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research report on inelastic materials modelling
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Konstitutiver Lebensdauerzhler Vorhaben 254
_____________________
Konstitutive 1D-Gleichungen zur Beschreibung des zyklischen und regellosen Zeitstandverhaltens warmfester Kraftwerkssthle
_____________________
Abschlussbericht
Kurzfassung: An einer Reihe kennzeichnender warmfester Sthle des Kraftwerks-, Turbinen- und Hochtemperatur-anlagenbaues wurde das zyklische Kriech- und Zeitstandverhalten unter isothermer und anisothermer rechteckzyklischer Beanspruchung ohne und mit Druckphase experimentell und theoretisch unter-sucht. Am Beispiel des Schmiedestahls / Schmelze X12CrMoWVNbN10-1-1 / 1A / uA1 konnte gezeigt wer-den, dass das gewhlte konstitutive Materialmodell das Potenzial besitzt, auf anisotherme, berelasti-sche, zeitabhngige und gleichzeitig regellose Beanspruchungen mit vorherrschender Kriechschdi-gung angewendet zu werden. Dies geschah an den im Vorhaben durchgefhrten Verifikationsexperi-menten mit schlssigen Ergebnissen auch bei mehraxialer Beanspruchung in Kerbproben. Bei der Nachrechnung der dehnungsgeregelten, anisothermen Versuche mit betriebshnlichen Rotorzyklus konnte bislang das Verformungsverhalten whrend der ersten Zyklen gut beschrieben werden. Fr zeitabhngige Rechnungen ist zuknftig ein entsprechender Ansatz zu entwickeln, der deutlich ver-krzte Rechenzeiten bewirken soll. Ferner konnte die Anwendbarkeit phnomenologischer Anstze der Lebensdauerrechnung aus voran-gegangenen Arbeiten auf die modernen, aktuell im Fokus stehenden Kraftwerkssthle X12CrMoWV-NbN10-1-1, 23CrMoNiWV8-8, GX12CrMoWVNbN10-1-1, G17CrMoV5-10, X10CrMoVNb9-1 und X11-CrMoWVNbN9-1-2 jeweils bis zur oberen Anwendungstemperatur gezeigt werden. Die experimentelle Datenbasis bilden Versuche an glatten und gekerbten Proben bis rd. 3000h Laufzeit mit hoch aufl-sender Verformungsmessung. Der Vergleich der experimentell ermittelten Bruchzeit mit der ber die Lebensdaueranteilregel bestimmten rechnerischen Bruchzeit besttigt fr die vorliegenden Werkstoffe deren Anwendbarkeit bei gleicher Wertung von Druck- und Zugspannungen. Schlielich wurden anhand des experimentell bestimmten Spannungsverlaufs der anisothermen, deh-nungsgeregelten Versuche mit betriebsnaher Kriechermdungsbeanspruchung phnomenologische Lebensdauerrechnungen durchgefhrt. Der kritische Lebensdauerverbrauch infolge Kriech- und Er-mdungsschdigung akkumulierte fr diese Versuche auf Werte knapp unter eins bei berwiegender Materialerschpfung infolge Kriechschdigung. Insgesamt wird mit dieser Arbeit zu einer verbesserten Charakterisierung des Bauteilverhaltens vor dem Hintergrund strker belasteter Hochtemperaturbauteile mit zunehmend flexiblerer Betriebsweise beigetragen. Das Ziel des Forschungsvorhabens ist erreicht worden. _________________________________________________________________ Berichtsumfang: 69 S., 51 Abb. und 13 Tab., 100 Lit. Beginn der Arbeiten: 01.07.2001 Ende der Arbeiten: 30.06.2005 Zuschussgeber: AVIF-Nr. A174
Forschungsstelle: Institut fr Werkstoffkunde Technische Universitt Darmstadt Prof. Dr.-Ing. C. Berger Dr.-Ing. A. Scholz
Bearbeiter und Verfasser: Dipl.-Ing. A. Simon Obmann des Arbeitskreises: Dr.-Ing. M. Reigl, ALSTOM (Schweiz) AG
I
Abschlussbericht des Forschungsprojektes
Konstitutive 1D-Gleichungen zur Beschreibung des zyklischen und regellosen Zeitstandverhaltens warmfester Kraftwerkssthle
(A174)
Laufzeit der Forschungsarbeiten: 01.07.2001 bis 30.06.2005 Forschungsstelle: Institut fr Werkstoffkunde Fachgebiet Werkstoffkunde Grafenstr. 2 64283 Darmstadt http://www.mpa-ifw.tu-darmstadt.de [email protected] Forschungsleiter: Prof. Dr.-Ing. Christina Berger Antragsteller: Forschungsvereinigung der Arbeitsgemeinschaft der Eisen und Metall verarbeitenden Industrie e.V. (AVIF) Vorgelegt vom: Forschungskuratorium Maschinenbau e.V. Postfach 71 08 64 60498 Frankfurt/Main http://www.fkm-net.de
Das Forschungsvorhaben wurde gefrdert von der Stiftung Stahlanwendungsforschung im Stifterverband fr die Deutsche Wissenschaft e.V.
Schlussbericht ber: Forschungskuratorium Maschinenbau e.V. Postfach 71 08 64 60498 Frankfurt/Main http://www.fkm-net.de Weitere Informationen http://www.fkm-net.de, http://www.mpa-ifw.tu-darmstadt.de im Internet: Darmstadt, 02.02.2006 Institutsleiterin Abteilungsleiter Sachbearbeiter
Prof. Dr.-Ing. C. Berger Dr.-Ing. A. Scholz Dipl.-Ing. A. Simon Der Obmann des projektbegleitenden Arbeitskreises
Dr.-Ing. M. Reigl, ALSTOM (Schweiz) AG
II
Das im Folgenden dargestellte Forschungsprojekt
Konstitutive 1D-Gleichungen zur Beschreibung des zyklischen und regellosen Zeitstandverhaltens warmfester
Kraftwerkssthle
wurde gefrdert von der gemeinntzigen Stiftung Stahlanwendungsforschung im Stifterverband fr
die Deutsche Wissenschaft e.V. Zweck der Stiftung ist die Frderung der Forschung auf dem Ge-
biet der Stahlverarbeitung und -anwendung in der Bundesrepublik Deutschland. Geprft wurde das
Forschungsvorhaben von einem Gutachtergremium der Forschungsvereinigung der Arbeitsge-
meinschaft der Eisen und Metall verarbeitenden Industrie e.V. (AVIF), das sich aus Sachver-
stndigen der Stahl anwendenden Industrie und der Wissenschaft zusammensetzt.
Begleitet wurde das Projekt von einem Arbeitskreis der Projektgruppe W10 Hochtemperaturver-
halten unter vernderlicher Beanspruchung der Arbeitsgemeinschaft fr warmfeste Sthle im
VDEh.
Der nachstehende Schlussbericht fasst Zielsetzung und wichtigste Ergebnisse des Forschungs-
projektes zusammen.
III
Kurzfassung
An einer Reihe kennzeichnender warmfester Sthle des Kraftwerks-, Turbinen- und Hochtemper-
aturanlagenbaues wurde das zyklische Kriech- und Zeitstandverhalten unter isothermer und aniso-
thermer rechteckzyklischer Beanspruchung ohne und mit Druckphase experimentell und theo-
retisch untersucht.
Am Beispiel des Schmiedestahls / Schmelze X12CrMoWVNbN10-1-1 / 1A / uA1 konnte gezeigt
werden, dass das gewhlte konstitutive Materialmodell das Potenzial besitzt, auf anisotherme,
berelastische, zeitabhngige und gleichzeitig regellose Beanspruchungen mit vorherrschender
Kriechschdigung angewendet zu werden. Dies geschah an den im Vorhaben durchgefhrten
Verifikationsexperimenten mit schlssigen Ergebnissen auch bei mehraxialer Beanspruchung in
Kerbproben. Bei der Nachrechnung der dehnungsgeregelten, anisothermen Versuche mit betriebs-
hnlichen Rotorzyklus konnte bislang das Verformungsverhalten whrend der ersten Zyklen gut
beschrieben werden. Fr zeitabhngige Rechnungen ist zuknftig ein entsprechender Ansatz zu
entwickeln, der deutlich verkrzte Rechenzeiten bewirken soll.
Ferner konnte die Anwendbarkeit phnomenologischer Anstze der Lebensdauerrechnung aus
vorangegangenen Arbeiten auf die modernen, aktuell im Fokus stehenden Kraftwerkssthle
X12CrMoWVNbN10-1-1, 23CrMoNiWV8-8, GX12CrMoWVNbN10-1-1, G17CrMoV5-10, X10CrMo-
VNb9-1 und X11CrMoWVNbN9-1-2 jeweils bis zur oberen Anwendungstemperatur gezeigt
werden. Die experimentelle Datenbasis bilden Versuche an glatten und gekerbten Proben bis rd.
3000h Laufzeit mit hoch auflsender Verformungsmessung. Der Vergleich der experimentell ermit-
telten Bruchzeit mit der ber die Lebensdaueranteilregel bestimmten rechnerischen Bruchzeit
besttigt fr die homogenen Werkstoffe deren Anwendbarkeit bei gleicher Wertung von Druck- und
Zugspannungen.
Schlielich wurden anhand des experimentell bestimmten Spannungsverlaufs der anisothermen,
dehnungsgeregelten Versuche mit betriebsnaher Kriechermdungsbeanspruchung phnomeno-
logische Lebensdauerrechnungen durchgefhrt. Der kritische Lebensdauerverbrauch infolge
Kriech- und Ermdungsschdigung akkumulierte fr diese Versuche auf Werte knapp unter eins
bei berwiegender Materialerschpfung infolge Kriechschdigung.
Insgesamt wird mit dieser Arbeit zu einer verbesserten Charakterisierung des Bauteilverhaltens vor
dem Hintergrund strker belasteter Hochtemperaturbauteile mit zunehmend flexiblerer Betriebs-
weise beigetragen.
IV
Inhaltsverzeichnis
1 Problemstellung und Forschungsziele..................................................................................1
2 Stand des Wissens ..............................................................................................................2
2.1 Warmfeste Sthle fr thermische Maschinen und Anlagen .........................................2
2.2 Verformungsvorgnge bei hohen Temperaturen.........................................................8
2.3 Verformungsbeschreibung mittels Kriechgleichungen.................................................9
2.4 Phnomenologische Lebensdauerrechnung ...............................................................11
2.5 Statisches und zyklisches Kerbverhalten ....................................................................14
2.6 Konstitutive Methoden der Werkstoffbeschreibung .....................................................14
2.6.1 Materialmodell nach Robinson .......................................................................15
2.6.2 Materialmodell nach Chaboche ......................................................................16
2.6.2.1 Isotrope Schdigung, Dehnungsquivalenz ....................................19
2.6.2.2 Isotrope Schdigung, Energiequivalenz ........................................21
2.6.3 Materialmodell nach Chaboche-Nouailhais-Ohno-Wang ................................23
2.6.4 Schdigungsanstze ......................................................................................24
2.7 Experimentelle Schdigungsmessung und -ermittlung................................................28
2.8 Parameteridentifikation ...............................................................................................30
2.8.1 Globale Optimierungsmethoden mit Randbedingungen .................................30
2.8.2 Parameteridentifizierung mit Neuronalen Netzen ...........................................32
3 Belastung heigehender Bauteile ........................................................................................33
3.1 Spannungserzeugende Belastung ..............................................................................33
3.1.1 Druckbelastung ..............................................................................................34
3.1.2 Rotationsbelastung.........................................................................................34
3.2 Dehnungserzeugende Belastung aus Temperaturwechsel .........................................35
3.3 Rotorbelastung ...........................................................................................................37
3.4 Gehuse- und Rohrbelastung .....................................................................................38
4 Aufgabenstellung .................................................................................................................39
5 Versuchsprogramm und Durchfhrung.................................................................................41
5.1 Versuchswerkstoffe, Datenbasis .................................................................................41
5.2 Probenformen .............................................................................................................43
5.3 Versuchstechnik..........................................................................................................43
5.4 Versuchsprogramm.....................................................................................................45
5.4.1 Zyklische Kriechversuche...............................................................................45
V
5.4.2 Kriechversuche an Kerbproben ......................................................................45
5.4.3 Betriebsnahe anisotherme Versuche zur Rotorbeanspruchung......................46
5.4.4 Betriebsnahe anisotherme Versuche zur Rohrbeanspruchung.......................47
6 Konstitutive Werkstoffbeschreibung .....................................................................................48
6.1 Konstitutive Kriechgleichung .......................................................................................48
6.2 Angepasstes konstitutives Werkstoffmodell nach Chaboche.......................................49
7 Phnomenologische Lebensdauerrechnung ........................................................................52
7.1 Lebensdauerrechnungen zu den zyklischen Kriechversuchen ....................................52
7.2 Lebensdauerrechnung zu den betriebsnahen anisothermen Versuchen.....................53
8 Beschreibung der Experimente durch das konstitutive Werkstoffmodell...............................54
8.1 Beschreibung einaxialer Relaxations- und Kriechversuche.........................................54
8.2 Beschreibung von Kerbversuchen ..............................................................................55
8.3 Beschreibung der betriebsnahen anisothermen Versuche ..........................................56
9 Schdigungsmessung..........................................................................................................57
9.1 Schdigungsmessung an Kriechversuchen ................................................................57
9.2 Schdigungsmessung an betriebsnahen anisothermen Versuchen ............................57
10 Schlussfolgerung, zuknftige Aufgabenstellung ...................................................................58
11 Zusammenfassung ..............................................................................................................59
12 Literatur................................................................................................................................61
13 Bilder ...................................................................................................................................70
14 Tabellen...............................................................................................................................70
VI
Formelzeichen
Allgemein :
t Zeit
T Temperatur
T Cauchyscher Spannungstensor
1, 2, 3 Hauptspannungen
H Hydrostatischer Druck aus T, )(Sp3/1H T=
V Vergleichsspannung nach Mises fr T, DDV 23
TT =
Mechanischer Anteil der Gesamtdehnung, Tthges +=+=
e, p elastischer und plastischer Anteil des mechanischen Dehnungstensors
p& , min,p& Plastische Kriechrate, minimale bzw. sekundre Kriechrate
Kriechgleichungen :
K Viskosittsparameter, Norton- und Norton-Bailey Kriechgleichung
n Norton-Exponent
m Exponent Kriechgleichung, Norton-Bailey
K1, K2, K3 Viskosittsparameter, Graham-Walles Kriechgleichung
1, 2, 3, 4 Parameter des Theta-Konzepts
C3, f Parameter Tertirbereich modifizierte Garofalo-Gleichung
p plastische Dehnung
i inelastische Anfangsdehnung
Spannung, = V
VII
max,1f maximaler Wert der primren Kriechdehnung
H(t) ansteigende Zeitfunktion, H(t = 0) = 0 und H(t = t12) = 1
min,p& minimale Kriechgeschwindigkeit = sekundre Kriechgeschwindigkeit
23t bergangszeit vom sekundren zum tertiren Kriechbereich
t Zeit
t Zeitinkrement
Ep plastischer Dehnungstensor
konstitutive Kriechgleichung mit Schdigungstherm :
K1, K2 Viskosittsparameter
n11, n12, n21, n22 Norton-Exponenten
m1, m2 Exponent Kriechgleichung
R12 Spannungsgrenze Verformungsmechanismen
Ru,12 Spannungsgrenze Schdigungsmechanismen
A, k1, k2, r Parameter der modifizierten Kriechschdigung nach Rabotnov
p plastische Dehnung
1,p , 2,p plastische Dehnungsanteile
Spannung, = V
tu Bruchzeit in dem modifizierten Kriechschdigungsansatz nach Rabotnov
D Kriechschdigung nach Rabotnov
VIII
phnomenologische Lebesdauerrechnung :
L Lebensdauerverbrauch
Lt Lebensdauerverbrauch infolge Zeitstandschdigung
LA Lebensdauerverbrauch infolge Dehnwechselsschdigung
Lkrit kritischer Wert Lebensdauerverbrauch bei Versagen
ti Zeitinkrement i mit konstanter Temperatur Ti und Spannung i
tu,i Bruchzeit bei Temperatur Ti und Spannung i
tp,i Zeit zum Erreichen der Dehnung p bei Temperatur Ti und Spannung i
Nj Dehnwechselanzahl bei Temperatur Ti und Dehnungsschwingbreite i
NA,j Anrisswechselzahl bei Temperatur Ti und Dehnungsschwingbreite i
Materialmodell nach Robinson :
E E-Modul
A() Viskostittsparameter
no, C1, C2, Materialparameter der Entwicklungsgleichung fr den Nortonexponenten
B1, p, is() Materialparameter der kinematischen Verfestigung
, r0(), TD& Materialparameter der Kriechschdigung
e Elastische Dehnung
p Plastische Dehnung
n Norton Exponent
i Innere Rckspannung
D Kriechschdigung
IX
Materialmodell nach Chaboche :
n Parameter der Funktion g bei verallgemeinerter Energiequivalenz
Dichte
, Lamesche Konstanten, Elastizittsparameter, )21/()1/(E += ,
)1/(2/E +=
E, E-Modul und Querkontraktionszahl, )21(2E +=
m, , KV Viskosittsparameter, m
vK=
m1, m2, F12, , KV Viskosittsparameter des angepassten Ansatzes, 1m
vK=
b, c, p, w Materialparameter der kinematischen Verfestigung
B1, B2 Materialparameter zur Beschreibung der zyklischen Ver- bzw. Entfestigung
k0 Anfangsradius der Flieflche
, ,, , r0 Materialparameter der isotropen Verfestigung
AA, kA, rA Parameter der isotropen Dehnwechselschdigung
At, kt, rt Parameter der isotropen Kriechschdigung
Freie Energiefunktion
e, p elastischer und plastischer Anteile der freien Energiefunktion
Dd Dissipationsleistung
f Vergleichsspannung nach Mises, DD )()(23
f TT =
F Viskose berspannung
s Plastische Bogenlnge, pp32
s EE &&& =
E Mechanischer Dehnungstensor, linearisierter Greenscher Verzerrungstensor,
1EEEE +=+= Tthges
Ee, Ep elastischer und plastischer Anteil des mechanischen Dehnungstensors
X
C Elastizittstensor 4. Stufe, 11 += 2C Einheitstensor 4. Stufe (Symmetrisierer), njmimnij eeee = 1 Einheitstensor 2. Stufe, jiji ee =1
C[Ee] C angewendet auf Ee, 1EEE += )(Sp2][ eDeeC
Kompressionsmodul, += 3/2
T Cauchy`scher Spannungstensor
Y Tensor kinematische Verfestigung, Dehnungsgre
Tensor kinematische Verfestigung, Spannungsgre
B(u = s) Funktion zur Beschreibung der zyklischen Ver- bzw. Entfestigung
r isotrope Verfestigung, Dehnungsgre
R isotrope Verfestigung, Spannungsgre
Steuergre zwischen der Dissipationsleistung des fikiven und realen Materi-
als, dp(f)d DD =
g Verknpfungsgre zwischen Fliefunktion und Vergleichsspannung, gf
F =
D isotrope Schdigungsvariable
Materialmodell nach Nouaihailis :
E, E-Modul und Querkontraktionszahl, )21(2E +=
k0 Anfangsradius der Flieflche
Kv1, n1, Kv2, n2 Viskosittsparameter
a1,i c1,i, m1,i, b1,i,
r1,i
Materialparameter der kinematischen Verfestigung, diffusionsbedingte
Plastizierung
a2,i c2,i, m2,i, b2,i,
r2,j
Materialparameter der kinematischen Verfestigung, versetzungsbedingte
Plastizierung
, , Q, m Materialparameter der isotropen Verfestigung
XI
Ac(), Bc, Af, Bf Materialparameter der Kriech- und Ermdungsschdigung
J2,1, J2,2 2. Invariante, bzw. Vergleichspannung nach Mises
V Vergleichsspannung nach Mises fr T, DDV 23
TT =
Vis1, Vis2 Viskose berspannung fr diffusions- und versetzungsdominierte Plastizierung
p Plastische Bogenlnge
p1, p2 Plastische Bogenlnge fr diffusions- und versetzungsdominierte Plastizierung
Ep plastischer Dehnungstensor
Ep1, Ep2 plastischer Dehnungstensor der diffusions- und versetzungsdominierte
Plastizierung
T Cauchy`scher Spannungstensor
X1, X2 Tensor kinematische Verfestigung fr diffusions- und versetzungsdominierte
Vorgnge, Spannungsgre
R isotrope Verfestigung, Spannungsgre
Dc, Df isotrope Schdigungsvariable fr Kriech- und Ermdungsschdigung
Schdigungsanstze :
Y, R Dehnungsenergiefreisetzungsrate, Erhhungsfaktor durch Triaxialitt bei
H / V > 1/3
E, E-Modul und Querkontraktionszahl
s0, S0, Parameter Schdigungsansatz nach Lemaitre
sD=0 Grenzwert der plastischen Bogenlnge. Fr s sD=0 ist noch keine Schdigung
im Material erfolgt.
o, 1, 2, o, 1 Parameter verallgemeinerter Schdigungsansatz nach Lmmer
A, k, r Parameter Schdigungsansatz nach Kachanov und Rabotnov
XII
* Fr die Schdigungsentwicklung relevanter Spannungswert, z.B.
V* = 2/1
V R* = = 1V1*
VH1 3* ++= mit 1=++
Schdigungsmessung :
A Ursprnglich tragende Flche
AD Geschdigter, ausgefallener Flchenanteil
HD=0 Hrte des ungeschdigten Zustandes
HD Hrte des geschdigten Zustandes
el Spezifischer elektrischer Widerstand
i Stromstrke
A Flche des vom Strom i durchflossenen Bereiches
l Lnge des vom Strom i durchflossenen Bereiches
RD Widerstand des vom Strom i durchflossenen Bereiches
uD=0 Potentialabfall ber den ungeschdigten Bereich
uD Potentialabfall ber den geschdigten Bereich
Druck- und Drehzahlbelastung :
r Radius
ri, ra Innen- und Aussenradius
p Druck (Druckwerte sind positiv)
Drehzahl, = 2 f
XIII
Temperaturleitung, Thermische Dehnung :
Wrmedehnzahl
Wrmeleitfhigkeit
cp Wrmekapazitt bei konst. Druck
Dichte
a2 Temperaturleitfhigkeit,
=P
2
ca
ET*, E-Modul bei der charakteristischen Temperatur T* und Querkontraktionszahl,
minmax T25,0T75,0*T +=
f Formfaktor, abhngig von Geometrie
T& Temperaturrate
T Temperatursprung
sB Bemessungsrelevante Bauteildicke, abhngig von Geometrie
y,x,T Mechanische Dehnungsbelastung infolge behinderter thermischer Ausdehnung
y,x,T elastisch berechnete Spannungsgre zur mechanischen Dehnungsbelastung
infolge behinderter thermischer Ausdehnung
Operatoren
Sp(A) Spur von A, Sp(A) = A11 + A22 + A33
AH Hydrostatischer Anteil von A, 1AA = )(Sp3/1H , )(Sp3/1A H A=
AD Deviatiorischer Anteil von A, 1AAAAA == )(Sp3/1HD
A Euklidsche Norm von A, AAA =
x Fppl-Klammer, )xx(2/1x +=
XIV
A-1 Inverse Matrix von A, 1AA =1
AT Transponierte Matrix von A
BA Dyadisches Produkt, lkjiklij eeeeBA = BA
BA Tensor- bzw. Matrixprodukt von A und B
BA Skalarprodukt von A und B, )(Sp TBABA =
C[A] Anwendung von C auf A, jiklijkl A][ eeA = CC
Abkrzungen
GuD Gas- und Dampfkraftwerk
LDAR Lebens-Dauer-Anteil-Regel
FDM Finite-Differenzen-Methode
FEM Finite-Elemente-Methode
TMF Thermo-Mechanical-Fatigue
LCF Low-Cycle-Fatigue
CDM Continuum-Damage-Mechanics
DGL Differentialgleichung
HD Hochdruck
KS, WS und HS Kalt-, Warm- und Heistart
DIRECT DIvided-RECTangle, Optimierungsverfahren
PSO Particle-Swarm-Optimization, Optimierungsverfahren
RT Raumtemperatur
plb power-law-breakdown
1 Problemstellung und Forschungsziele
1
1 Problemstellung und Forschungsziele
Hohe Umweltbelastung und steigender Konkurrenzdruck verlangen nach einer Optimierung der
Energienutzung aus kologischen und konomischen Grnden. Fr die Betreiber thermischer An-
lagen bedeutet dies unter anderem, die Prozesstemperatur in Energieanlagen mglichst hoch
einzustellen, um den Forderungen nach Umweltschutz einerseits und Wirkungsgradsteigerung
andererseits nachkommen zu knnen. Mit dieser Entwicklung steigen aber auch die Anforder-
ungen an die einzusetzenden Werkstoffe. Von besonderem Interesse sind massive Bauteile, die
als Folge von An- und Abfahrvorgngen und Leistungswechseln an ihrer beheizten Oberflche
einer berlagerung von Ermdungs- und Kriechbeanspruchung unterliegen. Eine solche Kriecher-
mdungsbeanspruchung stellt hufig die lebensdauerbegrenzende Beanspruchungsart dar.
Bei GuD-Anlagen (Bild 1.1) zur Spitzenlastabdeckung ist die Beanspruchung durch die bestim-
mungsbedingten schnellen An- und Abfahrvorgnge ein wesentlicher Auslegungsaspekt und steht
im Interesse der Forschung. Diese Kraftwerksform bietet fr die Energieversorgung von Kom-
munen durch Kopplung mit deren Fernwrmeversorgung und der hiermit verbundenen extrem
hohen Energieausnutzung eine ideale Kombination. Daneben ist die flexible Zu- und Abschalt-
mglichkeit der Kraftwerke eine wesentliche Anlageneigenschaft und ermglicht u.A. die verstrkte
Nutzung regenerativer Stromversorgungstrger mit starken Leistungsschwankungen wie Wind-
und Wasserkraft zur Grundlastabdeckung (Bild 1.2). Aus den beschriebenen Vorteilen resultiert
nicht zuletzt die steuerliche Frderung von GuD-Kraftwerken mit hohem Wirkungsgrad fr die
elektrische Energieausbeute el > 57,5% in Deutschland als Innovationsfrderung.
Bei dem Betrieb heigehender Bauteile im Kraftwerksbau treten neben den statischen Betriebs-
lasten aus Eigengewicht, Druck und Fliehkraft bei stationrem Betrieb auch Wechsellasten aus
den z.T. dominierenden Wrmedehnungen whrend des An- und Abfahrens der massiven Bauteile
auf. Die analytische Bestimmung der Beanspruchung ist nur fr einfache geometrische Krper und
Lastprofile mglich. Die analytischen Lsungen knnen daher meist bedingt durch ihren hohen
Abstraktionsgrad bezglich Geometrie und Last nur einen Anhaltswert fr Form und Gre der im
Bauteil herrschenden Beanspruchung geben und bercksichtigen nicht das komplexe Werkstoff-
verhalten der zeitabhngigen Plastizierung im Hochtemperaturbereich. Die Aussage : Diese Situ-
ation ist bekanntlich im Maschinenbau sehr hufig. Man pflegt hierbei ganz rohe Abschtzungen
zu machen, berechnet also auf elementarem Wege irgendwelche Nennspannungen und schreibt
fr diese derart tiefe Werte vor, da jede Bruchgefahr vermieden ist. Der Nachteil dieses Ver-
fahrens besteht darin, da die Tragfhigkeit des Werkstoffes auch nicht annhernd ausgenutzt
werden kann. nach [2] kann als Umschreibung fr die frhe Form des Nennspannungskonzeptes
gedeutet werden. Dies fhrt u.U. zu robusten, aber auch wuchtigen Konstruktionen. Die Bewertung
komplizierter Aspekte des Beanspruchungs- und Tragverhaltens der Konstruktion wie z.B. Span-
nungserhhung an Kerben und Lastumlagerung bei Plastizierung sowie die konstruktive bzw.
2 Stand des Wissens
2
werkstofftechnische Abhilfe bedarf hierbei eines groen Erfahrungsschatzes des Konstrukteurs
und Werkstoffspezialisten. Dieser Aspekt hat bei Hochtemperaturanwendungen durch das
komplizierte und zeitabhngige Materialverhalten besondere Bedeutung. Eine genauere Bestim-
mung und Bewertung der realen Materialbeanspruchung fr komplizierte Geometrien und Last-
profile ist nur auf experimentelle Weise bzw. durch FEM-Rechnungen mglich.
Konstitutive 3-D Werkstoffbeschreibungen bieten die Mglichkeit einer integralen Werkstoffbe-
schreibung fr warmfeste Kraftwerkssthle. Es ist mglich alle berechnungsrelevanten, mechan-
ischen Werkstoffeigenschaften, insbesondere das Verformungs- und Schdigungsverhalten abzu-
bilden. Im Gegensatz zu den gngigen phnomenologischen Kriechgleichungen knnen mit kon-
stitutiven Werkstoffgesetzen Warmzug- und Kriechversuche sowie zyklische Experimente be-
schreiben.
Aufgrund der zyklischen Betriebsweise finden im Hochtemperaturbereich bestehender und zu-
knftiger fossil befeuerter Dampfkraftwerke vorwiegend Sthle der Legierungstypen 2%CrMoNiV
und teilweise noch 12%CrMoV sowie neuerdings martensitische Chrom-Hochleistungssthle des
Typs 9-10%CrMo(W)VNbN Verwendung. Die zyklische Betriebsweise verlangt nach optimalen
Eigenschaften hinsichtlich Wechselverformungsfhigkeit bei gleichzeitig gutem Kriechwiderstand.
Zur optimalen und damit kostengnstigsten Auslegung unterschiedlicher Hochtemperaturbauteile
ist deshalb die Kenntnis der statischen Kriecheigenschaften und der Ermdungseigenschaften von
fundamentaler Bedeutung. Hieraus erklrt sich die groe Bedeutung von Dehnwechsel- und
Kriechversuchen zur Quantifizierung der Werkstoffe fr Hochtemperaturanwendungen. Wegen der
Mehrachsigkeit der Bauteilbeanspruchung sind hier entsprechende mehraxiale Experimente und
numerische Methoden von zunehmendem industriellen Interesse.
Die Untersuchung von konstitutiven Materialbeschreibungen zur Verformungs- und Lebensdauer-
berechnung unter zeitlich vernderlicher Kriech- und Kriechermdungsbeanspruchung bei An- und
Abfahrvorgngen in Kraftwerkskomponenten stellt dabei die neue und wesentliche Herausforder-
ung dieses Vorhabens dar.
2 Stand des Wissens
2.1 Warmfeste Sthle fr thermische Maschinen und Anlagen
Die im thermischen Turbomaschinen- und Anlagenbau verwendeten warmfesten Sthle lassen
sich grob nach Gefgetyp und Anwendungstemperatur unterteilen. Die niedriglegierten ferritischen
und bainitischen warmfesten Sthle des Typs 1-2%CrMoNiV-Sthle haben ihre Anwendungs-
2 Stand des Wissens
3
grenze bei rd. 550C Der Anwendungsbereich der hochlegierten martensitischen und austenit-
ischen hochwarmfeste Sthle des Typs 9-12%CrMo (W)VNbN liegt zur Zeit bei rd. 550 bis 600C.
Die Verbesserung des thermischen Wirkungsgrades und die Reduzierung der Umweltbelastung
haben zur Entwicklung neuer Werkstoffen gefhrt, die mit besseren Hochtemperatureigenschaften
die Forderung nach hheren Dampfparametern Druck und Temperatur in Turbinen fossil be-
feuerter Dampfkraftwerke befriedigen knnen. Zur Verfolgung dieses Ziels wurden in den letzten
zwei Jahrzehnten weltweit ferritisch-martensitische 9-12%Cr-Sthle fr Dampfeintrittstemperaturen
bis rd. 620C entwickelt. Die Einsatzfhigkeit dieser Sthle bei Anwendungstemperaturen von rd.
620C konnte inzwischen durch langzeitige Experimente abgesichert werden. Fr diese Stahl-
gruppe ist eine Steigerung der Anwendungstemperatur bis auf rd. 650C und damit Kraftwerks-
wirkungsgrade von ber 50% mglich [4].
Ausgehend von den "klassischen" 550C-Sthlen auf 1%CrMoV und 12%CrMoV-Basis fhrten die
Entwicklungsarbeiten der letzten zwei Jahrzehnte in COST 501 zu einer neuen Generation von
600C-Sthlen des Typs (G)X12CrMo(W)VNbN10-1-(1). Die damit ermglichte Anhebung der
Dampfeintrittstemperatur von rd. 550 auf 600C erlaubt eine Wirkungsgradsteigerung von rd. 43
auf rd. 47%. Auf der Grundlage dieser 600C-Sthle wird in COST 522 durch verschiedene Le-
gierungsmanahmen, so vor allem durch Hinzulegieren von B, 1%Co und 1,5%Mo bei 9-10%Cr
eine Anwendungstemperatur von 620C und eine Wirkungsgradsteigerung um 1-2% angestrebt
[4]. Zur Absicherung der Zeitstandeigenschaften liegen hierfr noch berwiegend kurzzeitige
Daten, vereinzelt aber auch langzeitige Daten bis ca. 40.000h vor [5]. Neben den guten Zeitstand-
eigenschaften werden auch hinreichende Ermdungs- und Dampfoxidationseigenschaften ge-
fordert. In zuknftigen Kraftwerken mit geplanten Anwendungstemperaturen von 700C bei
thermisch hochbelasteten Bauteilen und Bauteilbereichen sollen auch Nickelbasislegierungen
alleine, oder in Kombination mit konventionellen Stahlwerkstoffen zum Einsatz kommen. Parallel
zur Verifizierung der langzeitigen Festigkeitsgren und Gefgestabilitt sind insbesondere Fragen
der Herstellung wie Gie-, Schmied- und Schweibarkeit sowie der Wrmebehandlung zu prfen.
Im Folgenden soll auf die chemische Zusammensetzung, die Wrmebehandlung und die Mikro-
struktur von warmfesten ferritischen und hochwarmfesten martensitischen Sthlen eingegangen
werden. Whrend ferritische und martensitische Sthle eine kubischraumzentrierte Gitterstruktur
(-Gitter) aufweisen, zeigen austenitische Sthle eine kubischflchenzentrierte Gitterstruktur (-
Gitter), mit einer greren Anzahl von Gleitebenen [6][7]. Durch den niedrigeren Diffusions-
koeffizient und eine niedrige Stapelfehlerenergie [6] des -Gitters sind austenitische Sthle ge-
genber ferritischen in Bezug auf die Zeitstandfestigkeit deutlich berlegen [6][8]. Ferner weisen
austenitische Sthle eine hervorragende Korrosionsbestndigkeit auf [6][7], was sie fr den Ein-
satz als Werkstoff fr berhitzerrohre und Dampfleitungen im Kesselbau auszeichnet [9].
2 Stand des Wissens
4
Eine Bewertung der rein werkstoffabhngigen Wrmedehnungsempfindlichkeit warmfester Stahl-
sorten resultiert aus der analytischen Lsung der elastisch berechneten Spannung T,x,y infolge be-
hinderte thermische Ausdehnung bei konstanter Temperaturrate T& an der Oberflche einer mas-
siven ebenen Platte der Dicke sB nach Gl. (1).
2B2f
*Ty,x,T
*Ty,x,T s
a
T
1
E
1
E
=
=&
mit Temperaturleitfhigkeit
=P
2
ca
werkstoffabhngige Wrmedehnungsempfindlichkeit = zul
2a
*E
(1)
Wrmeausdehnungskoeffizient und Temperaturleitfhigkeit a2 bei T = RT [10] :
Ferritischer Stahl : = 1210-6 a2 = 46.800mm2/h
Martensitischer Stahl : = 1110-6 a2 = 25.400mm2/h
Austenitischer Stahl : = 1710-6 a2 = 13.700mm2/h
Die deutlich kostengnstigeren ferritischen Sthle besitzen geringere Wrmeausdehnungskoef-
fizienten und zeigen zudem wegen ihrer hheren Wrmeleitzahl eine hhere Temperaturleit-
fhigkeit a2 als austenitische und martensitische Sthle [10]. Wegen der geringen Wrmedehn-
ungsempfindlichkeit sind ferritische Sthle folglich vor allem fr groe und dickwandige Hoch-
temperaturbauteile wie Turbinenwellen und Gehuse geeignet. Aus Gl. (1) ist zudem der bestim-
mende Einflu der Bauteilabmessung sB auf die Materialbeanspruchung durch Temperaturwechsel
ersichtlich.
Warmfeste Sthle decken einen weiten Temperaturbereich ab. So kommen warmfeste Feinkorn-
bausthle fr mig erhhte Temperaturen bis etwa 400C zum Einsatz, whrend konventionelle
warmfeste Sthle im Zeitstandbereich von etwa 400 bis 550C betrieben werden. Fr die erst ge-
nannte Gruppe sind die Eigenschaften Streckgrenze und Zhigkeit, besonders auch im Zusam-
menhang mit mglichen Anlassversprdungseffekten, wesentlich, fr die zweite Gruppe spielt da-
gegen die Kriechfestigkeit die entscheidende Rolle [10]. Die mikrostrukturelle Stabilitt ber beson-
ders lange Beanspruchungsdauer von rd. 200.000h stellt hohe Anforderungen. Die Wrmebehand-
lung der warmfesten Sthle zielt vorwiegend auf die Ausbildung eines bainitischen Gefges ab.
Dieses ist gekennzeichnet durch einen C-armen -Mischkristall, dem bainitischen Ferrit, in na-
deliger oder plattenfrmiger Form. Durch die Umwandlung aus dem Austenit wird eine hohe Ver-
setzungsdichte erzeugt mit einer Anordnung in Versetzungszellen. Auerdem liegen feinst verteilte
Karbide vor, entweder zwischen den Nadeln des bainitischen Ferrits oder innerhalb der Platten.
Zustzlich knnen Martensit- und Restaustenitteile auftreten, letztere verschwinden beim Anlassen
zugunsten weiteren Bainits [8].
2 Stand des Wissens
5
Die meist bliche Wrmebehandlung bei den warmfesten ferritischen Sthlen ist ein Vergten [6],
also ein Lsungsglhen oder Austenitisieren, wo die mglichst vollstndige Lsung des Kohlen-
stoffes und der Sonderkarbidbildner im Gefge angestrebt wird, mit anschlieender - Um-
wandlung [6] und darauf folgendem Anlassen [11] mit dem Ziel die Ausscheidung von feinverteilten
Eisen- und Sonderkarbide zu gewhrleisten [11][12].
Als festigkeitssteigernde Mechanismen sind in warmfesten Sthlen Mischkristall- und Ausschei-
dungshrtung in unterschiedlichen Mae wirksam. Warmfeste ferritischen Sthlen sind vorwiegend
mit Cr und Mo oder Cr, Mo und V legiert [13][14]. Neben dem Gefgeaufbau, d.h. den Anteilen an
Ferrit, Bainit und Martensit haben bei den ferritischen Sthlen besonders die ausgeschiedenen
Phasen einen groen Einfluss auf das Festigkeitsverhalten [6][14].
Fr die Karbidhrtung kommen ausschlielich die sogenannten Sonderkarbide mit Mo, V, Cr und
eventuell Ti in Frage [10]. Fe3C wrde viel zu rasch zu groen, unwirksamen Teilchen vergrbern,
weil die Diffusion von C relevant wre. Als Sonderkarbide treten die Typen MC (M = V, Ti), M2C (M
= Mo) und M23C6 (M = Cr, Fe, Mo) auf. Besonders das Karbid VC neigt wenig zur Vergrberung.
Dies liegt an der geringen Diffusionsgeschwindigkeit des geschwindigkeitsbestimmenden Ele-
ments V im Ferrit, welche geringer als die von Mo und W ist. Die Kriechfestigkeit der warmfesten
Sthle vom Typ z.B. 1%CrMoNiV, 10CrMo9-10, 14MoV6-3 resultiert auerdem aus der Misch-
kristallhrtung durch die Elemente Mo, Mn, V, Si und Cr.
Sowohl festigkeitsmig als auch wegen mangelnder Korrosionsbestndigkeit sind die niedrig-
legierten warmfesten CrMo(V)Sthle fr langzeitigen Einsatz oberhalb etwa 550C nicht geeignet
[10]. Dies ist damit begrndet, wonach die warmfesten Sthle bis ca. 570C an Luft Zunder-
schichten ausbilden, die berwiegend aus einer ueren dnnen Fe2O3Schicht (Hmatit) und
einem innenliegenden, dickeren Fe3O4-reichen Spinell (Magnetit) bestehen. Bei noch hheren
Temperaturen bilden sich FeO (Wstit) als dritte, dickenmig weit berwiegende Schicht direkt
ber dem Grundwerkstoff und verursacht einen starken Anstieg der Zundergeschwindigkeit.
Die 9-12%CrMoV Sthle bilden den Anschluss zu den niedrig legierten warmfesten CrMo- und
CrMoVSthlen. Sie lassen sich bis 600C und hher betreiben und erlauben den Bau von therm-
ischen Kraftwerken mit Dampfeintrittstemperaturen von 600C und gleichzeitig erhhtem Dampf-
druck bis 300bar. Diese Dampfparameter und doppelte Zwischenberhitzung sind bereits in mo-
dernen Kraftwerken [15] im Einsatz und bringen eine Einsparung im Wrmeverbrauch von ca. 8%
und eine entsprechende Reduktion der CO2-Emission gegenber einem konventionellen Kraftwerk
mit ca. 540C / 180bar und einfacher Zwischenberhitzung [16][17]. Die Dampfeintrittstemper-
aturen an der Turbine sollen in Kraftwerken der neuen Generation auf 700 bis 720C gesteigert
werden [16][17].
2 Stand des Wissens
6
Die bekanntesten Vertreter der hochwarmfesten Sthle sind der Stahl X12CrMoWVNbN10-1-1 und
seine Gussvariante GX12CrMoWVNbN10-1-1 sowie die in den USA entwickelte Legierung X10-
CrMoVNb9-1 (T91, P91). Durch Optimierungen versucht man, die Temperatureinsatzgrenze dieser
ferritisch / martensitischen Sthle auf ber 600C anzuheben [16][18][19][20][21][22], um den
bergang zu den thermoermdungsempfindlichen und teureren Austeniten mglichst weit zu
verschieben [23][24][10]. Der bereits im Betrieb angewendete Vertreter dieser Werkstoffe ist der
Stahl X11CrMoCoNbNB9-1 und seine Gussvariante GX11CrMoCoNbNB9-1-1 [15]. Die gegenber
dem Stahl vom Typ 10%CrMoWVNbN zustzlich mit dem Elementen Co und B zulegiert wurden,
die zur Erhhung der Kriechfestigkeit, Duktilitt und Zeitstandfestigkeit beitragen [15][25], bisher
aber nur in austenitischen Sthlen eingesetzt wurden [10]. Das Legierungselement Co verschiebt
die Lage des Umwandlungspunktes des Gefges [26], damit sich mglichst vollstndige Gefge-
umwandlung in Martensit stattfinden kann. Das Legierungselement B stabilisiert die Gre der
M23C6Partikel [25]. Nach Untersuchungen von [27] ist hierfr die Einlagerung von B in einem Teil
der M23C6 Ausscheidungen (M23(C, B)6) verantwortlich.
Mit 12% liegt der CrGehalt der martensitischen Sthle an der Grenze der Nase im binren Fe-
Cr-Phasendiagramm, d.h. die Sthle knnen gerade noch vollstndig austenitisiert und umge-
wandelt werden. Die Austenitisierungstemperatur, die abhngig von der genauen Zusammen-
setzung bei etwa 1050C liegt, muss daher recht genau eingehalten werden [28]. Zwischen etwa
12-13%Cr befindet man sich bei entsprechend hohen Temperaturen im (+)Feld, oberhalb
13%Cr ausschlielich im einphasigen Gebiet bis zur Solidustemperatur. Damit ist der CrGehalt
in engen Grenzen vorgegeben, um optimale Festigkeit und Korrosionsbestndigkeit zu erzielen.
Das Feld verschiebt sich durch die Zustze weiterer Legierungselemente, so dass die genauen
Umwandlungstemperaturen fr die jeweilige Legierung zu bestimmen sind [10].
Die hhere Gehalte an Cr, Mo sowie V und gegebenenfalls Nb in den hochlegierten CrMoV
Sthlen rufen eine strkere Karbidhrtung hervor mit grundstzlich den gleichen Karbidtypen wie
bei den warmfesten Sthlen, eventuell zustzlich mit Cr7C3 Karbiden. Das auerdem mgliche
NbC vergrbert hnlich trge wie VC und verbessert die mikrostrukturelle Stabilitt.
Aufgrund des hohen CrGehalts handelt es sich bei den 9-12%CrSthlen um lufthrtende
Martensitbildner, deren Martensitinterval zwischen etwa 300C und knapp ber 100C liegt. Durch
Anlassen knapp oberhalb 700C scheiden sich die genannten Karbide aus, je nach NGehalt z.T.
auch als Karbonitride. Mit dem diffusionslosen Umklappen des kfz Gitters bei ca. 800C in tetra-
gonal verzerrte krz - Gitter mit martensitischem Gefge entsteht eine feine Subkorn- oder Zell-
struktur mit freien Versetzungen im Innern der Subkrner bzw. Zellen [29][10][28]. Beim Anlassen
wird dieser Struktur durch die sich ausscheidenden Karbide fixiert und bleibt relativ erholungs-
stabil. Trotz der hohen Versetzungsdichte kommt es im Anlassbereich oder whrend des Betriebes
nicht zu Rekristallisation, weil die Karbide die Subkorn- und Growinkelkorngrenzenwanderung be-
hindern. Zwar findet whrend des Hochtemperatureinsatzes der martensitischen Werkstoffe eine
2 Stand des Wissens
7
Subkornvergrberung statt, die Substrukturhrtung wirkt jedoch ber lngere Zeiten kriechfestig-
keitssteigernd verglichen mit einem nichtmartensitischen Gefge gleicher Zusammensetzung [10].
Der Stabilisierung dieser Substruktur kommt bei der Legierungsentwicklung besondere Bedeutung
im Hinblick auf Zeitstandeigenschaften zu.
Die Wrmebehandlung erfolgt wie bei den 9-12%Cr-Sthlen blicherweise mit einer Austeniti-
sierung bei ca. 1050-1130C, sowie einer anschlieenden Anlassbehandlung bei ca. 700C. Das
Gefge nach der Wrmebehandlung bildet angelassenen Martensit, bestehend aus ferritischen
Subkrnern mit ausgeschiedenen Karbiden auf den ehemaligen Austenitkorngrenzen [30]. Die
Legierungen der Sthle dieser Gruppe umfassen zustzlich Mo, V und Nb. Je nach Stahltyp wird
auch W, B und N zulegiert. Dabei knnen die Ferritbildner, vor allem Mo und W auch Deltaferrit
bilden, das sich negativ auf Zeitstandfestigkeit, Zhigkeit und Kerbschlagarbeit auswirkt und daher
eine unerwnschte Phase darstellt [31]. Der Ausgleich der Legierungselemente in bezug auf
Deltaferrit stellt eine Hauptschwierigkeit bei den 9-12%Cr-Sthlen dar, da niedrige Gehalte an
Austenitbildnern fr gute Schweibarkeit und gute Zhigkeitseigenschaften notwendig sind und
hohe Gehalte an Ferritbildnern die Zeitstandfestigkeit erhhen. Beides fhrt jedoch zu hohen
Deltaferritgehalten [30]. Auch der Ausgleich der Legierungsbilanz z.B. der Zugabe von Nickel und
Mangan zur Erzielung eines vollmartensitischen Gefges ist schwierig, da hierdurch der AC1-
Punkt soweit erniedrigt werden kann, dass eine Anlassbehandlung fr ein annehmbares Festig-
keits- und Zhigkeitsniveau kaum noch mglich ist [30]. Wolfram begnstig die Bildung von Laves-
Phase (Fe2(W,Mo)), deren Einfluss auf die Zeitstandfestigkeit kontrovers diskutiert wird [33], da die
Laves-Phase Mo und W aus dem Mischkristall bindet, so dass deren Konzentration im
Mischkristall nach langen Beanspruchungszeiten abnimmt [34][35][36]. Neben der Laves-Phase
spielt die Z-Phase bei den 9-12%Cr-Sthlen eine wichtige Rolle [28]. Z-Phase ist ein komplexes
Nitrid der Form Cr(V,Nb)N und tritt vor allem bei langzeitiger Hochtemperaturbeanspruchung auf
[37]. Da die Z-Phase im Vergleich zu MX-Teilchen wie V(C, N) und Nb(C, N) besonders schnell
und stark vergrbert [37][38] und verantwortlich fr die Auflsung feiner Karbide und Nitride bei
langen Beanspruchungszeiten ist, trgt sie wesentlich zur Abnahme der Zeitstandfestigkeit und
Hrte im Langzeitbereich bei [32].
Die Bewertung von Werkstoffeigenschaften unter Betriebsbeanspruchung sowie die Entwicklung
von Konzepten zur Lebensdauervorhersage setzen eine grndliche Kenntnis mikrostruktureller
Vorgnge voraus. Dabei ist die Anzahl, Gre und Verteilung von Ausscheidungen, sowie die Ver-
setzungsstruktur von besonderem Interesse [29][39][40], die sich bei Hochtemperaturbelastung mit
fortschreitender Beanspruchungszeit ndert.
Die fr die Entfestigung des Werkstoffs bei langen Beanspruchungszeiten verantwortliche Ver-
grberung der Ausscheidungen und Subkornstruktur wurde in einigen Untersuchungen nachge-
wiesen z.B. [40][41]. Bei den 9-12%Cr-Sthlen wird insbesondere dem Ausscheidungszustand in
Abhngigkeit von Temperatur, Zeit und mechanischer Belastung entscheidende Bedeutung zur
2 Stand des Wissens
8
Vorhersage des langzeitigen Kriechverhaltens zugemessen [40]. In [42] wurden berhitzerrohre
aus martensitischen 9%Cr-Sthlen im langzeitigen Einsatz bei 600C untersucht. Dabei zeigt sich
ein erheblicher Temperatureinfluss auf die Vergrberung der Ausscheidungen Bild 2.10 und damit
verbunden ein Rckgang der Festigkeitswerte [28]. Aus Untersuchengen am Gefge von langlauf-
enden Ermdungsversuchen mit berlagerung von Kriechbeanspruchung zeigte sich ebenso eine
Vergrberung der Subkornstruktur [43].
Zusammenfassend lsst sich festhalten, dass das Wissen ber mikrostrukturelle Vorgnge von 9-
12%CrSthle eine langzeitige experimentelle Basis erfordert und die Kenntnisse beispielweise
zum Ermdungs- und Kriechermdungsverhalten noch sprlich sind.
2.2 Verformungsvorgnge bei hohen Temperaturen
Bei Temperaturen T / TS = 0,30 0,40 erweitert sich das Verformungsverhalten metallischer Werk-
stoffe um zeitabhngige plastische Kriechvorgnge welche im wesentlichen auf Lehrstellendif-
fusion und transkristalline Versetzungsbewegungen beruhen. Interkristalline Vorgnge wie Korn-
grenzengleiten und Korngrenzendiffusion sind ebenfalls am Kriechen beteiligt [10]. Die Kriechge-
schwindigkeit hngt im wesentlichen von der Erzeugung, Bewegung und Anihilierung der Ver-
setzungen ab. Die Versetzungsstuktur resultiert aus einem kontinuierlichen Prozess der Auflsung
und Neubildung. Plastische Verformung fhrt anfnglich zu einer hheren Versetzungsdichte und
damit verbundener Festigkeitssteigerung. Mit zunehmender plastischer Verformung stellt sich dann
ein Gleichgewicht zwischen den neu entstehenden Versetzungen und den sich gegenseitig anihi-
lierenden Versetzungen ein, was die Festigkeitssteigerung begrenzt. Bei hohen Spannungen ba-
siert der Verformungsprozess hauptschlich auf Versetzungsgleiten [9], was in der Regel nach
groer plastischer Verformung zum transkristallinen Bruch fhrt. Bei niedrigeren Spannungen und
hheren Temperaturen dominieren die thermisch aktivierten Gefgeumwandlungen und der Ver-
formungsprozess wird durch das Versetzungskriechen bestimmt. Dabei fhren Diffusionsvorgnge
und Klettern von Stufenversetzungen zur plastischen Verformung. Bei hohen Temperaturen kann
sich damit die Versetzungsdichte auch ohne weitere plastisch Verformung durch thermisch
aktivierte Versetzungsbewegungen verringern, was mit statischer Erholung bezeichnet ist. Die sich
im Verlauf des Versetzungskriechen ausbildende hohe Versetzungsdichte an den Korngrenzen be-
gnstigt Diffusionsvorgnge, so dass Korngrenzen Schwachstellen darstellen, an denen sich
Poren und Mikrorisse z.B. an den Korngrenztripelkanten bilden, die zu interkristallinem Bruch
fhren. Bei sehr hohen Temperaturen auerhalb des Einsatzfeldes warmfester Sthle knnen Ver-
setzungen durch Diffusionsprozesse auch Hindernisse umgehen [10]. Bei noch hheren Temper-
aturen T / TS > 0,60 und entsprechend kleinen Spannungen speist sich die plastische Verformung
alleine aus den Diffusionsvorgngen [10]. Bei diesem Diffusionskriechen erfolgt ein Stofftransport
entlang der Korngrenzen (Nabarro-Herring-Kriechen) oder durch das Gefgegitter (Coble-
2 Stand des Wissens
9
Kriechen) [10]. Einen anschaulichen berblick ber die relevanten Kriechmechanismen geben die
spannungs- und temperaturabhngigen Deformation-Maps (Bild 2.1) fr verschiedenste Werk-
stoffe. Die verschiedenen Kriechmechanismen uern sich in der logarithmischen Darstellung der
sekundren Kriechgeschwindigkeit ber der Spannung )(min,p & in einem spannungsabhngigen
Nortonexponenten n() (Bild 2.2).
Die thermisch aktivierten Gefgemechanismen und die damit verbundene Plastizierung treten im
gesamten Spannungsbereich 0 < < Ru,T auf. Es kann daher bei Hochtemperaturanwendungen T
/ TS 0,30 0,40 nur von einer pseudoelastische Grenze gesprochen werden [10].
2.3 Verformungsbeschreibung mittels Kriechgleichungen
Bei statischer und quasistatischer Beanspruchung ohne Vorzeichenwechsel der Spannung
werden zur Deformationsberechnung mehr oder weniger einfache meist phnomenologische, aber
auch konstitutive Kriechgleichungen herangezogen, die aus den Ergebnissen des Zeitstandver-
suchs abgeleitet sind. Als elementarste Kriechgleichung wird fr Nherungsrechnungen oft das
Norton'sche Kriechgesetz Gl. (2).
n
p K =& (2)
herangezogen. Die Spannungsabhngigkeit der Kriechgeschwindigkeit p& wird ber ein Potenzge-
setz mit dem Nortonexponenten n und die Viskositt des Werkstoffs durch die Konstante K erfasst.
Die Parameter K und n selbst sind temperaturabhngig. Dieses konstitutive Gesetz ist in Abwand-
lungen auch in den meisten anderen Kriechbeschreibungen als Basis der Spannungsabhngigkeit
enthalten, wie z.B. in der den Primr- und Sekundrbereich beschreibenden Kriechgleichung nach
Norton-Bailey Gl. (3) [44].
m/)m1(
pm/1n
p /)K(m=& (3)
Mit 1mn
p tKm=& ergibt sich die bekanntere Darstellung mnp tK = .
Das Norton`sche Kriechgesetz und die Kriechgleichung nach Norton-Bailey sind Beispiele fr kon-
stitutive Kriechgesetze. Daneben ist eine Flle phnomenologischer Kriechbeschreibungen ver-
breitet.
Eine kompliziertere, phnomenologische Beziehung ist die Kriechgleichung von Graham und Wal-
les [45]
3
323/1
1ip tKtKtK +++= (4)
2 Stand des Wissens
10
mit der plastischen Anfangsdehnung i und den Koeffizienten K1 , K2 und K3, die von Spannung
und Temperatur abhngen. Weitere Beispiele fr phnomenologische Kriechgesetze sind das be-
sonders im angelschsischen Raum verbreitete Theta-Konzept [46]
)e1()e1(t
3t
1ip42 ++= (5)
mit den spannungs- und temperaturabhngigen Koeffizienten 1 bis 4 und die modifizierte Garo-falo-Gleichung [47][48].
( )f233min,pmax,1fip t/tCt)t(H +++= & (6)
Die Beschreibung des Primrkriechbereiches erfolgt durch den Maximalbetrag der Primrkriech-
dehnung f1,max, gekoppelt mit der im Primrkriechbereich aufklingenden Zeitfunktion H(t). Der
sekundre Kriechbereich wird mit der minimalen Kriechgeschwindigkeit min,p& erfat und der
Tertirkriechanteil auf die bergangszeit t23 bezogenen. Die Gren f1,max und min,p& hngen von
Spannung und Temperatur ab und die bergangszeit t23 von der Gre min,p& . Die Kriech-
gleichung (6) wurde mit entsprechenden Subfunktionen fr die Gren i, f1,max, H(t) und min,p&
schon fr eine groe Zahl warmfester Sthle [48][49][50] und Nickelbasislegierungen [52]
modelliert. Die entstandenen Gleichungen stehen in einem PC-Programm KARA und in der User-
Subroutine CREEP des FEM-Programms ABAQUS zur Verfgung.
Sie hat sich bei bauteilnahen Berechnungen wie z.B in [53] bewhrt und werden in der Industrie
insbesondere fr Verformungsberechnungen unter quasistatischer Kriechbeanspruchung einge-
setzt. Entsprechende Kriechgleichungen nach Gl. (6) fr die neuen 600C-Sthle des Typs
10%CrMoWNbN liegen seit kurzem vor [28].
Bei FEM-Berechnungen mit implementiertem Kriechgesetz kann die Dehnungsdifferenz p aus
der Kriechgeschwindigkeit p& wie z.B. bei Gl. (2) und (3) und dem Zeitinkrement t berechnet
werden [54]. Naturgem liegen vor allem konstitutive Kriechgesetze meist nur in impliziter Form
)T,,( Vppp = && vor.
t)T,,( Vppp = & (7)
Existiert fr das Kriechgesetz eine explizite Darstellung wie z.B. bei Gl. (4), (5) und (6), kann die
Dehnungsdifferenz p auch ber den Unterschied der Kriechdehnung zwischen Anfang und Ende
des Zeitinkrementes t bestimmt werden.
)T,,t()T,,tt( VpVpp += (8)
Spannungs- und Temperaturnderungen werden durch Zusatzregeln wie die Zeit- oder die Dehn-
ungsverfestigungsregel bercksichtigt.
2 Stand des Wissens
11
Die Mehrachsigkeit wird bei den aus einaxialen Versuchen abgeleiteten Kriechgleichungen im
FEM-Programm ber die von Mises-Spannung V bercksichtigt. Die nderung des plastischen
Dehnungstensors pE& , sprich die Flierichtung der plastischen Dehnung ergibt sich aus der Multi-
plikation der skalaren Dehnungsrate p& mit der normierten Richtung des Spannungsdeviators TD,
bzw. der Normalen auf der Flieflche nach der Prandtl-Reuss-Gleichung Gl. (9).
V
D
pV
pp 23
=
= TT
E &&& fr DDV 23
TT = mit tpp = & (9)
V
D
pV
pp 23
=
= TT
E
2.4 Phnomenologische Lebensdauerrechnung
Eine relativ einfach anwendbare und bewhrte Methode zur Abschtzung der Lebensdauer eines
Bauteils oder einer Bauteilzone unter bekannter, zeitlich vernderlicher Zeitstandbeanspruchung
ist die modifizierte LDAR. Deren Anwendungsgrenzen wurden in einer Reihe vorangegangener
Arbeiten [55][56][28][57][58] fr wichtige warmfeste Sthle von einstufigen Beanspruchungszyklen
auf mehrstufige und auf regellose Beanspruchungszyklen ausgedehnt und experimentell besttigt.
Zur Anwendung dieser Regel wurde ein Lebensdauerzhlerprogramm LARA S erstellt. Es ist in der
Lage, die regellose Beanspruchung in die schon bekannten Teilzyklen zu zerlegen und die Le-
bensdauer auf dieser Grundlage mit zustzlicher Bercksichtigung beschrnkter Dehnwechsel-
schdigungsanteile abzuschtzen.
Die Bruchzeit eines Werkstoffs unter vernderlicher Zeitstandbeanspruchung lsst sich mit der
modifizierten Lebensdaueranteilregel zu
=i
i,uit t/tL und =i
iv,u tt (10)
abschtzen [57]. In dieser Gleichung ist ti ein Zeitinkrement fr eine Phase i konstanter bzw. quasi-konstanter Beanspruchung mit der korrespondierenden Bruchzeit tui. Die Zeit tuv steht fr die
Bruchzeit einer Zeitstandprobe unter vernderlicher Beanspruchung, was gleich bedeutend mit
dem Anriss einer vergleichbar beanspruchten kritischen Bauteilzone ist. Die Zeit tuv wird erreicht,
wenn die Summe der Lebensdaueranteile ti / tu,i eine kritische relative Lebensdauer Lt fr Zeit-standbruch erreicht. Auf die gleiche Art und Weise knnen Dehnlebensdaueranteile ti / tp,i ak-kumuliert werden :
=i
i,pip t/tL und =i
iv,p tt (11)
2 Stand des Wissens
12
In dieser Gleichung ist tp,v die Beanspruchungsdauer zum Erreichen einer Dehnung p = p,v bei vernderlicher Zeitstandbeanspruchung und Lp die zugehrige relative Dehnlebensdauer.
Zur Anwendung der Gln. (10) und (11) mssen sowohl Zeitstandkennwerte fr konstante Bean-
spruchung, d.h. Bruchzeiten tu(,T) oder Dehngrenzzeiten tp(,T) als auch der zeitlich vernder-liche Beanspruchungsverlauf (t) und T(t) bekannt sein. Ferner mssen die Werte der relativen Lebensdauer Lt und Lp fr die interessierenden Beanspruchungsablufe bekannt sein. Das erfor-
dert fr die zu betrachtenden Werkstoffe vorausgehende zyklische Zeitstandversuche in weiten,
ein- und mehrstufigen Zyklen abdeckenden Beanspruchungsbereichen [56].
Die Werte Lt und Lp liegen meist unter Eins. Das ist die Folge von Kriechbeschleunigungen, die
durch die Neuordnung der Versetzungsstruktur nach Beanspruchungsnderungen und durch die
bei vernderlicher Zeitstandbeanspruchung beschleunigte Teilchenvergrberung entstehen [59].
Allgemein hngt die relative Lebensdauer vom zeitlichen Verlauf der Spannung und der Temper-
atur ab. In zyklischen Zeitstandversuchen wurden diese Werte an ausgesuchten Kraftwerkssthlen
zunchst bei einstufiger Beanspruchungsnderung ermittelt [60]. Der lebensdauerabmindernde
Einfluss einer in einen Einstufenzyklus eingefgten begrenzten Druckspannungsphase erfolgte in
[61]. Bei einem Groteil der Experimente bis zu Versuchsdauern von rd. 3.000h betrug die
maximal erreichte Anzahl der Zyklen bis zum Bruch Nu 30. Einige Vergleichsversuche mit
deutlich hherer Zykluszahl Nu 1.000 besttigten ebenfalls die Gltigkeit der LDAR bei zyklischer
Zeitstandbeanspruchung.
Auf der Basis von durchgefhrten zyklischen Zeitstandversuche konnten die Werte der kritischen
Lebensdauer Lkrit mit einem Faktorenkonzept Gl. (12)
dptTTZZWkrit LLLLLLLL = (12)
empirisch beschrieben werden [62]. Die Faktoren wurden durch schrittweise Regressionsanalyse
bestimmt. Das charakteristische Verhalten der spezifischen Werkstoffe einer Stahlsorte wird durch
einen Werkstofffaktor LW dargestellt, der in den meisten Fllen durch die experimentelle Unter-
suchung mehrerer Schmelzen abgesichert ist. Der Zyklusfaktor LZ beschreibt den Einfluss einer
Spannungsnderung mit dem Spitzenzeitanteil x = t1 / (t1+t2) und dem Spannungsverhltnis R
= min / max mit 0 . R 1. Fr grere Spannungssprnge mit kleinem R ist der Zyklusfaktor LZ
deutlich kleiner was den Einfluss wechselnder Lasten verdeutlicht. Der Zyklusfaktor LTZ steht fr
die Wirkung eines Temperatursprungs T. Darber hinaus beeinflusst die Grundtemperatur T1 des Beanspruchungszyklus in Bezug auf die charakteristischen Temperatur der Stahlgruppe Tmin die
relative Lebensdauer. Das wird durch den Temperaturfaktor LT in Abhngigkeit von der Differenz
T1-Tmin bercksichtigt. Der Einfluss der zu betrachtenden Dehnung bzw. des Zeitstandbruchs bei
der Lebensdauerabschtzung wird mit einem Dehnungsfaktor Lp beschrieben. Er nimmt den Wert
Eins fr Zeitstandbruch bei tu und einen Wert grer Eins fr eine bestimmte Dehnung p ein.
2 Stand des Wissens
13
Schlielich beschreibt ein Druckfaktor Ld = 0,80 den lebensdauerabmindernden Effekt einer be-
grenzten Druckspannungsphase. Dieser Faktor kann allerdings nur fr die Berechnung von Zeit-
standbruch eingesetzt werden. Die anderen Faktoren und die bisher untersuchten Sthle wurden
in einer Reihe vorangegangener Arbeiten [56][62][58] bestimmt.
Zur Ausdehnung dieses einfachen Konzepts auf mehrstufige Beanspruchungszyklen wurde eine
Schritthypothese entwickelt, die den Verbrauch der relativen Lebensdauer eines Mehrstufenzyklus
auf der Basis der oben beschriebenen Erkenntnisse zum Einstufenzyklus beschreibt. Einzelheiten
sind in [56] beschrieben.
Um den allgemeinen Fall der regellosen Zeitstandbeanspruchung zu untersuchen, wurden Be-
triebsaufzeichnungen von Kraftwerksbauteilen (Bild 2.3) analysiert [56], deren Beanspruchung zum
grten Teil im Bereich der Zeitstandbeanspruchung liegt. Da aber fast immer auch kurze ber-
elastische Beanspruchungen auftreten, wird im Fall der regellosen Beanspruchung die verallge-
meinerte Schadensakkumulationshypothese Gl. (13) als Superposition der Robinson und der
Miner-Regel herangezogen [63].
+=+=j
j,Aji
i,uiAt N/Nt/tLLL (13)
In ihr werden Zeitstandlebensdaueranteile ti / tu,i zu einer relativen Zeitstandlebensdauer Lt und Dehnwechsellebensdaueranteile Nj / NA,j zu einer relativen Dehnwechsellebensdauer LA akku-
muliert. Die berlagerung dieser relativen Lebensdaueranteile ergibt die relative Kriechermd-
ungslebensdauer L. Die Gre ti stellt die Dauer konstanter oder quasikonstanter Zeitstandbean-spruchung dar, die nach einer Bezugsbruchzeit tu,i zum Versagen durch Bruch fhren wrde. Bei
der Gre Nj handelt es sich um die Anzahl von Dehnwechseln unter konstanter Beanspruchung,
die nach der Bezugsanrisswechselzahl NA,j zu einem makroskopischen Anriss der Probe von ca.
0,2 bis 1,0mm fhrt. Diese Schadensakkumulationshypothese wird wegen ihrer leichten, dem
ingenieurmigen Verstndnis konformen Handhabung fr die Abschtzungen der Bauteiler-
schpfung im Kriechermdungsbereich eingesetzt und findet eine breite Anwendung.
Betriebsdauern von Hochtemperaturbauteilen in Kraftwerksanlagen betragen 100.000h bis
300.000h. Daher sind langzeitig abgesicherte Kriechermdungskennwerte fr die Lebensdauerab-
schtzung unerlsslich. Erkenntnissen hinsichtlich der Beschreibung von Verformung und Sch-
digung bei Kriechermdungsbeanspruchung lieferten langzeitige, betriebshnliche Versuche an
den Schmelzen der Sthle 28CrMoNiV4-9 / 216e und X21CrMoV12-1 / 220m mit Anrissdauern von
rd. 30.000h und darber [64]. An je einer Schmelze der martensitischen Sthle X12CrMo-
WVNbN10-1-1 / 1A, GX12CrMoWVNbN10-1-1 / 2A und X10CrMoVNb9-1 / 219a wurden betriebs-
hnliche Dehnwechselversuche mit Versuchsdauern bis rd. 15.000h durchgefhrt [55]. Die Aus-
wertung ergab fr den kritischen akkumulierten Lebensdauerverbrauch bei Anriss Werte von Lkrit =
0,65 bis 0,70 [55].
2 Stand des Wissens
14
Gefgeuntersuchungen an Proben aus Langzeitkriechermdungsversuchen weisen typische Merk-
male von Korngrenzschden auf [64]. Die Zerrttung an den Korngrenzen besttigen einen erheb-
lichen Anteil der Kriechschdigung und damit die Anwendbarkeit der verallgemeinerter Schadens-
akkumulationshypothese.
2.5 Statisches und zyklisches Kerbverhalten
Die oben geschilderten Ergebnisse resultieren aus Untersuchungen an glatten einaxial bean-
spruchten Proben. Da die Hochtemperaturbauteile an ihrer Oberflche durch zyklische An- und
Abfahrvorgnge in der Regel einer zweiaxialen Kriechermdungsbeanspruchung und im Bauteil-
innern einer dreiaxialen eher stationren Kriechbeanspruchung unterliegen, stellt sich die Frage
nach der bertragbarkeit der Ergebnisse bei mehraxialer Beanspruchung. Kerbproben liefern hier
einen wichtigen Beitrag zur Beschreibung des mehraxialen Verformungs- und Schdigungsver-
haltens. In [28][66] wurde daher unter Einsatz eines Miniaturdehnungsaufnehmers an Rundkerb-
proben aus den neuen 9-10%Cr-Sthlen die Kerbdehnung bei Kriech- und Kriechermdungsver-
suchen direkt gemessenen. Die Nachrechnung der Experimente mit ABAQUS unter Verwendung
einer aufwendigen Kriechbeschreibung nach Gl. (6) ergab eine hinreichende bereinstimmung nur
in den ersten Beanspruchungszyklen. Hieraus begrndet sich der Bedarf nach verbesserten Kon-
zepten zur numerischen Simulation des Verformungs- und Schdigungsverhaltens unter mehr-
axialer Beanspruchung. Neben Kerbproben sind auch andere Probengeometrien [65] von
Interesse, wie beispielsweise Kreuzproben [66] zur experimentellen Abbildung der Beanspruchung
instationr beheizter Oberflchen.
2.6 Konstitutive Methoden der Werkstoffbeschreibung
Die beschriebenen phnomenologischen, empirischen Anstze, erfordern einen hohen experimen-
tellen Aufwand zur Bercksichtigung verschiedener Parameterkonfigurationen. Zudem ist keine
integralen Beschreibung von Verformung und Schdigung mglich und die Vorhersage des Mater-
ialverhaltens gilt bislang nur fr vereinfachte Beanspruchungszyklen. Konstitutive Materialmodelle
bieten dagegen die Mglichkeit der integralen Materialbeschreibung fr Verformung und Schdig-
ung. Bei den konstitutiven Materialmodellen handelt es sich um die mathematische Beschreibung
des Stoffgesetzes durch ein gekoppeltes DGL-System fr die inneren Variablen. Wesentlicher
Vorteil der konstitutiven Werkstoffbeschreibungen ist die integrale Beschreibung von Verformung
und Werkstoffschdigung.
2 Stand des Wissens
15
Aus der Vielzahl existierender konstitutiver Werkstoffbeschreibungen sollen hier stellvertretend
einige Vertreter viskoplastischer Materialmodelle zur Materialbeschreibung bei hohen Temper-
aturen diskutiert werden.
2.6.1 Materialmodell nach Robinson
Das Robinson-Modell mit erweiterten Norton-Ansatz nach [67] ist vom Typ her ein viskoplastisches
Materialmodell mit Evolutionsgleichungen fr die innere Rckspannung und Schdigung. Es ist in
der Lage reine Zug- und Druckbeanspruchung zu beschreiben. Die beiden wichtigsten inneren
Variablen in dem betrachteten DGL-System (14) sind die innere Spannung i, die ein Ma fr den Widerstand des Werkstoffs gegen die Verformung infolge uerer Beanspruchung ist und die
Variable D zur Bercksichtigung von Schdigung und Entfestigung. Der hier verwendete Schdi-
gungsansatz geht auf Untersuchungen von Kachanov und Rabotnov zurck und wurde in [67]
modifiziert und um einen Term konstanter Entfestigung erweitert.
)(sign
n
D1)(A i
ip
=& (14)
)()(
)(nCCn
is
i
1C
is
iis021
2
=
&&
pp
iis1i ))((B = &&
T
)(r
i)(r
p D)D1()(AD
0
0 &&& +
=
Materialparameter : Verformung (8) : E, no, C1, C2, B1, p, A(), is() / Schdigung (3) : A(), r0(), TD&
Bei dem DGL-System (14) handelt es sich um eine abgewandelte Form des Nortonschen Kriech-
gesetzes. Die treibende Kraft fr die Verformung ist hier jedoch die effektive Spannung als Dif-
ferenz der ueren und inneren Spannung |i|, wobei die Entwicklung der inneren Spannung i ebenfalls von mehreren inneren und ueren Einflussgren abhngt. Die innere Spannung steigt
zunchst schnell an, um sich dann einem werkstoff- und temperaturabhngigen stationren Wert
zu nhern, der so lange konstant bleibt, wie sich die uere Beanspruchung nicht ndert. Die Divi-
sion der Spannungsgren |i| durch den Term (1D) bewirkt mit zunehmender Schdigung einen berproportionalen Anstieg der Dehnrate p& infolge der zunehmenden, effektiven Spannung |i| / (1D) (siehe Abschnitt 2.6.2.1). Der Parameter fr Schdigung und Entfestigung D be-
2 Stand des Wissens
16
schreibt damit die Reduktion des tragenden Restquerschnittes infolge mikrostruktureller Vernder-
ung und Schdigung. Eine weitere innere Variable, die einer zeitlichen Entwicklung unterliegt, ist
der Spannungsexponent n, der relativ schnell von seinem Anfangswert n auf einen konstanten
Wert n0 abfllt.
Damit trgt der Spannungsexponent n wesentlich zur korrekten Beschreibung des Werkstoffver-
haltens im primren Kriechbereich bei, wohingegen ein konstanter Exponent der konstanten Steig-
ung der Kriechkurve im sekundren Bereich entspricht. Die Zunahme der Kriechgeschwindigkeit
im tertiren Bereich wird hauptschlich durch den schon erwhnten berproportionalen Anstieg der
Schdigungs- und Entfestigungsgre D bewirkt. Auf diese Art und Weise wird das gesamte Werk-
stoffverhalten bei konstanter Zeitstandbeanspruchung hinreichend gut beschrieben. Es zeigte sich
jedoch auch, dass diese Gleichungen vermittels einiger Modifikationen zur Beschreibung von ver-
nderlicher Zeitstandbeanspruchung in der Lage sind. Die Signum- Funktion sorgt dafr, dass sich
bei einem Vorzeichenwechsel der effektiven Spannung auch das Vorzeichen der Kriechrate
ndert. Als bei der Anwendung nachteilig ist die hohe Anzahl von spannungsabhngigen Material-
parametern zu werten, welche ber den Spannungsbereich tabellarisch anzugeben sind [67]. Das
Materialmodell ist zudem nur fr reine Zug- und Druckbeanspruchung entwickelt und diskutiert
worden.
2.6.2 Materialmodell nach Chaboche
Zu den bekanntesten und verbreitetsten konstitutiven Werksoffmodellen zhlt das Chaboche-Mo-
dell nach [68][69][70].
Fr kleine Deformationen geht man von einer additiven Zerlegung des Dehnungstensors E in
einen elastischen Ee und plastischen Dehnungstensor Ep aus.
pe EEE += (15)
Mit der elastischen Dehnung Ee und den Dehnungsgren der kinematischen Y und isotropen
Verfestigung r wird folgender Ansatz fr die freie Energiefunktion festgelegt.
ee 2
1ET
= und += Rdr
121
p Y (16)
)r2r(r22
c][
21
)r,()( 0eepeepe ++
+
=+=+= YYEEYE C
Die Verknpfung des Spannungstensors T mit der Elastischen Dehnung Ee erfolgt ber das
Hookesche Gesetz mit dem Elastizittstensor C.
2 Stand des Wissens
17
][: ee
e EE
T C=
= mit 11+= 2C (17)
Die Verknpfung der Spannungswerte der kinematischen und isotropen Verfestigung R mit den
dehnungswertigen Verfestigungsgren Y und r erfolgt hingegen skalar.
YY
c: p =
= (18)
)rr(r
:R 0p +=
= (19)
Aus der Differenz der deviatorischen Anteile von Spannungstensor und kinematischen Verfestig-
ungstensor D)( T wird eine Vergleichsspannung f z.B. nach von Mises gebildet.
DD )()(23
),(ff TTT == (20)
Die treibende Kraft fr die Plastizierung ergibt sich aus der viskosen berspannung F, welche
aus der Differenz von Vergleichsspannung f und Materialwiderstand 0kRk += gebildet wird.
00 kRfkR),(f)R,,(FF === TT (21)
Die Entwicklungsgleichung fr die plastische Bogenlnge s bildet das Viskosittsgesetz mit der
viskosen berspannung F.
m
V
m
KFF
s =
=& mit mVK = (22)
Fr die Entwicklung des plastischen Dehnungstensors Ep wird angenommen, dass er proportional
zur plastischen Bogenlnge s& in Richtung der Normalen auf der Flieflche T /f (assoziierte Normalenregel) ansteigt.
sf
)(23f D
p&&
TT
E=
= (23)
s&= folgt aus pp32
s EE &&& =
Die Evolutionsgleichungen fr die Dehnungsgren der kinematischen Y und isotropen Verfestig-
ung r leiten sich aus der Dissipationsungleichung ab.
2 Stand des Wissens
18
0 )-()r-s( Rksr R p0pppd ++=== YEYETET &&&&&&&&&&D (24)
ist erfllt fr 0 )r-s( R && und zugleich 0 )-( p YE && (25)
Beide Ungleichungen sind mit einem Verfestigungsansatz nach Armstrong-Frederick [71] fr die
Dehnungsgren der kinematischen Y und isotropen Verfestigung r erfllt
YYYEY1w
p cpsb= &&& (26)
r)r(srsr1= &&& (27)
Die Evolutionsgleichungen der kinematischen und isotropen Verfestigung bestehen aus einem ent-
stehenden Term, welcher bewirkt, dass zu Anfang die kinematische Verfestigung Y linear mit Ep
und die isotrope Verfestigung r linear mit s ansteigt. Daraus ergibt sich, dass die kinematische Ver-
festigung eine Verschiebung der Flieflche in Richtung der durch die Beanspruchung entstehen-
den plastischen Dehnung bewirkt, wohingegen die isotrope Verfestigung einer Aufweitung des
Fliezylinders entspricht (Bild 2.4). Diesen Entstehungstermen folgt jeweils ein die Verfestigung
begrenzender dynamischer und statischer Erholungsterm.
Die Evolutionsgleichungen fr die kinematische und isotrope Verfestigung beschreiben damit die
Festigkeitssteigerung infolge Versetzungsentstehung aufgrund plastischer Verformung. Der dy-
namische Erholungsanteil beschreibt die gegenseitige Annihilierung von Versetzungen mit zu-
nehmender Versetzungsdichte bei weiterer plastischer Verformung. Der statische Erholungsterm
modelliert den thermisch aktivierten Versetzungsabbau bei hohen Temperaturen, da der durch
plastische Verformung entstandene Versetzungszustand instabil ist. Durch thermische Aktivierung
bei hohen Temperaturen knnen Versetzungen wandern und sich gegenseitig auslschen.
Die Definition des Chaboche-Modells ist damit durch das DGL-Stystem in Gl. (28) definiert.
pe EEE += (28)
][ eET C= mit 11+= 2C
Y c=
)rr(R 0 +=
DD )()(23
f TT =
0kRfF =
2 Stand des Wissens
19
m
V
m
KFF
s =
=& mit mVK =
sf
)(23 D
p&&
TE
=
YYYEY1w
p cpsb= &&&
r)r(srsr1= &&&
Materialparameter : Verformung (14) : E, , k0, Kv, m, c, b, p, w, , , , , r0
2.6.2.1 Isotrope Schdigung, Dehnungsquivalenz
Die Einarbeitung einer isotropen Schdigungsgre D erfolgt wie in [69][70] beschrieben durch die
Betrachtung eines fiktiven Materials (f) fr welches die Beziehungen und Entwicklungsgleichungen
des Chaboche-Modells ohne Schdigung nach Gl. (28) gelten. Die Spannungswerte T, und R
aus Gl. (28) werden hierbei einfach durch die effektiven Spannungswerte T~ , ~
und R~
ersetzt.
Die Betrachtung geht dabei, wie in [75] beschrieben, von der Vorstellung aus, dass sich der
tragende Querschnitt um den Anteil der Schdigungsgre D verringert. Im verbleibenden,
tragenden Querschnittsanteil herrschen demzufolge hhere, effektive Spannungswerte.
)D1(
:~
= TT
)D1(:
~
= )D1(
R:R
~
= (29)
Wie die Bezeichnung Dehnungsquivalenz vermuten lsst sind die Dehnungsgren des realen
Ee, Y und r und fiktiven Materials e~E , Y~ und r~ gleich (Bild 2.5a).
ee~ EE = (30)
YY =~
rr~ = und 00 rr
~ =
Der Vergleich der freien Energiefunktion fr das reale und fiktive Material )f( zeigt hingegen
einen Unterschied um den Faktor (1D).
2 Stand des Wissens
20
++=+= r~R
~1~~21~~
21
e)f(
p)f(
e)f( YET
++=+= dr)D1(R1
)D1(21
)D1(21
e)f(
p)f(
e)f( Y
E
T
(31)
++=+= drR1
21
21
epe YET
)D1()f(
=
Die Vergleichsspannung des realen Materials entspricht der Vergleichsspannung des fiktiven
Materials )~
,~(f:)D,,(f )f( TT = . Gleiches wird aufgrund der Dehnungsquivalent auch fr die
Fliefunktion des realen Materials )R~
,~
,~
(F:)D,R,,(F TT = angenommen.
)D1(
)()D1(
)(23
)~~
()~~
(23
)~
,~
(f:)D,,(ffDD
DD)f(
==== TTTTTT (32)
00
)f( k)D1(
RfkR
~)
~,
~(f)R
~,
~,
~(F:)D,R,,(FF
==== TTT
Die restlichen Beziehungen und Entwicklungsgleichungen des DGL-Systems fr das reale Material
Gl. (33) lassen sich ebenfalls aus dem Chaboche-Modell ohne Schdigungsgre in Gl. (28) durch
Substitution ableiten.
pe EEE += (33)
][)D1( eET C= mit 11+= 2C
Y c)D1( =
)rr()D1(R 0 +=
)D1(
)()D1(
)(23
fDD
= TT
0k)D1(
RfF
=
m
V
m
KFF
s =
=& mit mVK =
sf)D1(
)(23 D
p&&
= TE
2 Stand des Wissens
21
YYYEY1w
p cpsb= &&&
r)r(srsr1= &&&
Materialparameter : Verformung (14) : E, , k0, Kv, m, c, b, p, w, , , , , r0
2.6.2.2 Isotrope Schdigung, Energiequivalenz
Die Einarbeitung einer isotropen Schdigungsgre D erfolgt ebenfalls wie in [69][70] beschrieben
durch die Betrachtung an einem fiktiven Material (f) mit den Beziehungen und Entwicklungsgleich-
ungen des Chaboche-Modells ohne Schdigung nach 2.5.2. Die Spannungswerte T, und R
werden durch effektive Spannungswerte T~ , ~
und R~
ersetzt.
D1
:~
= TT
D1:
~
=
D1
R:R
~
= (34)
Die freie Energie soll fr das reale und fiktive Material )f( gleich gro sein.
++=+= r~dR
~1~~21~~
21
e)f(
p)f(
e)f( YET
+
+
=+= r~d
D1
R1~
D121~
D121
e)f(
p)f(
e)f( Y
E
T
(35)
++=+= drR1
21
21
epe YET
1:)f(
=
Die Abbildung zwischen den Dehnungsgren des fiktiven e~E , Y~ und r~ und des realen Mat-
erials Ee, Y und r folgt damit direkt aus der Forderung der Energiequivalenz Gl. (35) (Bild 2.5b).
ee D1~ EE = (36)
YY D1~ =
rD1r~ = und 00 rD1r~ =
Fr die Beziehung zwischen den Dehnraten des fiktiven und realen Materials wird die Existenz
einer weiteren skalaren, von den Zustandsvariablen abhngigen Funktion vorausgesetzt .
2 Stand des Wissens
22
pp D1
~ EE && = mit pp
~~32
s~ EE&&& = folgt sD1s~ && = (37)
YY &&
D1~ =
rD1r~ && =
Aus der Dissipationsungleichung fr das fiktive und reale Material, zeigt sich wie die Funktion die
plastische Dissipationsleistung des realen Materials pdD gegenber der Dissipationsleistung des
fiktiven Material (f)dD kontrolliert.
pdpp(f)d )rR(r
~R~~~~~
DD === &&&&&& YETYET (38)
Die Fliefunktion )D,R,,(FF T= des realen Materials resultiert aus der Annahme von
)~
,~(f:)D,,(f )f( TT = als plastisches Potenzial der Dehnung p~E und )D,R,,(F T als plastisches
Potenzial fr die Dehnung pE .
D1
)(
D1
)(23
)~~
()~~
(23
)~
,~
(f:)D,,(ffDD
DD)f(
==== TTTTTT (39)
TT
E=
= fD1~f~ )f(
)f()f(
p&
und T
EE== FD1D1~ pp &
&
ergibt g:f
F )f( =
=
mit n)D1(
D1:)D(gg
== mit n = 1 fr Metalle.
00
)f( kD1
RgfgkR
~g)
~,
~(fg)D,R,,(FF
=== TT
Die Beziehungen und Entwicklungsgleichungen des DGL-Systems fr das reale Material Gl. (40)
lassen sich damit aus dem Chaboche Modell ohne Schdigungsgre in Gl. (28) durch Substi-
tution und obige Betrachtungen fr die Fliefunktion F ableiten.
pe EEE += (40)
][)D1( eET C= mit 11+= 2C
Y c)D1( =
)rr()D1(R 0 +=
D1
)(
D1
)(23
fDD
= TT
2 Stand des Wissens
23
0k
D1
RgfgF
= mit
n)D1(
D1:)D(gg
== und n = 1 fr Metalle
m
V
m
KFF
s =
=& mit mVK =
( ) sfD12
3 Dp
&&
= TE
= Y
YYEY1w
p D1cpsD1b &&& mit l)D1()D(: ==
= r)rD1(srD1sr 1&&&
Materialparameter : Verformung (14 + 2) : E, , k0, Kv, m, c, b, p, w, , , , , r0, (n
= 1, l = 0)
2.6.3 Materialmodell nach Chaboche-Nouailhais-Ohno-Wang
Das in [72] beschriebene Materialmodell nach Chaboche-Nouailhais-Ohno-Wang Gl. (41) fr An-
wendungen auf Hochtemperaturwerkstoffe arbeitet mit einer additiven Kombination zweier Dehn-
raten, resultierend aus Diffusion p1 (Index 1) und Versetzungsbewegung p2 (Index 2). Fr beide
Vorgnge wird jeweils ein unabhngiger Entwicklungspfad mit eigenen kinematischen Verfestig-
ungsgren X1 und X2 betrachtet. Fr den versetzungsdominierten Plastizittsanteil wird noch eine
Anfangsfestigkeit k0 und die isotrope Ver- bzw. Entfestigung R bercksichtigt.
D1
D11,2 )()(2
3J XTXT = und D2
D22,2 )()(2
3J XTXT = (41)
1,21vis J= und 02,22vis kRJ =
1n
c1V
1vis
c1 )D1(K)D1(
1p
=& und
2n
f2V
2vis
f2 )D1(K)D1(
1p
=&
2p1pp EEE += mit 1
1,2
D1
1p pJ
)(
23
&&
=XT
E und 22,2
D2
2p pJ
)(
23
&&
=XT
E
i,1
1r
i,1i,11i,1
1m
1
i,1i,11pi,1i,1i,1
i,1
i,1
23
bpa
cac32
XXXX
EX
=
&&&
2 Stand des Wissens
24
i,2
1r
i,2i,22i,2
1m
2
i,2i,22pi,2i,2i,2
i,2
i,2
23
bpa
cac32
XXXX
EX
=
&&&
=
=1N
1ii,11 XX und
=
=2N
1ii,22 XX
)RQ(RQp)RQ()D1(R r1m
r2f +=
&&
)exp(1D cc =& mit cB1Vcc p)(A =& mit
DDV 2
3TT =
fC2f2ff pBpAD +=
Materialparameter : Verformung (N1 = 1, N2 = 1 : 21) : E, , k0, Kv1, n1, Kv2, n2 a1,i c1,i,
m1,i, b1,i, r1,i, a2,i c2,i, m2,i, b2,i, r2,i, , , Q, m / Schdigung (4) : Ac(), Bc, Af, Bf
Das Materialmodell wurde fr moderne 9-10%Cr Stahl und einen 2%Cr- Stahl in [72] (N1 = 3, N2
= 6) angepat und bildet das Zeitstand- und Dehnwechselverhalten beider Sthle sehr gut ab.
Eine weitere Verifizierung erfolgte an spannungsgesteuerten betriebshnlich axial- und innen-
druckbeaufschlagten Zeitstandversuchen. Bei mehrgliedrigen Anstzen (N1 > 1, N2 > 1) fr die
kinematische Verfestigung steigt die Parameteranzahl stark an. In [73] wurde daher ein verein-
fachtes Materialmodell nach Chaboche-Nouailhais-Ohno-Wang mit einer wesentlich geringeren
Parameteranzahl abgeleitet und verifiziert.
Vom Typ her ist das in [74] verwendete Materialmodell mit zwei unabhngigen Entwicklungspfaden
fr diffusions- und versetzungsbedingte Verformungsmechanismen hnlich der dargestellten Ma-
terialbeschreibung allerdings ohne innere Schdigungsvariable.
2.6.4 Schdigungsanstze
Der wohl bekanntesten Ansatz fr die Evolution der isotropen Schdigungsvariable D stammt von
Lemaitre [75]. Der zeitliche Anstieg der Schdigungsvariable D& ist nach Erreichen einer Grenz-
gre fr die plastische Bogenlnge sD=0 proportional der Potenz der Dehnungsenergiefrei-
setzungsrate 0s)Y( , der Rate der plastischen Bogenlnge s& und dem Erhhungsfaktor R
infolge Triaxialitt H / V Gl. (42).
2 Stand des Wissens
25
0D
0Ds
0 ss
sss
SY
D0
=
=
= && (42)
2
2ve
)D1(E2
R
DY
=
= mit 2
V
H)21(3)1(32
R
++=
Der Ansatz nach Lemaitre ist grundstzlich in der Lage die Schdigungsentwicklung durch
Plastizierung aus Kriechen oder aus LCF abzubilden [75].
Unter reiner Zugbeanspruchung mit 1R = und == 2/1
V R* ergibt sich aus Gl. (42) mit
dem Norton-Ansatz fr die Rate der plastischen Bogenlnge n))D1/((Ks =& nach Gl. (2) und
sD=0 = 0 die berhmte Evolutionsgleichung der Kriechschdigung nach Kachanov Gl. (43).
kk
)ns2(
ns2
)ns2/(1)ns2/(s0
)D1(A
)D1(K/)SE2(
D 00
000
++
++
=
=&
(43)
Die Anwendung des Schdigungsansatzes nach Lemaitre Gl. (42) zur Beschreibung von LCF-
Versuchen liefert fr ein idealplastisches Material mit dem Ansatz der Spannungsschwingbreite
nach Ramberg-Osgood 'np )2/('K)D1(2/ = und sD=0 = 0 nach [75] die plastische
Teilgerade der Dehnungswhlerlinie in der Formulierung von Manson-Coffin Gl. (44).
Aus Gl. (42) folgt :
dsS)D1(E2
)2/(dD
0s
02
2
=
dN2ds p =
'n/1p )2/('K)D1(2/ =
2 Stand des Wissens
26
Der Anriss erfolgt demnach bei :
dN/dD
DN krit,AA =
dN/dD
DN krit,AA = ergibt
)1s'n/2(p
s
0'n/2
2
krit,AA0
0
SE22
'KDN +
= bzw.
20
00
A2)1s'n/2(
A
)1s'n/2(s
0'n/2
2
krit,Ap NN
SE22
'KD
1 ++
=
=
(44)
Die plastischen Bogenlnge steigt bei LCF etwa mit der Zyklenzahl und der doppelten plastischen
Dehnungsschwingbreite an N2s p . Versuchstechnisch unterlegt ist die Annahme, dass die
Schdigungsgre D bis zum technischen Anriss bei NA etwa linear auf den kritischen Wert DA,krit
akkumuliert (siehe Bild 7.8).
Einen aktuellen berblick verschiedener Evolutionsgleichungen fr die isotrope Schdigungs-
variable D gibt die Darstellung nach [76].
Referenz Dehnungsenergiefreisetzungs-
rate
Evolutionsgleichung Schdigung Einsatz-
feld
Lemaitre
[75], (1985) 2
2Ve
)D1(E2
RD
Y
=
=
2
V
H)21(3)1(32
R
++=
0D
0Ds
0 ss
sss
SY
D0
=
=
= && Kriechen,
LCF
Lmmer
[77], (1998) D
Y
= s)D1(
)Y()D(sD
1
0
210&&&
++=
2 Stand des Wissens
27
Referenz Dehnungsenergiefreisetzungs-
rate
Evolutionsgleichung Schdigung Einsatz-
feld
Dhar [78],
(1996)
0 = 1, 1 = 0 s)Y()D(sD 210 &&& ++= Statisch,
Stahl
Tai [79],
(1986)
0 = 1, 1 = 0, 0 = 0, und 1 = 0 s)Y(DsDS
YD 2
0
&&& == Statisch,
3 Sthle
Saanouni
[80], (1986)
= 1V1*
VH1 3* ++=
mit 1=++
)(rk
)D1(A
*D
=& Kriechen,
Stahl
Kachanov
[81], (1958)
V* = , oder 2/1
V R* = (vgl. Lemaitre) k
k
)D1(