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Heft 5 – Jahrgang 2012 Die Neue Hochschule Leo Hellemacher und Thomas Stelzer-Rothe Ergebnisse der hlb-Umfrage 2012 in Nordrhein-Westfalen Elke Hörnstein und Ruth Rackwitz Kreditpunkte zur Erfassung von Aufwand und Erfolg in Studiengängen Rainer Bender Zeitnahes Monitoring des Studienerfolgs mithilfe erreich- ter Credits Michael Thiemke und Holger Watter Seefahrt = Leidenschaft + Technik Markus Haid Laborveranstaltungen einmal anders: jobfähige Bachelorabsolventen durch Entwicklungsaufträge anstatt Laborversuche Isabel Braun, Stefan Ritter und Mikko Vasko Inverted Classroom – die Vorlesung auf den Kopf gestellt Peter Kurzweil Das Phantom europäischer Prüfungsnoten: eine exem- plarische Evaluation der ECTS-Skala hlb Hochschullehrerbund e.V. Z 12916 F Postvertriebsstück Entgelt bezahlt Wienands PrintMedien GmbH Linzer Straße 140 53604 Bad Honnef ISSN 0340-448 x für anwendungsbezogene Wissenschaft und Kunst DNH

für anwendungsbezogene Wissenschaft und KunstHS Bremerhaven: Bis zu 29 Deutsch-landstidpendien HS Wismar: Gemeinsame Hochschul-Jubiläumsfeier in Shenyang Alice Salomon Hochschule

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Page 2: für anwendungsbezogene Wissenschaft und KunstHS Bremerhaven: Bis zu 29 Deutsch-landstidpendien HS Wismar: Gemeinsame Hochschul-Jubiläumsfeier in Shenyang Alice Salomon Hochschule

02. November 2012 Bewerbung, Berufung und Professuran der FachhochschuleBeuth Hochschule, Berlin, 10.30 Uhr bis 17.00 Uhr

12. November 2012 Konfliktbewältigung an HochschulenWissenschaftszentrum Bonn, 10.30 Uhr bis 17.00 Uhr

14. November 2012 Bewerbung, Berufung und Professuran der FachhochschuleHotel Kranz, Siegburg, 10.30 Uhr bis 17.00 Uhr

19. November 2012 Prüfungsrecht und Prüfungsverfahren an HochschulenCommundo Tagungshotel, Stuttgart, 10.00 Uhr bis 17.30 Uhr

23. November 2012 Bewerbung, Berufung und Professuran der FachhochschuleHotel Kranz, Siegburg, 10.30 Uhr bis 17.00 Uhr

30. November 2012 Plagiate in den WissenschaftenANDOR Hotel Plaza, Hannover, 10.00 Uhr bis 17.30 Uhr

18. Januar 2013 Bewerbung, Berufung und Professuran der FachhochschuleHotel Kranz, Siegburg, 10.30 Uhr bis 17.00 Uhr

28. Januar 2012 Prüfungsrecht und Prüfungsverfahren an HochschulenHotel Kranz, Siegburg, 10.00 Uhr bis 17.30 Uhr

Programme und Anmeldungen im Internet über www.hlb.de

Seminare des Hochschullehrerbundes hlbJetzt anmelden: Fax 02 28 - 55 52 56-99 !

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züge für besondere Leistungen auf dieeine oder andere Weise in die Grundbe-soldung hineinzuziehen. Bei der Amts-angemessenheit geht es um das, wasallen Inhaberinnen und Inhabern diesesAmtes zusteht. Diese Leistungsbezügewurden aber gerade dafür vergeben,dass sich die Amtsführung der Kollegin-nen und Kollegen aus dem Normalmaßheraushebt.

Um es allen Abgeordneten der Landtageins Merkheft zu schreiben: Nach einerHabilitation in einem Orchideenfachmag jede Professorenbesoldung bessersein als gar keine. Aber die Menschen,die wir für eine Professur an unserenFachhochschulen interessieren wollen,haben Alternativen. Und sie schauensich genau an, wie es den Professorin-nen und Professoren „im Bestand“ergeht, bevor sie sich darum bewerben,dazuzugehören.

Übrigens: Auch Landesbeamte könnenvom Fachkräftegewinnungsgesetz profi-tieren, wenn sie beim Eintritt in denBundesdienst einen Ortswechsel in Kaufnehmen. Da fragt man sich doch glatt,was wohl passieren würde, wenn eineHochschule mal einfach für vier Jahreschließen sollte, weil alle Professorin-nen und Professoren derweil beim Bundarbeiten. Ob es danach vielleicht ein„Fachkräfterückgewinnungsgesetz“ desbetreffenden Landes gäbe?

Plötzlich klingelt der Wecker. Schade,jetzt werde ich es nie erfahren …

Ihr Christoph Maas

Unsere Gesetzgebungsorgane sind Meis-ter in der Kunst der Wortschöpfung undbescheren uns so immer wieder neueBegriffe, die bildhafte Vorstellungen vorunseren Augen entstehen lassen. EinBeispiel dafür ist das „Fachkräftegewin-nungsgesetz“ des Bundes, das am 22. März 2012 in Kraft getreten ist.Sprachlich werden so die Beamtinnenund Beamten im Bundesdienst miteinem Begriff in Verbindung gebracht,der bisher eher dem Umgang mitBodenschätzen (Bundesberggesetz) odermit Blutkonserven (Transfusionsgesetz)zugeordnet war – beides in der Tat wert-volle Dinge, die nie in der begehrtenMenge zur Verfügung stehen.

Während aber für diese FragestellungenIngenieurkunst und medizinische Wis-senschaft gefragt sind, erfolgt die Fach-kräftegewinnung auf direktem Wege:durch Geld. Bis zu 67.200 Euro bar aufdie Hand bei Dienstantritt kann dieEntscheidung wert sein, für acht Jahreim Bundesdienst anzuheuern (bei vier-jähriger Verpflichtung gibt es die Hälf-te).

Welch andere Töne hören wir da dochaus den Ländern, wenn es um die Neu-ordnung der W-Besoldung geht! Wie oft geht es hier allein darum, durchAnrechnungen und Absenkungen vonGehaltsteilen zu vermeiden, dass sichan der Situation der Professorinnen undProfessoren auch nur das Geringste ver-bessert. Gerade, als stünden die Bewer-berinnen und Bewerber für die W2-Pro-fessuren an unseren Hochschulen nurso Schlange. Regelrecht schäbig erschei-nen mir die Bemühungen, Leistungsbe-

Durch das Fachkräftegewinnungsgesetz lockt der Bund mit hohen

Geldprämien bei Dienstantritt. In der W-Besoldung setzen die Länder

dagegen mehrheitlich weiter auf Fachkräfteabschreckung.

DNH 5 ❘2012

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LEITARTIKEL

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DNH 5 ❘2012

142 INHALT

Aufsätze

hlb-Aktuell

FH-Trends

LeitartikelFachkräftegewinnungsgesetz

141

Leo Hellemacher und Thomas Stelzer-RotheErgebnisse der hlb-Umfrage 2012 in Nordrhein-Westfalen

Elke Hörnstein und Ruth RackwitzKreditpunkte zur Erfassung von Auf-wand und Erfolg in Studiengängen

Rainer BenderZeitnahes Monitoring des Studien-erfolgs mithilfe erreichter Credits

Michael Thiemke und Holger WatterSeefahrt = Leidenschaft + Technik

Markus HaidLaborveranstaltungen einmal anders:jobfähige Bachelorabsolventen durchEntwicklungsaufträge anstatt Labor-versuche

Isabel Braun, Stefan Ritter und Mikko VaskoInverted Classroom – die Vorlesungauf den Kopf gestellt

Peter KurzweilDas Phantom europäischer Prüfungsnoten: eine exemplarischeEvaluation der ECTS-Skala

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FH Schmalkalden: Vereinte Nationenzeichnen Thüringer Umweltprojektaus

HS Bremerhaven: Bis zu 29 Deutsch-landstidpendien

HS Wismar: Gemeinsame Hochschul-Jubiläumsfeier in Shenyang

Alice Salomon Hochschule Berlin:„Geld ist nicht alles“

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Der Präsident des Hochschullehrer-bundes, Prof. Dr. Nicolai Müller-BromleyEine Fachhochschule ist keineschlechte Universität

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QR-Codes sind kinderleicht Foto: FH Schmalkalden

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143INHALT

Aus den LändernWissenswertes

Berichte

HIS-Studie: Wendejahrgang hat seineChancen genutzt

Leserbrief: Sprachverwirrung im Zeichen von Bologna

Autoren gesucht

Impressum

Neue Bücher von Kolleginnen undKollegen

Neuberufene

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U3

BY: Innovative Ideen für mehrerfolgreiche MINT-Absolven-ten

NI: Über zwei Millionen Euro fürneue Forschungsprofessuren

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174 Hausverbote durch die Hochschule

2. Plenum Frühpädagogik Foto: Fröbel-Gruppe

Internationales Sportfest an der Shenyang Jianzhu UniversitätFoto: HS Wismar/Ceccotti

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DNH 5 ❘2012

VDI nachrichten: Prof. Müller-Bromley,Elite-Universitäten, forschungsstarke Fach-hochschulen, Drittmittel, Rankings. DieBegriffe legen die Frage nahe: Kann manvon einer Neuordnung der deutschen Hoch-schullandschaft sprechen?

Ja, das kann man auf jeden Fall. Siehaben den Bachelor- und Masterprozessvergessen, der Fachhochschulen jetztauch dem äußeren Bild nach die glei-chen Studiengänge vorgibt wie Univer-sitäten. Dadurch ist die klassischeArbeitsaufteilung zwischen Universitä-ten und Fachhochschulen – die einenforschungsorientiert, die anderen eherausbildend – brüchig geworden. Wirkönnen getrost von einem Wandel inder Hochschullandschaft reden, wie wirihn in Deutschland noch nie gesehenhaben.

Der Wissenschaftsrat, das höchste politi-sche Beratungsgremium, aber spricht vonder Notwendigkeit einer funktionierendenDifferenzierung der deutschen Hochschul-landschaft.

Die Position des Wissenschaftsrates istnicht völlig konsistent, da seine Exper-tisen häufig Kompromissen unterliegen.Zunächst beschreibt er zutreffend dieWeiterentwicklung der FH zu for-schungsstarken Hochschulen, in denenStudierende nach Bachelor und Masterauch die Möglichkeit zur Promotionerhalten, und die damit verbundeneAnnäherung von FH und Universitäten,um dann zu sagen: Wir wollen an derDifferenzierung der beiden Hochschul-typen festhalten. Das passt nichtzusammen.

Es gibt schon heute keine generelle Dif-ferenzierung mehr zwischen der FHund der Universität. Dies wurde ersetztdurch die individuelle Profilbildungjeder einzelnen Hochschule. Auch dieUniversitäten unterscheiden sich nachmehreren Ausprägungen: so etwa in for-schungsstarke oder eher lehrorientierteUniversitäten. Die TU9 kochen einanderes Süppchen als kleine technischeUniversitäten in ländlichen Gegenden.Ähnlich hat auch eine Zersplitterungbei den Fachhochschulen eingesetzt,denken Sie etwa an UAS7 oder HAW-tech.

Verfügen die FH überhaupt über die Struk-turen, insbesondere über den wissenschaft-lichen Mittelbau, um so forschungsstarkaufzutreten wie die Universitäten?

Sie haben grundsätzlich recht. Die Res-sourcen sind – noch – ungleich verteilt.Aber auch hier gibt es Annäherungspro-zesse. Wissenschaftliche Mitarbeitersind an Fachhochschulen keine Selten-heit mehr: Es gibt heute knapp 0,5 Stel-len pro Professor, an Universitäten sindes rund 6,5 Stellen. Bei den Gerätenund Laboren verhält es sich ähnlich.Universitäten sind da noch etwas besseraufgestellt, aber wir holen auf. UnserProblem: Wir haben zu wenige grundfi-nanzierte wissenschaftliche Mitarbeiter,die losgelöst von Projekten für unsarbeiten und die wir längere Zeitbeschäftigen.

Für die Studierenden wirft die Annäherungder Hochschultypen aber doch ein Problemauf. Früher war es einfach: Wissenschaftli-che Karrieren starten an den Universitäten,die FH bilden nahe an der Unternehmens-praxis aus. Diese Schubladen lassen sichjetzt nicht mehr so einfach bedienen.

Ich würde einem Studierenden deshalbraten, sich die einzelne Hochschuleanzuschauen. Es reicht nicht mehr, dieFrage zu beantworten: Universität oderFachhochschule? Das individuelle Profilder Hochschule sollte entscheiden.

RWTH-Rektor Schmachtenberg schlägt vor,forschungsstarke Fachhochschulen in Uni-versitäten umzubenennen und forschungs-schwache Universitäten in FH.

Solch eine Aussage ist eine Katastrophe,weil Fachhochschulen nicht wenigersind als Universitäten, sondern anders.Eine Fachhochschule ist keine schlechteUniversität.

Ist mit dem zahlreichen Lob aus Wirt-schaft und Politik ein neues Selbstvertrauender Fachhochschulen verbunden und damitder Wunsch, an Exzellenzinitiativen teilzu-haben?

Mit Selbstvertrauen haben wir schonseit vielen Jahren keine Probleme mehr.Wir wissen, was wir können. Diese Ent-wicklung führt tatsächlich dazu, dasswir von einigen Fleischtöpfen nichtausgeschlossen sein wollen. Bei derExzellenzinitiative haben wir schon2007 beklagt, dass die Fachhochschulennicht vorkommen. Dass wir nicht ein-mal die Chance zur Bewerbung bekom-men haben, war nicht in Ordnung.

144 hlb-AKTUELL

Der Präsident des Hochschullehrerbundes, Prof. Dr. Nicolai Müller-Bromley:

„Eine Fachhochschule ist keine schlechte Universität“*

* Dieses Interview erschien am 12. Oktober2012 in den VDI nachrichten. Wir danken fürdie freundliche Genehmigung zum Nach-druck.

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In einem offenen Brief werfen FH-Professo-ren aus NRW Horst Hippler vor, er verken-ne die Realität, entwerte die Arbeit derdeutschen Hochschulen und verunsicheredurch seine Kritik an den Bologna-Refor-men „in unverantwortlicher Weise Studie-rende wie Arbeitgeber“.

Ich teile generell die Meinung der Lan-desrektorenkonferenz NRW. Aber ichmuss auch gestehen: Viele Kollegensprechen dem sechssemestrigen Bache-lor die Qualität des alten Diploms ab.Vielleicht müssen wir es akzeptieren,dass ein solcher Abschluss den Bedürf-nissen der Praxis entspricht. Wer sichweiterbilden möchte, für den gibt esschließlich noch den Master. Was zählt,ist die exzellente Reputation des deut-schen Ingenieurs, und die ist ein sehrguter Ausweis geblieben.

Die Fachhochschulen bilden in Kooperationmit Universitäten Doktoranden aus. Unterder Promotionsurkunde steht nur der Nameder Universität. Ärgert Sie das?

In der Tat: Ich sehe die Rolle der Fach-hochschulen nicht entsprechendgewürdigt. Die Universitäten sind Her-ren des Promotionsverfahrens. Über dieGestaltung der Promotionsordnungenkönnen sie die Absolventen der Fach-hochschulen ausbremsen. Universitätensehen die Promotion als ihren einzigenWettbewerbsvorteil an – und den spie-len sie auch aus. Dabei ist es politischesCredo, eine Bildungsbiografie zu ermög-lichen, die es jedem guten Studierendenerlaubt, ungehindert vom Bachelor biszur Promotion zu studieren. Eine Mög-lichkeit, dieses Problem zu lösen, wäredas Promotionsrecht für Fachhochschu-len. Da traut sich politisch aber zurzeitkein Land heran. Hätte der Bund mehrKompetenzen, wären wir hier wahr-scheinlich bereits auf einem guten Weg.

Eine Brücke zwischen den Hochschultypenkönnte die Hochschulrektorenkonferenz(HRK) sein, in der sowohl FH- als auchUniversitätsvertreter sitzen. Aber über dieWahl von Horst Hippler, einstiger Sprecherder großen technischen Universitäten, zumHRK-Präsidenten sind viele FH-Professorennicht glücklich. Als Brückenbauer scheinter für Sie nicht infrage zu kommen, oder?

Diese Wahl hat es für uns nicht leichtergemacht. Professor Hippler vertritt rigi-de Positionen. Andererseits ist der HRK-Präsident zurzeit nicht um sein Amt zubeneiden. Die Hochschullandschaft istim Umbruch, sie strebt auseinander.Diesen Laden zusammenzuhalten, isteine extrem schwere Aufgabe, die nurüber Kompromisse möglich ist.

Der Run auf die Fachhochschulen hältauch wegen des doppelten Abiturjahrgangsan. Ist das gute Lehr- und Lernverhältnisvon einem Professor zu wenigen Studieren-den, auf das die FH so stolz sind, alsTrumpf gegenüber den Universitätengefährdet?

Das Verhältnis ändert sich tatsächlich.Auch da bewegen wir uns – leider – aufdie Universitäten zu. Betrug die Grup-pengröße früher 35, sind es heute 40,Trend Richtung 45. Der politischeDruck, mehr junge Menschen zum Stu-dium zu motivieren, darf sich nicht ineiner Qualitätsminderung widerspie-geln. Wir brauchen einen Ausbau desMittelbaus, auch um zusätzliche Lehr-kräfte zu gewinnen. Das aber kostet.

Hat sich im Verhältnis der Fachhochschu-len zu den Unternehmen etwas getan?

Enge Kooperationen hat es immerschon gegeben. Was sich verändert hat,ist unsere hohe Attraktivität als For-schungspartner – vor allem für kleineund mittelständische Unternehmen.

Wie sieht die Hochschullandschaft in 15Jahren aus?

Die institutionelle Unterscheidung nachFachhochschulen und Universitätenwird es nicht mehr geben. Forschenwerden alle Hochschulen, aber mehroder weniger intensiv. Ehemalige Fach-hochschulen werden in den Topligenmitspielen. Mein Wunsch ist, dass dieheutigen Fachhochschulen und Hoch-schulen für angewandte Wissenschaftendie Nähe zur Praxis als Wettbewerbsvor-teil verstehen und diesen nicht verspie-len.

Die Fragen stellte:

WOLFGANG SCHMITZ

145hlb-AKTUELL

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Ergebnisse der hlb-Umfrage2012 in Nordrhein-Westfalen

Sind unsere Hochschulen noch zeitge-mäß? Sind es überhaupt noch Hoch-schulen? Was müssen wir in Zukunftbeibehalten und was verändern? All dassind Fragen, die heute angesichts viel-fältiger Veränderungsprozesse drängen-der sind denn je. Um sie zu beantwor-ten, bedürfte es eines umfassenden Pro-zesses, an dessen Ende die Formulierungvon Zielen steht. Auf jeden Fall bedarfes systematischer Untersuchungen zurWirksamkeit bereits getroffener Ent-scheidungen.

Zielsetzung der Untersuchung

Seit nunmehr acht Jahren führt der hlbin zeitlichen Abständen Umfragen zuhochschulpolitischen Themen bei denProfessorinnen und Professoren der(Fach-)Hochschulen durch. Ging es inden ersten NRW- und bundesweitenStudien noch um die „Erfolgsfaktorenvon Fachhochschulen“, die Themen„Zukunft, Freiheit und Besoldung“ undden „Vergleich der W-Besoldung in denBundesländern“, so standen bei deraktuellen NRW-Umfrage neben der obli-gatorischen „W-Besoldung“ die Themen„Bewerbungslage“, „Bewertungssyste-me“, „akademische Selbstverwaltung“sowie „Berufszufriedenheit“ im Vorder-grund. Mit der Studie im professoren-reichsten Bundesland sollte untersuchtwerden, wie die Hochschullehrerinnenund Hochschullehrer ihr „neues“ Besol-dungssystem nach nunmehr sieben Jah-ren einschätzen, wie sich die Besol-dungsstrukturen seit 2005 veränderthaben und wie die Hochschulen mitder leistungsorientierten Komponenteder Professorenbesoldung umgehen.Darüber hinaus war auch von Interesse,ob und ggf. welche Auswirkungen das

neue W-Besoldungssystem auf die Beru-fungssituation an den Hochschulen hatund inwieweit die inzwischen an allenHochschulen etablierten Bewertungssys-teme funktionieren. Außerdem solltendie Veränderungen in der akademi-schen Selbstverwaltung (nach Einfüh-rung des sogenannten Hochschulfrei-heitsgesetzes) und erneut die Frühwarn-indikatoren „Berufswahlzufriedenheit“und „Empfehlungsquote“ erhoben wer-den.

Methodisches Vorgehen und Aussagefähigkeit

Um diese hochschulpolitisch relevantenFragen zu klären, führte der hlbNRWzum Jahreswechsel 2011/12 eine schrift-liche anonyme Befragung aller Hoch-schullehrer an öffentlichen Fachhoch-schulen in Nordrhein-Westfalen (NRW)durch. Nach Vorankündigung undInformation über die Studie wurdenrund 2.500 Fragebögen über die Dekanean die Hochschullehrer versandt. Insge-samt kamen 512 Fragebögen verwertbarzurück (2007/08 waren es 368), diesentspricht einer Quote von 20,5 Pro-zent. Somit hat etwa ein Fünftel derHochschullehrerinnnen und Hoch-schullehrer einer öffentlichen (Fach-)Hochschule in NRW an der Befragungteilgenommen. Der Rücklauf liegt leichtüber dem für die Zielgruppe zu erwar-tenden Rahmen von meist nicht mehrals 20 Prozent,1) allerdings deutlich überden bei den letzten beiden hlb-Befra-gungen in NRW erreichten Quoten von14–16 Prozent.

Das Durchschnittsalter der Teilnehme-rinnen und Teilnehmer lag im Erhe-bungszeitraum bei 50,3 Jahren (s = 7Jahre),2) die Altersspanne zwischen

DNH 5 ❘2012

146 HELLEMACHER/STELZER-ROTHE

Dr. rer. pol. Leo HellemacherLehrbeauftragter an ver-schiedenen Hochschulen,wissenschaftliche Bera-tung, Konzeption und Aus-wertung empirischer [email protected]

Prof. Dr. rer. pol. Thomas Stelzer-RotheBetriebswirtschaftslehre,insbesondere Personal-management an der FH SWF, Hochschule fürTechnik und Wirtschaft –Standort [email protected]

Vizepräsident des hlbNRWund Mentor in der Hoch-schuldidaktischen Weiter-bildung des Landes NRW(HDW NRW)

Leo Hellemacher

Thomas Stelzer-Rothe

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34 und 65 Jahren. Der Frauenanteilbetrug 22 Prozent, der Männeranteil 78 Prozent. Insgesamt wurden 52 Pro-zent der Professorinnen und Professo-ren nach C besoldet und 48 Prozentnach W. 2007/08 lag der Anteil der C-Besoldeten noch bei 91 Prozent und der

Der Hochschullehrerbund hlb hat zum Jahreswechsel 2011/12 die Professorinnen und Professoren in

Nordrhein-Westfalen befragt. Lesen Sie in diesem Beitrag u. a., wie die Situation der W-Besoldung, die

Bewertungssysteme und die akademische Selbstverwaltung in NRW eingeschätzt und beurteilt werden

und warum die Anforderungen des Bundesverfassungsgerichtes an eine amtsangemessene Vergütung

auch in NRW nicht erfüllt sind.

der W-Besoldeten bei gerade einmal 8 Prozent. Die W-Besoldung hat alsoauch in NRW deutlich aufgeholt.

Da trotz vereinzelter Über- und Unterre-präsentierungen die offiziellen Vertei-lungen der Grundgesamtheit nach

Fachbereichsstrukturen und nachGeschlecht in der Studie weitgehendabgebildet werden, wird von einerguten Passung bzw. Aussagefähigkeitder Befunde ausgegangen, insbesonderefür die hochschulpolitisch interessiertenProfessorinnen und Professoren inNRW. Die wesentlichen Ergebnisse3) derhlb-NRW-Studie 2012 lassen sich wiefolgt zusammenfassen:

Die W-Besoldung ist weder leistungs-noch anforderungsgerecht

Die Absicht des Gesetzgebers, durchEinführung der W-Besoldung im Jahre2005 die Vergütung für Professorinnenund Professoren leistungsgerechter zugestalten, wurde nach Ansicht von 72 Prozent der Befragten nicht erreicht.Und dass das neue W-Vergütungssystemden Anforderungen der Professur ent-spricht, verneinte nicht nur das Bundes-verfassungsgericht (BVerfG) in seinemUrteil vom 14.02.2012,4) diese Thesestieß bereits zuvor bei 86 Prozent derBeteiligten auf Widerspruch,5) und zwarunabhängig von der Zugehörigkeit zurC- oder W-Besoldungsordnung.

Die „Leistungsorientierung“ ist abhängig von der Kassenlage

Darüber hinaus bemängeln 74 Prozentaller befragten Hochschullehrerinnenund Hochschullehrer das Fehlen finan-zieller Ressourcen zur Vergütung derzusätzlich erbrachten Leistungen.Betrachtet man nur die betroffenenTeilnehmer mit W-Besoldung, liegt derAnteil ähnlich hoch bei 69 Prozent.Insofern wird die bereits in der bundes-weiten hlb-Studie vermutete Abhängig-keit der Leistungsorientierung von derKassenlage klar bestätigt.6)

DNH 5 ❘2012

147hlb-UMRAGE IN NORDRHEIN-WESTFALEN

Grundgesamtheit und Umfrage nach Fachbereichen

0 %

5 %

10 %

15 %

20 %

20 %

30 %

35 %

40 %

45 %

Sprachen,Kunst, Kultur

Recht, Wirtsch.SoWi.

Mathem.,Naturwiss.

Medizin,Gesundheit

Agrar, Forst,Ernähr.

Ingenieurwiss.

Grundgesamtheit Umfrage

Abbildung 1: Vergleich nach Fachbereich

Grundgesamtheit und Umfrage nach Geschlecht

0 %

10 %

20 %

30 %

40 %

50 %

60 %

70 %

80 %

90 %

ibli hä li h

Grundgesamtheit Umfrage

Abbildung 2: Vergleich nach Geschlecht

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DNH 5 ❘2012

148

sind, und zwar in einer Höhe vondurchschnittlich 484 Euro.

Da aber in einem zweigliedrigen Vergü-tungssystem wie der W-Besoldung nachden Leitsätzen des BVerfG die Leis-tungsbezüge auf einer gesetzlichenGrundlage konkretisiert, für jedenAmtsträger zugänglich, hinreichend ver-stetigt und einklagbar sowie im Ruhege-halt angemessen berücksichtigt seinmüssen, um das durch die niedrigenGrundgehaltssätze entstandene Alimen-tationsdefizit kompensieren zukönnen,8) kann man nach den vorge-nannten Befunden ausschließen, dass

die Bedingungen des BVerfG in NRWerfüllt sind.

Die Bewerbungszahl geht zurück – die Bewerbungsqualität ebenfalls

Wegen der geringeren Attraktivität derW-Professuren ist es nicht verwunder-lich, dass sich auch in diesem Punkt diePrognosen der 2007/08er-Studie9) bestä-tigt haben. Denn als unmittelbare Folgeder Umstellung auf die W-Besoldungstellen rund 79 Prozent der Professorin-nen und Professoren eine Abnahme derBewerbungszahlen für ausgeschriebeneProfessuren fest.10) Zudem bemängelnsie, dass gleichzeitig die Qualität derBewerberinnen und Bewerber schlechtergeworden ist (73 Prozent) und ausge-schriebene Professuren deshalb nichtmehr im vorgesehenen Zeitraum besetztwerden konnten (69 Prozent). Bei derEinschätzung der Stellenbesetzungspro-blematik gab es zwischen Befragten mitW- und C-Besoldung keine wesent-lichen Unterschiede.

Die Bewertungssysteme demotivieren statt zu motivieren

Die Qualität der hochschuleigenen Sys-teme zur Operationalisierung undBewertung der erbrachten Zusatzleistun-gen wurde insgesamt als nicht sehrhoch angesehen. So ist lediglich für 21 Prozent der Befragten klar, was anihrer Hochschule unter „besondere Leis-tungen“ zu verstehen ist. Bei den Pro-fessorinnen und Professoren in der W-Besoldung sind es immerhin 24 Pro-zent, aber auch das kann man nicht als„transparent“ bezeichnen. Und nurrund 9 Prozent sind der Ansicht, mitdem Bewertungssystem ihrer Hochschu-le sei die Zahlung von Zulagen fairgeworden, 62 Prozent lehnen dies hin-gegen ganz oder überwiegend ab. Auchder mit den hochschuleigenen Bewer-tungssystemen intendierte Leistungsan-reiz ist bei den Adressaten in der W-Besoldung noch nicht angekommen.Mehr als 71 Prozent fühlen sich jeden-

Darüber hinaus belegen die Ergebnisseder hlb-NRW-Umfrage, dass die Zahlungvon Zulagen nicht für alle im neuenBesoldungssystem erreichbar ist. Vonden Befragten in der W-Besoldung be-ziehen insgesamt 72 Prozent Zulagen.Die Höhe der Zulagen betrug im Mittel 534 Euro. 28 Prozent erhalten keineZulagen bzw. machten dazu keine An-gaben.

Und auch bei der Ruhegehaltsfähigkeitder Bezüge wird deutlich, dass die W-Besoldung faktisch als Sparmodellbezeichnet werden kann, denn lediglich44 Prozent der W-Besoldeten gaben inder Befragung an, dass ihre Zulagenganz oder teilweise ruhegehaltsfähig

HELLEMACHER/STELZER-ROTHE

C

W

Prozent

1009080706050403020100

lehne ... ab

teils-teils

stimme ... zu

10

11

21

11

69

79

Abbildung 3: Mittel reichen nicht für alle mit besonderen Leistungen in der W-Besoldung (N=425)

3.500 €

3.500 €

4.000 €

4.500 €

5.000 €

5.500 €

33 35 37 39 41 43 45 47 49 51 53 55 57 59

(Dienst-)Altersstufen

C2 W2 W2+Zul (MW)

61 63 65 67

Abbildung 4: Vergleich C2- und W2-Besoldung (33-67 Jahre, mit und ohne Zulagen)7)

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DNH 5 ❘2012

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falls dadurch nicht motiviert, mehrLeistung als zuvor zu erbringen.11) AlsGründe für die mangelnde Akzeptanznannten die Befragten z. B. das Fehleneindeutiger Kriterien, den Richtlinien-Wirrwarr sowie die aufwendigen undlangwierigen (Antrags-)Verfahren, inEinzelfällen auch, dass die Hochschuleihre Position ausnutzt und sich derganze Aufwand angesichts der geringenBeträge nicht lohnt.

Besondere Leistungen werden nicht angemessen gewürdigt

Andererseits sehen zwei Drittel derBefragten in der W-Besoldung ihrebesonderen Leistungen durch dasBewertungssystem der Hochschulenicht angemessen gewürdigt. Dadurchentsteht ein demotivierendes Anerken-nungs- bzw. Wertschätzungsdefizit, daszudem noch durch umständlicheAntragsverfahren für die Zulagen-gewährung verstärkt wird.

All dies führt bei mehr als drei von vierbefragten W-Professorinnen und -Pro-fessoren zu dem fatalen Eindruck, manwerde bei der Beantragung von Zulagenzum Bittsteller, zumal die Vergütung dererbrachten und dokumentierten Zusatz-leistungen ja auch noch von der jeweili-gen Kassenlage abhängt.

Das Hochschulfreiheitsgesetz (HFG)verursacht Kollateralschäden

Mit Einführung des Hochschulfreiheits-gesetzes in NRW wurde für knapp dreiViertel der Befragten die Selbstverwal-tung der Hochschule durch den akade-mischen Senat entwertet. Als Ursachewird von den meisten die Verlagerungder Entscheidungsbefugnisse auf dieLeitungsorgane (Präsident, Dekane undHochschulrat) gesehen (69 Prozent).

Rund 40 Prozent der Befragten beklagenin der aktuellen Umfrage, ihr Engage-ment in der Hochschule sei durch dasHFG gebremst worden und ein gering-fügig größerer Teil der Professorinnenund Professoren fühlt sich sogar in sei-ner wissenschaftlichen Freiheit nach

hlb-UMRAGE IN NORDRHEIN-WESTFALEN

C

W

Prozent

1009080706050403020100

lehne ... ab

teils-teils

stimme ... zu

10

9

17

19

72

72

Abbildung 5: Nach Einführung der W-Besoldung ist die Qualität der Bewerberin-nen und Bewerber schlechter geworden (N=443)

C

W

Prozent

1009080706050403020100

lehne ... ab

teils-teils

stimme ... zu

927

10

63

83

Abbildung 6: Mit dem HFG NRW wurde die akademische Selbstverwaltungpraktisch entwertet (N=460)

C

W

Prozent

1009080706050403020100

wahrscheinl. ...

nein

teils-teils

ja ...

wahrscheinlich

12

24

38

39

50

37

Abbildung 7: Würden Sie guten Freunden 2012 zu einer Professur raten?(N=501)

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150

Fazit

In der aktuellen NRW-Studie des hlbhaben sich die bereits in der 2007/08er-Studie erkennbaren Folgen der Umstel-lung des Besoldungssystems bestätigt.Die W-Besoldung in ihrer jetzigen Aus-gestaltung ist auch in NRW weder amts-angemessen noch leistungsorientiert.Auf ausgeschriebene Professuren bewer-ben sich zunehmend weniger Interes-sentinnen und Interessenten, derenQualität zudem auch noch gesunkenist, sodass bereits Ausschreibungen wie-derholt werden mussten. Die mit erheb-lichem administrativen Aufwand anden Hochschulen geschaffenen Bewer-tungssysteme demotivieren die Betroffe-nen. Viele Hochschullehrerinnen undHochschullehrer in der W-Besoldungsehen ihre besonderen Leistungen nichtangemessen gewürdigt und fühlen sichbei der Beantragung von Zulagen alsBittsteller, auch angesichts der geringenBeträge, um die es dabei oftmals geht.Die meisten Professorinnen und Profes-soren sehen die akademische Selbstver-waltung ihrer Hochschule durch dassogenannte Hochschulfreiheitsgesetzentwertet und viele fühlen sich nichtnur in ihrem Engagement gebremst,sondern auch in ihrer wissenschaft-lichen Freiheit beeinträchtigt. DieZufriedenheit mit der Berufswahl istzwar noch recht hoch, in den letztenJahren allerdings deutlich gesunken.

Nach den Ergebnissen der hlb-Umfrage2012 ist zu konstatieren, dass die Pro-fessorinnen und Professoren an öffent-lichen (Fach-)Hochschulen in Nord-rhein-Westfalen zu wesentlichen Hoch-schulthemen erneut eine klare und ein-deutige Position bezogen haben. Esmangelt somit nicht an Erkenntnissen.

Wenn der Kurs, den die Politik in denletzten Jahren in Nordrhein-Westfaleneingeschlagen hat, u. a. zu derartigenErgebnissen führt, darf man die Fragestellen, ob es nicht sinnvoll ist, wesent-liche Änderungen im System vorzuneh-men. Dazu gehört, Hochschulen zumHort demokratischer Strukturen zu reak-tivieren, die jungen Menschen die

Schwierigkeit und den Wert von Demo-kratie erleben lassen. Wenn die nega-tiven Wirkungen der derzeitigen Ent-wicklung schließlich für die Gesell-schaft schmerzlich sichtbar werden, istes wahrscheinlich zu spät, um das Pro-blem in überschaubarer Zeit zu lösen.

Nicht die Probleme sind die unange-nehmsten, deren Lösung schwierig ist,sondern die, die gar nicht oder zu spät erkannt werden. Im Nachhineinsind wir alle schlauer. Das reicht abernicht. ■

Literaturverzeichnis:Bortz, Jürgen: Statistik, 6. Aufl., Heidelberg 2005.

Bundesverfassungsgericht, 2 BvL 4/10 vom 14.02.2012, Absatz-Nr. 1–196,http://www.bverfg.de/entscheidungen/ls20120214_2bvl000410.html vom 19.07.2012.

Fischer, Lars; Minks, Karl-Heinz: Acht Jahre nachBologna – Professoren ziehen Bilanz, HIS: ForumHochschule 3/2008,http://www.his.de/pdf/pub_fh/fh-200803.pdfvom 20.07.2012.

Hellemacher, Leo; Knobloch, Thomas; Stelzer-Rothe, Thomas: Zukunft, Freiheit und Besoldung –Ergebnisse einer Evaluationsstudie. In: Die NeueHochschule DNH, Band 49, Heft 3–4, 2008, S. 30–37; http://www.hlb.de/uploads/media/DNH-2008-3-4.pdf vom 31.07.2012.

Hellemacher, Leo; Stelzer-Rothe, Thomas: Ergebnis-se einer bundesweiten Befragung der öffentlich-rechtlichen Fachhochschulen im Jahre 2008. In: Dieneue Hochschule DNH, Band 50, Heft 1, 2009, S. 8–16; http://www.hlb.de/up-loads/media/DNH-2009-1.pdf vom 31.07.2012.

1) Vgl. Fischer, Lars und Minks, Karl-Heinz(2008), S. 3.

2) Die Standardabweichung (s) gibt die durch-schnittliche Streuung intervallskalierter Merk-malswerte um ihren arithmetischen Mittelwertan. Vgl. Bortz, Jürgen (2005), S. 41 f.

3) Bei den Ratingskalen mit Antwortkategorienauf Ordinalskalenniveau und bei den klassifi-zierten Items wurde der aus gruppierten Wer-ten berechnete Median (vgl. Bortz, Jürgen(2005), S. 37) und bei den intervall- bzw.rational-skalierten Variablen das arithmetischeMittel als Lageparameter verwand. Darüberhinaus kamen – je nach Anforderung, Varia-blenstruktur und Skalenniveau – parametri-sche und nicht parametrische Tests zum Ein-satz. Die fünfstufigen Skalen wurden für eine

Art. 5 Abs. 3 GG beeinträchtigt (43 Pro-zent). In der Bewertung der Thesen zumNRW-Hochschulfreiheitsgesetz gibt esallerdings deutliche und überwiegendsignifikante Unterschiede zwischen C- und W-Besoldeten.12) Somit hinter-lässt das in NRW mit großen politi-schen Visionen vom damaligen Wissen-schaftsminister Pinkwart (FDP) einge-führte Hochschulfreiheitsgesetz bereitsnach wenigen Jahren erhebliche Kolla-teralschäden.

Die Zufriedenheit mit der Berufswahl ist weiter gesunken

Angesichts der bisher dargelegtenBefunde ist es dann auch nachvollzieh-bar, dass die Zufriedenheit unter denHochschullehrerinnen und Hochschul-lehrern weiter gesunken ist. Mit ihrerBerufswahl „Professor/Professorin aneiner (Fach-)Hochschule“ sind aktuell74 Prozent der Befragten zufrieden(zum Vergleich 2008: 80 Prozent und2005: sogar 85 Prozent). In der C-Besol-dung liegt der Anteil voll bzw. überwie-gend Zufriedener bei rund 75 Prozentund in der W-Besoldung mit 73 Prozentleicht darunter. Trotz der im Vergleichzu anderen Berufsgruppen immer nochbeachtlichen Werte gibt aber der Rück-gang von 11 Prozentpunkten seit 2005(gesamt) und 9 Prozentpunkten seit2008 (W-Besoldete) Anlass zur Sorge.Verstärkt wird dieser Eindruck nochdurch den zweiten Indikator, die Emp-fehlungsquote. Obwohl zu einemhohen Anteil voll bzw. überwiegendzufrieden, würden nur 37 Prozent (C)bzw. 50 Prozent (W) guten Freunden –entsprechende Eignung vorausgesetzt –zu einer Professur an einer (Fach-)Hoch-schule raten.13)

Die Diskrepanzen zwischen Berufswahl-zufriedenheit und einer entsprechendenEmpfehlung für eine Professur sinddemnach enorm. Es ist zu vermuten,dass insbesondere die C-Professorinnenund -Professoren mit ihrer eigenenSituation noch relativ zufrieden, hin-sichtlich der Erwartungen für dieZukunft allerdings eher skeptisch sind.

HELLEMACHER/STELZER-ROTHE

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DNH 5 ❘2012

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übersichtlichere Ergebnisdarstellung auf dreiStufen recodiert. Die Prüfung der Hypothesenerfolgte auf dem Signifikanz-Niveau von 5 Prozent.

4) BVerfG, 2 BvL 4/10 vom 14.02.2012, Absatz-Nr. 1–196.

5) Median = 4,47 bzw. 2,86 (5er- und 3er-Skala).6) Vgl. Hellemacher, Leo; Stelzer-Rothe, Thomas

(2009), S. 12.7) Für den Vergleich wurden nur die Dienstal-

tersstufen berücksichtigt, die auch durch dasSpektrum der Untersuchung abgedeckt sind.Berufungen in den Stufen 1–6 (dies entsprichteinem Alter von 21–32 Jahren) zählen nichtdazu, sie würden den Vergleich optisch verfäl-schen. Als Zulage in der W-Besoldung wirdder in der Umfrage errechnete Mittelwertvom 534 € angesetzt. Im Ergebnis liegt dieW2-Besoldung bis zur Dienstaltersstufe 9 bzw.mit Zulagen bis zur Dienstaltersstufe 12 überder Besoldung nach C2. Danach kehrt sichder anfängliche Vorteil für die restlichenDienstjahre um. Hinzu kommen noch eventu-elle Effekte durch die fehlende oder geringereRuhegehaltsfähigkeit der Zulagen.

8) Vgl. BVerfG, 2 BvL 4/10 vom 14.02.2012,Absatz-Nr. 1–196, Leitsatz 3 und Abs. 162.

9) Vgl. Hellemacher, Leo; Knobloch, Thomas;Stelzer-Rothe, Thomas (2008), S. 35.

10) Median = 1,57 bzw. 1,22 (5er- und 3er-Skala).11) Eine ähnliche Tendenz zeigte bereits die Frage

nach Förderung der Leistungsbereitschaftdurch die Differenzierung in Grund- undZusatzvergütung in der hlb-Umfrage 2007/08.Vgl. Hellemacher, Leo; Knobloch, Thomas;Stelzer-Rothe, Thomas (2008), S. 35.

12) Die Befragten in der C-Besoldung stimmenden Thesen in höherem Maße zu als die inder W-Besoldung.

13) Chi2 = 13,388; df = 2; sig. = 0,001.

FH Schmalkalden

Vereinte Nationen zeichnenThüringer Umweltprojekt aus

Seit 2011 unterstützen die VereintenNationen das Schwerpunkthema biolo-gische Vielfalt. Jetzt wurde mit demQR-Code-Projekt der FachhochschuleSchmalkalden und der Thüringer Natio-nalen Naturlandschaften erstmals auchein Umweltprojekt in Thüringen ausge-zeichnet.

„Wenn ich früher ,Wald’ und ,Kot’hörte, hatte ich immer bestimmte Tier-spuren vor Augen – Köttel, Würste,Haufen –, die einiges über den Waldund seine Bewohner verraten. Wennich das aber heute höre, denke ich andie QR-Codes der FachhochschuleSchmalkalden. Auch die verraten vielüber den Wald und seine Bewohner –Smartphone vorausgesetzt –, habenaber den großen Vorteil, dass dasBedürfnis, sich danach die Hände zuwaschen, viel geringer ist“, so RalphCaspers, TV-Moderator und UN-Dekade-Botschafter.

Das Projekt „Quick-Response-Codes inden Nationalen NaturlandschaftenThüringens“ ist am 7. September 2012als offizielles Projekt der UN-DekadeBiologische Vielfalt ausgezeichnet wor-den.

Quick-Response-Codes, oder kurz QR-Codes, sind kleine quadratische Strich-codes. Sie können leicht mit einemmodernen Smartphone eingescanntwerden und ermöglichen so den direk-ten Zugang zu weiterführenden Infor-

mationen mit dem Handy. Ein Teamder FH Schmalkalden um Prof. Dr. Tho-mas Urban betreibt zusammen mit denNationalen Naturlandschaften Thürin-gens und dem Projektinitiator und Part-ner Andreas Jung, Geschäftsführer derFirma Jungsystems aus Gotha, eineKampagne und berät bei der Gestaltungder mobilen Webseiten und interakti-ven Inhalte rund um das ThemenfeldNatur und Umwelt.

Mit der Auszeichnung wird das Engage-ment aller beteiligten Akteure gewür-digt. „Über den Einsatz moderner Kom-munikationstechnik in der freien Naturkann insbesondere bei jungen Men-schen die Lust auf eine Erkundung die-ser Natur geweckt werden“, so Dr. Nata-lie Bergholz von der Geschäftsstelle derUN-Dekade Biologische Vielfalt inOsnabrück. „Die angebotenen Mit-machaktionen ermuntern die Jugendli-chen beispielsweise, sich von der Naturzu spontanen Foto- und Filmaufnah-men inspirieren zu lassen. Dieser indivi-duelle Blick auf die heimische Vielfaltwird ergänzt durch hilfreiche Informa-tionen, die spielerisch abgerufen wer-den können. Dadurch kann ein stärke-res Interesse an den Zusammenhängender biologischen Vielfalt geweckt wer-den.“

Projektleiter Prof. Urban erklärt: „DasAngebot spricht durchaus alle Alters-gruppen an und erweitert Horizonte.Viele sehr spannende Aspekte der hei-mischen Natur und der biologischenVielfalt, die meist doch nur in Fachkrei-sen kursieren, werden in unserem Pro-jekt in alltagstauglicher Sprache aufbe-reitet und spannend vermittelt. Soerhalten alle Menschen die Gelegenheit,auf sehr interessante Weise Experten inSachen Natur und biologischer Vielfaltzu werden.“

PM FH Schmalkalden

FH-TRENDS

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Kreditpunkte zur Erfassungvon Aufwand und Erfolg in Studiengängen

Studienanfängerzahlen und Absolven-tenquoten finden häufig bei Budgetie-rungen und Erfolgsmessungen Verwen-dung. Diese Kennzahlen sind aus denfolgenden Gründen für die Messungvon Aufwand und Erfolg einer Lehrein-heit nicht ausreichend: ■ Studienanfängerzahlen beschreiben

die Auslastung einer Lehreinheit zuStudienbeginn, sie spiegeln jedochnicht die Entwicklung der Studieren-den im Verlauf des Studiums wider.

■ Absolventenquoten berücksichtigennur Studierende, die ihr Studium miteinem Abschluss an der Hochschulebeenden. In Zeiten gestiegener Mobi-lität wächst die Bedeutung von Stu-dierenden, die an eine andere Hoch-schule oder in einen anderen Stu-diengang wechseln oder die das Stu-dium mit Teilleistungen abbrechen.

■ Effiziente Lenkungsinstrumenteerfordern eine kontinuierliche, zeit-nahe Analyse der Studienverläufe.Dies ist mit Absolventenquoten nichtmöglich, da die Berechnung den Stu-dienabschluss voraussetzt.

■ Eine Beschreibung der Leistung einerLehreinheit muss neben dem Erfolgauch die Auslastung der Lehreinheitberücksichtigen, indem die Nachfra-ge nach Lehrleistungen mit den ver-fügbaren Ressourcen verglichen wird.

Mit Einführung der Kreditpunkte eröff-nete sich eine differenziertere Perspekti-ve für die Messung des Aufwandes unddes Erfolgs einer Lehreinheit. Kredit-punktbasierte Modelle sind exakter und zeitnäher als Studierendenzahlenund Absolventenquoten und für alleStudiengänge anwendbar, bei denen diePrüfungen mit Kreditpunkten versehensind.

Workshop-Creditpoint-Modelle an der HAW Hamburg

Ende April 2012 fand an der Hochschu-le für Angewandte WissenschaftenHamburg ein Workshop zur Hochschul-steuerung auf Basis von Kreditpunktenstatt. Teilgenommen haben Vertreterin-nen und Vertreter aus den BereichenHochschulmanagement und -verwal-tung verschiedener Hochschulen sowievon der HIS Hochschul-Informations-System GmbH und dem CHE Centrumfür Hochschulentwicklung. Es wurdendie vier Modelle der Universität Olden-burg, der Hochschulen Offenburg,Hamburg und Osnabrück vorgestelltund intensiv diskutiert. Während dieCarl von Ossietzky Universität Olden-burg Kreditpunkte als Grundlage für diehochschulinterne Mittelverteilung ver-wendet,1) setzt die Hochschule fürAngewandte Wissenschaften Hamburgdie Kreditpunkte für eine Analyse derStudienverläufe ein.2) Die den beidenModellen zugrunde liegenden Ideenwerden im weiteren Verlauf dieses Arti-kels dargestellt. Die Hochschule Offen-burg (vgl. Aufsatz Bender, S. 156 ff.) hatdas Monitoring des Studienerfolgs füreine Beratung vor einer drohendenExmatrikulation eingeführt; die Hoch-schule Osnabrück (der entsprechendeAufsatz wurde leider kurzfristig zurück-gezogen; Anmerkung der Redaktion)setzt auf Transparenz und stellt die ent-sprechenden Statistiken allen Hoch-schulmitgliedern zur Verfügung. DieTeilnehmerinnen und Teilnehmer desWorkshops waren sich einig, dass Kre-ditpunkt-Modelle eine breitere Anwen-dung an deutschen Hochschulen findenwerden und dass die Weiterentwicklungder vorgestellten Modelle sinnvoll ist.

Prof. Dr. Elke HörnsteinHochschule für Angewand-te Wissenschaften Ham-burg, Fakultät Wirtschaftund Soziales, DepartmentWirtschaft, ArbeitsgebietQuantitative Methoden,Berliner Tor 520099 HamburgTel. 040 [email protected]

Dr. Ruth RackwitzCarl von Ossietzky Universi-tät Oldenburg, Referat Studium und Lehre, Ammerländer Heerstr. 114–11826111 OldenburgTel. 0441 [email protected]

Elke Hörnstein

Ruth Rackwitz

DNH 5 ❘2012

152 HÖRNSTEIN/RACKWITZ

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DNH 5 ❘2012

153

Damit einhergehend werden die Datenaus den Prüfungsdatenbanken denneuen Anwendungen angepasst werdenmüssen. Die Eingabe der Prüfungsergeb-nisse durch Prüfer oder Verwaltung sindzu standardisieren, insbesondere ist einevollständige, einheitliche und zeitnaheErfassung notwendig. Voraussetzung füreine erfolgreiche Weiterentwicklungund Implementierung der Kreditpunkt-Modelle an deutschen Hochschulen istdie Unterstützung durch die Hochschul-leitungen.

Kreditpunkte als Basis für die Budge-tierung an der Universität Oldenburg

An der Carl von Ossietzky UniversitätOldenburg werden seit 2007 Studienbei-tragsmittel auf Basis eines Kreditpunkte-Modells auf die Fakultäten bzw. Lehr-einheiten verteilt. Seinerzeit wurde einIndikator gesucht, der die Lehrleistungpro Organisationseinheit zeitnaherfasst, Dienstleistungsimporte und -exporte möglichst realistisch abbildetund ein hohes Maß an Transparenzermöglicht. Zugleich sollten mithilfedes Verteilmodells Anreize geschaffenwerden, attraktive Lehrveranstaltungenanzubieten.

Als Basis für die Mittelverteilung dienendie während eines Semesters insgesamterworbenen Kreditpunkte pro Lehrein-heit bzw. pro Fakultät, wobei jede Prü-fung für jeden Studierenden auch imFall der Wiederholung (Freiversuch,Nichtbestehen) nur das erste Mal, alsogenau einmal, gezählt wird. Aus einemfrüheren Studium oder einem Auslands-studium anerkannte Prüfungsleistungensind im Prüfungsdatensatz gekennzeich-net und werden nicht in die Auswer-

Effiziente Lenkungsinstrumente erfordern eine kontinuierliche, zeitnahe Analyse der Studienverläufe.

Kreditpunktbasierte Modelle sind exakter und zeitnäher als Studierendenzahlen und Absolventen-

quoten.

tung einbezogen. Für die Zuordnungder Prüfungen zu den Lehreinheitenverwendet die Universität Oldenburgden im Prüfungsdatensatz eingetrage-nen Namen des ersten Prüfers. Da diePrüfer wiederum einer Lehreinheit ein-deutig zugeordnet sind und dieseZuordnung in der Prüfungsdatenbankbei der Erteilung der Prüfungsberechti-gung eingetragen oder aus der organisa-torischen Zuordnung übernommenwerden kann, können so die Mittel aufdie Organisationseinheiten zur weiterenVerwendung verteilt werden. In einerÜbergangsphase wurden zusätzlich fürdie auslaufenden Studiengänge die Stu-dierendenvollzeitäquivalente nachDienstleistungsverflechtung berücksich-tigt.

Mittlerweile wurde das bewährte Ver-fahren auch für die interne leistungsori-entierte Mittelverteilung als Indikatorfür die Lehre adaptiert, wobei die Kre-ditpunktesummen aufgrund des unter-schiedlichen Ausbildungsaufwandesverschiedener Fächer dort noch miteinem für jede Lehreinheit definiertenFaktor multipliziert werden.

Die Anwendung eines Kreditpunkte-basierten Mittelverteilmodells setzt einezentrale, zuverlässige und zeitnaheErfassung der Prüfungsdaten voraus.Alle Module müssen verpunktet seinund die Information, welcher Prüferbzw. welche Veranstaltung welcher bud-getierten Einheit zugeordnet ist, mussin der Datenbank gepflegt werden. Derbesondere Vorteil des Modells wirddarin gesehen, dass die tatsächlicheLehr- bzw. Prüfungsleistung nachvoll-ziehbar ausgewertet und als Basis für dieVerteilung verwendet wird. Insbesonde-re werden Anreize geschaffen, attraktive(Wahl-)Module zu gestalten, da nurdann die Mittel fließen. Die Genauig-keit des Kreditpunkte-Modells übertrifft

Planansätze, wie sie z. B. auf Basis derDienstleistungsverflechtung in derKapazitätsberechnung gemacht werdenkönnen, und macht das Modell insbe-sondere attraktiv für Hochschulen mitinterdisziplinärer Ausrichtung und einerstark verflochtenen Lehrmatrix. An derUniversität Oldenburg können z. B. dieLehrveranstaltungen innerhalb des Pro-fessionalisierungsbereichs, für den alleFächer Lehrangebote bereitstellen undin dem die Bachelor-Studierenden weit-gehend frei Veranstaltungen wählenkönnen, korrekt den Lehreinheitenzugeordnet werden.

Analyse von Studienverläufen an der HAW Hamburg

Das Modell der HAW Hamburg stelltStudienverläufe durch Kreditpunkte dar.Der Erfolg eines Studierenden lässt sichdurch das Verhältnis aus den erbrachtenund den laut Prüfungsordnung vorgese-henen Kreditpunkten messen. Nachjedem Semester kann durch die Betrach-tung der kumulierten Kreditpunkteeines Studierenden sein Studienstandfestgestellt werden, indem der Quotientaus den im Studium erreichten Kredit-punkten (IST-CP) und den nach Stu-dienplan vorgesehenen Kreditpunkten(PLAN-CP) gebildet wird.

Diese Idee lässt sich auf Kohorten über-tragen. Eine Kohorte wird definiertdurch den Beginn des Studiums undbesteht somit aus Studierenden einerSemestergruppe. Um den Erfolg einerStudierendengruppe anschaulich dar-stellen zu können, werden die Erfolgs-quoten der Studierenden in 8 Klasseneingeteilt:■ Exmatrikuliert ohne Kreditpunkte■ Exmatrikuliert mit Kreditpunkten

ERFASSUNG VON AUFWAND UND ERFOLG IN STUDIENGÄNGEN

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DNH 5 ❘2012

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bzw. studiert haben und die im Laufeihres bisherigen Studiums mindestenseinen Kreditpunkt erbracht haben.

Die Auslastungskennziffer beschreibtdie Auslastung durch eine Kohorte imVerhältnis zu der vorgegebenen Kapazi-tät gemessen in Kreditpunkten. DieAuslastungskennziffer berechnet sich alsVerhältnis aus kumulierten PLAN-CPder Aktiven und kumulierten PLAN-CPder Studierenden, die nach Kapazitäts-verordnung vorgesehen sind. Damitwerden die verfügbaren Ressourcen derLehreinheit berücksichtigt.

Die Leistungskennziffer ist das Ver-hältnis aus den tatsächlich erbrachtenKreditpunkten einer Kohorte und dennach Kapazitätsberechnung vorgesehe-nen Kreditpunkten. Die Leistungskenn-ziffer ergibt sich auch als Produkt vonErfolgs- und Auslastungskennziffer. Wiedie beiden anderen Kennziffern wirdauch diese Kennziffer mit den kumu-lierten Kreditpunkten berechnet.

Vom Projektteam – bestehend aus Prof.Dr. Elke Hörnstein, Prof. Dr. HorstKreth, Prof. Dr. Natalia Ribberink undBA Robin Kühle – wurden bisher sechsDepartments mit 19 Studiengängen und5.659 Studierenden analysiert. Die Stu-diengänge aus fünf weiteren Depart-ments werden derzeit untersucht.Zukünftig soll das Modell weiterent-

wickelt werden. Ein Aspekt ist die Be-reinigung der Erfolgskennziffer um diean anderen Hochschulen erworbenenKreditpunkte. Desweiteren soll dieBerechnung der Kennziffern automati-siert werden, damit Studienerfolgs-berichte semesterweise erstellt werdenkönnen. ■

1) Albers, B.: Einführung eines modulbezogenenVerteilungsmodells für die Studienbeitragsmit-tel an der Universität Oldenburg. In M. Jae-ger/S. Sanders (Hg.), Modularisierung undHochschulsteuerung – Ansätze modul-bezogenen Monitorings. Dokumentation zurHIS-Tagung am 29. Mai 2008 in Hannover.HIS Forum Hochschule 5/2009, S. 31–36.Hannover: HIS Hochschul-Informations-SystemGmbH.

2) Hörnstein, E.; Kreth, K.; Ribberink, N.: Leis-tungsmessung von Lehreinheiten. Das Modellder Hochschule für Angewandte Wissenschaf-ten Hamburg. In: Das Hochschulwesen5/2011, S. 172–178. Bielefeld: Universitäts-Verlag Webler 2011.

■ Immatrikuliert ohne Kreditpunkte ■ Immatrikuliert mit bis zu einem Drit-

tel der nach Plan vorgesehenen Kre-ditpunkten

■ Immatrikuliert mit einem bis zweiDrittel der nach Plan vorgesehenenKreditpunkten

■ Immatrikuliert mit mehr als zweiDrittel der nach Plan vorgesehenenKreditpunkten

■ Immatrikuliert mit allen nach Planvorgesehenen Kreditpunkten

■ Absolventen

Die Abbildung zeigt für eine Kohortemit Studienstart WS 2006/07 den Stu-dienverlauf für die Fachsemester 1 bis 8.Das Kreditpunkt-Modell trägt dazu bei,Schwierigkeiten einer Kohorte frühzeitigzu erkennen.

Neben der Betrachtung der klassiertenHäufigkeiten werden im HAW-Modellauch Kennziffern für Erfolg, Auslastungund Leistung für jede Kohorte einesStudiengangs berechnet.

Die Erfolgskennziffer ergibt sich alsQuotient aus kumulierten IST- undPLAN-CP einer Kohorte. Die IST-CP las-sen sich ermitteln, indem die Kredit-punkte aller Studierenden einer Kohortebis zum betrachteten Semester aufsum-miert werden. Um der Lehreinheitgerecht zu werden, schließt sie nur Stu-dierende ein, die tatsächlich studieren

HÖRNSTEIN/RACKWITZ

Ex ohne CPEx mit CPIM ohne CP<0 bis 1/31/3 bis 2/32/3 bis 1Alle Plan-CPAbsolventen

100,0 %

80,0 %

60,0 %

40,0 %

20,0 %

0,0 %1 2 3 4 5 6 7 8

Semester

Hochschule Bremerhaven: Biszu 29 Deutschlandstipendien

Im Studienjahr 2012/13 vergibt dieHochschule Bremerhaven 18 Deutsch-landstipendien. Bis zu 29 können eswerden, wenn sich weitere Unterstützerfinden. Die Hochschule sieht diese Sti-pendien als ein hilfreiches Instrumentzur Entwicklung einer bislang kaumvorhandenen Stipendienkultur inDeutschland. Die unterschiedlichenregionalen Wirtschaftsstrukturen kön-nen den Wettbewerb der Hochschulenum Förderer und um begabte und enga-gierte Studierende aber auch verzerren.

Prof. Dr. Josef Stockemer

Rektor der Hochschule Bremerhaven

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Hochschule Wismar

Enge erfolgreiche Verbindung

Gemeinsame Hochschul-Jubiläumsfeier in Shenyang

Die zehnjährige Erfolgsgeschichte einesintensiv gelebten Austauschprogrammsfeierten im September 2012 Studieren-de, Professorinnen und Professoren derHochschule Wismar und der ShenyangJianzhu Universität gemeinsam auf demCampus in der 4,5-Millionenstadt inNordostchina.

150 Studenten aus Deutschland undChina haben in den vergangenen zehnJahren das Austauschprogramm zwi-schen der Hochschule Wismar und derArchitektur-Universität in Shenyanggenutzt. 90 von ihnen haben einenDoppelabschluss als Master of Archi-tecture erhalten. Voraussetzung dafür istfür die deutschen Masterstudenten einmindestens einjähriger Studienaufent-halt in Shenyang und für die chinesi-schen Studenten ein mindestens einjäh-riger Studienaufenthalt in Wismar. GerdMassmann und Daniel Schulz waren2005 die ersten deutschen Absolventenmit einem solchen Doppelabschlussund damit auch die beiden ersten Aus-länder, die in China eigenverantwort-lich planen und bauen sowie einenBauantrag einreichen dürfen. Das chi-nesische Zeugnis sowie die Sprach- undKulturkenntnisse sind für die WismarerStudenten zugleich ein Schlüssel fürzahlreiche berufliche Türen in Chinaund auch in Deutschland.

„Den kulturellen und fachlichen Erfah-rungsaustausch vor Ort wissen auch dieDozenten beider Länder sehr zu schät-zen“, weiß der Initiator des vom DAADgeförderten Studienaustausches, Prof. Martin Wollensak, zu berichten. Er gehört zu den insgesamt 40 Dozen-ten, die an der jeweils anderen Hoch-schule tätig waren und sich für die Fort-führung des Programms engagierthaben. Gemeinsam mit Prof. Dr. rer.nat. Norbert Grünwald, Rektor derHochschule Wismar, und Prof. Dr.-Ing.

Marcus Hackel, der ebenfalls an derFakultät Gestaltung lehrt, sowie zehnWismarer Studenten überreichte Prof. Wollensak den Partnern in Shen-yang einen Leuchtturm als Symbol fürdie weitreichende Zusammenarbeit.Während der feierlichen Zeremonie „10 Jahre Austauschprogramm zwi-schen der Hochschule Wismar und derShenyang Jianzhu University“ wurdeProf. Grünwald die Gastprofessur derShenyang Jianzhu University verliehen.

Für die Zukunft sind weitere gemeinsa-me Studienprogramme – auch in Rich-tung Promotion – und weitere For-schungsprojekte geplant.

Die Shenyang Jianzhu Universitätwurde 1948 gegründet. An der Universi-tät gibt es 15 verschiedene Institute undFachbereiche mit mehr als 1.500 Mitar-beitern und über 18.000 Studenten.Etwas Besonderes sind die Reisfeldermitten auf dem Campus. Sie sind nichtnur perfekt in die Architektur integriert,sie verbinden auch die Studenten mitdem traditionellen Reisanbau. Im Rah-

men einer feierlichen Zeremonie sindbeim Pflanzen der Setzlinge und beimErnten des Reises auch internationaleStudenten beteiligt, darunter deutscheAustauschstudenten aus Wismar. Mitdabei war im vergangenen Jahr auchGunnar Ceccotti. Unmittelbar nach sei-nem erfolgreichen Studienabschluss mitdem deutsch-chinesischen Doppelmas-ter nahm er ein Promotionsstudium inWismar auf. Das Thema schließt an diekulturell prägende und ereignisreicheZeit in China an: „Internationale Kom-munikation im architektonischenRaum“.

PM HS Wismar

DNH 5 ❘2012

155FH-TRENDS

Pflanzen von Setzlingen auf dem Reisfeld der Shenyang Jianzhu Universität Foto: HS Wismar/Ceccotti

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Zeitnahes Monitoring des Studienerfolgs mithilfe erreichter Credits

Mit der Umstellung auf die gestuftenAbschlüsse wurden für die Bachelor-Stu-diengänge die Studien- und Prüfungs-ordnungen überarbeitet. Nach ECTSwird die durchschnittliche Arbeitsbelas-tung erfolgreich erbrachter Module mitCredits gutgeschrieben. Dabei wirderwartet, dass von einem durchschnitt-lichen Studierenden 30 Credits proSemester erreicht werden.

Um den Studienerfolg effektiv zu beob-achten und positiv zu beeinflussen,wurden in diesen Studien- und Prü-fungsordnungen Festlegungen getrof-fen, welche Anzahl an Credits zumAbschluss des zweiten und viertenSemesters erreicht werden muss, damitdas Studium weitergeführt werdenkann. Dabei gilt folgende Festlegung:■ Nach dem zweiten Studiensemester

müssen mindestens 30 Credits und■ nach dem vierten Studiensemester

müssen alle Credits (60) der erstenbeiden Studiensemester erreicht wer-den.

Dabei werden nicht selbst verschuldeteFristüberschreitungen der Studierendenberücksichtigt.

Werden die oben genannten Kriteriennicht erreicht, erfolgt ein Ausschlussvom Weiterstudium.

Überlegungen zu Credit-Eckdaten

Der Festlegung der Credit-Eckdaten lagdie Überlegung zugrunde, dass nachzwei Semestern folgende Kriterienerfüllt sein sollten:

■ die Eignung für das Studium solltefestgestellt sein,

■ die Leistungsfähigkeit kann beobach-tet und registriert werden,

■ eine qualifizierte Beratung wird ange-boten,

■ ein erfolgreicher Studienabschlusssollte erkennbar sein.

Nach vier Semestern sollten weitere Kri-terien erfüllt sein, die zeigen, dass dasStudium der ersten beiden Semesterabgeschlossen wurde, dazu zählen:■ dass die Grundlagen erfolgreich abge-

schlossen wurden,■ dass es keine „hängenden“ Prüfun-

gen der ersten beiden Semester mehrgibt und

■ dass es damit Einwirkungen auf einstrukturiertes Vorgehen bei derGestaltung der zu erbringenden Leis-tungen gibt.

Diese Kriterien sollen dafür sorgen, dassdas Studium erfolgsorientiert angegan-gen wird und in einem überschaubarenZeitrahmen abgeschlossen werdenkann.

Probleme infolge der Credit-Eckdaten

Infolge der Festlegungen durch dieoben genannten Eckdaten wird somitein enger verwaltungstechnischer Pro-zess initiiert, der für die Studierendenden Ausschluss vom Studium bedeutenkann. Dabei stellen sich die folgendengrundlegenden Fragen:■ Wurde die Eignung frühzeitig

geprüft?■ Wurde der Studienverlauf ausrei-

chend transparent gemacht?

Prof. Dr.-Ing. Rainer BenderHochschule [email protected]

Badstraße 2477652 OffenburgTel. 0781 205202

Rainer Bender

DNH 5 ❘2012

156 BENDER

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Beide Gesichtspunkte sind in einemwechselseitigen Zusammenspiel zusehen. Dabei sollten sich die Studieren-den ausreichend mit den in den Stu-dien- und Prüfungsordnungen festgeleg-ten Regeln und deren Konsequenzenauseinandersetzen und die Prüfungsver-waltung sollte den Studierenden zujeder Zeit ein Informationssystem zurVerfügung stellen, das gewährleistet,dass sie ihren Studienfortschritt anhandder Notenauszüge einsehen und selbstbewerten können.

Gleichzeitig sollte es den Verantwort-lichen der Studiengänge möglich sein,dass sie einen qualifizierten Einblick inden Studienverlauf erhalten.

Überlegungen zur Studienberatung

Für ein zweckdienliches Coaching derStudierenden reicht es nicht aus, sichnur streng an der Studien- und Prü-fungsordnung zu orientieren, es istdarüber hinaus erforderlich, weitereIndikatoren zu Hilfe zu nehmen, umdas Studium positiv zu beeinflussenund erfolgreich zu gestalten. Da dasErreichen von weniger als 30 Credits zueinem Ausschlussverfahren führt, ist essinnvoll, die „gefährdeten“ Studieren-den bereits vorher herauszufinden undeine gezielte Studienberatung durchzu-führen. Dabei bietet es sich an, einenSchwellenwert zu definieren, bei demStudierende, die nach dem erstenSemester weniger als 15 Credits (50 Pro-zent der erwarteten Studienleistung)erreicht haben, als potenziell im Studi-enerfolg gefährdet zu betrachten.

Festlegungen in der Studien- und Prüfungsordnung können dazu genutzt werden, ein präventives

„Werkzeug“ zu entwickeln, um den Studienerfolg für die Studierenden zu verbessern. Dazu ist es erfor-

derlich, unter Beachtung des Datenschutzes eine gesicherte Datenbasis aufzubauen und den aktuellen

Zugriff zu gewährleisten. Eine gezielte Studienberatung soll den Studierenden klarmachen, dass die

Hochschule ein großes Interesse daran hat, den Studienerfolg durch entsprechendes Coaching zu

begleiten.

Data-Warehouse und Screening

Um zu den genannten Daten zu gelan-gen, ist es sinnvoll, ein Data-Ware-house-System anzulegen, damit schnellund aktualisiert auf die erforderlichenDaten zugegriffen werden kann. An derHochschule Offenburg wurde daher einSystem erarbeitet, mit dem Daten nachStudentenzahlen (reine Statistik) undStudentenlisten (personalisierte Daten)ausgewählt werden können; dabei sindca. 70 Kategorien bei den Studenten-zahlen und ca. 60 Kategorien bei denStudentenlisten abrufbar. Die Extraktionder Daten erfolgt nach Bewerbern, Stu-dienanfängern, Studierenden, Absolven-ten etc. Dafür werden je nach Auswahlder vorgefertigten AuswahllistenOnline-Statistiken aus dem HIS-Studen-ten-Verwaltungssystem generiert, dieabgespeichert und im Excel-Format wei-terverarbeitet werden können. FolgendeZusammenstellungen können bis jetztrealisiert werden:■ Darstellung der Daten nach Semes-

tern oder in Zeitreihen,■ nach Studiengängen oder für die

gesamte Hochschule.

Weiterhin stehen für alle Darstellungenauch Listen mit Namen und Matrikel-nummern zur Verfügung. Der Zugangzu diesen Daten ist über die Systemver-waltung geregelt, sodass nur Personendiese Statistiken aufrufen können, diegrundsätzlich Zugang zu den studenti-schen Daten haben.

In Bild 1 ist eine Bildschirmaufnahmeaus dem Data-Warehouse mit derNotenverwaltung dargestellt, insbeson-dere sind die Kategorien, die mit denCredits zusammenhängen, zu erkennen.Die Wiedergabe einer kompletten Listeist aus Datenschutzgründen nicht mög-lich.

Weiterverarbeitung der Daten

Wird nun eine Darstellung generiert,lassen sich die Daten für z. B. die ECTS-Summenliste nach dem ersten Semestermit den vorgegebenen Ausgabekriterienals cvs-Datei abspeichern. Um einenExtrakt aus den Daten herzustellen,können die Daten im Excel-Formatimportiert und nach verschiedenenKriterien weiterverarbeitet werden.

DNH 5 ❘2012

157ZEITNAHES MONITORING DES STUDIENERFOLGS

Abbildung 1: Oberfläche des Data-Warehouse-Systems mit Darstellung einer Auswahl aus der Notenverwal-tung

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158

lung so zu lesen, dass auf der Ordinatedie erreichten Credits angegeben sind;auf der Abszisse ist dann der dazugehö-rige Prozentwert der Studierenden abzu-lesen, die die jeweiligen Credits oderweniger erreicht haben. Damit erhältman eine gute Übersicht über:■ die erreichten Credits in den ver-

schiedenen Studiengängen,■ den Vergleich der erreichten Credits

in den verschiedenen Studiengängen,■ die statistische Verteilung der erreich-

ten Credits sowie den Prozentsatz derStudierenden, die den Schwellenwertnicht erreicht haben,

■ die Studierbarkeit des jeweiligen Cur-riculums (mit Einschränkung).

Diese Informationen sind wichtigeDaten für die Lehre in den einzelnenStudiengängen; das Screening ist damitabgeschlossen.

Studienberatung

Aus den Excel-Tabellen lassen sich dieStudierenden ablesen, die den Schwel-lenwert nicht erreicht haben und somitin ihrem Weiterstudium gefährdet sind.Über die Studierendenverwaltungerfolgt jeweils eine persönliche Einla-dung zu einer Studienberatung. Die Stu-dierenden werden aufgefordert, einenTermin mit einem Dozenten ihrer Wahlzu treffen – zur Erhöhung des Vertrau-ens. Weiterhin müssen die Studierendenzur Vorbereitung das Datenblatt ihrerbisherigen Leistungen mit zur Beratungbringen, damit die Gründe für dasNichterreichen der im Studium vorge-sehenen 30 Credits evaluiert werdenkönnen. Die Kolleginnen und Kollegensind angehalten, das Beratungsergebniszu protokollieren und der Studierenden-akte hinzuzufügen.

Weitere statistische Auswertungen

Aus den Daten der erreichten Credit-Summen des ersten und zweiten Semes-ters können wichtige, für das weitereStudium bedeutende Schlüsse gezogenwerden. Diese Auswertungen betreffenvor allen Dingen die Organisation inden Studiengängen; dazu ist in Bild 3ein Vergleich der erreichten Credits desersten mit denen des zweiten Semesterseines Studiengangs dargestellt. Um eineVergleichbarkeit zu ermöglichen, wer-den die Daten nicht nur hinsichtlichder oben beschriebenen Normierungauf die Teilnehmerzahl dargestellt, eswird auch die erreichte Punktzahl mitden erwarteten Punktzahlen des erstenSemesters (30 Credits) bzw. zweitenSemesters (60 Credits) normiert. DieDarstellung zeigt, welche Hürden imersten Semester bestehen (Anstieg derprozentualen Teilnehmerzahl), als auch,welche Hürden vom ersten zum zweiten

Für die Studienberatung ist lediglich derName, die Matrikelnummer, ggf. dasExmatrikulationsdatum, die Anzahl derCredits sowie die anerkannte Anzahlvon Credits bei Studiengangwechslernerforderlich. Letzteres hat Auswirkungenauf die tatsächlich erworbenen Credits.

Die statistische Auswertung und Dar-stellung erfolgt in aufsteigender Reihen-folge der erworbenen Credits; für diegrafische Darstellung wird die Anzahlder Teilnehmer auf eins (oder 100 Pro-zent) normiert, sodass eine Summenver-teilungskurve gezeichnet werden kann.Bild 2 zeigt die Summenverteilung füralle Studiengänge; dabei ist die Darstel-

BENDER

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0,8

0,9

1,0

Sum

men

vert

eilu

ng

Abbildung 2: Auftragung der Summenhäufigkeit über den erreichten Credits für jeden Studiengang (grauund gelb) sowie für alle Studierenden des gleichen Semesters (schwarz)

0

20

40

60

80

100

0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0 1,1

Sum

men

vert

eilu

ng

normierte Credits

norm. 1. Semester norm. 2. Semester

Abbildung 3: Beispiel der Auftragung der Summenhäufigkeit über den normierten erreichten Credits füreinen Studiengang

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Semester abgebaut werden konnten.Weiterhin lassen sich bei regelmäßigerAuswertung aus den Tabellenwerten fol-gende Daten entnehmen:■ Teilnahmequoten am Leistungsver-

fahren,■ Abbruchquoten pro Semester,■ Quoten des Erreichens von Credit-

Eckwerten im zweiten und viertenSemester sowie

■ Monitoring veranlasster Maßnahmendurch Darstellung in Zeitreihen.

Weiterhin können die Credit-Summeneines Kriteriums als Zeitreihe dargestelltwerden (vgl. Bild 4), um die Entwick-lung der Leistungen über die Zeit zuverfolgen und ggf. zu prüfen, wie sichimplementierte Maßnahmen ausgewirkthaben.

Beratung und Maßnahmen

Eine gute Gesamtübersicht über die Ent-wicklung der Beratungen lässt sich Bild5 entnehmen. Dabei wird semesterweisedie Anzahl der Studierenden registriert,die weniger als 15 Credits erreichthaben und zu einem Beratungsgesprächeingeladen wurden. Diese Zahl kannmit der Anzahl der wahrgenommenenBeratungsgespräche und weiterhin miteiner Erfolgsquote verglichen werden.

Als Gründe für das Nichterreichen desSchwellenwertes von 15 Credits wurdenim Wesentlichen genannt:■ falsche Vorstellung vom Studium,■ falscher Studiengang gewählt,■ falsche Selbsteinschätzung,■ zu wenig bzw. falsch gelernt,■ große Wissenslücken,■ keine Lerngruppe.

Als Beratungsziele können folgende pri-märe und sekundäre Ziele benannt wer-den:Primär:■ Aufheben der Anonymität,■ Besprechen der Probleme,■ Befassen mit der Studien- und

Prüfungsordnung sowie■ das eigene kritische Überprüfen des

bisherigen Studienverlaufs.

Sekundär:■ Wahrnehmung der Angebote der

Hochschule,■ Konzentration auf die wesentlichen

Erfordernisse des Studiums sowie■ die Beschäftigung mit den persönli-

chen Strukturen, um erfolgreich zusein.

Um den Studierenden bei der Behebungder wesentlichen Defizite zu helfen undbereits in der Studieneingangsphase dienotwendige Sensibilität für das Studiumzu entwickeln, bietet die HochschuleOffenburg folgende Hilfestellungen:■ Brückenkurse in Mathematik und

Physik vor dem 1. Semester,■ Eingangstest in Mathematik – über

Moodle,■ Mathematik- und Physikzimmer

sowie■ abgestimmte Tutorien.

Für Studierende, die Zweifel an der rich-tigen Studiengangwahl oder dem Stu-dium haben, werden momentan in

Zusammenarbeit mit dem Career-Cen-ter der Hochschule Beratungen mit derArbeitsagentur und der IHK bzw. HWKprobeweise durchgeführt.

Fazit

Zum momentanen Zeitpunkt kanngesagt werden, dass die entwickeltenWerkzeuge, das Monitoring und dieMaßnahmen ein sinnvolles Gesamtpa-ket bilden:■ Die Beobachtung der erreichten Cre-

dits ermöglicht eine höhere Transpa-renz des Studienerfolgs.

■ Eine angepasste Beratung kann früh-zeitig erfolgen.

■ Die Hochschule kann geeignete Maß-nahmen ergreifen.

■ Gegebenenfalls können Korrekturenam Curriculum vorgenommen wer-den. ■

ZEITNAHES MONITORING DES STUDIENERFOLGS

Zeitpunkt der Beratung SS 08 SS 09 SS 10 SS 11

eingeschrieben im 2. Semester 32 31 30 42

< 15 Credits, zur Beratung eingeladen 8 3 11 4

wahrgenommen 7 3 10 2

ein Jahr später noch da 1 2 2 0

heute noch da oder Abschluss 1 2 1 0

Abbildung 5: Beratungsaufwand und -ergebnisse für einen Studiengang

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0,8

0,9

1,0

0 5 10 15 20 25 30 35Su

mm

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rtei

lung

Credits

SS 10 WS 10/11 SS 11 WS 11/12 alle WS 11/12

Abbildung 4: Beispiel der erreichten Credits des Studiengangs 3.1 vom SS 10 bis WS 11/12

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Seefahrt = Leidenschaft + Technik

Seefahrt tut not (Navigare necesse est) –Seefahrt ist eine Notwendigkeit geradein Zeiten der globalisierten Märkte undoft auch eine persönliche Leidenschaft.Auch wenn die wirtschaftlichen Realitä-ten eine romantische Betrachtung derSeefahrt verbieten, bergen Schiffe alskomplexe, weltweit operierende autarketechnische Systeme auch heute nochgenügend Faszinationspotenziale.

Die Seeschifffahrt und die maritimeZulieferindustrie bieten sehr gute beruf-liche Perspektiven. Auch wenn das Bilddes Schiffsoffiziers durch Brücke undNautik dominiert wird, so empfehlennicht nur der Verband Deutscher Reeder(VDR) und die „Heuerstelle“ der Bun-desagentur für Arbeit1) wegen der sehrguten beruflichen Perspektiven und desanerkannt höheren Bedarfs die Ausbil-dungswege zum Schiffs(betriebs)inge-nieur bzw. zum „Technischen Wachoffi-zier“2), 3). Die nachfolgenden Ausführun-gen beschreiben die wirtschaftlichenRandbedingungen der maritimen Indus-trie, die beruflichen Perspektiven sowiedie zukünftigen Herausforderungen fürin der Schifffahrt arbeitende Ingenieure.

1. Bedeutung der maritimen Industrie

Zunehmender globaler Warenaustauschdurchdringt unseren Alltag immermehr. Kaum ein Kleidungsstück oderElektronikartikel, der nicht über dieWeltmeere „geschippert“ wird. 90 Pro-zent des weltweiten Warenaustausches(mehr als 70 Prozent des deutschenAußenhandels) werden über den See-weg abgewickelt. Dabei werden jedochnur 3 Prozent der CO2-Emissionendurch die Seeschifffahrt verursacht. Ver-gleichsrechnungen zeigen, dass die

Emissionswerte um mehrere Zehnerpo-tenzen unterhalb der Emissionswerteanderer Verkehrsträger liegen. So müss-te ein LKW ca. 25 Container ziehen,um die gleichen Emissionswerte zuerreichen wie die großen Container-schiffe. Die Globalisierung ist deshalbauf effiziente Seeschifffahrt angewiesen.

Ökonomische und ökologische Bewer-tungen der Seeschifffahrt haben dazugeführt, dass insbesondere die deutscheSeeschifffahrt überproportional von die-sen Globalisierungstendenzen profitierthat. Deutschland verfügt über die größ-te und modernste Containerschiffsflotteder Welt, mit einem Durchschnittsaltervon nicht einmal zehn Jahren. Sie istdadurch geprägt von einem modernen,energieeffizienten und emissionsarmenBetriebsstandard. Über 60 Prozent derweltweiten gecharterten Container-schifffahrt wird mit deutschem Kapitalbetrieben. Die Branche beklagt z. Zt.einen riesigen Fachkräftemangel beson-ders im technischen Bereich, um dieSchiffe zu betreiben, von Land zu be-reedern und den Betrieb aufrechtzuer-halten.

Zusätzlich partizipiert auch die nationa-le maritime Zulieferindustrie von diesenpositiven Effekten mit kräftigen Welt-marktanteilen und Wachstumsraten:Auch wenn ein Großteil der Schiffe inSüdostasien gebaut wird, so beträgt derAnteil der Wertschöpfung der Zuliefer-industrie ca. 75 Prozent (bei einem Pas-sagierschiff sogar 85 Prozent). Die ex-portorientierte, deutsche maritimeZulieferindustrie hält dabei Platz einsder weltweiten Zulieferländer im Schiff-bau. Ca. 33 Prozent der Lieferungengehen ins europäische Ausland, ca. 33Prozent nach Südostasien, der Rest inSchiffbaustandorte auf dem globalenMarkt. Erstaunlicherweise verteilen sich

Prof. Dr.-Ing. Michael Thiemke

Prof. Dr.-Ing. Holger Watter Maritimes Zentrum derFachhochschule Flensburgwww.fh-flensburg.de/mz

Michael Thiemke

Holger Watter

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160 THIEMKE/WATTER

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die Umsätze bundesweit. Die Kompe-tenzen der borderfahrenen Schiffsinge-nieure werden auch in der Zulieferin-dustrie gerne gesehen, weshalb erfahre-ne und leistungsstarke technischeWachoffiziere sehr gerne von dieserIndustrie abgeworben werden.

2. Ausbildungswege zum Schiffsingenieur

Ein Schiff ist ein autark operierendesSystem, das alle Systeme für dasmenschliche Überleben auf See bereit-hält und auch unter widrigsten Bedin-gungen voll funktionsfähig sein muss.Vortriebs- und Energieerzeugungsanla-gen, Kälte- und Klimaanlage, Betriebs-stofftrenn- und -aufbereitungsanlagen(z. B. Frischwassererzeuger und Fäka-lienbehandlungsanlagen) etc. – keintechnisches System ist so komplex wieein Schiff. Heutige Schiffsneubautenverfügen über eine deutlich höhereAutomatisierungsbreite als modernstePassagierflugzeuge.

Schiffsingenieure sind Betriebsinge-nieure, die für Wartung, Betrieb und In-standhaltung aller Anlagen und Geräteverantwortlich sind. Es gibt keinen ver-gleichbaren Beruf im Landbereich, derein derartiges breit angelegtes Fachwis-sen erfordert. Die Kompetenzen werdendaher nicht nur in der Seeschifffahrtund der maritimen Industrie, sondernauch in der Energie- und Verfahrens-technik sehr gerne aufgenommen.

Die Ausbildung ist durch internationaleStandards (STCW-Übereinkommen) derinternationalen Seeschifffahrtsorganisa-tion (IMO) geprägt, gleichzeitig werdenwissenschaftliche Standards und akade-mische Qualifikationen der Akkreditie-rungsagenturen gefordert und vermit-telt4), 5), 7).

Die Fachhochschule Flensburg bietet ein Studium der Schiffstechnik an. Dieses Berufsbild wird hinsicht-

lich seiner Arbeitsmarktchancen und seiner wirtschaftlichen Bedeutung oft unterschätzt.

Hohe Anforderungen werden auch andie in der Zulieferindustrie tätigenSchiffsmaschinenbau- und Elektrotech-nikingenieure gestellt. Neben Spezialis-ten für die Forschung, Entwicklung undKonstruktion einzelner Systeme werdenauch Generalisten benötigt, die die viel-fältig interagierenden Teilsysteme einesSchiffes mitgestalten und so aufeinan-der abstimmen, dass anschließend einsicherer Betrieb des nach ihren Vorga-ben gebauten Gesamtsystems Schiffmöglich wird.

3. Zukünftige Herausforderungen

Durch die Globalisierungstendenzennehmen der Bedarf, die Qualifikationund die Anzahl der Schiffsingenieurestetig zu. Ökonomische Zwänge undökologische Herausforderungen erfor-dern eine komplexe und abgewogeneEntscheidung bei zukünftigen Anpas-sungsprozessen. Beispiele hierfür sindnationale, internationale und gesell-schaftliche Anforderungen an den ener-gieeffizienten und ressourcenschonen-den Schiffsbetrieb: Ballastwasser- undAbgasbehandlungsanlagen, zukünftigeSchifffahrtsbrennstoffe (Gas für denSchiffsantrieb) und Energiewandler(Einsatz der Brennstoffzelle, Dampf-und Gasturbinenanlagen im Kombinati-onsbetrieb) etc. An der FachhochschuleFlensburg werden anwendungsorientier-te maritime Forschungs- und Entwick-lungsarbeiten sowie Beratungs- undBegutachtungstätigkeiten durchge-führt6). Diese Tätigkeiten sind dialogori-entiert und durch Netzwerkstrukturengeprägt7). Die Informationstagung „Ent-wicklungen und Betriebserfahrungen inder Schiffsbetriebstechnik“ zieht jähr-lich ein größeres Fachpublikum an undgibt einen aktuellen Überblick überzukünftige Anforderungen8).

4. Zusammenfassung

Das Berufsbild des Schiffsingenieurs isterstaunlicherweise relativ unbekannt.Oft kommt es zu Verwechslungen mitSchiffbauingenieuren (die Schiffebauen) und Schiffsmaschinenbauern(die die Ausrüstung optimieren). Eshandelt sich um eine sehr komplexe,umfassende und langjährige Ausbildungals Betriebsingenieur, die in der mariti-men Industrie, der Zulieferindustrie, derEnergie- und Verfahrenstechnik hochgeschätzt wird. Wegen der sehr gutenBerufsaussichten bietet die Fachhoch-schule Flensburg den Studiengang„Schiffstechnik“ mit den Studienrich-tungen „Schiffsbetriebstechnik“ (unddem Patent zum technischen Wachoffi-zier) und „Schiffsmaschinenbau“ (mitder Zielrichtung für den Sekundär-markt) an. Weitere Informationen unterwww.fh-flensburg.de. ■

Quellenhinweise:1) Janning, Martina: Die Jungs an der Maschine,

Beilage „Ingenieurberufe“ in der SÜDDEUT-SCHEN ZEITUNG, 01.10.2011, vgl.http://www.fh-flensburg.de/mz/2011-10_Sueddeutsche_Z.pdf

2) Bundesanstalt für Arbeit: Infoveranstaltung zuden Perspektiven in der maritimen Industriefür Berufsberater, 05.10.2011, http://www.fh-flensburg.de/watter/2011-10-05_Vorabent-wurf_Arbeitsamt.pdf

3) Verband Deutscher Reeder, VDR:http://www.reederverband.de/ —> Ausbil-dung

4) VDMA Arbeitsgemeinschaft Schiffbau- undOffshore-Zulieferindustrie, www.vdma.org —> Branchen —> Schiffbau- und Offshore-Zulieferindustrie.

5) Berufsbildungsstelle Seeschifffahrt, BBS:http://www.berufsbildung-see.de

6) Boy, Schmidt, Watter: Maritimes Zentrum – inDeutschland ganz oben, INGENIEURSPIEGEL1/2011, S. 39–42.

7) Maritimes Zentrum der Fachhochschule Flens-burg, www.fh-flensburg.de/mz

8) Informationstagung: http://www.fh-flens-burg.de/inmt/2012_Schiffsbetriebstagung.pdf

DNH 5 ❘2012

161SEEFAHRT = LEIDENSCHAFT + TECHNIK

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DNH 5 ❘2012

162 HAID

Laborveranstaltungen einmalanders: jobfähige Bachelorab-solventen durch Entwicklungs-aufträge anstatt Laborversuche

Das Labor als Teil eines Veranstaltungs-moduls soll neben der reinen Vorlesungden Praxisbezug zur Vorlesungsthema-tik herstellen und den Studierenden dieMöglichkeit geben, das erlernte Wissenim Labor anzuwenden. So werden zumBeispiel in einer LaborveranstaltungSensorik häufig einzelne Sensoren ange-schlossen, deren Sensorsignal ausgele-sen und die Messdaten ausgewertet. Oftfehlt den Studierenden dabei allerdingsder Bezug zur späteren Anwendung derThematik im Beruf. Die Aufgaben, diedie Studierenden im Rahmen einer sol-chen Laborveranstaltung zu lösenhaben, und die Tätigkeiten, die imLabor durchgeführt werden, stellen sichden Studierenden oft ohne Bezug zurspäteren Tätigkeit im Berufsleben dar.Daher verstehen die Studierenden oftnicht, warum sie gerade dieses Labordurchführen sollen. Hinzu kommt dieunbeliebte Berichterstellung am Endedes Labors, die oft sehr viel Zeit in An-spruch nimmt und die Grundlage derBenotung des Labors darstellt.

Entwicklungsauftrag in der Laborveranstaltung Sensorik

In der Veranstaltung Sensorik-Labor ander Hochschule Darmstadt geht derDozent einen neuen Weg: AnstattLaborübungen durchzuführen, die oftvon Semester zu Semester sehr ähnlichsind und auf der Basis aufwendig ausge-arbeiteter Laborberichte bewertet wer-den, verteilt Haid jeder Laborgruppe (drei bis vier Teilnehmer) einen kleinenEntwicklungsauftrag.

Bezug zu aktuellen Forschungsthemen

Bei den erteilten Entwicklungsaufträgenwird der Bezug zwischen Lehre und For-schung hergestellt. So wird den Labor-gruppen in der Laborveranstaltung Sen-sorik ein Entwicklungsauftrag erteilt,der beispielsweise Themen der For-schungsaktivitäten des CCASS (Compe-tence Center For Applied Sensor Sys-tems) entnommen wurde. Als Leiter desCCASS wählt Haid jedes Semester Frage-stellungen aus den Forschungsprojektenaus, die dann die Grundlage der Labor-veranstaltung bilden.

Die Studierenden hatten beispielsweisein der Veranstaltung des Wintersemes-ters 2008/09 die Aufgabe, ein Konzeptzur Activity in Daily Living (Personen-navigation in dem Bereich betreutesWohnen und Rehabilitation) zu entwi-ckeln und mit entsprechenden Senso-ren zu validieren. Im Wintersemester2009/10 lag die Herausforderung darin,Bewegungsabläufe mit Sportgeräten zusensieren. Im Wintersemester 2011/12entwickelten und validierten die Studie-renden ein Sensorkonzept im Rahmendes Forschungsvorhabens IN-DIVER.Dabei bestand die Aufgabe darin, dieproduzierten Autos auf dem Parkplatzeines Automobilherstellers zu tracken.Es wurde ein preiswertes miniaturisier-tes Sensorsystem benötigt, welches amEnde der Produktionslinie in jedes Fahr-zeug montiert wurde, um im weiterenVerarbeitungsprozess (Tanken,

Prof. Dr. Markus HaidHochschule DarmstadtProfessor für Sensorik undMessdatenverarbeitung und Leiter des Compe-tence Centers For AppliedSensor Systems (CCASS)

Birkenweg 8 64295 [email protected]

Markus Haid

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163ENTWICKLUNGSAUFTRÄGE ANSTATT LABORVERSUCHE

Waschen, Versiegeln etc.) die Positiondes Fahrzeugs an das Leitsystem zuübermitteln. Im Rahmen der Veranstal-tungen wurden zwölf Grobkonzepte zurLösung dieser Fragestellungen entwi-ckelt, validiert und in Form einer Pos-tersession vorgestellt.

Ablauf der Laborveranstaltung

Die Laborveranstaltung umfasst eineSemesterwochenstunde, sodass die Stu-dierenden an drei Nachmittagen einedoppelstündige Veranstaltung (180Minuten) haben.

Im ersten Block wird den Studierendeneine Vielzahl von Sensoren inkl. Aufga-ben und Fragestellungen zur Verfügunggestellt, um Erfahrungen mit diesenSensoren zu sammeln. So stehen denTeilnehmern ein GPS-Sensor, ein Ultra-schall-Sensor, ein Infrarot-Sensor, eineinertiale Sensoreinheit, eine Webcamund eine Pulsuhr zur Verfügung. Im ers-ten Block werden die Studierenden

Studierende lösen Teilaspekte laufender Forschungsprojekte im Rahmen der Laborveranstaltung

Sensorik an der Hochschule Darmstadt in Form von Machbarkeitsstudien.

quasi zu Sensorexperten ausgebildet.Am Ende des ersten Blocks bekommendie Studierenden den Entwicklungsauf-trag vorgestellt.

Zur zweiten Veranstaltung müssen dieStudierenden dann ein Grobkonzeptentwickeln, mit dem sie die Require-ments des Entwicklungsauftrags unter

Verwendung eines Teils der zurVerfügung gestellten Sensorenerfüllen möchten. Dieses Grob-konzept wird dann zu Beginnder zweiten Veranstaltung demDozenten vorgestellt und mitihm gemeinsam diskutiert. Inder zweiten Veranstaltungbeginnen die Studierenden, dieMachbarkeit ihres Konzeptesnachzuweisen. Dabei kommt esdann dazu, dass sich Studieren-de mit Sensoren an sich, aneinem Tennisschläger oder aneinem Werkzeug, durch dasLabor und auf dem Campus

bewegen, um Messdaten aufzunehmenund anschließend zu analysieren. DerDozent und das Laborbetreuungsperso-nal stehen den Teams (in der Regel vier3er-Teams) dabei als Coaches zur Ver-fügung.

Dieser Prozess wird nach einemStatusbericht durch die Studie-renden an den Dozenten zuBeginn der dritten Laborveran-staltung fortgeführt. GegenEnde der dritten und letztenLaborveranstaltung wird denTeilnehmern dann eine Poster-vorlage ausgehändigt underklärt, wie man ein wissen-schaftliches Poster, beispielswei-se für einen Kongress, anfertigt.

Die Erstellung eines wissenschaftlichenPosters zur Darstellung ihres Entwick-lungsauftrages und der Ergebnisse derMachbarkeitsstudie bekommen dieLaborteams dann als Aufgabe bis zumEnde des Semesters.

Postersession am Ende

In der letzten Vorlesungswoche findetdann eine richtige Postersession statt, indem die Laborteams in einem zehn-minütigen Raster ihre Entwicklungs-arbeiten wie auf einem wissenschaftli-chen Kongress vorstellen. In der Veran-staltung ist dann idealerweise auch derKooperationspartner des Forschungsvor-habens anwesend. Dies gibt der Veran-staltung einen besonderen Rahmen undunterstreicht das Interesse an den Ent-wicklungsergebnissen. Die Studierendenbekommen dadurch vermittelt, dass dasLabor nicht zum reinen Selbstzweck zurWissensvermittlung durchgeführt wird,sondern dahinter eine aktuelle Frage-stellung aus Wissenschaft oder Industriesteht.

Bild 1: Versuchsfahrt zur Validierung des Sensorkonzeptes IN-DIVER im Rahmen der Veranstaltung im WS 2011/12

Bild 2: Vorstellung der Machbarkeitsstudie des Sensorik-Labors

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164 HAID

Win-win-win-Situation

Das Konzept der Laborveranstaltungstellt sich als Win-Situation für alleBeteiligten dar:

Die Studierenden sind aufgrund desaktuellen Forschungsthemas höchstmotiviert und erlernen neben demUmgang mit den Sensoren die Durch-führung eines Innovationsprozessesund die methodische Herangehensweisean ein Problem. Den Studierenden ist

von der ersten Minute der Veranstal-tung klar, wofür sie diese Studie durch-führen. Außerdem erleben sie dieDurchführung eines kleinen wissen-schaftlichen Kongresses.

Der beteiligte Kooperationspartner oderdas Unternehmen, welches die Frage-stellung des Entwicklungsauftrages zurVerfügung gestellt hat, bekommt zwi-schen 10 bis 20 Grobkonzepte zurLösung der Fragestellung von völligunvoreingenommenen Köpfen geliefert.

Der Dozent macht seine Veranstaltunginteressant und aktuell durch die Ein-bindung aktueller Fragestellungen ausder Industrie oder Wissenschaft.

Bild 3: Postersession als Abschlussveranstaltung

1/2013Mit dem Bachelor in den Beruf

2/2013Neuordnung der W-Besoldung

Schicken Sie uns Ihre Beiträge, Informationen und Meinungen!

Kontaktadresse: · Prof. Dr. Christoph Maas · [email protected]

Redaktionsschluss für die Ausgabe 1/2013 ist der 7. Januar 2013Redaktionsschluss für die Ausgabe 2/2013 ist der 1. März 2013

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Beispiel für ein Projekt-Poster

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165BERICHTE

beruflichen Erfolg, die Arbeitsinhaltesowie die Arbeitsbedingungen unddas Arbeitsklima.

Insgesamt ist die große Mehrheit derStudienberechtigten des Wendejahr-gangs mit ihrem Leben zufrieden (54 Prozent) oder sogar sehr zufrieden(23 Prozent). Lediglich fünf Prozentsind (sehr) unzufrieden. Bildung ist einwesentlicher Faktor für beruflichenErfolg und Lebenszufriedenheit. DieAnalysen zeigen, dass die Lebenszufrie-denheit unter anderem mit dem Bil-dungsabschluss steigt.

PM BMBF

Über 20 Jahre hinweg hat das HIS-Insti-tut für Hochschulforschung die Abituri-enten des Jahrgangs 1989/90 mehrmalsbefragt und ihre Lebensverläufe nachge-zeichnet. Die Studie kommt zu demErgebnis, dass die ostdeutschen Schul-absolventen des Wendejahrgangs dieneuen Möglichkeiten, die sich ihnenboten, erfolgreich genutzt haben. Heutesind 92 Prozent von ihnen erwerbstätig;mehr als zwei Drittel arbeiten in einerhohen beruflichen Position. Die Gehäl-ter sind im Vergleich zu allen Erwerbs-tätigen überdurchschnittlich. „DieseZielstrebigkeit der Ostdeutschen undder hohe Stellenwert von Bildung impo-nieren mir sehr“, sagte Bundesbildungs-ministerin Annette Schavan. „Darüberhinaus ist die Studie einmal mehr derBeleg dafür, dass Bildung sich lohnt,egal ob in West oder Ost.“

Der Jahrgang, der 1989/90 seine Hoch-schulreife erwarb, ist ein besonderer.Ihre Schulzeit durchliefen die Abiturien-tinnen und Abiturienten noch in zweiunterschiedlichen Systemen – der Bun-desrepublik Deutschland und der DDR –, ihre beruflichen Karrieren fan-den anschließend im wiedervereinigtenDeutschland statt. Die ostdeutschenStudienberechtigten mussten ihren Ein-stieg in Studium oder Ausbildung somitunter gänzlich neuen Bedingungen undvor dem Hintergrund tiefgreifenderTransformationsprozesse im Bildungs-und Beschäftigungssystem meistern.

„Die ostdeutschen Studienberechtigtenhaben die neue Situation ganz pragma-tisch angepackt und die sich ihnen bie-tenden Chancen genutzt“, erläutert Pro-jektleiterin Heike Spangenberg. „Wirkonnten keine größeren Anlaufschwie-rigkeiten feststellen. Sie haben ebensoschnell wie die westdeutschen Studien-berechtigten eine Ausbildung oder einStudium aufgenommen und sindanschließend überwiegend erfolgreichins Berufsleben gestartet. Uns hat über-rascht, dass die Lebensläufe insgesamtdoch sehr ähnlich sind.“

Dennoch gibt es Unterschiede:

■ So gründeten die ostdeutschen Stu-dienberechtigten früher eine Familieals die westdeutschen, und insbeson-dere die ostdeutschen Frauen kehrtenim Anschluss an die Geburt des Kin-des schneller wieder in ihren Berufzurück. Sie arbeiten seltener Teilzeitals ihre westdeutschen Geschlechts-genossinnen und schaffen es besser,Beruf und Familie zu vereinbaren.

■ Die ostdeutschen Studienberechtig-ten erwiesen sich als wesentlichmobiler als die westdeutschen. Vonden ostdeutschen Abiturienten, dienach der Schule eine Berufsausbil-dung gemacht haben, ist ein Drittelhierfür nach Westdeutschland gegan-gen. Bei denen, die ein Studium auf-genommen haben, war es etwa jederZehnte. Insbesondere die Absolven-ten einer Berufsausbildung sindanschließend häufig wieder in ihreHeimatregion zurückgekehrt.

■ Weiterhin werden in West-deutschland höhere Einkom-men erzielt als in Ostdeutsch-land. Für die Studienberechtig-ten des Jahrgangs 1989/90liegt das aktuelle mittlereMonatsbruttoeinkommen inWestdeutschland bei 4.075Euro, in Ostdeutschland bei3.650 Euro.

■ Ostdeutsche Frauen entschie-den sich häufiger für ein Stu-dium, während westdeutscheFrauen zu einem wesentlichhöheren Anteil als ostdeutschenach Schulabgang eine Berufs-ausbildung begannen unddamit zügiger in eine Erwerbs-tätigkeit eingemündet sind.

■ Ostdeutsche Akademiker undAkademikerinnen sind inihrem Job zufriedener als west-deutsche. Das betrifft den

Foto: Christoph Maas

HIS-Studie:

Wendejahrgang hat seine Chancen genutzt

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Inverted Classroom – die Vorlesung auf den Kopf gestellt

Im Hörsaal brummen leise Diskussio-nen mit den Nachbarn, doch alle sindfachbezogen und jeder rechnet mit. DerProfessor geht durch die Reihen, beant-wortet Fragen, gibt Tipps und individu-elles Feedback. Manchmal bilden sichum ihn auch kleine Trauben von vierbis sechs Studierenden, wenn er etwasganz nach Bedarf nochmals erläutertoder vertieft.

Wenn Ihnen diese Lernsituation attrak-tiv erscheint, aber Sie glauben, dafürkeine Zeit zu haben, könnte die „In-verted-Classroom“-Methode etwas fürSie sein.

Die ersten Semester des Ingenieurstu-diums stellen die Studierenden vorbesondere Herausforderungen, insbe-sondere im Grundlagenfach Mathema-tik. Viele Erstsemester müssen Defiziteim Bereich der Mittel- und Oberstufen-mathematik kompensieren, denn feh-lende Übung im elementaren Rechnenist häufig der Grund für einen Misser-folg im Studium. Räumt man der Ele-mentarmathematik zu viel Raum in derVorlesung ein, wird man Studierendenmit soliden mathematischen Schul-kenntnissen nicht gerecht und lang-weilt sie. Nach den Ursachen für denVerzug von Prüfungsleistungen befragt,räumen Studierende oftmals ein, denLern- und Übungsaufwand unterschätztzu haben.

Wie kann mit unterschiedlichen Aus-gangsvoraussetzungen und unterschied-lichen Lerngeschwindigkeiten umge-gangen werden? Wie kann man Studie-rende beim semesterbegleitenden Ler-nen unterstützen und zur kontinuier-lichen aktiven Wissensaneignung moti-vieren?

In Zusammenarbeit mit dem ProjektSKATING wurde an der Fakultät EIT imFach Höhere Mathematik an der Hoch-schule Karlsruhe – Technik und Wirt-schaft ein didaktischer Versuch zum„invertierten Lernen“ durchgeführt.

Das vom Bundesministerium für Bil-dung und Forschung finanzierte ProjektSKATING wird an der Hochschule Karls-ruhe in Kooperation des Service-CenterStudium und Lehre mit der Geschäfts-stelle der Studienkommission für Hoch-schuldidaktik durchgeführt. SKATINGzielt darauf ab, auf die Herausforderun-gen hoher studentischer Heterogenitätmit einer neuen Lehr-/Lernkultur zuantworten. Darüber hinaus unterstütztSKATING die Lehrenden wie in diesemFall bei der didaktischen Gestaltungihrer Lehre und bei der Einführunginnovativer Lehrmethoden.

Die Inverted-Classroom-Methode

Die Wissensvermittlung findet in derRegel in der Vorlesung durch denDozenten statt. Danach wird anhandvon Übungsaufgaben der Stoff in Eigen-arbeit und in Lerngruppen vertieft. Diegrößten Schwierigkeiten treten meistnicht während der Vorlesung auf, son-dern beim Lösen der Aufgaben und beider Anwendung auf praktische Proble-me, wenn der Lernende auf sich gestelltist. Wer kennt die Situation nicht: Inder Vorlesung war doch alles klar, undtrotzdem kann ich die Übungsaufgabenicht lösen.

Inverted Classroom (IC) begreift sich alseine Umkehrung der traditionellenLehrstruktur (siehe Abb. 1). Unter der

Dr. Isabel BraunHochschule Karlsruhe –Technik und Wirtschaft,Service-Center Studiumund Lehre, Projekt SKATINGMoltkestr. 3076133 KarlsruheTel. 0721 [email protected]

Prof. Dr. Stefan RitterHochschule Karlsruhe –Technik und Wirtschaft,Fakultät [email protected]

Mikko Vasko, M. A.Hochschule Karlsruhe –Technik und Wirtschaft,Service-Center Studiumund Lehre, Projekt SKATINGTel. 0721 [email protected]

Isabel Braun

Stefan Ritter

Mikko Vasko

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166 BRAUN/RITTER/VASKO

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Annahme, dass die Reihenfolge (i) Wis-sensvermittlung und danach (ii) gründ-liche Übung nicht verändert werdenkann, ist ein naheliegender Schritt, dieerste Phase (die Wissensvermittlung) in

ein vorgelagertes Selbststudium zu ver-legen. In der Präsenzveranstaltung wirddamit Raum geschaffen für die praxis-nahe Anwendung neu erworbener Wis-sensinhalte, zum Üben, zum Vertiefen,für aktive Problemlöseprozesse und vorallem für den echten Austausch mitdem Lehrenden.

Nach einigen Überlegungen haben wiruns dazu entschlossen, den klassischenVorlesungsstoff in Videos zu präsentie-ren. Die Bereitstellung von Videomate-rialien versetzt Studierende in die Lage,die Geschwindigkeit der Wissensver-mittlung selbst zu steuern. Auch wennauf Rückfragen oder Verständnisproble-

Mit dem Einsatz neuer Methoden in der Lehre wird versucht, die Studienabbrecherquote in den ersten

Semestern der Ingenieurwissenschaften zu senken. An der Hochschule Karlsruhe wurde ein Versuch

zum „invertierten Lernen“ durchgeführt – ein Erfahrungsbericht.

me nicht mehr direkt durch den Leh-renden eingegangen werden kann, hatder Zuhörer nun die Möglichkeit, dieAufzeichnung für eigene Recherchen zuunterbrechen. Er kann so kritische Pas-sagen wiederholen oder verbleibendeFragen an den Lehrenden zur Vorberei-

tung der nächsten Präsenzveranstaltungübermitteln.

Wir haben einzelne thematische Blöckeder Vorlesung invertiert und den Stoffschrittweise entwickelt. Insofern ähneltdas Video mehr der klassischen Tafel-vorlesung als einem Beamervortrag.

Als Aufzeichnungsformat wurde dieErarbeitung des Stoffs am Tablet-PC mitVideoeinblendung des Dozentengewählt (siehe Abbildung 2). Durch denBezug zum gewohnten Dozenten soll-ten die Studierenden ein Lernklimaerfahren, das an jenes in der Vorlesungerinnert.

Nach der selbstständigen Aufnahme desVideos und des Mitschriebs am Tablet-PC durch den Dozenten wurde dasMaterial von einem SKATING-Mitarbei-ter nachbearbeitet. Die Aufnahmesitua-tion stellt eine neue Herausforderungdar, denn der Dozent spricht nichtmehr zu einem Auditorium, sondern ineine Kamera.

Die Videos haben eine Länge von 10 bis20 Minuten und werden über einenYouTube-Direktlink auf der Lernplatt-form ILIAS bereitgestellt. Sie werdenergänzt durch Stichworte zu Inhalt undKlausurrelevanz sowie ein Forum fürinhaltliche Fragen. Als sehr sinnvoll

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167INVERTED CLASSROOM

Traditionelle Vorlesung: Inverted Classroom:

Inhaltsvermittlung Inhaltsvermittlung

Übung/Aneignung Übung/Aneignung

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jkkkkjjmmi

jkkkkjjmmi

Abbildung 1: Lernsituation bei der klassischen Vorlesung und bei der invertierten Vorlesung

Abbildung 2: Erarbeitung des Stoffs am Tablet-PC mit Videoeinblendung des Dozenten

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weiter verfolgt und ausgebaut werdensollte. Besonders schätzten die Studie-renden die Möglichkeit, selbst rechnenzu dürfen und daher das neu erworbeneWissen anzuwenden. Auch die Möglich-keit, die Wissensaneignung nach derindividuellen Lerngeschwindigkeit unddem persönlichen Rhythmus gestaltenzu können, wurde von den Studieren-den begrüßt. Ein Großteil der Studie-renden gab an, dass die neu gestalteteLehrveranstaltung Spaß gemacht habe.

Bei der Vorlesung HM1 handelte es sichum eine Gruppe von 50 Studierendender Studienrichtungen Automatisie-rungstechnik und Informationstechnikim ersten Semester. Hier wurden dieThemen „Vektorrechnung“ und „Ele-mentare Funktionen“ invertiert. Durchdie hohe Heterogenität der Eingangs-voraussetzungen sind die Vorkenntnissein Mathematik sehr unterschiedlich.Vor allem bei der Vektorrechnung ent-stand der Eindruck, dass einige Studie-rende mit der eigenständigen Vorberei-tung überfordert waren. Etwa die Hälfteder Studierenden hatte sich die Videosvor der Präsenzveranstaltung nichtangeschaut. Deshalb wiederholte derDozent nochmals das Wesentliche derTheorie im Kurzdurchlauf. Die Zeit fürÜbungen war entsprechend kürzer.Beim zweiten Thema kamen die Studie-renden mit der neuen Methode schondeutlich besser zurecht. Studierende mitProblemen in Elementarmathematikhaben sich die Videos mehrfach ange-schaut. Jene, die den Stoff bereits kann-ten, haben die Videos öfter „vorgespult“und beschäftigten sich gleich mit denAufgaben.

Bei der Befragung des ersten Semesterswurde die neue Methode ebenfalls posi-tiv bewertet. Die meisten Studierendenwürden gerne mehr Veranstaltungen indem neuen Format sehen. Die Möglich-keit, den eigenen Lernprozess freier zugestalten, wurde wieder geschätzt. Aller-dings wurde deutlich, dass die durchVideos gewonnene Zeit in der Vorle-sung für das Üben benutzt werden soll.Auch für die Klausurvorbereitung wer-

den die Videos als Mehrwert gesehen.Einige Studierende waren jedoch derMeinung, dass sich nicht jedes Themazur Invertierung eignet, zwei Studieren-de bevorzugten die klassische Vorle-sung.

Resümee und Ausblick

Es gibt viele Gründe, einen alternativenUmgang mit der Vorlesung zu suchen,ohne sie pauschal zu diskreditieren.Gerade die Methode des IC scheintgeeignet, strukturelle Schwächen derVorlesung aufzuheben oder zu kompen-sieren, ohne dabei auf viele ihrer Vortei-le verzichten zu müssen. Durch dieKombination von E-Learning-Elemen-ten mit einer individuell unterstützen-den Präsenzveranstaltung hat dieseMethode das Potenzial in sich, zu einerwichtigen Lehrmethode der Zukunft zuwerden.

Dennoch ist die neue Methode kein All-heilmittel für alle Probleme der Wis-sensvermittlung oder gar ein Nürnber-ger Trichter. Aus unserer Sicht hängt esvom Thema und vom Dozenten ab, obeine Invertierung sinnvoll ist odernicht. Manche Themen lassen sichdurch Interaktion mit dem Publikumbesser darstellen und entwickeln alsdurch eine Videopräsentation.

Es ist wichtig, die Studierenden behut-sam an das Thema heranzuführen undim Vorfeld genau zu informieren. Beider Invertierung geht Lernverantwor-tung erkennbar auf den Studierendenüber, was sehr motivierend sein kannund das spätere Selbststudium trainiert,aber insbesondere für Studienanfängerschwierig sein kann. Auch der Dozentmuss mit der Methode verantwortungs-voll umgehen und der Versuchung, diegewonnene Lehrzeit als zusätzliche Vor-lesung zu nutzen und dadurch denStoffumfang zu erweitern, widerstehen.Die Präsenzveranstaltung sollte nur denStudierenden und der Einübung desStoffes gewidmet sein.

haben sich außerdem kurze inhaltlicheFragen zu den Videos erwiesen, die denLernenden als Leitfragen zur Verständ-niskontrolle dienen.

ICM in der Höheren Mathematik

Die inverted-Classroom-Methode wurdean der Fakultät EIT in zwei Gruppenunterschiedlicher Größe im Sommer-semester 2012 erprobt.

Bei der Vorlesung HM3 handelte es sichum eine Gruppe mit 20 Studierendender Informationstechnik. Es wurde dasThema „Systeme von Differentialglei-chungen“ invertiert. Alle Studierendenhaben sich die bereitgestellten Videosangeschaut. Unklarheiten und Fragenaus den Videos wurden in die Präsenz-veranstaltung mitgenommen. Hierwaren dann alle gefordert, die Themenanhand von Leitfragen nochmals kurzzu reflektieren und mithilfe von Aufga-ben zu vertiefen. Für die Präsenzveran-staltung wurde eine „offene“ Formgewählt: Die Aufgaben wurden in Klein-gruppen erarbeitet, sodass sich eine Dis-kussion über das Thema ergab. DerDozent ging durch die Reihen, gabTipps und beantwortete Fragen. ImAnschluss an die Gruppenarbeit wurdendann ausgewählte Aufgaben von Studie-renden oder vom Dozenten an der Tafelvorgerechnet und kommentiert bzw.stoffliche Ergänzungen und Erweiterun-gen besprochen. Da alle gestellten Auf-gaben mit Lösungsvorschlägen den Stu-dierenden zur Verfügung standen, gingnichts verloren.

Die Übungsphase ist für die Studieren-den sehr effizient, da sie bereits vor derKlausur ein Feedback des Dozentenerhalten können. Zudem sieht der Leh-rende unmittelbar, was bei den Studie-renden tatsächlich ankommt. DerDozent kann bei Problemen gezielt hel-fen, und das in „Echtzeit“. Die Grup-penarbeit erlaubt den Studierendenkommunikatives Lernen durch Diskus-sion der Aufgaben.

Die anschließende Befragung ergab,dass diese Methode sehr gut von denStudierenden angenommen wurde und

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Ein Kommentar eines Studierendenfasst den Charme dieser Methode tref-fend zusammen: „Man kann jetzt in derVorlesung mitreden!“ ■

Literatur Handke, Jürgen; Sperl, Alexander (Hrsg.): Das In-verted Classroom Modell. Begleitband zur erstendeutschen ICM Konferenz. Oldenbourg Verlag2012.Inverted Classroom in Deutschland. Informationenzum Konzept des umgedrehten Unterrichts.http://invertedclassroom.wordpress.com/Lage, M. J.; Platt, G. J.; Treglia, M.: Inverting theClassroom: A Gateway to Creating an InclusiveLearning Environment. Journal of Economic Educa-tion 2000.

derprallen unterschiedlicher Zieldimen-sionen von Trägern der Kindergärtenmit denen der Kommunen“ sei. Oftfehle es an einer sozialraumorientiertenKita-Planung, und den Wirkungsmecha-nismen der von öffentlichen Kosten-trägern gewählten Finanzierungsartwürde viel zu geringe Bedeutung beige-messen.

Prof. Dr. Petra Strehmel, Professorinfür Psychologie an der Hochschulefür Angewandte WissenschaftenHamburg, wies im zweiten Impulsrefe-rat darauf hin, dass die Erwartungen andie Vereinbarkeit von Familie undBeruf, an die Erfüllung des mit Blick aufEU-Standards dringend erforderlichenAufholbedarfs bei der Verbesserung derfrühkindlichen Bildung und letztlichdas Wissen und Erleben der Folgen desdemografischen Wandels, der zuerschwerter Gewinnung junger, gut aus-gebildeter pädagogischer Fachkräfteführt, im Spannungsfeld zu den Folgender in Zukunft wirkenden Schulden-bremse stehen, durch die eine großzügi-ge finanzielle Ausstattung von Kinder-tagesstätten nicht erwartet werdenkann.

Im Zusammenhang mit der Einführungdes Gutscheinsystems in Hamburg hobProf. Strehmel den Umstand hervor,dass sich, bedingt durch bestimmteParameter des Gutscheinsystems, priva-te oder nicht kommunale Träger aussozialen Brennpunkten zurückgezogenhätten.

Diesem Punkt widersprach Stefan Spie-ker, Geschäftsführer des FRÖBEL e.V.,mit dem Hinweis, dass gerade gemein-nützige Träger sich vor dem Hinter-grund ihres gesellschaftspolitischenLeitbildes in schwierigeren Stadtteilenengagieren und dort auch den Kita-Aus-bau vorantreiben, um allen Kinderneinen Zugang zu frühkindlicher Bildungund Erziehung zu ermöglichen. Dabei

investieren freie Träger wie etwa FRÖ-BEL in neue Einrichtungen, zugleichaber auch in die Fort- und Weiterbil-dung des pädagogischen Personals undden Aufbau von Fachberatungsstruktu-ren. Wegen der dadurch entstehendenwirtschaftlichen Risiken müsse jeder soagierende Träger von der kommunalenSeite eine verlässliche Politik erwartenkönnen.

Sigrid Klebba, Jugend-Staatssekretärindes Bundeslandes Berlin, erläuterte amBeispiel der Hauptstadt die Strukturpoli-tik des Senats. So habe man sich vorJahren bewusst entschieden, viele frü-her kommunale Einrichtungen angemeinnützige Träger abzugeben undzugleich die gutscheinorientierte Finan-zierung zu starten mit dem Ziel, dasPlatzangebot dynamisch weiterzuentwi-ckeln. Das Ergebnis ist ein „Orchester“aus freien, kommunalen und privatenTrägern, das Berlin bei der Betreuungs-quote und -qualität auf ein sehr gutesNiveau im Vergleich zu anderen Bun-desländern gebracht hat.

In der abschließenden Diskussionbemerkte Ralf Haderlein, dass es zueinem gelungenen Ausbau in der Kin-derbetreuung dringend erforderlich sei,dass alle Akteure den überwiegend„defizitorientierten Blickwinkel“ aufge-ben. Um den Erzieherberuf für jungeMenschen attraktiver zu gestalten, sei esvielmehr dringend geboten, „neue Aus-bildungsformen zu entwickeln, eine derpädagogischen Verantwortung entspre-chende Bezahlung der Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter zu gewährleisten unddie zunehmende Befristung von Arbeits-verträgen wieder aufzugeben.“

PM Fröbel-Gruppe

FH-TRENDS

Alice Salomon Hochschule Berlinund Fröbel-Gruppe

„Geld ist nicht alles“: 2. Berliner Plenum Frühpäda-gogik

Rund ein Jahr vor Inkrafttreten desRechtsanspruchs der Eltern auf einenKindergartenplatz für ihr Kind ab demersten Lebensjahr diskutierten auf dem2. Berliner Plenum Frühpädagogik zahl-reiche Gäste aus Wissenschaft, Politikund Trägern das Thema „Geld ist nichtalles – unter welchen Rahmenbedingun-gen der Kita-Ausbau gelingen kann“.

Im ersten Impulsreferat betonte Profes-sor Dr. Ralf Haderlein von der Hoch-schule Koblenz, dass eines der Kernpro-bleme des Kita-Ausbaus „das Aufeinan-

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Das Phantom europäischer Prüfungsnoten: eine exemplarische Evaluationder ECTS-Skala

Die statistische Notenskala des Euro-pean Credit Transfer and AccumulationSystem (ECTS) empfinden Kritiker alsumständlich und intransparent. Dabeisoll das ECTS die Inflation exzellenterNoten eindämmen und exorbitanteAnforderungen unterschiedlicher Prü-fungssysteme und Hochschulen nivel-lieren.

Ausgangspunkt dieser Feldstudie ist dieFrage, ob das ECTS-Ergebnis eine„gerechte“ Bewertung untermauern undNiveauunterschiede zwischen Studien-gruppen aufdecken kann. Dabei soll derPrüfer das erprobte Punkte- und Bewer-tungssystem beibehalten und die Min-destpunktezahl nach freiem Ermessenfestlegen dürfen.

Die ECTS-Skala

Die ECTS-Skala soll – bei richtigerAnwendung – die Qualität von Prü-fungsleistungen über Jahrgänge hinwegpräzise und differenziert abbilden undStudienleistungen im europäischenHochschulraum und weltweit vergleich-bar machen. Die ECTS-Grade sind keineabsoluten Schulnoten, sondern stehenfür eine statistische Bewertung des Prü-fungserfolgs.

A: die besten 10 Prozent B: die nächsten 25 ProzentC: die nächsten 30 ProzentD: die nächsten 25 ProzentE: die schlechtesten 10 ProzentF: nicht bestanden

Diese Prozentanteile beziehen sichallein auf die bestandenen Prüfungen.Nicht bestandene Leistungen werdenvon der Zahl der Prüfungsteilnehmer

subtrahiert und können weiter differen-ziert werden in „knapp durchgefallen“(FX) und nicht bestanden (F), weil(erhebliche) Verbesserungen erforder-lich sind, bevor die Leistung anerkanntwerden kann.

Absolute Noten können nicht direkt inECTS-Grade umgerechnet werden: 1,0bis 1,5 entspricht demnach nicht ein-fach „A“. Vielmehr ist eine langfristigestatistische Betrachtung der Klausur-ergebnisse notwendig.

ECTS-Bewertung in praxi

Das Anwendungsbeispiel stützt sich aufKlausurergebnisse im Fach „Chemie“für etwa 1.000 Studierende in vier tech-nischen Studiengängen im Verlauf vonvier Jahren. Die Prüflinge hören dieVorlesung im ersten Semester undschreiben im Anschluss dieselbe Prü-fung unter gleichen Bedingungen.

Die durch langjährige Erfahrung festge-legte Erfolgsgrenze zwischen 33,3 Pro-zent und 36,8 Prozent der Maximal-punktzahl zeitigt regelmäßig eineDurchfallquote von etwa einem Drittelder Teilnehmer. Die Erfolgsquote hängtzudem signifikant vom Studiengang ab.Im Beispiel der Abbildung 1 haben 75von 236 Teilnehmern die Semester-prüfung nicht bestanden. Die Zahl derErfolgreichen beträgt somit N = 161.

Die erwartete Gauß-Verteilung spiegeltsich in den erreichten Punktezahlennur schwach wider. Je nach Kenntnis-stand und Studiengang kontrastiert viel-

Prof. Dr. Peter KurzweilHochschule Amberg-Weiden92224 [email protected]

Peter Kurzweil

DNH 5 ❘2012

170 KURZWEIL

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mehr ein Gipfel hervorragender Prüflin-ge gegen ein Feld von Mittelmäßigenund Schlechten (Abbildung 2). Wieder-holer erreichen selten Spitzenbewertun-gen. Schlecht vorbereitete Studierendeerscheinen trotz Anmeldung nicht zurPrüfung und erhöhen maßgeblich dieZahl der Nichtteilnehmer (n).

Das nach ECTS geforderte Zehntel derbestanden 161 Prüfungen lässt 16 A-Bewertungen erwarten; es gibt im Jahr-gang jedoch 17, weil 8 brillante und 9sehr gute Ergebnisse mit gleicher Punk-tezahl vorliegen. Im Beispiel zeichnet„A“ eine Leistung von mindestens 83 Prozent der erreichbaren Punkte aus.Wegen identischer Leistung gibt es 43B-Bewertungen statt der rechnerisch 25 Prozent · 161 ≈ 40. Das mittelmäßige„C“ (36 statt 40) kommt bei halbmaxi-maler Punktezahl und die Bestehens-grenze „E“ (16) beim vorgegebenenDrittel der maximalen Punktezahl zuliegen.

Hier fällt auf: Die ECTS-Skala entbindetden Prüfer geradezu davon, eine eigenePunkte-Noten-Skala zu entwerfen undüber gerechte Durchfallquoten nachzu-denken.

Bezug zur absoluten Notenskala

Die ECTS-Bewertung ist ohne Umwegüber eine Notenskala anwendbar. Zurrealistischen Einschätzung der ECTS-Grade soll dennoch ein linearer Bewer-tungsmaßstab dienen, der den prozen-tualen Anteil w der richtigen AntwortenX an der maximal erreichbaren Zahl derPunkte Xmax widerspiegelt.

w = X/Xmax

Note = (17–w·15)/3

Wer Prüfungen korrigiert, kennt die subjektive Wahrnehmung, dass die Eins einem schmalen Grat

gleicht, der von wenigen exzellenten Prüflingen erklommen wird. In den breiten Niederungen der Vier

hingegen drängt sich schlechtes Mittelmaß. Wie ECTS-Grade kurz- und langfristig Gut und Schlecht zu

differenzieren vermögen, soll ein Rechenbeispiel aufzeigen.

DNH 5 ❘2012

171DAS PHANTOM EUROPÄISCHER PRÜFUNGSNOTEN

80

60

70

40

50

20

30

0

10

1 2 3 4 5 n I I

3,24 3,67 2,85 3,76

1

1,3

1,7 2

2,3

2,7 3

3,3

3,7 4 5 n I II III IV

I II III IV

Durchschnitt

Durchfallquotein %

Noten

Abs

olut

e H

äufig

keit

Abbildung 1: Absolute Klausurnoten derselben Prüfung in vier Studiengängen (I bis IV) und Nichtteilnehmer(n)

Häu

fig

kei

t d

er P

unkte

zahl

12

11

10

9

8

7

6

5

4

3

2

1

0

30 29 28 27 26 25 24 23 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0

Erreichte Punkte

Wiederholer

IV

I

II

III

A

B

> 83 %

> 70 %

C

> 50 % D

> 38,3 %

E

F

< 33,3 %

Abbildung 2: Absolute Häufigkeit der erzielten Punkte in derselben Prüfung bei vier Studiengängen (I bis IV). Wiederholer informativ

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DNH 5 ❘2012

172

Nomenklatur und im Aufstellen vonchemischen Formeln und Reaktionsglei-chungen fehlen. Zum unzureichendenGrundverständnis kommt eine schlech-

te Merkfähigkeit und Nachlässigkeit imUmgang mit Taschenrechner und phy-sikalischen Einheiten. Die Neigungüberwiegt, mit Zahlen zu rechnen, stattFormeln mathematisch umzuformen.

Die Noten werden auf Drittel gerundet.Abbildung 3 zeigt die aufsummierterelative Häufigkeit der Punktezahlenbzw. Einzelnoten aller bestandenen Prü-fungen.

hi = Hi/N

h relative Häufigkeit einer Punktezahloder Note,

H absolute Häufigkeit, N Zahl derbestandenen Prüfungen.

Die ECTS-Grade A bis F werden bei 10 ,35, 65, 90 und 100 Prozent eingetragen.Demzufolge erhalten Prüflinge mit denNoten 1,0 und 1,3 die Bewertung „A“,2,0 und 2,3 entsprechen „B“, 2,7 bis 3,0ergeben „C“, 3,3 ist „D“, 3,7 und 4,0gibt „E“. Hier offenbart die ECTS-Skaladen Vorteil, dass die mittelmäßigen undschlechten Teilnehmer durch „D“ und„E“ differenziert werden.

Die gestrichelte 0-Prozent-Linie inAbbildung 3 verdeutlicht den theoreti-schen Fall, dass alle Prüflinge die Klau-sur bestehen, indem die Bestehensgren-ze auf null abgesenkt würde. Grad „E“kennzeichnet dann eine Leistung vonweniger als 20 Prozent der maximalenPunktezahl. Die Kurve zeigt: Willkürlichscharfe und laxe Durchfallquotenbestimmen vorrangig die Besetzung derunteren ECTS-Grade C bis E.

Bestehen 50 Prozent der Teilnehmernicht, steigt die ECTS-Treppe steiler an,behält aber ihre qualitative Aussagekraftbei den guten Prüflingen bei.

Aussagequalität der ECTS-Grade

Welche Leistung kennzeichnet ein „A“und ein „E“? Unzureichende Prüfungs-leistungen (F) fallen durch nicht bear-beitete Aufgaben, ein schlechtes Schrift-bild und grobe Rechtschreibfehler auf;Aufgabestellungen werden falsch gele-sen, Vorlesungsinhalte und Regeln ver-kehrt angewendet, Fachbegriffe, chemi-sche Symbole und Zahlwörter verwech-selt, Ladungen und Benzolringe verges-sen, Bindungen falsch abgezählt. Kennt-nisse in Prozentrechnen, Stöchiometrie,

KURZWEIL

130

30 28 26 24 22 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0Punkte

100

110

120

33 %

0

50 %Fail

P

F

E

70

80

900 %Pass E

D

30

40

50

60 C

B

0

10

20

B

A

Kum

ulie

rte

Häu

figke

it in

%

0,7 1,0 1,3 1,7 2,0 2,3 2,7 3,0 3,3 3,7 4,0 4,3 4,7 5,0 5,3 5,7

NoteAbbildung 3: Kumulierte Klausurergebnisse mit ECTS-Treppe für 236 Prüflinge aus vier Studiengängen.Gestrichelt: Auswirkung der vom Prüfer festgelegten Mindestleistung (50 % und 0 %)

IIIIII

110

120

130

140

IIV

durchgefallen

F

E

80

90

100bestanden

E

D

30

40

50

60

70

C

B

0

10

20B

A

Kum

ulie

rte

Häu

figke

it in

%

1,0 1,3 1,7 2,0 2,3 2,7 3,0 3,3 3,7 4,0 4,3 4,7 5,0 5,3

Note

Abbildung 4: Kumulierte Klausurergebnisse der Jahrgänge 2008/09 bis 2011/12 für drei Studiengänge

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DNH 5 ❘2012

173

Schlechte Prüflinge (E) überraschendurch Rechenergebnisse unklarer Her-kunft, das mangelhafte Prozentrechnensowie falsche Redoxgleichungen undStrukturformeln. Wortschöpfungen unddie Verwechslung von Begriffen sindhäufig. Signifikant wird Kalium falschmit „Ka“ abgekürzt.

Mittelmäßige Prüfungsleistungen wie Cund D weisen Rechenfehler, unbeant-wortete Teilfragen und mitunter einschlechtes Schriftbild auf. Molekülstruk-turen werden vielfach falsch gezeichnet,funktionelle Gruppen verwechselt undRedoxgleichungen falsch aufgestellt.

Sehr gute und gute Prüflinge (A und B)fallen signifikant durch eine ordent-liche Schrift auf, bestechen durch Fach-kenntnis sowie Sicherheit im Rechnenund Rechtschreiben.

Damit bestätigen ECTS-Grade grund-sätzlich die konventionelle Notenskalavon „sehr gut“ bis „mangelhaft“; allen-falls die Elite möchte man auch imECTS weiter in A+ (1.0) und A (1.3) dif-ferenzieren.

Langfristige Aussagen

ECTS-Grade erlauben – der Idee nach –besser als jahrgangsweise gesammelteKlausurnoten den langfristigen Ver-gleich von Prüfungsleistungen und Stu-diengruppen. Abbildung 4 veranschau-licht die über vier Jahre hinweg signifi-kant besseren Klausurergebnisse des Stu-diengangs III gegenüber den wenigermotivierten Kursen I und IV. Interessan-terweise ist die Durchfallquote in die-sem guten Kurs nicht geringer, weil dieStudierenden im ersten Semester mitsehr unterschiedlichem Eingangsniveauan die Hochschule kommen.

Die Anwendung des ECTS-Systems setzteine große Stichprobe über viele Jahr-gänge voraus, damit eine signifikanteHäufung exzellenter Studierender tat-sächlich mit Bestgraden bewertet wer-den kann. Ohne Vergleich der Studien-gänge würde ein Prüfer die Elite im KursIII benachteiligen: Betrachtet man denexzellenten Ausnahmekurs separat, rut-

schen viele Spitzenleistungen nach derprozentualen ECTS-Verteilung ins Mit-telfeld. Ebenso werden mittelmäßigeKurse, bei denen exzellente Studierendeganz fehlen, in der kurzfristigen ECTS-Bewertung unzulässig gut bewertet.

Die ECTS-Skala entbindet den Prüfertheoretisch davon, eine eigene Punkte-Noten-Skala zu entwerfen und sich übereine angemessene DurchfallquoteGedanken zu machen. Für eine grobeEinschätzung steht Grad A für eine sehrgute Leistung (1,0–1,3) auf der absolu-ten Notenskala; B für 1,7 bis 2,3; C füreine Bewertung besser als 3; D fürschlechter als 3 und E für eine Bewer-tung um 4. Die Note 4 (Grad E) erfor-dert eine Mindestleistung von mindes-tens 20 Prozent der erreichbaren Punk-tezahl. Der Prüfer wird bei dermaßenschlecht bearbeiteten Prüfungen dieMindestpunktezahl entsprechend anhe-ben müssen, um ein gewisses Niveauder Ausbildung zu garantieren.

Fazit: Das ECTS ist ein Hilfsmittel, umdas eingeführte Notensystem langfristigzu überprüfen. Die hochschulübergrei-fende Notengerechtigkeit steht noch inden Sternen. ■

sitzender von Hochschule Bayern undPräsident der Georg-Simon-Ohm-Hoch-schule Nürnberg, die Ziele des Projekts„Erfolgreicher MINT-Abschluss an baye-rischen Hochschulen“.

Hochschulen für angewandte Wissen-schaften erfolgreich

Mit dem Vorhaben des bayerischenWissenschaftsministeriums soll langfris-tig eine Absenkung der Abbrecherquotein den MINT-Studienfächern angestrebtwerden. Insgesamt beteiligten sich ander Ausschreibung 23 Hochschulen mit29 Anträgen. 13 Vorhaben wurdendaraus für eine Förderung ausgewählt,davon allein neun Projekte von Hoch-schulen für angewandte Wissenschaf-ten. Neben der Georg-Simon-Ohm-Hochschule erhalten nun die Hoch-schulen für angewandte Wissenschaftenin Amberg-Weiden, Aschaffenburg,Augsburg, Coburg, Deggendorf, Hof,München und Weihenstephan-Triesdorfjeweils insgesamt 90.000 Euro, verteiltauf einen Zeitraum von drei Jahren.

Vielfältige Konzepte

Viele Hochschulen für angewandte Wis-senschaften setzen in ihren Konzeptenneben dem Einsatz moderner Lernfor-men wie Blended- oder E-Learningzunehmend auf die gezielte horizontaleund vertikale Vernetzung der Studieren-den. Gegenseitige Hilfe bei Studien-management und Wissenserwerb trägtgerade auch in den MINT-Fächern er-heblich zum individuellen Studienfort-schritt bei. In „Offenen Matheräumen“haben die Studierenden beispielsweisedie Möglichkeit, die Inhalte der Vorle-sungen von Tutoren betreut zu vertie-fen. Darüber hinaus soll in einigen Pro-jekten der persönliche Lernfortschrittder Studierenden durch den Einsatz vonOnline-Self-Assessments engmaschigüberwacht werden. Der Besuch zusätz-licher Brückenkurse und Tutorien kanndann der zeitnahen Reaktion auf mög-liche Defizite dienen.

PM Hochschule Bayern e.V.

DAS PHANTOM EUROPÄISCHER PRÜFUNGSNOTEN/AUS DEN LÄNDERN

Bayern

Innovative Ideen fürmehr erfolgreicheMINT-Absolventen

Neun Hochschulen für angewandte Wis-senschaften wurden in das Projekt „Erfolg-reicher MINT-Abschluss an bayerischenHochschulen“ aufgenommen.

„Jeder Studienabbruch ist bedauerlich.Die Fallzahlen müssen verringert wer-den, ohne die hohe Qualität der Ausbil-dung an den bayerischen Hochschulenherabzusetzen. Denn hinter jedem Stu-dienabbrecher versteckt sich nicht nurein volkswirtschaftlicher Verlust, son-dern in erster Linie ein menschlichesSchicksal.“ Mit wenigen Sätzen um-schreibt Prof. Dr. Michael Braun, Vor-

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174 WISSENSWERTES

DNH 5 ❘2012

partei gegenüber der anderen in einerArt Selbstjustiz könne nicht hingenom-men werden. Dabei könne auch offenbleiben, ob gegen Mitglieder des „alten“AStA strafrechtliche Vorwürfe berechtigtseien und ob der „neue“ AStA – nach-haltig unterstützt durch den Antragstel-ler – tatsächlich die Beseitigung von„Belastungsmaterial“ durch den „alten“AStA zu verhindern wollte. Es sei dannSache der Ermittlungs- und Strafverfol-gungsbehörden, Beweise zu sichern,wozu sogar eine richterliche Anordnungerforderlich sein könne.

Der Antragsteller habe kein entgegen-stehendes schützenswertes Interessevorzuweisen. Er sei kein eingeschriebe-ner Student der HTW und auf dieBenutzung von Einrichtungen der HTWfür sein Studium an der Universitätbzw. zur Vorbereitung seiner Doktorar-beit nicht angewiesen. Es sei zweifel-haft, ob der Antragsteller zur Erbrin-gung einer unentgeltlichen außerge-richtlichen Rechtsdienstleistung über-haupt befugt ist. Eine Beratung vonMandatsträgern im Studierendenparla-ment lasse sich jedenfalls auch außer-halb der Räumlichkeiten der HTW aus-führen.

Gegenüber Hochschulmitgliedern

Mit Urteil vom 20. März 2012 wies dasVerwaltungsgericht München (Az. M 3K 11.3598) die Klage einer Studierendenab, die ein gegen sie verhängtes Haus-verbot der Ludwig-Maximilians-Univer-sität München angefochten hatte.

Die Studentin hatte über Monate hin-weg in vielzähligen Fällen in einemInstitutsgebäude überwiegend durchMusik, teilweise auch Beschimpfungenu. a. provokativ störenden Lärm verur-sacht. Der Hausrechtsbeauftragte ver-hängte daraufhin ein unbefristetesHausverbot partiell für dieses Gebäude.

Die Störungen erschienen dem Gerichtinsgesamt so massiv, dass sowohl hin-sichtlich bereits erfolgter Betriebsbeein-

Hausverbote durch die Hochschule

Gegenüber Hochschulexternen

Das Verwaltungsgericht des Saarlandeslehnte mit Beschluss vom 26. Juli 2012(Az. 1 L 636/12) einen Antrag gegen diesofortige Vollziehung eines Hausverbotsab: Der Antragsteller, Masterstudentund Promovend an der Universität desSaarlandes, wendete sich gegen das vomRektor der HTW des Saarlands erteilteHausverbot für alle Standorte der HTWfür die Dauer von zwei Jahren bzw. diedazu angeordnete sofortige Vollziehung.

Der Antragsteller war als Funktionsträ-ger in der Studierendenselbstverwaltungder Universität von zwei Mitgliederndes Studierendenparlamentes der HTWzu einer Sitzung dort eingeladen. Dabeiwurde der bisherige AStA, dem manKorruption vorwirft, abgewählt und einneuer AStA gewählt. Mitglieder des„alten“ AStA waren nicht erschienen. Inder Folgezeit stritten sich die Mitgliederdes „alten“ und des „neuen“ AStA überdie Wirksamkeit der Abwahl unddarum, wer die AStA-Räume benutzendürfe. Schließlich wechselten die Mit-glieder des „neuen“ AStA die Türschlös-ser aus. Anschließend kam es auch zueiner Besetzung dieser Räume und zueinem Polizeieinsatz. Der Antragstellerbeteiligte sich aktiv auf der Seite des„neuen“ AStA.

Der Rektor der HTW beanstandete dieAb- und Neuwahl durch das Studieren-denparlament im Wege der Rechtsauf-sicht und wies darauf hin, dass damitder bisherige AStA weiterhin im Amtsei. Weiter verhängte der Rektor dasgegenständliche Hausverbot.

Das Gericht entschied, das Hausverbotwerde sich voraussichtlich auch imHauptsacheverfahren nicht als rechts-widrig erweisen und führte dazu aus:

Die auf der Grundlage des Hausrechtsergriffenen Maßnahmen zur Wahrungund Aufrechterhaltung des Hausfrie-

dens stünden im pflichtgemäßenErmessen des Hausrechtsinhabers undseien deshalb rechtlich nur einge-schränkt auf Ermessensfehler zu über-prüfen. Bei der Abwägung der Gesichts-punkte für und gegen die Entscheidungseien u. a. alle schutzwürdigen Interes-sen des Betroffenen zu berücksichtigen.Das Interesse des Adressaten des Haus-verbots habe in aller Regel etwa dannzurückzustehen, wenn dessen Rechtsbe-einträchtigung gering ist. Einen recht-lich geschützten Mitwirkungsauftragdes hochschulfremden Antragstellers,der nicht einmal Rechte eines Gastesgeltend machen könne, sah das Gerichtdann nicht.

Wesentliches Ziel des Hausrechts sei es,die widmungsgemäße Tätigkeit derHochschule vor Störungen durch Unbe-rechtigte zu schützen. Der Hausfriedensei Voraussetzung für einen ordnungs-gemäßen Hochschulbetrieb. Das Haus-recht solle Vorfälle verhindern, dienicht nur für den Lehr- und For-schungsbetrieb, sondern auch für densonstigen Hochschulbetrieb einschließ-lich der Arbeit der Hochschul(-selbst-)verwaltung auch in Gremien störendoder hinderlich sind. Geschützt seidann auch die Tätigkeit der verfasstenStudierendenschaft.

Das Gericht teilte die Ansicht des Rek-tors, dass der Antragsteller mit seinemAuftreten und Verhalten bei dem Ver-such der gewaltsamen Umsetzung vonBeschlüssen des Studierendenparla-ments den Hausfrieden an der Hoch-schule in erheblichem Maße gestörthabe, worauf durch das Hausverbot rea-giert werden durfte.

Selbst wenn man bezüglich der Recht-mäßigkeit der AStA-Neuwahl von einernicht geklärten Rechtslage ausginge,hätte darüber in einem rechtsstaatli-chen Verfahren unter Beachtung derdafür vorgesehenen Verfahrens- undVollstreckungsregelungen entschiedenwerden müssen. Die gewaltsame Durch-setzung behaupteter Rechte einer Streit-

+ + + NEUES AUS DER RECHTSPRECHUNG + + +

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trächtigungen als auch bezüglich künf-tig zu erwartender Störungen der Erlassdes Hausverbots gerechtfertigt sei. Beider Frage der Verhältnismäßigkeit wür-digte das Gericht ferner, dass es sich aufvon der Klägerin für ihre Ausbildungnicht benötigte Gebäudeteile beziehe.Eine sofortige zeitliche Begrenzung sahdas Gericht nicht als geboten an, esgenüge, wenn die Hochschule die späte-re Aufhebung in Aussicht stelle.

Hausverbote gegenüber Studierenden,die diese an der Weiterführung des Stu-diums hindern, erscheinen nur in ganzbesonderen Ausnahmefällen zurAbwehr betriebsfremder Störungengerechtfertigt.

Erik Günther

„Leistungspunkte“? Dieser Begriff wirdbeispielsweise von der Hochschulrekto-renkonferenz verwendet(http://www.bolognanet.hrk.de/glos-sar.html, Juli 2012). Zu hören und zulesen sind aber auch die Begriffe „Cre-ditpoints“, „Credits“, „Kreditpunkte“,„ECTS-Punkte“ oder einfach „Punkte“.

„Arbeitsaufwand“? Auf der Internetseiteder Hochschulrektorenkonferenz istvon „die Workload“ die Rede, was dasGeschlecht betrifft wohl in Anlehnungan „die Arbeitslast“ oder „die Arbeitsbe-lastung“. Andere denken eher an „derArbeitsaufwand“ und sprechen von „derWorkload“. Und müssen die Begriffe„Creditpoints“ und „Workload“ nunkleingeschrieben werden, weil sie ausdem Englischen kommen, oder groß,weil sie eingedeutscht worden sind?

Wer in das Hochschulwesen eingebun-den ist, mag sich inzwischen an dieseWortfindungsschwierigkeiten gewöhnthaben und jeweils wissen, was gemeintist. Den meisten Menschen aber wirddas nicht so gehen, wenn über „Credit-points“ und „Workload“ gesprochenwird. Ohnehin ist die Unfähigkeit, beisolch zentralen Konzepten zu einer ein-heitlichen Wortwahl zu finden, ärger-lich. Warum nicht einfach „Arbeitsauf-wand“ und „Leistungspunkte“? AuchNichteingeweihte werden mit diesenBegriffen sofort etwas Zutreffendes ver-binden können. Und sollte man sichmit jemandem unterhalten wollen, des-sen Muttersprache nicht Deutsch ist, sowird die in diesem – nur in diesem –Fall notwendige Übersetzung in „work-load“ und „creditpoints“ wohl keineunzumutbare Mühe bereiten.

Prof. Dr. Klaus Eckhardt

Hochschule Weihenstephan-Triesdorf

Niedersachsen

Über 2 Millionen Eurofür neue Forschungs-

professuren in Niedersachsen

Ende September 2012 startete das neueFörderprogramm „Forschungsprofessu-ren an Fachhochschulen“ in Nieder-sachsen. Mit dem Programm richtendas Land und die VolkswagenStiftungerstmalig in Niedersachsen Professurenmit Forschungsschwerpunkt an Fach-hochschulen ein und fördern diese mitinsgesamt 2,1 Millionen Euro. Zugleichwird eine Empfehlung des Wissen-schaftsrates umgesetzt und gezielt dieForschungskraft der Fachhochschulenund ihr Profil gestärkt.

Gefördert werden entweder die For-schungszeit oder die Neuberufung vonProfessoren. Im ersten Fall reduziertsich die Lehrverpflichtung, welchedurch dieses Programm kompensiertwird. Die Professorin bzw. der Professorgewinnt dadurch mehr Forschungszeit.Im zweiten Fall erhält die Hochschuledie Möglichkeit einer Neuberufung undkann somit einen neuen Forschungs-schwerpunkt aufbauen. Beide Variantensind auf drei Jahre ausgerichtet. DasErgebnis nach der ersten Auswahlrunde,in der Gutachter in einem zweistufigenVerfahren eine Auswahl unter 35 Bewer-bungen getroffen haben, sind sechs Pro-fessorinnen und Professoren mit mehrForschungszeit, davon drei an derHochschule Osnabrück und jeweils einean der Ostfalia, Hochschule für ange-wandte Wissenschaft Braunschweig-Wolfenbüttel, der Hochschule Hanno-ver sowie der Jade Hochschule Wil-helmshaven-Oldenburg-Elsfleth undeine Neuberufung an der HAWK, Hoch-schule für angewandte Wissenschaftund Kunst Hildesheim-Holzminden-Göttingen.

PM Niedersächsisches Ministerium für

Wissenschaft und Kultur

DNH 5 ❘2012

175LESERBRIEF/AUS DEN LÄNDERN

Leserbrief

Sprachverwirrung im Zeichenvon Bologna

Die Bologna-Reform sollte durch eineeuropaweite Vereinheitlichung derHochschulbildung unter anderem zueiner besseren Vergleichbarkeit vonLeistungen und größerer Transparenzim Hochschulwesen beitragen. Unter-halten sich heute in Deutschland dieje-nigen, die für Hochschullehre verant-wortlich sind, so herrscht aber nichteinmal mehr in der Benennung dessen,was da neu eingeführt wurde, Einigkeitund damit Transparenz.

Genannt sei als Beispiel ein zentralesElement in der Neukonzeption vonLehrveranstaltungen:

Studierende erhalten für einenbestimmten Arbeitsaufwand einegewisse Anzahl von Leistungspunkten.

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176 NEUE BÜCHER VON KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN

Technik ❘Informatik ❘Naturwissenschaften

RF and Microwave Engineering: Fundamentals of Wireless CommunicationsF. Gustrau (FH Dortmund)Wiley & Sons Verlag 2012

Mehrgittermethoden: Ein Lehr- undÜbungsbuchN. Köckler (Universität Paderborn)Springer Spektrum Verlag 2012

Betriebswirtschaft ❘Wirtschaft ❘Recht

Personalmanagement: Grundlagen,Handlungsfelder, PraxisT. Bartscher (HS Deggendorf), J. Stöckl,T. TrägerPearson Verlag 2012

SportmanagementHrsg. von A. Galli (Ostfalia HS ), V.-C.Elter (SRH Heidelberg), R. Gömmel, W.Holzhäuser, W. Straub2. völlig überarbeitete AuflageVahlen Verlag 2012

Kultur und Management – Eine AnnäherungHrsg. von R. Henze (HS Heilbronn)Springer VS Verlag 2013

Grundkurs Geschäftsprozess-Manage-ment: Methoden und Werkzeuge fürdie IT-Praxis. Eine Einführung fürStudenten und PraktikerA. Gadatsch (HS Bonn-Rhein-Sieg)7. AuflageVieweg + Teubner Verlag 2012

Vernehmung in Theorie und Praxis:Wahrheit-Irrtum-LügeHrsg. von M. Hermanutz (HS für PolizeiVillingen-Schwenningen), S. Litzcke (HSHannover) 3. vollständig überarbeitete AuflageBoorberg Verlag 2012

Grundlagen des Controllings in Ver-waltungs-, Wirtschafts- und Dienst-leistungsbetriebenM. Th. P. Sprenger-Menzel (FHöV NRW)2. vollständig überarbeitete und erwei-terte AuflageBernhardt-Witten Verlag 2012

Erfolgreich recherchierenM. Stoetzer (Ernst-Abbe FH Jena)Pearson Verlag 2012

Introduction to English Civil Law 1 –for German-Speaking Lawyers andLaw StudentsR. Wörlen (†), K. Balleis, A. Angress(beide HS Aschaffenburg)5. überarbeitete AuflageAlpmann und Schmidt Verlag 2012

Soziale Arbeit

Freiwilligenarbeit – Einführung in dasManagement von Ehrenamtlichen inder Sozialen ArbeitHrsg. von D. Rosenkranz (Ohm HSNürnberg), A. Weber (HS Würzburg-Schweinfurt) 2. aktualisierte AuflageBeltz Juventa Verlag 2012

Sonstiges

Studieren kann man lernen – mitweniger Mühe zu mehr ErfolgK. Klenke (HS Hannover)Springer Gabler Verlag 2012

Neue Büchervon Kolleginnenund Kollegen

IM

PR

ES

SU

M Erscheinung: zweimonatlich

Jahresabonnements für Nichtmitglieder45,50 Euro (Inland), inkl. Versand60,84 Euro (Ausland), zzgl. VersandProbeabonnement auf Anfrage

Erfüllungs-, Zahlungsort und Gerichtsstand istBonn.

Anzeigenverwaltung: Dr. Hubert MückeTelefon 0228 555256-0, Fax 0228 555256-99E-Mail: [email protected]

Verbandsoffiziell ist die Rubrik „hlb-aktuell“.Alle mit Namen des Autors/der Autorin verse-henen Beiträge entsprechen nicht unbedingtder Auffassung des hlb sowie der Mitglieds-verbände.

Herausgeber: Hochschullehrerbund – Bun-desvereinigung – e.V. hlbVerlag: hlb, Postfach 20 14 48, 53144 Bonn

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Chefredakteur: Prof. Dr. Christoph MaasMolkenbuhrstr. 3, 22880 WedelTelefon 04103 14114E-Mail: [email protected]

Redaktion: Dr. Karla NeschkeTitelbildentwurf: Prof. Wolfgang Lüftner

Herstellung und Versand:Wienands PrintMedien GmbH,Linzer Straße 140, 53604 Bad Honnef

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NEUBERUFENE

Baden-Württemberg

Prof. Dr. Jan Akkermann, Bauen im Bestand, insbes.Infrastruktur, Hoch- u.Ingenieurbau, HS Karlsruhe

Prof. Dr.-Ing. Carolin Bahr, Baubetrieb und Immobilienma-nagement, HS Karlsruhe

Prof. Dr. Stefan Bernhard, Biosignalverarbeitung, HS Pforzheim

Prof. Dr. Steffen Kinkel, Wirtschaftsinformatik, insbes.International Business, HS Karlsruhe

Prof. Dr. Rainer Laier, Allgemeine Betriebswirtschafts-lehre, insbes. Unternehmens-führung, HTWG Konstanz

Prof. Boris Michalski, AV-Medienproduktionsmanage-ment, HS für Medien, Stuttgart

Prof. Dr. rer. pol. Anne Najderek, Externes Rechnungs-wesen und Bilanzierung, HS Offenburg

Prof. Dr. Jan Ostarhild, Allgemeine Betriebswirtschafts-lehre, insbes. Versicherung,DHBW Stuttgart

Prof. Änna Piel, Modegestal-tung und Darstellungstechni-ken, HS Reutlingen

Prof. Dr. med. Kirsten Stein-hausen, Gesundheitswissen-schaften, HS Furtwangen

Prof. Dr.-Ing. Matthias Stripf,Kälte-, Klima- u. Umwelttech-nik, insbes. Energieeffizienz, HS Karlsruhe

Prof. Dr. Martin Sulzmann,Software Engineering, HS Karlsruhe

Prof. Dr. Raphael Volz, Angewandte Informatik, HS Pforzheim

Prof. Dr.-Ing. Jörg Woidasky,Nachhaltige Produktentwick-lung, HS Pforzheim

Bayern

Prof. Dr.-Ing. Jens Albrecht,Business Intelligence undBusiness Warehousing, HSWürzburg-Schweinfurt

Prof. Dr. Andreas Becker, Marketing und Grundlagen derBetriebswirtschaftslehre, HS Aschaffenburg

Prof. Dr. med. Clemens Bulitta,Diagnostische Systeme undMedizintechnikmanagement,HS Amberg-Weiden

Prof. Dr. rer. nat. Florian Floss-mann, Physik, HS Augsburg

Prof. Dr. Ullrich Hafner, Soft-waretechnik, HS München

Prof. Dr. Michael Höschl, Organisation und Projekt-management, HS Regensburg

Prof. Dr. Oliver Natt, Physik,Ohm HS Nürnberg

Prof. Ben Santo, Gestaltungs-grundlagen und Projektarbeit,HS München

Berlin

Prof. Dr. Patrick Erdelt,Mathematik und Daten-banksysteme, Beuth HS Berlin

Prof. Shahram Hauck, Druckverfahrenstechnik, Beuth HS Berlin

Prof. Dr. Thomas Off, Angewandte Informatik, Beuth HS Berlin

Prof. Dr. Thomas Winter,Mathematik, Beuth HS Berlin

Prof. Dr. Markus Wissen, Sozial-wissenschaften, HWR Berlin

Brandenburg

Prof. Dr.-Ing. Ernesto Wil-liam De Luca, InformationRetrieval und Wissensmana-gement, FH Potsdam

Prof. Dr.-Ing. Holger Stehr,Innovation im Ingenieurbau,FH Potsdam

Bremen

Prof. Dr. Martina Harms,Betriebswirtschaftslehre, insbes. InternationalesManagement und Personal-wirtschaft, HS Bremen

Hamburg

Prof. Dr. Katharina Riehn,Lebensmittel-Mikrobiologieund -Toxikologie, HAWHamburg

Prof. Dr. Marcus Schiefer, Che-mie und Werkstoffkunde, HAWHamburg

Prof. Dr. Doris Wilborn, Pflege-wissenschaft, HAW Hamburg

Hessen

Prof. Dr.-Ing. Lars-Olof Bur-chard, Betriebssysteme, Ver-teilte Systeme, HS Darm-stadt

Prof. Dr. Stefan Schildbach,Bioverfahrenstechnik, HS Fulda

Prof. Dr. Stefanie Wannow, Allgemeine Betriebswirtschafts-lehre, insbes. Marketing, THM Gießen

Neuberufene

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Niedersachsen

Prof. Johannes Nehls, Interaction Design, HS Osnabrück

Prof. Dr. Frank Ollermann,Psychologie und User Experience, HS Osnabrück

Prof. Dr. Guido Andreas Patek,Betriebswirtschaftslehre, insbes.Rechungswesen und Steuern,HS Osnabrück

Prof. Dr.-Ing. Volker Piwek,Maschinenbau, insbes. Konstruktionstechnik, HS Osnabrück

Prof. Dr. Stefan Schlangen,Betriebswirtschaft, insbes. Projektmanagement, HS Osnabrück

Prof. Dr.-Ing. Markus Seifert,Betriebswirtschaftslehre, insbes.Logistik, HS Osnabrück

Nordrhein-Westfalen

Prof. Dr. Katja NathalieBender, Volkswirtschafts-lehre, insbes. wirtschaftli-che und soziale Entwicklung,HS Bonn-Rhein-Sieg

Prof. Dr. rer. pol. IreneDittrich, Pädagogik in derKindheit, insbes. Didaktik undMethodik, FH Düsseldorf

Prof. Dr. rer. nat. Sherif ElSheikh, Pharmazeutische Chemie, FH Köln

Prof. Dr. rer. nat. DorotheeFeldmüller, Wirtschaftsinfor-matik, HS Bochum

Prof. Dr. rer. pol. Torsten FügElektrische Energiewirtschaft,FH Dortmund

Prof. Dr. Margit Ilse Geißler,Analytische Chemie und Che-mometrie, HS Bonn-Rhein-Sieg

Prof. Jost Göttert, Umwelt-technik und Biosensorik, HS Niederrhein

Prof. Dr. Karlheinz Graf,Physikalische Chemie, HS Niederrhein

Prof. Dr. Claudia Neugebauer,Betriebswirtschaftslehre, insbes.Wirtschaftsprüfung und Steuer-recht, HS Niederrhein

Prof. Dr. Bernhard Rieß, Mikro-elektronik, FH Düsseldorf

Prof. Dr.-Ing. Frank Sander,Thermodynamik und Energie-technik, FH Bielefeld

Prof. Dr.-Ing. Alexander Sauer,Bionik und Leichtbau, Westfälische HS

Prof. Dr. rer. pol. Ralf Schlott-mann, Marketing u. Vertriebs-management, HS Bochum

Prof. Dr. Joachim Strauch,Rechnungswesen, Steuern,Westfälische HS

Rheinland-Pfalz

Prof. Dr. phil. Marion Felder, Rehabilitation undInklusion, Soziale Arbeit,HS Koblenz

Prof. Dr.-Ing. Michael Herchen-han, Regelungstechnik, FH Kaiserslautern

Prof. Dr.-Ing. Michael Küchler,Technisches Gebäudemanage-ment, insbes. Bauerhaltung, FH Mainz

Prof. Dipl.-Ing. Ulof LotharRückert, Bauökonomie, Bauma-nagement, Bauen im Bestand,HS Koblenz

Sachsen

Prof. Dr. rer. nat. MarcoBlock-Berlitz, Computer-graphik, HTW Dresden

Sachsen-Anhalt

Prof. Dr. Reynaldo ValleThiele, AllgemeineBetriebswirtschaftslehre,insbes. Unternehmensführungund Organisation, HS Harz

Schleswig-Holstein

Prof. Dr. Fabian Lamp,Erziehung u. Bildung imÜbergang von der Kindheitzum Jugendalter, FH Kiel

Prof. Dr. Robert Manzke, Infor-mationstechnologie, insbes.Ubiquitious Computing andMobile Computing, FH Kiel

Prof. Dr. Jörn Radtke, Journalismus, FH Kiel

Prof. Dr. Tim Warszta, Wirtschaftspsychologie, FH Westküste

Prof. Dr.-Ing. Harald Wehrend,Elektrische Netze und SmartGrids, FH Kiel

Thüringen

Prof. Dr. Ralph Ewerth,Digitale Bildverarbeitungund Medientechnik, EAH Jena

Neuberufene

NEUBERUFENE

Platz für Adressaufkleber