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ANZEIGE ANZEIGE BERLIN-MOABIT EB Group kauft Hotel- und Gewerbekomplex Die EB Group hat einen aus Hotel-, Ge- werbe- und Wohnflächen bestehenden Ge- bäudekomplex mit 16.000 m 2 Fläche in Ber- lin erworben. Die 1929 erbaute Hotel- und Gewerbeimmobilie in der Gotzkowsky- straße wird als Ankermieter vom Hotel Adrema genutzt, das über 130 Zimmer ver- fügt. Das 11.000 m 2 große, an der Spree liegende Objekt wurde 2004 grunderneuert und beinhaltet noch sieben Gewerbeeinhei- ten. Teil des Deals ist auch ein angrenzendes Wohn- und Geschäftshaus, das 1919 errich- tet wurde und über 5.000 m 2 Fläche verfügt. Derzeit sind 13 der 17 Gewerbeeinheiten in dieser Immobilie als Kreativwerkstätten, Büro- oder Praxisräume vermietet, teilt die EB Group mit. Die drei Wohneinheiten sei- en vermietet. SIEMENSSTADT BERLIN Caleus erwirbt Bürohaus aus den 1920ern Am Siemensdamm 59-63 hat die Berliner Caleus Capital Investors ein Bürogebäude mit 45.000 m 2 Nutzfläche erworben. Ver- kauft wurde das 1924 erbaute fünf- bis zehngeschossige Klinkergebäude von Sie- mens Technopark Berlin, einer Gesellschaft von Siemens. Das weithin sichtbare Gebäu- de liegt direkt an der A 100 und trägt auf dem Dach den Schriftzug von Siemens. Zu den Mietern in dem zu etwa 90% belegten Objekt gehören NSN Optical Networks (künftig Coriant), Redknee und Nokia Sie- mens Networks. Der Mietpreis in dem teils sanierten Gebäude liegt nach Angaben von Caleus-Geschäftsführer Patrick Reich je nach Ausstattung zwischen 7 und 8 Euro/m 2 . Caleus will weitere Teile der Großimmobilie sanieren und die freien Flächen vermieten. BERLIN-MITTE Hollister und Mavi Jeans mieten am Leipziger Platz Nicht nur in der Steglitzer Schloßstraße, sondern ab Frühjahr 2014 auch am Leipzi- ger Platz werden kreischende Teenager ein- fallen, um in dem zweiten Hollister-Store in Berlin die coolen Surfer-Klamotten der Mar- ke Abercrombie & Fitch zu ergattern. Das US-Modelabel hat ein 725 m 2 großes Laden- lokal in dem im Bau befindlichen Einkaufs- zentrum Leipziger Platz No. 12 gemietet. Ebenso angesagt wie derzeit Hollister ist die türkische Marke Mavi Jeans, die ebenfalls zu den künftigen Mietern des Einkaufszen- trums von High Gain House Investments (HGHI) gehören wird. Auf einer Fläche von 300 m 2 wird die beliebteste Jeansmarke der Türkei ihre Artikel präsentieren. Beide Flächen wurden von Jones Lang LaSalle ver- mittelt. 2.5.2013 Ausgabe 17/2013 Seite 23 BERLIN-NEUKÖLLN Buwog kauft High- Deck-Siedlung Buwog, die Tochter der österreichi- schen Immofinanz, baut ihren Bestand in Berlin weiter aus und hat die Wohnanlage der so genannten High-Deck-Siedlung an der Sonnen- allee mit mehr als 1.900 Wohnungen erworben. Die Wohnanlage umfasst 40 Gebäude mit 1.916 Einheiten und verfügt über eine Miet- fläche von 126.266 m 2 . „Das Portfolio ist in einem sehr guten Zustand, weist eine Brutto- rendite von 8% und einen Leerstand von le- diglich 2% auf“, sagt Buwog-Geschäftsführer Alexander Hoff. Verkäufer der Wohnungen ist Capricornus. Die zur französischen Euréal- Gruppe gehörende Capricornus hatte ihrer- seits die in den 1970er Jahren erbaute Wohn- anlage im Jahr 2007 mit 15% Leerstand von der Stadt erworben und für 37 Mio. Euro sa- niert. Durch den Weiterverkauf, dem das Kar- tellamt noch zustimmen muss, würde die Bu- wog ihren Bestand in Berlin auf 4.200 Einhei- ten erhöhen. Weitere Zukäufe sind im Zuge des geplanten Börsengangs geplant. (mv) Enves Architekten aus Madrid reichten diesen spektakulären Entwurf beim ZLB-Wettbewerb ein. Bild: Tempelhof Projekt Was für eine Chance: Ein 383 ha großes Areal mitten in der Stadt, das neu gestaltet werden kann – welche europäische Metropole hat solch ein Pfund, um damit zu wuchern? Kein Wunder, dass Stadtentwicklungs- senator Michael Müller (SPD) sich da nicht in die Suppe spucken lassen will von den Gegnern einer Bebauung des Tempelhofer Freiheit genannten Flugfelds. Seit vielen Jahren wird darüber diskutiert, was aus dem Tempelhofer Flughafen werden soll. Als der innerstädtische Airport noch im Betrieb war, tobte die Debatte darum, ob der Flughafen geschlossen werden soll oder nicht. Dann ging es um die Frage, ob das Flugfeld für die breite Masse geöffnet wer- den soll und schließlich um mögliche Nut- zungskonzepte. Doch auch ohne dass zu- kunftsweisende Entscheidungen zur Tem- pelhofer Freiheit getroffen worden sind, ist das einstige Flugfeld längst Teil der Stadt ge- worden. Spätestens seit die frühere Stadtent- wicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer das Feld zur öffentlichen Nutzung freigab, eroberten sich die Berliner das Flughafen- Areal und das funktioniert auch ohne eine teure Umgestaltung ziemlich gut. Die ehe- maligen Start- und Landebahnen locken Drachensurfer, Jogger, Scater oder Radler, TEMPELHOF Ein Masterplan für das Flugfeld aber auch Kind und Kegel tummeln sich auf der gigantischen innerstädtischen Freifläche, die Platz bietet für Aktivitäten, für die es nir- gendwo in der Innenstadt so viel Raum gibt. Auch ohne Internationale Gartenausstel- lung (IGA), die von Junge-Reyer für das Jahr 2017 auf der Tempelhofer Freiheit geplant war, soll das Flugfeld schrittweise bis 2025 umgestaltet werden. Junge-Reyers Nachfol- ger und Parteigenosse Müller verlagerte den Schwerpunkt der IGA nach Marzahn. Und auch für die ebenfalls geplante Internationa- le Bauausstellung (IBA) 2020 wurden ande- re Prioritäten gesetzt als die Gestaltung der Tempelhofer Freiheit. Eine Zentral- und Landesbibliothek ist das Lieblingsprojekt Wowereits Eine Bebauung der Ränder des fast 400 ha großen Areals zwischen Columbiadamm im Norden, der S-Bahn- und Autobahntrasse im Süden, dem Tempelhofer Damm im Westen und der Bezirksgrenze von Neukölln im Osten wird es trotzdem geben, denn die Tempelhofer Freiheit bietet sich natürlich dafür an, Flächen für den Wohnungsbau auszuweisen. Wie viele Wohnungen tatsäch- lich entstehen werden, steht noch nicht fest. Die Rede ist zurzeit von 4.700 Einheiten. Die sollen nach dem vor kurzem vorgeleg- ten Entwurf für den Masterplan Tempel- hofer Freiheit, der unter Müller ebenfalls modifiziert wurde, wie schon zuvor in den Randbereichen des Flugfelds entstehen. Aber nicht nur Wohnungen sind geplant, sondern verschieden genutzte Quartiere sol- len rund um die weiterhin als öffentlicher Park nutzbare Freifläche wachsen. Die soll auf 230 ha geschrumpft werden, wäre da- mit aber immer noch größer als der Tier- garten. Zu den verschiedenen Quartieren: Im süd- westlichen Teil am Tempelhofer Damm, wo sich auch das historische Flughafengebäude befindet, ist ein Bildungsquartier vorgese- hen. Dessen Herzstück soll der geplante Neubau der Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) werden, die als das Lieblingsprojekt von Klaus Wowereit gilt. Der Bau der um- strittenen ZLB ist im Koalitionsvertrag vereinbart, vorbehaltlich allerdings, dass die dafür benötigten Mittel aufgebracht werden können. 270 Mio. Euro sind für das Pres- tigeprojekt mit 52.000 m 2 Nutzfläche veran- schlagt. Doch nachdem nicht nur der neue Hauptstadtflughafen BER, sondern auch der Umbau der Staatsoper weit teurer werden als ursprünglich angenommen, stehen die Chancen für einen baldigen Baubeginn angesichts leerer Haushaltskassen nicht besonders gut. Trotzdem gab es bereits ei- nen mit insgesamt 250.000 Euro dotierten Ideenwettbewerb zur Standorteinbindung der ZLB auf dem Areal der Tempelhofer Freiheit. Weiter auf Seite 32 Legobauer: Weil der richtige Hauptstadt- flughafen erst am St. Nimmerleinstag öffnet, gibt es jetzt wenigstens einen aus Lego. SEITE 25 BILD: LEGOLAND DISCOVERY CENTRE Kinderzimmerzocker: Den Grundstock für sein Immobilienver- mögen legte Jakob Mähren durch Börsen- geschäfte schon im Kinderzimmer. SEITE 31 BILD: MÄHREN Weltverbesserer: Um die Welt zu retten und vielleicht auch ein kleines bisschen, weil es gut ist für das Ge- schäft, setzt OVG-Chef Coen van Oostrom konsequent auf grün. SEITE 26 BILD: OVG Sitzenbleiber: Bei der Abfrage einzelhandels- relevanter Kennziffern handelt sich Berlin im Vergleich der Big Seven durch die Bank eine 7 ein. SEITE 28 BILD: DJD/CREDITPLUS BANK FOKUS BERLIN Regulated by RICS Frankfurt, Berlin, München Transparent Strategies Bewertung (ImmoWertV, BelWertV, Red Book, IFRS) Dokumentenaufbereitung (Bestand/Transaktion) Technical Services (Technische Due Diligence, Projektmonotoring, Umwelt Due Diligence) Green Building (BREEAM, LEED) Tel. Büro Berlin: +49 (0) 30 2000 605-50 Tel. Büro Frankfurt: +49 (0) 69 2475 267-0 www.reag-aa.com www.grund-boden-fundus.de Wir haben 1.500 Immobilien im Angebot: Tel. 030 / 810 799-0 INVESTMENT / LARGE RE

Fokus Berlin

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Zwölf Sonderseiten der Immobilien Zeitung über das aktuelle Geschehen auf den Berliner Immobilienmärkten.

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Page 1: Fokus Berlin

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BERLIN-MOABIT

EB Group kauft Hotel-und GewerbekomplexDie EB Group hat einen aus Hotel-, Ge-

werbe- und Wohnflächen bestehenden Ge-bäudekomplex mit 16.000 m2 Fläche in Ber-lin erworben. Die 1929 erbaute Hotel- undGewerbeimmobilie in der Gotzkowsky-straße wird als Ankermieter vom HotelAdrema genutzt, das über 130 Zimmer ver-fügt. Das 11.000 m2 große, an der Spree liegende Objekt wurde 2004 grunderneuertund beinhaltet noch sieben Gewerbeeinhei-ten. Teil des Deals ist auch ein angrenzendesWohn- und Geschäftshaus, das 1919 errich-tet wurde und über 5.000 m2 Fläche verfügt.Derzeit sind 13 der 17 Gewerbeeinheiten indieser Immobilie als Kreativwerkstätten,Büro- oder Praxisräume vermietet, teilt dieEB Group mit. Die drei Wohneinheiten sei-en vermietet.

SIEMENSSTADT BERLIN

Caleus erwirbt Bürohausaus den 1920ernAm Siemensdamm 59-63 hat die Berliner

Caleus Capital Investors ein Bürogebäudemit 45.000 m2 Nutzfläche erworben. Ver-kauft wurde das 1924 erbaute fünf- biszehngeschossige Klinkergebäude von Sie-mens Technopark Berlin, einer Gesellschaftvon Siemens. Das weithin sichtbare Gebäu-de liegt direkt an der A 100 und trägt aufdem Dach den Schriftzug von Siemens. Zuden Mietern in dem zu etwa 90% belegtenObjekt gehören NSN Optical Networks(künftig Coriant), Redknee und Nokia Sie-mens Networks. Der Mietpreis in dem teilssanierten Gebäude liegt nach Angaben vonCaleus-Geschäftsführer Patrick Reich je nachAusstattung zwischen 7 und 8 Euro/m2. Caleus will weitere Teile der Großimmobiliesanieren und die freien Flächen vermieten.

BERLIN-MITTE

Hollister und Mavi Jeansmieten am Leipziger PlatzNicht nur in der Steglitzer Schloßstraße,

sondern ab Frühjahr 2014 auch am Leipzi-ger Platz werden kreischende Teenager ein-fallen, um in dem zweiten Hollister-Store inBerlin die coolen Surfer-Klamotten der Mar-ke Abercrombie & Fitch zu ergattern. DasUS-Modelabel hat ein 725 m2 großes Laden-lokal in dem im Bau befindlichen Einkaufs-zentrum Leipziger Platz No. 12 gemietet.Ebenso angesagt wie derzeit Hollister ist dietürkische Marke Mavi Jeans, die ebenfalls zuden künftigen Mietern des Einkaufszen-trums von High Gain House Investments(HGHI) gehören wird. Auf einer Fläche von300 m2 wird die beliebteste Jeansmarke derTürkei ihre Artikel präsentieren. BeideFlächen wurden von Jones Lang LaSalle ver-mittelt.

2.5.2013 Ausgabe 17/2013 Seite 23

BERLIN-NEUKÖLLN

Buwog kauft High-Deck-SiedlungBuwog, die Tochter der österreichi-schen Immofinanz, baut ihren Bestand in Berlin weiter aus und hatdie Wohnanlage der so genanntenHigh-Deck-Siedlung an der Sonnen-allee mit mehr als 1.900 Wohnungenerworben.

Die Wohnanlage umfasst 40 Gebäude mit1.916 Einheiten und verfügt über eine Miet-fläche von 126.266 m2. „Das Portfolio ist ineinem sehr guten Zustand, weist eine Brutto-rendite von 8% und einen Leerstand von le-diglich 2% auf“, sagt Buwog-GeschäftsführerAlexander Hoff. Verkäufer der Wohnungen istCapricornus. Die zur französischen Euréal-Gruppe gehörende Capricornus hatte ihrer-seits die in den 1970er Jahren erbaute Wohn-anlage im Jahr 2007 mit 15% Leerstand vonder Stadt erworben und für 37 Mio. Euro sa-niert. Durch den Weiterverkauf, dem das Kar-tellamt noch zustimmen muss, würde die Bu-wog ihren Bestand in Berlin auf 4.200 Einhei-ten erhöhen. Weitere Zukäufe sind im Zugedes geplanten Börsengangs geplant. (mv)

Enves Architekten aus Madrid reichten diesen spektakulären Entwurf beim ZLB-Wettbewerb ein. Bild: Tempelhof Projekt

Was für eine Chance: Ein 383 hagroßes Areal mitten in der Stadt, dasneu gestaltet werden kann – welcheeuropäische Metropole hat solch einPfund, um damit zu wuchern? KeinWunder, dass Stadtentwicklungs- senator Michael Müller (SPD) sich danicht in die Suppe spucken lassenwill von den Gegnern einer Bebauungdes Tempelhofer Freiheit genanntenFlugfelds.

Seit vielen Jahren wird darüber diskutiert,was aus dem Tempelhofer Flughafen werdensoll. Als der innerstädtische Airport noch imBetrieb war, tobte die Debatte darum, obder Flughafen geschlossen werden soll odernicht. Dann ging es um die Frage, ob dasFlugfeld für die breite Masse geöffnet wer-den soll und schließlich um mögliche Nut-zungskonzepte. Doch auch ohne dass zu-kunftsweisende Entscheidungen zur Tem-pelhofer Freiheit getroffen worden sind, istdas einstige Flugfeld längst Teil der Stadt ge-worden. Spätestens seit die frühere Stadtent-wicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyerdas Feld zur öffentlichen Nutzung freigab,eroberten sich die Berliner das Flughafen-Areal und das funktioniert auch ohne eineteure Umgestaltung ziemlich gut. Die ehe-maligen Start- und Landebahnen lockenDrachensurfer, Jogger, Scater oder Radler,

TEMPELHOF

Ein Masterplan für das Flugfeld

aber auch Kind und Kegel tummeln sich aufder gigantischen innerstädtischen Freifläche,die Platz bietet für Aktivitäten, für die es nir-gendwo in der Innenstadt so viel Raum gibt.Auch ohne Internationale Gartenausstel-

lung (IGA), die von Junge-Reyer für das Jahr2017 auf der Tempelhofer Freiheit geplantwar, soll das Flugfeld schrittweise bis 2025umgestaltet werden. Junge-Reyers Nachfol-ger und Parteigenosse Müller verlagerte denSchwerpunkt der IGA nach Marzahn. Undauch für die ebenfalls geplante Internationa-le Bauausstellung (IBA) 2020 wurden ande-re Prioritäten gesetzt als die Gestaltung derTempelhofer Freiheit.

Eine Zentral- und Landesbibliothekist das Lieblingsprojekt Wowereits

Eine Bebauung der Ränder des fast 400 hagroßen Areals zwischen Columbiadamm imNorden, der S-Bahn- und Autobahntrasse imSüden, dem Tempelhofer Damm im Westenund der Bezirksgrenze von Neukölln imOsten wird es trotzdem geben, denn dieTempelhofer Freiheit bietet sich natürlichdafür an, Flächen für den Wohnungsbauauszuweisen. Wie viele Wohnungen tatsäch-lich entstehen werden, steht noch nicht fest.Die Rede ist zurzeit von 4.700 Einheiten. Die sollen nach dem vor kurzem vorgeleg-ten Entwurf für den Masterplan Tempel- hofer Freiheit, der unter Müller ebenfalls

modifiziert wurde, wie schon zuvor in denRandbereichen des Flugfelds entstehen.Aber nicht nur Wohnungen sind geplant,sondern verschieden genutzte Quartiere sol-len rund um die weiterhin als öffentlicherPark nutzbare Freifläche wachsen. Die sollauf 230 ha geschrumpft werden, wäre da-mit aber immer noch größer als der Tier-garten.Zu den verschiedenen Quartieren: Im süd-

westlichen Teil am Tempelhofer Damm, wosich auch das historische Flughafengebäudebefindet, ist ein Bildungsquartier vorgese-hen. Dessen Herzstück soll der geplanteNeubau der Zentral- und Landesbibliothek(ZLB) werden, die als das Lieblingsprojektvon Klaus Wowereit gilt. Der Bau der um-strittenen ZLB ist im Koalitionsvertrag vereinbart, vorbehaltlich allerdings, dass diedafür benötigten Mittel aufgebracht werdenkönnen. 270 Mio. Euro sind für das Pres- tigeprojekt mit 52.000 m2 Nutzfläche veran-schlagt. Doch nachdem nicht nur der neueHauptstadtflughafen BER, sondern auch derUmbau der Staatsoper weit teurer werdenals ursprünglich angenommen, stehen dieChancen für einen baldigen Baubeginn angesichts leerer Haushaltskassen nicht besonders gut. Trotzdem gab es bereits ei-nen mit insgesamt 250.000 Euro dotiertenIdeenwettbewerb zur Standorteinbindungder ZLB auf dem Areal der Tempelhofer Freiheit. Weiter auf Seite 32

Legobauer: Weil derrichtige Hauptstadt-flughafen erst am St. Nimmerleinstagöffnet, gibt es jetzt wenigstens einen aus Lego.

SEITE 25BILD

: LEGOLAND DISCOVERY CEN

TRE

Kinderzimmerzocker:Den Grundstock fürsein Immobilienver-mögen legte JakobMähren durch Börsen-geschäfte schon imKinderzimmer.

SEITE 31BILD

: MÄHREN

Weltverbesserer: Umdie Welt zu retten undvielleicht auch einkleines bisschen, weiles gut ist für das Ge-schäft, setzt OVG-ChefCoen van Oostromkonsequent auf grün.

SEITE 26BILD

: OVG

Sitzenbleiber: Bei derAbfrage einzelhandels-relevanter Kennziffernhandelt sich Berlin imVergleich der BigSeven durch die Bankeine 7 ein.

SEITE 28BILD

: DJD/CREDITPLUS BA

NK

FOKUS BERLIN

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Page 2: Fokus Berlin

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Reinickendorf

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5Friedrichshain-Kreuzberg

Treptow-Köpenick

Neukölln

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Charlottenburg-Wilmersdorf

Tempelhof-Schöneberg

Steglitz-Zehlendorf

0 5 10 Km

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Marzahn-Hellersdorf

Wohnungsmarkt Berlin:

Weltstadt der kleinen Preise und großen Möglichkeiten

© Immobilien Zeitung; Quelle: Jones Lang LaSalle (die Karte mit den Miethöhen), Senat Berlin (Neubaupotenziale)

Die größten WohnungenStadtbezirk Lage Wohnungsgröße*

in m2

Charlottenburg-Wilmersdorf Grunewald 113

Steglitz-Zehlendorf Dahlem 112

Charlottenburg-Wilmersdorf Sybelstraße 107

bis unter 5,50

5,50 bis unter 7,00

7,00 bis unter 8,50

8,50 bis unter 10,00

10,00 und höher

Wasserflächen

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Industrie-, Gewerbe-und Verkehrsflächen

Sonstige Flächen

MietniveauMedian in Euro/m2/Monat auf PLZ-Ebene

Neubaubereiche* in Wohneinheiten (WE)(grün-weiße Ringe)

1 Historische Mitte/Alexanderplatz 1.160 WE 2 Luisenstadt 600 WE 3 Oberspree 3.490 WE 4 Revaler Str./Boxhagener Str. 830 WE 5 Rummelsburger Bucht 680 WE 6 S-Bf. Plänterw./Baumschulenw. 1.750 WE 7 Mariendorfer/Tempelhofer Weg 1.450 WE 8 Ehem. Flughafen Tempelhof 4.700 WE 9 Gleisdreieck 1.780 WE 10 Schöneberger Linse 400 WE 11 Güterbahnhof Wilmersdorf 500 WE 12 Spreestadt Charlottenburg 430 WE 13 Europacity/Lehrter Str. 1.980 WE 14 Mauerpark 600 WE 15 Güterbahnhof/Pankow 600 WE 16 Alt-Lichtenberg 2.080 WE 17 Biesdorf-Süd 360 WE 18 Karlshorst 1.570 WE 19 Köpenick-Zentrum 1.520 WE 20 Dahmestadt 2.450 WE 21 Johannisthal/Adlershof 1.050 WE 22 Lichterfelde Süd 3.000 WE 23 Oberhavel 2.320 WE 24 Kurt-Schumacher-Platz 1.000 WE 25 Buch 3.150 WE* ausgewählte größere Wohnungsneubaustandorte, die kurz- (2016) bis mittelfristig (2025) realisierbar sind

Seite 24 Nr. 17 2.5.2013 FOKUS BERLIN Immobilien Zeitung

Kartenlegende

0 5 10 15 20

Reinickendorf

Tempelhof-Schöneberg

Marzahn-Hellersdorf

Spandau

Steglitz-Zehlendorf

Charlottenburg-Wilmersdorf

Neukölln

Lichtenberg

Treptow-Köpenick

Mitte

Friedrichshain-Kreuzberg

Pankow

Berlin insgesamt 7,2

16,3

8,6

8,5

8,4

7,6

6,5

6,4

6,3

5,7

5,0

2,5

2,0

Einwohnerprognose bis 2030:

Alle wollen sie nach Pankow

© Immobilien Zeitung; Quelle: IBB Wohnungsmarktbericht

in %

500

1.000

1.500

2.000

2.500

0I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III

2004 2005 20072006 2008 2009 2010 2011 2012

aktueller Beobachtungs-zeitraum

Entwicklung der Angebotspreise von Eigentumswohnungen (2004-2012)

Die Preise gehen bald durch die Decke

© Immobilien Zeitung; Quelle: IBB Wohnungsmarktbericht

Kaufpreis in Euro/m

2

* Mittelwert der Angebote © Immobilien Zeitung; Quelle: GSW/CBRE

Die kleinsten WohnungenStadtbezirk Lage Wohnungsgröße*

in m2

Neukölln Hermannstraße 53

Neukölln Sonnenallee 54

Neukölln Weigandufer 56

* Mittelwert der Angebote © Immobilien Zeitung; Quelle: GSW/CBRE

Die höchste KaufkraftStadtbezirk Lage Kaufkraft*

in Euro

Steglitz-Zehlendorf Dahlem 4.668

Reinickendorf Frohnau 3.996

Reinickendorf Heiligensee 3.965

* je Haushalt und Monat © Immobilien Zeitung; Quelle: GSW/CBRE

Die niedrigste KaufkraftStadtbezirk Lage Kaufkraft*

in Euro

Treptow-KöpenickBaumschulen-weg

1.880

Pankow Ostseestraße 1.942

Treptow-Köpenick Johannisthal 2.087

* je Haushalt und Monat © Immobilien Zeitung; Quelle: GSW/CBRE

Die höchsten DurchschnittsmietenStadtbezirk Lage Durchschnittsmiete*

in Euro/m2/Monat

MitteUnter den Linden

12,03

MitteHackescherMarkt

11,97

Charlottenburg-WilmersdorfTU/Otto-Suhr-Allee

11,50

* Median der Angebote © Immobilien Zeitung; Quelle: GSW/CBRE

Die niedrigsten DurchschnittsmietenStadtbezirk Lage Durchschnittsmiete*

in Euro/m2/Monat

Marzahn-Hellersdorf Mehrower Allee 4,70

Marzahn-Hellersdorf Kaulsdorf-Nord 4,80

SpandauHeerstr./Wilhelmstraße

4,81

* Median der Angebote © Immobilien Zeitung; Quelle: GSW/CBRE

Die höchste GesamtmietbelastungStadtbezirk Lage Mietbelastung*

in %

MitteHackescherMarkt

47,6

Charlottenburg-WilmersdorfTU/Otto-Suhr-Allee

41,4

MitteJannowitz-brücke

41,4

* mittlere Angebotsmiete warm im Verhältnis zur Kaufkraft© Immobilien Zeitung; Quelle: GSW/CBRE

Die niedrigste GesamtmietbelastungStadtbezirk Lage Mietbelastung*

in %

Marzahn-Hellersdorf Biesdorf 19,2

Marzahn-Hellersdorf Kaulsdorf-Nord 19,4

Marzahn-HellersdorfHellersdorf-Nord

19,6

* mittlere Angebotsmiete warm im Verhältnis zur Kaufkraft© Immobilien Zeitung; Quelle: GSW/CBRE

aus Wostan (20 (20

Page 3: Fokus Berlin

Immobilien Zeitung FOKUS BERLIN 2.5.2013 Nr. 17 Seite 25

Die immer wieder verschobene Eröffnung des Berliner Flughafens„Willy Brandt“ schlägt den Logisti-kern rund um die deutsche Haupt-stadt empfindlich auf den Magen.Nachdem der Markt bereits im Jahr2012 kräftig Federn lassen musste,konnten die Makler im ersten Quar-tal 2013 nur halb so viele Hallenund Flächen vermieten wie in denersten drei Monaten des Vorjahres.

In und um Berlin wurden im ersten Quar-tal dieses Jahres rund 46.000 m2 Lager- undLogistikflächen umgesetzt, nach etwa90.000 m2 im Vergleichszeitraum 2012. Die-ses Volumen bedeute nicht nur einen Rück-gang um knapp 50%. „Ähnlich deutlichwird der Fünfjahresschnitt unterschritten“,sagt Rainer Koepke, Leiter der Industrie- immobiliensparte beim Maklerhaus JonesLang LaSalle.Mit diesem mageren Ergebnis kriegt der

Markt die Kurve zum zweiten Mal nicht.2012 reichten die Vermittler 340.000 m2 überden Tisch, nach 434.000 m2 im Jahr 2011und 407.000 m2 bis Dezember 2010.

Airport-Panne dämpft dieStimmung am Markt

Schuld ist die Bruchlandung des Haupt-stadtflughafens BER. Da sind sich die Markt-beobachter einig. Zur Erinnerung: Die Eröff-nungsparty wurde immer wieder verscho-ben, von 2011 auf den 3. Juni 2012, auf den17. März 2013, den 27. Oktober 2013 undjetzt auf irgendwann.„Mit dem Stopp des Flughafens erloschen

auch die Aktivitäten rund um den Flugha-fen“, sagt Markus Schmidt, Marktbeobachterbeim Düsseldorfer Maklerhaus Aengevelt.„Etliche flughafenaffine Unternehmen ha-ben ihre Ansiedlung ebenfalls verschoben.“Ohne Flughafen-Stimulans habe die Attrak-tivität des Gewerbeangebots am Standort ge-litten. Koepke haut in die gleiche Kerbe.„Die Verzögerungen bei der Eröffnung desneuen Flughafens haben die Stimmung imMarkt gedämpft. Luftfrachtaffine Logistik-Projektentwicklungen in seinem Umfeld lie-gen auf Eis, zumindest bis klar ist, wann derBetrieb endlich losgeht.“

Handel mit Hallen und Flächenbrach um mehr als die Hälfte ein

Auch die Transaktionszahlen trugen imZehnjahresvergleich im vergangenen Jahrdie rote Laterne. Die Vermittler trugen Kauf-verträge über lediglich 66,3 Mio. Euro (nach159 Mio. Euro im Jahr 2011) zum Notar.Damit sank der Geldumsatz um 58%, ge-messen am Zehnjahresmittel sogar um72%. Zum Vergleich: 2006, der Airport warnach langen Geburtswehen endlich im Bau,blähten Grundstückskäufe rund um denStandort im Südosten der Region das Trans-aktionsvolumen auf 439 Mio. Euro auf.Schmidt sieht eine weitere Ursache des

schwachen Geschäfts in den kurzen Laufzei-ten der Mietverträge. Üblich sind ein bisdrei Jahre. Doch Käufer wollen Sicherheitund nur Lager und Hallen kaufen, die fürwenigstens zehn Jahre vergeben sind. „Vor

allem institutionelle Anleger machen da sogut wie keine Kompromisse.“ Die Renditenbewegten sich im vergangenen Jahr zwi-schen 9% und 11%.Obwohl Berlin alles andere als ein bedeu-

tender Industriestandort ist und auch keinzentraler Logistik-Hub, mangelt es in derdeutschen Hauptstadt an zentrumsnahenStandorten und Logistikflächen, beklagendie Fachleute unisono. Kleinere Lagerflä-chen und Hallen müssen zunehmend demWohnungsbau weichen. Und der Neubauhinkt, weiß Schmidt. Schuld sind auch hierdie kurzen Laufzeiten der Mietverträge. „DieBanken finanzieren keine Projekte ohne die50%-Marke überschreitende Vorvermark-tungsquoten und tun dies selbst im Falle einer solchen Quote nicht, wenn es sich da-bei um Mietverträge mit branchentypischkurzen Laufzeiten von ein bis drei Jahrenhandelt.“ Marktübliche Lager- und Logistik-flächen kosten im Schnitt 3.60 Euro/ m2 inder Region. Die Spanne bewegt sich zwi-schen 2,30 und 5 Euro/m2 , wobei MarkusSchmidt auch Mieter kennt, die 5,80Euro/m2 zahlen.Die Mieten bleiben stabil, tröstet sich und

die Kollegen der Berlin-Chef vom Makler-haus BNPPRE, Jan Dohrwardt. 200.000 m2

gibt er als Zielmarke vor. Weniger gehandeltwurde zuletzt 2005. In dem Jahr verhängtedas Bundesverwaltungsgericht in Leipzig infolge der Klageflut einen Baustopp aufBerlins Pannenflughafen. (gg)

LOGISTIKMARKT BERLIN

Pannenflughafen „Willy Brandt“ ist der Bremsklotz

Wenigstens der Mini-BER hat pünktlich eröffnet. Im Kleinformat wurden das Hauptgebäude, fünf Fluggastarme, der Tower, zwei Flugzeuge, Start- und Lan-debahn sowie Innenausbauten aus insgesamt 100.000 Lego-Steinen nachgebaut. Hand angelegt hat Legoland-Chefmodellbauer Pascal Lenhard. Die Bauzeitbetrug ein halbes Jahr. Bild: Legoland Discovery Centre Berlin

BERLIN-ADLERSHOF

Fördergebiet feiertErfolgeWährend die Umsätze am Logistik-markt der Region unter den Turbu-lenzen am Hauptstadt-Airport leiden(siehe „Pannenflughafen ,Willy Brandt’ist der Bremsklotz“ auf dieser Seite),feiert das in nächster Nähe liegendeEntwicklungsgebiet Adlershof Erfolge.

Negative Auswirkungen durch die Plei-ten-, Pech- und Pannenserie am künftigenHauptstadtflughafen BER blieben amHochtechnologiestandort Adlershof, nureine Autobahnabfahrt entfernt, aus. Statt-dessen lagen die Umsätze sowie eingewor-benen Haushalts- und Fördermittel der 954Unternehmen und 17 wissenschaftlichenEinrichtungen mit 1,68 Mrd. Euro 4,4%über denen des Vorjahres. Gleichzeitig se-hen die Betriebe optimistisch in die Zu-kunft: fast die Hälfte geht von steigendemUmsatz aus.Um weiterhin Unternehmen in das Förder-

gebiet des Berliner Senats zu locken und umkeins wieder zu verlieren, will Hardy Schmitz,Chef der Betreibergesellschaft des Technolo-gieparks, Wista-Management, für mehr Lebensqualität in der Wissenschaftsstadt sor-gen. Damit ist der Ausbau der RudowerChaussee zur „Wirtschaftsmagistrale“ mit Ge-schäften, Hotels, Restaurants und Büros gemeint. Einen großen Stellenwert nimmtauch der bereits begonnene Wohnungsbauein. Unter der Überschrift „Wohnen am Cam-pus“ sind über 1.000 Quartiere auf einem 14ha großen landeseigenen Areal geplant. Vor-gesehen sind Geschosswohnungen, Stadt- villen, Townhäuser, Serviceapartments undkleine Wohnungen für Studenten. (gg)

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Page 4: Fokus Berlin

Seite 26 Nr. 17 2.5.2013 FOKUS BERLIN Immobilien Zeitung

Schon als Student besaß Coen van Oostrom sein erstes Mietshaus und vermietete es an Studenten. Am Ende seines Wirtschaftsstudiums waren es 30Häuser und van Oostrom verkaufte sie, um mit dem Kapital in die Projektentwicklung einzusteigen. Bild: OVG

IM PORTRAIT: COEN VAN OOSTROM

Der Nachhaltigkeit verpflichtet

TELEKOM-REPRÄSENTANZ BERLIN

Nachmieter gesucht

Seit er vor etwa sechs Jahren Al Gore, dem ehemaligen US-amerika-nischen Vizepräsidenten, der sich aktiv für den Klimaschutz einsetzt,begegnete, plant ProjektentwicklerCoen van Oostrom nachhaltige Bürogebäude, die möglichst wenigEnergie verbrauchen. In Berlin realisiert der Chef der holländischenOVG zusammen mit seinem deutschen Projektpartner Bischoff &Compagnons für 160 Mio. Euro dasbisher grünste Bürogebäude in derHauptstadt. Und er ist überzeugt,dass es Potenzial für weitere Büroneubauten an der Spree gibt.

„Ich bin eigentlich keiner, der auf treehugger steht“, sagt Coen van Oostrom mitleichtem holländischen Akzent und demeingestreuten englischen Begriff, der wört-lich übersetzt Baumumarmer bedeutet, imEnglischen aber für Umweltschützer verwen-det wird. Doch nachdem er Al Gore überden Weg lief, der damals gerade in demFilm „An Inconvenient Truth – eine unbe-queme Wahrheit“ – zu sehen war, hat sichvan Oostrom verpflichtet, einen Beitrag da-für zu leisten, den Klimawandel zu stoppen.Zwei Argumente haben ihn überzeugt: zumeinen, dass fast 50% der weltweiten CO2-Emission durch Gebäude verursacht wer-den, und zum anderen, dass Al Gore zu ihmsagte: „Es gibt Greenpeace, Angela Merkeloder Bill Clinton, die sich für die Umweltengagieren, aber wenn Sie als Unternehmernichts tun, wird sich nichts verändern.“Nach der Begegnung mit Al Gore schwor

van Oostrom sein Projektentwicklungsteamauf nachhaltiges Bauen ein und erfuhr beidieser Gelegenheit, dass er einen ehemali-gen Greenpeace-Mitarbeiter in seiner Firmabeschäftigte. Der Physiker hatte diesen Teilseiner Laufbahn bis dahin nicht erwähnt,weil er wusste, dass sein Chef nicht viel vonUmweltaktivisten hielt.

Kühlwasser aus der Spree? Dastreikt die deutsche Bürokratie

Inzwischen ist van Oostrom Mitglied derKlimainitiative des ehemaligen US-Präsi-denten Bill Clinton. Der hat auch schon maleines der von der OVG entwickelten Büro-gebäude in Holland persönlich eingeweiht.Für die Clinton Climate Initiative verpflich-tete sich van Oostrom, innerhalb von fünfJahren 1 Mrd. US-Dollar in die Entwicklungvon nachhaltigen Bürogebäuden und dieenergetische Sanierung von Bestandsgebäu-

den zu stecken und deren Energieverbrauchum 30% bis 60% zu reduzieren. Erreichthatte er das selbst gesteckte Ziel bereits nachvier Jahren.Länger hat es dagegen gedauert, auf dem

Berliner Immobilienmarkt einen Fuß in dieTür zu bekommen. 2007 hat van Oostromdas erste Mal seine Fühler in Berlin ausge-streckt und schnell gelernt, dass „der kürzes-te Weg nicht von A nach B führt“, wie er esformuliert: „Für uns war es wichtig, dass wirmit Jürgen Bischoff einen Partner gefundenhaben, der sich in Berlin gut auskennt.“In der deutschen Hauptstadt musste der

führende holländische Büroentwickler au-ßerdem lernen, dass seine Ideen nicht ohneweiteres zu realisieren sind und dass es Ge-duld braucht, um ein Vorhaben voran- zubringen. Das begann damit, überhauptein Baugrundstück für das erste Vorhaben inBerlin zu finden. Als der Erwerb der etwa6.100 m2 großen Fläche am Humboldt- hafen, unmittelbar neben dem Hauptbahn-hof, endlich in trockenen Tüchern war,musste van Oostrom die nächste Hürdenehmen: Verkauft worden war das Grund-stück vom Berliner Liegenschaftsfonds, undzwar ohne die Verpflichtung, einen Archi-

tekturwettbewerb auszuloben. Doch dannverlangte Senatsbaudirektorin Regula Lü-scher doch eine Ausschreibung für die Ge-staltung. Der Grund: Das Meininger-Hotel,das als erster Neubau neben dem Haupt-bahnhof entstanden war, wurde wegen sei-ner Architektur in dieser prominenten Lageheftig kritisiert.Das nächste, was von Oostrom lernen

musste, war, dass Dinge, die in Holland un-kompliziert sind, in Deutschland keines-wegs genauso gut funktionieren müssen.Das geplante Bürogebäude Humboldt-HafenEins sollte nämlich mit Wasser ausder vorbeifließenden Spree gekühlt werden.Das gleiche Konzept hatte Oostrom in sei-nem Heimatland bereits realisiert und aufdiese Weise viel Energie beim Gebäudebe-trieb sparen können. In Berlin gab es dafür hingegen keine Ge-

nehmigung. Begründung der zuständigenBehörde: Würde man bei diesem Vorhabendie Entnahme von Wasser zwecks Kühlunggenehmigen, hätten auch andere den An-spruch darauf, das zu tun. Durch Zurück-führen des Wassers wiederum, könnte sichdie Spree womöglich erwärmen und damitdem Stadtklima schaden. Etwa so habe man

das Nein begründet, erklärt van Oostrom.Verstehen kann er es nicht, denn nach denBerechnungen seiner Experten würde dieEntnahme und Rückführung des Wassersdie Temperatur des Flusses allenfalls mini-mal verändern, selbst wenn viele Anliegerdieses Modell umsetzen würden.

Weitere 200 Mio. Euro will vanOostrom in Berlin investieren

Trotzdem hat es van Oostrom geschafft,eine Vorzertifizierung der Deutschen Gesell-schaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) inGold zu bekommen, bei der er übrigensauch Mitglied ist. „Das geplante Haus wirddas grünste in Berlin und steht bundesweitauf Platz drei der nachhaltigsten Büroge-bäude“, sagt er. Ankermieter für das Gebäu-de mit 30.000 m2 Nutzfläche wird Pricewa-terhouseCoopers (PwC). Die Wirtschafts-prüfer unterzeichneten im letzten Sommerauf einen Schlag einen Vertrag über 24.400m2. Auch einen Endinvestor für das 160-Mio.-Euro-Projekt gibt es inzwischen. ZweiAltersversorgungskassen verleibten sich dasVorzeigeobjekt ein, für das kürzlich der ersteSpaten gestochen wurde. Coen van Oostom

verhandelt zusammen mit seinem PartnerBischoff unterdessen über den Ankauf wei-terer Flächen. Die Verträge für zwei, dreiGrundstücke will er in diesem Jahr noch un-ter Dach und Fach bringen und in BerlinProjekte mit einem weiteren Volumen von200 Mio. Euro realisieren. Potenzial für Büroneubauten, die sich als

Firmenrepräsentanz eignen, bieten seinerEinschätzung nach die Umgebung desHauptbahnhofs und die angrenzende Euro-pacity, wo sich schon Total Deutschland nie-dergelassen hat und weitere namhafte Un-ternehmen folgen werden. Auch in der Gegend rund um die O2 World Arena, woMercedes Benz und Coca Cola hinziehenwerden, will van Oostrom mitmischen.Dass es Bedarf für Büroneubauten in Ber-

lin gibt, ist aus Sicht des Entwicklers keineFrage: „Natürlich wird ein Unternehmenwie BMW nicht nach Berlin kommen, aberBeratungsunternehmen wie PwC oder inter-netaffine Firmen wachsen schnell und holensich junge Leute an Bord. Die wollen allegerne in Berlin leben und arbeiten.“ Auchviele internationale Unternehmen ziehe esin die deutsche Bundeshauptstadt. Ohne Mieter an der Angel will Coen van

Oostrom trotz seiner positiven Einschät-zung des Berliner Büromarktes indes nichtbauen. Vielleicht liegt es daran, dass er es alsNewcomer an der Spree nicht leicht hat undKonkurrenten wie Hochtief das Zepter festin der Hand halten? Der Holländer van Oostrom nimmt es sportlich: „Wenn manEntwickler ist, ist auch der Wettbewerbspannend“, sagt er und fügt mit einem jun-genhaften Lächeln hinzu: „Wenn es eineAusschreibung gibt, wollen wir auf jedenFall mit dabei sein.“ (mv)

Jahrelang standen Büros in Berlinleer. Doch in guten Lagen sind dieAngebote längst knapp geworden.Glück für Corpus Sireo: Das Unter-nehmen muss nämlich für eine Immobilie in der Französischen Straße, Ecke Jägerstraße gleich 11.500 m2 auf einen Schlag vermieten,wenn die Telekom auszieht.

Repräsentative Büroimmobilien, zumalgroßzügige Single-Tenant-Gebäude, sind inBerlins historischer Mitte inzwischen eineRarität. Mit dem 1877 errichteten ehemali-gen Kaiserlichen Telegrafenamt, das im Jahr2000 durch einen gläsernen Neubau ergänztund modernisiert worden ist, hat Corpus Sireo ein besonderes Schmuckstück im Portfolio. Die Telekom, von der Corpus dasfünfgeschossige Gebäude zusammen mitanderen Immobilien des Unternehmens im Rahmen eines Sale-and-Leaseback- Geschäfts seinerzeit in einen ihrer Fondseingebracht hat, wird voraussichtlich im

dritten Quartal 2014 ausziehen, weil die Im-mobilie nach dem Abbau von Stellen zugroß geworden ist.Um einen neuen Mieter für die derzeitige

Telekom-Repräsentanz in Berlin zu finden,begann Corpus Sireo schon auf der Mipimin Cannes die Werbetrommel zu rühren. Un-ter dem Namen BuildingBerlin wird das Ob-jekt angeboten. Zu dessen Besonderheitengehört ein großzügiges Atrium, das Alt- undNeubauteil verbindet und Platz für Veran-staltungen mit bis zu 750 Personen bietet.Mit ersten potenziellen Mietern laufen

Lydia Zenker zufolge, bei Corpus Sireo ver-antwortlich für die Vermietung, bereits Ge-spräche. „Sowohl schon in Berlin ansässigeGroßunternehmen wie internationale Fir-men, die eine Repräsentanz in der Haupt-stadt suchen, zeigten Interesse“, sagt Zenker.Dass Letztere andere Preise gewöhnt sind alsdie derzeitige Berliner Spitzenmiete für Büros, die bei um die 23 Euro/m2 liegt, lässtsie auf einen Abschluss zu einem womög-lich höheren als dem marktüblichen Miet-zins hoffen. (mv)

Am Becken des Humboldthafens entsteht das erste Berliner OVG-Bischoff-Projekt. Bild: OVG

Beste Aussichten auf Sehenswürdigkeiten wie Dom, Fernsehturm, Rotes Rathaus und den Backstein-bau der Friedrichwerderschen Kirche bieten die Büros in der oberen Etage. Bild: Corpus Sireo

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Page 5: Fokus Berlin

Immobilien Zeitung FOKUS BERLIN 2.5.2013 Nr. 17 Seite 27

Design mit Biss: Das Stue beeindruckt mit originellem Design und hat als Klientel betuchte internationale Gäste im Visier für seine 80 Zimmer, die teilseinen Blick auf den Zoologischen Garten bieten. Bild: Studentenwerk Berlin

HOTELLERIE

Bauboom bei Hotels: 40 neue Herbergen bis 2014Seit Jahren erreicht Berlin neue Rekorde bei der Zahl der Touristenund der Zahl der Übernachtungen.10,8 Mio. Hotelgäste betteten 2012ihr Haupt in der Spreemetropoleund bescherten den Beherbergungs-betrieben 24,9 Mio. Übernachtun-gen. Doch wer glaubt, die BerlinerHoteliers könnten sich angesichtsder steigenden Zahl der Übernach-tungsgäste die Hände reiben, derirrt, denn gleichzeitig wächst dieZahl der Hotels rasant. Nach den Recherchen der Dehoga sind mehrals 40 neue Herbergen mit fast10.000 Zimmern in der Entwicklung.

Kaum ein Monat vergeht derzeit in Berlin,ohne dass eine neue Herberge eröffnet. Diewohl spektakulärste Neueröffnung war dasverspätet fertiggestellte Waldorf Astoria un-weit vom Bahnhof Zoo. Während die Eröff-nung des Nobelhotels Anfang dieses Jahres inder breiten Öffentlichkeit für Furore sorgteund das Haus von neugierigen Berlinern anden Tagen der offenen Tür fast überranntwurde, feierte Das Stue in der ehemaligenDänischen Gesandtschaft fast unbemerkt am8. Januar sein Grand Opening. Das Fünf- Sterne-Haus in der Drakestraße 1, dessenZimmer teils Blick auf den Zoologischen Garten bieten, wird unter Kennern der Branche als die derzeit luxuriöseste Herbergein der Hauptstadt gehandelt und bietet 80überaus edel gestylte und großzügige Zim-mer, die für um die 200 bis 1.000 Euro proNacht zu haben sind.Weniger nobel, dafür aber preiswert ist

das im Februar eröffnete B&B Hotel AirportBerlin mit 140 Zimmern. Mit dem Bei- namen The Wall at Check Point Charlie ver-sucht das im März eröffnete vierte Hotelvon Winters in Berlin das Interesse der Be-sucher zu wecken. Gleich um die Ecke vombekannten ehemaligen amerikanischenGrenzkontrollpunkt gelegen, kann der Gastab 79 Euro in den 145 Zimmern und 25Apartments der Drei-Sterne-Herberge in derZimmerstraße nächtigen. Junge Leute, diegerne preiswert übernachten, hat dagegen

das neue Generator Hostel Berlin-Mitte inder Oranienburger Straße im Visier, das seit22. April 600 Betten zu füllen hat. Und seitdem 1. Mai versucht am Kurfürstendammdas erste Haus der österreichischen Hotel-gruppe Amedia ein Stück vom Gästekuchenabzubekommen. 194 Zimmer in modernemDesign und mit freier Multimedianutzungsollen die Gäste locken.Allen neuen Anbietern gemeinsam ist, dass

sie auf eine beständig wachsende Zahl derBerlin-Touristen setzen. Die rund 10,8 Mio.Gäste im Jahr 2012 (+10% zum Vorjahr) ver-weilten im Schnitt 2,3 Tage an der Spree.Die Zahl der Übernachtungen kletterte imVergleich zu 2011 sogar um 11,4% aufknapp 25 Mio. nach oben, Tendenz weitersteigend. Aber mit der Zahl der Besucherwächst auch die Zahl der Herbergen in derdeutschen Hauptstadt. 126.000 Betten zähl-te das Landesamt für Statistik in den Beher-

bergungsbetrieben am Jahresende 2012,doppelt so viele wie noch zehn Jahre zuvor.Und die Zahl der Betten wird rasant weiterwachsen, wenn alle projektierten Häuserverwirklicht werden.

Wie viele neue Hotels wirklich gebaut werden, ist unklar

Verlässliche Zahlen, wie viele neue Hotelsin nächster Zeit auf den Markt der Haupt-stadt drängen, gibt es nicht. Die Marktfor-scher von BulwienGesa zählen beispielsweiselediglich die Herbergen, die von Projektent-wicklern realisiert werden sollen. PrivateVorhaben wie das geplante Grimms Hotelan der Flottwellpromenade, das 100 Zim-mer haben soll, zählen nicht dazu. Der Ber-liner Verband des Deutschen Hotel- undGaststättengewerbes (Dehoga) nutzt alsQuelle für seine Erhebungen unter anderem

die Berichterstattung über Vorhaben in denMedien. Nach diesen Recherchen sind aktu-ell 42 Beherbergungsbetriebe kurz vor derEröffnung oder in Planung und werden demHotelmarkt der Hauptstadt etwa 9.300 zu-sätzliche Zimmer bescheren. Die Zahl derHotelbetten wird demnach um mindestens18.440 wachsen, die am häufigsten ange-strebte Kategorie sind drei bis vier Sterne.Die überwiegende Zahl der von Dehoga

erfassten Herbergen wird innerhalb dernächsten beiden Jahre in Betrieb gehen.Zählt man die bereits eröffneten Hotels die-ses Jahres hinzu, steigt die Zahl der Zimmernach Angaben der Berliner Tourismusagen-tur visitBerlin allein bis Ende 2013 um wei-tere 5.500 an. Das stellt nicht unbedingt einProblem dar: „Wenn auch die Zahl der Be-sucher und Übernachtungen weiter wächstwie bisher, kann der Markt in Berlin auchweitere neue Hotels verkraften“, glaubt Bul-

wienGesa-Experte Dierk Freitag. Schwer haben es nach seinen Beobachtungen obdes harten Preiskampfs zwischen den Über-nachtungsbetrieben vor allem kleinere pri-vat geführte Hotels und Pensionen.

Die geplante Bettensteuer könntedie Marge weiter schmälern

Die immer neuen Herbergen, die auf denMarkt drängen, könnten die im Vergleichmit anderen europäischen Metropolen oh-nehin geringe durchschnittliche Auslastungund damit die Margen der Hoteliers weiterschmälern. 2012 stieg die Bettenauslastungnach Angaben des Landesamts für StatistikBerlin und Brandenburg zwar auf im Schnitt54,5% (2011: 51,2%), doch das könnte sichwieder ändern, wenn die Zahl der Über-nachtungen nicht so schnell wächst wie dieder Zimmer.Die vom Berliner Finanzsenator Ulrich

Nußbaum schon länger avisierte CityTaxkönnte außerdem den durchschnittlichenZimmerpreis drücken. Die in der vergange-nen Woche verabschiedete Vorlage, die Nuß-baum ins Parlament einbringen will, siehtvor, dass jeder Berlin-Tourist ab 1. Juli die-ses Jahres eine Übernachtungsabgabe in Hö-he von 5% des Übernachtungspreises ent-richten soll. Geschäftsreisende sind von die-ser Abgabe ausgenommen. Entrichtet wer-den muss die so genannte Bettensteuernicht nur von gewerblichen Übernachtungs-betrieben, sondern auch von privaten An-bietern, dazu gehören auch Ferienwohnun-gen, Jugendherbergen und Campingplätze.Bei den Verbandsmitgliedern des Dehogafürchtet man, die Gebühr nicht auf die Gäs-te umlegen zu können, was am Ende zulas-ten der meist mit spitzem Bleistift kalkulier-ten Zimmerpreise gehen würde. Nußbaumhingegen freut sich auf geschätzte Steuerein-nahmen von 25 Mio. Euro: „Mit der Über-nachtungssteuer wollen wir erreichen, dassauch Touristen einen kleinen Beitrag dazuleisten, dass Berlin attraktiv bleibt und nochattraktiver wird“, argumentiert er. Wenn inder Folge noch mehr Touristen kommen,könnte das am Ende allen Beteiligten rechtsein. (mv)

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Page 6: Fokus Berlin

Seite 28 Nr. 17 2.5.2013 FOKUS BERLIN Immobilien Zeitung

Geschäft ins andere gehen. Leiden, da istsich der versierte und langjährige Vertreterder Berliner Händler sicher, werden unterdem LP 12 die langsam in die Jahre gekom-menen Potsdamer Platz Arkaden mit ihren40.000 m2 Handelsfläche aus dem Jahr1998.Generell sei der Wettbewerb der Läden

untereinander in Berlin nicht nur beinhart,sondern auch deutlich heftiger als in ande-ren deutschen (gewachsenen) Metropolen,urteilt Wulff Aengevelt, geschäftsführenderGesellschafter des gleichnamigen Makler-hauses in Düsseldorf.

Bei allen Einzelhandelskennzahlenträgt Berlin die rote Laterne

Schuld seien die „großflächigen innerstäd-tischen Centerentwicklungen“. „Die Auswir-kungen des LP 12 blieben abzuwarten“, soder Fachmann weiter. Allerdings sei davonauszugehen, „dass die Eröffnung das gesam-te Quartier weiter aufwertet und stärkt“.18,3 Mrd. Euro trugen die Menschen im

vergangenen Jahr in Berliner Läden. Zum

270 Läden mit 76.000 m2 Verkaufs-fläche am Leipziger Platz im Ostender Stadt und Läden mit 21.000 m2

Platz zum Verkaufen im Bikini Berlin im alten Westen – Deutsch-lands mit Abstand größter Einkaufs-standort hat in naher Zukunft ordentlich was zu verkraften. Dabeisind die Rahmendaten nicht zum Jubeln. „Setzen, 7!“ muss es beimAbfragen der einzelhandelsrelevantenKennziffern heißen. Einziger Trost:Die Ladenmieten sind im Höhenflug.

800 Mio. Euro investiert das Berliner Familienunternehmen High Gain House Investments (HGHI) in Deutschlands größ-tes innerstädtisches Shoppingcenter LH 12am Leipziger Platz. Ihr Chef Harald G. Huthlässt bis Ende 2013 eine neue Fußgänger- zone mit 270 gewerblichen Angeboten bau-en. Neben den Läden entstehen an der ehe-maligen Nahtstelle zwischen Ost und West270 Wohnungen, rund 10.000 m2 für Bürossowie ein Hotel. Außer mit der zentralen Lage auf dem Grundstück des früherenKaufhauses Wertheim punktet Huth mitMietern, die oft erstmals in der deutschenHauptstadt vertreten sind. Derzeit sind 240Läden oder 93% der Verkaufsfläche vergeben.Vermutlich rund 300 Mio. Euro lenkt die

zum Schörghuber-Imperium gehörendeBayerische Hausbau in 21.000 m2 Handels-fläche. Ein Kino, Hotel und Büros rundendas Vorhaben ab. Highlight ist eine Dach-landschaft so groß wie ein Fußballfeld, überdie die Kunden ab Herbst dieses Jahres indie Einkaufswelt strömen sollen. Sowohl dieAnzahl der zukünftigen Läden im denkmal-geschützten ehemaligen Zoobogen als auchder Vermietungsstand ist ein Geheimnis, dasdie Bayern, warum auch immer, hüten. ZumRichtfest im September 2012 waren Verträgeüber 58% des gesamten Objekts in trocke-nen Tüchern.

Berliner Einzelhandel kann dieShoppingriesen verkraften

Die Berliner Einzelhandelslandschaft inUnordnung bringen werden die neuenShoppingriesen aber nicht, urteilt NilsBusch-Petersen, Hauptgeschäftsführer desHandelsverbands Berlin-Brandenburg. „Frü-her haben die Center die kleinen Fach- geschäfte verdrängt, heute verdrängen siesich gegenseitig.“ Nirgendwo in Deutsch-land gibt es so viel Verkaufsfläche in Ein-kaufszentren wie in Berlin. Bei rund einemViertel der insgesamt 5,14 Mio. m2 könnendie Kunden trockenen Fußes von einem

EINZELHANDEL IN BERLIN

„Setzen, 7!“– Kennziffern hinken Investoren hinterher

270 Läden baut der Berliner Familienunternehmer Harald G. Huth im Einkaufszentrum Leipziger Platz 12. Bild: HGHI

im Bezirk Pankow zu haben (weitere Miet-preise siehe Tabelle „Tauentzienstraße ist dieSpitzenmeile“ auf dieser Seite). 250 Euro/m2

sind gegenüber München (350 Euro/m2),Frankfurt und Stuttgart (300 Euro/m2) we-nig, ganz zu schweigen von London (583Euro/m2), Zürich (520 Euro/m2) oder Parismit Monatsmieten von 514 Euro/m2. KeinWunder also, dass die deutsche Hauptstadtnational und international expandierenden

Filialisten und Labels weiterhin als der idea-le Einstiegs- und Testmarkt dient.Gleichzeitig lohnt sich ein Blick weg von

den Toplagen, hin zu den ganz normalenEinkaufsorten der Berliner. 63 der wichtigs-ten Einkaufsstraßen in der Bundeshaupt-stadt haben die Berliner Einzelhandelsmak-ler Stephan und Katrin Grupe unter die Lupe genommen. Erfasst wurden Mietenund die Kaufkraft.

Ein Durchschnittsladen kostet10% mehr als im Jahr zuvor

Danach kostet ein Berliner Durchschnitts-laden mit 100 m2 Verkaufsfläche 49,59Euro/m2. Das sind fast 10% mehr als imJahr zuvor. Zum Vergleich: Von 2010 auf2011 sind die Mieten nur um rund 1% ge-klettert.Gut entwickelt haben sich im vergange-

nen Jahr die Stadtrandbezirke. Am TeltowerDamm im Bezirk Zehlendorf kletterte dieMiete um 25%, am Ludolfinger Platz, inFrohnau, im Norden der Stadt und in derDrakestraße, in Lichterfelde, um ein Fünftel.Verlierer sind die Pichelsdorfer Straße imBezirk Spandau und die Grunewaldstraße inSchöneberg. „Ganz offensichtlich erkennbarist das an den langen Leerstandszeiten“, er-läutert Stephan Grupe sein Zahlenwerk.Der Handel mit Einzelhandelsimmobi-

lien lief im ersten Quartal 2013 mehr alsschleppend. Auf Läden und Geschäfte ent-fielen mit 30 Mio. Euro nur magere 5% desgewerblichen Umsatzes am Berliner Invest-mentmarkt, errechnete das Berliner Makler-haus Grossmann & Berger.Die Spitzenrendite für Einzelhandels-

objekte blieb mit 4,85% stabil, heißt es beiden Vermittlern von der Spree. Die Rhein-länder kommen für Geschäftshäuser in A-Lagen auf den gleichen Wert, taxieren SB-und Fachmärkte aber auf einen Wert von,ebenfalls stabilen, 7,3%.

So würde Peter Starke, Aengevelt-Chef inBerlin, einem an Einzelhandel interessiertenInvestor mit 2 Mio. bis 2,5 Mio. Euro in derTasche auch raten: „Kaufen Sie sich einenSB-Markt in zentraler Lage mit einem Aldidrin und einem Getränkemarkt. Der wirdderzeit zum 13fachen der Jahresnetto- kaltmiete verkauft und wirft eine Brutto- anfangsrendite von 7% ab.“ Dabei könneman am wenigsten falsch machen. (gg)

Das kosten Läden in Berlin:

Tauentzienstraße ist die Spitzenmeile

Vergleich: In Hamburg lag der Umsatz imvergangenen Jahr bei 11,2 Mrd. Euro und inMünchen bei 10,5 Mrd. Euro. Jeder vierte inBerlin ausgegebene Euro kommt derzeit ausdem Portemonnaie eines Touristen. „DieHändler in City-Lagen erwirtschaften teil-weise bis zu 60% ihres Umsatzes alleindurch in- und ausländische Gäste“, sagtBusch- Petersen, auch wenn aufgrund wirt-schaft- licher Probleme vieler Staaten die Pro-Kopf-Ausgaben vor allen Dingen bei denÜbernachtungsgästen leicht rückläufig seien.Die schiere Größe des Marktes darf aber

nicht darüber hinwegtäuschen: Beim Abfra-gen der einzelhandelsrelevanten Kennzif-fern im Vergleich der „Big Seven“ inDeutschland heißt es in Berlin durchweg:„Setzen, 7!“ Stets landet die Stadt hinterMünchen, Düsseldorf, Stuttgart, Frankfurtam Main, Köln und Hamburg auf dem letz-ten, dem siebten Platz. Das gilt für die Zen-tralitätskennziffer (107,9), für die Kaufkraft(95,1) und die Umsatzkennziffer mit ei-nem Wert von 102,6. „Berlin hat nochdeutliche Steigerungspotenziale“, kom-mentiert Wulff Aengevelt seine Zahlen.

Lage Bezirk (Ortsteil) Kaufkraftindex* Miete in Euro/m2**

Tauentzienstraße Charlottenburg 99 240 - 280

Kurfürstendamm 1 Charlottenburg 99 230 - 270

Alexanderplatz Mitte 98 160 - 190

Kurfürstendamm 2 Charlottenburg 100 150 - 180

Hackescher Markt Mitte 98 110 - 140

Friedrichstraße Mitte 99 100 - 140

Kurfürstendamm 3 Charlottenburg 100 100 - 130

Rosenthaler Straße Mitte 87 100 - 130

Neue Schönhauser Straße Mitte 87 90 - 120

Wilmersdorfer Straße 5 Charlottenburg 100 80 - 100

Schloßstraße Steglitz 99 80 - 100

Unter den Linden Mitte 88 70 - 100

Carl-Schurz-Straße Spandau 101 65 - 75

Teltower Damm Zehlendorf 128 50 - 75

Gorkistraße Reinikerndorf (Tegel) 112 45 - 55

Markt Spandau 101 35 - 55

Karl-Marx-Straße Neukölln 85 40 - 50

Hermannplatz Neukölln 84 40 - 50

Müllerstraße Wedding 90 35 - 50

Kurfürstendamm 4 Charlottenburg 108 25 - 55

Wilmersdorfer Straße 6 Charlottenburg 102 30 - 50

Schönhauser Allee Prenzlauer Berg 89 30 - 50

Die Dachlandschaft vom Bikini Berlin ist groß wie ein Fußballfeld. Ab Herbst 2013 können die Berli-ner und ihre Gäste gegenüber der Gedächtniskirche einkaufen gehen. Bild: Bayerische Hausbau

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Und fügt hinzu: „Das war schon immer sound wird auch so bleiben.“Rund 250 Euro/m2 kostet der teuerste

Laden in Berlin zur Miete. Traditionell werden die Höchstpreise in der Tauentzien- straße erzielt, im Dunstkreis des Nobelkauf-hauses KaDeWe. Der billigste Laden fürschon 10 Euro/m2 ist in der Berliner Straße

1 Rankestraße bis Joachimstaler Straße, 2 Knesebeckstraße bis Olivaer Platz3 Joachimstaler Straße bis Knesebeckstraße, 4 Olivaer Platz bis Halensee 5 Fußgängerzone, 6 Schillerstraße bis Zillestraße* GfK Kaufkraftstudie 2012 (Berlin = 100)** 80 bis 120 m2 großes Ladengeschäft, Preise nettokalt © Immobilien Zeitung, Quelle: Grupe

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Page 7: Fokus Berlin

Immobilien Zeitung FOKUS BERLIN 2.5.2013 Nr. 17 Seite 29

größten deutschen Laden errichten(„Deutschlands größter Apple-Store amKu’damm“, IZ 4/11). Apple hat vier Etagengemietet – darunter einen 8 m hohen ehe-maligen Kinosaal im ersten Stock.Die neue Heimat der Kultmarke ist das

von 1912 bis 1913 gebaute Kino FilmbühneWien. Das Lichtspielhaus mit seiner vonSäulen gehaltenen, tempelähnlichen Fassa-de war eines der ersten Lichtspielhäuser inBerlin. Anfang 2000 musste das unmoderngewordene Kino dichtmachen. Das Hauswurde vom Berliner Privatinvestor UweGlien für 7,5 Mio. Euro zu einem Ge-schäftshaus umgebaut.

Was jahrelang die Spatzen von denDächern pfiffen, gibt es jetzt buntauf schwarz. Der „Apple Store Kur-fürstendamm Berlin“ eröffnet ammorgigen Freitag, den 3. Mai, imHaus Nr. 26 seine Pforten.

So lange verhüllen Planen mit demSchriftzug des kalifornischen Computerbau-ers und einem beleuchteten Apple-Logo denneuen Einkaufstempel. Auch wenn sichApple immer in großes Schweigen hüllt –spätestens seit 2011 ist bekannt, dass die er-folgreichen Mac- und iPhone-Verkäufer amalten Prachtboulevard mit 5.000 m2 ihren

BERLIN-CHARLOTTENBURG

Apple lässt die Hüllen fallen

Vor dem künftigen Computerladen von Apple am Kurfürstendamm wird kräftig ausgepackt. Am 3. Mai um 17.00 Uhr dürfen die Anhänger der Kult-marke den größten deutschen Laden der Kette erstmals stürmen. Bild: Gericke

Dass der prächtige Bau am Ku’damm aberso lange leer stand, lag an einem Rechtsstreitwegen Mängeln während des Umbaus. Frei-tag ab 17 Uhr kann die Fangemeinde dieGeräte mit dem angebissenen Apfel nichtnur kaufen, sondern in kostenlosen Work-shops auch bedienen lernen. Allerdings sinddie Kurse längst ausgebucht. Das Haus istdeutschlandweit das elfte Geschäft. WeitereLäden gibt es in Augsburg, Hamburg, Ober-hausen, Dresden, Köln, Sindelfingen, Frank-furt am Main, München, Sulzbach undHamburg. Vor wenigen Tagen offenbarte derKonzern den ersten Gewinnrückgang seitzehn Jahren. (gg)

BERLIN-TIERGARTEN

Hertiehausöffnet PfortenVergangenen Donnerstag, morgensum 9 Uhr, hat das traditionsreicheHertiehaus in der Turmstraße 29 imStadtteil Moabit zum zweiten Malseine Pforten geöffnet. Nach einemJahr Bauzeit bezogen der Beklei-dungsfilialist C&A, ein Schuhge-schäft der Marke Reno, die Drogerie-kette dm und ein Asia-Markt neueRäume im seit 2009 geschlossengewesenen Kaufhaus.

Die kurze Umbauzeit ist der Gnade derfrühen Geburt zu verdanken, heißt es bei derBauherrin MIB AG, Berlin. Das Gebäudewurde 1960 gebaut und in den letzten zwölfMonaten bis auf das Stahlbetonskelett he-runtergerissen. Anfang der 60er, erzählt MIB-Chef Lars Neubauer, seien die Bauten nochnicht mit Asbest verseucht worden. Die neueAußenhülle stammt von den Berliner Archi-tekten Granz und Zecher. MIB hat den altenKasten im Dezember 2010 aus dem Beteili-gungskreis des ehemaligen Hertie-InvestorsDawnay, Day gekauft. 30 Mio. Euro stecktedas Berliner Unternehmen in die Sanierungder 10.000 m2 großen Kaufhausruine.

Keine attraktive Einkaufsmeile

Im Juni wird im zweiten Stock ein 1.200m2 großes Fitnessstudio von Jopp & Jopp dieTüren aufschließen. In den beiden oberstenEtagen gibt es ab Mitte des Jahres 48 Woh-nungen, zwischen 45 und 70 m2 groß. Derbesondere Clou der Bike Living getauftenQuartiere: der Mieter kann sein Fahrrad in ei-nem großen Aufzug mit nach oben nehmen.Und statt das Velo auf den Balkon quetschenzu müssen, steht eine separate Bike Box amEingang zur Verfügung.Die Turmstraße ist eine der weniger attrak-

tiven Einkaufsmeilen der Stadt. Berlins Mak-ler („Setzen, 7! – Kennziffern hinken Investorenhinterher“, auf Seite 28 dieser Ausgabe) ermit-telten für einen rund 100 m2 großen Ladeneine Durchschnittsmiete von 30 Euro/m2.Zum Vergleich: Im Berliner Schnitt spielt einsolches Geschäft 49,59 Euro/m2 ein. (gg)

BERLIN-LICHTENRADE

1.600 sanierteWohnungenIn der John-Locke-Siedlung in Lichtenrade ist der Startschuss fürdie Sanierung von 1.604 landes- eigenen Wohnungen gefallen. DieInvestitionen betragen 70 Mio. Euro.

Die Großsiedlung aus den 1960er Jahrenmit zusammen 1.800 Wohnungen und3.500 Mietern ist mächtig in die Jahre ge-kommen. Grund für Stadt und Land, 1.604Wohnungen mit zusammen 105.200 m2

Wohnfläche in den nächsten fünf Jahren mitwärmedämmenden Fassaden und neuenHeizungen zu versehen, wobei die Gesell-schaft von Öl auf Gas umstellt. Die Treppen-häuser und Keller werden modernisiert, dieElektrik erneuert und die Bäder umgestaltet.Wichtiger Baustein: Die John-Locke-Woh-

nungen sollen künftig gut zweitausend Ton-nen weniger Kohlendioxid pro Jahr aussto-ßen als bisher. Das Ziel geht zurück auf einKlimaschutzabkommen, das mehrere kom-munale Wohnungsbaugesellschaften mitdem Land Berlin abgeschlossen haben. Stadtund Land verpflichten sich dabei, ab 2020nicht mehr als 1,5 t des klimaschädlichenGases CO2 pro Jahr und Wohnung in die Luftzu pusten.

Warmmieten bleiben fast gleich

So etwas kostet. Doch so etwas spart auch.Die Rechnung von Stadt und Land-Ge-schäftsführer Ingo Malter geht so: Die Be-triebskosten sinken von derzeit üppigen 3 Euro/m2 um ein Drittel. Damit können dieMietsteigerungen nach der Sanierung – vondurchschnittlich 4,50 Euro/m2 Euro auf 5,68Euro/m2 Euro knapp aufgefangen werden.„Es wird verschiedene Ausstattungsmerk-

male in den Wohnungen geben, sodass dieMieten auch weiterhin bezahlbar bleiben“,kommt Malter Ängsten in puncto „Luxussa-nierungen“ seit Anfang der Woche in einerInfobox in einer der größten Wohnsiedlun-gen im Südwesten Berlins entgegen. Gleich-zeitig lässt die kleinste der sechs kommuna-len Berliner Wohnungsgesellschaften 13 Lä-den mit zusammen 1.000 m2 für Mietertreffsund die Nahversorgung herrichten. (gg)

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Page 8: Fokus Berlin

Seite 30 Nr. 17 2.5.2013 FOKUS BERLIN Immobilien Zeitung

bäuden, kauften die Comer-Brüder vomBerliner Klinikbetreiber Vivantes, den von1911 bis 1913 errichteten hinteren Teil mitder dreigeschossigen Bebauung vom Berli-ner Liegenschaftsfonds.Die erste Tranche Wohnungen für 26 Mio.

Euro sollen in den prächtigen Klinkerbautenaus der Jahrhundertwende entstehen. Inweiteren Bauabschnitten will der Investorim hinteren Teil des Geländes 15 neue Häu-ser mit 460 Wohnungen bauen. 500 m2 Ge-werbe plus eine Tiefgarage runden das Gan-ze ab. Der Bauantrag ist gestellt. Für denSommer erwarten die Investoren die Bauge-nehmigung. „Der wird wohl glatt durchge-

Neuer Investor, neues Glück? Die alteGeburtsklinik am Berliner SchlossCharlottenburg hat mit der Fondsge-sellschaft Activum SG Capital Management einen neuen Eigentümer.Deren Chef Saul Goldstein hat vor, abdiesem Sommer für 26 Mio. Euroknapp 200 Eigentumswohnungen „imgehobenen Standard“ zu bauen.

Anfang vergangenen Jahres hat Goldsteinmit dem steuerlich so praktischen Firmen-sitz auf der Kanalinsel Jersey das denkmal-geschützte Areal im hochgeschätzten Wohn-standort Charlottenburg von der britischenComer-Gruppe erworben. Die Verkäufer,zwei Brüder irischer Herkunft, versprachenvor zwei Jahren für insgesamt 100 Mio. Euro500 neue Wohnungen mit 65.000 m2 Brut-togrundfläche zu schaffen. Der Plan gingschief. Daraufhin kaufte Goldstein das wieein verwunschenes Schloss wirkende Haupt-gebäude plus Nebengelassen für seinenzweiten Deutschlandfonds.Bauherr der zunächst 200 Wohnungen ist

die luxemburgische Gartenstadt Charlotten-burg, Projektentwickler die Berliner Gesell-schaft Home Center Management Berlin,die nach eigenen Angaben Erfahrungen in Berlin sammeln konnte, hauptsächlichaber auf dem ungarischen Markt ihre Spo-ren verdiente.

Bauantrag wird durchgehen

Über den Preis für das Gebäude auf dem45.000 m2 großen Grundstück schweigt sichGoldstein aus. Klar ist nur: Activum erwarbnur Haus und Grund. Die Comer-Projekt-entwicklung, immerhin soll bereits ein Bau-antrag eingereicht gewesen sein, wollte derKäufer nicht haben.Bis 1996 kamen im Kav, so nannten die

Berliner das Kaiserin-Auguste-Viktoria-Kran-kenhaus, zuletzt die größte Geburtsklinikder Stadt, Kinder zur Welt. Danach standendie Gebäude leer. Ende 2007 erwarb Comerdas denkmalgeschützte Areal. Den vorderenTeil, das ehemalige Städtische Bürgerhaus-Hospital mit den fünfstöckigen Backsteinge-

BERLIN-CHARLOTTENBURG

Neuer Anlauf für alte Geburtsklinik

Die Fondsgesellschaft Activum mit dem steuerlich so günstigen Firmensitz auf der Kanalinsel Jersey will in die denkmalgeschützte Geburtsklinik teure Eigentumswohnungen bringen. Bild: Gericke

hen“, sagt Baustadtrat Marc Schulte, dennauch mit den Denkmalschützern, die sogareinige Balkone zustanden, seien die Investo-ren glatt. Schade findet es der engagierte So-zialdemokrat, dass im Projekt kein in Berlinso dringend nötiger bezahlbarer Mietraumentsteht. Im Herbst 2012 will Saul Goldsteindie Bagger bestellen, der Vertrieb startet imSommer. Denkmalgeschützte Wohnungenmüssen vor Baubeginn verkauft sein, willder Erwerber in den Genuss der damit ver-bundenen steuerlichen Vergünstigungenkommen. 3.000 bis 5.000 Euro/m2 wolltendie Iren seinerzeit für die im Grünen, aberdennoch zentral gelegenen Wohnungen er-

zielen. Die Preise der Engländer liegen nochim Dunklen. Activum wolle sich an den imBezirk Charlottenburg üblichen Preisen imoberen Level orientieren. Neue Eigentums-wohnungen, von denen im 326.000 Ein-wohner zählenden Bezirk Ende 2012 rund1.300 im Bau waren, würden für 2.490 bis6.000 Euro/m2 auf den Markt gebracht,heißt es im gemeinsamen Wohnungsmarkt-bericht des Maklerhauses CBRE und derWohnungsgesellschaft GSW. Die Miete im Bezirk liegt bei einem

Durchschnittswert von 8,93 Euro/m2, in derSpitze bei 13,07 Euro/m2, listet die BerlinerInvestitionsbank auf. (gg)

BERLIN-TREPTOW

Genossenhalten mitMit „baulicher Qualität und zukunftsweisenden energetischenStandards“ will die Wohnungsbau- genossenschaft Treptow Nord als Bau-herr von 99 Genossenschaftswohnun-gen dem Eigentumsmarkt Konkurrenzmachen. Doch das hat seinen Preis.

„Generationenübergreifend, familien- gerecht, seniorenfreundlich und barrierefrei“,der Anspruch an das 20 Mio. Euro teureHaus im Heidekampweg 45-47 ist hoch. Ge-baut wird für Menschen mit nicht zu schma-len Portemonnaies. Denn das ist in Treptow,im Südosten Berlins, augenscheinlich gefragt.Die Genossen ließen 2.500 Haushalte imUmfeld fragen, ob sie bereit wären, eine Neu-baumiete von 8,50 bis 9,50 Euro/m2 für eineWohnung auf dem neuesten energetischenStand (KfW-Effizienzhaus 70) zu zahlen. InHöhe dieses Wertes, heißt es in der Branche,sei frei finanzierter Wohnungsbau in Berlinzu stemmen. Die Antworten lauteten in aus-reichendem Maße: Ja. Derzeit zahlen die Ge-nossen bei Neuvermietungen in den Be-standswohnungen der Baujahre 1954 bis1978 zwischen 5,20 und 6,50 Euro/m2.

WG für Studenten und Senioren

Das 6.600 m2 große Grundstück liegt nahedem ehemaligen Mauerstreifen. Bis Mitte2016 sollen 99 Wohnungen auf knapp10.000 m2 Mietfläche entstehen. 1.100 m2

sind für Gärten, Gartenhäuser und Terrassenvorgesehen. Die L-förmige Bebauung aus derFeder des Berliner Architekten Roman Lichtlbesteht aus acht Gebäuden mit vier bis fünfStockwerken. Um die Betriebskosten inSchach und Proportionen zu halten, stattendie Bauherren ihr Gebäude mit einem Block-heizkraftwerk in Verbindung mit einer Wär-mepumpe und einem Brennwertkessel aus.Baustart soll Mitte 2013 sein, die Baugeneh-migung ist eingereicht. In der ersten undzweiten Etage sind Wohngemeinschaften fürjeweils zehn Menschen geplant – generatio-nenübergreifend. Einziehen sollen Studentenund Senioren. Mitte 2015 wird der Bau imHeidekampweg fertig sein. (gg)

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Page 9: Fokus Berlin

Jungunternehmer Jakob Mähren ist seit elf Jahren im Immobiliengeschäft aktiv. Hätte er studiert, dann vermutlich BWL. Bild: Mähren

JAKOB MÄHREN, UNTERNEHMENSGRÜNDER

„Der Kauf einer Immobilie ist kein Hexenwerk“Er ist einer der jüngsten Immobilien-unternehmer in Berlin: Jakob Mähren, gerade einmal 30 Jahre.Sein Unternehmen, die MährenGruppe, besitzt 30 Mietshäuser mitetwa 1.000 Wohnungen in derHauptstadt. Mit dem Aufbau seinesUnternehmens begann Mährengleich nach dem Abitur, mit Geld,das er durch Börsengeschäfte gemacht hatte. Inzwischen agiert ererfolgreich als Immobilieninvestorund solider, eigenkapitalstarker Bestandshalter am Markt.

Immobilien Zeitung: Herr Mähren, Sie haben mit 19 Ihre erste Immobilie erworben,was war das für ein Objekt?

Jakob Mähren: Das war eine 54-m²-Woh-nung in der Veitstraße in der Nähe vom Tegler See in Reinickendorf. Die Wohnung habe ich für 37.000 Euro erworben, kurz bevor sie zwangsversteigert werden sollte.

IZ: Woher hatten Sie Geld für den Kauf?Mähren: Das kam so: Kurz vor dem Abi-

tur hatten unsere Großeltern mir und mei-nem Bruder 2.000 Euro geschenkt. Wirüberlegten, was wir mit dem Geld anfangensollten, und dachten als erstes daran, einAuto zu kaufen. Doch die Summe hätte allenfalls für einen Kleinwagen gereicht. Daswar uns zu wenig. Also überlegten wir, wiewir dieses Grundkapital vermehren konn-ten, und versuchten unser Glück an der Börse. Und es lief gut. Das war zu der Zeit,als gerade vom Parkett auf Onlinehandelumgestellt wurde, eine ziemlich aufregendeZeit.

IZ: Wie muss man sich das vorstellen?Mähren: In meinem Kinderzimmer hatte

ich mir drei Flatscreens aufgebaut und zweiTelefone angeschlossen. Von dort aus mach-te ich die Geschäfte.

IZ: Und was waren das für Geschäfte?Mähren: Hauptsächlich waren dies Tages-

geschäfte (Daytrading) mit Derivaten, Opti-onsscheinen, eher seltener Futures. Ichmachte damals teilweise 300 Trades am Tag.

IZ: Und was haben Ihre Eltern dazu gesagt?Mähren: Die sind beide Lehrer und woll-

ten natürlich, dass ich nach dem Abitur an-fange zu studieren. Als wir jedoch an derBörse unser erstes Geld verdient hatten,standen sie hinter uns und meinten, dassman auch noch später studieren könne.

IZ: Aber Sie dachten nicht daran?Mähren: Nein, alles lief ja gut. Wir waren

eine Gruppe junger Leute und wir fühltenuns wie Ocean’s Eleven.

IZ: Sie meinen den Film mit George Clooneyals Danny Ocean, der es zusammen mit zehnanderen schafft, den streng bewachten Safe imCasino seines Kontrahenten auszuräumen?

Mähren: Wir haben natürlich nichts Ille-gales gemacht. Aber wir waren eine tolleTruppe und verhandelten zum Beispiel wegen der Gebühren, die bei jedem Tradefällig werden.

IZ: Wie lange waren sie als Daytrader aktiv?Mähren: Ich habe fünf Jahre lang als Day-

trader gearbeitet und nebenbei begonnen,mein heutiges Unternehmen aufzubauen.

IZ: Das klingt nach einem Rund-um-die-Uhr-Job.

Mähren: Das war es auch. Als ich meineerste Wohnung für 37.000 Euro gekauft hat-te, steckte ich noch etliche tausend Euro indie Renovierung, die ich an den Wochen- enden eigenhändig machte, damit ich siewieder verkaufen konnte.

„Meine erste Immobilie habe ichmit fast 100% Gewinn verkauft“

IZ: Offenbar hat es geklappt.Mähren: Ja, als ich fertig war, habe ich ein

Schild ins Fenster gehängt, auf dem „zu ver-kaufen“ stand. Das hat ein Ehepaar gesehen,das die Wohnung unbedingt haben wollte.Ich setzte einfach einmal einen Kaufpreisvon 99.000 Euro an. Nachdem ich ihnen1.000 Euro entgegengekommen war, hatteich meine erste Immobilie mit fast 100%Gewinn wieder veräußert – mein Einstieg indas Immobiliengeschäft. Der Kaufpreis fürdie Wohnung wurde übrigens auf meinBankkonto überwiesen. Als ich das Geld inbar abheben wollte, um es bei einem ande-ren Bankinstitut wieder anzulegen, rief dieDame am Schalter die Polizei. Ob meinesLebensalters und der Höhe des Betrags warsie misstrauisch geworden, auch die Polizeiwar im Glauben, es handele sich umSchwarzgeld, aber die Seriosität des Ge-schäfts ließ sich schnell nachweisen.

IZ: Das klingt alles ziemlich abenteuerlich.Wie ging es weiter?

Mähren: Das Geld, das ich verdient hatte,und die Börsengewinne waren der Grund-stock für den Kauf meines ersten Mietshau-ses in der Brückenstraße in Mitte, das war imJahr 2002, zeitgleich mit der Gründung derMähren Gruppe. Ich war 20 und fühlte michwie Donald Trump, als ich vor dem Hausstand. Später, als ich in New York tatsächlichden Trump Tower sah, fühlte ich mich wie-der in der Realität angekommen.

IZ: Auch wenn sie nicht Donald Trump sind,haben Sie es ziemlich weit gebracht. Warum ha-ben Sie der Börse den Rücken zugekehrt?

Mähren: Die Halbwertzeit eines Traders istsehr kurz. Länger als fünf Jahre kann das

kaum jemand aushalten, ohne ein Burn-outzu bekommen oder anderweitig zu erkran-ken. Ich habe das Trading-Geschäft im Laufeder Jahre immer mehr zurückgeschraubt unddafür das Immobiliengeschäft weiter ausge-baut. Mein erstes eigenes Büro war im Kellereines Hauses. Von hier aus begann ich zu-sammen mit zwei Mitarbeitern weitere Häu-ser zu erwerben. In der Regel waren das Immobilien mit Leerstand und Sanierungs-stau sowie unübersichtlichen Strukturen in B-und C-Stadtlagen in Berlin mit Entwicklungs- potenzial. Von Anfang an habe ich mich ausschließlich auf den Berliner Markt kon-zentriert, weil ich mich hier gut auskenne.

IZ: Wie haben Sie die Ankäufe finanziert? Mähren: Alle bis 2007 erworbenen Immo-

bilien wurden ausschließlich aus Barmittelnerworben. Anders hätte es auch nicht funk-tioniert: Beim Versuch, den Erwerb des ers-ten Mietshauses mit einer Bank zu finanzie-ren, bin ich nicht weit gekommen. DasGeldinstitut wollte, dass ich den Ankaufvollständig mit Eigenmitteln finanziere, undbot mir einen Kredit in gleicher Höhe für dieSanierung an. Das lehnte ich dankend ab.Um Geld zu verdienen, habe ich neben meiner eigenen Firma Immobilienfonds undInvestoren betreut und für sie den Ankaufund das Asset-Management getätigt.

IZ: Finanzieren Sie Ankäufe inzwischen mitBanken?

Mähren: Nach bzw. seit dem Jahr 2007habe ich teilweise auch über Banken mitfi-nanziert, aber erst nachdem ich dann einenrecht erfolgreichen Track-Record vorweisenkonnte. Amüsant ist, dass es mir mitunterheute noch passiert, dass ich zu Verhand-lungen erscheine und von den anderen Teil-nehmern kaum begrüßt werde. Ohne michwirklich wahrgenommen zu haben, fragenSie mich dann nach ein paar Minuten,wann denn Herr Mähren kommt. Eigentlichkann ich darüber schmunzeln, aber es zeigtdoch, dass manche Strukturen im Denkenbezüglich seriösen Unternehmertums sichmehr am Lebensalter und nicht an der Er-folgsbilanz zu orientieren scheinen.

„An der Börse gibt es keinvielleicht“

IZ: Aber Sie haben sich behaupten können,wie man sieht.

Mähren: Ja, wenn man sein erstes Büro imKeller hatte, lernt man, sich durchzusetzen.Auch sonst habe ich in der Anfangszeit vielgelernt. Ich verfüge zum Beispiel immer übergenügend Eigenkapital, um ein Objekt ohneRücksprache mit einer Bank erwerben zukönnen. Das erlaubt mir, unglaublichschnell zu handeln. Der Kauf einer Immobi-lie ist ja letztlich kein Hexenwerk. Wennman sich das Haus und die Zahlen anschaut,kann man in kürzester Zeit entscheiden, obman kauft oder nicht. Das schnelle Entschei-den habe ich an der Börse gelernt. Da gibt eskein vielleicht, sondern nur ja oder nein, rotoder grün, kaufen oder verkaufen. Das habeich auf das Immobiliengeschäft übertragenund bin erfolgreich damit gefahren.

IZ: Das klingt so, als würden Sie statt mitAktien mit Immobilien handeln?

Mähren: Nein, das eine lässt sich über-haupt nicht mit dem anderen vergleichen.Es sind zwei vollkommen verschiedene Pro-dukte. Mit der Bestandshaltung generiertman aber nur sehr schleppend Eigenkapital.Daher muss man am Anfang eher handeln,um an Kapital zu kommen. Ich habe ausden anfänglichen 2.000 Euro 1.000 Woh-nungen gemacht, indem ich marode, teilsleer stehende und überschuldete Objekte er-worben, saniert, neu vermietet und wiederverkauft habe. Von den meisten Immobilienhabe ich mich dann aber 2007 getrennt, alsdie Preise auf dem Höhepunkt waren. Kurzdanach, als ich aus dem Sommerurlaub zu-rückkehrte, habe ich erlebt, dass der Markt

quasi zum Stillstand gekommen ist. Das warein ziemlicher Schock.IZ: War das für Sie ausschlaggebend, sich hin

zum Bestandshalter zu entwickeln?Mähren: Zu erleben, wie ein Markt quasi

über Nacht nicht mehr existiert, hat viel da-zu beigetragen. Außerdem hat sich derMarkt gewandelt, die Margen sind deutlichdünner geworden, die Aussichten Berlinssind deutlich besser. Dazu kommen heutenoch Faktoren wie Inflationsgefahr und feh-lende andere Investmentmöglichkeiten so-wie extrem niedrige Finanzierungkosten derBanken. Seit einigen Jahren praktiziere icheine klassische Buy-hold-Strategie. Das heu-tige Portfolio habe ich aufgebaut, als diePreise während der Finanzmarktkrise imKeller waren. Das nötige Eigenkapital dazuhatte ich mir erarbeitet. Über alle Jahre hin-weg habe ich ein Unternehmen mit eigenerHausverwaltung, einer eigenen Bauabtei-lung und einem Vertrieb aufgebaut. Ich binalles andere als risikoaffin und trage einegroße Verantwortung für meine inzwischen20 Mitarbeiter, von denen einige schon inder Anfangszeit mit dabei waren.

IZ: Und was erwartet einen als Mieter, wennSie ein Haus erwerben?

Mähren: Nicht selten kaufen wir Immobi-lien, die in einem schlechten Zustand sind.Es gibt keine Gegensprechanlage, das Trep-penhaus ist verwahrlost, im Keller befindensich Ratten, die Heizung funktioniert nichtrichtig und so weiter. Auch die Aktenlage istoft undurchsichtig: Es finden sich keineMietverträge, Reparaturarbeiten sind nichtdokumentiert. Wir bringen alles erst einmalin Ordnung und gleichzeitig verzichten wirauf Luxussanierungen. Natürlich sind Neu-

vermietungspreise höher als bei den Be-standsmietern. Aber allgemein ist die Fluk-tuation in unseren Häusern gering, weil sichdie Mieter wohl fühlen. Wir bieten qualita-tiv hochwertige Wohnungen für eine breiteMieterschaft und vermieten langfristig zuvernünftigen Preisen. Das ist eine Win-win-Situation für beide Seiten. Wir müssen dieZitrone nicht ausquetschen, um nachhaltigeRenditen zu erwirtschaften.

IZ: Wie hoch sind Ihre Renditeerwartungen?Mähren: 8%, bezogen auf das Gesamt-

investment, sollten auf längere Sicht mög-lich sein.

„Gut gepreiste Immobilien zu finden, ist zurzeit schwierig“

IZ: Finden Sie auf dem Berliner Markt zur-zeit überhaupt Immobilien, die Ihrem Profil ent-sprechen?

Mähren: Momentan ist es sehr schwer, an vernünftige, gut gepreiste Immobilien heranzukommen. Große Investoren undKleinanleger aus dem Inland und Ländernwie Italien, Griechenland, Spanien oderFrankreich legen ihr Geld in Berliner Immo-bilien an. Das hat zu Preissteigerungen imzweistelligen Bereich geführt und kann auflange Sicht nicht so weitergehen. Tendenziellgehe ich natürlich von weiter steigenden Preisen aus, ich glaube nur nicht daran, dassdas Tempo der Preissteigerungen der letztenzwei bis drei Jahre so anhält.

IZ: Wie schaffen Sie es dann trotzdem, Häu-ser zu kaufen? Ihr Unternehmensziel für 2013 istja der Erwerb von 500 Wohnungen in Berlin.

Mähren: Wir sind sehr gut vernetzt, kau-fen sehr schnell und unkompliziert, wickeln

sauber ab und bezahlen Makler und Verkäu-fer akkurat und pünktlich. 100 Wohnungenhaben wir in diesem Jahr bereits gekauft. Daswaren zwei Häuser in der Weisestraße undder Heidelberger Straße in Neukölln für zu-sammen 4,5 Mio. Euro. Das Haus in derHeidelberger Straße mit 61 Einheiten mit einer Gesamtnutzfläche von etwa 3.100 m2

stand kurz vor der Zwangsversteigerung. DerQuadratmeterpreis lag bei 800 Euro. 30%der Wohnungen stehen leer.

IZ: Wie sieht Ihr Plan für die Häuser aus?Mähren: Wir werden sanieren und in der

Heidelberger Straße das Dachgeschoss aus-bauen und damit zusätzlichen, in der Stadtbenötigten Wohnraum schaffen.

IZ: Wie werden sich die Mietpreise Ihrer Ein-schätzung nach in Berlin entwickeln?

Mähren: Ich gehe davon aus, dass dieMieten weiter steigen werden, jedoch nichtmehr in dem Tempo wie in den letztenzwei, drei Jahren. Die Mietsteigerungen sindeine Korrektur des bisher für eine Großstadtzu niedrigen Mietzinses. Hinzu kommt,dass sich durch den enormen Zuzug in denvergangenen Jahren Stadtteile wie Nordneu-kölln, Wedding oder Lichtenberg enormentwickelt haben und die Grenzen zwischenden früher angesagten und den neu ent-deckten Kiezen verschwimmen. In Neuköllnhaben wir Häuser erworben, in denen dieMieten bei 4 Euro/m2 gelegen haben. Dortkönnen wir heute bei Neuvermietungen dasDoppelte verlangen, aber noch mal eineVerdopplung wird es in absehbarer Zeitnicht geben.

„Ich würde auch Anzüge leasen,wenn es möglich wäre“

IZ: Wie wird die mittelfristige Preisentwick-lung Ihrer Einschätzung nach sein?

Mähren: Alles, was innerhalb des S-Bahn-rings liegt, ist heute attraktiv. Dort wird eskünftig kaum Mietwohnungen für wenigerals 7 Euro/m2 geben, in besseren Lagennicht unter 10 Euro/m2. Was die Kaufpreiseangeht, wird Berlin in ein paar Jahren dasNiveau von Wien, Prag oder Kopenhagen erreichen. So teuer wie London oder Pariswird es hier nicht. Dazu fehlt meines Erach-tens einfach das hierfür erforderliche Lohn-niveau.

IZ: Zum Schluss noch eine persönliche Frage:Wie wohnen Sie selbst, Herr Mähren.

Mähren: Ich wohne zur Miete in einemPenthaus am Ku’damm.

IZ: Und warum nicht in einer Eigentums-wohnung?

Mähren: Ich möchte meine persönlicheFlexibilität behalten. Außerdem kann ichdadurch kostbares Eigenkapital in mein Un-ternehmen zum Erwerb weiterer Mehrfami-lienhäuser lenken. Hier kann ich das Kapi-tal viel besser einsetzen und letztlich davonauch mehr profitieren. Ich kaufe auch keineAutos, sondern lease sie. Das würde ich üb-rigens auch mit Anzügen machen, wenn esmöglich wäre. (denkt nach) ... Obwohl, einDach ausbauen im eigenen Haus, das wür-de ich machen. Nur die passende Immobi-lie dafür habe ich noch nicht gefunden.

IZ: Wir danken Ihnen für das Gespräch.Das Interview führte Martina Vetter.

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Kontakt:

Jacky Starck,Geschäftsführer

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Neubau Erstbezug ab Juni 2013

Immobilien Zeitung FOKUS BERLIN 2.5.2013 Nr. 17 Seite 31

Page 10: Fokus Berlin

Seite 32 Nr. 17 2.5.2013 FOKUS BERLIN Immobilien Zeitung

Lückenschluss in der Bänschstraße: Bis Anfang 2015 sollen auf dem Grundstück der evoreal fünf neue Wohngebäude gewachsen sein. Bild: evoreal

Das Vorhaben My Berlin umfasst insgesamt 154Wohnungen. Bild: Kondor Wessels

Die Baulücke für das Bänsch-Quintett wird bald ebenso verschwunden sein, wie es die alten Gewer-beschuppen bereits sind. Bild: mv

BERLIN

In Friedrichshain wird es dichterWohin das Auge schaut, drehen sichim Berliner Stadtteil Friedrichshaindie Kräne. Wie viele Wohnungen derzeit in Planung oder Realisierungsind, weiß nicht einmal das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzbergganz genau. Klar ist nur, dass die Bautätigkeit rege zugenommen hat.Zu den Projekten, die gerade realisiertwerden, zählen das Bänsch-Quintett,My Berlin und das Parkquartier Dolziger mit mehr als 270 Wohnungen. Einige größere Vorhabenwerden zurzeit von Bauwert, der CG-Gruppe und anderen vorbereitet.

Der Berliner Senat redet seit langem übereinen Baulückenkatalog, in dem potenzielleWohnbaugrundstücke erfasst werden sollen.Würden Projektentwickler und Investorendarauf warten, könnte es lange dauern, bistatsächlich Wohnungen gebaut werden.Umtriebige Entwickler schauen sich natür-lich selber um und recherchieren permanentnach freien Grundstücken und Baulücken.Eine solche Lücke, die noch vom Zweiten

Weltkrieg zeugt, hat das zur Otto-Gruppegehörende Unternehmen evoreal in derBänschstraße 85 entdeckt. Während dortnur Platz für ein Wohnhaus ist, sollen, wieder Name des Projekts sagt, insgesamt fünfHäuser im Bänsch-Quintett realisiert wer-den. Das Grundstück erstreckt sich im rück-wärtigen Teil bis zur Dolziger, Ecke Petten-koferstraße und bietet dort Platz für die wei-teren geplanten Neubauten.Frank Stern, Geschäftsführer von evoreal

war überrascht, dass sich mitten in Berlinnoch solche Flächen finden lassen. Für den

Hamburger Projektentwickler ist es das ersteVorhaben in der Hauptstadt und der Erwerbdes ehemals gewerblich genutzten Grund-stücks erscheint ihm rückblickend umsomehr als Glücksfall, weil die Grundstücks-preise im Samariterkiez allein seit dem Er-werb der Fläche bis zum Verkaufsstart imvergangenen Sommer um 15% gestiegen

sind. Im April dieses Jahres hat Stern dieBagger auf dem Grundstück anrollen lassenund mit dem Aushub der Baugrube für dasBänsch-Quintett begonnen. Insgesamt sol-len 82 zwischen 60 und 135 m2 große Woh-nungen entstehen, die für Preise zwischen2.600 und 4.200 Euro/m2 zu haben sind.Die günstigste Einheit kostet 175.000 Euro,die teuerste, eines der Penthäuser, 533.500,der Durchschnittspreis liegt bei moderaten3.200 Euro/m2. Bisher sind 43 Wohnungenin den fünf Häusern verkauft, die vom Ber-liner Architekten Stefan Höhne entworfenworden sind.

Die Eigentumswohnungen desProjekts My Berlin sind ein Renner

Quasi gleich nebenan konkurriert dasParkquartier Dolziger um Kundschaft für Ei-gentumswohnungen. Seinen Namen ver-dankt das Projekt des Bauträgers Argomex,Berlin, einer als Minipark gestalteten, 1.000m2 großen Freifläche im Hofbereich. DasParkquartier befindet sich bereits im Bauund soll noch in diesem Jahr fertig werden.Es schließt eine Lücke an der Dolziger Stra-ße und umfasst drei Häuser mit einer Ge-samtnutzfläche von 5.000 m2. Verkaufen lie-ßen sich die Wohnungen und Penthäuser

wie geschnitten Brot, obgleich die Preise mit2.880 bis 4.480 Euro/m2 etwas ambitionier-ter sind als beim später gestarteten Bänsch-Quintett. Nur die beiden als Townhäuserkonzipierten zweigeschossigen Einheiten,die für 3.480 Euro/m2 verkauft werden sol-len und 185 bzw. 202 m2 Nutzfläche bieten,haben noch keinen Erwerber gefunden:„Beide Townhäuser verbinden jeweils dieNutzungsbereiche Wohnen und Gewerbemiteinander, weshalb sie im Vergleich zuWohnungen einen kleineren potenziellenKundenkreis ansprechen“, erklärt OliverHirt, Geschäftsführer von Argomex.Das dritte Friedrichshainer Wohnbaupro-

jekt, bei dem sich eifrig die Kräne drehen, istMy Berlin, das der niederländische Bauträ-ger Kondor Wessels realisiert. 35 Mio. Eurofließen in das Vorhaben auf einem ehemali-ge Brauereigelände an der Pufendorferstra-ße/Matthiasstraße, südlich vom VolksparkFriedrichhain gelegen. In zwei Bauabschnit-ten werden 104 Eigentumswohnungen und50 Mietwohnungen geschaffen. Den Bauten-stand können sich die künftigen Bewohnerder sieben Stadthäuser auf einer Live- Webcam im Internet anschauen. Das Motto:Wir bauen, Sie schauen.Der Grundstein für das Projekt wurde im

vergangenen November gelegt und damalswurde auch ein 90 m2 großer Showroom zurVermarktung der Einheiten eingerichtet.Den hätten sich Kondor Wessels und diemit dem Vertrieb beauftragten Makler vonZiegert fast schenken können, denn schonbei der Grundsteinlegung waren 60% derzwischen 44 und 133 m2 großen Einheitenverkauft. Aktuell sind noch acht Wohnun-

Herr Ziegert, als mittelständischer Immo-bilienmakler leisten Sie sich seit AnfangApril einen Beirat, der mit den ehemaligenBundesinnenministern Hans Dietrich Gen-scher und Otto Schily und mit DorotheeDubrau, der früheren Bezirksbaustadträtinvon Berlin-Mitte, höchst prominent be-setzt ist. Was steckt hinter dieser Idee?Berlin ist traditionell eine Mieterstadt und beivielen Menschen ist der Erwerb einer Eigen-tumswohnung mit emotionalen Widerstän-den verbunden. Wir haben den Ehrgeiz, Ei-gentumswohnungen in Berlin zu einemVolksprodukt zu machen und für die Vorzügedieser Wohnform zu werben. Wer im Eigen-tum wohnt, muss sich nicht vor Verdrängungfürchten. Angesichts der sprunghaft angestie-genen Mieten haben viele Menschen Angst,sich ihr angestammtes Quartier nicht mehrleisten zu können. Wir wollen uns beispiels-weise dafür einsetzen, dass für Mieter der Er-werb ihrer Wohnung unterstützt wird, undplädieren für eine maßvolle Förderung der Ei-gentumsbildung. Denkbar wäre, dass die In-vestitionsbank Berlin den Kauf von Wohnei-gentum mit einem Förderdarlehn unterstützt.

Wenn Sie so etwas aufden Weg bringen

wollen, brauchenSie prominenteMitstreiter.

Wie habensie es ge-schafft, FrauDubrau unddie Herren

Schily undGenscher fürden Beirat zugewinnen?Als großes Mak-lerunternehmen

kommt man

Nicolaus Ziegert ist Chef der Ziegert Immobilien Consulting in Berlin.

Fragen anNikolaus Ziegert

in der Hauptstadt naturgemäß öfters mit pro-minenten Persönlichkeiten in Kontakt und insGespräch. So ist auch die Idee zum Beirat imregelmäßigen Dialog mit Herrn Genscherund Herrn Schily sukzessive entstanden. Bei-de Herren wünschten sich für das beratendeGremium allerdings noch eine Frau mit hoherBerlin- und Architekturaffinität an ihrer Seite.Insofern ist es ein Glücksfall, dass wir Doro-thee Dubrau für unseren Beirat gewinnenkonnten. Umso mehr, als wir nun mit Gelb,Rot und Grün gleich drei Farben des politi-schen Spektrums in unserem Beirat vereinenkönnen. Denn Frau Dubrau ist noch immerfür die Grünen aktiv. Die zuweilen unter-schiedlichen Standpunkte unsere Beiratsmit-glieder geben uns Gelegenheit, Aspekte derEigentumsbildung aus unterschiedlichen Po-sitionen zu betrachten.

Sie sind aber nicht nur in Sachen Eigen-tumsbildung aktiv, sondern gehören auchzu den Unterstützern der Herbstlaube, eines von der Schließung bedrohten Se-niorentreffs mit angeschlossenem Grün-derzeitmuseum in der Dunckerstraße inPrenzlauer Berg. Kommt diese Idee auchaus ihrem Beirat?Die Idee, sich stärker im soziokulturellen Le-ben Berlins zu engagieren, ist seit längeremin unserem Hause gereift. Wie immer brauch-te es aber auch hier einen bestimmten An-lass, um konkret tätig zu werden. Die Herbst-laube war mit der zugehörigen Museums-wohnung nach Etatkürzungen vor 16 Mona-ten aus der Sozialförderung des Bezirkes Pan-kow herausgefallen. Nun drohte das endgül-tige Aus. Da haben wir dann mit einer kurz-fristigen Mittelzusage das Schlimmste verhin-dert, übrigens nicht allein, sondern mit Un-terstützung der Gewobag, die als Vermieterinder Vereinsräume im laufenden Jahr auf dieMiete verzichtet. Die Herbstlaube ist abernicht das einzige Projekt, das wir fördern. Wirunterstützen beispielsweise auch einen Berli-ner Obdachlosentreff mit regelmäßigenSpenden. (mv)

BILD

: ZIEGERT

gen im Projekt zu vergeben, was nicht zu-letzt an den vergleichsweise günstigen Prei-sen liegen mag: Im Erdgeschoss geht es zwarbei 2.700 Euro/m2 los, bis hinauf zum Dachklettert der Quadratmeterpreis aber nur auf3.800 Euro.Der erschwingliche Kaufpreis und die La-

ge im Trendbezirk Friedrichshain weckte beizahlreichen jungen Käufern das Interesse,beobachtet Nikolaus Ziegert, Chef desgleichnamigen Maklerunternehmens: „InMy Berlin und im Bänsch-Qunitett sind dieHälfte der Interessenten unter 40 Jahre alt.“

Über 1.000 Wohnungen werdenin Friedrichshain gebaut

Die guten Verkaufsaussichten für Eigen-tumswohnungen, aber auch auf dem Miet-wohnungesmarkt haben längst auch andereEntwickler zu Neubauplänen beflügelt. 30Projekte mit insgesamt 1.650 Wohnungenzählt der im Februar vorlegte Wohnungs-marktbericht von CBRE/GSW für den gesam-ten Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. In derPipeline aber dürften deutlich mehr Woh-nungen sein, wobei ein Großteil der Projek-te in Friedrichshain realisiert wird, wo esmehr Freiflächen gibt als im Stadtteil Kreuz-berg. Das vermutlich größte Vorhaben plantdie Bauwert mit um die 500 Einheiten inFriedrichshain, den genauen Standort willdas Unternehmen zurzeit noch nicht preis-geben. Projektentwickler Archigon will 132Wohnungen im Vorhaben Polygon Garden,gleich in der Nachbarschaft von Bänsch-Quintett und Parkquartier Dolziger, in derPettenkoferstraße schaffen. Weitere 142Wohnungen hat Sanus an der Rigaer Straße18/19 in der Pipeline. Nicht weit entfernt, inder Rigaer Straße 71-73a, will die CG-Grup-pe bauen. Hier sollen allerdings ausnahms-los Mietwohnungen entstehen, um die 130an der Zahl. Zum Projekt gehören auch2.600 m2 Gewerbefläche im Bestand, die„unter Einbeziehung der jetzigen Mieter ent-wickelt werden soll, um die FriedrichhainerMischung zu erhalten“, wie CG-Geschäfts-führer Jürgen Kutz es formuliert. (mv)

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Page 11: Fokus Berlin

Die Tempelhofer Freiheit: Feld der Träume und Begehrlichkeiten. Eine 230 ha große Freifläche mit Blick auf das bogenförmige Flughafengebäude (Bildhintergrund) soll erhalten bleiben. Bis 2025 soll die Flä-che schrittweise gestaltet werden. Als erstes wird ein Regenwasserauffangbecken angelegt, das helfen soll, die enormen Abwasserkosten des Flughafengebäudes zu reduzieren. Bild: Tempelhof Projekt

FORTSETZUNG VON SEITE 23

Ein Masterplan für das Flugfeld

Unter den 55 eingereichten Vorschlägenfür die ZLB wählte die Jury unlängst neungleichberechtigte Entwürfe aus, von denenacht beim kommenden internationalenWettbewerb mit antreten dürfen, der Endedieses Jahres entschieden werden soll.Parallel soll bis Ende dieses Jahres der Auf-

stellungsbeschluss für den schon einmal aufden Weg gebrachten, dann aber gestoppten

B-Plan gefasst werden. Bis Mitte/Ende 2015hofft Martin Pallgen, Sprecher der für dasAreal verantwortlichen Tempelhof Projekt,auf Planungsrecht. Vorher kann nichts ge-baut werden, denn im Flächennutzungsplanist die Fläche noch als Flugfeld ausgewiesen. Die Priorität für die Entwicklung soll dann

auf dem südwestlichen Baufeld rund um dieZLB liegen, wo auch Wohnungen geplant

sind (siehe die Infografik „Der Masterplan fürdie Tempelhofer Freiheit“). Verläuft alles wieangedacht, könnte 2016 der Spatenstich fürdie ZLB erfolgen.Weniger konkret sind die Zeitplanungen

für die weiteren drei Quartiere. Am Südringder S-Bahn ist ein gemischt genutztes Stadt-viertel mit Gewerbe und Wohnnutzung ge-plant. Über eine neue Brücke soll dieser Teildes Flughafengeländes an die Oberlandstra-ße und die südlich davon gelegenen Wohn-quartiere im Stadtteil Tempelhof ange-schlossen werden. Ein neuer S-Bahnhof istdort außerdem vorgesehen, um die Tempel-hofer Freiheit besser an den öffentlichenNahverkehr anzuschließen.Das Quartier an der Neuköllner Oderstra-

ße im Osten ist als reines Wohnquartierkonzipiert. Im südlichen Teil des Gebietssind eine Grundschule und weitere so ge-nannte Wohnfolgeeinrichtungen geplant.Dagegen dient der Bereich entlang des Co-lumbiadamms im Norden der TempelhoferFreiheit zunächst als Potenzialfläche für zu-künftige Entwicklungen. Mittelfristig sollenhier sport- und kulturorientierte Zwischen-nutzungen möglich sein.

Das Volksbegehren gegen dieBebauung ist vorerst gescheitert

Bleibt zu guter Letzt noch das 1.200 mlange denkmalgeschützte Flughafengebäudeselbst, das mit einer Nutzfläche von 205.000m2 bespielt sein will. Ein Gutteil dieser Flä-che ist zwar vermietet, doch stolze 65.000m2 harren aktuell noch einer Nutzung. DieVermietung ist ein mühsames Geschäft,denn bevor Flächen vergeben werden kön-nen, müssen sie erst einmal hergerichtet wer-

den und das ist bei der gebrauchten Immo-bilie Baujahr 1936 mit erheblichem Auf-wand verbunden, für den nicht immer dieMittel zur Verfügung stehen. Aber „scheib-chenweise“ geht es voran, wie Pallgen es for-muliert. Er verweist auf die jüngsten Vermie-tungserfolge, die in das Ansiedlungskonzeptvon Unternehmen aus der Kreativwirtschaftund dem Bildungsbereich passen: Zum Win-tersemester 2013/2014 startet die SigmundFreud-Privatuniversität aus Wien am Flugha-fen ein Bachelor-Programm in Psychologie.Weiterer Neuzugang wird die MedienagenturExozet, die im Hauptgebäude mit Blick aufdas Flugfeld 2.000 m2 beziehen wird.Unterdessen versucht der Berliner Senat

das langwierige Planungsverfahren endlichauf den Weg zu bringen. Doch es gibt auchhartnäckige Gegner einer Bebauung. DieBürgerinitiative „100% Tempelhofer Feld“hat in den vergangenen Monaten eifrig Un-terschriften gesammelt, um ein entsprechen-des Volksbegehren auf den Weg zu bringen.Doch der Senat wies den Antrag auf Einlei-tung eines Volksbegehrens am 16. April zu-rück, weil es nicht den stadtentwicklungspo-litischen Zielen entspricht. Vier Monate hatdas Abgeordnetenhaus nun Zeit, sich mitdem Antrag zu befassen; wird dieser mehr-heitlich abgelehnt, könnten die Initiatorennoch bei der Senatsverwaltung für Inneresund Sport ihr Glück versuchen. SenatorMüller jedenfalls bleibt bei seiner Linie undsagt: „Wir haben die einmalige Chance, aufdem Tempelhofer Feld die Stadt von mor-gen zu bauen, in der Wohnen, Arbeiten undFreizeit eng zusammenrücken.“ (mv)

Immobilien Zeitung FOKUS BERLIN 2.5.2013 Nr. 17 Seite 33

WOHNUNGSPOLITIK

IHK-Schelte für die PolitikBerlin braucht Wohnungen, undzwar dringend. Der aktuellen Bevöl-kerungsprognose zufolge werden bis2025 rund 137.000 neue Einheitenbenötigt, das entspricht rein rechne-risch 10.000 Wohnungen pro Jahr.Das Problem dabei: Der Mittelwertspiegelt nicht den tatsächlichen Neu-baubedarf wider, denn der nimmtder Prognose zufolge von Jahr zuJahr ab. Die Politik müsse deshalbverbindliche Rahmenbedingungenfür Investoren schaffen, fordert dieBerliner IHK, damit schnell gebautwerden kann.

Stadtentwicklungssenator Michael Müllerist derzeit ein viel beschäftigter Mann. Aufwohnungspolitschen Foren erklärt er regel-mäßig, wie viele Wohnungen gebrauchtwerden und wie es geschafft werden kann,bezahlbaren Wohnraum in der schnellwachsenden Hauptstadt zu schaffen und zuerhalten und der Preisexplosion entgegenzu-wirken. Zuletzt lud Müller am 24. April dieBerliner Bürger zur Auftaktveranstaltung desStadtforums 2030 ein. Das Ziel des Forums:Leitlinien für ein integriertes Stadtentwik-kungskonzept zu entwickeln, das im Früh-jahr 2014 vom Berliner Senat beschlossenwerden soll.Schon vorher, nämlich im Juni 2013, will

Müller den Endbericht für den Stadtent-wicklungsplan (StEP) Wohnen zur formalenund politischen Abstimmung vorlegen.Beim StEP geht es darum „die stadtentwick-lungs- und wohnungspolitischen Leitlinienund Ziele sowie Strategien und Handlungs-felder für die Neubau- und Bestandsent-wicklung bis 2025 zu definieren“.

„Der StEP ist schön und gut, aber wannpassiert etwas?“, fragt Karla Leyendecker,Branchenkoordinatorin Bau- und Immobi-lienwirtschaft bei der Industrie- und Han-delskammer (IHK). Dass sich die BerlinerIHK mit dem Thema Stadtentwicklung undWohnungspolitik beschäftigt, ist relativ neu.Erst Mitte letzten Jahres wurden ein entspre-chender Arbeitskreis gegründet, doch bereitsim Herbst 2012 gab die IHK die Broschüre„Wohnungspolitik in Berlin“ heraus, die ei-nen Forderungskatalog für mehr Wohnraumin der Stadt mit neun Handlungsempfehlun-gen für die Politik beinhaltet.

Worten müssen Taten folgen

Der Grund für das Engagement der IHK:Ihre Mitglieder aus der Bau- und Immobi-lienwirtschaft bemängeln, dass es keine ver-bindlichen politischen Rahmenbedingun-gen für den Wohnungsneubau gibt. Dieseendlich zu schaffen und Worten Taten fol-gen zu lassen, ist deshalb die zentrale For-derung der IHK. Zügig Standorte für denWohnungsneubau zu identifizieren, denLiegenschaftsfonds schneller mit geeignetenGrundstücken zu bestücken, Verkaufs- undGenehmigungsverfahren zu beschleunigenoder Förderrichtlinien auf den Weg zu brin-gen, verlangt die IHK von der Politik. „DasZiel, in den nächsten Jahren 10.000 Woh-nungen zu schaffen, ist nur mit den privatenInvestoren zu erreichen, die 95% des Woh-nungsneubaus stemmen“, sagt Leyendeckerund verlangt die Einrichtung einer Task For-ce für den Wohnungsbau, die auf höchsterpolitischer Ebene angesiedelt ist, für schnel-lere Entscheidungen sorgt und Instrumenteauf den Weg bringt, die auch den Bau preis-werter Wohnungen ermöglichen. (mv)

Das Wohnquartier Paulinum. Bild: D&H

BERLIN-MARZAHN

HWR erweitert denCampus LichtenbergDie Hochschule für Wirtschaft und Recht

(HWR) hat zur Erweiterung ihres StandortsCampus Lichtenberg in der Bitterfelder Stra-ße 11-13 neue Räumlichkeiten bezogen. Ineinem frisch sanierten siebengeschossigenGebäude wird die HWR 3.800 m2 belegen.Durch die Anmietung der Flächen stehen fürdrei Fachbereiche der Hochschule zusätzlicheSeminar- und Lehrsäle bereit. Eigentümerinder Immobilie ist nach Angaben des Vermitt-lers Savills ein Hamburger Family-Office.

BERLIN-MITTE

Kantine Deluxe geht anden StartFür die geplante Eröffnung des ersten Res-

taurants des neuen Systemgastronomie-Konzepts Kantine Deluxe konnten die Mak-ler von Jones Lang LaSalle ein 700 m2 gro-ßes Ladenlokal in der Spandauer Straße 2vermitteln. Kantine Deluxe ist als Mischungvon Bedienungs- und Selbstbedienungsres-taurant konzipiert und wird voraussichtlichim Frühjahr 2014 das erste Lokal eröffnen.Gleich nebenan befindet sich das Gruselka-binett Berlin Dungeon, in dem mit echtenDarstellern schaurige Begebenheiten aus derGeschichte Berlins nachgestellt werden. Da-bei wird hoffentlich niemandem der Appe-tit vergehen.

BERLIN-DAHLEM

D&H plant 61 Wohnungenauf dem Paulinum-ArealAuf einem 12.700 m2 großen Grundstück

des ehemaligen Knabeninternats Paulinum,am Reichensteiner Weg 24 in Dahlem, willder Berliner Projektentwickler Diamona &Harnisch (D&H) 61 Eigentumswohnungenrealisieren. Die zwischen 50 und 317 m2

großen Einheiten sollen in fünf neu zu er-richtenden Stadtvillen und dem denkmalge-schützten Gebäude des Paulinums und ei-nem weiteren Altbau entstehen. Die beidenBestandsgebäude wurden zuletzt vom Dia-konischen Werk genutzt. Auf dem großzügi-gen Gartengrundstück sind Apartments,Penthäuser und Townhouses geplant. Diegünstigste Einheit im Paulinum-Dahlem ge-tauften Projekt wird für 189.000 Euro ange-boten. Im Frühjahr 2015 soll das 30-Mio.-Euro-Vorhaben fertig sein.

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Pläne für ein Stadtquartier der Zukunft:

Der Masterplan für die Tempelhofer Freiheit

© Immobilien Zeitung; Quelle: Tempelhof Projekt

S-Bahnhof Tempelhofer Freiheit

Schule

Busstraße

ZLB

ZOB

Wohnbaufläche

gemischte Baufäche

gewerbliche Baufläche

öffentliche Einrichtungen(ZLB, Schule, Kita)

Technologie/Bildung/Gesundheitswirtschaft

Potenzialfläche(am Columbiadamm) Neubau Südbrücke

Page 12: Fokus Berlin

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Landflucht sorgt für steigende Mieten in Großstädten. Aber auchLuxusrenovierungen führen zur Wohnungsnot, vor allen Dingen inden aktuellen Hot Spots wie München oder Berlin. Der Wohn-raum ist für viele Altmieter danachoft kaum mehr bezahlbar, es kommtzu Zwangsräumungen und zum Teilscharfen Auseinandersetzungen zwischen Immobilieneigentümernund Aktionsbündnissen gegen dieGentrifizierung. Ein Berlin-Berichtvon Journalist Robert Cadek.

Wer heute eine passende Mietwohnung ineiner Großstadt sucht, sieht sich oft mit kaumbezahlbaren Mieten konfrontiert. So bemän-gelt der Mieterschutzbund schon seit einigerZeit, dass bezahlbarer Wohnraum in Bal-lungszentren zur Mangelware geworden ist.Grund sei unter anderen Faktoren auch dieLandflucht: Immer mehr Menschen zögendas Leben in Städten vor. Die Gründe für diesen Trend seien stark gestiegene Sprit- preise, lange Fahrtzeiten und eine schlechteInfrastruktur auf dem Land: Seien es nun un-genügende medizinische Versorgung, schlech-te Einkaufsmöglichkeiten oder aber auch diefehlende Gelegenheit zu einem abendlichenBesuch eines Theaters oder Kinos.Auch wohnungssuchende Studenten tra-

gen laut dem Mieterschutzbund zum Wohn-raummangel in den Zentren bei. In denzehn größten deutschen Städten würdenrund 100.000 Wohnungen fehlen. Vor allemsolche, die für Durchschnitts- und Gering-verdiener samt den stark gestiegenen Ne-benkosten bezahlbar seien. Otto Normal-verdiener bräuchten Zwei- bis Vierzimmer-wohnungen. Und keine Luxusapartments.

Gentrifizierung greift um sich

Doch genau hier scheint besonders inStädten wie München und mehr noch in derMetropole Berlin das Problem zu liegen.Immer wieder fällt das Stichwort Gentrifi-zierung: Die Vernichtung von Wohnraum inehemals preisgünstigen Stadtteilen zuguns-ten von teuren Luxuswohnungen. Die sa-nierten Apartments übernehmen dann sol-vente Mieter oder Eigentümer. Sozial schwa-che Anwohner können sich die veredeltenWohnungen nicht mehr leisten. Sie ziehenentweder aus, oder schlimmer noch: die Sache endet in einer Zwangsräumung.Dabei muss klar zwischen einer Moderni-

sierung und einer Renovierung unterschie-den werden. Renovierungen dienen dazu,Schäden und Mängel an einem Gebäude zureparieren. Dagegen geht es bei der Moder-nisierung um eine Maßnahme zur Wohn-wertverbesserung. Nach einer Instandset-zung oder Schönheitsreparatur erhöht derEigentümer in der Regel die Miete nicht.Nach einer Modernisierung liegt die Sachla-ge aber anders: Vermieter können grund-sätzlich 11% der Kosten für die Modernisie-rung auf die Jahresmieten umlegen. Diesgeht selbst dann, wenn die neue Miete dieortsübliche Vergleichsmiete nach dem gülti-gen Mietspiegel übersteigt. Ausnahme: Eswurde vertraglich eine Festmiete, Index-oder Staffelmiete vereinbart. Dann muss derMieter keine erhöhte Miete zahlen.Als Zustimmung des Mieters gilt, wenn

dieser nach korrekter Information durchden Vermieter ausdrücklich oder stillschwei-gend die Modernisierung in seiner Woh-nung duldet. Allerdings muss er eine Mo-dernisierung nicht in jedem Fall akzeptie-ren. Etwa dann, wenn nach § 554 (2) BGBeine besondere Härte vorliegt. Das könntenbeispielsweise eine übermäßige Beeinträch-tigung, Umzug in eine Ersatzwohnung, ver-änderte Raumverhältnisse, hohe Investitio-nen seitens des Mieters in seine Wohnung,hohes Alter oder Krankheit des Mieters sein.

GENTRIFIZIERUNG

Von der Sanierung zur Zwangsräumung

Und vor allem natürlich eine extreme Miet-erhöhung ohne zwingendes Äquivalent –sprich eine Luxussanierung.Was sich aber im Paragrafendschungel des

Gesetzgebers mieterfreundlich anhört, siehtim realen Leben manchmal ganz anders aus.Oft verursacht der Eigentümer bewusst hoheModernisierungskosten, ohne den Wohn-wert tatsächlich zu verbessern. Dabei kannes sich etwa um den Einbau einer Fußbo-denheizung unter den Parkettboden einesAltbaus handeln. Oder um Baumaßnah-men, die scheinbar der Energieeffizienz die-nen sollen. Ein Mieter zieht aber nicht gera-de einen Vorteil daraus, wenn er beispiels-weise 70 Euro an Heizkosten im Jahr ein-spart, aber seine Kaltmiete für den gleichenZeitraum um 400 Euro steigt.

Auszug – aber wohin?

Geringverdienern bleibt nach solchenUmbaumaßnahmen dann oft nur der frei-willige Auszug, da sie die Miete nicht mehrfinanzieren können. Oder aber der Investorbietet dem Mieter eine Abfindungszahlungan, um ihn dazu zu bewegen, freiwillig zugehen. Dadurch bekommt der Eigentümerfreie Hand bei der Neuvermietung.Doch zurück zum Mieter: Dem nutzt eine

Abfindungszahlung dann nichts, wenn weitund breit keine gleichwertige und er-schwingliche Wohnung zur Verfügung steht.Und gerade diese Situation ist in den Bal-lungszentren immer häufiger anzutreffen.

So erwartet beispielsweise die Immobilien-markt-Bewertungsagentur Feri EuroRating,dass die Mieten in Berlin bis 2015 imSchnitt um 8,2% steigen werden.Diese Entwicklung beobachten viele Bür-

ger mit Sorge. So meldete die Berliner Zeitung im März 2013, dass fast 184.000Berliner, also 8% aller dortigen Mieter, davon ausgehen, dass sie demnächst aus-ziehen müssen. Dem widerspricht zwar derVerbrauchsmonitor 2011, eine von der Se-natsverwaltung für Verbraucherschutz beider Gesellschaft für Konsumforschung(GfK) in Auftrag gegebene Umfrage. Dortheißt es, dass das Risiko einer Gentrifizie-rung aus Verbrauchersicht gering erscheine.Trotzdem kommt es in Berlin immer wiederzu Zwangsräumungen und damit verbunde-nen Protesten und Konflikten.

Tod nach der Zwangsräumung

Neuesten Zündstoff gab es jüngst im April,als eine 67-jährige Rentnerin mit Mietschul-den zwei Tage nach der Zwangsräumung ih-rer Wohnung an bisher ungeklärter Ursachein einer Notunterkunft verstarb. Der Initiatorder Hilfsorganisation „Kälte Nothilfe“, Zol-tan Dominic Grasshoff, erhob in der Folgeaufgrund des kritischen Gesundheitszustandsder Frau schwere Vorwürfe gegen die Behör-den, spricht sogar von Mord durch die Staats-gewalt. Der Todesfall führte nicht nur in Ber-lin, sondern sogar in Leipzig zu spontanenProtestkundgebungen.

Wie kommt es überhaupt zu einerZwangsräumung? Ein Vermieter kann aus einigen Gründen eine fristlose Kündigungaussprechen, der dann ein Gerichtsbe-schluss zu einer Zwangsräumung folgenkann. Anlässe für eine fristlose Kündigungsind gegeben, wenn der Mieter den Vermie-ter auf grobe Art und Weise beleidigt, erständig die übrigen Hausbewohner beläs-tigt, andauernd Lärm macht oder unerlaubtuntervermietet. Aber diese Gründe sind eherselten: Laut dem Bund Deutscher Gerichts-vollzieher kommt es in 95% aller Fälle zueiner Zwangsräumung, weil der AnwohnerMiet-rückstände hat. So gilt ein Zahlungs-verzug gesetzlich als zulässiger Grund für ei-ne außerordentliche fristlose Kündigung.

Protestgruppen werden aktiv

Ignoriert der Mieter die Aufforderung zumAuszug, sorgt ein Gerichtsvollzieher für dieZwangsräumung. Was in letzter Zeit aber be-sonders in Berlin zu Massenprotesten führ-te, wie ein aktuelles Beispiel zeigt: Nach fast20 Jahren sollte die türkischstämmige Fami-lie Gülbol aus ihrer Wohnung in Berlin-Kreuzberg zwangsgeräumt werden. Dochder 41-jährige Malermeister wehrte sich ge-gen den Gerichtsbeschluss. Und hunderteDemonstranten unterstützen ihn bei seinemWiderstand. So gelang es, die erste Räu-mung im Oktober 2012 tatsächlich zu ver-hindern. Doch am 14. Februar 2013 standder Gerichtsvollzieher erneut vor GülbolsTür. Trotz einer erneuten Blockade desHauseingangs blieb der Protest diesmal er-folglos. Über einen Nebeneingang verschaff-te sich die Gerichtsvollzieherin Zutritt. DieSchlösser wurden ausgetauscht – die Familiestand auf der Straße.Das „Bündnis gegen Zwangsräumung“,

Initiator der Proteste, bleibt aber trotz diesesMisserfolgs aktiv. Das Bündnis sieht inZwangsräumungen „die gewalttätigste Formder Gentrifizierung“. Die jüngste Aktion derOrganisation fand Mitte April in BerlinCharlottenburg statt. Dort sollten der 67-jährige Mohamed S. und seine Lebensge-fährtin samt zweijährigem Kind aus ihrerWohnung von einer städtischen Wohnungs-baugesellschaft zwangsgeräumt werden. DasBündnis wollte zumindest eine Aussetzungder Räumung erreichen. Aber auch, wenn Mieter pünktlich zahlen

und somit kein Grund für eine fristloseKündigung vorliegt, versuchen manche In-vestoren ihre Altmieter los zu werden. Dennnur dann können die modernisierten Woh-nungen zu einem höheren Preis solventenInteressenten angeboten werden. Geht einMieter beispielsweise nicht auf das Abfin-dungsangebot ein, sieht er sich schlimms-

tenfalls monatelang mit Baulärm und Staubim Gebäude konfrontiert. Eine möglicheMietminderung erlaubt der Gesetzgeberzwar in einem solchen Fall. Doch die geleb-te Praxis sieht oft anders aus: Nachdemmehrere Mieter wegen einer Sanierung inBerlin-Moabit die Miete wegen Baulärmund Verschmutzung kürzten – selbst Kü-chenfenster wurden, wenn auch von denVermietern angekündigt, zugemauert –, be-kamen sie just im Dezember 2012 die frist-lose Kündigung. Begründet wurde diese we-gen der angeblichen Mietrückstände.Nicht nur in der Hauptstadt grassiert das

Profitdenken um jeden Preis. So stellte bei-spielsweise die Münchner Stadtbaurätin Eli-sabeth Merk im Januar 2013 den neuen Be-richt zur Wohnungssituation vor. Die Analy-se beinhaltet auch einen Stadtplan mit denStadtteilen der bayerischen Landeshaupt-stadt, die besonders von dem Phänomender „Mietervertreibung“ betroffen sind – also den Gegenden, in denen die meistenWohnungen verkauft oder umgewandeltwerden.Der Münchner Mietverein kritisiert, dass

der Eigentümerwechsel der Gebäude oft derAnfang vom Ende für die Altmieter sei. Siemüssten zwar nicht zwangsläufig sofort ausziehen. Doch nach dem Verkauf gäbe eserst einmal eine Mieterhöhung, auf diesefolge eine Luxussanierung und dann kämees erneut zu einer Erhöhung der Miete: Im-merhin ist eine Aufstockung von 11% proJahr gesetzlich möglich.Sobald der Mieter die Preise nicht mehr

zahlen kann, hilft ihm auch der langjährigeKündigungsschutz nicht mehr viel. Auch derMieterschutz greift kaum. Die wenigstenHausbewohner können ihr Vorkaufsrecht inAnspruch nehmen und eine Finanzierungim sechsstelligen Bereich einfach so ausdem Hut zaubern.Zumindest ansatzweise setzt die Politik

zum Schutz der Altmieter inzwischen aberSignale. So ist es etwa in Berlin-Pankow seitdiesem Jahr verboten, kleine Wohnungen zugrößeren zusammenzulegen. Die Behördengenehmigen zudem keine Luxussanierungenmit Kaminen oder Fußbodenheizungenmehr. Auch der Einbau eines zweiten Badesbei kleineren Wohnungen oder eines zwei-ten Balkons ist nicht mehr erlaubt. In Berlingibt es inzwischen 24 so genannte Milieu-schutzgebiete. Die größte Anzahl davon befindet sich im Stadtteil Prenzlauer Berg.Weitere Schutzgebiete sollen bald hinzu-kommen. Ob diese Maßnahmen auch über-regional Signalwirkung haben und länger-fristig dem Schutz der alteingesessenen Mieter dienen, bleibt abzuwarten. (tp)

Zwangsräumung:Wenn der Verlust der Wohnung tödlich endet

Bei Zwangsräumungen kommt es immer wie-der zu manchmal tödlich endenden Dramen.Opfer sind nicht nur die betroffenen Mieter.Oft geraten Gerichtsvollzieher oder aber auchFamilienangehörige in lebensgefährliche Situa-tionen. Hier einige aktuelle Beispiele:

April 2013: Zwei Tage nachdem ihre Wohnungzwangsgeräumt wird, stirbt eine 67-jährigeBerlinerin. Laut Polizeiangaben fand RosemarieF. Asyl bei der Initiative „Kälte Nothilfe“ imWedding. Die Hilfsorganisation bietet nach eigenen Angaben Bedürftigen einen Schlaf-platz an.

Ein 68-jähriger Mann tötet im Dezember 2012nach der Zwangsversteigerung seines Mehr- familienhauses im baden-württembergischenRastatt den neuen Besitzer. Der Täter wohntenach der Versteigerung weiter als Mieter imHaus. Nach wiederholten Meinungsverschie-denheiten verklagte ihn der neue Eigentümer,was in einer Zwangsräumung endete.

Im Juni 2011 greift ein 30 Jahre alter Mann inBerlin einen Gerichtsvollzieher während einesVollstreckungstermins mit einer Axt an.

Ein 56-jähriger Arbeitsloser ersticht im März2011 vor der Zwangsräumung seiner Woh-nung in Halle seine Frau. Beim Verhör sagt eraus, er habe damit alle Probleme lösen wollen.

Mai 2010: Ein 62-jähriger Mann dreht denGashahn in einem Doppelhaus in Mühlhausen(Thüringen) auf. Auch hier droht die Zwangs-räumung. Mit seiner Lebensgefährtin nimmt erzusätzlich eine Überdosis Schlaftabletten. SeineFrau stirbt. Der Täter rettet sich im letzten Augenblick durch Flucht aus dem brennendenGebäude.

Ein 42-jähriger Kieler bringt es nicht über sich,seiner Familie zu sagen, dass die Zwangsräu-mung der Wohnung bevorsteht. Also lenkt ersein Auto im Februar 2010 absichtlich in denGegenverkehr. Die Familie überlebt schwer ver-letzt.

Im August 2009 erschießt ein 72-jähriger Rent-ner einen Gutachter und zwei Rechtsanwälte,die das Haus seiner Tochter vor der Zwangs-versteigerung im westfälischen Schwalmtalschätzen wollen. Ein weiterer Gutachterkommt mit schweren Schussverletzungen da-von. (Cadek)

Solidaritätsbekundung am Haus von Familie Gül-bol, mittlerweile zwangsgeräumt. Bild: Cadek

Prenzlauer Berg: verschlissene Fassaden in der Bötzowstraße neben einem frisch renovierten Mietshaus. Bild: Cadek

Marode Wohnungen: für Geringverdiener oftohne Alternative. Bild: Cadek

Seite 34 Nr. 17 2.5.2013 FOKUS BERLIN Immobilien Zeitung