196
Frankfurt am Main Stadt im Wandel zum Wohnen für »Grünflaneure« mit Infrastruktur der Büro(hoch)häuser und Verkehr [Umrisse] Zeitschrift für Baukultur

Frankfurt am Main

  • Upload
    dci-ag

  • View
    331

  • Download
    0

Embed Size (px)

DESCRIPTION

 

Citation preview

Page 1: Frankfurt am Main

Frankfurt am MainStadt im Wandel

… zum Wohnen

… für »Grünfl aneure«

… mit Infrastruktur

… der Büro(hoch)häuser

… und Verkehr

[Umrisse]Zeitschrift für Baukultur

l h

E a

Page 2: Frankfurt am Main

Unser Leben, unsere Lichtspiele,unsere Frankfurter Sparkasse„Das Kinogeschäft war schon immer etwas Besonderes. Wo sonst findet man hinten die besten Plätze? Nur bei unserem Finanzpartner sitzen wir gerne in der ersten Reihe.“

Die Firmenkundenbetreuung der Frankfurter Sparkasse:Vorhang auf für Konzepte mit Weitblick.

Gabriele und Prof. Dr. Klaus Jaeger | Filmtheaterbetreiber85 Jahre „E-Kinos“ und „Eldorado“ | Kunden seit Stummfilmzeiten

1

Page 3: Frankfurt am Main

Wie schön war zum Beispiel das fröhlicheMiteinander während der Frauenfussball-weltmeisterschaft, wo Freude am Spielund sportliche Fairness am Mainufer über-all und jederzeit dominierten. Und dann der Architektursommer Rhein-Main 2011:Mit einer Fülle von Veranstaltungen bot erreichlich Gelegenheit, Planen und Bauenhautnah zu erleben und sich bei Diskus-sionen auch einzumischen. Hier gilt es,den beteiligten Akteuren besonderes Lobzu zollen. Neben der täglichen Arbeit alldie Symposien, Vorträge, Ausstellungenund Besichtigungstouren zu planen und zuorganisieren, stellte eine enorme Heraus-forderung dar. Das Ziel, dabei die Bürgermitzunehmen, wurde mit großem Erfolg erreicht. Auch unser Anliegen, nach 2001und 2004 Frankfurt zum dritten Mal einThemenheft zu widmen, erntete von allenSeiten Unterstützung pur. Im Vordergrundstand dieses Mal der Wunsch, nicht nurdie Finanzmetropole und die Hochhaus-Skyline ins Blickfeld zu rücken, sondern zu zeigen, wie facettenreich das alltäg-liche Leben ist und welch hohes Maß anLebensqualität die Stadt zu bieten hat.Green-Building-Kriterien, Passivhaus-standards und Niedrigenergiebauweisenmisst man in Frankfurt nicht von ungefährgroßen Stellenwert bei. Es ist die klareVorgabe seitens der Politik und der ver-antwortlichen Planer, neue Standards imWohnungsbau zu setzen und die Innen-stadt behutsam zu verdichten. So werdenetwa Gebäude, die den ursprünglichenZweck nicht mehr erfüllen, in lichte, moderne und komfortable Wohnhäuser umgestaltet sowie Visionen für das Wohnen und Leben in den nächsten Jahrzehnten entwickelt.

[Editorial

[3[Umrisse]

Stadt zum Leben: Frankfurt am Main

Ungezählte Vorträge, Diskussionen undSymposien befassten sich in den letztenWochen und Monaten mit dem Umbau, der Zukunft und der demographischen Ent-wicklung von Städten. Auch die Debattenum das Für und Wider von Einkaufszentrengehörten zu diesem Themenkreis. Bei mirhat sich dadurch immer mehr der Gedankefestgesetzt, dass Städte sich als Markeverstehen und als genau diese sich auchpositionieren wollen.Nach zehn Jahren in München, zehn Jahren in Berlin sowie zahlreichen tempo-rären Aufenthalten in anderen Metropolen genieße ich es, in der Nähe meiner Lieb-lingsstadt – und das ist nun einmal Frank-furt am Main – zu arbeiten und zu wohnen.Inmitten weitläufiger Grünflächen gelegenund von Parks und Anlagen durchsetzt, ist Frankfurt zu allen Jahreszeiten ein Eldorado an Farben, Formen und Bewe-gungen. Ich schätze es sehr, hier nachLust und Laune Kunst und Kultur, Life-style und urbanes Leben genießen zu können. Ob es der Espresso bei meinemLieblingsitaliener oder die kurze Ver-schnaufpause am Museumsufer bei Bruno in der »Maaschanz« ist. Die Tage kann man in Frankfurt wunderbar ver-bringen und ebenso wunderbar aus-klingen lassen.

Unser Appell an die Frankfurter Archi-tekten, an die das städtische Erschei-nungsbild prägenden Büros, das Themen-heft aktiv zu begleiten, ist auf fruchtbarenBoden gefallen. Die Beiträge zeugen vonhoher Qualität und sind derart aussage-kräftig, dass sie dem Leser nicht alleinVergnügen bereiten – er hält auch einenveritablen Stadtführer in den Händen. Da diese dritte Frankfurt-Ausgabe »mein«Heft ist, darf ich mich persönlich ganzherzlich bei allen Mitwirkenden bedanken. Ich weiß es zu würdigen, dass neben dertäglichen Arbeit, der Bewältigung vonWettbewerben oder Bauherrenwünschenviel Zeit und Interesse in das Heft geflos-sen sind. Deshalb nochmals ein großes Danke-schön. Ich wünsche viel Spaß beim Lesenund sicherlich wird der eine oder anderedurch die Lektüre auch zu einer Erkun-dungstour inspiriert.

Elisabeth Wiederspahn

Page 4: Frankfurt am Main

Inha

lt ]

4] [Umrisse]

Editorial Stadt zum Leben: Frankfurt am Main 3Elisabeth Wiederspahn

Forum Baukultur 6

Vorwort Es geschieht einfach zu viel in Frankfurt … 10

Edwin Schwarz

Stadt im Wandel Räumliche Perspektiven der Stadtentwicklung 14Dieter von Lüpke

Frankfurt für alle 18Michael Denkel

Innenstadtkonzept für Frankfurt am Main 22Sonja Moers

Stadt zum Wohnen Geschoßwohnungsbau im Passivhausstandard 26Stefan Forster

Wohngebäude in Niedrigstenergiebauweise 32Michael A. Landes

Stadthäuser im Westend 35Michael A. Landes

Campo am Bornheimer Depot 38Stefan Forster

Studierendenwohnheim am Wiesenhüttenplatz 45Ferdinand Heide

Gebäudekomplex »Mainbow« 48Jens Duffner

Campus Bockenheim 52Stefan Forster, Karl Dudler, Jens Happ

Helenenhöfe im Europaviertel 56Jon Prengel

Wohnen am Riedberg 59Martin Teigeler

Heinrich-Lübke-Siedlung 62Martin Teigeler

Stadt für »Grünflaneure« Stadt der Gärten, der Grünflächen und Parkanlagen 66Doris Stickler

Europagarten im Entstehen 70Elmar Schütz, Thomas Thränert

Der Rothschildpark 74Adelheid Schönborn

Stadt mit Infrastruktur Das Haus am Dom 78Jochem Jourdan

Instituto Cervantes im Amerika Haus 81Michael Schumacher, Astrid Wuttke

Ordnungsamt der Stadt Frankfurt am Main 85Claudia Meixner, Florian Schlüter, Martin Wendt

Depot Sachsenhausen 88Michael A. Landes

Frankfurt am Main

Page 5: Frankfurt am Main

Valentin-Senger-Schule in Bornheim 91Manfred Lenhart

Erweiterung des Städel Museums 94Michael Schumacher, Kai Otto

Veranstaltungszentrum von internationalem Rang 98Hans Jürgen Pritzl

Erste Passivhausklinik Europas in Höchst 102Stefan Traxler

Sportanlage Riedberg 105Norbert Scholz, Manfred Lenhart

Skyline Plaza und Congress Center 108Dirk Hünerbein, Andreas Fuchs, Klaus Lenz

Stadt der Büro(hoch)häuser Das PalaisQuartier 114Jürgen Engel

Der OpernTurm 118Christoph Mäckler

KfW-Westarkade 122Louise Hutton, Matthias Sauerbruch

Das WestendGate 126Malte Just, Till Burgeff

Der Tower 185 130Christoph Mäckler

Was macht(e) den Tower 185 attraktiv? 134Elisabeth Wiederspahn, Thomas Mechthold

Die neuen Deutsche-Bank-Türme 137Roger Schäublin, Klaus Thoma

Der Neubau der Europäischen Zentralbank 142Andrea Jürges

Stabiles Fundament für den Euro 148Matthias Vogler

(Hochhaus-)Fassaden für Frankfurt 150Jochen Mignat

Neubau der Süwag-Zentrale 153Volker Stockinger

KfW-Neubau im Westend 158Jürgen Engel

Das Eastgate 160Dörte Gatermann

Neues Maintor-Quartier 161Jürgen Engel

Neubau Audi Zentrum 164Uta Leconte

Stadt und Verkehr Flughafen Frankfurt 167Jürgen Hillmer

Zwei Haltestellen der Stadtbahnlinie 169Malte Just, Till Burgeff

Regionaltangente West 172Benjamin Jourdan

Rubriken Immobilienmarkt 174

Produkte und Projekte 176

Nachrichten 185

Termine 192

Impressum 194

[Inhalt

[5[Umrisse]

Page 6: Frankfurt am Main

Foru

m B

auku

ltur ]

6] [Umrisse]

Den vielbeschworenen Aussichten aufhöchsten Musikgenuss in einem architek-tonisch herausragenden und wirtschaft-licheren Neubau standen die baukünst-lerische und die historische Bedeutung der Beethovenhalle als ein maßgeblichesZeugnis der Bonner Republik gegenüber.Dass sie durch langjährigen Sanierungs-stau nicht im repräsentabelsten Zustandwar, bot Neubaubefürwortern sowohl vonstädtischer Seite als auch dem neu insLeben gerufenen Verein der Festspielhaus-freunde Angriffsfläche und ließ Konsens-lösungen aus dem Blick geraten.Neben einer sich schnell formierendenbürgerschaftlichen Gegenwehr war es vorallem die aus dem Oberseminar der ehe-maligen Kölner Stadtkonservatorin HiltrudKier hervorgegangene studentische»Initiative Beethovenhalle« am Kunst-historischen Institut der Universität Bonn –zu deren Initiatoren auch der Autor ge-hört –, die sich vehement für den Erhaltdes Bauwerks engagierte.

Nach Spiel Zeit

Das verlockende Angebot: ein »Jahrhun-dertprojekt«, das Stadt und Region neueImpulse verleihen und von drei vor Ortansässigen, börsennotierten Unternehmenals schlüsselfertiges Geschenk im Wertvon 100 Millionen Euro überreicht werdensollte. Für den Betrieb desselben durcheine Stiftung gaben Bund, Land und Stadtsowie zahlreiche weitere Förderer ausdem Einzugsgebiet eine verbindliche Zusage ab und waren international renom-mierte Architekten 2008 zu einem Wett-bewerb nach privatrechtlichem Verfahrengebeten worden, bei dem sie erwartungs-gemäß atemberaubende Entwürfe abliefer-ten. Die Rede ist vom Bonner Beethoven-Festspielhaus.

Parallel dazu hatten die weltweiten Turbulenzen an den Finanzmärkten auchauf Bonn ihre Auswirkungen. Begleitetwurden sie von hausgemachten Proble-men, vornehmlich dem undurchsichtigenGeschehen um den Bau des World Conference Center (WCCBI), thematisiert in Ausgabe 1∙2011 der [Umrisse]. Im April2010 verkündete dann der Bonner Ober-bürgermeister Jürgen Nimptsch mit Verweis auf die gespannte städtischeHaushaltslage das zwischenzeitliche Ausfür das Festspielhaus, und im Septemberdes gleichen Jahres gab die Telekomebenfalls ihren Rückzug aus dem Projektbekannt; das ambitionierte Festspielhausschien hiermit vorerst beerdigt.

Beethovenhalle in Bonn: 1959 und heute © Initiative Beethovenhalle

Das Problem: Für das nach Ansicht vieleraufführungstechnisch dringend benötigteFestspielhaus konkretisierte sich im Ver-laufe der Diskussion ein Bauplatz heraus,der durch die von Siegfried Wolske 1959fertiggestellte Beethovenhalle schon hoch-karätig besetzt ist. Ihr drohte trotz Denk-malschutz plötzlich der Abriss. Die Initia-toren des Neubauprojektes gaben sichdiesbezüglich unbekümmert, aber ihrePläne blieben nicht ohne Widerspruch, und schnell spitzte sich eine Kontroverseauf die knappe Frage »Beethovenhalleoder -Festspielhaus?« zu.

Durch mannigfaltige Aktionen konnte demsystematischen »Schlechtreden« desGebäudes eine kompetente Stimme ent-gegengesetzt werden: ausdrücklich ohnedas Neubauvorhaben an sich zu kritisieren.Mit dem Verweis auf die architektur- undstadtgeschichtliche Bedeutung, nichtzuletzt aber aufgrund der emotionalen Verbundenheit vieler Bonner mit ihr wurdeeine Neubewertung der Halle erreicht, dieder Architekturhistoriker Wolfgang Pehntals eine Ikone der Nachkriegszeit bezeich-net − und der studentische Einsatz 2010sogar vom Deutschen Komitee für Denk-malschutz mit der Verleihung der SilbernenHalbkugel gewürdigt.

Page 7: Frankfurt am Main

[Forum

Baukultur

[Umrisse] [7

Aus Liebe zur Architektur

»Ich habe einfach mein Repertoire derletzten 30 Jahre abgespult, ohne viel darüber nachzudenken: Kiste in der Mitte,ein paar proportional bewusst gesetzteFenster und rundrum einen Mauerring. (...)Das Haus ist ganz fesch, aber nichts andiesem Projekt ist auch nur ansatzweiseinnovativ.« Wer sich da so offen und mitviel Selbstironie über den Entstehungs-prozess eines seiner Brot-und-Butter-Werke äußert, ist niemand anderer als derdiesjährige Pritzker-Preisträger EduardoSouto de Moura. Dass er zu wesentlich bemerkenswerterenarchitektonischen Leistungen fähig und dieaktuelle Auszeichnung mehr als berechtigtist, beweist er eindrucksvoll seit langerZeit, aber im Gegensatz zu einigen vor ihmmit dem Nobelpreis der Architektur Gewür-digten eher unauffällig. Die Laudationes inFeuilleton und Fachpresse nach Bekannt-gabe der Komitee-Entscheidung warendaher sachlich verhalten und versuchtendem OEuvre eines Mannes nachzuspüren,der abseits des »Star-Architekten-Medien-zirkus« mit eigener Handschrift schwer-punktmäßig die portugiesische Landschaftgestaltet. Vielfach wurde dabei die Jury-begründung: »Eduardo Souto de MourasArchitektur ist nicht offensichtlich, frivoloder pittoresk, sondern voller Intelligenzund Ernsthaftigkeit«, zitiert. Was er davon hält: »Das klingt gut! Aberich mag Kategorisierungen nicht«, wofür erdas Preisgeld einsetzen will: »Ich werdedie 100.000 Dollar sicher nicht auf derBank lassen …«, was ihn mit seinem Lehrer, Freund und Landsmann Álvaro Siza,Pritzker-Preisträger des Jahres 1992 ver-bindet und von ihm unterscheidet, wie erentwirft: »(...) manchmal brauch ich zehnAnläufe«, und welche Einstellung er zurArchitektur hat, dazu befragte ihn Woj-ciech Czaja unter dem Titel »Für welcheZeit bauen Sie, Senhor Souto de Moura?«für die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Das Interview von hohem Unterhaltungs-wert wurde am 13. August veröffentlicht,ist auf www.faz.net abrufbar und zur Lektüre empfohlen.Dass er bei aller ihm attestierten Beschei-denheit Auszeichnungen nicht abhold ist,sei zum Schluss noch angemerkt: »Damals(nach Bekanntgabe des Mies-van-der-Rohe-Preises 2005) dachte ich mir: Ver-dammt, jetzt hätte ich aber schon gernegewonnen! Vielleicht wird’s ja mal was mitdem Pritzker.« Recht hat er behalten.

E.P.

Letztlich also viel Lärm um nichts? Definitivnein! Denn der Streit offenbart exempla-risch das Akzeptanzproblem, welchesselbst architektonisch herausragendeBauten der unmittelbaren Nachkriegszeithaben. Zwar ließ sich der Abriss abwen-den, von einer überzeugten Wertschätzungder vielfältigen Qualitäten der Beethoven-halle über einen kleinen Kreis von Fach-leuten hinaus kann aber leider (immernoch) nicht die Rede sein, wie unlängsteine Aussage des Bonner StadtbauratsWerner Wingelfeld (CDU) deutlich machte,der die Beseitigung der Beethovenhallezugunsten eines Neubaus lediglich für»politisch nicht durchsetzbar« hält.Trotzdem stimmen aktuelle Entwicklungenpositiv, bewilligte die Stadt doch mittler-weile Gelder in Höhe von 2,80 MillionenEuro für dringendste Instandsetzungen;allein zu einer denkmalgerechten General-sanierung, für die sich auch der VereinProBeethovenhalle stark engagiert, konnteman sich bisher nicht durchringen. Undsogar der Verein der Festspielhausfreundelenkte ein und bevorzugt jetzt einen alter-nativen Standort in den Bonner Rheinauenfür das neue Haus, dem ironischerweiseinzwischen mehr Gefahr droht als derBeethovenhalle, da die durch den Bundzugesagten Fördergelder für den Neubaumit Ablauf des Jahres 2011 verfallen.Durch eine originelle neue Werbe-kampagne unter dem Motto »Jetzt Schätzchen« versucht der Verein seit kurzem medienwirksam, die Stadt zu einerschnellen Zusage zu drängen. Bei aller Begeisterung für das als Leucht-turmprojekt beworbene Festspielhaus: Aus kunsthistorischer Sicht könnte auchdie umfassende denkmalgerechte Sanierung der Beethovenhalle für Bonn ein solches sein – wie ein Blick aufwww.initiative-beethovenhalle.deanschaulich zu beweisen vermag.

Martin Neubacher

Was wäre, wenn ...

... ist ein beliebtes, aber folgenlosesGedankenspiel, dem sich jeder gerne ein-mal hingibt – ein Luxus, der hier ein wenigRaum erhalten soll. Also: Was wäre, wennWalter Gropius die Hallenser, Halloren undHalunken 1927 mit seinem Beitrag zumAusbau Halles zu einer Kongressstadtüberzeugt hätte und auf dem Lehmanns-felsen jene Stadtkrone realisiert wordenwäre, die er den Anrainern der Saale vor-schlug? Die »Hängenden Gärten« warenseine in viel Glas und Beton gefasste Inter-pretation eines solchen Vorhabens, eine 32 m hohe Stadthalle mit 1.900 Plätzen,eine Konzerthalle, ein modernes Museumsowie ein Restaurant und eine Sport-anlage. Dann, so die Einschätzung vielerExperten, wäre Halle heute eine »Pilger-stätte der Architektur der KlassischenModerne« und würde mit Weimar und Dessau ein Triumvirat der Bauhausorte bilden; selbstredend vorausgesetzt, die»Gärten« hätten die politischen Umwäl-zungen und den Krieg überstanden.»Hätte, wäre, könnte«: Das drängt sichsicher auf bei der Ausstellung unter demauf den ersten Blick ein wenig irreführen-den Titel »Eine Krone für die Stadt Halle.Walter Gropius im Wettbewerb«, die bisMitte Oktober in der Moritzburg in Halle zusehen ist. Denn neben Gropius beteiligtensich auch Hans Poelzig, Peter Behrens,Emil Fahrenkamp, Paul Bonatz und WilhelmKreis an einer Ausschreibung, bei der Gropius’ Vorschlag keine Befürworter fandund die weiteren Arbeiten ebenfalls nichtzu überzeugen wussten. Die beginnendeWirtschaftskrise bedeutete schließlich dasendgültige »Aus« für ein ambitioniertesVorhaben.Der ausdrückliche Bezug auf Gropius imTitel der Ausstellung, die Pläne und Ideenvon ihm wie seiner Gegenstreiter zeigt,liegt nach Verlautbarung der Direktorin der Stiftung Moritzburg daran, dass seinradikaler Ansatz sich deutlich von den Vorschlägen der Konkurrenz abhob. Über-prüfen lässt sich das anhand der erhalte-nen Zeichnungen und der Architektur-modelle, die von Studenten der Branden-burgischen Technischen Universität Cottbus im Maßstab 1:500 (nach)gebautwurden. Da die Autorin eingestandener-maßen noch nicht vor Ort war, sollen die vorstehenden Zeilen lediglich als Veranstaltungshinweis dienen – oderwenigstens zum Nachblättern unterwww.stiftung-moritzburg.de animieren.

E. P.

Page 8: Frankfurt am Main

[Umrisse]8]

Foru

m B

auku

ltur ]

Weitere Preise (zu er)finden …

... wird wohl hoffentlich nicht das Resultatdieser Bekanntmachung sein, mit der auf die seit kurzem online abrufbare Preis-datenbank des Fördervereins der Bundes-stiftung Baukultur hingewiesen werdensoll.Bislang nur als Auflistung auf der Internet-seite des Vereins einsehbar, vermittelt deraufbereitete Datenpool nun neben einemÜberblick über das (leider) fast unüber-schaubare Angebot an Auszeichnungenfür Architektur und (wenige) Ingenieur-bauwerke im Schnellzugriff Angaben zuIntention, Modalitäten und teilnahme-berechtigten Zielgruppen. Verzeichnet sind zudem Auslober, Reichweite, Verlei-hungsintervall, Verfahren, Dotierung,Juryzusammensetzung und natürlich dasGründungsjahr. Gerade bei letztgenanntemKriterium fällt die an dieser Stelle schonhäufiger beklagte inflationäre Zunahme an Ausschreibungen meist marketingtech-nischer Ausrichtung auf. Und mit Erstaunenstellt man fest, welch große Geister derArchitekturwelt oft für solche Preise ihrenNamen hergeben mussten.Als Service finden sich Links zu den Aus-lobern, teilweise mit direkten Ansprech-partnern. Zunächst ein wenig irritierendsind vor einzelnen Auflistungen markanterote Kreuze. Anders als erwartet, symbo-lisieren sie jedoch nicht weggefallene Auszeichnungen, sondern weisen denAuslober als Mitglied des aktuellen Konvents Baukultur aus. Und das sind von derzeit 156 mit 53 immerhin fast 10 %. Laut Förderverein ist jene Plattform »eineInformation über und eine Werbung für dieBaukulturpreise in ihrer ganzen Vielfalt –bundesweit, landesweit und regional. Inder Vielfalt der regelmäßig vergebenenPreise, Auszeichnungen und Ehrungen imBau- und Planungswesen sind die Breiteund der integrative Kern von Baukulturabgebildet. Sie sind wichtige Verfahrenauf der Suche nach dem besseren Entwurfund dem besten Ergebnis.« Da bleibt nur zu hoffen, dass der letzte Satz als hehresZiel und nicht als Zustandsbeschreibungaufgefasst wird. Das soll die Leistung, die hinter dem Projekt steckt, und denoffensichtlichen Nutzen, den es bringt,kaum schmälern. Da die Datenbank noch nicht komplett ist, wird unterwww.preise-baukultur.de um (weitere)Meldungen gebeten.

E.P.

Dazu gehört es, hilfesuchenden Hausbesit-zern Unterstützung bei ihrem Kampf durchden Antragsdschungel zu geben, eigen-ständig Häuser aufzuspüren, die in Gefahrsind, und potentiellen Mietern die Aufgabe,»Hüter des Hauses« zu sein, attraktiv dar-zubieten. Letzteren winken günstigste Mieten für ungeheuer große Flächen,Besitzern und Mietern zudem Beratung bei der Instandsetzung, die gelegentlichauch schon einmal statt eines Mietzinsesvereinbart wird. Abstriche an der Wohn-oder Büroqualität und Ausstattung müssendafür dann in Kauf genommen werden.Mittlerweile haben sich Ableger unteranderem in Görlitz, Dresden und Magde-burg gebildet, und sogar aus einigen west-deutschen Städten, die ähnliche Entwick-lungen zu verzeichnen haben, liegenAnfragen vor. Das unkonventionelle Projekt hat vomDeutschen Nationalkomitee für Denkmal-schutz eine der sieben 2011 verliehenenSilbernen Halbkugeln zugesprochenbekommen. Das war aber nicht die ersterenommierte Auszeichnung, denn bereits2009 gehörte es zu den Preisträgern desWettbewerbs »stadt.bauen.stadt.leben«.Wer mehr über HausHalten e.V. erfahrenmöchte, gegebenenfalls Interesse an derGründung einer Dependance hat odereben einfach auf der Suche nach Erlebnis-wohnraum zu kleinen Preisen ist, findetunter www.haushalten.org eine Fülle vonAnregungen.

E. P.

Hilfe beim HausHalten

Alte, bauhistorisch erhaltenswerte Substanz gerade privater Eigentümer istbesonders in den östlichen Bundesländernhäufig dem Verfall preisgegeben – unddamit oft auch ein Stück Stadtstruktur, -geschichte und -identität gefährdet. Obwohl es (noch) Programme und Förder-maßnahmen gibt, reichen die Mittel fürumfassend notwendige Sanierungen in derRegel kaum aus, und die Anträge sind fürLaien nicht selten Herausforderungen, diesie im schlimmsten Fall scheuen. Herrschtin der Stadt durch Abwanderung zusätzlichein hoher Leerstand, also ein Überangebotan Immobilien, und befinden sich dieGebäude in eher unattraktiven Randlagen,sind sie schwer bis gar nicht vermietbarund »herrenlos« in größter Gefahr, Vanda-lismus anheimzufallen. In Leipzig rief dies Ende 2004 einen Vereinmit dem vieldeutigen Namen HausHaltene.V. auf den Plan. Die Initiative aus Stadt-und Regionalplanern, Architekten, Bau-ingenieuren, Geographen und Kommuni-kationswissenschaftlern will in interdiszi-plinärer Zusammenarbeit solchen Konse-quenzen entgegenwirken. Ihr selbsterklär-tes Ziel ist es, »beide skizzierten Probleme,Leerstand in unattraktiven Lagen und kreative Raumsuchende, als Chance zubetrachten und Eigentümer mit Nutzernzusammenzuführen«, um die charakteris-tische gründerzeitliche Bebauung Leipzigsals baukulturelles Erbe und Markenzeichender Stadt zu erhalten.

Page 9: Frankfurt am Main

[Umrisse] [9

Schützt die Mauer!

Anlässlich des 50. Jahrestages des Mauer-baus wurde in den letzten Wochen inunzähligen Reportagen in Presse und Fern-sehen über dieses Deutschlands geogra-phische, politische und gesellschaftlicheLandschaft bis heute verändernde Ereignisberichtet. Man könnte meinen, damit seialles gesagt. Dass dem nicht so ist undviele falsche Informationen verbreitet wur-den und werden, stellen Johannes Cramer,Leiter des Fachgebiets Baugeschichte undStadtbaugeschichte im Institut für Archi-tektur der Technischen Universität Berlin,und sein Mitarbeiter Tobias Rütenik inihrem Beitrag »Schützt die Mauerreste –bevor die Investoren kommen!«, den sieals Appell an die Politiker verstanden wissen wollen, in der Hochschulzeitung»TU intern« klar.Darin heißt es: »Der 13. August 2011, der50. Jahrestag der Teilung Berlins, sollteVeranlassung sein, noch einmal und nochgründlicher darüber nachzudenken, waskonkret von der Grenze rund um West-Berlin erhalten und dem Besucher erklärtwerden muss, um zukünftigen Generatio-nen das Verständnis für dieses Phänomender Zeitgeschichte zu ermöglichen und zuerhalten.« Und sie finden auch deutlicheWorte für den bisherigen Umgang mitjenem Zeugnis aktuellster deutscherGeschichte, weisen überflüssige Zer-störungen nach, kritisieren die Maßnahmeder »East Side Gallery« als ohne Restau-rierungsanspruch und fordern, dass derSchrecken der Grenze erlebbar bleibenmüsse. Gerade die außerhalb der inner-städtischen Grenze noch existenten Relik-te, die sich nur deshalb noch zufällig erhal-ten hätten, weil die Investitionen bishernicht in sämtliche Winkel des Grenzstrei-fens vorgedrungen seien – was aber dem-nächst passieren werde –, bedürften dessofortigen Schutzes, damit ein Verlust der»sprechenden Sachzeugnisse« verhindertwerden könne.

Cramers Ausführungen liegen weitrei-chende Forschungen zugrunde, in denenseine Mitarbeiter und er die Geschichtedes Mauerbaues akribisch nachverfolgtund mittlerweile auf fast 450 Seiten in demBand »Die Baugeschichte der BerlinerMauer« dokumentiert haben. Fünf zentralePositionen beschreibt er hier: – Es gab nicht vier Generationen der

Mauer, sondern deren sechs. – Wirkliche Systemsprünge (im Mauer-

bau) sind zur zweimal zu verzeichnen. – Das Mauersystem kann man nur

verstehen, wenn man die Gesamtheit der Grenzanlagen mit allen ihren perfi-den Einzelheiten in den Blick nimmt.

– Es gab niemals die perfekte, nach neuester Erkenntnis modernisierte Grenze.

– Zum Grenzregime gehörte eine umfangreiche Infrastruktur.

»Die Technische Universität Berlin hat mitdiesem Projekt für eine Neubewertung derhistorischen Bedeutung der Mauer eineGrundlage geschaffen. Jetzt ist es an derPolitik, die notwendigen Konsequenzen zu ziehen«, so Johannes Cramer. Der voll-ständige Beitrag zum Tag des Mauerbausist unter www.tu-berlin.de abrufbar, dasBuch kürzlich im Michael Imhoff Verlagerschienen.

E. P.

Page 10: Frankfurt am Main

[Umrisse]10]

Es geschieht einfach zu viel in Frankfurt … Über zehn Jahre Stadtplanung und Stadtentwicklung

Unzählige ProjekteEs geschieht einfach zu viel in Frankfurt:Wer versucht, einen umfassenden Über-blick über das Baugeschehen in Frankfurtam Main zu geben, wird scheitern – dafürgibt es zu viele Projekte. Das Spektrumreicht von kleineren Planungen bis hin zurKonzeption ganzer Stadtviertel.

Allein in meiner Amtszeit als Planungs-dezernent dieser Stadt seit dem Jahr 2000bzw. seit Erscheinen von Ausgabe 1∙2001der [Umrisse] mit dem Titel »Frankfurt –Visionen einer europäischen Metropole im 21. Jahrhundert« und dann von Heft5/6∙2004 mit der Überschrift »Frankfurt –Die Metropole heute« haben wir eine Viel-zahl wichtiger Bauvorhaben angestoßenund zum Großteil auch umgesetzt.

Doch eine kleine Auswahl an wichtigenProjekten und städtebaulichen Entwick-lungen möchte ich Ihnen schon an dieserStelle präsentieren: So haben wir bei-spielsweise mit der Fortschreibung desHochhausentwicklungsplans die Weiter-entwicklung der Frankfurter Skyline aufJahre hinaus gesichert. Nach wie vor werden in Frankfurt Hochhäuser gebaut –die Rahmenbedingungen stimmen also.

Quartiersplatz »Rosengärtchen« vor dem Haupteingang des Bethanienkrankenhauses © Stadt Frankfurt am Main

Page 11: Frankfurt am Main

[Umrisse] [11

Sämtliche Veränderungsprozesse erfolgenunter möglichst weitgehender Beteiligungder Anwohner und Nutzer. In den Genussdieses Programms kam in der Innenstadtetwa die Zeil, die Platzfolge Roßmarkt,Goetheplatz, Rathenauplatz oder die Illumination des Stadtraums Main. Zum»Schöneren Frankfurt« gehören aber eben-so viele kleinere Vorhaben in den Stadt-teilen, wie das Rosengärtchen in Born-heim, der Platz Am Wendelsgarten in Bonames oder der Dalbergplatz in Höchst. Gerade der Stadtteil Höchst hat sich in den vergangenen Jahren zu einem wahrenArbeitsschwerpunkt des Planungsdezer-nats entwickelt: Dort wurde ein städte-baulicher Rahmenplan erstellt, ein Förder-programm mit einem Gesamtvolumen von21 Millionen Euro samt Modernisierungs-beratung aufgelegt, das Mainufer neu-gestaltet und die Bruno-Asch-Anlagesaniert. Für die kommenden Jahre stehenweitere wichtige Projekte an: etwa die Planungen für eine Neugestaltung an derBolongarostraße, der Bushalteanlage und des Bahnhofsvorplatzes. In weiteren Stadtteilen sind wir ebenfalls mit Sonder-programmen aktiv: etwa in Alt-Sachsen-hausen, im Bahnhofsviertel oder in Fechen-heim, dessen Stadtteilzentrum mit Hilfe des Förderprogramms »Aktive Kernbereiche inHessen« in den nächsten Jahren in seinerVersorgungsfunktion und Attraktivitätgestärkt werden wird.

Hervorheben möchte ich lediglich das Projekt der Europäischen Zentralbank.Denn durch den Bau ihres neuen Haupt-sitzes erhält Frankfurt nicht nur ein spek-takuläres Aushängeschild, sondern derErhalt der historischen Großmarkthallewird durch ihn überhaupt erst ermög-licht.

Schöneres FrankfurtNennen möchte ich auch unser Programm»Schöneres Frankfurt«, mit dem wir in denletzten Jahren zahlreiche Straßen undPlätze im gesamten Stadtgebiet aufge-wertet haben. Das Programm hat sich inden über zwölf Jahren seines Bestehenszu einem wahren Erfolgsmodell entwickelt.Damals wurde eine Zielrichtung vorge-geben, die noch heute Gültigkeit besitzt:Öffentliche Räume sollen in ihrer Strukturund ihrem Erscheinungsbild verbessert,ihre Aufenthaltsqualität erhöht werden.Dafür müssen adäquate Nutzungen undFunktionen für diese öffentlichen Räumezunächst definiert und in der Folge auchverwirklicht werden. Durch wiederkehren-de Gestaltungselemente wird dabei eineinheitliches Erscheinungsbild angestrebt.

Einbeziehung der BürgerDurch den vermehrten Einsatz von soge-nannten Planungswerkstätten werdenheutzutage die Bürger sehr viel stärker,sehr viel früher und sehr viel effektiver inunsere Planungen einbezogen, als es nochvor wenigen Jahren üblich war. Denn wir wollen die Bürgerschaft nicht erst mitfertigen Plänen bekanntmachen, sondernsie einladen, zu einem frühen Zeitpunktaktiv an der Erarbeitung mitzuwirken. Dassdies Personal und Zeit erfordert und dasssich daraus angesichts einer Sparzwängenunterliegenden Planungsverwaltung Gren-zen für offene Planungsverfahren ergeben,liegt auf der Hand.

Neugestaltete Zeil mit Erlebnisgastronomie © Stadt Frankfurt am Main

Blick über den Rathenauplatz in Richtung Goetheplatz © Stadt Frankfurt am Main

Sanierte Bruno-Asch-Anlage © Grünflächenamt der Stadt Frankfurt am Main

Page 12: Frankfurt am Main

[Umrisse]12]

Planungswerkstätten haben wir beispiels-weise auch bei einem der größten undwichtigsten Projekte der vergangenen und der kommenden Jahre eingesetzt: beider Neubebauung des Dom-Römer-Areals.Dort, im Herzen der Stadt, wo früher dasTechnische Rathaus stand, wird ein Alt-stadtquartier mit einer Mischung ausrekonstruierten Gebäuden und Neubautenerrichtet. Noch weit aufwendiger habenwir die Einbeziehung der Bürgerschaftbeim Innenstadtkonzept betrieben. Ähn-liches gilt für den Kulturcampus Frankfurt,der auf dem bisherigen Universitätsareal in Bockenheim entstehen wird.

Aufwertung der InnenstadtSo unübersichtlich die Fülle an Bauvor-haben auch sein mag, Planung in Frankfurtfolgt einem Leitgedanken: Als Stadt wollenwir die Metropolfunktion des Zentrumsweiter ausbauen und zugleich das Heimat-gefühl in den über 40 Stadtteilen fördern.Wer von außen auf eine Stadt blickt, derlässt sich vor allem vom Aussehen desZentrums beeindrucken. Anders formuliert:Je größer die Distanz des Beobachters,desto stärker wird das Image von derInnenstadt geprägt. Das gilt für Städte wie Paris oder Hamburg ebenso wie fürFrankfurt am Main.Deshalb wollen wir den Kern unserer Stadtstärken. Vor allem wollen wir die Aufent-haltsqualität im öffentlichen Raum verbes-sern und die Gebäudestruktur behutsamumbauen. Weiterentwicklung und Aufwer-tung der Innenstadt sind Schwerpunkteunserer Planungspolitik. In der nahenZukunft werden wir große Teile unsererCity umgestalten, um sie als lebendigesZentrum für Handel, Dienstleistung, Wohnen, Kultur und Freizeit weiter voranzu bringen. Dabei geht es vor allem umneue und wiederhergestellte öffentlicheRäume, um die Nachverdichtung zum Wohnen, um die Bewahrung und Inszenie-rung des baukulturellen Erbes und um denUmbau von Plätzen, Straßen und Wegen.Gleichberechtigt sichern wir zudem immerdie Lebensfähigkeit der Stadtteile.

Der Zuzug von Betrieben und Einwohnernist das Ergebnis stetiger Anstrengung zurStärkung der Standortattraktivität. Ich binüberzeugt, dass wir die richtigen Weichen-stellungen gesetzt haben, damit in Frank-furt die demographische Entwicklung auch weiterhin anders verläuft als in denmeisten Teilen Deutschlands: Die Stadt soll weiter wachsen und auch künftigMenschen wie Unternehmen anziehen.Sicherlich profitieren wir darüber hinausvon unserer überdurchschnittlichen Wirtschaftskraft, von der Funktion als zentraler Verkehrsknotenpunkt und vonden hier ansässigen bedeutenden Unter-nehmen und Institutionen. Wir können hervorragende Rahmenbedingungen fürForschung und Lehre, exzellente Bildungs-chancen und nicht zuletzt ein exzellentesKultur- und Freizeitangebot vorweisen. Und sicherlich haben wir mit unserer Wohnungsbauförderung überdies denWohnstandort Frankfurt deutlich gestärkt.

Abendliche Illumination des Rossmarkts © Stadt Frankfurt am Main

Rekonstruiertes Thurn-und-Taxis-Palais im neuen PalaisQuartier© Stadt Frankfurt am Main

Page 13: Frankfurt am Main

Blick auf die verkehrsberuhigte Hauptwache © Stadt Frankfurt am Main

[Umrisse] [13

Herausforderung WohnungsbauEine der größten Herausforderungen in der Stadtplanung der kommenden Jahre istzweifellos mit dem Wohnungsbau verbun-den. Denn wir wollen Frankfurt als Wohn-standort noch weiter profilieren. Die StadtFrankfurt am Main unternimmt seit vielenJahren erhebliche Anstrengungen, um einausreichendes Angebot für alle Bevölke-rungsschichten zu schaffen, das gleicher-maßen hochwertigen wie kostengünstigenWohnraum umfasst. Wir benötigen dabeiattraktive Angebote in allen Marktseg-menten: Wir brauchen also sowohl Plätzein Studentenwohnheimen und Wohnge-meinschaften als auch Singlewohnungenin Wohnhochhäusern und Familienwoh-nungen. Wir brauchen generationenüber-greifende und seniorengerechte Wohn-formen gleichermaßen wie Reihen-, Doppel- oder freistehende Einzelhäuser.Wir brauchen einfache Wohnungen ebenso wie attraktive Stadtvillen undexklusive Eigentumswohnungen. Dahersind wir dankbar für jede zusätzliche Wohnung, die einen ausgewogenen Mixüberhaupt erst ermöglicht. Wir wollen imÜbrigen nicht nur den Umfang von Neubauund Modernisierungen stabilisieren undmöglichst erweitern, sondern die Qualitätim Wohnungsbau insgesamt erhöhen.

Doch auch die Herausforderungen aus der Entwicklung globaler Märkte, dendemographischen Veränderungen und dem Klimawandel werden starke Auswir-kungen auf das Wohnen in unserer Stadthaben. Sie machen es unerlässlich, dieWohnraumversorgung nachhaltig weiterzu verbessern. Unsere Stadt wird in dennächsten 20 Jahren keine Einwohner verlieren, sondern höchstwahrscheinlichgewinnen. Die Bürger beanspruchen, wo immer möglich, mehr Wohnfläche fürkleiner werdende Haushalte. Dabei wirddie Vielfalt unterschiedlicher Lebensstile,Herkünfte und kultureller Identitätengrößer, und die Notwendigkeit, die ver-schiedenen Gruppen in unsere Stadt-gesellschaft einzubinden, wächst. DieseIntegrationsleistung muss in erster Linie in den Wohnquartieren erfolgen, und siegelingt nur in intakten, lebenswertenWohnquartieren. Frankfurt am Main ist in vielerlei Hinsichtanders als viele deutsche Städte; Frankfurtscheint sogar eine gewisse »Eigenlogik« zu haben. Selbst in Zeiten einer Wirt-schafts- und Finanzkrise erweist sich dieWohnungsbautätigkeit in der Stadt alserstaunlich robust. Der Wohnungsbau wird immer mehr zum »Motor« des Stadt-umbaus und löst in dieser Funktion denBürobau ab. Das wird gefördert von derhohen Attraktivität der Stadt als Wohn- und Arbeitsstandort – und basiert auf einer vorausschauenden Wohnbauland-entwicklung.

Allerdings stoßen wir dabei an Grenzen:Das Flächenangebot in Frankfurt ist end-lich. Daher werden wir in Zukunft nochstärker darauf angewiesen sein, Konver-sion und Nachverdichtung zu betreiben –auch im Sinne einer nachhaltigen, umwelt-freundlichen Stadtentwicklung, die Frei-und Grünflächen schont. Wir müssen unskünftig auf bereits bebaute, genutzte undbrachgefallene Flächen konzentrieren –der Riedberg wird aller Wahrscheinlichkeitnach das letzte große Neubaugebiet aufder »grünen Wiese« sein. Außerdem sollten alte, schlecht frequentierte oderweitgehend leerstehende Gewerbegebieteund Bürogebäude in weiteren Stadtquar-tieren als Wohnraum genutzt werden. Inder Bürostadt Niederrad versuchen wirzum Beispiel, die Umwandlung von Büro-raum in Wohnungen gezielt voranzu-treiben. Und nicht nur in der Innenstadtverfügen wir über umfangreiche Poten-tiale, für die kein neues Bauland in An-spruch genommen werden muss, die abereine Vielzahl weiterer Projekte ermög-lichen. Konversion und Nachverdichtungwerden aktiv von der Stadt angestoßen,um genügend Bauflächen für ein wachsen-des Frankfurt zu erlangen – in erster Liniefür Wohnungen. Das haben wir mit der Entwicklung des Europaviertels beispiel-haft umgesetzt.

Auswahl zum LesenWie gesagt: Es geschieht einfach zu viel in Frankfurt am Main, um eine vollständigeAufstellung lesenswert zu dokumentieren.Daher präsentiert das vorliegende Heftlediglich eine interessante Auswahl derwichtigsten Projekte – eine gelungene, wie ich denke. Dafür wünsche ich Ihneneine aufschlussreiche und kurzweilige Lektüre!

Edwin SchwarzDezernent für Planen, Bauen,

Wohnen und Grundbesitz der Stadt Frankfurt am Main

Page 14: Frankfurt am Main

[Umrisse]14]

Räumliche Perspektiven der Stadtentwicklung Veränderungen, Konzepte und Projekte

Situation im WandelDie Stadt Frankfurt am Main stellt sich mitüber 600.000 Arbeitsplätzen als der über-ragende Schwerpunkt des Wirtschafts-raums der Metropolregion Frankfurt–Rhein-Main dar. Der weit überwiegendeTeil der Arbeitsplätze ist dabei dem ter-tiären Sektor zuzurechnen. Entsprechendwaren die Expansion des Dienstleistungs-gewerbes und die Investitionen in neueBürogebäude in langen Phasen nach demKrieg der maßgebliche »Motor« der Stadt-entwicklung. Die Entwicklung von Büro-flächen verlief oft so dynamisch, dass zur planungsrechtlichen Vorbereitung der Investitionen wenig Zeit verblieb undinfolgedessen eine aus heutiger Sicht not-wendige Änderung oder Aufstellung vonBebauungsplänen abgekürzt oder ausge-lassen wurde. Wohnungsbauinvestitionenmussten vom Magistrat den Büroinves-toren in manchen Fällen als Voraussetzungfür die Freigabe ihres Projektes und da-mit als »notwendiges Übel« abverlangtwerden.Seit ca. 15 Jahren wandelt sich dieseSituation grundlegend: Die Stadt verfügtseit geraumer Zeit über ein erheblichesPotential an Standorten, an denen großeBürovorhaben auf der Basis rechtsver-bindlicher Bebauungspläne realisiert wer-den können. Der Hochhausentwicklungs-plan 2000 wurde dennoch mit weiterenStandorten auch für neue Bürohochhäuserfortgeschrieben – allerdings ohne dieseZielaussagen unmittelbar in neue Bebau-ungspläne zu überführen. Letzteres soll,und das unterscheidet die Fortschreibungin 2009 wesentlich von den Beschlüssenzum Hochhausentwicklungsplan 2000,grundsätzlich nur dann geschehen, wennsich ein konkretes Investitionsinteressezeigt. Das Engagement von Bauherren und Projektentwicklern bei der Realisierungneuer Bürogebäude ist im Vergleich zufrüheren Phasen der Stadtentwicklunggebremst, weil deutlich über 2.000.000 m²

Büronutzfläche leerstehen. Auch wenn derUmfang des Büroleerstandes im Zeitablauferheblich schwankt und die Standorte derganz oder teilweise unvermieteten Büro-gebäude wechseln: Viel spricht dafür, dass es sich nicht um ein konjunkturelles,sondern um ein strukturelles Phänomenhandelt, das in einer Größenordnung vonweit über 1.000.000 m² leerstehender Büronutzflächen die Entwicklung Frank-furts über lange Jahre begleiten wird.Während die Wertschätzung solcher Investitionen also relativ nachlässt, wächstdiejenige von Wohnungsbauvorhaben.Neue Stadtquartiere wie das Deutschherrn-viertel, der Westhafen, das Quartier amTheodor-Stern-Kai, das Südliche Ostend,das Quartier Rebstock/Batelle, die »CityWest«, der Stadtteil Am Riedberg, das Lindenviertel, das Quartier »Edwards Garden« oder »New Atterberry/New Betts«resultierten aus Konversion und Nach-verdichtung bereits bebauter Areale oderaber aus Inanspruchnahme landwirt-schaftlicher Flächen am Rande der Stadt –und bewiesen, dass sie hohe Qualitätennicht nur für ihre Bewohner besitzen, son-dern auch anderen Frankfurterinnen undFrankfurtern Angebote zur Erhöhung derLebensqualität in der Stadt unterbreiten.

Die Stadt konnte so die Bindungskraftbezüglich ihrer Bewohner festigen undzugleich ihre Attraktivität für Zuzüglererhöhen. Erheblich verstärkt wurden dieseEffekte durch steigende Transportkostenund fortschreitende Veränderungen derHaushaltsstrukturen – was die Wohnort-wahl zugunsten einer »Stadt der kurzenWege« im Kern der Metropolregion für viele Haushalte erstrebenswert machte.Im Ergebnis der diversen Einflussfaktorenerfreute sich Frankfurt am Main in den letzten Jahren einer relativ stabilen Woh-nungsbauproduktion und einer rapide steigenden Einwohnerzahl. Jüngere Einwohnerprognosen des Bürgeramtes,Statistik und Wahlen zeigen, dass die jetzterreichte Zahl von ca. 690.000 Einwohnernnicht nur gehalten werden könnte, sonderndass ein weiteres Wachstum bis auf eineZahl von ca. 724.000 Einwohnern im Jahre2030 als möglich erscheint.

Bevölkerungsentwicklung in Frankfurt am Main seit 1960 undVorausberechnung der wohnberechtigten Bevölkerung bis 2030 © Bürgeramt Statistik und Wahlen/Stadt Frankfurt am Main

Page 15: Frankfurt am Main

[Umrisse] [15

Wohnungsbau mit PotentialWerden mit einer solchen Entwicklung die bekannten Wohnungsbaupotentialeerschöpft und überschritten? Wird es not-wendig, dass die Stadt sich vom Vorrangder »Innenentwicklung«, der Konversionund Nachverdichtung abwendet und sicherneut dem städtebaulichen Wachstum an ihren äußeren Rändern zuwendet? Odersollte die Stadt nicht ohnehin versuchen,derartige Wachstumsprozesse abzuweh-ren und auf ihre Nachbargemeinden ver-weisen?Aus Sicht des Stadtplanungsamtes ist dieStadt gut beraten, sich positiv zu diesen, jenach Interpretation, Entwicklungschancenoder Entwicklungszwängen zu stellen. Mit einer weiteren Stärkung der Wohn-funktion der Stadt – könnte die Zahl der Einpendler redu-

ziert und damit ein Beitrag zur Vermin-derung des motorisierten Individual-verkehrs geleistet werden (nahezu 80 % der die Stadtgrenzen überschrei-tenden Einpendler nutzen den Pkw),

– würde eine ausgewogene Sozialstruk-tur gesichert und könnten »last, not least« Einwohner an die Stadt »gebun-den« werden, die sich für das Gemein-wesen und lokale Demokratie enga-gieren,

– würden die soziale Infrastruktur eben-so wird die privatwirtschaftlich betrie-benen Versorgungseinrichtungen in Stadtteilen mit schwindender Einwoh-nerzahl gestützt werden,

– würde die Basis der Einnahmen der Stadt verbreitert werden und

– könnte mit Investitionen in den Woh-nungsbau ein »Motor« des Stadtum-baus aufrechterhalten werden, der vorhandene Defizite und »Unorte« aufgreift und neue städtische Quali-täten schafft.

Folgt man/frau diesem Ziel und proklamierteinen Paradigmenwechsel von der Büro-zur Wohnstadt Frankfurt am Main, so istzunächst die zukünftige Nachfrage nachWohnungen und Wohnbauland zu quantifi-zieren und ihr dann das bekannte Angebotan Wohnbauland gegenüberzustellen.

Neben der Einwohnerentwicklung ist fürdie Prognose des Bedarfs an Wohnbau-land die Frage entscheidend, ob sich der»säkulare Trend« der Zunahme der Wohn-fläche pro Kopf auch in Zukunft fortsetzenwird. Hier ist nicht der Ort, die Problematikvon Vorhersagen zu diskutieren oder alter-native Methoden zu erörtern. Eine einfacheModellrechnung soll dennoch vorgetragenwerden, um die Größenordnung der Auf-gabe der Bereitstellung von Wohnbaulandzu verdeutlichen: Geht man/frau davonaus, dass, wie oben erwähnt, die Stadt imJahre 2030 die 724.000 Einwohner besitzenwird bzw. soll, und wird angenommen,dass in dem vor uns liegenden Zeitraumdie Wohnfläche pro Kopf im gleichen Um-fang wie in den vergangenen 20 Jahrenwachsen wird, so entsteht ein Bedarf anBauland für ca. 4.530.000 m² Wohnflächen.Das sind ca. 57.000 Wohneinheiten miteiner durchschnittlichen Größe von 100 m²Geschoßfläche pro Wohneinheit. Auch bei der Quantifizierung des Angebotsan verfügbaren Wohnbauflächen gibt esUnsicherheit. Wir wissen, dass einigeAreale aus dem Wohnbaulandentwick-lungsprogramm entlassen wurden, weil sie als baureif eingeschätzt wurden. Derennoch nicht in Anspruch genommenesPotential ist mit ca. 5.000 Wohneinheiten zu beziffern. Wie viele Wohnungen dar-

über hinaus in Geltungsbereichen ältererBebauungspläne oder im unbeplantenInnenbereich realisierbar sind, kann der-zeit nicht zuverlässig angegeben werden.Sicher ist dagegen, dass im Rahmen desWohnbaulandentwicklungsprogrammsdaran gearbeitet wird, Flächen mit einemPotential für insgesamt 18.000 Wohn-einheiten für eine Bebauung vorzube-reiten. Da Bebauungsplanverfahren prinzipiellergebnisoffen sind und da Konversion wieNachverdichtung oft schwierige Prozesseder Baureifmachung von Grundstücken,zum Beispiel mit Verlagerung von Betrie-ben, voraussetzen, ist aber keineswegssicher, dass im Ergebnis der Arbeitentatsächlich Grundstücke für die genannteZahl von 18.000 Wohneinheiten zur Ver-fügung stehen werden. Bei großen Projek-ten des Stadtumbaus muss nach unserenErfahrungen mit Entwicklungszeiten vonca. 15 Jahren von der ersten Idee bis zurüberwiegenden Fertigstellung gerechnetwerden. Dies sind Zeiträume, in denenrechtliche und tatsächliche Randbedin-gungen sich ändern, in denen Akzeptanzund politische Unterstützung erodierenkönnen – und in denen entsprechend Projektergebnisse erzielt werden, die vonursprünglichen Zielen und Erwartungenerheblich abweichen können.

Wohnbaulandentwicklungsprogramm: Lage und Dimensionierung von potentiellen Wohnbauflächen, Fortschreibungsstand 2009 © Stadtplanungsamt/Stadt Frankfurt am Main

Page 16: Frankfurt am Main

[Umrisse]16]

Konsequenz aus den vorgetragenen Pro-gnosen und Abschätzungen unter Berück-sichtigung der doppelten Unsicherheitbezüglich der zukünftigen Nachfrage nach Wohnungen sowie des verfügbarenWohnbaulandes sollte nach Auffassungdes Stadtplanungsamtes sein, eher mehrals weniger Wohnbaulandentwicklung zubetreiben. Dies unter der Voraussetzung,dass sich genügend Projekte definierenlassen, bei denen städtische Qualität entwickelt und nachhaltig gesichert werden kann – unter Berücksichtigungökologischer und ökonomischer Gesichts-punkte.

Stadtentwicklungsinitiative 2030: Projektkarte © Stadtplanungsamt/Stadt Frankfurt am Main

Luftbild des stadträumlichen Verflechtungsbereiches Bornheim-Seckbach © Stadtvermessungsamt/Stadt Frankfurt am Main

Entwicklungskonzept Bornheim-Seckbach; Planer: Albert Speer & Partner © Stadtvermessungsamt/Stadt Frankfurt am Main

Strategien und Beispiele Dabei gibt es drei strategische Gesichts-punkte, die sich bei einzelnen Projekten oft miteinander verknüpfen: – Neue Wohnquartiere können an

vorhandene Stadtquartiere mit hoher Wertschätzung »andocken« und deren Qualitäten weiterbauen.

– Neue Wohnprojekte können städte-bauliche Defizite aufgreifen und »Unorte« zu qualitätvollen Quartieren wandeln.

– Und stadtwirtschaftliche Vorteile können erreicht werden, indem eine erneuerungsbedürftige soziale, kultu-relle oder verkehrliche Infrastruktur durch einfachere und nachhaltigere Lösungen ersetzt wird.

Unter diesen Aspekten erarbeitete dasStadtplanungsamt unter dem Titel »Stadt-entwicklungsinitiative 2030« eine ersteIdee für die räumliche Weiterentwicklungder Stadt. Dies einerseits im Sinne einerFortschreibung des Wohnbaulandentwick-lungsprogramms, andererseits aber auchzur Weiterentwicklung des vorhandenenAngebots an insbesondere öffentlichenGrünanlagen. Das Ergebnis zeigt die folgende Abbildung, wobei hier die im Rahmen des Wohnbaulandentwicklungs-programms bereits in Realisierung befind-lichen Flächen mit neuen Ideen zusam-mengeführt wurden.Die dargestellten Vorschläge sind keineausgereiften Planungskonzepte. Sie bedür-fen der kritischen Überprüfung vor allemim Gespräch mit der von ihnen betroffenenBürgerschaft, sie bedürfen der Konkreti-sierung und der Überprüfung im Hinblickauf technische und finanzielle Machbar-keit. Zwei hinsichtlich ihrer Größe undKomplexität herausragende Vorschlägesollen nun beispielhaft erläutert werden.Das Luftbild zeigt die Bundesautobahn A 661, die aufgrund ihrer innenstadtnahenLage potentielle »Grünverbindungen« zwi-schen Huthpark, Hauptfriedhof, Wasser-park, Bornheimer Friedhof und Günthers-burgpark ausschließt und die zudembenachbarte Wohnquartiere mit Lärm-emissionen belastet. Mit einer »Deckelung«

Page 17: Frankfurt am Main

[Umrisse] [17

Luftbildkarte: Bereich Rosa-Luxemburg-Straße und Miquelknoten © Stadtvermessungsamt/Stadt Frankfurt am Main

Städtebauliches Konzept: Umbau von Rosa-Luxemburg-Straße und Miquelknoten; Planer: Albert Speer & Partner© Stadtvermessungsamt/Stadt Frankfurt am Main

der im Geländeeinschnitt verlaufenden Autobahn könnte nicht nur mehr Ruhe inden Randbereichen, sondern zugleich einLandschaftsraum mit »grünen Verbindun-gen« zwischen den vorgenannten Grün-anlagen gewonnen werden, der für dieGesamtstadt von außerordentlicherBedeutung wäre. Und wie ein erster städtebaulicher Entwurf des Büros AlbertSpeer & Partner zeigt, lassen sich über-dies Flächen für qualitätvollen Wohnungs-bau nutzen. Derzeit erfolgen vorbereitendeUntersuchungen, um zu klären, ob dasfinanziell aufwendige Projekt als städte-bauliche Entwicklungsmaßnahme zu reali-sieren wäre. Im positiven Falle ließen sichdie planungsbedingten Wertsteigerungender Grundstücke dann auch zur Mitfinan-zierung der Einhausung der Autobahnmobilisieren.

Ein zweiter Vorschlag betrifft den StadtteilGinnheim. Das Luftbild zeigt seine Belas-tung durch den raumgreifenden Miquel-knoten, eine weit in die Innenstadt hinein-reichende Autobahn sowie die in Hochlagegeführte Schnellstraße Rosa-Luxemburg-Straße:

Mit dem ebenfalls von Albert Speer & Partner angefertigten städtebaulichenKonzept lassen sich Vorteile für unter-schiedliche Anliegen erreichen: Der drin-gend benötigte Lückenschluss der Stadt-bahn zwischen Ginnheim und Bocken-heimer Warte kann überwiegend ober-irdisch, integriert in der Mitte einer Haupt-verkehrsstraße, umgesetzt werden. DerRückbau des Miquelknotens zu einemKreisverkehr mit Hochstraße spart Flächenzugunsten einer Grünverbindung, signali-siert dem Autofahrer auf der Autobahn den Beginn der Stadt – und ermöglichtviele Verkehrsbemühungen selbstver-ständlicher als bisher. Zwischen Grüne-burgpark und »Grünem Y«, den Grün-anlagen im Bereich Platen- und Raimund-straße, wird eine großzügigere Grünver-bindung realisierbar, die umso bedeutsa-

mer ist, als das »Grüne Y« Verknüpfungenzum Sinaipark und zum Volkspark Niddatalherstellt. Die Rosa-Luxemburg-Straßewäre auf normalem Geländeniveau neu zu bauen, was Radwege, Bäume und Gehwege sowie eine überzeugende städtebauliche Integration erlaubt. Und

wenn Ersatzstandorte für mehrere Sport-plätze gefunden werden können, lassensich erhebliche Potentiale für weiterenWohnungsbau gewinnen, die von denneuen Grünverbindungen und der neuenStadtbahnerschließung Nutzen ziehen.Ob diese Vorteile die mit dem Vorschlagverbundenen Eingriffe und Kosten recht-fertigen, wird die künftige Erörterung zei-gen – die Prüfungen und Diskussionen sindweniger weit vorangeschritten als bei demanderen Planungsvorschlag!

Dieter von LüpkeLeiter des Stadtplanungsamtes

der Stadt Frankfurt am Main

Page 18: Frankfurt am Main

[Umrisse]18]

Frankfurt für alle Handlungsperspektiven für die internationale Bürgerstadt

Situation und Potential Frankfurt am Main ist eine erfolgreiche undprosperierende Stadt. In den vergangenenDekaden wurden hier viele intelligenteProgramme zur Stadtentwicklung erarbei-tet und beeindruckende Projekte realisiert.Frankfurt ist dadurch schöner, bedeutenderund lebenswerter geworden. Dennoch hal-ten sich sowohl innerhalb wie außerhalbder Stadt hartnäckig die eindimensionalenBilder der rauen Wirtschaftsmetropole,des kühlen Finanzplatzes oder der lang-weiligen Provinzstadt mit belächeltenAmbitionen zur »Global City«. In Zeitenwachsender nationaler wie internationalerKonkurrenz der Städte um die fähigstenFachleute und prosperierende Firmen darfdieses Image nicht hingenommen werden.Das erscheint auch gar nicht als notwen-dig. Bei genauer Betrachtung zeigt Frank-furt nämlich eine ganze Reihe außerge-wöhnlicher Ressourcen und Begabungen:die große und lebendige Tradition als Bürgerstadt, einen aktiven und erfolgrei-chen Mittelstand, über 180 verschiedeneNationalitäten in friedlicher Nachbar-schaft, exzellente Wissenschafts-, Kultur-und Museumseinrichtungen, überraschendintensiven Naturbezug, ressourcenscho-nende Bau- und Siedlungskonzepte,

vergleichsweise gute Umweltbedingungenund einiges mehr an unvermuteten, oft versteckten Werten. Dieser Schatz ist zuheben. Die in der Stadt angelegten Fähig-keiten können weiterentwickelt werden,und Frankfurt kann neue, zeitgemäße Fertigkeiten erlernen.

Zielhorizont und Basis Zu Beginn ihrer dritten Amtszeit entwi-ckelte Oberbürgermeisterin Petra Roth die Vorstellung, Frankfurt mit Hilfe einerlangfristig angelegten Leitlinie für die stra-tegische Stadtentwicklung im globalenWettbewerb der Metropolen auch zukünf-tig erfolgreich zu positionieren. Der Ziel-horizont sollte das Jahr 2030 sein. Nachüber 40 Jahren strategischer Politikbera-tung in und für Frankfurt war es uns undunserem Büro ein Herzensanliegen, eine

Frankfurt am Main: Green Global City© AS&P Albert Speer & Partner GmbH

Page 19: Frankfurt am Main

[Umrisse] [19

städtischen Haushalt zu belasten. DenFinanziers (DIC AG & Co. KGaA, IFK GmbH,Handwerkskammer Rhein Main, IHK Frank-furt am Main, Steubing AG, UBS Deutsch-land AG) kommt dabei eine mehrfacheBedeutung zu: Durch ihren offenkundigenBürgersinn ließ sich das Vorhaben reali-

solch faszinierende und ausgesprochenvielschichtige Aufgabe aufzugreifen. Dasfinanzielle Engagement einer Reihe Frank-furter Unternehmen und zweier Kammern,die sich in bester bürgerlicher Tradition für die Entwicklung ihrer Stadt einsetzten,ermöglichte diese Arbeit, auch ohne den

sieren, und gleichzeitig standen sie alswichtige und geistreiche Gesprächspart-ner zur Verfügung. Die Legitimation derBearbeitung einer öffentlichen Aufgabe in privater Finanzierung aber führten sieerst durch den Verzicht auf die Vertretungihrer Partikularinteressen und auf jed-weden Lobbyismus herbei. So konnte eineunabhängige Denkschrift für Frankfurt inFrankfurt entstehen, die sich als Politik-beratung begreift, also der Stadtregierungeine Strategie, Ideen und Projekte zur Diskussion vorlegt und deren Umsetzunganempfiehlt.

Themen und Projekte Ziel der Studie mit Perspektive 2030 war es also, Frankfurt im nationalen und inter-nationalen Wettbewerb der Städte zu profilieren und sie attraktiv für die weltweitmobilen Wissenseliten und die mit ihnenverbundenen Unternehmen zu machen.Dafür formuliert die Zukunftsstudie Emp-fehlungen zur Weiterentwicklung Frank-furts in fünf Themengebieten: – Lebensqualität, – Wirtschaftskraft, – Bildung, Wissenschaft,

Verantwortung, Mitwirkung, – Umwelteffizienz und – Zukunftsregion. Aufbauend auf den vorhandenen, oft aber nicht offenkundigen Begabungen undden analytisch antizipierten Zukunftsbe-darfen der Stadt wurde eine Matrix von 120 Projektvorschlägen und 40 konkretenLeitprojekten entworfen. Bereits währendder Bearbeitungszeit konnte die Reali-sierung einiger Leitprojekte angestoßenwerden: Als Erstes wird beispielsweise dieHeinrich-Lübke-Siedlung mit ca. 600 Wohn-einheiten derzeit umfassend überarbeitetund soll schon bis 2013 zu einem Modell für nachhaltige Sanierung nicht mehr zeit-gemäßer Großsiedlungen werden.

Leitprojekt: Korridore zum Grüngürtel© AS&P Albert Speer & Partner GmbH

Leitprojekt: Neues Wohnen in Frankfurt © AS&P Albert Speer & Partner GmbH

Page 20: Frankfurt am Main

[Umrisse]20]

Graphik: Logo der Denkschrift © AS&P Albert Speer & Partner GmbH

Anspruch und Realisierung Die Erarbeitung der Denkschrift begann bei der Erkenntnis, dass der zukünftigeErfolg Frankfurts von der Attraktivität derStadt für die kreativen Eliten der Wissens-gesellschaft abhängen wird. Eine genaueBetrachtung der Wirkmechanismen mün-dete aber sehr bald in der Schlussfolge-rung, dass die Konzentration auf hoch-qualifizierte Wissensarbeiter allein nichtzum gewünschten Resultat einer prospe-rierenden und lebenswerten Stadtgesell-schaft führen würde. Nur ein stabilesGemeinwesen mit ausgeglichenen, fairensozialen Strukturen, mit engagierten undleistungsbereiten Bürgern und gut inte-grierten Zuwanderern unterschiedlicherHerkunft, mit Bildungs- und Lebens-chancen für alle kann das Fundament fürden erwünschten Stadtorganismus dar-stellen. Der Arbeitstitel »Frankfurt für alle«wurde entworfen und steht für diesenerweiterten Handlungsansatz.

Mitunter als umfassendes Stadtentwick-lungskonzept fehlinterpretiert, sah sich dieStudie trotz jener Prämisse der Kritik aus-gesetzt, die sozialen Aspekte des städti-schen Lebens und damit die spezifischenBedürfnisse eines Teils der Bevölkerungweitgehend auszuklammern. Dem ist ent-gegenzuhalten, dass die Arbeit im Lichtihrer vorgegebenen Aufgabenstellung, der Sicherung und Förderung städtischerProsperität, bewertet werden muss. Diessoll aber keineswegs negieren, dass auchden Bedürfnissen gesellschaftlicher Rand-gruppen und sozial Benachteiligter im Rahmen einer umsichtigen Stadtentwick-lung über das vorgeschlagene Maß hinausRechnung getragen werden muss.Schon der gewählte Anspruch der Studieweist deutlich über die üblichen Kompe-tenzen der Stadtplanung hinaus. Deshalbwar es ein Glücksfall, dass wir als Exper-ten für die Fokusthemen Bildung, Wissen-schaft, Verantwortung und MitwirkungProf. Dr. Klaus Ring (Kapitel Wissenschaft)von der Polytechnischen Gesellschaft undDr. Roland Kaehlbrandt (Kapitel Bildung,Verantwortung und Mitwirkung) von derStiftung Polytechnische Gesellschaft alsCoautoren zu gewinnen vermochten.

Unmittelbar im Anschluss der Bearbeitungkonnten, darauf aufbauend, durch die Stif-tung Polytechnische Gesellschaft einigeder formulierten Projektvorschläge direktaufgegriffen und realisiert werden.So baut »Frankfurt für alle« nicht zuletzt auf die Anziehungskraft und das Identifika-tionsangebot, die aus der langen Traditionbürgerschaftlichen Engagements in Frank-furt erwachsen und die Bestandteile desunverwechselbar »Frankfurterischen«sind. Einen weiteren wesentlichen Anteilan den Inhalten des Gutachtens hatten dieetwa 130 Experten und relevanten Akteureaus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Wis-senschaft und Kultur, mit denen oft langeund hochinteressante Einzelgesprächegeführt wurden. Mit einem überschauba-ren Aufwand konnten deren wissenschaft-liche Expertise, politische Erfahrung undwirtschaftliche Kompetenz eingebundenwerden: Nur mit Hilfe dieses kollektivenSachverstandes ließ sich eine Vielzahl vonStrategien und Projekten lokalisieren, dierealistische Chancen auf eine baldige Verwirklichung haben. Wir als die Autorender Studie erheben deshalb auch nicht denAnspruch, alleinige Urheber aller Ideenund Vorschläge zu sein. Oft bedurfte eslediglich des Sammelns und des Heraus-präparierens sowie der Herstellung vonZusammenhängen zwischen den einzelnenMosaiksteinen, die am Ende die Denk-schrift ausmachen. Ebenso wurden Ideenerst im Dialog zwischen uns und denBefragten geboren, bereits lose vorhan-dene Gedankenstränge zudem gemeinsamverknüpft.

Page 21: Frankfurt am Main

Übergabe der Studie: Prof. Albert Speer und Oberbürgermeisterin Dr. Petra Roth© AS&P Albert Speer & Partner GmbH

[Umrisse] [21

Resultat und ResonanzNach Vorlage der Studie (Bearbeitung:Februar 2008 bis Februar 2009) konntensich deshalb viele der relevanten gesell-schaftlichen, politischen und wirtschaft-lichen Akteure Frankfurts in den Projekt-vorschlägen wiederfinden, fühlten sich inihrer Anschauung bestärkt und brachtenProzesse in Bewegung. Kritiker bemängel-ten allerdings, dass die Denkschrift ledig-lich eine Zusammenstellung vorhandenerAnsätze sei. Auch die Urheberschaft einzelner Anregungen wurde reklamiert.Beides stört uns als die Autoren überhauptnicht. Wir begrüßen die Umsetzung jederder vorgeschlagenen Ideen und betrach-ten das Werk als »open source«, als eineQuelle, an der sich alle Gutwilligen nachBelieben bedienen können und sollen.Die Urheberschaft einer Idee sollte dabeizweitrangig sein, und die Experteninter-views hatten ja gerade den Sinn, Anstößerelevanter Akteure zu sammeln. Mindestens ebenso wichtig wie die Ver-wirklichung konkreter Projekte ist es, dassdie Studie zumindest dazu beitragen konn-te, das Selbstbild Frankfurts sowie dasspezifische Zielsystem seiner Kommunal-politiker und Entscheider zu verändern.

Die Stadt ist sich ihrer hohen Lebens-qualität bewusster geworden, und es hatden Anschein, als trüge sie diese Überzeu-gung nun selbstbewusster nach außen. Sieversteht sich als Finanz- und Wirtschafts-platz, aber gleichzeitig auch als Ort vonWissenschaft und anwendungsorientierterForschung. Sie bewirbt sich selbstbewusstum den Titel der »European Green Capital«und ist Motor verstärkter regionaler Akti-vitäten. »Frankfurt für alle« hat diesen Ent-wicklungen den Weg geebnet. Der von den Autoren gewünschte, öffent-liche Diskurs der Vorschläge mit den Bür-gern ist leider kaum erfolgt. Lediglich dasIntegrationsdezernat hat den Ball aufge-nommen und mit Geschick gespielt. Dienicht ausreichend fundierte Vorbereitungeines Folgeprozesses und dessen Veranke-rung im politischen Raum ist sicher eineberechtigte Kritik, die wir selber am nach-drücklichsten an uns üben. Dennoch fan-den die Empfehlungen vielfältigen Eingangin die öffentliche Diskussion, in die Print-medien und vor allem in die Kommunal-politik. Liest man den Koalitionsvertragzwischen CDU und Die Grünen vom Mai2011 mit entsprechendem Blick, so las-

sen sich erfreulicherweise reihenweise Elemente und Ideen der Denkschrift entdecken: Lebensqualität als eines der zentralen Politikziele, die erwähnteBewerbung als Europas grüne Hauptstadt,Tempo 30 auf Grundnetzstraßen, Fahrrad-expresswege und -infrastruktur, umfas-send nachhaltige Modellstadtteile in Neu-bau und Bestand, ein Haus der Region und eines als Kompetenzzentrum für Nach-haltigkeit, der erste Schritt eines detail-lierten Wohnbaulandkonzeptes, Frankfurt/Rhein-Main als Leitregion für Nachhaltig-keit, interkommunale Gewerbegebiete undeiniges mehr. Gemeinsam mit unseren Coautoren sindwir überzeugt, mit »Frankfurt für alle« nützliche und zielführende Anregungen für die Positionierung und EntwicklungFrankfurts in den Netzwerken der Rhein-Main-Region, Deutschlands und der Weltzu offerieren. Unsere Empfehlungen undIdeen sollen aber auch die Herzen derFrankfurter Bürger, seiner Wirtschafts-unternehmen und Gäste ansprechen.

Dr. Michael DenkelMitglied der Geschäftsleitung

AS&P Albert Speer & Partner GmbH,Frankfurt am Main

Page 22: Frankfurt am Main

[Umrisse]22]

Innenstadtkonzept für Frankfurt am Main Leitlinien und Maßnahmenschwerpunkte

Ausgangslage und ZielFrankfurt am Main ist eine internationaleMetropole im »Taschenformat«. Dies spie-gelt sich in der Kompaktheit ihrer Innen-stadt wider, die bei geringer Flächenaus-breitung eine hohe Erlebnisdichte bietet.Sie ist eine Stadt der kurzen Wege und der Kontraste. Zum einen finden sich hier die Spuren einer europäischen Stadt mit besonderer historischer Bedeutungund einem reichen kulturellen Erbe. Zumanderen zeichnet sie sich durch hohe Entwicklungsdynamik und Internatio-nalität aus.

In diesem interessanten Spannungsfeldsteht die Innenstadt: als moderne, aktiveStadt mit tiefen historischen Wurzeln, als»Global Player« mit lokaler Identität. Dasgrößte Defizit der Frankfurter Innenstadtliegt auf der anderen Seite in der hohenVerkehrsbelastung und der Dominanz desmotorisierten Individualverkehrs im öffent-lichen Raum. Durch die Barrierewirkungder Hauptverkehrsachsen Berliner Straße,Mainkai und Kurt-Schumacher-Straße zerfällt sie in Teilbereiche und wird nichtals Einheit wahrgenommen. Die östlicheInnenstadt ist vom attraktiveren und belebteren westlichen Teil abgetrennt.Durch die schlechte fußläufige Vernetzungfehlen wichtige Verbindungswege in Nord-Süd-Richtung zwischen Mainufer, Zeil undWallanlagen.In einem offenen Planungsprozess im Jahr2010 unter Moderation des Büros Stein undSchulz wurden Frankfurter Bürgerinnenund Bürger zu ihren Wünschen und Zielenfür den Innenstadtkern, begrenzt durchWallanlagen und Mainufer, befragt. Das

Architektur- und Stadtplanungsbüro raum-werk nahm diese Anregungen auf und entwickelte in Zusammenarbeit mit demStadtplanungsamt ein übergeordnetesKonzept, welches die Basis für die aktuelleFortschreibung bildet. Aufbauend auf einerdifferenzierten Analyse der bestehendenPotentiale und Defizite, benennt das Innen-stadtkonzept wichtige Handlungsleitlinienund Maßnahmenschwerpunkte, die alsEntscheidungsgrundlage für zukünftigeAktivitäten im Bereich der Innenstadt die-nen sollen. Sie werden zum Teil in Bebau-ungsplänen verankert, steuern die Vertei-lung städtischer Investitionen oder stellenAngebote an private Eigentümer dar.

Acht HandlungsleitlinienZur leichteren Orientierung und Hierarchi-sierung der Handlungsfelder erfolgt eineFokussierung des Innenstadtkonzepts infolgende acht Leitlinien:– Identitäten und Qualitäten der

Quartiere herausstellen, – Vernetzung der Innenstadt

vorantreiben,– Stadtgestalt ausbauen und stärken,– Freiraum ausbauen und stärken,– Wohnen in der Innenstadt stärken,– Einzelhandel und Gastronomie in der

Innenstadt fördern,– Arbeitsort Innenstadt entwickeln,– Kulturangebot herausstellen.Identitäten und Qualitäten der Quartiere herausstellen:Eine besondere Qualität der Innenstadt ist ihre bunte Mischung. Diese eigen-ständigen Identitäten, basierend auf derindividuellen Entwicklungsgeschichte derQuartiere, gilt es zu stärken. VorhandeneProfilierungen sollen erkannt und ausge-baut werden.

Identitäten der Quartiere © raumwerk Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung mbH

Page 23: Frankfurt am Main

[Umrisse] [23

Vernetzung der Innenstadt vorantreiben:Für eine attraktive und lebendige Innen-stadt ist gute Erreichbarkeit entscheidend.Ein breites Angebot und bequemes Wech-seln zwischen unterschiedlichen Verkehrs-mitteln sind hierfür Voraussetzung. Fuß-gänger sind dabei die wichtigsten Ver-kehrsteilnehmer, da sie mehr als alle anderen zufällige Begegnungen im öffent-lichen Raum ermöglichen und so zur Urba-nität der Innenstadt beitragen. Der Ausbaueines attraktiven und flächendeckendenWegenetzes in der Frankfurter Innenstadtist ein Kernziel des Innenstadtkonzeptes.Durch die bedarfsgerechte Optimierungvon Verkehrsflächen und die stärkereBerücksichtigung konkurrierender Nut-zungsansprüche können neue großzügigeöffentliche Räume mit Aufenthaltsqualitätgeschaffen werden. Die Gleichberechti-gung der Verkehrsteilnehmer im »SharedSpace« erlaubt die verkehrliche undgestalterische Beruhigung von innerstädti-schen Erschließungsstraßen. Durch Rück-bau und Reduzierung der Fahrbahnbreitender Hauptverkehrsachsen Mainkai undBerliner Straße soll die jetzige Barriere-wirkung überwunden werden.

Vernetzung der Innenstadt © raumwerk Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung mbH

Fußgängerverkehr

MotorisierterIndividualverkehr

Fahrradverkehr

Öffentlicher Personennahverkehr

Page 24: Frankfurt am Main

[Umrisse]24]

Stadtgestalt ausbauen und stärken:Die Gestalt der Innenstadt ist durch denKontrast geprägt: Neben wichtigen histori-schen Gebäuden bestimmen qualitativhochwertige Bebauungen der 1950er und60er Jahre vor allem im Bereich der Alt-

stadt sowie Hochhäuser aus unterschied-lichen »Hochhausgenerationen« das Bildvon Frankfurt. Ziel des Konzeptes ist eszum einen, dieses Bild im Sinne einerStadtreparatur zu beruhigen und Fehl-stellen zu beheben, auf der anderen Seite

aber auch, Frankfurts typische spannungs-reiche Kontraste zu erhalten und zu stär-ken. Im Sinne einer kritischen Rekonstruk-tion der historischen Stadtgestalt wirddaher gefordert, die innenstadttypischeBlockstruktur zu festigen und »Fehlstellen«durch Nachverdichtungen in Form vonBlockrandschließungen, Aufstockungenund Neuordnungen vorhandener Baufelderzu beseitigen. Niveauvolle Ensembles der1950er und 1960er Jahre sollen als beson-deres Erbe Frankfurts in ihrer stadtbild-prägenden Gestalt gesichert sowie histo-rische Stadträume teilweise wiederher-gestellt, wichtige historische Gebäude und Spuren, wie der Verlauf ehemaligerBefestigungsmauern, für Besucher derInnenstadt erlebbar gemacht werden.Freiraum ausbauen und stärken:Ziel sind die sukzessive Aufwertung allerwichtigen öffentlichen Platzräume in der Innenstadt mit einer entsprechendihrer Lage und Funktion differenziertenGestaltung, der Ausbau der Wallanlagenzum zusammenhängenden offenen Land-schaftspark sowie die verstärkte räumlicheVerknüpfung von Plätzen und öffentlichenGrünflächen. Insgesamt wird eine stärkereBegrünung der Innenstadt zur Verbesse-rung des Stadtklimas verfolgt.

Gestaltungsplan: Bebauung © raumwerk Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung mbH

Gestaltungsplan: Freiflächen © raumwerk Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung mbH

Page 25: Frankfurt am Main

[Umrisse] [25

Nutzungsvielfalt in der Innenstadt:Der besondere Reiz der Innenstadt liegt in den vielfältigen Angeboten für unter-schiedliche Nutzergruppen und den damitverbundenen Erlebnismöglichkeiten. ImSinne des Leitbildes der »EuropäischenStadt« sind diese Nutzungsvielfalt undDurchmischung weiter voranzutreiben. Bei Neustrukturierungen soll ein ausge-wogenes Verhältnis aus Büronutzungen,Einzelhandel, Gastronomie und Wohnenrealisiert werden. Ein vorrangiges Ziel ist es, die Innenstadtals Wohnstandort aufzuwerten, für unter-schiedliche Bevölkerungsschichten wiederattraktiv zu machen und ein vielfältigesWohnungsangebot zu schaffen, das Voraussetzung für eine sozial ausgegli-chene Bevölkerungsstruktur ist. Die Frank-furter Einkaufszone wird bisher als lineareEinkaufsmeile in West-Ost-Richtung erlebt.

Ein weiteres Ziel ist es daher, diese zueinem flächigen Netzsystem mit attraktivenRundwegen und Anbindung an Main undWallanlagen auszubauen. Die InnenstadtFrankfurts verfügt über ein hervorragen-des Kulturangebot, welches durch das in fußläufiger Nachbarschaft liegendeMuseumsufer ergänzt wird. Die Stadt-geschichte soll nun im öffentlichen Raumstärker erlebbar werden. Hierfür müssennoch vorhandene Zeitzeugnisse heraus-gestellt und besser in den städtischenRaum eingebunden werden.

Sonja MoersArchitektin und Stadtplanerin

Geschäftsführerinraumwerk

Gesellschaft für Architekturund Stadtplanung mbH,

Frankfurt am Main

Nutzungsplan: Kultur © raumwerk Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung mbH

Nutzungsplan: Wohnen © raumwerk Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung mbH

Nutzungsplan: Einzelhandel © raumwerk Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung mbH

Page 26: Frankfurt am Main

[Umrisse]26]

Geschoßwohnungsbau im Passivhausstandard Zwei Beispiele: Hansaallee und Idsteiner Straße

Passivhaus: BegriffsdefinitionDie Funktionsweise des Passivhauseserklärt sich recht einfach, sie gleicht imGrunde der einer Thermoskanne: Die Thermoskanne lässt die Hitze durch ihregedämmte Hülle nicht entweichen. Diethermographische Aufnahme zeigt dassehr deutlich im Vergleich zu einer nor-malen Kaffeekanne. In der Umsetzung aufdie Architektur bedeutet dies, dass derWärmeverlust der Außenhülle minimiertwerden muss. Die thermische Behaglichkeit im Gebäude(ISO 7730) wird allein durch Nachheizenoder -kühlen des Frischluftvolumenstroms,der für ausreichende Luftqualität (DIN 1946)erforderlich ist, gewährleistet – ohne dazuzusätzlich Umluft zu verwenden. Durch dieses einfache Prinzip lässt sich der Heizenergiebedarf des Passivhauses auf15 kWh/m2a reduzieren. Ein unsanierterWohnungsbau aus den 1960er oder 70erJahren verbraucht dagegen 300 kWh/m2a,der Durchschnittswert für Wohnhäuser inDeutschland beträgt 160 kWh/m2a.Wenn man sich die Entwicklung der Energiepreise zum Beispiel von Heizöl(1999: 26,52/100 l; 2007: 58,63/100 l) an-schaut, so beantwortet sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Passivhausesvon selbst.

Architektur und PassivhausDen bisher in Deutschland realisiertenPassivhäusern haftet immer noch etwasUnstädtisches und Esoterisches an, ihreKonzeption ist oftmals geprägt von dentechnischen Zwängen. Man könnte fastmeinen, dass sich hier eine eigene und,wie ich finde, minderwertige Architek-tur verselbständigt hat. Die vielleichttypischsten Charakteristika dieser Gebäu-de sind davorgestellte Balkone und derLaubengang – beides Elemente, die einschlechtes Image haben und für das städ-tische Wohnen oder den hochwertigenEigentumswohnungsbau ungeeignet sind.Im Gegensatz zum Vorarlberg, wo das Passivhaus einen normalen Standardrepräsentiert, ist es in unseren Breiten-graden offenbar nicht bei den Architektenangekommen, sondern bis dato in denHänden von Ökoarchitekten und Esoteri-kern. Die öffentliche Meinung in Deutsch-land ist zudem von großem Unwissengekennzeichnet. So schwirren Halbwahr-heiten durch die Luft wie: »Man kann keinFenster öffnen, die Pflanzen verdorren,technisch aufwendig, zu teuer.«Es ist daher an der Zeit, mit vorzeigbarenBauwerken solche Vorurteile aus dem Wegzu räumen. Mit unseren innerstädtischenPassivhausprojekten »Campo«, ebenfalls in diesem Heft dokumentiert, sowie der»Hansaallee« und der »Idsteiner Straße«treten wir den Beweis an.

Lageplan© Stefan Forster Architekten

Beispiel: Hansaallee Das Ensemble Hansapark liegt am Über-gang von der gründerzeitlich geprägtenBlockstruktur zur offenen Bebauung ent-lang der Hansaallee, einer der wichtigstenEinfallstraßen in die Stadt. Die Neubautendes direkt gegenüber befindlichen neuenUniversitätscampus Westend zeichnensich durch einfache, monolithische, redu-zierte Baukörper aus. Dieses prominenteGegenüber und die geschilderte Torsitua-tion definieren die besondere Herausforde-rung für die Architektur.

»Die Funktionsweise des Passivhauses gleicht im Grunde der

einer Thermoskanne.«

Page 27: Frankfurt am Main

[Umrisse] [27

Die drei an der Hansaallee errichtetenBaukörper sind zudem ein Bekenntnis zumanonymen großen Mietshaus in der Stadt.Diese bewusste Anonymität, als positiveEigenschaft des Wohnens in der Groß-stadt, stellt eine klare Absage an die derzeit propagierten, missverstanden, dörflichen Stadtmodelle dar. Die sichergewünschte Identifikation eines Bewoh-ners mit seinem Wohnort erfolgt also nichtüber das ablesbare individuelle Einzelhaus,sondern über das gesamte Quartier. ZurVerstärkung eines solchen Quartiers-

Auf Basis des mit der Stadtplanung abge-stimmten Konzeptes wurden für die fünfBaukörper fünf Architekten beauftragt.Typologisch unterscheiden sich die Gebäu-de in vier an der Hansaallee stehende winkelförmige Volumina sowie in drei imInneren des Grundstücks angeordneteStadtvillen. Im Gegensatz zu vielen zeit-genössischen Projekten, die Individualitätausdrücken sollen, sahen die hier beauf-tragten Architekten ihre Aufgabe darin,eine gemeinsame, zurückhaltende, zeitloseFormensprache zu entwickeln, die einegewisse Erhabenheit zum Thema hat. DieGemeinsamkeiten machen sich vornehm-lich an der Behandlung der Volumina fest:Alle Gebäude sind monolithisch und ver-zichten auf modisches Beiwerk. Die Indi-vidualität der Architekten äußert sichlediglich in der unterschiedlichen Ausfor-mung der Öffnungen und der plastischenAusbildung der Baukörper. Die angestrebteErhabenheit wird auch dadurch erreicht,dass sich das Innere der Wohnungen, diePrivatheit, nicht auf den sonst üblichenauskragenden Balkonen nach außenschiebt, sondern durch Loggien geschütztwird. Wollte man ihre Konzeption stilistischeinordnen, so könnte man am ehesten voneiner Neuinterpretation des Rationalismussprechen.

Wohngebäude an der Hansaallee © Lisa Farkas

Hofseitige Baukörperanordnung © Lisa Farkas

Erscheinungsbild im Winter © Lisa Farkas

Loggien … © Lisa Farkas

gedankens wurde das Ensemble mit einerumlaufenden Einfriedung gefasst, dieeinerseits das subjektive Sicherheitsgefühlbefriedigt und anderseits die Gesamt-anlage aufwertet. In ihrem Innern verbin-det eine gemeinsame, parkähnliche Grün-fläche die einzelnen Gebäude; um dieGroßzügigkeit nicht zu stören, wurden diePrivatgärten der erdgeschossigen Stadt-villenwohnungen nicht abgetrennt.

Page 28: Frankfurt am Main

[Umrisse]28]

Der U-förmige Block von Stefan ForsterArchitekten bildet eine Kante zur Hansa-allee und öffnet sich zu den innenliegen-den Bauten, wobei wegen der Belastungdurch Verkehrslärm die wohnungsbezoge-nen Freiräume als vorgestellte, thermischgetrennte Loggien zur Straße und demInnenhof ausgeführt sind. Realisiert wur-den insgesamt 45 Wohnungen mit einerlichten Raumhöhe von 2,70 m, die übereinen großzügigen gemeinsamen Eingangund zwei ebenso großzügige Treppen-häuser erschlossen werden.

BauherrABG Frankfurt Holding GmbH,Frankfurt am Main

ArchitektStefan Forster Architekten,Frankfurt am Main

ProjektmanagementUrbane Projekte GmbH, Frankfurt am Main

TragwerksplanungB + G Ingenieure Bollinger und Grohmann GmbH,Frankfurt am Main

HaustechnikIngenieurbüro Hausladen GmbH,Kirchheim

BauakustikIngenieurgesellschaft für Technische Akustik mbH,Wiesbaden

VermessungVermessungsbüro Seeger und Kollegen, Frankfurt am Main

PassivhausberatungPassivhaus Dienstleistungs GmbH, Darmstadt

Ausschreibung und BauleitungFAAG Technik GmbH,Frankfurt am Main

Grundrisse Erd- bis fünftes Obergeschoß © Stefan Forster Architekten

Querschnitt© Stefan Forster Architekten

Quartiersplatz bei Nacht © Lisa Farkas

Die im April 2010 fertiggestellte Gesamt-anlage in der Hansaallee 88–90 stellt einModell dar, wie man perspektivisch Brach-flächen in der Stadt mit einem zeitlosenarchitektonischen Konzept aufwertenkann, um ein neues Stück Großstadt zuschaffen – in Passivhausbauweise.

Page 29: Frankfurt am Main

[Umrisse] [29

Beispiel: Idsteiner StraßeAls frühes Beispiel des modernen Woh-nungsbaus wurde in den späten 1920erund den frühen 1930er Jahren die Heller-hofsiedlung im Stadtteil Gallus errichtet.Die Arbeitersiedlung nach der Planung desniederländischen Architekten Mart Stamsteht heute unter Denkmalschutz. Direktgegenüber der Reihenbebauung an derEcke von Idsteiner und Lorsbacher Straßewurde jetzt im Rahmen einer sogenanntenStadtteilreparatur ein neues Passivhausmit 22 Wohnungen und Tiefgarage in derIdsteiner Straße 123–125 realisiert. Zuvormusste aber ein baufälliges und nicht sanierungsfähiges Gebäude aus den1960er Jahren abgerissen werden, wel-ches zudem nicht auf die kontextuellenGegebenheiten reagierte.

Die geschickte Einbindung des Neubaus in die Umgebung gelingt durch die Wieder-aufnahme vorhandener Baufluchten unddie thematische Transformation der giebel-ständigen Doppelhäuser der Hellerhof-siedlung in die Moderne. Die zeitgenössi-

Wohnhaus in der Idsteiner Straße © Lisa Farkas

Lageplan© Stefan Forster Architekten

Sockelbereich mitKlinkerverkleidung © Lisa Farkas

»Ecksituation« © Stefan Forster Architekten

schen Grundrisse werden aufgewertet undsollen nun auch den gehobenen Mittel-stand ansprechen. Im Gegensatz zur exis-tierenden Siedlung nimmt das im April 2011fertiggestellte Passivhaus im ErdgeschoßBezug auf die äußeren Grünflächen undschafft damit eine Privatheit für die Be-wohner. Die Klinkerverkleidung im Sockel-bereich sorgt darüber hinaus nicht nur füreine klare, urbane Sockelzone, sondernüberzeugt ebenso durch Dauerhaftigkeit.

Page 30: Frankfurt am Main

[Umrisse]30]

BauherrABG Frankfurt Holding GmbH,Frankfurt am Main

Architekt Stefan Forster Architekten,Frankfurt am Main

TragwerksplanungB + G Ingenieure Bollinger und Grohmann GmbH,Frankfurt am Main

HaustechnikIngenieurbüro Baumgartner,Mörlenbach

BrandschutzGrontmij GmbH,Frankfurt am Main

VermessungVermessungsbüroBrockmann und Kaiser,Frankfurt am Main

Ausschreibung und BauleitungBGG Architekten + IngenieureGrünzig Ingenieurgesellschaft mbH,Bad Homburg

Balkone und Gärten © Stefan Forster Architekten

Grundrisse Erd- bis Dachgeschoß © Stefan Forster Architekten

Querschnitt© Stefan Forster Architekten

Page 31: Frankfurt am Main

[Umrisse] [31

Konstruktive BesonderheitenWie in der Begriffsdefinition bereits angedeutet, ist das konstruktive Thema des Passivhauses die luftdichte, hoch-gedämmte Außenhülle: Die Außenhüllemuss den Baukörper ohne Unterbrechungumfassen. Beim »Campo« wurde sie aus Holzpaneel-wänden gefertigt, die dann nochmals vonaußen gedämmt wurden. Bei der Bearbei-tung stellten wir dann aber fest, dass derDetaillierungsaufwand hierfür sehr hochist. Der erhoffte Einsparungseffekt durchdie serielle Produktion ließ sich nicht erzielen, da die einzelnen Häuser, weil sie jeweils an den Bestand anzupassenwaren, voneinander abwichen. Wegen dieser Erfahrungen haben wir uns entschlossen, bei den nachfolgendenProjekten »Hansaallee« und »IdsteinerStraße« auf eine hochgedämmte Beton-außenwand zu wechseln. Eine Besonder-heit der Hansaallee ist die Ausbildung der in die Fassade integrierten Loggien.Konstruktiv handelt es sich bei ihnen umfreistehende, vor dem Haus angeordneteBauteile, die jedoch von außen formal indie Hülle integriert werden. Es wird alsobewusst auf das sonst so architekten-übliche »Zeigen« der Konstruktion zuguns-ten einer zurückhaltenden, anonymenstädtischen Architektur verzichtet.

Energetisches KonzeptDas energetische Konzept für beide Pro-jekte ist identisch. Lüftung: Jede Wohnung besitzt ein eige-nes Komfortlüftungsgerät mit Wärmerück-gewinnung, von den Nutzern individuell regelbar. Über den Schachtwärmetauscherwird die Abwärme zurückgewonnen, dieso vorerwärmte Zuluft in einen Sammel-kasten und von dort sternförmig die Zuluftzu den Fenstern geführt. Die Zuluftleitun-gen sind in die Betondecke einbetoniert.Alle Wohn-, Schlaf- und Kinder- bzw. Gästezimmer werden mit Frischluft ver-sorgt, die Abluft wird über Bäder undKüchen abgesaugt. Heizen und Warmwasser: Die Behei-zung erfolgt in der Hansaallee über eineWasser-Wärmepumpe. Das heißt, dassGrundwasser gefördert und die Wärme-pumpe damit sehr wirtschaftlich betriebenwird. Zusätzlich dient sie zur Vorerwär-mung des Warmwassers, das dann übereine thermische Solaranlage weiter er-wärmt wird. Ist ein Überschuss an Solar-wärme vorhanden, wird er zur Versorgungder Fußbodenheizung genutzt. Reicht sieaber nicht aus, lässt sich ein Gasbrenn-wertkessel mit außenliegender Brennwert-leitung zuschalten. Die Wärmeerzeugungin der Idsteiner Straße erfolgt durch einenGasbrennwertkessel, die restliche Wärmewird auf folgendem Wege zugeführt: einenHeizkörper im Bad und einen im Wohnzim-mer sowie, bei den größeren Wohnungen,einen in Räumen, in denen ein höherer Bedarf besteht. Das Gebäude verfügtzudem über eine thermische Solaranlagemit Heizungspufferspeicher, der sowohldie Warmwasserbereitungsanlage speistals auch die Überschusswärme der Rest-heizung zuführen kann. Alle Wohnungensind mit wassersparenden Armaturen ausgestattet. Damit ist gewährleistet, dass Kalt- wie Warmwasserverbrauch minimiert werden.

Kühlen: Im Sommer besteht in der Hansa-allee die Möglichkeit, die Fußbodenhei-zung zum Kühlen (»aktives Kühlen«) zu verwenden. Dies ist ganz einfach über den Raumthermostat zu regeln, wobei alsEnergie Grundwasser genutzt wird. Durchden Einsatz der Fußbodenheizung zumKühlen erreicht man einen hohen Komfortohne zusätzlich erforderlichen Sonnen-schutz. Als sommerlicher Wärmeschutzund Schutz vor Überhitzung dienen Roll-läden an allen Fenstern.CO2-neutrales Heizen: Um für den Heiz-betrieb eine ausgeglichene CO2-Bilanz zuerreichen, wurde auf den Häusern in derHansaallee eine Photovoltaikanlage instal-liert. Die jährliche Energiemenge decktjahresbilanziert den Energiebedarf derWärmepumpe mit der erforderlichen Hilfs-energie zur Förderung des Grundwassersab.

Resümee Für uns liegt die Zukunft von energiespa-renden Häusern in oben beschriebenenModellen, das heißt in der Kombinationaus hocheffizienter, dichter Gebäudehülleund dem zusätzlichen Einsatz von Erd-wärme und Solarenergie. Bei weiterstei-genden Energiepreisen zeigt sich diesesModell als das wirtschaftlichste.

Stefan Forster

Page 32: Frankfurt am Main

[Umrisse]32]

Wohngebäude in Niedrigstenergiebauweise Drei Mehrfamilienhäuser in der Hansaallee

Idee des Ensembles Das gesamte Projekt an der Hansaalleesteht unter der Idee des Ensembles –genau wie auf der gegenüberliegendenSeite die neue Frankfurter Goethe-Univer-sität um das IG-Farben-Gebäude von HansPoelzig das Ensemble zum Ziel hat. Die Städte, die wir lieben, und auch dieStadtviertel, die uns erfreuen, sind har-monisch komponiert, sind eine kulturelleWohltat für die Menschen, sogar ein Ideal.

Die Beziehung zwischen dem Haus und der Stadt, zwischen Privatem und Öffent-lichem, den Teilen und dem Ganzen darfnicht dem Zufall überlassen werden. Solldie Stadt oder das Quartier, wie hier dieHansaallee im Westend von Frankfurt, einOrt glücklichen Zusammenlebens sein,muss sie nach bewussten Prinzipien undGesetzmäßigkeiten gestaltet werden.Diese bei Platon zu findende Einsicht hat Leon Battista Alberti als Erster in eine Theorie der Architektur übersetzt: »De re aedificatoria«. Eine Stadt ist ein»großes Haus«, und umgekehrt stellt dieGesellschaft der Räume (Wohnungen), dieein Haus ausmachen, eine »kleine Stadt«dar. Das hat auch der wohl bekanntesteArchitekt der Renaissance, Andrea Palladio, so übernommen.

Meine drei Häuser als Teil des EnsemblesHansaallee folgen dieser Konvention. Siesind drei Freunde, sie sind die Partitur zueiner Symphonie, sie sind mein Bekenntnisund dankenswerterweise ebenso das desBauherrn zu der Tradition der europäi-schen Stadt.

Ensemble in parkähnlicher Lage © Lisa Farkas

Steinsockel und Putzfassaden © Lisa Farkas

Page 33: Frankfurt am Main

[Umrisse] [33

Solitäre im GrünenDrei Mehrfamilienwohnhäuser in Nied-rigstenergiebauweise mit insgesamt über50 Wohneinheiten wurden hier in park-ähnlicher Lage errichtet. Im Mittelpunktdes großen Ensembles befinden sich diedrei von Grün umrankten Wohnsolitäre,deren Gestaltung von Lochfassaden in zwei Farben, Beige und Umbra, von französischen Fenstern in Holz mit nacht-blauen Markisoletten und sehr großen Balkonterrassen geprägt wird.Die Gebäude stehen für ein architekto-nisches Bekenntnis zur Tradition dereuropäischen Stadt: Wechselbeziehungenzwischen Wohnen und Außenraum, zwi-schen privat und öffentlich ermöglichenKommunikation. Auch im Inneren sind die Treppenhäuser und Wohnungen wieStadträume mit öffentlichen Plätzen (Dielen, Küchen, Wohnflächen) und pri-vaten Bereichen (Zimmern) organisiert.

Die Wohnungen folgen dieser Idee undwerden daher über großzügige Eingangs-dielen (»Plätze«) betreten, um die sich dieZimmer und Bäder (»Häuser«) gruppieren.Zusammen mit Küche und Wohnbereichenbilden sie die »Stadt«.Steinsockel und helle Putzfassaden auf-weisend, sind sie im Inneren mit Parkett-fußböden in den Wohnräumen und Natur-steinbelägen in den Bädern ausgestattet,Letztere verfügen zudem über eleganteObjekte und qualitätvolle Armaturen.

Gestaltung des Eingangsbereichs © Marcus Bredt

Ausstattung im Inneren © Marcus Bredt

Balkonterrassen mit Markisoletten © Marcus Bredt

Raumhöhen bis 2,70 m und Flügeltüren, diebis an die Decke reichen, sorgen in ihnenebenfalls für ein »altbauwertiges« Woh-nen.Alle drei im Jahr 2010 fertiggestelltenSolitäre wurden im Passivhausstandardgebaut und vom Passivhaus Institut Darmstadt zertifiziert.

Michael A. Landes

Page 34: Frankfurt am Main

[Umrisse]34]

BauherrABG Frankfurt Holding GmbH,Frankfurt am Main

Entwurf Landes & Partner Architekten,Frankfurt am Main

ProjektsteuerungUrbane Projekte GmbH,Frankfurt am Main

Generalplanung FAAG Frankfurter Aufbau AG,Frankfurt am Main

TragwerksplanungB + G Ingenieure Bollinger und Grohmann GmbH,Frankfurt am Main

HaustechnikIngenieurbüro Hausladen GmbH,Kirchheim

Bauphysik und ZertifizierungPassivhaus Institut Dr. Wolfgang Feist,Darmstadt

VermessungVermessungsbüro Seeger und Kollegen,Frankfurt am Main

Außenanlagenfreiraum x LandschaftsarchitekturDipl.-Ing. Claudius Grothe,Frankfurt am Main

Gebäudeschnitt© Landes & Partner

Regelgeschoß© Landes & Partner

Ansichten © Landes & Partner

Page 35: Frankfurt am Main

[Umrisse] [35

Stadthäuser im Westend Drei Wohngebäude als Blockergänzung

Entwurfsgedanke In der Freiherr-vom-Stein-Straße konntenwir drei elegante Stadthäuser mit ca. 45 Wohnungen in Größenordnungen von60–300 m2 realisieren. 2004–2006 geplantund errichtet, entstanden sie als straßen-begleitende Blockergänzung mit dem Ent-wurfsgedanken, den Stadt- und Wohn-raum öffentlich in einen Dialog zu bringen. Ziel war es, hochwertige Wohngebäude imEinklang mit der ortstypischen Bauweiseund deren architektonischen Stilelementenzu schaffen. Sowohl die Gestaltung ihrerFassaden als auch die Organisation derGrundrisse übernehmen traditionelle Qualitäten der gründerzeitlichen Häuserdes Frankfurter Westends.

HauscharakterHohe Geschosse, französische Fenster,Natursteinfassaden und Mansarddächerordnen sich wie selbstverständlich in daselegante Westend ein, lichte Räume, großeEss- bzw. Wohnküchen, Doppelflügeltüren,Dielen, Terrassen und weitläufige Treppen-häuser mit Oberlichtern, wie man sie aus Paris kennt, bieten eine vorzüglicheWohnqualität. Einladende Terrassen oderBalkone öffnen die bis zu 300 m2 großenWohnungen aller drei Häuser zum innen-liegenden, geschützten und begrüntenGartenhof. Die Mansarddächer ermög-lichen zudem lichte Raumhöhen von 3 mund die Ausbildung von Dachterrassen, die ebenfalls zum Innenhof orientiert sind.

Stadthäuser in der Freiherr-vom-Stein-Straße © Jean-Luc Valentin

Neubebauung als Blockergänzung © Jean-Luc Valentin

Mansarddächer und Dachterrassen© Marcus Bredt

Lageplan © Landes & Partner

Page 36: Frankfurt am Main

[Umrisse]36]

Jedes der drei Häuser, die in Mischbau-weise mit Stahlbetonskelett und Mauer-werk errichtet sind, erhält durch die unterschiedliche Ausprägung der Gebäu-dehüllen und des Material- und Farbkon-zeptes eine eigene Identität, um eine archi-tektonische Differenzierung zu erlangenund den »Hauscharakter« zu unterstrei-chen. So wurde bei Haus 1 und 2 ein eingeschossiger Natursteinsockel in Beigetönen ausgeführt und die übrigenGeschosse mit einem Wärmedämmver-bundsystem samt Putzfassade versehen.

Die Eingangsportale und Treppenhäuserverfügen über Natursteinfußböden und -sockel, die in ihrem Farbkonzept jedochhausweise variieren und ihnen im Zu-sammenspiel mit den Eingangstüren auslasierter Eiche bzw. Mahagoni einen gediegenen Charakter verleihen. Dieserwird in den Treppenhäusern von schwar-zen Stahlstabgeländern mit Holzhandlaufergänzt. Die 2,50 m hohen Wohnungs-eingangstüren folgen diesem Farb- undMaterialkonzept und bestehen daher ausdenselben Holzarten. Alle drei Häuserbesitzen darüber hinaus einen Glasaufzugund eine gemeinsam genutzte, bauteil-übergreifende Tiefgarage mit Einzel- undDoppelparkern.

Michael A. Landes

Längsschnitt © Landes & Partner

Eingangsportale … © Marcus Bredt

Unterschiedliche Fassaden © Marcus Bredt

Erdgeschoß © Landes & Partner

Erstes bis viertes Obergeschoß © Landes & Partner

Wie bei Leon Battista Alberti werden diebodentiefen Biforien-Fenster mit einer runden Mittelsäule sowie mit einem Sonnenschutz in Form von ultramarin-farbigen Markisoletten ausgestattet undsorgen für einen lebendigen Kontrast.Haus 3 wurde dagegen komplett mit einerNatursteinfassade in hellbeigen Farbtönenverkleidet und mit bodentiefen Fenster mitSchiebeläden und Absturzsicherungen ausGlas gegliedert.

Page 37: Frankfurt am Main

[Umrisse] [37

BauherrProjektgesellschaft Westend III mbH,Stuttgart

Entwurf Landes & Partner Architekten,Frankfurt am Main

Orientierung zum Gartenhof © Marcus Bredt

Wohnungen mit Balkonen © Marcus Bredt

ProjektsteuerungUnmüssig Bau Verwaltungsgesellschaft mbH,Freiburg

TragwerksplanungB + G Ingenieure Bollinger und Grohmann GmbH,Frankfurt am Main

HaustechnikPettersson + Ahrens Ingenieur-Planung GmbH,Ober-Mörlen

Außenanlagenfreiraum x LandschaftsarchitekturDipl.-Ing. Claudius Grothe,Frankfurt am Main

VermessungVermessungsbüro Schütz Vollmer,Friedberg

Page 38: Frankfurt am Main

[Umrisse]38]

Campo am Bornheimer Depot Wohnquartier in Passivhausstandard

(Rahmen-)Planung Das »Campo am Bornheimer Depot« liegtinmitten des Stadtteils Frankfurt-Bornheim,eines bürgerlichen, gewachsenen Quar-tiers aus der Gründerzeit. Auf einer Indus-triebrache entstand hier ein neues urbanesViertel, das unter Integration zweier denk-malgeschützter Gebäude sowie eines um1900 errichteten Wohnhauses hochwerti-gen Geschoßwohnungsbau, Einkaufen undGastronomie verbindet.

Auf Basis einer Studie von Albert Speer &Partner wurde im Auftrag der ABG Frank-furt Holding ein kooperatives Verfahren zur Entwicklung einer städtebaulichenRahmenplanung unter den Architektur-büros Albert Speer & Partner, Scheffler +Partner sowie Stefan Forster Architektenausgelobt. Die weitere, gemeinsame hoch-bauliche Bearbeitung erfolgte dann auf derGrundlage der städtebaulichen Rahmen-planung von Stefan Forster Architekten.Die FAAG Technik realisierte die Tief-garage, die Umnutzung und Sanierung des ehemaligen Depots wurden zudem an einen Coinvestor vergeben und vomArchitekturbüro Hoechstetter und Partnerkonzipiert.Die drei Frankfurter Architekturbüroshaben also jeweils einen Teil des moder-nen Passivhausprojekts geplant und tragenso zu einem vielseitigen und lebendigenErscheinungsbild bei: Die neuen Gebäudenehmen Typologien und Baufluchten derUmgebung auf und ordnen sich in Materi-alität und Maßstab in den städtischen

Kontext ein, wobei der fünfgeschossigeBlockrand arrondiert und eine Gassegeschaffen wird, die an der Stelle erstmalseine Querung für Fußgänger und Radfahrervon der Heidestraße zur ca. 3 m höhergelegenen Gronauer Straße ermöglicht.Bei aller Individualität in der Formenspra-che setzen die Architekten sehr hohe qualitative und gestalterische Standardsum, die in gemeinsamen Workshops defi-niert, in einer Gestaltungssatzung zusam-mengefasst und als Ausgangspunkt für dengesamten Planungsprozess genutzt wur-den. So wurde zum Beispiel großer Wertauf eine deutliche Ablesbarkeit der einzel-nen Häuser gelegt, die in ihrer Maßstäb-lichkeit der typischen Bornheimer Bebau-ung entsprechen. Klare Gliederungen der Fassaden mit steinernen Sockeln, ver-putzten Fassadenflächen im Mittelteil undzurückgesetzten, teilweise geneigten Staffelgeschossen stellen eine zeitgemäßeInterpretation der gründerzeitlichen Ent-wurfsprinzipien der umgebenden Bebau-ung dar.

Neues urbanes Viertel zum Wohnen, Einkaufen und …© AS&P Albert Speer & Partner GmbH/Thomas Ott/Thomas Lison/Jean-Luc Valentin/Julia Bergfeld

Page 39: Frankfurt am Main

[Umrisse] [39

Auch bezüglich des Wohnkomforts, derNachhaltigkeit und der Energieeffizienzwurden seitens der Bauherren und Planerambitionierte Ziele definiert: SämtlicheHäuser erfüllen den Passivhausstandard,garantieren einen minimalen Energiever-brauch und somit geringe Nebenkosten fürdie Mieter und Eigentümer. Sie verfügenüber eine Komfortlüftung mit hocheffizien-ter Wärmerückgewinnung sowie überraumweise regelbare Komfortheizkörper.

Wohnqualitäten Alle Wohnungen besitzen einen eigenenBalkon oder Garten, der sich zum be-grünten, ruhigen Hof orientiert, währendsie sich zum Stadtraum mit geschütztenLoggien öffnen. Den begrünten Freiberei-chen kommt im urbanen Kontext einebesondere Rolle in puncto Aufenthalts-qualität zu. Daher wurden dienende Funk-tionen, wie etwa Müll- und Fahrradabstell-räume, größtenteils in den Erdgeschossender Häuser organisiert, um die Außen-flächen freizuhalten und hochwertig über-planen zu können. Durch Hecken sepa-rierte private Gärten wechseln sich daherab mit halböffentlichen Zonen, auf denenunter anderem ein Kinderspielplatz ange-ordnet ist.

Die Raumhöhen betragen in den Aufent-haltsräumen 2,70 m, raumhohe Fenster sorgen zudem für ein lichtdurchflutetesInneres, wobei außenliegende, elektrischbetriebene Raffstores eine unangenehmeAufwärmung im Sommer verhindern.Bei der Definition der Wohntypenmischungwurde seitens des Bauherrn großer Wertauf einen heterogenen, innenstadtverträg-lichen Zuschnitt gelegt – mit dem Resultatvon Zwei- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen,die in Aufteilung und Größe (60–160 m²)variieren und so für ein breites Bevölke-rungsspektrum attraktiv sind. Mit dem im April 2008 realisierten »Campoam Bornheimer Depot« ist also ein hoch-wertiges Wohnquartier mit außergewöhn-lichen architektonischen Qualitäten inmit-ten einer gewachsenen urbanen Strukturentstanden.

Erdgeschoß © Stefan Forster Architekten/AS&P Albert Speer & Partner GmbH/Scheffler + Partner/Hoechstetter und Partner

Regelgeschosse © Stefan Forster Architekten/AS&P Albert Speer & Partner GmbH/Scheffler + Partner/Hoechstetter und Partner

Dachgeschoß © Stefan Forster Architekten/AS&P Albert Speer & Partner GmbH/Scheffler + Partner/Hoechstetter und Partner

Page 40: Frankfurt am Main

[Umrisse]40]

Heidestraße 149 und Rendeler Straße 44–48 Vom Büro Scheffler + Partner stammen die Häuser in der Heidestraße 149 und derRendeler Straße 44–48 mit der Bebauungim Innenbereich der östlichen Blockhälfte.Für die Straßenfassaden wurden dieGestaltungselemente der Nachbarbebau-ung übernommen: geklinkerte Sockel-geschosse, eingeschnittene Loggien undals oberer Abschluss ein zurückgesetztesStaffelgeschoß. Die Giebelwand der ehe-maligen Reparaturhalle des alten Straßen-bahndepots, die seit langen Jahren zumvertrauten Bild der unteren RendelerStraße gehört, wurde hier integriert.

Ebenso entspricht die gewerbliche Nut-zung der Erdgeschosse mit einem kleinenCafé und einer Kindertagesstätte dergewohnten Erscheinung des dichtbesie-delten Stadtteils.Die Grundrisse der fünf- bis sechsge-schossigen Häuser sind hauptsächlich als Zwei- und Dreispänner organisiert.

Das vorgeschlagene Wohnungsgemengedeckt das gesamte Spektrum von zwei biszu fünf Zimmern ab, so dass sich auch inder Struktur der Bewohner die Vielfaltstädtischer Lebensverhältnisse wider-spiegeln kann. Den zum Blockinnern orien-tierten Räumen sind überdachte Balkoneals Freisitze vorgelagert, die erdgeschos-sigen Wohnungen haben Mietergärten.Alle Häuser sind in Passivhausbauweiseerrichtet und zertifiziert worden. Ihre tra-gende Konstruktion besteht aus Stahl-betondecken und betonierten Querwän-den. Für die äußeren Längswände wurdenhochgedämmte Holzrahmenelementegewählt, deren Lasten geschoßweise über die Decken abgeleitet werden; zurÜberdeckung der Fugen dient ein zusätz-lich aufgebrachtes Wärmedämmverbund-system. Die kontrollierte Lüftung ist mitVertikalwärmetauschern ausgerüstet, inallen Räumen lässt sich über einen in dasZuluftsystem integrierten Heizkörper dieTemperatur individuell regeln.

Schnitt© Scheffler + Partner

Bebauung im Blockinnenbereich © Julia Bergfeld/Scheffler + Partner

ZurückgesetztesStaffelgeschoß © Thomas Lison

Fassade an derRendeler Straße© Thomas Lison

Page 41: Frankfurt am Main

[Umrisse] [41

Heidestraße 141–147Die vier von Stefan Forster Architektengeplanten kubischen Gebäude liegengegenüber der filigranen denkmalge-schützten Halle entlang einer neugeschaf-fenen Gasse. Die Erdgeschoßebene mitzurückgesetzten Hauseingängen und hel-len Gewerberäumen wird mit einem durch-laufenden Klinkersockel hervorgehoben.Mit zwei Wohnungen pro Geschoß ließensich hier attraktive Wohnflächen schaffen:Neben den großzügigen Fensterflächenöffnen sie mit geschützten Loggien zumStadtraum, während die rückseitigen Balkone eine Verbindung zum begrünten, ruhigen Hof bieten. Die ebenerdigen Mietergärten und die im Dachgeschoßangeordneten Terrassen sorgen für wei-tere private Freiflächen.

Längsschnitt© Stefan Forster Architekten

Verbindung zum begrünten Innenhof © Jean-Luc Valentin

Wohnhaus am (neuen) Quartiersplatz © Jean-Luc Valentin

Rückseitige Balkone … © Jean-Luc Valentin

Page 42: Frankfurt am Main

[Umrisse]42]

Gronauerstraße 4–8Sämtliche Häuser erfüllen den Passivhaus-standard und sind barrierefrei zugänglich.Das Energiekonzept garantiert einen mini-malen Primärenergieverbrauch und somitextrem niedrige Nebenkosten: Der Heiz-energiebedarf beträgt nur 15 kW/m²a undsenkt den CO2-Ausstoß auf ein absolutesMinimum. Fassaden mit steinernen So-ckeln, verputzten Fassadenflächen undzurückgesetzten, teilweise geneigten Staf-felgeschossen prägen das Erscheinungs-bild, wobei Balkone, Loggien und vertikaleFensterelemente für eine individuelle undabwechslungsreiche Gestaltung sorgen.

Die zentrale Lage, flexible Grundrisse und die zukunftsorientierte Passivhaus-bauweise machen die Wohnungen in gleicher Weise für Familien mit Kindern,ältere Mitbürger und Singles attraktiv.

Gronauerstraße 4–8 und Heidestraße 135–137: Schnitt© AS&P Albert Speer & Partner GmbH/Hoechstetter und Partner

»Ecksituation«© AS&P Albert Speer & Partner GmbH

Gebäude an der Gronauerstraße © AS&P Albert Speer & Partner GmbH

Ausbildung einer Gasse © AS&P Albert Speer & Partner GmbH

Page 43: Frankfurt am Main

[Umrisse] [43

Heidestraße 135–137Das ehemalige Straßenbahndepot ist dasHerzstück des Quartiers. Die Aufgabe fürHoechstetter und Partner bestand nundarin, die über 100 Jahre alte Halle für dieUnterbringung eines Vollsortimentersumzubauen. Dabei war es wichtig, die

historische Stahlkonstruktion und damitden markthallenähnlichen Charakter komplett zu erhalten. Vom Betreiber wur-de deshalb erwartet, dass neben einemgroßen Obst- und Gemüsesortiment aucheine Frischfleisch- und sogar eine Frisch-fischabteilung vorgesehen werden.

Durch die Notwendigkeit der Demontageder Stahlkonstruktion, um sie an anderer Stelle zu sanieren, bot sich die Chance,unter der Halle und dem Vorplatz einezweigeschossige Tiefgarage mit 194 Stell-plätzen zu errichten. Ihre untere Ebenedient heute dem Anwohnerparken, dieobere hingegen als Kundenparkplatz, über eine Rolltreppe verbunden mit derdarüberliegenden Handelsfläche.

Heidestraße 135–137: vorher und nachher © Thomas Ott/Hoechstetter und Partner

Umnutzung des ehemaligen Straßenbahndepots © Thomas Ott

Page 44: Frankfurt am Main

[Umrisse]44]

In enger Abstimmung mit der Denkmal-schutzbehörde wurde die historischeStahlkonstruktion wiederhergestellt und die Hallenfassaden in ihr originalesErscheinungsbild zurückversetzt, wobei die alten Toröffnungen an der Südseiteeine neue Glasfassade erhielten. Zwischender Halle, dem renovierten Verwaltungs-gebäude und der neuen Wohnbebauung im Osten entstand zudem ein Quartiers-platz.Dach und Außenwände der Halle sind jetztwärmegedämmt. Die ursprüngliche Außen-wand aus Stahlfachwerk mit Klinkeraus-fachung wurde dazu als hinterlüftete Vorsatz- vor die wärmegedämmte Innen-schale gesetzt, während im Fall des ehemaligen Dienstgebäudes in der Heide-straße 137 die Sanierung anhand histori-scher Aufnahmen erfolgte. Sockel- und Erdgeschoß werden heute als Kindertagesstätte genutzt, in den Ober-geschossen befinden sich großzügigeWohneinheiten. Das ehemalige Sozial- und Toilettenhäuschen wurde abgebautund unter Verwendung originaler Bauteilean der Südostecke des Grundstücks re-konstruiert, danach eine Backstube mitCafé beherbergend.

Stefan Forster

BauherrenABG Frankfurt Holding GmbH, Frankfurt am Main (Wohnungsbau)

Straßenbahn Depot Heidestraße GmbH & Co. KG,Frankfurt am Main (Markthalle und Tiefgarage)

Architekten Stefan Forster Architekten,Frankfurt am Main (Heidestraße 141–147)

AS&P Albert Speer & Partner GmbH,Frankfurt am Main (Gronauer Straße 4–8)

Scheffler + Partner Architekten BDA,Frankfurt am Main (Rendelerstraße 44–48, Heidestraße 149)

Hoechstetter und Partner Architekten BDA,Darmstadt (Heidestraße 135–137)

Projektmanagement und BauleitungUrbane Projekte GmbH, Frankfurt am Main

Tragwerksplanung und Brandschutzbauart Konstruktions GmbH,Lauterbach

HaustechnikIngenieurbüro Hausladen GmbH,Kirchheim

BodengutachtenBaugrundinstitut Franke-Meißner und Partner GmbH,Wiesbaden-Delkenheim

Passivhausberatung Passivhaus Dienstleistung GmbH,Darmstadt

Vermessung Vermessungsbüro Seeger und Kollegen,Frankfurt am Main

FreiraumplanungFreiraum X,Frankfurt am Main

Heutige Außenwand © Thomas Ott

Wiederhergestellte Stahlkonstruktion © Thomas Ott

Page 45: Frankfurt am Main

[Umrisse] [45

Studierendenwohnheim am Wiesenhüttenplatz Umbau des ehemaligen Polizeireviers 4

Ursprüngliche Struktur1972 wurde der siebengeschossige Stahl-betonskelettbau für das Polizeirevier 4 imFrankfurter Bahnhofsviertel errichtet –eine funktionale Architektur mit Büro-flächen in fünf Obergeschossen für dieBeamten sowie einem Zellentrakt undeiner Garage für Mannschaftswagen imSockel. Mit dem Wandel des Bahnhofs-viertels wurde 2002 seine ursprünglicheFunktion aber obsolet und das Gebäudeleer gezogen. Nachnutzer vor allem wegendes individuellen Sockels fanden sichkeine, bis dem Studentenwerk Frankfurtdie Idee kam, die Immobilie aus dem Besitzdes Landes Hessen zu übernehmen und inein Studierendenwohnheim umzuwandeln.So veranstaltete es 2008 ein Auswahlver-fahren unter fünf Architekturbüros, bei dem der Entwurf des Büros Ferdinand Heideausgewählt wurde.

Umnutzung als ChanceDer Entwurf sah in dem Umbau und derUmnutzung des ehemaligen Polizeireviersdie große Chance, nicht nur in attraktiver,zentraler Lage von Frankfurt ein neues Studierendenwohnheim anzubieten, son-dern auch eine Möglichkeit, den schöngestalteten Wiesenhüttenplatz kopfseitigmit einem urbanen und architektonischhochwertigen Bauwerk abzuschließen. Für die Konzeption der Außenhaut bedeu-tete dieser Anspruch, dass die ausdrucks-lose horizontale Bandfassade gegen einespannungsreiche Komposition unter-schiedlicher Elemente und Materialienersetzt wurde: Analog zur klassischen Teilung und Vertikalität der im Bahnhofs-viertel und am Platz noch zahlreich vorhan-denen gründerzeitlichen Fassaden wird

Früheres Erscheinungsbild des Gebäudes © Frank Heinen/Architekturbüro Ferdinand Heide Lageplan

© Architekturbüro Ferdinand Heide

Baukörper mit variierenden Fensteröffnungen © Frank Heinen/Architekturbüro Ferdinand Heide

Page 46: Frankfurt am Main

[Umrisse]46]

der Baukörper zunächst als massives Volu-men mit geschlossenen Wandflächen ver-standen, in den variierende Fensteröffnun-gen geschnitten werden. An seiner Vorder-front entsteht durch diese Einschnitte inForm eines weit zurückgesetzten Eingangssowie in Form von tiefen Fenstern mit Holz-lamellen eine spannungsvolle und plasti-sche Gebäudehülle, die sich in ihrer Axia-lität und vertikalen Betonung auf die Mittedes Wiesenhüttenplatzes bezieht.Gleichzeitig zeigt das Haus weiterhin seinen konstruktiven Ursprung, denn daskräftige Betonskelett, auf dem alle Deckenaufliegen, bleibt nach außen erhalten –jedoch auf subtile Art und Weise: Im

Bereich des Eingangs und der Loggien-fenster werden die Stahlbetonstützen und -unterzüge freigestellt. Die Wand erscheintdabei als Bauteil, das einen dicken sicht-baren »Mantel« trägt: ein Wärmedämm-verbundsystem, das die Kubatur in denoberen Stockwerken vierseitig umschließt.Im Erdgeschoß hingegen wird ein Sockelaus einer Natursteinverkleidung realisiert,der auch die Umfassungswand auf dersüdlichen Grundstücksgrenze mit einbe-

Die seitlichen und rückwärtigen Fassadenhaben jeweils Fenster, die so proportioniertsind, dass einerseits genügend Tageslichtin die Appartements gelangt und anderer-seits die Privatsphäre der Wohnungengewahrt bleibt. Bei der hier entwickeltenLösung handelt es sich um eine energe-tisch hocheffiziente, wärmegedämmteHülle, die die EnEV 2009 problemlos um 30 % unterschreitet. Selbstverständlichwird auf den partiell freigestellten Beton-stützen ebenfalls eine neue Wärmedäm-mung angeordnet, aber nicht mit Putzüberdeckt, sondern mit einer Zement-spachtelung, die dem Sichtbeton derInnenstützen nahekommt.

Neue Grundrissorganisation: Erdgeschoß und Regelgeschoß © Architekturbüro Ferdinand Heide

Querschnitt© Architekturbüro Ferdinand Heide

zieht. Die farbliche Gestaltung in Hell- undSandsteinrot der Putzflächen dient derGliederung des Baukörpers und der Ab-lesbarkeit seiner unterschiedlich hohenVolumina, die Farbigkeit und Materialitätdes Natursteins (Basaltlava) orientieren sich am Erscheinungsbild der am Wiesen-hüttenplatz anzutreffenden Altbauten.

Zurückgesetzter Eingang an der (heutigen) Vorderfront © Frank Heinen/Architekturbüro Ferdinand Heide

Page 47: Frankfurt am Main

[Umrisse] [47

Der Gemeinschaftsraum ist eine transpa-rente, offene Zone, die vom öffentlichenBereich bis zum rückwärtigen Garten»durchgesteckt« ist. Mit dem Durchblick indie Tiefe und in den Garten gewinnt nichtnur die Eingangssituation an Attraktivität,sondern wird den Bewohnern auch funk-tional die Möglichkeit geschaffen, sichgleichermaßen zur Straße, zum Platz oderzum ruhigen Gartenhof zu orientieren. DasTreppenhaus und der Aufzug, die konstruk-tiv keine Eingriffe erfahren, können direktvon der Straße über die Eingangsloggiaerschlossen werden. Der Garten, auf einervorhandenen Tiefgarage angeordnet, dientzum studentischen Erholen, die angrenzen-de gut ausgestattete Küche dem gemein-schaftlichen Kochen.

SchlussbemerkungDer Umbau des ehemaligen Polizeireviersam Wiesenhüttenplatz in ein Studierenden-wohnheim ist ein wichtiger Baustein zurRevitalisierung und Sanierung des Frank-furter Bahnhofsviertels. Mit den 48 Appar-tements ziehen in das zentrale Gründerzeit-quartier an einer mit der Gestaltung desWiesenhüttenplatzes bereits städtebaulichaufgewerteten Stelle neue Urbanität undVitalität ein. Die Studierenden haben zwar,je nach Studienfach, einen gewissen Wegzu den Universitätsstandorten, die optimaleöffentliche Anbindung wie die Qualitätendes nahen Mainufers und der Innenstadtwerden das 2010 fertiggestellte Haus abermit Sicherheit zu einem beliebten Wohn-standort während des Studiums machen.

Ferdinand Heide

Neue GrundrissorganisationDie vorgeschlagene Grundrissorganisationfolgt der Idee, in jedem Geschoß eigen-ständige Studentenappartements mit Bad,Küchenzeile und einem gut möblierbarenWohnraum anzubieten. Die Größe des Zimmers ist in der Regel so, dass nebenBett und Schrank ein Ess- sowie einSchreibtisch Platz finden. Regale sind indie durch die mächtige Konstruktion vor-handenen Wandnischen eingelassen.Pro Geschoß haben vier Wohnungenaußenliegende Bäder mit einem kleinenFenster, die restlichen vier Appartementssind um einen zentralen Sanitärkern gruppiert. Die Trennwände wurden je nachstatischer Erfordernis in Leichtbauweise(Metallständerkonstuktion mit Gipskarton-platten) oder massiv in 20,50 cm Kalksand-stein ausgeführt.Die »zweigeschossigen« Loftappartementsim Erdgeschoß geben dem Haus einebesondere Qualität und repräsentieren dieTransformation des hohen Sockels unddamit seine neue Funktion: Geschoßhochverglaste Einheiten, die zum Garten ausge-richtet sind, nutzen mit einem Hochbettund einem kleinen Stauraum über derKüchenzeile die große Raumhöhe. DasPrimärtragwerk des Hauses, die Stützen,die Decken und die Umfassungswände desAufzugs und der Treppenanlage bleibenunverändert.

BauherrStudentenwerk Frankfurt am Main Anstalt des öffentlichen Rechts

ArchitektFerdinand Heide Architekt BDA,Frankfurt am Main

Projektleiter: Dipl.-Ing. Norman Berndt

TragwerksplanungGrontmij GmbH,Frankfurt am Main

Haustechnik Gaspar-Theil-Ingenieure GmbH,Frankfurt am Main

Eigenständige Appartements in jedem Geschoß © Frank Heinen/Architekturbüro Ferdinand Heide

Wohnen auf zwei Ebenen im Sockel © Frank Heinen/Architekturbüro Ferdinand Heide

Page 48: Frankfurt am Main

[Umrisse]48]

Standort mit PerspektiveViele Menschen möchten gerne zentrums-nah am Wasser wohnen. Ganz im Sinnedieses Trends der Stadtentwicklung wer-den in Frankfurt am Main seit Jahrengewerblich genutzte Gebäude durchattraktive Wohnbebauung ersetzt: sei es im West- und Osthafen, auf dem Geländedes ehemaligen Schlachthofs oder imBereich der Oskar-von-Miller-Straße.Auch das einst industriell geprägte Ost-end hat sich in ein prosperierendes Viertelverwandelt. Es gilt nun als attraktivesWohnquartier, ist Standort namhafter kreativer Unternehmen und punktet miteiner abwechslungsreichen urbanenSzene. Architektonisch ist es aber eben-falls interessant – nicht zuletzt durch dieIntegration der ehemaligen Großmarkthallein ein neues Projekt, den künftigen Haupt-sitz der Europäischen Zentralbank, der zurweiteren Belebung des Ostends beitragenwird. In direkter Nachbarschaft ist aufeiner 3.820 m² umfassenden Grundstücks-

Gebäudekomplex »Mainbow« Gelungene Hommage an Martin Elsaesser

fläche ein sechs- bzw. siebenstöckigesWohn- und Geschäftshaus mit geschwun-gener Silhouette entstanden. In das letztegroße Bauvorhaben des Viertels wurdeninsgesamt 24 Millionen Euro investiert.Aufgrund seiner besonderen Lage bietet

der im Juli 2010 fertiggestellte »Mainbow«einen spektakulären Blick auf eine ein-ladende Parkanlage am Main und dieimposante Skyline der Metropole – einebesonders ansprechende Möglichkeit,innenstadtnah am Fluss zu wohnen.

Anordnung der Baukörper © Nassauische Heimstätte/Thomas Koculak

Straßenfront mit verglasten Loggien © Nassauische Heimstätte/Thomas Koculak

Page 49: Frankfurt am Main

[Umrisse] [49

Durchdachte StadtarchitekturDas Projekt basiert auf dem gemeinsamenKonzept von NH ProjektStadt unter der Leitung von Prof. Thomas Dilger, Ge-schäftsführer der UnternehmensgruppeNassauische Heimstätte/Wohnstadt, unddem Architekturbüro Dietz Joppien, die2007 den Gestaltungs- und Investoren-wettbewerb der Stadt Frankfurt gewon-nen hatten.Architektonisch ließen sich die beidenPartner von der in unmittelbarer Nachbar-schaft gelegenen ehemaligen Großmarkt-halle inspirieren, die von Martin Elsaesserentworfen und 1928 eingeweiht wurde. Der seinerzeit größte Gebäudekomplex derStadt steht seit 1984 unter Denkmalschutzund wurde 2004 geschlossen. Die Hallewird derzeit in den Neubau des Hauptsit-zes der Europäischen Zentralbank inte-griert, der Ende 2013 fertiggestellt werdensoll. Die Planer des »Mainbow« nahmennun verschiedene Charakteristika des tra-ditionsreichen Baus auf und interpretier-ten diese auf moderne Weise – seien esGebäudeposition, Materialien oder auchdie Art der Fensteröffnungen. Besondersoffensichtlich kommt das durch die Ver-wendung von Klinkern zum Ausdruck,wobei Balkone und vollverglaste Loggienfür räumliche Tiefe sorgen: Die subtileKombination, Schichtung und Überlage-

rung von wenigen Materialien und Ele-menten bietet ein abwechslungsreichesFassadenbild. Entstanden ist so eine Hommage an Elsaesser, die darüber hin-aus zwischen den in den letzten Jahrenerrichteten Punkthäusern, dem gründer-zeitlichen Stadtgrundriss und den Markt-gebäuden aus den 1920er Jahren vermit-telt. »Die direkte Nachbarschaft zur EZBund die Lage am Main machten dieses

Grundstück besonders reizvoll und stelltenan seine städtebauliche sowie architek-tonische Gestaltung einen hohen An-spruch. Gefordert war ein Baukörper, dersich harmonisch in die vorhandene Stadt-architektur der Umgebung einfügt und einlebendiges sowie gestalterisch anspre-chendes Gegenüber zu seinem prominen-ten Nachbarn bildet. Ich meine, das ist unsgut gelungen«, resümiert Thomas Dilger.

Fassadenbild und Kontext © Nassauische Heimstätte/Thomas Koculak

Balkone als Gliederungselemente © Nassauische Heimstätte/Thomas Koculak

Gebäudehülle aus Klinkern © Nassauische Heimstätte/Thomas Koculak

Page 50: Frankfurt am Main

[Umrisse]50]

Mix aus Wohnen und GewerbeDer gekrümmte Komplex besteht aus dreiGebäuden, die auf einem Sockel angeord-net sind. Das mittlere und »längste« istsechsgeschossig, während seine beidenFlanken siebengeschossig konzipiert sind.Die signifikanten baulichen Einschnitte unddie maßstäbliche Gliederung der Kubaturtragen hier ebenso zur markanten Wirkungder Architektur bei wie die deutlich ausge-prägten Rücksprünge im Erdgeschoß. Dort befinden sich fünf Gewerbeeinheitenmit einer Gesamtfläche von ca. 925 m², die bereits an Einzelinvestoren verkauftwurden. Aktuell sind etwa zwei Drittel derFläche belegt: Ein Blumenladen wurdeschon eröffnet, ein Büroausstatter hat einegrößere Einheit angemietet. Für die weite-ren Flächen werden derzeit konkrete Ver-mietungsgespräche geführt.

Dünenlandschaft im Freiraum © Nassauische Heimstätte/Thomas Koculak

Die oberen Stockwerke beherbergen ins-gesamt 48 Eigentumswohnungen mit einerNutzfläche von ca. 6.300 m², die über je fünf front- und rückseitige Eingänge undindividuelle Aufzüge barrierefrei zugäng-lich sind. Die Architekten berücksichtigtendie unterschiedlichen Bedürfnisse vonSingles, Paaren und Familien, indem sievariantenreiche und großzügig gestalteteWohnflächen von ca. 70–177 m² schufen.So sind 13 Zwei-Zimmer-, zehn Drei-Zim-mer- und 24 Vier-Zimmer-Wohnungensowie eine Maisonette-Wohnung mit fünfZimmern entstanden. Allen gemein ist diegehobene Ausstattung, unter anderemVideo-Sprech-Anlagen, Eicheparkett und»Tageslicht-Bäder« mit hochwertigenSanitäranlagen umfassend. Im Frühjahr2011 wurden die letzten Eigentumswoh-nungen verkauft.

Überzeugender TechnikstandardAuch in technischer Hinsicht lohnt einBlick auf den »Mainbow«: Der Massivbauist eine Mischkonstruktion aus Stahlbetonund einem Mauerwerk aus Kalksandstein.Sowohl das Untergeschoß als auch dieTiefgarage mit 68 Pkw-Stellplätzen wurdenaus wasserundurchlässigem Stahlbetonhergestellt. Letztere ist im Sinne desBrandschutzes als geschlossene, unter-irdische Großgarage mit natürlicher Lüftung konzipiert.Dem Zeitgeist folgend, legten die Planerbesonderen Wert auf eine hohe Energie-effizienz. Das Gebäude erfüllt daher dieAnforderungen eines KfW-40-Hauses(Berechnungsgrundlage: EnEV 2002). DieFassade besteht überwiegend aus einerzweischaligen Außenwandstruktur mitKerndämmung und Klinkermauerwerksowie zum Teil einem wärmedämmendenVerbundsystem. Für einen klaren Ausblicksorgen dabei hochwärmegedämmte Holz-Aluminium-Fenster mit Fensterfalzlüftung,geheizt wird umweltfreundlich mit Fern-wärme. Alle Wohnräume, Bäder undGästetoiletten verfügen über eine Fuß-bodenheizung mit Einzelraumregelung, die Badezimmer und Toiletten zudem überKleinraum-Abluftgeräte mit einer Grund-lüftung. Eine höhere Bedarfslüftung nachindividuellem Wohlbefinden lässt sichjedoch über die Lichtschalter regeln, unddie Zuluft kann über Türunterschnitte unddie Fensterfalzlüfter nachströmen.

Page 51: Frankfurt am Main

[Umrisse]

»Durchblick« © Nassauische Heimstätte/Thomas Koculak

Außenraum als mediterrane OaseAber nicht nur auf ansprechender Archi-tektur und zeitgemäßer Technik lag derFokus, auch die Außenbereiche überzeu-gen durch eine ungewöhnliche Konzeption.Und so lädt hier eine offene Grünfläche inGestalt einer Dünenlandschaft mit Terras-sen, Gräsern und Bambus-Hainen, Liegen,Schirmen und Spielnestern zum Verweilenein. Die Landschaftsarchitektinnen nutztengeschickt die Höhenlage des Daches derTiefgarage und schufen eine flache Dünemit leichten Modellierungen. Die Höhen-staffelung der Pflanzung unterstreicht die-ses Relief: Zwischen niedrigen Gehölzenund Solitären wachsen in regelmäßigenAbschnitten Grasfelder. Immergrüne Pflan-zenskulpturen werden von Formgehölzenüberragt – wie etwa der schirmförmigenFelsenbirne, die durch ihre Blühphasenden Wechsel der Jahreszeiten veran-schaulicht. Das ganze Arrangement wirktwie eine Oase und bietet den Bewohnerneinen zusätzlichen Freizeitwert.

Jens DuffnerUnternehmensgruppe

Nassauische Heimstätte/Wohnstadt, Frankfurt am Main

BauherrUnternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt,Frankfurt am Main

ArchitektenDietz Joppien Architekten AG, Frankfurt am Main

TragwerksplanungGIP Innovative Planung, Bochum

Ingenieurbüro Wehmeyer, Bückeburg

Dipl.-Ing. Jörg van Kann, Frankfurt am Main

GebäudetechnikIngenieurbüro Hausladen GmbH, Kirchheim

ElektroplanungIngenieurbüro Marcus Erhard, Gilching

LandschaftsarchitektenBüro Rose Fisch, Berlin

SiGeKoMatthias Mark, Darmstadt

Quellendes Kraftpaket

Die hochwertige Polymer-Quellpaste SX

Polymere entwickelt und dehnt sich bei Kontakt mit Wasser aus. Die Paste regu-liert Unebenheiten aus und stellt einen

und Abdichtungsband oder Anschluss--

so verarbeiten wie über Kopf. Die An-haftung ist auf mattfeuchtem Untergrund ähnlich gut wie auf trockenem.

Polymer-Quellpaste SX 100 haftet zuverlässig und sicher:

verfügt über eine hohe Standfestigkeit und ist schnell aushärtend lösemittel-, isocyanat-, PVC-, phtalat-, silikonfrei, neutraler Geruch

Dichte: 1,4 g/cm³Shorehärte (Shore A): Shore A 25E-Modul: 0,54 N/mm² Reißfestigkeit: 0,9 N/mm²E-Modul (Reiß): 344 %Temperaturbeständigkeit:

-40 ºC / +100 ºC (nach Durchhärtung) Quellrate: 150 %

StekoX® GmbH AbdichtungstechnikBlumenstraße 42/1, 71106 Magstadt Tel: 07159 - 42 008 20 Fax: 07159 - 42 008 90 E-Mail: [email protected] Web: www.stekox.de

Page 52: Frankfurt am Main

[Umrisse]52]

Campus Bockenheim Neubebauung mit Wohngebäuden

GesamtprojektDer »Kulturcampus Bockenheim« gewinntGestalt: Nachdem Pläne für eine Büro-nutzung gescheitert sind, hat die StadtFrankfurt am Main auf Wohnungsbauumgesattelt. Im Dezember 2010 wurden die Siegerentwürfe für die Neubebauungauf dem ehemaligen Gelände des CampusBockenheim gekürt. Die 200 Miet- undEigentumswohnungen werden nach Ent-würfen von Jens Happ, Stefan Forster und Karl Dudler errichtet. Im Rahmen eines anonymen Gutachter-verfahrens hatten neun ArchitekturbürosVorschläge für die Gestaltung der Wohn-gebäude und Einzelhandelsflächen aufdem derzeit als Parkplatz genutzten Arealeingereicht. Insgesamt 27.800 m² Brutto-geschoßfläche will man hier im Passiv-hausstandard realisieren. Bei der Aus-schreibung wurde daher besonderer Wertauf Aspekte der Nachhaltigkeit und Ener-gieeffizienz gelegt. Eine weitere Vorgabewar, dass sich die Architektur harmonischins nähere Umfeld einfügt. Auch sollen dieTypologien der gründerzeitlichen Bebau-ung in der Sophienstraße aufgenommenund die Fassaden so gegliedert werden,dass eine Vielzahl von Einzelhäusernerkennbar ist.

Aus den Einsendungen hat die Jury danndrei Siegerarbeiten ausgewählt. Der erstePlatz ging an das Büro von Jens Happ, dereine zum Bockenheimer Depot hin abge-rundete Gebäudeecke anregt, wobei vor

allem die vorgesehene Arkadenausbil-dung positiv gewürdigt wurde. Den zwei-ten Rang belegte das Konzept von StefanForster, das ebenfalls durch eine gerun-dete, allerdings mit langgezogenen Balkonen versehene Eckausbildung zumCarlo-Schmid-Platz sowie durch den einladenden Eingang zum ebenerdig angeordneten Supermarkt und die hoheQualität der Wohnungen überzeugte. Max Dudlers Entwurf wurde nicht zuletztwegen seiner ausdrucksstarken, an denKlassizismus angelehnten Fassaden-gestaltung ausgezeichnet. Da alle drei Vorschläge besondere Stärken, aber auch Schwächen hätten, sprach sich die Jury dafür aus, die Preisträger mit der Entwicklung eines gemeinsamenGesamtkonzepts zu beauftragen.

Lageplan © happarchitecture/Stefan Forster Architekten/Karl Dudler Architekten

Grundriss Regelgeschoß © happarchitecture/Stefan Forster Architekten/Karl Dudler Architekten

Page 53: Frankfurt am Main

[Umrisse] [53

Die überwiegend durchgesteckten Grund-risse sind als Konstruktionsprinzip des typischen Zweispänner-Wohnhauses organisiert.

Häuser 1–4Die Architektur der Neubauten folgt demGestaltkanon einer städtischen Architek-tur mit Merkmalen, wie sie auch in derNachbarschaft des Quartiers vorkommen:klassische Dreiteilung des Volumens, klare Lochfassaden, sorgfältig bearbeiteteHauseingänge, gliedernde Lisenen undGesimse, ruhiger Dachabschluss. Unter der turmartig gerundeten Ecke befinden sich der Eingang zum Super-markt und der öffentliche Zugang zur Tief-garage. Letzterer markiert den »Auftakt zur Arkade«, die nach Osten führt und am Durchgang zum Innenhof endet. DasErscheinungsbild der Baukörper wirdgeprägt durch die gediegene Qualitätweniger, aber hochwertiger Materialien.Die Farbgebung im Äußeren ist zurück-haltend: Die helle Putzfassade kontrastiertmit den hell angestrichenen Holzfensternund dem Klinkersockel.

Häuser 5–7Die Blockstruktur wird durch eine dyna-mische, gerundete Eckausbildung zumCarlo-Schmid-Platz sowie durch eineUntergliederung in ablesbare Hausein-heiten mit einer in drei Höhen gestaffeltenArchitektur dominiert. Sockel, Schaft undKapitellbereiche sind deutlich ablesbar, die Materialien des Sockels entsprechendem Klinker des Depots, die restlichenBereiche erhalten ein mit hellem Putzgestaltetes Wärmedämmverbundsystem.

Perspektive: Arkade zur Straße© happarchitecture

Turmartiges Eckgebäude © happarchitecture

Blockstruktur mit Ausrundung © Stefan Forster Architekten

Page 54: Frankfurt am Main

[Umrisse]54]

Um auf die differenzierten Anforderungendes Wohnungsmarktes zu reagieren, wer-den analog zum Konzept der variierendenHäuser verschiedene Grundrisstypologienangeboten. Alle Wohnungen haben zweiprivate Freibereiche, wobei die hofseitige,umlaufende Loggia von sämtlichen angren-zenden Zimmern aus betretbar ist. Durchdie zentrale Erschließung in der Mittelzonesind unterschiedliche Wohnungstypenmöglich: Dielen-, Flur- und Zentralraumtyp.Es wird größter Wert auf eine maximaleFlexibilität der Grundrisse gelegt und daherfast gänzlich auf tragende Innenwändeverzichtet.

Häuser 8–12Die architektonische Strategie, die hierentfaltet wird, soll zeitgemäß, aber unauf-geregt, modern und dabei in Bezug auf diein der Umgebung vorhandenen Gründer-zeithäuser kontextuell im typologischenSinne wirken.

Das Prinzip der zum Teil gründerzeitlichenFassaden im näheren Umfeld wird »trans-formiert« in die Gegenwart. Mit einer sub-tilen Abstraktion können neue Elemente,die ein architektonisches Konzept aus-machen, in eine beziehungsreiche Ord-nung zueinander gebracht werden. DieBedeutung und Betonung einer körperlichklar artikulierten Erscheinung der Gebäudesind auch das architektonische Ziel dieser

Wohnbebauung und Bockenheimer Depot © Stefan Forster Architekten

Umlaufende Loggia im Hofbereich © Stefan Forster Architekten

Orientierung am Kontext © Karl Dudler Architekten

Page 55: Frankfurt am Main

[Umrisse] [55

Arbeit. Das Prinzip der Klarheit und Ele-ganz wird durch das Spiel von Wand mitÖffnungen, kleinen Rücksprüngen und Einschnitten, der Gestaltung von Sockel(natursteinähnliche feine Architektur-betonteile mit Strukturmatrize und leichtsandgestrahlt) und Mittelteil (Wärme-dämmverbundsystem) sowie Linienführung(Gesimse, Fensterbänke, Geländer) undTextur des Materials bestimmt.

RealisierungDer Baubeginn ist für das vierte Quartal2011 geplant. Bei dem Projekt mit einemInvestitionsvolumen von rund 81 MillionenEuro entstehen ca. 130 Miet- und 70 Eigen-tumswohnungen, zudem sind großflächigerEinzelhandel auf ca. 4.350 m² und zwei Tiefgaragenebenen mit ca. 300 Stell-plätzen vorgesehen. Das Land Hessen und die Stadt wollen darüber hinaus auf dem früheren Geländeder Goethe-Universität einen »Kultur-Campus« realisieren mit Institutionen wieunter anderem der Hochschule für Musikund Darstellende Kunst sowie Wohnungenund Gewerbe.

Stefan ForsterKarl DudlerJens Happ

BauherrenABG Frankfurt Holding GmbH,Frankfurt am Main (Mietwohnungen)

CP Campus Projekte GmbH,Frankfurt am Main (Eigentumswohnungen)

Architekten happarchitecture,Frankfurt am Main (Häuser 1–4)

Stefan Forster Architekten,Frankfurt am Main (Häuser 5–7)

Karl Dudler Architekten,Frankfurt am Main (Häuser 8–12)

FAAG Technik GmbH,Frankfurt am Main (Tiefgarage)

ProjektmanagementUrbane Projekte GmbH, Frankfurt am Main

Tragwerksplanung und HaustechnikSeidl + Partner Gesamtplanungs GmbH,Regensburg

Passivhausplanung und Bauakustik EGS-plan Ingenieurgesellschaft mbH,Stuttgart

BrandschutzBureau Veritas Construction Service GmbH,Frankfurt am Main

Vermessung Dipl.-Ing. M. Rösche, Dipl.-Ing. M. Stief,Offenbach am Main

Freiflächenplanung Hanke, Kappes + Kollegen GmbH,Sulzbach

Gliederung von Baukörper und Fassaden© Karl Dudler Architekten

Im Hinblick auf die Passivhausstandardswerden die Baukörper so kompakt wiemöglich ausgeführt. Die privaten Außen-bereiche unterscheiden sich gemäß ihrerLage im städtischen Kontext: Balkoneerhalten die Wohnungen zum Innenhof,Loggien die an Straßen und öffentlichenGassen und Plätzen. Die Typologie derGrundrisse setzt sich auseinander mit denBedürfnissen eines modernen, familien-gerechten Wohnens in unseren urbanenStadtzentren. Alle Wohnungen sind unter-teilt in einen »öffentlichen« Bereich mitKüche, Essen und Wohnen, weitestgehendgetrennt vom »privaten« Bereich mit denSchlafzimmern und Bädern.

Page 56: Frankfurt am Main

[Umrisse]56]

Helenenhöfe im Europaviertel Neubau von vier Wohnblöcken

LageIn Sichtweite des Messeparkhauses undder Kuhwaldsiedlung entsteht auf einemdreieckigen Gelände im westlichen Teil des Europaviertels ein neues Quartier mit450 Wohnungen. Der Entwurf basiert aufdem Wettbewerbsergebnis »Helenenhöfe«und einer Überarbeitung des ursprüng-lichen Bebauungsplanes. Unter Berücksichtigung der Anforderun-gen für einen attraktiven Wohnungsbauwurden sowohl die städtebaulichen Struk-turen neu organisiert als auch die Archi-tektur der einzelnen Gebäude formuliert.Die Helenenhöfe werden 370 öffentlichgeförderte Wohnungen für Familien, Senio-ren und alleinstehende Personen umfas-sen, darüber hinaus sind 50 Eigentums-wohnungen sowie 30 Wohneinheiten ausdem sogenannten Frankfurter Programmgeplant. Die Realisierung wird voraussicht-lich ab Juli 2011 erfolgen.

EntwurfskonzeptionGrundgedanke des städtebaulichen Ent-wurfes sind die Bildung von klaren Raum-kanten und eine Differenzierung zwischenöffentlichen, halböffentlichen und privatenBereichen. Die Wohnanlage zitiert dabeigründerzeitliche Strukturen und beinhaltetin Quartiersmitte zwei zentrale Block-ränder, in denen sich der überwiegendeTeil der geförderten Wohnungen befindet.Die Blöcke gliedern den öffentlichenStraßenraum und schützen gleichzeitig die Höfe im Inneren. Im Norden undWesten schließen zwei Baufelder an, die eine Zeilen- und U-förmige Bebauungaufweisen; das nördliche ist für Eigentums-wohnungen und das Mittelstandsprogrammvorgesehen. Es entstehen hier insgesamtvier Hofsituationen, die durch eine unter-schiedliche Freiraumgestaltung geprägtwerden. So sind das Thema im westlichenEichenkarree »Spiel und Bewegung« undin den östlichen Weidengärten »Ruhe undEntspannung«. An gezielt positionierten

Stellen werden die Blockränder aufge-brochen, um eine Durchwegung zu denbenachbarten Höfen zu ermöglichen undgleichzeitig die Fläche der nach Südenausgerichteten Wohnungen zu vergrößern.Intention ist es, durch die Vernetzung der Höfe eine soziale Durchmischung zuerreichen und die Lebendigkeit des Stadt-teils zu erhöhen.

Perspektive von der Straße © raumwerk

Page 57: Frankfurt am Main

[Umrisse] [57

Zwischen beiden Blöcken verläuft eineFußgängerpassage mit zentral situiertenGemeinschaftszonen und einem Senioren-café. Während die Hauseingänge aufgrundder Zuordnung und Adressbildung zu denStraßenseiten liegen, verteilen sich die privateren Gärten der Erdgeschoßwoh-nungen und die halböffentlichen, quartiers-bezogenen Freiräume im Hofinnenbereich.

Erscheinungsbild mit Innenhof © raumwerk

Vier Wohnblöcke:Baukörperschnitte © raumwerk

Die einzelnen Gebäude sind übersichtlichund nutzerfreundlich konzipiert, die Senio-renwohnungen bieten zum Beispiel eineOst-West-Ausrichtung und setzen sichinnerhalb der Blockstruktur als eigen-ständig erkennbare Baukörper ab. Diegeförderten Wohnungen definieren denRahmen der gesamten Anlage und sindvon Norden nach Süden orientiert:Während die Wohnräume und Balkonenach Süden zeigen, sind Schlafzimmer,

Küche und Bad an der Nordseite posi-tioniert. Je Treppenaufgang werden 12–15 Wohnungen realisiert, bei jeweilsdrei Wohnungen pro Geschoß. Ihre Größenvariieren von Einpersonenhaushaltenbis zur vierköpfigen Familie sowie von 45–110 m² Fläche. Die Grundrisse sind wohlproportioniert und flexibel nutzbar,sämtliche Wohnungen verfügen entwederüber Terrasse, Balkon oder Loggia.

Page 58: Frankfurt am Main

[Umrisse]58]

Volumen der vier- bis fünfgeschossigenBaukörper aufbrechen. BesonderesAugenmerk liegt auf der Anordnung der Balkone, die klar gesetzten Loggien sorgenzudem für eine offene Ecke und schaffeneine subtile Plastizität des Bauwerks. Die jeweiligen Fassaden sind entsprechendden Achsen und der Nutzung gestaltet: Die Hauptfassaden der Nord- und Südseiteerhalten eine hochwertige und kraftvolleKohlebrand-Ziegel-Hülle. Dieses sehr markante Material wird durch die einheit-lichen Fenster- und Loggienformate so-wie durch horizontal verlaufende Bänderharmonisch gegliedert. Stehende Fenster-formate mit farblich abgesetzten Einfas-sungen geben der Wohnanlage eine hoch-wertige Anmutung. Die beiden Ost- undWestseiten zeichnen sich durch einen ein-heitlichen Klinkersockel und die darüber-liegenden hellen Putzflächen aus. Die Wahl des Materials folgt konsequentder Anordnung unterschiedlicher Nut-zungen: Während die verklinkerten Gebäudeteile die geförderten Familien-und Singlewohnungen beherbergen, sind in den hellen, verputzten Häusern die Seniorenwohnungen untergebracht.

Jon PrengelArchitekt und Stadtplaner

Geschäftsführerraumwerk,

Frankfurt am Main

BauherrSahle Baubetreuungsgesellschaft mbH,Greven

Architektenraumwerk Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung mbH,Frankfurt am Main

Tragwerksplanung und BauphysikLenz Weber Ingenieure GmbH,Frankfurt am Main

BrandschutzHilla Sachverständigenbüro für vorbeugenden Brandschutz,Frankfurt am Main

AußenanlagenLandschaftsarchitektur und ÖkologieDipl.-Ing. Angela Jezzenberger,Darmstadt

Grundrisse Erd- bis Dachgeschoß © raumwerk

Ansicht von Osten © raumwerk

Ansicht von Süden © raumwerk

MaterialitätDie Ausrichtung und Materialität der einzelnen Häuser orientieren sich an demGrundkonzept des städtebaulichen Ent-wurfes. Durch die Rücksprünge der Dach-geschosse lässt sich sowohl die Ausrich-tung der Gebäude ablesen als auch das

Page 59: Frankfurt am Main

Der StadtbezirkRiedberg ist ein neuer Stadtbezirk im Nord-westen von Frankfurt, der auf ehemaligenLandwirtschaftsflächen in der GemarkungKalbach entsteht. Er grenzt im Süden andas Mertonviertel und liegt ca. 8 km Luft-linie vom Stadtzentrum entfernt. Seine Ent-wicklung geht auf Planungen der 1990erJahre zurück, erste Realisierungen stam-men aus der Zeit der Jahrtausendwende,die Fertigstellung wird für das Jahr 2017prognostiziert. Insgesamt beträgt seineFläche 266 ha, wovon 78 ha als Nettobau-land ausgewiesen sind.Nach der Fertigstellung sollen hier ca.15.000 Einwohner in 6.000 Wohneinheitenleben, 8.000 Studenten an den bereitsgrößtenteils verwirklichten Instituten derJohann Wolfgang von Goethe Universitätstudieren und 3.000 Berufstätige ihrerArbeit nachgehen. Der Riedberg ist unterteilt in insgesamt sieben Quartiere. Im flächenmäßig größ-ten, dem Quartier Mitte, errichtet die ABG Frankfurt Holding mit einer Brutto-geschoßfläche von ca. 28.000 m² derzeitEuropas größtes Passivhaus-Geschoß-wohnungsbauprojekt. Im Rahmen einesGutachterverfahrens im Jahr 2008 wurdenAlbert Speer & Partner als Architekten fürdie Planung von insgesamt zehn Gebäudenmit 230 Wohnungen ausgewählt.

Städtebaulicher EntwurfUnser städtebauliches Konzept sieht vor,nach Norden, Osten und Süden einen klar definierten Blockrand auszubilden,während nach Westen, zum Park, eineoffenere Struktur mit Einzelhäuserngeplant ist. Die Einzelhäuser werden inregelmäßigen Abständen in das Block-innere fortgesetzt und transportieren sodie Qualitäten des Parks in das Quartierhinein. Großer Wert wurde auf eine homo-gene Dichte im Innenbereich gelegt, dieausreichend Raum für attraktive privateund halböffentliche Freiflächen lässt. DieTiefgarage wurde so angeordnet, dassgrößere zusammenhängende Garten-anteile mit Erdanschluss entstehen.

[Umrisse] [59

Zahlen, Daten, Fakten © HA Stadtentwicklungsgesellschaft mbH

Schwarzplan © AS&P Albert Speer & Partner GmbH

Das GrundstückDas Grundstück umfasst ca. 16.000 m² undliegt in erster Reihe an der Riedbergallee.Es wird vierseitig von Straßen erschlossen.Im Westen trennt eine streifenförmigeParkanlage das Quartier Mitte vom zu-künftig deutlich dünner besiedelten »Niederurseler Hang«.

Wohnen am Riedberg Konzept für das »Quartier Mitte«

Page 60: Frankfurt am Main

[Umrisse]60]

PassivhausstandardDie Orientierung des Grundstücks hat als Konsequenz, dass die Baukörper derstädtebaulichen Figur zum Teil einer Nord-Süd- und zum Teil einer Ost-West-Ausrich-tung folgen. Da sich in diesem Kontext dieoptimale energetische Ausrichtung nichtfür sämtliche Bauteile realisieren lässt,wurde darauf geachtet, dass die Strukturden Passivhausstandard für alle Einzel-gebäude mit einem wirtschaftlich vertret-baren Aufwand zu verwirklichen ermög-licht. Während einige Häuser bezüglich der Ausrichtung geradezu optimal für denPassivhausstandard geeignet sind, wurdebei anderen darauf geachtet, dass beikompaktem Volumen und guten A/V-Ver-hältnissen die Südfassaden unverschattetbleiben, da diese im Gegensatz zu denNord-, West- und Ostseiten eine positiveEnergiebilanz aufweisen. Des Weiterenwurden die Nordostecken der Blockrand-bebauung in einzelne Baukörper aufgelöst,um ihre optimale Besonnung zu gewähr-leisten.

Baukörper und GrundrisseDie Bebauung wird aus unterschiedlichenGebäudetypen gebildet. Ihre Tiefe beträgtdurchgehend 14 m, wodurch eine optimaleKompaktheit gewährleistet wird. DerBlockrand besteht aus ca. 50 m langen Riegeln, die in Form von Zweispännern ineinzelne Häuser unterteilt werden, wäh-rend die zum Park orientierten Gebäude ca. 25 m lang und als Dreispänner organi-siert werden. Sämtliche Baukörper ver-fügen über vier Vollgeschosse zuzüglicheines Staffelgeschosses. Die Freisitze derWohneinheiten werden zum öffentlichenRaum hin als Loggien ausgeführt, im Innen-bereich kommen hingegen vorgestellteBalkone zur Anwendung. Da die Wohnungen im Besitz der ABGFrankfurt Holding verbleiben, stand bei der Grundrissgestaltung ihre nachhaltigeVermietbarkeit im Vordergrund. Aus die-sem Grund wurden Lösungen gewählt, dieklaren Flur- oder Dielentypen zuzuordnensind; offene Konfigurationen finden sichallenfalls in den Penthousegeschossen.Die Zonierung folgt hier generell der Philosophie, dem Privaten gegenüber demÖffentlichen den Vorrang zu gewähren. Die Privaträume sind daher vor den öffent-lichen Wohnräumen angeordnet, so dasses immer möglich ist, aus ihnen die Woh-nung zu betreten oder zu verlassen, ohnedie eigentlichen Wohnbereiche zu tan-gieren. Ein positiver Nebeneffekt dieserAnordnung ist, dass jede Einheit insgesamtgrößer erscheint, wenn man sie über eineDiele oder einen Flur erreicht.Um der sozialen und demographischenEntwicklung Rechnung zu tragen, werdenca. 90 der 230 Wohneinheiten nach demFrankfurter Förderprogramm für »Familien-und Seniorengerechten Mietwohnungs-bau« errichtet.

Die FassadenEin zentrales Ziel war, von Beginn an einabwechslungsreiches Viertel mit unter-schiedlichen architektonischen Ansätzenzu schaffen. In den Fassaden der zehnGebäude kommen daher drei Konzeptezum Tragen, welche bei aller Unterschied-lichkeit doch genügend Gemeinsamkeitenaufweisen, um dem Quartier einen gestal-terischen Zusammenhalt zu verleihen. Während die Häuser zur Riedbergalleedurch stehende Fensterformate, gesta-pelte Loggienanlagen und rhythmischeVersprünge in den Staffelgeschossen einevertikale Gliederung erhalten, werden die Blockränder im Norden und Osten horizontal strukturiert: mit verspringendenPutzbändern unterschiedlicher Körnung,die riegelartige Baukörperform betonend.Den Solitären im Westen und Blockinne-ren wird hingegen durch großzügig auskragende Eckloggien und raumhoheVerglasungen ein villenhafter Charakterverliehen. Alle Dachflächen werden zu-dem als fünfte Fassade behandelt undbegrünt.

Lageplan © AS&P Albert Speer & Partner GmbH

Fünf- und Drei-Zimmer-Wohnung © AS&P Albert Speer & Partner GmbH

Um bei einer städtebaulichen Dichte mitGFZ = 1,50 die Eigenverschattung insge-samt zu minimieren, wurde bei den Gebäu-den im Innenbereich auf das Hochparterreverzichtet, so dass sie ca. 1 m niedrigersind als der Blockrand.

Page 61: Frankfurt am Main

[Umrisse] [61

Der AußenraumDas Freiraumkonzept sieht eine Differen-zierung in private und halböffentlicheBereiche vor. Während den Erdgeschoß-wohnungen sämtlicher Baukörper groß-zügige private Gartenanteile zugeordnetwerden, erhält der übrige Außenraumdurch Rasenflächen, Baumpflanzungenund Gartenwohnwege einen parkähnlichenCharakter. Die hohe Erdüberdeckung derTiefgarage von 0,80–1,10 m erlaubt hier dieAnpflanzung großkroniger Bäume.

Orientiert an dem Leitbild italienischerRenaissancegärten ist die Aufnahme einerklaren Grundstruktur und linearen Wege-führung, sogenannter Gartenpromenadenund einer individuellen Gestaltung einzel-ner Freiräume die Grundidee des Entwurfs.Durch die versetzte Anordnung der Bau-teile im Blockinnenbereich ergeben sichzudem zwei begrünte Platzsituationen, dieals attraktive Aufenthaltszonen mit Kinder-spielplätzen für unterschiedliche Alters-gruppen realisiert werden. Mit dem bis 2013 fertiggestellten Projektentwickelt sich auf dem Riedberg ein urbanes Quartier, welches aufgrund dervorausschauenden Konzepte für bezahl-baren Mietwohnungsbau insbesondere

für Familien und Senioren, für hohe Aufent-haltsqualitäten innerhalb und außerhalbder Häuser und für eine quasi energie-preisunabhängige Versorgung mit Wärmedurch den Passivhausstandard einen lang-fristig attraktiven und nachhaltigen Wohn-standort garantiert.

Dipl.-Ing. (FH) Architekt Martin TeigelerAS&P Albert Speer & Partner GmbH,

Frankfurt am Main

BauherrABG Frankfurt Holding Wohnungsbau- und Beteiligungsgesellschaft mbH, Frankfurt am Main

Entwurf AS&P Albert Speer & Partner GmbH, Frankfurt am Main

Erscheinungsbild der Gebäude © AS&P Albert Speer & Partner GmbH

Differenzierung im Freiraumkonzept © AS&P Albert Speer & Partner GmbH

Page 62: Frankfurt am Main

[Umrisse]62]

Heinrich-Lübke-Siedlung Eine nachhaltige Quartierssanierung

EinleitungDas Sanierungskonzept für die Heinrich-Lübke-Siedlung soll, so die zentrale Auf-gabenstellung des Wettbewerbs, ganz-heitliche und nachhaltige Ansätze und Herangehensweisen für den vorbildlichenUmgang mit Großsiedlungen der 1970erJahre aufzeigen. Sowohl unter ökonomischen als auch ökologischen Gesichtspunkten spielt dievorhandene Bausubstanz hierbei einebesondere Rolle: Der Bestand ist wertvoll,er wurde unter hohem Energieeinsatzerstellt und ist erst ca. 40–50 Jahre alt.Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit solltesein Abriss daher auf ein notwendigesMinimum beschränkt werden. Das Kon-zept von AS&P beruht nun auf einer Neu-ordnung mit minimalinvasiven Eingriffen,die, verbunden mit Arrondierungen undNachverdichtungen, die Heinrich-Lübke-Siedlung in ein zeitgemäßes Stadtquartiertransformieren.

Begleitend wurde ein ganzheitliches Ge-bäude- und Energiekonzept mit dem Zielentwickelt, ihren CO2-Ausstoß auf ein unter ökonomischen und ökologischen Kriterien optimales Minimum zu redu-zieren.

BestandsanalyseDie Heinrich-Lübke-Siedlung ist einemonostrukturelle Großsiedlung aus derEpoche »Urbanität durch Dichte«. Wiezahlreiche dieser Siedlungen weist siediverse Defizite auf, die einem qualitäts-vollen Wohnen entgegenstehen und einegeregelte Bewirtschaftung erschweren.Exemplarisch seien hier eine mangel-hafte bauliche und soziale Infrastruktur,unattraktive Freibereiche, Angsträumesowie eine alte und energetisch mangel-hafte Bausubstanz genannt.Nach sorgfältiger Analyse des Bestandeswurden folgende Maßnahmen identifiziert,welche im Rahmen einer nachhaltigenSanierung notwendig zur Erreichung derZielsetzung sind.Dies sind insbesondere:– Neuordnung der übergeordneten

Erschließung und Einbindung in die Stadt,

– Neustrukturierung der Höfe, – Nachverdichtung, – Neukonzeption des ruhenden Verkehrs,– neue energetische Konzeption, – neue soziokulturelle Konzeption.

KonzeptNeuordnung der übergeordneten Er-schließung und Einbindung in die Stadt:Die Heinrich-Lübke-Siedlung liegt ca. 3 munterhalb der Ludwig-Landmann-Straßeund ist lediglich im südlichen Bereich über eine Einfahrt an das Straßennetz der Stadt angeschlossen. Eine fußläufigeAnbindung besteht im Bereich des Quar-tierszentrums, diese ist allerdings unreprä-sentativ und unattraktiv gestaltet und nichtbarrierefrei.Eine Verbesserung der Verknüpfung derSiedlung mit ihrem städtischen Umfeldwird in erster Linie durch eine neue ein-ladende und barrierefreie Zuwegung imBereich des ebenfalls neuen Quartiers-zentrums erzielt. Einen weiteren Faktorstellt der neue Supermarkt auf Ebene derLudwig-Landmann-Straße dar, der als zentrale Nahversorgung sowohl für dieHeinrich-Lübke-Siedlung als auch für diebenachbarten Quartiere fungiert.

Schwarzplan und Luftbild des Bestands © AS&P Albert Speer und Partner GmbH

Page 63: Frankfurt am Main

[Umrisse] [63

Aufgrund der urbanen baulichen Dichteund des Ziels, attraktive Freiräume anzu-bieten, werden die Müllabstellplätze zu-dem dezentralisiert und in Müllräumen den einzelnen Häusern zugeordnet. Für die bestehenden Wohngebäude wurdedarüber hinaus ein Sanierungskonzept ent-wickelt, welches mit geringen Eingriffen in die Bausubstanz signifikante Qualitäts-steigerungen ermöglicht, ohne dass sie für deren Durchführung entmietet werdenmüssen. Die wesentlichen gestalterischen

Defizite liegen in der starken vertikalenGliederung der Baukörper, dem geringenFensterflächenanteil und den massivenBalkon-, Loggia- und Attikaausbildungen,verbunden mit der düsteren Materialitätvon Waschbetonfassaden-platten. Vorge-sehen ist daher, ihnen eine neue Gliede-rung mit einer offeneren Fassade zu ver-leihen, ohne dass Änderungen an denBestandsvolumina, die unserer Ansichtnach ein stimmiges Gesamtkonzept ergeben, notwendig werden.

öffentlich

halböffentlich

privat

Neue Zonierung © AS&P Albert Speer und Partner GmbH

Neustrukturierung der Höfe: Die wesentlichen Defizite bezüglich derErschließung bestehen in einer sehrdezentralen, von der städtebaulichenStruktur der Höfe völlig losgelösten Zu-wegung zu den Gebäuden, die dazu führt,dass sich die Wege der Bewohner einesHofes selten kreuzen.

Bestandsstruktur und Neustrukturierung © AS&P Albert Speer und Partner GmbH

Bestehende und sanierte Fassaden © AS&P Albert Speer und Partner GmbH

Ziel ist es, die Identität der einzelnen Höfezu stärken und bewusst Nachbarschaftenund somit eine gewisse soziale Kontrolleentstehen zu lassen. Hierzu muss dieErschließung zentral aus der Hofmitte heraus erfolgen, was bei einigen Häuserneine Umorientierung der Eingangsarealenotwendig macht. Die Hofinnenbereichesind zurzeit unübersichtliche, öffentlicheFlächen mit geringer Aufenthaltsqualität.Zentraler Baustein der neuen Freiraum-gestaltung ist die klare Zonierung in öffent-liche, halböffentliche und private Flächen. Von wesentlicher identitätsstiftenderBedeutung sind dabei die halböffentlichenNachbarschaftshöfe. Sie bestehen zumeinen aus den Erdgeschoßwohnungenzugeordneten Privatgärten und zum ande-ren aus halböffentlichen Begegnungs-,Kommunikations- und Spielbereichen. Die Identifikation mit dem Umfeld wirdgefördert durch die klar ablesbaren undbenutzbaren Freiraumstrukturen in denHöfen sowie eine geplante Einbindung der Anwohner in den Gestaltungsprozess.

Page 64: Frankfurt am Main

[Umrisse]64]

Eine deutliche Qualitätsverbesserung wird durch die Entfernung der Fenster-brüstungen und damit die Vergrößerungder Fenster geschaffen. Des Weiteren werden die an Konsolen befestigten mas-siven Vorbauten durch vorgestellte offeneBalkone ersetzt, was freundlicher wirktund die bisherigen konstruktiven Wärme-brücken beseitigt. Alle Gebäude werdenüberdies außenseitig wärmegedämmt undim Sockelbereich mit einer robusten Klin-kervormauerung versehen.Die Eingangszonen, welche nun zur Innen-seite des Hofes orientiert sind, werdengroßzügig, barrierefrei sowie hell undfreundlich gestaltet und zudem über Kinderwagenabstellräume verfügen. DieWohnungen erhalten neue Bäder und dietechnische Infrastruktur wird in Großteilenerneuert.

Nachverdichtung:Das bestehende Ladenzentrum, welcheszugleich den Haupteingang zur Heinrich-Lübke-Siedlung bildet, umfasst lediglichein kleines Flächenangebot in unattraktiverLage und mit unzeitgemäßem Zuschnitt. Es ist nur über eine mehrfach gewendelteTreppenanlage angeschlossen, eine direk-te Verbindung für Radfahrer oder geh-behinderte Menschen besteht nicht. DerQuartierseingang wird durch den Neubaueines Supermarktes und eines Wohnhau-ses neugestaltet und seine Barrierefreiheitüber eine breite Treppe mit Rampenanlagesichergestellt.

Neukonzeption des ruhenden Verkehrs:Die Heinrich-Lübke-Siedlung wird durcheine dreigeschossige Parkgarage mit einerLänge von ca. 225 m vom Lärm der Ludwig-Landmann-Straße abgeschirmt. Aus städ-tebaulicher Sicht erfüllt diese existierendeParkgarage ihren Zweck sehr gut, nämlichden ruhenden Verkehr direkt am Beginnder Siedlung aufzunehmen und eine Lärm-abschirmung zur Ludwig-Landmann-Straße zu gewährleisten. Die Defizite, diezu ihrer geringen Akzeptanz führen, liegeneindeutig in der Art der Erschließung, dieein angstfreies Betreten unmöglich macht,sowie in der Ausbildung der Fassade, die keine natürliche Belichtung zulässt und durch ihre fehlende Gliederung demGebäude einen unmaßstäblichen Charak-ter verleiht.

Arrondierung von Hof 4 und 5 © AS&P Albert Speer und Partner GmbH

Vorgesehene Baukörperanordnung © Csaba Horvath

Die bauliche Struktur weist im Bereich der Höfe 4 und 5 Lücken und eine inkonse-quente Gebäudestellung auf. Im Sinneeiner formalen Stärkung der Höfe siehtunser Konzept hier zwei Arrondierungenvor: Im Hof 4 wird die südliche Seite durchErgänzung eines viergeschossigen Hausesdeutlicher gefasst. Der Hof 5 wird im nörd-lichen Bereich durch einen winkelförmigenBaukörper ergänzt.

Page 65: Frankfurt am Main

[Umrisse] [65

Im Rahmen der Sanierung wird ihre Er-schließung umstrukturiert und die Fassadeerneuert. Die im Bestand innenliegendenund daher nahezu unbelichteten Treppen-räume werden entfernt und durch ein-läufige Treppen an der Außenseite ersetzt,die von einer Glashülle umgeben sind. DerNutzer kann beim Betreten des Gebäudesalso jederzeit gesehen werden; ein Aufzugin der Mitte des Parkhauses sorgt zusätz-lich für eine barrierefreie Zugänglichkeit.Die bestehende Vorhangfassade wirdebenfalls vollständig entfernt und durcheine lichtdurchlässige Konstruktion er-setzt.Eine gewisse Anzahl von Stellplätzen sollte für Car-Sharing-Konzepte reserviertwerden, die sich modellhaft mit Auflade-stationen für Elektroautos ausrüsten lassen und über die Solarzellen auf demDach gespeist werden.

Energetische Konzeption:Für das Quartier wurde ein ganzheitlichesEnergie- und Gebäudekonzept entworfen,welches zum Ziel hat, den Energieverbrauchund insbesondere den CO2-Ausstoß derSiedlung signifikant zu senken.Um den Energieverbrauch der Bestands-gebäude zu reduzieren, werden sie nachdem EnEV-2009-Neubaustandard saniertund mit Lüftungsanlagen mit Wärmerück-gewinnung ausgestattet. Die Neubautenwerden zudem im Passivhaus- und dieGewerbeflächen im Niedrigenergiestan-dard konzipiert. Die Energieversorgungerfolgt über ein gasbefeuertes Blockheiz-kraftwerk, das bereits auf die Umrüstungauf Brennstoffzellen ausgelegt ist, ergänztvon thermischen Solarkollektoren auf den Gründächern der Wohngebäude. DieDachfläche des Parkhauses ist darüberhinaus für die Anordnung von Photovoltaik-anlagen ideal geeignet, da hier großedurchlaufende Flächen belegt werden können. Um die immensen Verteilverlustedes bisherigen Nahwärmenetzes zu elimi-nieren, werden auch sämtliche Leitungenausgetauscht. Durch den vorgeschlagenen Standard undEnergiemix lässt sich der CO2-Ausstoß derHeinrich-Lübke-Siedlung unter wirtschaft-lich vertretbaren Bedingungen um über 90 % senken.

Soziokulturelle Konzeption:Im Bestand werden sämtliche Wohneinhei-ten der Heinrich-Lübke-Siedlung gefördert,was zu einer für den Stadtraum untypi-schen monosozialen Struktur führt. Ange-bote für Jugendliche und Erwachsene existieren kaum, die Nahversorgung istunzureichend. Unser Konzept sieht im Bereich der Nachverdichtung vor, frei finanzierte Wohnungen zu schaffen, um einen fürFrankfurt repräsentativen Mix unterschied-licher Wohnungsstandards zu erzielen. Voraussichtliche Fertigstellung der Sanie-rungsmaßnahmen ist 2014, die Neubautenfolgen im Jahr 2015.

Dipl.-Ing. (FH) Architekt Martin TeigelerAS&P Albert Speer & Partner GmbH,

Frankfurt am Main

BauherrABG Frankfurt Holding Wohnungsbau- und Beteiligungsgesellschaft mbH, Frankfurt am Main

Entwurf AS&P Albert Speer & Partner GmbH, Frankfurt am Main

Bisherige Parkhausfassade © AS&P Albert Speer und Partner GmbH

Neugestaltete Parkhausfassade © AS&P Albert Speer und Partner GmbH

Page 66: Frankfurt am Main

[Umrisse]66]

Stadt der Gärten, der Grünflächen und Parkanlagen Wo man Wäldchestag1 feiert und Grüne Soße2 mit Sushi serviert

Kunst, Kultur und Natur »Un es will merr net in mein Kopp enei, wiekann nor e Mensch net von Frankfort sei«(Friedrich Stoltze, Frankfurter Mundart-dichter und Satiriker, 1816–1891). Dass beimVergleich der Lebensqualität von weltweit215 Metropolen Frankfurt unter den erstenzehn rangiert, verwundert nur Außen-stehende. Von weitläufigen Grünflächendurchzogen und reich an Kunst und Kultur,haben Menschen aus aller Herren Länderdie Stadt am Main zur Wahlheimat erkoren. Fragt man Ortsfremde, was sie mit Frank-furt assoziieren, werden im ersten Satz mit Sicherheit Hochhäuser genannt. Jenach Person kommen im zweiten Goethe,Börse oder Museumsufer ins Spiel, ist imdritten vielleicht von Weltoffenheit und »Multikulti« die Rede. Mit Wildnis, Bio-topen oder gar Landwirtschaft bringt dieMainmetropole vermutlich niemand in Verbindung. Dabei darf sich die Natur aufganzen 52 % der Stadtfläche behaupten.Eine zugegeben knappe Dominanz, und wie im Fall des mitgerechneten Straßen-begleitgrüns ist die Flora oft reichlichgezähmt.

GrünGürtel mit Binnendüne Doch weist Frankfurt durchaus Natur-schutzgebiete auf, an denen kein mensch-licher Finger rühren darf. Der StadtteilSchwanheim beherbergt sogar eine öko-logische Kostbarkeit, die noch aus der letzten Eiszeit stammt: eine der wenigenBinnendünen Europas. Derlei Unerwarte-tes ist hauptsächlich in dem 70 km langensogenannten GrünGürtel zu finden, dersich rund um die Mainmetropole auf über8.000 ha breitmacht. Die den Bürgern damit gewährte Lebensqualität ist selbstden Vereinten Nationen nicht entgangen:Dass der Magistrat seit 1991 über denErhalt von Bachläufen, Äckern, Parks, Forsten und Gärten wacht, wurde vom UN-Weltsiedlungsgipfel Habitat II als posi-tives Beispiel für nachhaltige Stadtent-wicklung ausgezeichnet. Der GrünGürtelist in der Tat weit mehr als attraktives Naherholungsgebiet, er ist FrankfurtsLunge und trägt zum Klima-, Wasser- und

Gallusanlage: Kunst inmitten der Stadt © Grünflächenamt der Stadt Frankfurt am Main

»Blickfang« in der Untermainanlage © Grünflächenamt der Stadt Frankfurt am Main

Artenschutz bei. Vom Enkheimer Ried imOsten zieht sich das grüne Band über denBerger Rücken, folgt im Westen dem Laufder Nidda und setzt sich südlich des Mainsvor allem als Stadtwald fort. Und der zähltmit seinen dichtbewachsenen 6.000 ha zuden bundesweit größten Waldflächen inkommunaler Hand. Zwischen Eichen,Buchen und Kiefern spinnt sich hier ein 420 km umfassendes Wegenetz, auf demWanderfans problemlos ihren Jahresur-laub verbringen könnten. Unter Umständenbekommen sie dabei sogar eine weltweiteinzigartige Spezies zu Gesicht – dasscheue GrünGürtel-Tier. Es hat sich dem2006 verstorbenen Frankfurter Dichter und Zeichner Robert Gernhardt gleichmehrmals gezeigt, der es für seine Mit-menschen umgehend porträtierte.

Page 67: Frankfurt am Main

[Umrisse] [67

beobachtet worden sein. Dabei lädt dieStadt selbst ebenfalls zu ausgedehntenSpaziergängen ein. Bei über 50 Parks undAnlagen, die sich wie Perlen an einer Kettereihen, lassen sich Straßen weitgehendignorieren. Wer es nicht glaubt, wird beifolgender Ost-West-Querung eines Besse-ren belehrt. Ein Bornheimer etwa startet im Günthersburgpark, den er durch dieangrenzenden Schrebergärten verlässt,und landet im Wasserpark, den nur eineStraßenbreite vom Hauptfriedhof trennt.

Frankfurt für (Grün-)Flaneure Bei den diesjährigen Feiern zum 20. GrünGürtel-Jubiläum kann sich dieStadt getrost mal selbst auf die Schulterklopfen. Obwohl der Bedarf an Wohnraumungebrochen wächst, wurden und werdenfreie Areale nicht sämtlich zu Baulanddeklariert – weder in Randlagen noch imZentrum. Jüngstes Beispiel liefert das imEntstehen begriffene Europaviertel, dennKernstück des auf dem ehemaligen Güter-bahnhofgelände angesiedelten Quartierswird ein riesiger Gartenpark sein, dergrüne Arme bis zum Nachbarstadtteil Gallus und zum Rebstockpark streckt.Einen Steinwurf von Messe und Haupt-bahnhof entfernt, wird eingelöst, was fürFrankfurt generell gilt: Jeder Bewohnerstößt innerhalb von 300 m auf Grün. Dassman entlang dem Main von Oberrad bisnach Höchst oder entlang der Nidda vonHarheim bis nach Nied ohne Unterbre-chung im Grünen wandelt, ist hinreichendbekannt. An sonnigen Tagen sollen auf den Strecken bereits Fußgängerstaus

Kriegsgräber im Frankfurter Hauptfriedhof © Harald Fester

… und schattige Wege mit Bänken zur Erholung © Harald Fester

Durch dessen schattige Alleen geht esweiter bis zum Ausgang gegenüber derDeutschen Bibliothek, hinter der die Wegezwischen üppigen Villenvorgärten zumHolzhausenpark leiten. Jetzt ist die Straßezwar nicht zu vermeiden, doch schon nachwenigen Minuten tritt der Stadtwandererdurch das Campus-Westend-Tor. Europasschönstes Universitätsgelände mündetwiederum nahtlos in den Grüneburgpark,der nicht nur uralte Bäume, sondern ebenso zwei Pretiosen vorzuweisen hat.

»Hessenwasserpark« an der Friedberger Landstraße © Harald Fester

Page 68: Frankfurt am Main

[Umrisse]68]

Im Botanischen Garten durchschreitet man sozusagen im Zeitraffer die Land-schaften aller Kontinente und – seit dasBuchmessegastland Südkorea 2005 dieStadt mit einem traditionellen Gelehrten-garten samt Pavillons beglückte – lädt hier überdies fernöstliche Vegetation zukontemplativen Auszeiten ein. Nach Ab-stechern in die weite Welt lotst dann eineBrücke zurück ins Lokale, genauer gesagt,in die Anlage vor der Bundesbank. Aus der führt jetzt eine Brücke zur Schreber-gartenkolonie Taunusblick, zu deren Füßenbereits die Pfade zum ca. 170 ha großenVolkspark Niddatal warten. Das ehemaligeBundesgartenschaugelände lässt mit seinen Wiesen, Gehölzen und Feucht-biotopen leicht vergessen, dass man sichnoch immer inmitten der Stadt, nämlichzwischen Praunheim, Ginnheim und Hausen befindet.

Parade der BuntheitEgal, von welcher Seite man kommt undwie man das oft als Mainhattan oder Bank-furt verlästerte Frankfurt auch dreht undwendet – die Stadt verschreibt sich seitJahren geradezu radikal dem Grün. Nachdem sie hierzulande bereits Spitzen-reiter im Bau von Passiv- und Niedrig-energiehäusern ist und als deutscheModellregion für Elektromobilität derZukunft gilt, dürfte die Bewerbung um den Titel »Europäische Grüne Hauptstadt2013/14« eine ziemlich aussichtsreichesein. Umweltdezernentin Manuela Rott-mann hat sich jedenfalls zum Ziel gesetzt,die Mainmetropole zum »Meilenstein fürandere europäische Städte« zu machen.Unter anderem treibt sie die Schaffung vonnoch mehr Grünflächen, eine nachhaltigeWirtschaftspolitik und die Verbannung fossiler Brennstoffe voran. Ihre Partei, dieGrün zum Bekenntnis erhebt und seit über20 Jahren die städtischen Geschicke mitbestimmt, hat das restliche Farben-spektrum dabei nicht ignoriert. Als Inte-

gration nur ein Fachbegriff in Soziologen-kreisen war, riefen die Grünen 1989 dasAmt für multikulturelle Angelegenheiten insLeben und verpassten der Buntheit einenpolitischen Rahmen. Die damals europa-weit erste Einrichtung dieser Art, später»Frankfurter Modell« genannt, lockte Delegationen aus dem In- und Ausland an. Die Zeiten der Vorreiterrolle sind zwarvorbei, dennoch zeichnet sich die Stadtweiterhin durch ihre enorme Intensität der Farben aus. Menschen aus rund 180 Nationen sind im zuständigen Amt registriert, und viel mehr Staaten hat ja der Globus nicht zu bieten. Die »Parade der Kulturen« ist in Frankfurt daher keinbloßes Sommer-Event: Hier schiebt siesich täglich durch die Straßen, keine andere Großstadt in Deutschland weisteine derartige Bandbreite an Sprachenund Kulturen auf. Jener Vielfalt ist nichtzuletzt der Ruf als internationale undweltoffene Stadt zu verdanken – und derexistiert nicht erst seit gestern.

Botanischer Garten mit Landschaften aller Kontinente © Botanischer Garten Frankfurt am Main

… mit Beschilderung zur Orientierung © Botanischer Garten Frankfurt am Main

… mit Rhododendron aus Ostasien © Botanischer Garten Frankfurt am Main

… mit Verweilmöglichkeiten an Teich und Kalkhang © Botanischer Garten Frankfurt am Main

Page 69: Frankfurt am Main

[Umrisse] [69

Erinnerung aus EngagementIn Frankfurt begegneten sich eigentlichschon immer die Völker. Die geographischeLage machte den Ort zum Handels- undVerkehrsknotenpunkt, das 1240 verlieheneMesseprivileg in allerlei Hinsicht zur Aus-tauschbörse. »Hervorragende Stätte desReiches« gravierte der freie Stadtstaatnicht zu Unrecht in sein Siegel, und seineBürger gaben sich entsprechend selbst-bewusst und tolerant. So nahm Frankfurtneben den aus Frankreich, Belgien undden Niederlanden geflüchteten Calvinistenim 16. Jahrhundert auch die aus fast allensüddeutschen und rheinischen Städtenvertriebenen Juden auf. In Relation zur Einwohnerzahl war hier die größte jüdi-sche Gemeinde Deutschlands zu Hause –bis der nationalsozialistische Wahn dasLand infizierte. Beistand blieb den Verfolg-ten auch in Frankfurt verwehrt, doch hatman nach 1945 früher als andernorts dieVerbrechen des Holocaust dokumentiert.Den Boden bereitete Bürgermeister Walter Kolb, der unmittelbar nach Kriegs-ende Informationen über die Gräuel sam-meln ließ. Die in Frankfurt abgehaltenenAuschwitz-Prozesse, der in der Stadtansässige hessische GeneralstaatsanwaltFritz Bauer oder das Institut für Sozial-forschung sorgten zudem für eine fort-dauernde Auseinandersetzung. Nach denRecherchen der Historikerin Jutta Zwillingvom Institut für Stadtgeschichte gibt es »in Deutschland keine andere Stadt, diederart viele Facetten des Gedenkens« vor-weisen kann. Den Opfern des NS-Regimesseien inzwischen »rund 100 Erinnerungs-stätten unterschiedlichster Gestaltung«gewidmet. Eine davon befindet sich in der

Battonstraße, wo die Mauern des altenjüdischen Friedhofs 11.134 Metallvor-sprünge mit den Namen der ermordetenFrankfurter Juden tragen. Dass an dieserStelle überhaupt ein Mahnmal existiert,geht zum Großteil auf den Einsatz enga-gierter Bürger zurück. Als man beim Baueines Verwaltungsgebäudes auf Funda-mente der Synagoge, mehrerer Häusersowie Reste eines jüdischen Bades stieß,ließen die Verantwortlichen die Arbeitennicht stoppen. Daraufhin entspann sichMitte der 1980er Jahre der sogenannteBörneplatzkonflikt, der mit anhaltendenProtesten bewirkte, dass über den Aus-grabungen 1992 schließlich das MuseumJudengasse und auf dessen Außen-gelände 1996 die vielbeachtete Gedenk-stätte errichtet worden sind.

Doris SticklerFreie Journalistin, Frankfurt am Main

Jüdischer Friedhof an der Battonstraße mit runder Steingruppe © Harald Fester

… und efeuumrankten Grabsteinen © Harald Fester

Außenmauer und Eingang an der Battonstraße © Harald Fester

Gedenksteine zur Erinnerung © Harald Fester

Anmerkungen1 Seit dem 18. Jahrhundert Frankfurter Volksfest,

das am Dienstag nach Pfingsten im Stadtwald gefeiert wird.

2 Wird aus sieben Kräutern komponiert, traditio-nell mit Kartoffeln und hartgekochten Eiern gereicht und soll Goethes Lieblingsspeise gewesen sein. Um das Original vor Kopien zu bewahren, haben die ortsansässigen Kräuter-gärtner unlängst beim Bundespatentgericht Markenschutz für die »Frankfurter Grüne Soße« beantragt.

Page 70: Frankfurt am Main

[Umrisse]70]

Teil des Europaviertels Die Gestaltung von Freiräumen ist unlösbarmit der Beschaffenheit ihrer Umgebungund den aufgeschichteten Strukturen desBaugrundes verbunden. Was bedeutet esaber, wenn diese Spuren getilgt und derangrenzende Raum selbst noch Gegen-stand von Planungsprozessen ist?

Europagarten im Entstehen Ein »Central Park« im Frankfurter Westen

Ein solches Areal erscheint wie neu-gewonnenes Land, wie ein neutraler Ort. In einer Zeit, in der den Außenraum fastüberall kulturelle Strukturen durchdringen,ist gerade eine derartige Situation jedochäußerst spannungsreich. Sie erscheintarchaisch. Eine solche Fläche ist der Europagarten,der nach der Schließung des früherenHauptgüter- und Rangierbahnhofs westlich der Frankfurter Messe durch großräumigen Erdauftrag geschaffenwurde.

Bruttobauland ca. 670.000 m²

Nettobauland ca. 303.000 m² (ohne 13.000 m² Gemeinbedarfsflächen)

Grünfläche ca. 219.000 m²

Verkehrsfläche ca. 135.000 m²

Soziale Infrastruktur 1 Schule, 4 Kindertagesstätten

Bruttogeschoßfläche Wohnen ca. 261.000 m²

Bruttogeschoßfläche Büro/Dienstleistung ca. 300.000 m² (ohne Messe)

Wohnraum und Arbeitsplätze für etwa 13.000 Menschen

Europaviertel (West): Flächenangaben © aurelis Real Estate GmbH & Co. KG

Er ist Teil des Europaviertels, eines neuenStückes Stadt, das durch die Grundeigen-tümerin aurelis Real Estate derzeit in en-ger Abstimmung mit der Stadt Frankfurt geplant wird. Die Entwicklung umfasst die Wohnquartiere »Helenenhöfe« und»Parkend« sowie die auch gewerblichgenutzten Quartiere »Boulevard Mitte« und»Boulevard West«. Nach der komplettenFertigstellung werden hier in wenigen Jahren auf 670.000 m² ca. 13.000 Menschenwohnen, einkaufen, lernen, arbeiten undsich erholen.

Nördliche Promenade im Konzept © relais Landschaftsarchitekten

Wasser-Ziergras-Parterre als Entwurf © relais Landschaftsarchitekten

Masterplan des Europaviertels (West) © aurelis Real Estate GmbH & Co. KG

Page 71: Frankfurt am Main

[Umrisse] [71

Am 21. Juni 2011 wurde der Öffentlich-keit der erste Realisierungsabschnitt desEuropagartens zur Nutzung übergeben.Zukünftig wird dieser Freiraum einen Um-griff von ca. 56.000 m² mit einer Längen-ausdehnung von ca. 500 m und einer Breite von 126 m haben. Davon ist bislangetwa die Hälfte mit einem ca. 40 m tiefennördlichen und einem 25 m tiefen südli-chen Parkbereich fertiggestellt. Damit reiht er sich in die Tradition großerFrankfurter Grünanlagen, wie des Günters-burg-Parks im Nordend, des Grüneburg-parks im Westend und des Ostparks imOstend, ein. Er wird durch seine Lage zueinem »Central Park« für den angrenzen-den Stadtkörper und erhält eine wesent-liche Position innerhalb übergeordneterStadt- und Grünstrukturen. Er wird zur amweitesten ins Frankfurter Zentrum reichen-den Verlängerung einer Reihe von Park-anlagen mit Verbindung zum FrankfurterGrüngürtel, verknüpft über einen Boule-vard mit Messe und Innenstadt. Zwei direktanschließende »Taschenparks« verzahnenihn darüber hinaus mit dem umliegendenStadtquartier.

Garten als Topos Zur Gestaltung des Europagartens wurde2008 ein Wettbewerb ausgelobt, den relaisLandschaftsarchitekten aus Berlin gewan-nen. Ihr Entwurf fußt konzeptionell auf dereingangs beschriebenen »archaischen«Auffassung des Standortes, die mit einemGarten als der ursprünglichsten freiraum-bezogenen Geste der Menschheit beant-

wortet wurde. Dafür bedurfte das konven-tionelle Gartenverständnis einer Adaption,die einer Rückführung auf seine Wurzelnentsprach. Der Topos Garten wurde dabeials ein auf eine essentielle Weise mit demMenschsein verbundener Ort aufgefasst,der auf die alltäglichen Ansprüche seinerNutzer Bezug nimmt.

Lageplan des Europagartens © relais Landschaftsarchitekten

Städtebauliche Einbindung © relais Landschaftsarchitekten

Page 72: Frankfurt am Main

72] [Umrisse]

Grundlage dafür war die Schaffung einerautarken Raumstruktur, deren Prägnanz imStadtgefüge erfahrbar ist und die vor derErrichtung der umliegenden Hochbauteneinen wesentlichen Beitrag zur Adressbil-dung leistet. Verwirklicht wurde dies durcheinen dreifachen Baumrahmen aus Spitz-ahorn über einer großzügigen Promenademit wassergebundener Wegedecke, die im Norden und Süden des Europagartensbereits fertiggestellt ist. Perspektivischwird jene Gehölzstruktur zu einem intro-vertierten Raumgefüge aufwachsen, daseinen geschützten und temperierten Auf-enthaltsbereich bietet. Gestärkt wird ihrEffekt durch innerhalb der Allee angeord-nete Heckenkissen aus Hainbuche, Kirsch-lorbeer und Liguster. Die Heckenkissenenthalten Sitznischen und dienen als halb-durchlässige Kontur gegenüber dem städ-tischen Umfeld, wodurch zugleich die Ein-gangssituationen formuliert und Zugängezu Funktionsräumen geschaffen werden.

Zäsuren in der Geschlossenheit des Rah-mens werden durch einzelne Baumgrup-pen aus Blauglockenbäumen, Pyramiden-Eichen, Scharlach-Eichen, Silberlinden,Flügelnüssen und Lederhülsenbäumengesetzt: Sie brechen die formale Strengeder Gehölzstruktur und weiten den Baum-rahmen malerisch auf. Über eine die Pro-menade begrenzende Sitzmauer aus hel-lem Sichtbeton vermitteln sie zum Innerendes Freiraums, das zukünftig zu einerweiträumigen, schwingend modelliertenRasenfläche gestaltet wird. Realisiert istdiese »Rasenwoge« derzeit nur in Rand-bereichen, die nach Errichtung des denEuropagarten unterquerenden Straßen-und U-Bahn-Tunnels in einem zweiten Bau-abschnitt zu einem zusammenhängendenund von Gehölzgruppen akzentuierten Gartenraum verbunden werden.

Diese inmitten des urbanen Kontexts ent-faltete landschaftliche Geste steht im Kon-trast zur Orthogonalität des Baumrahmensund ist als Gegenstück zu einem ornamen-talen Wasserparterre konzipiert, das imWesten des Europagartens angelegt wird.Die Gestaltung reflektiert auf die Weiseden für das Gartenverständnis konstitu-tiven Diskurs zwischen Landschaftlichkeitund Geometrisierung durch Neuinterpre-tation traditioneller gartenkünstlerischerMuster. Der Garten wird als ein von Pola-rität geprägter Ort aufgefasst, der erstdurch ein solches Spannungsverhältnis mit der Vielfalt anthropogener Nutzungs-formen in Einklang kommt. Städtebaulich ist das Wasserparterre dergeplanten Quartiersmitte im Westen desEuropagartens zugeordnet, die eine Platz-fläche für Wochenmärkte, Feste undAußengastronomie beinhalten wird. Von ihr aus übernimmt das Wasserparterrealso die Funktion eines Eyecatchers, derden Blick unter dem lichten Dach desBaumrahmens hinweg in den Europa-garten zieht. Das Parterre wird sich ausornamental strukturierten Wasserbeckenmit hellen Sichtbetoneinfassungen zu-sammensetzen, wobei durch inmitten derWasserflächen situierte Broderien ausZiergräsern ein Bezug zu der den östlichenTeil des Gartens einnehmenden Rasen-woge gewährleistet ist. Bereits fertiggestellt ist ein in diesen offenen Gartenraum integriertes Hecken-kabinett, das von Hainbuchen gefasst wirdund ein Teil der nördlichen Promenade ist. Als »Spielkammer« birgt sie eine 600 m²große Fläche aus Sand und Kunststoff-fallschutzbelag mit einer als Großformbespielbaren Kletterlandschaft aus farbiglasierten Eichenbalken. Zwei weitereSpielkammern zum Bolzen und Skaten folgen später an der südlichen Prome-nade.

Schnittansicht © relais Landschaftsarchitekten

Nördliche Promenadeim »Wachsen« © Stefan Müller

Promenade und (eingesäte) Rasenwoge © Stefan Müller

Page 73: Frankfurt am Main

[Umrisse] [73

Struktur mit EigenwertSchon die realisierten Teile des Europa-gartens stellen eine eigenwertige Strukturim Frankfurter Stadtgefüge dar. Als funk-tionale Anforderungen an einen Garteninnerhalb eines im Entstehen befindlichenStadtquartiers wurden bei der Konzeptionräumliche Offenheit und Modifikations-fähigkeit erachtet. Die Gestaltung solldaher in erster Linie eine Grundlage fürvielfältige informelle Aktivitäten bieten.Als wesentliche Qualität des Freiraums ist dessen zur Dichte der angrenzendenbaulichen Strukturen kontrastierendeDimension anzusehen, die die freie Ent-faltung des Blicks und die Fokussierungdes Horizonts zulässt. Aus dem Blickbezugzur Skyline von Frankfurt auf der einen und den Ausläufern des Taunus auf deranderen Seite bietet dieses Areal die Möglichkeit zur Selbstverortung im Stadt-grundriss.

Durch die Differenzierung heterogenerRaumqualitäten, deren informellen Charak-ter und die direkte Zuordnung des Frei-raums zu Wohn- und Arbeitsstätten birgtder Europagarten das Potential, sich zueinem selbstverständlich und essentiell im Tagesrhythmus der Anlieger veran-kerten Ort zu entwickeln. Wenn er dabei zu körperlicher Regeneration und geis-tiger Kontemplation beiträgt, wird er imursprünglichsten Sinne zum Garten.

Dr. Elmar SchützLeiter Projektentwicklung

aurelis Real Estate GmbH & Co. KG,Eschborn

Thomas Thränertrelais Landschaftsarchitekten BDLA,

Berlin

Bauherraurelis Real Estate GmbH & Co. KG,Eschborn

in Abstimmung mitStadt Frankfurt am Main Grünflächenamt

Entwurf relais Landschaftsarchitekten BDLA,Berlin

Tragwerksplanung Ingenieurbüro Rüdiger Jockwer GmbH,Berlin

Wassertechnik ifw Ingenieurbüro für Wassertechnik,Berlin

Künstlerische Bauoberleitungrelais Landschaftsarchitekten BDLA,Berlin

BauleitungBWP Endreß Landschaftsarchitekten,Frankfurt am Main

Spielkammer mit Sitzmauer © Stefan Müller

Sitzmauer … © Stefan Müller

Page 74: Frankfurt am Main

74] [Umrisse]

Der RothschildparkEin Glücksfall für Frankfurt

Phönix aus der Asche Die Geschichte hat 1744 in Frankfurt mitMayer Amschel Rothschild begonnen: eineunvergleichliche Erfolgsgeschichte, dieden Rothschildpark 1818, den Grüneburg-park 1837 und den Günthersburgpark 1838hervorbrachte und mit Enteignung 1938und Zerstörung 1944 zu Ende ging. Nachdieser schmerzlichen Erfahrung rückt derRothschildpark in annähernd alter Größevon 5 ha heute wieder ins Blickfeld derBevölkerung.Endlich, nach Jahrzehnten der Vernach-lässigung und Zerstückelung ist es in ge-meinsamer Anstrengung aller Beteiligtengelungen, den Phönix im Herzen Frankfurtsaus der Asche zu heben und den altenLandschaftspark wiederherzustellen. DieIdee hatte der Architekt des Opernturmes,Christoph Mäckler. Ich freue mich und bindankbar, dass ich den Park entwerfen undseine Instandsetzung gemeinsam mit FrankVollbehr begleiten durfte. Ein Glücksfallwar auch das Netzwerk, gesponnen vonvielen, die alle das eine Ziel im Auge hat-ten, den neuen Park für die Menschen imHerzen Frankfurts zu öffnen.

Tishman Speyer wollte hoch hinaus undermöglichte mit dem Bau des Opernturmesüber 5.000 m² neues Grün bis zur Bocken-heimer Landstraße. Die BHF-Bank sitzt imdenkmalgeschützten Sep-Ruf-Bau gegen-über und warf auch ihren Gartenteil mitgroßem Engagement in die Waagschale.

Grenzen gibt es nur auf dem Papier.Durch eine großzügige Spende von Tishman Speyer konnte zudem die StadtFrankfurt, vertreten durch das Grün-flächen- und das Hochbauamt, den nörd-lichen Parkteil mit seinem wertvollen altenBaumbestand aus der Zeit des GründersMayer Amschel Rothschild seit 1818,instandsetzen. Er schreibt 1816 in einemBrief an seine Brüder: »Ein Garten ist not-wendig wie Brot«, und in einem weiterenBrief: »Ich schlafe im Garten, es ist fast wie im Garten von Eden.« Die Stadt Frank-furt hatte den weit größeren Teil zu restau-rieren.

Rothschildpark mit »Parktower« im Herbst 2010© Anna Schönborn

»Ein Garten ist notwendig wie Brot.«

Page 75: Frankfurt am Main

[75[Umrisse]

Dieser Park lebt von raumbildenden Bäumen und Gebüschpflanzungen, groß-zügigen Rasenflächen und weiten Durch-blicken auf Parkstaffagen, den »Point de Vue«.Bis auf den gotischen Turm, errichtet durchMayer Amschel Rothschild als romanti-sche Ruine und zugleich Höhepunkt der

Sanierung und NeugestaltungDer einsturzgefährdete gotische Turm musste saniert, die alte Einfriedung ausrotem Sandstein mit Eisenstabgitter ausge-bessert und ergänzt werden. Alle Wegesind einheitlich nach altem Vorbild gestal-tet, neu aufgebaut, mit Bessunger Kiesabgestreut und mit Eisenband schwingendgefasst worden. Die Auswahl der neugepflanzten Bäume setzt die ursprünglicheVerwendung fort, wie Buche, Eiche, Linde,Ahorn, Platane, Weide und Kastanie. Inden Archivalien ist auch die Rede voneinem alten Maulbeerbaum: Er steht frischgepflanzt hinter dem Halbrund der Stein-bank. Jüngere Bäume und Strauchgrup-pen, die wichtige Sichtbeziehungen ver-deckten, mussten herausgenommen oderbeschnitten werden.Es ist kaum zu glauben, dass sich unterdem gesamten südlichen Parkteil eine Tief-garage bis zur Bockenheimer Landstraßeverbirgt, die mit mehr als 1 m Bodenaufbauden neuen Bäumen ausreichend Lebens-raum bietet. Technische Einbauten, wieNotausgänge, Lüftungsgitter und Kanal-schächte, sind heute leider unvermeidlich.Sie sind allerdings in hoher Qualität ge-staltet und ermöglichen eine lebendige,fließende Bodenmodellierung der Rasen-flächen.

Anlage, sind alle Parkbauten von Nazi-deutschland abgerissen worden. In Roth-schilds Park gab es eine Orangerie, Ober-lindau 43, eine kleine private Turnhalle mitten im Park, ein Gesindehaus neben der Bockenheimer Landstraße 10, einenWeiher mit einer Zierbrücke und ein orien-talisch anmutendes Entenhaus.

Gesamtplan © Adelheid Schönborn

Teil OpernTurm im Mai 2010 © Anna Schönborn

Rothschildpark mit BHF-Bank, Herbst 2010 © Anna Schönborn

Page 76: Frankfurt am Main

[Umrisse]76]

An der Stelle des ehemaligen Rothschild-palais erinnert parkseitig eine halbrundeSteinbank aus anthrazitfarbenem Granit mit zwei eingearbeiteten Gedenktafeln an die Vergangenheit vor 1938. Der bei Erd-arbeiten beim gotischen Turm gefundene»Güterstein« aus rotem Sandstein beweistdie Parkgründung 1818 und steht nebeneinem blühenden Solitärstrauch: Cornuskousa oder japanischer Blütenhartriegel.Beim Innehalten nimmt man erst die Tiefedes Parks und die Hauptsichtachse wahr.

Zwischen dem aufgeasteten Eibenaltbe-stand wirkt der eher schwere Ring der vonGeorg Kolbe 1954 realisierten Skulpturenfast schwebend. Und auf der Anhöhe der Sichtachse lässt sich, auf schattigenPfaden durch immergrüne Gehölzpflanzun-gen sich seitlich schwingend auf einenAussichtshügel, der gotische Turm erleben.

Diese schattigen Pfade erfuhren eineBereicherung durch die im Frühjahr 2011gepflanzten Rhododendronlieferungen ausder berühmten Rothschild’schen Rhodo-dendrenzucht des Parks in Exbury in Süd-england. Ein Besuch in Exbury, dem öffent-lichen Rothschildpark von 100 ha, im Maizur Rhododendrenblüte ist überwältigend.

Bronzetafeln zur Erinnerung© Anna Schönborn

Ring der Erinnerung von Georg Kolbe © Anna Schönborn

»Ich schlafe im Garten, es ist fast wie im Garten von Eden.«

BHF-Bank mit Steinbank, Güterstein undblühendem Hartriegel, Frühling 2010© Anna Schönborn

Güterstein © Anna Schönborn

Page 77: Frankfurt am Main

[Umrisse] [77

Neuerdings hat der Rothschildpark siebenZugänge, zwei neue von der BockenheimerLandstraße, einen alten und einen neuenvom Oberlindau (Ecke Staufenstraße),einen vom Reuterweg und das neue Rothschildtor am Reuterweg. Auch derneue Zugang vom Oberlindau wurde auf-gewertet durch die schönsten Rhododen-dren aus Exbury.

Städtischer Teil im Dezember 2009© Anna Schönborn

… und im Sommer 2010 © Anna Schönborn

Last, but not least war mein großes Anlie-gen, nicht nur den Park selbst, sondernebenso seine Geschichte lebendig zu ver-mitteln, durch das Engagement der FamilieRothschild. Der französische Zweig derFamilie hat die Steinbank gestiftet und derenglische ganz besondere Rhododendron-gewächse aus Rothschild’scher Zucht. Sorten und Farben sind speziell für dasFrankfurter Klima zusammengestellt undhaben mit Sortenbezeichnungen im Früh-jahr 2011 ihren endgültigen Standort imRothschildpark in Frankfurt am Maingefunden.

Ein SchlusswortDer Rothschildpark, ein Glücksfall, möglichnur durch das kraftvolle und engagierteZusammenspiel von öffentlicher Hand undprivatem Einsatz von Mut, Begeisterungund Geldmitteln. Frankfurt kann sich glück-lich schätzen über den kulturellen Reich-tum, den jüdische Familien der Stadt hin-terlassen haben.Doch der Schmerz über die unendlichenVerluste bleibt.

Adelheid Schönborn

BauherrenStadt Frankfurt am MainGrünflächenamt

Tishman Speyer Properties Deutschland GmbH, Frankfurt am Main

BHF-Bank AG, Frankfurt am Main

Entwurf Adelheid SchönbornGartenarchitektinMünchen

Parkteil am Oberlindau, Sommer 2010 © Anna Schönborn

Lionel de Rothschild© Anna Schönborn

Page 78: Frankfurt am Main

[Umrisse]78]

Das Haus am Dom Tagungs- und Begegnungszentrum des Bistums Limburg

Der Ort in der Stadt Das 2007 fertiggestellte »Haus am Dom«fasst viele Aufgaben öffentlicher Gegen-wart der katholischen Kirche in Frankfurtam Main. Der Name ist Programm, ein Pro-gramm der Gleichzeitigkeit von Begegnungund Dialog, von kontemplativem Nach-denken und konzentriertem Arbeiten, von heiterer Festlichkeit und kirchlicherWürde. All das ist unter einem Dach ver-eint. Die Lage dieses bedeutenden histo-rischen Platzes im zentralen Bereich derkriegszerstörten Altstadt Frankfurts machteine besondere Auseinandersetzung mitder städtebaulichen Einbindung und Form-gebung des Baukörpers notwendig. DerEntwurf ist eine präzise Antwort auf dieKriterien, die die unmittelbare Umgebungformuliert.

Überlagert man den heutigen Stadtplan miteinem Plan aus den frühen 1930er Jahren,wird ersichtlich, wie sehr die Nachkriegs-bebauung das ehemals mittelalterlichgeprägte städtische Gefüge aus Gassen,Plätzen und Gebäuden verändert hat.Durch den nach Westen vorgelagertenarchäologischen Garten und die Errichtungder Kunsthalle Schirn stellten die Nach-kriegsplanungen den Dom in einen per-spektivischen Raum und monumentalisier-ten ihn. Mittelalterliche Kathedralen warenhingegen als Teil eines städtischen Gefü-ges aus kleinteiligen Wege- und Platz-

verbindungen nicht für eine Betrachtungüber perspektivisch angelegte Freiräumegeplant. Ein großer Domvorplatz im Westenwar nie vorgesehen. Bestimmend war viel-mehr die Verbindung des Portals an derDomstraße zum Krönungsweg. WernerHebebrand reagierte auf diese Situationmit seiner Planung: Das 1927 nach einemWettbewerbsentwurf errichtete Zollamtsetzte anstelle mehrerer Fachwerkhäusereinen leicht gekrümmten Baukörper, derdie stadträumliche Führung auf das Haupt-portal des Domes übernahm.

Haus am Dom im Zentrum der Altstadt © Waltraud Krase/Jourdan & Müller

Lageplan© Jourdan & Müller

Page 79: Frankfurt am Main

[Umrisse] [79

Der Vorbereich des Domes wird durch dieVerlegung der Tiefgaragenzufahrt nur mehram Rand vom durchfließenden Verkehrberührt, so entwickelt sich wieder ein Platz,der an zwei Seiten durch öffentlich wirk-same Gebäude gefasst ist: der neue Dom-platz zwischen dem Dom, dem gegenüber-liegenden Pfarramt und dem »Haus amDom«. Seine Westfront bilden der Kopf-bau mit seinem durchlichteten Sockel-geschoß und das gläserne Hallenfoyer.

Der neue BaukörperDer neue Baukörper löst sich aus der Verklammerung mit dem Technischen Rathaus. So erwächst wieder eine offene,begehbare Raumfolge von der Braubach-straße über den Zollhof zum Krönungs-weg, die die mittelalterliche Gassenstruk-tur nachvollzieht. Das vorhandene Zollamtbleibt weitgehend erhalten, der Baukörperwird differenziert und in drei Elementegegliedert.

Der Anschlussbereich des Domplatzes zum archäologischen Garten wird durchein im Erdgeschoß befindliches Bistrogeöffnet und durch die Überführung deskleinteiligen Rampenaufgangs zum Techni-schen Rathaus in eine Platzsituation aufdem Niveau des Doms in die neue Konzep-tion integriert. Die Passage zwischen »Domforum« undDom wird dadurch in der ursprünglichenTopographie des ehemaligen Krönungs-weges erlebbar. Gleichzeitig wirkt das»Domforum« an jener stadträumlich be-deutenden Stelle als offenes Scharnierzwischen zwei Plätzen hinein in denAußenbereich.

Erscheinungsbild bei Nacht © Waltraud Krase/Jourdan & Müller

Archäologischer Garten und Domplatz © Waltraud Krase/Jourdan & Müller

Großer Saal für Tagungen © Waltraud Krase/Jourdan & Müller

Giebelsaal: Fenster von Hans Leistikow© Waltraud Krase/Jourdan & Müller

Anstelle des durch Nachkriegsreparaturenverunstalteten Kopfbaus wird ein neuerBaukörper als Sitz des »Domforums« undder katholischen Akademie errichtet. Dasim Vergleich zum Bestand höhere Gebäudewird räumlich vom Mittelteil durch ein gläsernes Bindeglied, ein alle Ebenen ver-knüpfendes vertikales Hallenfoyer, distan-ziert. Durch die Verlängerung des leichtgekrümmten Baukörpers wird die im Hebe-brandhaus gründende Qualität der stadt-räumlichen Führung auf das Hauptportaldes Domes noch gesteigert. Die Höhen-staffelung der Dächer nimmt das Motiv dermittelalterlichen Parzellierung auf.

Page 80: Frankfurt am Main

[Umrisse]80]

Diese wichtigen stadträumlichen Entschei-dungen geben dem Dom seine einmaligePosition zurück. Sie sind die Grundlage fürdie Gestaltung des Baukörpers des Hausesam Dom als begehbare öffentliche Stadt-plastik, die Bestehendes aufgreift, fort-schreibt und Neues hinzufügt.

Jochem Jourdan

BauherrBistum LimburgBischöfliches OrdinariatDiözesanbauamt, Limburg

ArchitektenJourdan & Müller PAS,Frankfurt am Main

Projektmanagement Drees & Sommer AG, Frankfurt am Main

TragwerksplanungS.A.N. Stöffler Abraham NeujahrBeratende Ingenieure GmbH,Darmstadt

GebäudetechnikIPB H. Berchtold, Sarnen, Schweiz

ElektrotechnikEbener & Partner AG,Frankfurt am Main

BauphysikEB-Partner GmbH & Co. KG,München

Brandschutz HHP Süd Beratende Ingenieure GmbH,Ludwigshafen

Aufzugsplanung Jappsen Ingenieure Oberwesel GmbH,Oberwesel

Lichtplanung Die Lichtplaner Thorsten Braun, Limburg

Vermessung B + K Vermessung Gerd Brockmann + Erich Kaiser,Frankfurt am Main

Foyer mit Rezeption © Waltraud Krase/Jourdan & Müller

Bistro »Lucina delle Grazie« © Waltraud Krase/Jourdan & Müller

FarbkonzeptJourdan & Müller

Page 81: Frankfurt am Main

[Umrisse] [81

Instituto Cervantes im Amerika Haus Sanierung und Ausbau des Gebäudes

Bestand und AufgabeDas Amerika Haus wurde 1957 als Neubaudes amerikanischen Kultur- und Informa-tionszentrums mit Bibliothek, Veranstal-tungssaal und Verwaltung eröffnet. DiePlanung erfolgte in Gemeinschaftsarbeitzwischen dem amerikanischen Büro Skidmore, Owings & Merrill und dem deutschen Architekten Otto Apel. Das Gebäude wurde entsprechend seinerZweckbestimmung bis 2005 genutzt. Nachdem 11. September vereinte man die Ins-titution mit dem Amerikanischen General-

konsulat auf dem Gelände des ehemaligenGeneral Hospital der US Army im StadtteilEckenheim. Insbesondere Sicherheits-gründe nach den Anschlägen des 11. Sep-tembers waren hierfür ausschlaggebend.Ab 2008 stellte die Stadt Frankfurt daherdie zwischenzeitlich leerstehende Liegen-schaft an der Staufenstraße 1 dem spani-schen Instituto Cervantes zur Verfügung.

Hierzu wurde das Gebäude von Februar2007 bis September 2008 umfassendsaniert und auf die Anforderungen desneuen Nutzers zugeschnitten; dazu gehör-ten insbesondere der Ausbau eines bislangnicht nutzbaren Kriechkellers zu einerBibliothek, die Restaurierung der Fassadeund die Öffnung des Hauses zum Reuter-weg.

Instituto Cervantes an der Staufenstraße © Jörg Hempel

Spanische Wand: Plastik aus Stahlbändern © Jörg Hempel

Page 82: Frankfurt am Main

[Umrisse]82]

Städtebau und Architektur Der bestehende Gebäudekomplex, am nordöstlichen Ende des Rothschildparks im Frankfurter Westend gelegen, ist eineKomposition aus zwei Baukörpern: einemzweigeschossigen Verwaltungsriegel undeinem rechtwinklig anschließenden Saal-bau, verknüpft durch einen eingeschossi-gen Verbindungsbau.

Zentrale Idee der Sanierung waren das Herausarbeiten und Weiterentwickeln des ursprünglichen Erscheinungsbildes zur Zeit der Fertigstellung. Der behut-same Umgang mit der vorhandenen Bau-substanz, um die Großzügigkeit der klarenGrundrisse wieder erlebbar zu machen,war dabei konzeptprägend.Durch den Windfang gelangt man in dasFoyer, welches als Empfang und Ausstel-lungsraum genutzt wird. Es bietet Zugangzum Veranstaltungssaal, dem Westflügel

mit Multimedia- und Verwaltungsräumenund zum Garten. Die vorhandene Treppedient der Haupterschließung des Ober-geschosses: Hier sind Unterrichtsräumesowie die Studienleitung und Lehrerzimmeruntergebracht. Eine neue Treppe führtzudem vom Foyer in die ebenfalls neueBibliothek im Untergeschoß.Die freistehende »Spanische Wand«, alsSignet für das spanische Institut, markiertden räumlichen Abschluss des durch eineTerrasse nach außen erweiterten Gebäudes.

Bibliothek im früheren »Kriechkeller« © Jörg Hempel

Neugestaltung des Veranstaltungssaals © Jörg Hempel

Rückwand mit Treppe © Jörg Hempel

Page 83: Frankfurt am Main

[Umrisse]

Spanische Wand als Symbol © Jörg Hempel

Spanische WandDie von schneider + schumacher ent-wickelte »Spanische Wand« verleiht dem Gesicht des Hauses zur Straße unddamit zur Stadt eine neue Prägung, die dasInstituto Cervantes als Repräsentations-gebäude Spaniens (und nicht mehr derUSA) auch dringend brauchte. Geschickt wurde das neue Element inrespektvollem Abstand zur denkmalge-schützten Fassade zwischen dem Altbauund der Hauptstraße an der Ecke zur Staufenstraße platziert – an der am bestendenkbaren Position und zugleich so, dasses als ein die Terrasse der Cafeteria schüt-zender Paravent aufgefasst werden kann.Mit der zur Fassade kontrastierenden hellen Farbgebung und dem dezent inte-grierten roten Logo des Instituto Cervantesist sie prägnantes Symbol der verändertenNutzung. Darüber hinaus findet das Motivder Spanischen Wand in graphisch über-arbeiteten Variationen als Signet für Programmhefte und Veranstaltungs-hinweise Verwendung. Im Detail handelt es sich bei der 5 m brei-ten, 8 m hohen und nur 12 cm tiefen Wandum eine flächige, rechteckige, frei im Raumangeordnete Plastik aus immer gleichen,15 mm dicken, aneinandergeschweißtenStahlbändern. Sämtliche Schweißnähtesind nahezu unsichtbar als Hohlkehle oderY-Naht hergestellt und glattgespachtelt.Nach dem Schweißen wurden ein Korro-sionsschutz und eine Nasslackierung aufgebracht. Die Terrasse wurde als Stahlrahmenkonstruktion mit eingelegter,feuerverzinkter Gitterrostabdeckung aus-geführt.

TragwerksplanungEine schonende Umwandlung und Erneue-rung des Bestandsgebäudes sowie dieBeratung bei der Betonsanierung unterBerücksichtigung des Denkmalwertes derFassade waren zentrale Tätigkeiten derTragwerksplaner. Voraussetzung für denUmbau des Kriechkellers zur Bibliothekwaren abschnittweise Unterfangungen dervorhandenen Fundamente, verbunden mitdem Einbringen einer neuen Bodenplatte.Vor dem Hintergrund der angestrebtenSchonung des Bestands wurde nicht nurdie Ausführungsplanung erstellt, sondernauch der Ablauf des Rohbaus geplant undüberwacht. Eine besondere Herausforde-rung war zudem der statische Nachweisder Spanischen Wand, bei dem durch eine äußerste Minimierung des Material-einsatzes die baukonstruktive Umsetzungeines durchlässigen Paravents erreichtwerden konnte.

Denkmalpflege Die neue Funktion des 2001 als Kulturdenk-mal ausgewiesenen Amerika Hauses alsKulturinstitut einer anderen bedeutendenNation, Spaniens, ist aus denkmalpflege-rischer Sicht aufgrund der Nutzungs-kontinuität sehr zu begrüßen. Die Art dergeplanten Umbaumaßnahmen bot zudem,trotz Anpassung an die speziellen Anforde-rungen der neuen Nutzer, die Chance, dieoriginären Qualitäten im Inneren undÄußeren wiederherzustellen.

Die vom Denkmalamt der Stadt Frankfurtinitiierte restauratorische Befundunter-suchung in den zentralen Bereichen sowiean der Gebäudehülle war Grundlage für die Farbgebung der einzelnen Fassaden-elemente sowie der Gestaltung des Foyersund des Veranstaltungssaales, der ehe-maligen »Kennedy Hall«. Es erwies sich als Glücksfall, beim Instituto Cervantes aufoffene Ohren für das denkmalpflegerischeAnliegen zu stoßen, das ursprünglicheErscheinungsbild in wesentlichen Ab-schnitten wiederherzustellen und gleich-zeitig modernen Anforderungen an einöffentliches Gebäude Rechnung zu tragen.

Prof. Michael SchumacherDipl.-Ing. Astrid Wuttke

[83

Page 84: Frankfurt am Main

[Umrisse]84]

BauherrStadt Frankfurt am Main

ProjektleitungHochbauamt der Stadt Frankfurt am Main

NutzerInstituto Cervantes, Frankfurt am Main

ProjektleitungHochbauamt der Stadt Frankfurt am Main

Architektenschneider + schumacher Planungsgesellschaft mbH, Frankfurt am Main

Projektleitung:Kristin Dirschl, Astrid Wuttke

Bauleitung:Friedrich Keller

Mitarbeit:Peter Knörr, Qiang Xu

Tragwerksplanung B + G Ingenieure Bollinger und Grohmann GmbH, Frankfurt am Main

Sanitärtechnik büsing ingenieure gmbh, Frankfurt am Main

HaustechnikBeiersdorf Herzhauser Planung GmbH, Frankfurt am Main

BauphysikITA Ingenieurgesellschaft für technische AkustikmbH,Wiesbaden

BrandschutzIngenieurbüro Franz Schächer, Bad Vilbel

RestauratorUlrike König Restauratorin, Mainz

Landschaftsplanunglebenbauen Freiraum und Architektur,Frankfurt am Main

SchadstofferkundungSakostaCAU, Dreieich

BodengutachtenISK Ingenieurgesellschaft für Bau- und Geotechnik, Rodgau

SiGeKoKrebs und Kiefer Beratende Ingenieure für dasBauwesen GmbH,Darmstadt

Längsschnitt© schneider + schumacher

Grundrisse© schneider + schumacher

Page 85: Frankfurt am Main

[Umrisse] [85

Ordnungsamt der Stadt Frankfurt am Main Bauwerk und Kontext

GutachterverfahrenAuf Wunsch der Stadt Frankfurt als Mieterwurde für den Neubau des Ordnungsamtesein Gutachterverfahren ausgelobt, zu dem vom Bauherrn sieben Teilnehmergeladen wurden; Auftraggeber war dieOFB Projektentwicklung GmbH. Die Juryhat sich dann für den Entwurf von MeixnerSchlüter Wendt Architekten entschieden.

Städtebauliche TypologieDas neue Ordnungsamt liegt westlich der Innenstadt im Stadtteil Gallus. DieUmgebung ist geprägt von zwei wesent-lichen geometrischen Komponenten desBestandes: – Kurvenbewegung der Bahngleise

bzw. der südlichen und westlichen Bebauung,

– orthogonale Struktur der nördlichen und östlichen Bebauung.

Ziel des Entwurfes ist es, die Vermittlungbeider Strukturen an dieser Nahtstelle und insbesondere die auffällige Kurven-bewegung aufzugreifen. Die Umgebung ist außerdem geprägt von unangenehmenBrachen und kaum arrondierten Stadt-räumen. Weiteres Ziel des Entwurfes ist es, den Stadtraum zu verdichten und dabeidie Qualitäten einer offenen Bauweise hinsichtlich Belichtung und Aussicht zuerhalten. Das neue Ordnungsamt der StadtFrankfurt wird städtebaulich als öffent-licher Sondertypus begriffen.Die geplante Bandstruktur ermöglicht eineKombination von Offenheit und Stadtraum-verdichtung. Die für dieses Grundstückindividuell angeordnete Spiral-Band-

Struktur bildet einen signifikanten Solitär –mit einem der Aufgabe und Bedeutung entsprechenden Wiedererkennungswertals offenes Amt.

Konzeptentwicklung© Meixner Schlüter Wendt

Baukörper mit Spiral-Band-Struktur © Christoph Kraneburg

Lageplan© Meixner Schlüter Wendt

Page 86: Frankfurt am Main

[Umrisse]86]

wie etwa zentrale Einrichtungen im Erd-geschoß (Eingangshallen, Cafeteria, Kan-tine etc.), und Sonderflächen in den Ober-geschossen, wie die Konferenzzone. Ebenfalls in den Obergeschossen sind dieverschiedenen Bürobereiche, wie unteranderem die Ausländerbehörde oder Stadt-polizei, horizontal geschichtet.Die Gebäude- und die damit verbundeneFassadenstruktur thematisieren diese spezifische, subtile Differenzierung derFunktionen in horizontale Schichten. Dabeiwerden die Geschoßhöhen durch Zusam-menfassen verschiedener Ebenen oderderen scheinbares Verschwinden bewusstüberspielt. Durch dieses Verfremden wirddie horizontale Schichtung bzw. Stapelungerst wahrnehmbar und erlebbar. Die innereNutzung bildet so eine spannungsvolle, differenzierte Fassadengliederung ab.Eine besondere Schicht stellen Erd- understes Obergeschoß dar, in die die öffent-lichen Raumbereiche, wie die Eingangs-hallen etc., im Sinne eines offenen Amtes»herausgeschält« sind. Als großzügig verglaste Hallen falten sie sich im Innernanalog zur Baukörpergeometrie in Band-segmenten räumlich auf – mit diesenStrukturen sind unterschiedliche techni-sche Elemente, wie Empfangstresen,Counter etc., in eine räumliche Gesamt-figur eingebunden.

Gebäudetypologie Eine Besonderheit des Raumprogramms ist neben einigen Sonderbereichen dieRepetition vieler ähnlicher Büroräume aufeiner Fläche von ca. 30.000 m². Dabei ist es erforderlich, die subtilen Unterschiededer einzelnen Funktionen und ihrer stadt-räumlichen Orientierung herauszuarbeitenund daraus eine authentische Strukturbzw. Gliederung zu entwickeln. Die Ent-wicklung des Baukörpers hängt mit einerspezifischen Wahrnehmungsstrategiezusammen.Durch die Spiral-Band-Struktur eröffnetsich die Möglichkeit, die übliche Differen-zierung von Vor- und Rückseite bzw.Straßen- und Hoffassade aufzulösen.Durch die farbliche Unterscheidung derbeiden Baukörperseiten gehen die Straßen-fassaden fließend in die Hoffassaden über.Die Front zum Beispiel entlang der Reb-stöcker Straße wird so selbstverständlich in zwei Teile unterschieden. Durch dieseungewohnte Differenzierung wird dieWahrnehmung der Nutzer und Betrachterunmittelbar angesprochen.Das Raumprogramm des Ordnungsamteserfordert eine möglichst geschoßweiseGliederung bzw. Stapelung von unter-schiedlichen Abteilungen oder Nutzungen,

Erschließung und NutzungEntsprechend der städtebaulichen Her-leitung liegt der Haupteingang an der Südspitze des Grundstückes, ein zweiterfür die Ausländerbehörde befindet sich zur Entzerrung der Besucherströme in derMitte der Rebstöcker Straße. Von beidenerfolgt die Verteilung vertikal in die einzel-nen Bereiche. Neben den Eingängen sind alle erdge-schoßrelevanten Nutzungen, wie Empfang,Kantine und Sport, auf Straßenniveauangeordnet. Die Konferenzräume sindwegen der Aussichts- und Aufenthalts-qualität im fünften Obergeschoß platziert,die übrigen Abteilungen im Wesentlichenim ersten bis fünften Obergeschoß unter-gebracht und horizontal gegliedert. DieTiefgarage ist als offene Garage konzipiert,das heißt, es entfällt vor allem eine künst-liche Belüftung.

Gebäudefront an der Rebstöcker Straße © Christoph Kraneburg

Innenhof des neuen Ordnungsamtes © Christoph Kraneburg

Horizontale Schichtung der Funktionen © Christoph Kraneburg

Page 87: Frankfurt am Main

[Umrisse] [87

Die Gebäudestruktur ist wesentlich ge-prägt von den Vorzügen einer Aufteilung in 400-m²-Nutzungseinheiten, die ohnebrandschutztechnische Einschränkungenausgebaut werden können. Entsprechendgibt es für zwei Nutzungseinheiten einTreppenhaus: der erste Rettungsweg. Der zweite erfolgt über die angrenzendeNutzungseinheit oder, insbesondere beider Drittverwertung, über straßen- oderhofseitiges Anleitern. Die Vermeidung vonBrandüberschlägen ist durch den Kurven-winkel in der Süd- und Nordwestecke unddurch eine geschlossene Fassade in derNordostecke gewährleistet.Das Gebäude bleibt als signifikante Adres-se auch für mögliche Drittverwertungenattraktiv. Durch die Vermeidung von Rück-seiten sind alle Bauwerksteile gleichwer-tige Einheiten, wobei durch den offenenHof und die lange Straßenfront maximalfünf Eingänge ausführbar wären. Die flexible Vermietbarkeit in kleinen Einhei-ten ist zudem durch klare Gliederung in400-m²-Abschnitten gut möglich: Theore-tisch wäre eine Segmentierung in zwölfvertikale und fünf bis sechs horizontaleNutzungseinheiten realisierbar.

Claudia MeixnerFlorian SchlüterMartin Wendt

BauherrenRebstöcker Straße GmbH & Co. KG, Frankfurt am Main

OFB Projektentwicklung GmbH, Frankfurt am Main

ArchitektenMeixner Schlüter Wendt Architekten Claudia Meixner, Florian Schlüter, Martin Wendt, Frankfurt am Main

Projektleitung:José Ortells, Nina Kreiter, Antje Feenders

Mitarbeiter:Martin Goldhammer, Hannes Freising, Diana Vicari,Volker Rohde, Daniel Güth, Asmus von Esebeck,Timo Prinzing, Géza Szerdahelyi, Corinna Bernardy,Ute Günzel, Cordula Keller, Stephan Bohlender,Joost Rebske, Mie Dressler

BauleitungBAL Bauplanungs- und Steuerungs GmbH, Berlin

Tragwerksplanungbwp Burggraf + Reiminger Beratende Ingenieure GmbH,München

ElektroplanungTP Elektroplan GmbH, Gaggenau

HaustechnikPlatzer Ingenieure, Bad Nauheim

FassadenberatungIFFT Institut für Fassadentechnik Karlotto Schott, Frankfurt am Main

LandschaftsarchitektenB.A.E.R Planungsgemeinschaft Becsei und Hackenbracht,Frankfurt am Main

Leit- und Informationssystemunit-design gmbh, Frankfurt am Main

Counterbereich im Erdgeschoß © Norbert Miguletz

Erd- und Regelgeschoß © Meixner Schlüter Wendt

Page 88: Frankfurt am Main

[Umrisse]88]

Depot Sachsenhausen Revitalisierung des ehemaligen Straßenbahndepots

Gesamtprojekt Bei dem Projekt handelt es sich um die»Revitalisierung« des ehemaligen Straßen-bahndepots in Kombination mit der Neu-bebauung von Wohn- und Bürogebäuden.Das Ensemble, bestehend aus den dreiDepothallen, einem Bürokomplex sowieWohnhäusern, liegt im Frankfurter StadtteilSachsenhausen unmittelbar nordöstlichdes Südbahnhofs zwischen Textor-, Bruch-und Hedderichstraße.

Ingesamt gliedert es sich in drei Abschnitte:– Depothallen: Eine kleine Stadt mit

Wohnungen, Markt, Bibliothek und einem Bouleplatz unter Platanen, farbenfroh und mit südländischer Atmosphäre, das, kaum fertiggestellt, als neues »Kultur«-Zentrum in Frankfurt sehr lebhaft angenommen worden ist. Die denkmalgeschützten Hallen sind zum Teil erhalten und als architektonischer Raum wiederher-gestellt worden.

– Verlagshaus der Frankfurter Rund-schau: Innerhalb der kleinen Stadt des »Depots« ordnet sich diese Institution nahezu selbstverständlich in den Gesamtkomplex ein. Aus der wieder-aufgebauten Straßenbahnhalle wächstein Bürohaus aus Stahl und Glas. An einer Kopfseite wurde ein Büroge-bäude aus Stein und Putz parallel zur Straße angedockt. Außergewöhnlich ist der hohe Raum der ehemaligen Straßenbahnhalle, in dem ca. 100 Mit-arbeiter täglich an der neuesten Zeitung arbeiten.

– Wohngebäude: Drei neue Wohnhäuserwurden entlang der Hedderich- bzw. Bruchstraße errichtet.

Entwurf und Realisierung Die beiden westlichen Depothallen ausdem Jahr 1899 haben ihre ursprünglichenBacksteinfassaden mit der typischen,mehrfarbigen Ornamentik aus schwar-zen, ockergelben und orangeroten Back-steinen zurückerhalten. Sowohl dasRaumerlebnis als auch die wiederher-gestellte Tragkonstruktion erinnern hier an die alten Hallen. Neu hingegen sind diegroßen, rhythmisierten Fensteröffnungen –dieser Typus aus Gestalt und Konstruktionwurde bei industriellen Bauwerken um1899 häufig verwendet.

Lageplan© Landes & Partner

Ensemble aus drei Depothallen, Verlagshaus und Wohngebäuden © Marcus Bredt

Page 89: Frankfurt am Main

[Umrisse] [89

In die westliche Halle ist ein sechsge-schossiges Bürogebäude eingestellt, dasmit seiner modernen Stahl-Glas-Fassadeeinen Kontrast zu dem übrigen Ensemblebildet und zusammen mit der Halle denneuen Firmensitz des Verlagshauses derFrankfurter Rundschau aufnimmt. Die mittlere und westliche Depothalle beher-bergen zugleich das BibliothekszentrumSachsenhausen sowie einen Gastronomie-betrieb mit Außenbereich und schaffenzusätzlich ein urbanes Umfeld.Die östliche, um 1901 errichtete Halle mitihrer durch die Gründerzeit geprägten,etwas schmuckvolleren Architektur wurdeim Innenraum rekonstruiert, die Längs-seiten der Außenfassade gedämmt undweiß verputzt, die zur Textorstraße hin orientierte »Hülle« dagegen größtenteils imOriginal belassen und nur in Abschnittenneu ergänzt. Die gesamte Halle wird voneinem Lebensmittelmarkt genutzt, so dasssie im Hinblick auf den Denkmalschutzsowie den Raumeindruck des historischenBauwerks ganzheitlich für die Öffentlich-keit erfahrbar bleibt.

Die drei Wohngebäude entlang der Bruch-straße haben rhythmisierte Lochfassadenmit bodentiefen Fenstern, ihre Gliederungerfolgt zudem durch die großzügigen, vor-gehängten Balkone. Ergänzt wird diese

Bebauung von einem sechsgeschossigenWohnhaus an der Hedderichstraße, dasdirekt an den Verlagssitz der FrankfurterRundschau anschließt und das Quartierräumlich fasst.

BibliothekszentrumSachsenhausen © Marcus Bredt

Innenraum der Frankfurter Rundschau © Marcus Bredt

Lebensmittelmarkt inhistorischer »Hülle«© Marcus Bredt

Wohnungen mit vorgehängten Balkonen © Marcus Bredt

Page 90: Frankfurt am Main

[Umrisse]90]

In einer bauteilübergreifenden Tiefgarage,ebenfalls ein Element des Gesamtprojekts,werden darüber hinaus sowohl öffentlicheParkplätze (Quartiersgarage), Stellflächenfür den gewerblichen Bereich (Bürostell-plätze) als auch solche für die Bewohner(Mietergarage) angeboten.Durch Nutzungen wie Supermarkt, Stadt-teilbibliothek und Gastronomie bleiben diehistorischen Gebäude für die Öffentlichkeiterlebbar. Zusammen mit den Fassaden-proportionen und der Farbigkeit der Wohnhäuser sorgen sie für eine urbaneAtmosphäre, die für Sachsenhausentypisch ist.

Michael A. Landes

BauherrDepot Sachsenhausen GmbH & Co. KG,Frankfurt am Main

Architekten Landes & Partner Architekten inPlanungsgesellschaft Landes + Wentz GmbH,Frankfurt am Main

ProjektsteuerungSchindler & Werb AG,Frankfurt am Main

TragwerksplanungMoritz Ingenieurbüro für Baustatik,Bad Homburg Fassadenplanung

a. t. f. architektur technik fassadePetar Reich Martina Walpi gbr,Frankfurt am Main

Haustechnik IBB Ingenieurbüro Borchert, Willingshausen

BrandschutzBBS Kerstin Görhs GmbH,Lorsch

GeotechnikDr. Hug Geoconsult GmbH,Oberursel

VermessungWittig + Kirchner,Bad Homburg

Außenanlagenfreiraum x LandschaftsarchitekturDipl.-Ing. Claudius Grothe,Frankfurt am Main

Erdgeschoß© Landes & Partner

Eingestellter Baukörper … © Marcus Bredt

Schnitte© Landes & Partner

Page 91: Frankfurt am Main

[Umrisse] [91

Vorgehängte Gabionen aus einem regio-nalen Dolomitgestein, mineralischer Putzund eine Bekleidung mit Holzleisten ausDouglasie prägen das Erscheinungsbild.

Valentin-Senger-Schule in Bornheim Grundschule, Kindertagesstätte und Sporthalle in Passivhausbauweise

Lage und AufgabeDas neue Wohnviertel »New Atterberry«an der Friedberger Warte liegt im Nord-osten Frankfurts im Stadtteil Bornheim.Innerhalb kurzer Zeit entstanden auf demehemaligen Kasernengelände Wohnungenfür rund 3.000 Menschen. Für die über-wiegend jungen Familien, die hier leben,musste ein entsprechendes Bildungs- und Betreuungsangebot geschaffen werden. Die ursprüngliche Konzeption einer zwei-zügigen Grundschule mit fünfgruppigerKindertagesstätte und Ein-Feld-Sporthallewurde zu Planungsbeginn zu einer drei-zügigen Grundschule mit fünfgruppigerKindertagesstätte inklusive Nachmittags-betreuung und Zwei-Feld-Sporthalle er-weitert. Die Beauftragung erfolgte nacheinem VOF-Verfahren, Bauzeit war von Juli 2009 bis März 2011.

EntwurfskonzeptDrei eigenständige Baukörper bilden aufdem beengten Grundstück ein Ensemblemit interessanten Raumbezügen und viel-fältigen Spiel- und Aufenthaltsbereichenfür die verschiedenen Altersgruppen. Über ihre Materialität wird ein bewussterKontrast zu den Klinkerfassaden der um-gebenden Wohnbebauung geschaffen. Diedrei Gebäude im Passivhausstandard sindin Ausdruck und Farbigkeit unterschied-lich, verweisen aber dennoch aufeinander.

Lageplan© Baufrösche

Schulhof als zentraler Aufenthaltsbereich © Mara Monetti

Page 92: Frankfurt am Main

92] [Umrisse]

Die dreigeschossige Grundschule setzt mit ihrer kompakten Kubatur einen städte-baulichen Akzent. Die Ganztagsschule wird im Inneren durch die große, über dreiGeschosse offene und über Dachöffnun-gen belichtete Halle mit dem eingestelltenroten Sichtbetonkern bestimmt. Eine ver-zweigte Treppenskulptur durchkreuzt dengroßzügigen Luftraum der Halle. Unterhalbder Dachverglasung bietet das »Vogel-nest« einen Rückzugsort mit Blick in denHimmel.Die Kindertagesstätte gliedert sich in denzweigeschossigen eigentlichen Kinder-garten für ca. 100 Kinder und den einge-schossigen Betreuungsflügel mit dreiGruppen. Die Gebäudeform umschließt die vorhandene große Blutbuche undspannt einen geschützten, grünen Innen-hof auf. Passivhauskonzept

Die Gebäude sind entsprechend den Leit-linien zum wirtschaftlichen Bauen derStadt Frankfurt im Passivhausstandardkonzipiert. Beleuchtung, Lüftung, Tempe-ratur und der außenliegende Sonnen-schutz werden bedarfsabhängig über dieGebäudeleittechnik gesteuert. Zur Vermei-dung sommerlicher Überhitzungen befin-den sich in den Aufenthaltsräumen zudemNachtlüftungsöffnungen mit einbruch-sicheren Lamellen. Die zusätzliche Beheizung erfolgt überraumluftunabhängige Gas-Brennwert-kessel; Schule und Kindertagesstätte verfügen dabei über separate Heizkessel.Die Sporthalle wird über eine erdverlegteVerbundmantelleitung von der Schule ausversorgt.

»Vogelnest« am Treppenende © Mara Monetti

Kindergarten mit begrünter Freifläche © Mara Monetti

Aufgang zum Dachspielfeld der Sporthalle © Mara Monetti

Zur Optimierung der Schulhoffläche wurdedas große Volumen der Zwei-Feld-Sport-halle zur Hälfte in die Erde gesenkt, ihreNebenräume sind daher unterhalb desSchulhofs angeordnet. Das begehbareDach der Sporthalle ergänzt mit einemSpielfeld die vorhandenen Freiflächen,erschlossen wird dieses Dachspielfeldüber eine großzügige »Bühnentreppe«. Alle Gebäude sind barrierefrei und dieDachflächen extensiv begrünt.

Page 93: Frankfurt am Main

[93[Umrisse]

Grundrisse: Grundschule, Kindertagesstätte, Sporthalle © Baufrösche

Schnitte: Grundschule und Sporthalle © Baufrösche

Eine besondere Herausforderung stelltedie Planung des Dachspielfelds und derGabionenfassade dar. Das Dachspielfeldist von der darunterliegenden Sporthallethermisch und konstruktiv entkoppelt: Eine Lastverteilungsplatte ist auf der imMittel 370 mm dicken Wärmedämmung ausPUR/PIR aufgelagert. Ein umlaufender Ringaus Betonfertigteilen bildet das Fundamentfür den 4 m hohen Ballfangzaun und kanngleichzeitig als Sitzbank genutzt werden.Die hohen Lasten der Fassadengabionensind über eine wärmebrücken- und span-nungsfreie Unterkonstruktion auf Basisthermisch entkoppelter Stabwerke ab-gehängt – eine Lösung, die am Beispieldieses Projekts vom Passivhaus Institutzertifiziert wurde.

Manfred LenhartBaufrösche,

Kassel

BauherrStadt Frankfurt am Main Stadtschulamt

Projektleitung Hochbauamt Stadt Frankfurt

Planung Baufrösche Architekten und Stadtplaner GmbH, Kassel

Bauleitung Baufrösche Architekten und Stadtplaner GmbH, Kassel

FAAG Technik GmbH, Frankfurt am Main

Tragwerksplanung B + G Ingenieure Bollinger und Grohmann GmbH,Frankfurt am Main

HaustechnikPlatzer Ingenieure,Bad Nauheim

Elektroplanung Schad-Hölzel GmbH & Co. KG, Mörfelden-Walldorf

Brandschutz Hilla Sachverständigenbüro für vorbeugenden Brandschutz, Frankfurt am Main

Freiraumplanung Götte Landschaftsarchitekten GmbH, Frankfurt am Main

Passivhausberatung Passivhaus Institut Dr. W. Feist, Darmstadt

Erscheinungsbilddes Halleninneren © Mara Monetti

Page 94: Frankfurt am Main

[Umrisse]94]

Erweiterung des Städel Museums Der Wettbewerbsbeitrag

Die Stadt und das StädelAus dem Wettbewerbsbeitrag (2008): »InFrankfurt ist alles so hübsch beieinander,der moderne Großstadtbetrieb und diealtertümliche Enge.« Das Zitat von MaxBeckmann aus einem Brief an seinen Verleger Reinhard Piper lässt sich ebenso auf das heutige, im Vergleich zu anderenStädten sehr kompakte Frankfurt beziehen.So ist dann die Beziehung der Stadt zuihrem bedeutendsten Kunstmuseum nichtminder durch Nähe gekennzeichnet – undzwar real wie metaphorisch. Tatsächlich ist die Präsenz des Städel im öffentlichen

Bewusstsein so groß wie eh und je, zu-gleich kann von einer starken städtebau-lichen Präsenz gesprochen werden. Seit dem Umzug des Hauses in die »Räum-lichkeiten vor die Tore der Stadt«, wie es einst hieß, steht das inzwischen vongroßen Bäumen umgebene Haus selbst-bewusst und weithin sichtbar am süd-lichen Ufer des Mains. Zerstörung, Wiederaufbau in schwieriger Zeit undErweiterungen konnten dieser Wirkungnichts anhaben. Doch auch im Städel selbst »ist alles sohübsch beieinander«. Gemeint ist dasräumliche Miteinander der Werke aus denverschiedenen Epochen der europäischenKunstgeschichte vom Mittelalter bis in dieGegenwart, das das Herz der Besucherhöher schlagen lässt.

Das GanzeDie innere Organisation des ersten histo-rischen Gebäudes erfolgte auf der Grund-lage einer zentralen Achse. In der Verlän-gerung dieser Achse wurde das Haus imRahmen eines zweiten Bauabschnittsdurch den »Gartenflügel« in der gleichenTypologie ergänzt. Durch die Anordnungweiterer Ausstellungsflächen auf demNiveau des »Zwischenpodests« entstandeine Raumfolge von großer Selbstver-ständlichkeit. Vor diesem Hintergrundwurde das bewährte Prinzip aufgegriffenund das Raumkontinuum über das AlteFoyer in die neuen Sammlungsräumeerweitert.

Künftiges Erscheinungsbild bei Nacht © schneider + schumacher

Page 95: Frankfurt am Main

[Umrisse] [95

Der GartenAls Pendant zum Westflügel wird ein grünes Volumen auf der Ostseite mit ausreichend Durchblick zur Dürerstraßeangeordnet. Die Aufwölbung der Decken-schale lässt sich von außen als ein festerBestandteil der Topographie des neuen

Das FoyerDem Eingangsbereich des ersten histo-rischen Gebäudes und der dortigen Treppenanlage kommt bei der Erweiterungeine besondere Bedeutung zu. Durch dasÖffnen der beiden Bogenfelder rechts undlinks der Haupttreppe gelangt der Besu-cher auf das Niveau des Alten Foyers.

Die GartenhallenDie neuen Sammlungsräume werden unterdem Garten platziert. Vom Alten Foyer kommend, betritt man zuerst die zentralen»Gartenhallen«. Charakterisiert wird dieserRaum durch seine elegant geschwungeneund leicht wirkende Decke, die ihn freiüberspannt. Hier soll die Kunst der zweitenHälfte des 20. Jahrhunderts ihr neuesZuhause finden.

Gartens wahrnehmen: Sie erscheint ver-blüffend und selbstverständlich zugleichund stärkt das Städel in seiner übergrei-fenden architektonischen Qualität. Diebegrünte Aufwölbung hat die Kraft, eineneigenständigen Beitrag zur Architektur des historischen Städel-Komplexes zu leisten. Die Trennung zwischen Haus undGarten wird auf subtile Art aufgehoben,durch die Verlängerung des Raumkonti-nuums bis in den Garten vermag er zudem als Museumsfoyer begriffen zu werden. Außerdem wird die architektonischeBeziehung zur Städelschule verstärkt. Ihre Fassade, die im Rahmen der Baumaß-nahme bereits von schneider + schumachersaniert wurde, bietet der Südfront des Gartenflügels ein angemessenes Gegen-über. In seiner neuen Gestalt spannt sich der Garten räumlich zwischen demGebäude, in welchem die Kunst gesam-melt, bis zum Hof jenes Hauses, in dem die Kunst erarbeitet wird. Das Museumund die Kunstschule werden zu einem Ort des kulturellen Miteinanders – als Ausdruck des nach vorne gewandten Stiftergedankens.

Geplante Erweiterung und vorhandene Baukörper im Modell © Frank Hellwig

Neue Sammlungsräume unter dem Garten © schneider + schumacher

Page 96: Frankfurt am Main

[Umrisse]96]

Licht und AtmosphäreDas Innere des Städel ist in seiner Atmo-sphäre geprägt durch einen großen Anteilan natürlichem Licht. Die neuen Räumeerhalten daher kreisrunde Oberlichter.In den Öffnungen befindet sich ein Ver-schattungssystem, welches direkte Sonneneinstrahlung verhindert und dieMöglichkeit bietet, das Tageslicht voll-ständig auszublenden. Die Grundbeleuch-tung ist ebenfalls in die Oberlichter inte-griert.

Energie und KlimaDie Wärme- und Kälteerzeugung erfolgenmittels Erdpendelspeicher und nach-geschalteter Wärmepumpe. Mit dem Erd-pendelspeicher können saisonale Schwan-kungen des Energiebedarfes ausgeglichen,mit der Wärmepumpe ein Teil der Behei-zung und Kühlung des Museumsgebäudesmit erneuerbarer Energie gewährleistetwerden. Zur Wärme- und Kälteverteilungdienen der Fußboden und die Betondecke.Mit der geplanten Klimaanlage lässt sichder neugeschaffene Ausstellungsraumkühlen sowie be- und entfeuchten. Die Lüftungsanlage ist mit einer hocheffizien-ten Wärmerückgewinnung ausgestattet,für die Luftansaugung sorgt ein Erdregister,das die Luft im Sommer und Winter vor-konditioniert.

Durch die kompakte Bauweise im Erdreich,die Wärme- und Kälteerzeugung mit Erd-pendelspeicher und Wärmepumpe, dieLuftvorwärmung und -kühlung mittels Erdregister und die große innere Speicher-masse kann ein für den Museumsbetrieboptimales Raumklima mit minimalem Energieaufwand erzeugt werden.

Konstruktion und Gründung Die Erschließung und Anbindung erfol-gen über den vorhandenen Gartenflügel.Hierzu wird der Neubau unter den Bestand»geschoben«, da sein Niveau weit unterder bisherigen Gründungsebene liegt. Umden geplanten Verbindungstrakt ausführenzu können, ist es zudem notwendig, dasexistierende Gebäude während der Bau-zeit »aufzuständern«. Dessen tragendeWände, Decken etc. werden daher mitzusätzlichen Stahlkonstruktionen abge-fangen und neu gegründet. Diese Ab-fangungen gewährleisten zugleich diegewünschte Stützenfreiheit und somit Flexibilität.Der Erweiterungsbau »Gartenhallen«besteht aus einem im Erdreich angeord-neten, rechteckigen Stahlbetonkörper mit einer freigeformten, durchbrochenenDecke, dessen Dach eine begrünte Boden-schicht aufweisen wird, um den Garten-anteil für den Museumskomplex zu erhal-ten. Die begehbar verglasten Öffnungenbieten die Möglichkeit, die neuen Aus-stellungsflächen natürlich zu belichten.

Ausstellungsbereich mit kreisrunden Oberlichtern © schneider + schumacher

Page 97: Frankfurt am Main

[Umrisse] [97

Die Deckenschale ist im mittleren Bereichkuppelförmig nach oben gewölbt, ausge-steift durch den umlaufenden, horizontalenRand und aufgelagert auf wenigen Innen-stützen und den Stahlbetonaußenwänden.Die Dicke dieser Stahl- bzw. Spannbeton-konstruktion variiert und ist den Bean-spruchungen angepasst. Die Gründungerfolgt auf einer Bodenplatte, die imBereich hoher Stützenlasten aufgevoutetist. Wegen des hohen Grundwasser-standes und der Tiefe des Gebäudes ist es erforderlich, den Neubau gegen »Auf-schwimmen« zu sichern, und zwar mittelsim Boden verankerter Betonzugpfähle. Alle außenliegenden Betonkonstruk-tionen werden als sogenannte WeißeWanne ausgebildet, darüber hinaus sindzusätzliche Abdichtungsmaßnahmen vorgesehen.

Prof. Michael SchumacherKai Otto

BauherrStädelsches Kunstinstitut, Frankfurt am Main

Architektenschneider + schumacher, Frankfurt am Main

Projektarchitekten:Michael Schumacher, Kai Otto

Projektleitung: Miriam Baake

Bauleitung: Hans Eschmann

Mitarbeit:Till Schneider, Christoph Bonke, Karlo Filipovic,Manuel Mauder, Vita Redliha, Iva Resetar, Miodrag Stojsic (Wettbewerb) Felicitas Adler, David Bujanowski, Diana Djekic, Florian Haus, Kerstin Högel, Miriam Huesgens, Patrizia Kaufmann, Florian Mieden, Carsten Nawrath,Wolfgang Schneider, Sebastian Stange, Ragunath Vasudevan, Alexander Volz (Ausführung)

Tragwerksplanung B + G Ingenieure Bollinger und Grohmann GmbH, Frankfurt am Main

Haustechnik IPB GmbH, Frankfurt am Main

Ingenieurbüro Dieter Bohlmann,Wehrheim

Die BAUER Spezialtiefbau GmbH führt weltweitalle Verfahren des Spezialtiefbaus aus, Großbohr-pfähle und Schlitzwände, Anker und Hochdruckin-jektion, Spundwände und Dichtsohlen, Rüttel-gründungen und Kleinbohrpfähle. Aus der Bau-praxis heraus werden neue Verfahren entwickelt.

BAUER Spezialtiefbau GmbHHauptverwaltungBAUER-Straße 1 86529 SchrobenhausenTel.: +49 8252 97-0www.bauer.de

Niederlassung Rhein-MainOberurseler Straße 6961440 Oberursel/TaunusTel.: +49 6171 [email protected]

Begeistert für Fortschritt

LichtplanungUlrike Brandi Licht, Hamburg (Wettbewerb)

Licht Kunst Licht AG,Bonn, Berlin (Ausführung)

Außenanlagenlebenbauen Freiraum und Architektur,Frankfurt am Main (Wettbewerb)

Keller + Keller Landschaftsarchitekten, Kronberg (Ausführung)

BauphysikTohr Bauphysik GmbH & Co. KG, Bergisch Gladbach

Vermessung Grandjean & Kollegen, Frankfurt am Main

BodengutachtenBaugrundinstitut Franke-Meißner und Partner GmbH,Wiesbaden

SiGeKo Gesellschaft für Arbeitssicherheit mbH,Frankfurt am Main

Page 98: Frankfurt am Main

[Umrisse]98]

Veranstaltungszentrum von internationalem Rang Der Umbau des Gesellschaftshauses im Palmengarten

EinleitungDas Gesellschaftshaus des FrankfurterPalmengartens ist ein in Deutschland einmaliges architektonisches Ensemble,das man in seiner historischen Pracht des19. Jahrhunderts auf den ersten Blick nichtin einer pulsierenden und sich ständigerneuernden Großstadt wie Frankfurt amMain verortet. Das Bauwerk erzählt vomPrunk der Wilhelminischen Zeit und trägtin seinem Anbau der 1920er Jahre gleich-zeitig die Handschrift der klassischenModerne, mit der Martin Elsaesser undErnst May eine radikale Abkehr von derArchitektur des Historismus vollzogen.

Baugeschichte Ein erstes Gebäude im Frankfurter Palmen-garten, 1872 durch Friedrich Kayser undFriedrich von Thiersch entworfen, brannte1878 ab. 1879 wurde Heinrich TheodorSchmidt mit dem Neubau beauftragt, Ludwig Neher gestaltete den prachtvollenFestsaal im Stil der Neorenaissance. Diereichgeschmückte Kassettendecke, dieGemälde-Medaillons und Stuckverzie-rungen erzählen noch heute vom Glanzvergangener Zeiten. Der Prachtbau dienteim späten 19. Jahrhundert als Kaffee- undTeehaus mit Tanzveranstaltungen und botPlatz für nahezu 1.200 Besucher. Im ErstenWeltkrieg als Lazarett genutzt, erhielt er inden 1920er Jahren durch Martin Elsaesserund Ernst May eine kubische Erweiterungim klaren Stil des Bauhauses, der im Kon-trast steht zum Prunk des kaiserzeitlichenGebäudes. Der Anbau Elsaessers beher-bergte ein elegantes und repräsentativesRestaurant mit zwar ornamentloser, aberausgefeilter, aufwendiger und gediegenerDetailausbildung, wie zum Beispiel Blu-menfenstern, verschiedenen Putztechni-ken, verchromten Handläufen und gebo-genen Glasscheiben im Hochzeitszimmer.

Schnitt durch den Festsaal © David Chipperfield Architects

Er war Bestandteil des gesellschaftlichenund kulturellen Erneuerungsprogramms»Neues Frankfurt!« und sollte nach derPlanung Ernst Mays und Martin Elsaessersnur der erste Abschnitt einer gesamtenErneuerung des Palmengartengesell-schaftshauses und des Palmenhausessein. Diese Teile des Historismus solltenspäter abgerissen werden.Die 50er Jahre des letzten Jahrhundertshaben ebenfalls prägende bauliche Zeichenhinterlassen. So wurde das im ZweitenWeltkrieg beschädigte Vestibül auf derWestseite durch einen Neubau ersetzt. Im Zuge jener Baumaßnahmen wurdenauch der Festsaal und die umlaufendeGalerie stark verändert. Eine Akustik-verkleidung deckte die reichdekoriertenWandflächen und das Deckenoberlicht ab. Die ursprüngliche architektonischeOrdnung und die lichte Offenheit zumAußenraum hin gingen verloren.

Page 99: Frankfurt am Main

[Umrisse] [99

NutzungskonzeptAls Mittelpunkt der dynamischen Wirt-schaftsregion Rhein-Main zählt Frankfurtheute zu den führenden Unternehmens-standorten Europas. Die zentrale Lage, die exzellente Infrastruktur und eine inter-nationale Vielfalt an Firmen und Kulturensuchen ihresgleichen. Frankfurts Bedeutungals Messe- und Kongress-, aber ebensoals Wissenschaftsstadt sorgt für die Nach-frage nach repräsentativen Räumlich-keiten, mit denen man im internationalenWettbewerb punkten kann. Ziel der StadtFrankfurt ist es daher, ein multifunktionalesVeranstaltungszentrum mit umfangreichemGastronomieangebot zu gewinnen und das historische Gebäude im Palmengarten wieder zu einem gesellschaftlichen undkulturellen Mittelpunkt zu machen. VonTagungen, Kongressen bis hin zu Privat-feiern und Vereinsaktivitäten soll das Spektrum gehen und damit ein Haus für die breite Öffentlichkeit darstellen.Inbegriffen in das differenzierte gastro-nomische Konzept sind sowohl ein Ange-bot für die Besucher des Palmengartens als auch eine Gartenwirtschaft, die nachabendlicher Schließung des Palmen-gartens noch zugänglich sein wird. Eineversenkbare Bühne im Boden des Fest-saals dient dabei der künftigen kulturellenNutzung für Konzert, Kabarett und Show.

Realisierungswettbewerb An diesem für Frankfurt einzigartigen denk-malgeschützten Gebäude ist eine bedeut-same Geschichtsentwicklung aus der Zeitdes 19. Jahrhunderts, den vom Bauhaus-Stil beeinflussten 1920er Jahren und derbaulichen Ergänzung der 1950er Jahre,allesamt eingebettet in die Gartenkunstdes Franz Heinrich Siesmayer, ablesbar.Für das Frankfurter Hochbauamt standfest, dass die das Haus prägenden Bau-epochen mit großer Sorgfalt und Einfüh-lungsvermögen zu beplanen und zu gestal-ten sind. Erklärter Konsens zwischen Bauherrn, Hochbauamt als Bauherren-vertreter, Architekturbüro und Denkmal-pflege war, dass die Aufgabe sich in ersterLinie als Herausarbeiten der einzelnenZeitschichten, insbesondere des Histo-rismus und der klassischen Moderne,begreifen soll. Daher definiert der 2002vom Frankfurter Hochbauamt durchge-führte beschränkte Realisierungswett-bewerb, zu dem elf Architekturbüros eingeladen waren, die Herausforderungals »Umbau und Sanierung des unterDenkmalschutz stehenden Gesellschafts-hauses des Palmengartens, bei Wieder-herstellung des historischen Festsaals von 1879/1890 in seiner ursprünglichenForm unter gleichzeitig sensibler Einbe-ziehung der Bausubstanz der zwanzigerJahre der Architekten Elsaesser und May«.

Modell des (künftigen) Ensembles © Roman Maerz

Vier Konzepte gelangten seinerzeit in dieengere Wahl. Nach einer anschließendenÜberarbeitungsphase wurde der Vorschlagvon David Chipperfield Architects zurGrundlage der weiteren Planung auser-koren, allerdings in einer etwas reduzier-ten Version. Aus Kosten- wie aus Gründender Erschließung wurde auf den ursprüng-lich gewünschten Anbau westlich desHaupteingangs verzichtet. Der Entwurfsieht vor, die räumlichen Bezüge der unter-schiedlichen Gebäudeteile neu zu formu-lieren und auf das neue Nutzungskonzeptabzustimmen. Die neuen Elemente werdensich daher weitgehend dem Bestandunterordnen. Mit Chipperfield Architectshat sich ein Büro dieses Projektes ange-nommen, das die hohe Kunst bei einer der-artigen Aufgabe im historischen Kontextdahingehend begreift, das Ensemble durchneugeschaffene Kontinuität, nicht durchden großen Kontrast auszuzeichnen undaus dem authentischen »Alt« und dem authentischen »Neu« ein sinnvolles Gan-zes zu bilden.

Page 100: Frankfurt am Main

[Umrisse]100]

GebäudekonzeptDie Gestaltung des Festsaals, der im Zugevon Wiederaufbauarbeiten in den 1950erJahren stark verändert worden war, wirdim Einvernehmen zwischen Stadt Frankfurtam Main, Denkmalpflege und Architektdem historischen Vorbild ein Stück näher-gebracht. Eine wesentliche Entwurfsideedes gründerzeitlichen Gebäudes, die Sicht-beziehung zwischen Festsaal und Palmen-haus, die durch die Einbauten der 1950erJahre versperrt war, wurde wiederher-gestellt. Damit ist die ursprüngliche räum-liche Komposition, die die einzigartige Qualität dieses Bauwerks ausmacht, heutewieder erlebbar. Durch die nun geplanteFreilegung der in den Nachkriegsjahrenabgedeckten Oberlichtöffnung erhält derFestsaal auch seine natürliche Belichtungvon oben zurück. Die bei eingehendenUntersuchungen aufgefundenen prächti-gen Dekorationen, Büsten, Figuren undMalereien im großen Saal, die nach demKrieg hinter Wandverkleidungen desgroßen Saals verschwanden, werden originalgetreu restauriert. Die Farbgebungdes historischen Saales ist rekonstruiert,der historische Holzfußboden durch neueHölzer ergänzt.

Im Bereich der Anbauten der 1950er und60er Jahre sieht das Konzept von DavidChipperfield Architects einen Teilabriss mit Neuerrichtung auf der Westseite vor.Auf der Kellerdecke des Altbaus entstandein neuer Trakt, der Proportionen undGestaltungselemente des Elsaesserkubusaufgreift. Er nimmt die Küche der Gastro-nomie, zwei Konferenzräume mit Terrassesowie weitere Räumlichkeiten für kleinereVeranstaltungen und Familienfeiern auf.Sommerterrassen, die den vier kleinerenFestsälen zugeordnet sind, ermöglicheneine Bespielung unter freiem Himmel. Für alle Räumlichkeiten gilt, dass ein inDeutschland einmaliger Bezug zur Land-schaft und zum üppigen Grün des Palmen-hauses geschaffen wird. Hier kann Frank-furt am Main künftig mit Festräumen auf-warten, die repräsentativen Charme mitmodernster Ausstattung und einem exoti-schen Naturerlebnis verbinden. Das Erscheinungsbild des Südanbaus wirdin enger Abstimmung mit der Denkmal-pflege wieder stärker an die historischeGestaltung im Bauhaus-Stil zurückgeführt.

Umbau desgroßen Festsaals © Barbara Staubach

Die von Martin Elsaesser entworfene, imDuktus der klassischen Moderne geglie-derte Fassade wird als Zeugnis jener Zeitdes architektonischen Aufbruchs mit heutigen Bauelementen rekonstruiert. Stilprägende technische Elemente, wie die Rundverglasung am Westerker und dieSchiebefenster im ersten Obergeschoß,werden wiederhergestellt. Ein besonderesSchmuckstück ist das nahezu originalerhaltene Elsaesser-Treppenhaus: Selbstder frühere Farbton der Putzschicht konnteunter jahrzehntealten Schichten von Tape-ten nachgewiesen und dann restauriertwerden. Die Südseite mit den Seiten-türmen und dem Hochzeitssaal behält ihre Bauhaus-Fassade von 1929.

BaukonstruktionDas Tragkonzept des neuen Westanbauswurde unter Berücksichtigung des Erhaltsdes vorhandenen Untergeschosses ent-wickelt. Die Lasten der neuen Bauteile, die vor allem die umfangreichen Technik-bereiche in den Obergeschossen aufneh-men, werden durch das Untergeschoß hindurch in neue Einzelfundamente abge-leitet. Das Risiko von großflächigen Eingrif-fen im Bereich der Bestandsfundamentewird dadurch erheblich reduziert. Dieseungewöhnliche Durchdringung von Neu-und Altbau ist das Ergebnis vergleichenderKonzeptstudien, die durch die Architektenin Zusammenarbeit mit dem Tragwerks-planer erarbeitet wurden. Sie erwies sichals optimaler Kompromiss hinsichtlich Nutzung, Gestaltung und Baukosten. Das komplette Randgerüst zum Ernst-May-Anbau der 1920er Jahre musste aufgrundstatischer Bedenken aufwendig saniertwerden. Da hier auch die Stabilität der vorgelagerten Rankgerüste problematischwar, waren diese unter Wahrung der histo-rischen Stahlkonstruktion neu zu errichten.Statische Probleme im Bereich der Boden-gewölbeplatten, aber ebenso die erfolg-reiche Bekämpfung von Hausschwamm-befall, der erst im Projektverlauf nachge-wiesen wurde, zeigen die Komplexität derBauaufgaben, die sämtliche Projektbetei-ligte bei solchen Herausforderungen zubewältigen haben. Als Fazit gilt festzu-halten, dass bei der Sanierung einesGebäudekomplexes aus diversen Bau-epochen trotz umfassendster Untersu-chungen Restrisiken bleiben, die sich zum Teil erst beim Eingriff in die histori-sche Substanz in ihrer ganzen Dimensionzeigen.

Page 101: Frankfurt am Main

[Umrisse] [101

GebäudetechnikModernste Ton-, Licht- und Projektions-sowie Kommunikationstechnik, EDV und IT-Technik sorgen für einen zeitgemäßenStandard für sämtliche Nutzergruppen.Eine große Herausforderung ist die Inte-gration der umfangreichen Kühlung in den historischen Festsaal. Zur Erfüllungder hohen Ansprüche an das Raumklimawurde eine CFD-Simulation durchgeführt,um die denkmalpflegerischen Vorgabeneinhalten zu können. Die zu erwartendenLufttemperaturen und -geschwindigkeitenim Festsaal konnten damit im dreidimen-sionalen Computermodell bis in kleinsteEinzelbereiche vorweggenommen werden.Auf der Grundlage der Simulationsergeb-nisse wird die Erfüllung der Behaglich-keitskriterien nun zielgerichtet auf die Aufenthaltsbereiche der Besucher ausge-richtet, wodurch der Umfang der notwen-digen Einbauten im denkmalgeschütztenInnenraum erheblich reduziert wird. Ange-sichts der umfangreichen Anforderungenan den historischen Festsaal als multifunk-tionalen Veranstaltungsraum stellte dietechnische Umsetzung der ursprünglichvorhandenen Tageslichtöffnung das Teamaus Architekten, Ingenieuren und Planerndes Hochbauamtes vor eine große Auf-gabe. Mit Hilfe gezielter Wärmeabfuhr unddes Einsatzes moderner Baustoffe, wiehoch selektiver Sonnenschutzgläser,ließen sich die unerwünschten Begleit-erscheinungen, wie der zusätzliche Wärmeeintrag, in den Griff bekommen:

Prächtige Deckenmalereien © Barbara Staubach

Die zukünftigen Besucher des Festsaaleserleben die ursprüngliche Raumwirkungdes Saales wie des angrenzendenGewächshauses und genießen den Vor-teil von Tageslichteinfall, ohne auf die klimatechnischen Annehmlichkeiten derGegenwart verzichten zu müssen. Seit 2003 wegen eklatanter Baumängel, vor allem im Brandschutz, geschlossen,verfügt der Festsaal nun über eine inDeutschland erst an wenigen Standortenrealisierte hochmoderne Hochdrucknebel-löschanlage. Das Konzept sieht die lokaleBrandherdeindämmung und Bauteil-kühlung vor und kommt anstelle einerSprinkleranlage mit nur einem Zehntel der benötigten Wassermenge aus. Die Vorzüge liegen auf der Hand: Das auf-wendig geschmückte Deckengewölbeverbietet die Installation einer Sprinkler-anlage aufgrund der im Brandfall erfor-derlichen Wassermengen. Andererseitssoll bei einem Brand möglichst viel anhistorischer Gebäudesubstanz gerettetwerden.Insgesamt 1.300 Gäste wird das neue,hochmoderne Veranstaltungshaus, dasauch barrierefreie Räume umfasst, nachseiner Fertigstellung Ende 2011 aufnehmenkönnen. Für das Palmengarten-Gesell-schaftshaus ist von allen Baubeteiligtenalso ein Konzept erarbeitet und umgesetztworden, welches dieses Schmuckstückder Frankfurter Baugeschichte endlichwieder einer breiten Öffentlichkeit zu-gänglich macht und gleichzeitig für eineangemessene Nutzung sorgt.

Dr. Hans Jürgen PritzlAmtsleiter des Hochbauamtes

Stadt Frankfurt am Main

BauherrStadt Frankfurt am MainMagistratDezernat für Umwelt, Gesundheit und Personal

ProjektleitungStadt Frankfurt am MainHochbauamt Objektbereich 1

Projektsteuerungbhl consultants Gesellschaft für Projektmanagement, Frankfurt am Main

ArchitektenDavid Chipperfield Architects, London, Berlin

LandschaftsarchitektenKuBuS Freiraum GbR, Wetzlar

TragwerksplanungCornelius Schwarz Zeitler GmbH, Darmstadt

GebäudetechnikPlanungsbüro Rohling AG, Osnabrück

Page 102: Frankfurt am Main

[Umrisse]102]

So weit Konsens, auch heute noch. Aber bislang waren Krankenhäuser keineBauwerke, die im besonderen Fokus desUmgangs mit unseren Ressourcen stan-den. Obwohl ein herkömmliches Kranken-haus mit 1.000 Betten den Energiebedarfvon 1.300 Einfamilienhäusern aufweist, istdieser Umstand bisher bei den Auftrag-gebern auf kein großes Interesse ge-stoßen. Warum? Weil der Anteil der Ener-giekosten an den gesamten Lifecycle-kosten eines solchen Gebäudes auchheute noch vergleichsweise gering ist.Diese Wahrnehmung hat sich gründlichgeändert.

Erste Passivhausklinik Europas in Höchst Über ein Pionierprojekt als Herausforderung

Idee und ZielDas Klinikum Höchst als Maximalversorgerim Frankfurter Westen wird in den kom-menden Jahren auf Grundlage einer medi-zinischen und baulichen Masterplanungvollständig neu strukturiert. Mit der erstenPassivhausklinik Europas will die StadtFrankfurt einen weiteren Meilenstein fürenergieeffizientes Bauen setzen. Ein engesBudget, hohe architektonisch-konzeptio-nelle Anforderungen und die Idee derNiedrigenergieklinik lassen dieses Projektzu einer Denksportaufgabe besondererGüte werden.

Aber wie entsteht eine erfolgreiche Idee?Entscheidend sind die Visionen der Bau-herren und ihre Einordnung und Umset-zung in die gesellschaftlichen, ökologi-schen, ökonomischen und politischen Realitäten. Die Bearbeitung der Bauauf-gabe innerhalb dieses Kontextes führt zueinem ersten grundlegenden Strategie-konzept: Das Konzept wird sich dann daranorientieren müssen, wie es sich von außenaufnehmen, verstehen und beurteilen lässt.

Wandel der KriterienNach welchen Kriterien wurden Kranken-häuser eigentlich bislang beurteilt?Krankenhäuser waren Gebäude, die zufunktionieren hatten. Sie waren Gebäude,die ein Ambiente liefern sollten, in demMenschen genesen können, waren Häu-ser, in denen Menschen unter teilweiseextremen Bedingungen verantwortungs-volle Arbeitsleistungen am Menschenerbringen mussten.

Krankenhaus und Passivhaus© woernerundpartner

Page 103: Frankfurt am Main

[Umrisse] [103

Der gesellschaftliche Stellenwert der ökologischen Bilanzierung sämtlicher Vorgänge unseres Lebens hat sich enormgesteigert. Ihre Berücksichtigung erweistsich zunehmend als unabdingbar. Undunternehmerisch beginnen Themen derEnergieeffizienz und Nachhaltigkeit festeBestandteile der strategischen Ausrich-tung eines Krankenhauses zu werden. Die Beschäftigung damit kann als ober-flächliche Marketingbekundung oder alsernsthafte Auseinandersetzung mit demThema erfolgen.Die Stadt Frankfurt, Trägerin des Klinikums,hat sich für den zweiten Weg entschieden.Sie setzt auf energieeffizientes Bauen undkommt derart einer der dringendsten Auf-gaben unserer Zeit, der nachhaltigenReduktion der CO2-Emissionen, konsequentnach. Die Stadt will zeigen, dass so etwasnicht nur im Wohn- und Schulbau möglichist, sondern auch im Krankenhausbau.Deshalb entsteht im Westen Frankfurts, imStadtteil Höchst, nun das erste deutscheKrankenhaus in Passivhausbauweise. Beieinem geschätzten Einsparpotential anPrimärenergieeinsatz von 75 % ist dieserAnsatz überfällig.

Bestand im Modell© woernerundpartner

Geplante Baukörperanordnung © woernerundpartner

Realisierung als AufgabeEigentlich ist das Prinzip ganz einfach. Enorme Energieüberschüsse aus derAbwärme der Funktionseinheiten deckenden Wärmebedarf des Pflegebereiches.Mit den erprobten Prinzipien des Passiv-hauses, wie der kontrollierten Lüftungs-anlage mit hocheffizienter Wärmerück-gewinnung, einer Betonkernaktivierung in den Massivdecken und dem Einsatz von Wärmeschutzfenstern mit Dreifach-verglasung, kann für die Patienten einehohe Behaglichkeit in Verbindung mit frischer Raumluft zu jeder Zeit erreichtwerden.

Aber die Umsetzung ist komplex.Die Realisierung erfordert großes Know-how, die Bereitschaft zum interdiszi-plinären Arbeiten und Forschergeist. Daszusammengestellte Team besteht dahernicht nur aus den klassischen Planungs-büros für technische Gebäudeausrüstung,Statik und Medizintechnik, sondern zusätz-lich aus Mitarbeitern eines Institutes,deren Aufgabe die Entwicklung von Stan-dards für nachhaltige Architektur ist, dazuaus einem Unternehmen, das auf demGebiet des Passivhauswohnungsbausgroße Erfahrungen erworben hat, undnatürlich aus einem zertifizierenden Unter-nehmen, das letztlich den rechnerischenErfolg der planerischen Arbeit bestätigt.

Page 104: Frankfurt am Main

[Umrisse]104]

Neue Grenzwerte sind nötig.Da Grenzwerte für die Erlangung dieserZertifizierung im Krankenhaus bislang nichtvorliegen, müssen sie erst noch gemein-sam mit der hier zertifizierenden Stelle,einem Passivhausinstitut, erarbeitet wer-den. Eine solche Gründungsarbeit schließtauch Gespräche mit der Industrie ein, die angespornt werden soll, gerade imBereich der medizintechnischen Groß-geräte, wie zum Beispiel der Magnet-resonanztomographen, mit dem Anspruchder »blue technology« besonders effizienteund wenig Energie- und Kältebedarf erzeu-gende Lösungen auf den Markt zu bringen.Mit den Fassadenherstellern wird darüberzu diskutieren sein, bis zu welchen Ab-messungen und in welcher Konstruktions-weise und architektonischen Qualität Bauelemente, die den Passivhauskriterien,aber ebenso den Anforderungen nachLichteinfall genügen, produzierbar sind.Mit Sicherheit wird dieses Gebäude eineenergetisch hocheffiziente Hülle mitgeringsten Transmissionswärmeverlustenerhalten, es wird eine optimierte Bilanz derinneren Wärmegewinne wie -überschüsseund einen stark reduzierten Stromver-brauch aufweisen. Zusätzlich werden dieklassischen Mittel zur wirtschaftlichenOptimierung wie der Einsatz eines mit Biogas betriebenen Blockheizkraftwerkesoder die Netzeinspeisung regenerativerEnergien aus Photovoltaikanlagen vomPlanungsteam unter Zuhilfenahme vonAmortisationsmodellen geprüft werden.Alles in allem ein Pilotprojekt.

Architektonische AuswirkungenNeue Grenzen müssen ausgelotet werden.Welche Grenzwerte sind machbar? Wel-che Passivhausstandards lassen sich imKrankenhausbau rechnerisch erreichen?Welche Mittel haben wir dafür zusätzlicheinzusetzen? Unzählige, auch heute nochnicht absehbare technische und wirt-schaftliche Fragen müssen beantwortetwerden.Aber zugleich: Welche architektonischenAuswirkungen hat eine solche Heran-gehensweise?Jenseits aller Effizienzen wird am Ende vor allem und von allen die räumlich-gestalterische Qualität des gebautenErgebnisses beurteilt werden – und damitfür uns Architekten nach wie vor im Zen-trum all unserer Überlegungen stehen. Nur wir Architekten werden in der Lagesein, die vielen, selbst ohne den neuenFokus der Nachhaltigkeit hochkomplexenVorgänge einer Krankenhausplanungzusammenzufassen, zu koordinieren, zurEntscheidung zu führen – und dazu ein schönes Gebäude zu erfinden.

Stefan Traxlerwoernerundpartner, Frankfurt am Main

BauherrZEG Zentrale Errichtungsgesellschaft mbH, Frankfurt am Main

Architekten woernerundpartnerplanungsgesellschaft mbh,Frankfurt am Main

PassivhausberatungFAAG Technik GmbH, Frankfurt am Main

Institut für Nachhaltige Architektur, Darmstadt

IBN Passivhaus-Technik GmbH i.G., Köln

Tragwerksplanung R&P Ruffert Ingenieurgesellschaft mbH, Limburg

Brandschutz HHP West Beratende Ingenieure GmbH,Bielefeld

Medizintechnik mtp Planungsgesellschaft für Medizintechnik GmbH,Frankfurt am Main

Page 105: Frankfurt am Main

[Umrisse] [105

Sportanlage Riedberg Neubau mit Funktionsgebäude und Stellplätzen

LeitideeDie Geländeabwicklung ist in sich terras-siert und bietet somit eine spannungs-reiche Raumwahrnehmung und eineneigenständigen, unverwechselbaren Charakter der Anlage.Die »Untere Ebene« wird durch den Park-platzbereich gebildet. Die »Mittlere Ebene«besteht aus den Flächen des Umkleide-und Funktionsgebäudes, den Multifeldernund dem Kunststoffrasenfeld. Die »ObereEbene« beinhaltet das Naturrasengroßfeldund Trainingsnebenflächen.

GeländeerschließungErschlossen wird das Gelände von derAltenhöferallee über ein der Sportanlagevorgelagertes Parkplatzareal für insgesamtca. 74 Pkws, das optional drei Busstell-möglichkeiten beinhaltet. Die Fahrgassenwerden in Asphalt, die Flächen für denruhenden Verkehr in Betonpflaster ausge-führt. Der Parkplatz weist zwei Ein- undAusfahrten auf, die jeweils mit Schranken-anlagen ausgestattet sind.Die notwendige Einfriedung der Sport-fläche ist in diesem Abschnitt im Westendes Parkplatzes vorgesehen. Somit ist derBlick von der Altenhöferallee offen undfügt sich nahtlos an den großzügigenStraßenraum an. Zur inneren räumlichenGliederung und äußeren Fassung desParkplatzbereiches dienen mittelgroßeHochstammpflanzungen, die im jahreszeit-lichen Wechsel interessante Farbaspekteerlebbar machen.Die fußläufige Anbindung und damit Zu-wegung der Sportanlage erfolgt südwest-lich direkt über die vorhandene Bushalte-stelle an der Altenhöferallee bzw. ist mitdem öffentlichen Geh- und Radwegenetzverknüpft.

Künftiges Erscheinungsbild der Anlage © Baufrösche

SportfunktionsflächenVom Parkplatzbereich gelangt man überdie inneren Erschließungsachsen zumUmkleide- und Funktionsgebäude, demeine großzügige, platzartige Fläche vor-gelagert ist. Diese ist vielfach nutzbar, zum Beispiel für Vereinsaktivitäten oderzum freien Spielen. Der qualitätvolle undeinladende Charakter der Platzgestaltungdokumentiert sich zudem über den gewähl-ten Belag aus großformatigen Magnum-Betonplatten, zur Verwendung kommendrei abgestufte Grautöne.

Page 106: Frankfurt am Main

[Umrisse]106]

Der nach Westen anschließende Natur-rasenplatz von 105 m x 66 m erhält mit Aus-nahme der Trainingsbeleuchtungsanlageden gleichen bautechnischen Standard,Unterflurbewässerungsanlage und Ball-fangzäune. Die hier jedoch erforderlichehöhenmäßige Abfangung zum Anschluss-areal wird durch eine gestalterisch an-sprechende, bis 2,50 m hohe Stützmaueraus natursteinbefüllten Gabionen herge-stellt. Südlich angelagert befinden sichdarüber hinaus kleinere Trainingsneben-flächen. Entlang den Außengrenzen führt eine »Finnenbahn« durch das modellierte Ge-lände. Diese ca. 2 m breite und ca. 650 mlange Bahn aus speziellen Holzhackschnit-zeln ist besonders gelenk- und bänder-schonend und bietet eine echte Alternativezum »Waldlauf«.

Nach Norden gliedern sich verschiedeneMultifelder und eine großzügige, baum-überstellte Vegetationsfläche an, auf derfreies Spielen, Boulespielen oder Aktivi-täten wie Zeltlager etc. möglich sind. DieMultifelder mit Kunststoffbelag eignen sichunter anderem für Volleyball, Basketball,Badminton, Hockey oder einfach zumKicken. Stirnseitig sind Ballfangzäune,längsseitig Spielfeldbarrieren vorgesehen.Die Soccerarena ist als Kunststoffrasen-platz mit umlaufender Bande und Netzenkonzipiert. Geländemittig ist ein Kunststoffrasengroß-feld von 100 m x 66 m vorgesehen, dessenLängsachse in Nord-Süd-Richtung verläuftund somit den einschlägigen Anforderun-gen entspricht. Neben der Linierung vonzwei Jugendfeldern à 60 m x 40 m wird derPlatz eine automatische Unterflurbereg-nung und eine sechsmastige Trainings-beleuchtungsanlage mit acht Strahlernaufweisen, was auch Halbfeldbeleuch-tungen erlaubt. An den Toraußenseitensind Ballfangzäune mit 4 m bzw. 6 m Höheund entlang den Platzlängsseiten Spielfeld-barrieren als Rundrohrgeländer mit Gitter-füllung geplant. Entlang der westlichen Längsseite erfolgtder Höhenversprung zur »Oberen Ebene«mittels einer bautechnischen Lösung –einer ca. 75 cm hohen Verblendmauer,anteilig mit Sitzquadern als Höhenabfan-gung und zugleich Sitzangebot konstruiert.Dieser Versprung gewährleistet zugleicheine optimale Wahrnehmung des Spiel-geschehens auf dem Kunststoffrasenplatzund steigert dadurch die Attraktivität derGesamtanlage. In die Mauer integriert sindweiterhin zwei Aufstellflächen für Jugend-tore.

SportfunktionsgebäudeDer Neubau des Sportfunktionshausessteht als Gebäuderiegel in Ausrichtung zurSportanlage in Verlängerung der Zuwe-gung von der Altenhöfer Allee. Er markiertden Zugangsbereich des Areals, Sportlerund Besucher werden fußläufig direkt zuihm geführt.Der eingeschossige Baukörper mit Ab-messungen von 44,00 m x 8,50 m und einerHöhe von 3,70 m stellt sich als langge-streckter, jedoch kompakter Kubus mit auf-liegender Dachscheibe dar und bildet densüdlichen Endpunkt bzw. die Raumkantezum großzügigen, gepflasterten Vorplatzder Sportanlagen und der angrenzendendiversen Spielfelder, mit eindeutiger Orientierung zum Platz hin.

Anordnung von Bauwerk und Freiflächen© Baufrösche

Page 107: Frankfurt am Main

[Umrisse] [107

Die Erschließung zu allen einzelnen Nutzungseinheiten erfolgt, ebenfalls vondieser Platzseite aus, über einen gleichgroßen, teilverglasten Eingang mit dahinter-liegendem Windfang, die dadurch hell,transparent und sozial kontrolliert sind.Lediglich das breite Sektionaltor zumAußengeräteraum ist an der westlichenGiebelseite angeordnet, mit direkter An-bindung an die Wegeflächen zu den Groß-sportfeldern. Das Dach kragt weit aus undgewährleistet damit einen natürlichenWetterschutz vor den Eingängen. DenUmkleiden vorgelagert, befinden sich imAußenbereich, unter der Überdachung und in der Fassade zurückgesetzt, zusätz-liche Umkleidespinde. Der Raum desPlatzwartes hat zudem ein großes, aus derFassade herausgehobenes und zur Sport-anlage ausgerichtetes Eckfenster mit Blickauf die gesamte Platzanlage, während alleNutzräume über ein nach Süden orien-tiertes, nicht einsehbares Fensterbandbelichtet sind.Das Gebäude ist in konventioneller Bau-weise geplant. Nach außen bestimmendrei Grundmaterialien seine Erscheinung:die 30 cm dicke Fassadengabione mitMuschelkalkfüllung, die Fassadenbeklei-dung aus Furnierschichtholzplatten undder Dachrand aus anthrazitfarbenen Faserzementtafeln.

»Grünausstattung« Im Süden der Anlage parallel zur Bebau-ung der Paul-Apel-Straße ist eine bis zu 3 m hohe modellierte Erdschüttung mitwechselnden Böschungsausbildungenvorgesehen. Durch diese Erdschüttung und ihre vegetative Ausstattung wird eineklare Abgrenzung zur Wohnbebauungerzielt.Insgesamt sind hier ca. 14.100 m² Vegeta-tionsflächen integriert, die aus Rasen undGehölzpflanzungen bestehen sollen. Letz-tere werden entsprechend den Vorgabendes Bebauungsplanes zu ca. 80 % Sträu-cher und Heister bzw. Großsträucher undzu ca. 20 % Bäume umfassen. Es ist ge-plant, eine Artenvielfalt mit reichhaltigemBlüten-, Frucht- und Herbstspektrum zuetablieren, welches den Charakter derGesamtanlage deutlich unterstreicht undzur Identifikation wesentlich beiträgt.

Behindertengerechte Nutzung Die besonderen Anforderungen, die auseiner behindertengerechten Ausführungder Zuwegungen, Ausstattungen und Nut-zungen resultieren, wurden berücksichtigt.So sind vier Stellplätze für Behinderten-parken mit entsprechenden Abmessungenund Beschilderungen vorgesehen, diedirekt am Zugang zu den Umkleiden liegen.Und die unterschiedlichen Höhenebenender Erschließungen innerhalb der Sport-anlage werden durch lang ausgezogeneGefälle behindertengerecht profiliert, dieEingänge zu den Umkleiden darüber hinausniveaugleich an die Oberflächenbelägeangeschlossen. Baubeginn war im März 2011, die Fertig-stellung soll bis Ende des Jahres erfolgen.

Norbert ScholzPlanungsgesellschaft

Landschaft + Freiraum,Kassel

Manfred LenhartBaufrösche,

Kassel

BauherrenHA Hessen Agentur GmbHHA Stadtentwicklungsgesellschaft mbH,Frankfurt am Main

Planung Generalplanerarbeitsgemeinschaft:Baufrösche Architekten und Stadtplaner GmbH, Kassel

Planungsgemeinschaft Landschaft + Freiraum, Kassel

SIG Hessen Ingenieure Prof. Steffen, Hütteroth & Schröder GmbH, Immenhausen

Tragwerksplanung B + G Ingenieure Bollinger und Grohmann GmbH,Frankfurt am Main

Haustechnikenco energie consulting GmbH,Frankfurt am Main

Gebäudegrundriss © Baufrösche

Page 108: Frankfurt am Main

[Umrisse]108]

Skyline Plaza und Congress Center Zwei neue Bauwerke im Europaviertel

Projekthistorie Im Jahr 1997 werden erste Konzepte zurEntwicklung eines sogenannten Urban Entertainment Center (UEC) erstellt, denBüroturm Tower 1 und den HotelturmTower 2 sowie Einzelhandelsflächen undein Musicaltheater in einem gemeinsamenKomplex kombinierend. Das Theater sollte der dauerhafte Aufführungsort für»König der Löwen« sein: Mit dem Musical-projekt wurden in der Stadt Frankfurt amMain hohe Erwartungen an das Bauvor-haben geweckt, die bis heute eingefordertwerden.

2000 wird die Stella AG an die DeutscheEntertainment AG verkauft und 2011 derJoint-Venture-Vertrag mit Trzec Hahndurch die Eisenbahn Immobilen Manage-ment GmbH (EIM) gekündigt, und es findeteine erste Neustrukturierung des Projektesdurch die Vivico als Nachfolgegesellschaftder EIM statt. Im gleichen Jahr erfolgender Satzungsbeschluss zum Bebauungs-plan sowie der Abschluss des städtebau-lichen Vertrags zur Entwicklung eines UEC mit der Stadt Frankfurt am Main mitgleichzeitiger Festlegung verbindlicherNutzungsarten und Flächengrößen gemäßdem vorhandenen Konzept.2003 erhalten ECE und Difa von der Vivicoden Zuschlag zur Errichtung des »neuen«UEC. Nach dem Rückzug der Difa aus demJoint Venture 2004 kommt es nun zur zwei-ten Neustrukturierung des Projekts durchVivico und ECE, wobei vor allem die Real-teilung in Retail- and Entertainment Center(REC), Tower 1 und Tower 2 vollzogen wird.2006 erfolgt dann die dritte Neustruktu-rierung auf der Basis des bestehenden städtebaulichen Vertrags, insbesondereunter Einhaltung der Einzelhandelsflächen.

2007 wird eine Bauvoranfrage mit Kino alsEntertainmentkomponente gestellt. DieseEntertainmentkomponente stößt jedoch aufAblehnung, verbunden mit der Forderungnach einem Kongresszentrum als politi-scher Voraussetzung zur Genehmigungs-fähigkeit des Projekts. 2008 wird nun nachdem Stadtverordnetenbeschluss über die Entwicklung eines Kongresszentrumsim Europaviertel von der Vivico ein Ergän-zungsvertrag zum städtebaulichen Vertragunterzeichnet, der die Einzelheiten zurBaupflicht des Kongresszentrums regelt,und daraufhin die Bauvoranfrage positivbeschieden.2010 wird schließlich der Bauantrag »Skyline Plaza und Congress Center« eingereicht – und am 31. Mai 2011 die Baugenehmigung von der Stadt Frankfurtam Main erteilt.

Europaviertel mit Neubauten © ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG

Page 109: Frankfurt am Main

[Umrisse] [109

Skyline Plaza Das Shopping- und Entertainmentcenter»Skyline Plaza« bildet den neuen städte-baulichen Fokus zwischen Europaviertel,Westend und Gallus. Es wird zu einem Bindeglied, das die frühere Trennung derwestlichen Stadtteile Frankfurts in Nord-und Südrichtung aufhebt, die durch denGüterbahnhof und sein Gleisvorfeld gege-ben war. Eingebettet in den sogenanntenHochhauscluster des Europaviertels ausMesseturm (265 m), Castor und Pollux (91 m und 130 m), Millenniumsturm (365 m),

Tower 185, Turm an der Friedrich-Ebert-Allee und den beiden geplanten Hoch-hausbausteinen, dem Tower 1 (195 m) undTower 2 (160 m), entsteht das Skyline Plazaals zentraler Schwerpunkt im WestenFrankfurts. Seine stadträumliche Figur entwickelt sich aus der Lage im Quartier:Sie bildet den Auftakt des Europaviertels,das sich entlang der neuen Europa-Alleeauf dem Gelände des ehemaligen Güter-bahnhofs erstreckt und den Eckpfeiler der heutigen Westentwicklung der StadtFrankfurt am Main bestimmt. Gebäudekonzeption:Das Shopping- und Entertainmentcenterbesteht aus sechs Ebenen. Davon sindzwei für Einzelhandel (Erd- und erstesObergeschoß) sowie vier für den ruhenden

Verkehr (erstes Unter-, zweites bis viertesObergeschoß) vorgesehen. Oberhalb desvierten Obergeschosses befinden sich einDachgarten mit Gastronomiebetrieb sowieFreiflächen für den Wellnessbereich. Die Erschließung für Fußgänger erfolgtüber die Eingänge auf Straßenniveau amEuropaplatz, der Festhalle, dem Platz derEinheit, dem Güterplatz und der Franken-allee. Für den Pkw-Verkehr sind zwei doppelt gewendelte Rampen mit Zufahrtenunterirdisch aus der Europa-Allee undebenerdig über die neue Straßenfuge aus der Brüsseler Straße geplant. Dieinnere Wegeführung wird durch die zwei-geschossige Ladenstraße bestimmt, an derFlächen für Einzelhandel, Dienstleistungund Gastronomie angeordnet sind. Die vierelliptisch gebogenen Ladenstraßenarmeverbinden sich an den jeweiligen Scheitel-punkten zu einem Umlauf. Hier liegen auchdie vier Haupteingänge des Einkaufs-centers, ein weiterer ist gegenüber derFrankenallee situiert.Die Ladenstraße wird in Ost-West-Rich-tung durch eine Querachse gekreuzt, diedie beiden Haupteingänge an der Europa-Allee und am Platz der Einheit verknüpft.Diese Querpassage repräsentiert das Herzdes Skyline Plaza und öffnet sich über alleEbenen mit dem vertikalen Garten bis zumDachgarten.

(Künftiges) Shopping- und Entertainmentcenter © ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG

Gebäudequerschnitt© ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG

Page 110: Frankfurt am Main

[Umrisse]110]

Äußere Gestaltung:Die äußere Gestaltung des Baukörperswird in der Entwurfsbeschreibung von Jourdan & Müller wie folgt dargestellt: »Die amorphe, dem Oval sich näherndeGrundrissfigur ist fünf Geschosse hoch(Traufhöhe ca. 22 m und 25,30 m) und be-steht aus unterschiedlich hohen Geschos-sen, die sich im äußeren Erscheinungsbildals Schichtungen darstellen. Einbuchtun-gen an den vier Scheitelpunkten der Quer-und Längsachse markieren die Hauptein-gänge der Shopping-Mall. Wellenartigumfließen die Lamellenbänder die groß-räumige Figur, betonen Eingänge und bil-den Platz- und Straßenkanten. Es entstehtein ›object ambigue‹, das das Posenhafteder formenden Kräfte sichtbar macht. AlsLeitlinie des Entwurfs wurde die Idee ver-folgt, den Baukörper mit einem durchlau-fenden Gestaltungsthema als Ganzheit zuformen. Die Funktionalität und die darausentstehenden Herausforderungen für ein urbanes Umfeld werden durch einkomplexes visuelles Relief zusammen-gefasst und überspielt.Die fünfte Ansicht, einsehbar von denHochhäusern des Messeviertels, wird alsgrüner urbaner Freiraum vorgeschlagen.Geschoßhohe Lamellen, 15 cm breit und 50 cm tief, werden durch einen horizonta-len Untergurt als Tragelement gefasst. Aus diesen Lamellenbändern werden dieGeschosse über dem Erdgeschoß geformt.

Die Lamellenstreifen folgen einer leichtschwingenden Linienführung, so dassdurch die Überlagerung in der Schichtungein starker skulpturaler Ausdruck ent-steht, der die plastische Gesamtform des Gebäudes bestimmt. Gleichzeitig entsteht hierdurch ein sich änderndesLicht-und-Schattenspiel. Die seitlichenFlächen der Lamellen werden mit Farbebeschichtet. Diese Farben auf den Lamel-len folgen dem Farbkreis, das heißt denSpektralfarben des Regenbogens. In ent-gegengesetzter Blickrichtung erhalten dieLamellen einen Farbverlauf von Schwarznach Weiß. Das materielle Relief derLamellenstruktur wird durch die Licht-architektur in seiner Wirkung verstärkt. So entsteht ein plastisch pulsierender Körper im Raum, der ständig wechselndeAnsichten bietet.«

»Fünfte« Fassade:Da sich das Shopping- und Entertainment-center im Blickfeld der benachbartenHochhäuser des Europaviertels befindet,hat die Gestaltung der »Fünften Fassade«einen besonderen Stellenwert. Für diese»Fünfte Ansicht« wurde ein grüner Frei-raum, ein Dachgarten, geplant, der als oberer Raumabschluss über der Park-ebene des vierten Obergeschosses liegt.Die verbleibenden offenen Restflächen der Parkierungsebene werden zudemdurch ein Lamellensystem aus dreieckigenHohlprofilen überdacht, die in ihrer Farb-beschichtung das Landschaftsthema inabstrahierter Weise übersetzen. Der Dach-garten erlaubt so eine einzigartige Land-schaftswahrnehmung, zumal sein Feld-muster Bilderfindungen von László Moholy-Nagy folgt. Darüber hinaus wird dank seiner Größe eine weitere grüne Lunge für das Europaviertel geschaffen, die dieWirkung der Kaltluftschneisen von Europa-Allee und Europagarten positiv unterstütztund so das Stadtklima günstig beeinflusst.Der öffentlich zugängliche Dachgartenlässt sich dabei in vielfältiger Weise nut-zen, wobei ein Stadtbalkon samt Gastro-nomieflächen mit Blick auf die Skyline vonFrankfurt und die Taunushöhen für einebesondere Attraktion sorgen wird.

Ansichten von Nordwest und Südost © ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG

Öffentlicher Dachgarten … © ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG

Page 111: Frankfurt am Main

[Umrisse] [111

Nachhaltigkeitsaspekte:Für die Planungen wurde dem Gebäudebereits ein DGNB-Vorzertifikat in Gold ver-liehen. Es zeichnet sich aber nicht nurdurch funktionale Nachhaltigkeitsaspekteaus, sondern punktet auch durch die städtebauliche Integration und dasFlächenrecycling. Das Einkaufszentrum ist hervorragend an den öffentlichen Nahverkehr angebunden und wird im Rahmen der Erweiterungsarbeiten derU-Bahn-Linie U5 einen direkten Anschlussan das Frankfurter U-Bahn-Netz erhalten.Unter Nachhaltigkeitsaspekten sind darü-ber hinaus folgende Maßnahmen hervor-zuheben:– Revitalisierung kontaminierter

innerstädtischer Flächen,– extensiv begrünter Dachgarten mit

ca. 6.500 m² Grundfläche, – Regenwassernutzung zur Bewässe-

rung der Dachbepflanzung,– natürliche Belüftung der Ladenstraße, – Fassadenbeleuchtung in energie-

sparender LED-Technik, – Verwendung schadstoffarmer

und umweltverträglicher Baustoffe inklusive Verpflichtung der Mieter, dies ebenfalls einzuhalten.

BauherrREC Frankfurt Objekt KG,Hamburg

ProjektentwicklungCA Immo Deutschland GmbH, Frankfurt am Main

ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG, Hamburg

Generalplanung und ProjektmanagementECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG, Hamburg

Planung Fassade und DachgartenJourdan & Müller PAS, Frankfurt am Main

TragwerksentwurfKrebs & Kiefer Beratende Ingenieure für das Bauwesen GmbH, Karlsruhe

HaustechnikHeinze Stockfisch Grabis + Partner GmbH,Hamburg

ElektroplanungIngenieurbüro Madjd, Wipperfürth

Freianlagenplanung Bittkau – Bartfelder + Ingenieure Die LandschaftsArchitekten, Wiesbaden

Interior Design und Branding:In einem immer ausgeprägter werdendenMarketingumfeld und einer verschärftenWettbewerbssituation wird Architekturstärker in den Dienst der »Auftragskommu-nikation« gestellt als je zuvor. Ihr Ziel istdaher auch stets Markenkommunikation.Im Zeitalter der Bedarfssättigung stehtnicht die Ware als Produkt im Vordergrund,sondern vielmehr der mit einer Marke ver-bundene Lebensstil: Architektur wie Innen-architektur werden zum Kommunikations-mittel. Entscheidend bleiben die Produkt-vielfalt sowie Mieter- und Branchenmix,Services und Komfort, doch es sind insbe-sondere die »weichen« Faktoren, die eherunterbewusst wahrgenommen werden,wie Atmosphäre, Lichtstimmung, Farbe,Geruch, Akustik etc. und die Bedürfnisse der Zielgruppe sensibel stimulieren. Dieswaren die Gründe, ein sehr differenziertesInterior-Design-Konzept zu entwickeln unddas Projekt als »Brand« zu positionieren.Und das spiegelt sich in der räumlich-funktionalen Planung wie der Gestaltungdes Innenraums wider. Der Ladenstraßenverlauf lebt vom Span-nungsfeld unterschiedlicher Raumerleb-nisse und -qualitäten sowie unterschied-lichster Sichtbeziehungen. So gibt zumBeispiel die 24-h-Achse mit der Plaza denBlick frei auf die umliegenden Towers undermöglicht die Kommunikation von Innen-und Außenraum. Vor allem die Plaza, aberauch die beiden elliptischen Lichthöfe mitihren hängenden Gärten sind die vertika-len Verbindungen zwischen den Verkaufs-

ebenen und der Dachlandschaft mit demPark. Im ersten Obergeschoß um die Plazapositioniert sich ein sogenannter Food-court von hohem Niveau, der zum Verwei-len einlädt. Die gestalterische und funktio-nale Verknüpfung mit dem Außenraum ist an allen Eingangsbereichen im Erdge-schoß ablesbar: Hier sind Gastonomie- mitFreiflächen geplant. Das Interior-Design-Konzept basiert letztlich auf der Entwurfs-idee, eine regionale Ikone mit visuellerIdentität zu entwickeln. Freiflächengestaltung:Der Entwurf zur Freiraumgestaltung desSkyline Plaza wie des gesamten Bauge-biets nimmt direkten Bezug auf die Fassa-denkonzeption. Vergleichbar mit dem Ein-tauchen eines Wassertropfens in eineWasserfläche, entwickeln sich hier wellen-förmige Bänderungen, die vom Mittelpunktdes Gebäudes zwar konzentrisch, aberdennoch unregelmäßig über das kompletteAreal auslaufen – und so die Rhythmisie-rung der Fassaden, also deren optischeVor- und Rückwärtsbewegung, fortführen.Das ruhige wellenförmige Design derBodenbeläge fügt die unterschiedlichenArchitekturstile und -formen dabei zu einerEinheit zusammen. Alle Freiflächen werdenmit insgesamt vier Leuchtentypen ausrei-chend illuminiert. Um das Bauwerk selbsterstreckt sich ein LED-Lichtband, welchesin die Fassade integriert ist. Als Ergänzungdienen Mastleuchten und eine Lichtsteleinnerhalb der Platzfläche zwischen SkylinePlaza und Tower 2, welche die Grundbe-leuchtung sicherstellen.

»PodDown« und »Rutonda« im Inneren © ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG

Page 112: Frankfurt am Main

[Umrisse]112]

Querschnitt © ECE ProjektmanagementG.m.b.H. & Co. KG

Congress CenterDer geplante Neubau des Kongress-zentrums ist ein Teil der städtebaulichenEntwicklung der Hauptgüterbahnhofs-flächen am Anfang der Europa-Allee. Dasliegt im Osten dieses Entwicklungsarealsdirekt an der Osloer Straße und wirdumrahmt von den Projekten Tower 1, Tower 2 und Skyline Plaza.

Gebäudekonzeption:Die polygonale Grundform des Gebäudesfolgt durch die nahezu vollständige Über-bauung des Areals dem Verlauf der Grund-stücksgrenzen, lediglich auf der Nordseitetritt die Fassade zugunsten der Bildungeines Vorplatzes vor dem Hauptzugangzurück. Das Kongresszentrum umfasst fünfoberirdische Vollgeschosse sowie einenzentralen Kern, der in allen Ebenen durchdas Innere geführt wird und so die Raum-geometrie bestimmt. Die ihn beidseitig

Congress Center als Visualisierung © ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG

rahmenden, durch die westliche und öst-liche Fassade bestimmten Mantelflächendienen den im Kerninneren verteilten Sälenund Besprechungsräumen als Foyer- undErschließungszone. Auf der Nordseitebefindet sich ein weiterer kleinerer Kubus,der oberhalb des Hauptzugangs angeord-net ist und auf drei Geschossen ebenfallsBesprechungsräume beherbergt. DasDach des Kubus, überspannt von dem auskragenden Flachdach des Kongress-zentrums, steht als Außenfläche zur Ver-fügung. Die in den Gesamtbaukörper ein-gebetteten Kuben durchstoßen ihn zudemim Bereich des Daches sowie in der Nord-fassade und machen durch eben jene Ver-schneidung die innere Struktur von außenerlebbar. Unterstützt wird dieser Eindruckdurch die großflächigen Öffnungen an derOst- und Nordseite. Das in enger Zusammenarbeit mit dem vor-aussichtlich späteren Nutzer, der MesseFrankfurt, geplante Gebäude dient imWesentlichen der Durchführung von Kongressen und kongressbegleitendenNutzungen wie Ausstellungen und Gastro-nomie. Fassadenkonzept:Die Fassaden folgen mit Ausnahme derNordseite der jeweiligen Grundstücks-grenze und weisen in den EckbereichenFaltungen auf, um den polygonalen Ver-lauf des Areals einhalten und den Straßen-raum klarer definieren zu können. DieseFaltungen finden sich auch in der Detaillie-rung wieder, zum Beispiel in der Gestal-tung der Südfront mit der Gliederung derFensterbänder oder von Elementen derTreppenhausfenster in der nördlichen Gebäudehülle. Als Entree zum Kongresszentrum spanntdie Nordfassade einen Rahmen auf, in denein dreigeschossiger Kubus eingeschobenist und der so eine räumlich spannungsfreieEingangssituation formuliert. Dieser Kubuswird umlaufend an seinen Seitenflächenmit einer Metallbekleidung und zur Vorder-front mit einer Pfosten-Riegel-Verglasung

Page 113: Frankfurt am Main

[Umrisse] [113

Grundriss Erdgeschoß © ECE ProjektmanagementG.m.b.H. & Co. KG

versehen. Die große Glasfläche der Nord-fassade, welche die großzügigen Sicht-beziehungen zwischen innen und außenvon den Foyerzonen aus erlaubt, wird alsPfosten-Riegel-Konstruktion in Stahlbau-weise ausgeführt. Für die Hauptfläche derOstfassade ist analog zu der im Norden ein Wärmedämmverbundsystem geplant,wobei im Erdgeschoß für Verwaltung undBistro Fensterbänder mit Lamellenraff-stores als Sonnenschutz angeordnet werden. Darüber schließt sich ein mehr-geschossiges Fensterfeld an, welches dieSichtbeziehungen der seitlichen Foyer-fläche nach außen und den Bezug desSaalkubus zum Außenraum gewährleistet.Die Westfassade zum Einkaufszentrumspielt mit der Thematik der Ostfassade,wobei hier jedoch das Flächenverhältniszwischen Glasfläche und Metallverklei-dung umgedreht wird: So können die Foyerzonen gut von Süden belichtet werden.

Dipl.-Ing. Architekt Dirk HünerbeinSenior-Projektmanager Planung

(Gesamtverantwortung)Dipl.-Ing. (FH) Andreas Fuchs M.Sc.urb.man

Director Creative Design ArchitectureDipl.-Ing. Architekt Klaus Lenz

Director Architecture Office Traffic IndustriesECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG,

Hamburg

BauherrSkyline Plaza G.m.b.H. & Co. KG, Congress CentrumHamburg

ProjektentwicklungCA Immo Deutschland GmbH, Frankfurt am Main

ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG, Hamburg

Generalplanung und ProjektmanagementECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG, Hamburg

TragwerksentwurfRSP Remmel + Sattler Ingenieurgesellschaft mbH, Frankfurt am Main

HaustechnikISW Ingenieur GmbH, Hamburg

ElektroplanungTrade Tec Ingenieurgesellschaft mbH, Norderstedt

Page 114: Frankfurt am Main

[Umrisse]114]

Das PalaisQuartier Ensemble im Stadtzentrum

EinleitungDie Hochhäuser im PalaisQuartier, der 135 m hohe Büroturm Nextower und derJumeirah Frankfurt Hotelturm, der 96 mmisst, markieren die baulichen Hochpunkte

dieses neuen, im April 2010 fertiggestelltenQuartiers in der Frankfurter Innenstadt. InKombination mit dem nach historischemVorbild wiedererrichteten Thurn-und-Taxis-

Palais und dem Einkaufszentrum MyZeil ist ein Ensemble mit urbanem Flair ent-standen: Im Auftrag der MAB DevelopmentDeutschland GmbH, vertreten durch diePalaisQuartier GmbH & Co. KG, haben diePlaner von KSP Jürgen Engel Architektenmit ihrem Entwurf, der im Jahr 2002 alserster Preis aus einem internationalenWettbewerb hervorging, einen attraktivenStadtraum geschaffen. Rund um denThurn-und-Taxis-Platz gruppieren sich das Bürohochhaus, das Thurn-und-Taxis-Palais mit seinen Einzelhandelsflächen und Restaurants sowie die Lobby desJumeirah-Hotelturms mit Rezeption, Lounge, Café und Bar. Darüber hinaus wird der Platz durch eine neue Durch-wegung zur Einkaufsstraße Zeil belebt, die durch das Palais und MyZeil verläuft.Im Rahmen dieser städtebaulichen Neu-ordnung wurde außerdem die Hauptwachefür den Durchgangsverkehr gesperrt unddie Zeil gestalterisch aufgewertet.

Lageplan © KSP Jürgen Engel Architekten

PalaisQuartier im Stadtzentrum © Jean-Luc Valentin

Page 115: Frankfurt am Main

[Umrisse] [115

durch ihre auf große Entfernung hin wirk-same Form. Ihre leicht geneigten Fassadenerhalten durch die drei signifikanten Knick-linien klare Proportionen und eine klar definierte Höhe, die aus der Gesamtformabgeleitet ist. Inspiriert von Constantin Brancusis säulen-artigen Skulpturen werden die plastischgestalteten Türme somit zu einem unver-wechselbaren Orientierungspunkt in derStadt.

Städtebauliches KonzeptVon der Eschenheimer Straße und der Einkaufsstraße Zeil abgerückt, sind denHochhäusern im Westen das Thurn-und-Taxis-Palais, in Richtung Zeil das Einkaufs-zentrum MyZeil sowie südlich ein Kauf-haus vorgelagert. Außerhalb des Hoch-hausclusters des benachbarten Banken-viertels gelegen und daher als Solitär imInnenstadtring über eine Alleinstellungverfügend, markieren die Türme desPalaisQuartier den exponierten Standort

Büroturm NextowerLeicht eingerückte, von außen ablesbareFugen gliedern als vertikale Einschnitte dieBaumasse der 25- bzw. 34-geschossigenTürme. Windmühlenartig aufgefächert, gruppierensich die Büroebenen mit Mietflächen zwi-schen ca. 790 m² und 1.100 m² pro Etage umden zentralen Haupterschließungskern.Die Flächen lassen sich flexibel in zweigetrennte Nutzungseinheiten unterteilen.

Büroturm als Teil des Ensembles © Jean-Luc Valentin

Blick auf die Stadt … © Jean-Luc Valentin

Thurn-und-Taxis-Palais und Hochhäuser © Jean-Luc Valentin

In den obersten Stockwerken sind siedurch einen verglasten Gang miteinanderverbunden und können somit auch voneinem Mieter zusammen belegt werden.Die Taillierungen und Aufweitungen, diedurch die leicht geneigten Fassaden ent-stehen, schaffen entsprechend der Gebäu-degeometrie unterschiedlich tiefe Grund-risse. Die nutzbare Tiefe der Büroflächenmit einer lichten Raumhöhe von 3,05 mvariiert von ca. 5,90 m im taillierten Bereichdes Hochhauses bis zu ca. 9,60 m imAbschnitt der größten Aufweitung. DieseVarianz ermöglicht ein breites Spektrum an Layouts: von Zellen- über Kombibürosmit einer Mittelzone für kommunikativeGemeinschaftsareale bis hin zum offenenGroßraumbüro.

Page 116: Frankfurt am Main

[Umrisse]116]

Hotelturm Jumeirah FrankfurtDer 25-geschossige Hotelturm ist mit einerGesamtbreite von ca. 19 m verhältnismäßigschmal. Er flankiert den Thurn-und-Taxis-Platz im Südosten und orientiert sich mitseiner Längsseite parallel zur Einkaufs-meile Zeil. Über eine ca. 10 m hohe Lobby mit Galerie-ebene gelangen die Gäste über den zen-tralen Erschließungskern in die oberenEtagen des Hotels mit insgesamt 218 Zim-mern und Suiten. Ein zweiter Erschlie-ßungskern bleibt den Hotelmitarbeiternund Servicekräften vorbehalten. Die Zim-mer reihen sich entlang der Nord- undSüdfassade, die größeren von ihnen unddie Suiten befinden sich an den Stirnseitendes Hotelturms und sind nach Osten undWesten ausgerichtet.

FassadenDas Erscheinungsbild der Gebäudehülle,die als elementierte Vorhangfassade konzipiert ist, wird durch zwei Materialienbestimmt: Aluminium und Glas. Sie stehen,ebenso wie das Hochhaus selbst, sinnbild-lich für technische Innovation und archi-tektonische Präzision. Das wechselndeLicht-und-Schatten-Spiel belebt darüberhinaus je nach Tages- und Jahreszeit dieAußenhaut der Türme.Markantes Erkennungszeichen sind dierautenförmigen Ganzglasflächen. Wie kristalline Körper in die Oberfläche inte-griert, heben sie die plastische Form derTürme hervor und bilden zudem einen reizvollen Kontrast zur Einfachfassade der übrigen Gebäudeteile.

Um den Charakter dieser Glasrauten zubetonen, sind sie als Doppelfassade ausgeführt: mit hochtransparenten Glas-scheiben als äußerer Schicht, einem Sonnenschutz im Zwischenraum und Isolierglasfenstern als innerer, thermi-scher Haut. Der Wärmeeintrag bzw. Wärmeverlust im Bereich der Einfach-fassade werden dagegen durch einenhöheren Anteil an geschlossenen Feldernverringert. »Gesamtschnitt«

© KSP Jürgen Engel Architekten

Baukörperstruktur© KSP Jürgen Engel Architekten

Lobbybereich mit Aufzügen © Jean-Luc Valentin

EnergiekonzeptDas Energiekonzept sieht vor, ca. 50 % desHeiz- bzw. Kühlenergiebedarfs durch nach-haltige Systeme zu decken: 20 % werdenals Erdwärme durch eine kombinierte Wärmepumpen- und Kältemaschinen-anlage gewonnen. Eine zentrale, hoch-effiziente Wärmerückgewinnung, dieAbwärme aus dem Einkaufszentrum undder Tiefgarage nutzt, stellt 30 % des Wärmeenergiebedarfs sicher. Die Kühlung bzw. Heizung der Mietflächenerfolgen durch Bauteiltemperierung, die indie Betondecken integriert ist. Daher lässtsich im Bereich der Büroarbeitsplätze aufAbhangdecken verzichten. Eine lichteRaumhöhe von 3,05 m im Bürohochhauswird bei einer Geschoßhöhe von nur 3,50 merreicht.

Page 117: Frankfurt am Main

[Umrisse] [117

Raumtemperatur und -beleuchtung sowieSonnenschutzlamellen werden mit Hilfevon Sensoren zentral gesteuert, eine indi-viduelle Einstellung ist jedoch jederzeitmöglich. Für das Wohlbefinden am Arbeits-platz stellt die Möglichkeit, in einem Hoch-haus die Fenster öffnen zu können, einenbesonderen Komfort dar, was hier gegebenist. Im Brandfall dienen die Fenster außer-dem der natürlichen Entrauchung derjeweiligen Geschosse.

Jürgen EngelGeschäftsführender Gesellschafter

KSP Jürgen Engel Architekten GmbH,Frankfurt am Main

BauherrMAB Development Deutschland GmbH

vertreten durch PalaisQuartier GmbH & Co. KG, Frankfurt am Main

ArchitektenKSP Jürgen Engel Architekten GmbH, Frankfurt am Main

Massimiliano Fuksas Architetto, Frankfurt am Main (MyZeil)

TragwerksplanungKrebs und Kiefer Beratende Ingenieure für das Bauwesen GmbH,Darmstadt

Weischede, Herrmann und Partner GmbH,Stuttgart

Knippers Helbig GmbH,Stuttgart

Haustechnik PB Berchtold Ingenieurbüro,Samen

IPB GmbH,Frankfurt am Main

ElektrotechnikDörflinger + Partner,Erfurt

Lüsebrink Ingenieure,Hamburg

Bauphysik Ingenieurbüro von Rekowski + Partner,Weinheim

Brandschutz hhpberlin Ingenieurgesellschaft für Brandschutz mbH,Berlin

FassadenplanungIFFT Institut für Fassadentechnik Karlotto Schott,Frankfurt am Main

Verbau und GründungIngenieursozietät Prof. Dr.-Ing. Katzenbach GmbH,Darmstadt

AußenanlagenBWP Endreß Landschaftsarchitekten, Frankfurt am Main

Baulogistik und SiGeKobauserve Dienstleistungen GmbH, Frankfurt am Main

BauüberwachungGassmann + Grossmann Baumanagement GmbH,Frankfurt am Main

Grundrisse© KSP Jürgen Engel Architekten

Gassmann + Grossmann Baumanagement GmbH

Frankfurt a.M.

Gutleutstraße 75

60329 Frankfurt a.M.

Tel. +49 69 29802887-0

Fax +49 69 29802887-46

[email protected]

www.gagro.eu

Baumanagement

Ausschreibung, Vergabe

Objektüberwachung

Generalplanung

Revitalisierung

Beratung

Neubau PalaisQuartier, Frankfurt a.M.

Page 118: Frankfurt am Main

[Umrisse]118]

Der OpernTurm Wiederherstellung eines großstädtischen Ensembles

Der OpernplatzIn den Städten der BundesrepublikDeutschland wurden während des ZweitenWeltkriegs nicht nur viele für die Geschich-te des Landes wichtige Bauwerke zerstört,sondern vor allem auch die Einmaligkeithistorisch wertvoller Orte, Plätze undStraßen. In Frankfurt am Main hatte ledig-lich der im 19. Jahrhundert entstandeneOpernplatz als Platzraum einigermaßenüberlebt, obwohl das prachtvolle Opern-haus selbst nur als ausgebrannte Ruine

übriggeblieben war. In der Wiederaufbau-phase wurde dieser letzte noch vorhande-ne historische Platzraum mit dem Abrisssämtlicher Gebäude, die seine westlichePlatzwand bildeten, endgültig vernichtet.An ihre Stelle trat in den 1960er Jahreneine Hochhausbebauung mit Solitären und Pavillons nach der städtebaulichenIdee der »Stadtlandschaft« mit Fassadenaus Glas und Aluminium, die ein Drittel des angrenzenden Rothschildparks über-deckte und ihn damit von der Stadt ab-schirmte. Mit dem Abriss jener Bauwerke und demNeubau des OpernTurms hat sich der Stadt Frankfurt am Main die große Chanceeröffnet, einem repräsentativen Platz des19. Jahrhunderts wieder seine ursprüng-lich einfassende Form als großstädti-sches Ensemble zurückzugeben. DiesesEnsemble ergab sich auch aus der einheit-lichen, gelbbeigen Steinverkleidung dereinzelnen Hausfassaden, in deren Mittesich das Opernhaus aus gelbem Sandsteineinreihte. Hier setzt das neue Konzept an:Der Blockrand aus horizontal kanneliertemNaturstein greift die Höhe und Materia-lität der ursprünglichen Gebäude auf.

Lageplan © Prof. Christoph Mäckler Architekten

Er ergänzt die vorhandene Opernplatz-bebauung und formuliert wieder einenzusammenhängenden Platzraum. Im Sinnedes typisch städtischen Stilelements ausdem 19. Jahrhundert befinden sich imBlockrand zweigeschossige Arkaden mitLäden und Gastronomie, womit die West-seite des Opernplatzes ihre einstige Vitalität zurückgewinnt.

Der RothschildparkDer Rothschildpark ist in seiner ursprüng-lichen Gestalt saniert und rekonstruiertworden. Mit dem Bau des OpernTurmswurde die Hälfte seines Grundstücks, einzuletzt versiegeltes Areal von 5.500 m2, als Grünfläche an den Park zurückgege-ben. Der fast vergessene Park öffnet sichdamit wieder großzügig zur Innenstadt. Die Grünfläche lässt wertvolles Regen-wasser versickern und trägt dazu bei, dassin der Innenstadt weniger Wärmeinselnentstehen, da sie Hitze besser absorbiert.Darüber hinaus sind 30.000 m2 des gesam-ten Parks neu angelegt und bepflanzt worden.

Großstädtisches Ensemble am Operplatz © Thomas Eicken

Page 119: Frankfurt am Main

[Umrisse] [119

Die Natursteinflächen besitzen einen hohenGlasanteil: Die vertikale Ausrichtung derFensteröffnungen bewirkt die Leichtigkeitund das Aufstrebende der Steinfassade.Die Außenhaut ist fein konturiert durchLisenen in Form von senkrecht auskra-genden Mauerstreifen zwischen den Fens-tern, die die Hochhausfassade plastischerscheinen lassen. Der Rohbau wurde in Stahlbeton- bzw.Stahlbetonverbundbauweise hergestellt.Die Lastabtragung der Decken erfolgt überden mittigen Kern und über Stützen, die in die Fassadenebene integriert sind. DerInnenraum ist damit vollkommen stützen-frei und ermöglicht eine hervorragendeFlexibilität bei der Grundrissgestaltung.

Die EnergieeinsparungFassade: Die Fassade des Bauwerks ist zuüber 50 % geschlossen, was mit der hoch-effizienten Verglasung den Energieeintragreduziert. Durch die Lisenenvorsprüngezwischen den Fenstern entsteht zudemeine konstruktive Verschattung. Im Ver-gleich zu einer Ganzglashülle spart dieOpernTurm-Steinfassade daher 20 % Ener-gie für die Kühlung einer Büroetage. Energieausweis: Die sehr guten Energie-werte des OpernTurms unterbieten diegeforderten Energiesparvorgaben nachder EnEV 2007 um 23 %. Dies spart 1.800 t/a CO2.

Die Hochhausarchitektur In klassischer Form ist der Turm in einenSockel mit einladender, viergeschossigerEingangshalle, in einen Mittelteil mit Büro-nutzung und in einen markanten Kopf mitder »Stadtloggia« unterteilt. Die Eingangs-halle hat eine Höhe von 18 m und ist mitihren Proportionen einmalig in Deutsch-land. Die vier tiefen vertikalen Einschnittein der Kubatur verleihen dem Hochhausseine elegante Proportion. Anders als die für solche Bauwerke üblichen Glas-fassaden besitzt der OpernTurm eineGebäudehülle aus Naturmaterialien, einheller portugiesischer Kalkstein, der mitder Alten Oper und der vorhandenen Rand-bebauung am Opernplatz harmoniert.

Arkaden im Blockrand © Christian Richters

Arkadenrelief und Alte Oper © Christian Richters

Gebäudehülle ausgelbem Naturstein © Thomas Eicken

Beleuchtung: Der Einfall von ausreichendTageslicht und dessen Steuerung, eineindividuell schaltbare Beleuchtung und derEinsatz von energiesparenden Beleuch-tungsmitteln minimieren den Energiever-brauch.

Blockrandfassade … © Thomas Eicken

Page 120: Frankfurt am Main

[Umrisse]120]

Heizung: Der OpernTurm ist an das Fern-wärmenetz angeschlossen. Fernwärme istein Nebenprodukt der Stromerzeugung,verbraucht nur die Hälfte der Primär-energie und mindert den Schadstoff-ausstoß um die Hälfte.

Kältetechnik: Eine Hybrid-Decke kühltnachts den Betonkern des Gebäudes undspart 30 % der Energie gegenüber her-kömmlichen Kühldecken. Bei den Kälte-maschinen werden Turbocor-Kompresso-ren mit konventioneller Kompressor-Tech-nologie kombiniert, was die Effizienz erhöhtund den Stromverbrauch reduziert. In denWintermonaten werden die Kältemaschi-nen zudem komplett durch »freie Kühlung«ersetzt.

Lüftung: Zu überwiegenden Anteilen derBürobetriebszeit wird eine freie Fensterlüf-tung ermöglicht; auf eine Zwangsbe- und -entlüftung lässt sich in diesen Zeiten ver-zichten. Über die Zufuhr von Frischluftkann daher zu jeder Tages- und Jahreszeitindividuell und eigenverantwortlich ent-schieden werden, ohne automatisiertezentrale »Übersteuerung«. Die freien Lüftungsquerschnitte wurden gemäß denForderungen der Arbeitsstättenrichtlinienuntersucht und liegen über den Mindest-werten. Das Klimakonzept der Lobbywurde durch Computational-Fluid-Dynamics-(CFD-)Simulationen optimiert,wodurch weitere Energie gespart wird.Recycling: Der gesamte Bauschutt wurdewiederverwertet und der Einsatz von recyceltem Material, wie zum Beispiel von Aluminium, unterstützt. Transport-emissionen wurden so gering wie möglichgehalten: So wurden etwa wiederver-wendbare Stahl-Transportrahmen oder 100 % wiederverwertbare Polyethylenfolieeingesetzt.Der im Winter 2009 fertiggestellte Opern-Turm ist als einer der ersten Bürohochhaus-Neubauten Europas nach dem US-Umwelt-standard LEED-Gold zertifiziert worden;LEED bedeutet: Leadership in Energy andEnvironmental Design.

Christoph Mäckler

Stadtloggia im 41. Obergeschoß © Prof. Christoph Mäckler Architekten

Grundriss Regelgeschoß © Prof. Christoph Mäckler Architekten

Grundriss Erdgeschoß © Prof. Christoph Mäckler Architekten

Seitenlobby des OpernTurms © Christian Richters

Page 121: Frankfurt am Main

[Umrisse] [121

BauherrOpernplatz Property Holdings GmbH & Co. KG,Frankfurt am Main

Architekt Prof. Christoph Mäckler Architekten, Frankfurt am Main

Projektleitung:Henry Hess

Mitarbeit:Sonja Bockemühl, Cornelius Boy, Larissa Chinenaja,Martin Eichholz, Dieter Hassinger, Nadja Hellenthal,Nadine Lorius, Damian Paris, Christian Schmidt,Christian Wiechers, Stephanie Wymer

TragwerksplanungB+G Ingenieure Bollinger und Grohmann GmbH,Frankfurt am Main

Grontmij GmbH,Frankfurt am Main

Garten- und LandschaftsplanungGartenarchitektin Adelheid Schönborn, München

HaustechnikTechDesign Gesellschaft für Technische Ausrüstung und Energietechnik mbH, Frankfurt am Main

BauphysikvRP Ingenieurbüro für Bauphysik von Rekowski und Partner, Weinheim

Fassadenplanung Emmer Pfenninger Partner AG, Münchenstein, Schweiz

ElektroplanungEbener & Partner AG, Frankfurt am Main

AufzugsplanungJappsen Ingenieure GmbH, Oberwesel

BrandschutzBPK Brandschutz Planung Klingsch GmbH, Frankfurt am Main

LichtplanungLichtVision GmbH,Berlin

Eingangshalle von 18 m Höhe © Klaus Helbig

Kundenbereich mit Galerie © Klaus Helbig

Page 122: Frankfurt am Main

Bürohochhaus mit Sockelbau © Jan Bitter

[Umrisse]122]

KfW-Westarkade Baukörperausbildung und Gebäudehülle

Eigenständige Figur Dieses Gebäude ist eines der ersten Bürohochhäuser der Welt, das weniger als 100 kWh/m²a Primärenergie für seinenBetrieb benötigt. In unmittelbarer Nach-barschaft zum Palmengarten gelegen, bietet es neben einem KonferenzzentrumBüroräume für bis zu 700 Mitarbeiter.Mit einer Höhe von 56 m fügt sich der neueTurm in die vorhandene Gruppe von Hoch-häusern ein, ohne deren Ausblick zu ver-stellen. Zugleich vermittelt er als eigen-ständige Figur zwischen unterschiedlichenStadträumen, indem er sich einerseits alsschlanke Scheibe der lebhaften Straßezuwendet und andererseits einen diskre-ten Horizont für die Parklandschaft desPalmengartens bildet. Im unteren Bereichfächert sich der Turm zu einem raumgrei-fenden Baukörper auf; parallel zur Straßegeht er in einen Sockelbau über, der dieTraufhöhe der benachbarten Nordarkadeaufgreift. Rückwärtig entwickelt sich einzusammenhängender Freiraum, der einengemeinsamen Hof mit Haupthaus und derNordarkade bildet.

FassadenstrukturDurch den Farbauftrag auf der schuppen-artig ausgebildeten Fassade, die das Klimakonzept kongenial ergänzt, wird derdynamische Effekt der Baukörperformoptisch noch verstärkt. Die schmalen Lüftungsklappen sind, den umliegendenStadträumen entsprechend, in unter-schiedlichen Farbfamilien gehalten: EineFamilie von Grüntönen weist zum Palmen-garten, entlang der Zeppelinallee wird derim Frankfurter Stadtraum vielfach präsenterote Mainsandstein interpretiert, und eineGruppe von Blautönen komplementiert Farbigkeit und Materialität des unlängstrenovierten Haupthauses. Bei der Bewegung um das Gebäude herumändert sich infolgedessen die Fassade mitjedem Schritt in Form und Erscheinungvom neutralen, schlanken Glaskubus überdie konvexe, gespannte Haut bis hin zumvertikalen Ausrufezeichen und zur farbigenWand.

Lageplan© Sauerbruch Hutton

Die neuartige zweischichtige, dynamischgeregelte »Druckringfassade« gewähr-leistet witterungsunabhängig natürlicheLüftung, hohen Wärmedämmwert undeffektiven Sonnenschutz. Bauteilaktivie-rung, Erdwärmetauscher und die Nutzungder Abwärme aus dem Rechenzentrumsind weitere Beispiele zahlreicher Maß-nahmen und Strategien, deren integrier-tes Zusammenspiel den außerordentlichgeringen Energieverbrauch der 2010 fertig-gestellten Westarkade ausmacht.

Louisa HuttonMatthias Sauerbruch

Page 123: Frankfurt am Main

[Umrisse] [123

Erdgeschoß © Sauerbruch Hutton

Erstes und drittes Obergeschoß © Sauerbruch Hutton

Dachgeschoß© Sauerbruch Hutton

Schnitt © Sauerbruch Hutton

Page 124: Frankfurt am Main

[Umrisse]124]

BauherrKfW-Bankengruppe,Frankfurt am Main

ArchitektenSauerbruch HuttonGeneralplanungsgesellschaft mbH,Berlin

Projektteam: Matthias Sauerbruch, Louisa Hutton, Juan LucasYoung, Jürgen Bartenschlag, Tom Geister (Projekt-leitung), Peter Rieder, Marc Broquetas Maduell,Christine Neuhoff, Barbara Sellwig, Cynthia Grieshofer, Axel Linde, Andrea Frensch, AngelikaFehn Krestas, Daniela McCarthy, ChristianeSchmidt, Tanja Kausch-Löchelt, Timm Knief, Claudius Gelleri, Anton Bähr

ProjektmanagementWeber Baumanagement GmbH, Mainz

Architekten Theiss Planungsgesellschaft mbH, Frankfurt am Main

EnergiekonzeptTranssolar Energietechnik GmbH, Stuttgart

HaustechnikZWP Ingenieur-AG, Wiesbaden

Elektrotechnik Reuter Rührgartner Planungsgesellschaft fürGebäudetechnik mbH, Rosbach

TragwerksplanungWerner Sobek Frankfurt GmbH & Co. KG

FördertechnikJappsen Ingenieure Oberwesel GmbH

FreianlagenplanungSommerlad Haase Kuhli, Gießen

BauphysikMüller-BBM GmbH, Planegg

LichtplanungLicht Kunst Licht AG,Bonn, Berlin

Verkehrsplanung Durth Roos Consulting GmbH,Darmstadt

Brandschutzhhpberlin Ingenieure für Brandschutz GmbH,Berlin

FassadenplanungWerner Sobek Stuttgart GmbH & Co. KG

FassadenberatungMosbacher + Roll Beratungs- und Planungsgesellschaft für Fassadentechnik mbH,Tettnang

BaugrundgutachtenItus GmbH & Co. KG,Weiterstadt

VermessungGrandjean & Kollegen,Frankfurt am Main

Rechenzentrum von zur Mühlen’sche GmbH,Bonn

Flurzone im Inneren © Jan Bitter

Westarkade bei Dunkelheit © Jan Bitter

Page 125: Frankfurt am Main

[Umrisse]Zeitschrift für Baukultur

mit MixedMedia Konzepts

V E R L A G S G R U P P EW I E D E R S P A H NBiebricher Allee 11 b65187 WiesbadenTel.: 0611/84 65 15Fax: 0611/80 12 52kontakt@verlagsgruppewiederspahn.dewww.verlagsgruppewiederspahn.dewww.mixedmedia-konzepts.de

Architekten und Ingenieure lesen die [Umrisse].

Herausgegeben von der VERLAGSGRUPPE WIEDERSPAHN,

ist die Zeitschrift für Baukultur unabhängig von Verbänden und

anderen Interessenvertretungen.

Jede Ausgabe verfügt über ein bis zwei thematische Schwerpunkte

aus den Bereichen Architektur und Ingenieurbau, wie zum Beispiel

»LeseRäume«, »Sport + Erleben«, »Bauen mit Textilien«, »Ruhender

Verkehr«, »DachLandschaften«, »WeinBauWelten«, »Synagogen«,

»Flughäfen: Neubau und Ausbau«, »Bauen im Gebirge«, »Fassaden«,

»Sicherheitstechnik«, »Innenausbau« und »Befestigungstechnik«

in den beiden vergangenen Jahren.

Detaillierte Produktinformationen, wichtige Branchennachrichten,

ein fundierter Bautechnik-Teil, umfassende Beiträge zum »Bau- und

Immobilienrecht« sowie ein ausgesuchtes »Special«, oft in Kooperation

mit entsprechenden Fachmessen, runden das redaktionelle Profi l

eines jeden Heftes ab.

Wollen Sie ein Probeexemplar bestellen – oder gleich abonnieren?

Das geht am besten und schnellsten unter www.umrisse.de,

denn die [Umrisse] fi ndet man natürlich auch im Internet.

Page 126: Frankfurt am Main

[Umrisse]126]

Das WestendGate Modernisierung des Marriott Hotel

Umfang der MaßnahmenDas WestendGate, auch bekannt als Marriott Hotel, wurde von Just/BurgeffArchitekten umfangreich modernisiert.1976 von den Architekten Siegfried Hoyerund Richard Heil im Westend errichtet, war der Ursprungsbau mit seinen 159 mund 47 Stockwerken für kurze Zeit dashöchste Hochhaus Deutschlands und diente als Initialzündung für den Hoch-hausbau in ganz Frankfurt. Mit dem Einzugder Marriott-Gruppe 1989 blieb es bisheute das höchste Hotel Europas. DasHotel belegt die oberen 18 Geschosse desaus drei Flügeln bestehenden Baukörpers,es verfügt zudem über eine eigene Lobbyim Erd- und einen Ballsaal im ersten Ober-geschoß. Alle übrigen Etagen, die durcheine zweite Lobby erschlossen werden,stehen für Büronutzung und Technik zurVerfügung.

Die Maßnahmen umfassten unter ande-rem eine architektonische und energieeffi-ziente Neugestaltung der Bürogeschosseinklusive Lobby und Konferenzetage fürdas Hotel sowie Neukonzeption und Sanie-rung der kompletten Fassade, die Neuin-stallation von Solarfassadenmodulen, dieErneuerung der Gebäudeklimatisierungund Optimierung der Beleuchtung. Zusätzlich wurden die Außenbereiche neu gegliedert und ein neues Vordachgeplant.

Nach Abschluss der Arbeiten im Dezember2010 wurde eine Reduzierung des Energie-verbrauchs und der CO2-Emissionen um ca. 36 % erzielt, wofür das WestendGatedas Green-Building-Zertifikat der Euro-päischen Kommission verliehen bekam.

Lageplan© Just/Burgeff Architekten

Europas höchstes Hotel © Eibe Sönnecken

Page 127: Frankfurt am Main

[Umrisse] [127

Außenbereich und VordachDas Hochhaus liegt im Schnittpunkt öffent-licher Grünräume, die durch die neuent-standenen Außenflächen nun fortgeführtwerden: Mit der Verlegung der Tiefgara-genausfahrt wurde ein großer urbanerPlatz mit Aufenthaltsqualität geschaffen.1.500 m² Basaltpflaster gehen jetzt schwel-lenlos in den städtischen Raum über, derPlatz öffnet sich zur Stadt und bildet mitseinem neuen Dach gleichzeitig auch einneues Tor zum Westend.

Das skulpturale Dach ist mit seiner organi-schen Baumstruktur schon von weitemerkennbar. 1.000 m² Dachfläche erstreckensich in bis zu 14 m Höhe zonierend überden Platz, transluzente Luftkissen ver-schließen zu großen Teilen die Konstruk-tion und bieten heute Büromietern undHotelgästen Schutz vor Regen. Ihr Entwurf integriert städtebauliche wieraumprogrammatische und strukturelleAnforderungen. So lagert die zunächst

»fliegende« Gitternetzschale mittels einesumgekehrten Baumwachstumsalgorith-mus auf den Stützen der Tiefgarage auf,statisch auf minimalen Stahlverbrauchdurch Anwendung einer Finite-Elemente-Analysis-Methode optimiert. Das Resultatsind doppelt gekrümmte Oberflächen, dieden Kräfteverlauf des Tragwerks abbilden.Form und Struktur bilden eine Einheit.Diese Form des »assoziativen« Entwerfenserfordert nicht nur den Einsatz hochent-wickelter Software, sondern auch eineneue Form der Zusammenarbeit zwischenallen Planungsbeteiligten, das heißt einenintegralen Prozess zwischen Architekturund Tragwerksplanung als Basis. Erbeginnt bei der Generierung der Form undsetzt in der Kommunikation durch denDatenaustausch interaktiver 3-D-Modellebis zur Produktion fort.

Vordach als neues Tor zum Westend © Eibe Sönnecken

Foyerbereich am Eingang © Eibe Sönnecken

Page 128: Frankfurt am Main

[Umrisse]128]

pneumatischen ETFE-Folienkissen vari-ierender Abmessungen beplankt. Luft-versorgungsschläuche und Verkabelungwurden innerhalb der Dachrinnen platziertund durch Rostgitter verdeckt. Die sichunter permanentem Luftdruck befindlichenPneus gewährleisten trotz optischer undphysischer Leichtigkeit den notwendigenSonnen- und Witterungsschutz und bietendabei freie Sicht auf die Fassade des WestendGate.

Das Tragwerk besteht aus Stahlrohrengleichen Durchmessers und dreier unter-schiedlicher Wandstärken, womit mehr-achsige Knotenpunkte geometrisch lösbarwaren. Die Rohre wurden in unterschied-lichen Baueinheiten verschweißt und nach dem Verzinken an Montagestößenverschraubt, was eine schnelle und»schweißfreie« Vorortmontage ermöglich-te. Die doppelt gekrümmten, wabenähn-lichen Dachflächen sind mit transparenten,

Das Vordach bindet den gesamten Vor-platz, der den Zugang zum neuen Büro-center darstellt und zugleich als Hotel-vorfahrt dient, zusammen. Es setzt sichbewusst von der Fassade und dem rest-lichen Gebäude ab und bildet mit dem neu-gestalteten Vorplatz ein eigenständigesEnsemble, welches zwischen den Maß-stäben des Hochhauses mit seinen 160 mHöhe und dem städtischen Raum vermittelt.

Erneuerung der FassadeDie bestehende Fassade wurde komplettsaniert und neu gestaltet. Die Lisenenerfuhren eine Aufdoppelung, und dieneuen Paneele wurden mit einer zusätz-lichen Dämmung versehen, um heutigenEnergiestandards zu entsprechen. Zusätz-lich wurden in den Stirnseiten vertikalangeordnete Solarfassadenmodule integriert.Bei der Entwicklung dieser Gebäudehüllewurde darauf geachtet, dass das alteErscheinungsbild aus dunklen Fassaden-flächen und hellen Giebelseiten erhaltenbleibt – die alte statische und flacheAnmutung jedoch durch eine dynamischeGliederung einen plastischen Effektgewinnt, der zugleich Maßstäblichkeiterzeugt und sich dem Betrachter beiAnnäherung an das Gebäude erschließt.

Querschnitt als Visualisierung © Just/Burgeff Architekten

Erd- und (ein) Obergeschoß © Just/Burgeff Architekten

Page 129: Frankfurt am Main

Realisiert wurde die Fassade aus drei-dimensionalen Elementen, die im Vertikal-schnitt jeweils einen Knick bilden, wobeisich dessen Verlauf von Paneel zu Paneelverschiebt: Je nach Sonnenstand variierenSchattenwurf und die Lichtreflexionen aufden Elementen, die Fassade changiert imSonnenlicht.

Malte Just Till Burgeff

BauherrAberdeen GmbH, Frankfurt am Main

EntwurfJust/Burgeff Architekten GmbH, Frankfurt am Main

mit a3lab, asterios agkathidis architecture, Frankfurt am Main

TragwerksplanungWilhelm und Partner, Stuttgart

LandschaftsarchitektenFreiraum X, Frankfurt am Main

Fassade mit (Skyline-)Perspektive © Eibe Sönnecken

Page 130: Frankfurt am Main

130] [Umrisse]

Der Tower 185 Entwurfs- und Energiekonzept

Städtebauliches Ensemble Das Ensemble des Tower 185 setzt sichzusammen aus zwei wesentlichen Bautei-len: Blockrand und Turm. Der Blockrandbildet den Straßenraum mit einer klarenStruktur, er orientiert sich typologisch amGefüge der europäischen Stadt. Durchseine raumgestaltende Gliederung und dieÜbernahme der Höhen, Materialqualitätenund Farben (beiger Naturstein und Schie-ferdach) reiht sich der Baukörper in dieAbfolge der Friedrich-Ebert-Anlage undder angrenzenden Gebäude des Viertels

ein und bildet ein neues Ensemble mit sei-ner Umgebung. Damit erhält dieser Ortwieder eine klare städtebauliche Identität,die auf seiner Geschichte aufbaut. Die Öffnung der Fassade durch die Torhäuserund die einladende Geste der vorgelager-ten Arkadenplaza mit Gastronomie undGeschäften schließen den Turm mit seiner19 m hohen Eingangshalle an das städti-sche Leben der Friedrich-Ebert-Anlage an und ergänzen ihren großstädtischenCharakter. Gleichzeitig wirkt der Tower alsSymbol und Auftakt des Europaviertels.

Nach Norden hin integriert er sich in dieSilhouette der Frankfurter Skyline ein,ergänzt und verdichtet den Beginn derHochhausbebauung im Nordwesten derInnenstadt.

Lageplan © Prof. Christoph Mäckler Architekten

Arkadenplaza mit Gastronomie und Geschäften © CA Immo Deutschland GmbH

Page 131: Frankfurt am Main

[131[Umrisse]

Wesentliches Gestaltungsmerkmal desTurmes ist die Gliederung der Fassadedurch die Lisenen. Sie trennen die einzel-nen Fensterachsen voneinander und»strecken« die Außenhaut. Die Vor- undRücksprünge von Glasebene und Liseneentfalten eine Plastizität in der Fläche, die eine Struktur aus Material und Lichtentstehen lässt. Die schwarz-bronzenenDiagonalbleche der Brüstungen gebendem Baukörper zudem Tiefe und Plastizität

Gliederung und Materialität Aufgrund der Großmaßstäblichkeit desTurmes sind die Gliederung des Baukör-pers auf der einen sowie seine Materialitätund Farbigkeit auf der anderen Seite vonaußerordentlicher Bedeutung. Die Teilungdes Turmes in zwei Scheibenkörper unddie aus ihnen emporwachsende Rotundebewirken, dass die Kubatur strukturiert und maßstäblich erscheint, sowohl vonnahem gesehen als auch aus der Ferne.Die Rotunde als gläsernes Element ver-bindet und überhöht die beiden sich zurInnenstadt und zum Bankenviertel öff-nenden Körper. Durch die Einfassung derFassadenflächen mittels der kräftigen Ecklisenen bilden sich zwei wohlpropor-tionierte, elegante Hochhausscheiben, die sich aus dem Steinsockel entwickeln,dessen Beigeton des Natursteins die Farbeder angrenzenden Bauwerke aufnimmt.Auch das für ein Hochhausensemble ein-zigartige Schieferdach des Sockelgebäu-des greift die vorhandene typische Formder Nachbarbebauung auf.

und tragen zu einer optischen Steigerungder Wertigkeit des Baumaterials bei. Wiein einem feingewirkten Stoff erleben wireine Graphik, die immer wieder zu neuenfaszinierenden Eindrücken führt, je nachSonnenstand und Wetter. Sowohl aus derFerne als auch unmittelbar am Haus sinddie unterschiedlichsten Texturen und Farb-spiele zu beobachten und bieten eine stetsneu interpretierbare Gestalt.

Ensemble aus Blockrand und Turm © CA Immo Deutschland GmbH

Eingangshalle als charakteristisches Entree © CA Immo Deutschland GmbH

... und bei Nacht© CA Immo Deutschland GmbH

Page 132: Frankfurt am Main

[Umrisse]132]

Optimierte KonstruktionFür die energetisch optimierte Konstruktionsteht vor allem die Ausbildung der Fassadein Verbindung mit dem System der Lastab-tragung. Der Rohbau ist in Stahlbeton- bzw.Stahlbetonverbundbauweise hergestellt,wobei die Stützen in Ebene der Aluminium-Glas-Fassade der Hochhausscheibenangeordnet sind. Das ergibt eine zu 50 %geschlossene Fläche, die Sonneneinstrah-lung verhindert. Hochleistungsverglasungund Verschattung der Glasflächen durchdie Lisenen mindern zudem den direktenSonneneinfall. Die Natursteinfassade des

Sockels und die Lochfassade des Turmessparen im Vergleich zu einer Glashauteinen erheblichen Anteil an Kühlenergieein und reduzieren die CO2-Werte maß-geblich. Die für dieses Gebäude gültigeEnEV wird um mehr als 20 % unterschrit-ten.Neben der Betriebskostenminderungdurch Energieeinsparung hat das Systemder Lastabtragung über den mittigen Kernund über Stützen in der Fassadenebeneeinen weiteren ökonomischen Vorteil: DerInnenraum kann weitestgehend stützenfreibleiben und problemlos in vier Einheitengeteilt werden. Dadurch ist eine größtmög-liche räumliche Flexibilität bei der Grund-rissgestaltung gegeben, was die Vermiet-barkeit fördert.

Ressourcenschonung Der Tower 185 ist eines der ersten Hoch-häuser in Europa, für das eine LEED-Gold-Zertifizierung (Leadership in Energy andEnvironmental Design) des U.S. Green Building Council angestrebt wird. DasGebäude hat bereits eine Vorzertifizierungder Deutschen Gesellschaft für Nachhal-tiges Bauen (DGNB) in Silber erhalten.Durch zahlreiche innovative Ansätzeschont das Bauwerk wertvolle natürlicheRessourcen und damit die Umwelt. DemThema Nachhaltigkeit, Umweltschonungund Effizienz wird schon in der Bauphase(Frühjahr 2008 bis Winter 2011) Rechnunggetragen, einige der wichtigsten Ansätzewerden im Folgenden aufgeführt.

Kühl- und Heizdeckensysteme: Flächen-Kühl- und -Heizsysteme sind optimale Mit-tel der Wärmeübertragung, in der sichMenschen am behaglichsten fühlen. Vor-teile dieser Systeme, auch »stille Heizung«bzw. »stille Kühlung« genannt, sind zug-freie Raumluftströmungen, gleichmäßigeTemperaturverteilung und niedrige Ge-räuschpegel, der Nutzerkomfort steigt beisinkenden Betriebskosten. Alle Fensterbesitzen zudem Öffnungsklappen, so kanndas Bürokühlsystem ausgeschaltet und»freie Kühlung« genutzt werden.Trinkwassereinsparung: Durch die Nut-zung von Regenwasser im Tower 185 bei-spielsweise zur Außenanlagenbewässe-rung (100 %) und für die Toilettenspülungsowie durch den Einsatz wassersparenderArmaturen werden über 2.300.000 l/a Trink-wasser eingespart.Begrünung: Zur optischen Gestaltung wird über ein Viertel des Grundstücksbegrünt. Dies betrifft Dachbegrünungensowie die Schaffung von Grünflächen, zum Beispiel in den Innenhöfen.Baustoffauswahl: Der Einsatz von Bau-materialen mit recycelten Anteilen von 15–20 % und die bevorzugte Verwendungregionaler Baustoffe (10–20 %), verbundenmit kurzen Transportwegen, verringern den CO2-Ausstoß erheblich. BesonderesAugenmerk liegt ebenso auf der Wahl vonschadstofffreien Farben, Beschichtungenund Dichtungsmaterialien. Recycling: Ein zentrales Abfallmanagementwährend der Bauphase führt zu einer deut-lichen Energieeinsparung. Es werden bei-spielsweise über 90 % der Baustoffe recy-celt.

Christoph Mäckler

Regelgeschoß© Prof. Christoph Mäckler Architekten

Schnitt© Prof. Christoph Mäckler Architekten

Page 133: Frankfurt am Main

[Umrisse] [133

BauherrCA Immo Deutschland GmbH(vormals: Vivico Real Estate GmbH),Frankfurt am Main

HauptmieterPricewaterhouseCoopers AG,Frankfurt am Main

ArchitektProf. Christoph Mäckler Architekten, Frankfurt am Main

Projektleitung:Christian Schmidt, Soeren Buescher

Mitarbeit: Michael Beckermann, Cornelius Boy, Michael Clan-get, Jochen Hettmann, Petra Huber, Boris Kaster,Julian Keetmann, Nadine Lorius, Kentaro Matsuno,Julia Nölle, Udo Schallenkammer, Daniel Schröder,Maik Thätner, Zheng Chen

Innenarchitektur:Ulrike Wess, Eva Lux

Construction ManagementomniCon Gesellschaft für innovatives Bauen mbH,Frankfurt am Main

TragwerksplanungRSP Remmel + Sattler Ingenieurgesellschaft mbH,Frankfurt am Main

Garten- und LandschaftsplanungProf. Christoph Mäckler Architekten, Frankfurt am Main

mitSAL Planungsgruppe GmbH, Münster, Berlin

Haustechnik und BauphysikEbert-Ingenieure GmbH & Co. KG,München

LEED-ZertifizierungEbert-Consulting Group GmbH & Co. KG,Washington D.C., U.S.A.

EnergieberatungIPJ Ingenieurbüro P. Jung GmbH,Köln

Fassadenplanunga+f Architektur u. Fassadenplanung Hans Honig,Frankfurt am Main

AufzugsplanungJappsen Ingenieure GmbH,Oberwesel

BrandschutzBPK Brandschutz Planung Klingsch GmbH,Frankfurt am Main

Lichtplanung Day & Light Lichtplanung GbR,München

VermessungB+K Gerd Brockmann + Erich Kaiser GbR,Frankfurt am Main

VerkehrsplanungBSV Büro für Stadt- und Verkehrsplanung GmbH,Aachen

BodengutachtenQuick Ingenieure und Geologen GmbH,Darmstadt

VerschattungsgutachtenÖkoplana, Mannheim

Windgutachten Wacker Ingenieure,Birkenfeld

RadargutachtenProf. Dr.-Ing. Erhard Möller,Aachen

Relikt des Vorgängerbaus © CA Immo Deutschland GmbH

Tower 185 im Straßengefüge © CA Immo Deutschland GmbH

Page 134: Frankfurt am Main

[Umrisse]134]

Treffen im Gebäude PricewaterhouseCoopers (PwC) ist eineder weltweit führenden Wirtschaftsprü-fungs- und -beratungsgesellschaften. InDeutschland erwirtschaften zum Beispielca. 8.700 Mitarbeiter in den BereichenWirtschaftsprüfung und prüfungsnaheDienstleistungen, Steuerberatung sowieDeals und Consulting einen Umsatz von ca. 1,33 Milliarden Euro. Bundesweit an 28 Standorten vertreten,»verteilt« sich die Frankfurter Nieder-lassung derzeit auf mehrere Häuser imMerton-Viertel. PwC suchte daher nacheinem geeigneten Gebäude, um künftigüber eine einzige Adresse zu verfügen – im Interesse der Kunden und aus Gründeneiner verbesserten internen Kommunika-tion. Und so waren insgesamt ca. 60.000 m²zu finden, die den hohen Qualitätsan-sprüchen von PwC gerecht werden.

Das Anforderungsprofil für die anzumie-tende Bürofläche erstreckte sich abernicht nur auf den eigentlichen Bau, dessenäußere Erscheinung oder Lage, sondernumfasste vor allem die Raumanordnungund Ausstattung, denn die Mitarbeitererwarten zu Recht eine moderne Arbeits-umgebung. Die Kunden wiederum erwar-ten absolute Seriosität und Vertraulichkeit,die bereits bei Vorfahrt und Empfanggewährleistet sein sollen. All diese Bedingungen konnte der von Prof. Christoph Mäckler Architektengeplante Tower 185 bieten. Dipl.-Ing. Architekt Thomas Mechthold, Partner imHause PwC, hatte sich nun bereit erklärt,direkt vor Ort einige Fragen zu beantwor-ten, mit Elisabeth Wiederspahn über dieKriterien von Standortwahl und Innenar-chitektur zu diskutieren.

Was macht(e) den Tower 185 attraktiv? Ein Gespräch über die Anforderungen eines Großmieters

Empfangs- und Barcounter © PricewaterhouseCoopers AG

Nach der Begrüßung im Foyer des Haupt-hauses begaben wir uns über den Säulen-gang im Außenbereich zu den Etagen vonPwC, die zum Teil schon bezogen wordensind. Ein überraschender Empfang und Ein-druck: das auffallende Design der Countervor einer in ornamentalem Weiß gehalte-nen Front, die sich in den Abendstundendurch Lichteffekte in jeder gewünschtenFarbe hinterleuchten lässt und auf derRückseite als Bar für abendliche Empfängefungiert. Joi-Design, bekannt für die innen-architektonische Gestaltung von Hotels im oberen Preissegment, hat hier bei derGestaltung mitgewirkt und auch die Kon-zeption der gut platzierten Hinweisständerfür die Wegeführung verantwortet.

Eine Marke …© PricewaterhouseCoopers AG

Page 135: Frankfurt am Main

[Umrisse] [135

WiederspahnHerr Mechthold, warum hat sich PwCgerade für den Tower 185 entschieden?War es die Lage, denn dieses Gebäudeliegt in unmittelbarer Nähe von Messeturmund Messe und ist somit für Mitarbeiterund Besucher hervorragend zu erreichen?War es die Bauweise, wir beschäftigenuns ja heute alle mit Nachhaltigkeit undentsprechenden Zertifizierungen, oderwaren es ganz andere Gründe?

MechtholdWir haben nach einem Gebäude gesucht,in dem Platz für 3.000 Mitarbeiter ist, dasauf jeder Ebene Besprechungsräume bietet und außerdem genügend Raum fürSitzoasen und Cafébars, damit unsere Mitarbeiter sich zwanglos treffen und austauschen können. Unseren Raumbe-darf haben wir auf mindestens 60.000 m²berechnet, was die Auswahl bereits erheb-lich eingrenzte. PwC ist auf Expansions-kurs. Wir wollten also ein Gebäude fin-den, in dem wir auch noch wachsen können. Auch dieses Kriterium erfüllt der Tower 185.

WiederspahnUnd das Leed-Zertifikat war dann noch ein kleines Gastgeschenk, nehme ich an. Wenn man, so wie ich heute Morgen, vordem etwas nach hinten gerückten Turmsteht, der von zwei halbrunden, eine Art

Laubengang aufspannenden und einenbegrünten Platz umrundenden Gebäude-hälften eingefasst wird, so dass man dieEingänge jederzeit trockenen Fußes er-reichen kann, muss man feststellen: DerGebäudekomplex beeindruckt durch zu-rückhaltende Eleganz und vermittelt einGefühl von Ruhe und Diskretion. So wird,denke ich mir, der Name Pricewaterhouse-Coopers angemessen nach außen trans-portiert und mit der Corporate Identity verbunden. Abgesehen von dem äußerenErscheinungsbild, dem ersten Eindruck:Welche Möglichkeiten hatten Sie, auf dieInnengestaltung, das heißt auf Ausnut-zung, Raumzuordnung, Materialwahl usw., Einfluss zu nehmen?

MechtholdHier hatten wir viel Spielraum. Die Exper-ten für Büroausstattung des FraunhoferInstituts haben uns bei der Ausgestaltungder einzelnen Bereiche und Etagen unter-stützt. Insbesondere die Anordnung undGröße der Räume, aber auch die Einrich-tung und Ausstattung von Kommunika-tionszonen waren uns dabei ein besonde-res Anliegen. Unsere Mitarbeiter fordernzu Recht, ungestört arbeiten zu können.Gleichzeitig wollen sie aber auch komfor-tabel und unkompliziert miteinander kom-munizieren können. Die Lösung: Glas-trennwände. Sie ermöglichen einerseitskonzentriertes Arbeiten. Gleichzeitig gebensie dem Einzelnen aber auch das Gefühl,Teil des Teams zu sein.

Angepasst: Hinweistafeln durch das Haus© PricewaterhouseCoopers AG

Immer wieder ruhige Rückzugsmöglichkeiten© PricewaterhouseCoopers AG

Lichtdurchflutete, großzügige Arbeitseinheiten© PricewaterhouseCoopers AG

Page 136: Frankfurt am Main

[Umrisse]136]

WiederspahnNeben den vielen unterschiedlich gestal-teten Cafébars auf allen Ebenen bieten Sieauch noch ein Mitarbeiterrestaurant, das,wie ich soeben feststellen konnte, überFreiplätze verfügt.

MechtholdDas Mitarbeiterrestaurant war und ist fürPwC schon immer ein absolutes Muss.Unsere Mitarbeiter sollen sich in ihrer Mittagspause erholen. Ein gesundes undabwechslungsreiches Mittagessen gehörtmit dazu. Eine Lounge für den kleinenSnack zwischendurch gibt es im Übrigenebenfalls. Alle Restaurants sind externbewirtschaftet und bieten eine gute Qua-lität. Dass wir zurzeit noch reichlich Platzhaben, liegt daran, dass wir erst mit derhalben Firma eingezogen sind. 2012 folgtder Rest unserer Mitarbeiter hier in Frank-furt.

WiederspahnDie beeindruckende Vorfahrt für Gäste undBesucher, sie dürfte in dieser Form undGröße in Frankfurt wohl selten sein, unddazu ein »gestylter« Empfang in einemansonsten eher kühl und zurückhaltendanmutenden Ensemble: Ist das der Stil, den Ihre Kunden erwarten? Denn dieLage, zwar neben Messe und Messeturm,aber eben nicht im eigentlichen Banken-viertel, repräsentiert nicht unbedingt einen1-a-Standort, zumindest nicht in der Immo-bilienentwickler- und Investorensprache.

MechtholdDie Entscheidung für den neuen Standorthaben wir bewusst getroffen. Wir sind fürunsere Mandanten und Gäste ebenso wiefür unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbei-ter mit öffentlichen Verkehrsmitteln hervor-

ragend zu erreichen, und der Weg zumFlughafen ist auch nicht lang. Das warenfür uns die wichtigsten Kriterien. PwC willnicht durch einen 1-a-Standort punkten.Wir überzeugen lieber mit der Qualitätunserer Dienstleistungen.

WiederspahnHerr Mechthold, ganz herzlichen Dank,dass Sie sich die Zeit für dieses Gesprächund die Führung durch das Haus genom-men haben. Ich verlasse es mit demGefühl, dass hier Planer und Gestalter amWerk waren, die das Optimale für Ihr Hausund dessen Kunden erreichen wollten –was sich nicht zuletzt auch an den lebhaftstrukturierten Böden mit ihren hellen Stein-belägen zeigt, die wie ein roter Faden derGestaltung alle Ebenen und Bereichedurchziehen.

Harmonisch integrierte Cafébars auf allen Ebenen© PricewaterhouseCoopers AG

Lounge für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter© PricewaterhouseCoopers AG

Entspannen in stilvollem Ambiente© PricewaterhouseCoopers AG

Elegante Vorfahrt © PricewaterhouseCoopers AG

Page 137: Frankfurt am Main

[Umrisse] [137

Die neuen Deutsche-Bank-Türme Offenes und nachhaltiges Gebäude

Wandel der DoppeltürmeErbaut in den Jahren 1979–1984 als Kon-zernzentrale der Deutschen Bank, wurdendie bekannten 155 m hohen Doppeltürme in Frankfurt 2007–2010 komplett saniert.Den Anstoß gaben zunächst Anforde-rungen an eine Verbesserung des Brand-schutzes, eine nachfolgende grundlegendeGebäudeanalyse brachte die Entscheidungeiner Erneuerung auch der technischenAusstattung. Doch die Bank wollte nochmehr erreichen. Auf Basis einer welt-weiten Klimastrategie wurden ein konse-quenter Green-Building-Ansatz sowie eineumfassende Modernisierung der Immobiliebeschlossen. Anliegen der Bank war die

architektonische Neugestaltung der Innen-räume und des Umfeldes in Verbindung mitNachhaltigkeitskriterien, einer effiziente-ren Nutzung des Hauses sowie modernsterBüros. Während der größten Gebäude-sanierung Europas, bei der das Bauwerkbis auf den Beton entkernt und auch dieFassade komplett ausgetauscht wurde,entstand eines der umweltfreundlichstenHochhäuser der Welt. Die Deutsche Bank hat den Umbau ihrerZentrale genutzt, um eine Vielzahl innova-tiver und zukunftsgerichteter Ideen vorallem auf dem Feld der Ökologie zu ver-wirklichen. So konnten der Energiebedarfum 50 %, der Verbrauch von Wasser umüber 70 % und die CO2-Emissionen um fast 90 % verringert werden. Das Resultatwurde mit LEED-Platin und DGNB-Goldausgezeichnet.

Wiedereröffnet im Februar 2011, zeigen die neuen Türme aber nicht nur, was sichtechnisch selbst bei einem Bestandsge-bäude für die Umwelt erreichen lässt undwie Hochhäuser dazu beitragen können,Städte für die dort lebenden und arbeiten-den Menschen attraktiver zu machen. Diearchitektonische Neugestaltung spiegeltzugleich auch den Wandel der Bank hin zu mehr Transparenz und Offenheit wider.Seit der Umgestaltung stehen das neueFoyer sowie nahezu der gesamte Sockel-bereich den Besuchern und Kunden offen.Mehr Grünflächen rund um das Bauwerkund ein neuer Park runden das Ensembleab und verdeutlichen die starke Veranke-rung der Bank in Frankfurt.

Neuer Haupteingang »inklusive« Frankfurter Skyline © Deutsche Bank AG

Page 138: Frankfurt am Main

[Umrisse]138]

Neue offene ArchitekturIm Wettbewerb um die Neu- und Aus-gestaltung hatte sich das MailänderDesign- und Architekturbüro Mario BelliniArchitects gegen die Konkurrenz durchge-setzt, die Ausschreibung für Ausführungs-planung und Umsetzung gewannen dieArchitekten gmp von Gerkan, Marg undPartner. Aufgabe beider Teams war es, ein neues »Look and Feel« für die Konzern-zentrale der Deutschen Bank zu schaffen,ein ganzheitliches schlüssiges räumlichesKonzept für die Neukonzeption und Moder-nisierung des Gebäudes. Das Foyer wurde völlig neu gestaltet unddie Sockelgeschosse geöffnet, wodurchdie beiden Türme jetzt von der Lobby ausdurch ein Glasdach sichtbar sind. Die»Sphäre« als virtueller Mittelpunkt undDrehscheibe im Foyer steht zudem als

Die BauhistorieBasis der architektonischen Überlegun-gen des Gebäudes an der Frankfurter Taunusanlage 12 war eine Anfang der1970er Jahre konzipierte und im Bebau-ungsplan festgelegte Zwei-Türme-Lösungauf dem Grundstück des ehemaligenLöwenstein’schen Palais. Die Bank erwarbdas Areal 1979 und errichtete darauf dieZwillingstürme. Die im Tube-in-Tube-Verfahren realisierten Türme mit einemfür Hochhäuser damals neuen Konzept von tragenden Außenwänden warenschon zum Zeitpunkt ihrer Entstehunginnovativ und fortschrittlich.Schnell wurden sie dank ihrer bis heuteklaren und zeitlosen Formensprache zum Symbol für die Deutsche Bank unddarüber hinaus für das gesamte Frankfur-ter Bankenviertel – und deshalb sollten ihr Erscheinungsbild und die bekannteSpiegelglasfassade trotz deren komplet-ten Austausches beim Umbau erhalten werden.Bereits beim Erstbezug im Jahr 1984 bot das Gebäude ein Höchstmaß an Aus-stattung und Komfort für zunächst ca. 1.750 Mitarbeiter. Durch die Umgestaltungund ein neues flexibles Arbeitsplatzkonzepthat sich seine Kapazität mittlerweile aufca. 3.000 erhöht.

Errichtung 1979–1984

Erstbezug 1984

Arbeitsplätze bei Erstbezug 1.750

Sanierungszeitraum 2007–2010

Fertigstellung 2010

Maximale Arbeitsplatzkapazität 3.000

Höhe 155 m

Struktur 4 Sockelgeschosse,

34 Obergeschosse in Turm A,

36 Obergeschosse in Turm B,

3 Untergeschosse als Tiefgarage

Brutto-Grundfläche 121.522 m²

Netto-Grundfläche 103.354 m²

Auszeichnungen LEED-Zertifikat in Platin, DGNB-Zertifikat in Gold

Fakten und Zahlen © Deutsche Bank AG

Symbol für die Öffnung und die globalenund internen Netzwerke der DeutschenBank. Wurde die Konzernzentrale einst als übermächtiges »Landmark Building«wahrgenommen, so ist sie nun klarer anOpernplatz und Frankfurter Stadtzentrumangebunden. Die neuformulierte Plaza, die begrünten Außenanlagen mit einemangrenzenden Park sowie verbesserte S-Bahn-Zugänge integrieren das Ensembleerkennbar in das urbane Umfeld, zumalbeinahe der gesamte Sockelbereich heuteöffentlich zugänglich ist: mit einem ver-größerten Investment-und-Finanz-Centerfür Kunden, einem neugeschaffenen soge-nannten BrandSpace als Forum für dieMarke Deutsche Bank, einem Business-Center und einem künftigen öffentlichenRestaurant.

Rohbauphase aus den 1980er Jahren © Deutsche Bank AG

Schnitt durch die Eingangshalle © Deutsche Bank AG

Page 139: Frankfurt am Main

[Umrisse] [139

Green-Building-Ansatz … Ein bestehendes Hochhaus nachträglich»grün« zu machen war eine komplexe Aufgabe, die eine enge Kooperation allerBeteiligten von Bauherr über Architektenbis hin zu Fachplanern und Technikernerforderte. Für die Modernisierung derKonzernzentrale wurde ein ganzheitlicherAnsatz aus Energieeffizienz, Nutzerkomfortund Lebenszykluskosten in einem ästheti-schen Gesamtkonzept entwickelt, das dieHauptaspekte – Nutzung erneuerbarer Energien,– effizienter und sparsamer Einsatz

aller Ressourcen,– Gebäudebetrieb,– intelligente Gebäudetechnik und

Brandschutz,– anspruchsvolle Architektur,– optimale Arbeitsbedingungenberücksichtigte und zu den nachfolgendbeschriebenen Ersparnissen und Maß-nahmen führte.98 % Recycling von Materialien: Die komplette Erneuerung der technischenGebäudeausstattung und -ausrüstungerforderte eine sorgfältige Materialaus-wahl, die sich an ökologischen Erfordernis-sen und den Bedürfnissen modernen undeffizienten Arbeitens orientiert. Dies gilt

auch für die Entsorgung alter Materialien.So erfolgten bereits die Abbruch- undRückbauarbeiten unter Nachhaltigkeits-gesichtspunkten. Von 30.500 t Abbruch-material mussten nur 2 % entsorgt werden,alles andere wurde der Industrie zugeführtoder wiederverbaut.

Erreichte Einsparungen durch die Modernisierung © Deutsche Bank AG

67 % Einsparung bei Heiz- und Kühlenergie: Neue, hochisolierende Dreifachvergla-sungen und eine verbesserte Dämmunghalten im Sommer die Hitze draußen undreduzieren den Wärmeverlust im Winter.Da nun jedes zweite Fenster geöffnet werden kann, entsteht eine natürliche Luftzirkulation, was die Behaglichkeit imRaum verbessert. Hinter der bekanntenGlashülle verbirgt sich eine klassische»Lochfassade« aus Beton und Beton-decken, die hervorragend zum neuen Klimatisierungskonzept passen: Die Massedieser Gebäudeteile wird als Energie-speicher für die Heizung und die Kühlunggenutzt, Letztere erfolgt jetzt über dieDecken und nicht mehr wie früher übereine stromintensive mechanische Lüftung.Ein zusätzlicher positiver Effekt: Die kom-pakte Technik erlaubte eine Vergrößerungder Raumhöhen von 2,65 m auf 3,00 m. Eine Wärme-Kälte-Kopplung ermöglichtzudem die gleichzeitige Erzeugung ineinem synchronisierten und energieeffi-zienten Prozess. Ein Wärmerückgewin-nungssystem reduziert weiter den Energie-verbrauch, es wird also keine Wärme mehrim eigenen Haus produziert, bei Bedarflediglich Fernwärme zugeführt.

Kunstwerk »Sphäre« im umgestalteten Foyer © Deutsche Bank AG

Page 140: Frankfurt am Main

[Umrisse]140]

55 % Stromeinsparungen:Intelligente Systeme sorgen für wenigerStromverbrauch bei höherem Komfort.Dank einer zonalen Steuerung wird nurnoch beleuchtet, wann und wo es nötig ist.Das neue Lichtmanagement, der Einsatzhocheffizienter Leuchtmittel sowie eineoptimale Nutzung des vorhandenen Tages-lichts reduzieren den Stromverbrauchdeutlich. Die für die Büroetagen speziellentwickelten Schwertleuchten sind mitHigh-Tech-Prismentechnologie ausgestat-tet und erreichen einen Leuchtenwirkungs-grad von 86 %. Da die Raumklimatisierungmit Wasser anstatt mit Luft erfolgt, wurdedie Luftwechselrate vom 6- auf das 1,5fachereduziert. Im Ergebnis verbrauchen dieneuen Lüftungsanlagen weniger als dieHälfte an Strom, während der Stromver-brauch für die Kälteerzeugung durch diefreie Kühlung stark minimiert wird. Auchdie Aufzugstechnik wurde vollständigerneuert: Das neue Verkehrsmanagement-system erhöht die Transportkapazität dervorhandenen Anlagen durch Optimierungder Transportwege und Reduzierung derWartezeiten. Abhängig von Fahrtrichtungund Förderlast wird von den AufzügenStrom erzeugt, der ins Versorgungsnetzeingespeist wird und zur Betankung vonElektroautos genutzt werden kann. DieseTechnologie und die optimierte System-auslegung verringern den Energiebedarfdes Aufzugssystems um insgesamt über 50 %. Green-IT-Lösungen, wie energie-sparende PC-Technologien, multifunktio-nale Einrichtungen, Drucker-Pools und der Verzicht auf Server im Gebäude, reduzieren den Stromverbrauch überdies. 74 % Wassereinsparung:Die Türme erhielten ein komplett neuesWassermanagementsystem. HausinternesWasserrecycling, Regenwassernutzungsowie der Einbau von wassersparendenSystemen senken den Frischwasserver-brauch erheblich. Regen- und Grauwasserwerden zudem gesammelt, aufbereitet und für die Bewässerung sowie für die Toilettenspülsysteme im gesamten Gebäu-de wiederverwendet. Mehr als 50 % desWarmwasserbedarfes werden mit einer solarthermischen Anlage erzeugt, Über-schüsse werden ins Heizungsnetz einge-speist.

20 % höhere Flächeneffizienz:Ein neuentwickeltes Arbeitsplatzkonzeptund die kompakte Technik erhöhen die Effi-zienz des Gebäudes. Moderne Ausstattungund eine verbesserte Infrastruktur ermög-lichen eine flexible Raumnutzung und bieten optimale Arbeitsbedingungen. Dieplatzsparende Gebäudetechnik benötigtüberdies kleinere Zentralen, wodurch alleine 850 m² zusätzliche Bürofläche ent-standen. Durch Einsatz eines intelligentenRaumbuchungstools wurde der Komfort bei Auswahl und Belegung der Konferenz-und Meetingräume deutlich verbessert, so dass sich deren Auslastung fast ver-doppeln ließ.

Ökologie und ÖkonomieEin in dieser Gesamtheit durchdachtes»Green Building«-Investment in ein rund 30 Jahre altes Gebäude erweist sich nebender künftigen Ersparnis bei immer knapperund teurer werdenden Ressourcen auchaus weiteren Gründen als sinnvoll: Alleindurch eine optimierte Raumplanung undeinen geringeren Flächenbedarf in denTechnikzentralen stehen in den Doppeltür-men der Bank nun mehr Fläche und damitmehr Platz für eine höhere Mitarbeiterzahlzur Verfügung.

Nachhaltigkeit ist ökologisch und ökono-misch vorausschauend. Immobilien, dieschonend mit Ressourcen umgehen, wer-den langfristig stärker an Wert gewinnenals konventionelle Bauwerke. Die neuenDeutsche-Bank-Türme sind ein gutes Bei-spiel dafür, welche Optimierungspotentialeund Energieeffizienz auch bei vorhandenenHäusern möglich sind. Die Industrie bietetumweltgerechte Gebäudetechniken undMaßnahmen seit Jahren an und hat denKlimawandel bereits als Chance für künfti-ges Wachstum entdeckt. Nun liegt es ander Vielzahl von Eigentümern und Betrei-bern, ihre Immobilien grundlegend zu analysieren und für die Zukunft nachhaltigfit zu machen – zum ökologischen wie ökonomischen Nutzen. Und zum Nutzender Städte, in denen sie stehen.

Roger SchäublinKlaus Thoma,

Deutsche Bank AG,Frankfurt am Main

Fassade mit (jetzt) öffenbaren Fensterelementen © Deutsche Bank AG

Page 141: Frankfurt am Main

[Umrisse] [141

Advertorial

Auch wenn die Arnold AG heute mit ihrenmittlerweile über 300 Mitarbeitern imnahen Friedrichsdorf und im thüringischenSteinbach-Hallenberg residiert, die Wur-zeln des Unternehmens liegen in Frankfurtam Main. Hier gründete 1924 der Schlos-sermeister Karl Arnold sein Unternehmen.Wer sich heute in der Mainmetropole aufSightseeingtour begibt, begegnet immerwieder den Arbeiten des Metallverarbei-tungsspezialisten.Erstaunlich ist die Vielfalt der Projekte. Sie reichen im öffentlichen Raum von designorientierten Innenausbauten überOrientierungsleitsysteme bis zu Kunst-werken. Arnold fertigt aber genausomechanische Baugruppen, Gehäuse,metallische Rahmen, Gestelle und Ver-kleidungen. Der gemeinsame Nenner: einleidenschaftlicher Anspruch an Qualität,Nachhaltigkeit und Individualität.Begeben wir uns also auf Spurensuche.Sie beginnt im Foyer der Deutschen Bank.Die beiden mächtigen Türme wurden nach dreijähriger Komplettsanierung imFebruar wiedereröffnet. Über unseren Köpfen schwebt eine gewaltige Kugel, die »Sphäre« – Sinnbild für das globale Geschäftsmodell und die Unternehmens-werte der Deutschen Bank. Sie gilt als einarchitektonisches Highlight des Umbausdurch den italienischen Architekten undDesigner Mario Bellini. 16 m im Durch-messer, zusammengesetzt aus 1.440 laser-geschnittenen Edelstahlteilen und 33 tschwer, durchdringt sie scheinbar schwe-relos den Sockel der beiden Türme. Keinesder Edelstahl-Einzelteile gleicht dem anderen. Selbst die Winkel der gefrästenEnden wurden den 22 unterschiedlichenSchweißfällen an den 1.220 Knotenpunktenindividuell angepasst. Und so bestand eine wesentliche Herausforderung in derLogistik. Jedes Teil musste zum richtigenZeitpunkt am richtigen Ort sein, wo es ineinem eigens geplanten Gerüst mit Klam-mern in Position gebracht und verschweißtwurde. Zwei 26 m lange und über 15 tschwere Brücken durchziehen die Sphäre.Sie bestehen aus mit Edelstahl ummantel-tem Stahl. Der Clou: Den Boden bildenbegehbare Scheiben aus Spezialglas.

Hinzu kommt eine 13 m lange und 20 tschwere Treppe.Nur wenige Schritte entfernt steht die Alte Oper. Die für die hervorragende Akustik besonders wichtige Stahldecken-konstruktion stammt von Arnold. Nicht eineeinzige Reklamation in drei Jahrzehnten istAusdruck eines ausgeprägten Nachhaltig-keitsdenkens.Neben der Alten Oper fällt unser Blick auf die außergewöhnliche Graphik desFassadenlogos am »Park Tower«, einemexklusiven Bürogebäude in »Mainhattan«.Aus Edelstahl geschnitten und glasperl-gestrahlt, erstrahlen nachts seine Kontu-ren dank LED-Lichtschnüren in magischemLichtschimmer. Arnold-Beschilderungenund -Orientierungsleitsysteme weisen inzahlreichen Frankfurter Büro- und Ver-waltungsgebäuden Mitarbeitern und Besuchern den Weg.Lassen auch wir uns auf unserem weite-ren Weg vom Kulturleitsystem »FrankfurtWegweiser« führen. 17 Stelen weisen denWeg zu 81 Sehenswürdigkeiten. Robustaus Stahl und Edelstahl konstruiert, wir-ken sie dennoch im Stadtbild filigran unddezent. Stichwort Kultur: Großkunstwerke ausStahl, Edelstahl und Aluminium sind eineSpezialität der Arnold AG. Nationale und internationale Künstler lassen dort

fertigen. Persönlichkeiten wie Jeff Koons,Anish Kapoor, Vera Röhm, Klaus Staudtoder Magdalena Jetelova finden beiArnold für ihre Ideen offene Ohren undadäquates handwerkliches Geschick. Auf der Mainzer Landstraße begegnen wir dem »Pendulum« von Claus Bury, einer21 m hohen Konstruktion aus Schiffsbau-aluminium. Was optisch leichtfüßig daher-kommt, stellte höchste Anforderungen anKonstruktion, Statik und Bau.Wenden wir uns Richtung Main. Schon von Ferne sehen wir den Westhafen Tower. Vor dem Sturz ins Wasser bewahrt uns ein filigranes, maritim wirkendes Geländeraus Aluminium und Edelstahldraht. »Net-work« wurde von den Westhafen-Architek-ten »schneider + schumacher« gestaltetund von Arnold realisiert.Zeit für den Abschied. Fahren wir mit derS-Bahn zum Frankfurter Flughafen. Hierbegleitet uns Arnold auf Schritt und Tritt,seien es Edelstahl-Innenausbauten oderLufthansa-Counter. Genauso wie zahlrei-che außergewöhnliche Werbeobjekte,exklusiv gebaut für die Media FrankfurtGmbH. Wir starten. Etwas nördlich der Mainme-tropole sehen wir in der Ferne Friedrichs-dorf liegen, wo die Fäden für Konstruktionund Bau dieser vielfältigen Produktezusammenlaufen.

www.arnold.de

»Sphäre« im Deutsche-Bank-Foyer© G.Castegini

Auf Spurensuche in FrankfurtViele Standtbildprägende Beiträge von Arnold

»Frankfurt Wegweiser« vor der Alten Oper© Arnold AG/R. Müller

Page 142: Frankfurt am Main

[Umrisse]142]

Architektur und StädtebauIm Winter 2002 lobte die Europäische Zentralbank (EZB) einen internationalenstädte- und hochbaulichen Wettbewerb für ihren Neubau aus – mit der Vorgabe,die ehemalige Großmarkthalle in ihrem

Der Neubau der Europäischen Zentralbank Wettbewerbsentwurf, Energiekonzept und Realisierung

grundlegenden Erscheinungsbild zu erhal-ten. Eine internationale Jury zeichnete im Februar 2004 den Entwurf des WienerArchitekturbüros Coop Himmelb(l)au mitdem ersten Preis aus; der EZB-Rat schloss

sich nach einer Überarbeitungsphase, ander alle drei Preisträger des Wettbewerbsteilnahmen, dieser Entscheidung an: DasKonzept der Wiener Architekten erfülle ambesten die vorgegebenen funktionalen undtechnischen Anforderungen und übertragezugleich die Werte der EZB in eine ange-messene architektonische Sprache.Der Coop-Himmelb(l)au-Entwurf umfasstdrei Elemente: die ehemalige Großmarkt-halle, einen Doppel-Büroturm mit turm-hohem Atrium und ein sogenanntes Ein-gangsbauwerk. Letzteres verbindet denDoppel-Büroturm mit der Großmarkthalleund markiert gleichzeitig den Eingang nach Norden. Im Inneren der ehemaligenGroßmarkthalle werden die Lobby, derKonferenzbereich und das Besucher-zentrum, das Mitarbeiterrestaurant und die Bibliothek untergebracht; der gesamtePressekonferenzbereich befindet sich im Eingangsbauwerk. Der nördliche Turmzählt 45 Stockwerke, der südliche 43.

Lageplan© Coop Himmelb(l)au

Anblick aus nordöstlicher Richtung © Coop Himmelb(l)au

Page 143: Frankfurt am Main

[Umrisse] [143

Das verglaste Atrium zwischen beiden Büro-türmen ist als »vertikale Stadt« geplant,wobei Verbindungsplattformen und -stegestädtischen Strukturen ähnliche Plätze und Straßen aufspannen. Verbindungs-und Umsteigeebenen unterteilen zudemdas Atrium in drei Abschnitte, so dasskurze Wege zwischen den beiden Büro-türmen entstehen, die auch die interneKommunikation fördern. In den oberenGeschossen sind der große Sitzungs-saal des EZB-Rats und die Büros der Mitglieder der EZB-Beschlussorganeuntergebracht.Der Neubau erweitert mit einem Doppel-turm die Frankfurter Hochhauslandschaftnach Osten und setzt ein sichtbares Zei-chen. Die langgestreckte Großform derGroßmarkthalle bestimmt hingegen in der näheren Umgebung das Stadtbildsowie das angrenzende Mainufer. Aus dem Zusammenspiel zwischen dem liegen-den Hallenbaukörper und dem Doppel-scheibenhochhaus resultiert ein Gebäude-komplex mit besonderer städtebaulicherBedeutung, der sowohl sein direktes Umfeldals auch die gesamtstädtische Silhouettemitgestalten wird. Auf Quartiersebenekann darüber hinaus ein wichtiges Binde-glied zwischen Ostend und Main ent-wickelt werden, im stadträumlichenGesamtkontext wird die WahrnehmungFrankfurts als »Stadt am Fluss« gefördert.

LandschaftsgestaltungDie Außenraumgestaltung überträgt Ele-mente einer Flusslandschaft, wie Auen und Flussbetten, auf die nicht bebautenBereiche des Grundstücks und fügt sie zueiner parkartigen Anlage zusammen. Da-bei werden die notwendigen Sicherheits-maßnahmen in die Freiflächenkonzeptionintegriert. Die nicht öffentlichen Zonen

auf dem Gelände der EZB verbinden sichräumlich-visuell mit dem öffentlichen Mainuferpark und mit dem Grüngürtel derStadt Frankfurt, der im Osten des Arealsfortgeführt wird.

Eingangsbauwerk im Norden © Coop Himmelb(l)au

Atrium als »vertikale Stadt« © www.isochrom.com

Page 144: Frankfurt am Main

[Umrisse]144]

Umnutzung der GroßmarkthalleDie ehemalige Großmarkthalle wurde1926–1928 nach Plänen des damaligenFrankfurter Stadtbaudirektors Martin Elsaesser errichtet; bis Juni 2004 wurdenhier Obst und Gemüse verkauft. Das heutedenkmalgeschützte Bauwerk bleibt in seinem grundlegenden Erscheinungsbild

erhalten und wird nach einer umfassendenSanierung die öffentlichsten Funktionender EZB, also Lobby, Ausstellungsflächen,ein Besucherzentrum, ein Mitarbeiter-restaurant, eine Cafeteria und Konferenz-räume, im Rahmen eines »Haus im Haus«-Konzepts aufnehmen.

Die Sanierung der Großmarkthalle ist einwichtiger Teil der Bauarbeiten, die Ertüch-tigung ihrer Fassaden und Oberflächenerfolgt gemäß den geltenden Denkmal-schutzauflagen: Die Betonraster der Nord- und Südfassade sowie der nördliche Klinkervorbau und die beiden KopfbautenOst und West werden als wesentlicheGestaltungselemente bewahrt und instand-gesetzt. Durch den vom Krieg zerstörtenund danach wieder rekonstruierten west-lichen Teil verläuft das Eingangsbauwerk,welches das Pressezentrum beherbergtund die Halle funktional mit dem Neubauverbindet. Mit den Sanierungsarbeiten istdas Unternehmen Torkret betraut, das die Großmarkthalle bereits in den 1920erJahren errichtet hatte.

EnergiekonzeptSchon bei den Vorbereitungen für deninternationalen städte- und hochbaulichenWettbewerb verfolgte die EuropäischeZentralbank das Ziel, dass ihr neuesGebäude 30 % energieeffizienter ist, als es die Energieeinsparverordnung 2007 verlangt. Sie hatte daher 2002 das Raum-und Funktionsprogramm sowie spezifischeVorgaben hinsichtlich des Energiever-brauchs festgelegt. Eine der zentralen Vorgaben war hier der Wunsch nacheinem integrierten Planungsprozess. Das bedeutete, dass der Architekt vonAnfang an mit einem Tragwerksplanersowie einem Energie- und Klimadesignerzusammenarbeiten sollte, um die Energie-effizienz und die Nachhaltigkeit desGebäudes zu optimieren. Die KriterienNachhaltigkeit und optimale Effizienzwaren also bereits bei Erarbeitung des Entwurfskonzepts zu berücksichtigen:Wirtschaftliche, ökologische sowie sozialeAspekte mussten gegen künftige Betriebs-und Instandhaltungskosten sowie denEnergieverbrauch abgewogen werden –und zwar während des Wettbewerbs unddes gesamten Bewertungsverfahrens. Daraus resultierte letztlich ein Katalog von Maßnahmen.

Südansicht © Coop Himmelb(l)au

Konferenzbereich in der Großmarkthalle © www.isochrom.com

Page 145: Frankfurt am Main

[Umrisse] [145

Nutzung von Regenwasser:Die Fläche des Daches der Großmarkthallebeträgt ca. 10.000 m². Es wird ein Systemzum Auffangen von Regenwasser instal-liert, das sowohl zur Bewässerung derGärten in regenärmeren Zeiten als auchzur Versorgung der Toilettenspülungengenutzt werden kann.Wärmerückgewinnung:Die vom Rechenzentrum generierteAbwärme wird in ein Deckenheizsystemzur Beheizung der Büros und in die Fuß-bodenheizung der Großmarkthalle rück-geführt. Der EZB-Neubau wird zudem andas energieeffiziente, kombinierte Wärme-und Stromversorgungssystem der StadtFrankfurt am Main angeschlossen.Thermische Isolierung:Die Oberfläche der Großmarkthalle mitDach und Fenstern wird isoliert, um einethermische Hülle zwischen Außen- undInnenbereichen zu schaffen. Die Innen-räume, wie zum Beispiel der Konferenzbe-reich, werden über ihr eigenes Mikroklimaverfügen, da sie als separates »Haus-im-Haus«-System in die Markthalle eingestelltwerden.Natürliche Belüftung:Zusätzlich zum zentralen Lüftungssystemwerden motorisierte Einzelelemente in die Gebäudefassaden integriert, die einedirekte natürliche Belüftung der Büro-räume ermöglichen. Somit lässt sich dieFrischluftzufuhr ohne Einsatz mechani-scher Einrichtungen individuell regulieren,und man hat innerhalb des Bauwerks einebessere Vorstellung davon, wie die Außen-verhältnisse sind.

Sonnenschutz und Beleuchtung:Ein hocheffizienter Sonnen- und Blend-schutz wird in die Fassaden integriert, um eine Überhitzung im Inneren zu verhindern.Eine weitere Möglichkeit zur Energieein-sparung ist die Nutzung des natürlich vor-handenen Tageslichts. Die Büros werdenmit Sensoren ausgestattet, so dass sichdas Kunstlicht bei genügend Tageslichtautomatisch abschaltet. Was die »Kunst-beleuchtung« der Büros sowie des Atriumsund der Großmarkthalle anbelangt, so wur-den umfassende Untersuchungen durch-geführt, um zu gewährleisten, dass diese

Räumlichkeiten stets ausreichend undenergiesparend beleuchtet werden. Geothermie für Heizung und Kühlung:Zur weiteren Senkung der Energiekostendes Gebäudes wurden Rohrleitungs-schleifen in die Pfahlgründungen integriert.Letztere reichen ca. 30 m tief, bis sie aufFrankfurter Gestein treffen. Die Leitungs-schleifen können an den Wasserkreislaufund die Wärmepumpen im Heizzentrumangeschlossen werden, um im Winter diein der Erde gespeicherte Wärme bzw. imSommer die entsprechende Kühlung zunutzen.

Gebäudeensemble am Main © ESKQ

Künftiger Sitz der Europäischen Zentralbank © RTT

Page 146: Frankfurt am Main

[Umrisse]146]

Baumaßnahmen Die Grundsteinlegung am 19. Mai 2010 markierte den offiziellen Beginn der Haupt-baumaßnahmen für den EZB-Sitz. Die Fertigstellung ist für Ende 2013 geplant, der Umzug der EZB in ihr neues Gebäude wird im Anschluss, das heißt 2014, erfolgen.Mit der Betonage des letzten Abschnittsder Bodenplatte wurde im November 2010die erste Etappe zur Errichtung des Dop-pel-Büroturms absolviert, von Januar bisMai 2011 schloss sich dann vor allem derRohbau des Untergeschosses an. Dieersten oberirdischen Geschosse wachsenseit dem Frühjahr 2011 in die Höhe, wobeidie obersten Stockwerke 2012 fertigge-stellt sein werden. Die erste Stahlstrebe im Atrium wird voraussichtlich Anfang desJahres 2012 eingebracht; diese Strebenverbinden neben den Umsteigeplattformendie beiden Bürotürme statisch miteinander.

Neben dem Rohbau des Büroturms wurdemit den Sanierungsarbeiten an der Groß-markthalle begonnen, zuerst am KopfbauOst und inzwischen am Kopfbau West. Ab September 2011 kann mit der Instand-setzung der Betonrasterfassade und derTonnenschalendächer im Halleninnernangefangen werden. Im westlichen Kopf-bau wird zudem einer der wenigen nocherhaltenen Paternoster Frankfurts sorg-fältig restauriert. Die erforderlichen Rückbaumaßnahmen ander Großmarkthalle sind seit Herbst 2010abgeschlossen: In der Breite von drei Ton-nenschalen wurden die Dachkonstruktionund die Fassade entfernt. Hierbei handeltees sich um jene Gebäudeteile, die im Zwei-ten Weltkrieg zerstört und in den 1950erJahren wieder ergänzt wurden. Da siekeine Originalsubstanz darstellten, hattedie Denkmalpflege sie zugunsten des Ein-

gangsbauwerks freigegeben. Dadurchbleibt auch in Zukunft ein Bereich desInnenraums der ehemaligen Verkaufshalleerlebbar. Der Keller und damit der Bodender Halle wurden ebenfalls abgetragen, umein neues, wasserdichtes Untergeschoß zu errichten, das die Lasten der künftigenEinbauten abzuleiten vermag. Im Sommer2011 wird der letzte Abschnitt der Boden-platte fertiggestellt. Parallel dazu werdendie Decken betoniert, die dann die Stahl-einbauten tragen. Mit deren Ausführungsoll im November 2011 begonnen werden.

Errichtung einer ErinnerungsstätteAls ein Projekt der Stadt Frankfurt am Mainwird die Stätte zur Erinnerung an dieDeportation von über 10.000 jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern als langeRampe gestaltet werden, die leicht abfal-lend zum Keller der Großmarkthalle führenwird. Am 11. März 2011 hat sich die Stadt in enger Abstimmung mit der JüdischenGemeinde, der Europäischen Zentralbankund der Wettbewerbsjury unter Vorsitz vonNikolaus Hirsch, Direktor der Städelschule,für diesen Entwurf entschieden. Insge-samt wurden 139 Arbeiten zu dem von derStadt Frankfurt ausgelobten Wettbewerbeingereicht; das nun zur Realisierungbestimmte Konzept stammt vom KölnerArchitekturbüro Katz Kaiser.Zentrales Element ist eine in Teilen origi-nale Betonrampe, die von der östlichenGrundstücksgrenze visuell in das Unter-geschoß führt, wo sich die jüdischen Mitbürger ab 1941 vor ihrer Deportationversammeln mussten. Hohe Seitenwändelenken den Blick in Richtung Großmarkt-halle und jenes Kellerraums, der als authentischer Ort im Ist-Zustand belassenwird. Dieser Kellerraum unter dem Ost-kopfbau wird in Zukunft über das Areal derEZB teilweise öffentlich zugänglich sein.

Erscheinungsbild von Westen © www.isochrom.com

Page 147: Frankfurt am Main

[Umrisse] [147

Auf den Wänden und dem Boden derRampe sind Erinnerungen der Deportiertenfestgehalten. Ein Ausschnitt der Gleisharfe,über welche die Züge das Gelände derGroßmarkthalle in Richtung der Konzen-trations- und Vernichtungslager verließen,soll zudem nachgebaut werden.

Andrea Jürges Europäische Zentralbank,

Frankfurt am Main

BauherrEuropäische Zentralbank,Frankfurt am Main

ArchitektenCoop Himmelb(l)au, Wien

FachplanerArup GmbH, Frankfurt am Main

Bartenbach LichtLabor GmbH, Aldrans, Österreich

B + G Ingenieure Bollinger und Grohmann GmbH,Frankfurt am Main

ComConsult Beratung & Planung GmbH, Aachen

Dorsch Consult GmbH, Frankfurt am Main

Ebert-Ingenieure GmbH & Co. KG,Nürnberg

Grandjean & Kollegen, Frankfurt am Main

Grontmij GmbH, Frankfurt am Main

HHP Süd Beratende Ingenieure GmbH, Ludwigshafen

Ingenieursozietät Prof. Dr.-Ing. Katzenbach GmbH,Frankfurt am Main

Institut für Fassadentechnik Karlotto Schott, Frankfurt am Main

Jappsen Ingenieure Oberwesel GmbH, Oberwesel

Krebs und Kiefer Beratende Ingenieure für das Bauwesen GmbH, Darmstadt

Prof. Michael Lange Ingenieurgesellschaft mbH, Hannover

Schad-Hölzel GmbH & Co. KG, Mörfelden-Walldorf

Scholze Ingenieurgesellschaft mbH, Leinfelden-Echterdingen

unit-design GmbH, Frankfurt am Main

Vogt Landschaftsplaner GmbH, München

Wolfgang Sorge Ingenieurbüro für Bauphysik GmbH, Nürnberg

Seit mehr als 110 Jahren realisiert Züblin erfolgreich anspruchsvolle Bauprojekte im In- und Ausland und ist im deutschen Hoch- und Ingenieurbau die Nummer eins. Wir bieten unseren Kunden ein umfassendes Leistungsspektrum und entwickeln maßgeschneiderte Lösungen für technisch und wirtschaftlich optimierte Bauvorhaben jeder Art und Größe. Das Know-how und die Innovationskraft unserer rund 13.000 Mitarbeiter sind dabei die Basis unseres Erfolgs. Ob im Ingenieur- oder Brückenbau, im komplexen Schlüsselfertigbau, Tunnelbau oder im Bereich Public Private Partnership – Züblin setzt Maßstäbe.

Ed. Züblin AG Direktion StuttgartAlbstadtweg 5, 70567 StuttgartTel +49 711 7883-0Fax +49 711 [email protected]

WIR SETZENMASSSTÄBE

www.stuttgart.zueblin.de

Page 148: Frankfurt am Main

[Umrisse]148]

Stabiles Fundament für den Euro Kombinierte Pfahl-Platten-Gründung als Lösung

EinleitungEbenso wie der Euro, für dessen Stabilitätdie Europäische Zentralbank durch ihreGeldmarktpolitik verantwortlich zeichnet,benötigt ihr neues Gebäude ein stabilesFundament. Bei diesem Projekt sind stabileFundamente sowohl für die Neubauten,zum Beispiel für das aus zwei Türmenbestehende ca. 185 m hohe Hochhaus und die Mitarbeitertiefgarage, als auch für die neuen Einbauten in der denkmal-geschützten Großmarkthalle erforderlich.

HochhausfundamentierungEntscheidend für eine solide Gründung derBauwerke sind die Erfahrungen mit demFrankfurter Baugrund, der zum Teil uner-wartet große Setzungen verursachte, vorallem aber auch mit den Verkantungen derHochhäuser der ersten Generation, diemangels geeigneter technischer Gerät-schaften und wegen fehlender theoreti-scher Grundlagen flach gegründet werdenmussten. Diese Hochhäuser haben sich um bis zu 35 cm gesetzt und mitunter um 10 cm und mehr schiefgestellt. Das kannihre Gebrauchstauglichkeit einschränken,und zwar derart, dass der Betrieb von Aufzügen fraglich wird, Hausanschlüsseund Übergangskonstruktionen nicht mehr richtig funktionieren und Risse entstehen.

Basierend auf jenen zum Teil problema-tischen Erfahrungen ist in Darmstadt dieKombinierte Pfahl-Platten-Gründung (KPP)entwickelt worden – ein neues innovativesKonzept, das wesentliche wirtschaftlicheund bautechnische Vorteile bringt, redu-ziert es doch die Pfahlherstellungskostenum 70 % im Vergleich zu einer konventio-nellen Pfahlgründung. Beispiele für ihreerfolgreiche Anwendung sind unter ande-rem die folgenden im Frankfurter Tongegründeten Hochhäuser – Messeturm, – Japan-Center,– Westendstraße 1,– Castor und Pollux,– MainTower,– Eurotheum,– Gallileo,– Allianz-Gebäude.

Felsige Frankfurter KalkeUnter dem setzungsaktiven Ton folgen die sehr steifen, felsigen Frankfurter Kalke,die einen außerordentlich tragfähigenBaugrund darstellen. In diesen Kalken ist mit dem Commerzbank-Hochhaus dashöchste europäische Gebäude auf insge-samt 111 Großbohrpfählen gegründet, dieauf Basis wissenschaftlicher Detailunter-suchungen des Instituts für Geotechnik der Technischen Universität Darmstadt nur wenige Meter tief in den Fels ein-binden.

Auch die Europäische Zentralbank kommtauf den Frankfurter Kalken zu stehen, die jedoch hier ein weicheres Material-verhalten besitzen. Im Gegensatz zumCommerzbank-Hochhaus, das über einekonventionelle Pfahlgründung verfügt,wurde beim Neubau der EuropäischenZentralbank auf dem ehemaligen Groß-marktgelände das innovative Konzept derKombinierten Pfahl-Platten-Gründung (KPP)gewählt, wodurch eine wirtschaftlich optimierte und stabile Fundamentierungerreicht werden konnte. Die Last des ca. 2.621 MN schweren Hochhauses wirddabei zur Hälfte über die ca. 2,50 m dickeFundamentplatte und zur anderen Hälfteüber knapp 100 Großbohrpfähle, die20–37 m lang sind, in den Baugrund abgetragen.

Geothermische NutzungDer Frankfurter Baugrund ist ideal für einegeothermische Nutzung. Das bedeutet,dass er sich als Kälte- bzw. Wärmespei-cher, also quasi als »Batterie« anbietet. So ist es zum Beispiel möglich, die Kälte-energie, die im Winter zur Verfügung steht,im Baugrund zu speichern, um sie im Sommer über die Kühldecken kosten-günstig zu nutzen, ohne die Nachteile einerklassischen Klimaanlage in Kauf nehmenzu müssen. Der Transport der Kälte- bzw.Wärmeenergie kann über die Gründungs-pfähle erfolgen, die damit eine doppelteFunktion haben, und zwar eine statischefür die Fundamentierung der KPP sowie als Energiepfähle. Die Heranziehung des Baugrundes als saisonaler Thermospeicher ist ein wesent-liches Element der dezentralen Nutzungder umwelt- und ressourcenschonendenerneuerbaren Energie Geothermie zur Senkung der CO2-Emissionen. Bei derErrichtung der Europäischen Zentralbankwurde die Rohbaukonstruktion diesbezüg-lich mit Wärmetauscherrohren ausge-rüstet, damit eine spätere Nutzung vongeothermischer Energie realisierbar ist.

Dr.-Ing. Matthias VoglerGeschäftsführender Gesellschafter

Ingenieursozietät Prof. Dr.-Ing. Katzenbach GmbH,Darmstadt

Neubau der Europäischen Zentralbank © www.isochrom.com

Page 149: Frankfurt am Main
Page 150: Frankfurt am Main

[Umrisse]150]

(Hochhaus-)Fassaden für Frankfurt Konstruktionen zum nachhaltigen Bauen

High-Tech-Bauteile …Hochhäuser bieten nicht nur spektakuläreAussichten, sie sind ebenso Meilensteineder Ingenieurbaukunst. Zweite-Haut-Fassaden wie beim Commerzbank-Towerermöglichen zum Beispiel eine natürlicheBelüftung und sind besonders energie-sparend. Von einem einfachen Gebäude-abschluss haben sich gläserne »Beklei-dungen« also zu einem High-Tech-Elemententwickelt. Erheblichen Anteil an dieserEntwicklung hat die Josef Gartner GmbH,mit 1.200 Mitarbeitern einer der weltweitführenden Fassadenbauer. Auch die Sky-line von Frankfurt wird wesentlich vonGartner-Hüllen geprägt, da das Unterneh-men die Konstruktionen für die meistenWolkenkratzer gefertigt und montiert hat –vom Commerzbank-Hochhaus über denMesseturm und die Doppeltürme der Deutschen Bank bis zum Opernturm unddem Neubau der Europäischen Zentral-bank.

So stammen von Gartner wegweisendePatente, wie etwa für Zweite-Haut-Fassaden zur natürlichen Belüftung, integrierte Fassaden zum Heizen undKühlen oder die sogenannte Closed CavityFacade (CCF), eine geschlossene zwei-schalige Struktur, die den Energieverbrauchweiter senkt. Sie alle repräsentiertenSchlüsseltechnologien zum nachhaltigenBauen, indem sie zunehmend erneuerbareEnergien, wie Geothermie, Nachtkühleoder Photovoltaik, verwenden und zugleichHeizung und Kühlung sowie Lüftung undTageslichtnutzung zu optimieren helfen.

Deutsche-Bank-Sanierung Über die größte Gebäudesanierung inEuropa hat die Deutsche Bank ihre Zwil-lingstürme in eines der umweltfreund-lichsten Hochhäuser der Welt verwandelt.Die »Greentowers« erhielten eine Platin-LEED-Zertifizierung und eine Auszeichnungin DGNB-Gold, die beiden höchsten Güte-siegel für nachhaltiges Bauen. Ihr Energie-verbrauch und der CO2-Ausstoß verringer-ten sich nach der Modernisierung um 55 %oder 5.000 t/a.

Die 155 m hohen Doppeltürme im Frank-furter Westend, 1979–1984 errichtet, zählen zu den bekanntesten Gebäuden inDeutschland. Sie bestehen aus einem viergeschossigen Sockelbau und zwei Türmen mit 38 bzw. 40 Stockwerken. IhreStahlbetonkonstruktion wurde mit einerSpiegelglasfassade verkleidet, die damalshöchsten technischen Anforderungengenügte und immer noch funktionstüchtigwar. Technische Fortschritte im Fassaden-bau und beim Glas ermöglichen heute aberdrastisch verbesserte Energiewerte, wasdie Deutsche Bank im Rahmen der Moder-nisierung natürlich nutzen wollte. Anfang der 1980er Jahre wurde eine ca. 40.000 m² große Vorhangfassade aus Aluminiumprofilen und mit Doppel-scheiben-Isoliergläsern sowie »silbernen«Brüstungsscheiben gefertigt, wobei dieProfile eine Ansichtsbreite von 65 mm undAchsbreiten von 1,25 m bzw. 0,625 m x1,875 m hatten. Im Fensterbereich warendie Elemente als sogenannte Abluftfenstermit inneren Ganzglasflügeln und dazwi-schenliegenden Sonnenschutzanlagenausgerüstet, der Sockelbau wies eine ca. 10.000 m² große Aluminiumbekleidungmit integrierter Heizung auf.

Deutsche-Bank-Türme© Josef Gartner GmbH

(Neue) Fenster zum Öffnen © Josef Gartner GmbH

Page 151: Frankfurt am Main

[Umrisse] [151

Die Dreifachverglasung für das Hochhausund den Breitfuß erreicht darüber hinauseinen U-Wert von 0,60 W/m2K, eine Licht-transmission von 40 % und eine -reflexionvon 44 %. Die Energietransmission beträgt20 % und die -reflexion 38 %, so dass ein g-Wert von 25 % und ein Schalldämmwertvon 43 dB erzielt werden. Dieses Glas hat die gleiche Optik wie dasalte, resultierend aus der Entwicklungeiner neuen Schicht »Gartblue 40/25«. Die neue Verglasung reduziert nun zu-sammen mit einer Dachbegrünung denWärmeeintrag um ca. 35 % und begrenztden -verlust auf 65 %.Die Gebäudehülle beeinflusst also wesent-lich die Betriebskosten: Die Deutsche Bankkonnte die benötigte Heizenergie um 67 %verringern, was dem jährlichen Energie-verbrauch von 750 Einfamilienhäusern entspricht. Vor allem aber verbessert dieneue Fassade zugleich das Raumklima unddamit den Komfort für die Nutzer.

Neuer OpernTurmMit seiner Außenhaut aus »Creme Royal«,einem aus Portugal stammenden Stein aus Muschelkalk, fügt sich der 170 m hoheOpernTurm in das Ensemble des Opern-platzes ein. An den Stirn- und Längsseitendes Hochhauses ist die Gebäudehüllejeweils durch einen Einschnitt unterteilt.Diese Einschnitte strukturieren den Bauund staffeln sich mit wachsender Höhemehrfach in zunehmender Tiefe zurück.Neben Natursteinen besteht die Fassadeaus Aluminium, Stahl und Glas, insgesamtfertigte die Josef Gartner GmbH 55.000 m²in einer ungewöhnlich großen Vielfalt: Zu den 40 unterschiedlichen Typen zählenbeispielsweise Element-, Pfosten-Riegel-,Metallglas- oder Lochfensterfassaden.

Um deren Optik beizubehalten, wurdenProfilabmessungen und vor allem -breitenübernommen, die eigentliche Konstruktionwurde jedoch wesentlich geändert und istheute keine reine Pfosten-Riegel-Strukturmehr. Die Wärmedämmung erhöhte sichbeispielsweise von 100 mm auf 140 mm: Verbunden mit dem Einsatz von Dreifach-isolierglas ließen sich bei U-Wert undEnergieeffizienz Spitzenwerte erzielen. Im Unterschied zur alten Außenhaut istnun jedes zweite Fenster zu öffnen, 1.693sind infolgedessen öffenbar und 2.194 festverglast. Die Regelelemente aus Alu-minium und Glas sind 1,250 m x 1,660 mgroß und wiegen 150 kg, die maximaleGröße in den überhohen Geschossenbeträgt 2,605 m. Die Fenster können 180 mm parallel zur Fassade nach außengeöffnet werden, Gartner hat dazu einenspeziellen Beschlag entwickelt und zumPatent angemeldet, der den hohen Wind-belastungen des Hochhauses standhält.Ein spezieller Sonnenschutz sollte zudemBlendung verhindern, eine optimale Tages-lichtnutzung erlauben und eine gute Durch-sicht nach außen bieten. Für die Turm-fassade wurde deshalb ein innenliegenderSonnenschutz mit lichtlenkenden Lamel-lenraffstores gewählt, der über die allge-meine Gebäudeautomation motorischgesteuert wird.Beim Breitfuß wurde die integrierte Heizfassade durch eine Pfosten-Riegel-Konstruktion ersetzt und ihre energetischeLeistung durch Dreifachisolierglas kom-pensiert, wobei an der Südfront auchsolarthermische Paneele Verwendung fanden. Sie sind mit einer Neigung von 45° geeignet, den hauseigenen Bedarf anWarmwasser in der Küche und in anderenBereichen zu 50 % zu decken. Insgesamtwurden hier neben der über 50.000 m²umfassenden Fassaden- und Glasfläche600 t Profile mit einer Oberfläche von100.000 m² und 80 t Bleche mit einer Ober-fläche von 10.200 m² verarbeitet.

Eine weitere Besonderheit sind ihre Kom-fortmerkmale, denn die Büroräume könnenüber Lüftungsklappen, die sich bis zu 50 cmöffnen lassen, natürlich belüftet werden.Alle Außenfenster haben zudem eine voninnen manuell bedienbare Blendschutz-vorrichtung sowie eine Schall- und Son-nenschutzverglasung, Anforderungen bis45 dB erfüllend.Die Regelfassade des Hochhauses weistvom 7. bis zum 39. Obergeschoß drei ver-schiedene Varianten auf: Auf Typ 1 und Typ 2 sowie die Lisenen wurde eine Ver-kleidung aus Kalkstein aufgebracht.

OpernTurm im Stadtbild © Josef Gartner GmbH

Gegliederte Fassade © Josef Gartner GmbH

»Sockelausbildung«© Josef Gartner GmbH

Page 152: Frankfurt am Main

[Umrisse]152]

Die 950 Elemente des ersten Typs sind2.200 mm x 3.625 mm, die 660 des zweiten2.700 mm x 3.625 mm groß, während die375 des Typs 3 in den Rücksprüngen 2.000 mm x 3.625 mm messen und ohneNatursteinverkleidung ausgeführt wurden.Darüber hinaus musste ab 120 m Gebäude-höhe vor allem auf der Südseite eineDämpfung gegen Radarstrahlung wegendes nahen Frankfurter Flughafens er-folgen. Kopfseitig finden sich zudem eine Glas-kaltfassade und Geländer aus Einfach-verglasungen im 40. und 42. Obergeschoß,weiterhin verglaste Konferenzbereiche im41. Obergeschoß, eine thermisch getrennteStahlpfosten-Riegel-Fassade im 41. und 42. Obergeschoß als Hängetragkonstruk-tion mit großformatigen Festverglasungenund motorisch zu betätigenden Klapp-flügeln sowie Verputz, Loggiabrüstungenund -untersichtverkleidungen. Der Sockel wird auf der schmalen Südseitevom Erd- bis zum sechsten Obergeschoßvorwiegend von Kalkstein umhüllt. Hier sindauch die sehr schlanke Eingangsfassadeaus Stahl mit großformatigen Festver-glasungen angeordnet, die wie eine Seil-struktur mit Federn vorgespannt ist, sowieDoppeldreh- und Trommeltüranlagen.

Die Westseite wurde dagegen im unterenBereich bis ca. 2,35 m Höhe aus Granitgefertigt, auf den wiederum eine konven-tionelle Natursteinverkleidung folgt,ergänzt von verglasten Aluminiumloch-fenstern mit unterschiedlichen Türen und Flügeln sowie einer leicht geneigtenLamellenkonstruktion aus Aluminium imTechnikgeschoß, das sich vom fünften biszum sechsten Stockwerk erstreckt. Um den restlichen Hochhaussockelschließt der als Blockrand bezeichneteFlachbau an. Er umfasst verschiedene verglaste Lochfenster, Arkaden, Metall-glasfassaden im Staffelgeschoß, stirn-seitige Pfosten-Riegel-Konstruktionen,eine verglaste Eingangsfassade aus Stahl,ein Stahl-Glas-Dach, Glasfassaden, Fens-terelemente für das Torhaus sowie um-laufende Steinverkleidungen aus Granitund Kalkstein.

Europäische Zentralbank Die beiden Türme der Europäischen Zen-tralbank werden mittels eines gläsernenAtriums verbunden: einer ca. 10.000 m²umfassenden Hülle aus Stahl und Glas, die sich zwischen dem 185 m hohen Nord-und dem 165 m hohen Südturm als eine der höchsten Atriumfassaden in Europaspannen wird. Im 38. Stockwerk wirdzudem ein 600 m² großer Glasboden errich-tet, der einzigartige Blicke in das Gebäudeund auf die Stadt bieten dürfte. Gefertigtwerden diese Bauteile von der Josef Gartner GmbH, die auch die Herstellung

und Montage der 19.000 m² Innenfassadenals isolierte Aluminiumelementkonstruk-tion einschließlich der gläsernen Verklei-dung der Shuttlelifte und die sogenannte große Councillobby zwischen der 40. und43. Ebene realisiert. Das verglaste Atrium ist als »vertikaleStadt« geplant, Verbindungs- und Um-steigeebenen unterteilen es in dreiAbschnitte mit Höhen zwischen 45 m und60 m. So sollen städtisch anmutende Plätzeund Straßen sowie hängende Gärten ent-stehen. Die besondere Herausforderungbei seiner Verwirklichung sind die Bewe-gungen und Verformungen der beidenpolygonalen Türme. Um die Fassade trotzdieser Bewegungen dicht an die beidenBaukörper anzuschließen, hat Gartner eineElementstruktur aus Aluminium entwickelt,die an eine Stahlkonstruktion vorgehängtist und über teilweise öffenbare Flügel zurnatürlich Belüftung verfügt; insgesamt 230elektrisch betriebene Ganzglaslamellenwerden dazu verbaut. Die Elemente derAtriumfassade messen in der Regel 2,20 mx 3,70 m und wiegen rund 400 kg, die größ-ten Elemente sind bei gleicher Breite ca. 4,50 m hoch. Die Innenfassade beinhaltet eine Alumi-niumelementkonstruktion, vollflächigeWandverkleidungen aus Blechen und dieStahl-Glas-Hülle für die Councillobby. Dieeinzelnen Elemente, zum Teil rautenförmigausgebildet, wiegen ca. 250 kg und sind mitzweifachem Isolierglas ausgefacht, jedeszweite von ihnen weist einen geschoß-hohen, elektrisch betriebenen Lüftungs-flügel auf. Die scharfkantigen Blechver-kleidungen sind überdies im Naturton eloxiert und 1,45 m x 3,70 m bzw. 4,40 mgroß.

Dr. Jochen Mignat,Hanau

Neubau der Europäischen Zentralbank© www.isochrom.com

Page 153: Frankfurt am Main

[Umrisse] [153

Neubau der Süwag-Zentrale Aufgabe und Ergebnis

Konzept Am Mainufer in Frankfurt-Höchst steht dieneue Unternehmenszentrale der SüwagEnergie AG. Als lokaler und eng mit derRegion verbundener Energieversorger hatsie bereits im Rahmen der Wettbewerbs-auslobung größten Wert auf städtebau-liche, architektonische und energiekonzep-tionelle Qualität gelegt. Der Beitrag vonMOW Architekten ging aus diesem Wett-bewerb als Erstplatzierter hervor. Das neue Gebäude ist daher energetischund städtebaulich bis ins Detail durch-dacht, für eine energieeffiziente Nutzunggeschaffen und im regionalen Umfeld verwurzelt. Seine geschwungene, drei-eckige Form vermittelt zwischen den sehrheterogenen städtischen Strukturen amStandort. Mit den ausgewogenen Propor-tionen ist es energetisch kompakt undnach den Himmelsrichtungen ausgerichtet.Die fließende Kontur reduziert zudemoptisch die Größe des Baukörpers.

Der Landschaftsraum von Main und Brüningpark wird über eine neue Wege-beziehung zusammengeführt, und einattraktiver Vorplatz entsteht, der bis in denInnenhof reicht. Der siebengeschossigeNeubau ist mit dem Ziel konzipiert, einenmaximalen Grundstücksanteil mit hoher

Geschwungene Fassade als Sinnbild © Christoph Kraneburg

Lageplan© MOW Architekten

Aufenthaltsqualität zur Mainseite freizu-halten und attraktive Blickbeziehung zuschaffen. Das Unternehmen bekommteinen unverwechselbaren Firmensitz, der Offenheit und Umweltfreundlichkeitausstrahlt.

Page 154: Frankfurt am Main

[Umrisse]154]

AußenwirkungDie äußere Erschließung sieht eine klareTrennung zwischen Fußgängern und Fahr-verkehr vor, was zu einer hohen gestalte-rischen Qualität im Außen- und Innen-bereich führt, besonders vor dem Haupt-eingang, mit Einbeziehung des Brüning-parks und den Fußwegen zum Main. Die Haupterschließung erfolgt über daszentrale Foyer zu den eingestellten Glas-aufzügen und bietet eine gute Orientierung,offene Blickbezüge und kurze Wege zu denNutzungsbereichen.Sinnbild des Energieflusses ist die ge-schwungene Fassade mit horizontaler Rhythmisierung der Fensterbänder. Diehorizontale Schichtung wird in ihrer Leichtigkeit und Eleganz auch bei Dunkel-heit ablesbar sein.

Zentrale KommunikationDie Konferenzzone ist zentral im Erdge-schoß angeordnet und daher für Kundenund Mitarbeiter auf kurzem Weg erreich-bar; bewegliche Trennwände ermöglicheneine flexible Teilbarkeit. Das Foyer und die angrenzenden Außenräume bildengroßzügige Vorbereiche. Das externe Restaurant und die Kantinesind zum Main hin mit einer Außenterrasseund sich abstufenden Freiflächen orien-tiert. Auf der Terrasse sitzend, hat derBesucher einen freien Blick auf den Fluss.Das Restaurant »Kraftwerk 1911« ist durchden separaten Zugang auf der Terrasseauch außerhalb der Süwag-Betriebszeitengeöffnet. Zusammen mit Schulungsräumenund Nebennutzflächen bietet diese Anord-nung eine hohe Variabilität.

Schnitt mit Innenansicht © MOW Architekten

Regelgeschoß© MOW Architekten

Erdgeschoß© MOW Architekten

Unternehmenszentrale in Frankfurt-Höchst © MOW Architekten

Page 155: Frankfurt am Main

[Umrisse] [155

BürobereicheDie Obergeschosse bieten für die Mitar-beiter eine hohe Flexibilität für Belegungund Bürostrukturen. Durch die dezentraleAnordnung der vertikalen Erschließungenkönnen verschiedene Nutzungszonen undseparate »Adressen« gebildet werden: ein Gebäude der kurzen Wege mit gerin-gem Störungspotential für offene Büro-bereiche! An den Haupterschließungensind Meetingpoints angeordnet, die zuGesprächen einladen und das Zusammen-wirken auch abteilungsübergreifend fördern. Die Grundrisse sind von mittigenKernen freigehalten, da sich diese in dentiefen Ecken befinden. So entsteht einedurchgängige, um die Kerne fließende, flexible Bürofläche, die durch die offeneGestaltung eine tageslichtdurchflutete undfreundliche Arbeitsatmosphäre schafft. Solassen sich die verschiedensten Konzepte,wie Zellen- und Kombibüro, Team- undOpen-Space-Fläche, realisieren. Neben-räume und Gemeinschaftsbereiche sinddarüber hinaus zügig erreichbar. Die dreiSeiten des Gebäudes, der gut proportio-nierte Innenhof und die transparentenBüros sorgen für attraktive Aus- undDurchblicke zur Altstadt mit Schloss, zum Main und zum Taunus.

UmweltDer Neubau verbindet eine kompakteGesamtform und eine hohe Außenwand-dämmung mit Strategien intelligenter Haustechnik und der Nutzung erneuer-barer Energien. Er profitiert dabei vor allemvon der großen Geothermieanlage und der Abwärmenutzung. Die Baumaterialiensind zudem nach ökologischen Gesichts-punkten ausgesucht worden. Dies führtnicht nur zu einer erheblichen Verringe-rung des Energieverbrauchs und des CO2-Ausstoßes, sondern stellt auch einkommunikatives und gesundes Arbeits-umfeld von hoher Umweltqualität bereit.

Über die ökologische Qualität und dieNachhaltigkeit des Gebäudes hinaus bietetes dank seiner räumlichen Atmosphäreund der gewählten Baustoffe einen hohen Nutzerkomfort.Sein Gesamtenergiebedarf von unter 100 kWh/m²a wird erzielt durch:– optimale Ausrichtung des Gebäudes

zur Nutzung von Tageslicht und solarenGewinnen,

– Nutzung von Geothermie zum Kühlen und Heizen mittels 82 Erdsonden, Wärmepumpe und Wärmespeicher-tank von 70.000 l,

– Temperierung und Aktivierung der Geschoßdecken als Speichermasse sowie aktionsschneller Randstreifen-elemente

– Dreifachverglasung der Fenster und hochwärmedämmende Profile mit einem Fensteranteil von 56 %,

Tageslichtdurchflutete Lounge © MOW Architekten

Flexibel unterteilbare Büroflächen © MOW Architekten

– natürliche Belüftung der Büros, – mechanische Lüftungsanlage mit

hocheffizienter Wärmerückgewinnung, – Minimierung des energetischen

Sonneneintrages durch außen-liegenden Sonnenschutz,

– Warmwasser für die Küche mittels thermischer Solaranlage,

– Belüftung der Tiefgarage über die Fortluft der raumlufttechnischen Anlage,

– Nutzung der Abwärme aus dem Rechenzentrum.

Page 156: Frankfurt am Main

[Umrisse]156]

ErrichtungDer Rohbau aus Stahlbeton besteht ausdrei in Gleitbautechnik erstellten Kernen,massiven Decken und Brüstungen sowieRundstützen. Ein Großteil der Haustechnikwurde zu einem frühen Zeitpunkt in dieDecken integriert. Ihre Anbindung und Verteilung erfolgen in dem aufgeständer-ten Hohlraumboden, die Deckenunter-seiten bleiben in der Regel unverkleidetund werden als Speichermasse genutzt.Der Innenausbau kann daher sehr flexibelmit Trockenbau- und Systemtrennwänden realisiert und an sich gegebenenfallsändernde Anforderungen angepasst werden. Trotz der komplexen Aufgabekonnte das Gebäude in einem Zeitrahmenvon 19 Monaten errichtet und termin-gerecht Ende 2010 an den Nutzer über-geben werden.

Volker Stockinger

BauherrSüwag Energie AG;Frankfurt-Höchst

Projektentwicklung und -steuerungCommerz Real Baumanagement GmbH, Düsseldorf

ArchitektenMOW Architekten Olschok Westenberger + Partner BDA,Frankfurt am Main

Projektleitung:Volker Stockinger

Mitarbeiter: Thorsten Rehfeld, Christian Schwarz, MichaelSustelo, Burkhard Margraf, Angelo Daniel, TobiasMathijssen

Innenarchitektur:Susanne Olbrich-Talwar

TragwerksplanungB + G Ingenieure Bollinger und Grohmann GmbH,Frankfurt am Main

Haustechnik und BauphysikDS-Plan GmbH, Frankfurt am Main

FassadenplanungIFFT GmbH, Frankfurt am Main

Lichtplanung3L. Licht Lux Lumen, Bad Nauheim

LandschaftsplanungBierbaum Aichele Landschaftsarchitekten, Mainz

Ein- und Ausblicke vom Innenhof © MOW Architekten

Page 157: Frankfurt am Main
Page 158: Frankfurt am Main

[Umrisse]158]

KfW-Neubau im Westend Bürogebäude als Dreibundanlage

Städtebauliche Figur Die städtebauliche Situation ist geprägtdurch die Villenstruktur des FrankfurterWestends und die gegenüberliegendengroßen Baukörper des Universitäts-geländes. In seiner Maßstäblichkeit reagiert das neue Bürogebäude auf seinUmfeld: Es vermittelt zwischen der großenHochschul- und der kleinteiligeren Wohn-bebauung. Als Neuinterpretation und Fortführung des gründerzeitlichen Stadtgrundrissesgliedern vertikale Einschnitte den Gebäu-deriegel an der Senckenberganlage in ein-zelne Baukörper, die in ihren Proportionen den Charakter der Wohnhäuser aufgreifen.Der sechsgeschossige Neubau der KfWantwortet in seiner horizontalen Staffelungzudem auf die unterschiedlichen Gebäude-höhen der Umgebung. Der Baumbestandim Gartenhof wurde weitgehend erhaltenund sensibel in das neue städtebaulicheGefüge integriert.

Flexible Gebäudestruktur Das Bürogebäude, das ca. 14.700 m² Bruttogeschoßfläche aufweist, ist alssogenannte Dreibundanlage konzipiert.Diese Struktur stellt eine Alternative zuüblichen Baukörperformen dar und er-möglicht es, auf kompaktem Raum diegewünschten 440 Arbeitsplätze unterzu-bringen. Dank ihrer Flexibilität lassen sich zudem neben Einzel- und Zweiper-sonenbüros ebenso offenere Lösungen wie Kombi- oder Großraumbüros anord-nen.

Gebäuderiegel an der Senckenberganlage © Klaus Helbig

Foyer mit Treppe© Klaus Helbig

Die Einschnitte gewährleisten eine interes-sante Raumfolge im Inneren und sorgen für Tageslichteinfall insbesondere in denzentralen Bereich, in dem sich die Haupt-erschließung, Besprechungs- sowie Auf-enthaltsräume mit Teeküche als Meeting-points befinden. Die Dreibundstrukturschafft die Voraussetzung für ein Arbeits-umfeld von hoher Qualität: Flure wieRäume verfügen über Tageslicht und bie-ten einen Ausblick nach außen. Die Ein-gangshalle im Erdgeschoß ist darüber hinaus ein repräsentatives Entree für dasGebäude und kann eine starke Identifika-tion mit der neuen Arbeitsstätte erzeugen.

Gegliederte Fassade Die Fassade greift in ihrer Materialität,Naturstein und Glas, Baustoffe der angren-zenden, teils gründerzeitlichen Bestands-gebäude auf. Drei Ebenen gliedern sieletztlich: – Vertikale Glasfugen teilen das Bau-

körpervolumen in kleine Einheiten.– Horizontale und vertikale Naturstein-

bänder fassen ein- und zweigeschos-sige Fassadenbereiche visuell zusam-men und verleihen ihnen räumliche Tiefe.

– Die verwendeten Materialien, wie dunkles Eloxal für Profile und Öff-nungsflügel sowie heller Muschelkalk, erzeugen ein spannungsreiches Fassadenbild.

Als transparentes Haus mit dauerhaftenMaterialien errichtet, stiftet der NeubauIdentität und repräsentiert die Unter-nehmenswerte wie Modernität und Nach-haltigkeit.

Page 159: Frankfurt am Main

[Umrisse] [159

BauherrKfW-Bankengruppe, Frankfurt am Main

ArchitektenKSP Jürgen Engel Architekten GmbH,Frankfurt am Main

TragwerksplanungRuffert und Partner Ingenieurgesellschaft mbH,Limburg

HaustechnikHTW Hetzel, Tor-Westen + Partner Ingenieurgesellschaft mbH & Co. KG,Düsseldorf

ElektrotechnikK. Dörflinger Gesellschaft für Elektroplanung mbH,Allendorf

FördertechnikLüsebrink Ingenieure,Hamburg

Energetisches Konzept Das im Mai 2011 eingeweihte Gebäude der KfW-Bankengruppe mit einem Primär-energieverbrauch von ca. 125 kWh/m²a istVorreiter auch im Hinblick auf die vielfälti-gen Nachhaltigkeitsaspekte. Ein zukunfts-weisendes Energie- und Haustechnik-konzept, eine intelligente Gebäudeautoma-tion für Sonnenschutz und Beleuchtung,ein ökologisches Heizsystem mit Holz-pelletanlage, eine bezüglich Dämmung,Lüftung und Tageslichtnutzung optimierteFassade, ein außenliegender Sonnen-schutz zur bestmöglichen Verschattungsowie die Wärme- und Kälteversorgungüber Bauteilaktivierung der Betondeckengewährleisten einen ressourcensparendenEnergieeinsatz.

Jürgen EngelGeschäftsführender Gesellschafter

KSP Jürgen Engel Architekten GmbH,Frankfurt am Main

Längsschnitt© KSP Jürgen Engel Architekten

Erdgeschoß, erstes und fünftes Obergeschoß © KSP Jürgen Engel Architekten

Fassade zum Gartenhof © Klaus Helbig

BauphysikFritz GmbH,Einhausen

BrandschutzHalfkann + Kirchner,Frankfurt am Main

Fassadentechnik DS-Plan GmbH,Köln, Stuttgart

Außenanlagen Sommerlad Haase Kuli Landschaftsarchitekten, Gießen

Page 160: Frankfurt am Main

[Umrisse]160]

Das Eastgate Gebäudekonzeption

EntwurfEine starke Identität, Bauabschnitte miteigener Adressbildung, Flächeneffizienzund gleichwertige Büros waren die Zielefür den Neubau. Lösung dieser Vorgabenwar ein Grundriss, der beide im spitzenWinkel zulaufenden Straßenfluchten auf-nimmt und durch die ovale Ausbildung derBaukörperecke einen Vorplatz aufspannt.Von der Lobby gelangt der Besucher direktüber einen Aufzug in die oberste Etage, wo ihn der Empfang und ein weitläufigesPanorama erwarten. Der konkave Schwungder Längsfassade führt zum Eingang deszweiten Bauabschnittes und betont dieVorfahrt zum Bürohaus.

Durch den ellipsenförmigen Gebäudekopfverfügt jeder Arbeitsplatz über einen freienAusblick, sämtliche Büroflächen sind mitden Gemeinschaftszonen verzahnt: JederPlatz wird zum Ort des Austauschs, obTeeküche, Meeting-Point oder Bespre-chungsraum. Dies erzeugt eine Großzügig-keit im Grundriss, die alle Organisations-formen von Einzel- und Kombibüro bis»Open Space« zu realisieren erlaubt. Die Baukörperform weist außerdem eineffizientes Verhältnis von Fassadenabwick-lung zu Nutzfläche auf und ermöglicht essogar, das vom Investor vorgegebeneRaumprogramm mit 15 % weniger Bau-masse zu erfüllen, ohne dabei auf Qualitätzu verzichten.Baubeginn war im Mai 2011, die Fertig-stellung ist für 2012 vorgesehen.

Prof. Dörte Gatermann

Erscheinungsbild des Bürohauses © studio A/Gatermann + Schossig

BauherrLang & Cie. Zweite Projektentwicklung GmbH & Co. KG,Frankfurt am Main

ArchitektenGatermann + SchossigBauplanungsgesellschaft mbH & Co. KG,Köln

TragwerksplanungRSP Remmel + Sattler Ingenieurgesellschaft mbH,Frankfurt am Main

Haus- und Elektrotechnikbähr ingenieure GmbH,Köln

BauphysikGN Bauphysik Finkenberger + Kollegen Ingenieurgesellschaft mbH,Stuttgart

BrandschutzDr. Sesselmann und KollegenBrandschutz, Explosionsschutz, Sachverständigen AG,Darmstadt

Page 161: Frankfurt am Main

[Umrisse] [161

Neues Maintor-Quartier Bebauung des ehemaligen Degussa-Areals

GesamtprojektDas Maintor-Quartier, das im Auftrag der DIC Deutsche Immobilien Chancen AG & Co. KGaA errichtet wird, liegt im pulsierenden Dreieck von Bankenviertel,Mainufer und Altstadt. Mit dem Projekt»Maintor« wird das ehemalige Degussa-Areal, zwischen Untermainkai und Weiß-frauenstraße angesiedelt, neu gestaltet.Das Gelände wird nicht nur neu bebaut,sondern auch zur Stadt hin geöffnet undöffentlich zugänglich gemacht: Es wirdunter Wiederherstellung historischerWegebeziehungen mit dem Straßennetzder angrenzenden Viertel verknüpft. NeueHochpunkte, wie die vier HochhäuserWinX, Maintor Primus, Maintor Porta undMaintor Panorama, werden die Frank-furter Skyline bereichern und das Erschei-nungsbild der Mainmetropole positiv prägen. Auf dem Maintor-Areal entstehen hoch-wertige Bürokomplexe mit Aussicht auf die Skyline und den Main sowie in dieStraßenschluchten des Bankenviertels. An der zentralen Plaza und in erster Reiheam Fluss werden Wohnungen errichtet,wobei die Mischung aus urbanem Arbei-ten, Leben am Fluss und attraktiven öffent-lichen Plätzen beste Voraussetzungen fürein belebtes Quartier bietet. Mit dem Quartiersplatz, der sogenannten Plaza von hoher Aufenthaltsqualität und ingefragter Innenstadtlage, werden Gastro-nomie, Geschäfte, Kultur und städtischesLeben zusammengeführt. Plätze, Cafés und Restaurants werden das neue Quartierebenfalls mit Leben erfüllen. Unmittelbaran die Hauptverkehrsachsen angebunden,wird es die gewachsene Infrastruktur der Umgebung ergänzen.

Die Gestaltung der Baukörper bestimmenAspekte wie Nachhaltigkeit, Flexibilität und Flächeneffizienz: Für alle wird eineDGNB-Zertifizierung in Gold oder eine Zertifizierung nach dem amerikanischenLEED-Standard angestrebt. Das Maintorwird sich durch Komfort, Umweltverträg-lichkeit und Energieeffizienz auszeichnen,wie etwa durch die Reduzierung des Energie- und Wasserverbrauchs, um dieBetriebskosten zu senken und die Wirt-schaftlichkeit des Ensembles zu erhöhen.

Die flexible Gebäudestruktur ermöglicht eszudem, die Raumplanung der Büroflächenkonsequent auf die Anforderungen undBedürfnisse des jeweiligen Mieters auszu-richten: Produktivität und Lebensqualitätder Nutzer stehen hier im Vordergrund.

Neue »Hochpunkte« in Frankfurt am Main © KSP Jürgen Engel Architekten

Baukörperanordnung© KSP Jürgen Engel Architekten

Page 162: Frankfurt am Main

[Umrisse]162]

WinX Das Hochhaus WinX, das nach Plänen vonKSP Jürgen Engel Architekten errichtetwird, ist das Herzstück des künftigen Quartiers. Als neue Adresse am Mainuferdes Bankenviertels bietet der Turm mit 29 Geschossen moderne Arbeitsplätze mit beeindruckender Aussicht über Stadtund Fluss. Der Entwurf für das Ensembleaus Hochhaus und vorgelagertem Portalging im Dezember 2009 als erster Preis aus einem Architektenwettbewerb hervor. Der knapp 100 m hohe Turm leitet vomHochhauscluster innerhalb des Banken-viertels zu den niedrigeren Türmen amMainufer und bereichert die Skyline vonFrankfurt. Der Name WinX verweist dabeiauf zwei Aspekte der Gestaltung: Der Turmbasiert auf einem X-förmigen Grundriss,der eine optimale Tageslichtnutzunggewährleistet.

Seine markante Gestalt entwickelt sich inForm zweier Flügel, also »Wings«. Das Portal mit seiner hellen Glas-Naturstein-Fassade ist dem Hochhaus WinX vorge-lagert. Die Flächen im Erdgeschoß eignensich für eine Nutzung als Konferenz-zentrum oder Mitarbeiterrestaurant,zusätzliche Geschäfte eröffnen weitereVersorgungsalternativen. Das WinX ver-fügt über effiziente Bürogrundrisse, diesich auf einer Fläche von rund 35.000 m²,davon 7.850 m² im siebengeschossigenPortalgebäude, flexibel unterteilen lassen.Je nach Bedarf des zukünftigen Mieters sind verschiedene Lösungen realisierbar:vom offenen »Open Space«-Konzept überKombibüro-Varianten bis hin zu klassi-schen Zellenbüros. Die Arbeitsplätze sind entlang der Fassadeangeordnet und können daher optimalbelichtet und natürlich belüftet werden.Beste Arbeitsplatzbedingungen garantierenzudem ein außenliegender Sonnenschutzund die Möglichkeit, die Raumtemperaturjeweils individuell zu regeln.

PrimusDas 46 m hohe »Primus« mit einer Flächevon rund 5.500 m² entspricht mit seinerhochwertigen Natursteinfassade, in diebodentiefe Fensterflächen integriert sind,den heutigen Ansprüchen an ein modernesBürohaus. Ein angenehmes Raumklimawird durch einen außenliegenden Sonnen-schutz, öffenbare Fenster in allen Bürosund die Verwendung von nachhaltigen,umweltfreundlichen Materialien erreicht.Im Sockelgebäude des Primus befindensich zusätzliche, ebenfalls großzügig undhell angelegte Flächen, die verschiedensteBürokonfigurationen erlauben. Das Erd-geschoß bietet sich für eine Nutzung durch Einzelhandel, Gastronomie oder als moderne Konferenzzone an. Darüber hinaus profitiert das von KSP Jürgen Engel Architekten entworfeneGebäude von seiner zentralen Lage amWilly-Brandt-Platz mit Schauspielhaus und Oper, der Nähe zum Main und derguten Verkehrsanbindung direkt am U-Bahn-Knotenpunkt Willy-Brandt-Platz.Hier sind namhafte Firmen und Banken in unmittelbarem Umfeld angesiedelt,zudem locken diverse Bars, Restaurants,Cafés und Läden der Innenstadt.

Vier Hochhäuser: WinX, Primus, Porta, Panorama © KSP Jürgen Engel Architekten

Page 163: Frankfurt am Main

[Umrisse] [163

BauherrDIC Deutsche Immobilien Chancen AG & Co. KGaA, Frankfurt am Main

ArchitektenKSP Jürgen Engel Architekten GmbH,Frankfurt am Main (Primus, Porta, WinX, Patio)

Prof. Christoph Mäckler Architekten,Frankfurt am Main (Panorama)

Jo. Franzke Architekten,Frankfurt am Main (Palazzi)

PortaDas »Porta« stellt die direkte Verbindungzwischen dem Bankenviertel und derFrankfurter Altstadt her und bildet den Auftakt des Quartiers von Osten. Ausge-stattet ist es mit einer repräsentativenNatursteinfassade, die sich auch im Inneren fortsetzt. Im großzügigen Entreeangekommen, erreicht man über Hoch-geschwindigkeitsaufzüge schnell alle Ebenen des 19-geschossigen Gebäudes. Der Einsatz zeitgemäßer Haustechnik führtzu einer Energiebilanz, die die aktuelleEnergieeinsparverordnung um mehr als 25 % unterschreitet. Insgesamt stehen hierca. 20.000 m² Bürofläche zur Verfügung, die flexibel nutzbar sind und individuell andie Bedürfnisse des Mieters angepasstwerden können. Besprechungsinseln undmoderne Lounges bieten überdies Rück-zugs- und Entspannungsmöglichkeiten.Und auf großen Dachterrassen lässt sichder Blick über die Skyline, die Altstadt undden Main genießen.

Jürgen EngelGeschäftsführender Gesellschafter

KSP Jürgen Engel Architekten GmbH,Frankfurt am Main

TragwerksplanungDBT Ingenieursozietät, Frankfurt am Main (Primus)

Schüßler-Plan Ingenieurgesellschaft mbH,Frankfurt am Main (Porta)

Haus- und ElektrotechnikSeidl & Gesamtplanung GmbH,Regensburg (Primus)

BauphysikTohr Bauphysik GmbH & Co. KG, Bergisch Gladbach

BrandschutzDr. Sesselmann und Kollegen Brandschutz, Explosionsschutz, Sachverständigen AG, Darmstadt

Fassadentechnikpriedemann fassadenberatung GmbH, Berlin

AußenanlagenWES & Partner Landschaftsarchitekten, Hamburg

»Primus« am Willy-Brandt-Platz © KSP Jürgen Engel Architekten

»Porta« mit Dachterrassen © KSP Jürgen Engel Architekten

Page 164: Frankfurt am Main

[Umrisse]164]

Neubau Audi Zentrum Konzept und Baukörperausbildung

StädtebauDas Grundstück des neuen Audi ZentrumFrankfurt-Ost liegt zwischen HanauerLand- und Lindleystraße. In zwei fünf-geschossigen Baukörpern sind Verkaufs-flächen mit Ausstellungsbereichen undKundenzonen sowie Werkstatt und Fahr-zeuglager untergebracht.

Die prägenden Elemente der neuen Audi-Architektur, Schauräume, definiert aus dreidimensionalen, in die Kubatur ein-schneidenden asymmetrischen Kurven,bestimmen das Gebäude an der HanauerLandstraße (Bauteil 1): Mit ihren expres-siv geschnittenen Glasfassaden öffnen

Straßenfront mit eingeschnittenen Schauraumfenstern © Allmann Sattler Wappner

Audi Zentrum Frankfurt-Ost im Modell © Allmann Sattler Wappner

sich die zwei übereinandergestapeltenSchauräume in beide Richtungen übereckzur Hanauer Landstraße bzw. zum Kund-enparkplatz im östlichen Teil des Areals, im Süden orientieren sich Gebraucht-wagenausstellungsflächen und Werkstatt-bereiche zur Lindleystraße.Das kleinere Bauteil 2 mit Werkstatt- undFahrzeuglagernutzung nimmt die Flucht der neuerrichteten östlichen und dergeplanten westlichen Nachbarbebauungan der Lindleystraße auf und schließt ander westlichen Grundstücksgrenze an die Brandwand des geplanten Nachbar-gebäudes an. Die Erschließung erfolgt über eine Zu-fahrt von der neuen Stinnesstraße sowieüber die je zwei Zu- und Abfahrten an derHanauer Land- und Lindleystraße. DerHauptzugang für Kunden befindet sich, den Parkplätzen zugeordnet, an der Ost-seite. Durch die Solitärstellung des Haupt-gebäudes bleibt die Durchlässigkeit vonHanauer Land- zu Lindleystraße bestehen,die wichtigen Sichtbeziehungen zwischenbeiden Straßenräumen bleiben erhalten.

Page 165: Frankfurt am Main

[Umrisse] [165

Organisation Im Erdgeschoß des Bauteil 1 sind nebendem großen zweigeschossigen Schau-raum für Neuwagen Kundenzonen, Service-annahme inklusive Direktannahmen sowieTeile der Werkstatt angeordnet. Die oberenGeschosse beherbergen den zweitenSchauraum mit Neufahrzeugen sowie,unmittelbar angrenzend, weitere Kunden-und Verwaltungsbereiche. Die ausgedehn-te Gebrauchtwagenausstellung im zweitenund dritten Obergeschoß orientiert sich zurLindleystraße auf der südlichen Seite desGrundstücks. Im offenen unbeheizten vier-ten Geschoß sind zusätzlich zu den Ebenenin der Tiefgarage Fahrzeuglagerflächenuntergebracht.

Grundrisse: Unter- bis viertes Obergeschoß © Allmann Sattler Wappner

Gebäudeschnitt© Allmann Sattler Wappner

Page 166: Frankfurt am Main

[Umrisse]166]

Im zweiten, ebenfalls fünfgeschossigenBaukörper an der Lindleystraße sind imErdgeschoß weitere Servicefunktionen wie Fahrzeugaufbereitung bzw. der Karosseriebereich positioniert. Rampenerschließen die darüberliegenden offenen,unbeheizten Fahrzeuglagerflächen, überbefahrbare Brücken sind beide Bauteilemiteinander verbunden.Im Außenbereich befinden sich entlangder Lindleystraße weitere Ausstellungs-flächen für Gebrauchtwagen. Der zentraleKundenparkplatz liegt im östlichen Teil desGrundstücks.

FassadeDie Corporate Architecture von Audi istgeprägt durch einheitliche geschlosseneFassadenbereiche, verkleidet mit gefalte-ten, perforierten Aluminiumelementen, diemit den expressiv geschnittenen Schau-raumfenstern kontrastieren. Dieses Wech-selspiel zwischen perforierten Aluminium-flächen mit dahinterliegenden einzelnenÖffnungen und den über 6 m verglastenAusstellungszonen dominiert die Erschei-nung des Audi-Zentrums Frankfurt.Lediglich an der Lindleystraße wird daserdgeschossige Werkstattareal durch einesilberne Putzfassade als Sockel hervor-gehoben, wobei große Fensterflächen Einblicke ins Innere ermöglichen. Darüberliegen die Neu- und Gebrauchtwagen-bereiche offen hinter der perforiertenAudi-Fassade, so dass sie schemenhaftsichtbar werden.

Uta LeconteAllmann Sattler Wappner Architekten GmbH,

München

InvestorAudi Retail GmbH,Ingolstadt

BauherrVolkswagen Group Real Estate GmbH & Co. KG, Wolfsburg

BetreiberAudi Zentrum Frankfurt GmbH,Frankfurt Am Main

ProjektmanagementVolkswagen Immobilien GmbH,Wolfsburg

ArchitektenAllmann Sattler Wappner Architekten GmbH,München

Projektleitung:Karin Hengher, Alexandra Wagner, Kai Homm

Mitarbeiter: Tiziana Feighofen, Tina Jacke, Carola Dietrich, Alexandra Wagner, Matthias Both, Uwe Ernst, Benjamin Haupt, Konstantin Lauber, Marc Ottinger

TragwerksplanungWSP CBP Consulting Engineers AG,München

HaustechnikWSP CBP Technische Ausrüstung GmbH,München

ElektrotechnikRaible + Partner GmbH & Co. KG,Reutlingen

BauphysikHorstmann + Berger GbR, Altensteig

EnergieberatungTranssolar Energietechnik GmbH, München

LichtplanungSchmidt König Lichtplaner, München

Freiflächenplanungrealgruen Landschaftsarchitekten, München

Fassadenansichten© Allmann Sattler Wappner

Page 167: Frankfurt am Main

[Umrisse] [167

Die Wurzel mit ihrem zentralen vollver-glasten, kegelförmigen Luftraum bildet soeinen unverwechselbaren architektoni-schen Raum mit hoher Verweilqualität undIdentität. Gastronomie- und Retailbereichein Verbindung mit den Lounges sind hierinintegriert und so im Schwerpunkt der Passagierströme angeordnet. Sie erhaltendurch den Vorfeldbezug Tageslicht, Auf-enthaltsqualität und einen hohen Erlebnis-wert. Individuelle, themenbezogeneGestaltungskonzepte werden dabei in einübergeordnetes Prinzip eingebunden.

Flughafen Frankfurt Entwicklung des Bereiches A-Plus

Strukturen im Prozess Ein Flughafen ist nie in einem definitivenZustand, sondern immer in einem Wand-lungs- und Anpassungsprozess. Bei derKonzeption der Erweiterung A-Plus habenneben der Schaffung von baulicher Iden-tität die funktional-räumliche Gliederung,die Anpassungsfähigkeit, Veränderbarkeitund Flexibilität eine ebenbürtige Bedeu-tung wie die Realisierung eines funktions-fähigen Status quo. Die baulichen Struktu-ren weisen aus diesem Grunde im jetzigenEntwicklungsschritt eine äußerst robusteStruktur auf, legen gleichzeitig den über-geordneten Rahmen für eventuelle Erwei-terungsmaßnahmen verbindlich fest undlassen dabei jedoch genügend Freiraumfür die Vielfalt des Einzelnen.

Wurzel als SchnittstelleAn der baulichen Schnittstelle zwischenTerminalhalle und Flugsteig befinden sichin der Wurzel folgerichtig Funktionen, die Land- und Luftseite miteinander ver-knüpfen bzw. den Übergang darstellen: der zentrale Marktplatz mit Retail- undgastronomischen Angeboten. Die Um-

setzung und das räumliche Konzept desMarktplatzes, sowohl für Schengen-Passagiere in der Ebene 2 als auch fürNon-Schengen-Passagiere in der Ebene 3,gewährleisten durch seine klare geome-trische Neustrukturierung zusammen miteiner großzügigen zentralen Deckenöff-nung, die sich nach oben kegelförmigerweitert und so optisch die übereinander-liegenden Marktplätze miteinander ver-bindet, sowie durch die breite Durchsichtzur Luftseite eine jederzeit gute Orientie-rung und Akzeptanz.

Lageplan © gmp Architekten

Gesamtausdehnung des Neubaus © gmp Architekten

Page 168: Frankfurt am Main

[Umrisse]168]

Ergänzt werden die zentralen kommerziel-len und gastronomischen Flächen durchdie im Flugsteig konzentriert verteiltenRetail- und Gastronomiesegmente in direk-ter Nähe zu den einzelnen Wartezonen, indenen wiederum Transparenz und Tages-licht, kombiniert mit einfachen und natür-lichen Materialien wie Naturstein, Metallund Holz, eine behagliche Atmosphäre mithoher Gestaltungsqualität erzeugen.

Entwurf des Flugsteigs An die Wurzel angrenzend, erstreckt sich der Flugsteig auf ca. 26 m Breite über600 m gen Westen. Der Entwurf sieht einwirtschaftlich optimiertes Konstruktions-raster über alle Geschosse und die Anord-nung großer geschlossener Fluchttreppen-und Schachtkerne an die nördliche Außen-wand vor und schafft so einen durch-gängig offenen, tageslichtdurchflutetenRaum. Die unverstellte Blickbeziehung zuden Gates und dem Vorfeld in Verbindungmit den stetigen, immer sichtbaren Infor-mationen garantiert ein großzügiges räumliches Angebot und eine einfache Orientierung.Die Wartebereiche, als zusammenhän-gende Flächen entlang der luftseitigen Fassade des Flugsteiges angeordnet, sinddurch den unverbauten Blick einfach auffindbar. Betont wird dies durch groß-flächige Lichtdecken vor den jeweiligenBoardingarealen jedes Gates: Die Licht-führung mit architektonischen Mittelnunterstreicht die Raumwirkung. Ziel derLichtplanung für das Innenraumkonzept istder Zweiklang aus einer weichen Decken-aufhellung als Grundbeleuchtung undbewusster Differenzierung der einzelnen

Funktionseinheiten. Die Ausbildung vonLichtinseln und -zonen für die Counter- und Gate- sowie die Retail- und Gastro-nomiebereiche bewirkt die notwendigeLebendigkeit innerhalb der großen Raum-zusammenhänge und unterstützt die Orien-tierung für die Fluggäste und Kunden.Am Abend lassen alle Öffnungen daskünstliche Licht in den Außenraum schim-mern und erzielen den nächtlichen Form-ausdruck. Das Zusammenspiel von Fassa-den- und Dachstruktur mit seiner großenÖffnung im Wurzelbereich prägt die Nacht-erscheinung der Erweiterung A-Plus vomBoden und aus der Luft. Hierbei orientiertsich die Fassadengestaltung der Aufgabeentsprechend an der Großordnung undsucht die Lösung in der Reduktion imDetail. Im Sinne der energetischen Nach-haltigkeit und der Wirtschaftlichkeit wirddie modulare Gebäudehülle als vor-montierte Aluminiumrahmenfassade aushochwärmedämmenden Profilen mit ver-bessertem U-Wert in Verbindung mit einem starren, außenliegenden und 1 m

auskragenden horizontalen Sonnenschutzkonzipiert, wobei der Wechsel von offenenzu geschlossenen Abschnitten zur Stär-kung der Orientierbarkeit mit logischemund angemessenem Sichtbezug realisiertwird. Reduzierter Einsatz von Glasflächenan der Nordseite des Flugsteiges gewähr-leistet einerseits Belichtung und Außen-bezug und berücksichtigt andererseits inder Konstruktion spätere Ausbauzonen.Die Neubaumaßnahme der Entwicklungdes Bereiches A-Plus ist trotz der unter-schiedlichen Bauteile von Flugsteig undWurzel als eine architektonische Einheitkonzipiert und steht damit zeichenhaft mit einem nach innen und außen durch-gängigen Erscheinungsbild für dasGesamtprojekt.

Jürgen Hillmer Dipl.-Ing. Architekt

Partner im Büro gmp,Hamburg

BauherrFraport AG, Frankfurt am Main

Architekten gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner

TragwerksplanungWeber Poll Ingenieurbüro für Bauwesen,Hamburg

Gebäudetechnik Arup GmbH,Frankfurt am Main

Brandschutz hhpberlin Ingenieure für Brandschutz GmbH,Frankfurt am Main

Lichtplanung Conceptlicht,Traunreut

VerkehrsplanungVSU Beratende Ingenieure für Verkehr Städtebau Umweltschutz GmbH,Herzogenrath

Gebäude im Entstehen © gmp Architekten

Modulare Fassadenstruktur © gmp Architekten

Page 169: Frankfurt am Main

[Umrisse] [169

EntschleunigungDie Hauptbewegungsrichtung der Ecken-heimer Landstraße ist längs stadtaus- und stadteinwärts. Diese Richtung wirdverstärkt durch die parallel verlaufenden Spuren von (Auto-)Fahrbahn, Stadt-bahngleisen und Radwegen, die die Straßein einzelne schmale Streifen trennen. InQuerrichtung, orthogonal zur EckenheimerLandstraße, bewegen sich hauptsächlichdie Fußgänger und Anwohner auf denmomentan nicht sehr breiten Bürger-

Zwei Haltestellen der Stadtbahnlinie Erster Preis in einem Realisierungswettbewerb

AufgabeDie Verkehrsgesellschaft Frankfurt amMain mbH als Betreiber der Stadtbahn-strecken beabsichtigt entlang der Linie U 5zwischen Konstabler Wache und Preun-gesheim die Realisierung von zwei neuenHaltestellen: Musterschule und Glauburg-straße. Im Rahmen eines Wettbewerbs sollten für die Bahnsteige gestalterisch anspruchs-volle Lösungen gefunden werden, in derdie straßenräumlichen und funktionalenAspekte im Hinblick auf die Vorgabenbezüglich Haltestellenausformung undguter Orientierbarkeit für die Kundenberücksichtigt sind. Der mit dem erstenPreis ausgezeichnete und voraussichtlichbis 2013 zu realisierende Entwurf beruhtnun auf folgendem Konzept:

Inseln im Stadtraum Durch das versetzte Anordnen der Haltestellen links und rechts entlang derEckenheimer Landstraße entstehen neue»urbane Inseln« im Stadtraum. DieseInseln werden als urbane Freiräume, alsoShared Spaces, gestaltet, die alle aufein-andertreffenden Funktionen zu einemgemeinsamen Raum vereinen.

Shared SpaceDer neugewonnene urbane Freiraum wirddurch die gezielte Auflösung der striktenTrennung von Radverkehr, Stadtbahnhalte-stelle, Fußgängern und Hausbewohnern zu einem gemeinsam erlebbaren Raum mit Platzcharakter geformt, in dem sich alle Funktionen in Koexistenz begegnenkönnen. Der Raum entwickelt sich zwischen derAußenkante des Hochbahnsteigs und den Außenkanten der Häuser. Er wird alsurbane Landschaft aufgefaltet und reagiertindividuell auf die einzelnen Randbedin-gungen, wie zum Beispiel Hauseingänge,Seitenstraßen oder aber auf die unter-schiedlichen Einstiegshöhen der Stadt-bahn. Der Bahnsteigkörper verschmilzt mit demBürgersteig, ein fließender Raum entsteht.

Inselbildung© Just/Burgeff Architekten

Raumbeziehungen© Just/Burgeff Architekten

steigen, was ihr Vorwärtskommen ein-schränkt bzw. unkomfortabel macht. Durch»Inselbildung« und Zusammenlegung dereinzelnen Funktionen zu einem Gesamt-raum (Shared Space) wird die Orthogonal-bewegung in diesem Bereich gestärkt, dievorherrschende Längsorientierung durchden neuen Stadtraum »entschleunigt«:Neue Orte der Begegnung auf unter-schiedlichen Ebenen können entstehen.

Baukörper © Just/Burgeff Architekten

Page 170: Frankfurt am Main

[Umrisse]170]

So wird das Thema der »Zäsur« insGegenteil umgewandelt und ein zur Fahr-bahn geschützter Stadtraum mit hoher Aufenthaltsqualität geschaffen. Die urbaneLandschaft schichtet den Raum auch»weich« in der Höhe, es entwickeln sichfließende Übergänge, Aufweitungen,Buchten, Orte zum Verweilen.

Umsetzung des Shared SpaceIm Bereich der Haltestellen ist für den Kfz-Verkehr Tempo 30 vorgesehen. Diebeidseits der Eckenheimer Landstraße fürFußgänger und Radfahrer vorhandenenbzw. geplanten Flächen werden denUmfeldanforderungen entsprechendgegliedert.

Auf der der Haltestelle abgewandtenStraßenseite bleibt die Linearität gewahrt,indem Radwege oder -fahrstreifen baulichund markiert ausgebildet werden. Auf derSeite mit Haltestellenbereich wird dieLinearität hingegen aufgehoben, Radfahr-streifen werden nicht markiert. Damit wirdausdrücklich betont und gefördert, dass,auf dem Prinzip Shared Space beruhend,Fußgänger, Radfahrer, Wartende, Spielen-de und Bummelnde aufeinander Rücksichtnehmen. Die, bezogen auf die Fußgänger-und Radfahrerströme, vertikal von und zu der Haltestelle Laufenden können sonahezu deren gesamte Länge nutzen.

Verkehrsrechtlich wird dies mit dem Schild »Fußgänger« und dem Zusatz »Radfahrer frei« geregelt, so dass keinePflicht zum Absteigen für Radfahrerbesteht. Es ist gewährleistet, dass an derengsten Stelle mindestens 3 m freie Breitevorhanden sind, womit eine gemeinsameNutzung durch Fußgänger und Radfahrerunproblematisch ist.

»Musterschule« als zweiter Neubau für die Stadtbahn © Just/Burgeff Architekten

Künftige Haltestelle in der Glauburgstraße © Just/Burgeff Architekten

Lageplan© Just/Burgeff Architekten

Glauburgstraße

Musterschule

Page 171: Frankfurt am Main

[Umrisse] [171

Der Infokasten samt Stationsbeschriftunghängt im Bereich des Witterungsschutzesorthogonal zur Fahrbahn, so dass man ihnvon der Fahrbahn und vom Bürgersteig guterkennen kann.

HaltestelleDie Haltestelle wird Teil des öffentlichenRaums, ist Bürgersteig, Haltestelle undurbaner Platz zugleich. Die notwendigenFunktionen, wie Fahrkartenautomat,Papierkörbe und Sitzgelegenheiten, unddas taktile Leitsystem werden in die neue»Stadt-Landschaft« integriert. Der Witterungsschutz oder Unterstandgleicht einer räumlichen Skulptur, die sichaus dem gefalteten Raum der Rampen,Treppen oder Böschungen entwickelt, freizugänglich und das klassische Verhältnisvon Vorder- und Rückseite einer Haltestellewie die Trennungslinie zwischen Bahn-und Bürgersteig auflösend.

Schnittfolge: Musterschule © Just/Burgeff Architekten

Schnittfolge: Glauburgstraße © Just/Burgeff Architekten

Materialität Die gewählten Pflaster entstammen demKatalog der Stadt Frankfurt zu Boden-belägen im öffentlichen Raum und entspre-chen somit den Anforderungen bezüglicheiner einfachen Wartung und Unterhaltung.Der Witterungsschutz ist als Stahlrost-konstruktion ausgebildet, wobei die tragende Glasverbundscheibe, an derebenfalls der Infokasten befestigt ist, zurAussteifung dient. Die Verkleidung desStahlrostes besteht aus eloxiertem Alumi-niumblech, an der Unterseite werden dienotwendigen Beleuchtungskörper flächen-bündig integriert.

Malte Just Till Burgeff

BauherrVerkehrsgesellschaft Frankfurt am Main mbH

EntwurfJust/Burgeff Architekten GmbH, Frankfurt am Main

LandschaftsarchitektenFreiraum X, Frankfurt am Main

VerkehrsplanungProf. Dr.-Ing. Rudolf Eger,Darmstadt

Page 172: Frankfurt am Main

[Umrisse]172]

der Entwurf für die Außenbahnsteigegeschwungene Dächer in Form und Struktur von Blättern sowie für die Fuß-gängerbrücke über die Bundesautobahn A 66/A 648 eine Schrägseilbrücke miteinem markanten Pylon vor.

Benjamin Jourdan

AuftraggeberStadt Eschborn

GestaltungskonzeptJourdan & Müller · PAS,Frankfurt am Main

Verkehrsplanung und TragwerksentwurfSchüßler-Plan Ingenieurgesellschaft mbH,Frankfurt am Main

Regionaltangente West Gemeinschaftshaltestelle von Eschborn und Frankfurt-Sossenheim

EntwurfDie Regionaltangente West soll vom Nord-westzentrum in Frankfurt-Niederursel bzw.vom Bahnhof Bad Homburg von der Höheüber Eschborn, Frankfurt-Sossenheim, -Höchst, -Flughafen und -Stadion nachNeu-Isenburg-Zentrum bzw. Dreieich-Buchschlag verlaufen und das bishersternförmige, von der Frankfurter Innen-stadt ausgehende öffentliche Personen-nahverkehrsnetz sinnvoll tangentialergänzen.

Die Gemeinschaftshaltestelle kann dieangrenzenden Stadtteile von Frankfurt-Sossenheim, Eschborn und Schwalbachoptimal erschließen und wirkt sich auf-grund der Reduzierung der Haltestellenpositiv auf die Kosten und die Fahrzeit der Regionaltangente West aus. Da dieGemeinschaftshaltestelle den regionalenZusammenhalt im Ballungsraum Frankfurt–Rhein-Main symbolisieren soll, hat dieStadt Eschborn Jourdan & Müller mit derErarbeitung eines Gestaltungskonzeptsbeauftragt. Die Architekten sehen in der Gemeinschaftshaltestelle einen»Eyecatcher«, der architektonisch hoch-wertig auszubilden ist. Deshalb sieht

Gestaltung der Außenbahnsteige © Jourdan & Müller

Fußgängerbrücke über die Autobahn © Jourdan & Müller

»Eyecatcher« im Personennahverkehrsnetz © Jourdan & Müller

Entwurfskizzen© Jourdan & Müller

Page 173: Frankfurt am Main

Mit Flughafenbetreibern, Automobilherstellern, Bund, Städten und Kommunen und den planenden und ausführenden Unternehmen stellen wir in einer

Ad hoc-Veranstaltung BAU VON PARKHÄUSERN, TANK- UND RASTANLAGEN

die neuesten Projekte und Entwicklungen vor, wobei die Sicherheit durch entsprechende Kontroll- und Überwachungssysteme und der Brandschutz einen nicht unerheblichen Vortragsblock bilden werden. Aber auch für die Farbgestaltung und aktuelle Beleuchtungskonzepte werden allen am Bau von Parkhäusern, Tank- und Rastanlagen interes-sierten Bauherren und Investoren überzeugende Beispiele geliefert. Neben dem Neubau steht hier die Sanierung erhaltenswerter Parkhäuser und Garagenanlagen natürlich ebenso im Fokus und auf dem Besuchsprogramm. Wir freuen uns, wenn wir Sie für diese Veranstaltung interessieren können. Unterlagen, wie Themen- und Objektplan, Referentenverzeichnis und Anmeldemodalitäten fi nden Sie unter www.mixedmedia-konzepts.de/Veranstaltungen Frau E. Wiederspahn beantwortet aber auch gerne eine persönliche Anfrage.

Biebricher Allee 11 b65187 WiesbadenTel.: 00 49/(0)6 11/98 12 92-0Fax: 00 49/(0)6 11/80 12 52kontakt@verlagsgruppewiederspahn.dewww.verlagsgruppewiederspahn.de

mit MixedMedia Konzepts

V E R L A G S G R U P P EW I E D E R S P A H N

Page 174: Frankfurt am Main

Imm

obili

enm

arkt

]

Finanzierung der Deutsche-Bank-Türme Beratung der Allianz durch CMS Hasche Sigle

Die Deutsche Bank AG hat ihre FrankfurterZentrale, die sogenannten Zwillingstürme,an einen geschlossenen Fonds der haus-eigenen Fondstochter DWS für ca. 600 Mil-lionen Euro verkauft – bei einem Finan-zierungsvolumen von ca. 300 MillionenEuro.

Ein Team von CMS Hasche Sigle um denImmobilienexperten Dr. Volker Zerr undden Finanzrechtsexperten Dr. Peter Rubyhat die Allianz Real Estate GmbH, die hierim Auftrag verschiedener Allianz-Gesell-schaften tätig wurde, bei der Finanzierungdes Erwerbs dieses stadtbildprägendenEnsembles in Frankfurt am Main umfas-send beraten. Die Allianz Real Estate GmbH ist damiterstmals in Deutschland als Kreditgebereiner gewerblichen Immobilienfinanzie-rung tätig geworden. Das CMS-Team umDr. Volker Zerr berät die Allianz regelmäßigbei solchen Transaktionen, im Jahr 2010etwa bei der Sale-and-Lease-back-Akqui-sition von 80 Aldi-Standorten.

Vier verschiedene Quartiere schaffen hochwertigen Lebensraum und attraktive Arbeitsplätze, umgeben von viel Grün. Das Europaviertel West in Frankfurt am Main verbindet die Innenstadt mit der Messe, die Stadt mit der Welt und die Menschen mit der Natur. Investoren und Ent- wickler finden ihre Verbindung zum Europaviertel West im Internet.

www.europaviertel.de

aurelis Real Estate GmbH & Co. KG Region Mitte Mergenthalerallee 15–21 65760 Eschborn Tel. 06196 5232-242 Fax 06196 5232-209 [email protected] www.aurelis-real-estate.de

Ein Projekt der

VERKAUFT

VERKAUFT

NEUES LEBEN AM START IM EUROPAVIERTEL WEST

CMS Hasche Sigle ist eine der führendenwirtschaftsberatenden Anwaltssozietäten– mit mehr als 600 Anwälten in neun wich-tigen deutschen Wirtschaftszentren sowiein Brüssel, Moskau und Shanghai.

www.cmslegal.comwww.cms-hs.com

Page 175: Frankfurt am Main

[Umrisse] [175

Triebwerk München Planungsprojekt von aurelis

Die Zukunft des ehemaligen Ausbesserungswerks derDeutschen Bahn im Münchner Stadtteil Neuaubingnimmt Konturen an: Aktuelle Pläne zur Umgestaltung des ca. 400.000 m² großen Areals mit drei riesigen Hallensind inzwischen vorgestellt worden. »Das Areal hat dasPotential, ein Motor der Entwicklung im MünchnerWesten zu werden«, so Stefan Wiegand, Geschäftsführerder aurelis Real Estate GmbH & Co. KG, »der Name spiegelt die wirtschaftliche Dynamik des Standorts widerund geht zugleich auf die ehemalige Nutzung durch dieDeutsche Bahn ein.«

Umgestaltung des früheren Ausbesserungswerks © aurelis Real Estate GmbH & Co. KG

Das Triebwerk München, unweit der BundesautobahnenA 96 und A 99 gelegen, soll eines der attraktivstenGewerbegebiete von München werden. Wo 1906–2001,also rund 100 Jahre lang, Züge und Waggons der Deut-schen Bahn instandgesetzt wurden, wird ab 2012 Platzfür innovative Handwerks- und Technologieunternehmen,kreative Dienstleister und aufstrebende Start-upsgeschaffen. In einer zweiten Phase wird dann an derehemaligen »Gleisharfe« eine Bebauung mit ca. 350Wohneinheiten entwickelt. Kernstück des Konzepts, das aurelis in enger Abstim-mung mit der Landeshauptstadt München, dem Bayeri-schen Landesamt für Denkmalpflege sowie Naturschutz-gutachtern realisiert, sind aber die Sanierung und Aufwertung der drei denkmalgeschützten Hallen mit24.250 m² Fläche und über 5 m lichter Raumhöhe.

www.aurelis-real-estate.de

RECHNEN SIE MIT KREATIVITÄT:Das ProjektPro Modul Controlling ermöglicht Ihnen eine wirksame betriebswirtschaftliche Erfolgskontrolle. Mit seinen leistungsstarken Werkzeugen ist es das erste vorausschauende und dynamische Projektcontrolling mit grafischer Darstellung.

in bis Besuchen Sie uns auf der

afischer Darstellung grmitund ausschauende orv

leistungsstarkseinen wirbetriebssame wirk

Modul o ojektPrPrDas

Stuttgöln,KHamburBerlin,ourT ...!“-echnen Sie mit„RBesuchen Sie uns auf der

.afischer Darstellungolling tronojektcPrdynamische und

das es isten eugzerkWen leistungsstarkolletronolgskffolgskErtliche tschafftliche wir

Ihnen termöglicholling tronC

tStuttgour

olling erste

Mit.olleeine Ihnen

Anmeldung:oder München.

in 2011 11.11.bis .07om v

/t.deoojektpr.prww w Anmeldung:

Stuttgöln,K,gHamburBerlin,in

our2

tarStuttg

Page 176: Frankfurt am Main

[Umrisse]176]

Prod

ukte

und

Pro

jekt

e ]

Städel-Tower in Frankfurt am Main Energiesparende Lichtlösung von Zumtobel

Ein fast 20 m hoher Turm verzaubert seit kurzem Besucher am FrankfurterSchaumainkai – vor allem bei Nacht, wennihn feine Lichtlinien in warmweißes Lichttauchen. Entstanden ist der direkt vor demgleichnamigen Museum anzutreffende Städel-Tower aus einer Sentimentalitätheraus, wie der Architekt Michael Schu-macher meint. Denn der Turm, ein wahresRecyclingprojekt, wurde aus 15 Schalungs-elementen errichtet, die zuvor beim Bauder Städel-Erweiterung ihren ursprüng-lichen Verwendungszweck erfüllten: den»Guss« der Betondecke zu gewährleisten.

Ingesamt fünf Ebenen umfassend, diejeweils drei quadratische Platten mit einerSeitenlänge von ca. 3,70 m aufweisen,wurde dieses Kunstwerk durch diegemeinschaftliche Unterstützung von Planern und ausführenden Firmen derMuseumserweiterung ermöglicht, wieeben Zumtobel. Der Leuchtenhersteller ist beim Umbau des Städel für die Reali-sierung des Beleuchtungskonzepts verantwortlich.Für die Turmkonstruktion entwickelte Zumtobel eine energiesparende Lösung,die ihrer eher schlicht anmutenden Gestaltbei Dunkelheit Leben einhaucht: Dafür sorgen 24 LED-Linien à 14 W, deren Lichtdurch die verschiedenen Öffnungen der»Bausteine« aus dem Innenraum nachaußen dringt und gleichzeitig von außennach innen strahlt, um die Konstruktionsichtbar zu machen. Die LED-Linien sindeinzeln über DMX angesteuert und insze-niert, dem Kunstwerk durch langsames,abwechselndes Dimmen der Leuchten einefaszinierende Anziehungskraft verleihend,die Besucher innehalten lässt: Der Towerverliert dabei sein massives Erscheinungs-bild und wird selbst zu einem leichtenLichtkunst-Objekt.

Leuchtende Recycling-Kunst am Schaumainkai© Jörg Hempel/Zumtobel Lighting GmbH

Installation aus LED-Lichtlinien © Jörg Hempel/Zumtobel Lighting GmbH

Mit ihrem Entwurf haben die mit der Stä-del-Erweiterung beauftragten Architektenschneider + schumacher dem Museums-umbau bereits jetzt ein Denkmal gesetzt.»Wir wollten eben ein sichtbares Zeichensetzen«, so Michael Schumacher. »Im Städel wird nach unten gebaut, hier nachoben.« Der Städel-Tower wird vorerst biszum Herbst stehenbleiben und den dies-jährigen Architektursommer Rhein-Mainbereichern – während am Schaumainkaifleißig weitergearbeitet wird, soll dieMuseumserweiterung doch bis Anfang2012 abgeschlossen sein.

www.zumtobel.com

Page 177: Frankfurt am Main

Bürgerhospital in Frankfurt am Main Blühender Dachgarten dank ZinCo

Das Frankfurter Bürgerhospital befindetsich im dichtbesiedelten Stadtteil Nordend-West. Mangels ausreichender Grünflächeam Boden wird es seit nunmehr zehn Jahren durch einen blühenden, ca. 750 m²großen Dachgarten bereichert. Patientenund Besucher ebenso wie Ärzteschaft undMitarbeiter schätzen die attraktive Erho-lungsmöglichkeit in luftiger Höhe, so dass mit einer notwendigen Gebäude-erweiterung im Jahre 2008 der Dachgartenkomplett abgetragen und in identischemDesign mit gleicher ZinCo-Technik zweiStockwerke höher neu gebaut wurde.Man legt hier Wert auf Ganzheitlichkeit.Wesentlich ist daher, dass sich die Men-schen wohlfühlen, wobei die Gestaltungdes Umfelds ebenfalls eine große Rollespielt. Der Bildhauer und Landschaftsgärt-ner Peter Vaughan, dem Bürgerhospitalseit langem verbunden und zuständig fürsämtliches Grün im Innen- wie Außen-bereich, hatte nun die Idee zu einembegehbaren Dachgarten: »Mit einer hand-kolorierten Skizze kam ich in ein ZinCo-Fachseminar auf der Suche nach der rich-tigen technischen Lösung zur Umsetzung.«Und er wurde fündig. Auf Basis des ZinCo-Systemaufbaus »Dachgarten« ent-stand dann 2001 die intensive Dachbe-grünung mit Gehbelagsflächen, Natur-steinmauern und Hochbeeten – gemäßVaughans Planskizze.

Isolierschutzmatte ISM 50, gefolgt von den Drän- und WasserspeicherelementenFloradrain® FD 60. Vollflächig verlegt,sichert das unterseitige Kanalsystem dieser Elemente die Ableitung von Über-schusswasser – und zwar durchgängigauch unterhalb der Gehbelagsflächen und bei den Natursteinmauern. Dort sinddie Floradrain®-Elemente als »verloreneSchalung« ausbetoniert und die Mauernaus rotem Buntsandstein in Mörtel gesetzt.In den Bereichen mit späterer Begrünungwurde Floradrain® FD 60 mit dem Ton-ziegelgranulat Zincolit® Plus verfüllt undmit dem Systemfilter SF abgedeckt. Ineinem nächsten Schritt wurde die System-erde »Dachgarten« in einer Höhe von,angepasst an die der Natursteinmauern,durchschnittlich 35 cm aufgeschüttet,wobei das Aufblasen des Substrats mittelsSilofahrzeug eine sehr effiziente Aufbrin-gung gewährleistete. In den Hochbeeten gedeiht nun eine Pflanzenpracht in besonderer Vielfalt,damit sich über das ganze Jahr ein wech-selnder Eindruck ergibt. So blüht selbst beiKälte der Winter-Schneeball, im Herbstduftet Osmanthus und ist wie der Fliederein Beispiel dafür, dass dieser Dachgartendie Sinnesorgane anspricht: Ein kleinerTrampelpfad mit unterschiedlichen Ober-flächen für Zuckerkranke lässt die Füßedarüber hinaus warm oder kalt, hart oderweich erfühlen. Rosenrankgitter ziehen die Blicke auf sichund verstecken zugleich in ihrem Innerndie auf dem Dach installierten Abluftrohre,bis zu 3 m hohe Sträucher wie die Felsen-birne setzen weitere Akzente, währendClematis und das immergrüne Geißblatt die angrenzende Fassade verschönern und derart ein harmonisches Gesamtbild

[Umrisse] [177

[Produkte und Projekte

Prinzipieller Systemaufbau © ZinCo GmbH

Begehbarer Dachgarten © ZinCo GmbH

Sitzgelegenheiten zum Verweilen © ZinCo GmbH

Die erforderliche Aufstockung des Bau-werks um zwei Etagen hatte jedoch Kon-sequenzen für den Dachgarten. Da er stetseinwandfrei funktioniert und allseits so gutgefallen hatte, beschloss die Krankenhaus-direktion seinen Umzug. Er wurde also ab-und zwei Etagen höher wieder aufgebaut:Auf der Basis einer bereits wurzelfest ausgebildeten bituminösen Abdichtungstartete der ZinCo-Systemaufbau mit der

abrunden, das von einer Tropfschlauchbe-wässerung versorgt wird – eine Attraktion,die begeisterten Zuspruch findet und mitSicherheit dazu beiträgt, dass die Patien-ten schnell wieder gesund werden. Um noch mehr Grünfläche zu schaffen,werden auch der derzeitige An- und Umbaudes Bettenhochhauses genutzt: Auf ca. 350 m² soll dort bis April 2012 eine exten-sive Dachbegrünung entstehen – natürlichmit ZinCo-Technik.

www.zinco-greenroof.comwww.zinco.de

Ideenskizze © ZinCo GmbH

Page 178: Frankfurt am Main

»Das Bemerkenswerte bei der zweige-schossigen Halle 11 der Frankfurter Messeund dem dazugehörigen MesseeingangWest war, dass die Technikbereichezunächst als Keller geplant waren, letztenEndes aber als Versorgungskanäle aus-geführt wurden. Das hatte zur Folge, dasshier eine Vielzahl an Fugen abzudichtenwar«, so StekoX-Geschäftsführer ClausSteinbuch. Errichtet in Elementwand-Bauweise, verfügt das Gebäude alle 3–4 müber eine vertikale Fuge, wobei die Unter-geschosse im Grundwasser stehen. Einedetaillierte Vorplanung war also notwen-dig, um eine dauerhafte sichere Abdich-tung zu erzielen.

[Umrisse]178]

errichtet, an das die Flugzeuge direktandocken werden. Mit der Abdichtung des Kellergeschosses wurde StekoXbeauftragt. Dabei kommen das FugenblechAquaproofX® 1, der InjektionsschlauchWaterpoofX® 1, die Dichtungsmasse FlexproofX® 1, die Polymer-Quellpaste SX® 100 sowie Abschalelemente, allesamtfirmeneigen entwickelte Produkte, zumEinsatz. Die Baustelle liegt zudem in einemgesicherten Bereich des Flughafens, sodass ein normaler Antransport des Materi-als nicht möglich ist. Es bedurfte also derPräsenz vor Ort sowie umfangreicher Planungsgespräche im Vorfeld mit derEd. Züblin AG und der Max Bögl Bauunter-nehmung GmbH & Co. KG, um die Roh-bauzeit in rund zehn Monaten abzu-schließen. Nicht weit entfernt vom zukünftigen Flug-steig A-Plus werden derzeit bei der soge-nannten Cargo-City-Süd drei oberirdische,25 m hohe Speicher als Teil einer Abwas-serreinigungsanlage verwirklicht. BeimEnteisen der Flugzeuge entsteht Abwasser,das in ihnen gespeichert und dann nachund nach in die Abwasserentsorgunggegeben wird. Die Befüllung mit einer solchen Enteisungsflüssigkeit stellt aberhohe Anforderungen an die Abdichtungder Betonbehälter, weshalb die Wände in»Schüssen« als Ringschalung gefertigt unddie Fugen zwischen ihnen angemessenabgedichtet werden müssen. Zur Aus-führung gelangte nun unter anderem dasFugenblech AquaproofX® 1, basierend aufder Entwicklung einer speziellen Bügel-konstruktion. Eine besondere Planung in den Unter-geschossen bedingte darüber hinaus der170 m hohe OpernTurm, da er über tief-reichende Fundamente verfügt und dieAbdichtung der Betonfugen wegen hoherGrundwasserstände mit größter Sorgfalt zu realisieren war. StekoX arbeitete hierebenfalls mit der Ed. Züblin AG zusammen,Verwendung fanden wiederum Fugenblechund Injektionsschlauch: Während Ersteresfür eine sofortige Abdichtung der Fugenbürgt, gewährleistet das Injektionssystemderen größtmögliche Dichte durch das Einspritzen von Polyurethanharz.

Prod

ukte

und

Pro

jekt

e ]

Individuelle Lösungen für Frankfurt am Main Betonabdichtung bei erdberührten Bauteilen von StekoX

Das Stadtbild von Frankfurt am Main bietetauch abseits der bekannten Skyline zahl-reiche Besonderheiten, befindet sich dieWeltmetropole doch in einem ständigenWandel. Viele Projekte mit markanterArchitektur erfordern dabei individuelleMaßnahmen und Lösungen, und zwarunter anspruchsvollen Rahmenbedin-gungen. Die vor zehn Jahren gegründeteStekoX GmbH aus Magstadt hat sich aufdie Entwicklung und Herstellung aktiverAbdichtungssysteme für Betonfugen beierdberührten Bauteilen spezialisiert und ist seitdem an zahlreichen Bauvorhaben im Frankfurter Raum beteiligt. So hat das Unternehmen beispielsweisefür die beiden Hochhaustürme der Euro-päischen Zentralbank die Fugenbleche,Injektionsschläuche sowie Abschal-elemente mit eingeschweißten Fugen-blechen für die Abdichtung der Unter-geschosse geliefert. Mit einem Passagieraufkommen von jähr-lich über 50 Millionen Reisenden ist derFrankfurter Flughafen der größte AirportDeutschlands: Bis 2012 wird hier das soge-nannte A-Plus, ein ca. 600 m langes undkomplett unterkellertes Empfangsgebäude

Bau der Wasserspeicheram Frachtflughafen © StekoX GmbH

OpernTurm am Opernplatz© StekoX GmbH

Page 179: Frankfurt am Main

[Umrisse] [179

Einen 360°-Ausblick über die ganze Stadtbietet der Skyper, ein Hochhaus mit 38Geschossen und reichlich Platz für Büros.Das Gebäude wurde 2004 fertiggestellt und gehört mit seiner Gesamthöhe von 154 m zu den höchsten BauwerkenDeutschlands. StekoX dichtete hier mitdem Injektionssystem WaterpoofX® 1 diebis zu 3,80 m dicken Bodenplatten ab, das

[Produkte und Projekte

Erscheinungsbild des Skyper © StekoX GmbH

Eingang zurMessehalle 11 © StekoX GmbH

Injektionssystem wurde von der damaligenMüller-Altvatter Bauunternehmung GmbH,heute BAM Deutschland AG, eingebracht. Alle diese Projekte zeigen deutlich, dassBauvorhaben stets Unikate sind, für die oftindividuelle Lösungen gefunden werdenmussten – auch und gerade für die Beton-abdichtung.

www.stekox.de

Sicherheit an Fußgängerüberwegen Robuste Warnleuchte von Osram Opto Semiconductors

Gerade zu »verkehrsberuhigteren« Zeitenqueren manche Menschen oft die Straße,wenn die Ampel bereits auf Rot gesprun-gen ist – was nicht immer glimpflich aus-geht. Und genau deshalb hat der spanischeHersteller von Lichtsystemen DSTA mit dersogenannten Light Line eine Lösung ent-wickelt, die dem Fußgänger zusätzlich zurnormalen Ampel direkt vor seinen Füßen

signalisiert, ob ein gefahrloser Überwegmöglich ist: Die Warnleuchte ist in denBürgersteig integriert und funktioniert synchron mit der Ampelschaltung. Derartsoll sie für erhöhte Aufmerksamkeit sorgenund dazu anhalten, bei Rot stehenzublei-ben, selbst wenn keine Autos zu sehen sind. Für ein schnelles und zuverlässiges Lichtsignal wurden hier rote und grüne

(Zusätzliche) Ampel am Boden © Osram Opto Semiconductors GmbH

Golden-Dragon-LEDs der Osram OptoSemiconductors GmbH gewählt, die überAnsprechzeiten im Nanosekundenbereichverfügen. Darüber hinaus können sie hierall ihre Stärken ausspielen: LEDs sind sehrrobust und trotzen Erschütterungen, Windund Wetter ebenso wie Verschmutzungenam Gehsteig. Dank der geringen Baugrößeder Module sind zudem flache Leuchten-designs möglich, was auch eine nachträg-liche Montage problemlos erlaubt. Und: Siehaben je nach Umgebungsbedingungeneine durchschnittliche Lebensdauer vonca. 100.000 h, die Wartungskosten sind also niedrig, und der Verkehr wird kaum beeinflusst. Erste Testinstallationen der»Light Line« gibt es in den spanischenStädten Burgos und Terrasa, weitere Projekte werden in Kürze folgen.

www.osram-os.com

Page 180: Frankfurt am Main

[Umrisse]180]

Prod

ukte

und

Pro

jekt

e ]

NRW.Bank Münster Optimale Entwässerung durch Birco

Im Mai 2007 fiel der Startschuss: Baggerrückten an und rissen die Gebäude ab, einzig die denkmalgeschützten Fassadenblieben erhalten. Und damit das Entwässe-rungssystem für die neue NRW.Bank Münster stimmig ist, hat Birco ein ganz-heitliches Konzept aus unterschiedlichenRinnentypen entwickelt, die im Zusammen-spiel eine optimal funktionierende Gesamt-lösung ergeben. Die Süd- und Westfront des historischenHauses wurden aufwendig saniert, Nord-und Ostseite entlang der Haupteinfahrt undzum Innenhof hingegen durch moderneKonstruktionen aus Glas und hellem Natur-stein ergänzt, wobei ein Augenmerk aufderen Entwässerung lag. Um die Anmutungdieser Fassaden nicht zu beeinträchtigen,zugleich aber einen dauerhaft wirksamenSchutz gegen Niederschlagswasser zugewährleisten, wurden zwei unterschied-liche Varianten eingebaut. Im Bereich derGlashülle liegt das Rinnensystem Birco-Light in der Nennweite 100 mit aufgestän-derten V2A-Längsstababdeckungen, in die ein Ableitblech geführt wurde, so dassdas an der Fassade auftretende Nieder-schlags- und Kondenswasser direkt in dieRinne fließt; die 3 mm dicken, begehbarenLängsstäbe betonen zudem die langge-streckte, filigrane Linienstruktur. Entlangden vorgehängten »Steinflächen« an Haupteinfahrt und Innenhof kam nun dasEdelstahlrinnensystem BircoTop Typ Steinfassade zum Einsatz. Die Fassaden-elemente sind hier in die Rinne integriert

und leiten das hinter ihnen anfallendeTropf- wie das Niederschlagswassergezielt ab, was Staunässe und somit Schäden am Mauerwerk verhindert. Derangrenzende Steinplattenbelag reicht darüber hinaus bis an die Rinne, akzentu-iert durch einen gestalterisch ansprechen-den Spalt. An der Eingangstür im Innenhofwurden schließlich EdelstahlschlitzrinnenBircoTop Typ Portaltür angeordnet, derenintegrierte Längsstababdeckungen für eine optische Einheit mit den Fassaden-rinnen sorgen. Die Längsstäbe sind außer-dem 4 mm dick und halten daher problem-los Belastungen stand.Die neuerrichteten Gebäudehüllen passensich dem historischen Vorbild an, Gleichesgilt für die Entwässerung: Gewählt wurdewiederum ein Rinnensystem BircoLight mit aufgeständerten V2A-Längsstabab-deckungen, um das Niederschlagswassersicher abzuleiten. Und an den seitlichen,hinterlüfteten Steinfassaden befinden sichebenfalls Edelstahlrinnen BircoTop TypSteinfassade. Rund um die Drehtür amHaupteingang liegt das radiale Edelstahl-schlitzrinnensystem BircoTop Typ Karus-selltür mit integrierten Längsstäben, seitlich vor ihr befinden sich überdies Revisionsschächte mit eingearbeitetemOberflächenbelag, die eine unauffälligeund einfache Reinigungsmöglichkeitgarantieren.Zwischen Alt- und Neubau entstand aufeiner leicht erhöhten Sockelfläche einöffentlich zugänglicher Platz, der an den Längsseiten mit dem RinnensystemBircoPlus Nennweite 100 mit symmetri-schem Schlitzaufsatz entwässert wird. Esbürgt für eine hervorragende Entwässe-rung, genügt mannigfaltigen architekto-nischen Anforderungen und verfügt dank

Rinnen in gerader Stranganordnung © Birco Baustoffwerk GmbH

Drehtür mit radialen Schlitzrinnen © Birco Baustoffwerk GmbH

Längsstababdeckungen am Fassadenfuß © Birco Baustoffwerk GmbH

Revisionsschächte zur Reinigung© Birco Baustoffwerk GmbH

4 mm Materialdicke über eine zuverlässigeStabilität. Speziell entwickelte Revisions-schächte erlauben eine einfache Wartungund Reinigung und sind zugleich derAnschlusspunkt für die parallel verlau-fende Fassadenentwässerung. Besonde-res Charakteristikum im Innenhof sind die Bodenplatten aus speziellem Glas, dieden unterirdischen Verbindungsgang zwi-schen Neu- und Altbau bedecken: Damitauf ihnen auch bei starkem Regen keineRutschgefahr besteht, wurden sie mit der Spezialrinne BircoTop Typ Glasdachausgestattet.

www.birco.de

Page 181: Frankfurt am Main

[Produkte und Projekte

Freiheit variabler Raumplanung Rahmenlose Tür- und Trennwandserie von Saint-Gobain

Viele Büroetagen bieten heute großeGrundflächen, die sich variabel aufteilenlassen. Und mit den flexiblen Clip-in-Trenn-wänden steht jetzt ein System zur Verfü-gung, um Räume im Raum zu schaffen,ohne die ursprüngliche Großzügigkeitbeeinträchtigen zu müssen. Ob Besprechungs- oder Arbeitszimmer:Die Ganzglaskonstruktion mit dem schall-schützenden Verbundsicherheitsglas Stadip Silence hält den Lärm effektiv fern,so dass man vor und hinter diesen Trenn-wänden ungestört bleibt. Je nach Aus-führung sind Schalldämmwerte bis 47 dBrealisierbar, wobei die Serie auch schall-dämmende Dreh- und Schiebetüren mit Rw = 32–42 dB umfasst. Sie überzeugt zudem unter ästhetischenAspekten mit ihrer flächigen Wirkung, dadie Trennwände mit speziellen Profilen verbunden werden, die im Gegensatz zu

vertikalen Rahmenprofilen kaum auffallenund so für transparente und gleichmäßigeFugen sorgen. Mit dem Glas selbst lassensich aber ebenfalls innenarchitektonischeAkzente setzen, denn es kann klar durch-sichtig, opak oder aus satiniertem Glasgefertigt oder eben mittels Sieb- und Digitaldruckverfahren gestaltet werden.

Beispiel: Volksbank in Lingenfeld © Karl Huber/ Saint-Gobain Deutsch Glas GmbH

Und wenn einmal die Aufteilung der Räumegeändert oder ein Umzug vorgenommenwerden soll, zeigt sich ein weiterer Plus-punkt des Systems: Die Clip-in-Profile sind ebenso schnell und unkompliziertmontiert wie demontiert, und zwar rückstandslos.

www.glassolutions.de

Page 182: Frankfurt am Main

[Umrisse]182]

Prod

ukte

und

Pro

jekt

e ]

Galleria Centercity in Cheonan Faszinierende Medienfassade von Zumtobel

Korea hat einen neuen Superlativ: das Einkaufszentrum Galleria Centercity inCheonan, einen Giganten, der bereits vonweitem sichtbar ist, wenn sich die Fahrtvon der 80 km entfernten Hauptstadt ihremEnde nähert. Atemberaubend sind abernicht nur die Dimensionen des Konsum-tempels, sondern auch die medial bespielteFassade mit einer Fläche von 12.600 m² –und über 22.000 LED-Lichtpunkten, die dem Bauwerk mittels dynamischer Insze-nierungen eine schillernde, aus dem städti-schen Kontext eindrucksvoll herausra-gende Hülle verleihen. Die vom Leuchten-hersteller Zumtobel speziell entwickeltenHochleistungs-LED-Strahler sind so konzipiert, dass sie beinahe unsichtbar indie Außenhaut integriert sind. Dadurchüben die mal schnell, mal langsam überdas Gebäude fließenden farbigen Licht-sequenzen eine zusätzliche Faszination auf den Besucher aus. Gemeinsam mit derBonner Lichtdesign-Schmiede ag Licht und dem Amsterdamer ArchitekturbüroUNStudio hat Zumtobel diese einmaligeInstallation verwirklicht. Wilfried Kramb, Projektleiter von ag Licht

resümiert: »Unser Ziel zur Inszenierung derFassade war es, eine derart große Flächeso zu bespielen, dass der Gesamteindruckdes Gebäudes am Abend etwas mit demEindruck am Tag gemein hat. Wir wolltenerreichen, dass unser Lichtdesign dieSchichtigkeit der Fassade und das Spielmit den überlappenden Profilen widerspie-gelt. Daraus ist schließlich die Grundideeentstanden, das Licht aus den Fassaden-profilen auf die rückwärtige Gebäude-schicht zu projizieren. Für uns war dasProjekt eine spannende Herausforde-rung, unter den vorgegebenen Rahmen-bedingungen eine innovative Idee zu ent-wickeln, die alle Beteiligten begeistert.«Das Projekt setzt den erfolgreichen Ein-stieg von Zumtobel in die Fassadenbe-leuchtung fort, von den realisierten Lösun-gen ist die Galleria Centercity zudem dasbislang größte, und es gilt als Meilensteinauf diesem Gebiet. »In Asien werden Einkaufszentren nichtnur um des Konsumierens willen besucht.Shoppinghallen wie die Galleria Centercitysind im Fernen Osten zugleich Orte dessozialen Austausches«, weiß Ben vanBerkel, Direktor von UNStudio. »Um das

Kaufhaus als lebendigen Raum zu gestal-ten, bedurfte es sowohl äußerlich als auchinnerlich einer einmaligen Gestaltungs-kraft, die Besucher anzieht, zum Verweileneinlädt und zum Wiederkommen animiert«,fügt er hinzu. Die medial bespielte Fas-sade erfüllt genau das: Weiche Farb- undLichtverläufe in sanften, wellenförmigenBewegungen zaubern eine faszinierendeBewegung auf die Außenhaut. Eine DMX-Steuerung sorgt hier für eine individuelleProgrammierung der einzelnen LED-Spotsund transferiert die Animationen detail-getreu auf die Gebäudefläche. Aus demZusammenspiel aller LED-Strahler folgenso lebendig anmutende Bilder und Bot-schaften, die fließenden Übergänge zwi-schen den einzelnen Sequenzen ergebenmagische Blickfänge. Trotz der festenSequenzen, die exakt der Architekturangepasst sind, scheint kein »Bild« demanderen zu gleichen, so dass das Augegefesselt wird von einer nicht enden wol-lenden Licht-Partitur. Präsentiert sich daskubusartige Bauwerk tagsüber in seinerreflektierenden, nicht eindeutig greifbarenForm mit einem Hauch von Mystik, wird es bei Nacht zum schillernden, unendlichwandelbaren Stadtmagneten.

Einkaufszentrum in Korea von UNStudio© Kim Yong-kwan/Zumtobel Lighting GmbH

Projektspezifische Lösung mit LEDs© Kim Yong-kwan/Zumtobel Lighting GmbH

Inszenierung von Bildern und Botschaften © Kim Yong-kwan/Zumtobel Lighting GmbH

Page 183: Frankfurt am Main

[Umrisse]

Eine der weltgrößten Medienfassaden …© Kim Yong-kwan/Zumtobel Lighting GmbH

Für die Fassade entwarfen die Architekteneine Konstruktion aus doppelten, unsym-metrisch übereinandergelagerten und vertikal angeordneten Profilen, die einenMoiré-Effekt erzeugt. Die hintere Lamellen-schicht besteht aus einem Aluminium-paneel, die vordere hingegen aus maß-geschneiderten Aluminiumdreiecken, diemit gehärtetem Glas versehen sind. DiesesDetail ist für die Lichtwirkung von beson-derer Bedeutung, denn die speziell vonZumtobel entwickelten RGB-LED-Strahlersind vollständig in die Profile der äußerenFassade integriert. Schließlich wird dasLicht von dort aus auf die innere Hülle projiziert und auf die Gebäudeflächereflektiert. Das somit indirekte, absolut entblendete Licht ermöglicht es, diegrundsätzlich stark fokussierten LED- ingroßflächige Bildpunkte umzuwandeln.Zumtobel hat insgesamt drei verschiedenePixelarten eingesetzt, die sich durch unter-schiedliche Optiken und die daraus resul-tierenden Lichtwirkungen differenzieren:Für die Bauwerksecken wurde eine hoheAuflösung von 400 mm x 400 mm Pixelgewählt, für die Übergänge von den gera-den Ebenen zu einer Ecke eine mittlereAuflösung. Und die geringe Auflösung von 800 mm x 800 mm Pixel ist optimal fürdie enormen Dimensionen der geradenFlächen konfektioniert. Von den über 22.000 LED-Punkten sind 12.399 Leuchten à 3,60 W in RGB-Ausführung eingesetzt,die anderen ca. 10.000 in Weiß à 1,20 W.Das Konzept der großflächigen Indirekt-pixel garantiert neben harmonischenLeuchtdichten eine sehr hohe Effizienzbezogen auf die zu beleuchtende Fläche.

www.zumtobel.com

Securiton GmbHAlarm- und Sicherheitssystemewww.securiton.de

Ein Unternehmen derSecuritas Gruppe Schweiz

Damit Sie das Brandrisiko kaltlässt.SecuriFire: IP-basiertes Brandmeldesystem mitintuitiver Bedienung über SecuriWheel

Damit Sie das Brandrisiko kaltlässt.SecuriFire: IP-basiertes Brandmeldesystem mitintuitiver Bedienung über SecuriWheel

Damit Sie das Brandrisiko kaltlässt.SecuriFire: IP-basiertes Brandmeldesystem mitintuitiver Bedienung über SecuriWheel

Damit Sie das Brandrisiko kaltlässt.SecuriFire: IP-basiertes Brandmeldesystem mit

Securiton GmbHAlarm- und Sicherheitssysteme

.securiton.dewww.

Ein Unternehmen derSecuritas Gruppe Schweiz

Alarm- und Sicherheitssysteme

Neue Park-Lösungen zwischen alten Mauern

Zu den Herausforderungen unserer Zeit gehören Umbau-maßnahmen und Sanierungsprojekte von historischerBausubstanz. Unsere innovativen Parksysteme machendas Unmögliche möglich. Herausragende Projektbei-spiele finden Sie hier:

www.woehr.de/sanierung

Otto Wöhr GmbHAuto-ParksystemePostfach 115171288 FriolzheimFon +49 [0] 7044 [email protected]

Wir verdichten Parkraum

Page 184: Frankfurt am Main

[Umrisse]184]

Prod

ukte

und

Pro

jekt

e ]

KfW-70-Standard als Optimum Zukunftweisendes Mauerwerk von KLB

Wie weit lassen sich die Energiesparzielebeim Hausbau noch vorantreiben? Ver-gleicht man den in der EnEV 2009 gefor-derten Primärenergiebedarf für ein exemplarisches Einfamilienhaus von 93 kWh/m²a mit den Vorgaben der erstenWärmeschutzverordnung von 1995 mit 221 kWh/m²a, lässt sich feststellen, dassder Wärmebedarf deutlich mehr als hal-biert werden konnte. Für die Novellierungder EnEV im Jahre 2012 sieht der Gesetz-geber nur noch einen Verbrauch von ca. 62 kWh/m²a vor. Zur Erreichung dieserZiele entwickelte die Mauerwerksindustrie,wie zum Beispiel die KLB KlimaleichtblockGmbH aus Andernach, Baustoffe, mitdenen man entsprechende Gebäudehüllenerstellen kann. In Bezug auf die Bewer-tung der verschiedenen KfW-Standardsherrscht hingegen Verunsicherung. Inwiefern ist eine weitere Senkung desEnergiebedarfs sinnvoll? Welcher Stan-dard ist unter wirtschaftlichen und ener-getischen Gesichtspunkten die besteWahl? Antwort liefert eine aktuelle Studieder Technischen Universität Berlin, diedavon ausgeht, dass mit dem für die EnEV2012 geplanten Standard, der dem heuti-gen KfW-70-Haus entspricht, das Optimumerreicht wird: Bei Betrachtung des gesam-ten Lebenszyklus eines exemplarischenEinfamilienhauses inklusive des »Energe-tischen Rucksacks« der verwendeten Baustoffe sowie der Unterhaltskosten fürdie Haustechnik wird der komplette Ener-giebedarf durch die Verbesserung vonGebäudetechnik und -hülle in Zukunft zwarweiter gesenkt werden können, unter wirt-schaftlichen Aspekten sind die Grenzender Amortisation jedoch inzwischen er-reicht. Die besten Ergebnisse werden demnach bereits jetzt mit dem KfW-70-Standard erzielt. Hier dürfen der Jahres-primärenergiebedarf (QP) von 70 % und der Transmissionswärmeverlust (H’T) von85 % der errechneten Werte für das Refe-renzgebäude nach Tabelle 1 der Anlage 1der EnEV 2009 nicht überschritten werden.

Das Erreichen dieses Standards stelltunter anderem hohe Anforderungen an die Gebäudehülle; bewährt hat sich in demZusammenhang der Einsatz von Mauer-werk aus Leichtbeton. So entwickelte dieKLB Klimaleichtblock GmbH zwei Arten von Mauersteinen, mit denen die Kriterieneines KfW-70-Hauses schon in einschali-ger, monolithischer Bauweise ab einerWanddicke von 30 cm bzw. 36,50 cm erfülltwerden. Bei den Produkten handelt es sichum einen sogenannten geschlitzten Voll-block, den SW 1, sowie um den mit inte-grierter Dämmung versehenen Kalopor, diesich beide durch mineralische diffusions-offene Konzeption auszeichnen. A. Krechting, Geschäftsführer der KLB Klimaleichtblock GmbH: »Die Besonderheitunseres Spitzenproduktes ›Kalopor‹ sowie›Kalopor ultra‹ besteht in seiner integrier-ten mineralischen Dämmung, die werks-seitig in Form von Stecklingen in die Hohl-kammern des Steins eingebracht wird. Um eine durchgängige Dämmung zu errei-chen, wird auch der Bereich der Stoßfugeisoliert. Dazu werden auf der Baustelle

Zusammenstellung der Ergebnisse © Technische Universität Berlin

Funktionsprinzip des Kalopor-Steins © KLB Klimaleichtblock GmbH

speziell in einem Karton mitgelieferteDämmstoffelemente in die Hohlräume imBereich der Stoßfuge eingebracht. DieseVerfahrensweise ist im Mauerwerksbauein Novum, denn damit lässt sich die beivielen Mauerwerkssystemen mit inte-grierter Dämmung übliche Unterbrechungder Dämmstoffschicht im Bereich derunvermörtelten Stoßfuge vermeiden. Im Gegensatz zum Wandaufbau mit zusätz-licher Wärmedämmung aus Kunststoffenauf der Außenhaut ergibt sich so ein massiver mineralischer und diffusions-offener Wandquerschnitt. Folglich wird derFeuchteausgleich von innen nach außenkaum eingeschränkt, und das Raumklimableibt angenehm.«Ab einer Wanddicke von 30 cm erfüllt derKalopor mit R = 0,09 W/mK also die Vor-gaben der EnEV 2009, für den monolithi-schen Wandaufbau eines KfW-Effizienz-hauses 70 mit einer Außenwanddicke von30 cm sind zudem Steine mit R = 0,08 W/mKverfügbar, und der »Kalopor ultra« wartetsogar mit R = 0,07 W/mK auf.

www.klb-klimaleichtblock.de

Page 185: Frankfurt am Main

[Umrisse]

Zumtobel Group Award 2012 Beginn der Bewerbungsfrist

Im Jahr 2012 wird Zumtobel, ein internationalerLichtkonzern, erneut den Zumtobel GroupAward vergeben – einen Preis für herausra-gende Lösungsansätze aus Architektur undIngenieurwesen, die einen wesentlichen Bei-trag zu einer lebenswerten und nachhaltigenZukunft leisten. Harald Sommerer, CEO derZumtobel Gruppe und selbst Mitglied der Jury: »Wie gehen wir mit unseren Ressourcen undder Umwelt um? Wie schaffen wir menschen-würdige Lebensbedingungen? Das sind diegroßen Fragen unserer Zeit. Hier kommt Archi-tekten, Stadtplanern und Ingenieuren eine zentrale Rolle zu. Durch die Kombination tech-nologischer Innovation, neuester Forschungs-erkenntnisse und herausragender Gestal-tungskonzepte können sie zukunftsweisendeLösungsansätze entwickeln. Mit unseremAward möchten wir mehr Aufmerksamkeit fürNachhaltigkeit in der gebauten Umwelt schaf-fen. Wir freuen uns sehr, dass die ersten bei-den Preisverleihungen ein so positives Echoausgelöst haben, und hoffen, dass wir durchdas öffentliche Ausschreibungsverfahren nochmehr Resonanz erzielen können.«In der Kategorie »Gebaute Umwelt«, die miteinem Preisgeld von 80.000 Euro dotiert ist,können Architektur- und Stadtplanungspro-jekte eingereicht werden, die innerhalb derletzten beiden Jahre fertiggestellt wurden,höchste ästhetische Ansprüche erfüllen undzudem Perspektiven für optimierte Ressourcen-nutzung, Umweltschutz und die Verbesserungder Lebensbedingungen aufzeigen. Die Kategorie »Forschung und Initiative« rich-tet sich an aktuelle Forschungsvorhaben undsoziale Initiativen, die zum Zeitpunkt der Einrei-chung noch nicht abgeschlossen sein müssen.Zielsetzung ist hier, insbesondere die jungeGeneration von Wissenschaftlern und Planernzu ermutigen, sich mit der Erprobung neuerWege für Nachhaltigkeit und Menschlichkeit in der gebauten Umwelt zu beschäftigen. Undinfolgedessen soll das Preisgeld in Höhe von60.000 Euro dazu beitragen, die weitere Reali-sierung des Gewinnerprojekts zu ermöglichen.Die Einreichungsfrist für beide Kategorienbeginnt am 15. September und endet am 1. Dezember 2011, die feierliche Preisverlei-hung wird voraussichtlich im November 2012stattfinden.

www.zumtobel-group-award.com

Hohe Qualität – Optimaler Mix » 14.000 Besucher, 1.000 Kongressteilnehmer » 350 Aussteller » Einzigartige Vielfalt

Mit Energie zum Erfolg » Branchentreffpunkt Nr. 1 » Bauen: Holzbau, Passivhaus » Sanieren: Dämmen, Lüftung

Wissen auf höchsten Niveau » 4. Bundesarbeitskreis Altbau-Forum » Sonderschau Holzbau » 5. Fachtagung Dezentrale Mini- und Mikro-Kraft-Wärme-Kopplung

12. Internationale Energiefachmesse

22. – 25.09.2011Messe Augsburgwww.renexpo.de

...for a powerful future

Page 186: Frankfurt am Main

[Umrisse]186]

Nac

hric

hten

]

Renexpo® in Augsburg Internationale Energiefachmesse von Reeco

Auf der 12. Internationalen Energiefach-messe Renexpo® präsentieren die knapp350 Aussteller einen umfassenden Über-blick über die neuesten Entwicklungen bei regenerativer Energieversorgung,intelligenter -verteilung und effizienter -verwendung. Und auch in diesem Jahrtreffen sich hier wieder über 14.000 Ent-scheidungsträger, Investoren und Multi-plikatoren aus ganz Europa, zum Kongresswerden zudem über 1.000 Teilnehmererwartet.

Mit dem Messeschwerpunkt »Zukunfts-fähige Gebäude« hat die Renexpo® einePlattform für Energieeffizienz bei Bau und Sanierung geschaffen, die sich mitmoderner Baukultur auseinandersetzt:Ausstellungsschwerpunkte sind einerseitsElemente nachhaltiger Architektur wieWärmedämmung, ökologische Baustoffe,Holzbau und Passivhaus sowie zum ande-ren die Energieeffizienz bei Heizung, Küh-lung und Lüftung, ergänzt durch das ThemaDienstleistung rund um Planung, Beratung,Förderung und Forschung. In den begleitenden Kongressen zeigenausgewählte Experten der Branche erfolg-versprechende Entwicklungen, zukünftigeTrends, neueste Technologien und praxis-orientierte Lösungen. So gibt der soge-

nannte BBE-Fachkongress für Holzenergiebeispielsweise einen aktuellen Überblickzu eben jenem Thema, während sich eine weitere Fachtagung Fragen derdezentralen Mini- und Mikro-Kraft-Wärme-Kopplung widmet. Zu den neuen Kongress-themen zählen wiederum »(Groß-)Wärme-pumpen und Wärmenetze« sowie»Zukunftsfähige Stromnetze«.Die Renexpo® hat sich in den vergangenenelf Jahren zu einer der bedeutendstenEnergiefachmessen in Europa etabliert, auf internationaler, bundesweiter undregionaler Ebene Aussteller, Besucherund Tagungsteilnehmer zusammen-bringend.

www.renexpo.dewww.reeco.eu

»Veränderungen« im Stuttgarter Straßenraum Plakatgalerie der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste

Auch in diesem Jahr sind wieder neunkünstlerische Großflächenplakate vonKommunikationsdesign-Studierenden der Staatlichen Akademie der BildendenKünste Stuttgart zu sehen – an der viel-befahrenen Kreuzung von Prag- undLöwentorstraße und damit im Zentrum der baden-württembergischen Landes-

hauptstadt. Seit Mitte Juli beim Bau-gelände am Rosensteintor zu goutieren,wird diese Plakatgalerie zum Thema »Veränderungen« von der SV Sparkassen-Versicherung initiiert, um auf die künstle-rischen Leistungen des Nachwuchses aufmerksam zu machen, ihnen also eineöffentliche Plattform zu bieten.

Großflächengestaltungen am Rosensteintor © Martin Lutz

Die Serie von Großflächengestaltungenzeigt die ausgewählten Ergebnisse einerProjektarbeit aus dem sechsten bis zehn-ten Semester der Klasse von Niklaus Troxler. »Plakate, oft auch als Galerie derStraße benannt, haben bis heute kaum vonihrer Faszination eingebüßt. Wir leben ineiner Welt der ständigen Veränderung,und so haben die Studierenden Plakate zu diesem Thema geschaffen. Plakate verlangen eine kommunizierende Idee,einen Überraschungseffekt und vor allemein schnelles Erfassen. Die erreichten Plakatlösungen überraschen und sindäußerst mannigfaltig. Es sind Beispieleheutiger visueller Gestaltung und somitZeitzeichen der heutigen Jugend«, so derProfessor für Kommunikationsdesign. Vorgestellt werden Arbeiten von AndreeaAsavinei, Marina Gärtner, Lena Haase,Helen Hauert, Ramona Heiligensetzer, Tim Jüdemann, Benjamin Kivikoski, Julia Schneider und Anne Schütthoff – als ein Teil des 250-jährigen Akademie-jubiläums, der bis (voraussichtlich) MitteSeptember zur näheren Begutachtung einlädt.

www.abk-stuttgart.de

Page 187: Frankfurt am Main

[Umrisse] [187

[N

achrichten

» Hungersnot Ostafrika: Malteser helfen in der Not!«

Um Leben zu retten, verteilen die Malteser Lebensmittel, insbesondere an Kinder, Schwangere und stillende Frauen. Retten Sie Leben – spenden Sie jetzt!

Spendenkonto:ADH e.V., Kto.-Nr. 10 20 30, BLZ 370 205 00 (BfS, Köln)

Stichwort: Hunger Ostafrika

www.malteser-helfen.de

Die Malteser sind Mitglied von:

Trinkwasser für Haiti Engagement von Grünbeck

Nach einer längeren Wartezeit gibt esendlich positive Nachrichten aus Haiti: Der Trinkwassercontainer der GrünbeckWasseraufbereitung GmbH, der nach demschweren Erdbeben auf den Weg gebrachtwurde, hat inzwischen seinen Betrieb auf-genommen und liefert ca. 900 l/h reinesTrinkwasser.Standort ist das SOS-Kinderdorf »Cap-Haitien«, es liegt 150 km nördlich derhaitianischen Hauptstadt Port-au-Princeund ist zudem das größte in dieser Region.Der Container versorgt das komplette Kinderdorf wie externe Bewohner mitTrinkwasser und hilft derart, die Aus-breitung gefährlicher Infektionen durchverkeimtes Wasser zu vermeiden. DieWasserqualität wird laufend durch dieSOS-Techniker kontrolliert, die Messdatenzeigen eine konstante Funktionstüchtig-keit der Aufbereitungsanlage trotz derschwierigen Bedingungen.

Auslieferung der Aufbereitungsanlage © Grünbeck Wasseraufbereitung GmbH

Schinkel-Wettbewerb 2012 157. Auslobung des AIV zu Berlin

Im Fokus des Schinkel-Wettbewerbs 2012 steht die Stadtmittevon Potsdam mit ihren starken architektonischen Gegensätzenvon barocker Bebauung, Plattenbauten als Erbe der DDR und dennach 1989 errichteten Neubauten. In Zukunft wird sie sich dankeiner wachsenden und zudem jungen Bevölkerung wohl wan-deln, weshalb für deren Lebens- und Wohnformen Lösungengesucht werden. Die Aufgabenstellung eröffnet also vielfältigeSpielräume für städtebauliche und architektonische Ideen, wobei für die zu planenden Gebäude zukunftsweisende Konzepte zur Schonung energetischer und natürlicher Ressourcen erwar-tet werden – und in der Fachsparte Verkehr und Eisenbahn eineVerbesserung des innerstädtischen Nahverkehrs. Abgabeterminfür die Einreichung aller Entwürfe ist der 30. Januar 2012.Der Schinkel-Wettbewerb des Architekten- und Ingenieur-Vereins (AIV) zu Berlin wird seit 1855 jährlich ausgelobt und isteine der größten Ideen- und Förderkonkurrenzen für den Nach-wuchs im deutschsprachigen Raum: Die Teilnehmer dürfen nichtälter als 35 Jahre sein. Er wird interdisziplinär in den Fachberei-chen Städtebau, Landschaftsplanung, Architektur, Verkehrs-wesen, Bauingenieurwesen sowie in den fachübergreifendenQuerschnittsthemen Kunst und Bauen, Technische Gebäudeaus-stattung und Kooperation ausgeschrieben. Zu seinen Förderernzählen unter anderem der Bundesminister für Verkehr, Bau undStadtentwicklung sowie die Senatorin für Stadtentwicklung Berlin.

www.aiv-berlin.de

Mitarbeiter der Grünbeck Wasseraufberei-tung GmbH aus der Fertigung hatten inihrer Freizeit die Montage des Containersvorgenommen und somit einen sehr wich-tigen Beitrag für diese Spende geleistet.Die Vorbereitungen für den Transport des

zweiten Containers nach Haiti sind mittler-weile in vollem Gange, Einsatzort wird dasSOS-Kinderdorf »Santo« sein – finanziertaus Spenden von Grünbeck-Zulieferernund Unternehmen aus der Region Dillingen.

www.gruenbeck.de

Page 188: Frankfurt am Main

[Umrisse]188]

Nac

hric

hten

]

Schinkel-Wettbewerb 2011 Renommierter Preis des AIV zu Berlin

Die Jury des Architekten- und Ingenieur-Vereins (AIV) zu Berlin hat die Preise imdiesjährigen Schinkel-Wettbewerb ver-geben. Die Aufgabe war, für den inner-städtischen Campus der Technischen Universität Berlin und der Universität der Künste zukunftsfähige Konzepte zuerstellen, die ihre Potentiale aufgreifenund entwickeln – mit dem Ziel, beide»Lehranstalten« stärker in den städtischenAlltag einzubinden. Insgesamt 172 Arbeitenvon 375 Teilnehmern aus Deutschland,Österreich, Irland, Polen und Spanien gingen ein und wurden von über 55 ehren-amtlichen Juroren bewertet, die einePreissumme von 16.000 Euro zu verteilenhatten. Mit dem radikalen Entwurf »Daidalos«gewannen Sebastian Awick und ChristianSeidel, die an der Technischen UniversitätBerlin Architektur studieren, einen derSchinkel-Preise: Wo die Straße des 17. Juni wegen des Verkehrs schwer zuüberwinden ist, sieht ihr Vorschlag eineAnhebung der Fahrbahn vor. Durch die so gebildete Passage könnten Fußgängerden Campus unterirdisch durchqueren,unter dem Boulevard entstünde zugleicheine große Fläche für einen neuen Platz,gerahmt von lichten Räumen für einen zentralen Seminarbereich und Cafés.

»Mit einer konsequenten Maßnahme wirdein überzeugender Vorschlag für die Ver-kehrsführung vorgelegt, der gleichzeitigdie Räume für das Learning Centererzeugt«, so die Jury. Für ihre heraus-ragende Idee wurde den beiden jungenPlanern außerdem ein mit 1.000 Eurodotierter Sonderpreis des DeutschenBeton- und Bautechnik-Vereins zuerkannt.Für den sensiblen und zugleich innovativenUmgang mit dem denkmalgeschütztenLeo-Bau, einem für Strömungsversuchegenutzten Umlaufkanal auf der BerlinerSchleuseninsel, erhielt das Team aus Gregor Korpas und Mark Karl Schulz, Studenten des Bauingenieurwesens ander Technischen Universität Berlin, demInnenarchitekten Albert Pérez, Barcelona,und der Berliner Architektin EmanuelaSmiglak den zweiten Schinkel-Preis. Sieregen eine Neugestaltung der Schleusen-insel an, um gemäß Auslobung attraktiveRäume für die Kreativwirtschaft zu schaf-fen, wobei sich die von ihnen gewählteFormensprache für eine Brücke und dieneuen Gebäude an den markanten Röhreneines Umlauftanks am Leo-Bau und des-sen Treppe orientiert: »Die Arbeit zeigt inüberzeugender Weise eine sehr gelun-gene Zusammenarbeit zwischen den beiden Disziplinen«, wie die Jury meint. An die Gruppe ging darüber hinaus auchdas Reisestipendium der Hans-Joachim-Pysall-Stiftung in Höhe von 2.500 Euro,gedacht für eine Italien-Reise, so wie sieder Namensgeber des Wettbewerbes, Karl-Friedrich-Schinkel, ehedem selbstunternahm.Mit »Turning Torso« entwarfen Tom Kohrund Dana Kummerlöw, Studenten an derBrandenburgischen Technischen Univer-sität Cottbus, eine Brücke, die laut Juryder Fachsparte Konstruktiver Ingenieurbaueinen »beschwingten Akzent zum klobigenLeo-Bau« setze und die mit dem zweiten,vom Deutschen Beton- und Bautechnik-Verein gestifteten und mit 1.500 Eurodotierten Sonderpreis ausgezeichnetwurde. Mit Anerkennungspreisen in Höhe von jeweils 1.000 Euro wurdenzudem fünf weitere Arbeiten prämiert:

Dokumentation der Ergebnisse © AIV zu Berlin

Fabian Seeberger und Philipp Walenta von der Leibniz Universität Hannover in derFachsparte Architektur; Martin Gebhardt,Johannes Hipp, Peter Mackensen undLarissa Rensing von der Technischen Universität Berlin in der Fachsparte Städtebau; Silvia Kobel und AgnieszkaSzewczyk von der Bauhaus UniversitätWeimar in der Fachsparte Städtebau;Sabrina Güßregen und Steffen Maiervon der Hochschule Konstanz in der Fach-sparte Städtebau; Kai Helfenbein und Krzysztof Nowak von der Universität Kassel in der Fachsparte Landschafts-architektur. Und über den (Landschafts-architektur-)Sonderpreis der Lenné-Akademie in Höhe von 1.000 Euro durf-ten sich schließlich Stefan Wälder undChristian Zwick von der Universität Karlsruhe freuen.

www.aiv-berlin.de

Page 189: Frankfurt am Main

[Umrisse] [189

[N

achrichten

Bündelung des Kerngeschäfts Veränderungen bei Hochtief Solutions

Die Hochtief Solutions AG hat nach Ab-schluss aller rechtlichen Eintragungen nun das Geschäft der bisherigen Gesell-schaften Hochtief Construction, HochtiefProjektentwicklung und Hochtief FacilityManagement unter einem Dach gebündelt.Die neue Einheit und ihre Tochtergesell-schaften beschäftigen ca. 15.000 Mit-arbeiter in Europa und in ausgewähltenRegionen weltweit und realisieren eineLeistung von ca. 3,60 Milliarden Euro. Inden Vorstand der neuen Aktiengesellschaftwurden Henner Mahlstedt als Vorsitzendersowie Rainer Eichholz, Bernd Romanskiund Heiner Helbig berufen. Henner Mahl-stedt: »Die schlankere Struktur beschleu-nigt Entscheidungen und die gemeinsameErschließung von Wachstumsmärkten.Unsere Kunden behalten die bewährtenAnsprechpartner in den jeweiligen Sparten.«

Die bisherigen Unternehmen treten jetzteinheitlich als Hochtief Solutions auf. Lau-fende Immobilienentwicklungen werdenaus rechtlichen und steuerlichen Gründenvon der Hochtief Projektentwicklung GmbHrealisiert. Hochtief Energy Management, dessen Kerngeschäft das Energie-Contracting ist, behält aus juristischenGründen seine bisherige Rechtsform, wirdaber operativ vollständig in das vernetzteLeistungsportfolio von Hochtief Solutionsintegriert; Gleiches gilt für die Gesellschaf-ten Streif Baulogistik und aurelis. Die Hochtief Solutions AG bietet ihren Kunden vernetzte Lösungen. Das Spektrumder Leistungen umfasst den gesamtenLebenszyklus von Immobilien sowie Infra-struktureinrichtungen und reicht von derPlanung und Entwicklung über den Bau bis zum Betrieb – gegliedert in sechsuntereinander vernetzte Sparten: – Service Solutions mit Energieberatung,

Facility-Management-Planung, Ener-gie-Contracting und dem ganzheit-lichen Betrieb von Gebäuden, Liegen-schaften, Prozessen und Anlagen,

– Real Estate Solutions mit der Entwick-lung von Wohn- und Gewerbeimmo-bilien,

– Energy and Infrastructure Solutions mitder Realisierung komplexer Ingenieur-projekte in den wachstumsstarken Bereichen Energie- und Verkehrs-infrastruktur,

– International Project Solutions mit Baudienstleistungen in den größten europäischen Auslandsmärkten sowie in Indien, Südamerika und dem Mittleren Osten,

– Classic Solutions mit dem traditions-reichen deutschen Hochbau und der Baulogistik sowie Construction-Management als zusätzlicher Dienst-leistung,

– Engineering Solutions mit der hohen Ingenieur- und Beratungskompetenz in den Geschäftseinheiten Consult und Vicon.

www.hochtief-solutions.de

wir sind Ihre zuverlässigen und erfahrenen Partner, wenn es um die Ausrichtung von

Pressekonferenzen, Vortragsveranstaltungen Fachexkursionen Firmenbesichtigungen

oder die Vorstellung neuer Produkte und Verfahren

geht.

Ob auf einer Messe, in Ihrem Unternehmen oder in einer ausgewählten Location,wir sind mit Freude, Erfahrung und Engagement für Sie im Einsatz.

Ihre Wünsche und Ansprüche werden umgesetzt und Geschäftspartner, Mitarbeiter, Freunde und Besucher überzeugt und begeistert.

Unser Bestreben gilt Ihrem Erfolg.

Lassen Sie sich überraschen und fordern Sie uns heraus.

Konzepts . Biebricher Allee 11b . 65187 Wiesbaden www.mixedmedia-konzepts.de . email: [email protected]

Page 190: Frankfurt am Main

[Umrisse]190]

Nac

hric

hten

]

Straßenbrücke nach ganzheitlichen Wertungskriterien Ergebnis im Ideenwettbewerb der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau

Die Sieger des mit 35.000 Euro dotiertenIdeenwettbewerbs »Entwurf einer Straßen-brücke nach ganzheitlichen Wertungs-kriterien« stehen fest.Der erste Preis ging an die Ingenieur-gruppe Bauen, Karlsruhe, deren Arbeitsich durch ein schlankes Tragwerk inSpannbetonbauweise und eine transpa-rente Wirkung im Vorlandbereich aus-zeichnet. »Dem Beitrag gelingt es in her-vorragender Weise, den mit der Auslobungverbundenen ganzheitlichen Ansatz einerEntwurfsaufgabe plausibel aufzuzeigen. So kann der Entwurf (…) sowohl bei denökologischen als auch den ökonomischenKriterien überzeugen. (…) Die als semi-integrales Tragwerk konzipierte Brücken-konstruktion zeichnet sich besondersdurch wohldurchdachte konstruktiveLösungen mit minimiertem Wartungs- undInstandhaltungsaufwand aus und bestichtaußerdem durch eine Detailausarbeitungauf einem hohen technischen Niveau. Die innovativen Ansätze des Wettbewerbs-beitrags reichen von schlanken Fertigteil-stützen über die Minimierung der Ver-schiebewege bei den Übergangskonstruk-tionen und Kappen aus hochfestem Betonbis hin zur Verwendung von recyceltenMaterialien«, so die Jury.

Den zweiten Preis erhielt die SSF Inge-nieure AG, München. Ihr Vorschlag siehteinen Verbundplattenbalken mit luftdichtverschweißten Hohlkästen aus WT-Stahlvor, der lediglich über den Uferpfeilern desFlussfeldes eine leichte Voutung aufweist,von der Jury folgendermaßen beurteilt: » (…) Neben dem Einsatz von wetterfes-tem Baustahl, der offenen Rinne für dieLängsentwässerung und einer Fingerüber-gangskonstruktion mit Klemmrinne undgroßem Quergefälle als Neuerungenzeichnet sich der Beitrag vor allem durchdie Entwicklung eines Baukastensystemsaus, dessen Realisierung keine oder nurminimale Risiken für die lokale Umwelterwarten lässt. Vorgefertigte Stahllängs-träger und Betonfertigteile als Querträgerbilden einen Trägerrost, auf den Fertigteil-Deckenelemente aufgelegt und dann zurFahrbahnplatte ausbetoniert werden. DieVorzüge dieser bewusst schlicht anmuten-den Lösung liegen dementsprechend ineiner guten ökologischen und ökonomi-schen Qualität.«

Erster Preis: Ingenieurgruppe Bauen© Ingenieurgruppe Bauen

Zweiter Preis: SSF Ingenieure AG © SSF Ingenieure AG

Dritter Preis: Ingenieurbüro Grassl GmbH © Ingenieurbüro Grassl GmbH

Mit dem dritten Preis würdigte die Juryden Entwurf der Ingenieurbüro GrasslGmbH, München: »Die Wettbewerbsarbeitüberzeugt mit einem ausgewogenenGesamtkonzept. Durch die Konstruktiondes Überbaus als Stahlverbundträger über dem Flussfeld und als Spannbeton-Plattenbalken im Vorlandbereich der Isarwerden die Vorteile beider Bauweisengenutzt. Die Arbeit erreicht bei den Bewer-tungskriterien ökonomische Qualität undökologische Qualität gute Werte. Bezüg-lich der Gestaltung und der Einbindung indie Landschaft wird der Entwurf der ört-lichen Situation gerecht. Die Betonung desFlussfelds durch ein Sprengwerk verleihtdem Bauwerk eine gewisse Spannung.«

Page 191: Frankfurt am Main

[Umrisse] [191

[N

achrichten

(Neue) Bergstation Reißeck Wettbewerbsgewinn durch Zechner & Zechner

Die Verbund Tourismus GmbH plant amReißeck in Österreich die Neuerrichtungeines Restaurants in 2.250 m Seehöhe unddamit eines Hauses, in dem zugleich dieBergstation der dortigen Höhenbahnsowie ein Informations- und Ausstellungs-bereich untergebracht werden sollen. Den internationalen, geladenen Wettbe-werb konnte das Architekturbüro Zechner& Zechner aus Wien für sich entscheiden. In ihrem Entwurf wird die Bergstation alsgebaute Landschaft interpretiert, die sichnatürlich aus der Topographie heraus entwickelt. Das heißt, der Sockel der Station folgt in seinem Schwung denHöhenschichtenlinien des Geländes undunterstreicht das auch in seiner steiner-nen Materialität, das Dach greift hingegenwie eine schützende Schneewechte überdas Gebäude. Trotz Verzichts auf den typi-schen Formenkanon des alpinen Bauensgelingt derart eine sensible Antwort aufden besonderen Ort, die zudem demSelbstverständnis des Bauherrn als öko-logischen Energieproduzenten entspricht.

Und so wird die Ankunft am Berg durcheine Sequenz von unterschiedlich ausge-prägten Räumen inszeniert: Während dasin den Hang integrierte und nach außenhin abgeschlossene Erdgeschoß Assozia-tionen zu Höhlen und Tunnels weckt, ver-stärkt es den Kontrast beim Austritt insFreie oder ins offen gestaltete Restaurant. Die exponierte Lage bedingt allerdingseinen hohen Vorfertigungsgrad sowie

Ausgezeichneter Entwurf © Zechner & Zechner ZT GmbH

eine angemessene Dimensionierung derBauteile in Hinblick auf Transport undMontage, weshalb die Wahl auf Holz als wesentlichen Werkstoff fiel. Heizungund Warmwasserbereitung erfolgen größtenteils durch thermische Solar-kollektoren, wodurch ein erheblicherAnteil des Energiebedarfs durch Sonnen-energie abgedeckt wird.

www.zechner.com

Die Bewertung der eingereichten Wett-bewerbsbeiträge erfolgte auf Basis einerspeziell entwickelten Matrix nach den vierHauptkriterien – ökonomische Qualität, – ökologische Qualität ,– soziokulturelle Qualität, – konstruktive Qualität,wobei der gesamte Lebenszyklus des Bauwerkes betrachtet und auch externeökonomische und ökologische Effekte, wiezum Beispiel volkswirtschaftliche Kostenoder Emissionen durch baubedingte Verkehrsbehinderungen, berücksichtigtwurden.

Ausgelobt wurde der Wettbewerb von der Bayerischen Ingenieurekammer-Baumit Unterstützung durch die Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsminis-terium des Inneren. Die wissenschaftlicheBegleitung oblag dem Lehrstuhl für Massivbau der Technischen UniversitätMünchen, finanzielle Unterstützunggewährten das Bayerische Staatsminis-terium für Umwelt und Gesundheit sowiedie Landesgewerbeanstalt Bayern – unddem Preisgericht gehörten an:– Dipl.-Ing. Barbara Burkhard, Oberste

Baubehörde im Bayerischen Staats-ministerium des Innern, München,

– Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. Oliver Fischer, Technische Universität München,

– Dipl.-Ing. Karl Goj, Oberste Bau-behörde im Bayerischen Staats-ministerium des Innern, München,

– Prof. Dr.-Ing. Werner Lang, Technische Universität München,

– Prof. Dr.-Ing. Ingbert Mangerig, Universität der Bundeswehr München,

– Dipl.-Ing. Alexander Putz, Igl, Putz + Partner, Landshut,

– Dr.-Ing. Heinrich Schroeter, BayerischeIngenieurekammer-Bau, München,

– Dipl.-Ing. Michael Wiederspahn, Verlagsgruppe Wiederspahn, Wiesbaden,

– Dr.-Ing. Uwe Willberg, Autobahn-direktion Südbayern, München.

www.bayika.de

Page 192: Frankfurt am Main

Term

ine ]

192] [Umrisse]

Ausstellungen

Dietmar Feichtinger Architectes Ausstellung in der Galerie d’ Architecturein Paris bis 26. September; Mi–Sa 11–19 Uhr.

La Galerie d’ Architecture11 Rue des blanc Manteaux, F – 75004 Paris

Tel.: 00 33/1/49 96 64 00

125 Jahre Architekturmuseum Ausstellung in der Bauakademie in Berlinbis 30. September; täglich 11–18 Uhr.

Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin

Straße des 17. Juni 150, 10623 Berlin Tel.: 0 30/3 14-2 31 16

Donald Judd: A good Chair is a good ChairAusstellung in der Pinakothek der Moderne in München bis 9. Oktober; Di–So 10–17 Uhr.

Pinakothek der ModerneArcisstraße 21, 80333 München

Tel.: 0 89/2 38 05-3 83

Fetisch Auto. Ich fahre, also bin ichAusstellung im Museum Tinguely in Baselbis 9. Oktober; Di–So 11–18 Uhr.

Museum Tinguely Paul-Sacher-Anlage 1, CH – 4002 Basel

Tel.: 00 41/61/6 81 93 20

Eine Krone für die Stadt Halle.Walter Gropius im WettbewerbAusstellung in der Stiftung Moritzburg in Halle bis 9. Oktober; Di 10–19 Uhr, Mi–So 10–18 Uhr.

Stiftung MoritzburgFriedemann-Bach-Platz 5, 06108 Halle (Saale)

Tel.: 03 45/2 12 59-12

Road Atlas. Straßenfotografie Ausstellung in den sogenannten Opel-villen in Rüsselsheim bis 16. Oktober; Mi–So 10–21 Uhr, Fr–So 10–18 Uhr.

Stiftung Opelvillen Ludwig-Dörfler-Straße 9, 65428 Rüsselsheim

Tel.: 0 61 42/83 59 07

Architektur und Geschichte von BibliothekenAusstellung im Architekturmuseum derTechnischen Universität München in derPinakothek der Moderne in München bis16. Oktober; Di–So 10–17 Uhr.

Architekturmuseum der Technischen Universität München

in der Pinakothek der ModerneArcisstraße 21, 80333 München

Tel.: 0 89/2 38 05-3 83

“&: Robert & Durrer Ausstellung im Gewerbemuseum Winterthur bis 23. Oktober; Di–So 10–17 Uhr,Do 10–20 Uhr.

Gewerbemuseum WinterthurKirchplatz 14, CH – 8400 Winterthur

Tel.: 00 43/52/2 67 51 36

Alessandro Mendini. Wunderkammer Design Ausstellung im Staatlichen Museum für Kunst und Design in Nürnberg bis 23. Oktober; Di–So 10–18 Uhr, Do 10–20 Uhr.

Staatliches Museum für Kunst und Design Luitpoldstraße 5, 90402 Nürnberg

Tel.: 09 11/2 40 20-0

Ernst May 1886–1970.Neue Städte auf drei Kontinenten Ausstellung im Deutschen Architektur-museum in Frankfurt am Main bis 6. November; Di–Sa 11–18 Uhr, Mi 11–20 Uhr, So 11–19 Uhr.

Deutsches ArchitekturmuseumSchaumainkai 43, 60596 Frankfurt am Main

Tel.: 0 69/2 12-3 88 44

Architektur im Aufbruch. Planen und Bauen in den 1960er und 70er JahrenAusstellung im »Spanischen Bau« in Kölnbis 6. November; Di–So 10–18 Uhr.

Museum für Architekturund Ingenieurbaukunst NRW e.V.

Leithestraße 33, 45886 GelsenkirchenTel.: 02 09/9 25 78-0

Dominique Marc Wehrli. Architektur Fotografie PositionenAusstellung im Architekturfoyer der Eid-genössischen Technischen HochschuleZürich bis 10. November; Mo–Fr 8–22 Uhr.

Eidgenössische Technische Hochschule ZürichHönggerberg, HIL 75, CH – 8092 Zürich

Tel.: 0041/44/6 33 29 63

Belgrad: Monumente der Architektur Ausstellung im Ringturm in Wien bis 11. November; Mo–Fr 9–18 Uhr.

Vienna Insurance GroupSchottenring 30, A – 1010 Wien

Tel.: 00 43/50/3 50-2 10 29

Wohnraum Alpen Ausstellung im ArchitekturmuseumSchwaben in Augsburg bis 20. November;Di–So 14–18 Uhr.

Architekturmuseum Schwaben Thelottstraße 11, 86150 Augsburg

Tel.: 08 21/22 81 83-0

Page 193: Frankfurt am Main

[Term

ine

[193[Umrisse]

Tagungen

EKS-Jahrestagung 2011 Kongress der Europäischen Konvention für Stahlbau (EKS) zum Thema »Steel Construction. Global Change for 2050« inPotsdam vom 21. bis 22. September; Auskünfte und Anmeldung:

Deutscher Stahlbau-Verband DSTVSohnstraße 65, 40237 Düsseldorf

Tel.: 02 11/6 70 78 00

Rosenheimer Fenstertage 2011 39. Vortragsveranstaltung zu Fragen desFenster- und Fassadenbaus in Rosenheimvom 13. bis 14. Oktober; Auskünfte undAnmeldung:

ift Rosenheim GmbHTheodor-Gietl-Straße 7–9, 83026 Rosenheim

Tel.: 0 80 31/2 61-0

IAKS Congress 2011 22. Fachkongress für Planung, Bau, Modernisierung und Management vonSport- und Freizeitanlagen in Köln vom 26. bis 28. Oktober; Auskünfte und Anmeldung:

IAKS Internationale Vereinigung Sport- und Freizeiteinrichtungen e.V.

Eupener Straße 70, 50993 Köln Tel.: 02 21/16 80 23-0

Wettbewerbe

Deutscher Ziegelpreis 2011Auszeichnung für »energetisch vorbild-liche und gestalterisch überzeugende« und zudem nicht mehr als drei Jahre alte Ziegelbauten, Einsendeschluss ist der 30. September; Auskünfte und Anmeldung:

Ziegel Zentrum Süd e.V.Beethovenstraße 8 , 80336 München

Tel.: 0 89/74 66 16-11

Zumtobel Group Award 2012 Preis(e) für zukunftsorientierte Lösungs-ansätze in Architektur und Ingenieurwesenin den Kategorien »Gebaute Umwelt« und»Forschung und Initiative«, Bewerbungs-ende ist der 1. Dezember; Auskünfte undAnmeldung:

Zumtobel AG Höchster Straße 8 , A – 6850 Dornbirn

Tel.: 00 43/55 72/5 09-0

Stahl-Innovationspreis 2012 Würdigung neuer (realisierter) Ideen ausStahl in den Kategorien »Produkte ausStahl«, »Stahl in Forschung und Entwick-lung«, »Bauteile und Systeme aus Stahl für das Bauen« und »Stahl-Design«, Einreichungstermin ist der 16. Januar 2012;Auskünfte und Anmeldung:

Stahl-Informations-ZentrumSohnstraße 65, 40237 Düsseldorf

Tel.: 02 11/67 07-0

Messen

Intergeo 201117. Internationale Fachmesse für Geodäsie,Geoinformation und Landmanagement inNürnberg vom 27. bis 29. September; Auskünfte und Anmeldung:

Hinte GmbHBannwaldstraße 60, 76185 Karlsruhe

Tel.: 07 21/83 14 24-4 60

Expo Real 201114. Internationale Fachmesse für Gewerbe-immobilien und Investitionen in Münchenvom 4. bis 6. Oktober; Auskünfte undAnmeldung:

Messe München GmbHMessegelände, 81823 München

Tel.: 0 89/9 49 20 72-0

aqua alta 2011Fachmesse mit Kongress für Klimafolgen,Hochwasserschutz und Wasserbau inHamburg vom 11. bis 13. Oktober; Auskünfte und Anmeldung:

Hamburg Messe und Congress GmbHMesseplatz 1, 20357 Hamburg

Tel.: 0 40/35 69-24 41

inter airport 201118. Internationale Fachmesse für Flug-hafenausstattung, -technik, -gestaltungund -service in München vom 11. bis 14. Oktober; Auskünfte und Anmeldung:

Mack Brooks Exhibitions Ltd.Romeland House, St. Albans AL3 4ET

Tel.: 00 44/17 27/81 44 00

interlift 2011Internationale Fachmesse für Aufzüge,Komponenten und Zubehör in Augsburgvom 18. bis 21. Oktober; Auskünfte undAnmeldung:

AFAG Messen und Ausstellungen GmbHMessezentrum, 86159 Augsburg

Tel.: 09 11/9 88 33-0

FSB 2011 Internationale Fachmesse für Freiraum,Sport- und Bäderanlagen in Köln vom 26. bis 28. Oktober; Auskünfte und Anmeldung:

Koelnmesse GmbHMesseplatz 1, 50679 Köln

Tel.: 02 21/8 21-0

Veranstaltungen

Tag des offenen Denkmals Traditioneller (Denkmal-)Tag unter demdiesjährigen Motto »Romantik, Realismus,Revolution. Das 19. Jahrhundert« mit derMöglichkeit zur Besichtigung von bundes-weit mehr als 7.500 Bau- und Bodendenk-malen am 11. September; Auskünfte undAnmeldung:

Deutsche Stiftung DenkmalschutzSchlegelstraße 1, 53113 Bonn

Tel.: 02 28/90 91-0

Bundesgartenschau 2011 Traditionelle »Landschaftsausstellung« mit reichhaltigem Begleitprogramm sowieder Möglichkeit einer Seilbahnfahrt überden Rhein in Koblenz bis 16. Oktober; Auskünfte und Anmeldung:

Bundesgartenschau Koblenz 2011 GmbHKastorpfaffenstraße 21, 56068 Koblenz

Tel.: 02 61/2 01 65 65 65

Page 194: Frankfurt am Main

[Umrisse]Zeitschrift für BaukulturISSN 1437 - 253311. JahrgangAusgabe 3/4∙2011www.umrisse.de

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremdeSprachen, vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohneschriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Formreproduziert oder in eine von Maschinen verwendbare Sprache übertragen werden.Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages strafbar.

Herausgeber Dipl.-Ing. Michael WiederspahnVorstandsmitglied AIV Wiesbaden

Chefredaktion Dipl.-Ing. Michael Wiederspahn

Verlag

Biebricher Allee 11 b65187 WiesbadenTel.: 06 11/84 65 15Fax: 06 11/80 12 52www.verlagsgruppewiederspahn.de

Anzeigen Dipl.-Ing. Eva-Christin WenzZur Zeit gilt die Anzeigenpreisliste vom Januar 2011.

Satz und Layout Christina Neuner

Bilder Titel und Inhalt Rothschildpark © Adelheid Schönborn Eastgate © studio A/Gatermann + SchossigDenkschrift »Frankfurt für alle«© AS&P Albert Speer & Partner GmH»Sphäre« im Deutsche-Bank-Foyer© G. Castegini Erweiterung des Städel-Museums© schneider + schumacher PwC-Etage im Tower 185 © PricewaterhouseCoopers AGStädel-Tower © Jörg Hempel/Zumtobel Lighting GmbHWohnhäuser in der Hansaallee © Lisa FarkasValentin-Senger-Schule © Mara Monetti Rothschildpark © Anna Schönborn PalaisQuartier © Jean-Luc Valentin Campo am Bornheimer Depot© Thomas Lison Heinrich-Lübke-Siedlung © AS&P Albert Speer & Partner GmbHStudierendenwohnheim am Wiesenhüttenplatz© Frank Heinen/Architekturbüro Ferdinand HeideMaintor-Quartier © KSP Jürgen Engel ArchitektenEuropagarten© Stefan Müller Gallusanlage © Grünflächenamt der Stadt Frankfurt am MainInstituto Cervantes im Amerika Haus © Jörg Hempel Campus Bockenheim © Karl Dudler ArchitektenAudi Zentrum Frankfurt-Ost © Allmann Sattler Wappner

Druck Schmidt & more Drucktechnik GmbHHaagweg 44, 65462 Ginsheim-Gustavsburg

Erscheinungsweise [Umrisse]und Bezugspreis Zeitschrift für Baukultur

erscheint 6 x pro Jahr.Einzelheft: 9,50 EuroDoppelheft: 19,00 EuroJahresbezugspreis: 57,00 EuroAbonnement Ausland: 63,00 Euro

mit MixedMedia Konzepts

V E R L A G S G R U P P EW I E D E R S P A H N

Impr

essu

m ]

194] [Umrisse]

Page 195: Frankfurt am Main

[Umrisse]Zeitschrift für Baukultur

Wo werben?

Ganz einfach! Unsere Mediadaten

können Sie als PDF unter www.umrisse.de

downloaden.

Page 196: Frankfurt am Main

Einzigartige optische Systeme und leistungsstarke LED-Module sorgen für hochwertige Verkaufsraumbeleuchtung.

Die LED-Strahlerserie IYON vereint sinnliche Formensprache mit maximaler Funktionalität. Design: Delugan Meissl Associated Architects

In zwei Baugrößen und geeignet für den Einsatz in 3-Phasen-Stromschienen oder als Halbeinbaulösung.

Intelligente Lichtlösungenvon Zumtobel sind in perfekter Balance von Lichtqualität und Energieeffizienz – in HUMANERGY BALANCE.

www.zumtobel.de

Im Zusammenspiel mit intelligenten Lichtsteuerungen entstehen dynamische Lösungen, die Lichtqualität und Energieeffizienz optimal verbinden.

Leistungsstarke LED-Produkte von Zumtobel

faszinieren durch hohe Effizienz, hervorragende Farbwiedergabe,

Wartungsfreiheit und anspruchsvolles Design.