37
Fragen KOA Orient SoSe 08 1. Nissel (Emi) 1. Wie verhalten sich die Begriffe 'Naher Osten', 'Arabische Welt' und 'Islamische Welt' zueinander? Zwischen den drei Begriffen liegen sowohl Bedeutungsunterschiede , Wertewandel und räumliche Unterschiede. Es ist aber auch nicht eindeutig festgelegt, welche Staaten welcher Begriff mit einschließt; das variiert je nach Sprach- und Kulturkreis aber auch nach Wissenschaftlern.  Der „Nahe Osten" wird vor allem in den Politikwissenschaften verwendet und schließt die Staaten von Marokko bis einschließlich Pakistan ein. Es gibt aber eine langanhaltende Unsicherheit darüber, welche Länder jetzt wirklich dazu gehören und welche nicht. Ein weiteres Problem: es gibt im Deutschen kein Pendant des „Fernen Ostens" dazu.  Das foreign office in London verstand unter Near East zu Beginn des 20. Jahrhunderts den gesamten Einflussbereich der Hohen Pforte in Istanbul (d. h. das Osmanische Reich). Die „Islamische Welt": definiert sich als Eigenes, Einzigartiges und grenzt sich somit insgesamt grundlegend von der nicht-islamischen Welt ab. Darüber hinaus gibt es auch eine die Islamische Welt unterteilende Begrifflichkeit, vor allem die Festlegung einer „Arabischen Welt", die weitgehend durch räumliche Verbreitung der Hochsprache des Arabischen definiert wird.  2. Versuchen Sie eine geographische Charakterisierung der Region 'Naher Osten'. Der Nahe Osten könnte aus eben den Ländern bestehen, die Wirth unter Orient aufzählt: Marokko, Algerien, Tunesien, Libyen, Ägypten, die Staaten der Arabischen Halbinsel, Jordanien, Libanon, Syrien, Irak, Türkei, Iran und Afghanistan. Ausschließen würde ich den Südasiatischen Kulturraum, den Sinischen Kulturraum bzw. den Buddhistischen und Hinduistischen Raum. Als Kriterium zum Mitreinnehmen würde ich den Islam als prägende Religion und Kultur sowie die Arabische Sprache werten (reicht also in Indien nicht aus und in Pakistan gibt es trotz Islam starke ehemals Persische Einflüsse; es wird auch nicht Arabisch sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen). 1

Fragen KOA Orient SoSe 08 1. Nissel (Emi) · sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen). 1. 3. Was versteht man unter dem Kulturerdteil 'Orient

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Fragen KOA Orient SoSe 08 1. Nissel (Emi) · sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen). 1. 3. Was versteht man unter dem Kulturerdteil 'Orient

Fragen KOA Orient SoSe 08

1. Nissel (Emi)

1. Wie verhalten sich die Begriffe 'Naher Osten', 'Arabische Welt' und 'Islamische Welt' 

zueinander?

Zwischen   den   drei   Begriffen   liegen   sowohl   Bedeutungsunterschiede   ,   Wertewandel   und 

räumliche Unterschiede. Es ist aber auch nicht eindeutig festgelegt, welche Staaten welcher 

Begriff   mit   einschließt;   das   variiert   je   nach   Sprach­   und   Kulturkreis   aber   auch   nach 

Wissenschaftlern. 

 Der „Nahe Osten" wird vor allem in den Politikwissenschaften verwendet und schließt die 

Staaten   von   Marokko   bis   einschließlich   Pakistan   ein.   Es   gibt   aber   eine   langanhaltende 

Unsicherheit   darüber,  welche  Länder   jetzt  wirklich  dazu   gehören  und  welche  nicht.  Ein 

weiteres Problem: es gibt im Deutschen kein Pendant des „Fernen Ostens" dazu. 

 Das foreign office in London verstand unter Near East zu Beginn des 20. Jahrhunderts den 

gesamten Einflussbereich der Hohen Pforte in Istanbul (d. h. das Osmanische Reich).

Die   „Islamische   Welt":   definiert   sich   als   Eigenes,   Einzigartiges   und   grenzt   sich   somit 

insgesamt grundlegend von der nicht­islamischen Welt ab. Darüber hinaus gibt es auch eine 

die Islamische Welt unterteilende Begrifflichkeit, vor allem die Festlegung einer „Arabischen 

Welt",   die   weitgehend   durch   räumliche   Verbreitung   der   Hochsprache   des   Arabischen 

definiert wird. 

 

2. Versuchen Sie eine geographische Charakterisierung der Region 'Naher Osten'.

Der Nahe Osten könnte aus eben den Ländern bestehen,  die  Wirth unter Orient  aufzählt: 

Marokko,   Algerien,   Tunesien,   Libyen,   Ägypten,   die   Staaten   der   Arabischen   Halbinsel, 

Jordanien, Libanon, Syrien, Irak, Türkei, Iran und Afghanistan. Ausschließen würde ich den 

Südasiatischen   Kulturraum,   den   Sinischen   Kulturraum   bzw.   den   Buddhistischen   und 

Hinduistischen Raum. Als Kriterium zum Mitreinnehmen würde ich den Islam als prägende 

Religion und Kultur sowie die Arabische Sprache werten (reicht also in Indien nicht aus und 

in Pakistan gibt es trotz Islam starke ehemals Persische Einflüsse; es wird auch nicht Arabisch 

sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen).

1

Page 2: Fragen KOA Orient SoSe 08 1. Nissel (Emi) · sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen). 1. 3. Was versteht man unter dem Kulturerdteil 'Orient

3. Was versteht man unter dem Kulturerdteil 'Orient' und was charakterisiert ihn?

Der Orient als Begriff stand anfangs als Gegenstück zum Okzident (Morgen­ und Abendland 

bzw. Ost und West) was aus der Perspektive der damaligen europäischen Kultur entstammt. 

Der Begriff wurde weiter aufgeladen im Verlauf der Imperialen Interessen der Großmächte 

(gegen Mitte des 19.Jahrhunderts bis zum 1. WK). Im Deutschen steht der Orient für den 

islamisch­arabischen Kernraum, im Englischen für ganz Asien. 

  Der Kulturerdteil Orient umfasst den durch den Islam geprägten westlichen und mittleren 

Teil  des großen altweltlichen Trockengürtels.  Dazu gehört  laut Wirth: Marokko, Algerien, 

Tunesien,   Libyen,   Ägypten,   die   Staaten   der   Arabischen   Halbinsel,   Jordanien,   Libanon, 

Syrien, Irak, Türkei, Iran und Afghanistan. Die entscheidende Komponente ist also der durch 

den   Islam   geistesgeschichtlich   wie   kulturell   geprägte   Bereich   des   Orients,   kurz:   der 

„Islamische Orient".

 Der Begriff Orient wird aber auch oft als Sammelbegriff für die „westlichen" Sehnsüchte und 

Ängste vor dem Islamischen Kulturkreis mißbraucht ­> Siehe Medien.

2.    Schmidinger (Kati)   

1. Welche Folgen hatte der Sommerkrieg 2006 für die innenpolitische Entwicklung im 

Libanon? 

Vor dem Krieg: Libanon befand sich auf dem Weg zu einer wirklichen Demokratisierung, 

hatte den Ruf des weltoffensten und demokratischsten Landes des Nahen Ostens. 

Folgen: Demokratisierungsprozess komplett unterbrochen. Ob es sich um einen kurzen Krieg 

gegen die Hizb Allah handeln wird oder um eine langfristige Destabilisierung des Libanon 

bzw. ein  Ende der Demokratisierung  des Landes,   ist  unklar,  ebenso die Reaktionen der 

christlichen   Libanesen,   die   sich   bis   jetzt   gespalten   zeigen.   Die   libanesische   Regierung 

befindet   sich  mit  der   israelischen  Forderung einer  Entwaffnung der  Hizb  Allah   in  einem 

Dilemma:  macht sie es, droht ein neuer  Bürgerkrieg; macht sie es nicht, riskiert sie eine 

längere Präsenz der israelischen Armee im Süden und einen längeren Krieg mit Israel. 

2.   In   welchem   arabischen   Land   konnte   sich   die   einzige   legale   Schwulen­   und 

Lesbenbewegung etablieren? 

Im Libanon

2

Page 3: Fragen KOA Orient SoSe 08 1. Nissel (Emi) · sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen). 1. 3. Was versteht man unter dem Kulturerdteil 'Orient

(Es gibt eine arabische Lesben­ und Schwulenbewegung, die sich im Internet und im Libanon 

auch   außerhalb  des   virtuellen  Raums   lautstark   zu  Wort  meldet,   die   in  Beirut   arbeitende 

Gruppe   „Helem“.  Sie   spielt   die  Vorreiterrolle   für   eine   arabischsprachige  Schwulen­   und 

Lesbenbewegung.)

3.  Wo konnten   im Irak  nach  dem zweiten  Golfkrieg  2001  Aufständische  gegen  das 

Baath­Regime die Kontrolle übernehmen? Wo wurden sie schließlich niedergeschlagen 

und  wo  konnte  mit   internationaler  Unterstützung   ein  "sicherer  Hafen"  als  prekäre 

Autonomieregion etabliert werden?

Sunnitische Gihadisten konnten im sogenannten „Sunnitischen Dreieck“ für einige Zeit die 

Kontrolle übernehmen. Mit massiver Gewalt wurden die Aufständischen im Süden durch das 

Regime niedergeschlagen (Massaker). Hussein hatte zunächst freie Hand, der Eindruck einer 

Massenflucht führte jedoch zur Errichtung des „sicheren Hafens“: eine Flugverbotszone im 

Norden des Landes, wo sich ein kurdisches Autonomiegebiet entwickeln konnte. 

3. Eisenstein (Felix)

1.   Welche   wichtigen   politischen   Parteien   entstehen   im   20.   Jahrhundert   in   der 

arabischen Welt? Was ist ihre Ausrichtung?

Zwei wichtige Parteien, welche im 20. Jahrhundert in der arabischen Welt gergründet wurden 

waren die Wafd u nd die Ba`th Partei.

Die   Wafd     Partei   wurde   1918   in   Ägypten   gegründet.   Sie   war   eine   nationalistische, 

konservative Partei, welche die Unabhängigkeit Ägyptens forderte. Sie hatte zu Beginn viele 

Anhänger,  wurde   in  der  Zeit  der  Vereinigten  arbischen  Republik  unter   an­  Nasir   jedoch 

abgelehnt. 

Die  Ba`th  Partei   brachte   es   zur  übernationalen  Bedeutung.Sie  wurde  1941   in  Syrien   als 

sozialistische  Parteigegründet  und stand für  arabische  Einheit,  Bündnisfreiheit,  Ablehnung 

des   Imperialismus   und   für   soziale   Reformen   mit   Modernisierung   und   Hebung   des 

Lebensstandards.   Sie war eine nationalistisch, arbaische Partei, aber keine islamische. Ein 

Gründungsmitglied war beispielsweise Christ. Sie war zeitweise in Syrien und im Irak an der 

Macht.

3

Page 4: Fragen KOA Orient SoSe 08 1. Nissel (Emi) · sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen). 1. 3. Was versteht man unter dem Kulturerdteil 'Orient

Weitere Beispiele wären die islamistisch ausgerichtete Muslimbrüderschaft aus Ägypten, die 

al Fatah der Palästinenser. 

2.   Welche     Personen   haben   die   Politik   wichtiger   arabischer   Staaten   national 

(übernational) besonders geprägt?

Als  einer  der  wichtigsten  Personen   ist  hier  Abd an­  Nasir,  meist  bekannt  als  Nasser,  zu 

nennen. Er stand für einen arabischen Sozialismus (Landreformen und Verstaatlichungen von 

Banken und Industrie) und führte die Politik der Gipfelkonferenzen auf der gesamtarabischen, 

gesamtislamischen   und   gesamtafrikanischen   Ebene   ein.   Außenpolitisch   strebte   er   ein 

arabisches Paktsystem an und wandte sich schlussendlich der Sowjetunion zu. 

Weiter   Yassir   Arafat,   Vorsitzender   des   Exekutivkommitees   der   PLO,   welcher   einen 

bewaffneten Staat für die Unabhängigkeit Palästinas geführt. Er wurde nach der Ausrufung 

des   unabhängigen   palästinenser   Staats   1988,   1989   zu   dessen   Präsidenten.   Er   einte   den 

palästinensischen Widerstand wie keiner vor ihm oder nach ihm. 

Auch Sadam Hussein, irakischer Präsident/ Diktator, war prägend für die arabische Welt. Als 

Vize­ Präsident von Ahmad Hasan al­ Bakr kam er nach dessen Tod 1979 an die Macht. Er 

strebte ein panarabische Führungsrolle nach Nassirs Vorbild an und war Mitglied der Ba`th 

Partei. Innenpolitisch sah er sich mit großen Problemen konfrontiert; er ging massiv gegen die 

nach Autonomie strebenden Kurden vor, ebenso gegen die Schiiten, was unter Anderem 1980 

zum ersten Golfkrieg führten. Es folgten zweiter und dritter Golfkrieg. Die Armee war immer 

eine Schlüsselrolle für seinen Machterhalt. Heute ist die Zukunft des Iraks und der Region 

äußerst unsicher. 

3. Beschreiben sie das Palästina Problem und seine Auswirkungen

Diese   Frage   ist   nur   in   Stichworten   zu   beantworten,   sie   sprengt   leider   vollkommen   den 

Rahmen dieser Prüfungen.

Im   19.   und   beginnenden   20.   Jahrhundert   lebten   in   Palästina   eine   kleine   Mindeheit 

ausgewanderter Juden. Es bildete sich eine zionistische Bewegung die die Schaffung einer 

Heimat für Juden in Palästina forderte.Die Balfour Deklaration 1917 unterstützt dies.

1920 wird Palästina britisches Mandatsgebiet

Nach dem 2. Weltkrieg wuchs die Anzahl der jüdischen Flüchtlinge nach Palästina.  1947 

äußerte sich die UNO für eine zwei Staaten Lösung. 1948 wurde der Staat Israel ausgerufen. 

Dies führte zur Masseneinwanderung von Juden und Massenflucht von Palästinensern. Die 

4

Page 5: Fragen KOA Orient SoSe 08 1. Nissel (Emi) · sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen). 1. 3. Was versteht man unter dem Kulturerdteil 'Orient

von der UNO vorgeschlagenen Grenzen treten niemals in Kraft. 

Verschiedene   arabische   Länder   setzen   sich   immer   wieder   auch   militärisch   für   die 

Palästinenser ein. Es kommt zu mehreren erbitterten Kriegen. 

Die   Palästina   Frage   eint   als   wohl   einziges   Thema   die   arabische   Welt.   Es   setzen   sich 

verschiedene   Befreiungsbewegungen gegen Israel zur Wehr, so zum Beispiel al­ Fatah und 

Hamas.     

Die großen Flüchtlingsströme hatten große Auswirkungen auf die umliegenden Länder,  so 

zum Beispiel auf den Libanon, der nicht zu letzt deswegen zur Zielscheibe Israels wurde.

Das Thema Palästina ist Brennpunkt des Nahen Osten, genauso wie internationales Thema. 

Auch hier spiegeln sich wieder die vermeintlichen Gegensätze Ost und West wieder. 

Immer wieder werden Konferenzen gehalten um den Konflikt zu befrieden, aber bisher wurde 

nie   eine   befriedigende   Lösung   aller   Probleme   gefunden,   die   zum   Beispiel   wären:   die 

verstreuten palästinensischen Flüchtlinge, die israelischen Siedlungen, die Wasserressourcen 

und geteiltes Jerusalem.

da   ist   was   mit   der   Jahreszahl   geschehen.   Bei   der   letzten   Einheit   wurde  

das   eh   korrigiert.   Es   geht   um   das   Jahr   1991   wo   Aufstände   im   Süden   und  

Norden   des   Landes   stattfanden.

4. Kurz (Clemens)

Einleitung: Es geht um die Eroberung „Syriens“ (bestand damals aus den heutigen Staaten: 

Jordanien, Israel,  Libanon und Syrien) in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts durch die 

osmanische Herrschaft.

1.   Skizzieren   Sie   kurz   den   Zusammenhang   zwischen   Provinzverwaltung   und 

Militärhierarchie im Osmanischen Reich! 

Im Osmanischen Reich gab es die  Provinzkavallerien,  die  vor  Ort   für  das  Eintreiben  der 

Steuern und Abgaben zuständig waren. Ein Teil davon durften sie für den eigenen Unterhalt 

verwenden.   Jedoch   waren   sie   auch   verpflichtet   für   Sicherheit   und   Ordnung   in   der 

Bevölkerung zu sorgen. Jede Provinz hatte seine eigene Kavallerieeinheit(sancak),  die aus 

einfachen  Kavalleristen,  Offiziere,  Oberkommandierende  bestand.  Mehrere  Provinzen  mit 

5

Page 6: Fragen KOA Orient SoSe 08 1. Nissel (Emi) · sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen). 1. 3. Was versteht man unter dem Kulturerdteil 'Orient

ihren   Kavallerieeinheiten,   bildeten   eine   Großprovinz   (eyalet).   Über   diese   bestimmte   ein 

Gouverneur,  der sowohl Oberkommandeur  seiner Provinz und dessen Kavallerie  war, wie 

auch gleichzeitig Oberbefehlshaber aller anderen Oberkommandeure in seiner Großprovinz. 

Es  gab   ein  gewisses  System  der   „checks   and   balances“,   dass   den  Machtmissbrauch   der 

Provinzverwaltungen   verhindern   sollte.   Die   Macht   jedes   Angehörigen   einer 

Provinzverwaltung,   wurde   durch   Repräsentanten   der   Zentralbehörden   eingeschränkt.   So 

wurden z.B. Finanzangelegenheiten,  nicht von den Gouverneuren der Großprovinzen bzw. 

den Oberkommandeuren der Unterprovinzen selbst geregelt,  sondern von Finanzverwaltern 

der   Zentralbehörden,   die   im   direkten   Kontakt   mit   Istanbul   standen.   Das   militärische 

Gegengewicht zu den Provinzkavallerien war die Janitscharenabteilung. Sie waren vor allem 

in zentralen Verwaltungsstädten der Provinzen und Festungen stationiert und unterlagen nicht 

der  Befehlsmacht  der Gouverneure.  Jede Provinz hatte  mehrere  Gerichtssprengel  die  dem 

Gerichtshof und dessen Kadi unterlagen. Die Kadis richteten nach dem islamischen Gesetz 

und   sorgten   auch   für   die   Einhaltung   der   vom  Sultan   erlassenen   Gesetze.   Sie   waren  die 

wichtigsten Ansprechpersonen der Zentralverwaltung auf regionaler bzw. lokaler Ebene und 

Adressat vieler Sultansbefehle in fiskalischen und rechtlichen Angelegenheiten.

2.   Beschreiben   Sie,   wie   die   Osmanen   mit   schwer   zu   kontrollierenden 

Bevölkerungsgruppen umgingen!  

Die Osmanen versuchten durch die Zusammenarbeit mit den lokalen Eliten ihre Herrschaft 

bzw. Abgaben zu sichern. Doch gelang dies meist nur bei der sesshaften Bevölkerung. Die 

Nomaden zu kontrollieren  erwies  sich dagegen als  äußerst  schwierig  und auch nicht  sehr 

rentabel. Da ihr aus der Viehzucht produzierter Mehrwert und dadurch auch die Abgaben zu 

niedrig waren. So verfolgten die Osmanen eine Strategie, die die Nomaden sesshaft machen 

sollte   und   versuchten   ihre   fiskalischen   Forderungen   den   jeweiligen   Gegebenheiten 

anzupassen. Nomaden die sesshaft wurden bekamen z.B. Steuererleichterungen, was im 16. 

Jhd.  erfolg  hatte.  Bei  sehr mobilen Nomaden gab die  Zentralverwaltung die  Aufgabe des 

Abgabeeintreibens an die jeweiligen Gouverneure der betroffenen Provinzenweiter, die somit 

im persönlichen Interesse handeln mussten. Die Kontrolle der Nomaden war nicht das einzige 

Problem, es kam auch zu vielen Überfällen auf die sesshafte Bevölkerung und die Karawanen. 

Gegen diese Übergriffe waren die osmanischen Behörden so gut wie machtlos.  Deswegen 

schlugen sie eine Strategie der Kooperation und Kontrolle mit den Clanchefs und Scheichs 

ein.   Diese   sollten   z.B.   die   Pilgerkarawanen   schützen   und   bekamen   im   Gegenzug   eine 

6

Page 7: Fragen KOA Orient SoSe 08 1. Nissel (Emi) · sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen). 1. 3. Was versteht man unter dem Kulturerdteil 'Orient

Entlohnung für ihr friedliches Verhalten. Wurde diese Entlohnung jedoch nicht gezahlt, kam 

es wieder zu Überfällen. Eine der schwierigsten Bevölkerungsgruppen waren die Drusen die 

im   Gebirgigen   Hinterland   von   Beirut   und   Sidon   lebten.   Sie   hatten   durch   die 

Handelsbeziehungen mit Europa bessere Waffen und konnten nicht kontrolliert werden Der 

Gouverneur dieser Provinz besaß keine Autorität und hatte eher symbolischen Charakter. Die 

Osmanen verfolgten keine radikale Umgestaltung der eroberten Gebiete, sondern versuchten 

oft   vorhandene   soziale   und   rechtliche   Strukturen   zu   übernehmen,   so   konnten   lokale 

Traditionen überleben und die lokalen Eliten weiter ihre Machtposition innerhalb der lokalen 

Gesellschaft wahren.

3.  Nennen Sie  Gründe  für  den Verfall  der  klassischen osmanischen Institutionen ab 

Ende des 16. Jahrhunderts! 

Der Rückgang der zentralistischen Macht über die verschiedenen Provinzen begann Ende des 

16. Jahrhunderts. Ein Hauptgrund hierfür war vor allem die Desintegration der Provinzen aus 

dem   Timarsystem   (Steuerabgaben   an   „lokale“   Kavallerie   der   jeweiligen   Provinz).   Dies 

geschah   durch   den   Bedeutungsverlust   der   Kavallerie   und   des   damit   einhergehenden 

Interessensverlust der zuständigen osmanischen Behörden an der Pflege des Abgabe­ bzw. 

Steuerwesens.   So   verlor   man   den   Überblick   über   die   vorhandenen   Ressourcen   in   den 

Provinzen.   Gouverneure   waren   durch   den   Machtverlust   mit   der   Kavallerie   immer   öfter 

gezwungen Söldner einzustellen und mussten gleichzeitig finanzielle Mittel für die Gebühren 

zur Ernennung zum Gouverneur auftreiben. So reisten sie durch ihre Provinz statt sich um 

ihre eigentlichen Aufgaben (Repräsentant der Zentralregierung in Istanbul) zu kümmern. Die 

Janitscharen verloren ebenfalls an Macht und bekamen immer mehr Zulauf aus der normalen 

Bevölkerung (Grund: Immunität und Privilegien) was zu einer stärkeren Interessensvertretung 

der   Bevölkerung   gegenüber   mit   der   Zentralregierung   führte.   Größere   Familien   die   es 

schafften machtvolle Positionen zu besetzen, konnten immer weiter nach oben gelangen und 

so ihre eigenen Interessen durchsetzen. Anfang 19.Jhd. war die Dezentralisierung am größten, 

doch dann kam Mahmmud II. der wieder eine sehr starke Zentralisierungspolitik verfolgte 

und die lokalen Notabeln und die fast unabhängig gewordenen Gouverneure ausschaltete.

5. Mitterauer (Marian) nicht in VO

7

Page 8: Fragen KOA Orient SoSe 08 1. Nissel (Emi) · sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen). 1. 3. Was versteht man unter dem Kulturerdteil 'Orient

1. Was unterscheidet Kreuzzug und Dschihad?

Also   ich   muss   ehrlich   gestehen,   dass   mich   diese   Frage   ein   bisschen   zur   Verzweiflung 

gebracht hat weil in dem Artikel von Dschihad nur einmal kurz die Rede ist und davon aber 

kein wirklicher Unterschied zwischen Kreuzzug und Dschihad herauszulesen ist.

Ich hab mir das also selber ein bissl zusammengereimt (Internet, versch. Def. usw.). Also 

wenn wer bei der VO Einheit war und das in seiner Mitschrift hat möge er oder sie es bitte 

ausbessern wenn meine Beantwortung nicht ausreicht oder falsch ist.

• Meiner  Auffassung  nach  definiert   sich  ein  Kreuzzug  dadurch,  dass   er  vom Papst 

aufgerufen wird.  Dadurch,  dass er   im Kontext  mit  der  „Papstkirche“  entstand und 

somit   auch   im  Kontext  mit   einer   zunehmenden  Politisierung  des  Papsttums.  Man 

könnte also die Kreuzzüge durchaus als polit. Instrument des Papstes sehen. Denn das 

religiöse   Ziel,   die   Eroberung   des   Heiligen   Grabes   in   Jerusalems,   stand   eher   im 

Hintergrund. Ein Indiz dafür ist, dass sich Kreuzzüge an mehreren Fronten (wie auch 

in   Spanien,   Italien   usw.)   abspielten.   Kreuzzüge   definieren   sich   auch   nicht   als 

genereller Krieg gegen Andersgläubige sondern es wurde eine Region permanent als 

potentieller Zielpunkt von Kreuzzügen angesehen.

• Der  Dschihad  im Gegensatz  dazu  meint  vielmehr  die  Verteidigung  des  Glaubens, 

wobei hier der bewaffnete Kampf nur als eine mögliche Form gesehen wird um die 

Verteidigung   durchzusetzen.   Zum   Dschihad   ist   auch   jeder   gläubiger   Muslim 

permanent aufgerufen und es bedarf keinen Aufruf wie bei den Kreuzzügen durch den 

Papst.

2. Folgen der Kreuzzüge für die Entwicklung im Nahen Osten.

Es ist vorerst wichtig zu sagen, dass eine weit verbreitete Meinung ist,  dass die islamisch 

geprägte  Gesellschaft   in  Westasien  und  Nordafrika   im  8.bis  11.Jhd.   eine  wirtschaftliche, 

kulturelle   und   politische   Aufstiegsphase   und   Blütezeit   hatte   und   Westeuropa   in   vielen 

Bereichen überlegen war. Zu der Ära der Kreuzzüge setze dann eine Phase des Niedergangs 

ein. Tatsächlich vollzog sich in der Zeit vor und während der Kreuzzüge in der islamischen 

Welt  eine  Reihe  von Veränderungen,  welche  aber  nicht  alle  und nicht  unbedingt  auf  die 

Kreuzzüge zurückzuführen sind. 

Hier würde ich die Unterscheidung zwischen politischen, gesellschaftlichen, kulturellen und 

8

Page 9: Fragen KOA Orient SoSe 08 1. Nissel (Emi) · sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen). 1. 3. Was versteht man unter dem Kulturerdteil 'Orient

wirtschaftlichen Folgen durchnehmen:

• Politisch:     Politisch gesehen setzte durchaus eine Fragmentierung des großen Reiches 

der Abbasiden (damals führende Herrschaftsdynastie in der islamischen Welt). Jedoch 

kann  man  weder   von   einer   großen  Krise   noch  von   einer  Auflösung  der   staatlich 

politischen Ordnung reden. Es etablierten sich nämlich auch nach dem Niedergang der 

Abbasidenherrschaft immer wieder dauerhafte Staatsgebilde. Weiters kann man diese 

Fragmentierung in der islamischen Welt nicht als direkte Folge der Kreuzzüge sehen 

sondern vielmehr als Folge politischer Machtkämpfe innerhalb der islamischen Welt. ( 

der genaue Verlauf wird in dem Buch zwar kurz beschrieben, wie gesagt geht es aber 

da   eher   um   „innerpolitische“   Ereignisse   als   um   die   Kreuzzüge.   Wen   es   aber 

interessiert S 155­159)

• Wirtschaftlich:     Auch   wirtschaftlich   gesehen   ergaben   sich   zwar   regional   einige 

negativen Auswirkungen jedoch gab es durchaus, kurz und mittelfristig gesehen, eine 

Verdichtung der wirtschaftlichen Beziehungen welche auch durchaus Vorteile brachte. 

Die negativsten Einbussen hatte Palästina zu verzeichnen, da dort das Auftauchen der 

Kreuzritter   die   Bauern   zur   Flucht   veranlasst   hatten   und   so   manche   Landstriche 

verödeten.(  Bevölkerungsverluste,  Arbeitkräftemangel).  Die  Europäer   führten   auch 

ihre traditionellen Getreidesorten ein wodurch die „arabisch­typischen“ Nutzpflanzen 

verschwanden.   Auch   nach   der   Vertreibung   der   Kreuzritter   konnte   die   syrisch­

palästinensische   Landwirtschaft   nicht   mehr   an   ihren   früheren   hohen 

Entwicklungsstand anknüpfen.

• Gesellschaftlich:     Nach   dem   Abzug   der   Kreuzritter   wurde   die   Situation   für 

Nichtmuslime   in   den   islamischen   Ländern   zunehmend   schlechter.   Die   Beziehung 

zwischen  Christen,   Juden   und   Muslimen  wurde   in   der   islamischen  Welt   deutlich 

schwieriger.

• Kulturell:    Wissenschaft, Kunst und Technik (außer die Waffentechnik!) blieben von 

den   Kreuzzügen   eher   unberührt,   da   die   Europäer   selber   nicht   wirklich   etwas 

vorzuweisen hatten.

Hier möchte ich nur kurz anführen, dass in dem Buch jetzt nicht wirklich eindeutig von 

Folgen der Kreuzzüge die Rede ist. Es werden vielmehr die Entwicklungen innerhalb der 

islamischen Welt dargestellt, welche aber nicht immer mit den Kreuzzügen in Verbindung 

gebracht werden. Es ist glaub ich auch wichtig, dass es immer regional begrenzte Folgen 

9

Page 10: Fragen KOA Orient SoSe 08 1. Nissel (Emi) · sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen). 1. 3. Was versteht man unter dem Kulturerdteil 'Orient

gab, da die  islamische Welt  so einen Umfang hatte,  dass die Kreuzzüge eher als eine 

„modifizierte  Fortsetzung der  traditionellen Grenzkriegen mit  dem christlichen Byzanz 

wahrgenommen wurden“. „Auf lange Sicht mögen die negativen Folgen zwar überwogen 

haben. Zunächst stellten die Kreuzfahrerstaaten aber eher lästige Nachbarn als gefürchtete 

Konkurrenten um Großmachtstatus  und Vormachtstellung im arabischen Raum dar ­ ein 

Spuk, der sich bald nach 1250 wieder verflüchtigte“

3. Fortwirken des Kreuzzugsgedanken:

Hier ist glaube ich herauszustreichen, dass die Kreuzzüge obwohl sie nicht so großen Einfluss 

hatten wie immer angenommen wird, teilweise von Seiten der islamischen Welt noch nicht als 

abgeschlossenes Kapitel gesehen wird. So beziehen sich religiöse Eliten in der islamischen 

Welt immer wieder auf die Kreuzzüge.

Bsp.:

Die arabische Presse verglich den Suezkrieg (1956) mit dem Kreuzzug der Engländer und der 

Franken (1191).

Das Motiv des Papstattentäters  (1981) war es den obersten Kriegsherrn der Kreuzritter  zu 

töten.

Allerdings sei die Annahme, dass die Kreuzzüge eine erste Etappe in der ab dem 13.Jhd. 

fortschreitenden   militärischen­politischer   Dominanz   seien,   und   weiters   eine   Vorstufe   der 

imperialistischen Expansion im 19. und 20. Jhd., eine falsche, da die Kreuzzüge aus der Sicht 

des arabisch­islamischen Raumes eher eine regionale Beunruhigung war, und weniger eine 

grandiose Konfrontation zwischen Islam und Christentum.

Aus Forum:

im forum hat jemand die def. von djihad geschrieben und weil ich mir bei 

meiner def. nicht so sicher war dachte ich mir ich schicks fairerweise weiter. 

is im prinzip eh das was ich hab nur noch ein bissl ausführlicher:

"Nach REcherche im Internet versuch ich mal folgende Frage zu beantworten: 

Unterschied Kreuzzug und Djihad: 

Die Übersetzung des Begriffs "Heiliger Krieg" auf das Wort Djihad ist eine 

10

Page 11: Fragen KOA Orient SoSe 08 1. Nissel (Emi) · sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen). 1. 3. Was versteht man unter dem Kulturerdteil 'Orient

Erfindung der Medien. Djihad heißt eigentlich soviel, wie "sich bemühen". Im 

Kontext des Islams bedeutet das, dass jedeR MuslimIn "sich bemühen" muss, ein 

Leben nach göttlichen Vorstellungen zu leben. Wenn Djihad als "Kampf" 

übersetzt wird, so bedeutet dies, der in einem gläubigen Menschen 

stattfindende innere Kampf, zur Einhaltung islamischer Regeln. (Kann man vllt 

damit vergleichen, dass einE ChristIn die 10 Gebote leben soll). Krieg im 

Islam darf nur für Verteidigungszwecke stattfinden. Und auch während eines 

Kriegs gibt es sehr strenge Regeln, wie ein Muslim sich zu verhalten hat. 

Krieg im Islam ist weder durch den Koran gefordert, noch von Allah gewollt. 

Glaubensfreiheit spielt im Islam eine wichtige Rolle. 

Wenn heute radikal­islmamische Terrororisten im Namen des Djihads Krieg 

führen, so stellt die meist ein Rechtfertigungsgrund dar. Dennoch, heutige 

Interpretationen des Begriffs "Djihad" sind auch unter vielen Muslimen ein 

Diskussionsthema. Es herrscht keine wirkliche Einigkeit. 

(Kurze Zusammenfassung aus einer Rede eines Muslims vor einem islamisch­

katholischen Dialogkreis in Bielefeld: http://www.muslima­aktiv.de/gihad.htm) 

Die Unterschiede zum Kreuzzug sollte dadurch offensichtlich werden. Übrigens, 

der Begriff "Heiliger Krieg" fand seine erste Anwendung im Kontext der 

Kreuzzüge!"

6. Steffelbauer (Lena) nicht in VO

1.   (Eigener   Beitrag)  Beschreiben   Sie   anhand   eines   der   behandelten   Beispiele   den 

Einfluss, den die hellenistische Epoche auf die Region hatte.

Schlagworte  zum Einfluss  des  Hellinismus   (H),  welcher  ein  Wandlungsprozess  war: 

Eroberung, Städtegründung, Hellenisierung und Reichsgründung

11

Page 12: Fragen KOA Orient SoSe 08 1. Nissel (Emi) · sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen). 1. 3. Was versteht man unter dem Kulturerdteil 'Orient

Hellenismus – Defintion (aus Encarta): noch eine kleine Zusatzinfo, damit man sich mit

dem Begriff besser auskennt!

1. EINLEITUNG

Hellenismus, Begriff zur Bezeichnung der Zeitspanne zwischen der Eroberung des

Perserreiches durch Alexander den Großen und dem Beginn der römischen Vorherrschaft,

in der sich die griechische Kultur im Mittelmeerraum und in Kleinasien ausbreitete und

ihre größte Blüte erreichte. Sie wird als hellenistisch (von griechisch Hellas: Griechenland)

bezeichnet, um sie von der „hellenischen” Kultur des klassischen Griechenlands zu

unterscheiden.

Ein bekanntes Beispiel für die Skulptur des Hellenismus ist die so genannte Venus von

Milo oder Aphrodite von Melos, die Anfang des 19. Jahrhunderts auf der griechischen

Kykladeninsel Melos gefunden wurde.

Alexander der Große

Im Zuge seiner Eroberungsfeldzüge dehnte Alexander der Große den griechischen

Machtbereich bis nach Indien aus, ehe er 323 v. Chr. im Alter von 33 Jahren starb. Die

Büste Alexanders stammt aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. und befindet sich heute in der

Akropolis von Athen.

2. AUSBREITUNG

Beim Hellenismus handelte es sich keineswegs um einen einseitigen Vorgang im Sinne

einer Übernahme griechischer Kultur. Vielmehr entwickelte sich aus griechischen und

jeweils lokalen Elementen eine neue Kulturform, die auf Griechenland selbst, aber auch

auf den Westen (Rom, Karthago) zurückwirkte. Im Osten erstreckte sich der Einfluss des

Hellenismus bis Indien, im Süden bis Nubien. Aus Sicht der Griechen war der Vordere

Orient eine einzige Schatzkammer des Wissens und der Weisheit, zumal dieser Raum seit

Jahrtausenden auch in geistiger Hinsicht ein hochkulturelles Zentrum darstellte.

Die Migration von Griechen nach Osten hatte bereits vor dem Alexanderzug begonnen

und durch diesen nur einen enormen Aufschwung genommen. Die hellenistische Kultur

wirkte auch nach dem Zusammenbruch der hellenistischen Staaten fort.

3. DIADOCHENREICHE

In der hellenistischen Welt herrschten drei große Dynastien, die von den Nachfolgern

Alexanders, den Diadochen, begründet wurden: die Ptolemäische Dynastie in Ägypten,

die Seleukiden in Syrien und Asien sowie die Antigoniden in Makedonien. Die städtische

Oberschicht dieser Königreiche sprach eine neue allgemeine Form des Griechischen

(koiné), die zur neuen Weltsprache wurde, in der alle griechischen Dialekte aufgingen.

12

Page 13: Fragen KOA Orient SoSe 08 1. Nissel (Emi) · sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen). 1. 3. Was versteht man unter dem Kulturerdteil 'Orient

Griechen, insbesondere Makedonen, bildeten überall in Staat und Wirtschaft eine Elite,

die von der unterworfenen Bevölkerung lange als Fremdherrschaft empfunden wurde.

Erst spät kam es zu einer ethnischen Vermischung, zu einer rechtlichen Gleichstellung

und einer gleichen Besteuerung.

Innerhalb der herrschenden Elite nahm das (absolute) Königtum eine zentrale Rolle ein:

Zumindest in der Theorie verfügte der König über das ganze Land als Privateigentum,

besaß absolute Macht und herrschte mit Hilfe einer Bürokratie aus besoldeten

Berufsbeamten. Vor allem in Asien zeigten sich jedoch starke zentrifugale Tendenzen

(Provinzstatthalter, lokale Machthaber). Die Vergottung von Herrschern (Personenkult)

sollte ein zusätzliches Band der Loyalität mit dem gemeinen Volk schaffen, das die Last

könglicher Prunk- und Machtentfaltung zu tragen hatte. In der Architektur dominieren

Monumentalbauten; Städtegründungen erfolgen insbesondere im westlichen Kleinasien,

Syrien und Mesopotamien. Zu Kunstzentren entwickeln sich Pergamon, Alexandria und

Rhodos.

4. KUNST, KULTUR UND RELIGION

Religion, Kunst und Literatur des Hellenismus bildeten eine weltoffene Mischung aus

griechischen und regionalen Elementen. Die bedeutendste der vielen neuen

Stadtgründungen war Alexandria in Ägypten. Unter den Ptolemäern, die mit ihrem

Reichtum Dichter, Gelehrte, Künstler und Wissenschaftler in die Stadt holten, wurde

Alexandria mit seiner berühmten Bibliothek (siehe Bibliothek von Alexandria) ein

bedeutendes wirtschaftliches, kulturelles und religiöses Zentrum, wo Philologie,

Grammatik, Prosodie, Lexikographie und Literaturkritik gefördert wurden. Auch die

Dichtung wurde von den Gelehrten beeinflusst und folgte meistens klassischen

Vorbildern. In Wissenschaften wie Medizin, Astronomie und Mathematik erzielte man

große Fortschritte. Es war die Zeit von Euklid, Apollonios von Perge, Eratosthenes,

Aristarchos von Samos, Hipparchos von Nicäa, Heron von Alexandria und Archimedes. Die

großen philosophischen Schulen dieser Zeit waren der Stoizismus und der Epikureismus.

Die literarischen und wissenschaftlichen Werke dieser Zeit wurden, im christlichen

Westen vergessen, verboten und verpönt, oft erst durch die Vermittlung islamischer

Gelehrter wieder zugänglich.

Die Religion der hellenistischen Staatenwelt verband die griechischen Götter mit

Gottheiten aus dem Osten und ist durch die Vermischung der verschiedenen Religionen

und ihrer Ausdrucksformen gekennzeichnet (Synkretismus). Die hebräische Bibel wurde

in Alexandria ins Griechische übersetzt, und auch die Sprache des späteren Neuen

Testaments war die koiné.

In wirtschaftlicher Hinsicht entwickelte sich während des Hellenismus ein regelrechtes

Welthandelssystem. Das Seleukidenreich hatte (über die Seidenstraßen) wirtschaftliche

13

Page 14: Fragen KOA Orient SoSe 08 1. Nissel (Emi) · sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen). 1. 3. Was versteht man unter dem Kulturerdteil 'Orient

Kontakte bis nach Zentralasien und China, handelte aber auch mit Indien und Arabien.

Das Ptolemäerreich verband den ganzen Mittelmeerraum von Spanien bis zur Levante

unter Einbindung Nord- und Schwarzafrikas zu einem einheitlichen Wirtschaftsgebiet.

Druck von außen (Kelten, Parther) sowie innerer Zerfall, Thronstreitigkeiten und Konflikte

leiteten den Niedergang der hellenistischen Staaten ein. Schließlich hatten sie der

militärisch-diplomatischen Offensive Roms nichts mehr entgegen zu setzen und wurden

der Reihe nach römische Provinzen. Die Römer griffen gerne auf Kunst und Kultur des

Hellenismus zurück, da sie sich selbst vor allem im Kriegswesen auszeichneten

Microsoft ® Encarta ® 2006 © 1993-2005 Microsoft Corporation. Alle Rechte

vorbehalten.

Eroberung: Phönikien:

Phönikien = ein Land mit vielen Stadtstaaten für sich, hauptsl. Inseln, bedeutende Seemacht, 

wichtig für Handel (Herstellung von Glas und Textilien, Olivenölexport).

Perser hatten großen Interesse an Phönikien, auf Grund der Flotten und Handelsverbindungen, 

große Seemacht, viele Einwohner (fast wie Athen). Unter pers. Schutz konnten sie sich bis 

nach Palästina ausbreiten. 

Alexander eroberte die Perser, welches sich auch auf die phönik. Städte spürbar machte bzw. 

Alexander tlw. auch hier die Herrschaft übernahm. Die Städte Tyros und Sidon (welches ich 

aus der Eroberung durch die Perser davor widersetzte hatten) leisteten besonders Widerstand 

gegen die Eroberung, sie waren aber nicht die einzigen phönik. Städte, welche Widerstand 

leisteten, sie waren die einzigen Städte, in denen kein Konsens hergestellt werden konnteu 

und die äußere Gewalt brauchten, um ihre eigene Zerissenheit zu lösten.

Weiters wird behauptet, dass es „Phönikien“ eigentl. nie gegeben hatte, sondern nur mehrere 

Städte an sich.

Zusätzl.   Wird   erwähnt,   dass   unter   Hellenismus   der   Prozess,   welcher   Alexander   zum 

Durchbruch im Osten verhalf, verstanden werden kann.

Städtegründung: Syrien:

Syrien ist ein karges, trockenes Land. Um Agrarproduktion gewährleisten können, benötigt es 

Bewässerungsanlagen. Syrien erlebte Zeiten von hoher Bevölkerung in den Städten, welches 

die   Agrarproduktion   ankurbelte,   da   Anfrage   und   Bedarf   stiegen.   Danach   legte   sich   dies 

wieder.   Im Zuge der  Hellenisierung   (Erscheinen  der  Makedonen)  blühten  syrische  Städte 

wieder,   es   kam   zu   demograph.   Und   wirtschaftl.   Wandel,   Erungenschaften   (Kultur, 

14

Page 15: Fragen KOA Orient SoSe 08 1. Nissel (Emi) · sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen). 1. 3. Was versteht man unter dem Kulturerdteil 'Orient

Architektur, Megastädte etc. )der neuen Kultur prägten sich auch hier ein.

Resumée:

Eroberung, Städtegründung, Hellenisierung der Bildung sekundärer Statten sind Teiler einr 

großen   Verwandlung   der   altorientalischen   Welt,   die   durch   Kontakt   mit   hell.   Mittelmeer 

ausgelöst wurden. Entscheidungen dieser Zeit wirken noch Jahrhunderte später nach. Bsp.: 

Verlust des iran. Teils der ehem. Perserwelt verursachte eine geograph. Scheidelnien bis Islam 

die Region neu ordnete. Röm. Expansion um Herrschaft im Orient sollte nie über dies Linien 

hineauskommen.

2.   (Beitrag   Felix)  Beschreiben   Sie   die   letzte   Phase   der   römisch­sasanidischen 

Auseinandersetzung am Vorabend der islamischen Expansion. 

Ich habe mir beide Artikel nun schon 3 (!) mal durchgelesen und kann einfach keine Konkrete 

Antwort finden….

Es geht jedenfalls darum, dass es zw. Rom und dem Nahen Osten (Bev. Gruppen wechseln 

sich ständig), auf der islam. Seite spricht man ab ca. 300 n.chr von den Sasaniden, davor von 

den   Parthern   ständig   um   Gebiete   streiten   und   vor   allem   auch   darum,   welche   Religion 

verbreitet wird.

Im 7.Jh.n.Chr kommt es zu einer vermerhten Verbreitung des Islams, da Muhammed in neu 

festlegt.

Tlw. kommt es auch zu Friedensphasen zw. Beiden Völkern.

Von Hannes:

"In mehreren Feldzügen hatten die Sassaniden die Oströmer an den Rand des Untergangs 

gebracht und kontrollierten einen Großteil des Reiches, bis Kaiser Herakleios 622 wieder in 

die Offensive ging. In drei Feldzügen, die Herakleios bis in den Kaukasus führten, gelang es 

ihm, wenn auch nur unter  Aufbietung aller  verfügbaren Kräfte,  das  Blatt  zu wenden und 

mehrere persische Verbände zu schlagen.  Es zeigte  sich nun,  dass Chosrau II.  den Krieg 

offenbar   nicht   mit   aller   Entschlossenheit   führte:   So   standen   starke   Truppenverbände 

(eventuell sogar die besseren) in Ägypten, die sich auch nicht am Kampf gegen Herakleios 

beteiligten,  zumal  Chosrau  seinen  Kommandeuren,  wie  dem fähigen  General  Shahrbaraz, 

15

Page 16: Fragen KOA Orient SoSe 08 1. Nissel (Emi) · sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen). 1. 3. Was versteht man unter dem Kulturerdteil 'Orient

wohl  nicht  wirklich  vertraute.  Eine  persische  Großoffensive,  die  mit  der  Belagerung  von 

Konstantinopel 626 durch die mit den Persern verbündeten Awaren verbunden war, scheiterte, 

zumal die Perser nicht auf das europäische Ufer übersetzen konnten. Seit etwa 620 scheinen 

die  persischen  Truppen   in  Hinblick  auf  Strategie,  Ausrüstung  und  Taktik  den  Anschluss 

verloren zu haben: Die scheinbare Macht des Sassanidenreiches, das seine Leistungsfähigkeit 

in  diesem Kampf  stark  überfordert  hatte,  erwies   sich  nun offenbar  als  brüchige  Fassade. 

Entscheidend für die persische Niederlage aber waren vermutlich weniger die verzweifelten 

Aktionen des Kaisers, der zu keinem Zeitpunkt auf die Hauptstreitmacht der Sassaniden traf, 

als das Eingreifen der Türken in den Krieg: Ihre Angriffe führten dazu, dass die Perser einen 

Zweifrontenkrieg   führen   mussten,   für   den   sie   traditionell   schlecht   gerüstet   waren.

Anfang   Dezember   627   fügte   Herakleios   den   Persern   in   der   Schlacht   bei   Ninive   eine 

Niederlage zu. Chosrau II., der sich in der Nähe aufhielt und von dem römischen Vorstoß 

überrascht worden war, musste fliehen und verlor damit sein Ansehen und seinen Rückhalt 

bei den Großen des Reiches; er wurde bald darauf (Februar 628) entthront und schließlich 

ermordet.  Sein  Nachfolger  Kavadh   II.   ersuchte  um Frieden.  Die  Sassaniden  mussten  das 

Kreuz   Christi   und   alle   eroberten   Gebiete   zurückgeben   (629/630).   Die   im   Grunde 

ungeschlagenen   persischen   Truppen   zogen   sich   in   das   Reich   zurück,   und   ihre   Anführer 

griffen sogleich in den Kampf um die Krone ein.

Ich versteh einfach nicht, dass ich keine konkrete Antowrt auf dies Fragen finden kann… Ich 

schreib mal den Stefflbaur an, aber der wird auch nix. Aber ich sitz jetzt echt schon Stunden 

an den 2 Kapiteln von Stefflbaur und Felix….

3.   (Vortrag)  Welche   Rolle   spielt   der   'Orient'   im   abendländischen 

Geschichtsbewusstsein? Begründen Sie diese anhand von Beispielen. 

Durch   morgenland   wird   auch   europ.   Sichtweisen   reflektiert    lycées,   scholastische 

Rückbesinnung, humansimus, gymanasium, debatte um klass. Antike als identitägsstifenendes 

Element der EU  all dies sonst nicht möglich

16

Page 17: Fragen KOA Orient SoSe 08 1. Nissel (Emi) · sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen). 1. 3. Was versteht man unter dem Kulturerdteil 'Orient

Völker  Europas  teilen  mit  der  des Nahen Ostens historische Efahrung (Hellenisumsu und 

imperium   Romanum):   Begegnung   mit   Hell.   Kunst,   Philsophie,   Unterwerfung   Roms, 

Integration,  Selbstbehauptung.  Germanen  und  Araber   sind  hierbei  Randvölker,  die  neben 

Ökumenen gebleiben waren, Barbaren des Waldes und der Wüste sind Stiefzwillingen der 

mediteranen Antike, sie sind ihr gemeinsamens Erbe.

7. Kickinger (Fiona) war in VO

1. Was definiert die Lebensweise des Pastoralnomadismus? Welche weiteren Erwerbs­ 

und Lebensformen sind für Pastoralnomaden typisch?

Pastoralnomaden wandern bereits seit Jahrtausenden in den Wüsten, Steppen und gebirgigen 

Zonen des Orients, dringen aber auch in Gebiete der Sesshaften vor. Besitzen die Fähigkeit 

sich   an   ariden   oder   schwer   zugänglichen   ökologischen   Zonen   anzupassen   und   diese   zu 

nutzen.   Mobilität   aus   ökonomischen   oder   politischen   Gründen,   z.B.   bei   Dürre,   um   sich 

staatlichen Einflüssen oder Steuern zu entziehen 

Nomadismus ist eine optimale Form aktiver Anpassung an ökologische und soziopolitische 

Umstände

Keine genaue Definition  von Pastoralnomadismus  auf  Grund der  großen Unterschiede   im 

Erscheinungsbild des Nomadismus.

Wirtschaftliche  Betrachtung:  Nomadismus  =  mobile,   auf   extensiver  Weidewirtschaft 

basierende   Lebens­   und   Wirtschaftsweise,   deren   Grundlage   die   Viehhaltung   bildet 

(Vieh = Hauptproduktionsmittel, Naturweide als Produktionsgrundlage).

Unterscheidung in:

­ Vollnomadismus: gesamte Gesellschaft ist nomadisch, leben fast ausschließlich von 

der  Viehhaltung,  Zelte/Schutzschirme  als  Behausung,  Tiere   als  Transportmittel,   in 

Stämmen organisiert

­ Halbnomadismus: Teile der Gesellschaft sind sesshaft,  Hauptteil der Zeit  Nomaden 

(≠Halbsesshaft: für kurze Zeit nomadisiert), in Stämmen organisiert, zerfallen aber in 

Gruppen,   zahlreiche   Ausprägungen:   Bergnomadismus   als   Variante   des 

Halbnomadismus: jahreszeitliche Wanderung ist den Reliefverhältnissen entsprechend 

vertikal angepasst

17

Page 18: Fragen KOA Orient SoSe 08 1. Nissel (Emi) · sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen). 1. 3. Was versteht man unter dem Kulturerdteil 'Orient

­ Transhumanz: nur Hirten wandern über kurze Strecken, Vieh gehört den Hirten nur 

zum Teil, sondern auch bäuerlichen Grundbesitzern, z.B. Almwirtschaft

­ Pastoral nomadism proper: Absenz von Ackerbau

­ Seminomadic pastoralism: extensive Viehzucht, supplementär und sekundär Ackerbau

Nomaden nutzen eine Vielzahl von Ressourcen  Multi­Ressourcen­Wirtschaft

Zusätzliche Ressourcen zur Existenzsicherung:

­ Jagd­ und Sammelwirtschaft

­ Getreideanbau   und   andere   Feldarbeit:   Erwerb   von   Eigentumsrechte   für   marginale 

Felder in Gebieten mit niedriger Bevölkerungsdichte 

­ Verpachtung von Agrarland (Pachterhebung, wo Nomaden Dörfer dominieren) 

­ Transport, Handel 

­ Vermietung von Reit­ und Lasttieren

­ Militärdienste

­ Beute und Schmuggel

­ Temporäre Lohnarbeit (auch Arbeitsmigration), Trödlerei und Transport

­ Einhebung von Tributszahlungen oder Abgaben für den Schutz (vor Überfällen) von 

Karawanen,   von   Kleinvieh   züchtenden   Nomaden   oder   Sesshaften:   Lokale 

Machtverhältnisse durch Schutzbeziehungen ausgedrückt

Schutz bzw. Angriff nur durch Nomaden mit Reittieren möglich = Machtpotenzial = 

Prestige  Auswirkungen auf die Hierarchisierung innerhalb der Stämme

Weite Wanderungen nur bei militärischer Stärke möglich. Voraussetzungen: Reittiere 

(Pferde, Kamele), Zucht und Reitkunst, Ausrüstung (Sättel, Waffen)

Migrationrhythmen:

­ periodisch­jahreszeitlich

­ episodisch­zeitlich 

enorme Unterschiede in der Distanz  Zusammensetzung der Herde wirkt sich auf Migration 

aus    im 20. Jh. Umstieg von Kamel­ auf Schafzucht: Schafe können nicht so weit in die 

Wüste vordringen  Einschränkung des Lebensraumes 

Weiden sukzessive von verschiedenen Stämmen genutzt    Regelung der Weiderechte  

18

Page 19: Fragen KOA Orient SoSe 08 1. Nissel (Emi) · sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen). 1. 3. Was versteht man unter dem Kulturerdteil 'Orient

gewisse politische Ordnung vorausgesetzt

2. Wie funktionieren nomadische „Stämme“? Was sind ihre Charakteristika?

Merkmal des Pastoralnomadismus: Organisation in Stämmen (nicht nur für Nomaden gültig: 

auch Bauern oder sogar Städter)

Vollnomaden   stets   in   Stämmen   organisiert,   Halbnomaden   auch,   zerfallen   jedoch   in 

Untergruppen 

Stämme = Vereinigung bzw. Gemeinschaft, die auf gegenseitiger Unterstützung basiert und 

deren Mitglieder gemeinsam dazu beitragen innere Ordnung herzustellen und sie nach außen 

zu verteidigen

Stämme sind politische Einheiten

Stämme   können   über   Verwandtschaft   organisiert   sein   oder   auch   andere   Individuen 

eingliedern    Wichtige Prinzipien der sozialen und politischen Organisation: Deszendenz, 

Verwandtschaft, Segmentierung, Territorialität

Deszendenz:   patrilineare   Deszendenz   (im   Mittleren   und   Nahen   Osten)   bei   allen 

Nomadengesellschaften mit Ausnahme der Tuareg in der Sahara (matrilineare Deszendenz) 

vorherrschend

Segmentierung:   tribale   Gruppen   in   kleinere   Segmente   unterteilt,   über   die   Zugehörigkeit 

determiniert wird  Segment=Identität

Segment­Gruppe kann zu einer Interessensgemeinschaft werden 

Lineage­Theorie von Edward Evens­Pritchard: 

Lineage = unilineare Abstammungsgruppe (direkt von einem Ahn abstammend) = Kern des 

Systems

Segmentierung = vorrangiges Organisationsprinzip von Stämmen 

verschiedene   Segmente   bzw.   Gruppen   gleichen   einander   in   ihrer   inneren   Struktur.   Jede 

einzelne Sektion hat ihr Oberhaupt. 

Autorität auf alle Punkte der tribalen Struktur verteilt  politische Führung nur in Situationen 

gegenüber der Außenwelt (≠  Ernest Gellner: es kristallisieren sich immer Führer heraus  

Macht oft über Generationen in einer lineage!)

19

Page 20: Fragen KOA Orient SoSe 08 1. Nissel (Emi) · sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen). 1. 3. Was versteht man unter dem Kulturerdteil 'Orient

Segmente einer Ebene sind gleichwertig (≠  Emrys Peters:  Macht ist unter den Segmenten 

ungleich verteilt!) 

Komplementäre   Opposition   von   Segmenten   typisch:   dynamische   Beziehung   von 

gegenseitiger Ausschließung und Ergänzung

Charakteristisch für soziale Schichtung in segmentären Gesellschaften: formale Gleichheit des 

Großteils   der   erwachsenen   Männer   und   ihrer   Qualifikation,   an   der   Politik   und   Gewalt 

teilzunehmen  

Das Lager = Basiseinheit sozialer Organisation. In den Lagergruppen: Großteil der Männer 

über   die   männliche   Linie   verwandt,   aber   auch   andere   Haushalte   aufgenommen   (nicht 

verwandt).  Politische  Verantwortung als  Kriterium für  die  Aufnahme in die  Lagergruppe. 

Korporativ (ein Körper)

Lager heute: eher kleine Lagerplätze, wo Gruppen einer Abstammung siedeln, wesentlicher 

Unterschied zu früher: wandern in seltensten Fällen zusammen

Beispiele:

Beduinen der Negev:  Deszendenz und Territorialität als wesentliche Organisationsprinzipien 

 Territorialität, weil neben Viehzucht auch Ackerbau (Besitz von Weide­ und Ackerland); 

determiniert die Zugehörigkeit zu einem Unterstamm und zum Stamm

Deszendenz determiniert  die Mitgliedschaft  in Sektionen und gemeinsam verantwortlichen 

hams­Gruppen (co­liable groups): agnatische männliche Verwandte, können Herkunft über 5 

Generationen auf einen gemeinsamen Vorfahren zurückführen. Zugehörigkeit  über Geburt, 

selten über Inkorporierung. 

Aufgabe der hams: gemeinsame Verantwortung in Blutangelegenheiten. Handelt korporativ. 

Stämme der Negev aus Unterstämmen gebildet. Unterstämme aus hams­Gruppen. Beduinen­

Kerngruppe + andere hams­Gruppen 

Größte  politische  Einheit  =  Stamm: Ziel:  Verstärkung des  menschlichen Potenzials  durch 

Eingliederung von anderen Gruppen

Wüstensteppe Syriens: Deszendenz nicht als Voraussetzung für einen Stamm

hamsa­Gruppen = sehr enge Solidaritätsgruppen. Decken sich nur in bestimmten Situationen 

mit den Segmenten. 

20

Page 21: Fragen KOA Orient SoSe 08 1. Nissel (Emi) · sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen). 1. 3. Was versteht man unter dem Kulturerdteil 'Orient

Heute recht flexibel in Bezug auf die Bezahlung von Blutgeld: z.B. sozial Schwache müssen 

nicht bezahlen, staatliche Grenzen spielen keine Rolle, Verhandlungen zwischen den Familien 

(des Opfers und des Täters) über Blutgeldzahlungen nach tödlichen Ausgang eines Unfalls, 

Blutrache nur in seltenen Fällen

Stammesidentität   bei   syrischen   Stämmen   am   Grad   des   solidarischen   Verhaltens   und   der 

Orientierung  an   Idealen  und Werten  gemessen    an­nahwa:  Ehrgefühl,   aus  dem heraus 

männliche   Stammesmitglieder   handeln   bzw.   Ethos,   an   den   man   sich   orientiert.   Gute 

Verhaltensweise und Bräuche als Vorbild für Stammesmitglieder

namûs:  Männer  müssen  achten,  dass  die  Frauen  das  Ehrgefühl  nicht  verlieren  bzw.  dass 

niemand die Ehre der Frau verletzt: Schutz der Frauen unbedingt notwendig

Stamm noch immer eine politische Einheit?: durch Eingriffe der Regierungen im 20. Jh.  

neues   Problem:   Pazifizierung   der   kriegerischen   Nomaden,   sukzessive   rechtliche   und 

politische Entmachtung der Stämme, Ansiedlung eines Teils der Nomaden in Gebieten unter 

direkter staatlicher Kontrolle. In Syrien wurden manche Stammesoberhäupter oder ­mitglieder 

als Ausgleich ins Parlament gewählt 

3. Wie gestaltet sich (historisch und gegenwärtig) das Verhältnis zwischen Nomaden und 

Sesshaften? Was sind Probleme, was Kooperationselemente?

Nomaden können sich an aride Zonen anpassen, sind aber nicht autark: benötigen seit jeher 

handwerkliche Produkte und zumindest Getreide als Nahrungsmittel

Pastoralnomaden verfolgten eine spezialisierte  Wirtschaftsform,  die sie von Produkten der 

Sesshaften abhängige machte    Anpassung an die natürliche Umgebung + Anpassung an 

nichtnomadische Welt

Großteil  der handwerklichen Produkte muss über den Markt oder durch Tausch erworben 

werden, z.B. Kleidung, Geschirr, Waffen, Nahrungsmittel, Zeltbahnen, Teppiche

Sesshafte Bevölkerung benötigt nomadische Produkte wie Fleisch, Milchprodukte und Wolle

Aneignung der Produkte von Sesshaften durch Pastoralnomaden durch:

­ Handel: Tausch von Überschussprodukten gegen Agrar­ und handwerkliche Produkte 

 spezialisierte Wirtschaft der Nomaden völlig in lokale Wirtschaft integriert 

Handel   in  Form von dauerhaften  Beziehungen zwischen Pastoralnomaden und den 

21

Page 22: Fragen KOA Orient SoSe 08 1. Nissel (Emi) · sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen). 1. 3. Was versteht man unter dem Kulturerdteil 'Orient

Partnern in den Dörfern entlang der Wanderroute. Dorfpartner als Vermittler zwischen 

Nomaden und Bauern/Händler 

­ Kriegsführung und Beutezüge (früher)

­ Verpachtung 

Zusätzliche Verdienstmöglichkeiten:

­ wo Nomaden Dörfer dominieren: Pachterhebung

­ Nomaden bieten den Sesshaften ihre Arbeitskraft oder Tiere an

­ Gebiete mit niedriger Bevölkerungsdichte: Erwerb von Eigentumsrechte für marginale 

Felder + Bewirtschaftung

­ Temporäre Lohnarbeit, Trödlerei und Transport

­ Früher:  militärische Überlegenheit  der Nomaden    Beutezüge + Tributszahlungen 

der   sesshaften   Bevölkerung   zum   Schutz   vor   Überfällen:   ermöglichte   Zugang   zu 

Produkten, Eroberung von Land und Herausbildung langlebiger Dynastien

Kontrolle   weiter   Gebiete   durch   die   Nomaden   ist   charakteristisch   für   traditionelle 

Staaten   des   Nahen   Ostens.   Vielseitige   Beziehungen   zwischen   Regierung   und 

Nomaden.   Zahlreiche   Nomadenstämme   stehen   selbst   an   der   Spitze   des   Staates 

(Aristokratien)

Einwanderungswellen   im   18.   und   19.Jh.   +   mangelnder   Schutz   durch   die   osmanische 

Regierung  Großteil der sesshaften Bevölkerung in den Westen abgewandert  ehemaliges 

Agrarland wurde zum Weideland für Nomaden

Geschichte des Nahen Ostens zeigt die reale bzw. potenzielle Gefahr der militärischen Stärke 

von Nomadenstämmen für die sesshafte Bevölkerung, z.B. im 19.Jh. drangen die Nomaden in 

die Städte vor. Man musste sich mit den Nomaden arrangieren. 

Erst ab Mitte 19. Jh. (neue Waffen):  Zentralisierung und Pazifizierung möglich.  Nomaden 

haben keinen Platz im Gesellschaftskonzept der modernen Staaten  sozialer Aufstieg oder 

Verarmung 

Pastoralnomaden auf Grund der Zentralisierung und Modernisierung zunehmend unter starken 

Druck. Nomadische Lebensweise als Hindernis für die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen 

Modernisierungsprogramme der  Regierungen  gesehen.  Sesshaftmachung  der  Nomaden als 

Lösung   des   „Nomadenproblems“.   Übersehen   wurde   dabei   die   reziproke   wirtschaftliche 

Beziehung der Nomaden zu den Sesshaften.

22

Page 23: Fragen KOA Orient SoSe 08 1. Nissel (Emi) · sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen). 1. 3. Was versteht man unter dem Kulturerdteil 'Orient

Kolonialismus,   Entkolonialisierung,   Nationalismus,   Modernisierung   und   Industrialisierung 

sind bedeutende Eingriffe in die Lebensweise der Nomaden. 

Nomaden haben selbst zur Anpassung und zur Integration in die Gesellschaft beigetragen

­ Umstieg auf Lastwagen zum Tiertransport, auf Kamel­ bzw. Schafzucht  Ziehen in 

manchen Gebieten nur noch vorbei

­ Kontakte mit Märkten, Städten

­ Schulbildung und Information über Medien

8. Rasuly (Martin) 

1.   Erläutern   Sie   was   unter   der   Definierung   Zentralasiens   als   „verbindender   und 

gleichzeitig trennender Raum“ zu verstehen ist.

Diese Definierung ist dem Umstand geschuldet, dass Zentralasien wegen seiner ungeheuren 

Weite einerseits die Kulturen an seiner Peripherie (zB die nahöstliche und die chinesische) 

von   einander   getrennt   hielt,   gleichzeitig   aber   zur   Ausbreitung   kultureller   Impulse   einen 

schmalen,   jedoch  fast  nie  unterbrochenen Verbindungsweg zwischen diesen  Randkulturen 

schuf und damit die Rolle eines "Transmissionsmedium" erfüllte. Insbesondere ist hierbei auf 

die "Seidenstrasse" hinzuweisen

2. Erläutern Sie die Rolle Zentralasiens als „Transmissionsmedium“

Zentralasien hat die Rolle eines "Transmissionsmediums" da über diese Region verschiedene 

durchaus wichtige Entdeckungen, Erfindungen und Entwicklungen ihren Weg in den Nahen 

Osten und auch Europa gefunden haben. Rasuly erwähnt dabei unter anderem neben Seide, 

das Papier welches von Samarkand aus in die gesamte islamische Welt exportiert wurde, oder 

auch metallene Steigbügel, eine Erfindung aus dem China des 5. Jahrhunderts, welche über 

die zentralasiatischen Reiternomaden,  die  diese Erfindung aufgriffen,   in den Nahen Osten 

gebracht   wurden   und   sich   von   dort   aus   in   weiterer   Folge,   durch   arabisch­muslimische 

Invasionen in Spanien und Frankreich, nach Europa verbreiteten.

3.   Erläutern   Sie   einige   positive   und   negative   Auswirkungen   des   zentralasiatischen 

Reiternomadismus.

23

Page 24: Fragen KOA Orient SoSe 08 1. Nissel (Emi) · sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen). 1. 3. Was versteht man unter dem Kulturerdteil 'Orient

­   Verbreitung   der   zentralasiatischen   Variante   des   Sufismus   (durch   turko   mongolische 

Reiternomaden)

­ Schwächung der politischen Strukturen durch 

  ­ Nomadismus und Tribalismus ­> noadische politische Konzepte führten oft zum Zerfall der 

Zentralmacht und somit zur politischen desintegration

   ­ Iqata System ­> Aufteilung neu eroberter  Gebiete unter verdienten Repräsentanten der 

Zentralmacht und Führungsschicht der nomadisierten         Stämme ­ führte zu Streitigkeiten 

zwischen Teilgebieten untereinander und auch mit Zentralmacht 

­ Ökonomische Schäden durch Invasionen und Eroberungszüge (zB durch Dschingiz Khan, 

Tamerlanes)

   ­ Zerstörung wirtschaftlicher Grundlagen, zB Bewässerungsanlagen, welche umgehenden 

Zusammenbruch   der   Agrarwirtschaft   bedeuten   konnte.   Dies   hatte   die   Verödung   ganzer 

Landstriche zur Folge und trug ­ neben dem Zustrom turko­mongolischer Reiternomaden ­ 

mit zur Re­Nomadisierung einzelner Regionen bei.

­ Militärsklaverei

   Wahrscheinlich  nicht  von Reiternomaden selbst  geschaffen,  sondern wahrscheinlich  von 

Sodgier (betrieben umfangreiche Handelsaktivitäten entlang der Seidenstrasse, welche durch 

solche, zu Soldaten ausgebildeten Sklaven, geschütz wurden) übernommen.

starke Türkisierung der Region  

 ­> Sesshaft werdung türkischer Nomaden führte auch zur Übernahme des Persichen. Hatte in 

grossen Teilen Bilingualismus (Türkisch, Persich) zur Folge, unter gebildeten Schichten sogar 

Trilingualismus (+ Arabisch)

Während   Persische   vorerst   als  Hof­   und   Literatursprache  galt,  wurde   türkische   Literatur 

immer mehr gefördert, woraus eine eigenständige türkische Literatursprache entstand

9. Hakami (Sarah) war nicht in VO

1. Beschreiben Sie kurz die Hydraulische Theorie von Wittfogel.

Wittfogels „Wasserfalle“­ Wittfogel ist der Sprössling der einflussreichen Frankfuter Schule. 

24

Page 25: Fragen KOA Orient SoSe 08 1. Nissel (Emi) · sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen). 1. 3. Was versteht man unter dem Kulturerdteil 'Orient

Durch seinen wissenschaftlichen Background darauf trainiert, ging er daran, die wahren 

Ursachen in der „Basis“, also in der speziellen Ökonomie der orientalischen Gesellschaften zu 

suchen, und so richtet er­ ausgehend von marxistischen Überlegungen zur Asiatischen 

Produktionsweise – sein Augenmerk auf diejenige Ressource, die damals wie heute im Orient 

die entscheidende war­ Wasser. 

Hydraulische Zivilisationen wie sie Wittfogel nannte, sind Gesellschaften deren 

Landwirtschaft auf großflächiger und kontrollierter Bewässerung basiert. Beispiele hierfür 

wären: Das Antike Mesopotamien und das Antike Ägypten, welche er als prototypisch ansah. 

Auch nannte er aber: pristine states, also Staaten die ohne Beeinflussung anderer Staaten 

entstanden waren, wie zum Beispiel die alten Kulturen im heutigen China, Indien, Mexiko 

und Peru­ die „orientalischen Despotien“ langen also nicht zwangsläufig im Orient. 

Die Hydraulischen Zivilisationen unterscheiden sich von anderen Kulturen, da es in ihrem 

Gebiet notwendig war Wasser auf eine besondere Art und Weise zu nutzen. Wittfogel meint, 

dass wo immer so eine intensive Bewässerung gebraucht wird, entsteht auch eine notwendige 

zentralistische Kontrolle (das „Unternehmen“ musste geleitet werden). Die Verantwortlichen 

die diese Kontrolle ausübten, standen an der Spitze der Gesellschaft. Das Resultat dieses 

Prozesse war ein „Manager Staat“, in dem ein Manager, sprich Monarch (z.B. Pharao), 

uneingeschränkt und gottgleich regiert: er stellt die Bewässerungssysteme zur Verfügung, 

kontrolliert, managst und hält sie aufrecht. Die individuelle Autonomie wird auf Grund der 

Führungsperson abgegeben. 

War die großflächige Bewässerung einmal entwickelt, so setzten nun mehrer Prozesse parallel 

ein, welche die betroffenen Gesellschaften grundlegend verändern sollten. Durch die neu 

gewonnen Technologien, entstanden neue effiziente Möglichkeiten die Produktivität zu 

steigern, was immer mehr Menschen in die Städte lockte. Es fingen sich spezialisierte 

Handwerke zu entwickeln: Töpfer, Metallarbeiter, Richter, Schreiber und Wissenschaftler. 

Die Arbeitsteilung in diesen Gesellschaften war ohne Zweifel größer als in jeder anderen 

Gesellschaft zuvor. Die alles führte zu erhöhtem Wohlstand, und dieser musste beschützt 

werden. So entwickelten sich große militärische Apparate, mit Eliten an der Spitze. Solche 

militärischen Aktivitäten erforderten gleich viel Leitung und Koordinierung wie der Bau 

großer Bewässerungsanlage. 

 water scheduling  calendrics

 cosntruction planning     differentiated

25

Page 26: Fragen KOA Orient SoSe 08 1. Nissel (Emi) · sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen). 1. 3. Was versteht man unter dem Kulturerdteil 'Orient

Bewässerung  large scale irrigation                             

 labor coodrination      leadership

 stable productivity  increased wealth 

      defense of irrigated works

2. Wie kam es zur Entstehung des Ackerbaues? Welche Faktoren spielten eine Rolle?

Lange Zeit war man davon überzeugt, dass es eines Geniestreichs brauchte, um Ackerbau zu 

erfinden. Mit dem Glauben an diese angeblich spontane kulturelle Leistung verbunden war 

die Vorstellung, dass die Menschen, bevor sie die geniale Idee hatten, in Armut, Krankheit 

und Hunger ihr Dasein zu fristeten. Erst durch die Erfindung des Ackerbaus und die gleich 

darauf   folgende   Sesshaftigkeit   erhob   man   sich   aus   der   Barbarei   in   die   qualitativ   höher 

stehende Zivilisation. Man weiß heute, dass unsere Vorfahren vor der Ära des Ackerbaus im 

Schnitt  Älter  und größer  wurden und gesünder   lebten als  etwa die Menschen der  Antike. 

(Ackerbau ist anstrengender als das Dasein als Jäger und Sammler, die nur 3­4 h am Tag 

arbeiten    kein  Grund   freiwillig   sesshaft   zu  werden    Sesshaftigkeit  muss   erzwungen 

worden sein). Die ersten Dörfer im Alten Orient entstanden lange vor der Entwicklung des 

Ackerbaus. Das Widersprach den alten Evolutionstheorien, die Erscheinungen wie Ackerbau, 

Sesshaftwerdung und die Entwicklung dörflicher  Strukturen in eine klare Abfolge setzten. 

Der Grund warum die Jäger des Nahen Ostens zuerst sesshaft wurden und erst viel später 

Ackerbau im großen Stil betrieben, war der, dass die in der Region vorkommenden Felder mit 

unkultivierten   Samenpflanzen   die   Nahrung   der   dort   lebenden   Vorfahren   der   modernen 

Zuchttiere waren. Tatsächlich konnten die Menschen durch Sesshaftwerdung an den Feldern 

die Tiere einfach leichter jagen. So waren die Anfänge der Agrikultur nur Mittel zum Zweck­ 

um mit möglichst geringem Aufwand an Fleisch zu kommen. 

Ackerbau­Theorie: Ende der letzten Eiszeit   Ausstreben des Großwilds, worauf die Jäger 

spezialisiert   waren    Konzentration   auf  Kleinwild    Veränderung  der   Jagdtechnologie 

(kleine Felder)  Semi­Sesshaftigkeit: siedelten sich neben dem Kleinwild an  Kleinwild­

Overkill  Pflanzen­ und Tierdomestikation (zur Haltung und Ernährung der Tiere Pflanzen 

anbauen) Umstellung des Nahrungsspektrums 

In der neuen Welt wurden erst soäter Tiere domestiziert  Eroberung der neuen Welt durch 

die alte Welt

26

Page 27: Fragen KOA Orient SoSe 08 1. Nissel (Emi) · sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen). 1. 3. Was versteht man unter dem Kulturerdteil 'Orient

3. Beschreiben Sie kurz Carneiros 'Circumscription Theory'.

Carneiros Theorie baut auf der Theorie von Robert Sussman auf. Sussman sagte, dass durch 

das Sesshaftwerden die Frauen mehr Kinder auf die Welt bringen konnten, da sie nun die 

Ruhe hatten,  sich auch um diese zu kümmern  [  Folgen der Sesshaftigkeit  eklatant:  zw. 

8000­4000 v. Chr. Populationswachtum von 100 000 auf 3,6 Mio. im fruchtbaren Halbmond. 

Sussman:  Population  steigt  mit  Ackerbau/Sesshaftigkeit   langsam an    müssen  erst   recht 

Ackerbau betraieben  um die  Bevölkerung zu ernähren]  Carneiro  sagt,  dass  all  diejenigen 

Gesellschaften,  die  sich zu  pristine  states  entwickelt  haben,  etwas  gemeinsam haben:  Sie 

traten   alle   in   ökologisch   stark   umgrenzten   Gebieten   auf.     Bei   der   angenommenen 

Populationssteigerung  nach  der  Sesshaftwerdung  und der  damit  verbunden  Domestikation 

von  Tieren  und  Pflanzen  bereitete   sich  die  Ackerbau   treibende  Bevölkerung  des  Orients 

mählich entlang der fruchtbaren Gebiete aus. Über lange Zeit stieg zwar die absolute Anzahl 

der Personen in diesem Raum, aber die Bevölkerungsdichte blieb ziemlich konstant, da sich 

die Gruppen und Dörfer  immer wieder aufspalteten,  und so vorher unbesiedelte Regionen 

erschlossen.   Bald   hatten   die   Menschen   in   den   fruchtbaren   Gebieten   Ägyptens   und 

Mesopotamiens keine Chance mehr, in weitere Gebiete auszusiedeln, da sie von Wüste und 

unfruchtbarem   Boden   umzingelt   waren.  Eine   steigende   Menschanzahl   auf   begrenztem 

Raum bedeutet  zwangsläufig eine Zunahme der Bevölkerungsdichte,  und diese führt 

irgendwann unweigerlich zu einem steigenden Bevölkerungsdruck, was nicht anderes 

bedeutet, als dass immer mehr Menschen mit immer weniger Ressourcen auskommen 

müssen, die eine bestimmte Produktionsweise zur Verfügung stellt. 

Carneiros Theorie:

Population growth         Population Pressure military organisation

          Centralized org

Circumscribed resources  more warfare            societal domination

VO:

Darstellung der Orientalischen Zivilisation in Schulbüchern: 

Land   um   Euphrat   und   Tigris   so   fruchtbar,   dass   genug   Ernteerträge   eingefahren   werden 

konnten, sodass die Nahrungsmittel auch anderen genügten  Herausbildung verschiedener 

Berufe (vgl. Theorie von Childe).

27

Page 28: Fragen KOA Orient SoSe 08 1. Nissel (Emi) · sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen). 1. 3. Was versteht man unter dem Kulturerdteil 'Orient

Gemeinschaftsarbeit:   gemeinsam   Probleme   angehen    Bewässerung   der   Felder  

Bewässerungssysteme. Einzelinteresse zum Wohle des Allgemeinwohls zurückgetreten. (vgl. 

Wittfogel)

Automatische Theorie von Gordon V. Childe: eine Sache folgt automatisch der anderen

Agriculture    surplus   of   food    individual   divorce   from   producing    occupational 

differentiation (Arbeitsteilung)  political integration  state

Hydraulische Theorie von Karl A. Wittfogel – Managertheorie:

Gemeinschaftsarbeit: muss koordiniert werden  politische Führung notwendig

10. Baumgarten ( von ?)

1.  Beschreiben  Sie  beispielhaft,  wie  Entscheidungsfindungsprozesse   innerhalb  der  Hamas 

'basisdemokratisch' funktionierten. 

­Es gibt innerhalb der Partei immer wieder heftige Debatten über den Kurs. Oft verhindern die 

unteren und mittleren Führungsschichten der Hamas, also die jungen Mitglieder, unter ihnen 

auch   StudentInnen,   Beschlüsse   „der   Alten“.   Die   Hamas   ist   stark   von   unten   nach   oben 

organisiert, eine Ausnahme im arabischen Raum. Dies hängt natürlich auch damit zusammen, 

dass   die   Partei   stark   von   Mitgliedsbeiträgen   und   Freiwilligenarbeit   (besonders   im 

Sozialsektor) abhängig ist.

2.  Welche Argumente bewogen wahrscheinlich die  Hamas zur Teilnahme an den Wahlen 

2006.

Seit 1989 (Muslimbrüder in Ägypten) stellen sich islamistische Parteien Wahlen.

Die Hamas erzielte vorher schon überraschend gute Wahlergebnisse bei Lokalwahlen.

Die Hamas rechnete sich gute Chancen aus, da allgemein eine große Unzufriedenheit mit der 

Fatah­Regierung herrschte. Außerdem war die Hamas in weiten Teilen der Bevölkerung, auch 

oder gerade wegen ihrem sozialen Engagement, verankert.

3.  Welche  Gründe waren  für  den Wahlsieg  der  Hamas ausschlaggebend?  Was motivierte 

Wähler gegen die Fatah zu stimmen.

28

Page 29: Fragen KOA Orient SoSe 08 1. Nissel (Emi) · sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen). 1. 3. Was versteht man unter dem Kulturerdteil 'Orient

­Meinungsforschungen fanden folgendes heraus: 

Die   Hamas   zog   viele   Protestwähler   an.   Die   Wähler   wollten   das   korrupte   Fatah­Regime 

abwählen. Das Hamas­System, also vor allem das Engagement im sozialen Sektor, wurde als 

positiv angesehen.

Außerdem   enthielt   das   Wahlprogramm   der   Hamas   auch   zahlreiche   „demokratische“ 

Forderungen,   wie   turnusmäßige   Wahlen,   Rule   of   Law   (allerdings   islamisches   Recht), 

Gewaltenteilung,… 

1. Beschreiben Sie beispielhaft, wie Entscheidungsfindungsprozesse innerhalb der 

Hamas 'basisdemokratisch' funktionierten. 

„Der Führer der Hamas, Mashal, ist natürlich nicht repräsentativ für seine Organisation. Die 

Hamas ist ja sehr basisdemokratisch ausgerichtet. Sie hatte zwar einen radikalen 

kriegsbegeisterten Führer, aber die Basis sehr pazifistisch orientiert ist."

Sie hat von sich aus eine deutliche Einbindungsstrategie verfolgt. Vor zehn Jahren noch hat 

sie eine Beteiligung an Parlamentswahlen abgelehnt. Nun ist sie Teil einer Institution, die 

Produkt des von ihr immer abgelehnten Oslo­Prozesses ist. Die Hamas war bereits in den 

Gemeinde­ und Stadträten vertreten, sie stellt Bürgermeister. Sie hat den Marsch durch die 

Institutionen angetreten. Dadurch ist es für sie notwendig geworden, sich in den politischen 

Ansichten zu verändern.

2. Welche Argumente bewogen wahrscheinlich die Hamas zur Teilnahme an den 

Wahlen 2006.

„Die Hamas hat in den vergangenen ein, zwei Jahren einen zunehmend pragmatischen 

Kurs vertreten und sich in ihren politischen Ansichten gemäßigt gezeigt. Sie hat sich mit 

der Teilnahme an den Parlamentswahlen in die palästinensischen Strukturen einbinden 

lassen. 

Allerdings werde Hamas Israel nicht anerkennen, eine Änderung der Charta, nach der der 

jüdische Staat zerstört werden soll, werde es nicht geben. Er verwies darauf, dass das 

29

Page 30: Fragen KOA Orient SoSe 08 1. Nissel (Emi) · sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen). 1. 3. Was versteht man unter dem Kulturerdteil 'Orient

Wahlprogramm, in dem von Terror abgesehen wird, nur vier Jahre gültig sei. Israel könne 

man ohnehin nicht von heute auf morgen vernichten.

3. Welche Gründe waren für den Wahlsieg der Hamas ausschlaggebend? Was 

motivierte Wähler gegen die Fatah zu stimmen.

Siehe Teilnahme an den Wahlen und basisdemokratie.

Freilich hat die Fatah einen Gutteil der Hausaufgaben nicht gemacht (und wurde deshalb 

nicht wiedergewählt?). Andererseits konnte Mahmud Abbas die Hamas und andere 

Gruppen nicht entwaffnen. Das hätte Bürgerkrieg bedeutet.

SPIEGEL ONLINE: Ist es gar ein Vorteil, wenn die Hamas die Regierung bildet? Sie gilt 

als berechenbarer als die zersplitterte, undisziplinierte Fatah.

Sterzing: Fatah ist in der Tat ein zerstrittener politischer Haufen ohne klare Linie. Hamas 

ist in der Lage gewesen, seine bewaffneten Kräfte unter Kontrolle zu halten. Hamas war 

im Unterschied zu Fatah in den letzten Wochen auch der Garant für die Wahlen. Vieles 

hat sich bereits umgedreht: Die Forderungen nach der Bekämpfung von Korruption, 

Misswirtschaft und Vetternwirtschaft hat besonders Hamas im Wahlkampf in den 

Vordergrund gestellt. Hamas kann in bestimmten Bereichen durchaus ein Partner für 

Reformen sein.

ironischer kommentar vom interviewpartner: Die Hamas ist natürlich berechenbarer, als 

die Fatah. Bei ersterer weiss man, was sie tun, wenn sie eine Waffe in der Hand halten. Da 

sollte man doch glatt mit ihnen koalieren. Vielleicht könnte der Kompriss so lauten: Israel 

wird zwar vernichtet, aber als Windpark wieder aufgebaut und die entprechenden CO2 

Emmissionszertifikate kostenlos an Europa gegeben, so dass dieses es doch noch schafft 

die Kyotoziele zu erreichen.

Allgemeines zur Hamas:

Hamas und Palästinensischer Islamischer Jihad 

30

Page 31: Fragen KOA Orient SoSe 08 1. Nissel (Emi) · sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen). 1. 3. Was versteht man unter dem Kulturerdteil 'Orient

Peter Philipp

Der Ägypter Hassan al Banna stammte aus ärmlichen Verhältnissen, er wurde zu Hause 

streng religiös erzogen und auf ein religiöses Lehrerseminar geschickt. Kurz nach Antritt 

seiner ersten Lehrerstelle in Ismailia tat er sich dort 1928 mit sechs Arbeitern der 

Suezkanal­Gesellschaft zusammen und gründete die "Gesellschaft der "Muslimbrüder"" 

("Jamiyat al­ikhwan al­muslimin"). Ihr gemeinsames Motiv: Gegen den Einfluss der 

Briten anzutreten, die zwar nicht mehr Protektoratsmacht waren, das neue Königreich 

Ägypten (seit 1922) aber dennoch kontrollierten. Nach Überzeugung der ersten 

"Muslimbrüder" führte dieser westliche Einfluss dazu, dass die Gesellschaft sich immer 

mehr verweltlichte und von den Grundsätzen des Islam entfernte. Die "Muslimbrüder" 

versuchten, die Rückkehr zum Islam entgegenzusetzen und mit sozialer und wohltätiger 

Arbeit Anhänger hierfür zu gewinnen. Die Bewegung wuchs rasch an, verbreitete sich fast 

über die gesamte arabische Welt. und wurde bald zum Vorreiter der Auflehnung gegen 

deren traditionelle Regime. 

Beim Versuch, die wichtigsten islamistischen Gruppen in der Region heute zu verstehen, 

wird man deswegen immer wieder auf diese Anfänge in Ägypten stoßen. Aus diesen 

Anfängen leiten sich die Grundthesen der verschiedensten islamistischen Gruppen ab und 

es spielt kaum noch eine Rolle, ob diese – wie "Islamischer Jihad" und "Hamas" ­ direkt 

aus der sunnitischen "Muslimbruderschaft" hervorgekommen sind oder ob es sich bei 

ihnen um eine schiitische Gruppe handelt – wie im Fall der libanesischen "Hisbollah".

Palästinensischer Islamischer Jihad

Der Gazastreifen stand von 1948 bis 1967 (mit kurzer Unterbrechung während des 

Sinaikrieges 1956) unter ägyptischer Verwaltung und der ägyptische Einfluss war 

deswegen hier besonders stark. Ideen wie die der "Muslimbrüder" fielen hier sofort auf 

fruchtbaren Boden und vermengten sich mit militanten Widerstandsideologien gegen den 

Staat Israel, die ihre Wurzeln meist auch im Gazastreifen hatten.

Die eher säkulare PLO unter ihrem langjährigen Führer Yasser Arafat enttäuschte mit der 

Zeit viele Palästinenser, weil sie nach dem Sechstagekrieg und der Eroberung des 

Gazastreifens wie auch der Westbank durch Israel (im Juni 1967) zwar schrittweise 

31

Page 32: Fragen KOA Orient SoSe 08 1. Nissel (Emi) · sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen). 1. 3. Was versteht man unter dem Kulturerdteil 'Orient

weltweite Anerkennung gewann, die Situation der Palästinenser sich aber nicht 

verbesserte. Diese Enttäuschung trieb besonders im Gazastreifen immer mehr 

Palästinenser in die Arme der Islamisten und führte auch zu deren Radikalisierung. Die 

"Muslimbrüder" aber waren in den Siebziger Jahren längst auf dem Weg, ein zwar nicht 

willkommener, aber tolerierter Faktor zu sein. 

Die Lage änderte sich mit der Revolution im Iran: Der Sturz des Schahs und die 

Errichtung eines islamischen Gottesstaates im Iran sollten Signalwirkung haben: Nur kurz 

danach spaltete sich ein militanter Flügel der "Muslimbrüder" ab, um dem Beispiel des 

Iran nachzueifern: Der "Palästinensische Islamische Jihad" wurde 1979 von Fathi Shaqaqi 

und gleichgesinnten palästinensischen Studenten gegründet. Die "Muslimbrüder" waren 

ihnen zu gemäßigt, ebenso die PLO, sie wollten den Kampf gegen Israel aufnehmen und 

hofften, dass am Ende dieses Kampfes ein großer islamischer Staat für alle Muslime 

entstehen würde– und zwar nicht nur in der Arabischen Welt. Anhänger des "Islamischen 

Jihad" sollen Kontakte zu den Mördern des ägyptischen Präsidenten Sadat (ermordet 

1981) unterhalten haben. Ihre ersten Überfälle und Terroranschläge auf israelische Ziele 

nahm die Gruppe in den achtziger Jahren auf, noch bevor in den besetzten Gebieten die 

erste "Intifada" ausbrach, der erste Aufstand der Palästinenser. 

Obwohl diese "Intifada" als gewaltloser Widerstand geplant war, bot sie den Militanten 

einen idealen Ansatzpunkt. Israel erkannte diese Gefahr nicht gleich: Es deportierte 

Shaqaqi in den Libanon, wo dieser Beziehungen mit der gerade entstandenen "Hisbollah" 

und mit iranischen wie syrischen Stellen anknüpfte und der "Islamische Jihad" wurde 

radikaler. Als es nach Abebben der "Intifada" 1993 zum Oslo­Abkommen zwischen Israel 

und der PLO kam, übernahm der "Jihad" die Führungsrolle in der militanten 

Ablehnungsfront. Shaqaqi wurde 1995 in Malta –ermordet und sein Nachfolger, Dr. 

Ramadan Abdallah Shalah, residiert seitdem in Damaskus mit engen Kontakten zum 

syrischen Regime, zum Iran und der libanesischen Hisbollah. Der "Islamische Jihad" ist 

bis heute unverändert gegen jede Verständigung mit oder Anerkennung von Israel.

Dasselbe ist offiziell auch der Fall bei "Hamas", deren Geschichte unterscheidet sich aber 

vom "Jihad" und entbehrt auch nicht einer gewissen Ironie, weil die Gründer von "Hamas" 

zunächst von Israel unterstützt worden waren:

32

Page 33: Fragen KOA Orient SoSe 08 1. Nissel (Emi) · sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen). 1. 3. Was versteht man unter dem Kulturerdteil 'Orient

Hamas 

"Hamas" (Abkürzung für "Harakat Al­Muqawama Al­Islamia" ­ "Islamische 

Widerstandsbewegung") wurde Ende 1987 bei Ausbruch der "Intifada" bekannt, als die 

Gruppe plötzlich im Gazastreifen und in der Westbank öffentlich auftrat und der 

weltlichen PLO das Terrain strittig machte. Für Israel erschwerte diese neue Situation die 

Reaktion auf den Palästinenseraufstand, da hier nun zwei verschiedene Gruppen aktiv 

waren. Aber genau diese Konkurrenz zur PLO war einmal Ziel der Unterstützung 

gewesen, die Israel den Leuten und Gruppen gegeben hatte, die nun plötzlich als "Hamas" 

auftraten: 

Bereits 1978 meldete der damals 49­jährige Sheikh Ahmed Yassin, ein seit seiner Jugend 

gelähmter muslimischer Führer in Gaza, bei den israelischen Besatzungsbehörden eine 

"Islamische Vereinigung" ("Al­Mujamma Al Islami") an, die sich um bedürftige 

Palästinenser kümmern wollte. Israel stimmte zu: Seine Strategie war, den 

Alleinvertretungsanspruch der PLO zu entkräften und zu zeigen, dass es in den besetzten 

Gebieten selbst Kräfte gibt, die die Palästinenser besser vertreten als die – damals noch in 

Tunis residierende – PLO Yasser Arafats. In Jerusalem hoffte man vor der "Intifada" und 

vor Oslo, dass eine religiös gefärbte Bewegung, die bisher vor allem karitativ und 

humanitär tätig gewesen war, ein geeignetes Gegengewicht sein würde gegen den – 

damals noch – als Erzterroristen und Todfeind verschrienen Yasser Arafat.

Schon einmal hatte Israel den Führungsanspruch der PLO untergraben wollen, indem es in 

der Westbank die Gründung so genannter "Dorfligen" unterstützte. Der Versuch scheiterte 

ebenso wie das Projekt "Hamas": "Hamas" ergriff rasch die Initiative und rief ihren 

eigenen Aufstand aus: Mit eigenen Streiktagen, vor allem aber mit eigenen Anschlägen 

versuchte "Hamas", die Führungsrolle der Intifada zu übernehmen. Hierbei kam ihre 

radikale Ideologie zum Tragen: Der ideologische Hintergrund der "Muslimbruderschaft" 

macht "Hamas" kompromisslos antiisraelisch und sie betrachtet nicht nur die 1967 

eroberten Gebiete, sondern ganz Israel als "besetztes Gebiet", das es zu befreien gilt: 1988 

verabschiedete "Hamas" ihre Statuten, den "Islamischen Pakt". Darin steht unter anderem 

– bis heute unverändert – dass man die "Flagge Allahs über jedem Quadratmeter 

Palästinas hissen" wolle. Juden müssten umgebracht werden und man solle "nicht seine 

33

Page 34: Fragen KOA Orient SoSe 08 1. Nissel (Emi) · sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen). 1. 3. Was versteht man unter dem Kulturerdteil 'Orient

Zeit mit Initiativen, Vorschlägen und internationalen Konferenzen verschwenden": 

Palästina sei ein islamisches Land.

Als Israel und die PLO Yasser Arafats 1993 in Norwegen das Oslo­Abkommen 

aushandelten, da war "Hamas" sich mit dem "Jihad" einig, diese Politik als Verrat zu 

verurteilen, im Gegensatz zum "Jihad" aber operierte "Hamas" bald mit einem 

"politischen" und einem "militärischen" Flügel. Der politische Flügel versuchte, politisch 

an Einfluss zu gewinnen, ohne jedoch die neuen Realitäten anzuerkennen: So war 

"Hamas" 1996 nicht bereit, bei den Wahlen anzutreten, weil dies einer Anerkennung von 

Oslo – und damit Israels ­ gleichgekommen wäre. Der militärische Flügel führte weiter 

Anschläge gegen Israel durch. 

Diese Anschläge nahmen an Zahl und Intensität während der zweiten Intifada ("Al Aqsa­

Intifada") zu, die nach dem Scheitern von Verhandlungen zwischen Ehud Barak und 

Yasser Arafat in Camp David im Herbst 2000 ausbrach. "Hamas" und "Islamischer 

Dschihad" waren dabei mindestens ebenso an der Durchführung von Anschlägen und 

Terrorakten beteiligt wie Anhänger von PLO­Chef Arafat. 

Zur Teilnahme an Wahlen war "Hamas" erst Anfang 2006 bereit – zwei Jahre nach 

Arafats Tod. Inzwischen war viel geschehen: Die israelische Armee hatte nicht nur Sheikh 

Yassin in Gaza ermordet , sondern auch einen Monat später seinen Nachfolger Abdel Aziz 

a­Rantisi. Die Führung von "Hamas" wurde immer mehr von Khaled Mashal 

vonDamaskus aus übernommen, Mitgründer der Organisation und seit 1996 Leiter des 

Politbüros. 

Die Wahlen 2006 wurden für Hamas zum vollen Erfolg: Begünstigt durch ein regionales 

Wahlsystem, vor allem aber durch den wachsenden Unmut der Bevölkerung über 

Korruption und Vetternwirtschaft, gewann "Hamas" 74 der 132 Parlamentssitze und löste 

damit die bislang führende "Fatah" ab, die ihren Sieg für selbstverständlich gehalten 

hatte.Größer noch aber war der Schock im Ausland: Obwohl man immer demokratische 

Wahlen gefordert und gefördert hatte, war man doch nicht bereit, dieses Ergebnis 

hinzunehmen. Es sei denn, "Hamas" würde sich von ihrer radikalen Anti­Israel­Haltung 

verabschieden und Oslo wie die Notwendigkeit eines Friedensprozesses anerkennen. 

34

Page 35: Fragen KOA Orient SoSe 08 1. Nissel (Emi) · sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen). 1. 3. Was versteht man unter dem Kulturerdteil 'Orient

Solange dies nicht geschehe, werde der Westen – allen voran EU und USA – die gewählte 

Regierung nicht unterstützen.

"Hamas" unter ihrem Regierungschef Ismail Haniyeh war dazu nicht bereit. Der 

ehemalige Berater von "Hamas"­Gründer Yassin kann es sich offenbar nicht erlauben, mit 

der radikalen Ideologie der Vergangenheit zu brechen. Statt von Frieden begann "Hamas" 

deswegen von jahrzehntelanger Waffenruhe zu sprechen und sie hielt sich bis nach den 

Wahlen an eine im Jahre 2005 verkündete zeitweilige Einstellung der Angriffe auf Israel. 

Andere Gruppen – darunter der "Jihad" – setzten ihre Angriffe jedoch fort, darunter 

Raketenangriffe von Gaza auf Israel, und Israel reagierte massiv. "Hamas" kündigte die 

Waffenruhe schließlich auf und die Situation im Gazastreifen eskalierte. Bis sie im 

Frühsommer 2007 in einen offen Bruderkampf zwischen "Hamas" und der "Fatah" von 

Palästinenser­Präsident Mahmoud Abbas mündete. Saudische und andere arabische 

Vermittlungsbemühungen (darunter die Bildung einer Koalitionsregierung zwischen 

"Hamas" und "Fatah") scheiterten und nach kurzen, heftigen Kämpfen übernahm "Hamas" 

im Juni 2007 den Gazastreifen. In der Westbank bleibt es zunächst ruhig. Dort ruft Abbas 

eine Notstandsregierung aus und beginnt unter anderem, mit dieser wieder an einem 

Friedensprozess zu arbeiten. Der Westen stellt sich hinter Abbas, auch als er von 

Neuwahlen spricht und mit einer Wahlrechtsreform schon einmal sicher stellen will, dass 

ein Sieg von "Hamas" sich nicht wiederholen kann.

"Hamas" lehnt die Bemühungen zwischen Abbas und dem israelischen Premier Ehud 

Olmert um eine Nahost­Konferenz und neue Verhandlungen als illegal ab. Solange hierbei 

keine Fortschritte erzielt werden, dürfte sich der Zuspruch für "Hamas" unter den 

Palästinensern wohl kaum verringern. (19. September 2007)

11. Krämer (Olivia) kommt sobald die Fragen online sind!

35

Page 36: Fragen KOA Orient SoSe 08 1. Nissel (Emi) · sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen). 1. 3. Was versteht man unter dem Kulturerdteil 'Orient

Die Antworten auf diese Fragen wurden so im Vortrag nicht erwähnt, ich versuche jedoch die gemachten Aussagen darauf umzulegen.Aus Zeitgründen beantworte ich die Fragen in Stichworten:

1) Grundzüge islamistischen Denkens

• Dispositive Gesellschaft  (göttlicher) Diskurs: ethisch, moralisch, juristisch, öffentlich, privat, politisch etc.  vorgegebene Ordnung

• Islamische Tradition: auf Koran beziehen; Islamisten meist unreflektiert; keine Interpretation gestattet (wörtlich nehmen)

• Ganzheitliche Lebenseinstellung  Scharia durchdringt alle Lebensbereiche (Kleidung, Bräuche, Symbole, Sprache etc.): Ökonomie/Politik/Kultur etc. 

• „integrale“ Anwendung der Scharia• Abgrenzung gegenüber Anderen/ Abschottung! Feindbilder konstruieren 

2) Konzeption des Staates aus Sicht der Islamisten

• Scharia als Rechtsordnung (moralisch, juristisch)• Auch Herrscher unter der Scharia• Politische Institutionen zur Machtausübung • Staat als zentraler Akteur: Staatsgewalt (Transparenz, Partizipation, 

Verantwortlichkeit etc.)• Nicht liberal: von Gott vorgegeben: der Macht des Individuums entzogen• Institutionalisierung von Prinzipien (z.B. Verfassungen erlassen) • Somit mit Demokratie unvereinbar!!! (gottgewollt, menschlichen Disposition 

entzogen)

3) Beziehung Individuum – Gruppe – Gesellschaft

• Gesellschaft, Recht und Politik sind eines: ganzheitliches System/Ordnung; Ordnung sui generis (eigener Art)

• Hohe Verantwortlichkeit des Einzelnen (Ethik!): Einzelner für sich selbst und die anderen

• Deshalb Aufruf zur politischen Partizipation/ Empowerment• Vorerst in Moscheegemeinden: Organisation/ Konzentration/ Artikulation des 

politischen Willens• Zivilgesellschaftliches Engagement sehr wichtig (siehe auch Diaspora­

Gemeinschaften, die Land aus dem Ausland unterstützen: z.B. nach Katastrophen)

Anmerkung: Einzelne Punkte können natürlich auch in die jeweils anderen zwei Fragen miteinbezogen werden (wollt mich nicht zu oft wiederholen…)

36

Page 37: Fragen KOA Orient SoSe 08 1. Nissel (Emi) · sondern mehrere Arten des Persischen teilweise vermischt mit Hindi gesprochen). 1. 3. Was versteht man unter dem Kulturerdteil 'Orient

37