FKM_H292_V254_Konstitutiver Lebensdauerzähler

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research report on inelastic materials modelling

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  • Konstitutiver Lebensdauerzhler Vorhaben 254

    _____________________

    Konstitutive 1D-Gleichungen zur Beschreibung des zyklischen und regellosen Zeitstandverhaltens warmfester Kraftwerkssthle

    _____________________

    Abschlussbericht

    Kurzfassung: An einer Reihe kennzeichnender warmfester Sthle des Kraftwerks-, Turbinen- und Hochtemperatur-anlagenbaues wurde das zyklische Kriech- und Zeitstandverhalten unter isothermer und anisothermer rechteckzyklischer Beanspruchung ohne und mit Druckphase experimentell und theoretisch unter-sucht. Am Beispiel des Schmiedestahls / Schmelze X12CrMoWVNbN10-1-1 / 1A / uA1 konnte gezeigt wer-den, dass das gewhlte konstitutive Materialmodell das Potenzial besitzt, auf anisotherme, berelasti-sche, zeitabhngige und gleichzeitig regellose Beanspruchungen mit vorherrschender Kriechschdi-gung angewendet zu werden. Dies geschah an den im Vorhaben durchgefhrten Verifikationsexperi-menten mit schlssigen Ergebnissen auch bei mehraxialer Beanspruchung in Kerbproben. Bei der Nachrechnung der dehnungsgeregelten, anisothermen Versuche mit betriebshnlichen Rotorzyklus konnte bislang das Verformungsverhalten whrend der ersten Zyklen gut beschrieben werden. Fr zeitabhngige Rechnungen ist zuknftig ein entsprechender Ansatz zu entwickeln, der deutlich ver-krzte Rechenzeiten bewirken soll. Ferner konnte die Anwendbarkeit phnomenologischer Anstze der Lebensdauerrechnung aus voran-gegangenen Arbeiten auf die modernen, aktuell im Fokus stehenden Kraftwerkssthle X12CrMoWV-NbN10-1-1, 23CrMoNiWV8-8, GX12CrMoWVNbN10-1-1, G17CrMoV5-10, X10CrMoVNb9-1 und X11-CrMoWVNbN9-1-2 jeweils bis zur oberen Anwendungstemperatur gezeigt werden. Die experimentelle Datenbasis bilden Versuche an glatten und gekerbten Proben bis rd. 3000h Laufzeit mit hoch aufl-sender Verformungsmessung. Der Vergleich der experimentell ermittelten Bruchzeit mit der ber die Lebensdaueranteilregel bestimmten rechnerischen Bruchzeit besttigt fr die vorliegenden Werkstoffe deren Anwendbarkeit bei gleicher Wertung von Druck- und Zugspannungen. Schlielich wurden anhand des experimentell bestimmten Spannungsverlaufs der anisothermen, deh-nungsgeregelten Versuche mit betriebsnaher Kriechermdungsbeanspruchung phnomenologische Lebensdauerrechnungen durchgefhrt. Der kritische Lebensdauerverbrauch infolge Kriech- und Er-mdungsschdigung akkumulierte fr diese Versuche auf Werte knapp unter eins bei berwiegender Materialerschpfung infolge Kriechschdigung. Insgesamt wird mit dieser Arbeit zu einer verbesserten Charakterisierung des Bauteilverhaltens vor dem Hintergrund strker belasteter Hochtemperaturbauteile mit zunehmend flexiblerer Betriebsweise beigetragen. Das Ziel des Forschungsvorhabens ist erreicht worden. _________________________________________________________________ Berichtsumfang: 69 S., 51 Abb. und 13 Tab., 100 Lit. Beginn der Arbeiten: 01.07.2001 Ende der Arbeiten: 30.06.2005 Zuschussgeber: AVIF-Nr. A174

    Forschungsstelle: Institut fr Werkstoffkunde Technische Universitt Darmstadt Prof. Dr.-Ing. C. Berger Dr.-Ing. A. Scholz

    Bearbeiter und Verfasser: Dipl.-Ing. A. Simon Obmann des Arbeitskreises: Dr.-Ing. M. Reigl, ALSTOM (Schweiz) AG

  • I

    Abschlussbericht des Forschungsprojektes

    Konstitutive 1D-Gleichungen zur Beschreibung des zyklischen und regellosen Zeitstandverhaltens warmfester Kraftwerkssthle

    (A174)

    Laufzeit der Forschungsarbeiten: 01.07.2001 bis 30.06.2005 Forschungsstelle: Institut fr Werkstoffkunde Fachgebiet Werkstoffkunde Grafenstr. 2 64283 Darmstadt http://www.mpa-ifw.tu-darmstadt.de [email protected] Forschungsleiter: Prof. Dr.-Ing. Christina Berger Antragsteller: Forschungsvereinigung der Arbeitsgemeinschaft der Eisen und Metall verarbeitenden Industrie e.V. (AVIF) Vorgelegt vom: Forschungskuratorium Maschinenbau e.V. Postfach 71 08 64 60498 Frankfurt/Main http://www.fkm-net.de

    Das Forschungsvorhaben wurde gefrdert von der Stiftung Stahlanwendungsforschung im Stifterverband fr die Deutsche Wissenschaft e.V.

    Schlussbericht ber: Forschungskuratorium Maschinenbau e.V. Postfach 71 08 64 60498 Frankfurt/Main http://www.fkm-net.de Weitere Informationen http://www.fkm-net.de, http://www.mpa-ifw.tu-darmstadt.de im Internet: Darmstadt, 02.02.2006 Institutsleiterin Abteilungsleiter Sachbearbeiter

    Prof. Dr.-Ing. C. Berger Dr.-Ing. A. Scholz Dipl.-Ing. A. Simon Der Obmann des projektbegleitenden Arbeitskreises

    Dr.-Ing. M. Reigl, ALSTOM (Schweiz) AG

  • II

    Das im Folgenden dargestellte Forschungsprojekt

    Konstitutive 1D-Gleichungen zur Beschreibung des zyklischen und regellosen Zeitstandverhaltens warmfester

    Kraftwerkssthle

    wurde gefrdert von der gemeinntzigen Stiftung Stahlanwendungsforschung im Stifterverband fr

    die Deutsche Wissenschaft e.V. Zweck der Stiftung ist die Frderung der Forschung auf dem Ge-

    biet der Stahlverarbeitung und -anwendung in der Bundesrepublik Deutschland. Geprft wurde das

    Forschungsvorhaben von einem Gutachtergremium der Forschungsvereinigung der Arbeitsge-

    meinschaft der Eisen und Metall verarbeitenden Industrie e.V. (AVIF), das sich aus Sachver-

    stndigen der Stahl anwendenden Industrie und der Wissenschaft zusammensetzt.

    Begleitet wurde das Projekt von einem Arbeitskreis der Projektgruppe W10 Hochtemperaturver-

    halten unter vernderlicher Beanspruchung der Arbeitsgemeinschaft fr warmfeste Sthle im

    VDEh.

    Der nachstehende Schlussbericht fasst Zielsetzung und wichtigste Ergebnisse des Forschungs-

    projektes zusammen.

  • III

    Kurzfassung

    An einer Reihe kennzeichnender warmfester Sthle des Kraftwerks-, Turbinen- und Hochtemper-

    aturanlagenbaues wurde das zyklische Kriech- und Zeitstandverhalten unter isothermer und aniso-

    thermer rechteckzyklischer Beanspruchung ohne und mit Druckphase experimentell und theo-

    retisch untersucht.

    Am Beispiel des Schmiedestahls / Schmelze X12CrMoWVNbN10-1-1 / 1A / uA1 konnte gezeigt

    werden, dass das gewhlte konstitutive Materialmodell das Potenzial besitzt, auf anisotherme,

    berelastische, zeitabhngige und gleichzeitig regellose Beanspruchungen mit vorherrschender

    Kriechschdigung angewendet zu werden. Dies geschah an den im Vorhaben durchgefhrten

    Verifikationsexperimenten mit schlssigen Ergebnissen auch bei mehraxialer Beanspruchung in

    Kerbproben. Bei der Nachrechnung der dehnungsgeregelten, anisothermen Versuche mit betriebs-

    hnlichen Rotorzyklus konnte bislang das Verformungsverhalten whrend der ersten Zyklen gut

    beschrieben werden. Fr zeitabhngige Rechnungen ist zuknftig ein entsprechender Ansatz zu

    entwickeln, der deutlich verkrzte Rechenzeiten bewirken soll.

    Ferner konnte die Anwendbarkeit phnomenologischer Anstze der Lebensdauerrechnung aus

    vorangegangenen Arbeiten auf die modernen, aktuell im Fokus stehenden Kraftwerkssthle

    X12CrMoWVNbN10-1-1, 23CrMoNiWV8-8, GX12CrMoWVNbN10-1-1, G17CrMoV5-10, X10CrMo-

    VNb9-1 und X11CrMoWVNbN9-1-2 jeweils bis zur oberen Anwendungstemperatur gezeigt

    werden. Die experimentelle Datenbasis bilden Versuche an glatten und gekerbten Proben bis rd.

    3000h Laufzeit mit hoch auflsender Verformungsmessung. Der Vergleich der experimentell ermit-

    telten Bruchzeit mit der ber die Lebensdaueranteilregel bestimmten rechnerischen Bruchzeit

    besttigt fr die homogenen Werkstoffe deren Anwendbarkeit bei gleicher Wertung von Druck- und

    Zugspannungen.

    Schlielich wurden anhand des experimentell bestimmten Spannungsverlaufs der anisothermen,

    dehnungsgeregelten Versuche mit betriebsnaher Kriechermdungsbeanspruchung phnomeno-

    logische Lebensdauerrechnungen durchgefhrt. Der kritische Lebensdauerverbrauch infolge

    Kriech- und Ermdungsschdigung akkumulierte fr diese Versuche auf Werte knapp unter eins

    bei berwiegender Materialerschpfung infolge Kriechschdigung.

    Insgesamt wird mit dieser Arbeit zu einer verbesserten Charakterisierung des Bauteilverhaltens vor

    dem Hintergrund strker belasteter Hochtemperaturbauteile mit zunehmend flexiblerer Betriebs-

    weise beigetragen.

  • IV

    Inhaltsverzeichnis

    1 Problemstellung und Forschungsziele..................................................................................1

    2 Stand des Wissens ..............................................................................................................2

    2.1 Warmfeste Sthle fr thermische Maschinen und Anlagen .........................................2

    2.2 Verformungsvorgnge bei hohen Temperaturen.........................................................8

    2.3 Verformungsbeschreibung mittels Kriechgleichungen.................................................9

    2.4 Phnomenologische Lebensdauerrechnung ...............................................................11

    2.5 Statisches und zyklisches Kerbverhalten ....................................................................14

    2.6 Konstitutive Methoden der Werkstoffbeschreibung .....................................................14

    2.6.1 Materialmodell nach Robinson .......................................................................15

    2.6.2 Materialmodell nach Chaboche ......................................................................16

    2.6.2.1 Isotrope Schdigung, Dehnungsquivalenz ....................................19

    2.6.2.2 Isotrope Schdigung, Energiequivalenz ........................................21

    2.6.3 Materialmodell nach Chaboche-Nouailhais-Ohno-Wang ................................23

    2.6.4 Schdigungsanstze ......................................................................................24

    2.7 Experimentelle Schdigungsmessung und -ermittlung................................................28

    2.8 Parameteridentifikation ...............................................................................................30

    2.8.1 Globale Optimierungsmethoden mit Randbedingungen .................................30

    2.8.2 Parameteridentifizierung mit Neuronalen Netzen ...........................................32

    3 Belastung heigehender Bauteile ........................................................................................33

    3.1 Spannungserzeugende Belastung ..............................................................................33

    3.1.1 Druckbelastung ..............................................................................................34

    3.1.2 Rotationsbelastung.........................................................................................34

    3.2 Dehnungserzeugende Belastung aus Temperaturwechsel .........................................35

    3.3 Rotorbelastung ...........................................................................................................37

    3.4 Gehuse- und Rohrbelastung .....................................................................................38

    4 Aufgabenstellung .................................................................................................................39

    5 Versuchsprogramm und Durchfhrung.................................................................................41

    5.1 Versuchswerkstoffe, Datenbasis .................................................................................41

    5.2 Probenformen .............................................................................................................43

    5.3 Versuchstechnik..........................................................................................................43

    5.4 Versuchsprogramm.....................................................................................................45

    5.4.1 Zyklische Kriechversuche...............................................................................45

  • V

    5.4.2 Kriechversuche an Kerbproben ......................................................................45

    5.4.3 Betriebsnahe anisotherme Versuche zur Rotorbeanspruchung......................46

    5.4.4 Betriebsnahe anisotherme Versuche zur Rohrbeanspruchung.......................47

    6 Konstitutive Werkstoffbeschreibung .....................................................................................48

    6.1 Konstitutive Kriechgleichung .......................................................................................48

    6.2 Angepasstes konstitutives Werkstoffmodell nach Chaboche.......................................49

    7 Phnomenologische Lebensdauerrechnung ........................................................................52

    7.1 Lebensdauerrechnungen zu den zyklischen Kriechversuchen ....................................52

    7.2 Lebensdauerrechnung zu den betriebsnahen anisothermen Versuchen.....................53

    8 Beschreibung der Experimente durch das konstitutive Werkstoffmodell...............................54

    8.1 Beschreibung einaxialer Relaxations- und Kriechversuche.........................................54

    8.2 Beschreibung von Kerbversuchen ..............................................................................55

    8.3 Beschreibung der betriebsnahen anisothermen Versuche ..........................................56

    9 Schdigungsmessung..........................................................................................................57

    9.1 Schdigungsmessung an Kriechversuchen ................................................................57

    9.2 Schdigungsmessung an betriebsnahen anisothermen Versuchen ............................57

    10 Schlussfolgerung, zuknftige Aufgabenstellung ...................................................................58

    11 Zusammenfassung ..............................................................................................................59

    12 Literatur................................................................................................................................61

    13 Bilder ...................................................................................................................................70

    14 Tabellen...............................................................................................................................70

  • VI

    Formelzeichen

    Allgemein :

    t Zeit

    T Temperatur

    T Cauchyscher Spannungstensor

    1, 2, 3 Hauptspannungen

    H Hydrostatischer Druck aus T, )(Sp3/1H T=

    V Vergleichsspannung nach Mises fr T, DDV 23

    TT =

    Mechanischer Anteil der Gesamtdehnung, Tthges +=+=

    e, p elastischer und plastischer Anteil des mechanischen Dehnungstensors

    p& , min,p& Plastische Kriechrate, minimale bzw. sekundre Kriechrate

    Kriechgleichungen :

    K Viskosittsparameter, Norton- und Norton-Bailey Kriechgleichung

    n Norton-Exponent

    m Exponent Kriechgleichung, Norton-Bailey

    K1, K2, K3 Viskosittsparameter, Graham-Walles Kriechgleichung

    1, 2, 3, 4 Parameter des Theta-Konzepts

    C3, f Parameter Tertirbereich modifizierte Garofalo-Gleichung

    p plastische Dehnung

    i inelastische Anfangsdehnung

    Spannung, = V

  • VII

    max,1f maximaler Wert der primren Kriechdehnung

    H(t) ansteigende Zeitfunktion, H(t = 0) = 0 und H(t = t12) = 1

    min,p& minimale Kriechgeschwindigkeit = sekundre Kriechgeschwindigkeit

    23t bergangszeit vom sekundren zum tertiren Kriechbereich

    t Zeit

    t Zeitinkrement

    Ep plastischer Dehnungstensor

    konstitutive Kriechgleichung mit Schdigungstherm :

    K1, K2 Viskosittsparameter

    n11, n12, n21, n22 Norton-Exponenten

    m1, m2 Exponent Kriechgleichung

    R12 Spannungsgrenze Verformungsmechanismen

    Ru,12 Spannungsgrenze Schdigungsmechanismen

    A, k1, k2, r Parameter der modifizierten Kriechschdigung nach Rabotnov

    p plastische Dehnung

    1,p , 2,p plastische Dehnungsanteile

    Spannung, = V

    tu Bruchzeit in dem modifizierten Kriechschdigungsansatz nach Rabotnov

    D Kriechschdigung nach Rabotnov

  • VIII

    phnomenologische Lebesdauerrechnung :

    L Lebensdauerverbrauch

    Lt Lebensdauerverbrauch infolge Zeitstandschdigung

    LA Lebensdauerverbrauch infolge Dehnwechselsschdigung

    Lkrit kritischer Wert Lebensdauerverbrauch bei Versagen

    ti Zeitinkrement i mit konstanter Temperatur Ti und Spannung i

    tu,i Bruchzeit bei Temperatur Ti und Spannung i

    tp,i Zeit zum Erreichen der Dehnung p bei Temperatur Ti und Spannung i

    Nj Dehnwechselanzahl bei Temperatur Ti und Dehnungsschwingbreite i

    NA,j Anrisswechselzahl bei Temperatur Ti und Dehnungsschwingbreite i

    Materialmodell nach Robinson :

    E E-Modul

    A() Viskostittsparameter

    no, C1, C2, Materialparameter der Entwicklungsgleichung fr den Nortonexponenten

    B1, p, is() Materialparameter der kinematischen Verfestigung

    , r0(), TD& Materialparameter der Kriechschdigung

    e Elastische Dehnung

    p Plastische Dehnung

    n Norton Exponent

    i Innere Rckspannung

    D Kriechschdigung

  • IX

    Materialmodell nach Chaboche :

    n Parameter der Funktion g bei verallgemeinerter Energiequivalenz

    Dichte

    , Lamesche Konstanten, Elastizittsparameter, )21/()1/(E += ,

    )1/(2/E +=

    E, E-Modul und Querkontraktionszahl, )21(2E +=

    m, , KV Viskosittsparameter, m

    vK=

    m1, m2, F12, , KV Viskosittsparameter des angepassten Ansatzes, 1m

    vK=

    b, c, p, w Materialparameter der kinematischen Verfestigung

    B1, B2 Materialparameter zur Beschreibung der zyklischen Ver- bzw. Entfestigung

    k0 Anfangsradius der Flieflche

    , ,, , r0 Materialparameter der isotropen Verfestigung

    AA, kA, rA Parameter der isotropen Dehnwechselschdigung

    At, kt, rt Parameter der isotropen Kriechschdigung

    Freie Energiefunktion

    e, p elastischer und plastischer Anteile der freien Energiefunktion

    Dd Dissipationsleistung

    f Vergleichsspannung nach Mises, DD )()(23

    f TT =

    F Viskose berspannung

    s Plastische Bogenlnge, pp32

    s EE &&& =

    E Mechanischer Dehnungstensor, linearisierter Greenscher Verzerrungstensor,

    1EEEE +=+= Tthges

    Ee, Ep elastischer und plastischer Anteil des mechanischen Dehnungstensors

  • X

    C Elastizittstensor 4. Stufe, 11 += 2C Einheitstensor 4. Stufe (Symmetrisierer), njmimnij eeee = 1 Einheitstensor 2. Stufe, jiji ee =1

    C[Ee] C angewendet auf Ee, 1EEE += )(Sp2][ eDeeC

    Kompressionsmodul, += 3/2

    T Cauchy`scher Spannungstensor

    Y Tensor kinematische Verfestigung, Dehnungsgre

    Tensor kinematische Verfestigung, Spannungsgre

    B(u = s) Funktion zur Beschreibung der zyklischen Ver- bzw. Entfestigung

    r isotrope Verfestigung, Dehnungsgre

    R isotrope Verfestigung, Spannungsgre

    Steuergre zwischen der Dissipationsleistung des fikiven und realen Materi-

    als, dp(f)d DD =

    g Verknpfungsgre zwischen Fliefunktion und Vergleichsspannung, gf

    F =

    D isotrope Schdigungsvariable

    Materialmodell nach Nouaihailis :

    E, E-Modul und Querkontraktionszahl, )21(2E +=

    k0 Anfangsradius der Flieflche

    Kv1, n1, Kv2, n2 Viskosittsparameter

    a1,i c1,i, m1,i, b1,i,

    r1,i

    Materialparameter der kinematischen Verfestigung, diffusionsbedingte

    Plastizierung

    a2,i c2,i, m2,i, b2,i,

    r2,j

    Materialparameter der kinematischen Verfestigung, versetzungsbedingte

    Plastizierung

    , , Q, m Materialparameter der isotropen Verfestigung

  • XI

    Ac(), Bc, Af, Bf Materialparameter der Kriech- und Ermdungsschdigung

    J2,1, J2,2 2. Invariante, bzw. Vergleichspannung nach Mises

    V Vergleichsspannung nach Mises fr T, DDV 23

    TT =

    Vis1, Vis2 Viskose berspannung fr diffusions- und versetzungsdominierte Plastizierung

    p Plastische Bogenlnge

    p1, p2 Plastische Bogenlnge fr diffusions- und versetzungsdominierte Plastizierung

    Ep plastischer Dehnungstensor

    Ep1, Ep2 plastischer Dehnungstensor der diffusions- und versetzungsdominierte

    Plastizierung

    T Cauchy`scher Spannungstensor

    X1, X2 Tensor kinematische Verfestigung fr diffusions- und versetzungsdominierte

    Vorgnge, Spannungsgre

    R isotrope Verfestigung, Spannungsgre

    Dc, Df isotrope Schdigungsvariable fr Kriech- und Ermdungsschdigung

    Schdigungsanstze :

    Y, R Dehnungsenergiefreisetzungsrate, Erhhungsfaktor durch Triaxialitt bei

    H / V > 1/3

    E, E-Modul und Querkontraktionszahl

    s0, S0, Parameter Schdigungsansatz nach Lemaitre

    sD=0 Grenzwert der plastischen Bogenlnge. Fr s sD=0 ist noch keine Schdigung

    im Material erfolgt.

    o, 1, 2, o, 1 Parameter verallgemeinerter Schdigungsansatz nach Lmmer

    A, k, r Parameter Schdigungsansatz nach Kachanov und Rabotnov

  • XII

    * Fr die Schdigungsentwicklung relevanter Spannungswert, z.B.

    V* = 2/1

    V R* = = 1V1*

    VH1 3* ++= mit 1=++

    Schdigungsmessung :

    A Ursprnglich tragende Flche

    AD Geschdigter, ausgefallener Flchenanteil

    HD=0 Hrte des ungeschdigten Zustandes

    HD Hrte des geschdigten Zustandes

    el Spezifischer elektrischer Widerstand

    i Stromstrke

    A Flche des vom Strom i durchflossenen Bereiches

    l Lnge des vom Strom i durchflossenen Bereiches

    RD Widerstand des vom Strom i durchflossenen Bereiches

    uD=0 Potentialabfall ber den ungeschdigten Bereich

    uD Potentialabfall ber den geschdigten Bereich

    Druck- und Drehzahlbelastung :

    r Radius

    ri, ra Innen- und Aussenradius

    p Druck (Druckwerte sind positiv)

    Drehzahl, = 2 f

  • XIII

    Temperaturleitung, Thermische Dehnung :

    Wrmedehnzahl

    Wrmeleitfhigkeit

    cp Wrmekapazitt bei konst. Druck

    Dichte

    a2 Temperaturleitfhigkeit,

    =P

    2

    ca

    ET*, E-Modul bei der charakteristischen Temperatur T* und Querkontraktionszahl,

    minmax T25,0T75,0*T +=

    f Formfaktor, abhngig von Geometrie

    T& Temperaturrate

    T Temperatursprung

    sB Bemessungsrelevante Bauteildicke, abhngig von Geometrie

    y,x,T Mechanische Dehnungsbelastung infolge behinderter thermischer Ausdehnung

    y,x,T elastisch berechnete Spannungsgre zur mechanischen Dehnungsbelastung

    infolge behinderter thermischer Ausdehnung

    Operatoren

    Sp(A) Spur von A, Sp(A) = A11 + A22 + A33

    AH Hydrostatischer Anteil von A, 1AA = )(Sp3/1H , )(Sp3/1A H A=

    AD Deviatiorischer Anteil von A, 1AAAAA == )(Sp3/1HD

    A Euklidsche Norm von A, AAA =

    x Fppl-Klammer, )xx(2/1x +=

  • XIV

    A-1 Inverse Matrix von A, 1AA =1

    AT Transponierte Matrix von A

    BA Dyadisches Produkt, lkjiklij eeeeBA = BA

    BA Tensor- bzw. Matrixprodukt von A und B

    BA Skalarprodukt von A und B, )(Sp TBABA =

    C[A] Anwendung von C auf A, jiklijkl A][ eeA = CC

    Abkrzungen

    GuD Gas- und Dampfkraftwerk

    LDAR Lebens-Dauer-Anteil-Regel

    FDM Finite-Differenzen-Methode

    FEM Finite-Elemente-Methode

    TMF Thermo-Mechanical-Fatigue

    LCF Low-Cycle-Fatigue

    CDM Continuum-Damage-Mechanics

    DGL Differentialgleichung

    HD Hochdruck

    KS, WS und HS Kalt-, Warm- und Heistart

    DIRECT DIvided-RECTangle, Optimierungsverfahren

    PSO Particle-Swarm-Optimization, Optimierungsverfahren

    RT Raumtemperatur

    plb power-law-breakdown

  • 1 Problemstellung und Forschungsziele

    1

    1 Problemstellung und Forschungsziele

    Hohe Umweltbelastung und steigender Konkurrenzdruck verlangen nach einer Optimierung der

    Energienutzung aus kologischen und konomischen Grnden. Fr die Betreiber thermischer An-

    lagen bedeutet dies unter anderem, die Prozesstemperatur in Energieanlagen mglichst hoch

    einzustellen, um den Forderungen nach Umweltschutz einerseits und Wirkungsgradsteigerung

    andererseits nachkommen zu knnen. Mit dieser Entwicklung steigen aber auch die Anforder-

    ungen an die einzusetzenden Werkstoffe. Von besonderem Interesse sind massive Bauteile, die

    als Folge von An- und Abfahrvorgngen und Leistungswechseln an ihrer beheizten Oberflche

    einer berlagerung von Ermdungs- und Kriechbeanspruchung unterliegen. Eine solche Kriecher-

    mdungsbeanspruchung stellt hufig die lebensdauerbegrenzende Beanspruchungsart dar.

    Bei GuD-Anlagen (Bild 1.1) zur Spitzenlastabdeckung ist die Beanspruchung durch die bestim-

    mungsbedingten schnellen An- und Abfahrvorgnge ein wesentlicher Auslegungsaspekt und steht

    im Interesse der Forschung. Diese Kraftwerksform bietet fr die Energieversorgung von Kom-

    munen durch Kopplung mit deren Fernwrmeversorgung und der hiermit verbundenen extrem

    hohen Energieausnutzung eine ideale Kombination. Daneben ist die flexible Zu- und Abschalt-

    mglichkeit der Kraftwerke eine wesentliche Anlageneigenschaft und ermglicht u.A. die verstrkte

    Nutzung regenerativer Stromversorgungstrger mit starken Leistungsschwankungen wie Wind-

    und Wasserkraft zur Grundlastabdeckung (Bild 1.2). Aus den beschriebenen Vorteilen resultiert

    nicht zuletzt die steuerliche Frderung von GuD-Kraftwerken mit hohem Wirkungsgrad fr die

    elektrische Energieausbeute el > 57,5% in Deutschland als Innovationsfrderung.

    Bei dem Betrieb heigehender Bauteile im Kraftwerksbau treten neben den statischen Betriebs-

    lasten aus Eigengewicht, Druck und Fliehkraft bei stationrem Betrieb auch Wechsellasten aus

    den z.T. dominierenden Wrmedehnungen whrend des An- und Abfahrens der massiven Bauteile

    auf. Die analytische Bestimmung der Beanspruchung ist nur fr einfache geometrische Krper und

    Lastprofile mglich. Die analytischen Lsungen knnen daher meist bedingt durch ihren hohen

    Abstraktionsgrad bezglich Geometrie und Last nur einen Anhaltswert fr Form und Gre der im

    Bauteil herrschenden Beanspruchung geben und bercksichtigen nicht das komplexe Werkstoff-

    verhalten der zeitabhngigen Plastizierung im Hochtemperaturbereich. Die Aussage : Diese Situ-

    ation ist bekanntlich im Maschinenbau sehr hufig. Man pflegt hierbei ganz rohe Abschtzungen

    zu machen, berechnet also auf elementarem Wege irgendwelche Nennspannungen und schreibt

    fr diese derart tiefe Werte vor, da jede Bruchgefahr vermieden ist. Der Nachteil dieses Ver-

    fahrens besteht darin, da die Tragfhigkeit des Werkstoffes auch nicht annhernd ausgenutzt

    werden kann. nach [2] kann als Umschreibung fr die frhe Form des Nennspannungskonzeptes

    gedeutet werden. Dies fhrt u.U. zu robusten, aber auch wuchtigen Konstruktionen. Die Bewertung

    komplizierter Aspekte des Beanspruchungs- und Tragverhaltens der Konstruktion wie z.B. Span-

    nungserhhung an Kerben und Lastumlagerung bei Plastizierung sowie die konstruktive bzw.

  • 2 Stand des Wissens

    2

    werkstofftechnische Abhilfe bedarf hierbei eines groen Erfahrungsschatzes des Konstrukteurs

    und Werkstoffspezialisten. Dieser Aspekt hat bei Hochtemperaturanwendungen durch das

    komplizierte und zeitabhngige Materialverhalten besondere Bedeutung. Eine genauere Bestim-

    mung und Bewertung der realen Materialbeanspruchung fr komplizierte Geometrien und Last-

    profile ist nur auf experimentelle Weise bzw. durch FEM-Rechnungen mglich.

    Konstitutive 3-D Werkstoffbeschreibungen bieten die Mglichkeit einer integralen Werkstoffbe-

    schreibung fr warmfeste Kraftwerkssthle. Es ist mglich alle berechnungsrelevanten, mechan-

    ischen Werkstoffeigenschaften, insbesondere das Verformungs- und Schdigungsverhalten abzu-

    bilden. Im Gegensatz zu den gngigen phnomenologischen Kriechgleichungen knnen mit kon-

    stitutiven Werkstoffgesetzen Warmzug- und Kriechversuche sowie zyklische Experimente be-

    schreiben.

    Aufgrund der zyklischen Betriebsweise finden im Hochtemperaturbereich bestehender und zu-

    knftiger fossil befeuerter Dampfkraftwerke vorwiegend Sthle der Legierungstypen 2%CrMoNiV

    und teilweise noch 12%CrMoV sowie neuerdings martensitische Chrom-Hochleistungssthle des

    Typs 9-10%CrMo(W)VNbN Verwendung. Die zyklische Betriebsweise verlangt nach optimalen

    Eigenschaften hinsichtlich Wechselverformungsfhigkeit bei gleichzeitig gutem Kriechwiderstand.

    Zur optimalen und damit kostengnstigsten Auslegung unterschiedlicher Hochtemperaturbauteile

    ist deshalb die Kenntnis der statischen Kriecheigenschaften und der Ermdungseigenschaften von

    fundamentaler Bedeutung. Hieraus erklrt sich die groe Bedeutung von Dehnwechsel- und

    Kriechversuchen zur Quantifizierung der Werkstoffe fr Hochtemperaturanwendungen. Wegen der

    Mehrachsigkeit der Bauteilbeanspruchung sind hier entsprechende mehraxiale Experimente und

    numerische Methoden von zunehmendem industriellen Interesse.

    Die Untersuchung von konstitutiven Materialbeschreibungen zur Verformungs- und Lebensdauer-

    berechnung unter zeitlich vernderlicher Kriech- und Kriechermdungsbeanspruchung bei An- und

    Abfahrvorgngen in Kraftwerkskomponenten stellt dabei die neue und wesentliche Herausforder-

    ung dieses Vorhabens dar.

    2 Stand des Wissens

    2.1 Warmfeste Sthle fr thermische Maschinen und Anlagen

    Die im thermischen Turbomaschinen- und Anlagenbau verwendeten warmfesten Sthle lassen

    sich grob nach Gefgetyp und Anwendungstemperatur unterteilen. Die niedriglegierten ferritischen

    und bainitischen warmfesten Sthle des Typs 1-2%CrMoNiV-Sthle haben ihre Anwendungs-

  • 2 Stand des Wissens

    3

    grenze bei rd. 550C Der Anwendungsbereich der hochlegierten martensitischen und austenit-

    ischen hochwarmfeste Sthle des Typs 9-12%CrMo (W)VNbN liegt zur Zeit bei rd. 550 bis 600C.

    Die Verbesserung des thermischen Wirkungsgrades und die Reduzierung der Umweltbelastung

    haben zur Entwicklung neuer Werkstoffen gefhrt, die mit besseren Hochtemperatureigenschaften

    die Forderung nach hheren Dampfparametern Druck und Temperatur in Turbinen fossil be-

    feuerter Dampfkraftwerke befriedigen knnen. Zur Verfolgung dieses Ziels wurden in den letzten

    zwei Jahrzehnten weltweit ferritisch-martensitische 9-12%Cr-Sthle fr Dampfeintrittstemperaturen

    bis rd. 620C entwickelt. Die Einsatzfhigkeit dieser Sthle bei Anwendungstemperaturen von rd.

    620C konnte inzwischen durch langzeitige Experimente abgesichert werden. Fr diese Stahl-

    gruppe ist eine Steigerung der Anwendungstemperatur bis auf rd. 650C und damit Kraftwerks-

    wirkungsgrade von ber 50% mglich [4].

    Ausgehend von den "klassischen" 550C-Sthlen auf 1%CrMoV und 12%CrMoV-Basis fhrten die

    Entwicklungsarbeiten der letzten zwei Jahrzehnte in COST 501 zu einer neuen Generation von

    600C-Sthlen des Typs (G)X12CrMo(W)VNbN10-1-(1). Die damit ermglichte Anhebung der

    Dampfeintrittstemperatur von rd. 550 auf 600C erlaubt eine Wirkungsgradsteigerung von rd. 43

    auf rd. 47%. Auf der Grundlage dieser 600C-Sthle wird in COST 522 durch verschiedene Le-

    gierungsmanahmen, so vor allem durch Hinzulegieren von B, 1%Co und 1,5%Mo bei 9-10%Cr

    eine Anwendungstemperatur von 620C und eine Wirkungsgradsteigerung um 1-2% angestrebt

    [4]. Zur Absicherung der Zeitstandeigenschaften liegen hierfr noch berwiegend kurzzeitige

    Daten, vereinzelt aber auch langzeitige Daten bis ca. 40.000h vor [5]. Neben den guten Zeitstand-

    eigenschaften werden auch hinreichende Ermdungs- und Dampfoxidationseigenschaften ge-

    fordert. In zuknftigen Kraftwerken mit geplanten Anwendungstemperaturen von 700C bei

    thermisch hochbelasteten Bauteilen und Bauteilbereichen sollen auch Nickelbasislegierungen

    alleine, oder in Kombination mit konventionellen Stahlwerkstoffen zum Einsatz kommen. Parallel

    zur Verifizierung der langzeitigen Festigkeitsgren und Gefgestabilitt sind insbesondere Fragen

    der Herstellung wie Gie-, Schmied- und Schweibarkeit sowie der Wrmebehandlung zu prfen.

    Im Folgenden soll auf die chemische Zusammensetzung, die Wrmebehandlung und die Mikro-

    struktur von warmfesten ferritischen und hochwarmfesten martensitischen Sthlen eingegangen

    werden. Whrend ferritische und martensitische Sthle eine kubischraumzentrierte Gitterstruktur

    (-Gitter) aufweisen, zeigen austenitische Sthle eine kubischflchenzentrierte Gitterstruktur (-

    Gitter), mit einer greren Anzahl von Gleitebenen [6][7]. Durch den niedrigeren Diffusions-

    koeffizient und eine niedrige Stapelfehlerenergie [6] des -Gitters sind austenitische Sthle ge-

    genber ferritischen in Bezug auf die Zeitstandfestigkeit deutlich berlegen [6][8]. Ferner weisen

    austenitische Sthle eine hervorragende Korrosionsbestndigkeit auf [6][7], was sie fr den Ein-

    satz als Werkstoff fr berhitzerrohre und Dampfleitungen im Kesselbau auszeichnet [9].

  • 2 Stand des Wissens

    4

    Eine Bewertung der rein werkstoffabhngigen Wrmedehnungsempfindlichkeit warmfester Stahl-

    sorten resultiert aus der analytischen Lsung der elastisch berechneten Spannung T,x,y infolge be-

    hinderte thermische Ausdehnung bei konstanter Temperaturrate T& an der Oberflche einer mas-

    siven ebenen Platte der Dicke sB nach Gl. (1).

    2B2f

    *Ty,x,T

    *Ty,x,T s

    a

    T

    1

    E

    1

    E

    =

    =&

    mit Temperaturleitfhigkeit

    =P

    2

    ca

    werkstoffabhngige Wrmedehnungsempfindlichkeit = zul

    2a

    *E

    (1)

    Wrmeausdehnungskoeffizient und Temperaturleitfhigkeit a2 bei T = RT [10] :

    Ferritischer Stahl : = 1210-6 a2 = 46.800mm2/h

    Martensitischer Stahl : = 1110-6 a2 = 25.400mm2/h

    Austenitischer Stahl : = 1710-6 a2 = 13.700mm2/h

    Die deutlich kostengnstigeren ferritischen Sthle besitzen geringere Wrmeausdehnungskoef-

    fizienten und zeigen zudem wegen ihrer hheren Wrmeleitzahl eine hhere Temperaturleit-

    fhigkeit a2 als austenitische und martensitische Sthle [10]. Wegen der geringen Wrmedehn-

    ungsempfindlichkeit sind ferritische Sthle folglich vor allem fr groe und dickwandige Hoch-

    temperaturbauteile wie Turbinenwellen und Gehuse geeignet. Aus Gl. (1) ist zudem der bestim-

    mende Einflu der Bauteilabmessung sB auf die Materialbeanspruchung durch Temperaturwechsel

    ersichtlich.

    Warmfeste Sthle decken einen weiten Temperaturbereich ab. So kommen warmfeste Feinkorn-

    bausthle fr mig erhhte Temperaturen bis etwa 400C zum Einsatz, whrend konventionelle

    warmfeste Sthle im Zeitstandbereich von etwa 400 bis 550C betrieben werden. Fr die erst ge-

    nannte Gruppe sind die Eigenschaften Streckgrenze und Zhigkeit, besonders auch im Zusam-

    menhang mit mglichen Anlassversprdungseffekten, wesentlich, fr die zweite Gruppe spielt da-

    gegen die Kriechfestigkeit die entscheidende Rolle [10]. Die mikrostrukturelle Stabilitt ber beson-

    ders lange Beanspruchungsdauer von rd. 200.000h stellt hohe Anforderungen. Die Wrmebehand-

    lung der warmfesten Sthle zielt vorwiegend auf die Ausbildung eines bainitischen Gefges ab.

    Dieses ist gekennzeichnet durch einen C-armen -Mischkristall, dem bainitischen Ferrit, in na-

    deliger oder plattenfrmiger Form. Durch die Umwandlung aus dem Austenit wird eine hohe Ver-

    setzungsdichte erzeugt mit einer Anordnung in Versetzungszellen. Auerdem liegen feinst verteilte

    Karbide vor, entweder zwischen den Nadeln des bainitischen Ferrits oder innerhalb der Platten.

    Zustzlich knnen Martensit- und Restaustenitteile auftreten, letztere verschwinden beim Anlassen

    zugunsten weiteren Bainits [8].

  • 2 Stand des Wissens

    5

    Die meist bliche Wrmebehandlung bei den warmfesten ferritischen Sthlen ist ein Vergten [6],

    also ein Lsungsglhen oder Austenitisieren, wo die mglichst vollstndige Lsung des Kohlen-

    stoffes und der Sonderkarbidbildner im Gefge angestrebt wird, mit anschlieender - Um-

    wandlung [6] und darauf folgendem Anlassen [11] mit dem Ziel die Ausscheidung von feinverteilten

    Eisen- und Sonderkarbide zu gewhrleisten [11][12].

    Als festigkeitssteigernde Mechanismen sind in warmfesten Sthlen Mischkristall- und Ausschei-

    dungshrtung in unterschiedlichen Mae wirksam. Warmfeste ferritischen Sthlen sind vorwiegend

    mit Cr und Mo oder Cr, Mo und V legiert [13][14]. Neben dem Gefgeaufbau, d.h. den Anteilen an

    Ferrit, Bainit und Martensit haben bei den ferritischen Sthlen besonders die ausgeschiedenen

    Phasen einen groen Einfluss auf das Festigkeitsverhalten [6][14].

    Fr die Karbidhrtung kommen ausschlielich die sogenannten Sonderkarbide mit Mo, V, Cr und

    eventuell Ti in Frage [10]. Fe3C wrde viel zu rasch zu groen, unwirksamen Teilchen vergrbern,

    weil die Diffusion von C relevant wre. Als Sonderkarbide treten die Typen MC (M = V, Ti), M2C (M

    = Mo) und M23C6 (M = Cr, Fe, Mo) auf. Besonders das Karbid VC neigt wenig zur Vergrberung.

    Dies liegt an der geringen Diffusionsgeschwindigkeit des geschwindigkeitsbestimmenden Ele-

    ments V im Ferrit, welche geringer als die von Mo und W ist. Die Kriechfestigkeit der warmfesten

    Sthle vom Typ z.B. 1%CrMoNiV, 10CrMo9-10, 14MoV6-3 resultiert auerdem aus der Misch-

    kristallhrtung durch die Elemente Mo, Mn, V, Si und Cr.

    Sowohl festigkeitsmig als auch wegen mangelnder Korrosionsbestndigkeit sind die niedrig-

    legierten warmfesten CrMo(V)Sthle fr langzeitigen Einsatz oberhalb etwa 550C nicht geeignet

    [10]. Dies ist damit begrndet, wonach die warmfesten Sthle bis ca. 570C an Luft Zunder-

    schichten ausbilden, die berwiegend aus einer ueren dnnen Fe2O3Schicht (Hmatit) und

    einem innenliegenden, dickeren Fe3O4-reichen Spinell (Magnetit) bestehen. Bei noch hheren

    Temperaturen bilden sich FeO (Wstit) als dritte, dickenmig weit berwiegende Schicht direkt

    ber dem Grundwerkstoff und verursacht einen starken Anstieg der Zundergeschwindigkeit.

    Die 9-12%CrMoV Sthle bilden den Anschluss zu den niedrig legierten warmfesten CrMo- und

    CrMoVSthlen. Sie lassen sich bis 600C und hher betreiben und erlauben den Bau von therm-

    ischen Kraftwerken mit Dampfeintrittstemperaturen von 600C und gleichzeitig erhhtem Dampf-

    druck bis 300bar. Diese Dampfparameter und doppelte Zwischenberhitzung sind bereits in mo-

    dernen Kraftwerken [15] im Einsatz und bringen eine Einsparung im Wrmeverbrauch von ca. 8%

    und eine entsprechende Reduktion der CO2-Emission gegenber einem konventionellen Kraftwerk

    mit ca. 540C / 180bar und einfacher Zwischenberhitzung [16][17]. Die Dampfeintrittstemper-

    aturen an der Turbine sollen in Kraftwerken der neuen Generation auf 700 bis 720C gesteigert

    werden [16][17].

  • 2 Stand des Wissens

    6

    Die bekanntesten Vertreter der hochwarmfesten Sthle sind der Stahl X12CrMoWVNbN10-1-1 und

    seine Gussvariante GX12CrMoWVNbN10-1-1 sowie die in den USA entwickelte Legierung X10-

    CrMoVNb9-1 (T91, P91). Durch Optimierungen versucht man, die Temperatureinsatzgrenze dieser

    ferritisch / martensitischen Sthle auf ber 600C anzuheben [16][18][19][20][21][22], um den

    bergang zu den thermoermdungsempfindlichen und teureren Austeniten mglichst weit zu

    verschieben [23][24][10]. Der bereits im Betrieb angewendete Vertreter dieser Werkstoffe ist der

    Stahl X11CrMoCoNbNB9-1 und seine Gussvariante GX11CrMoCoNbNB9-1-1 [15]. Die gegenber

    dem Stahl vom Typ 10%CrMoWVNbN zustzlich mit dem Elementen Co und B zulegiert wurden,

    die zur Erhhung der Kriechfestigkeit, Duktilitt und Zeitstandfestigkeit beitragen [15][25], bisher

    aber nur in austenitischen Sthlen eingesetzt wurden [10]. Das Legierungselement Co verschiebt

    die Lage des Umwandlungspunktes des Gefges [26], damit sich mglichst vollstndige Gefge-

    umwandlung in Martensit stattfinden kann. Das Legierungselement B stabilisiert die Gre der

    M23C6Partikel [25]. Nach Untersuchungen von [27] ist hierfr die Einlagerung von B in einem Teil

    der M23C6 Ausscheidungen (M23(C, B)6) verantwortlich.

    Mit 12% liegt der CrGehalt der martensitischen Sthle an der Grenze der Nase im binren Fe-

    Cr-Phasendiagramm, d.h. die Sthle knnen gerade noch vollstndig austenitisiert und umge-

    wandelt werden. Die Austenitisierungstemperatur, die abhngig von der genauen Zusammen-

    setzung bei etwa 1050C liegt, muss daher recht genau eingehalten werden [28]. Zwischen etwa

    12-13%Cr befindet man sich bei entsprechend hohen Temperaturen im (+)Feld, oberhalb

    13%Cr ausschlielich im einphasigen Gebiet bis zur Solidustemperatur. Damit ist der CrGehalt

    in engen Grenzen vorgegeben, um optimale Festigkeit und Korrosionsbestndigkeit zu erzielen.

    Das Feld verschiebt sich durch die Zustze weiterer Legierungselemente, so dass die genauen

    Umwandlungstemperaturen fr die jeweilige Legierung zu bestimmen sind [10].

    Die hhere Gehalte an Cr, Mo sowie V und gegebenenfalls Nb in den hochlegierten CrMoV

    Sthlen rufen eine strkere Karbidhrtung hervor mit grundstzlich den gleichen Karbidtypen wie

    bei den warmfesten Sthlen, eventuell zustzlich mit Cr7C3 Karbiden. Das auerdem mgliche

    NbC vergrbert hnlich trge wie VC und verbessert die mikrostrukturelle Stabilitt.

    Aufgrund des hohen CrGehalts handelt es sich bei den 9-12%CrSthlen um lufthrtende

    Martensitbildner, deren Martensitinterval zwischen etwa 300C und knapp ber 100C liegt. Durch

    Anlassen knapp oberhalb 700C scheiden sich die genannten Karbide aus, je nach NGehalt z.T.

    auch als Karbonitride. Mit dem diffusionslosen Umklappen des kfz Gitters bei ca. 800C in tetra-

    gonal verzerrte krz - Gitter mit martensitischem Gefge entsteht eine feine Subkorn- oder Zell-

    struktur mit freien Versetzungen im Innern der Subkrner bzw. Zellen [29][10][28]. Beim Anlassen

    wird dieser Struktur durch die sich ausscheidenden Karbide fixiert und bleibt relativ erholungs-

    stabil. Trotz der hohen Versetzungsdichte kommt es im Anlassbereich oder whrend des Betriebes

    nicht zu Rekristallisation, weil die Karbide die Subkorn- und Growinkelkorngrenzenwanderung be-

    hindern. Zwar findet whrend des Hochtemperatureinsatzes der martensitischen Werkstoffe eine

  • 2 Stand des Wissens

    7

    Subkornvergrberung statt, die Substrukturhrtung wirkt jedoch ber lngere Zeiten kriechfestig-

    keitssteigernd verglichen mit einem nichtmartensitischen Gefge gleicher Zusammensetzung [10].

    Der Stabilisierung dieser Substruktur kommt bei der Legierungsentwicklung besondere Bedeutung

    im Hinblick auf Zeitstandeigenschaften zu.

    Die Wrmebehandlung erfolgt wie bei den 9-12%Cr-Sthlen blicherweise mit einer Austeniti-

    sierung bei ca. 1050-1130C, sowie einer anschlieenden Anlassbehandlung bei ca. 700C. Das

    Gefge nach der Wrmebehandlung bildet angelassenen Martensit, bestehend aus ferritischen

    Subkrnern mit ausgeschiedenen Karbiden auf den ehemaligen Austenitkorngrenzen [30]. Die

    Legierungen der Sthle dieser Gruppe umfassen zustzlich Mo, V und Nb. Je nach Stahltyp wird

    auch W, B und N zulegiert. Dabei knnen die Ferritbildner, vor allem Mo und W auch Deltaferrit

    bilden, das sich negativ auf Zeitstandfestigkeit, Zhigkeit und Kerbschlagarbeit auswirkt und daher

    eine unerwnschte Phase darstellt [31]. Der Ausgleich der Legierungselemente in bezug auf

    Deltaferrit stellt eine Hauptschwierigkeit bei den 9-12%Cr-Sthlen dar, da niedrige Gehalte an

    Austenitbildnern fr gute Schweibarkeit und gute Zhigkeitseigenschaften notwendig sind und

    hohe Gehalte an Ferritbildnern die Zeitstandfestigkeit erhhen. Beides fhrt jedoch zu hohen

    Deltaferritgehalten [30]. Auch der Ausgleich der Legierungsbilanz z.B. der Zugabe von Nickel und

    Mangan zur Erzielung eines vollmartensitischen Gefges ist schwierig, da hierdurch der AC1-

    Punkt soweit erniedrigt werden kann, dass eine Anlassbehandlung fr ein annehmbares Festig-

    keits- und Zhigkeitsniveau kaum noch mglich ist [30]. Wolfram begnstig die Bildung von Laves-

    Phase (Fe2(W,Mo)), deren Einfluss auf die Zeitstandfestigkeit kontrovers diskutiert wird [33], da die

    Laves-Phase Mo und W aus dem Mischkristall bindet, so dass deren Konzentration im

    Mischkristall nach langen Beanspruchungszeiten abnimmt [34][35][36]. Neben der Laves-Phase

    spielt die Z-Phase bei den 9-12%Cr-Sthlen eine wichtige Rolle [28]. Z-Phase ist ein komplexes

    Nitrid der Form Cr(V,Nb)N und tritt vor allem bei langzeitiger Hochtemperaturbeanspruchung auf

    [37]. Da die Z-Phase im Vergleich zu MX-Teilchen wie V(C, N) und Nb(C, N) besonders schnell

    und stark vergrbert [37][38] und verantwortlich fr die Auflsung feiner Karbide und Nitride bei

    langen Beanspruchungszeiten ist, trgt sie wesentlich zur Abnahme der Zeitstandfestigkeit und

    Hrte im Langzeitbereich bei [32].

    Die Bewertung von Werkstoffeigenschaften unter Betriebsbeanspruchung sowie die Entwicklung

    von Konzepten zur Lebensdauervorhersage setzen eine grndliche Kenntnis mikrostruktureller

    Vorgnge voraus. Dabei ist die Anzahl, Gre und Verteilung von Ausscheidungen, sowie die Ver-

    setzungsstruktur von besonderem Interesse [29][39][40], die sich bei Hochtemperaturbelastung mit

    fortschreitender Beanspruchungszeit ndert.

    Die fr die Entfestigung des Werkstoffs bei langen Beanspruchungszeiten verantwortliche Ver-

    grberung der Ausscheidungen und Subkornstruktur wurde in einigen Untersuchungen nachge-

    wiesen z.B. [40][41]. Bei den 9-12%Cr-Sthlen wird insbesondere dem Ausscheidungszustand in

    Abhngigkeit von Temperatur, Zeit und mechanischer Belastung entscheidende Bedeutung zur

  • 2 Stand des Wissens

    8

    Vorhersage des langzeitigen Kriechverhaltens zugemessen [40]. In [42] wurden berhitzerrohre

    aus martensitischen 9%Cr-Sthlen im langzeitigen Einsatz bei 600C untersucht. Dabei zeigt sich

    ein erheblicher Temperatureinfluss auf die Vergrberung der Ausscheidungen Bild 2.10 und damit

    verbunden ein Rckgang der Festigkeitswerte [28]. Aus Untersuchengen am Gefge von langlauf-

    enden Ermdungsversuchen mit berlagerung von Kriechbeanspruchung zeigte sich ebenso eine

    Vergrberung der Subkornstruktur [43].

    Zusammenfassend lsst sich festhalten, dass das Wissen ber mikrostrukturelle Vorgnge von 9-

    12%CrSthle eine langzeitige experimentelle Basis erfordert und die Kenntnisse beispielweise

    zum Ermdungs- und Kriechermdungsverhalten noch sprlich sind.

    2.2 Verformungsvorgnge bei hohen Temperaturen

    Bei Temperaturen T / TS = 0,30 0,40 erweitert sich das Verformungsverhalten metallischer Werk-

    stoffe um zeitabhngige plastische Kriechvorgnge welche im wesentlichen auf Lehrstellendif-

    fusion und transkristalline Versetzungsbewegungen beruhen. Interkristalline Vorgnge wie Korn-

    grenzengleiten und Korngrenzendiffusion sind ebenfalls am Kriechen beteiligt [10]. Die Kriechge-

    schwindigkeit hngt im wesentlichen von der Erzeugung, Bewegung und Anihilierung der Ver-

    setzungen ab. Die Versetzungsstuktur resultiert aus einem kontinuierlichen Prozess der Auflsung

    und Neubildung. Plastische Verformung fhrt anfnglich zu einer hheren Versetzungsdichte und

    damit verbundener Festigkeitssteigerung. Mit zunehmender plastischer Verformung stellt sich dann

    ein Gleichgewicht zwischen den neu entstehenden Versetzungen und den sich gegenseitig anihi-

    lierenden Versetzungen ein, was die Festigkeitssteigerung begrenzt. Bei hohen Spannungen ba-

    siert der Verformungsprozess hauptschlich auf Versetzungsgleiten [9], was in der Regel nach

    groer plastischer Verformung zum transkristallinen Bruch fhrt. Bei niedrigeren Spannungen und

    hheren Temperaturen dominieren die thermisch aktivierten Gefgeumwandlungen und der Ver-

    formungsprozess wird durch das Versetzungskriechen bestimmt. Dabei fhren Diffusionsvorgnge

    und Klettern von Stufenversetzungen zur plastischen Verformung. Bei hohen Temperaturen kann

    sich damit die Versetzungsdichte auch ohne weitere plastisch Verformung durch thermisch

    aktivierte Versetzungsbewegungen verringern, was mit statischer Erholung bezeichnet ist. Die sich

    im Verlauf des Versetzungskriechen ausbildende hohe Versetzungsdichte an den Korngrenzen be-

    gnstigt Diffusionsvorgnge, so dass Korngrenzen Schwachstellen darstellen, an denen sich

    Poren und Mikrorisse z.B. an den Korngrenztripelkanten bilden, die zu interkristallinem Bruch

    fhren. Bei sehr hohen Temperaturen auerhalb des Einsatzfeldes warmfester Sthle knnen Ver-

    setzungen durch Diffusionsprozesse auch Hindernisse umgehen [10]. Bei noch hheren Temper-

    aturen T / TS > 0,60 und entsprechend kleinen Spannungen speist sich die plastische Verformung

    alleine aus den Diffusionsvorgngen [10]. Bei diesem Diffusionskriechen erfolgt ein Stofftransport

    entlang der Korngrenzen (Nabarro-Herring-Kriechen) oder durch das Gefgegitter (Coble-

  • 2 Stand des Wissens

    9

    Kriechen) [10]. Einen anschaulichen berblick ber die relevanten Kriechmechanismen geben die

    spannungs- und temperaturabhngigen Deformation-Maps (Bild 2.1) fr verschiedenste Werk-

    stoffe. Die verschiedenen Kriechmechanismen uern sich in der logarithmischen Darstellung der

    sekundren Kriechgeschwindigkeit ber der Spannung )(min,p & in einem spannungsabhngigen

    Nortonexponenten n() (Bild 2.2).

    Die thermisch aktivierten Gefgemechanismen und die damit verbundene Plastizierung treten im

    gesamten Spannungsbereich 0 < < Ru,T auf. Es kann daher bei Hochtemperaturanwendungen T

    / TS 0,30 0,40 nur von einer pseudoelastische Grenze gesprochen werden [10].

    2.3 Verformungsbeschreibung mittels Kriechgleichungen

    Bei statischer und quasistatischer Beanspruchung ohne Vorzeichenwechsel der Spannung

    werden zur Deformationsberechnung mehr oder weniger einfache meist phnomenologische, aber

    auch konstitutive Kriechgleichungen herangezogen, die aus den Ergebnissen des Zeitstandver-

    suchs abgeleitet sind. Als elementarste Kriechgleichung wird fr Nherungsrechnungen oft das

    Norton'sche Kriechgesetz Gl. (2).

    n

    p K =& (2)

    herangezogen. Die Spannungsabhngigkeit der Kriechgeschwindigkeit p& wird ber ein Potenzge-

    setz mit dem Nortonexponenten n und die Viskositt des Werkstoffs durch die Konstante K erfasst.

    Die Parameter K und n selbst sind temperaturabhngig. Dieses konstitutive Gesetz ist in Abwand-

    lungen auch in den meisten anderen Kriechbeschreibungen als Basis der Spannungsabhngigkeit

    enthalten, wie z.B. in der den Primr- und Sekundrbereich beschreibenden Kriechgleichung nach

    Norton-Bailey Gl. (3) [44].

    m/)m1(

    pm/1n

    p /)K(m=& (3)

    Mit 1mn

    p tKm=& ergibt sich die bekanntere Darstellung mnp tK = .

    Das Norton`sche Kriechgesetz und die Kriechgleichung nach Norton-Bailey sind Beispiele fr kon-

    stitutive Kriechgesetze. Daneben ist eine Flle phnomenologischer Kriechbeschreibungen ver-

    breitet.

    Eine kompliziertere, phnomenologische Beziehung ist die Kriechgleichung von Graham und Wal-

    les [45]

    3

    323/1

    1ip tKtKtK +++= (4)

  • 2 Stand des Wissens

    10

    mit der plastischen Anfangsdehnung i und den Koeffizienten K1 , K2 und K3, die von Spannung

    und Temperatur abhngen. Weitere Beispiele fr phnomenologische Kriechgesetze sind das be-

    sonders im angelschsischen Raum verbreitete Theta-Konzept [46]

    )e1()e1(t

    3t

    1ip42 ++= (5)

    mit den spannungs- und temperaturabhngigen Koeffizienten 1 bis 4 und die modifizierte Garo-falo-Gleichung [47][48].

    ( )f233min,pmax,1fip t/tCt)t(H +++= & (6)

    Die Beschreibung des Primrkriechbereiches erfolgt durch den Maximalbetrag der Primrkriech-

    dehnung f1,max, gekoppelt mit der im Primrkriechbereich aufklingenden Zeitfunktion H(t). Der

    sekundre Kriechbereich wird mit der minimalen Kriechgeschwindigkeit min,p& erfat und der

    Tertirkriechanteil auf die bergangszeit t23 bezogenen. Die Gren f1,max und min,p& hngen von

    Spannung und Temperatur ab und die bergangszeit t23 von der Gre min,p& . Die Kriech-

    gleichung (6) wurde mit entsprechenden Subfunktionen fr die Gren i, f1,max, H(t) und min,p&

    schon fr eine groe Zahl warmfester Sthle [48][49][50] und Nickelbasislegierungen [52]

    modelliert. Die entstandenen Gleichungen stehen in einem PC-Programm KARA und in der User-

    Subroutine CREEP des FEM-Programms ABAQUS zur Verfgung.

    Sie hat sich bei bauteilnahen Berechnungen wie z.B in [53] bewhrt und werden in der Industrie

    insbesondere fr Verformungsberechnungen unter quasistatischer Kriechbeanspruchung einge-

    setzt. Entsprechende Kriechgleichungen nach Gl. (6) fr die neuen 600C-Sthle des Typs

    10%CrMoWNbN liegen seit kurzem vor [28].

    Bei FEM-Berechnungen mit implementiertem Kriechgesetz kann die Dehnungsdifferenz p aus

    der Kriechgeschwindigkeit p& wie z.B. bei Gl. (2) und (3) und dem Zeitinkrement t berechnet

    werden [54]. Naturgem liegen vor allem konstitutive Kriechgesetze meist nur in impliziter Form

    )T,,( Vppp = && vor.

    t)T,,( Vppp = & (7)

    Existiert fr das Kriechgesetz eine explizite Darstellung wie z.B. bei Gl. (4), (5) und (6), kann die

    Dehnungsdifferenz p auch ber den Unterschied der Kriechdehnung zwischen Anfang und Ende

    des Zeitinkrementes t bestimmt werden.

    )T,,t()T,,tt( VpVpp += (8)

    Spannungs- und Temperaturnderungen werden durch Zusatzregeln wie die Zeit- oder die Dehn-

    ungsverfestigungsregel bercksichtigt.

  • 2 Stand des Wissens

    11

    Die Mehrachsigkeit wird bei den aus einaxialen Versuchen abgeleiteten Kriechgleichungen im

    FEM-Programm ber die von Mises-Spannung V bercksichtigt. Die nderung des plastischen

    Dehnungstensors pE& , sprich die Flierichtung der plastischen Dehnung ergibt sich aus der Multi-

    plikation der skalaren Dehnungsrate p& mit der normierten Richtung des Spannungsdeviators TD,

    bzw. der Normalen auf der Flieflche nach der Prandtl-Reuss-Gleichung Gl. (9).

    V

    D

    pV

    pp 23

    =

    = TT

    E &&& fr DDV 23

    TT = mit tpp = & (9)

    V

    D

    pV

    pp 23

    =

    = TT

    E

    2.4 Phnomenologische Lebensdauerrechnung

    Eine relativ einfach anwendbare und bewhrte Methode zur Abschtzung der Lebensdauer eines

    Bauteils oder einer Bauteilzone unter bekannter, zeitlich vernderlicher Zeitstandbeanspruchung

    ist die modifizierte LDAR. Deren Anwendungsgrenzen wurden in einer Reihe vorangegangener

    Arbeiten [55][56][28][57][58] fr wichtige warmfeste Sthle von einstufigen Beanspruchungszyklen

    auf mehrstufige und auf regellose Beanspruchungszyklen ausgedehnt und experimentell besttigt.

    Zur Anwendung dieser Regel wurde ein Lebensdauerzhlerprogramm LARA S erstellt. Es ist in der

    Lage, die regellose Beanspruchung in die schon bekannten Teilzyklen zu zerlegen und die Le-

    bensdauer auf dieser Grundlage mit zustzlicher Bercksichtigung beschrnkter Dehnwechsel-

    schdigungsanteile abzuschtzen.

    Die Bruchzeit eines Werkstoffs unter vernderlicher Zeitstandbeanspruchung lsst sich mit der

    modifizierten Lebensdaueranteilregel zu

    =i

    i,uit t/tL und =i

    iv,u tt (10)

    abschtzen [57]. In dieser Gleichung ist ti ein Zeitinkrement fr eine Phase i konstanter bzw. quasi-konstanter Beanspruchung mit der korrespondierenden Bruchzeit tui. Die Zeit tuv steht fr die

    Bruchzeit einer Zeitstandprobe unter vernderlicher Beanspruchung, was gleich bedeutend mit

    dem Anriss einer vergleichbar beanspruchten kritischen Bauteilzone ist. Die Zeit tuv wird erreicht,

    wenn die Summe der Lebensdaueranteile ti / tu,i eine kritische relative Lebensdauer Lt fr Zeit-standbruch erreicht. Auf die gleiche Art und Weise knnen Dehnlebensdaueranteile ti / tp,i ak-kumuliert werden :

    =i

    i,pip t/tL und =i

    iv,p tt (11)

  • 2 Stand des Wissens

    12

    In dieser Gleichung ist tp,v die Beanspruchungsdauer zum Erreichen einer Dehnung p = p,v bei vernderlicher Zeitstandbeanspruchung und Lp die zugehrige relative Dehnlebensdauer.

    Zur Anwendung der Gln. (10) und (11) mssen sowohl Zeitstandkennwerte fr konstante Bean-

    spruchung, d.h. Bruchzeiten tu(,T) oder Dehngrenzzeiten tp(,T) als auch der zeitlich vernder-liche Beanspruchungsverlauf (t) und T(t) bekannt sein. Ferner mssen die Werte der relativen Lebensdauer Lt und Lp fr die interessierenden Beanspruchungsablufe bekannt sein. Das erfor-

    dert fr die zu betrachtenden Werkstoffe vorausgehende zyklische Zeitstandversuche in weiten,

    ein- und mehrstufigen Zyklen abdeckenden Beanspruchungsbereichen [56].

    Die Werte Lt und Lp liegen meist unter Eins. Das ist die Folge von Kriechbeschleunigungen, die

    durch die Neuordnung der Versetzungsstruktur nach Beanspruchungsnderungen und durch die

    bei vernderlicher Zeitstandbeanspruchung beschleunigte Teilchenvergrberung entstehen [59].

    Allgemein hngt die relative Lebensdauer vom zeitlichen Verlauf der Spannung und der Temper-

    atur ab. In zyklischen Zeitstandversuchen wurden diese Werte an ausgesuchten Kraftwerkssthlen

    zunchst bei einstufiger Beanspruchungsnderung ermittelt [60]. Der lebensdauerabmindernde

    Einfluss einer in einen Einstufenzyklus eingefgten begrenzten Druckspannungsphase erfolgte in

    [61]. Bei einem Groteil der Experimente bis zu Versuchsdauern von rd. 3.000h betrug die

    maximal erreichte Anzahl der Zyklen bis zum Bruch Nu 30. Einige Vergleichsversuche mit

    deutlich hherer Zykluszahl Nu 1.000 besttigten ebenfalls die Gltigkeit der LDAR bei zyklischer

    Zeitstandbeanspruchung.

    Auf der Basis von durchgefhrten zyklischen Zeitstandversuche konnten die Werte der kritischen

    Lebensdauer Lkrit mit einem Faktorenkonzept Gl. (12)

    dptTTZZWkrit LLLLLLLL = (12)

    empirisch beschrieben werden [62]. Die Faktoren wurden durch schrittweise Regressionsanalyse

    bestimmt. Das charakteristische Verhalten der spezifischen Werkstoffe einer Stahlsorte wird durch

    einen Werkstofffaktor LW dargestellt, der in den meisten Fllen durch die experimentelle Unter-

    suchung mehrerer Schmelzen abgesichert ist. Der Zyklusfaktor LZ beschreibt den Einfluss einer

    Spannungsnderung mit dem Spitzenzeitanteil x = t1 / (t1+t2) und dem Spannungsverhltnis R

    = min / max mit 0 . R 1. Fr grere Spannungssprnge mit kleinem R ist der Zyklusfaktor LZ

    deutlich kleiner was den Einfluss wechselnder Lasten verdeutlicht. Der Zyklusfaktor LTZ steht fr

    die Wirkung eines Temperatursprungs T. Darber hinaus beeinflusst die Grundtemperatur T1 des Beanspruchungszyklus in Bezug auf die charakteristischen Temperatur der Stahlgruppe Tmin die

    relative Lebensdauer. Das wird durch den Temperaturfaktor LT in Abhngigkeit von der Differenz

    T1-Tmin bercksichtigt. Der Einfluss der zu betrachtenden Dehnung bzw. des Zeitstandbruchs bei

    der Lebensdauerabschtzung wird mit einem Dehnungsfaktor Lp beschrieben. Er nimmt den Wert

    Eins fr Zeitstandbruch bei tu und einen Wert grer Eins fr eine bestimmte Dehnung p ein.

  • 2 Stand des Wissens

    13

    Schlielich beschreibt ein Druckfaktor Ld = 0,80 den lebensdauerabmindernden Effekt einer be-

    grenzten Druckspannungsphase. Dieser Faktor kann allerdings nur fr die Berechnung von Zeit-

    standbruch eingesetzt werden. Die anderen Faktoren und die bisher untersuchten Sthle wurden

    in einer Reihe vorangegangener Arbeiten [56][62][58] bestimmt.

    Zur Ausdehnung dieses einfachen Konzepts auf mehrstufige Beanspruchungszyklen wurde eine

    Schritthypothese entwickelt, die den Verbrauch der relativen Lebensdauer eines Mehrstufenzyklus

    auf der Basis der oben beschriebenen Erkenntnisse zum Einstufenzyklus beschreibt. Einzelheiten

    sind in [56] beschrieben.

    Um den allgemeinen Fall der regellosen Zeitstandbeanspruchung zu untersuchen, wurden Be-

    triebsaufzeichnungen von Kraftwerksbauteilen (Bild 2.3) analysiert [56], deren Beanspruchung zum

    grten Teil im Bereich der Zeitstandbeanspruchung liegt. Da aber fast immer auch kurze ber-

    elastische Beanspruchungen auftreten, wird im Fall der regellosen Beanspruchung die verallge-

    meinerte Schadensakkumulationshypothese Gl. (13) als Superposition der Robinson und der

    Miner-Regel herangezogen [63].

    +=+=j

    j,Aji

    i,uiAt N/Nt/tLLL (13)

    In ihr werden Zeitstandlebensdaueranteile ti / tu,i zu einer relativen Zeitstandlebensdauer Lt und Dehnwechsellebensdaueranteile Nj / NA,j zu einer relativen Dehnwechsellebensdauer LA akku-

    muliert. Die berlagerung dieser relativen Lebensdaueranteile ergibt die relative Kriechermd-

    ungslebensdauer L. Die Gre ti stellt die Dauer konstanter oder quasikonstanter Zeitstandbean-spruchung dar, die nach einer Bezugsbruchzeit tu,i zum Versagen durch Bruch fhren wrde. Bei

    der Gre Nj handelt es sich um die Anzahl von Dehnwechseln unter konstanter Beanspruchung,

    die nach der Bezugsanrisswechselzahl NA,j zu einem makroskopischen Anriss der Probe von ca.

    0,2 bis 1,0mm fhrt. Diese Schadensakkumulationshypothese wird wegen ihrer leichten, dem

    ingenieurmigen Verstndnis konformen Handhabung fr die Abschtzungen der Bauteiler-

    schpfung im Kriechermdungsbereich eingesetzt und findet eine breite Anwendung.

    Betriebsdauern von Hochtemperaturbauteilen in Kraftwerksanlagen betragen 100.000h bis

    300.000h. Daher sind langzeitig abgesicherte Kriechermdungskennwerte fr die Lebensdauerab-

    schtzung unerlsslich. Erkenntnissen hinsichtlich der Beschreibung von Verformung und Sch-

    digung bei Kriechermdungsbeanspruchung lieferten langzeitige, betriebshnliche Versuche an

    den Schmelzen der Sthle 28CrMoNiV4-9 / 216e und X21CrMoV12-1 / 220m mit Anrissdauern von

    rd. 30.000h und darber [64]. An je einer Schmelze der martensitischen Sthle X12CrMo-

    WVNbN10-1-1 / 1A, GX12CrMoWVNbN10-1-1 / 2A und X10CrMoVNb9-1 / 219a wurden betriebs-

    hnliche Dehnwechselversuche mit Versuchsdauern bis rd. 15.000h durchgefhrt [55]. Die Aus-

    wertung ergab fr den kritischen akkumulierten Lebensdauerverbrauch bei Anriss Werte von Lkrit =

    0,65 bis 0,70 [55].

  • 2 Stand des Wissens

    14

    Gefgeuntersuchungen an Proben aus Langzeitkriechermdungsversuchen weisen typische Merk-

    male von Korngrenzschden auf [64]. Die Zerrttung an den Korngrenzen besttigen einen erheb-

    lichen Anteil der Kriechschdigung und damit die Anwendbarkeit der verallgemeinerter Schadens-

    akkumulationshypothese.

    2.5 Statisches und zyklisches Kerbverhalten

    Die oben geschilderten Ergebnisse resultieren aus Untersuchungen an glatten einaxial bean-

    spruchten Proben. Da die Hochtemperaturbauteile an ihrer Oberflche durch zyklische An- und

    Abfahrvorgnge in der Regel einer zweiaxialen Kriechermdungsbeanspruchung und im Bauteil-

    innern einer dreiaxialen eher stationren Kriechbeanspruchung unterliegen, stellt sich die Frage

    nach der bertragbarkeit der Ergebnisse bei mehraxialer Beanspruchung. Kerbproben liefern hier

    einen wichtigen Beitrag zur Beschreibung des mehraxialen Verformungs- und Schdigungsver-

    haltens. In [28][66] wurde daher unter Einsatz eines Miniaturdehnungsaufnehmers an Rundkerb-

    proben aus den neuen 9-10%Cr-Sthlen die Kerbdehnung bei Kriech- und Kriechermdungsver-

    suchen direkt gemessenen. Die Nachrechnung der Experimente mit ABAQUS unter Verwendung

    einer aufwendigen Kriechbeschreibung nach Gl. (6) ergab eine hinreichende bereinstimmung nur

    in den ersten Beanspruchungszyklen. Hieraus begrndet sich der Bedarf nach verbesserten Kon-

    zepten zur numerischen Simulation des Verformungs- und Schdigungsverhaltens unter mehr-

    axialer Beanspruchung. Neben Kerbproben sind auch andere Probengeometrien [65] von

    Interesse, wie beispielsweise Kreuzproben [66] zur experimentellen Abbildung der Beanspruchung

    instationr beheizter Oberflchen.

    2.6 Konstitutive Methoden der Werkstoffbeschreibung

    Die beschriebenen phnomenologischen, empirischen Anstze, erfordern einen hohen experimen-

    tellen Aufwand zur Bercksichtigung verschiedener Parameterkonfigurationen. Zudem ist keine

    integralen Beschreibung von Verformung und Schdigung mglich und die Vorhersage des Mater-

    ialverhaltens gilt bislang nur fr vereinfachte Beanspruchungszyklen. Konstitutive Materialmodelle

    bieten dagegen die Mglichkeit der integralen Materialbeschreibung fr Verformung und Schdig-

    ung. Bei den konstitutiven Materialmodellen handelt es sich um die mathematische Beschreibung

    des Stoffgesetzes durch ein gekoppeltes DGL-System fr die inneren Variablen. Wesentlicher

    Vorteil der konstitutiven Werkstoffbeschreibungen ist die integrale Beschreibung von Verformung

    und Werkstoffschdigung.

  • 2 Stand des Wissens

    15

    Aus der Vielzahl existierender konstitutiver Werkstoffbeschreibungen sollen hier stellvertretend

    einige Vertreter viskoplastischer Materialmodelle zur Materialbeschreibung bei hohen Temper-

    aturen diskutiert werden.

    2.6.1 Materialmodell nach Robinson

    Das Robinson-Modell mit erweiterten Norton-Ansatz nach [67] ist vom Typ her ein viskoplastisches

    Materialmodell mit Evolutionsgleichungen fr die innere Rckspannung und Schdigung. Es ist in

    der Lage reine Zug- und Druckbeanspruchung zu beschreiben. Die beiden wichtigsten inneren

    Variablen in dem betrachteten DGL-System (14) sind die innere Spannung i, die ein Ma fr den Widerstand des Werkstoffs gegen die Verformung infolge uerer Beanspruchung ist und die

    Variable D zur Bercksichtigung von Schdigung und Entfestigung. Der hier verwendete Schdi-

    gungsansatz geht auf Untersuchungen von Kachanov und Rabotnov zurck und wurde in [67]

    modifiziert und um einen Term konstanter Entfestigung erweitert.

    )(sign

    n

    D1)(A i

    ip

    =& (14)

    )()(

    )(nCCn

    is

    i

    1C

    is

    iis021

    2

    =

    &&

    pp

    iis1i ))((B = &&

    T

    )(r

    i)(r

    p D)D1()(AD

    0

    0 &&& +

    =

    Materialparameter : Verformung (8) : E, no, C1, C2, B1, p, A(), is() / Schdigung (3) : A(), r0(), TD&

    Bei dem DGL-System (14) handelt es sich um eine abgewandelte Form des Nortonschen Kriech-

    gesetzes. Die treibende Kraft fr die Verformung ist hier jedoch die effektive Spannung als Dif-

    ferenz der ueren und inneren Spannung |i|, wobei die Entwicklung der inneren Spannung i ebenfalls von mehreren inneren und ueren Einflussgren abhngt. Die innere Spannung steigt

    zunchst schnell an, um sich dann einem werkstoff- und temperaturabhngigen stationren Wert

    zu nhern, der so lange konstant bleibt, wie sich die uere Beanspruchung nicht ndert. Die Divi-

    sion der Spannungsgren |i| durch den Term (1D) bewirkt mit zunehmender Schdigung einen berproportionalen Anstieg der Dehnrate p& infolge der zunehmenden, effektiven Spannung |i| / (1D) (siehe Abschnitt 2.6.2.1). Der Parameter fr Schdigung und Entfestigung D be-

  • 2 Stand des Wissens

    16

    schreibt damit die Reduktion des tragenden Restquerschnittes infolge mikrostruktureller Vernder-

    ung und Schdigung. Eine weitere innere Variable, die einer zeitlichen Entwicklung unterliegt, ist

    der Spannungsexponent n, der relativ schnell von seinem Anfangswert n auf einen konstanten

    Wert n0 abfllt.

    Damit trgt der Spannungsexponent n wesentlich zur korrekten Beschreibung des Werkstoffver-

    haltens im primren Kriechbereich bei, wohingegen ein konstanter Exponent der konstanten Steig-

    ung der Kriechkurve im sekundren Bereich entspricht. Die Zunahme der Kriechgeschwindigkeit

    im tertiren Bereich wird hauptschlich durch den schon erwhnten berproportionalen Anstieg der

    Schdigungs- und Entfestigungsgre D bewirkt. Auf diese Art und Weise wird das gesamte Werk-

    stoffverhalten bei konstanter Zeitstandbeanspruchung hinreichend gut beschrieben. Es zeigte sich

    jedoch auch, dass diese Gleichungen vermittels einiger Modifikationen zur Beschreibung von ver-

    nderlicher Zeitstandbeanspruchung in der Lage sind. Die Signum- Funktion sorgt dafr, dass sich

    bei einem Vorzeichenwechsel der effektiven Spannung auch das Vorzeichen der Kriechrate

    ndert. Als bei der Anwendung nachteilig ist die hohe Anzahl von spannungsabhngigen Material-

    parametern zu werten, welche ber den Spannungsbereich tabellarisch anzugeben sind [67]. Das

    Materialmodell ist zudem nur fr reine Zug- und Druckbeanspruchung entwickelt und diskutiert

    worden.

    2.6.2 Materialmodell nach Chaboche

    Zu den bekanntesten und verbreitetsten konstitutiven Werksoffmodellen zhlt das Chaboche-Mo-

    dell nach [68][69][70].

    Fr kleine Deformationen geht man von einer additiven Zerlegung des Dehnungstensors E in

    einen elastischen Ee und plastischen Dehnungstensor Ep aus.

    pe EEE += (15)

    Mit der elastischen Dehnung Ee und den Dehnungsgren der kinematischen Y und isotropen

    Verfestigung r wird folgender Ansatz fr die freie Energiefunktion festgelegt.

    ee 2

    1ET

    = und += Rdr

    121

    p Y (16)

    )r2r(r22

    c][

    21

    )r,()( 0eepeepe ++

    +

    =+=+= YYEEYE C

    Die Verknpfung des Spannungstensors T mit der Elastischen Dehnung Ee erfolgt ber das

    Hookesche Gesetz mit dem Elastizittstensor C.

  • 2 Stand des Wissens

    17

    ][: ee

    e EE

    T C=

    = mit 11+= 2C (17)

    Die Verknpfung der Spannungswerte der kinematischen und isotropen Verfestigung R mit den

    dehnungswertigen Verfestigungsgren Y und r erfolgt hingegen skalar.

    YY

    c: p =

    = (18)

    )rr(r

    :R 0p +=

    = (19)

    Aus der Differenz der deviatorischen Anteile von Spannungstensor und kinematischen Verfestig-

    ungstensor D)( T wird eine Vergleichsspannung f z.B. nach von Mises gebildet.

    DD )()(23

    ),(ff TTT == (20)

    Die treibende Kraft fr die Plastizierung ergibt sich aus der viskosen berspannung F, welche

    aus der Differenz von Vergleichsspannung f und Materialwiderstand 0kRk += gebildet wird.

    00 kRfkR),(f)R,,(FF === TT (21)

    Die Entwicklungsgleichung fr die plastische Bogenlnge s bildet das Viskosittsgesetz mit der

    viskosen berspannung F.

    m

    V

    m

    KFF

    s =

    =& mit mVK = (22)

    Fr die Entwicklung des plastischen Dehnungstensors Ep wird angenommen, dass er proportional

    zur plastischen Bogenlnge s& in Richtung der Normalen auf der Flieflche T /f (assoziierte Normalenregel) ansteigt.

    sf

    )(23f D

    p&&

    TT

    E=

    = (23)

    s&= folgt aus pp32

    s EE &&& =

    Die Evolutionsgleichungen fr die Dehnungsgren der kinematischen Y und isotropen Verfestig-

    ung r leiten sich aus der Dissipationsungleichung ab.

  • 2 Stand des Wissens

    18

    0 )-()r-s( Rksr R p0pppd ++=== YEYETET &&&&&&&&&&D (24)

    ist erfllt fr 0 )r-s( R && und zugleich 0 )-( p YE && (25)

    Beide Ungleichungen sind mit einem Verfestigungsansatz nach Armstrong-Frederick [71] fr die

    Dehnungsgren der kinematischen Y und isotropen Verfestigung r erfllt

    YYYEY1w

    p cpsb= &&& (26)

    r)r(srsr1= &&& (27)

    Die Evolutionsgleichungen der kinematischen und isotropen Verfestigung bestehen aus einem ent-

    stehenden Term, welcher bewirkt, dass zu Anfang die kinematische Verfestigung Y linear mit Ep

    und die isotrope Verfestigung r linear mit s ansteigt. Daraus ergibt sich, dass die kinematische Ver-

    festigung eine Verschiebung der Flieflche in Richtung der durch die Beanspruchung entstehen-

    den plastischen Dehnung bewirkt, wohingegen die isotrope Verfestigung einer Aufweitung des

    Fliezylinders entspricht (Bild 2.4). Diesen Entstehungstermen folgt jeweils ein die Verfestigung

    begrenzender dynamischer und statischer Erholungsterm.

    Die Evolutionsgleichungen fr die kinematische und isotrope Verfestigung beschreiben damit die

    Festigkeitssteigerung infolge Versetzungsentstehung aufgrund plastischer Verformung. Der dy-

    namische Erholungsanteil beschreibt die gegenseitige Annihilierung von Versetzungen mit zu-

    nehmender Versetzungsdichte bei weiterer plastischer Verformung. Der statische Erholungsterm

    modelliert den thermisch aktivierten Versetzungsabbau bei hohen Temperaturen, da der durch

    plastische Verformung entstandene Versetzungszustand instabil ist. Durch thermische Aktivierung

    bei hohen Temperaturen knnen Versetzungen wandern und sich gegenseitig auslschen.

    Die Definition des Chaboche-Modells ist damit durch das DGL-Stystem in Gl. (28) definiert.

    pe EEE += (28)

    ][ eET C= mit 11+= 2C

    Y c=

    )rr(R 0 +=

    DD )()(23

    f TT =

    0kRfF =

  • 2 Stand des Wissens

    19

    m

    V

    m

    KFF

    s =

    =& mit mVK =

    sf

    )(23 D

    p&&

    TE

    =

    YYYEY1w

    p cpsb= &&&

    r)r(srsr1= &&&

    Materialparameter : Verformung (14) : E, , k0, Kv, m, c, b, p, w, , , , , r0

    2.6.2.1 Isotrope Schdigung, Dehnungsquivalenz

    Die Einarbeitung einer isotropen Schdigungsgre D erfolgt wie in [69][70] beschrieben durch die

    Betrachtung eines fiktiven Materials (f) fr welches die Beziehungen und Entwicklungsgleichungen

    des Chaboche-Modells ohne Schdigung nach Gl. (28) gelten. Die Spannungswerte T, und R

    aus Gl. (28) werden hierbei einfach durch die effektiven Spannungswerte T~ , ~

    und R~

    ersetzt.

    Die Betrachtung geht dabei, wie in [75] beschrieben, von der Vorstellung aus, dass sich der

    tragende Querschnitt um den Anteil der Schdigungsgre D verringert. Im verbleibenden,

    tragenden Querschnittsanteil herrschen demzufolge hhere, effektive Spannungswerte.

    )D1(

    :~

    = TT

    )D1(:

    ~

    = )D1(

    R:R

    ~

    = (29)

    Wie die Bezeichnung Dehnungsquivalenz vermuten lsst sind die Dehnungsgren des realen

    Ee, Y und r und fiktiven Materials e~E , Y~ und r~ gleich (Bild 2.5a).

    ee~ EE = (30)

    YY =~

    rr~ = und 00 rr

    ~ =

    Der Vergleich der freien Energiefunktion fr das reale und fiktive Material )f( zeigt hingegen

    einen Unterschied um den Faktor (1D).

  • 2 Stand des Wissens

    20

    ++=+= r~R

    ~1~~21~~

    21

    e)f(

    p)f(

    e)f( YET

    ++=+= dr)D1(R1

    )D1(21

    )D1(21

    e)f(

    p)f(

    e)f( Y

    E

    T

    (31)

    ++=+= drR1

    21

    21

    epe YET

    )D1()f(

    =

    Die Vergleichsspannung des realen Materials entspricht der Vergleichsspannung des fiktiven

    Materials )~

    ,~(f:)D,,(f )f( TT = . Gleiches wird aufgrund der Dehnungsquivalent auch fr die

    Fliefunktion des realen Materials )R~

    ,~

    ,~

    (F:)D,R,,(F TT = angenommen.

    )D1(

    )()D1(

    )(23

    )~~

    ()~~

    (23

    )~

    ,~

    (f:)D,,(ffDD

    DD)f(

    ==== TTTTTT (32)

    00

    )f( k)D1(

    RfkR

    ~)

    ~,

    ~(f)R

    ~,

    ~,

    ~(F:)D,R,,(FF

    ==== TTT

    Die restlichen Beziehungen und Entwicklungsgleichungen des DGL-Systems fr das reale Material

    Gl. (33) lassen sich ebenfalls aus dem Chaboche-Modell ohne Schdigungsgre in Gl. (28) durch

    Substitution ableiten.

    pe EEE += (33)

    ][)D1( eET C= mit 11+= 2C

    Y c)D1( =

    )rr()D1(R 0 +=

    )D1(

    )()D1(

    )(23

    fDD

    = TT

    0k)D1(

    RfF

    =

    m

    V

    m

    KFF

    s =

    =& mit mVK =

    sf)D1(

    )(23 D

    p&&

    = TE

  • 2 Stand des Wissens

    21

    YYYEY1w

    p cpsb= &&&

    r)r(srsr1= &&&

    Materialparameter : Verformung (14) : E, , k0, Kv, m, c, b, p, w, , , , , r0

    2.6.2.2 Isotrope Schdigung, Energiequivalenz

    Die Einarbeitung einer isotropen Schdigungsgre D erfolgt ebenfalls wie in [69][70] beschrieben

    durch die Betrachtung an einem fiktiven Material (f) mit den Beziehungen und Entwicklungsgleich-

    ungen des Chaboche-Modells ohne Schdigung nach 2.5.2. Die Spannungswerte T, und R

    werden durch effektive Spannungswerte T~ , ~

    und R~

    ersetzt.

    D1

    :~

    = TT

    D1:

    ~

    =

    D1

    R:R

    ~

    = (34)

    Die freie Energie soll fr das reale und fiktive Material )f( gleich gro sein.

    ++=+= r~dR

    ~1~~21~~

    21

    e)f(

    p)f(

    e)f( YET

    +

    +

    =+= r~d

    D1

    R1~

    D121~

    D121

    e)f(

    p)f(

    e)f( Y

    E

    T

    (35)

    ++=+= drR1

    21

    21

    epe YET

    1:)f(

    =

    Die Abbildung zwischen den Dehnungsgren des fiktiven e~E , Y~ und r~ und des realen Mat-

    erials Ee, Y und r folgt damit direkt aus der Forderung der Energiequivalenz Gl. (35) (Bild 2.5b).

    ee D1~ EE = (36)

    YY D1~ =

    rD1r~ = und 00 rD1r~ =

    Fr die Beziehung zwischen den Dehnraten des fiktiven und realen Materials wird die Existenz

    einer weiteren skalaren, von den Zustandsvariablen abhngigen Funktion vorausgesetzt .

  • 2 Stand des Wissens

    22

    pp D1

    ~ EE && = mit pp

    ~~32

    s~ EE&&& = folgt sD1s~ && = (37)

    YY &&

    D1~ =

    rD1r~ && =

    Aus der Dissipationsungleichung fr das fiktive und reale Material, zeigt sich wie die Funktion die

    plastische Dissipationsleistung des realen Materials pdD gegenber der Dissipationsleistung des

    fiktiven Material (f)dD kontrolliert.

    pdpp(f)d )rR(r

    ~R~~~~~

    DD === &&&&&& YETYET (38)

    Die Fliefunktion )D,R,,(FF T= des realen Materials resultiert aus der Annahme von

    )~

    ,~(f:)D,,(f )f( TT = als plastisches Potenzial der Dehnung p~E und )D,R,,(F T als plastisches

    Potenzial fr die Dehnung pE .

    D1

    )(

    D1

    )(23

    )~~

    ()~~

    (23

    )~

    ,~

    (f:)D,,(ffDD

    DD)f(

    ==== TTTTTT (39)

    TT

    E=

    = fD1~f~ )f(

    )f()f(

    p&

    und T

    EE== FD1D1~ pp &

    &

    ergibt g:f

    F )f( =

    =

    mit n)D1(

    D1:)D(gg

    == mit n = 1 fr Metalle.

    00

    )f( kD1

    RgfgkR

    ~g)

    ~,

    ~(fg)D,R,,(FF

    === TT

    Die Beziehungen und Entwicklungsgleichungen des DGL-Systems fr das reale Material Gl. (40)

    lassen sich damit aus dem Chaboche Modell ohne Schdigungsgre in Gl. (28) durch Substi-

    tution und obige Betrachtungen fr die Fliefunktion F ableiten.

    pe EEE += (40)

    ][)D1( eET C= mit 11+= 2C

    Y c)D1( =

    )rr()D1(R 0 +=

    D1

    )(

    D1

    )(23

    fDD

    = TT

  • 2 Stand des Wissens

    23

    0k

    D1

    RgfgF

    = mit

    n)D1(

    D1:)D(gg

    == und n = 1 fr Metalle

    m

    V

    m

    KFF

    s =

    =& mit mVK =

    ( ) sfD12

    3 Dp

    &&

    = TE

    = Y

    YYEY1w

    p D1cpsD1b &&& mit l)D1()D(: ==

    = r)rD1(srD1sr 1&&&

    Materialparameter : Verformung (14 + 2) : E, , k0, Kv, m, c, b, p, w, , , , , r0, (n

    = 1, l = 0)

    2.6.3 Materialmodell nach Chaboche-Nouailhais-Ohno-Wang

    Das in [72] beschriebene Materialmodell nach Chaboche-Nouailhais-Ohno-Wang Gl. (41) fr An-

    wendungen auf Hochtemperaturwerkstoffe arbeitet mit einer additiven Kombination zweier Dehn-

    raten, resultierend aus Diffusion p1 (Index 1) und Versetzungsbewegung p2 (Index 2). Fr beide

    Vorgnge wird jeweils ein unabhngiger Entwicklungspfad mit eigenen kinematischen Verfestig-

    ungsgren X1 und X2 betrachtet. Fr den versetzungsdominierten Plastizittsanteil wird noch eine

    Anfangsfestigkeit k0 und die isotrope Ver- bzw. Entfestigung R bercksichtigt.

    D1

    D11,2 )()(2

    3J XTXT = und D2

    D22,2 )()(2

    3J XTXT = (41)

    1,21vis J= und 02,22vis kRJ =

    1n

    c1V

    1vis

    c1 )D1(K)D1(

    1p

    =& und

    2n

    f2V

    2vis

    f2 )D1(K)D1(

    1p

    =&

    2p1pp EEE += mit 1

    1,2

    D1

    1p pJ

    )(

    23

    &&

    =XT

    E und 22,2

    D2

    2p pJ

    )(

    23

    &&

    =XT

    E

    i,1

    1r

    i,1i,11i,1

    1m

    1

    i,1i,11pi,1i,1i,1

    i,1

    i,1

    23

    bpa

    cac32

    XXXX

    EX

    =

    &&&

  • 2 Stand des Wissens

    24

    i,2

    1r

    i,2i,22i,2

    1m

    2

    i,2i,22pi,2i,2i,2

    i,2

    i,2

    23

    bpa

    cac32

    XXXX

    EX

    =

    &&&

    =

    =1N

    1ii,11 XX und

    =

    =2N

    1ii,22 XX

    )RQ(RQp)RQ()D1(R r1m

    r2f +=

    &&

    )exp(1D cc =& mit cB1Vcc p)(A =& mit

    DDV 2

    3TT =

    fC2f2ff pBpAD +=

    Materialparameter : Verformung (N1 = 1, N2 = 1 : 21) : E, , k0, Kv1, n1, Kv2, n2 a1,i c1,i,

    m1,i, b1,i, r1,i, a2,i c2,i, m2,i, b2,i, r2,i, , , Q, m / Schdigung (4) : Ac(), Bc, Af, Bf

    Das Materialmodell wurde fr moderne 9-10%Cr Stahl und einen 2%Cr- Stahl in [72] (N1 = 3, N2

    = 6) angepat und bildet das Zeitstand- und Dehnwechselverhalten beider Sthle sehr gut ab.

    Eine weitere Verifizierung erfolgte an spannungsgesteuerten betriebshnlich axial- und innen-

    druckbeaufschlagten Zeitstandversuchen. Bei mehrgliedrigen Anstzen (N1 > 1, N2 > 1) fr die

    kinematische Verfestigung steigt die Parameteranzahl stark an. In [73] wurde daher ein verein-

    fachtes Materialmodell nach Chaboche-Nouailhais-Ohno-Wang mit einer wesentlich geringeren

    Parameteranzahl abgeleitet und verifiziert.

    Vom Typ her ist das in [74] verwendete Materialmodell mit zwei unabhngigen Entwicklungspfaden

    fr diffusions- und versetzungsbedingte Verformungsmechanismen hnlich der dargestellten Ma-

    terialbeschreibung allerdings ohne innere Schdigungsvariable.

    2.6.4 Schdigungsanstze

    Der wohl bekanntesten Ansatz fr die Evolution der isotropen Schdigungsvariable D stammt von

    Lemaitre [75]. Der zeitliche Anstieg der Schdigungsvariable D& ist nach Erreichen einer Grenz-

    gre fr die plastische Bogenlnge sD=0 proportional der Potenz der Dehnungsenergiefrei-

    setzungsrate 0s)Y( , der Rate der plastischen Bogenlnge s& und dem Erhhungsfaktor R

    infolge Triaxialitt H / V Gl. (42).

  • 2 Stand des Wissens

    25

    0D

    0Ds

    0 ss

    sss

    SY

    D0

    =

    =

    = && (42)

    2

    2ve

    )D1(E2

    R

    DY

    =

    = mit 2

    V

    H)21(3)1(32

    R

    ++=

    Der Ansatz nach Lemaitre ist grundstzlich in der Lage die Schdigungsentwicklung durch

    Plastizierung aus Kriechen oder aus LCF abzubilden [75].

    Unter reiner Zugbeanspruchung mit 1R = und == 2/1

    V R* ergibt sich aus Gl. (42) mit

    dem Norton-Ansatz fr die Rate der plastischen Bogenlnge n))D1/((Ks =& nach Gl. (2) und

    sD=0 = 0 die berhmte Evolutionsgleichung der Kriechschdigung nach Kachanov Gl. (43).

    kk

    )ns2(

    ns2

    )ns2/(1)ns2/(s0

    )D1(A

    )D1(K/)SE2(

    D 00

    000

    ++

    ++

    =

    =&

    (43)

    Die Anwendung des Schdigungsansatzes nach Lemaitre Gl. (42) zur Beschreibung von LCF-

    Versuchen liefert fr ein idealplastisches Material mit dem Ansatz der Spannungsschwingbreite

    nach Ramberg-Osgood 'np )2/('K)D1(2/ = und sD=0 = 0 nach [75] die plastische

    Teilgerade der Dehnungswhlerlinie in der Formulierung von Manson-Coffin Gl. (44).

    Aus Gl. (42) folgt :

    dsS)D1(E2

    )2/(dD

    0s

    02

    2

    =

    dN2ds p =

    'n/1p )2/('K)D1(2/ =

  • 2 Stand des Wissens

    26

    Der Anriss erfolgt demnach bei :

    dN/dD

    DN krit,AA =

    dN/dD

    DN krit,AA = ergibt

    )1s'n/2(p

    s

    0'n/2

    2

    krit,AA0

    0

    SE22

    'KDN +

    = bzw.

    20

    00

    A2)1s'n/2(

    A

    )1s'n/2(s

    0'n/2

    2

    krit,Ap NN

    SE22

    'KD

    1 ++

    =

    =

    (44)

    Die plastischen Bogenlnge steigt bei LCF etwa mit der Zyklenzahl und der doppelten plastischen

    Dehnungsschwingbreite an N2s p . Versuchstechnisch unterlegt ist die Annahme, dass die

    Schdigungsgre D bis zum technischen Anriss bei NA etwa linear auf den kritischen Wert DA,krit

    akkumuliert (siehe Bild 7.8).

    Einen aktuellen berblick verschiedener Evolutionsgleichungen fr die isotrope Schdigungs-

    variable D gibt die Darstellung nach [76].

    Referenz Dehnungsenergiefreisetzungs-

    rate

    Evolutionsgleichung Schdigung Einsatz-

    feld

    Lemaitre

    [75], (1985) 2

    2Ve

    )D1(E2

    RD

    Y

    =

    =

    2

    V

    H)21(3)1(32

    R

    ++=

    0D

    0Ds

    0 ss

    sss

    SY

    D0

    =

    =

    = && Kriechen,

    LCF

    Lmmer

    [77], (1998) D

    Y

    = s)D1(

    )Y()D(sD

    1

    0

    210&&&

    ++=

  • 2 Stand des Wissens

    27

    Referenz Dehnungsenergiefreisetzungs-

    rate

    Evolutionsgleichung Schdigung Einsatz-

    feld

    Dhar [78],

    (1996)

    0 = 1, 1 = 0 s)Y()D(sD 210 &&& ++= Statisch,

    Stahl

    Tai [79],

    (1986)

    0 = 1, 1 = 0, 0 = 0, und 1 = 0 s)Y(DsDS

    YD 2

    0

    &&& == Statisch,

    3 Sthle

    Saanouni

    [80], (1986)

    = 1V1*

    VH1 3* ++=

    mit 1=++

    )(rk

    )D1(A

    *D

    =& Kriechen,

    Stahl

    Kachanov

    [81], (1958)

    V* = , oder 2/1

    V R* = (vgl. Lemaitre) k

    k

    )D1(