24
Förderung der biologischen Vielfalt in Tafelobstanlagen Eine Maßnahmen-Sammlung

Förderung der biologischen Vielfalt in Tafelobstanlagen...EIFÜHRUNG Biologische Vielfalt Definition Biodiversität ist der Fachbegriff für biologische Vielfalt. Er umfasst 1. die

  • Upload
    others

  • View
    7

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Förderung der biologischen Vielfalt in Tafelobstanlagen...EIFÜHRUNG Biologische Vielfalt Definition Biodiversität ist der Fachbegriff für biologische Vielfalt. Er umfasst 1. die

Förderung der biologischen Vielfalt in TafelobstanlagenEine Maßnahmen-Sammlung

Page 2: Förderung der biologischen Vielfalt in Tafelobstanlagen...EIFÜHRUNG Biologische Vielfalt Definition Biodiversität ist der Fachbegriff für biologische Vielfalt. Er umfasst 1. die

einführung

Biologische Vielfalt

DefinitionBiodiversität ist der Fachbegriff für biologische Vielfalt. Er umfasst1. die Vielfalt der Lebensräume2. die Vielfalt der Arten3. die genetische Vielfalt innerhalb der Arten - und damit auch die Nutztierrassen und Kulturpflanzensorten

AusgangssituationDer globale Artenreichtum wird auf 15 Millionen Arten geschätzt, von denen jedoch erst ca. zwei Mio. Arten beschrie-ben sind. In Deutschland kommen ca. 72.000 wildlebende Arten vor. Tag für Tag sterben global bis zu 130 Arten aus, was der 100- bis 1000-fachen natürlichen Aussterberate entspricht. Dieser Verlust an „Naturkapital“ ist irreversibel.Abhängig von Region, standörtlichen Gegebenheiten und Klima, historischen und aktuellen Nutzungen sowie ex-ternen Einflüssen verfügen Landschaften und Orte über eine spezifische biologische Vielfalt. Grundwassernahe Marschböden im Alten Land, sandige und trockene Böden in Brandenburg und fruchtbare Moränenböden in der Bo-denseeregion eignen sich zwar alle für den Obstanbau. Hinsichtlich der biologischen Vielfalt in den einzelnen Obst-bauregionen bestehen jedoch große Unterschiede.Der Obstanbau selbst hat wie jede Art der Landnutzung erheblichen Einfluss auf die biologische Vielfalt. Habitat-struktur, Nahrungsangebot sowie Art und Intensität der Bewirtschaftung können dabei sowohl hemmende als auch fördernde Faktoren darstellen. Streuobstwiesen zählen mit über 5.000 Tier- und Pflanzenarten zu den artenreichsten Lebensräumen in Mitteleuropa. In den vergleichsweise strukturarmen und intensiv bewirtschafteten Niederstam-mobstanlagen ist diese biologische Vielfalt deutlich reduziert.Die Zahl der bekannten und verfügbaren Obstsorten in Deutschland wird auf ca. 3.000 geschätzt, davon sind allein ca. 1.800 Apfelsorten. Inkl. der ausgestorbenen, verschollenen oder noch nicht beschriebenen Obstsorten wird für Deutschland eine Maximalzahl von 5.000 Obstsorten geschätzt. Auch hier ist die ursprüngliche Sortenvielfalt dras-tisch reduziert und im Niederstammobstbau und damit im Handel auf eine Handvoll Sorten zurückgegangen.

Page 3: Förderung der biologischen Vielfalt in Tafelobstanlagen...EIFÜHRUNG Biologische Vielfalt Definition Biodiversität ist der Fachbegriff für biologische Vielfalt. Er umfasst 1. die

einführung

Bedeutung der biologischen VielfaltArtenreiche Ökosysteme sind die Basis für unseren Lebensstandard und unsere Lebensqualität. Sie produzieren Sau-erstoff, binden Kohlenstoff, filtern Wasser und verhindern Erosion. Natürliche Ressourcen dienen als Baumaterial, industrieller Rohstoff, Nahrungsmittel und Pharmaziegrundlage und bieten zudem vielfältige Möglichkeiten für Na-turerlebnis, Erholung, Freizeit, Sport und Kur. Die Leistungsfähigkeit unserer Wirtschaft hängt untrennbar von der Leistungsfähigkeit der Natur ab.In besonderer Weise betrifft dies die Landwirtschaft und den Obstbau. Diese sind existentiell auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen, da von den 109 wichtigsten Kulturpflanzen 80 Prozent vollständig von tierischen Bestäu-bern abhängig sind. Experten schätzen den volkswirtschaftlichen Wert der Bestäubungsleistung von Wildbienen und anderen Insekten global auf 153 Mrd. Euro pro Jahr. Auch ist wissenschaftlich belegt, dass eine höhere Artenvielfalt bei den bestäubenden Insekten sowie eine bessere Vernetzung der für bestäubende Insekten wichtigen Lebensräume auch zu einem größeren Bestäubungserfolg führen.

Das PRO PLANET-Apfelprojekt von REwE Group und NABUZiel des gemeinsamen Projekts ist die Erhaltung und Förderung der biologischen Vielfalt auf den Produktionsflächen und in deren Umgebung. Im Sinne der o.g. Definition geht es dabei um eine Förderung der Biotop-, Arten- und Sor-tenvielfalt. Dabei soll der Fokus der Maßnahmen auf dem Schutz regionalspezifischer und seltener bzw. gefährdeter Arten liegen. Bezüglich Zielerreichung und Projekterfolg kommt den REWE-Vertragsnehmern eine besondere Verant-wortung zu, da nur diese die qualifizierte Durchführung der Maßnahmen in der Fläche sicherstellen können.

MaßnahmenMaßnahmen zum Schutz und zur Förderung der biologischen Vielfalt (Biodiversitätsmanagement) können in zwei Kategorien unterschieden werden:

1. Aktives Tun, Gestalten und Fördern (Artenschutz, Biotopgestaltung, Sortenwahl, Landschaftspflege, Flächenma-nagement): Biodiversitätsförderndes Handeln soll unterstützt und Fehler vermieden werden.

2. Bewusstes Reduzieren oder Unterlassen von Einflüssen bis hin zum Sich-Selbst-Überlassen der Natur: Der mit intensiver Pflege und Ordnungssinn verbundene Ressourcenaufwand soll bewusst gemacht werden, weil dieser oft kontraproduktiv für die biologische Vielfalt ist. In der Folge können dann Negativauswirkungen der Bewirtschaf-tung auf die biologische Vielfalt diskutiert und gezielt reduziert werden.

Detaillierte Maßnahmenbeschreibungen sind in den „Maßnahmen zur Förderung der biologischen Vielfalt in Tafel- obstanlagen“ auf den nächsten Seiten nachzulesen.

Erfolgskontrollen und Monitoring

Eine Erfolgskontrolle ist unverzichtbar, um Erfolge und Misserfolge der durchgeführten Maßnahmen erkennen zu können. Sie dient aber auch dazu, ein qualifiziertes Biodiversitätsmanagement aufzubauen und die Verbindlichkeit des Projekts bei allen Beteiligten stärken zu können. Insbesondere im Fall von ausgewählten Leitarten, regionalen Verantwortungsarten oder besonders seltenen oder gefährdeten Arten macht es Sinn, dass die durchgeführten Erfolgskontrollen in ein längerfristig angelegtes Monitoring münden. Qualifizierte Datenerhebung und sorgfältige Dokumentation sind auch die Grundvoraussetzung für jede Art von glaubwürdiger Projektkommunikation. Daher sind systematische Erfolgskontrollen von hoher Bedeutung für die Weiterentwicklung des gemeinsamen PRO PLA-NET-Apfelprojekts von REWE Group und NABU sowie für die Kommunikations- und Marketingmaßnahmen, die das Projekt begleiten.

Impressum: © 2015, Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V., Charitéstraße 3, 10117 Berlin; www.NABU.de; REWE Group, Domstraße 20, 50668 Köln; www.proplanet-label.com; Text: Dr. Stefan Rösler, www.oecoach.de; Foto: NABU/Tino Sauer

PRO PLANET ist das Label der REWE Group für nachhaltigere Produkte

Page 4: Förderung der biologischen Vielfalt in Tafelobstanlagen...EIFÜHRUNG Biologische Vielfalt Definition Biodiversität ist der Fachbegriff für biologische Vielfalt. Er umfasst 1. die

Pflanzungen und Einsaaten

Brachebegrünung mit einjähriger Blühmischung vor einer NeupflanzungZiel Verlängerung und Verbesserung des Nahrungsangebots für blütenbesuchende Insekten bis in den

Spätsommer

Beschreibung der Maßnahme

BlühmischungenBewährte einjährige Blühmischungen sind z.B. Tübinger Mischung, Mischung Hohebuch, Bingenheimer Bie-nenweide, Becker-Schöll-Bienenweide. Für Blütenbesucher besonders geeignete Pflanzen sind alle Kleearten (Wiesen-, Perser-, Inkarnat-, Alexandriner-, Weiß-, Horn-, Schweden- und Steinklee), Phacelia, Buchweizen, Senf, Ölrettich und gebietsheimische Kräuter wie Spitzwegerich, Kümmel oder Wiesensalbei. Je vielfältiger eine Mischung, desto besser! Aus Naturschutzsicht sollte möglichst gebietseigenes Saatgut verwendet werden. Zertifiziertes Saatgut solcher Qualität nennt sich VWW-Regiosaaten® oder RegioZert®. Bezugsquellen und weitere Informationen unterhttp://www.bluehende-landschaft.de/fix/doc/NBL-32-Saatgutempfehlungen-und-Bezugsquellen-1113.2.pdf

Saatbettbereitung und AussaatSorgfältige Bodenbearbeitung und Aussaat ist die beste Voraussetzung für einen gleichmäßigen Aufgang, eine gute Bodenbedeckung und einen vielseitigen Bestand. Auf Düngung sollte auf den ausgewählten Flächen grundsätzlich verzichtet werden. Vor der Saatbettbereitung erfolgt bei Bedarf eine gründliche mechanische Beikrautregulierung. Die Saatbettbereitung sollte sorgfältig erfolgen, da in den Mischungen oft sehr feine Sa-men enthalten sind. Der Boden sollte vor der Aussaat gelockert sein (Egge, Grubber).Die Aussaat ist mit einer Saatbettkombination oder auch mit Drillmaschine oder Düngerstreuer machbar. Die Aussaatstärke sollte bei der Bezugsquelle erfragt werden. Generell gilt lieber zu locker als zu dicht säen. Das Saatgut sollte danach leicht eingearbeitet werden (Striegel, Egge, Grubber), damit auch dunkelkeimende Pflanzen wie z.B. Phacelia auflaufen können.

AussaatzeitpunktEnde April bis Anfang Juni. Einjährige Blütenmischungen sind z. T. frostempfindlich. Darum sollte die Aussaat erst ab Ende April erfolgen. Für die Insekten ist eine zeitlich gestaffelte Aussaat ideal, um das Blühfenster mög-lichst weit in den Spätsommer/Frühherbst zu verlängern.

PflegeAuf Pflanzenschutzmittel sollte auf den ausgewählten Flächen grundsätzlich verzichtet werden.

MASSNAHMEN ZUR FÖRDERUNG DER BIOLOGISCHEN VIELFALT IN TAFELOBSTANLAGEN

Page 5: Förderung der biologischen Vielfalt in Tafelobstanlagen...EIFÜHRUNG Biologische Vielfalt Definition Biodiversität ist der Fachbegriff für biologische Vielfalt. Er umfasst 1. die

Wirkung auf biolo-gische Vielfalt und Umwelt

Förderung von blütenbesuchenden InsektenEin passendes und kontinuierliches Nahrungsangebot aus Pollen und Nektar ist entscheidend für die Entwick-lung von blütenbesuchenden Insekten (Wildbienen, Hummeln, Schmetterlinge, Käfer). Dies gilt gleicherma-ßen für die Qualität, Menge und die räumliche Erreichbarkeit der Blühpflanzen. Diese Bestäuber leisten einen enormen Beitrag für die Befruchtung von Nutz- und Wildpflanzen.

Biodiversitäts-Nischen & BiotopvernetzungDarüber hinaus bieten einjährige Blühflächen Nahrungs-, Brut- und Deckungsräume für weitere Wildtiere (Vö-gel, Säugetiere, etc.) und schaffen agrarökologisch geprägte Nischen für die biologische Vielfalt in ansonsten intensiv landwirtschaftlich genutzten Agrarlandschaften. Damit leisten die Obstbauern einen Beitrag zur Bio-topvernetzung sowie zur Förderung von Nützlingen (z.B. Förderung der Bestäubungsleistung).

Wirtschaftlichkeit KostenfaktorenDie einjährige Nicht-Nutzung der Fläche für den Obstbau ist wohl der größte Kostenfaktor. Nicht jeder Betrieb kann es sich leisten, die Neupflanzung um ein Jahr zu verschieben. Andererseits kann die einjährige Brachebe-grünung eine gute Lösung sein, wenn z.B. nicht genügend neues Pflanzmaterial vorhanden ist.Arbeits- und Lohnkosten entstehen bei der Saatbettherstellung und der Aussaat. Düngung und Pflanzenschutz sind nicht notwendig.Sachkosten entstehen durch den Kauf des Saatguts. Die Kosten pro Hektar liegen je nach Mischung zwischen 105,- und 300,- Euro.

Nutzen und EinsparpotenzialeWenn Leguminosen wie Kleearten, Erbsen oder Wicken in der Blühmischung enthalten sind, wird die Stick-stoffversorgung für die Folgekultur verbessert. Wenn Tiefwurzler wie z.B. der Ölrettich mit ausgesät werden, trägt das zur Bodenlockerung bei. Die ausgesäte Biomasse bedeckt den Boden, verbessert die Wasserinfilt-ration, vermindert den Oberflächenabfluss und damit die Bodenerosion. Zudem bewirkt die Pflanzenmasse eine gute Humusbildung und fördert das Bodenleben. So profitiert der Obstbetrieb und gleichzeitig entstehen wertvolle Lebensräume für Blütenbesucher und Wildtiere.

Zusatznutzen Mit der Förderung der bestäubenden Insekten betreiben die Obstbauern aktives Bestäubungsmanagement. Dies ist auch wirtschaftlich von Bedeutung, da mehrere aktuelle Studien die Bestäubungsleistung der wild lebenden Insekten (v.a. Wildbienen) deutlich wichtiger einstufen als bislang angenommen. Zusätzlich wird die Kulturlandschaft durch solche Blühflächen nicht nur ökologisch, sondern auch optisch auf-gewertet. Das trägt zu einem besseren Image der Obstbauern bei. Die Aufwertung des Landschaftsbildes ist auch im Sinne von Naherholung und Tourismus positiv.

Hinweise Informationstafeln können die Akzeptanz in der Bevölkerung erhöhen bzw. zur Imageförderung des Obstbaus beitragen.Aktuell werden v.a. Borretsch (in einjährigen Mischungen) und Natternkopf von Imkern kritisch betrachtet, da diese Pflanzen Pyrrolizidinalkaloide (PA) enthalten. Wenn diese Stoffe im Honig auftauchen, können sie in sehr großen Mengen genossen zu gesundheitlichen Problemen beim Menschen führen. Deshalb wird aktuell diskutiert, ob künftig auf die Aussaat solcher Pflanzen verzichtet werden sollte.

Impressum: © 2015, Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V., Charitéstraße 3, 10117 Berlin; www.NABU.de; REWE Group, Domstraße 20, 50668 Köln; www.proplanet-label.com; Text: Bodensee-Stiftung/Patrick Trötschler; Fotos: NABU/Michael Markowski, Netzwerk Blühende Landschaft

MASSNAHMEN ZUR FÖRDERUNG DER BIOLOGISCHEN VIELFALT IN TAFELOBSTANLAGEN

PRO PLANET ist das Label der REWE Group für nachhaltigere Produkte

Kontakt in der Anbauregion:

Page 6: Förderung der biologischen Vielfalt in Tafelobstanlagen...EIFÜHRUNG Biologische Vielfalt Definition Biodiversität ist der Fachbegriff für biologische Vielfalt. Er umfasst 1. die

Pflanzungen und Einsaaten

Einsaat von mehrjährigen Blühflächen im Randbereich der TafelobstanlageZiel Verlängerung und Verbesserung des Nahrungsangebots für blütenbesuchende Insekten bis in den

Spätsommer

Beschreibung der Maßnahme

BlühmischungenMehrjährige Blühmischungen entwickeln bzgl. des Pflanzenbestands eine eigene Dynamik. Die Fläche verän-dert sich optisch sowohl über die Jahre als auch im Jahresverlauf. Die Kulturpflanzen sind v.a. in den ersten Jahren prägend, später dominieren die ausdauernden Wildarten. Üblicherweise sind diese Mischungen für eine vier- bis fünfjährige Standzeit ausgelegt. Die Wuchshöhe liegt bei 80-140 cm.Mittlerweile gibt es zahlreiche Saatgutmischungen, meist Universalmischungen mit 30-50 verschiedenen Arten, die sich in der Praxis bewährt haben und im Saatguthandel erhältlich sind: z.B. Mischung Blühende Landschaft, Veitshöchheimer Bienenweide, Lebensraum I. Es können aber auch eigene Mischungen zusam-mengestellt werden: Je vielseitiger, desto besser. Wichtig ist, dass das Saatgut an die Standorteigenschaften angepasst ist. Bei sehr langfristiger Planung ist auch die Aussaat einer Glatthaferwiesen-Mischung denkbar.Aus Naturschutzsicht sollte bei den heimischen Arten möglichst gebietseigenes Saatgut verwendet werden. Zertifiziertes Saatgut solcher Qualität nennt sich VWW-Regiosaaten® oder RegioZert®. Bezugsquellen und weitere Informationen unter http://www.bluehende-landschaft.de

Saatbettbereitung und AussaatVor der Bereitung des Saatbetts sollte auf der Ansaatfläche eine gründliche mechanische Beikrautregulierung durchgeführt werden. Das Saatbett sollte feinkrümelig vorbereitet werden. Für einen optimalen Pflanzenbe-stand empfiehlt sich die Aussaat mit der Saatbettkombination oder mit einer Sämaschine. Nach der Ansaat muss je nach Mischung gewalzt oder gestriegelt werden. Wichtig: Anbauempfehlungen der Saatgutfirmen be-achten!

AussaatzeitpunktEine Aussaat im Frühjahr bis Anfang Mai ist i.d.R. günstiger als im Herbst.

PflegeBei den meisten Mischungen reicht es, einmal pro Jahr nach der Blüte im Spätherbst zu mulchen oder zu mä-hen. So können die Pflanzen auch noch aussamen. Idealerweise werden nur Teilflächen gepflegt, damit die Flächen auch im Winter Deckung und Nahrung sowie Winterquartier und bedeutende Habitate zur Fortpflan-zung für Wildtiere und speziell Insekten wie Schmetterlinge und Heuschrecken bieten können. Der Abtransport des Mähguts beugt Verfilzungen vor. Belässt man das Mähgut auf der Fläche, erschwert das die Keimung mancher Pflanzen.

MASSNAHMEN ZUR FÖRDERUNG DER BIOLOGISCHEN VIELFALT IN TAFELOBSTANLAGEN

Page 7: Förderung der biologischen Vielfalt in Tafelobstanlagen...EIFÜHRUNG Biologische Vielfalt Definition Biodiversität ist der Fachbegriff für biologische Vielfalt. Er umfasst 1. die

Beschreibung der Maßnahme(Fortsetzung)

Pflege (Fortsetzung)Sollte eine starke Verunkrautung durch annuelle Arten einsetzen, ist ein Säuberungsschnitt sinnvoll. Bei stär-kerem Aufkommen von „Problemunkräutern“ wie Ackerkratzdistel und weißem Gänsefuß können die Berei-che bei Bedarf mit dem Freischneider ausgemäht werden, um ein Aussamen zu verhindern.

Wirkung auf biolo-gische Vielfalt und Umwelt

Förderung von blütenbesuchenden InsektenEin passendes und kontinuierliches Nahrungsangebot aus Pollen und Nektar ist entscheidend für die Entwick-lung von blütenbesuchenden Insekten (Wildbienen, Hummeln, Schmetterlinge, Käfer). Dies gilt gleicherma-ßen für die Qualität, Menge und die räumliche Erreichbarkeit der Blühpflanzen. Diese Bestäuber leisten einen enormen Beitrag für die Befruchtung von Nutz- und Wildpflanzen

Biodiversitäts-Nischen & BiotopvernetzungDarüber hinaus bieten mehrjährige Blühflächen Nahrungs-, Brut- und Deckungsräume für weitere Wildtiere (Vögel, Säugetiere, Eidechsen, Blindschleichen, Heuschrecken etc.) und schaffen agrarökologisch geprägte Ni-schen für die biologische Vielfalt in ansonsten intensiv landwirtschaftlich genutzten Agrarlandschaften. Damit leisten die Obstbauern einen Beitrag zur Biotopvernetzung sowie zur Förderung von Nützlingen (z.B. Förde-rung der Bestäubungsleistung).

Wirtschaftlichkeit KostenfaktorenMehrjährige Blühflächen werden in der Regel als Streifen angelegt, vorzugsweise in Randbereichen der Obst-anlagen. Damit entsteht keine Nutzungskonkurrenz zur wirtschaftlichen Tätigkeit. Arbeits- und Lohnkosten entstehen bei der Saatbettherstellung und der Aussaat. Düngung und Pflanzen-schutz sind nicht notwendig.Sachkosten entstehen durch den Kauf des Saatguts. Die Kosten pro Hektar liegen je nach Mischung zwischen 105,- und 300,- Euro.

Zusatznutzen Mit der Förderung der bestäubenden Insekten betreiben die Obstbauern aktives Bestäubungsmanagement. Dies ist auch wirtschaftlich von Bedeutung, da mehrere aktuelle Studien die Bestäubungsleistung wild leben-der Insekten (v.a. Wildbienen) deutlich wichtiger einstufen als bislang angenommen. Zusätzlich wird die Kulturlandschaft durch solche Blühflächen nicht nur ökologisch, sondern auch optisch auf-gewertet. Das trägt zu einem besseren Image der Landwirtschaft bei. Die Aufwertung des Landschaftsbildes ist auch im Sinne von Naherholung und Tourismus positiv.

Hinweise Sollten die Blühflächen in unmittelbarer Nähe zu Obstbäumen sein, ist eine regelmäßige Kontrolle auf Maus-befall notwendig.Informationstafeln können die Akzeptanz in der Bevölkerung erhöhen bzw. zur Imageförderung des Obstbaus beitragen.Aktuell werden v.a. Borretsch (in einjährigen Mischungen) und Natternkopf von Imkern kritisch betrachtet, da diese Pflanzen Pyrrolizidinalkaloide (PA) enthalten. Wenn diese Stoffe im Honig auftauchen, können sie in sehr großen Mengen genossen zu gesundheitlichen Problemen beim Menschen führen. Deshalb wird aktuell diskutiert, ob künftig auf die Aussaat solcher Pflanzen verzichtet werden sollte.

Impressum: © 2015, Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V., Charitéstraße 3, 10117 Berlin; www.NABU.de; REWE Group, Domstraße 20, 50668 Köln; www.proplanet-label.com; Text: Bodensee-Stiftung/Patrick Trötschler; Fotos: NABU/Monika Hachtel, NABU/Heidrun Schöning

Kontakt in der Anbauregion:

PRO PLANET ist das Label der REWE Group für nachhaltigere Produkte

MASSNAHMEN ZUR FÖRDERUNG DER BIOLOGISCHEN VIELFALT IN TAFELOBSTANLAGEN

Page 8: Förderung der biologischen Vielfalt in Tafelobstanlagen...EIFÜHRUNG Biologische Vielfalt Definition Biodiversität ist der Fachbegriff für biologische Vielfalt. Er umfasst 1. die

Pflanzungen und Einsaaten

Einsaat von Blühmischungen in die FahrgassenZiel Verbesserung des Nahrungsangebots für blütenbesuchende Insekten

Beschreibung der Maßnahme

Blühmischungen für FahrgassenDas Grundprinzip der Maßnahmen besteht darin, dass in den Fahrgassen eine niedrige Blühmischung ausge-sät/ miteingesät wird und diese später entweder alternierend gemäht wird, oder durch Ausbau des Mulch-Mit-telmessers ein Blühstreifen in der Fahrgassenmitte zugelassen wird. Damit entsteht ein zusätzliches in der Obstbaufläche gut verteiltes Angebot an Nahrung und Lebensraum für Insekten und Nützlinge im Obstbau.Zur Stärkung des Blühangebots kommen verschiedene mehrjährige Mischungen in Frage. Eine Möglichkeit ist die Reb- und Obstzeilenmischung von Rieger-Hofmann, die mahdverträglich ist und sich aus zahlreichen, eher niederwüchsigen Arten zusammensetzt (max. Höhe 60 cm). Auch andere Mischungen mit Arten, die eine hohe Mahdtoleranz aufweisen wie z.B. sog. Blumenrasenmischungen, sind gut geeignet. Die Mischungen sollen ca. 20-30 heimische Wildkräuter enthalten, damit möglichst viele Insekten mit unterschiedlichen Ansprüchen von der Maßnahme profitieren.Aus Naturschutzsicht sollte möglichst gebietseigenes Saatgut verwendet werden. Zertifiziertes Saatgut sol-cher Qualität nennt sich VWW-Regiosaaten® oder RegioZert®. Bezugsquellen und weitere Informationen unter www.bluehendelandschaft.de. Ebenfalls empfehlenswert ist die Mischung „Parkplatz-Kräuterrasen“ (siehe http://www.terragruen.de/regiosaatgut/mischungen/parkplatz-kraeuterrasen.htm). Sie kann bis zu 5 Mal ge-mäht werden und enthält niedrigwüchsige Gras- und Kräuterarten.Möglich ist sowohl die Einsaat von reinen Blühmischungen als auch die Beimischungen zur geplanten Begrü-nungsmischung (Achtung: hier können Gräser stark dominant werden und die zusätzlichen Kräuter nicht zur Entfaltung kommen lassen).

Saatbettbereitung und AussaatVor der Bereitung des Saatbetts sollte auf der Ansaatfläche eine gründliche mechanische Beikrautregulierung durchgeführt werden. Das Saatbett sollte feinkrümelig vorbereitet werden. Für einen optimalen Pflanzenbe-stand empfiehlt sich die Aussaat mit der Saatbettkombination oder mit einer Sämaschine. Nach der Ansaat muss je nach Mischung gewalzt oder gestriegelt werden. Wichtig: Anbauempfehlungen der Saatgutfirmen be-achten!

AussaatzeitpunktWie üblich bei der Einsaat der Fahrgassen.

MASSNAHMEN ZUR FÖRDERUNG DER BIOLOGISCHEN VIELFALT IN TAFELOBSTANLAGEN

Page 9: Förderung der biologischen Vielfalt in Tafelobstanlagen...EIFÜHRUNG Biologische Vielfalt Definition Biodiversität ist der Fachbegriff für biologische Vielfalt. Er umfasst 1. die

Beschreibung der Maßnahme(Fortsetzung)

PflegeIdealerweise werden Fahrgassen nur alternierend gemulcht (mind. 5 Wochen Abstand), damit sich ein Blühas-pekt entwickeln kann. Oder es wird das mittlere Mulchmesser ausgebaut bzw. höher gestellt (>7 cm), damit sich in der Mitte der Fahrgasse ein niedriger Blühstreifen entwickelt. Damit der Blühstreifen nicht zu hoch wird, wird ein Mulchgang Anfang/ Mitte Mai empfohlen.Idealerweise wird ein Mulchregime entwickelt, das sowohl Nützlinge als auch Wildkräuter langfristig fördert und gleichzeitig ermöglicht, Scher- und Feldmäuse gut zu kontrollieren.

Wirkung auf biolo-gische Vielfalt und Umwelt

Förderung von blütenbesuchenden InsektenIn den Fahrgassen eingesäte Wildblumenmischungen erhöhen die Artenvielfalt und das Nahrungsangebot für Bestäuber. Ein passendes und kontinuierliches Nahrungsangebot aus Pollen und Nektar ist entscheidend für die Entwicklung von blütenbesuchenden Insekten (Wildbienen, Hummeln, Schmetterlinge, Käfer). Dies gilt gleichermaßen für die Qualität, Menge und die räumliche Erreichbarkeit der Blühpflanzen. Diese Bestäuber leisten einen enormen Beitrag für die Befruchtung von Nutz- und Wildpflanzen.

Wirtschaftlichkeit KostenfaktorenDie zusätzlichen Kosten hängen von der Auswahl des Saatguts ab und davon, in welcher Menge es eingesetzt wird (in Reinsaat oder als Beimischung zur vorgesehenen Grünmischung). Zusätzliche Arbeits- und Lohnkosten entstehen nicht, da die Fahrgassen in jedem Fall eingesät werden.

Zusatznutzen Die artenreiche Begrünung von Fahrgassen bietet zusätzlichen Schutz vor Bodenabschwemmung und verbes-sert die Befahrbarkeit bei ungünstiger Witterung. Zudem werden die Humusbildung und damit das Bodenle-ben gefördert. Mit der Förderung der bestäubenden Insekten betreiben die Obstbauern aktives Bestäubungsmanagement. Dies ist auch wirtschaftlich von Bedeutung, da mehrere aktuelle Studien die Bestäubungsleistung der wild le-benden Insekten (v.a. Wildbienen) deutlich wichtiger einstufen als bislang angenommen. Ein weiterer Vorteil: Wildbienen übernehmen im Frühjahr vor allem bei nassem und kaltem Wetter – wenn die Honigbienen nicht fliegen – eine wichtige Rolle bei der Bestäubung.

Hinweise Ein möglicher Konflikt dieser Maßnahme besteht darin, dass mit dem Blühangebot Insekten in die Obstanla-gen gelockt werden. Bei der Ausbringung von Pestiziden und insbesondere von bienengefährlichen Mitteln kann dies dazu führen, dass bestäubende Insekten unnötig mit diesen Mitteln belastet werden. Deshalb sollten die Fahrgassen vor entsprechenden Pflanzenschutzbehandlungen gemulcht werden. Die wesentliche Herausforderung neben der Entwicklung eines vielfaltfördernden Mulchregimes ist die Kont-rolle der Feld- und Schermauspopulationen. Sie ernähren sich von den Samen und Wurzeln der Blühpflanzen und nutzen deren Deckung zum Schutz vor Greifvögeln und Wieseln. Deshalb müssen die Blühflächen in den Fahrgassen immer wieder auf Mausbefall kontrolliert werden, spätestens im Juni, bevor die Abwanderung in die Baumstreifen beginnt. Die Mäuse lassen sich im Blühstreifen gezielt und konzentriert abfangen.Die Fördergemeinschaft Ökologischer Obstbau e.V. (Föko) hat verschiedene Maßnahmen zum Thema Fahr-gassen-Blühstreifen erarbeitet und testet diese langfristig auf einigen Betrieben. Die Auswertung soll in den kommenden Jahren erfolgen.

Impressum: © 2015, Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V., Charitéstraße 3, 10117 Berlin; www.NABU.de; REWE Group, Domstraße 20, 50668 Köln; www.proplanet-label.com; Text: Bodensee-Stiftung/Patrick Trötschler; Fotos: Christine Kuchem, NABU/Dirk Hoffmann

PRO PLANET ist das Label der REWE Group für nachhaltigere Produkte

MASSNAHMEN ZUR FÖRDERUNG DER BIOLOGISCHEN VIELFALT IN TAFELOBSTANLAGEN

Kontakt in der Anbauregion:

Page 10: Förderung der biologischen Vielfalt in Tafelobstanlagen...EIFÜHRUNG Biologische Vielfalt Definition Biodiversität ist der Fachbegriff für biologische Vielfalt. Er umfasst 1. die

Pflanzungen und Einsaaten

Pflanzung von offen blühenden Gehölzen als Ankerpflanzen und NistgehölzeZiel Verbesserung des Nahrungsangebots für blütenbesuchende Insekten sowie des Brutplatzangebots für

freibrütende Vögel

Beschreibung der Maßnahme

Pflanzung von offen blühenden GehölzenDie Obstbaumreihen in einer Tafelobstanlage bieten die Möglichkeit, jeweils am Reihenanfang und Reihen-ende und an Abspannungen von Hagelnetzen ein Gehölz zu pflanzen. Üblicherweise werden Rosenpflanzen eingesetzt, die dann als Indikatorpflanzen für Krankheits- und Schädlingsbefall genutzt werden. Alternativ können aber auch offen blühende Gehölze gepflanzt werden, um damit das Nektarangebot für Nützlinge und blütenbesuchende Insekten zu verbessern und zu verlängern sowie zusätzliche Brutmöglichkeiten für Freibrü-ter (Amsel, Grünfink, Buchfink, Girlitz, Stieglitz) zu schaffen.

Auswahl der GehölzeDie Pflanzen sollten pflegeleicht, nicht zu wüchsig sein und keine Ausläufer bilden. Sie sollten keine Zwischen- oder Hauptwirte des Feuerbrandes sein oder Schädlinge und Krankheitserreger von Obstgehölzen begünsti-gen. Zudem sollten es gebietsheimische Pflanzen sein. Dornige Sträucher mit Astquirlen sind sehr wichtige Brutplätze für freibrütende Vögel.Folgende Gehölze sind demnach zu empfehlen: Pfaffenhütchen, Faulbaum, Liguster, Wild-Himbeere, Schwar-zer Holunder, Wolliger Schneeball, Gewöhnlicher Schneeball, Heckenkirsche oder Kornelkirsche (die letzten beiden nicht bei Kirschenanlagen wegen der Kirschfruchtfliege!).

Pflanzung und PflegeDie Gehölze werden jeweils am Reihenanfang oder -ende gepflanzt; entweder an Stelle eines Obstbaums oder in knapp einem Meter Entfernung vom letzten Baum. Hilfreich ist es, das Gehölz jeweils mit einem Holzpflock zu schützen, damit die Pflanze bei der Bodenbearbeitung nicht verletzt wird. Bei der Pflanzung an den Abspan-nungen von Hagelnetzen ist dies nicht nötig.Die Gehölzpflege erfolgt ganz einfach während des normalen Baumschnitts in der Anlage. Zur Förderung von Brutmöglichkeiten für freibrütende Vögel sollten beim Schnitt Astquirle entstehen bzw. vorhandene Quirle be-lassen werden.

Wirkung auf biolo-gische Vielfalt und Umwelt

Förderung von blütenbesuchenden InsektenEin passendes und kontinuierliches Nahrungsangebot aus Pollen und Nektar ist entscheidend für die Ent-wicklung von blütenbesuchenden Insekten (wie Wildbienen, Schmetterlinge und Käfer). Dies gilt glei-chermaßen für die Qualität, Menge und die räumliche Erreichbarkeit der Blühpflanzen. Die oben aufgeführten Gehölze bieten insgesamt ein Blühspektrum von April bis Juli und erweitern damit das Nahrungsangebot für Blütenbesucher.

MASSNAHMEN ZUR FÖRDERUNG DER BIOLOGISCHEN VIELFALT IN TAFELOBSTANLAGEN

Page 11: Förderung der biologischen Vielfalt in Tafelobstanlagen...EIFÜHRUNG Biologische Vielfalt Definition Biodiversität ist der Fachbegriff für biologische Vielfalt. Er umfasst 1. die

Wirkung auf biolo-gische Vielfalt und Umwelt(Fortsetzung)

Förderung von freibrütenden VögelnDie Pflanzung von Gehölzen verbessert das Angebot an Nistmöglichkeiten freibrütender Vögel wie Amseln, Grünfinken, Buchfinken, Girlitzen und Stieglitzen.

Wirtschaftlichkeit KostenfaktorenDie zusätzlichen Kosten hängen von der Auswahl des Pflanzguts und der Pflanzdichte ab. Die zusätzlichen Arbeits- und Lohnkosten sind im Zuge einer kompletten Neupflanzung einer Tafelobstanlage zu vernachlässigen. Oftmals sind Rosenpflanzen am Reihenanfang und -ende üblich bei der Neupflanzung.

Zusatznutzen Die Gehölze dienen als Indikatoren für den aktuellen Befall mit Krankheiten oder Schädlingen. Im Vergleich zu Rosen mit gefüllten Blüten bieten ungefüllte Rosen und die o.g. heimischen Sträucher sehr viel mehr Pollen und sind für mehr Tierarten nutzbar.

Hinweise Bei der Bepflanzung von Hagelnetz-Abspannungen können auch Kletter- und Rankpflanzen verwendet wer-den. In einem Beratungsprojekt der FÖKO werden dafür schwachwüchsige Geißblätter und Klettergurke emp-fohlen, welche durch dünne Drähte zwischen den Pfosten zu Rankwänden und damit als Abdriftschutz heran-gezogen werden können.

Impressum: © 2015, Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V., Charitéstraße 3, 10117 Berlin; www.NABU.de; REWE Group, Domstraße 20, 50668 Köln; www.proplanet-label.com; Text: Bodensee-Stiftung/Patrick Trötschler; Fotos: Christine Kuchem, NABU/Ina Ebert, NABU/Heidrun Schöning

MASSNAHMEN ZUR FÖRDERUNG DER BIOLOGISCHEN VIELFALT IN TAFELOBSTANLAGEN

Kontakt in der Anbauregion:

PRO PLANET ist das Label der REWE Group für nachhaltigere Produkte

Page 12: Förderung der biologischen Vielfalt in Tafelobstanlagen...EIFÜHRUNG Biologische Vielfalt Definition Biodiversität ist der Fachbegriff für biologische Vielfalt. Er umfasst 1. die

Ökologische Strukturen schaffen

Installation von Nisthilfen für WildbienenZiel Verbesserung des Angebots an Nistmöglichkeiten für Wildbienen

Beschreibung der Maßnahme

Warum Nisthilfen für Wildbienen?In Deutschland leben ca. 555 verschiedene Wildbienenarten. Dazu gehören z.B. die Hummeln, Pelzbienen, Mauerbienen, Scherenbienen, Blattschneiderbienen, Wollbienen, Löcherbienen und Maskenbienen sowie eine Vielzahl von kleinen und unscheinbaren Arten, die man leicht mit Fliegen oder Wespen verwechselt. Knapp die Hälfte der in Deutschland vorkommenden Wildbienen-Arten ist in ihrem Bestand gefährdet. Die Ur-sachen liegen darin, dass Lebensräume mit Nist- und Nahrungsangebot immer mehr zurückgedrängt werden.

Materialien und BauEine Wildbienen-Nisthilfe bietet Nistmöglichkeiten für Wildbienenarten, die ihre Eier in Hohlräume ablegen. Je vielfältiger die Nistmöglichkeiten sind, desto größer ist die Chance, dass sich verschiedene Arten ansiedeln. Viele Wildbienen nutzen bestehende waagrechte Röhrengänge, um Brutzellen zu bauen. Zur Förderung dieser Arten können Materialien wie Holz, Schilf, Brombeer- oder Holunderzweige verwendet werden.

Nisthilfe aus Holz Unbehandelter, abgelagerter Massivholzblock aus Eiche, Obst oder Esche (ca. Breite 12 cm, Tiefe 12 cm, Höhe 20 cm). Bohren Sie quer zur Maserung der Jahresringe, so kann später keine Feuchtigkeit in die Brutröhren eindringen und es bilden sich keine Risse im Holz. Bohrlochdurchmesser: 2-10 mm (Vorschlag für die Vertei-lung: je 5%: 2, 9 und 10 mm Löcher; 10%: 3 mm; je 15%: 4, 5, 6, 7 und 8 mm). Die Verteilung der Löcher sollte asymmetrisch sein. Bitte benutzen Sie einen scharfen Bohrer, der beim Bohren nicht überhitzt. Bohrlochtiefe: 100 mm, aber den Block nicht durchbohren! Bohrlochdichte: Abstand zum nächsten Loch ca. 1,5 Bohrloch-durchmesser, am Blockrand etwas mehr. Holzsplitter aus dem Locheingang mit Schleifpapier oder mit dem Bohrer entfernen. Rückwand des Nistklotzes ölen oder imprägnieren. Oben auf den Nistklotz ein Dach befesti-gen (imprägniertes Holzbrett, Alu- oder Kunststoffplatte), das vorne und seitlich ca. 1 cm übersteht.

Nisthilfe mit SchilfSchilf mit einem Innendurchmesser von 3 bis 9 mm auf 10 bis 20 cm zuschneiden und zu einem Bündel binden. Schilfröhrchen auf einer Seite mit Watte verschließen oder waagrecht in Lochziegel oder Konservendosen ste-cken. Die Wildbienen nehmen die Röhrchen nur an, wenn sie verschlossen und dunkel sind.Wenn Sie die Nisthilfen aufgestellt haben, kann es von einigen Monaten bis zu zwei Jahren dauern, bis die ersten Wildbienen sie besiedeln. Es gibt zahlreiche weitere Möglichkeiten für den Bau von Nisthilfen, was Größe und Materialien angeht. Prakti-sche Anleitung bietet z.B. der NABU unter https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/mission-gruen/17063.html

MASSNAHMEN ZUR FÖRDERUNG DER BIOLOGISCHEN VIELFALT IN TAFELOBSTANLAGEN

Page 13: Förderung der biologischen Vielfalt in Tafelobstanlagen...EIFÜHRUNG Biologische Vielfalt Definition Biodiversität ist der Fachbegriff für biologische Vielfalt. Er umfasst 1. die

Beschreibung der Maßnahme(Fortsetzung)

Standort und PräsentationWildbienen mögen es trocken und warm. Wählen Sie einen sonnigen, wind- und regengeschützten Platz (Him-melsrichtung Süd/ Südost, nicht zur Wetterseite) und belassen Sie die Nisthilfe am gleichen Platz im Freien. Der Frontbereich der Nisthilfen sollte regelmäßig gemäht werden, damit der Anflug ungestört erfolgen kann.

PflegeDas übernehmen die Wildbienen i.d.R. selbst, wenn sie die Nisthöhlen reinigen und wiederbesiedeln.

Wirkung auf biolo-gische Vielfalt und Umwelt

Förderung von WildbienenDer Rückgang der bestäubenden Insekten ist eine der Hauptbedrohungen für den Erhalt der biologischen Viel-falt. Über 80% unserer heimischen Wildpflanzen können ohne bestäubende Insekten keine Samen bilden und sind dann in ihrem Fortbestand stark bedroht. Die Ursachen liegen darin, dass Habitate mit Nist- und Nah-rungsangebot für Wildbienen immer mehr zurückgedrängt werden. Mit dem Angebot von Nisthilfen, in Kom-bination mit einem vielfältigen Nahrungsangebot, werden Wildbienen gefördert. Gleichzeitig werden damit auch insektenfressende Vögel gefördert. Zudem wird die Bestäubung von Wildpflanzen unterstützt.

Wirtschaftlichkeit KostenfaktorenDie Materialkosten sind je nach Art und Größe der Nisthilfe sehr unterschiedlich. Am Bodensee wurden die meisten Nisthilfen von einer betreuten Werkstätte gebaut; teilweise wurden Nisthilfen auch im Rahmen von Projekten mit Schulklassen gebaut und aufgestellt.

Zusatznutzen Da einige im Frühjahr aktive Wildbienenarten schon bei niedrigen, für die Honigbiene nicht geeigneten Tem-peraturen zwischen 4°C bis 10°C sammeln, können diese Arten die Blüten von Obstbäumen und Sträuchern auch bei ungünstiger Witterung bestäuben, wenn die Honigbiene nicht fliegt. Demzufolge kann das Aufstellen von Nisthilfen in Obstkulturen als Verbesserung/ Sicherung des Bestäubungsmanagements begriffen werden.Eine Studie unter Federführung der Universitäten Lüneburg, Würzburg und Rio Negro (Argentinien) hat ge-zeigt, dass die Artenvielfalt in Agrarlandschaften weltweit eine große Bedeutung für die Sicherung der land-wirtschaftlichen Erträge hat. Speziell wildlebende Insekten wie die Wildbienen können mit der gleichen Zahl von Blütenbesuchen einen doppelt so hohen Fruchtansatz wie Honigbienen erreichen.

Hinweise Wildbienen-Nisthilfen können Spechte und Meisen sowie Parasiten anlocken, die rasch entdecken, dass hier leicht Nahrung erbeutet werden kann. Ein Maschendraht, welcher um die Nisthilfen herum angebracht wird, schützt vor Vogelfraß. Um den Parasitendruck zu verringern, können nach 1-2 Jahren neue Nisthilfen in der Umgebung aufgestellt werden.Künstliche Nisthilfen können meist nur teilweise und lokal begrenzt die Defizite in unserer Kulturlandschaft ausgleichen. Unabdingbar ist aber ein insgesamt vielfältiges und natürliches Angebot an Nistplätzen sowohl für Bodennister als auch für oberirdisch nistende Wildbienenarten. Deshalb ist es so wichtig, dass vielfältige Kleinstrukturen in der Landschaft erhalten und für Wildbienen nutzbar gehalten werden.

Impressum: © 2015, Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V., Charitéstraße 3, 10117 Berlin; www.NABU.de; REWE Group, Domstraße 20, 50668 Köln; www.proplanet-label.com; Text: Bodensee-Stiftung/Patrick Trötschler; Fotos: NABU/Michael Markowski, Bodensee-Stiftung, NABU/Heidrun Schöning, REWE Group/Josef Lüneburg-Wolthaus

MASSNAHMEN ZUR FÖRDERUNG DER BIOLOGISCHEN VIELFALT IN TAFELOBSTANLAGEN

PRO PLANET ist das Label der REWE Group für nachhaltigere Produkte

Kontakt in der Anbauregion:

Page 14: Förderung der biologischen Vielfalt in Tafelobstanlagen...EIFÜHRUNG Biologische Vielfalt Definition Biodiversität ist der Fachbegriff für biologische Vielfalt. Er umfasst 1. die

Ökologische Strukturen schaffen

Anlage von Steinhaufen und TotholzhaufenZiel Lebensräume und Winterquartiere schaffen für zahlreiche Nützlinge und andere Tiere

Beschreibung der Maßnahme

Steinhaufen und Totholzhaufen bieten einer Vielzahl von Tieren Unterschlupf und Lebensmöglichkeiten und sind deshalb wichtige Kleinbiotope für die heimische Tierwelt.

Standort, Material und Anlage eines Steinhaufens Steinhaufen können das ganze Jahr über angelegt werden. Ideal ist der Zeitraum von November bis März. Sie sollten ein Volumen von mindestens 2-3 m3, idealerweise 5 m3 oder mehr haben. Ideal sind ein sonniger und windgeschützter Standort und eine möglichst ungestörte Lage im Randbereich der Obstanlage. 80% des Materials sollte eine Korngröße von 20-40 cm haben. Der Rest kann feiner oder gröber sein. Wichtig: nur ortsty-pisches Gestein verwenden! Es wird eine 80-100 cm tiefe Mulde ausgehoben, die dann mit einer 10 cm starken Schicht aus Sand und Kies gepolstert und dann mit Steinen aufgefüllt wird. Beim Schichten von Hand darauf achten, dass geeignete, flache Hohlräume entstehen. Der Aushub wird abgefahren. Wenn möglich lässt man den freien Rand des Hau-fens ausfransen, um einen breiten Übergang zwischen Vegetation und Steinen zu erreichen (mehrjähriger Krautsaum, mit Steinen durchsetzt).Oder einfacher: Geeignete Steine werden auf den gewachsenen Boden geschüttet/geschichtet, Größe und Form des Haufens können nach Belieben variieren. Ränder des Haufens ausfransen lassen, siehe oben.

Standort, Material und Anlage eines TotholzhaufensTotholzhaufen können das ganze Jahr über angelegt werden. Ideal ist der Zeitraum von November bis März. Ideal sind ein sonniger und windgeschützter Standort und eine möglichst ungestörte Lage im Randbereich der Obstanlage. Ein Totholzhaufen sollte einen Durchmesser vom 1,5-2 m haben und mind. 1,5 m hoch sein. Um Staunässe zu verhindern, empfiehlt sich eine 20 cm starke Kiesschicht auf dem Boden.In die Mitte kann ein Ballen Stroh oder Holzwolle platziert werden, der mit Folie abgedeckt wird. Dann können Äste, Zweige, Baumstümpfe und Wurzelstücke aufgeschichtet werden. So kann z.B. Baumschnitt sinnvoll ent-sorgt werden und es wird mit wenig Aufwand ein kleines Ökosystem geschaffen.

PflegeStein- und Totholzhaufen erfordern sehr wenig Pflege. Wichtig ist, dass im Randbereich ein extensiver Kraut- oder Altgrassaum entsteht. Idealerweise lässt man ihn verbrachen und entfernt nur aufkommendes Gebüsch nach Bedarf; Breite ca. 50 cm. Ganz wichtig ist, dass im Umkreis von 3 m keine Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden.

MASSNAHMEN ZUR FÖRDERUNG DER BIOLOGISCHEN VIELFALT IN TAFELOBSTANLAGEN

Page 15: Förderung der biologischen Vielfalt in Tafelobstanlagen...EIFÜHRUNG Biologische Vielfalt Definition Biodiversität ist der Fachbegriff für biologische Vielfalt. Er umfasst 1. die

Beschreibung der Maßnahme(Fortsetzung)

Ein buschiger Bewuchs auf der sonnenabgewandten Seite des Haufens ist in Ordnung. Pflanzen wie Efeu oder Waldrebe können den Steinhaufen stellenweise überziehen, sollten ihn aber nicht ganz überwachsen, da er ansonsten als Lebensraum für sonnen- und wärmeliebende Arten uninteressant wird.Ebenso lässt man krautige Vegetationsinseln stehen, die sich im Lauf der Jahre auf Steinhaufen entwickeln. In der Umgebung aufkommende Gehölze oder Bäume sollten zurückgeschnitten werden, sobald sie den Stein- haufen beschatten.

Wirkung auf biolo-gische Vielfalt und Umwelt

Steinhaufen sind trockene und warme Lebensräume und somit wichtige Kleinbiotope für die einheimische Fauna. Sie bieten gute Versteckmöglichkeiten, Sonnenplätze und Winterquartiere für viele wärmeliebende Tie-re wie z.B. Eidechsen oder Blindschleichen. Größere Hohlräume in Bodennähe werden auch von Säugetieren genutzt. Zudem werden die Haufen von wärme- und trockenheitsliebenden Pflanzen besiedelt werden. Da die Steine die Sonnenenergie speichern und nachts abgeben, sind sie nachts Ruhe- und Jagdplatz vieler Insekten und Kriechtiere.In Totholzhaufen finden viele Insekten- und Käferarten, Spinnen, Vögel und Kleintiere Nist-, Entwicklungs- und Überwinterungs- sowie Rückzugsmöglichkeiten. Viele Käfer und Larven ernähren sich vom Totholz. Wertvolle Nützlinge für die Schädlingsbekämpfung und Bestäubung können sich ansiedeln. Solitärbienen und -wespen legen ihre Brut in das Totholz. Ohrwurm, Schlupfwespe, Marienkäfer, Laufkäfer und Spinnen leben im Totholz-haufen. Totholzhaufen sind auch Lebensräume und Überwinterungsquartiere für Erdkröten, Frösche, Molche, Eidechsen und weitere Amphibien und Reptilien, Spitzmaus, Igel und Mauswiesel. Außerdem sind Totholzhau-fen ein potenzieller Nistplatz für Zaunkönig, Rotkehlchen und Grasmücken sowie wichtige Übernachtungsplät-ze für Zugvögel während des Vogelzugs im Herbst und Frühjahr.

Wirtschaftlichkeit KostenfaktorenAufwand und Kosten entstehen eigentlich nur, wenn das Material über größere Strecken transportiert werden muss.

Zusatznutzen Die beschriebenen Kleinstrukturen fördern Nützlinge im Obstbau. Angefangen bei Wildbienen, die hier Nist-möglichkeiten finden und wichtige Bestäuber sind, bis hin zu kleinen Räubern wie Marder, Iltis und Mauswie-sel, welche die Mauspopulation kontrollieren helfen, sowie Amphibien und Reptilien wie Erdkröte und Blind-schleiche, die „Schädlinge“ fressen.

Hinweise keine

Impressum: © 2015, Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V., Charitéstraße 3, 10117 Berlin; www.NABU.de; REWE Group, Domstraße 20, 50668 Köln; www.proplanet-label.com; Text: Bodensee-Stiftung/Patrick Trötschler; Fotos: NABU/Heidrun Schöning, NABU/Robert Egeling, NABU/Monika Hachtel, NABU/Peter Meyer

MASSNAHMEN ZUR FÖRDERUNG DER BIOLOGISCHEN VIELFALT IN TAFELOBSTANLAGEN

PRO PLANET ist das Label der REWE Group für nachhaltigere Produkte

Kontakt in der Anbauregion:

Page 16: Förderung der biologischen Vielfalt in Tafelobstanlagen...EIFÜHRUNG Biologische Vielfalt Definition Biodiversität ist der Fachbegriff für biologische Vielfalt. Er umfasst 1. die

Ökologische Strukturen schaffen

Installation von Nistkästen für Vögel und FledermäuseZiel Förderung von Vögeln und Fledermäusen, biologische Schädlingsbekämpfung

Beschreibung der Maßnahme

Bau, Installation und Pflege von Nistkästen für Vögel20 mm dicke ungehobelte Bretter aus Eichen-, Robinien- oder Lärchenholz. Besser Schrauben statt Nägel ver-wenden. Einige Löcher in den Boden der Nisthilfe bohren, um für Belüftung und schnelleres Abtrocknen zu sorgen. Kein Holzschutzmittel verwenden, sondern Leinöl oder umweltfreundliche Farben zum Schutz der Außenwände verwenden. Der Boden des Nistkastens soll mind. 12x12 cm groß sein. Zum Schutz vor Katzen, Mardern etc. sollte die Lo-chunterkante bei einem Höhlenbrüterkasten mind. 17 cm über dem Kastenboden sein. Aus demselben Grund sollte der Dachüberstand über dem Flugloch möglichst groß sein und auf eine Ansitzstange verzichtet werden.Die Nistkästen sollten am besten im Herbst in 2-3 m Höhe mit dem Einflugloch in Richtung Osten oder Süd-osten installiert werden. Zum Schutz vor eindringendem Regen sollten Nistkästen leicht nach vorne überhän-gend aufgehängt werden. Gleichartige Nisthilfen sollten im Abstand von mind. 10 m installiert werden, damit die brütenden Vögel im Umkreis genügend Nahrung finden (Ausnahme: Koloniebrüter wie Sperlinge, Stare und Schwalben). Zum Anbringen einer Halbhöhle eignen sich geschützte Orte, die für Katzen und Marder nicht erreichbar sind, z.B. Hauswände, an Schuppen oder Gartenhäuschen.Gegen Flöhe, Milben und Lausfliegen sollten Nistkästen nach der Brutsaison gereinigt werden, entweder im Spätsommer oder Ende Februar, um Überwinterer wie z.B. Siebenschläfer nicht zu stören. Da es schwierig ist, den alternativen Zeitpunkt nach dem Winter vor Beginn der Brutperiode abzupassen, sollte man besser die Reinigung für ein Jahr aussetzen, wenn man den Spätsommer-Termin verpasst hat. Bei Entfernen des alten Nests bitte Handschuhe tragen und bei Bedarf ausbürsten. Keine Insektensprays oder chemische Reinigungs-mittel verwenden.Tipps und Infos für Auswahl, Bau sowie Installation und Pflege von Nisthilfen für Singvögel, Eulen und Turmfal-ken bietet der NABU unter http://www.nabu.de/tiereundpflanzen/voegel/tippsfuerdiepraxis/nistkaesten/. Bei diesem Thema sind auch die lokalen NABU-Gruppen kompetente Ansprechpartner. Nistkästen können nicht nur in der Obstanlage, sondern auch auf der Hofstelle angebracht werden.

MASSNAHMEN ZUR FÖRDERUNG DER BIOLOGISCHEN VIELFALT IN TAFELOBSTANLAGEN

Page 17: Förderung der biologischen Vielfalt in Tafelobstanlagen...EIFÜHRUNG Biologische Vielfalt Definition Biodiversität ist der Fachbegriff für biologische Vielfalt. Er umfasst 1. die

Beschreibung der Maßnahme(Fortsetzung)

Bau, Installation und Pflege von Nistkästen für Fledermäuse20 mm dicke, ungehobelte Bretter aus Eichen-, Robinien- oder Lärchenholz. Auf der Innenseite der Rückwand sollte das Holz sehr rau bzw. mit Fräsungen versehen sein, damit die Fledermäuse festen Halt finden. Der NABU hält unter http://www.nabu.de/aktionenundprojekte/batnight/fledermausschutz/11237.html Wissenswertes und eine Bauanleitung bereit.Die Kästen sollten in einer Höhe von mindestens 3 bis 5 Meter aufgehängt werden. Fledermäuse brauchen einen freien Anflug. Wenn der Nistkasten bewohnt ist, sollten jegliche Störungen vermieden werden.Bei diesem Thema sind auch die lokalen NABU-Gruppen kompetente Ansprechpartner.

Wirkung auf biolo-gische Vielfalt und Umwelt

Unter den in Höhlen brütenden Vogelarten sind zahlreiche nützliche Insektenfresser und Mäusevertilger. Weil alte und morsche Bäume mit Naturhöhlen heute oft im Landschaftsbild fehlen, sind künstliche Nisthilfen für Vögel und Fledermäuse enorm wichtig. Somit ist das Anbringen und Pflegen von Nisthilfen für Vögel und Fledermäuse aktiver Naturschutz. Alle unsere Fledermausarten ernähren sich von Wirbellosen. Durch ihre nächtliche Lebensweise jagen sie jene Insekten, die von den tagaktiven Vögeln nicht gefangen werden können. Damit erfüllen sie eine wichtige Funk-tion im Ökosystem. Künstliche Nisthilfen tragen zur Bestandssicherung bei.Zudem bieten die Nistkästen im Winter Schutz vor Kälte. Da Vögel ihre Körpertemperatur ständig auf 39-42°C halten müssen, verbrennen sie im Winter sehr viel Körperfett. Dadurch verlieren sie schnell an Gewicht und sind geschwächt. Auch Fledermäuse benötigen im Winter eine frostsichere Unterkunft.

Wirtschaftlichkeit Kostenfaktoren für NistkästenBeim Selbstbau sind die Materialkosten sehr gering. Beim Kauf liegen die Kosten je Nisthilfe zwischen 12 und 25 Euro. Fledermausquartiere kosten zwischen 20 und 40 Euro. Turmfalkenkästen kosten rund 100 Euro.

Zusatznutzen Vögel und Fledermäuse sind als Schädlingsvertilger fester Bestandteil der Integrierten Produktion. Viele Vögel verfüttern in der Aufzuchtphase tausende Raupen und Insekten wie Apfelwickler, Schalenwickler und Eulen-raupen an ihren Nachwuchs und praktizieren damit schadstofffreien Pflanzenschutz, indem sie mithelfen, den Schädlingsdruck zu regulieren.

Hinweise keine

Impressum: © 2015, Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V., Charitéstraße 3, 10117 Berlin; www.NABU.de; REWE Group, Domstraße 20, 50668 Köln; www.proplanet-label.com; Text: Bodensee-Stiftung/Patrick Trötschler; Fotos: Christine Kuchem, NABU/Michael Markowski, NABU/Monika Hachtel, NABU/Peter Meyer

MASSNAHMEN ZUR FÖRDERUNG DER BIOLOGISCHEN VIELFALT IN TAFELOBSTANLAGEN

Kontakt in der Anbauregion:

PRO PLANET ist das Label der REWE Group für nachhaltigere Produkte

Page 18: Förderung der biologischen Vielfalt in Tafelobstanlagen...EIFÜHRUNG Biologische Vielfalt Definition Biodiversität ist der Fachbegriff für biologische Vielfalt. Er umfasst 1. die

Ökologische Strukturen schaffen

Installation von Sitzstangen für Greifvögel Ziel Förderung von Vögeln, biologische Schädlingsbekämpfung

Beschreibung der Maßnahme

Installation von Sitzstangen für GreifvögelEine Ansitzstange, auch Jule genannt, kann gezielt an Feldrändern und in Obstplantagen aufgestellt werden, um den Mäusebestand zu reduzieren. Sie sollten aber nicht in der Nähe von Straßen, Bahnlinien oder Flugpis-ten aufgestellt werden.Greifvögel und Eulen schätzen einen guten Überblick: Je höher die Jule, desto größer der einsehbare Radius. Sitzstangen sollten deshalb mind. 3 m aus dem Boden ragen, in Obstplantagen bis zu 4 m. Zudem sollten sie stabil sein und nicht wackeln (deshalb mind. 5 cm Durchmesser). Für den Träger nimmt man Stangen aus Holz oder Metall. Das Querholz, der „Sitz“, muss griffig sein (z.B. aus ungehobeltem Holz), mind. 25 cm lang und 3-5 cm im Durchmesser aufweisen. Es wird mit einer langen Schraube auf der Stange fixiert. Bei Bedarf kann man es mit Winkeleisen oder Holzleisten stützen. Gegen Fäulnis imprägniert man den unteren Teil der Stange mit einem umweltschonenden Holzschutzmittel. Zum Aufstellen gräbt man ein 40-50 cm tiefes Loch, in das die Stange eingelassen wird. Füllt man das Loch mit Sand und Kieseln, dann verzögert das die Fäulnis bei Holzstangen.Eine andere Möglichkeit ist das Anschrauben von Sitzstangen an den vorhandenen Pfosten der Obstanlage.

Wirkung auf biolo-gische Vielfalt und Umwelt

Vor allem im Winterhalbjahr müssen Greifvögel und Eulen Energie sparen. Sie sind dann noch mehr als im Sommer auf geeignete Sitzwarten angewiesen. Diese erleichtern ihnen die Ansitzjagd, vor allem auf Kleinsäu-ger. Der Mäusebussard ist einer unserer größten Greifvögel. Wie sein Name schon verrät, ernährt er sich vor allem von Feld- und Wühlmäusen. Diese erbeutet er jedoch nicht nur im Flug. Viel energiesparender ist die so-genannte Ansitzjagd. Dabei sitzen die Vögel auf Bäumen oder Weidepfosten und warten geduldig, bis sie Beute erspähen. In ausgedehnten Ackerfluren herrscht häufig ein Mangel an geeigneten Ansitzwarten.

Wirtschaftlichkeit Kostenfaktoren für eine AnsitzstangeWenn die Rundhölzer am Hof vorhanden sind, entstehen keinerlei Kosten. Im Baumarkt kosten die Hölzer ca. 3 Euro pro Stück. Dort können sie gleich auf die richtige Länge zugeschnitten werden. Der Zeitaufwand für das Bauen und Aufstellen einer Jule beträgt etwa eine halbe Stunde.

MASSNAHMEN ZUR FÖRDERUNG DER BIOLOGISCHEN VIELFALT IN TAFELOBSTANLAGEN

Page 19: Förderung der biologischen Vielfalt in Tafelobstanlagen...EIFÜHRUNG Biologische Vielfalt Definition Biodiversität ist der Fachbegriff für biologische Vielfalt. Er umfasst 1. die

Zusatznutzen In ausgeräumten Landschaften und in Dauerkulturen ist es sinnvoll, Sitzstangen anzubieten. Die Beutegreifer können damit die biologische Schädlingsbekämpfung unterstützen. Man darf aber nicht erwarten, dass sie die Kleinsäuger völlig in Schach halten. Mäusebussarde nutzen Sitzwarten, um sich von hier aus auf ihre Beute zu stürzen. Obstbauern, die solche Sitzstangen anbieten, tun also nicht nur etwas für die Greifvögel, sondern auch gegen die Mäuseplage.Viele Vogelarten benötigen Sitz- und Singwarten, um von einer übersichtlichen Warte aus ihr Revier abgrenzen zu können. Nicht nur die Greifvögel, sondern auch viele Singvogelarten werden also durch das Aufstellen von Sitzstangen gefördert.

Hinweise keine

Impressum: © 2015, Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V., Charitéstraße 3, 10117 Berlin; www.NABU.de; REWE Group, Domstraße 20, 50668 Köln; www.proplanet-label.com; Text: Bodensee-Stiftung/Patrick Trötschler; Fotos: Christine Kuchem, NABU/Michael Markowski

MASSNAHMEN ZUR FÖRDERUNG DER BIOLOGISCHEN VIELFALT IN TAFELOBSTANLAGEN

Kontakt in der Anbauregion:

PRO PLANET ist das Label der REWE Group für nachhaltigere Produkte

Page 20: Förderung der biologischen Vielfalt in Tafelobstanlagen...EIFÜHRUNG Biologische Vielfalt Definition Biodiversität ist der Fachbegriff für biologische Vielfalt. Er umfasst 1. die

Ökologische Strukturen schaffen

Anlage von HeckenZiel Lebensräume und Winterquartiere schaffen für zahlreiche Nützlinge und andere Tiere

Beschreibung der Maßnahme

Hecken sind wichtige Elemente im Landschaftsbild, zur Schaffung eines Biotopverbunds und zur Stabilisie-rung des Naturhaushalts.

Pflanzen und PflanzungGeeignete Orte für Hecken sind z.B. parallel zur Bewirtschaftungsrichtung verlaufende Böschungen und Geländestufen sowie Feld- oder Grabenraine. Für die Anlage von Feldholzinseln eignen sich v.a. schlecht zu bewirtschaftende Grundstücke (Geländezwickel). Bei Obstanlagen können Hecken außerhalb der Umzäunung angepflanzt werden, vorzugsweise so, dass die Obstbäume nicht durch Schattenwurf beeinträchtigt werden.Bei der Heckenpflanzung sollten nur Pflanzen aus heimischer Herkunft und aus dem jeweiligen Naturraum verwendet werden. Dabei sollten auch die Standortgegebenheiten (Boden, Feuchte, Beschattung) beachtet werden. Wichtig ist, dass unter den ausgewählten Gehölzen keine Zwischen- oder Hauptwirte des Feuerbran-des oder anderer Schädlinge und Krankheitserreger von Obstgehölzen sind. Ökologisch vorteilhaft ist ein ho-her Anteil von Dornensträuchern. Im Bedarfsfall helfen die Naturschutzgruppen vor Ort bei der Auswahl der Gehölze.Im Zentrum der Hecke werden höhere Sträucher gepflanzt. Der Abstand der einzelnen Pflanzen sollte nicht unter 2x2 m liegen. Im Randbereich werden niedrigere Sträucher eingepflanzt (Abstand nicht unter 1x1 m). An den Außenrändern von Hecken und Feldholzinseln sollte Platz für Wildkrautsamen gelassen werden. Ein Pflanzschema hilft bei der Ermittlung der benötigten Pflanzenzahl und der ungefähren Pflanzenverteilung.In Gebieten mit winterlicher Gefahr von Kahlfrösten und Austrocknung pflanzt man die Heckengehölze vor-zugsweise im Frühjahr statt im Herbst. Während der Pflanzung sollten die Setzlinge nie ungeschützt an der Luft oder an der Sonne liegen. Am besten die Wurzeln mit nassen Säcken oder Tüchern umwickeln oder die Setzlinge in Wasserkübeln aufbewahren.

PflegeMindestens in den ersten beiden Sommern nach der Pflanzung sollten die Gehölztriebe vor dem Überwuchern durch krautige Pflanzen geschützt werden (Mähen oder Niedertreten des Gras- und Krautbewuchses).Im ersten Jahr kann in Hitzeperioden auch eine Bewässerung erforderlich sein.Bereits nach einigen Jahren sollten einzelne Heckenbereiche auf den Stock gesetzt werden, um die Entwick-lung kräftiger Heckenpflanzen zu fördern.

MASSNAHMEN ZUR FÖRDERUNG DER BIOLOGISCHEN VIELFALT IN TAFELOBSTANLAGEN

Page 21: Förderung der biologischen Vielfalt in Tafelobstanlagen...EIFÜHRUNG Biologische Vielfalt Definition Biodiversität ist der Fachbegriff für biologische Vielfalt. Er umfasst 1. die

Wirkung auf biolo-gische Vielfalt und Umwelt

Hecken erfüllen vielfältige ökologische Funktionen. Sie beleben und gliedern die Landschaft, bieten an Bö-schungen und Bachufern Erosionsschutz, leisten einen Beitrag zur Verringerung/ Vermeidung von Stoffeinträ-gen in Gewässer und sind wichtige Bestandteile für eine Biotopvernetzung. Hecken bieten vielen verschiedenen Tier- und Pflanzenarten einen idealen Lebensraum und können damit auch den biologischen Pflanzenschutz befördern. Hecken wirken zudem klimaregulierend und als Windschutz. Sie tragen zur Strukturvielfalt bei und dienen mit ihren unterschiedlichen Blüteperioden als wichtige Nahrungsquellen für Bestäuber wie Wildbie-nen, Hummeln und weitere Insekten. Im Winter bieten ihre Beeren und Nüsse lebensnotwendige Nahrung für die Vögel.Der mehrschichtige Aufbau von Hecken (Boden-, Kraut-, Strauch- und ggf. Baumschicht) ermöglicht eine po-tenziell hohe Artenvielfalt. Viele Tierarten nutzen die Hecken daher als Lebensräume, z.B. als Winterquartier (Igel, Erdkröte), Versteck (Feldhase, Vögel), Nahrungsraum (z.B. bereits im frühen Frühling für Wildbienen und andere Insekten; Beeren und andere Früchte im Herbst), sowie zur Reviermarkierung und Revierabgrenzung (z.B. Sitz- und Singwarte für Vögel).

Wirtschaftlichkeit KostenfaktorenKosten entstehen durch den Kauf von geeigneten Gehölzen und ggf. Lohnkosten für die Pflanzung, falls ein Lohnunternehmen oder ein Maschinenring mit der Pflanzung beauftragt wird.Zudem muss Fläche für die Hecke zur Verfügung gestellt werden, welche dann nicht mehr für die landwirt-schaftliche Nutzung bereit steht. Die Kosten für die Nutzungsaufgabe liegen in Anlehnung an bestehende Landschaftspflegerichtlinien zwischen 370,- und 520,- Euro pro Hektar und Jahr.

Zusatznutzen Hecken bieten Rückzugsräume und Überwinterungsmöglichkeiten für viele Tierarten, auch für Schäd lings-antagonisten und sind somit Voraussetzung für den Erhalt stabiler Populationen, die einem zu hohen Schäd-lingsdruck im Obstbau entgegenwirken.

Hinweise Im unmittelbaren Umfeld einer Hecke muss durch Schattenwirkung und Wasser- und Nährstoffkonkurrenz durch die Heckenpflanzen mit Ertragseinbußen gerechnet werden.

Impressum: © 2015, Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V., Charitéstraße 3, 10117 Berlin; www.NABU.de; REWE Group, Domstraße 20, 50668 Köln; www.proplanet-label.com; Text: Bodensee-Stiftung/Patrick Trötschler; Fotos: NABU/Heidrun Schöning

MASSNAHMEN ZUR FÖRDERUNG DER BIOLOGISCHEN VIELFALT IN TAFELOBSTANLAGEN

Kontakt in der Anbauregion:

PRO PLANET ist das Label der REWE Group für nachhaltigere Produkte

Page 22: Förderung der biologischen Vielfalt in Tafelobstanlagen...EIFÜHRUNG Biologische Vielfalt Definition Biodiversität ist der Fachbegriff für biologische Vielfalt. Er umfasst 1. die

Ökologische Strukturen schaffen

Anlage von biologischen Hotspots in ObstanlagenZiel Spezielle und vielfältige Lebensräume/ Artenschutzflächen schaffen

Beschreibung der Maßnahme

Das Konzept der biologischen Hotspots stammt vom Biowein-Handelsunternehmen DELINAT und kann auf Obstbaubetriebe übertragen werden. Mit der Anlage von artenreichen Vegetations-Inseln und ihrer Vernetzung miteinander kann die biologische Vielfalt in kurzer Zeit deutlich gesteigert werden.

Konzept der Biologische HotspotsBereits 1% der landwirtschaftlichen Betriebsfläche – dies entspricht einer Fläche von 100m2 pro Hektar – kann ausreichen, damit zahlreiche Arten wieder Lebensräume vorfinden. In den DELINAT-Weinbergen sind die Hot-spots Pflicht. Zwar noch nicht auf jedem Hektar, aber je nach Prädikat auf jedem dritten oder fünften Hektar.Ein biologischer Hotspot umfasst und besteht aus • einheimischen Stauden und Zwergsträuchern mit für Insekten attraktiven Blüten (nektar- oder pol-

lenspendend) sowie klassischen Duftkräutern wie Thymian, Rosmarin oder Oregano,• Holz- und Steinhaufen zur Schaffung von Lebensräumen speziell für Reptilien, Amphibien, Spinnen und

Insekten (z.B. Wildbienen und Schlupfwespen als natürliche Antagonisten vieler Schädlinge),• Wildblumenmischungen zur Ergänzung des biologischen Hotspots. Allerdings sollten die Vegetationsin-

seln nicht komplett zuwachsen, weil offene Bodenstellen wichtig für viele Vögel, Kleintiere, Mikroorganis-men und Wildsamen sind.

Für einen langfristigen Nutzen sollten die Hotspots nicht nur am Rande, sondern auch nach Möglichkeit in der Obstanlage liegen. Damit die positiven Effekte für die Biodiversität möglichst wenig beeinträchtigt werden, sollten die Hotspots nicht mit Pestiziden besprüht werden bzw. vor Abdrift möglichst geschützt werden.

Vernetzung von biologischen Hotspots durch Hecken und VegetationsstreifenDie Wirksamkeit der Hotspots kann durch die Vernetzung mit Hecken und Vegetationsstreifen spürbar ver-bessert werden. Die Vernetzung von biologischen Hotspots sowohl untereinander als auch mit umliegenden Flächen kann diese zu wertvollen ökologischen Knotenpunkten machen. Die Vernetzung erfolgt idealerweise durch 2 m breite, direkt zwischen den Hotspots verlaufenden Streifen, die mit heimischen Wildsträuchern be-pflanzt sind. Falls Gehölze zu konkurrenzstark für die Obstkultur sind, können Blühstreifen eingesät werden. DELINAT hat ein System entwickelt, wie ein Hotspot so angelegt werden kann, dass die Arbeit mit dem Traktor nicht beeinträchtigt wird. Die Idee ist, dass die Maschinen je zweimal die Fahrgasse wechseln, so dass sich in den Scheitelpunkten unberührte Zonen ergeben.

MASSNAHMEN ZUR FÖRDERUNG DER BIOLOGISCHEN VIELFALT IN TAFELOBSTANLAGEN

Page 23: Förderung der biologischen Vielfalt in Tafelobstanlagen...EIFÜHRUNG Biologische Vielfalt Definition Biodiversität ist der Fachbegriff für biologische Vielfalt. Er umfasst 1. die

Beschreibung der Maßnahme(Fortsetzung)

Grafik: Biologische Hotspots im Weinberg von Hans-Peter Schmidt und Claudio Niggli, 1/2010, S.278–283, www.ithaka-journal.net, ISSN 1663-0521

Wirkung auf biolo-gische Vielfalt und Umwelt

Kleinflächen wie die skizzierten biologischen Hotspots locken Nützlinge an und bilden ökologische Trittstei-ne für kleine und größere Tiere sowie für Wildsamen. Im Idealfall können mit den biologischen Hotspots die um die Obstkulturen liegenden natürlichen Biotope und ökologischen Vorrangflächen untereinander vernetzt werden.

Wirtschaftlichkeit KostenfaktorenKosten entstehen vor allem durch das Pflanzmaterial und Saatgut für die Hotspots. Arbeits- und Lohnkosten entstehen bei der Saatbettherstellung und der Aussaat. Die Gesamtkosten pro Hotspot sind jedoch aufgrund der kleinen Flächen von je 100 m2 sehr gering.

Zusatznutzen Mit den Hotspots können Nützlinge angesiedelt und damit der Schädlingsdruck verringert werden.

Hinweise Sollten die Blühflächen in unmittelbarer Nähe zu Obstbäumen liegen, ist eine regelmäßige Kontrolle auf Maus-befall notwendig.Informationstafeln können die Akzeptanz in der Bevölkerung erhöhen bzw. zur Imageförderung des Obstbaus beitragen.

Impressum: © 2015, Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V., Charitéstraße 3, 10117 Berlin; www.NABU.de; REWE Group, Domstraße 20, 50668 Köln; www.proplanet-label.com; Text: Bodensee-Stiftung/Patrick Trötschler; Fotos: NABU/Monika Hachtel, NABU/Michael Markowski

MASSNAHMEN ZUR FÖRDERUNG DER BIOLOGISCHEN VIELFALT IN TAFELOBSTANLAGEN

PRO PLANET ist das Label der REWE Group für nachhaltigere Produkte

Kontakt in der Anbauregion:

Page 24: Förderung der biologischen Vielfalt in Tafelobstanlagen...EIFÜHRUNG Biologische Vielfalt Definition Biodiversität ist der Fachbegriff für biologische Vielfalt. Er umfasst 1. die

Ökologische Strukturen schaffen

Verzicht auf Totalherbizide im Rand- und Zaunbereich Ziel Lebensräume und lineare ökologische Strukturen erhalten

Beschreibung der Maßnahme

Vor allem im Randbereich von Obstanlagen besteht die Möglichkeit, Kraut- und Saumstrukturen zu erhalten bzw. zu entwickeln. Solche linearen Strukturen bilden wichtige Vernetzungselemente innerhalb intensiv ge-nutzter Agrarräume.Ganz wichtig für den Erhalt dieser Strukturen ist der Verzicht auf das Abspritzen von Zaun- und Randbereichen der Obstanlagen, meist mit Totalherbiziden. Die Vernichtung der Wildkrautflora sowie der Verlust von Nah-rungsquellen und Lebensräumen führen zur Reduktion der Biodiversität. Stattdessen sollten diese Flächen gemäht werden.

Wirkung auf biolo-gische Vielfalt und Umwelt

Durch den Verzicht auf Abspritzen des Aufwuchses entlang von Zäunen und Randbereichen der Obstanlage können wertvolle Kraut- und Saumstrukturen geschaffen und erhalten werden. Hier finden vor allem Insekten und Kleintiere wichtigen Lebensraum. Zudem bilden diese linearen Strukturen wichtige Vernetzungskorridore für Flora und Fauna.

Wirtschaftlichkeit Einerseits werden die Kosten für das Herbizid eingespart. Andererseits steigt der Arbeitsaufwand für das Mä-hen von Hand entlang des Zauns.

Zusatznutzen Reduzierter Einsatz von Pflanzenschutzmitteln schont die Fauna und fördert neben Nützlingen auch andere Tiere (z.B. Tagfalter, Heuschrecken und Vögel).

Hinweise Eine regelmäßige Kontrolle der Rand- und Zaunbereiche auf Mausbefall ist notwendig.Seit Frühjahr 2015 stuft die Weltgesundheitsorganisation WHO das vielfach verwendete Unkrautvernichtungs-mittel Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend bei Menschen“ ein.

MASSNAHMEN ZUR FÖRDERUNG DER BIOLOGISCHEN VIELFALT IN TAFELOBSTANLAGEN

Kontakt in der Anbauregion:

Impressum: © 2015, Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V., Charitéstraße 3, 10117 Berlin; www.NABU.de; REWE Group, Domstraße 20, 50668 Köln; www.proplanet-label.com; Text: Bodensee-Stiftung/Patrick Trötschler; Fotos: NABU/Monika Hachtel

PRO PLANET ist das Label der REWE Group für nachhaltigere Produkte