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Mut zur Freiheit.Viele Menschen wissen, dass es politische Stif-tungen gibt, viele kennen auch den Namen „Friedrich-Naumann-Stiftung fur die Freiheit“. Nicht jeder aber könnte aus dem Stand sagen, wofur genau wir stehen und was genau wir tun.

Sie halten jetzt eine Broschure in den Händen, die versuchen wird, Fragen wie diese ubersichtlich zu beantworten. Auf den folgenden Seiten erfahren Sie mehr uber die Geschichte unserer Stiftung. Sie finden Grundsätze und Schwerpunkte ihrer Tätigkeit im In- und Ausland. Und Sie begegnen Persönlichkeiten wie Theodor Heuss, Lord Ralf Dahrendorf oder Otto Graf Lambsdorff, die mit dieser Arbeit verbunden sind.

Die Stiftung wurde im Mai 1958 gegrundet, um die Demokratie der jungen Bundesrepublik zu stärken. Initiator war der damalige Bundespräsi-dent Theodor Heuss. Heuss wusste um die Fragi-lität einer freiheitlichen, demokratischen Kultur – er hatte 1933 das Scheitern der ersten deut-schen Demokratie, der Weimarer Republik, erlebt. „Demokratie ist“, so wird er gern zitiert, „keine Glucksversicherung, sondern das Ergebnis poli-tischer Bildung und demokratischer Gesinnung.“

Heuss gab der Stiftung den Namen seines poli-tischen Mentors Friedrich Naumann. Von Anfang an stand ihre Arbeit unter dem Vorzeichen der Ideen des politischen Liberalismus. Dessen obers-ter Wert ist die Freiheit. Fur sie zu streiten heißt, sich fur Demokratie und Menschenrechte, fur Rechtsstaatlichkeit und Marktwirtschaft einzu-setzen. Die Stiftung tut das mit ihrer politischen Bildung längst nicht mehr nur in Deutschland, sondern in mittlerweile rund sechzig Ländern weltweit.

Dieser Einsatz wird sein Ziel nie unwiderruflich erreichen. Das wissen wir. Werfen wir nur einen Blick auf unsere staatliche Ordnung: Völlig zu Recht genießt das Grundgesetz weltweit aller-höchsten Respekt. Eine Demokratie wird jedoch erst durch mundige Burger lebendig. Das sind Menschen, fur die das Gemeinwesen mehr ist als der Besitz eines Personalausweises oder einer Steuernummer.

Seit 2007 trägt die Stiftung ihr politisches Credo auch im Namen. Sie heißt seitdem „Friedrich-Naumann-Stiftung fur die Freiheit“. Auch in ihrer Definition der Freiheit knupft sie an Nau-mann an. Freiheit war fur ihn nicht die Lizenz zur Unverbindlichkeit, sondern aus freiem Willen und eigener Erkenntnis stets mit Verantwortung verbundet.

Auf das hohe Gut der Freiheit mussen wir im-mer wieder hinweisen. Dies hat 2008 Lord Ralf Dahrendorf in seiner Rede zum 50. Geburtstag der Stiftung unterstrichen. Darin heißt es: „Von der Freiheit ohne Wenn und Aber reden heute nur wenige. In gewisser Weise ist die Freiheit ein Minderheitsideal geworden.“

Wir treten mit unserer Arbeit dafur ein, dass dieses Minderheits- zu einem Mehrheitsideal wird, in Deutschland und weltweit. Ich wunsche Ihnen eine anregende Lekture.

Dr. Wolfgang Gerhardt MdB Potsdam, im April 2010

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„Der Mensch hat seine Würde dadurch, daß er ein freier Mensch ist.“

Theodor Heuss (1948)

Die Stiftung

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Friedrich Naumann.Friedrich Naumann glaubte an die gestalterische Kraft des Optimismus. Er wuchs in einer säch-sischen Pfarrersfamilie auf und studierte Theolo-gie – zunächst in Leipzig, dann in Erlangen. Als kirchlicher Sozialarbeiter und Pfarrer im säch-sischen Industrierevier stellte er sich den sozia-len Aufgaben seiner Zeit.

1890 schloss er sich der damals noch konser-vativen „Christlich-sozialen Bewegung“ an, rief aber 1896 den „Nationalsozialen Verein“ ins Leben. Dieser war vor allem bei der burgerlich-liberalen Jugend beliebt und ging 1903 in der linksliberalen „Freisinnigen Vereinigung“ auf.

Naumann war jetzt vor allem durch seine Zeit-schrift „Die Hilfe“ deutschlandweit bekannt und errang 1907 in Heilbronn ein Reichstagsmandat – unterstutzt worden war er dabei von Theodor Heuss, dem späteren Bundespräsidenten.

Naumann wollte im ersten Schritt die verschie-denen liberalen Gruppierungen zusammenfassen und anschließend ein breites Reformbundnis von den Nationalliberalen bis zur Sozialdemokratie schmieden.

Im zweiten Schritt sollte der Umbau des poli-tischen und wirtschaftlichen Systems des Kaiser-

reiches folgen. Die Bildung einer linksliberalen Gesamtpartei 1910 und liberal-sozialdemokra-tische Wahlabsprachen 1912 leiteten das Projekt ein, das mit dem Kriegsausbruch 1914 endete.

Nach Deutschlands Niederlage im Ersten Welt-krieg setzte Naumann seine Hoffnungen fur den deutschen Wiederaufstieg auf innere Refor-men. Er grundete eine „Staatsburgerschule“, um sein Vorhaben durch politische Bildung voranzutreiben.

Die Weimarer Republik gestaltete er politisch und konstitutionell mit. Er gehörte zu den Grundungsmitgliedern der linksliberalen Deut-schen Demokratischen Partei und wurde deren erster Vorsitzender.

Auch bei den Beratungen uber die Weimarer Ver-fassung und vor allem bei denen uber den Grund-rechtskatalog spielte er eine wichtige Rolle. Kaum war sie verabschiedet, starb Naumann am 19. August 1919. Er wurde 59 Jahre alt.

Theodor Heuss verstand sich als Schuler Nau-manns, dessen Werk er fortsetzte. Nach Heuss' Tod ging diese Aufgabe auf Marie-Elisabeth Luders, Gertrud Bäumer und Wilhelm Heile uber. Sie engagierten sich vor allem in der Zeitschrift „Hilfe“ und in der Staatsburgerschule.

Friedrich Naumann (1860–1919) (links)

Das erste Programm angebot der Staatsbürgerschule (Mitte)

Theodor Heuss (1884–1963) (rechts)

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Die Stiftung als Schule liberalen Denkens.

Am 19. Mai 1958 grunden 14 Männer und Frauen im Bonner Bundespräsidialamt die Fried-rich-Naumann-Stiftung. Sie knupfen dabei an die Tradition von Naumanns Staatsburgerschule an. Theodor Heuss, erstes Staatsoberhaupt der Bundesrepublik Deutschland, schlägt Naumann als Namensgeber vor. Auch Heuss' Rede auf der ersten Veranstaltung der Stiftung gilt dem poli-tisch-gedanklichen Erbe Friedrich Naumanns.

Im November 1958 tritt das Kuratorium der Stiftung zu seiner konstituierenden Sitzung zu-sammen und wählt seinen ersten Vorstandsvorsit-zenden, den liberalen Politiker Walter Erbe. Erster Vorsitzender wird Paul Meyle, Oberburgermeister von Heilbronn. Erster Geschäftsfuhrer ist Werner Stephan, ehemaliger Reichsgeschäftsfuhrer der Deutschen Demokratischen Partei.

Sie grunden eine Stiftung privaten Rechts und binden sie damit an den folgenden Stiftungs-zweck: „Allen Interessierten, insbesondere der heranwachsenden Generation, Wissen im Sinne der liberalen, sozialen und nationalen Ziele Friedrich Naumanns zu vermitteln, Persönlich-keitswerte lebendig zu erhalten und moralische Grundlagen in der Politik zu festigen.“

Die Stiftung versteht sich als geistiges Zentrum des Liberalismus. Bereits ihre erste Veranstal-tung, „Die geistige und politische Freiheit in der Massendemokratie“, stellt die Freiheit in den Mittelpunkt. Seminare, Tagungen und Publika-tionen setzen sich mit den Grundsatzfragen des Liberalismus auseinander und fördern die aktive politische Teilhabe.

Seit 1963 ist die Stiftung im Ausland aktiv. Diese Arbeit bringt neue Aufgaben mit sich. Auch in-ternational geht es jetzt um persönliche Freiheit, nationale Selbstbestimmung und soziale Gerech-tigkeit.

Prof. Walter Erbe, von 1958 bis 1961 erster Vorstandsvor-sitzender der Stiftung (links)

Stiftungsurkunde (Ausschnitt, 1958) (Mitte)

Lord Ralf Dahrendorf und Walter Scheel anlässlich der 25-Jahr-Feier der Friedrich-Naumann-Stiftung, 1983, in Bad Godesberg (rechts)

Werner Stephan, erster Geschäftsführer der Stiftung (links)

Eröffnungsfeier der Theodor-Heuss-Akademie 1967: Erich Mende am Rednerpult in der Eingangshalle (rechts)

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1968 ubernimmt die Stiftung das Archiv der FDP und begrundet damit das „Archiv des Liberalis-mus“, bis heute das Gedächtnis der Liberalen in Deutschland und Europa.

1973 beginnt mit dem Stipendienprogramm die Begabtenförderung. Nicht nur die Qualifikation, sondern auch das politische und gesellschaft-liche Engagement aus liberaler Grundhaltung entscheidet uber Stipendien.

1995 wird das „Liberale Institut“, ein wichtiger Ideengeber fur den politischen Liberalismus in Deutschland, gegrundet.

2007 gibt die Stiftung ihrem Namen den Zusatz „fur die Freiheit“ und ruckt damit den Leitgedan-ken ihrer Arbeit stärker in den Vordergrund.

50 Jahre für die Freiheit.Im Bonner Stadtteil Bad Godesberg nimmt die Stiftung ihre Arbeit auf. In den 70er Jahren wechselt sie zeitweise in die Räume der Partei-zentrale und 1984 auf die Margarethenhöhe im Siebengebirge. Zur Jahrtausendwende zieht sie wieder um, diesmal nach Potsdam-Babelsberg. Sie erwirbt die alte Truman-Villa und bezieht nach umfangreichen Um- und Neubauten 2001 ihre neue Geschäftsstelle.

In den ersten Jahren nach der Grundung hält die Stiftung ihre Seminare noch in Hotels und wech-selnden Bildungsstätten ab. 1967 eröffnet sie mit der Theodor-Heuss-Akademie in Gummers-bach eine eigene Tagungsstätte – seit 1983 be-findet sich dort auch das Archiv des Liberalismus. Die Theo dor-Heuss-Akademie bleibt die zentrale Bildungsstätte der Stiftung.

Die politische Bildungsarbeit konzentriert sich nach der Schließung der regionalen Bildungs-stätten auf die Inlandsburos: Lubeck, Berlin-Brandenburg, Hannover, Halle, Gummersbach, Wiesbaden, Stuttgart und Munchen.

1964 wird das erste Auslandsburo in Tunesien eröffnet: Das Institut Ali Bach-Hamba in Tunis widmet sich der Journalistenausbildung. Schritt-weise weitet die Stiftung ihre Arbeit in Afrika, Asien und Lateinamerika aus und setzt ihre Schwerpunkte: Stärkung der Zivilgesellschaft und liberaler Organisationen und Parteien, För-derung der Marktwirtschaft und des freien Un-ternehmertums.

1989, noch vor dem Mauerfall, öffnet das erste Stiftungsburo in Ungarn. Buros in allen wichtigen Hauptstädten Ost-, Mittel- und Sudosteuropas folgen. Heute ist die Stiftung in uber sechzig Ländern weltweit tätig.

Neubau und Altbau (Truman- Haus) der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Feierlichkeiten zum 50. Jah restag: Festakt am 19. Mai 2008 in Bonn (links)

Lord Ralf Dahrendorf bei der Festrede (rechts)

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„Die vollkommene geistige und sittliche Bildung eines Volkes besteht in der Bildung der einzelnen Menschen, in der politischen Entwicklung des ganzen Staats zur politischen, gesetzlichen Freiheit.“

Freiherr vom Stein (1829)

Die Inhalte der Stiftung

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Was Freiheit ausmacht.Die Vermittlung der Freiheitsidee ist eine der Kernaufgaben der Friedrich-Naumann-Stiftung fur die Freiheit. Ihr widmet sie sich in der Ar-beit der politischen Bildung, der Politikberatung im Ausland oder ihres Thinktanks, des Liberalen Instituts.

Als erste und bisher einzige Stiftung hat sie sich schon 1993 eigene politische Grundsätze ge-geben, die Grundlagen ihrer Arbeit sind: „Jeder Mensch braucht Freiheit, um seine Anlagen und Fähigkeiten entfalten und sich verwirklichen zu können. Ohne Freiheit ermudet der menschliche Geist, verfallen Kultur und Wissenschaften, stag-niert die Wirtschaft. Geistiges Leben braucht Freiheit genauso wie der Körper die Luft zum Atmen.“

Konkret heißt das, die Stiftung tritt ein fur den liberalen Rechtsstaat und die Marktwirtschaft ebenso wie die auf freiwilliger Selbst organisation beruhende Burgergesellschaft, die auf Freihandel basierende Entwicklungspolitik und fur mehr Offenheit gegenuber geistigem und technolo-gischem Fortschritt.

Eine weitere Grundlage sind unsere Freiheits-thesen: „Freiheit ist das elementare Grundrecht des Menschen. Sie findet ihre Grenze an der Freiheit anderer. Diese Freiheit zur Selbstbestim-

mung bedeutet, dass niemand durch Zwang oder Gewalt fremdem Willen unterworfen ist, sondern in eigener Verantwortung handelt.“

Unserem Freiheitsbegriff entspricht ein Politik-verständnis, das das Recht auf Eigentum hoch-hält, das sich fur die Wahrung des Friedens in der Welt einsetzt, das aber auch um die Bedeutung von Regeln fur das Individuum weiß.

Themenschwerpunkte. Sie bestimmen fur jeweils vier Jahre die meisten Veranstaltungen, Publikationen und Maßnah-men. Zurzeit gelten folgende Themenschwer-punkte: Freiheit und Eigentum, Freiheit und Burgergesellschaft, Freiheit und Rechtsstaat.

Freiheit und Eigentum. „Das ist die Freiheit im äußeren Leben des Menschen, dass er unabhängig ist von dem Wohlwollen der Mitmenschen“, Lud-wig von Mises, liberaler Ökonom, 1881–1973.

Wer materiell abhängig und ohne Wahl ist, wer zum bloßen Objekt des Staates geworden ist, der ist nicht frei. Viele Freiheiten sind vom Recht auf Eigentum abhängig – etwa die Pressefreiheit. Ohne ein gesichertes Recht auf Eigentum ist die Freiheit des Einzelnen stets in Gefahr. Ohne Eigentumsrechte kann es auch keine Marktwirt-schaft geben und damit in der Regel auch keinen

„Walter Scheel – Botschafter für die Freiheit“, Aus stel-lungs eröffnung zum 90. Geburtstag im Juli 2009 in Berlin (links)

„Liberale Außenpolitik“, 20.10.2009 in Bonn: Prof. Dr. Joachim Scholtyseck, Dr. h. c. Hans-Dietrich Genscher und Prof. Dr. Andreas Wirsching (v. l. n. r.) (rechts)

Ausstellungseröffnung am 8.2.2007 in Potsdam anläss-lich des 80. Geburtstages von Dr. Otto Graf Lambsdorff

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Wohlstand fur alle. Und dies kann Unzufrieden-heit schuren und die Freiheit gefährden.

In einer Demokratie sollen die Burger den Staat bestimmen und kontrollieren. Sie sollen helfen, die Freiheit zu sichern. Wurden Burger den Staat noch kritisch kontrollieren, wenn sie mehrheit-lich vom Staat als Brotgeber abhingen?

Deutschland steht kurz davor, dass diejenigen, die ihr Geld selbst frei erwirtschaften, gegenuber denen in die Minderheit geraten, die es vom Staat beziehen. Die politischen Konsequenzen dieses Trends beeinflussen schon heute unsere Demokratie. Deshalb brauchen wir eine Politik, die Arbeit statt Staatsabhängigkeit, die Eigen-tumsbildung statt Subvention, die Freiheit statt Abhängigkeit zum Ziel hat.

In der Initiative „umSteuern“ engagiert sich die Friedrich-Naumann-Stiftung fur die Freiheit fur ein Burgergeld, das alle steuerfinanzierten So-zialtransfers ersetzt. In Form einer negativen Ein-kommensteuer soll es wirksame Anreize schaf-

fen, um aus der Sozialhilfe zur selbstbestimmten Arbeit zu finden.

Freiheit und Burgergesellschaft. „Die Men-schen ... sind nicht ohne gegenseitige Rechte und Pflichten. Ihr gemeinschaftliches Gesetz, welche diese scharf genug bestimmt, ist das Freiheitsge-setz; der Grundsatz: niemand hemme niemandes Freiheit, insofern sie die deinige nicht hemmt“, Johann Gottlieb Fichte, Philosoph, 1762–1814.

Ohne Rechte und Pflichten kann es keine Freiheit geben, weil keiner die Freiheit des anderen ach-ten wurde. Umgekehrt gilt aber auch, dass Frei-heit im Gegensatz zur bloßen Befehlsausfuhrung die Voraussetzung echten Pflichtgefuhls ist – und die des Rechts, im Gegensatz zur Willkur.

Die Burgergesellschaft beruht auf dem Freiheits-prinzip. Sie ist daher ein elementares Ziel der Stiftung. Sie folgt dem Subsidiaritätsprinzip, das dem Einzelnen Vorrang vor dem Staat, der klei-nen vor der großen Politik gibt.

Aktionstage der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in der Geschäftsstelle in Potsdam-Babelsberg, September 2007

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Auch jenseits des Marktes regeln Menschen ihr Zusammenleben durch Selbsthilfe und Selbst-organisation. Beides wird nur allzu oft durch den Staat ersetzt. Auch dann, wenn keine Not-wendigkeit dafur besteht. Die Politik sollte ge-rade die kleinste und dem Burger nächste Ebe-ne des Staates gegenuber dem Bundesstaat oder dem wachsenden supranationalen Staat stärken – durch mehr lokale Autonomie, mehr Burgerbeteiligung, mehr Privatisierung und mehr Transparenz in den Gemeinden.

Freiheit und Rechtsstaat. „Diejenigen, die eine wesentliche Freiheit aufgeben, um kurzfristig ein wenig Sicherheit zu erlangen, verdienen weder Freiheit noch Sicherheit”, Benjamin Franklin, 1706–1790.

Franklin wusste, dass Menschen immer bereit sind, fur ein bisschen mehr Sicherheit Frei-heiten scheibchenweise aufzugeben. Denn un-begrundete Ängste lassen sich oft leichter mo-bilisieren als nuchternes Nachdenken uber echte Risiken.

So fuhrt auch heute ubertriebenes Sicherheits-denken zu immer mehr Abbau von Freiheiten – oft im Zuge des Kampfes gegen den Terro-rismus. Seit einigen Jahren wird die weltweite Menschenrechtslage prekärer. Folter und Willkur werden selbst im demokratischen Staat gedul-det, Privatsphäre und Bankgeheimnis immer öfter verletzt.

Auch deshalb bleibt der Einsatz fur Rechtsstaat und Menschenrechte die Kernaufgabe der Stif-tungsarbeit. Denn Freiheit ist nie ungefährdet.

Prämierte Bilder des Foto-wettbewerbs der Begabten-förderung 2008: Freiheit ist nicht frei, Frank Schneider (links); FreiHEIT ERleben, Ulrike Rauer (rechts)

Unser Freiheitsverständnis Freiheit ist das elementare Grundrecht

des Menschen. Sie achtet immer, was dem Menschen

eigen ist. Freiheit bedarf des Rechts. Sie fördert die Bildung. Freiheit ermöglicht eine bessere

Gesellschaft. Sie ist die Grundlage von Wohlstand. Freiheit ist sozial. Sie ist human. Freiheit verbindet die Welt. Sie definiert das friedliche Verhältnis

der Kulturen.

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„Der Mensch muss seine Freiheit haben, um moralisch handeln zu können.“

Friedrich Schiller (1791)

Die Arbeit der Stiftung

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Stiftung für die Freiheit im Inland.

Den Freiheitswillen stärken. Die Friedrich-Nau-mann-Stiftung fur die Freiheit ist der fuhrende Anbieter fur liberale politische Erwachsenen-bildung in Deutschland. Auf der Grundlage des liberalen Demokratiemodells fuhren wir den Wettbewerb um politische Ideen, Konzepte und Programme – offen und wertorientiert. Unsere Arbeit soll den Freiheitswillen der Burger stär-ken. Wir wollen die ideellen Grundlagen des Li-beralismus in geistiger Offenheit fördern und den organisierten Liberalismus vorantreiben.

Demokratie zum Mitmachen. Nur wenn Burger ihre Freiheitsrechte leben, wird auch die Demo-kratie gelebt. Verantwortung fur sich und an-dere muss also wahrgenommen werden. Denn nicht die Hoffnung auf den allmächtigen Staat, sondern die Tatkraft der Burger macht eine Ge-sellschaft stark und lebenswert. Darum arbeiten und werben wir dafur, dass sich möglichst viele Burger aktiv in Politik und Gesellschaft einbrin-gen. Die Burgergesellschaft benötigt nämlich beide Formen des politischen Engagements: das in Parteien und das in sozialen Bewegungen bzw. in Organisationen des Gemeinwesens.

Was haben Sie davon? Demokratie braucht Wer-te, Handlungswissen und Tugenden. Politische

Bildung hilft dem Einzelnen, sich seines Stel-lenwertes als Burger, seiner Rechte und seiner Verantwortung bewusst zu sein. Sie vermittelt Orientierung und ermöglicht damit eigenes poli-tisches Urteilen und Handeln. So hilft sie den an Bildungs- und Beratungsleistungen interessier ten Menschen, sich in der Demokratie zu engagieren und an der Burgergesellschaft teilzunehmen.

Unsere Angebote zielen auf den aktiven, an der Gestaltung des öffentlichen Lebens Interessier-ten und auf Multiplikatoren, die sich fur den Freiheitswillen begeistern. Trainings fur das po-litische Management ergänzen das thematische Programm wirkungsvoll. Sie befähigen die Teil-nehmer, sich im politischen Wettbewerb um die besten Lösungen durchzusetzen. An unseren spe-ziellen Schulungen nehmen jährlich rund 3.000 Burger teil; an unseren jährlichen Bildungsange-boten ca. 45.000. Auch Sie könnten Anwalt von Burgerinteressen sein. Unsere Veranstaltungen und Trainings stehen allen offen. Es bedarf der Unterstutzung vieler, andere Menschen fur den Grundwert und das Leitprinzip Freiheit zu inte-ressieren. Wie auch fur Reformen mit dem Ziel, mehr Freiheit zu wagen.

Sie können unser Bildungsnetzwerk nutzen und sich in den Beratungs- und Vermittlungsdialog um die besten politischen Lösungen einbringen. Unsere ca. 950 Angebote pro Jahr finden Sie auch in Ihrer Nähe:

Seminardiskussion in der Theodor-Heuss-Akademie in Gummersbach (rechts)

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Die Theodor-Heuss-Akademie in Gummersbach bietet beispielhafte Veranstaltungen zu liberalen Zukunftsentwurfen, Konzepten und Themen der Zeit an. Sie ist ein Leitort fur Toleranz und Dialog. Mehrtägige Seminare zu den Grundlagen liberaler Politik, Workshops zu aktuellen politischen The-men, Fachtagungen zu speziellen Fragestellungen wechseln sich ab mit „Trainings fur politisches Management“. Die Angebote in den inhaltlichen Arbeitsfeldern „Liberale Werte und Themen“, „Zukunftswerkstatt fur Burgergesellschaft“ so-wie „Trainings fur demokratische Kompetenzen und politisches Management“ laden zum Wis-senserwerb und zum Dialog ein.

Das Regionalprogramm der Stiftung ist nah am politisch interessierten Burger. Darum finden Sie auch Bildungs- und Informationsangebote in Ih-rer Region. Unsere Buros sind die Knotenpunkte fur politische Information, Bildung und Beratung, sie steuern die Arbeit von uber sechzig liberalen Foren an unterschiedlichen Orten.

Die Virtuelle Akademie ist die erste Online-Aka-demie fur politische Bildung in Deutschland. Sie ergänzt die Angebote des Regionalprogramms und der Theodor-Heuss-Akademie mit innova-tiven Formen der Vermittlung politischer Bildung und Information im virtuellen Bereich. Ihr Mar-kenzeichen ist die aktive Einbeziehung der Teil-nehmer, verbunden mit orts- und zeitunabhän-gigem Lernen und Diskutieren.

Die Begabtenförderung. Über 800 Stipendiaten fördern wir ideell und materiell, begleiten ihre akademische Ausbildung und unterstutzen ihr gesellschaftliches und politisches Engagement. Jedes Stipendium ist eine Bildungsinvestition. Die Stipendiaten engagieren sich fur die politische Zukunftsgestaltung unserer Gesellschaft und le-ben Freiheit durch Verantwortung. Wir bieten den Stipendiaten daher vielfältige Foren, Seminare und Trainings, die die liberale Persönlichkeitsent-wicklung fördern, die Vernetzung unterstutzen und sie auf kunftige Fuhrungsaufgaben vorbe-reiten.

Theodor-Heuss-Akademie in Gummersbach-Niederseßmar (unten rechts)

1 Geschäftsstelle Potsdam

2 Theodor-Heuss-Akademie Gummersbach

Liberales Bildungsnetz in Deutschland

Stiftungs buros

1 Lübeck2 Hamburg 3 Berlin-

Brandenburg 4 Hannover 5 Halle 6 Gummersbach

7 Weimar8 Wiesbaden9 Stuttgart 10 München

Partner

1 Wilhelm-Külz- Stiftung 2 Villa Lessing

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Die Stiftung in der Welt.Die Auslandsarbeit der Friedrich-Naumann- Stif tung fur die Freiheit ist Teil der außen- und entwicklungspolitischen Zusammenarbeit der Bundesrepublik Deutschland. Der Grundwert der Freiheit leitet unsere gesamte Arbeit.

Wir wollen mit unseren Projekten dazu beitra-gen, dass die Menschen uberall auf der Welt in Freiheit, Wurde und Frieden leben können.

Gemeinsam mit unseren Partnern unterstutzen wir die Entwicklung demokratischer und rechts-staatlicher Institutionen sowie den Aufbau der Marktwirtschaft. Partner sind unter anderem liberale politische Parteien, Thinktanks und viel-fältige andere Nichtregierungsorganisationen.

Durch die Verbreitung bewährter liberaler Kon-zepte erschließen wir immer mehr Menschen die Chance, sich Wohlstand zu erarbeiten. Ent-wicklungspolitik ist dabei fur uns keine Einbahn-straße. Wir setzen auf den offenen Dialog und

bringen erfolgreiche Politikmodelle aus den Pro-jektländern in die deutsche Diskussion ein.

Heute arbeitet die Friedrich-Naumann-Stiftung fur die Freiheit in sieben Regionalburos, 44 Projektburos und uber 60 Projektländern welt-weit. Die uber 100 Einzelprojekte realisieren mehr als 250 Mitarbeiter in den Projektregionen: Mittel-, Sudost- und Osteuropa, Sudkaukasus und Zentralasien, Afrika, Mittelmeerländer, La-teinamerika, Sudasien und Sudost- und Ost-asien sowie Europäische Institutionen und Nord-amerika.

Zuwendungsgeber sind das Bundesministerium fur wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent-wicklung, das Auswärtige Amt, in zunehmendem Maße die Europäische Union und das Europä-ische Parlament sowie weitere Akteure der Ent-wicklungspolitik.

Wir wollen liberale Ideen verbreiten. Wir stel-len liberale Konzepte aus allen Politikfeldern in den Mittelpunkt unserer Arbeit. Die politische

Seminarteilnehmer „UN-Simulation“, Veranstaltung der Internationalen Akademie für Führungskräfte (IAF) in Gummersbach (rechts)

Jugend-Workshop in Indien

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Philosophie des Liberalismus bleibt dabei die treibende Kraft auf dem Weg hin zu Demokratie, Rechtsstaat und Marktwirtschaft. Sie bietet eine Richtschnur fur politisches Handeln, das sich am Leitbild der Freiheit jedes einzelnen Menschen orientiert.

Wir arbeiten fur die Stärkung der Burgergesell-schaft in einem Land. Dabei unterstutzen wir besonders liberale Organisationen und Parteien, denn sie sind wichtige Stimmen im pluralis-tischen Wettbewerb der Meinungen. Probleme in einem Land können nur dann öffentlich disku-tiert und gelöst werden, wenn die Gesellschaft aktiv und offen ist. Nur die Burgergesellschaft stellt sicher, dass Demokratie nicht auf formale Abläufe beschränkt bleibt, sondern zu wirklicher Selbstbestimmung der Menschen fuhrt. In den Projektländern fördern und verstetigen wir dar-um politische, wirtschaftliche und gesellschaft-liche Transformationsprozesse.

Wir wollen liberale Lösungsansätze aus dem Ausland in die deutsche Diskussion einfuhren. Denn ein offener und produktiver Dialog kann

nicht einseitig sein. Also wollen wir eine deut-sche politische Stiftung sein, die nicht nur im Ausland Wissen vermittelt, sondern auch selbst lernt und so den gesellschaftlichen Lernprozess in Deutschland fördert. Viele Länder, wie z. B. die Transformationsstaaten Osteuropas, haben wich-tige Erfahrungen bei der Reform ihrer politischen Systeme gemacht. Fur uns ist es eine zentrale Aufgabe, solche Erfahrungen fur eine Lösung der drängenden Probleme auch in Deutschland fruchtbar zu machen.

Wie wir arbeiten. Unsere Arbeit ist so vielfältig wie die Partner, mit denen wir kooperieren, und die Regionen, in denen wir arbeiten. Sie beruht auf langjährigen Erfahrungen und wird ständig weiterentwickelt. Dabei setzen wir auf teilneh-merorientierte Methoden. Um unsere Ziele zu erreichen, nutzen wir drei Instrumente:

Politische Bildung soll eine wachsende Zahl von Menschen befähigen, aktiv an politischen und gesellschaftlichen Prozessen teilzunehmen. Dabei wenden wir uns vor allem an Multiplika-toren, die das erworbene Wissen in ihren Gesell-schaften weiter verbreiten. Das Angebot reicht von Seminaren uber Grundlagen von Demokratie, Rechtsstaat und Marktwirtschaft bis hin zu Ver-anstaltungen uber aktuelle regionale und lokale Probleme, mit denen die Menschen vor Ort kon-frontiert sind.

Europäische Institutionen und Nordamerika, Brüssel

Mittel-, Südost- und Osteuropa, Südkaukasus und Zentralasien, Sofia

Mittelmeerländer, Kairo

Die Friedrich-Naumann-Stiftung fur die Freiheit in der Welt

Südasien, New-Delhi

Südost- und Ostasien, Bangkok

Afrika, Johannesburg

Lateinamerika, Mexiko-Stadt

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Im Politikdialog tauschen Politiker und Vertre-ter der Burgergesellschaft aus verschiedenen Ländern ihre Erfahrungen aus. Sie können dabei voneinander lernen und liberale Lösungen fur die oft ähnlichen Probleme ihrer Länder entwickeln.

Durch Politikberatung werden politischen Ent-scheidungsträgern aus dem liberalen Spektrum Fähigkeiten, Kenntnisse und Erfahrungen ver-mittelt, die wichtig fur die Stärkung politischer Parteien und fur die Umsetzung freiheitlicher Politikmodelle sind. Es geht dabei sowohl um inhaltliche Fragen verschiedener Politikfelder als auch um Techniken und Fertigkeiten, die notwendig sind, um im politischen Wettbewerb Erfolg zu haben.

Den Dialog mit unseren Partnern pflegen wir nicht nur in unseren Projektländern, sondern auch in Deutschland. Wir bieten ein internatio-nales Forum, um gemeinsam konkrete liberale Lösungsansätze und politische Konzepte zu erar-beiten, die sich an Demokratie, Rechtsstaat und Marktwirtschaft orientieren. Multiplikatoren und

politische Entscheidungsträger aus den Projekt-ländern können so in den Dialog mit fuhrenden Vertretern des öffentlichen Lebens treten und Kontakte mit Regierungsstellen, Parteien, Ver-bänden, Firmen und Organisationen in Deutsch-land und Europa vermitteln.

Über die e-Academy qualifizieren wir vor allem junge Menschen aus Projektländern, die durch inländische Seminare weitergebildet werden und in ihren Regionen als Multiplikatoren wirken.

Veranstaltungen zu internationalen Themen sind ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit in Deutschland. Internationale und deutsche Ex-perten diskutieren hier mit Vertretern aus Politik, Wissenschaft und Medienwelt uber aktuelle The-men und entwickeln Lösungsansätze.

Die Virtuelle Akademie bietet mit ihren inter-nationalen Online-Konferenzen moderne Dialog-foren fur inländische und ausländische Partner sowie politische Multiplikatoren an.

Thuwayba Idrissa, Civic-United-Front-Mitglied aus Tansania, vor einem Porträt von Nelson Mandela (links)

Verteilung der Fragebögen im Rahmen der Kampagne „Eigentums registrierung“ in Mexiko-Stadt (rechts)

Teilnehmer der „1. Irak-Konferenz“ der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

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Fangen Sie etwas mit uns an.Im Inland ist unser Schwerpunkt die politische Bildung. Hierzu machen wir Ihnen ein breites Angebot: Abendveranstaltungen gehören dazu und Wochenendseminare, Online-Konferenzen und Chats, Fertigkeitsseminare und Großveran-staltungen wie die „Reden zur Freiheit“ oder die Verleihung des „Freiheitspreises“ sowie interna-tionale Konferenzen.

Mehrtägige Seminare finden in der Theodor-Heuss-Akademie statt, unserer zertifizierten Bildungsstätte in Gummersbach. Tages- und Abendveranstaltungen verantworten in der Re-gel die Inlandsburos – Lubeck, Berlin-Branden-burg, Hannover, Halle, Gummersbach, Wiesba-den, Stuttgart und Munchen. Je nach Thema und Anlass finden sie an verschiedenen Orten statt: in Universitäten oder Hotels, Literaturcafés, Thea tern oder Schulen.

Die Virtuelle Akademie schließlich erweitert das Angebot an Präsenzveranstaltungen um neue Formen des Lernens und Diskutierens.

Die Großveranstaltungen finden zum Teil in Ber-lin statt, zum Teil an anderen mit der Geschichte des deutschen Liberalismus verbundenen Orten. Der Freiheitspreis wird alle zwei Jahre in der Paulskirche in Frankfurt am Main verliehen.

Unser Veranstaltungsangebot finden Sie im halb-jährlich erscheinenden „Programm-Magazin“ (bestellbar unter [email protected]) und auf unserer Homepage (www.freiheit.org).

Wenn Sie sich fur eine bestimmte Veranstaltung interessieren, kontaktieren Sie uns – wir lassen Ihnen gerne eine persönliche Einladung zukom-men.

Kontakt HerausgeberFriedrich-Naumann-Stiftung fur die FreiheitTruman-Haus Karl-Marx-Straße 2 14482 Potsdam-BabelsbergTelefon 03 31.70 19-0 Telefax 03 31.70 19-1 88 [email protected]

VerantwortlichKirstin BalkeLeiterin Presse und Kommunikation

Gesamt herstellungCOMDOK GmbH

FotosFriedrich-Naumann- Stiftung fur die Freiheit

www.freiheit.org

Blick auf den Neubau der Friedrich-Naumann- Stiftung für die Freiheit in Potsdam

Wenn Sie unsere Arbeit unterstützen wollen: Commerzbank Berlin BLZ 100 400 00 Spendenkonto: 266 96 61 04 Spendenbescheinigungen werden ausgestellt. www.spenden.freiheit.org

www.freiheit.org