich zum Stopfen von Budgetlöchern verwendet; in der Bundesrepublik Deutschland wandert das Geld in-des in den Banken-Insolvenzfonds. Beim Nachbarn müssen Kredit-institute diese Abgabe übrigens seit 2010 erbringen.

Rotes Tuch für BankerDie Einnahmen daraus steigen je-des Jahr kräftig an. Bis 2014 war die Belastung für den österreichi-schen und den – sehr viel größeren – deutschen Bankensektor in etwa gleich (siehe Grafik).

Die Steuer ließ Bankenchefs schäumen: „Es sind unfassbar ho-he Beträge, die in anderen Ländern unvorstellbar sind. Die Banken-abgabe ist völlig außer Rand und Band“, kritisierte Andreas Treichl, Chef der Erste Group, schon 2014. Und weiter: „Die Abgabe wird nicht rückgängig gemacht, wir müssen damit leben.“

2015 brachte dann eine System-änderung: Nun zahlen die deut-schen Banken ausschließlich in einen EU-Fonds ein (Bankenab-wicklungsfonds SRF); im vergan-genen Jahr waren sie dadurch knapp doppelt so stark belastet

wie Österreichs Geldinstitute. Die heimischen Banken zahlten 2015 an die 200 Mio. € in den EU-Fonds ein und mehr als 600 Mio. € Ban-kenabgabe an den Finanzminister, insgesamt 838 Mio. €. Die deut-schen Banken führten 1,580 Mrd. € ab – weniger als doppelt so viel

wie die heimischen Institute, aber bei rund zehnfach größerer Be-völkerungszahl. Doch hierzulan-de könnte es bei der Besteuerung Bewegung geben. Derzeit befindet sich der Bankenbereich offenbar in Verhandlungen mit der Regierung – Ende offen.

Das teure ungeliebte KindEs gibt wenig, das heimische Bankenchefs mehr erzürnt als die Bankenabgabe. Jetzt stellt sich heraus: Österreicher zahlen überproportional mehr als Deutsche.

PALLAs CAPItAL

Alexander Chulis neu im TeamWIEN. Die Pallas Capital Advisory AG, ein auf die Unterstützung von mittelständischen Unternehmen in den Bereichen Unternehmens-finanzierung, Unternehmenskauf und Unternehmensverkauf spezia-lisiertes Beratungsunternehmen in Wien, erweitert ihr Team, das aus 20 international erfahrenen Wirt-schaftsspezialisten besteht, mit dem 39-jährigen Bankenexperten Alexander Chulis. Chulis sammel-te umfangreiche Erfahrungen im Bankensektor, zuletzt als Leiter im Bereich Private Banking der VTB Bank Austria. Davor war er in ver-schiedenen leitenden Positionen im Bereich Private Banking und Commercial Banking bei interna-tionalen Bankengruppen tätig. Er hat einen Master- Abschluss in Bank- und Finanzwirtschaft von der Fachhochschule des BFI Wien.

45.000 Immobilien

400.000 UC/Monat

5.000 Ratgeberseiten

6 Mio. Page Impressions

Branchennews für

Top-Entscheider

Events - Köpfe -

Meinungen - Trends

Personalisiert & Top aktuell

www.wohnnet.at

www.wohnnet.at/business

BAUEN IMMOBILIEN LIFESTYLEWOHNEN

Page 8: finance 2705

medianet.at40 HAUSBAU Freitag, 27. Mai 2016

••• Von Paul Christian Jezek

WIEN. Vor rund drei Jahrzehnten wirkten Fertighäuser eher einfach und konnten kaum an individuelle Wünsche angepasst werden. Heute kann man sie von Architektenhäu-sern nicht mehr unterscheiden.

Laut einer aktuellen Studie des Fraunhofer-Instituts für Bauphy-sik (IBP) in Deutschland wird heute mehr als ein Viertel der Grundriss-

fläche von Einfamilienhäusern in Form von Fenstern verbaut. Dabei wurden geförderte Modellhäuser untersucht, die mehr Energie pro-duzieren, als für den Betrieb not-wendig ist. Ein Ergebnis war, dass im Durchschnitt 27% der Grund-rissfläche als Fensterfläche verbaut werden.

Etwas mehr – nämlich etwa 30% – wenn es „nur“ um die südlich ausgerichtete Hausseite von Einfa-

milienhäusern geht (bei Mehrfami-lienhäusern sind es sogar 39%).

Neue Fenster braucht das Land„Früher wären so viele Fenster bzw. Glasflächen unmöglich gewesen, das hätte sich verheerend auf die Energiebilanz ausgewirkt“, sagt Josef Gruber, Gründer und GF der Fertighausfirma Vario-Haus.

Ohne besondere Maßnahmen ist Glas ja eher kein gutes Dämmmate-

rial. „Heute verwenden wir 3-Schei-ben-Energiesparfenster und haben dadurch zehnmal geringere Wär-meverluste als bei Einfachglas“, er-läutert Gruber. „Diese Fenster kön-nen daher auch für Passivhäuser und sogar für aktive Passivhäuser in großem Stil verwendet werden.“

Vario-Haus hat in Österreich das erste Fertighaus im Passivhausstil auf den Markt gebracht. Seither wurde es konsequent weiterentwi-ckelt – der Energieverbrauch von Passivhäusern wird durch ausge-klügelte Architektur und Einsatz modernster Bauteile (Energiespar-fenster, Beschattung, etc.) so gering wie möglich gehalten.

So werden beim Vario-Haus „Vi-sion“ oder beim „Novum“ mithilfe einer integrierten Photovoltaik-anlage pro Jahr rund 4.500 kWh Strom produziert. Zirka zwei Drit-tel davon benötigt eine vierköpfige Familie – das überschüssige Drittel kann gewinnbringend ins Strom-netz eingespeist oder durch die hauseigene Stromtankstelle abge-zapft werden; das Passivhaus wird somit zum aktiven Passivhaus.

Jalousien als HitzeschildeEbenfalls in der Fraunhofer-Studie untersucht wurde, ob bzw. was die Bewohner gegen die sommerliche Überhitzung der Häuser unter-nehmen. Demnach haben 70% der Ein- bis Zweifamilienhäuser eine Sonnenschutzvorrichtung, meist Außenjalousien.

Doch selbst wer auf einen me-chanischen äußeren Sonnenschutz verzichtet, kann sich laut Untersu-chung durch andere Maßnahmen ebenfalls problemlos gegen die sommerliche Wärme schützen.

So arbeitet Vario-Haus mit dem Hausautomatisierungsspezialis-ten Loxone zusammen. „Wer will, kann fast die gesamte Technik sei-nes Hauses durch ein Smartphone bzw. Tablet, durch Schalter oder auch vollautomatisch steuern“, sagt Gruber. „Auch die Sonnenein-strahlung lässt sich dadurch bes-tens beeinflussen: Im Winter kann sie als Heizung verwendet, im Som-mer durch Beschattung vermieden werden.“

Energieeffizienz trotz sehr viel GlasBei modernen Fertighäusern kommt richtig viel Glas zum Ein satz – sogar bei „aktiven Passivhäusern“ (= Plusenergie­häuser), die mehr Energie erzeugen, als sie verbrauchen.

© w

ww

.var

ioha

us.a

t

••• Von Paul Christian Jezek

WIEN. Der Fenstererzeuger Hra-chowina übersiedelt die Produkti-on. Die gute Nachricht: Das Fami-lienunternehmen will unbedingt in Österreich bleiben. „Unsere Quali-tätsansprüche bedingen heimische Produktion und volle Kontrolle über die Wertschöpfungskette“, er-klärt Geschäftsleiter Peter Frei.

Zentrale mit Management und Verwaltung sowie die Endfertigung und ein Lager für Händler sollen in Wien 22 verbleiben. Peter Hracho-wina, geschäftsführender Gesell-schafter in dritter Generation und Produktionsleiter: „Wir wollen, dass möglichst viele Mitarbeiter der Pro-duktion mitsiedeln werden. Daher achten wir auf einen erreichbaren Radius für den neuen Standort.“

Der Ortswechsel wird von in-ternationalen Beratern und Con-trollern begleitet. Zu den Stand-ortkriterien zählt vor allem die

verkehrsgünstige Anbindung für bestehende und künftige Mitarbei-ter sowie Lieferanten. Gefragt ist auch regionale Kompetenz in der

Holzverarbeitung (Ausbildungs-stätten und Personal). Insgesamt werden 20.000 m2 Produktions- so-wie Lagerhalle benötigt.

Weichen für weitere 108 JahreEnde 2015 hatte Hrachowina 6,5 ha Betriebsgrundstücke in Wien Kagran verkauft. Peter Frei: „Die Nachbarschaft hier ist mittlerwei-le Stadtentwicklungsgebiet und für Wohnbau bestens geeignet.“ Stadt-historisch stehen dort, wo früher Landwirtschaft oder etwa das Freilaufgelände der Trabrennbahn waren, immer mehr großvolumige Wohnbauten samt sozialer Infra-struktur. Das spießt sich zuneh-mend mit produzierenden Firmen.“

Die neue Produktionsanlage wird ökonomisch und ökologisch zu-kunftsfit geplant. „Wir stellen jetzt die Weichen für die nächsten 108 Jahre“, sagt Alexander Hrachowi-na. Die letzten ineffizienten Struk-turen aus der Zeit der Normfens-ter sind dann Geschichte, kürzlich angeschaffte State-of-the-art-Ma-schinen der Holzfertigung werden übersiedelt. Der Fokus liegt auf Ef-fizienz bei den Abläufen, der Raum-nutzung sowie dem Thema Energie.

Auf Standort-SucheSeit 1908 produziert Hrachowina in Wien­Kagran; bis Sommer will der Fenster­Allrounder über einen neuen Standort entscheiden.

Peter Frei, Peter und Alexander Hrachowina (v.l.).

© H

rach

owin

a/ci

trone

nrot

Fertighäuser: Große Glasflächen und Energieeffizienz sind kein Widerspruch.

MEHRWERT VORSTADTFLAIR

Leistbares Wohnen in FloridsdorfWIEN. Nach planmäßiger Fer-tigstellung des Projekts der Erste ÖSW Wohnbauträger GmbH erfolgte am 24.5. die Übergabe an seine künftigen Bewohner in der Brünner Straße 261 in 1210 Wien.

Nach dem Entwurf von Architekt Zbigniew Domanski wurden 43 frei finanzierte Mietwohnungen realisiert. Es ist das zweite Projekt der Erste ÖSW Wohnbauträger GmbH, einem gemeinsamen Unterneh-men des Erste Bank-Konzerns und der ÖSW-Gruppe. (pj)

SALZBURG

Komfortablere SchulbildungHENNDORF. Ebenfalls am 24.5. wurde das Schulzentrum in Henndorf offiziell eröffnet.

In 17 Monaten Bauzeit wurde der Gebäudekomplex, in dem Volks- und Musikmit-telschule mit 18 Klassen und rund 430 Schüler unterge-bracht sind, von der Salzburg Wohnbau rundum erneuert.

Ein Anbau bietet nun Platz für Musik- und EDV-Klassen sowie Räumlichkeiten für die Nachmittagsbetreuung. (pj)

DIE NEUE TEAM 7-WELT

Eine Vision nimmt Gestalt anRIED. Gewinner des inter-national ausgeschriebenen Wettbewerbs für den Neubau der Team 7-Zentrale ist der Pritzker-Preisträger Shigeru Ban. Der in Tokio geborene Ban verbindet in seiner Arbeit tra-ditionelle japanische Bau- und Konstruktionsweisen mit mo-derner Architektur und Gebäu-detechnik. Die Jury überzeugte er mit einem innovativen Null-energie-Holzgebäude, das die Liebe zum Naturholz mit der Vision von einem nachhaltigen Lebensstil verbindet.

Transparenz und Offenheit sind wichtige Prinzipien des Entwurfs, eine ausgeklügelte Lüftungstechnik sorgt für die perfekte Klimatisierung. Der Einsatz von Holz und moder-ner Energieeffizienztechnik bewirken einen geringen ökolo-gischen Fußabdruck mit güns-tiger CO

2-Bilanz. (pj)

REAL ESTATE & ECONOMY

Staraufgebot bei der Greet ViennaWIEN. Polit-Prominenz und Stars aus der Immobilienbran-che nehmen an der zum vierten Mal stattfindenden Greet Vien-na, „Global Real Estate & Eco-nomy Talks“ am 30./31.5. im Palais Niederösterreich teil.

Die internationale Plattform steht ganz im Zeichen von „Konversion“ im Sinne von Um-nutzungskonzepten zur Wie-derbelebung von Standorten sowie von „Umdenken“. Dazu gehören die Themen „Neue Arbeitswelten“, „Neue Wohn-formen“ sowie „Industrie 4.0“ und ihre Auswirkungen auf die Immobilienwirtschaft. (pj)