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FMEA am Beispiel der Entwicklung einer aseptischen Fertigung in der Krankenhausapotheke Dr. Martin Klingmüller, 08. September 2011

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FMEA am Beispiel derEntwicklung einer aseptischenFertigung in derKrankenhausapotheke

Dr. Martin Klingmüller, 08. September 2011

2FMEA in der Aseptik | Seite

Agenda

Aseptische Fertigung

Kritische Punkte finden

FMEA-Analyse am Beispiel der Herstellung von parenteraler Ernährung

Umsetzung der Ergebnisse

FMEA in der Aseptik | Seite

Aseptische Fertigung – Produkte, Prozesse und Anforderungen

4FMEA in der Aseptik | Seite

Aseptisch hergestellte Produkte in der Apotheke

• Typische Zytostatikum-Zubereitungen (Chemotherapie)• Immunologisch wirkende Anti-Tumortherapeutika• Antiemetisch wirkende Zubereitungen• Parenterale Ernährung• Elektrolytkonzentrate• Individuelle Analgesie• Individuelle Lokalanästhesie• Ophthalmologische Präparate

5FMEA in der Aseptik | Seite

Aseptisch?

• Aseptische Herstellung erfordert eine keimfreie Umgebung, um aus sterilen Ausgangsprodukten unter Verwendung von sterilenHilfsmitteln ein keim- und pyrogenfreies Fertigprodukt herstellenzu können.

Eine Sterilisation im Endbehältnis findet nicht statt!

6FMEA in der Aseptik | Seite

Welche Richtlinien/gesetzlichen Vorgaben bilden den Rahmen fürdie aseptische Fertigung in der Apotheke?

• Richtlinie(n) der Fachgesellschaften

• Apothekenbetriebsordnung

• AMG

• Kostenerstattungs- / Taxierungsregeln

• GMP-Richtlinie(http://ec.europa.eu/health/documents/eudralex/index_en.htm)

• Insbesondere Annex 1 der EU-GMP-Richtlinie: “Manufacture of Sterile Medicinal Products“

• Europäisches Arzneibuch

• USP Kap. 797: Pharmaceutical Compounding – Sterile Medicinal Products

7FMEA in der Aseptik | Seite

Typischer WorkflowVerschreibung /

Anforderung

Plausibilitätsprüfung

Übertragung in Softwaresystem

Abfüllung

Etikettieren

Fertigproduktprüfung

Freigabe

Verpacken/Versand

Lagerung

8FMEA in der Aseptik | Seite

Qualität der Rohstoffe

Qualität der BehältnisseEtikettierung

Herstellungsverfahren Prüfverfahren

Spezifikation

Sekundärverpackung

Transport

Stabilität / Kompatibilität

Handhabung/Anwendung

SchulungValidierung

Qualifizierung

Hygiene

LieferantensicherheitWareneingangsprüfung

Lagerung

Kennzeichnung

Schulung

Validierung

Qualifizierung

Dokumentation

Dokumentation

Probenahme

Lagerung

Validierung

Qualifizierung

Dokumentation

Dokumentation

Haltbarkeit

Inhaltsstoffe

Rechtliche Vorgaben

Warnhinweise

Hinweise zur AnwendungPatientenidentifizierung

Arzneibuchvorgaben

Vorgaben der Verschreibung

Bewertung

Qualifizierung

DokumentationLieferantensicherheit

Kennzeichnung

Anwendbarkeit

Wareneingangsprüfung

Produktschutz

Hygiene Sicherheit Arzneimittel müssen sicher sein: Sie enthaltenden richtigen Wirkstoff in der richtigen Menge

mit der richtigen Reinheit im richtigen Behältnis.

Hierfür sind ApothekerInnen verantwortlich.

Produktschutz

Lagerbedingungen

PrüfungArzneimittelabgabe

Dokumentation

FMEA in der Aseptik | Seite

Kritische Punkte finden: Die vorbeugende Risikoanalyse

10FMEA in der Aseptik | Seite

Mögliche Risikogruppen

- Medizinische Risiken / Patientensicherheit- Ökonomische Risiken- Risiken für die Umwelt / Exposition Unbeteiligter- Risiken für ArbeitnehmerInnen / Arbeitssicherheit

11FMEA in der Aseptik | Seite

Werkzeug für die Fehleranalyse = Werkzeug zur Strukturierung

FMEA = Failure Mode and Effects Analysis (IEC 60812:2006)

12FMEA in der Aseptik | Seite

Die kritischen Punkte finden

• Hauptprozesse definieren• Teilprozesse skizzieren• Theoretisch mögliche Fehler benennen• Mit Punkten bewerten:

- Gefährdungspotential (hoch/tödlich = 10, keine Gefährdung = 1) - Wahrscheinlichkeit des Auftretens

(sicher = 10, sehr unwahrscheinlich = 1), - Wahrscheinlichkeit, daß Ereignis vor Arzneimittelfreigabe

detektiert wird (sicher = 1, sehr unwahrscheinlich = 10)• Punktwertung multiplizieren:

Risiko * Auftretenswahrscheinlichkeit und Risiko * Auftretenswahrscheinlichkeit * Detektionswahrscheinlichkeit

• Es ergibt sich eine Risikoprioritätszahl. Höchstes Risiko gehtwahrscheinlich vom Teilprozess mit der höchsten Punktzahl aus

FMEA in der Aseptik | Seite

FMEA-Analyse am Beispiel der Herstellung von Zubereitungen für die parenterale Ernährung

14FMEA in der Aseptik | Seite

400401058Mikrobielle

Konta-mination

5427239Vertauschen

von Elektrolyten

Fehlende/ falsche

Kalibrierung

MikrobielleKonta-

mination

Vertauschenvon

Produkten

VertauschenMakro-

Nährstoffe

MöglicherFehler

EinrichtenCompounder

AnschließenLeerbeutel

Befüllen von Spritzen mitAusgangs-produkt

Anschließender Flaschen

Unterprozess

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45

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R*AHauptprozess Potential(P)

Auftreten(A)

Detektion(D)

R * A * D

Abfüllen mitdemCompounder

6 3 6 108

9 5 2 90

8 3 10 240

6 2 1 12

Beispielhafte, nicht vollständige Darstellung!

15FMEA in der Aseptik | Seite

1. Prozessvalidierung (Mediafill-Simulationen)2. Reinraumsystem mit Keimmonitoring3. Verringerung der Haltbarkeitsfrist

MikrobielleKonta-

mination

1. Tägliche Dokumentation derCompoundereinrichtung (4-Augen)

2. Tägliche Muster für Elektrolytbestimmung

Vertauschenvon

Elektrolyten

Fehlende/ falsche

Kalibrierung

MikrobielleKonta-

mination

Vertauschenvon

Produkten

VertauschenMakro-

Nährstoffe

MöglicherFehler

EinrichtenCompounder

AnschließenLeerbeutel

Befüllen von Spritzen mitAusgangs-produkt

Anschließender Flaschen

UnterprozessHauptprozess Mögliche Maßnahmen

Abfüllen mitdemCompounder

1. Tägliche Dokumentation derCompoundereinrichtung (4-Augen)

2. Tägliche Muster für Makronährstoffbestimmung3. Zusätzliche Farbmarkierungen, wo notwendig

1. Tägliche Dokumentation derCompoundereinrichtung (4-Augen)

2. Tägliche Muster für Elektrolytbestimmung3. Geeignete Etikettierung der Spritzen

1. Prozessvalidierung (Mediafill-Simulationen)2. Reinraumsystem mit Keimmonitoring3. Verringerung der Haltbarkeitsfrist

1. Gewichtsprüfung jedes Beutels2. Softwareroutine zur Kalibrierung

Beispielhafte, nicht vollständige Darstellung!

FMEA in der Aseptik | Seite

Umsetzung der Ergebnisse

17FMEA in der Aseptik | Seite

Maßnahmen: Mikrobiologisches Monitoring

• Oberflächenmonitoring: Tägliche Abklatschtests von LAF, Geräten, Fußboden

• Auslegen von Sedimentationsplatten während der Herstellung

• Personalmonitoring:Tägliche Abklatschtests von Handschuhen, Unterarm und Overall

• Herstellung von Prüfmustern für die Prüfung auf Sterilität

• Kontinuierliches Partikelmonitoring als Frühwarnindikator fürmikrobielle Kontamination

• Kontinuierliches Luftdruckmonitoring

Beispielhafte, nicht vollständige Darstellung!

18FMEA in der Aseptik | Seite

Maßnahmen: Überwachung der Befüllung

• Bestimmung des Nettofüllgewichts jeder befüllten Einheit

• Herstellung von Prüfmustern für die Bestimmung von Makronährstoffen und Elektrolyten

• Regelmäßige Wartung der Compoundingmaschinen

Beispielhafte, nicht vollständige Darstellung!

19FMEA in der Aseptik | Seite

Aufnahme der Maßnahmen in das QM-System

• Herstellungsanweisungen

• Wartungen

• Monitoring mit Grenzwertfestlegung

• Produktprüfungen

• Wareneingangsprüfungen

• Fehlermanagement

Beispielhafte, nicht vollständige Darstellung!

20FMEA in der Aseptik | Seite

Ergebnisse: Bestimmung von Makronährstoffen in QS-Proben

0

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9.20

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date of filling

conc

entra

tion

(g/L

)

amino acids glucose lipids

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Ergebnisse: Bestimmung von Elektrolyten in QS-Proben

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9.20

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date of filling

conc

entra

tion

(mM

sam

ple)

Sodium Potassium Calcium Magnesium

22FMEA in der Aseptik | Seite

Ergebnisse: Oberflächenkeimzahl Arbeitsfläche LAF- LAF steht in einem Klasse-B-Reinraum -

23FMEA in der Aseptik | Seite

Ergebnisse: Keimzahl Handschuhe (5-Finger)- LAF steht in einem Klasse-B-Reinraum -

24FMEA in der Aseptik | Seite

Ergebnisse: Keimzahl Handschuhe und Arbeitsfläche - LAF steht im nicht klassifizierten Bereich (keine AM-Herstellung) -

25FMEA in der Aseptik | Seite

Zusammenfassung

- Eine Risikoanalyse erfordert strukturierte Auseinandersetzung mit dem individuellen Prozess

- Fehler können vor deren (Beinahe-)Auftreten identifiziert werden

- Obwohl die Prioritätsliste „geringe“ Risiken suggerieren kann, sollten alle identifizierten Fehlerquellen neutralisiert werden.

- Erfolgreiches Fehlermanagement führt zu transparenten Prozessen und weniger Reibungsverlusten

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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

- Dieser Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und gibt die persönliche Ansicht des Referenten wieder -