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OTSCHAFT Franziskanische B Botschaft 1/ 2010 Eine Zeit zum Nehmen eine Zeit zum Geben

Franziskanische Botschaft 1 / 2010

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Eine Zeit zum Nehmen, eine Zeit zum Geben

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O T S C H A F TF r a n z i s k a n i s c h eB

Botschaft 1/ 2010Eine Zeit zum Nehmen eine Zeit zum Geben

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FRAN ZI SKA NI SCHE BOTSCHAFT

Zeitschrift zur Vertiefungdes christlichen Lebens im Geistdes heiligen Franz von Assisi

Herausgeber:Generaldelegation der Schweizer- Konventualen.Erscheint sechsmal jährlich

Redaktion:P. Klaus RenggliGemeinschaft der FranziskanerHobacher 1CH-6073 Flüeli-RanftTel. 041 666 28 60Fax 041 666 28 69E-Mail: [email protected]

Ständige Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter:P. Xavier Tachel – P. Damian MennemannHr. Pierre Bausters – Sr. Thomas Limacher

Druck und Verlag:Kanisiusdruckerei AGCH-1701 Freiburg

Preis: sFr. 25.–, € 18.– Wohltäter-Abonnement: sFr. 35.–, € 25.–(zugunsten des Apostolates derFranziskaner in der Schweiz und in den Missionen)

Adressänderungen, Bestellungen und Abbestellungen:Tel. 031 740 97 65Franziskanische BotschaftIndustriestrasse 37 – CH-3178 Bösingen

KontiSchweiz: Botschaft-Verlag Freiburg,Postscheckkonto 17-913-7Luxemburg: Bausters Pierre,Mission de l’Immaculée,1647 Luxembourg, Postscheckkonto IBAN LU67 1111 0653 3352 0000Deutschland: Minoritenkloster D-50667 Köln, Tunisstrasse 4, Stadt spar kasse Köln, Konto-Nr. 5252010, BLZ 370 501 98

Für den Inhalt der Artikel ist der Autor selber verantwortlich. Nachdruck von Artikeln mit Erlaubnis des Redaktors möglich.

Jahresthema: Alles hat seine Zeit Ko. 3,1–8Monatsthema: Eine Zeit zum Nehmen eine Zeit zum Geben

Liebe Botschaftleserin... 03Vom Mehrwert des Gebens 04Meditation: Drei Dinge 08Zur Besinnung: Geben im Übermass? 10Geben ist seliger als nehmen: ein Interview 12Spruch des Monats 16Franziskanische Persönlichkeiten: Angela von Foligno 18Im Blick-Punkt: Kapellenschiffe auf Wolga und Don 20Franziskanisches: Franziskanische Reisen 2010 22Informationen aus der Generaldelegation 24Antonius Glocken 27Die Seite des Lesers 28Antoniushaus Mattli 29Für Sie gelesen 30

61. Jahrgang01 / 2010 Januar / Februar

Mitarbeiter in dieser Nummer:• P. Dr. Prof. Josef Imbach, St. Jakobsstrasse 64, CH-4147 Aesch BL

• P. Xavier Tachel, Gemeinschaft der Franziskaner, CH-6073 Flüeli-Ranft

• Sr. Thomas Limacher, Mutterhaus, CH-6313 Menzingen

• P. Gottfried Egger, OFM, Marienburg, CH-8752 Näfels

• Hr. Balz Röthlin, Journalist, Bruggenmatt 39, CH-8906 Bonstetten

• Br. Niklaus Kuster, Kapuzinerkloster, CH-4601 Olten

• Hr. Pierre Bausters, 33, rue du Grünewald L-1647 Lux-Neudorf

• Fr. Verena Inderbitzin, Antoniushaus Mattli, CH-6443 Morschach

Bildnachweis:1. Umschlagseite: Presse-Bild-Poss4. Umschlagseite: André GirardMitte: Presse-Bild-Poss, Seite 9: André GirardAmschwand A. S. 24; Botschaftsarchiv S. 24; Fuchs B. S. 25; Lempicki J. S. 25; Petri Ch. S. 5; Pixe! S. 18; Presse-Bild-Poss S. 10, 12, 15, 26; Röthlin B. S. 20, 21; Sauge M. S. 27; Sidler R. S. 22; Weingart K. S. 6.

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Liebe Botschaftleserin, lieber Botschaftleser

«Alles hat seine Zeit» steht bei Kohelet in der Bibel. Und wir können dem aus eigener Erfah-rung zustimmen. «Alles hat seine Zeit» meint doch auch, dass alles vergänglich ist und Neuem Platz macht. Wir spüren, wie verän-derlich alles ist. Wir sehen es in der Natur, wir erfahren es im Alltag, in der Kirche und in der Gesellschaft, wir spüren es am eigenen Leib. «Alles hat seine Zeit» weist aber auch auf die Vielfalt im Leben hin. Ist nicht alles ein Kom-men und Gehen, stetem Wandel unterworfen? Wir werden geboren und sterben. Unser Leben geht vorüber und andere Menschen nehmen unsere Plätze ein. Die Jahreszeiten lassen uns erfahren, wie vielseitig die Natur ist. Es regnet und dann scheint die Sonne. Und der Alltag? Es gibt eine Zeit zum Weinen und eine Zeit zum Lachen, eine Zeit zum Reden und eine Zeit zum Schweigen, eine Zeit zum Trauern und eine Zeit um sich zu freuen. Nicht alles kann gleichzeitig geschehen.

Dieser Vielfalt und diesem Wechsel im Alltag unseres Lebens möchten wir im eben begon-nenen Jahr etwas nachspüren. Es soll uns bewusst werden, wie unser Leben nicht etwas Festgefahrenes, Unbewegliches, ewig gleich Bleibendes ist. Das Leben hat in der Tat viele Facetten, die sich ergänzen und bereichern, die abwechslungsweise wiederkehren und unser Leben wie eine Art Spirale erscheinen lassen, in der gewisse Ereignisse und Haltungen, oft auch Krankheit und Gesundheit, Freud und Leid kommen und gehen, um auf einer ande-ren Ebene erneut aufzutauchen.

Wir beginnen in der ersten Nummer mit der Aussage, dass Geben und Nehmen ihre Zeit haben und einen Teil unsres Lebens ausma-chen. Geben gibt es nicht ohne Nehmen und umgekehrt. Sie ergänzen und bereichern sich. Ich denke nicht nur an das materielle Geben.

Nehmen wir einmal den Faktor Zeit. Wer seine Zeit für ein sinnvolles Gespräch investiert, sie hergibt, ob-wohl er so viel Arbeit hätte, wird wahrscheinlich reich beschenkt werden, wenn er sich ganz einlässt auf das Gespräch. Eine Mutter, die

ihr Kleinkind stillt und ihm Tag und Nacht alles Lebensnotwendige gibt, fühlt die Liebe dieses Kindes und erfährt so ihren Lebenssinn. Wenn oft Leute behaupten, wie langweilig und ein-tönig das Beichthören wohl sei, muss ich ihnen sagen, dass ich gerade bei Beichtgesprächen genauso der Empfangende und Bereicherte bin, wie der Beichtende. Wenn ich mich auf die Menschen einlasse und den Augenblick bewusst lebe, ist letztlich das ganze Leben ein Nehmen und Geben, ein steter Austausch von Werten und Gefühlen und hilft uns so, uns zu entfalten und ganz Mensch zu werden.

Papst Leo XIII. hat einmal sinngemäss gesagt, dass kein Mensch so reich sei, dass er keines andern Hilfe nötig hätte und kein Mensch so arm, dass er seinen Mitmenschen nicht irgend-wie etwas geben könnte. Es geht ja da nicht in erster Linie um materielle Werte, das auch, aber es geht um den menschlichen Austausch, das Miteinader und Füreinander im Alltag. Letztlich ist der Schenkende immer auch der Empfangende und umgekehrt. Alles hat seine Zeit, es gibt eine Zeit zum Empfangen und Nehmen und eine Zeit zum Geben und Schen-ken. Und sei das nur ein Lächeln im richtigen Moment.

Schenken wir uns und den andern die Zeit zum Nehmen und Geben. Sie wird eine erfüllte Zeit werden.

In VerbundenheitIhr

/// Gedanken zum Thema B O T S C H A F T 1 / 2 0 1 0B O T S C H A F T 1 / 2 0 1 0

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/// Vom Mehrwert des Gebens

In der Regel sind wir gewohnt, das Erste Testament aus dem Blickwinkel des Neuen zu deuten – das haben schon die Evangelisten so gehalten. Wenn sie die Hebräische Bibel zitierten, haben sie die betreffenden Stellen aus der Sicht ihres Jesusglaubens heraus neu zu verstehen versucht. Gelegentlich aber trifft auch das Gegenteil zu, nämlich dass die altbundlichen Geschichten Aspekte hervor-heben, welche von den neutestamentlichen Verfassern übersehen oder übergangen wur-den. Unter anderen gilt das für zwei Episoden, in deren Mittelpunkt jeweils Witwen stehen, die das Letzte, was sie noch besitzen, einfach wegschenken, ohne sich um die Folgen zu kümmern.

Das Letzte geopfert

Als Jesus einmal im Tempel dem Opferkasten gegenübersass, sah er zu, wie die Leute Geld in den Kasten warfen. Viele Reiche kamen und gaben viel. Da kam auch eine arme Witwe und warf zwei kleine Münzen hinein.Jesus rief seine Jünger zu sich und sagte: Amen, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten hineingeworfen als alle andern. Denn sie alle haben nur etwas von ihrem Überfl uss hergegeben; diese Frau aber, die kaum das Nötigste zum Leben hat, sie hat alles gegeben, was sie besass, ihren ganzen Lebensunterhalt (Markus 12,41–44).Diese Schilderung rührt schon deshalb ans Herz, weil der Verstand hier nicht mehr mitkommt. Entweder ist diese Frau völlig verzweifelt (sie hat ja jetzt überhaupt nichts mehr zum Leben), oder aber sie hat ein gera-dezu grenzenloses Gottvertrauen.

Es fi ndet sich kein Hinweis, dass Jesus mit der Witwe gesprochen hat. Woher weiss er dann, dass sie ihr letztes Geld hergegeben hat? Auch hinsichtlich der fi nanziellen Verhältnisse der übrigen Opfernden scheint er sich bestens auszukennen! Diese Ungereimtheiten lassen darauf schliessen, dass wir es hier nicht mit einer historischen Begebenheit, sondern mit einer idealisierten Darstellung zu tun haben.

Tatsächlich handelt es sich um eine Wander-erzählung, deren lehrhafter Charakter offen-kundig ist. Dazu passt, dass sich im Judentum um die Zeitenwende mehrere Parallelen zu diesem neutestamentlichen Text fi nden. Eine dieser Geschichten berichtet von einer Frau, die eine Handvoll Mehl als Opfergabe in den Tempel bringt. Was der Priester abschätzig kommentiert: «Seht, was diese darbringt! Was davon soll man Gott opfern, und was davon essen (d.h. bleibt da überhaupt noch etwas übrig für die Tempelhüter)?» Doch dann wird dem Priester im Traum gesagt: «Verachte die Frau nicht! Denn sie hat, weil sie ihr Letztes gab, sich selber dargebracht!»

Ähnliche Erzählungen zirkulierten in ausserbi-blischen Kulturen. Eine buddhistische Legende weiss ebenfalls von einer armen Frau, die anlässlich eines Festes ihre ganze Barschaft, nämlich zwei Kupfermünzen, opfert. Ein Mönch, der Einblick hat in die Gedanken der Menschen, macht dies bekannt, worauf der König die Spenderin zur Frau nimmt. Ent-scheidend ist nicht die Quantität, sondern die Qualität einer Spende. Indem die Frau dem Tempel gibt, was sie selber für ihren Lebens-unterhalt bräuchte, opfert sie gleichsam sich selbst.

Vom Mehrwert des GebensVom Mehrwert des Gebens

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/// Vom Mehrwert des Gebens

Schenken aus Konvention?

Gelegentlich kommt es vor, dass Menschen anderen etwas schenken, weil sie sich dazu gedrängt fühlen, sei es, weil die Gepfl ogen-heit, die Konventionen oder die Umstände es erfordern, sei es, weil sie meinen, sich für einen Gefallen revanchieren zu müssen. Ganz anders verhält es sich, wenn wir ein Geschenk bekommen, das sorgfältig ausgewählt wurde, liebevoll verpackt ist und uns zusammen mit ein paar persönlich gehaltenen Zeilen überreicht wird. Dann spüren wir instinktiv, dass in dieser Gabe etwas von der oder dem Gebenden selbst enthalten ist. Das ist auch der Grund, warum wir es oft kaum über uns bringen, ein solches Geschenk einfach zu ent-sorgen, wenn wir nach Jahren in eine kleinere Wohnung umziehen und uns von vielen Din-gen trennen müssen.

Dass damit aber noch längst nicht alles ge-sagt ist, was zur Geschichte vom Scherfl ein der Witwe zu sagen wäre, zeigt eine Legende aus der Hebräischen Bibel, welche zu einem vertieften Verständnis der neutestamentlichen Erzählung beitragen kann. Sie handelt eben-falls von einer armen Witwe, welche ihr Letztes hergibt – und das erst noch einem Fremden.Das Wort des Herrn erging an Elija: Mach dich auf, und geh nach Sarepta, das zu Sidon gehört, und bleib dort! Ich habe dort einer Witwe befohlen, dich zu versorgen. Er machte sich auf und ging nach Sarepta. Als er an das Stadttor kam, traf er dort eine Witwe, die Holz aufl as. Er bat sie: Bring mir in einem Gefäss ein wenig Wasser zum Trinken! Als sie wegging, um es zu holen, rief er ihr nach: Bring mir auch einen Bissen Brot mit! Doch sie sagte: So wahr der Herr, dein Gott, lebt: Ich habe nichts mehr vorrätig als eine Handvoll Mehl im Topf und

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/// Vom Mehrwert des Gebens B O T S C H A F T 1 / 2 0 1 0B O T S C H A F T 1 / 2 0 1 0

ein wenig Öl im Krug. Ich lese hier ein paar Stücke Holz auf und gehe dann heim, um für mich und meinen Sohn etwas zuzubereiten. Das wollen wir noch essen und dann sterben. Elija entgegnete ihr: Fürchte dich nicht! Geh heim, und tu, was du gesagt hast. Nur mache zuerst für mich ein kleines Gebäck, und bring es zu mir heraus! Danach kannst du für dich und deinen Sohn etwas zubereiten. Denn so spricht der Herr, der Gott Israels: Der Mehltopf wird nicht leer werden und der Ölkrug nicht versiegen bis zu dem Tag, an dem der Herr wieder Regen auf den Erdboden sendet. Sie ging und tat, was Elija gesagt hatte. So hatte sie mit ihm und ihrem Sohn viele Tage zu essen. Der Mehltopf wurde nicht leer, und der Ölkrug versiegte nicht, wie der Herr durch Elija versprochen hatte (1 Könige 17,10–16).

Wer sich im Märchenland ein wenig auskennt, denkt bei dieser Geschichte unwillkürlich an das Mädchen mit den Sterntalern. Das gibt alles her, was es besitzt, sogar sein letztes Hemdchen, und dafür wird es vom Himmel mit einem Goldregen belohnt. Eine solche Geschichte ist – genauso wie die Legende von der Witwe von Sarepta – Ausdruck der Sehn-sucht nach einer Welt, die so nicht existiert. Unser Menschenverstand – ob gesund oder nicht spielt hier keine Rolle – sagt uns, dass keine Witwe auf der Welt ihre allerletzten Es-sensreste mit einem hergelaufenen Hungerlei-der teilen würde, wenn sie noch einen Sohn zu versorgen hat. Wo es um Sein oder Nichtsein geht, kämpfen Menschen wie die Tiere, um das bisschen zu verteidigen, das ihnen noch ge-blieben ist, oder um einen Bissen zu ergattern, der sie vor dem Hungertod bewahren soll.

Mehr geben, als wir haben

Jedem Menschenverstand und unserer Erfah-rung widerspricht das versöhnliche Finale, auf das das Märchen von den Sterntalern und die

Legende von der Witwe zusteuern. Was wir weggeben, der Ausdruck sagt es, ist weg, und zwar defi nitiv.

Bekanntlich berichten Legenden und Märchen von Dingen, die nie geschehen sind, sich aber doch tagtäglich neu ereignen. Sie sind wie Fenster, die uns einen Blick erlauben in eine andere Welt, in der das letzte Wort nicht dem Verstand oder der Vernunft, sondern dem Herzen zukommt. Der Verstand sagt: Wir können nur geben, was wir haben. Wenn wir wenig haben, können wir bestenfalls von dem Wenigen etwas geben, und wenn wir nichts haben, gibt es nichts zu geben. Und doch, und Gott sei’s gedankt, handeln wir oft ganz anders. Ein Mensch, der Mitleid hat mit einem anderen, ist plötzlich fähig, diesem unglaub-lich viel Zeit zu widmen (die er ‹eigentlich› gar nicht hat) und ihm ein solches Mass an Zuwendung zu schenken, das er selber nie für möglich gehalten hätte. Und macht dabei die Erfahrung: Was wir für uns allein beanspruchen, trennt uns von den anderen, was wir aber den anderen schenken, verbin-det uns mit ihnen. Es wird uns dabei nichts entzogen, wir verlieren gar nichts, sondern gewinnen, und zwar unendlich viel. Indem wir nicht einfach etwas, sondern etwas von uns verschenken, schaffen wir Gemeinsamkeiten, daraus entsteht Gemeinschaft, in der und aus der heraus wir besser leben können. Wie viel Grossherzigkeit in einem Menschen wohnt, entdeckt er, wenn er auf die anderen zugeht, ohne vorher immer eine Rechnung aufzuma-chen. Gewiss, wir sollen verantwortungsvoll handeln, aber wenn wir ständig nur fragen: «Was wird daraus werden? Wie kann das funktionieren? Wozu nützt dies mir und wel-chen Vorteil bringt mir jenes?» – dann leben wir ausschliesslich in jener Welt, die uns in den abendlichen Nachrichtensendungen vor Augen geführt wird, aber ist diese reale Welt auch die wahre?

Josef Imbach

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Drei Dinge

Drei Dinge musst du dir

und den anderen wünschen

die Gesundheit

die Freude

und Freunde

Drei Dinge musst du

kultivieren

den Mut

die Güte

die Liebe in den Menschen

Drei Dinge musst du geben

dein Mögliches für die Armen

ein Wort des Trostes

den Traurigen

ein Wort des Lobes allen.

(Verfasser unbekannt)

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/// Zur Besinnung

«Mit dem Mass, mit dem ihr messt, wird euch gemessen werden. Ja es wird euch noch dazu-gelegt werden,…» Mk 4,24

Ein neues Jahr hat begonnen. Die Zeit fl ieht dahin. Aber das darf uns nicht verunsichern, auch nicht beunruhigen. Es soll uns vielmehr helfen, ganz bewusst die Gegenwart zu leben

und zu erleben, und zwar im Sinne Gottes. Das neue Jahr ist diesbezüglich eine Chance für einen Neubeginn.

«Nehmen und Geben» ist das Thema der er-sten Nummer im neuen Jahr. Der Mensch ist von der Zeugung bis zum Tod in irgendeiner Form auf die anderen Menschen angewiesen.

Geben im Übermass?

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/// Zur Besinnung B O T S C H A F T 1 / 2 0 1 0B O T S C H A F T 1 / 2 0 1 0

Eine Frau und ein Mann zeugen ihn, eine Frau ernährt ihn neun Monate und bringt ihn dann zur Welt. Von seiner Geburt bis zum offi ziellen Erwachsenenalter braucht er den Schutz, die Begleitung und die Hilfe seiner Eltern, seiner Familie, seiner Freunde, der Schule, der Kirche, des Staates. Mit 18 Jahren braucht er auf eine andere Art und Weise, von anderen Menschen weiterhin Begleitung, Unterstützung und Liebe. Und wenn er alt und gebrechlich ist, wird die Hilfe der anderen wiederum eine Lebensnotwendigkeit. Diese, von der Natur

aufgezwungene Abhängigkeit macht uns Menschen darauf aufmerksam, dass auch wir für andere wichtig und bedeutungsvoll sind. Nehmen von den andern und anderen geben, gehören zusammen. Dieses «Nehmen und Geben» nimmt nur verschiedene Formen an, entsprechend der Lebensphase, in der wir uns gerade befi nden. Warum ist es so?

Der Glaube sagt, dass dies mit dem Geheimnis des Lebens zu tun hat. In Gott selbst liegt die Antwort. Die Offenbarung Jesus zeigt uns, dass Gott Gemeinschaft ist. Diese Gemein-schaft nennen wir Dreifaltigkeit, gebildet aus drei Personen. Ständig tauschen sie unter sich in gleicher Intensität aus, teilen sich mit, geben und nehmen. Wir glauben, dass dieser geheimnisvolle Gott uns erschaffen hat, nach seinem Ebenbild.So scheint es, dass wir Menschen nur ganz Mensch werden können, wenn wir unter uns eine Art der Beziehung und der Gemeinschaft pfl egen, in der Freiheit, Respekt, Verantwor-tung und Liebe ausgetauscht, mitgeteilt, gegeben und genommen werden. Dieses Verhalten ist aufbauend, wohltuend und wertvoll, also göttlich.

So können wir uns einfach bewusst werden, wie wir uns den andern gegenüber verhalten, was wir von ihnen erwarten und was wir be-reit sind, ihnen zu geben. Im Markusevangeli-um steht: «Mit dem Mass, mit dem ihr messt, wird euch gemessen werden. Ja es wird euch noch dazugelegt werden» (Mk 4, 24). Es ist also wichtig, dass wir unsere Einstellung zum «Nehmen und Geben» unter diesem Gesichts-punkt prüfen, damit wir aus diesem Geben und Nehmen in einer rechten Art und Weise wachsen und reifen. Das Jahresprogramm dieser Zeitschrift ist damit klar. Es kann zu diesem Verhalten animieren. Dazu wünsche ich allen viel Mut und Freude.

P. Xavier Tachel

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/// Geben ist seliger als nehmen? – Ein Dialog

Geben ist seliger als nehmen?Ein Dialog

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/// Geben ist seliger als nehmen? – Ein Dialog B O T S C H A F T 1 / 2 0 1 0B O T S C H A F T 1 / 2 0 1 0

D: junge, aufgeweckte Frau, die im Mutterhaus Menzingen eine Woche «Kloster auf Zeit» macht

T: Schwester im Gespräch mit D

D: Mir fällt auf, wie viele Schwestern über 80 Jahre noch in Ihrem Klosterbetrieb tätig sind! Ist das ein Zeichen, dass Ordensleben lang jung bleiben lässt?T: Sie müssen unbedingt einmal unser Pfl egeheim St. Franziskus besuchen. Wir haben Schwesternpatientinnen, die schon als jüngere Frauen erkrankten und seit Jahren Pfl ege brauchen. Ich stelle fest, dass das Or-densleben zwar eine geheimnisvolle Kraft ins Alter mitgeben kann. Das hängt aber mit der einzelnen Persönlichkeit zusammen: Familie, Jugend, Lebensbewältigung als Erwachsene, Krankheiten und natürlich auch mit dem Ordensleben!

D: Ich spüre aber sehr viel Hilfsbereitschaft hier im Kloster!T: Ja, das stimmt, jede hilft, wo sie kann und wie es ihr möglich ist. Das gibt auch die Befriedigung, trotz Alter noch einen Dienst leisten zu dürfen. Und sei es «nur» beim Tisch-waschen!

D: Ich habe trotzdem festgestellt, dass einige Schwestern jeweils abends einen müden Ein-druck machen!T: Sie dürfen nicht vergessen, dass einige an Altersbeschwerden leiden, aber trotzdem noch der Gemeinschaft einen Dienst erweisen wollen. Da ist das Geheimnis der Liebe, eine grosse Bereicherung, in einer Gemeinschaft leben zu dürfen!Andererseits habe ich die Vermutung, dass es einzelne gibt, die die Übersiedlung ins Al-tersheim so weit wie möglich hinausschieben möchten. Das ist sehr menschlich, ist doch das Altersheim die letzte Station des Lebens! Ich glaube, das ist auch in der Welt so: ist

man einmal im Altersheim, kommt der Tod ganz nah ins Blickfeld und mit ihm natürliche Ängste! Da arbeitet diese oder jene Schwester gern, um noch in der Zentrale sein zu dürfen!Für mich ist das Fragen nach den «Motiva-tionen zum Helfen» wichtig geworden! Ich glaube, dass die meisten Mitschwestern ihr Leben bis zuletzt hingeben, weil sie dem Beispiel JESU folgen wollen. Aber es können wirklich auch unbewusst oder bewusst ego-istische Beweggründe mitspielen, wenn ich mich sehr hilfsbereit gebe! Das erfahre ich in meinem eigenen Leben!

D: Was meinen Sie damit? Helfen ist doch immer gut, oder verstehe ich da etwas falsch?T: Als Menschen sind wir soziale Wesen, um einander «über die Runden» zu helfen! Schon als Neugeborene könnten wir nie überleben, ohne die Hilfe unserer Mutter und Familie. Man hat einmal versucht, Babys ohne jegli-chen Kontakt zu Mitmenschen, aber optimal «von Ferne» versorgt, aufzuziehen. Das Ex-periment musste abgebrochen werden, weil die kleinen Wesen wegstarben. Martin Buber schreibt: «Nur am Du werde ich zum Ich!» Es ist also lebenswichtig, dass Menschen sich gegenseitig helfen! Wir sind zwar alle begabt, aber in verschiedener Weise! Da bin ich unge-heuer glücklich, dass wir eine internationale Kongregation sind. Jede Kultur, sei es die afrikanische, die indische oder die südameri-kanische kann uns europäische Schwestern bereichern! Auch umgekehrt wirkt das gut! Was wäre die Welt ohne die gegenseitige Hil-fe! Gerade heute, wo wir so vernetzt sind und die Medien uns sofort melden, wenn irgend-wo Hilfe nötig ist! Ich habe immer Freude, wie schnell die Glückskette Millionen gesammelt hat und wie koordiniert und effi zient die Schweizerischen Rettungshilfen arbeiten!

D: Ich möchte gern noch einmal auf Ihre Bemerkung von vorhin zurückkommen! Sie sagten, es sei auch wichtig, seine Motivation

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/// Geben ist seliger als nehmen? – Ein Dialog

zu hinterfragen, wenn man helfe. Können Sie mir das erklären?T: Ich erzähle Ihnen Beispiele aus meinem eigenen Leben! Sie halfen mir, mich intensiv mit meinen Motivationen zu beschäftigen. Als ich, begeisterte Lehrerin in Südafrika, einmal eine interne Weiterbildung besuchen musste, traf ich auf eine Psychologin, die im Verlaufe des Kurses mit uns arbeitete! Jede von uns musste zu Gesprächen! Bei der ersten Sitzung zeigte sie uns Bilder, die wir nach unserer Vorliebe qualifi zieren mussten. Ich weiss nicht wie, aber irgendwie wertete sie das aus! Beim nächsten Gespräch fragte sie mich, weshalb ich nach Afrika gekom-men sei! Ich staunte; eine dumme Frage für mich – vorerst! Meine Antwort: «Ich möchte Menschen, die es weniger gut haben als ich, helfen! Ich möchte als Lehrerin vor allem Kindern eine Chance geben, im Leben mit einer guten Schulbildung weiter zu kom-men!» Dann kam der «Vorschlaghammer»: «Schwester, Sie haben die falsche Motivation, Sie arbeiten hier in Afrika, um Ihr Verlangen nach Gutsein zu befriedigen!»

D: Wow, das war aber hart!T: Ja, und dann kam etwas hoch in mir: ein Jahr nach meiner Profess hatte mir auch die Novizenmeisterin eröffnet, dass ich mit falscher Motivation ins Kloster gegangen sei!

D: Mein Gott – und was nun? Warum sind Sie dann nicht ausgetreten?T: Ich bin nicht ausgetreten, ich bin in mich gegangen, quasi in mich eingetreten, und habe angefangen, nach meinen Beweggrün-den im Leben zu suchen! Das hat sehr viel auf den Kopf gestellt! Daran bin ich immer noch! Ich frage mich oft: «Warum tust du das, warum machst du es so, was sind deine Mo-tivationen?» Ich habe gelernt, dass es vermut-lich schwer ist, gute Taten zu tun ohne nicht auch ein wenig egoistisch zu sein, jemanden wirklich zu lieben, ohne ein wenig Selbstliebe

dazu. Ich musste akzeptieren, dass ich den Weg in Afrika, den Weg im Kloster auch gehen konnte, ohne «reine Absichten» dabei zu haben. Das hat mich viel menschlicher werden lassen, mir und anderen gegenüber! Ich habe auch gelernt, mich so, wie ich bin, in die Hände dessen zu legen, der meinen Weg schlussendlich führt! Mein Glaube in und Vertrauen auf GOTT sind gewachsen! Auch wenn ich anderen eine Freude bereite oder ihnen helfe, darf ruhig ein wenig Mitfreude am Schenken oder beim Helfen dabei sein, das macht doch glücklich! Mich und die Anderen! Das Kloster ist ein gutes Übungsfeld dazu! Ich stelle mir ausserdem vor: GOTT kann auch ein Helfersyndrom in Seinen Dienst nehmen!Aber da fehlt jetzt noch etwas! Mit welcher Haltung kann ich etwas entgegen nehmen? Ich wage zu behaupten, «Geben» sei einiges einfacher als einen Dienst anzunehmen!

D: Wie meinen Sie das?T: Der Evangelist Lucas hat JESUS in der Apostelgeschichte Folgendes in den Mund gelegt: «Geben ist seliger als nehmen!» Ich bin da nicht so sicher! Zwar gehöre ich noch zur Generation, der beigebracht wurde, dass, wol-le man geistlich vorwärts kommen, man sich möglichst demütig und klein verhalten soll! Man hat Demut total falsch verstanden.

D: Das verstehe ich jetzt nicht so recht!T: Auch da wieder ein Beispiel! Erhielt jemand früher ein aufrichtiges Lob, spielte er das einfach runter! Ich erinnere mich, wie ich auf den Ausspruch «Du kannst schön singen» im-mer antwortete: «O, das habe ich von meinen Eltern mitbekommen!» Heute würde ich eher sagen: «Ja, danke! Ich freue mich selber an meiner dunklen Altstimme!» Oder wenn man früher ein Ämtli hatte im Kloster, war es fast unmöglich, sich einmal ablösen zu lassen, um einen Spaziergang zu machen! Ich erfahre es immer etwa wieder, wenn ich sehe, dass ich einspringen könnte, dass ich einen Korb

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bekomme mit den Worten: «Du hast ja selber genug zu tun!» Ja, klar habe ich immer zu tun in meinem Arbeits-bereich! Das hindert mich aber nicht, einer älteren Schwester einen Liebesdienst zu tun! Oder denken Sie nur an den Ausspruch, den man viel hört, wenn ein wunderbarer Blumenstrauss geschenkt wird: «Das wäre wirklich nicht nötig gewesen!»

D: Würden Sie dann sagen: «Neh-men ist seliger als geben?»T: Darf ich am Ausdruck noch eine Änderung vornehmen? «Nehmen ist ebenso selig wie geben!» Oder «Ge-ben ist ebenso selig wie nehmen!» Ich halte es gerne mit dem erstte-stamentlichen Kohelet, der sagt: «Alles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit!» Ich meine, in einem gesunden Leben sollte beides Platz haben, das Geben sowie das Nehmen! An beidem kann ich mich freuen! Beides aber sollte hin und wie-der auch nach den Beweggründen hinterfragt werden!

D: Das braucht aber viel Zeit!T: Wer sich im geistlichen Leben vorwärts bewegen will, braucht Stille, hat Zeiten zu reservieren fürs Nachdenken und Beten. Die Gefahr, sich von seinen Motivationen überrol-len zu lassen, wird so kleiner! Und – mit der Zeit, lassen sich auch falsche Motivationen verwandeln. Sie müssen zuerst erkannt und angenommen werden! Das ist oft mit Schmerzen verbunden! Wir Christ/innen wis-sen aber um den Heilungsprozess, der uns in JESUS CHRISTUS angeboten ist! Es lohnt sich, dafür Zeit einzusetzen!

D: Braucht es zu einem solchen Prozess nicht Hilfe von aussen?

T: Sicher gibt es Verhärtungen, die nur mit psychologischer Hilfe zu lösen sind! Ich selber habe die Erfahrung gemacht, dass mir vor allem mein Vertrauen zum GEIST GOTTES weiterhilft! Und dann habe ich noch gute Freund/innen, mit denen ich meine Gedanken teilen kann! Das hilft mir schon weit! Hin und wieder ist es einfach hart, an mir selber zu arbeiten, da hilft nichts von aussen! Es ist wie beim Bergsteigen: in der Eiswand kann der Bergführer mir Stufen mit dem Pickel schla-gen, aber den je nächsten Schritt muss ich selber tun! Aber ich hänge am Seil, das mich zum Himmel führt!

D: Sr. T, ich danke Ihnen für Ihr offenes Ge-spräch! Nächstes Mal möchte ich Sie noch etwas über die Demut ausfragen!

Sr. Thomas Limacher

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/// Franziskanische Persönlichkeiten

Es sind 700 Jahre seit dem Hinscheiden der grössten franziskanischen Mystikerin, wie Papst Pius XII., Angela von Foligno nannte. Ihre Spiritualität ist durch und durch ‹seraphisch› C. Leonardi hat sie ‹höchste Erbin von Fran-ziskus› bezeichnet. Angela ist Zeitgenossin der hl. Margaretha von Cortona, deren Weg dem ihrigen ganz ähnlich war. Beide waren fast gleich alt. Sie lebten vorerst ein luxuriöses und sündhaftes Leben in vollen Zügen. Beide besassen eine grosse äusserliche Schönheit, die sich dann mehr und mehr in eine innere Schönheit verwandelte. Beide bekehrten sich und schlossen sich dem Dritten franziska-nischen Orden an.

Adel, Reichtum und SchönheitNur wenige Kilometer von Assisi entfernt ist die Stadt Foligno, in der die Selige 1248 das Licht der Welt erblickte. Ihre Familie war adelig und sehr reich. Angela besass anmutige Umgangsformen und eine ausserordentliche Schönheit. Sie war deswegen eine stark um-schwärmte Frau. Ganz jung heiratete sie einen reichen Gutsbesitzer, der ihr alle Wünsche zu erfüllen suchte. Ihre Ehe wurde mit mehreren Kindern gesegnet. Angela war allerdings nicht die vorbildlichste Mutter und Ehefrau. Sie galt als übertrieben eitel und suchte immer wieder das sinnliche Vergnügen. Von Zeit zu Zeit mag ihr belastendes Gewissen erwacht sein, das mit diesem Lebenswandel nicht einverstanden war. Sie ging zur Beichte, verschwieg einige Sünden wissentlich und empfi ng die Sakra-mente unwürdig. Das liess sie nicht in Ruhe und sie wurde deswegen auch im Schlaf von bösen Träumen gequält.

Vision des hl. Franz, radikale Umkehr, harte SchicksalsschlägeIn dieser Zeit fühlte sie sich mehr und mehr zu Gott hingezogen, vermochte aber nicht ein offenes Bekenntnis abzulegen. In ihrer Not wandte sie sich an den hl. Franz von Assisi. Sie bat ihn nämlich vorher um eine gute Beichte, um den inneren Frieden wiederzu-gewinnen. Sie hatte eine Vision des Heiligen und dieser sagte ihr: «Meine Schwester, wenn du mich früher gebeten hättest, ich hätte dich früher erhört. Worum du mich gebeten hast, soll dir gewährt werden.» Sie beichtete und schloss sich in Assisi dem Dritten fran-ziskanischen Orden an. Die Selige verzichtete

Franziskanische PersönlichkeitenSel. Angela, die Mystikerin aus Foligno

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/// Franziskanische Persönlichkeiten B O T S C H A F T 1 / 2 0 1 0B O T S C H A F T 1 / 2 0 1 0

von dem Moment an auf all ihren Reichtum und Prunk und führte ein Leben des Gebetes und diente den Armen. Ihr Verlangen wurde immer stärker, mehr und mehr nach dem ge-kreuzigten Heiland zu leben. Früher trachtete sie danach, den Menschen zu gefallen, jetzt wollte sie nur mehr eines - dem Herrn ge-fallen. Gott suchte sie mit vielen mystischen Gnaden heim, gleichzeitig legte er ihr sehr harte Schicksalsschläge auf. Vorerst verlor sie ihre geliebte Mutter, danach ihren Gatten und dann wurden ihr ihre hoffnungsvollen Kinder eins um das andere durch den Tod entrissen.

Dienst an den Armen und Aussätzigen, Gnadengaben und OffenbarungenSie ging vom Geist des Poverellos inspiriert vor allem zu den Armen, pfl egte und tröstete unermüdlich die Aussätzigen. Gleich ihm führte sie wahrhaft ein Leben in harter Armut und Busse. Sie gründete ein Kloster in Foligno, wo Männer und Frauen nach der Drittordens-regel des Heiligen von Assisi lebten. Die Selige bekam zahlreiche göttliche Gnadengaben und Offenbarungen. Die Erfahrungen, die sie in der Nachfolge des armen und gekreuzigten Christus machte und vor allem die erstaun-lichen Einsichten, die ihr dabei geschenkt wurden, diktierte sie in den Jahren 1290-97 ihrem Beichtvater und geistlicher Berater Br. Arnaldus von Foligno OFM. Eines Tages betete sie: «Mein Gott mache mich würdig, das höchste Geheimnis zu erfassen, das in deiner glühenden und unaussprechlichen Liebe be-steht und erfl iesst aus der dreifaltigen Liebe: das Geheimnis deiner heiligsten Menschwer-dung, welche der Anfang unseres Heiles ist. Ein Doppeltes wirkt die Menschwerdung: einmal erfüllt sie uns mit Liebe, zum anderen macht sie uns unseres Heiles gewiss.»

Starke körperliche und seelische Leiden Die vielen Heimsuchungen, die Gott ihr in Form von körperlichen und seelischen Leiden schickte, trug sie demutsvoll und ergeben.

Immer wieder hatte sie wunderbare Bilder und durfte Gott so nahe sein, aber ihr äusseres Leben blieb Leiden und die himmlischen Ent-zückungen wechselten immer wieder mit tiefster Seelenqual. Der Böse befi el sie mit zer-störerischen Zweifeln an der Richtigkeit ihres neuen Lebenswandels. Trotz dieser starken Versuchungen fand Angela immer wieder neue Kraft zum Durchhalten im Gebet und in den Werken der Nächstenliebe. Besondere Gnaden bekam sie durch das Sakrament der hl. Eucharistie. Gott führte sie Schritt für Schritt auf den Weg der Läuterung und zuletzt lebte sie ganz in seiner Anschauung. Dazu sagt sie Folgendes: «Ich sah Gott, aber fragst du, was ich sah, so sage ich, ich sah Ihn, und etwas anderes kann ich nicht sagen. Ich sah eine Fülle und Klarheit, die mich so erfüllte, dass ich nicht imstande bin es auszudrücken…» Und über das Gebet sagt sie: «Willst du zu den höchsten Zinnen der Vollkommenheit gelangen, so bete! Hast du begonnen und willst fortfahren, so bete! Bete und bete immer wieder, denn der Hl. Geist kommt nur über die herab, die beten.» Ihre geistlichen Schriften bergen eine un-endliche Tiefe in sich und vermitteln eine Botschaft, deren Aktualität damals wie heute ausser Frage steht. Nicht umsonst wurde der Seligen von kirchlicher Seite dieser Ehrentitel zuteil: Lehrmeisterin der Gottesgelehrten.

Heimgang und VerehrungAm 4. Januar 1309 holte sie Br. Tod heim. Sie wurde in der Franziskanerkirche in Foligno beigesetzt, wo ihre sterblichen Überreste heute noch verehrt werden. Sie wurde 1693 seliggesprochen. Ihr Gedenktag wird am 4. Januar gefeiert. Ihr Name ‹Angela› bedeutet die ‹Engelgleiche›. In der Kunst wird sie als Franziskaner-Terziarin dargestellt, manchmal mit den Leidenswerkzeugen Jesu, manchmal auch in Auseinandersetzung mit dem Teufel, der meist an einer Kette angebunden ist.

Br. Gottfried Egger

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/// Kirche – Blickpunkt – Orden

Kapellenschiffe auf Wolga und Don22. Mai 1998: Ein aussergewöhnliches, von einem Schlepper geschobenes Wasserfahr-zeug ist an der Wolga vom Stapel gelaufen: Auf einem fl ossähnlichen Kahn steht ein kleines Gotteshaus mit goldenem Kreuz und Zwiebelturm – Zeichen russisch-orthodoxen Glaubens. Es handelt sich um eine schwim-mende Wolgakapelle, welche das Internatio-nale katholische Hilfswerk Kirche in Not der russisch-orthodoxen Kirche geschenkt hat. Die Realisation des Kapellenschiffes kostete SFR. 80 000. Die Schiffsbesatzung umfasst einen Kapitän, zwei bis drei Matrosen und einen Koch. Dazu kommen Priester, Diakone und Seminaristen, welche dem Volk an den Flüssen Evangelium, Liturgie und Sakramente

bringen. Für sie stehen hier Wohnkabinen, Waschräume, Sakristei, eine kleine Bücherei und Gesprächsräume zur Verfügung. Das Boot schwimmt von Ort zu Ort; wenn es für zwei oder drei Tage anlegt, werden Gottesdienste, Hochzeiten und Taufen gefeiert und der Toten gedacht.

Der Tropfen auf den heissen Stein…Der Einsatz des Kapellenschiffes im ersten Jahr – bis Mitte Oktober, dem Einbruch des russischen Winters - war bemerkenswert. 30 Siedlungen wurden angelaufen, rund 3000 Menschen besuchten die Gottesdienste; viele Kinder wurden getauft und Paare getraut. Aber angesichts der riesigen russischen Distanzen war es zu wenig - der Tropfen auf

Im Blickpunkt

Ein Beitrag zur Woche der Einheit unter den Christen

Das erste Kapellenschiff, eingeweiht am 22. Mai 1998

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/// Kirche – Blickpunkt – Orden B O T S C H A F T 1 / 2 0 1 0B O T S C H A F T 1 / 2 0 1 0

den heissen Stein. Eine Eigenart der Russen ist es, an Flüssen zu siedeln. Diese sind die Verkehrswege. Man fi ndet wenig Strassen im Wolgagebiet, und wenn, dann sind sie schlecht. Es gab bereits zur Zeit der Zaren Kapellenschiffe, die von Ort zu Ort entlang

der Wolga fuhren. Die Kirchen sind – seit Stalin – alle zerstört, und Mittel zum Wieder-aufbau fehlen. Das Schiff ist die Kirche, die zu den Menschen kommt.

…ein zweites und ein drittes KapellenschiffAngesicht der Erfahrungen mit dem ersten Missionsschiff reifte bei Kirche in Not rasch der Entschluss, ein zweites Kapellenschiff zu fi nanzieren. Und dem zweiten musste ein drittes folgen, das im Oktober 2004 in Betrieb genommen wurde. Die kleine Kapelle weihte man auf den Namen des hl. Wladimir, das Schiff auf «Werenfried», in Erinnerung an den Gründer des Hilfswerkes Werenfried van Straaten, der 2003 gestorben ist. Er war Initiant und Protektor dieser schwimmenden Kapellen, die einen Akt der Solidarität und Ökumene zwischen den Schwesternkirchen darstellen. Allerdings: Ihm stand eine ganze Flotte von Kapellenschiffen vor Augen. Bis jetzt sind es drei… Balz Röthlin

Spenden mit dem Vermerk «Wolgaschiffe» sind zu richten an:

Kirche in Not Schweiz/Fürstentum Liechtenstein

Cysatstrasse 6, 6004 Luzern, Telefon

041 410 46 70, Fax 041 410 31 [email protected]; www.kirche-in-not.ch

Konto PC 60-17200-9; Credit Suisse, Luzern, Konto 0463-997.427-10-1

Russisch-orthodoxer Taufakt bei der schwimmenden Kapelle, Täufl ing und Pope stecken im Wasser

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/// Franziskanisches

Assisi

Assisi auf den Spuren von Franziskus und ClaraErstmals erleben oder neu entdecken:

Inspirierende Wege in Assisi und Umgebung -Umbrische Natur, italienische Kultur und franziskanische SpiritualitätDatum: 12.–19. Juni 2010Begleitung Dr. Walter Steffen (Historiker), Tauteam Josef Röösli (Musiker) und Ruth Lydia Koch (Theologin)

Assisi mit Franz und Klara -Begegnungen mit zwei Inspirierten und ihrer LebensweltDatum 01.–08. Mai 2010Begleitung Nadia Rudolf von Rohr – Br. Paul Mathis

Werkwoche «Assisi durch Hintertüren»Kreatives Angebot für solche, die andere auf Franziskus’ Spuren führen.Datum 06.–13. Oktober 2010Begleitung Br. Niklaus Kuster, Nadja Rudolf von Rohr, RPI Luzern

Eine besinnliche Woche für nicht mehr ganz JungeBedächtige Schritte durch Franziskus’ und Claras AssisiDatum 20.–26. Juni 2010Begleitung Sr. Agnes-Maria Weber, Sr. Paula Gasser

Franziskanische Reisen 2010

«Wie Pilger und Gäste auf dieser Erde zu leben», ist ein weiser Rat der Bibel, den Franz und Klara in ihre Regel aufnehmen. Ferien können erfahrbar machen, wozu inneres Pilgersein auch im Alltag ermutigt. Pilgernde sind achtsam unterwegs. Sie lieben den Weg und kennen ihr Ziel. Sie begegnen Menschen und Orten sensibel. Sie wagen sich in Neu-land, teilen die Kultur Einheimischer und erleben etwas von der Verwandtschaft aller Menschen. Erfahrene Franziskusfreunde ge-stalten Pilger- und Kulturreisen, die Tiefe und Weite verbinden

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/// Franziskanisches B O T S C H A F T 1 / 2 0 1 0B O T S C H A F T 1 / 2 0 1 0

Assisireise für FamilienDatum: 09.–16. Oktober 2010Begleitung: Thomas Betschart (FG Familien), Christoph Herzog (FG)

Umbrien wandernd oder stillPilgerwanderwoche auf en Wegen des FranziskusWoche I: 02.–10. Oktober 2010 «für Mutige» Von Narni via Greccio nach AssisiBegleitung Br. Niklaus Kuster und Beatrice Hächler

Woche II: 25. Sept.–02. Okt. 2010 mit Begleitfahrzeug Von la Verna nach AssisiBegleitung Walter und Rös Steffen, Nadja Rudolf von Rohr

Umbriens Bergklösterchen laden auch zu stillen Wochen und ganzheitlichen gestalteten Exerzitien ein:

Woche I: 04.–11. Juli 2010 auf Monteluco ob SpoletoWoche II: 11.–18. September 2010 in San Felice bei AssisiBegleitung Tauteam

PragClaras Freundin, die Königstochter Agnes, lädt in ihre Stadt, die reiche Geschichte mit Kultur und Spiritualität verbindet

Datum 18.–25. Juli 2010 Begleitung Br. Niklaus Kuster, Dr. Walter Steffen, Nadia Rudolf von Rohr

Thüringen – Hessen

Pilgern auf dem Elisabethpfad von Frankfurt nach MarburgDatum 05.- 11. September 2010Begleitung Hedi Henzi-Saxer, Dr. Walter Steffen-Schlüssel

Schweizer Jakobsweg alla francescanaVon Schwarzenburg nach Genf Datum 04.–10. September 2010Begleitung Heinz Leuenberger (FG)

Detailprogramme für alle Angebote: www.tauteam.chBr. Niklaus Kuster, Kapuzinerkloster, 4601 Olten, [email protected]

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/// Informationen aus der Generaldelegation

Flüeli-Ranft

Für Einzelexerzitien oder kleine Gruppentref-fen eignet sich unser Haus sehr gut. Die Lage und die Umgebung einerseits und die Ruhe im Haus andererseits, unterstützt durch die Tatsache, dass Flüeli-Ranft der Ort des hl. Bru-der Klaus ist, tragen zu dieser wohltuenden Atmosphäre bei. Stille ist in der Hektik und Unrast der Zeit ja immer mehr gefragt.

Neben Personen, die Einzelexerzitien machen, weilten auch die verantwortlichen Missions-sekretäre der drei europäischen Einheiten des Ordens hier, um ein Weiterbildungs- und Infor-mationstreffen aller Jurisdiktionen Europas im kommenden Herbst in Slowenien vorzuberei-ten. Auch die Gruppe des Tauteams war sechs Tage bei uns zu Gast. Neben den gewöhnlichen Arbeiten für ihre Aufgaben und der Planung ihres Programms bereiteten sie auch die fran-ziskanische Friedensmesse im Ranft vor, die am 12. Dezember gefeiert wurde. Eine wohltuende, lebendige, geschwisterliche, fröhliche, advent-liche Atmosphäre füllte das Haus.

Gemeinschaft

Ehemalige

Am 27. Oktober 2009 ist unser ehemaliger Schüler Roberto Ferrari im Alter von 45 Jahren an Herzversagen in Meggen gestorben. Roberto war von 1977–1980 im alten Juvenat in der Schule. Er gehörte zu jener Gruppe, die als Abschlussreise das erste Mal nach Aldenhoven, Deutschland, fuhren. Das Bild zeigt ihn als Schüler im Jahr 1978.

Die aktuelle Besetzung im Kloster wünscht allen ein gesegnetes neues Jahr.

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/// Informationen aus der Generaldelegation B O T S C H A F T 1 / 2 0 1 0B O T S C H A F T 1 / 2 0 1 0

Juvenat

Vorbereitungs-gruppe des

euro päischen Missionstreffen

des Ordens in Celje, Slowenien.

Wie es sich gehört, besuchte der Nikolaus auch die Jugendlichen im Internat. Lange Kommentare sind da überfl üssig, das zwie-

spältige Gefühl zwischen Bangen und Hoffen kann jeder nachempfi nden, wenn er in die Gesichter der Jugendlichen schaut.

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/// Informationen aus der Generaldelegation

Der Wert des Teilens

Ein Sprichwort sagt: «Nehmen füllt die Hände, geben füllt das Herz». Was man gibt, sollte ei-gentlich immer von Herzen kommen. Wenn ich jemandem die Hand gebe, ist das ein Zeichen, dass ich diese Person achte und schätze.Über das Geben schreibt Chiara Lubich einmal: «Die Kunst des Gebens, das ist die wunderbare Aufgabe, zu der uns die Frohe Botschaft drängt, alles was wir an innerem, geistigen Reichtum besitzen, den Schwestern und Brüdern wei-terzugeben. Wir sollen geben, damit ist nicht ein unbedachtes, leichtfertiges Geben gemeint. Denn dieses hinterlässt, wie wir aus eigener Erfahrung wissen, eine innere Leere. Es geht vielmehr um ein Geben aus Liebe, das nicht eine Leere zurücklässt, sondern innerlich bereichert». Ja, «was ihr dem geringsten meiner Brüder tut, das tut ihr mir».

«Wenn man den Armen etwas gibt, muss man es im Geiste Christi geben», sagt der hl. Vinzenz von Paul. Es kommt auf die Grundhaltung der Liebe an, mit der wir geben und handeln, unserem Nächsten unsere Aufmerksamkeit schenken und so unser Leben mit den Mitmenschen teilen.

Wenn ich an P. Maximilian Kolbe denke, fällt mir auf, wie er sich in aller Armut und Demut vorbehaltlos der modernen Möglichkeiten und des Fortschrittes der Welt stellte, persönlich aber lebte er und seine Mitbrüder in äusserster Armut. Im Dienste am Evangelium machte er Gebrauch von den modernsten Maschinen. Er sah den Wert des Teilens sehr wohl ein, das belegen manche Beispiele. Ein Mitbruder, der mit ihm mehrere Wochen im Lager Amtitz verbrachte, erzählte: «Meine Pritsche lag neben der seinen. Einmal wachte ich mitten in der Nacht auf und spürte, wie jemand mir die Füsse

zudeckte. Es war P. Maximilian. Ich merkte auch, wie er einem Bruder, den der Hunger quälte, seine Brotration gab. Dabei waren unse-re Brotrationen so klein, dass man wirklich ein Mutterherz haben musste, um sie wegzugeben. Auch aus dem KZ Auschwitz berichtete ein Mithäftling: «P. Kolbe drängte sich niemals vor, obwohl er nicht selten, wenn die Suppe knapp war, ohne Essen blieb. Zeigte es sich, dass oben im Kessel das Wasser und unten die dickere Suppe war, schiebt man sich möglichst nach hinten. In diesem Fall ging P. Kolbe nach vorne und nahm die dünne Brühe, um den andern die festere Nahrung zu überlassen». Das war die Art, wie P. Kolbe sich selber zurückstellte, um sich für andere einzusetzen. Als sein Provinzial von seinem Heldentod erfuhr, sagte er: «Sein Lebensopfer war für mich selbstverständlich, hätte er anders gehandelt, hätte ich das nicht verstanden».

Christus hat uns am Kreuz, am Ende seines Lebens alles gegeben, sogar seine Mutter. Jo-hannes Paul II. schrieb: «Indem der Christ sich wie der Apostel Johannes Maria kindlich anver-traut, nimmt er die Mutter Christi bei sich auf und führt sie in den gesamten Bereich seines inneren Lebens, d.h. in sein menschliches und christliches Ich».

Pierre Bausters

M.I.

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/// Antoniusglocken B O T S C H A F T 1 / 2 0 1 0B O T S C H A F T 1 / 2 0 1 0

Antonius-Glocken Antonius in FrankreichAntonius hat nicht nur in Italien gewirkt, sondern er reis te auch nach Frankreich. Über diese Reise werden keine Tagebücher geführt. Auch die Reiseroute ist uns nicht bekannt. Aber einige Orte sind uns überliefert. Er war auf einem Provinzkapitel in Arles, er besuchte auch die Provinzialsynode der Bischöfe in Bourges, in einem Konvent sei er auch Hausoberer gewesen, als Kustos habe er die Aufgabe gehabt, die einzelnen Klöster zu besuchen, um nach dem Rechten zu schauen. Warum er nach Frankreich ging, ist nicht bekannt. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass der Vater von Franziskus in Frankreich war, um dort Stoffe für sein Geschäft in Assisi zu kaufen. Als Franziskus geboren wurde, weilte er ja in Frankreich. Als er zurückkam, wurde ihm gesagt, dass sein Sohn auf den Namen Gio-vanni getauft war. Er verlangt, dass sein Sohn Francesco heissen soll, das heisst: Das Französlein. Wir wissen von Franziskus, dass er sich gerne der französischen Sprache bediente und auch französische Lieder sang. Ist Antonius im Auftrag von Franziskus nach Frankreich gegangen? Darauf gib es keine Antwort. Man kann sich aber vorstellen, dass er nach Südfrankreich gegangen ist, um die dor-tigen Häretiker zu bekehren. Vieles, was über seinen Frankreichaufenthalt geschrieben wurde, ist im Dunkeln und nicht genau belegt. Wie dem auch sei: Bei den Franziskanern war es üblich, dass die Brüder nie sehr lange an einem Ort waren. So ist es sicher auch Antonius ergangen. Er musste immer wieder sein Bündel packen und an einem anderen Ort neu beginnen. So ist es bis heute geblieben. Aber ein Wechsel hält lebendig und beweglich. Antonius wird sich wohl auch weiterhin um den Orden gekümmert haben, gelehrt und gepredigt haben. P. D.

Für die nächsten Antonius-Novenen: 11.–19. Januar; 08.–16. Februar; 08.–16. März; 12.–20. April 2010 empfehle ich folgende Anliegen (in einem Umschlag verschlossen einsenden an: Antoniuspater, Franziskanerkloster, Postfach 16, CH-1702 Freiburg 2):

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/// Die Seite des Lesers

Die Seite des Lesers

Unsere Verstorbenen

– Frau Marie Bissig-Arnold, 6390 Engelberg– Herr Anton Hofstetter, 3186 Düdingen– Herr Peter Hayoz-Lehmann, 1714 Heitenried– Herr Peter Christen-Udry, 3175 Flamatt– Herr Josef Mathis-Mathis, 8537 Nussbaumen– Frau Gertrud Murmann-Ritler, 3917 Kippel– Frau M.Haas-Fallegger, 6162 Entlebuch– Herr Hans Jungo-Fasel, 1713 St. Antoni– Frau Jossy Fässler-Ziltener, 6431 Schwyz

Unter anderen dem heiligen Antonius empfohlene Anliegen:

Ich bitte den Hl. Antonius um das Gelingen einer Augenoperation. U. H.

Ich möchte, dass ich gut durch den Winter komme und der Frieden bei uns einkehrt. P. M.

Ich empfehle meine grosse Sorge um meinen Sohn, der in ehelichen Schwierig-keiten steckt, ihrem Gebet zum Heiligen Antonius. M. B. Ich bitte um Frieden in unserer Familie. N. A.

Bitte an den Hl. Antonius, dass unsere Tochter eine Krebsoperation gut übersteht. K. B.

Ich empfehle unseren Sohn dem Hl. Antonius, damit er seine Ängste überwindet. ungenannt

Antonius hat geholfen

Der Hl. Antonius ist der Freund unserer Fami-lie. Er hat uns schon viel geholfen. Wir bitten weiterhin um seine Hilfe. ungenannt

Dank dem Hl. Antonius: Unsere Tochter hat ein gesundes Kind geboren. D. N.

Ich habe die Hilfe des hl. Antonius erfahren, als ich einmal jemandem in Not dringend helfen sollte und kein Geld hatte. Ich erhielt die notwendige Summe nahezu vollständig und konnte so weiterhelfen. ungenannt

Denken Sie gerade zur Weihnachtszeit

an unsere Missionare.

Adresse:Missionsprokura der Franziskaner

Postfach 16

Murtengasse 6

1702 Freiburg

Postscheck-Konto 17-55-3

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/// Antoniushaus Mattli B O T S C H A F T 1 / 2 0 1 0B O T S C H A F T 1 / 2 0 1 0

Eine Auswahl der KursangeboteJanuar 2010 bis April 2010

5.–7. Februar 2010Inneres Wachstum und LebenssinnDr. Gabriele Kieser

7. Februar 2010 11.30 bis 15.00 UhrSuppentag im MattliNadia Rudolf von Rohr

16.–18. Februar 2010Spiritualität im ÄlterwerdenUrsula Baumgartner

19.–21. Februar 2010Kraft der MitteLilo Schwarz

23. Februar 2010, 10.00–17.00 UhrTaukreis-TreffenBr. Paul Mathis und Team

27.–28. Februar 2010Erstkommunion-Vorbereitung Kind mit einer/m ErwachsenenChristel Kaufmann

5.–6. März 2010Tiefe und Weite IBr. Niklaus Kuster, Sr. Beatrice Kohler, Nadia Rudolf von Rohr

6.–7. März 2010Beziehungswochenende FraVivoBr. Hans Lenz, Almut Schweikert

20.–21. März 2010Tanzwochenende: Aufwachen und ein Licht anzündenMarlene Aellig-Holderegger

21. März bis 24. Mai 2010Kunstausstellung im MattliElvi Triet-Bachmann

22. März 2010, 9.00–1.00 UhrFrauenmorgenBarbara Ruch Mirer, Marta Zwyssig

26.–28. März 2010Sinnkrise der Moderne – eine literarische HerausforderungDr. Joseph Bättig

1.- 5. April 2010Mattli-OsternElisabeth Utz-Meier

Antoniushaus Mattli, MorschachSeminar- und Bildungszentrum

Das Antoniushaus Mattli – über dem Vier-waldstättersee gelegen, mit Blick auf See und Berge – ist ein Ort der Begegnung, Anregung, Besinnung und Erholung. Unsere Kurse in hellen, modernen Seminar-räumen regen zur Selbstentfaltung, Ausei-nandersetzung und Refl exion an.Die schlichten, einem franziskanischen Kloster nachempfundenen Räume mit der Antoni-uskapelle und die eindrückliche Landschaft ermöglichen Einkehr und Regeneration.

Verlangen Sie unsere Einzelprospekte und unser JahresprogrammAntoniushaus MattliCH-6443 MorschachTel. 041 820 22 26 / Fax 041 820 11 84E-Mail: [email protected] Kursangebote fi nden Sie auf unserer Homepage unter www.antoniushaus.ch

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/// Für Sie gelesen

Für Sie gelesenUlrich Schmitz/Eduard ZwierleinManagement und SpiritualitätEin Erfahrungs- und Arbeitsbuch248 Seiten, SFR 35.90ISBN 978-3-429-03066-7Echter-Verlag, Würzburg 2009

Spiritualität, ein Schlagwort? Es gibt bereits eine gan-ze Menge guter Bücher zu diesem Thema. Die beiden Autoren aber haben ein bestimmtes Zielpublikum vor Augen, Menschen in Führungspositionen, nicht nur in der Kirche. Eduard Zwierlein ist Unternehmensberater und Hochschullehrer, Ulrich Schmitz ist Generalsu-perior der Franziskanerbrüder Hausen. Sie wissen also, wovon sie schreiben. Deshalb der Untertitel; «ein Erfahrungsbuch».

Sie weisen darauf hin, was Spiritualität ist, nämlich eine das ganze Leben umfassende Grundeinstellung, die unserem Sein und Handeln letzten Sinn gibt. Besonders in schwierigen Situationen des Lebens und des menschlichen Zusammenseins braucht es oft Hilfe und Orientierung. Und wir Christen können uns nach der Haltung Christi ausrichten. Wer leitet und führt, wer also im Management tätig ist, ist um solche Hilfen froh. Er weiss, dass er zuerst sich selber führen muss, dann das Team und die Mitarbeiter, aber auch das Unternehmen. Das Buch spricht die Füh-rungsgrundsätze und das Führungsverständnis an, aber auch den Führungsstil und die Werkzeuge des Führens. So werden die verschiedenen Arbeitsfelder und Kreise eines Unternehmens oder einer Gemein-schaft in einem Ganzen gesehen und können dadurch zum Wohle aller beitragen. Echte Spiritualität hat nämlich immer den Menschen im Blick, nicht nur den Erfolg. Und wenn es dem einzelnen Mitarbeiter gut geht, wenn er sich wohl fühlt, wird sich auch der Erfolg einstellen und das Team wird sich als ganzes wohl fühlen. Dazu sind Kommunikation und gute Information ein sehr wichtiger Bestandteil eines Betriebes.

Das Buch gibt ausserdem bei jedem Kapitel viele gute Gedanken von bekannten Persönlichkeiten, konkrete Anregungen zum Handeln und Impulse zum Weiter-denken. Hilfsmittel werden erwähnt, Beispiele gege-ben und eine Anzahl guter Aphorismen angeführt. Ein

wirklich gewinnbringendes Buch, das trotzt komple-xer Themen verständlich geschrieben ist, ein Buch das auch manchem Bischof und andern Verantwortlichen in der Kirche gut täte. K. R.

Erwin Gatz, Roma Christiana. Vatikan – Rom – römisches Umland. Ein kunst- und kulturgeschichtlicher Führer, Verlag Schnell 3. verbesserte und erweiterte Aufl age, 416 Seiten, reich illustriert, ca. Fr. 34.--.Steiner–Verlag Regensburg 2008

Dieser Kunstführer erschliesst Romreisenden die Ewige Stadt vorzugsweise unter künstlerischen und kulturellen Aspekten. Dem Verlag zufolge überzeugt der Überblick über die Entwicklung der Stadtge-schichte von der Antike bis zum 20. Jahrhundert «auch anspruchsvolle Leser und Romkenner». Ange-sichts des Umfangs des behandelten Materials wäre es kleinlich, auf einzelne Auslassungen zu verweisen. Wer bereit ist, die rein sachliche, ebenso langatmige wie trockene Darstellung des Autors in Kauf zu nehmen, wird viel Neues erfahren. Dabei vermeidet es der Verfasser tunlichst, alles auszublenden, was auch nur den geringsten Schatten auf das angeblich so christliche Rom werfen könnte. Diese Einseitigkeit jedoch wird aufgewogen durch eine durchwegs he-rausragende Bebilderung des Buches. j.i.

Christina Brudereck/Paulus TerwitteMarcus C. Leitschuh (Hrsg.)Wo ist denn eigentlich Gott?Neue Antworten auf Fragen rund um den Glauben110 Seiten, Sfr 18.90ISBN 978-3-89710-399-3Bonifatius-Verlag, Paderborn

Kein trockenes Glaubensbuch liegt vor. Es ist ein Ver-such, den jungen Menschen konkret abzuholen, wo er sich mit seinen Fragen und Auseinandersetzungen befi ndet. Es beantwortet Fragen, die direkt oder via Internet den Autoren gestellt wurden. Es sind Fragen rund um Gott und die Kirche, die Bibel und den Alltag, Ökumene und Moral. Da steht zum Beispiel. «Ist es Sün-de, Rap zu hören» oder «Kommen Tiere in den Himmel». Manchmal geben beide Autoren auf die eine Frage eine

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/// Für Sie gelesen B O T S C H A F T 1 / 2 0 1 0B O T S C H A F T 1 / 2 0 1 0

Antwort. Informationskästchen helfen zur Vertiefung einzelner Begriffe und Bilder lockern das Büchlein auf. Die Antworten sind recht offen und verständlich. Für junge Menschen, die sich beginnen mit dem Glauben auseinanderzusetzen eine gute Starthilfe. K. R.

Joan Chittister, Weisheitsgeschichten aus den Weltreligionen. Antworten auf die Fragen des Lebens, 296 Seiten, SFR 34.50. Herder Verlag, Freiburg i. Br. 2009,

Lebensfragen kann man theoretisch – also philoso-phisch, theologisch oder weltanschaulich – angehen. Aber – und darum weiss schon Goethes Faust – «grau ist alle Theorie und grün des Lebens goldner Baum». Das besagt nicht, dass theoretische Erkenntnisse zur Bewältigung von existentiellen Problemen überfl üssig oder gar wertlos wären. Aber die kommen erst zu-stande, wenn man zuerst einmal beobachtet, was die Menschen umtreibt und sich über ihre Sehnsüchte und Verunsicherungen gleicherweise Gedanken macht. Und genau das tut die Benediktinerin Joan Chittister in ihrem Buch, in welchem sie nicht einfach (wie der Titel suggeriert) Weisheitsgeschichten aus

den Religionen nacherzählt, sondern diese hinterfragt und dabei fast immer zu verblüffenden Erkenntnissen kommt, die zeigen, dass echter und tiefer Glaube immer auch Lebenshilfe im Hier und Heute ist. j.i.

Hansjakob Becker u. a. (Hrsg.), Geistliches Wunderhorn. Grosse deutsche Kirchenlieder, 560 Seiten, Fr. 31.50.Verlag C. H. Beck, München2009

Kirchenlieder und geistliche Lieder waren und sind in Vergangenheit und Gegenwart einem Millionenpu-blikum vertraut. Aber wer kennt die Verfasser? Wer weiss um die verschiedenen Textvarianten und die Variationen der Melodie? Und vor allem: Wer kennt die Umstände und Hintergründe ihrer Entstehung? Das «Geistliche Wunderhorn» stellt fünfzig Lieder vor, die seit dem 11. Jahrhundert entstanden sind und in den Gottesdiensten noch heute gesungen werden. Der von Hansjakob Becker zusammen mit fünf ande-ren Fachleuten herausgegebene Band wird all jene in ihren Bann schlagen, welche sich nicht nur für kirch-liche Dichtung, sondern auch für deren theologische Hintergründe interessieren. j.i.

GOTTESDIENSTORDNUNGEN in unseren Kirchen und Kapellen

Ort Sonntag Werktag

Freiburg: Messen 7.30 9.30 (*) 19.30 8.00(*) 3. Monatssonntag in französischer Sprache

Beichtzeiten: Samstag von 8.30 – 9.30 14.00 – 15.00

Flüeli: Messen 10.30 8.00 (ohne Di und Do)

Choulex/GE: Messen 18.00 18.30 Montag Mittwoch Freitag 18.00 8.00 Dienstag Donnerstag

Vandœuvres: 11.00 18.30 Mittwoch

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AZB 1700 Freiburg 1