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ABI>> EXTRA | TYPISCH FRAU, TYPISCH MANN? | AUSGABE 2015 go abi.de [extra] Umfrage: Deshalb studiere ich „untypisch“ Arbeitsmarkt: „Den Wandel einfordern“ Wer macht was? Der kleine Unterschied in Zahlen Berufswahl Frauen, Männer und andere Vorurteile

Frauen, Männer und andere Vorurteile - abi.de · genau das Gleiche gilt für Männer: Sie sind gerade in Berufen, in denen es um Pflege, Erziehung oder Therapie geht, seltener vertreten

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abi>> extra | typisch Frau, typisch Mann? | ausgabe 2015

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[extra]Umfrage:

Deshalb studiere ich „untypisch“

Arbeitsmarkt: „Den Wandel einfordern“

Wer macht was? Der kleine unterschied

in Zahlen

berufswahl

Frauen, Männer und andere Vorurteile

2 abi>> extra | Typisch Frau, typisch Mann | 2015

e d i t o r i a l

d ie Zeiten, in denen bestimmte Berufe reine Männerdomänen waren, sind glücklicherweise vorbei! Heutzutage lenken Frauen Flugzeuge, programmieren Datenbanken oder lehren Physik an Universitäten – man muss leider noch einschränken: Erst einige wenige tun dies. Viele Frauen entscheiden sich nach wie vor für eher als „typisch“

geltende Berufe, werden Grundschullehrerin, Soziologin oder Übersetzerin. Und genau das Gleiche gilt für Männer: Sie sind gerade in Berufen, in denen es um Pflege, Erziehung oder Therapie geht, seltener vertreten. Dabei besteht in den Bereichen MINT und Pflege Bedarf an beiden Geschlechtern! Gründe hierfür sind vor allem die rasch voranschreitende Technisierung sowie der demografische Wandel.

Oft sind es einfach Klischees, die dafür sorgen, dass die eher als „typisch“ geltenden Berufsbilder vorgezogen werden. Dabei steckt hinter vielen Berufen etwas ganz anderes, als man vermuten würde: Informatikerinnen und Informatiker arbeiten zwar überwiegend am Computer, sie müssen aber zunehmend auch kommunikations­stark sein, um Kollegen und Kunden von ihren Ideen zu überzeugen. Und die wachsenden Aufgaben in Pflege und Erziehung müssen nicht nur fach männisch durchgeführt, sondern auch bestens organisiert und geleitet werden. Es gibt also heute in vielen Berufen breitere Kompetenzerwartungen.

Wenn dadurch die althergebrachten Vorstellungen nach und nach verblassen, so ergeben sich auch neue Fragen: Welche Faktoren sollten bei der Berufswahl wirklich den Ausschlag geben? Wie kann man Beruf und Familie besser unter einen Hut bringen – und was gilt dann für die Rollenverteilung im Privatleben? Weitere Denk anstöße und viele Antworten gibt dieses abi>> extra.

Viel Spaß beim lesen wünscht die abi>> redaktion

Liebe Leserin, lieber Leser,

H i N t e r G r U N d

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Ich werde, was ich will – oder?Bei der Berufswahl sollten die eigenen Fähigkeiten und Interessen entscheidend sein. Doch welche Rolle spielen dabei Klischees? ................................. 4

U M F r a G e

deshalb studiere ich untypisch Wie ist es, im Studium überwiegend von Vertretern des anderen Geschlechts umgeben zu sein? abi>> hat sich umgehört. ....................................... 6

goabi.de

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[extra]Umfrage:

Deshalb studiere ich „untypisch“

Arbeitsmarkt: „Den Wandel einfordern“

Wer macht was? Der kleine Unterschied

in Zahlen

Berufswahl

Frauen, Männer und andere Vorurteile

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i N H a lt

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i N H a lt

I ausbildung I studium I beruf I arbeitswelt I fun & facts

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Z a h l e n , F u n & Fa k t e nZ a h l e n u n d F a k t e nWusstest du, dass…Kindheit

… Frauen, die sich für MINT-Berufe

entscheiden, vor allem einen Beitrag zum

Gemeinwohl leisten möchten, wäh-

rend Männer eher an den technischen

Aspekten interessiert sind?

… Kinder von Eltern mit

einem naturwissenschaft lichen Beruf

unabhängig vom Geschlecht gleichermaßen

in ihren technischen Interessen gefördert

werden?

… 46 Prozent der Jungen angeben,

gerne Computerspiele zu spielen,

aber mittlerweile auch 22 Prozent

der Mädchen daran Spaß haben?

Schulzeit

… dafür aber fast

60 Prozent der Teil-

nehmer eines Biologie-

Leistungskurses

weiblich sind?

… die Informatik ursprüng-

lich als Studienfach für Frauen

entwickelt wurde, aber heute

nicht mal zehn Prozent aller

Leistungskursteilnehmer

im Fach Informatik weiblich sind?

Studium und Ausbildung… der Frauenanteil

unter den Absolventen

einer Lehramtsaus-

bildung für die

Sekundarstufe II

im Fach Mathe-matik bei über 50 Prozent liegt?

… mehr als die Hälfte aller

Studierenden einer Ingenieur-

wissenschaft auch „Tech-

nologie“ bzw. „Technik“ als

Leistungskurs hatten?

… sich nur sieben Prozent der

jungen Frauen mit der letzten

Mathematik-Schulnote „sehr gut“

für ein ingenieur wissenschaftliches

Studium entscheiden?Berufsleben

… ein Viertel der derzeit

in der MINT-Branche

beschäftigen Frauen

unter 35 Jahre alt ist?

… Frauen in MINT-

Berufen derzeit noch

vor allem in der

Textil branche, der

Pharmazie, Biologie,

Biochemie und

Biotechnologie stark

vertreten sind?

Quellen: MINT-Nachwuchsbarometer 2014,

MINT-Herbstbericht 2013

… fast 80 Prozent

der weiblichen

MINT-Akademikerinnen

im Dienstleistungssektor

arbeiten?

HINTERGRUNDich werde, was ich will – oder?Wenn es um die Berufs­ und Studien­orientierung geht, sollte man sich von den eigenen Interessen und Fähigkeiten leiten lassen. ...................................... 4

Mutige Jungs, zweifelnde Mädchen?abi>> hat sich unter Studierenden umgehört, warum sie sich für ein für ihr Geschlecht eher untypisches Fach entschieden haben. ... ......................... 6

„den Wandel einfordern“Der Arbeitsmarkt der Zukunft braucht dringend mehr Frauen in Technik­ und gleichzeitig mehr Männer in Pflegebe­rufen. Expert(inn)en erklären, welche Voraussetzungen dafür erfüllt werden müssen. .............................................. 8

STUDIUMdas fällt einem nicht einfach so einDass David Wöstenberg (28) einer der wenigen Männer im Lehramtsstudien­gang Sonderpädagogik ist, hat für ihn nie eine Rolle gespielt. ..................... 10

die Frau auf dem Bau Im Fachbereich Bauingenieurwesen an der Technischen Universität Kaisers­lautern gibt es nur wenige Studentinnen. Eine davon ist Cathrin Marx (23). ......12

AUSBILDUNGMännliche Vorbilder sind wichtigBesonders männliche Klienten freuen sich über die Betreuung von Heilerzie­hungspfleger David Schmidt (23). .... 14

leidenschaft fürs Fräsen, Feilen und BohrenAllein unter Männern? Für Anastasia Doulgkeri ist das nichts Besonderes. Die 19­Jährige absolviert eine Ausbil­dung zur Mechatronikerin. ................16

BERUF„Man behandelt immer zwei“Tierarzt Diethard Rüger (31) sorgt nicht nur dafür, dass es seinen vierbeinigen Patienten besser geht, sondern macht mit seiner Arbeit auch deren Besitzer glücklich. ............................................. 18

Über den WolkenIm Cockpit einer Boeing 737 – dort fühlt sich Katja Rossi (29) am wohlsten. Seit sechs Jahren fliegt die Co­Pilotin aus Frankfurt Passagiermaschinen der Lufthansa. ........................................ 20

ARBEITSWELT „Wer macht was?Wie studieren und arbeiten die beiden Geschlechter in Deutschland? abi>> hat interessante Zahlen und Fakten zusam­mengetragen. ................................... 22

„Selbstbewusstsein ist gefragt“Familienfreundlicher Arbeitsmarkt für Frauen und Männer? Sybille Ahlborn, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt, wagt eine Bestands­aufnahme. ........................................ 24

aU S B i l d U N G

Männliche Vorbilder sind wichtig Heilerziehungspfleger David Schmidt (23) hat die Erfahrung gemacht, dass sich besonders männliche Klienten über seine Betreuung freuen. ................ 14

abi.de

WEITERE RUBRIKENeditorial .............................................. 2fun & facts ........................................ 26impressum ....................................... 27Beratungsangebote......................... 28

a r B e i t S W e lt

Wer macht was?Wie viele Frauen studieren tatsächlich Maschinen­bau oder Informatik? abi>> hat interessante Zahlen und Fakten zusammengetragen. .............................22

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d ie Zahlen aus dem aktuellen Studenten-survey des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) sprechen zumindest bei manchen Studiengängen eine eindeutige Sprache: Der Männeranteil in Elektrotechnik

liegt an Universitäten bei 88 Prozent, an Fachhochschulen sogar bei 91 Prozent. In Maschinenbau sind es an den Unis 75 Prozent, an Fachhochschulen 88 Prozent. Ähnlich sieht es in Informatik aus: 80 Prozent der Studierenden an Unis und 92 Prozent der Studierenden an Fachhochschulen sind Männer. Umgekehrt ist das Geschlechterverhältnis beispielsweise in der Zahnmedizin. Hier liegt der Frauenanteil bei 91 Prozent, in Anglistik bei 88 Prozent und in der Tiermedizin bei 87 Prozent. Im Fach Sozialwesen dominieren Frauen an Universitäten mit 82 Prozent.

Worauf lassen sich diese Ergebnisse zurückführen? „Wenn man eine Skala von ‚Interesse für Menschen und andere Lebe-wesen‘ bis hin zu ‚Interesse für Dinge‘ aufmacht, dann liegt das Interesse der Frauen eher bei ‚Menschen und anderen Lebe-wesen‘, die Männer stehen eher bei den ‚Dingen‘. Das findet sich in vielen Kulturen, scheint also mit geschlechtsspezifi-scher Sozialisation, möglicherweise aber auch mit tief verwur-zelten, geschlechtsspezifischen Interessen zu tun zu haben“, sagt Prof. Dr. Andrea Abele-Brehm, Präsidentin der Deutschen

Gesellschaft für Psychologie. „Aber auch die Selbsteinschät-zung der Leistungsfähigkeit in einem Fach, also die Frage ‚Bin ich dafür kompetent?‘, sowie pragmatische Einschätzungen der Berufsaussichten, Verdienst- und Karrieremöglichkeiten spielen eine Rolle“, betont sie.

Was uns interessiert und wie wir entscheiden, hat folglich sehr viel mit unseren ganz persönlichen Erfahrungen zu tun:

„Wie Freunde und Eltern auf meine Wahl reagieren, wie mein Beruf nach außen wirkt und welche Vorbilder und Rollen-modelle es in meinem persönlichen Umfeld gibt, sind starke Einflussfaktoren“, sagt Lore Funk, wissenschaftliche Referentin des Kompetenzzentrums Technik-Diversity-Chancengleichheit.

„Kann ich das?“Beispiel Informatik: „Das Vorurteil, Informatik studierten meist nur Nerds, die sich sehr gerne mit ihrem Bildschirm unter-halten, hält sich hartnäckig. Frauen können sich damit nur schwer identifizieren“, bestätigt Prof. Dr. Gerlinde Schreiber, Leiterin des Internationalen Frauen-Studiengangs Informatik an der Hochschule Bremen. „Auch sind Frauen in der Beurtei-lung ihrer technischen Kompetenz meist sehr viel skeptischer als ihre männlichen Kommilitonen. Dabei können sie das selbstverständlich genauso gut leisten.“

H i n t e r g r u n d

Ich werde, was ich will – oder? Wenn es um die Berufs- und Studienorientierung geht, sollte man sich von den

eigenen Interessen und Fähigkeiten leiten lassen. Trotzdem entscheidet sich die Mehrheit

für einen für das Geschlecht „typischen“ Beruf oder Studiengang, auch wenn die

klassischen Männer- und Frauendomänen immer stärker aufbrechen.

Anders sieht es in der Zahnmedizin aus: Hier liegt der Männer-anteil bei nur neun Prozent.

In Fächern wie Elektrotechnik und Informatik sind Frauen nach wie vor in der Minderheit.

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In anderen Fächern fällt das Selbstbewusstsein höher aus. In Veterinär- und Zahnmedizin ist der Frauenanteil in jüngerer Vergangenheit geradezu in die Höhe geschnellt. Die Erklärung, Frauen hätten häufiger bessere Abiturnoten und daher bessere Chancen auf Studienplätze, auf denen ein hoher NC liegt, reicht für die Veterinärmedizinerin Dr. Christina Lauer als Erklärung nicht aus. Zumindest nicht in puncto Tiermedizin. Ihr Eindruck: „Viele Frauen entscheiden sich für das Studium, weil sie Tiere heilen möchten. Dass die Verdienstaussichten in Kleintier-praxen überschaubar sind, blenden viele Frauen bei der Studienwahl aus.“ Auch dass die ersten Jahre im Beruf oft nur schwer mit einer Familienplanung zu vereinbaren sind, schreckt Frauen bei der Studienwahl nicht ab: „Tierärztinnen sind zwar in der absoluten Mehrzahl, machen sich jedoch deutlich weniger oft selbstständig, arbeiten häufiger nicht tierärztlich, sondern in der Pharmaindustrie oder in der Verwaltung, und absolvieren seltener eine Fachtierarztausbildung als ihre männliche Kollegen“, weiß Christina Lauer.

Karriere bei Männern im FokusAnders sieht es bei jungen Männern aus, bei denen laut Dr. Gabriele Körner, die über die Berufswahlentscheidung junger Menschen promoviert hat, meist Prestige, Ver-dienst und Karrieremöglichkeiten höher im Kurs stehen: „Nur wenige junge Männer entscheiden sich daher für einen Pflegeberuf oder eine Tätigkeit als Grundschul-lehrer. Aber wer es tut, trifft in der Regel eine bewusste Entscheidung und nimmt die Nachteile in Kauf.“

Eine stereotypische Studiengangs- oder Berufswahl muss nicht per se schlecht sein: „Problematisch wird es, wenn junge Menschen aus Mangel an Informationen einfach überholte Bilder und Vorstellungen übernehmen und sich so Wege ver-schließen. Schülerinnen, die etwa in Mathe gut sind, entscheiden sich nur selten für ein Studium der Elektrotechnik oder Informatik, eher noch für ein Studium der Mathematik. Die Vorstellung, technische und ingenieurwissenschaftliche Berufe hätten nichts mit Menschen zu tun, ist sicherlich ein Grund. Dabei stimmt das gar nicht.“ <<

Tiermedizin, ein reines „Frauenfach“? An den Universitäten finden sich überwiegend weibliche Studierende, auch weil der NC entsprechend hoch ist.

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linksWeitere infosstudienwahl.deDas Infoportal der Bundesländer, das in Kooperation mit der Bundes-agentur für Arbeit herausgegeben wird, widmet sich ebenfalls dem Thema.www.studienwahl.de/de/orientieren/frau-mann-studium.htmKompetenzzentrum technik–diversity–Chancengleichheitwww.kompetenzz.de Komm, mach MintInfoportal des Nationalen Pakts für Frauen in MINT-Berufenwww.komm-mach-mint.degirls’day – Mädchen-Zukunftstagwww.girls-day.deBoys’day – Jungen-Zukunftstag www.boys-day.de Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)www.bmbf.deFrankfurter Allgemeine ZeitungBerufe-Quiz zum Thema „Typisch Frau – typisch Mann?“www.faz.net/aktuell/beruf-chance/berufe-quiz-typisch-mann-typisch-frau-12865838.html

„Problematisch wird es, wenn

junge Menschen aus Mangel an Informationen

einfach überholte Bilder und

Vorstellungen übernehmen und

sich so Wege verschließen.“

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Mutige Jungs, zweifelnde Mädchen? abi>> hat sich unter Studierenden umgehört, warum

sie sich für ein für ihr Geschlecht eher untypisches

Fach entschieden haben – und welche Besonderheiten

diese Wahl mit sich bringt.

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Saskia Rütjerodt (21) studiert den Inter­nationalen Frauenstudiengang Informatik an der Hochschule Bremen:

„Ich wäre nie auf die Idee gekommen, Informatik zu studieren, wenn ich nicht auf den Seiten der Hoch­schule Bremen diesen Frauenstudiengang entdeckt hätte. Das hat mich angesprochen. Jungs denken oft, das wird schon, während Mädchen mehr zweifeln, ob sie etwas wirklich schaffen können. Da wir in dem Studiengang Informatik unter uns sind, traut sich jede von uns viel eher, Fragen zu stellen. Es ist eine sehr entspannte Lernatmosphäre. Klar, man braucht mathematisches Verständnis, aber Informatik ist keine höhere Mathematik. Das Studium macht wirklich sehr viel Spaß. Ich bin froh, dass ich mich getraut habe.“ <<

Anika Schlöter (25) studiert Gebäudeenergietechnik an der Hochschule Bremerhaven:„Ich habe nach dem Abitur zuerst eine Ausbildung zur Bauzeichnerin gemacht. Dabei arbeitet man nach den Anweisungen von Ingenieuren. Da ich gerne selbstständig tätig bin, habe ich mich für das Studium entschieden. Der Männeranteil in meinem Fach ist sehr hoch, aber das spielt für mich keine Rolle. Schon in der Schule haben mir vor allem die naturwissenschaftlichen Fächer Spaß gemacht und in meinen Leistungskursen saßen auch mehr Männer als Frauen. Im Bekanntenkreis kam, wenn über­haupt, von Älteren die Frage, ob Gebäudeenergietechnik nicht eher etwas für Männer sei. In meiner Generation spielt das aber keine Rolle mehr.“ <<

Laura Weiter (22) studiert Materialwissenschaft und Werkstofftechnik an der Universität des Saarlandes:

„Naturwissenschaften sind meines. Das war schon in der Schule so. Der Studiengang Materialwissen­schaft und Werkstofftechnik hat mich überzeugt, weil hier nicht nur Mathematik oder Physik über­wiegen, sondern alle Bereiche – von Chemie über Physik bis Mathe – im gleichen Rahmen angespro­chen werden. Wir müssen außerdem viele Praktika absolvieren. Für mich hat sich dabei herausgestellt, dass mir das Praktische eher liegt, also die ingenieurwissenschaftliche Seite. Dass es nur wenige Frauen in dem Studiengang gibt, habe ich zwar erwartet, aber es hat meine Entscheidung nicht beein­flusst.“ <<

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Sebastian Tophoff (26) studiert Berufspädagogik im Gesundheitswesen mit Fachrichtung Pflege an der FH Münster:

„Während meines Fachabis habe ich über mehrere Monate in einem Krankenhaus gearbeitet und mich anschließend für eine Ausbildung zum Krankenpfleger entschieden. Die Arbeit hat mir einfach Spaß gemacht. Noch besser fand ich die Berufsfachschule, in der ich sehr gute, gute und nicht so tolle Lehrer hatte. Am Ende wollte ich selbst Lehrer werden – natürlich einer von den sehr guten. Sowohl in der Ausbildung als auch im Studium sind Männer in der Minderheit. Für mich spielt das keine Rolle.Manchmal bekommt man – ob man will oder nicht – Einblicke in die Sichtweise der Frauen, weil sich die Kolleginnen natürlich über ihre Themen austauschen. Das kann sehr interessant sein. Ansonsten werde ich häufig angesprochen auf meine Berufswahl, etwa weil der Verdienst nicht gut ist und man mit belastenden Situationen zu tun hat. Aber ich mache das aus Überzeugung. Sowohl die Arbeit in der Pflege als auch die Aussicht, als Lehrer junge Menschen auszubilden, ist einfach meins. Ich möchte nichts anderes machen.“ <<

Christian Otto (23) studiert Sonderpädagogik an der Universität Würzburg:„Ich wollte gerne mit Kindern arbeiten und habe zunächst auf Gymnasiallehramt studiert. Meine Fächerkombination war leider eine Notlösung, sodass das Ganze nicht wirklich zu mir gepasst hat. Da meine Eltern körperliche Beeinträchtigungen haben und ich auf diesem Gebiet bereits viel Erfahrung hatte, bin ich auf Sonderpädagogik gekommen. Das passt sehr gut zu mir. Wenn man sich engagiert, bekommt man von den Schülern sehr viel zurück. Zudem gibt es keine eng gestrickten Lehrpläne, da die individuelle Förderung im Vordergrund steht. Dass deutlich mehr Frauen das Fach studieren, hat für mich keine Bedeutung: Es ist eine ganz persönliche Entschei­dung gewesen.“ <<

Christoph Schnelle (24) studiert Soziale Arbeit an der FH Neubrandenburg:„Da ich nach dem Abi nicht genau wusste, wie es weitergehen soll, habe ich ein Freiwilliges Soziales Jahr gemacht, in dem ich mit Kindern und Jugendlichen aus sozial schwachen Familien gearbeitet habe. Die Arbeit und auch das Miteinander mit den Kollegen waren super. Ich wollte dann unbedingt Soziale Arbeit studieren. Da ich nicht sofort einen Studienplatz bekommen habe, habe ich die Zeit mit einer Ausbildung zum Erzieher überbrückt. Mittlerweile hat es mit dem Studienplatz geklappt. Männer sind zwar in der Minderheit, aber ich habe den Eindruck, dass immer mehr sich für diesen Bereich ent­scheiden, auch für frühkindliche Erziehung. Ich selbst möchte später am liebsten mit älteren Kindern und Jugendlichen arbeiten.“ <<

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„Den Wandel einfordern“Auf dem Arbeitsmarkt der Zukunft werden unter anderem Ingenieurinnen

und Ingenieure sowie Altenpflegekräfte gebraucht. Wünschenswert wäre

es daher, dass sich für diese Berufe nicht nur jeweils überwiegend ein

Geschlecht entschiede, sondern auch das andere. Es bräuchte dringend

mehr Frauen in Technik­ und gleichzeitig mehr Männer in Pflegeberufen.

Experten erklären, welche Voraussetzungen dafür erfüllt werden müssen.

w enn es darum geht, einen Beruf zu wählen, sollten eigentlich Fragen wie „Worin bin ich gut? Was macht mir Spaß?“ im Vordergrund

stehen. Dennoch spielen bei der Berufswahl von jungen Frauen und Männern auch andere Fak­toren eine große Rolle: Neben Eltern, Lehrkräften und Freunden beeinflussen oft auch Klischees und überholte Rollenmuster die Entscheidung. Betrachtet man etwa technische oder hand­werkliche Berufe, so findet man hier noch immer deutlich mehr Männer als Frauen. Das gleiche gilt umgekehrt für Berufe im Bereich Pflege und Erziehung. „Nach wie vor verteilen sich Männer und Frauen nicht gleichmäßig auf die verschie­denen Berufe: Die meisten Jobs werden entweder überwiegend von Frauen oder von Männern aus­geübt“, sagt Professor Joachim Möller vom Ins­titut für Arbeitsmarkt­ und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg.

Weil durch den demografischen Wandel in Deutschland aber etwa die Zahl der alten und pflegebedürftigen Menschen immer weiter steigen wird, wird auch der Bedarf an Pflege­personal immer größer. „Um diesen Bedarf zu decken, wird es auf Dauer notwendig sein, zuneh­mend auch Männer für diese Berufe zu gewinnen. Ebenso wird es in einigen männerdominierten Berufszweigen wie beispielsweise in den Inge­nieurberufen nötig sein, mehr Frauen zu rekru­tieren, um genügend Fachkräfte zu haben“, pro­gnostiziert Joachim Möller.

Warum gibt’s Unterschiede in der Berufswahl?

„Tradierte Rollenvorbilder sind sicher von Bedeu­tung, doch legen Jungen und Mädchen bei ihrer Berufswahl oft auch auf unterschiedliche

Kriterien Wert“, erklärt Stefanie Koenig, Leiterin des Referats Integration, Vereinbarkeit Familie und Beruf, Chancengleichheit des Deutschen Industrie­ und Handelskammertags (DIHK).

„Während für Jungen häufig gute Verdienst­ und Aufstiegsmöglichkeiten sowie praktische Tätig­keiten im Vordergrund stehen, ist Mädchen bei der Arbeit oft ein hoher Kommunikationsanteil wichtiger; sie wollen viel mit anderen Menschen zusammenkommen und einen Beruf haben, der sich gut mit dem Privatleben vereinbaren lässt.“ Liegt die Problematik also in der Natur der Sache? Noch immer gibt es Ungleichheiten zwischen sogenannten Männer­ und Frauenbe­rufen hinsichtlich ihrer Arbeitsbedingungen und Arbeitsmarktchancen. „Nach wie vor finden sich in ‚Frauenberufen‘ niedrigere Löhne und gerin­gere Aufstiegschancen. Eine gesellschaftliche Aufwertung von typischen ‚Frauenberufen‘ – und damit einhergehend eine bessere Entloh­nung in diesen Bereichen – ist eine grundle­gende Voraussetzung dafür, dass junge Männer mehr Interesse an diesen Berufen zeigen“, so Joachim Möller.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird immer mehr zur ‚Gretchenfrage‘Umgekehrt könnten bessere Möglich­keiten der Vereinbarkeit von Familie und Beruf in klassischen Männerberufen dazu beitragen, junge Frauen stärker anzusprechen – aber auch junge Männer zu halten, für die dieses Thema ebenfalls an Bedeutung gewonnen hat. „Für viele junge Menschen spielt die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bei der Wahl des Arbeitgebers heute mindestens eine so große Rolle wie das Gehalt“, sagt Regina Ahrens.

Prof. Joachim MöllerInstitut für Arbeits­markt­ und Berufs­

forschung (IAB) in Nürnberg

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Zwar haben sich die Rahmenbedin­gungen in den ver­

gangenen Jahren deut­lich verbessert. Frauen

sind heute wesentlich häufiger erwerbstätig

als noch vor zehn Jahren und kehren nach der

Elternzeit schneller wieder an den Arbeitsplatz zurück –

dennoch: Fast jede zweite Frau in Deutschland arbeitet

in Teilzeit. „Viele dieser Frauen möchten gern mehr arbeiten,

aber noch zu häufig hindern sie kurze oder unflexible Öffnungs­zeiten bei der Kinderbetreuung, lange Schließzeiten in den Ferien oder die fehlende Nach­mittagsbetreuung ihrer Kinder im Schulalter daran, in Vollzeit zu arbeiten“, sagt Stefanie Koenig. Deshalb fordern immer mehr Beschäftigte, auch junge Väter, Ange­bote vonseiten der Unter­nehmen und der Politik ein, die es ihnen ermög­lichen, Familienleben und Job unter einen Hut zu bringen.„Eine der bekanntesten

politischen Maßnahmen ist das Elterngeld, das 2007

eingeführt wurde und zuneh­mend auch von Vätern in

Anspruch genommen wird“, sagt Dr. Regina Ahrens, Geschäfts­

führerin des Forschungszentrums

Familienbewusste Personalpolitik (FFP) in Münster. Nur wenn sich auch der andere Partner mindes­tens zwei Monate zu Hause um die Kinder küm­mert, wird das Geld über den gesamten Zeitraum von bis zu 14 Monaten gezahlt. „Das ist nicht nur für die Familien, sondern auch gegenüber dem Arbeitgeber ein schlagkräftiges Argument“, so Regina Ahrens. Im Sommer 2015 wird das ergän­zende Elterngeld Plus eingeführt. Eine Neuerung, von der vor allem Eltern profitieren werden, die während des Elterngeldbezugs in Teilzeit arbeiten möchten.

Eine familienbewusste Personalpolitik lohnt sich auch für die Wirtschaft. In familienfreundli­chen Unternehmen sind die Angestellten zufrie­dener. Das wiederum wirkt sich auf ihre Arbeit aus. Und auch neue qualifizierte Mitarbeiter können so gewonnen werden. Damit nicht genug: Laut einer Studie, die das FFP 2013 veröffent­lichte, ist die Fehlzeitenquote in besonders fami­lienbewussten Unternehmen um sechzig Prozent geringer als in wenig familienbewussten Unter­nehmen, die Krankheitsquote um 49 Prozent und die Eigenkündigungsrate um 20 Prozent. „Das ist ein Nachweis dafür, dass eine familienbewusste Personalpolitik auch eine Antwort auf den Fach­kräftebedarf sein kann“, schlussfolgert Regina Ahrens. Deshalb schätzen auch Personalverant­wortliche eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie als wichtiges Thema ein. „Trotz aller positiven Veränderungen in den vergangenen Jahren muss man aber klar sagen: Es ist noch Luft nach oben“, sagt die FFP­Geschäftsführerin.

Nicht nur Politik und Wirtschaft müssen handeln: auch Arbeitnehmer/­innen gefragtDoch es sei auch nicht allein damit getan, dass Unternehmen eine Betreuung für die Kinder ihrer Arbeitskräfte anbieten oder bei der Urlaubspla­nung Rücksicht auf Eltern nehmen, sagt Regina Ahrens. „Die Mitarbeiter müssen auch ausrei­chend über die Angebote informiert werden – und sie müssen sich trauen, diese in Anspruch zu nehmen.“ Und Sybille Ahlborn, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt in der Agentur für Arbeit Hamburg, fügt hinzu: „Die Auswirkungen des demografischen Wandels erfordern ein Umdenken hinsichtlich unserer bisherigen gesellschaftlichen Werte. Viele junge Frauen und Männer wollen (und sollen) Erwerbs­tätigkeit verbinden mit Familiengründung, Wei­terbildung und der Vorbereitung eines möglichen beruflichen Aufstiegs – das geht nur im Rahmen flexibler Arbeitszeitmodelle. Die Politik setzt den Rahmen, die junge Generation kann die Arbeits­bedingungen dazu einfordern.“ <<

Stefanie KoenigLeiterin des Referats Integration, Vereinbar­keit Familie und Beruf, Chancengleichheit des Deutschen Industrie­ und Handelskammer­tags (DIHK)

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Dr. Regina Ahrens Geschäftsführerin des Forschungszentrums Familienbewusste Personalpolitik (FFP)

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Das fällt einem nicht einfach so einDavid Wöstenberg (28) studiert den zehnsemestrigen Lehramtsstudiengang

Sonderpädagogik an der Uni Rostock. Dass er einer der wenigen Männer in dem

Studiengang ist, hat für ihn nie eine Rolle gespielt.

a ls David Wöstenberg angefangen hat, war er einer von vier Männern unter 51 Frauen, eine klare Min-derheit. Aber das hat nie etwas bedeutet. „Bei uns ist das Arbeits-

klima sehr offen und sozial. Vielleicht liegt das ja auch an dem Studiengang selbst“, erzählt der Student. Dass er Sonder-pädagogik studiert, kommt nicht von ungefähr. Seine Mutter ist Erzieherin, sein Vater Heilerziehungspfleger. „Das prägt“, sagt der 28-Jährige.

Dennoch ist er nicht einfach in die Fußstapfen seiner Eltern getreten. Noch während des Abis hatte er ganz andere Pläne, wollte etwas mit Umweltschutz und Ökologie machen. „Ich habe meinen Zivildienst in einer Behinderteneinrichtung absolviert. Das war für mich der Auslöser, die Ausbildung zum Heilerziehungs-pfleger anzufangen. Die Ausbildung war top.“ Er konnte in unter-schiedlichen Einrichtungen sowohl mit Erwachsenen als auch mit Kindern arbeiten: „Mein Abschlusspraktikum habe ich dann an einer Sonderschule gemacht, wo ich als Unterrichtshelfer der Lehrerin assistieren konnte. Das hat mir nicht nur Spaß gemacht. Ich habe auch gemerkt, dass ich mich weiterbilden und selber Lehrer werden will.“

„Kinder sagen einfach, was sie denken“ Seine Studienwahl ist immer wieder Thema bei Bekannten und Freunden: „Das könnte ich ja nicht, mit Behinderten arbeiten“, hört David Wöstenberg sehr häufig. „Viele haben kaum Kontakt zu Behinderten und daher nur eine vage Vorstellung von unserer Arbeit“, sagt er. Aber das sei nichts Geschlechterspezifisches: „Diese Reaktion kommt sowohl von Männern als auch von Frauen.“

Dabei erlebt david Wöstenberg – der neben dem Studium als Aushilfslehrer arbeitet – seine Arbeit als etwas absolut Positives: „Das Schönste ist, dass die Kinder frei sind, sie sagen einfach, was sie denken.“ An den Sonderschulen sind die Klassen klein: „Man kann den Unterricht so diffe-

renziert gestalten, dass Zeit bleibt, auf die unterschiedlichen Bedürfnisse individuell einzugehen. Es ist einfach nur schön, wenn man dann sieht, wie die Kinder Fortschritte machen.“ Wenn junge Menschen mit Behinderung nach der Schule den Sprung in den Arbeitsmarkt schaffen und ein hohes Maß an Selbstständigkeit erreichen, ist das für ihn ein Erfolgserlebnis.

Fachwissen mit hohem Praxisbezug In Kürze wird er seine Abschlussarbeit schreiben. Auch das Studium beurteilt er positiv: „Man eignet sich Fachwissen mit hohem Praxisbezug an.“ In zahlreichen schulpraktischen Übungen und im Lehrertraining geht es zum Beispiel darum, wie man in der Diagnostik Fördermöglichkeiten ableiten und individuelle Maßnahmen konzipieren kann.

Insgesamt umfasst das Studium elf Module, die aufeinander aufgebaut sind – etwa wissenschaftliches Arbeiten, verschie-dene sonderpädagogische Fachrichtungen und sonderschulpä-dagogische Diagnostik. Zwei der vier Fachrichtungen werden intensiviert: David Wöstenberg hat sich neben Geistigbehinder-tenpädagogik für Verhaltengestörtenpädagogik entschieden.

An der Uni Rostock liegt auf dem Studium ein Numerus clausus, der sich meist um 2,0 bewegt. „Durch den Zivildienst und meine Ausbildung hatte ich ausreichend Wartesemester, sodass der NC für mich keine Hürde war“, erzählt er. <<

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Ein Unterricht, bei dem er auf die Bedürfnisse der Kinder individuell eingehen kann – das ist David Wöstenberg wichtig.

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sie wusste nach dem Abitur nicht, wie es beruflich genau weiter-gehen sollte. „Also habe ich erst einmal Work & Travel in Austra-lien gemacht“, erzählt Cathrin

marx. Die Idee, fernab in Ruhe zu überlegen, welcher Weg der richtige für sie sein könnte, sei dann nicht wirklich aufge-gangen: „Dafür war die Zeit viel zu aufregend.“

Wieder daheim, arbeitete sie systematisch den Studien-führer „Studien- und Berufswahl“ der Bundesagentur für Arbeit durch und suchte die Studiengänge heraus, die zu ihren starken Schulfächern passten, Mathe und Physik. Bau-ingenieurwesen, Architektur, aber auch betriebswirtschaft-liche Studiengänge standen auf ihrer Liste. Nach weiterer Recherche und einer Studienberatung war Bauingenieur-wesen ihr Favorit.

Auf dem Bau akzeptiert werden „Es gab durchaus Vorurteile aus meinem Umfeld: ‚Überleg dir das gut, auf der Baustelle wirst du als Frau nicht akzep-tiert‘. Für mich war es wichtig zu sehen, wie es sich tatsäch-lich anfühlt, als Frau auf dem Bau zu arbeiten.“ Aus diesen Gründen absolvierte sie ein vierwöchiges Praktikum bei einer kleinen Baufirma. „Frei nach dem Motto: Wenn ich das packe, dann ist das Studium auch das richtige für mich.“

Den Praktikumsplatz bekam Cathrin Marx recht schnell. Am Anfang schlug ihr durchaus Skepsis entgegen: „Aber sobald klar war, dass ich mit anpacke, war das Eis gebrochen. Es wurde dann sogar eine coole Zeit.“

Mittlerweile studiert sie im neunten Semester Bauingenieur-wesen an der Technischen Universität Kaiserslautern. Sie gehört zum letzten Jahrgang, der noch auf Diplom studiert, nach ihr wurden die Bachelor- und Masterabschlüsse einge-führt. Auch hier ist ein zwölfwöchiges Praktikum – darunter vier Wochen auf dem Bau – vorgesehen. Im Bachelorstu-diengang Bauingenieurwesen erwerben die Studierenden

zunächst die mathematisch-naturwissenschaftli-chen Grundlagen und bekommen darüber hinaus fachspezifisches Know-how vermittelt. In den höheren Semestern wählen die Studierenden zwischen den beiden Studienschwerpunkten

„Konstruktiver Ingenieurbau und Infrastruktur“ und „Umwelt-planung“. Hinzu kommt ein Wahlpflichtbereich, angefangen von Bauphysik über Abfallwirtschaft bis hin zu Immobilienbe-wertung. Eine weitere Vertiefung oder Spezialisierung kann dann im Master erfolgen.

Dass es an der Technischen Universität generell wenige Frauen gibt, ist für Cathrin Marx kein Problem. „In meinem Studienalltag macht das keinen Unterschied. Ich habe nicht den Eindruck, dass ich mich besonders durchsetzen muss oder dass ich anders behandelt werde.“ Auch beim Thema Konkurrenzdruck winkt sie ab: „Ich muss nicht besser sein als meine Kommilitonen. Wir vergleichen auch nicht ständig unsere Noten. Jeder sieht zu, dass er mit dem Stoff durch-kommt.“ Einen Unterschied gibt es aber doch: Im Studien-alltag bewegt sie sich in einer Männerclique und da sind vorwiegend Männerthemen angesagt: „Klar wird da viel über Fußball gesprochen“, sagt sie und lacht.

Konstruktiver Ingenieurbau und Projektleitung Mit ihrer Studienwahl ist Cathrin Marx rundum zufrieden: Aus zahlreichen Exkursionen weiß sie, dass Bauingenieurwesen ihr sehr vielfältige berufliche Optionen eröffnet: „Man kann zum Beispiel im Bereich Wasser und Mobilität, im konstruk-tiven Ingenieurbau oder auch in der Projektleitung arbeiten.“

Da sie ein Faible für den konstruktiven Ingenieurbau hat, interessiert sie sich vor allem für die Fächer Stahlbau, Mas-sivbau und Statik. In diesem Bereich hat sie auch ihre Ver-tiefungsfächer gewählt. „Meine Schwerpunkte sind auf eine Tätigkeit in einem Büro für Tragwerksplanung ausgerichtet.“ Mit Blick in die Zukunft kann sie sich auch eine Promotion vorstellen. <<

B a c h e l o r B a u i n g e n i e u r w e s e n

Die Frau auf dem BauIm Fachbereich Bauingenieurwesen an der Technischen Universität Kaiserslautern gibt es

nur wenige Studentinnen. Eine davon ist Cathrin Marx (23). Ob in der Minderheit oder nicht:

Für sie war ihre Studienwahl genau die richtige.

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Als klar war, dass Cathrin Marx auf der Baustelle mit anpackt, war „das Eis gebrochen“.

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H e i l e r z i e h u n g s p f l e g e r

Männliche Vorbilder sind wichtigToleranz, Geduld und Empathie sind wichtige Voraussetzungen für David Schmidts Traum-

beruf: Der 23-Jährige absolviert eine schulische Ausbildung zum Heilerziehungspfleger.

Besonders männliche Klienten freuen sich über seine Betreuung – denn Männer sind in

diesem Beruf nach wie vor selten.

Vom Kleinkind bis zum Senior: Heilerzieher arbeiten mit körperlich oder geistig behinderten Menschen.

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wie fühlt es sich an, auf einen Rollstuhl angewiesen zu sein? Wo trifft man auf Hürden und Hindernisse? Diese Erfah-rung haben David Schmidt und seine Mitschüler gleich zu Beginn ihrer Ausbil-

dung gemacht: „In einem Rolli-Projekt zur Selbsterfahrung waren wir einen Tag lang im Rollstuhl in der Stadt unterwegs“, erzählt der 23-Jährige, der eine dreijährige schulische Ausbil-dung zum Heilerziehungspfleger an der Beruflichen Schule

„Theodor Hoppe“ des Potsdamer Berufsbildungswerks im Oberlinhaus absolviert.

Heilerziehungspfleger arbeiten mit körperlich und geistig behinderten Menschen. Anders als Erzieher oder Alten-pfleger decken sie ein wesentlich breiteres Altersspektrum ab – ihre Klientel reicht vom Kleinkind bis zum Senioren. Das macht den Beruf nicht nur anspruchsvoll, sondern auch sehr vielfältig. Geduld, Einfühlungsvermögen und Toleranz gegen-über anderen sind dabei wichtige Voraussetzungen. „Empa-thie spielt eine große, wenn nicht sogar die größte Rolle in meinem Beruf“, betont David Schmidt.

Viel Praxis in der schulischen AusbildungDie Lernfelder, die David Schmidt in der Schule behandelt, reichen von Anatomie über Psychologie bis hin zu Pädagogik. Mehrere Praktika und Praxisprojekte ergänzen die schulische Ausbildung. Eine Ausbildungsvergütung erhalten er und seine Mitschüler nicht. Wer eine schulische Ausbildung absolviert, hat jedoch die Möglichkeit, Ausbildungs-BAföG zu bean-tragen, das nicht zurückerstattet werden muss. Die Höhe des Schulgeldes variiert je nach Ausbildungsstätte. David Schmidt bezahlt für seine Ausbildung 50 Euro im Monat.

Heilerzieher arbeiten zum Beispiel in Förderschulen, bei sozialen Diensten und in Wohn- und Pflegeheimen. In Letz-teren unterstützen sie die Bewohner im Alltag und über-nehmen pflegerische Tätigkeiten, indem sie zum Beispiel bei Toilettengängen und beim Duschen helfen. Ziel ist es, die

Eigenständigkeit und das Leistungsvermögen zu fördern. Den Beruf des Heilerziehungspflegers entdeckte David Schmidt, als er nach der Fachhochschulreife ein Freiwilliges Sozi-ales Jahr in einer Behindertenwerkstatt absolvierte. „Nach dem ersten Tag habe ich meine Mutter angerufen und zu ihr gesagt: Ich glaube, das könnte mein Traumberuf sein.“ Mit der Tatsache, dass die meisten seiner Mitschüler und Kol-legen Frauen sind, hat er kein Problem. „Sowohl von männ-lichen als auch von weiblichen Heilerziehungspflegern habe ich in der Schule und den Praktika viel gelernt.“ Besonders die männlichen Klienten freuen sich über den Heilerziehungs-pfleger. „Das ist wie bei den Erziehern: Männliche Vorbilder und Vertrauenspersonen sind sehr wichtig.“

„Viele sehen nur, was Behinderte nicht können“Dass überwiegend Frauen sich für diesen Beruf entschieden, schrecke viele ohnehin nicht so sehr ab, glaubt David Schmidt. Die meisten zeigten eher Berührungsängste mit den Men-schen, um die er sich kümmert: „Fast immer, wenn ich von meiner Ausbildung erzähle, bekomme ich den Satz zu hören: ‚Ich könnte das nicht – jeden Tag so viel Leid sehen‘. Viele sehen nur, was Behinderte nicht können. Wenn man aber mit ihnen arbeitet, verschwinden die Berührungsängste schnell und man merkt: Es geht ihnen überhaupt nicht schlecht. Die Probleme nicht behinderter Menschen, die sich häufig um Dinge wie Geld, Arbeit und Wohnung drehen, kennen sie zum Beispiel meist gar nicht“, sagt der 23-Jährige. „Irgendwann vergisst man die Behinderung und nimmt die Leute nur noch als Menschen wahr. Und dafür bekommt man viel zurück und spürt die Dankbarkeit.“ Wenn David Schmidt seine Ausbil-dung im Frühjahr 2015 abschließt, möchte er anschließend am liebsten mit Erwachsenen arbeiten. „Ich könnte mir außerdem gut vorstellen, mich zum Fachberater für Men-schen mit Autismus weiterzubilden. Die Weiterbildung zum Heilpädagogen oder ein Sozialpädagogikstudium wäre aber auch eine Option.“ <<

David Schmidt: „Irgendwann vergisst man die Behinderung und nimmt die Leute nur noch als Menschen wahr.“

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Heilerzieher arbeiten in Förderschulen, bei sozialen Diensten oder in Pflegeheimen.

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M e c h a t r o n i k e r i n

Leidenschaft fürs Fräsen, Feilen und Bohren

Allein unter Männern? Für Anastasia Doulgkeri ist das nichts Besonderes. Die 19-Jährige hat

sich daran orientiert, was ihr am meisten Spaß macht – und absolviert nun eine Ausbildung

zur Mechatronikerin bei einem Automobilzulieferer.

Fräsen, Feilen, Bohren: Mechatroniker brauchen für ihre Arbeit handwerkliches Geschick.

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f ür Anastasia Doulgkeri stand schon in der Schule fest, dass sie einen technischen Beruf lernen will, „in dem ich an Maschinen arbeite und mir auch mal die Hände schmutzig mache“. Damit war sie unter ihren Mitschülerinnen eine

echte Ausnahme. Die 19-Jährige absolviert eine Ausbildung zur Mechatronikerin beim Automobilzulieferer Mann+Hummel in Ludwigsburg. „Als Kind habe ich gerne meinem Vater bei handwerklichen Arbeiten geholfen, und da ich mich für Autos begeistere, fiel es mir leicht, mich für ein Berufsfeld zu ent-scheiden.“ Auch die Ausbildung zur Kraftfahrzeugmechatroni-kerin wäre für sie eine Option gewesen. „Ich wollte aber lieber in der Industrie als in einer Werkstatt arbeiten.“

Handwerkliches Geschick und GenauigkeitNachdem ein Produkt von den Ingenieuren bei Mann+Hummel konstruiert wurde, übernehmen die Mechatronikerinnen und Mechatroniker in der Produktionshalle die Regie. Sie sind für die Steuerung riesiger Produktionsanlagen zuständig, mit denen zum Beispiel Öl- und Luftfilter für verschiedene Auto-mobilhersteller gefertigt werden. Fräsen, Feilen, Bohren – am meisten Spaß macht Anastasia Doulgkeri die handwerkliche Arbeit. „An der Fräsmaschine stelle ich zum Beispiel Stöpsel aus Kunststoff für Ölfiltergehäuse her“, erklärt sie. Als Vorlage dienen hierfür technische Zeichnungen. Die Arbeit erfordert eine hohe Konzentration und Genauigkeit. „Auf keinen Fall darf man bei der Fertigung Zahlen vertauschen oder sich ver-messen, sonst muss man noch mal von vorne anfangen. Es ist sehr wichtig, dass man sauber und ordentlich arbeitet und auch mehrfach die Maße kontrolliert.“ Später lernt die ange-hende Mechatronikerin noch, Programme zu schreiben, mit denen die Anlagen bedient werden können.

Einzige Frau in der Berufsschulklasse Nach einem Einstellungstest und einem Bewerbungsgespräch unterzeichnete sie 2014 ihren Ausbildungsvertrag. „Ich hatte vorab schon ein paar Bedenken, wie es sein würde, nur unter Männern zu arbeiten“, räumt sie ein. Die verflogen allerdings schnell, als die Ausbildung startete. „Ich habe auch einige Kol-leginnen, unter anderem meine Personalchefin und andere weibliche Auszubildende, und ich glaube, wir und die männ-lichen Kollegen ergänzen uns ganz gut.“ Insgesamt dauert die Ausbildung dreieinhalb Jahre. Anastasia Doulgkeris Ziel ist es, diese mithilfe guter Noten um ein halbes Jahr zu verkürzen.

Im Betrieb beginnt ihr Arbeitstag schon um 6.30 Uhr. Ihr erstes Ausbildungsjahr verbringt die junge Frau in der Lehr-werkstatt, wo sie gemeinsam mit angehenden Elektronikern, Industriemechanikern und -mechatronikern die Grundlagen ihres Berufs erlernt. Im zweiten Lehrjahr lernt sie dann die ver-schiedenen Abteilungen in der Produktion kennen. Zwei Tage pro Woche besucht sie außerdem die Berufsschule. Hier belegt sie Fächer wie Mechanik und Elektronik. In ihrer Klasse ist sie die einzige Frau. „Das war am Anfang etwas gewöhnungsbe-dürftig, vor allem auch, weil viele von meinen Mitschülern erst 16 Jahre alt sind. Die machen schon mal ihre Scherze.“ Alles in allem sei es ihr aber leichtgefallen, sich dort zu einzufinden.

„Ich kann jedem nur dazu raten, das zu machen, was einem Spaß macht, und sich bei der Wahl des Berufs nicht nach

den Vorstellungen anderer zu richten“, bekräftigt Anastasia Doulgkeri. Dazu gehört auch, sich als Frau von einem männer-dominierten Berufsfeld nicht abschrecken zu lassen. „Ich bin bisher überall sehr offen und sehr nett aufgenommen worden. Und ich habe auch nicht das Gefühl, meine technischen Fähigkeiten extra unter Beweis stellen zu müssen.“ Lang-fristig möchte sie gerne eine Weiterbildung zur Technikerin für Maschinentechnik machen. „Die Automobilindustrie ist einfach mein Ding, deshalb möchte ich auch nach der Ausbil-dung gerne hierbleiben. Meine Firma hat auch einige Werke im Ausland. Unter anderem in den USA, wo ich bereits ein Jahr während meiner Schulzeit verbracht habe. Es wäre toll, wenn ich mal dort arbeiten könnte.“ <<

Konzentration und Genauigkeit spielen für Mechatroniker eine wichtige Rolle.

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Anastasia Doulgkeri wollte einen technischen Beruf erlernen, „bei dem ich mir auch mal die Hände schmutzig mache“.

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T i e r a r z t

„Man behandelt immer zwei“Tierarzt Diethard Rüger (31) sorgt nicht nur dafür, dass es seinen vierbeinigen Patienten

besser geht, sondern macht mit seiner Arbeit auch deren Besitzer glücklich. Dass

es in seinem Berufsstand deutlich mehr Frauen als Männer gibt, wurde ihm erst mit

Beginn des Studiums bewusst.

e ine wichtige Voraussetzung für den Beruf von Tierarzt Diethard rüger: „Man muss nicht nur mit Tieren, sondern auch mit Men-schen umgehen können. Denn

man behandelt immer zwei: das Tier und den Besitzer“, sagt der 31-Jährige. Neben solidem Fachwissen sind daher eine gute Menschenkenntnis und Empathie seiner Mei-nung nach essenziell. Der Tierarzt behandelt in seiner Praxis Kleintiere vom Zwerghamster bis zum Hund. „Mir macht es Spaß, Tieren zu helfen. Am Schluss geht es nicht nur dem Tier gut, auch der Besitzer freut sich, dass sein Tier wieder gesund ist. So mache ich also gleich zwei glücklich.“

Impfungen und Wurmkuren Zu den klassischen Behandlungen gehören Impfungen, Wurmkuren, Zahnsteinbehandlungen und Zecken-Vorsorge. Wie Menschen erkranken auch die Vierbeiner besonders häufig an Schnupfen, Erkältung und Durchfall oder ziehen sich kleinere Verletzungen zu. Hin und wieder finden sich auch knifflige Fälle auf Diethard Rügers Behandlungstisch, bei denen nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist, woran es dem Tier fehlt. „Dann hat der Beruf etwas von einem span-nenden Detektivspiel“, sagt er. Größere Eingriffe, bei denen es zum Beispiel um Knochenbrüche, innere Verletzungen oder Tumoren geht, führt Diethard Rüger nicht selbst durch, sondern verweist die Patienten an Tierkliniken in der Umge-bung. „Die Spezialisierung in der Tiermedizin nimmt immer mehr zu. Es gibt heute kaum noch Tierärztinnen und -ärzte, die alles machen.“

Nach dem Abi interessierte er sich zunächst für ein Medizin technikstudium. Weil die meisten Studiengänge in dem Bereich aber an Fach-hochschulen angeboten werden und er lieber an eine Uni wollte, entschied er sich schließ-lich für Tiermedizin – auch weil die Berufs-

möglichkeiten nach dem Studium sehr vielfältig sind und man sich nicht von vornherein auf ein Berufsfeld festlegen muss. „Tiermediziner arbeiten nicht nur als Ärzte, sondern gehen auch in die Forschung, in die Medizintechnik und in die Pharmazie.“ Als stu-dentische Hilfskraft in einer Kleintierklinik lernte er schon während des Studiums die praktische Arbeit mit Tieren kennen. So fiel schließlich die Entscheidung für den Tierarztberuf.

Frauenanteil bei 87 ProzentWas ihm erst zu Beginn seines Studiums bewusst wurde: In der Tiermedizin arbeiten deutlich mehr Frauen als Männer. Laut dem aktuellen Studierendensurvey des Bundes ministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) liegt der Frauenanteil in der Tiermedizin bei 87 Prozent. „Gestört hat mich das nicht. Auch wenn der Hörsaal voller Frauen war, habe ich mich nicht als Hahn im Korb gefühlt.“ Zwar sind auch heute die meisten seiner Kollegen Frauen. „Es fällt aber auf, dass Führungsposi-tionen meist mit Männern besetzt sind. Das trifft auf die Leiter vieler Kliniken zu und auch auf meine Profs an der Uni.“ Er selbst hält gemischte Teams für ideal.

Nach seinem Studium an der Universität Leipzig – eine von fünf Unis in Deutschland, die Tiermediziner ausbilden –

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arbeitete Diethard Rüger in Tierkli-niken in Dresden und in Würzburg. Als

sein Vater, der ebenfalls Tierarzt ist, aus gesund-heitlichen Gründen eine Vertretung für seine Praxis in St. Blasien im Schwarzwald suchte, entschloss er sich, seine Weiterbildung zum Facharzt für Heimtier- und Kleintierme-dizin zu unterbrechen und in der Praxis einzuspringen. Im Sommer 2013 übernahm er sie. Als Selbstständiger ist er auch für die Buchhaltung und für Organisato risches zuständig. Am Wochenende hat er meist frei, im Notfall können ihn die Tierhalter aber immer über sein Handy erreichen. Anders sah

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Vom Hund bis zum Zwerg-hamster: Viele entscheiden sich für ein Tiermedizin-Studium, weil sie Tiere mögen und ihnen helfen wollen.

es während seiner Zeit als Assistenz arzt aus: Da gehörten regelmäßige Nacht- und Wochenenddienste dazu. „Für Tier-ärzte gibt es meist keine Tarifverträge, und die Bezahlungen wie auch die Arbeitsbedingungen sind in den Assistenzjahren häufig sehr schlecht“, beklagt er. „Später als qualifizierter Arzt mit Doktortitel, Fachtierarzt, Diplomate [das europäische Diplom für Tierärzte] oder Tierarzt mit eigener Praxis sind die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung dann aber deutlich besser.“ Künftig möchte Diethard Rüger einen weiteren Arzt in seine Praxis holen. Ob es sich dabei um eine Frau oder einen Mann handelt, spielt für ihn keine Rolle. <<

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P i l o t i n

Über den WolkenÜber den Wolken, im Cockpit einer Boeing 737 – dort fühlt sich Katja Rossi (29)

am wohlsten. Seit sechs Jahren fliegt die Copilotin aus Frankfurt nun Passagiermaschinen

der Lufthansa und empfindet es als großes Privileg, an einem Tag Cappuccino in Rom

trinken zu können und am Tag danach am Strand in Portugal zu liegen.

i m Cockpit saß Katja rossi zum ersten Mal mit 14 Jahren. Damals sollte sie als Sprachschülerin nach England fliegen, doch die Maschine war überbucht, und so durfte sie vorn bei den Piloten Platz nehmen. „Ich war so fasziniert von der ein-

maligen Aussicht, den vielen Knöpfen und den Erzählungen der Piloten“, schwärmt sie.

Heute kennt sie die Funktion jedes einzelnen Knopfs. Die 29-Jährige ist mittlerweile Copilotin bei der Lufthansa. „Wer glaubt, dass man als Copilot ‚einfach nur danebensitzt‘, der irrt“, erklärt Tanja Rossi. Beim Starten und Landen wechselt

sie sich mit dem Kapitän ab, sie berechnet die Flugroute, gibt sogenannte Performance-Daten ein und steht in Kontakt mit der Flugsicherung. „Der Unterschied zum Kapitän liegt in dessen langjähriger Erfahrung und natürlich seiner Gesamt-verantwortung und Entscheidungsbefugnis“, sagt sie.

Heute London, morgen MailandDie Frankfurterin fliegt alle möglichen Ziele an: London, Mai-land, Lissabon, Moskau, Tel Aviv, Beirut, Bologna. Gegen Lang-strecken hat sie sich allerdings bewusst entschieden: „Man

Heute Rio, morgen Rom: Viele träumen davon, Flugzeuge durch die Lüfte zu lenken.

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hat Zeitverschiebungen, fliegt durch die Nacht – und man macht durch die Länge der einzelnen Flüge weniger Starts und Landungen“, sagt sie. Und gerade die machen ihr besonders viel Spaß. Bevor sie abhebt, bereitet Katja Rossi den Flug vor. Dafür macht sie sich mit den Gegeben-heiten des Zielflughafens vertraut, studiert An- und Abflugkarten, Handbücher der Flugprozeduren und den Wetter bericht. Fliegt man über das Meer oder Gebirge? Wie viel Sprit ist notwendig? Bei der Nachbereitung werden die gesammelten Dokumente abgeheftet und die Besonderheiten des Fluges besprochen.

Nach dem Abitur 2004 bewarb sich Katja Rossi bei der Luft-hansa – und wurde ein halbes Jahr später zum Assessment-Center in Hamburg eingeladen. Beim ersten Termin fand die Berufsgrunduntersuchung (BU) statt, beim zweiten die Firmen qualifikation (FQ) sowie das Medical, eine medizinische Untersuchung. Von Mathe und Physik bis zu Übungen am Flug-simulator und Rollenspielen – Katja Rossi hat alle ihr gestellten Aufgaben bewältigt. „Zuletzt gab es ein Auswahlgespräch mit einem Flugkapitän sowie einem Psychologen“, erinnert sie sich. Danach konnte sie in die Ausbildung starten, die in der Regel

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zwischen 29 und 33 Monate dauert. Die damals 21-Jährige erwarb dabei zunächst die Lizenz zur Privatpilotin (PPL), bekam dann sechs Monate lang Flugstunden in Phoenix, Arizona, und erlangte dann die Businessjet-Lizenz sowie die Airline Transport Pilot License (APTL). Damit darf sie etwa Passagier-maschinen fliegen. „Der Ausbildungsplan der Luft-

hansa ändert sich aber alle paar Jahre“, betont sie.

Auf eine Pizza nach RomPro Monat sitzt die junge Pilotin aktuell 17 Tage im Cockpit.

„Zum Glück ist mein Freund ebenfalls Copilot bei Lufthansa und weiß, wie es ist“, erzählt sie. „Außerdem finde ich es toll, wenn ich weiß, dass ich nach Rom fliege und dort dann eine köstliche Pizza essen oder den besten Cappuccino trinken werde. Ich empfinde das als großes Privileg.“ Ein Museums-besuch, ein Tag am Strand – da lohnt sich der Stress, den ihre Arbeit mit sich bringt. Der ist sowieso vergessen, wenn sie aus dem Cockpit blickt und den Sonnenaufgang über den Wolken betrachtet. „Ich würde den Job gegen nichts in der Welt ein-tauschen.“ <<

Rund 17 Tage im Monat sitzt sie im Cockpit. Starts und Landungen machen Copilotin Katja Rossi dabei am meisten Spaß.

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Z a h l e n & F a k t e n

Wusstest du, dass …Kindheit

… Frauen, die sich für MINT-Berufe entscheiden, vor allem einen Beitrag zum Gemeinwohl leisten möchten, wäh-rend Männer eher an den technischen Aspekten interessiert sind?

… Kinder von Eltern mit einem naturwissenschaft lichen Beruf unabhängig vom Geschlecht gleichermaßen in ihren technischen Interessen gefördert werden?

… 46 Prozent der Jungen angeben, gerne Computerspiele zu spielen, aber mittlerweile auch 22 Prozent

der Mädchen daran Spaß haben?

Schulzeit… dafür aber fast 60 Prozent der Teil-nehmer eines Biologie- Leistungskurses weiblich sind?

… die Informatik ursprüng-lich als Studienfach für Frauen entwickelt wurde, aber heute

nicht mal 10 Prozent aller Leistungskursteilnehmer

im Fach Informatik weiblich sind?

Studium und Ausbildung

… der Frauenanteil unter den Absolventen einer Lehramtsaus-

bildung für die Sekundarstufe II im Fach Mathe-

matik bei über 50 Prozent liegt?

… mehr als die Hälfte aller Studierenden einer Ingenieur-wissenschaft auch „Tech-no logie“ bzw. „Technik“ als Leistungskurs hatten?

… sich nur 7 Prozent der jungen Frauen mit der Mathematik-Schulnote „sehr gut“ für ein ingenieur wissenschaftliches Studium entscheiden?

Berufsleben … ein Viertel der derzeit in der MINT-Branche beschäftigen Frauen unter 35 Jahre alt ist?

… Frauen in MINT-Berufen derzeit vor allem in der Textil-branche, der Phar-mazie, Biologie, Biochemie und Biotechnologie stark vertreten sind?

Quellen: MINT-Nachwuchsbarometer 2014, MINT-Herbstbericht 2013

… fast 80 Prozent der

weiblichen MINT-Akademiker im Dienst-

leistungssektor arbeiten?

abi>> extra | Typisch Frau, typisch Mann | 2015 23

Z a h l e n & F a k t e n

Fakt 3Die Top 5 der am häufigsten von jungen Frauen besetzten und für Abiturienten relevanten Ausbildungsberufe im Jahr 2012:

1. Industriekauffrau2. Kauffrau – Büromanagement 3. Bankkauffrau4. Kauffrau – Groß- und Außenhandel5. Steuerfachangestellte

Bestandsaufnahme: Wer macht was?

Fakt 1

Studierende im Winter-semester 1996/1997: 1.838.099Frauenanteil: 42,6 %

Studierende im Winter-semester 2013/14: 2.618.221Frauenanteil: 47,6 %

Quelle: www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/BildungForschungKultur/ Hochschulen/StudierendeHochschulenEndg2110410137004.pdf?__blob=publicationFile

Studierende in ausgewählten MINT-Studiengängen im 1. Hoch schulsemester an deutschen Hochschulen im Studienjahr 2013:

Informatik Insgesamt: 33.762Männer: 26.354 (78 %)Frauen: 7.408 (22 %)

MaschinenbauInsgesamt: 41.391Männer: 33.196 (80 %)Frauen: 8.195 (20 %)

Industrie und Handel

ElektrotechnikInsgesamt: 18.883Männlich: 16.401 (87 %)Weiblich: 2.482 (13 %)

BauingenieurwesenInsgesamt: 11.789Männer: 8.328 (71 %)Frauen: 3.461 (29 %)

Quelle: Statistisches Bundesamt, vorläufige Hochschulstatistik für das Wintersemester 2013/14: www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/BildungForschungKultur/Hoch-schulen/SchnellmeldungWSvorlaeufig5213103148004.pdf?__blob=publicationFile

Fakt 2

Quelle: Datenreport des Berufsbildungsberichts 2014 (BIBB) www.bibb.de/dokumente/pdf/BIBB_Datenreport_2014.pdf

Die Top 5 der am häufigsten von jungen Männern besetzten und für Abiturienten relevanten Ausbildungsberufe im Jahr 2012:

1. Elektroniker2. Fachinformatiker3. Kaufmann – Groß- und Außenhandel4. Industriekaufmann5. Bankkaufmann

Überwiegend von Männern neu abgeschlossene Ausbildungsverträge 2013:

Überwiegend von Frauen neu abgeschlossene Ausbildungsverträge 2013:

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Seeschiff-fahrt

Freie Berufe(z.B. Arzt-praxen, Anwalts-

kanzleien)

(94,3%) (76,7%)

Landwirt-schaft

Hauswirt-schaft

(75,6%)

(93,5%) (91,2%) (65,1%)

Handwerk

Öffentlicher Dienst

(60%)

Quelle: Berufsbildungsbericht 2013, Bundesministerium für Bildung und Forschung www.bmbf.de/pub/bbb_2013.pdf

Männerjob? Frauenjob? Was genau

steckt dahinter? So studieren die beiden

Geschlechter in Deutschland.

abi>> extra | Typisch Frau, typisch Mann | 201524

v e r e i n b a r k e i t

abi>> Wie steht es um die vereinbarkeit von Familie und beruf?

Sybille Ahlborn: Zwar könnten wir schon viel weiter sein, aber Veränderungen lassen sich nicht von heute auf morgen erzwingen. Viele haben noch immer das Modell des Familien ernährers im Kopf. Tatsächlich verdienen Männer häufig besser als Frauen, sodass die Frau die Kinder-betreuung übernimmt. Auch viele Betriebe tun sich schwer, den Wunsch von Männern, die Elternzeit nehmen möchten, positiv zu sehen.

abi>> Dabei kann man elternzeit doch heute flexibel gestalten.

Sybille Ahlborn: Ja, die Elternzeit ermöglicht es, sich nach der Geburt eines Kindes bis zu drei Jahre ganz oder teilweise um den Nachwuchs zu kümmern, wobei es Eltern freisteht, wer Elternzeit nimmt und für welche Zeiträume. Männer neh-men jedoch deutlich weniger Monate in Anspruch als Frauen.

Gleiches gilt für die Zeit danach. Laut Statistischem Bundesamt arbeiteten im Jahr 2012 in Deutschland mehr als zwei Drittel – 69 Prozent – der erwerbstätigen Mütter auf Teilzeitbasis, bei den erwerbstätigen Vätern waren es hin-gegen lediglich fünf Prozent.

Das neue Elterngeld Plus ist ein Schritt in Richtung mehr Flexibilität. Wenn beide, Mutter und Vater, sich entscheiden, jeweils 25 bis 30 Stunden in der Woche zu arbeiten und sich damit auch die Zeit mit den Kindern zu teilen, gibt es einen zusätzlichen Partnerschaftsbonus in Form von vier zusätz-lichen Monaten Elternzeit.

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„Selbstbewusstsein ist gefragt“ Familienfreundlicher Arbeitsmarkt für Frauen und Männer?

Die Bestandsaufnahme von Sybille Ahlborn, Beauftragte

für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt bei der Agentur für Arbeit Hamburg, fällt

diplomatisch aus: „Wir sind auf einem guten Weg, aber noch lange nicht am Ziel.“

abi>> Warum sind solche flexiblen elternzeitmodelle so wichtig?

Sybille Ahlborn: Fachwissen und Arbeitsprozesse verän-dern sich immer schneller. Auch die Arbeitsverdichtung hat zugenommen, sprich: Der Einzelne muss Aufgaben schneller erledigen als früher. Das Aufgabenpensum hat zugenommen. Wenn Männer und Frauen sich die Elternzeit teilen, hat die Frau bessere Chancen, im Job am Ball zu bleiben und ihre Position zu halten. Das trifft besonders die Akademikerinnen, denn tendenziell gilt, je höher die Qualifikation und umso län-ger die Job-Pause, umso schwieriger ist der Wiedereinstieg.

Das klingt jetzt sehr volkswirtschaftlich. Natürlich möchten Eltern auch für ihr Kind da sein. Wichtig ist, dass Frauen und Männer selbstbewusst mit dem Thema umgehen und für sich eine Vorgehensweise zu finden, die sich für alle gut und richtig anfühlt.

abi>> Wie können junge Frauen einen karriereknick verhindern?

Sybille Ahlborn: Eizellen einfrieren, wie das in den Medien die Runde machte, halte ich für eine denkbar schlechte Lösung. Zum Glück lassen sich junge Frauen und Männer heute nicht so schnell die Butter vom Brot nehmen und sich so weit bevormunden. Junge Männer, die sich für Familie ent-scheiden, wollen sich auch in die Kindererziehung einbringen, Frauen wollen in ihrem Job bleiben. Das ist der richtige Weg.

Einen Karriereknick verhindern kann man nur, wenn man mit dem Partner gemeinsam die Elternzeit plant, von sich aus aktiv auf den Arbeitgeber zugeht, im Vorfeld signalisiert,

abi>> extra | Typisch Frau, typisch Mann | 2015 25

v e r e i n b a r k e i t

dass man zurückkommen will, und einen Zeitpunkt benennt. Auch sollte man sich überlegen, wie man in der Elternzeit den Kontakt zum Betrieb halten kann.

abi>> Welche teilzeitmodelle gibt es? Sybille Ahlborn: Früher hieß Teilzeit meistens eine halbe

Stelle, sprich: 20 oder 25 Stunden. Heute ist vieles möglich, von zehn bis über 35 Stunden. Je nachdem, wie offen ein Unternehmen ist, kann Teilzeit auch mit anderen Modellen wie etwa Telearbeit kombiniert werden.

Auch Führungspositionen können in Teilzeit ausgeführt werden. Da stehen viele Betriebe erst am Anfang. Für Arbeit-geber bedeutet dies, dass sie umdenken und umstrukturieren müssen. Viele sind dazu nicht bereit und setzen nach wie vor auf eine Präsenzkultur.

Dennoch sind wir auch hier auf einem guten Weg: Wer gutes Personal behalten möchte, muss sich als Arbeitgeber

attraktiv machen. Familienfreundliche Modelle werden häufig ausgezeichnet, etwa von der Bertelsmann Stiftung, und die Liste der Betriebe, die einen Preis erhalten haben, wird von Jahr zu Jahr länger.

abi>> Dann müssen die kinder nur noch untergebracht werden …

Sybille Ahlborn: Das Ganze ist natürlich eng mit der Kinderversorgung verknüpft. In Hamburg haben wir die wunderbare Situation, dass die ersten drei Jahre der Kinder-betreuung kosten los sind und genügend Plätze zur Verfügung stehen. Wenn man aber anderswo nur schwer einen Kitaplatz bekommt, und der dann auch noch so teuer ist, dass man den Verdienst gleich durchreicht, schreckt das viele Frauen ab. Hier muss man aber langfristig denken. Je länger man aus dem Betrieb raus ist, umso geringer sind die Chancen, wieder im erlernten Beruf einsteigen zu können. <<

„Junge Männer, die sich für Familie entscheiden, wollen sich auch in die Kindererziehung einbringen.“

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Von Lithium bis Fraktur

1. Was ist ein neonatologe?a) ein Facharzt für Nervenheilkundeb) ein Kinderarzt, der sich auf Neugebo-

rene spezialisiert hatc) ein Experte für Nierenkrankheitend) ein Leuchtstoffröhren-Profi

Lösung: b

2. Wann entdeckte Conrad Röntgen die Röntgenstrahlen?

a) 1870b) 1895c) 1905d) 1920

Lösung: b

3. Wer entdeckte das Prinzip der klassischen Konditionierung?

a) Sigmund Freudb) John Deweyc) Carl Gustav Jungd) Ivan Pavlov

Lösung: d

Speichel verursacht Karies? Wie Karies tatsächlich entsteht und weitere Zahlen und Fakten aus den Bereichen Soziales und Naturwissenschaften findest du hier.

4. Welches Teil eines Auspuffs reduziert bei einem Kraft-fahrzeug die Lautstärke des Motors?

a) Ansaugrohrb) Lambdasondec) Schalldämpferd) Katalysator

Lösung: c

5. Was bedeutet der medizinische Begriff „fraktur“?

a) Zerrungb) Prellungc) Bruchd) Bluterguss

Lösung: c

6. Welches sind die drei leichtesten chemischen Elemente?

a) Lithium, Kalium, Natriumb) Magnesium, Calcium, Phosphorc) Rubidium, Magnesium, Lithiumd) Calcium, Lithium, Platin

Lösung: a

7. Welche Aussage über Karies stimmt?

a) Karies pflegt und schützt die Zähne.b) Glukose verbreitet Karies. Fruktose hingegen ist harmlos.c) Kariesbildung wird von Mineralstoffen im Speichel gehemmt.d) Speichel verursacht Karies.

Lösung: c

8. Welche der folgenden Program-miersprachen gibt es nicht?

a) Anacondab) Pythonc) C++d) Perl

Lösung: a

Rätselspaß und Kopf zerbrechen

1. Ein Passant findet nach einer durch-zechten Nacht einen 10-Euro-Schein auf der Straße. Weder Mond noch Sterne sind am Himmel zu sehen und auch die Straßenbeleuchtung ist aus. Trotzdem konnte der Mann den Schein schon von Weitem erkennen. Wie ist das möglich?

Lösung: Es ist bereits früher Morgen und die Sonne ist aufgegangen.

2. Es fehlt, aber es ist da. Es wiegt nichts, weil es nichts ist. Es hat keine Farbe, doch trotzdem kann man es sehen. Was ist es?

Lösung: ein Loch

3. Was ist leichter als eine Feder und kann von einem Menschen doch nicht lang gehalten werden?

Lösung: der Atem

4. Ein Pinguin verspeist zum Früh-stück eine bestimmte Anzahl Fische. Ein Zehntel der Fische ergibt ein Fünftel. Wie viele Fische hat der Pinguin gegessen?

Lösung: zwei

5. Eine Flasche mit Korken kostet in der Herstellung 1,10 Euro. Die Flasche ist 1 Euro teurer als der Korken. Was kostet ein Korken?

Lösung: 5 Cent (die Flasche kostet: 1,05 Euro)

Quiz

I M P R E s s u M

abi>> extra | Typisch Frau, typisch Mann | 2015 27

HerausgeberBundesagentur für Arbeit

HerausgeberbeiratPetra Beckmann, Wolfgang Biersack, Dr. Oliver Fischer, Heike Hessenauer, Yvonne Hollmann, Nadine Hubert, Niels Kämpfer, Nicole Künzel, Stefanie Langen, Susanne Meßmann, Sabine Peters, Natascha Rediske, Katarina Stein

Redaktion/Verlagabi>> dein weg in studium und beruf Meramo Verlag GmbH Gutenstetter Straße 8d, 90449 Nürnberg Telefon: 0911 937739-0 Fax: 0911 937739-99 E-Mail: [email protected]äftsführer: Rainer Möller

RedaktionChefredakteur: Andreas BundChefin vom Dienst: Julia GrimmingerRedaktion: Dr. Nina Benkert, Susanne Böhm, Corinna Grümpel, Teresa Nagengast, Larissa Taufer, Edith BackerRedaktionsassistenz: Patricia Drechsel, Carolin Jochimsen, Manuela Meier

AutorenMascha Dinter, Wiebke Toebelmann, Katharina Vähning

Gestaltung und LayoutArt Direktor: Nero A. KaiserStellv. Art Direktorin: Viviane SchaddeLayout: Claudia Costanza, Lukas KrügerTitelbild: Thomas Lohnes

DruckWestermann, Braunschweig

Copyright 2015 für alle Inhalte© Bundesagentur für ArbeitAlle Rechte vorbehalten. Der Nach-druck, auch auszugsweise, sowie jede Nutzung der Inhalte mit Ausnahme der Herstellung einzelner Vervielfälti-gungsstücke zum Unter richtsgebrauch in Schulen bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. In jedem Fall ist eine genaue Quellen angabe erforderlich. Mit Namen gekennzeich-nete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Herausgebers wieder. Keine Gewähr für unverlangte Einsendungen und Besprechungsstücke.Gesamtauflage: 270.000

Erscheinungsweise6 Ausgaben im Jahr

Bestellungenwww.ba-bestellservice.deEinzelexemplare sind im Berufsinformations zentrum (BiZ) der Agenturen für Arbeit erhältlich.

ExperimentWie kommt das Ei in die flasche? Auf den ersten Blick erscheint es un-möglich, doch es gibt einen Trick, wie das Ei in der Flasche landen kann. abi>> experimentiert!

Du brauchst:• ein hart gekochtes Ei ohne Schale• eine Glasflasche mit breitem Hals, z. B. eine

Milchflasche• heißes und kaltes Wasser• eine Schale• Alternative zum Wasser: Streichholz und Papier

Das Experiment: 1. Zuerst spülst du die Glasflasche mit heißem Wasser aus. Anschließend legst du das hart gekochte, geschälte Ei auf den Flaschenhals/die Öffnung und stellst die Flasche in kaltes Wasser. Nun kannst du zusehen, wie das Ei langsam in die Flasche gesogen wird. 2. Um das Ei wieder aus der Flasche herauszubekommen, musst du die Flasche umdrehen, bis sie senkrecht steht und von unten hineinpusten. Nun wird das Ei wieder aus der Flasche herausgedrückt.

Erklärung: Durch das heiße Wasser bzw. das kleine Feuer erwärmt sich die Luft in der Flasche und dehnt sich aus. Wird das Ei auf den Flaschenhals gesetzt, ist diese luftdicht verschlossen. Da in der Flasche ein viel niedrigerer Luftdruck als außerhalb herrscht, wird das Ei von außen in die Flasche gepresst. Pustet man von unten in die Flasche, hebt sich das Ei kurz an, sodass Luft in das Innere der Flasche dringt und ein Überdruck erzeugt wird. Zwar verschließt das Ei die Flasche sofort wieder, doch durch den Überdruck wird es nun aus der Flasche herausgepresst.steckbrief: Ei in der Flasche Zeit: ca. 10 MinutenMaterialkosten: ein Ei Wichtig: Der Flaschenhals darf dünner sein als das Ei, aber nicht zu dünn, sonst geht es nicht. (Quelle: http://jobfit.jugendnetz.de/index.php?id=78)

Wer war diese Frau?Die Geschichte einer nobelpreisträgerinVor knapp 150 Jahren wurde sie in Warschau geboren. Mit 15 Jahren schloss sie das Gymnasium mit Bestnoten ab, doch der Weg an die Uni blieb ihr verwehrt: Frauen durften zu dieser Zeit in Polen noch nicht studieren. Weil ihre Eltern keine Ersparnisse hatten und ihr kein Auslandsstudium finanzieren konnte, nahm sie an heimlich organisierten Treffen der „Fliegenden Universität“ teil, einer Art geheime Hochschule. Doch sie wollte mehr, also beschloss sie, nach Paris zu gehen und sich das Studium zu finanzieren, indem sie als Gouvernante oder Hauslehrerin arbeitete. Im Jahr 1891 schrieb sie sich an der Sorbonne für Mathematik und Physik ein – und bekam erneut Bestnoten, später auch ein Stipendium. An der Hochschule begegnete sie einem Physiker, mit dem sie in einem improvisierten Laboratorium arbeitete. Dort isolierten die beiden die bislang unbekannten Elemente Polonium und Radium und bezeichneten die Strahlung als „radioaktiv“. 1903 erhielt sie gemeinsam mit ihrem Mann und einem weiteren Wissenschaftler den Nobelpreis für Physik – als erste Frau. Als ihr Mann durch einen tödlichen Unfall starb, stürzte sie sich vor Kummer noch tiefer in die Arbeit und bekam 1911 einen zweiten Nobelpreis verliehen – dies-mal im Bereich der Chemie für die Isolierung des Elements Radium. 23 Jahre später verstarb sie an Leukämie. Übrigens: Nur wenige Jahre nach ihrem Tod wurde auch ihre Tochter mit einem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet. Um welche berühmte Wissenschaftlerin handelt es sich?

Lösung: Marie Curie

abi>> dein weg in studium und berufabi>> gibt es auch im Internet. Die Zeitschrift und das Portal informieren über Studien- und Berufsmöglichkeiten und helfen bei der Entscheidung, wie es nach dem Abi weitergehen soll.

www.abi.de

Regionale InfosHier findest du Informationen über Studiengänge und Hoch-schulen speziell auf deine Region bezogen, weiterführende Adressen und Links sowie regionale Ansprechpartner.

www.regional.abi.de

abi>> Infomappen Studienberufe Die Mappen unterstützen bei der Studien- und Berufswahl und liefern die nötigen Informationen, welche beruflichen Möglichkeiten in einem Berufsfeld nach einem Studium bestehen. Die aus 27 Mappen bestehende Medienreihe „abi>> Infomappen Studienberufe“ steht als Präsenzmedium in den Berufs informationszentren (BiZ) deiner örtlichen Agentur für Arbeit.

Den Online-Katalog zur Auswahl interessanter Mappen gibt es unter:

www.abi.biz-medien.de

Komm mach MINTViele Informationen zum Thema MINT – vor allem für junge Frauen – sowie eine Veranstaltungsübersicht.

www.komm-mach-mint.de

Neue Wege für JungsDie Webseite stellt Angebote speziell für Jungs bereit, und zwar zu Themen wie Berufswahlorientierung, Rollenvorstellungen und Vermittlung von Sozial kompetenzen.

www.neue-wege-fuer-jungs.de

Mädchen-ZukunftstagMädchen entdecken Berufe in Technik, IT, Handwerk und Naturwissenschaften.

www.girls-day.de

Jungen-ZukunftstagSpeziell für Jungs: neue Perspektiven in der Berufs- und Lebensplanung.

www.boys-day.de

Hilfreiche Links und Infomaterial

studienwahl.deInfoportal der Bundesländer in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit. Über den Finder, die Such-maschine für Studiengänge, kannst du herausfinden, welche Studiengänge an welchen Hochschulen angeboten werden.

www.studienwahl.de

Im Portal für Aus- und Weiterbildung der Bundesagentur für Arbeit kannst du vor allem nach schulischen Berufs-ausbildungen suchen.

www.kursnet.arbeitsagentur.de

Das Netzwerk für Berufe der Bundesagentur für Arbeit, mit über 3.000 ausführlichen Berufsbeschreibungen in Text und Bild.

www.berufenet.arbeitsagentur.de

Über die JOBBÖRSE der Bundesagentur für Arbeit kannst du nach Jobs und Ausbildungsstellen in deiner Region suchen.

http://jobboerse.arbeitsagentur.de

Berater/innen für Akademische BerufeSie informieren in den örtlichen Agenturen für Arbeit über Studium, Beruf und Arbeitsmarkt, bieten individuelle Beratung und helfen bei der Orientierung vor und während des Studiums sowie beim Übergang von der Hochschule ins Berufsleben. Informationen zu den Beratungsangeboten der Bundesagentur für Arbeit finden sich unter:

www.arbeitsagentur.de > Bürgerinnen & Bürger > Zwischen Schule und Beruf > Beratung

Mach MINT!Website der Bundesagentur für Arbeit zur MINT-Berufs-orientierung mit Podcasts und Steckbriefen.

www.mint.arbeitsagentur.de

Das nächste

abi>> Heft

erscheint am

19.03.15