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Franz Kafka
der process
Textanalyse und Interpretation zu
Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referatplus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen
Volker Krischel
königs erläuterungenBand 417
Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schrift-lichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne vorherige schritfliche Einwilligung des Verlages öffentlich zugänglich gemacht werden. Dies gilt auch bei einer entsprechenden Nutzung für Unterrichtszwecke!
2. Auflage 2012ISBN 978-3-8044-1910-0© 2004, 2009 by C. Bange Verlag, 96142 HollfeldAlle Rechte vorbehalten!Titelabbildung: Der Proceß, Verfilmung 1962, © CinetextDruck und Weiterverarbeitung: Tiskárna Akcent, Vimperk
Zitierte Ausgaben:Franz Kafka: Der Prozess. Roman. Husum/Nordsee: Hamburger Lesehefte Ver-lag, 2009 (Hamburger Leseheft Nr. 201, Heftbearbeitung: Alexander Reck). Zitatverweise sind mit HL gekennzeichnet.Franz Kafka: Der Proceß. Roman in der Fassung der Handschrift. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag, 2008, 3. Aufl. 2010. (Die Ausgabe folgt in Interpunktion und Orthografie Kafkas Handschrift, übernimmt also Eigentüm-lichkeiten wie „Tronsessel“.) Zitatverweise sind mit F gekennzeichnet.
Über den Autor dieser Erläuterung:Volker Krischel, geb. 1954, arbeitete nach dem Studium der Germanistik, Geschichte, Katholischen Theologie, Erziehungswissenschaften, Klassischen Archäologie, Kunstgeschichte und Geografie mehrere Jahre als Wissenschaft-licher Mitarbeiter – besonders im Bereich der Museumspädagogik – am Würt-tembergischen Landesmuseum Stuttgart. Heute ist er als Oberstudienrat in Ge-rolstein, Eifel, tätig. Er hat mehrere Arbeiten zu Autoren der neueren deutschen Literatur sowie zur Museums- und Unterrichtsdidaktik veröffentlicht.
Ke_417_19100_Kafka_Prozess.indd 2 16.12.2011 18:35:50
1. DAs WicHtigstE AuF EinEn BLicK – 6 scHnELLÜBErsicHt
2. FrAnZ KAFKA: LEBEn unD WErK 10
2.1 Biografie 10
2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund 15
Die „Dreinationenstadt“ Prag 15
Antisemitismus und Theodor Herzls Idee eines Judenstaates 18
Der Erste Weltkrieg und die Entstehung der Tschechoslowakei 21
2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken 24
3. tExtAnALysE unD -intErprEtAtion 35
3.1 Entstehung und Quellen 35
3.2 inhaltsangabe 40
3.3 Aufbau 74
Fragmentarische Form 74
Josef K. und das Gericht 76
Verlaufsstruktur 77
Chronologie 77
Örtlichkeiten 78
inHALt
3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken 79
Lebensbereichs- und Personenkonstellation 79
Josef K. 81
Die Bank (Direktor, Direktor-Stellvertreter, Mitarbeiter) 87
Die Pension (Frau Grubach, Fräulein Bürstner) 89
Das Gericht (Frau des Gerichtsdieners, Leni, Advokat Huld, Maler Titorelli, Geistlicher) 92
Die Familie (Onkel, Mutter, Cousine) 99
Der Stammtisch (Staatsanwalt Hasterer) 101
Die Geliebte (Elsa) 103
3.5 Sprachliche und sachliche Erläuterungen 104
3.6 Stil und Sprache 105
3.7 Interpretationsansätze 109
4. REZEPTIONSGESCHICHTE 119
5. MATERIALIEN 122
Der Apfel der Erkenntnis 122
Der unableitbare Gedanke der Selbstbestrafung 123
6. PRÜFUNGSAUFGABEN 125 MIT MUSTERLÖSUNGEN
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LitErAtur 132
sticHWortvErZEicHnis 138
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1. DAs WicHtigstE AuF EinEn BLicK – scHnELLÜBErsicHt
Damit sich jeder Leser in unserem Band schnell zurechtfindet und das für ihn Interessante gleich entdeckt, hier eine Übersicht.
Im 2. Kapitel beschreiben wir Kafkas Leben und stellen den zeit-geschichtlichen Hintergrund dar:
Franz Kafka lebte von 1883 bis 1924 die meiste Zeit in Prag, das damals zum Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn gehörte.
Das Leben in Prag wurde von den Konflikten zwischen seinen drei Hauptbevölkerungsgruppen, den Tschechen, den Deutsch-Österreichern und den Juden, geprägt.
Aus dem tschechischen Nationalismus entsteht ein neuer Antisemitismus.
Der jüdische Feuilletonist Theodor Herzl entwickelt die Idee eines eigenen Judenstaates.
Der Erste Weltkrieg bringt den Zerfall des Vielvölkerstaates Österreich-Ungarn und die Entstehung der Tschechoslowa-kei.
Der Proceß ist einer von Kafkas drei fragmentarisch gebliebe-nen Romanen und wurde posthum veröffentlicht. Daneben besteht Kafkas Gesamtwerk aus Erzählungen, Briefen und Tagebüchern.
Im 3. Kapitel bieten wir eine Textanalyse und -interpretation.
Der Proceß – Entstehung und Quellen:
Die Romanentstehung ist stark mit Kafkas eigener Lebenssitu-ation verbunden (Verlobung mit Felice Bauer, Entlobung im Juli
S. 10 ff.
S. 15 ff.
S. 18 ff.
S. 21 ff.
S. 24 ff.
S. 35 ff.
FrAnZ KAFKA6
4 rEZEptions-gEscHicHtE
5 MAtEriALiEn 6 prÜFungs-AuFgABEn
1914, seine ungeliebte Arbeit als Versicherungsangestellter). Sein Briefwechsel mit der Berliner Angestellten Felice Bauer zeugt von seinem Konflikt zwischen dem Traum von einer freien Schriftstel-lerexistenz und der Absicht zu heiraten. Aber auch der Ausbruch des Ersten Weltkrieges dürfte ein Anstoß zur Arbeit am Roman gewesen sein. Kafkas kreative Schreibphase begann ab August 1914 und versiegte im Dezember 1914, der Roman blieb unvollen-det.
inhalt:
Der Roman umfasst 10 Kapitel und 6 Fragmente.Der Bankbeamte Josef K. wird eines Morgens fast überfallartig
im Auftrag eines geheimnisvollen Gerichts verhaftet. Er ist sich keiner Schuld bewusst und bekommt auch keine konkrete Anklage mitgeteilt. Auch kann er sein Leben so weiterführen wie bisher. Der Roman schildert, wie der Prozess immer mehr Josef K.´s Le-ben beeinflusst, und seine vergeblichen, z. T. tragisch-grotesken Versuche, bis zum Gericht vorzudringen. Schließlich lässt er sich fast freiwillig hinrichten.
chronologie und schauplätze:
Der Roman spielt innerhalb eines Jahres. Schauplätze sind der pri-vate und berufliche Lebensbereich Josef K.´s sowie die Örtlichkei-ten, an die er durch seine „Prozesssituation“ zu gehen veranlasst wird (v. a. der Sitzungssaal, die Kanzleien, die Wohnung seines Advokaten, der Dom).
S. 40 ff.
S. 74 ff.
DEr procEss 7
2 FrAnZ KAFKA: LEBEn unD WErK
3 tExtAnALysE unD -intErprEtAtion
1 scHnELLÜBErsicHt
personen:
Die Hauptfiguren sind
Josef K.: Karrierebeamter, Standesdünkel, selbstzufrieden, überheblich,
Frau Grubach: einfach, mütterlich vorwitzig,
Fräulein Bürstner:
selbstbewusst, modern, emanzipiert,
Leni: dominant, sexuell-animalisch,
Advokat Huld: alt, krank, dominant,
Maler Titorelli: Bohemien, Lebenskünstler, geschickter Taktierer,
Staatsanwalt Hasterer: angesehen, gefürchtet.
S. 82 ff.
S. 90 ff.
S. 91 ff.
S. 94 f.
S. 96 f.
S. 97 f.
FrAnZ KAFKA8
4 rEZEptions-gEscHicHtE
5 MAtEriALiEn 6 prÜFungs-AuFgABEn
Alle anderen Personen sind eher „Typen“, die nur nach ihrer Funk-tion bezeichnet werden. Alle Personen werden ausführlich und in ihrer Beziehung zueinander vorgestellt.
stil und sprache Kafkas:
nüchterner, sachlicher, unbeteiligter Sprachstil, von seiner Arbeit als Jurist geprägt, gezielter Einsatz sprachlicher Mittel, monoperspektivisches, personales Erzählen.
verschiedene interpretationsansätze bieten sich an:
Der Proceß gehört zu den am häufigsten interpretierten Werken der Weltliteratur. Neben einem Überblick über die klassisch-histo-rischen Interpretationsversuche werden drei neuere Interpretati-onsansätze vorgestellt:
Der Proceß ist die Wiedergabe einer traumhaften Einbildung, ein (homo-)erotischer Roman, ein grotesk-komischer Roman.
S. 106 ff.
S. 110 ff.
DEr procEss 9
2.1 Biografie
2. FrAnZ KAFKA: LEBEn unD WErK
2.1 Biografie1
JAHr ort ErEignis ALtEr
3. Juli1883
Prag Franz Kafka wird als 1. Kind des deutsch-jüdischen Kaufmanns Hermann Kafka (1852–1931) und seiner Frau Julie, geb. Löwy (1856–1934), geboren.
1889–1893
Besuch der „Deutschen Knabenschule am Fleischmarkt“; Geburt der Schwestern Gabriele, genannt Elli (1889), Valerie, genannt Valli (1890), Ottilie, genannt Ottla (1892); die jüngeren Brüder Georg (1885) und Heinrich (1887) sterben bereits im Kindesalter.
6–10
1893–1901
Besuch des humanistischen „K. K. Staats-gymnasiums mit deutscher Unterrichts-sprache in Prag-Altstadt“, in dieser Zeit entstehen Frühwerke, die später von Kafka vernichtet werden.
10–18
1896 Bar-Mizwa 13
1900 TrieschRoztok bei Prag
Ferien bei seinem Lieblingsonkel, dem Landarzt Siegfried Löwy in Triesch, Som-merferien mit den Eltern in Roztok bei Prag.
17
1901 Norderney, Helgoland
Abitur, Ferien mit seinem Onkel Siegfried Löwy auf Norderney und Helgoland; Studienbeginn an der „Deutschen Univer-sität Prag“, zunächst Chemie, dann Jura, nebenbei hört er kunstgeschichtliche Vor-lesungen.
18
1 Vgl. hierzu Anz, S. 137 f.; Hayman, S. 385 ff.; Politzer, S. 571 f.; Wagenbach, S. 141 ff.
Franz Kafka (1883–1924) © ullstein bild
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1 scHnELLÜBErsicHt
FrAnZ KAFKA10
2.1 Biografie
JAHr ort ErEignis ALtEr
1902 Prag Germanistikstudium, ab dem Wintersemes-ter Fortführung des Jurastudiums; erste Begegnung mit Max Brod (1884–1968).
19
1903 Weißer Hirschbei Dres-den
Rechtshistorische Staatsprüfung; Erster Sanatoriumsaufenthalt (in Weißer Hirsch bei Dresden, danach in Südböhmen); Ar-beit am verschollenen Roman Das Kind und die Stadt.
20
1904 Prag Beginn der Arbeit an Beschreibung eines Kampfes, Erzählungen, Skizzen und Prosa-gedichten.
21
1905 Zuckmantel Im Sommer: Sanatorium Schweinburg in Zuckmantel, im Winter: Beginn der regelmäßigen Zusammenkünfte mit den Freunden Oskar Baum, Felix Weltsch und Max Brod.
22
1906 Prag Volontariat in einer Advokatur, Promotion zum Dr. jur., Hochzeitsvorbereitungen auf dem Lande.
23
1906–1907
Prag „Rechtspraxis“ zunächst beim Landgericht, dann beim Strafgericht.
23–24
1907 Prag Ab Oktober: Aushilfskraft in der Assicurazi-oni Generale in Prag.
24
1908 PragTetschenCernosic
Erste Veröffentlichung: 8 Prosastücke aus dem späteren Band Betrachtung in der Zeitschrift Hyperion; Eintritt als „Aushilfs-beamter“ in die „Arbeiter-Unfall-Versiche-rungsanstalt für das Königreich Böhmen“ in Prag, erste Dienstreise nach Tetschen und Cernosic; Beginn der engen Freund-schaft mit Max Brod.
25
1909 Riva TetschenPilsen
Ferienreise mit Max und Otto Brod nach Riva am Gardasee; zahlreiche Dienstreisen (Tetschen, Pilsen, Maffersdorff); Aeroplane in Brescia, Beginn der Tagebücher.
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2.1 Biografie
JAHr ort ErEignis ALtEr
1910 PragParis
Ernennung zum „Anstaltsconcipisten“; Besuch von Wahlversammlungen und so-zialistischen Massenveranstaltungen sowie einer jiddischen Schauspieltruppe; Ferien-reise mit Max und Otto Brod nach Paris.
27
1911 FriedlandItalienParisErlenbachbei Zürich
Dienstreisen u. a. nach Friedland, Reichen-berg und Grottau; Ferienreise mit Max Brod an die oberitalienischen Seen und nach Paris; Aufenthalt im Naturheilsanato-rium Fellenberg in Erlenbach bei Zürich; stiller Teilhaber an einer Asbestfabrik; Leidenschaft für das jiddische Theater, Freundschaft mit dem jiddischen Schau-spieler Jizchak Löwy, Beschäftigung mit dem Judentum.
28
1912 PragWeimarHarz
Erste Fassung des Romans Der Verscholle-ne; Ferienreise mit Max Brod nach Weimar, Aufenthalt im Naturheilsanatorium „Just’s Jungborn“ im Harz; Zusammenstellung des ersten Bandes Betrachtung; lernt im Hause Brod Felice Bauer kennen, Beginn der Kor-respondenz mit ihr; die Erzählungen Das Urteil und Die Verwandlung entstehen.
29
1913 PragWien
Ernennung zum „Vice-Sekretär“; verschie-dene Treffen mit Felice Bauer, Heiratsan-trag an Felice Bauer; Begegnung mit Grete Bloch und Beginn der Korrespondenz; Dienstreisen mit seinem Vorgesetzten nach Wien; Heirat Max Brods; Der Heizer.
30
1914 Berlin Offizielle Verlobung mit Felice Bauer; Verlockung im Dorf, Aussprache mit Felice Bauer im Berliner Hotel „Askanischer Hof“ und Lösung der Verlobung; Beginn der Ar-beit am Roman Der Proceß; die Erzählung In der Strafkolonie entsteht.
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2.1 Biografie
JAHr ort ErEignis ALtEr
1915 UngarnFranken-stein
Erstes Wiedersehen mit Felice Bauer; Reise nach Ungarn; Sanatoriumsaufenthalt in Frankenstein bei Rumburg; Carl Sternheim gibt die mit dem Fontanepreis verbundene Geldsumme an Kafka weiter.
32
1916 MarienbadMünchen
Ferien mit Felice in Marienbad (inoffizielle Verlobung); öffentliche Lesung in Mün-chen; Der Gruftwächter, Fragmente von Der Jäger Graccus, mehrere Erzählungen, u. a. Ein Landarzt.
33
1917 Prag Ein Bericht für eine Akademie, Die Sorge ei-nes Hausvaters, Beim Bau der Chinesischen Mauer; zweite offizielle Verlobung mit Feli-ce; erster Blutsturz, Beginn der Lungentu-berkulose; Entlobung mit Felice.
34
1918 Hebräischstudien. 35
1919 SchlesienPrag
Verlobung mit Julie Wohryzek; Brief an den Vater; Felice Bauer heiratet.
36
1920 Matliary Beförderung zum „Anstaltssekretär“; Ent-lobung mit Julie Wohryzek; erster Entwurf zu Das Schloss; Sanatoriumsaufenthalt in Matliary (Hohe Tatra); Freundschaft mit Robert Klopstock; Begegnung mit Milena Jesenská.
37
1921 Prag Erstes Leid. 38
1922 Ein Hungerkünstler, Fürsprecher, Beginn mit der Arbeit am Roman Das Schloss; Be-förderung zum „Obersekretär“, vorzeitige krankheitsbedingte Pensionierung; letzte Begegnung mit Milena Jesenská.
39
1923 Berlin Hebräischstudien; lernt Tile Rößler und Dora Dymant (Diamant) kennen; Über-siedlung nach Berlin zusammen mit Dora Diamant; Eine kleine Frau, Der Bau.
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