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free-magazin nr. 6 / 2007 | november / dezember | ausgabe 34

Free-Magazin 34

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Free-Magazin 34

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e d i t o r i a l / i n h a l t

the art of surf.

Die Ausgabe ’the art of sur f’ gibt einen Einblick in die Arbeiten verschiedener Fotografen, Maler und

Schriftsteller, deren ganze Aufmerksamkeit dem Ozean gilt. Sie zeigt Impressionen von Küsten der

ganzen Welt, Bilder, die bei aller Individualität der stilistischen Mittel der Kunst durch die Erkenntnis ver-

eint sind, dass der größte Naturraum der Welt nicht einfach ein Motiv des Landschaftsbildes ist, vielmehr

ein unerschöpfl icher Schatz von überraschenden Geschichten und überwältigenden Sinneseindrücken.

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Das neue Trapez „Cross Air“ ist jetzt auch als „(Code) Green“ in einer limited Editon erhältlich. Es passt perfekt zu den Fahrern, die sich auch für „(Code) Green“ als Segelfarbe vom Voodoo, Ice oder Duke entschieden haben. Die hohe Hakenposition gibt ideale Freiheit bei Bewegungen auf der Welle. Zusätzlich zu dem Zwei-Punkt-Zugsystem besitzt das Trapez neuen Komfort. Mit den Cutouts an der Au-ßenseite und zwei 3D-modellierten Seitenpolstern im Inneren bietet es eine hervorragende Passform und verhindert das Verrutschen nach oben. www.north-windsurf.com

Der schon seit Längerem erhältliche „The Continent“ wird ab dem 01.11.2007 durch den Stormrider Guide „The Islands“ ergänzt. Der neue Guide beschreibt alles, was ein Surfer wissen muss – von sämt-lichen Spots der Atlantischen Inseln über Island, Skandinavien, Irland, Wales, England und Schottland bis zu Madeira, den Azoren und den Kanarischen Inseln. Detaillierte Informationen über die Spots, die Wellen, den Wind, die Tide, das Land und die Surfkultur werden veranschaulicht und nahegebracht. Wer noch kein Geschenk hat, der kann sich zwischen den einzelnen Guides für 30 Euro entscheiden oder als Highlight die Kollektor-Hardcover-Box mit beiden Guides („The Continent“ und „The Islad“) für nur 49,95 Euro erwerben. Die Kollektor-Hardcover-Box ist die Geschenkidee für alle, die noch nicht wissen, wo sie im nächsten Jahr hinfahren sollen. Bestellt werden kann sie auch unter: Tom Hautzel (Big Blue) [email protected] oder 0221-4304309.

Das neue Club Mistral Center am Hotel Le Meridien in Dahab ist ab sofort geöffnet! Ebenso das neue 5-Sterne-Hotel Le Meridien. Alle Gäste haben die Möglichkeit, an zwei Club Mistral Centern in Dahab zu sur fen. Attraktives Reiseangebot im Dezember (außer Weihnachten) ist: eine Woche Hotel Le Me-ridien Dahab mit Doppelzimmer, Halbpension, inklusive Flug ab München, Frankfurt oder Düsseldorf für einen Reisepreis von 899 Euro pro Person. Vor Ort gibt es dann das brandaktuelle Material aus 2008 zum Testen, Üben oder einfach nur Spaß haben. Brettreservierungen [email protected], www.club-mistral.de

Cross Air (Code) Green Trapez

Stormrider Guide „The Islands“

Neues Club Mistral Center in Dahab

Die elastischen Handschuhe aus robustem C-Mesh und Supra-Tex für Kite- und Windsurfer werden beson-ders während der kälteren Tage des Jahres wichtig. Die vorgebogene Form der Handschuhe entlastet deine Fingermuskulatur enorm und verbessert den Grip. Durch eine Öffnung auf der Innenseite der Handfl ächen ist es möglich, kurz bevor man einen Trick ansetzt aus dem wärmenden Handschuh herauszuschlüpfen, um besser greifen zu können und somit bessere Kontrolle zu haben. www.ion-essentials.com

Paw Mittens 2.5 Handschuhe

Die New Sports GmbH ist ein weltweit operierendes Unternehmen mit Sitz in Frechen/Köln. Sie vertreiben die führenden Wassersportmarken Gaastra (Windsurfi ng & Kite-boarding) und Tabou. Zum Anfang nächsten Jahres suchen sie eine/n qualifi zierte/n Mitarbeiter/in, um ihr Design- & Marketingteam weiter zu verstärken. Du bist ein guter Windsurfer und hast theoretische und praktische Kenntnisse des Surf- und Kitesports, außerdem eine umfangreiche EDV-Kenntniss (Grafi kapplikationen, etc.), sowie gute Englischkenntnisse in Wort und Schrift? Du bist bereit, selbständig, verantwortungsbe-wusst, teamorientiert und akribisch zu arbeiten? Dann ist der Job bei der New Sports GmbH genau das Richtige für dich. Deine Aufgaben sind u.a. die selbständige Planung und Durchführung von Marketingmaßnahmen, Designentwicklung (von der Planung bis zur Produktion). Wenn du Interesse hast und gerne in dem jungen und engagierten Team mitwirken willst, dann sende bitte deine aussagekräftigen Bewerbungsunterla-gen und Arbeitsproben an folgende Adresse: New Sports GmbH, Attn: Designteam, Alfred-Nobel-Str. 2-14, 50226 Frechen/Germany, E-mail: [email protected]

sucht Verstärkung

Steelcore ermöglicht jetzt allen, die in Südfrankreich schon mal ein Brett unfreiwillig losgeworden sind, einen entspannten Urlaub. Die neuen Sicherheits-Gurtbänder mit integriertem Stahlkern und Heavy-Duty-Schloss machen es fast unmöglich, den Gurt mit dem Seitenschneider zu durchtrennen. Zum Verzur-ren von Surfboards, Bikes, Snowboards und allem, was leicht vom Dach gestohlen werden kann. Das Spezial-Gurtband mit ingetriertem Stahlkern und rostfreiem Heavy-Duty-Schloss mit drei Schlüsseln und kompletter Anleitung wird im Set, in verschiedenen Längen und Ausführungen, geliefert und ist ab 85 Euro (zwei Gurte) erhältlich. www.freestyleworld.com

Steelcore gibt Sicherheit

Mit einer Geschenk-Patenschaft des WDCS kannst du jetzt nicht nur deiner Freundin, sondern auch Meeressäugetieren eine Freude machen. Du sicherst den Lebensraum der Schwertwale Uma und Kira im Atlantik und der Großen Tümmler Ben, Speedy und Happy in der Nordsee. Bewirb dich einfach unter www.wdcs-de.org/shop/ oder direkt unter 089-61002393 für eine Geschenkpatenschaft WDCS. Allge-meine Informationen zu dem Tierschutzverein fi ndest du unter www.wdcs-de.org.

Wale und Delfine unter dem Tannenbaum

Capitan II ist der Zeitmesser von US-Wakeboarder Aaron Reed. Die in Kalifornien entwickelte Wasser sportuhr entstand als Weiterentwicklung des Bestsellers „Capitan“, eine der meistverkauften Wasserspor tuhren in den USA. Neben den Standardfeatures wie verschraubter Krone, Wasserdicht-heit bis zu 100 Meter und phosphoreszierender Anzeige bietet der neue Zeitmesser ein besonders bequemes Armband, das kein Wasser aufnimmt. Die Capitan II ist für 88 Euro online sowie im gut sor tier ten Fachhandel erhältlich. www.freestyleworld.com

FreeStyle USA “CAPITAN II“

Die neu überarbeitete „Amex Carbon Pro Line“-Gabel erfüllt alle Anforderungen an einen modernen Windsurfgabelbaum. Mit einem bis zu 60 Zentimeter großem Verstellbereich ist es möglich, die sehr steife und robuste Gabel mit vielen verschiedenen Segelgrößen zu fahren. Das axial drehbare Front-stück und das angenehme Dualgrip machen die Gabel zu einem Muss für jeden Windsurfer. Das neue Jahr wird kommen – und dann mit viel, viel Wind. Nähere Infos über die „Amex Carbon Pro Line“-Gabel bekommst du unter [email protected].

Amex Carbon 100 Wave

Wie der Name schon sagt: Der fortschrittlichste Per formance-Neoprenanzug, den es je gab. Ausge-stattet mit dem brandneuen E4-Einstiegssystem, mit S5-beschichtetem Neopren, das Wasser fünf mal schneller abweist als herkömmliches Neopren, dadurch Auskühlung durch Wind unmöglich macht und mit 100 Prozent Heatlock-Futter für 40 Prozent höhere Wärmedämmung sorgt. Mehr Beweglich-keit. Mehr Wärme. Mehr Komfort. 100 Prozent Performance. www.neilpryde.de

Neilpryde Elite

Der Erfolg des Referenz-Hybrid-Kites geht weiter und hat neue Standards gesetzt. Diese setzten sich zusammen aus: Superior Power, Easy Depower, niederigen Barhaltekräfte und einfachem Relaunch. Die technischen Details des HT2, wie zum Beispiel neues SPS-Aufpumpsystem, ein neues, unsicht-bares Ventil, PU-ummantelte, superdünne Cam Battens oder geschützte Queertube-Enden durch runde PVC-Protektoren, machen ihn zu einem hochmodernen Referenz-Kite. www.robertoriccidesigns.

RRD Hypertype II

Mit neuem Style, cooler Optik und brandaktuellen Angeboten geht der neue Shop von Inside Xtreme nach dem Web-Relaunch an den Start. Hier fi ndest du nicht nur Streetwear und Fashion bekannter Brands wie Billabong, Element, O’Neill, Oxbow und Nixon, sondern auch topaktuelle Videos aus der Actionsport-Szene. Eine Trai-ler funktion und das neue Bewertungssystem helfen bei der Suche nach Filmen. Dabei kommt jeder – egal ob Sur fer, Snowboarder oder Mountainbiker – auf seine Kosten. Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist, kann bei Inside Xtreme aus mehr als 150 Erlebnissen wählen, um seine eigenen Grenzen auszutesten. Willst du zum dreijährigen Jubiläum von Inside Xtreme etwas Großartiges gewinnen? Dann schreib eine Mail an [email protected] mit dem Betreff „Inside Xtreme“ und ge-winn als Hauptpreis eine der zwei Snowboardjacken aus der aktuellen Kollektion von Oxbow. Die Männerjacke ist schwarz und besitzt ein auffälliges, graues Muster. Die besonderen Features wie 5000-mm-Wassersäule, durchgängiger Reißverschluss mit extra Klettverschluss und vieles mehr machen die Jacke perfekt. Die schöne weiße Snowboardjacke für Ladies besitzt ein braunes Muster. Auch sie hat eine 5000-mm-Wassersäule und ist bis zu 5000 gr atmungsaktiv. Zusätzlich werden noch passend zum Winter fünf Playstationspiele „Snow X Racing“ unter allen Teilnehmern verlost. www.insidextreme.de

Onlineshop für Funsportfans und Trendsetter

Abwechslung unterm Tannenbaum gefällig? AXE liefert eine echte Alternative zu Kra-watte & Co: Mit der AXE-Boxershorts sorgt man(n) für knisternde Hitze – außerhalb des Kamins. Die Shorts mit dem AXE-Effekt zum Anziehen ist in den Größen S/M und L/XL erhältlich und passt sich dem Körper dank Elastan-Anteil perfekt an. Mit dem im Set enthaltenen Vice Showergel und Vice Bodyspray können sich Jungs den größten Wunsch auf dem Wunschzettel selbst erfüllen. Nämlich den, von Frauen verführt zu werden. Die AXE-Variante mit dem Duft verbotener Früchte, einer verführerischen Komposition aus zwölf exotischen Fruchtnoten, macht selbst brave Mädchen ungezo-gen. Jungs sollten sich also nicht wundern, wenn ihnen ein verzücktes „Bom Chicka Wah Wah“ entgegengehaucht wird. Das AXE-Mas-set mit der Boxershorts, einem Vice Bodyspray und einem Vice Showergel ist für 9,99 Euro (UVP) im Handel erhältlich. Und weil bald Weihnachten ist, verlosen wir ein Cybershot-Handy (K 550i) von Sony Ericsson (weiß) in Kombiantion mit drei AXE-Mas-sets Vice für die Männer. Das Cy-bershot-Handy hat eine hochqualitative Digitalkamera (2 Megapixel & Autofokus) und man kann damit gleichzeitig telefonieren, Musik downloaden, Nachrichten versenden oder im Internet surfen. Schreib eine Mail an [email protected] mit einer kleinen „Boom Chicka Wha Wah“-Weihnachtsgeschichte. www.axe.de

AXE

GEWINNSPIELE

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Mit „Ratchet & Clank: Tools of Destruction“ geben Ratchet und Clank ihr Debüt

auf PLAYSTATION 3. Wer das Duo aus früheren Abenteuern kennt, der weiß, wofür

die beiden stehen: explosive Action mit Schraubschlüssel-Gefechten, jede Men-

ge erfi ndungsreiche Waffen und unverwechselbarer „Jump ’n’ Run“-Spaß. Was

das Entwickler-Team von Insomniac Games diesmal auf den Bildschirm zaubert,

lässt einem den Atem stocken: Eine umwerfende Grafi k, ein gelungenes Charak-

terdesign sowie hochwertige Animationen und Handlung im Blockbuster-Format

machen aus dem Spiel einen absoluten Tophit. „Ratchet & Clank: Tools of De-

struction“ hebt Entertainment defi nitiv auf die nächste Stufe! In dem Next-Gene-

ration-Titel fl ieht das Duo Ratchet & Clank zunächst in die ferne Polaris-Galaxie,

wo sie dann unversehens in die Jagd nach einer furchterregenden Super-Waffe

verwickelt werden. Mit allerhand einzigartigen Waffen schlagen die beiden sich

durch das Abenteuer. Das „Groovitron“, die Discotanzbombe, verwandelt bei-

spielsweise selbst die fi esesten Roboter in willenlose, leichtfüßige Möchtegern-

Michael-Jacksons – und während sie mit ihren wilden Tanzschritten beschäftigt

sind, lassen sie sich ganz einfach erledigen. Die „Plasma-Bestien“ sind zunächst

winzige bewegliche Schleimklumpen, aber sobald sich Feinde nähern, verwan-

deln sie sich in Windeseile in wilde, gefräßige Glibber-Monster! Das Spiel setzt

im Hinblick auf Filmsequenzen und Animationen völlig neue Maßstäbe. Der inter-

galaktische Mechaniker Ratchet und sein schlagfertiger Roboter-Partner Clank

kämpfen sich durch atemberaubende Wolkenstädte und Freizeitparks des Welt-

raumzeitalters, komplett in glasklarer High-Defi nition-Qualität.

Wenn du eines der fünf „Ratchet und Clank“-Spiele gewinnen möchtest, dann

schreib eine Mail an [email protected] und beantworte folgende Frage:

Wie heißt das Duo, das den bösen Imperator Tachyon mit „Wunderwaffen“

aufhalten soll?

Unter allen Gewinnern verlosen wir zusätzlich zwei gnadenlose „Wunderwaffen“:

Einen sensationellen Turbo-Handstaubsauger, damit dein Bus wie von Zauber-

hand auf Vordermann gebracht werden kann, sowie eine große Diskokugel, mit

der du zu Hause keine Tanzbombe brauchst, um in Stimmung zu kommen.

A n z e i g e

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anders wäre der dritte Platz doch vielleicht nur mit einem kleinen Bildchen in den

entsprechenden Fachzeitschriften verpufft. Es war schon toll, in der Sportreporta-

ge bei RTL bundesweit mit einem Er folg im Windsur fen direkt hinter Fußball und der

Formel 1 erwähnt zu werden. Ich zumindest war darüber sehr erstaunt. Außerdem

liebe ich die Bedingungen an der Nordsee. Es ist schön rau, manchmal vielleicht

etwas kalt, aber das macht es ja gerade so interessant. Sylt hat einfach wieder

gezeigt, dass es auch auf der Nordsee schöne Wellen gibt.

190.000 Zuschauer besuchten in elf Tagen den Worldcup auf Sylt. Was bedeutet ein

Event in solch einer Größendimension deiner Meinung nach für das Windsurfen?

Sylt ist auf jeden Fall ein einzigar tiger Event im Windsur fspor t. So viele begeister te

Wie schafft man es als Deutsche, auf einen Podiumsplatz bei einem PWA Wave-

contest zu kommen? Die Trainingsbedingungen an Nord- und Ostsee sind ja

nicht unbedingt die gleichen wie am Atlantik.

Ich war im letzten Winter nur drei Wochen in Südafrika zum Windsurfen. Den Rest

des Winters und Sommers habe ich zu Hause verbracht und das nicht unbedingt

zum Nachteil. Natürlich wäre es schöner gewesen, im warmen Wasser üben zu

können, aber da ich nicht weg konnte, musste es halt so gehen. Außerdem sind

die Spots hier vor unserer Tür wie Weissenhaus oder Klitmöller zwar nicht beson-

ders oft on Fire, aber wenn sie funktionieren, kann man dort eine Menge lernen.

Bestes Beispiel sind für mich Matze Baade und Lars Gobisch. Die beiden sind

auch selten unterwegs und den ganzen Winter in unseren Gewässern auf dem

Wasser, trotzdem springt Lars mit die besten Backloops, die ich kenne.

Inzwischen berichten die Medien von dir als der besten deutschen Windsurferin

in der Welle. Bist du, wenn du so etwas hörst, auch ein bisschen stolz?

Ui, klar! Das Schöne ist, dass ich es mit dem Er folg auf Sylt auch mal bele-

gen konnte.

Würdest du den dritten Platz als einen der größten Erfolge in deinem Leben

bezeichnen?

Windsur ftechnisch ist dieser dritte Platz auf jeden Fall ein großer Er folg,

denn endlich habe ich es mal geschafft zu zeigen, dass ich auch ganz vorn

mitfahren kann.

War es etwas Besonderes für dich, diesen Erfolg auf deutschem Boden zu feiern?

Klar. In Deutschland haben es die Leute wenigstens mitbekommen. Irgendwo

Der Wind pfeift und die Wellen peitschen vor der Nordseeinsel Sylt. Unter perfekten Bedingungen startet der Wettkampf im Waveriding der Frauen. Mit dabei ist die deutsche

Surferin Steffi Wahl. Die 29-Jährige erwischt eine gute Welle nach der anderen, surft den Heat ihres Lebens. Sie bezwingt die Weltranglisten-Erste Daida Moreno und sichert sich

den dritten Rang. Es ist der erste Podiumsplatz ihrer Karriere. In unserem Interview erzählte uns Steffi , wie sie diese elf Minuten und die elf Tage Colgate World Cup Sylt erlebte.

Denkst du, dass der direkte Kontakt zu den Windsurf-Pros helfen kann, Kinder,

Jugendliche und Junggebliebene für den Sport zu begeistern?

Na klar! Ich fand dieses Jahr auffallend, dass auf Sylt viele auch sehr junge Sur fer

mit ihren Eltern da waren und vor oder nach der eigenen Session im Königshafen

direkt zur Worldcup-Location gefahren sind, sich Tipps und Tricks von den Besten

des Sports geholt haben, um diese am nächsten Tag in die Tat umzusetzen. Der

direkte Kontakt pusht natürlich ungemein.

Oft steigt und fällt die Popularität einer Sportart auch mit dem Erfolg der Ath-

leten. Denkst du, dass das auch beim Windsurfen so sein könnte?

Im gewissen Maße ist das natürlich so. Ich hoffe, dass das jetzt nicht komisch

klingt, aber ohne den dritten Platz wäre Windsur fen vor Sylt auch nicht auf RTL

oder Sat1 in den Hauptnachrichten erwähnt worden. Es müssen möglichst viele

Leute von dem Sport faszinier t sein und das wird nur erreicht, wenn der Sport

auch in den Medien ver treten ist. Ich denke, wir haben das Glück, dass die Bilder

vom Sur fen in türkisem Wasser, hohen Sprüngen, großen Wellen und dem Gefühl

von Freiheit immer eine gewisse Faszination ausüben, auch wenn die Athleten

in einem Land keine großen Er folge vorweisen können. Aber es hilft natürlich

ungemein, wenn der Sport durch Er folge in möglichst vielen unterschiedlichen

Medien zu sehen ist.

Glaubst du, dass das deutsche Windsurfen jetzt im Aufwind ist? Andre Pas-

kowskis erster Platz in Europa bzw. sein siebter in der Welt sind ja auch nicht

gerade schlecht.

Auf jeden Fall sind die deutschen Fahrer wieder vermehr t in den Medien zu

finden und das ist gut so. Andre und auch Klaas tragen super viel dazu bei,

Ein dritter Platz bei einem Weltcup, was bedeutet das für dich?

Das Gefühl war und ist total genial, da ich noch nie bei einem PWA Wave-Event

auf dem Podium stand und auch noch nie in einem Finale mitgesur ft bin. Die

drittbeste Sur ferin eines Weltcups zu sein, macht schon ein bisschen stolz. Au-

ßerdem habe ich mich riesig gefreut, dass es ausgerechnet auf Sylt geklappt hat.

Das Publikum war der Wahnsinn.

Hast du jemals damit gerechnet, die mehrfache Weltmeisterin Daida Moreno

schlagen zu können?

Sagen wir so: Ich habe es mir erhofft und öfters ausgemalt. Ich wusste, dass ich

in Bedingungen, die mir liegen – druckvolle Wellen, sideshore – bei guter Per for-

mance vorne mitfahren kann, aber bislang hat es noch nie geklappt, da entweder

3,5er-Segel-Sprungbedingungen mit Miniwellen waren oder kein Wind. Auf Sylt

waren es zur Abwechslung mal reine Waveridingbedingungen, das kam mir ganz

klar zugute. An dieser Stelle muss ich allerdings auch sagen, dass Daida die

absolute Königin im Springen ist, so hoch werde ich wahrscheinlich nie springen.

Dennoch – die Bedingungen auf Sylt waren für alle gleich und man musste den

Fokus eben auf das Abreiten legen. Kopfhoher cleaner Swell, 5,0er-Segel und

Sideshore-Wind aus Süd. Es war per fekt.

In der Welle hast du innerhalb von drei Jahren zur Weltspitze aufgeschlossen.

Wie bist du so schnell so gut geworden?

Ich war immer auf dem Wasser. Ob bei gutem oder schlechtem Wetter, Sonnen-

schein oder Kälte. An jedem dieser Tage habe ich versucht, etwas Neues zu

lernen und nicht einfach so herumzusur fen. Das war früher mein Fehler. Ich habe

mir Ziele gesetzt und das hat sich ausgezahlt!

dass das Windsur fen auch in Deutschland wieder populärer wird. Bis vor

einer Weile las man kaum etwas von deutschen Sur fern in den Magazinen,

auch nicht in den deutschen Fachzeitschriften! Das hat sich aber durch die

Er folge geänder t und wirkt sich bestimmt auch positiv auf alle deutschen

Windsur fer aus. Jetzt müssen alle an einem Strang ziehen, damit es so

weitergeht.

Hast du in den letzten Monaten auch schon mal darüber nachgedacht, Profi zu

werden und dich voll und ganz auf das Windsurfen zu konzentrieren?

Gute Frage! Nach einem Er folg wie auf Sylt denkt man natürlich schon darüber

nach, was wäre wenn... Aber sobald man wieder zu Hause ist, holt einen mei-

stens die Realität zurück auf den Boden der Tatsachen. Man müsste nochmal

richtig viel Zeit, Energie und Geld investieren, um die komplette Tour mitzufah-

ren. Da ich aber nebenbei selbständig arbeite und darin meine Zukunft sehe,

kann ich nicht so ohne Weiteres alles stehen und liegen lassen. Ist zwar zwi-

schendurch ein bisschen schade, denn ich würde gerne noch mehr trainieren,

um ein paar Defi zite auszugleichen, aber man kann sich eben nicht vier teilen.

Ich freue mich dann auch, dass ich quasi als ambitionier te Ab-und-zu-World-

cupmitfahrerin, die bis auf ein paar Wochen Kapstadt an Nord-und Ostsee

sur ft, doch vorn mitfahren kann. Und das ist schön.

Was können wir in Zukunft von Steffi Wahl erwarten?

Es ist in der Tat alles möglich. Vielleicht fahre ich nächstes Jahr alle Wave-Events

mit, vielleicht konzentriere ich mich auch auf schöne Reisen in meiner freien Zeit.

Sicher ist auf jeden Fall, dass ich auf Sylt wieder dabei bin, da es nicht erst seit

diesem Jahr mein Lieblingsevent ist.

world cup sylt 2007world cup sylt 2007

Zuschauer, die auch im Regen noch am Strand stehen und mitfi ebern, gibt es sel-

ten irgendwo. Durch Sylt bekommt der Windsur fsport das Medieninteresse, das

er braucht, um wieder größer zu werden. Alle großen Sender haben von den Wett-

kämpfen berichtet und waren auch im Vor feld schon richtig aktiv.

Wie hat dir denn die Free-Magazin-Boxengasse gefallen?

Die Boxengasse ist eine super Idee und sollte auf jeden Fall nächstes Jahr

wieder da sein. Ehrlich gesagt, kann man es sich gar nicht mehr ohne die Bo-

xengasse vorstellen. Wo konnten die Zuschauer denn früher die neuen Bretter

und Segel anschauen? Die Boxengasse bringt dem Zuschauer den Spor t auf

jeden Fall viel näher.

Text: Thomas Wolf

© Fotos: www.hochzwei.net / Michael Kunkel

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colgate

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ASP World Champion 2007. Was bedeutet dir dieser Titel?

Der Titel ist etwas, von dem ich immer geträumt habe. Schon

als kleiner Junge habe ich versucht, mir vorzustellen, wie es

wohl sein würde, einmal der beste Sur fer der Welt zu sein.

Jetzt, nachdem ich die Weltmeisterschaft gewonnen habe,

habe ich allerdings immer noch keine Vorstellung davon. Ich

kann nicht wirklich erklären, was es mir bedeutet – weil es

mir einfach so viel bedeutet.

Die ganzen Jahre zuvor haben die Amerikaner die ASP domi-

niert. Kelly hat acht, Andy drei Weltmeisterschaften gewon-

nen. Könnte dein Sieg der Beginn einer neuen Ära sein?

Das hoffe ich. Es ist selten, dass zwei Athleten eine Sport-

ar t so dominieren wie Kelly und Andy das die letzten Jahre

beim Wellenreiten getan haben. Lange galten sie als unbe-

siegbar. Mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft habe ich

allen gezeigt, dass man sie besiegen kann.

Zwei Drittel aller Surfer auf der ASP World Tour kommen

aus Australien. Der letzte Weltmeisterschaftstitel von

Mark Occilupo liegt allerdings schon fast ein Jahrzehnt

zurück. Wie fühlt es sich an, der erste australische Welt-

meister seit 1999 zu sein?

Es ist überwältigend. Ich bin so unglaublich stolz, in die

Fußstapfen von Occy treten zu können und den Titel wieder

nach Australien zu holen.

Schon vor 2007 hast du diverse Weltmeisterschaften ge-

wonnen, die Pro Tour 2005 und 2006 als Dritter beendet.

Aber hast du dir jemals erträumt, Weltmeister zu werden?

Jeder in meinem Umfeld hat davon gesprochen und so war

es nicht gerade leicht, nicht darüber nachzudenken. Aller-

dings wollte ich keine Worte, sondern Taten sprechen lassen. Anstatt ständig In-

terviews zu geben, habe ich mich lieber auf meinen Job konzentriert. Ich verstehe

es, wenn Surfer wie Kelly oder Andy auch gerne in der Öffentlichkeit stehen, denn

schließlich ist es auch immer eine Art von PR und somit auch ein Teil ihres Jobs

– ich bin allerdings nicht der Typ dafür.

Was war denn dein persönliches Saisonhighlight?

Der Gewinn der Quicksilver Pro an der Gold Coast Australiens. Schließlich ist es

mein Zuhause, meine Welle. Ich lebe dort und gehe dort surfen. Meine Familie und

all meine Freunde waren da, um mich zu unterstützen. Außerdem war es der erste

Tourstop des Jahres und ich konnte gleich meine gute Form unter Beweis stellen.

2007 hast du außerdem noch die Hang Loose Santa Catarina Pro in Brasilien

und die Quiksilver Pro an der Südküste Frankreichs gewonnen. War die Variabi-

lität deine größte Stärke?

Ja. Nur wenn du variabel genug bist, kannst du konstant unter die ersten zehn bei

der Tour fahren. Es ist unrealistisch zu denken, dass man jeden der Tourstops

gewinnen kann, ein bis zwei Siege sollten aber schon dabei sein.

Was macht deiner Meinung nach sonst noch einen ASP World Champion aus?

Als Profi -Sur fer er folgreich zu sein, bedeutet hart zu arbeiten. Die meisten Men-

schen sehen immer nur den Er folg. Wettkampf bedeutet aber oft auch Niederlage.

Während einer Sportlerkarriere gibt es viele Höhen, aber mindestens genauso

viele Tiefen. Man muss lernen, damit umzugehen. Dieses Jahr hat einfach alles

gepasst. Ich war in einer guten physischen und einer guten psychischen Ver fas-

sung. Ich habe hart an mir gearbeitet und es hat sich letztendlich ausgezahlt.

Gibt es jemanden, dem du die Weltmeisterschaft verdankst?

Es gibt so viele Menschen, die diesen Er folg möglich gemacht haben. Die einen

mehr, die anderen weniger. Jetzt einen Einzigen hervorzuheben, würde den ande-

ren nicht gerecht werden. Obwohl – ich könnte sie alle als Australier zusammen-

fassen. Ich danke allen Australiern.Seit 1999 hat kein Australier mehr die Pro Tour gewonnen. Zu stark

war die Übermacht von Kelly Slater und Andy Irons. Obwohl knapp zwei

Drittel aller Pro-Surfer Australier sind, hat es keiner von ihnen auf den

ersten Platz geschafft. Mark Occilupo war der letzte, der die austra-

lische Ehre verteidigte. Taj Burrow, Joel Parkinson und nicht zuletzt

Mick Fanning waren nah dran. So beendete Mick die Saisons 2005 und

2006 auf dem dritten Platz. 2007 schien aber nun endlich das Jahr des

26-Jährigen gekommen zu sein. Mick dominierte die Pro Tour vom ersten

Event an und riss in Brasilien schließlich die Weltherrschaft an sich. Wir

sprachen mit dem „white lightning“ über die Welt des Surfens im Wandel.

welt

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Und unter ihnen bestimmt auch Joel Parkinson und Dean Morrison?

Ohne sie würde ich nicht hier stehen und dir dieses Interview geben. Joel und Dean haben mich

erst dazu gebracht, Wettkämpfe zu sur fen. Da sie immer besser waren als ich, wollte ich irgend-

wann besser sein als sie und das hat dieses Jahr zum ersten Mal geklappt. Sie sind zwei meiner

besten Freunde, auf dem Wasser aber zwei meiner stärksten Gegner.

Denkst du, dass die Weltmeisterschaft dein Leben verändern wird?

Ich musste in den letzten Wochen mehr Interviews geben als in meinem gesamten Leben zuvor und

ich weiß, dass da auch noch einiges auf mich zukommt. Ich denke aber nicht, dass dieses vermehr-

te Interesse an meiner Person dazu führt, dass ich mich als Person verändere. Schon in den Jahren

zuvor habe ich gelernt, mit dem Trubel umzugehen. Auch gebe ich mich nicht der Illusion hin, dass

der Gewinn der Weltmeisterschaft ewig währt. Ich weiß, dass ich weiter hart an mir arbeiten muss,

um auch die nächsten Jahre wieder ganz oben in der ASP zu stehen. Allerdings habe ich jetzt einen

entscheidenden Vorteil. Ich weiß, wie es geht.

die welt steht kopf

diestehtkopf

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e v e n t n e w s

Text: Thomas Wolf

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In der Surfszene Münchens hatte sich der O‘Neill Eisbach Jam herumgesprochen

wie ein Lauffeuer. Teilnamevorraussetzung allerdings war die Einladung der lokalen

Heroes. Gerade einmal 15 der heiß begehrten Startplätze gab es zu ergattern …

und die waren schnell an die besten Riversurfer Deutschlands, Österreichs und der

Schweiz vergeben.

Da es sich bei dem O‘Neill Sur f ’n Destroy Jam nur um eine halblegale Veran-

staltung handelte, wurden guerillamäßig nur schnell eine gepolster te Plattform,

eine Rail und sieben Kisten Augustiner im Eisbach installier t und dann in der

Dämmerung die Heats gestartet. Das mitgebrachte Dieselaggregat sorgte für aus-

reichend Scheinwer ferlicht.

Nach einer lockeren Aufwärmrunde ging es schon in den ersten Heats richtig zur

Sache. Da die Surfer sich untereinander kannten, judgten sie sich gegenseitig. Ange-

feuert von den über 600 Zuschauern, die die Welle am Eisbach im Laufe des Abends

besuchten, zeigten sie ein Feuerwerk an Moves: Airs und Bails, stylische Turns im

echten Surfstyle, Floater, gesprungene 360s, Supermangrabs, Switchmoves, Rail-

slides und fette Sprays.

Zu den Meistern der Flusswelle Münchens avancierten Flori Kummer mit dem Best

Trick und Gerry Schlegel mit dem Best Run. Die offi ziellen Sieger wurde jedoch nicht

gekürt, da man zuvor beschlossen hatte, das gesamte Preisgeld in Getränke auf der

Après-Surf-Party im gegenüberliegenden Ed Moses zu investieren. Und so endete der

O‘Neill Surf ’n Destroy Abend in einem feucht-fröhlichen Drink ’n Destroy Jam.

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© Fotos: monkey-surf.com/fl ohagena

Text: Flo Hagena

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LEBENSWERK

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Drei Jahre war das Filmteam um Jace Panebianco und John Decesare unterwegs, um die Aufnahmen für „The

Windsurfing Movie“ in den Kasten zu bekommen. Der Film erzählt die Geschichte des Windsurfens. Entscheidender aber ist, dass er selbst

eine Geschichte hat. Wir sprachen mit dem Produzenten Jace Panebianco und dem Hauptdarsteller Josh Angulo über ihr Lebenswerk.

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Die Dreharbeiten zu „The Windsurfi ng Movie“ haben über drei Jahre gedauert.

War das von Anfang an so geplant?

Jace Panebianco: Am Anfang hatten wir keine Ahnung, worauf wir uns da einge-

lassen hatten. Die ganze Produktion war wie ein Schneeball, der an einem langen

Hang ins Rollen kommt. Es hat frisch geschneit, der Schnee ist pappig und der

Schneeball wird größer, größer und größer.

Mal abgesehen von dem zeitlichen Aufwand, was an den Dreharbeiten war denn noch

anders als bei anderen Produktionen?

Josh Angulo: Die Menschen. Ich habe in meiner Karriere oft mit Medien zu-

sammengearbeitet – mit jeder Art von Journalisten –, auch denen, die es nicht

verdient haben, dass man mit ihnen zusammenarbeitet. Ob freundlich oder arro-

gant, ich habe immer meinen Job gemacht, Interviews gegeben und in die Kame-

ra gewunken. Die Dreharbeiten zu „The Windsurfi ng Movie“ aber waren anders.

Es war nicht mein Job.

Was genau hat denn den Unterschied gemacht?

Josh Angulo: Die Offenheit und das Vertrauen. Beim Dreh zu „The Windsurfi ng

Movie“ war jeder er selbst. Keiner hat gesagt: Mach dies, mach das. Kannst du

das Mädchen da in den Arm nehmen, dich nochmal kurz so freuen wie in dem Mo-

ment, als du Weltmeister geworden bist? Die Atmosphäre war eine ganz andere.

Habt du, Jace und Johnny euch eigentlich erst durch die Dreharbeiten richtig

kennengelernt?

Josh Angulo: Nein. Die beiden Chaoten kenne ich schon seit Jahren. Sie

gehören zu den Boyz – und wenn ich sage Boyz, dann meine ich damit mehr

als nur Freunde. Wir können uns in die Augen sehen … okay, Johnny nicht.

Text: Thomas Wolf

© Foto: Naish.com

© Foto: Naish.com

© Foto: JD Photofairy

© Foto: Naish.com

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Der ist zu klein. Wir haben die gleiche Persönlichkeit, die gleichen Charakterei-

genschaften. In „The Windsurfi ng Movie“ spreche ich mit ihnen und nicht mit der

Kamera. Ich lache, weil ich lachen muss. Und genau das kommt auch in dem Film

rüber. Es ist natürlicher als alles andere, was es jemals gab.

Aber zehren so lange Dreharbeiten nicht manchmal auch an den Nerven?

Josh Angulo: Manche Sequenzen mussten wir immer und immer wieder drehen.

Wirklich was ausgemacht hat mir das allerdings nicht. Wenn Jace oder Johnny

mir gesagt haben, dass sie den Backloop einfach nicht draufbekommen konnten,

dann habe ich ihnen das geglaubt. Weil sie nicht nur sehr professionelle Kame-

ramänner sind, sondern eben auch gute Freunde.

War Freundschaft auch das Hauptkriterium bei der Nominierung der Hauptdarsteller?

Jace Panebianco: Nein. Unser Freundeskreis ist schon noch ein bisschen größer.

Darum war es ja auch so hart, eine Grenze zu ziehen. Aber wir wollten einen Film

mit Tiefgang, der auf die Charaktere eingeht. Mit mehr als sechs Protagonisten

wäre das unmöglich gewesen.

Josh Angulo: Auch ich selbst wäre nicht Teil dieses Projekts gewesen, wenn ich

nicht die Weltmeisterschaften auf den Cap Verden gewonnen hätte.

Habt ihr euch also spontan für die Windsurfer entschieden?

Jace Panebianco: Das nun auch wieder nicht. Johnny und ich haben uns lange

überlegt, welche Windsur fer wir ansprechen wollen. Die Geschichten von Josh

Angulo, Robby Naish, Jason Polakow, Levi Siver, Kai Lenny und Baptiste Gossein

fanden wir einfach am beeindruckendsten. Außerdem überschneiden sie sich

an so vielen Stellen. Zum Beispiel die von Robby und Kai.

Es ist die Geschichte von dem Lehrer und seinem Schüler.

Der eine repräsentiert die Vergangenheit, der andere die

Zukunft des Windsurfens.

Und welche Geschichte hat dir, Jace, persönlich am be-

sten gefallen?

Jace Panebianco: Joshs Geschichte. Man hätte dazu kein bes-

seres Skript schreiben können. Auf den Cap Verden erlebten

wir einen der besten Windsurfevents aller Zeiten, wenn nicht

sogar den besten. Und am Ende war es Josh selbst, der in

seinem Heimatland die Weltmeisterschaft gewinnen konnte.

Bilder wie diese machen meiner Meinung nach auch den Un-

terschied. „The Windsurfi ng Movie“ hat eine Geschichte und

das ist nicht nur die von Josh.

Und was hältst du von dem Streifen, Josh?

Josh Angulo: Für mich gibt es kein vergleichbares Video. Kei-

nes das „The Windsurfi ng Movie“ auch nur nahe kommt. Und

ich sehe das Ganze von einem anderen Standpunkt. Ich war

nicht an der Produktion beteiligt. Es steckt kein Geld von mir

in diesem Film und ich werde auch nichts an ihm verdienen.

Das Einzige, was ich zu dem Film beigesteuert habe, waren

ein paar Windsurfsequenzen. Alles, was ich gemacht habe,

war zu windsurfen. Ich kann nur sagen, dass ich jedes Mal

wieder beeindruckt bin, wenn ich den Film sehe. In ihm steckt

so viel Herz, so viel Leidenschaft, so viel Windsurfen.

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photographyDer „Club of the Waves“ vereint Menschen aus aller Welt, die sich für das Surfen und die

Kunst interessieren. Ins Leben gerufen wurde er vor einem Jahr von Andrew Couldwell.

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„Die Idee zu dem Projekt entstand 2004. Als Grafi ker und Produktdesigner habe ich mich schon immer von der Kunst im Web

inspirieren lassen. Eine Seite, die das Surfen und die Kunst vereinte, gab es allerdings nicht. Da mein Interesse schon immer

der Kunst, dem Surfen und dem Design galt, beschloss ich, diese drei Interessen einfach miteinander zu verbinden.

Es war vorerst nur ein Gekritzel in einem Skizzenbuch, verwandelte sich aber ziemlich schnell in ein einjähriges Universitäts-

projekt. Monatelang forschte ich in der Geschichte des Sur fens und beschäftigte mich mit seiner Kultur. Die Dissertation

trug den bedeutenden Namen „Widerstand durch Stil: Eine Online Subkultur“.

Alle zusammengetragenen Informationen verwendete ich dann, um eine Online -Community für Sur fer und Künstler aufzubau-

en. Im April 2006 ging die Seite erstmals online.

Seitdem ist der „Club of the Waves“ für mich zu einer Obsession geworden. Ich bin permanent damit beschäftigt,

den Auftritt zu verbessern und auszubauen. Mein Ziel ist es, Menschen, die sich für das Sur fen und deren Kunst

interessieren, ein Forum zu bieten. Künstler und Fotografen können sich hier über ihre Impressionen, Gedanken und

Ideen austauschen, aber auch Laien sind willkommen. Auf der Website kann man alles zur Geschichte und Kultur des

Sur fens lernen und die fantastischen Arbeiten von Sur fkünstlern und Fotografen der ganzen Welt bewundern.“

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Ryan Tatar • San Diego, California, [email protected] • www.ryantatar.com

Text: Thomas Wolf

Page 14: Free-Magazin 34

Das Kunsthandwerk der Tätowierung erlebt eine Renaissance. Vor wenigen Jahrzehnten

noch galten die Farbpigmente in der Haut ausschließlich als Provokation und Protest.

Mittlerweile aber sind sie von professioneller Hand gestochen, ein Ausdruck von Individu-

alität. Die Akzeptanz von Tätowierung als Körperkunst ist integriert in die Welt der Mode

und des Zeitgeistes zwischen Körperbewusstsein und Körperkult.

Bela ist ein provokanter Typ – nackt jedenfalls. Seine Arme sind von oben bis unten zutäto-

wiert und auch der Rest seines Körpers sieht nicht gerade unberührt aus. Den Rücken von

Freundin Anne ziert ein Koi in Lebensgröße.

Auch wenn Tattoos in dieser Größendimension nur selten zu sehen sind, sind sie längst keine

subkulturelle Randerscheinung mehr. 30 Prozent der Männer und 20 Prozent der Frauen zwi-

schen 15 und 25 Jahren in Deutschland haben Tätowierungen. Insbesondere in der jüngeren

Generation ist der Körperkult in den letzten Jahrzehnten zu einer Alltäglichkeit geworden.

Die Tätowierung hat kein subversives, sondern ein massenkonformes Potential. „Es ist

eine schön anzusehende, harmlose Normalität“, sagt Anne, Mitinhaberin von Chili Tattoo in

Tarifa. „Die Menschen, die wir tätowieren, sind größtenteils jung und attraktiv. Die Farbe auf

ihren Körpern wirkt ästhetisch.“ Der Gegensatz zu Ankerherzen auf den Armen von Seebären

und Hakenkreuzen auf den Glatzen von Knastbrüdern jedenfalls könnte kaum größer sein.

Die früher so anrüchigen Körperverzierungen sind gesellschaftsfähig geworden. „Es sind Men-

schen wie du und ich, von der Grundschullehrerin bis hin zum Bankkaufmann, die sich tätowieren

lassen“, hat Bela, der inzwischen schon seit über zehn Jahren seinen

Beruf ausübt, die Erfahrung gelehrt. „Als Motiv für ihre Tattoos geben

die meisten der ‚Portraitierten’ ihre Individualität an.“ Groß ist die

Sehnsucht nach einer eigenen Identität in Zeiten der schnelllebigen

Massenkultur. Der Entschluss, den eigenen Körper für die Ewigkeit zu

markieren, ist oft auch ein Akt der Selbstbestätigung.

„Viele derjenigen, die sich tätowieren lassen, bezeichnen sich

selbst als individuell und ein bisschen rebellisch“, sagt Bela. „Da-

durch wirkt die Typologie der Tätowierten auf den ersten Blick auch

ziemlich übersichtlich. Allerdings gibt es auch Kunden, die für echte

Aha-Erlebnisse sorgen. Bankangestellte, die, wenn sie sich auszie-

hen, vom schicken Anzugträger zum Szenetyp mit einem Ganzkör-

pertattoo werden.“ Die komplette Verwandlung verdeutlicht, wie

Modifi zierungen nicht nur die Haut, sondern den ganzen Menschen

verändern können.

Nach Meinung der beiden Tätowierer jedenfalls spiegelt die Popularität

der Körperverzierungen einen Trend zum Rückzug in den eigenen Körper

wider. Wo früher die Individualität durch materielle Güter oder Kleidung

ausgedrückt wurde, spielt heute das eigene Fleisch eine immer größere

Rolle. „Die Hülle reicht vielen nicht mehr aus, um ihr Inneres auszudrü-

cken“, sagt Anne. „Tätowierungen aber sind ein Teil ihrer Selbst.“

Auf den zweiten Blick

Original-Bildanfrage des Chefredakteurs Thomas Wolf an die Tattookünstler.

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Text: Thomas Wolf © Fotos: [email protected]

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Frank Errickson New Jersey, [email protected] www.surfartstudios.com

Heather Brown Haleiwa, Oahu, Hawaii [email protected]

Meegan Feori San Diego, California, USA

[email protected] www.meeganfeori.com

Scott Christensen • Redland Bay, Queensland, Australia [email protected] • www.scottchristensen.com.au

Michael Lorenzini • Miyazaki, Japan [email protected] • www.lorenziniart.com

Daggi Wallace • Dallas, Texas, USA [email protected] • www.daggistudio.com

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© Foto: Andy McFarland • amaginations.com • Model: Jenniver

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Ruben Lenten haut über der aufgewühlten See einen gewaltigen Kiteloop Handlepass raus,

in der nächsten Szene nickt ein Leguan am Hotelpool dazu bestätigend den Kopf. Die Filme

von Dave Lute sprechen eine eigene Sprache. Aufwendig produziert und dennoch kostenlos

im Internet abrufbar, haben sie die mediale Darstellung des Kitesurfens revolutioniert. Wir

sprachen mit dem Hauptdarsteller und dem Regisseur über den Erfolg von kitecinema.com.

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Text: Thomas Wolf

© Foto: www.kiteshots.nl / Sebastiaan Hoogeboom

www.welt weiter wahnsinn.

© Foto: Richard Hallman

© Foto: Richard Hallman

„Kitecinema.com hat eine Präsenz, die es durch Datenträger wie DVDs nie erreichen würde“,

sagt Dave. „Sofern ein Breitbandanschluss vorhanden ist, können die Inhalte zeitunabhän-

gig und überall auf der Welt über den Computer abgerufen werden.“ In der vir tuellen

Videothek kitecinema.com fi nden sich über 100 Filme zum Kiten, aus denen der Zuschauer

sich sein Programm selbst zusammenstellen kann. Neben der ständigen Erreichbarkeit und

Interaktivität hat das ITV aber noch einen anderen großen Vorteil. Dave hat, was das Drehbuch

betrifft, absolute Entscheidungsfreiheit. „Ich bin frei, alles zu tun und zu lassen, was ich will

– bin an keine Verträge und somit an keine Aufl agen gebunden.“

Zusammen mit dem Kiteboard-Pro Ruben Lenten hat der gelernte Grafi kdesigner so ein

Format entwickelt, das einzigartig ist. „Die einzige Aufgabe von kitecinema.com ist die Kite-

sur fcommunity auf dem Laufenden halten“, sagt Ruben. „Es zeigt ihr, was alles möglich ist

und vielleicht in Zukunft noch möglich sein wird.“ Weder er noch Dave haben ein kommerzielles

Interesse an der Seite und darum kommt sie auch so gut bei den Usern an.

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© Foto: Richard Hallman

© Foto: Richard Hallman

© Foto: www.kiteshots.nl / Sebastiaan Hoogeboom

Ein weiterer Grund für den Erfolg von kitecinema.com ist mit Sicherheit aber

auch die unnachahmliche Aufbereitung des Ton- und Bildmaterials. Die einzelnen

Einstellungen verschmelzen in Filmen wie „The Western Shore“ zu einer fi lmi-

schen Kontinuität die ihresgleichen sucht. „Es muss außergewöhnlich und beein-

druckend aussehen“, sagt Dave. „Manchmal passt einfach alles zusammen.

Das Licht, der Wind, die Wellen – und so entstehen dann wirklich epische Filme,

mit atemberaubender Action.“

„Natürlich ist es mit Ruben leichter, genau die Aufnahmen in den Kasten zu

kriegen, bei denen der Betrachter nachher sagt: WOW“, ist sich Dave der Aus-

strahlung seines Hauptdarstellers bewusst. „Ich kenne keinen anderen Kitesurfer,

der so aggressiv fährt wie er. Der Junge hat einfach Eier aus Stahl.“

Umgekehrt hält Ruben genauso große Stücke auf seinen Kameramann: „Keiner

kennt sich mit der Physik des Kitesur fens so gut aus wie er. Das liegt vor allen

Dingen daran, dass er selbst kitet. Er weiß, worauf es beim Drehen ankommt,

versteht, wie ich kite, und kann dies auch in seinen Filmen umsetzen.“

Zusammen haben die beiden das Potenzial des ITVs erkannt und es genutzt, um

das avantgardistische Image des Kitesur fens zu kommunizieren. Die Kitesur f-

Community wächst und wächst und es gibt immer mehr Menschen, die sich für

Formate wie kitecinema.com und somit auch für das Kitesur fen interessieren.

Ohne Onlineauftritte wie den von Dave und Ruben wäre das Kitesur fen nicht

das, was es heute ist. Welt weiter Wahnsinn.

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42 w r i t t e n a r t

sich mehr als 20 Meter hoch. Hoffentlich halten die Pumpen durch. Mühsam muss ich immer wieder beidrehen

lassen, wenn die Svea Pacifi c von den Wellen abgedrängt wird. Der Rudergänger klammert sich ans Steuer, das an

das eines Flugzeugs erinnert; für alle an Bord ist es anstrengend, sich die ganze Zeit irgendwo festzuhalten, um

nicht quer durch den Raum geschleudert zu werden. 15.45 Uhr. Wir empfangen ein S.O.S. Ein Frachter in Seenot,

ein 9000-Tonnen-Schiff, mehr als doppelt so groß wie die Svea Pacifi c. Eine Welle hat die Brücke eingeschlagen.

Nach dem Seerecht ist jedes Schiff dazu verpfl ichtet, sofort zu reagieren. Es sei denn, man ist gerade mit dem

eigenen Überleben beschäftigt. Niemand antwor tet auf das Mayday, und auch wir können nicht helfen.

30. Oktober, 16.03 Uhr. Ich erinnere mich genau an die Uhrzeit. Chief Thode erscheint auf der Brücke, sein

Gesicht ist fahl, glänzt vor Schweiß. Er fl üstert: „Kapitän, die Rudermaschine verlier t Öl. Viel Öl. Wir müssen stop-

pen.“ „Stoppen? Dann saufen wir ab!“, rufe ich. „Die Maschine läuft schon heiß. Ich muss auf die Reservemaschi-

ne umschalten.“ „Wie lange dauert das?“ „Etwa zehn Minuten.“ Zehn Minuten sollen wir also manövrierunfähig

sein, hilfl os im schlimmsten Sturm seit Beginn der Wetteraufzeichnung, mitten auf dem Nordatlantik. Wenn die

Svea Pacifi c quer zur See treibt, sind wir der vollen Kraft der brechenden Wellen ausgesetzt. Selbst Supertanker

geraten in einer solchen Situation in ernste Schwierigkeiten. Ein Teil des Decks oder die Luken werden aufgeschla-

gen, das Schiff läuft in kürzester Zeit voll. Aber welche Wahl haben wir noch? „Okay Chief, versuchen Sie es.“ Er

nickt und eilt zum Maschinenraum. Was nun folgt, sind die längsten Minuten meines Lebens. Angst? Empfi nde ich

nicht, ganz ehrlich nicht. Ich will jetzt nicht angeberisch klingen, aber Angst hatte ich noch nie in meinem Leben.

Das muss ein Genfehler sein. Ich saß zum Beispiel mal in einer Boeing 747 auf dem Weg von Addis Abeba nach

Rom, als das Flugzeug stark an Höhe verlor, als stürze es ab. Panik brach aus, nur der Erste Offi zier der damaligen

Reise, der neben mir saß, blieb auch ganz ruhig. Wir haben uns angesehen und schnell eine Flasche Chivas Regal

geöffnet, aus dem Duty Free. Während alle um uns herum weinten und schrieen, leerten wir die Flasche mit groß-

en Schlucken.Die Minuten vergehen so langsam, als sei die Zeit verklebt. Ich denke an nichts, mein Hirn ist wie

abgeschaltet, ich starre nur hinaus und beobachte, was der Sturm mit uns treibt. Ganz langsam schiebt sich die

Svea Pacifi c quer zur See. Ich überlege kurz, meine Frau Siggi ein letztes Mal über das Satellitentelefon anzurufen,

aber ich lasse es sein. Sofern ich überhaupt eine Verbindung bekomme, wird sie mein Anruf nur beunruhigen, ach

was: Er wird sie verrückt machen vor Angst. Ich melde mich von unterwegs sowieso nur ganz selten, immer dann,

wenn wir einen Hafen angelaufen haben. Zuletzt habe ich sie aus Texas angerufen. Ich schreibe lieber lange Briefe,

aber wo genau ich bin, soll sie nicht wissen. Ich will nicht, dass sie sich unnötig Sorgen macht. Immer weiter dreht

das Schiff zur See. Ein gewaltiger Wasserberg kracht aufs Deck, das Schiff erzittert. Kein Schaden. Aber wie lange

geht das noch gut? Da erscheint Chief Thode wieder auf der Brücke, er ist außer Atem, aber er strahlt, er schreit

vor Glück: „Kapitän, Rudermaschine läuft!“ „Okay“, erwidere ich, „da haben wir ja Glück.“ Wir sind gerettet, fürs

Erste. Aber mehr Gefühl erlaube ich mir nicht, man muss ja sein Gesicht wahren. Das ist eben meine Art, ich tanze

nicht herum vor Freude, egal, wie froh ich bin. Es dauert einige Minuten, bis der Bug der Svea Pacifi c wieder genau

in die See zeigt, und nun wagen der Chief und ich etwas, das uns sonst niemals einfallen würde: Wir genehmigen

uns einen großen Schluck Scotch, Johnny Walker, Black Label. Nie wieder hat mir ein Drink so gut geschmeckt wie

in diesem Augenblick. Nach einigen Stunden ebbt der Sturm auf Stärke acht ab, was noch immer kein Vergnügen

ist, aber nach dem, was wir hinter uns haben, erscheint es fast harmlos. Meine Sorgen gelten den Pumpen, die

den Wassereinbruch in den Ballasttanks konstant halten müssen, doch sie laufen weiterhin tadellos.

8. November, kurz nach 23 Uhr. Wir erreichen in stürmischer See die Schleuse von Birkenhead bei Liverpool.

Kurz vor Mitternacht machen wir am Victoria dock fest. Ich gehe über die Gangway und untersuche die Svea Paci-

fi c mit dem Handscheinwer fer. Der Orkan hat die Farbe vom Schiff geschlagen, an vielen Stellen sieht man den

nackten Stahl. Wir müssen selbst im Hafen die Pumpen weiterlaufen lassen, so groß ist der Riss unterhalb der

Wasserlinie. Was alles geschehen ist, kann ich erst viel später verarbeiten. Mich erwartet der übliche Stress, der

jedem Kapitän bevorsteht, wenn sein Schiff in einen Hafen einläuft. Erst kommt die Immigration, dann der Zoll,

dann die Hafenbehörde, dann das Gesundheitsamt. Zusätzlich erhalten wir Besuch von der Versicherung, weil die

Ladung Seewasser abbekommen hat. Sie ist nur noch als Schrott von Wert: Die T-Träger dür fen nun nicht mehr im

Bau eingesetzt werden, weil das Salzwasser sie rosten lässt. Das wird später noch Ärger geben, ganz klar. Aber in

diesem Moment ist es mir ganz egal.

Wir haben überlebt.

41° 08’ N ++ 57° 49’ W ++ im Auge von Hurrikan „Grace“ ++ Nordatlantik ++ „MS Svea Pacifi c“ ++ 30. Oktober 1991

Die „Svea Pacifi c“ gerät in den Hurrikan „Grace“. Mitten im Auge des schlimmsten Sturms seit Beginn der Wet-

teraufzeichnungen fällt die Ruderanlage des Frachters aus. 20 Meter hohe Wellen rollen auf das Schiff zu. Kapitän

Emil Feith berichtet über die längsten Minuten seines Lebens. Wer so lange zur See gefahren ist wie ich, erkennt

einen Sturm an seinem Klang. Bis neun Beaufor t ist es ein Brüllen, ab elf Beaufor t ein Stöhnen. Je stärker ein

Sturm, desto tiefer seine Stimme, das ist die Regel. Was ich jetzt auf der Brücke der Svea Pacifi c höre, macht mir

Sorgen. Von draußen dringt ein schwingender Ton herein, ein dumpfes Brummen, wie von einer gewaltigen Orgel.

Der Nordatlantik ist so aufgepeitscht, dass man vor der Scheibe nur noch eine graue Wand sieht. Gewaltige Bre-

cher krachen aufs Deck, das Schiff erzittert unter jedem Schlag, arbeitet schwer in seinen Verbänden. Der Stahl

schreit regelrecht, wie ich es noch nie in meinem Leben gehör t habe.

Manche Wellen sind 20 Meter hoch, sie heben und senken die Svea Pacifi c, einen Massengutfrachter von 2509

Bruttoregistertonnen, 88 Meter lang, 15,5 Meter breit, wie ein Spielzeug. „Herr Kapitän, gehen Sie bitte schnell in

den Salon“, ruft der Erste Offi zier, der gerade auf die Brücke kommt. Ich über trage ihm das Kommando und nehme

die Treppe. Der Salon liegt ein Deck tiefer, darin ein Konferenztisch, Metallstühle, die in den Boden geschraubt

sind, ein Fernseher, die Wände sind mit braunem Resopal getäfelt. Vor den Fenstern hat sich die Mannschaft ver-

sammelt und starrt hinaus, obwohl es nichts zu sehen gibt. 13 Mann, alle stammen von den Philippinen. Sie tragen

Rettungswesten. Ihre Gesichter sind bleich vor Angst, einige wirken abwesend, wie betäubt. Der Zweite Offi zier, er

heißt Garcia, zeigt keine Reaktion, als ich ihm meine rechte Hand auf die Schulter lege. Sie fürchten um ihr Leben,

und damit liegen sie nicht einmal falsch. Ich bin auch nicht sicher, ob wir die nächsten Stunden überleben werden.

Da fällt mir eine Kassette ein, die mir meine Frau Siggi mitgegeben hat: Country-Musik, die höre ich so gerne, John-

ny Cash. Ich drehe die Musik so laut auf, wie es nur geht. Johnny Cash singt: How high’s the water, mama? / Two

feet high and risin’ / How high’s the water, papa? / Two feet high and risin’. Ich pfeife dazu die Melodie, als liefen

wir an einem Sommertag durch ruhige See und nicht mitten durch die Vereinigung eines furchtbaren Tiefdruckge-

biets mit dem Hurrikan Grace – eine Konstellation, die manche Meteorologen später „Monsterorkan“ oder „Jahrhun-

dertsturm“ nennen werden. Sogar Hollywood hat einen Film darüber gedreht, Der Sturm mit George Clooney in der

Hauptrolle; sehr realistisch übrigens, ich habe mir das auf Video angesehen. „Ach was, Männer, stellt euch nicht

so an“, brumme ich und versuche, so gleichgültig wie möglich zu klingen, „ihr müsst erst mal im Winter durch die

Biskaya fahren, da habt ihr jeden Tag so ein Wetter!“ In dem Moment kommt der Erste Ingenieur Thode herein – ohne

Rettungsweste, wie ich erleichtert feststelle – und nickt mir zu. Er fragt auf Deutsch: „Käpten, mal ehrlich, meinen

Sie, dass wir es schaffen?“ Chief Thode ist groß und stämmig gebaut, mit einem dichten Vollbart im Gesicht, er

sieht aus wie der kleine Bruder eines Grizzlybären. Er fragt und grinst dabei, als habe er gerade einen schmutzigen

Witz erzählt, denn die Mannschaft dar f bloß nichts mitbekommen. Eine Panik ist das Letzte, was wir jetzt gebrau-

chen können. Ich lächle zurück: „Chief, sieht nicht gut aus.“ Thode dankt, dann sagt er auf Englisch zur Crew: „Der

Kapitän hat recht, in der Biskaya ist es noch schlimmer.“ Dann grinsen wir beide um die Wette. In Hollywood hätte

das Clooney auch nicht besser hingekriegt. Als Kapitän muss man manchmal Schauspieler sein, das gehört zum

Beruf. Meine wahren Gefühle dar f ich nicht zeigen: Ungewissheit, Zweifel, davon soll keiner etwas merken. Um es

ganz klar zu sagen: Ich glaube von Minute zu Minute weniger daran, dass wir diesen Sturm überstehen.

Seit dem 19. Oktober 1991 sind wir nun auf See, ausgelaufen von Houston in Texas, mit 3393 Tonnen Baustahl

an Bord. T-Träger für Liverpool, ein Hochhaus soll damit gebaut werden. Bis hinauf zur Lukenabdeckung sind die

Laderäume gestaut, zum Glück. Denn egal, wie stark sich das Schif f auf die Seite legt, die Ladung kann nicht kip-

pen, nicht „übergehen“, wie man in der Seefahrersprache sagt. Nach einer Woche erreicht uns die Nachricht, dass sich

der Hurrikan Grace hinter uns mit hoher Geschwindigkeit nähert. Mit voller Kraft laufen wir vor ihm her, verfolgt von seinen

Wellen, als unser Funker am Morgen des 27. Oktobers noch ein gewaltiges Sturmtief meldet. Es vergrößert sich nahe Neu-

fundland und bewegt sich mit 33 Knoten nach Südwesten. Den Berechnungen nach würde es zwar unseren Kurs kreuzen,

aber ein ganzes Stück vor uns durchziehen. 28. Oktober, 6 Uhr. Alles anders, als Wetterbericht und Berechnungen

versprochen hatten. Das Sturmtief nähert sich viel langsamer, mit einer Geschwindigkeit von nur noch fünf Knoten

in der Stunde. Eine erschreckende Nachricht: Wir laufen also mitten hinein in den gewaltigen Sturm. Mein ganzes

Leben fahre ich zur See, seit 1952, da war ich 16. Als Kapitän habe ich Schif fe jeder Größe befehligt. Vor Monrovia

wurde mein Frachter einmal von Piraten über fallen, in Madagaskar gerieten wir mitten in eine Revolution; im Hafen

von Lagos habe ich mehrere Leichen vorbeitreiben sehen. Einmal hat mich ein Taifun erwischt, Kurs Honolulu, und

zwar so heftig, dass sich die chinesische Mannschaft vor Panik in ihren Kabinen einschloss. 24 Stunden bevor

die Taifun-Warnung der Wetterberatung eintraf, hatte ich aus einem komischen Gefühl heraus den Kurs um 180

Grad geändert. In der modernen Seefahrt werden die Schiffe – ähnlich wie Flugzeuge in der Luftüberwachung – von

Seewetterämtern über die Meere gelotst, die Reedereien geben dafür viel Geld aus. In unserem Fall aber kam

die Warnung viel zu spät, und ohne den radikalen Kurswechsel wären wir verloren gewesen. Mich kann so schnell

nichts beunruhigen, aber als ich den Wetterbericht studiere, zieht es mir den Magen zusammen.

28. Oktober, 14 Uhr. Der Sturm schickt seine ersten Boten, die Dünung nimmt stetig zu. Unser Schif f beginnt

stark zu rollen, 20 Grad nach Backbord, 20 Grad nach Steuerbord. Die Svea Pacifi c ist ein solides Schiff, das alles

laden kann: Erz, Stahl, Container. Aber sie ist Baujahr 1980, was für einen Bulkcarrier, der stark beansprucht wird,

ziemlich alt ist. Obendrein ist sie reif für die Werft; die Luken sind nicht mehr ganz dicht. Ich gebe Anweisungen,

das Schiff für den Sturm klarzumachen. Alle Bullaugen werden geschlossen, was noch an Deck, in der Küche oder

der Messe herumliegt, wird verstaut. Der Maschinenraum wird abgeschlossen; ab sofor t dar f ihn nur noch der

Chief betreten. Man nennt das „wachfreien Betrieb“, die Maschine wird dann von

der Brücke aus gefahren. Am Abend brist der Wind aus südwestlicher Richtung auf,

Windstärke acht, zunehmend. Die Wellen sind bereits an die acht Meter hoch. Ich

lasse die Deckbeleuchtung einschalten und die ganze Nacht brennen, um im Scha-

densfall sofort reagieren zu können.

29. Oktober, 12 Uhr. Schwerer Sturm, mindestens 11 Beaufort. Das Barometer fällt

weiter, unter 1000 Millibar, was bedeutet, dass der Orkan an Stärke weiter zuneh-

men wird. Schwere Brecher schlagen von steuerbord über das Deck und die Luken,

ich muss den bisherigen Kurs aufgeben und beidrehen. Wir laufen jetzt frontal gegen

die Wellen, mit einer Geschwindigkeit, die so weit reduziert ist, dass die Svea Pacifi c

gerade noch steuerfähig bleibt: Man legt sich mit dem Bug in den Wind und bietet

möglichst wenig Angriffsfl äche, wie ein Pfeil. Den Sturm „abreiten“ nennt man das.

Am Nachmittag messen wir Orkanstärke 12, nun ist es, als fahre man durch einen

Suppenkessel. Die Wellen kommen in merkwürdig kurzen Abständen; je kürzer die

Periode ist, desto größer auch die Wahrscheinlichkeit, dass sie brechen. Sie prügeln

auf uns ein wie Fäuste aus Wasser. Der Ozean spielt mit uns, wir ft uns hin und her,

so geht das in den Abend und weiter, die ganze Nacht. Jeder, der nicht auf der Brücke

seinen Dienst verrichtet, hält sich in diesen Stunden irgendwo fest; man versucht,

sich gegenseitig Mut zu machen. Es ist auch ein Nervenspiel. Normale Mahlzeiten

werden nicht mehr eingenommen, der Smutje öffnet ein paar Konservendosen, Fisch,

Ananas, Corned Beef, solche Sachen. Als Kapitän ist man sowieso die ganze Zeit auf

der Brücke. Ich trinke Kaffee, kannenweise Kaffee, und knabbere einen Schokola-

denriegel nach dem anderen, das gibt Energie und beruhigt die Nerven.

30. Oktober, gegen 11 Uhr. Position 41˚ Nord und 57˚ West. Das Barometer ist

auf 985 Millibar gefallen, seit Stunden Windstärke 12, weiter zunehmend. Ich frage

mich, wie lange die Svea Pacifi c das noch aushält, denn durch die Stahl ladung ist

das Schiff „steif“, was bedeutet, dass sich die Stahlhülle nicht ver formen kann.

Eigentlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis Risse entstehen. Ich denke gerade

wieder darüber nach, da bemerke ich, dass wir deutlich Schlagseite nach backbord

haben. Ein Riss? Oder ein Leck? In jedem Fall ein Albtraum, und der Erste Offi zier

Monongson und Bootsmann Quiros machen sich bereit, an Deck zu prüfen, wie

viel Wasser sich schon im Inneren der Svea Pacifi c gesammelt hat. Monongson ist

mein Stellver treter, Quiros das ranghöchste Mitglied der Mannschaft, deshalb fällt

die Wahl auf die beiden. Sie seilen sich für ihre Expedition nach draußen an. Für

die Peilung müssen sie einen Stab, der mit Kreide überzogen ist, durch Rohre in

die Ballasttanks zwischen Bordwand und Laderäumen hinablassen. Die Tanks sind

dafür konzipier t, dass man sie je nach Ladung fl uten kann, um das Gewicht auszu-

gleichen; die Svea Pacifi c ver fügt also über zwei Hüllen. Das Schiff rollt so stark,

dass es beinahe unmöglich ist, Halt zu fi nden; eine Welle kann die Männer jeden

Moment er fassen, sie an der Reling erschlagen oder gegen einen Aufbau schmet-

tern. Die Sicht: gleich Null. Wind und Gischt nehmen einem den Atem. Jemanden

bei diesem Wetter an Deck zu wissen, ist so ziemlich das Schlimmste, was es für

einen Kapitän gibt. Wir sehen sie nur schemenhaft. Minuten vergehen. Dann geben

sie ein Zeichen, man zieht sie an der Sicherheitsleine ins Schiffsinnere zurück.

Mit fürchterlichen Neuigkeiten: Wir haben tatsächlich ein Leck, backbord an der

Bordwand, vermutlich unterhalb der Wasserlinie. Mehr als 900 Tonnen Wasser, das

errechne ich rasch anhand einer Tabelle, sind bereits in die Ballasttanks eingedrun-

gen. Ich rufe Chief Thode im Maschinenraum und lasse die zwei Pumpen in den

Tanks anwer fen. Wir warten. Minuten später ist klar, dass es die Pumpen schaffen,

den Pegel zumindest konstant zu halten. Sonst wären wir bereits gesunken.

30. Oktober, 14 Uhr. Der Sturm fl aut ganz plötzlich ab. Von einer Minute auf die

andere ist es beinahe windstill, eine unheimliche Atmosphäre. Die Wellen türmen

sich noch immer hoch wie Häuser, aber sie sind nur leicht gekräuselt. Tausende

Seevögel schwimmen auf dem Wasser, Gänse, Möwen, ihre Schreie sind auf der

Brücke zu hören, der Himmel schimmert grau und dunstig; dif fuses Licht, als befän-

den wir uns unter einer Kuppel aus Milchglas. Wir sind im Auge des Orkans. Eine er-

neute Peilung ergibt, dass die Laderäume noch immer fast trocken sind, eine gute

Nachricht. Nach meiner Berechnung können wir noch maximal 150 Tonnen Wasser

aufnehmen, dann sind wir zu schwer. Etwa eine Stunde fahren wir mit voller Maschi-

nenkraft weiter, dann ist der Sturm wieder da, beinahe mit einem Schlag, als habe

man ein gewaltiges Gebläse auf volle Kraft gestellt. Wir sind zurück im Inferno, der

Wind brüllt aus nordöstlicher bis südsüdwestlicher Richtung, die Wellen türmen

Orkanfahrt – 25 Kapitäne erzählen ihre besten Geschichten

Autor: Stefan KrückenFotograf: Achim MulthauptIllustrator: JerzovskajaPreis: 29,90 Euro, ein Euro pro verkauftem Buch geht an die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schif fbrüchiger.ISBN: 13: 978-3-940138-00-2 Info: www.ankerherz.de

Wilde Stürme, Monsterwellen, Stunden zwischen Leben und Tod. Gefährliche Fracht, geheimnisvolle Aufträge,

harte Matrosen und leichte Mädchen. In „Orkanfahrt“ erzählen 25 Kapitäne von ihrer Liebe zur See und von

einer Romantik, die es vielleicht nie mehr geben wird. Das Buch ist eine Hommage an alle mutigen Männer auf

See, spannend aufgeschrieben von Reporter Stefan Krücken, erstklassig fotografi ert von Achim Multhaupt. Eine

der Geschichten ist die von Kapitän Emil Feith …

Orkanfahrt

Kapitän Emil Feith, Jahrgang 1936, kam in Tallinn zur Welt. Die Flucht in den Westen endete im bayrischen Weilheim. Mit 16 Jahren stieg der Voll-

waise in einen Zug nach Hamburg und heuerte als Schiffsjunge an. Seine erste Reise führte ihn 1952 an Bord des Küstenmotorschiffs „Rügen“ nach

Finnland. Feith durchlief die klassische Karriere vom Moses zum Kapitän. 1973 übernahm er sein erstes Schiff. Es folgten Stückgutfrachter und

Containerschiffe jeder Größe. Feith lebt in Hamburg.

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w r i t t e n a r t

Text: Auszug aus dem Buch „Orkanfahrt“.

Kapitän Emil Feith © www.ankerherz.de / Achim Multhaupt

Achim Multhaupt (links) und Stefan Krücken (rechts) am Hamburger Hafen© www.ankerherz.de / Suse Walczak

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Auf der Suche nach der perfekten Welle und dem perfekten Motiv

hat Celine Chat die Welt kennengelernt. In unserem Interview

erzählte uns die 31-jährige Französin, warum der Ozean nicht nur

ihr Board und ihren Pinsel, sondern auch sie selbst lenkt.

BewegungAllesistin

Text: Thomas Wolf

s u r f a r t s u r f a r t

© Fotos: www.celine-chat.com / Celine Chat

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Warum surfst du?

Ich liebe es, im Wasser zu sein, das Gefühl, ein Teil der Natur zu sein. Als ich

vor elf Jahren das erste Mal eine Welle vor den philippinischen Inseln sur fte,

war mir sofort klar, dass ich das mein Leben lang machen will. Wie ich da so

über das klare und glänzende Wasser dahinglitt, es fühlte sich fast so an, als

würde ich schweben. Ich hatte das Gefühl, eins mit der Natur zu sein. Und da-

rum geht es, glaube ich, auch beim Surfen: Respekt und Demut durch so viele

Er fahrungen wie möglich zu sammeln.

Ist es das, was einen Surfer von anderen Menschen unterscheidet?

Ein Sur fer fi ndet immer die Möglichkeit, sur fen zu gehen, wenn die Bedingungen

gut sind. Er lässt alles stehen und liegen, nur um sich in die Wellen zu stürzen.

Das unterscheidet ihn von anderen Menschen, die nur einem Hobby nachgehen.

Mein ganzes Leben dreht sich um den Ozean und das Sur fen. Ich besitze nichts

außer ein paar Boards. Dafür bin ich um so reicher an Er fahrungen. Ich bin frei,

dahin zu gehen, wohin ich will, selbst an die entlegensten Orte unseres Planeten

und das macht mich zu einem der glücklichsten Menschen der Welt.

Also spielt auch das Reisen eine entscheidende Rolle in deinem Leben?

Ja. Wie viele andere Sur fer bin auch ich auf der Suche nach der per fekten Welle.

Wenn ich einen unberührten Spot entdecke, gibt es mir das Gefühl, dass mir auf

dieser Welt keine Grenzen gesetzt sind. Dass es noch so viel zu entdecken gibt

und es nur an mir liegt. Die Suche selbst wird zum Ziel. Und ganz nebenbei lerne

ich nicht nur die Welt, sondern auch mich selbst kennen.

Und was hat dich damals dazu bewegt, diesen Weg einzuschlagen?

So weit ich mich erinnern kann, habe ich mir immer gewünscht, das Leben eines

Abenteurers zu führen. Ich wollte das Glück jagen, Gefahren erleben, die Welt er-

obern. Da ich am Meer aufgewachsen bin, habe ich viel Zeit in ihm, aber auch mit

ihm verbracht. Dass ich mit dem Surfen angefangen habe, hat diese Verbindung

nur intensiviert. Ein Leben weit weg vom Wasser könnte ich mir heute jedenfalls

nicht mehr vorstellen. Darum danke ich Gott, dass er mir die Möglichkeit gibt, mit

Menschen zusammenzukommen, die mir dieses Leben ermöglichen.

Spielt die Kunst eine ähnlich große Rolle in deinem Leben?

Ja. Schon als Kind habe ich immer gezeichnet oder gemalt.

Manchmal auch auf Sachen, die gar nicht dafür vorgesehen

waren. Papas Auto zum Beispiel. Das hat mir dann immer

Ärger eingebracht. Ansonsten ist mir durch die Kunst aber

nur Gutes wider fahren. Ich habe gelernt, mich durch sie

auszudrücken und den Menschen, die sich für meine Bilder

interessieren, meine Gefühle mitzuteilen.

Also sind deine Bilder vornehmlich auch ein Ausdruck

deiner Gefühle?

Ja. Gefühle sind ein zentraler Part meiner Inspiration.

Und was für Gefühle sind das?

Das hängt von dem Platz ab, an dem ich mich gerade auf-

halte, von den Menschen, die mich umgeben. Es hängt da-

von ab, was ich genau in diesem Moment empfi nde und

dann zum Ausdruck bringen will. Alle meine Serien sind un-

terschiedlich. Jede meiner Reisen hat ihre eigenen Bilder

– jedes meiner Bilder seine eigene Geschichte. Es ist sehr

interessant zu beobachten, wie sich durch neue kulturelle

Er fahrungen meine Bilder verändern. Meine Lebenserfah-

rung ist meine Inspiration. Ich bin dadurch unberechenbar

und das gefällt mir.

Aber sind da nicht auch Elemente, die immer wieder auf-

tauchen? Zum Beispiel wirken viele deiner Bilder sehr dy-

namisch. Das stimmt. Auch Menschen, die nicht sur fen,

sollen durch sie eine Vorstellung davon bekommen, wie es

sich anfühlt, mit einem Board über das Wasser zu gleiten.

Sie sollen die Geschwindigkeit und Dynamik erleben, die ich

fühle, wenn ich auf meinem Board eine Welle abreite. Ihnen

soll die Energie und Kraft des Ozeans bewusst werden. Die

ICH BESITZE NICHTS AUSSER EIN PAAR BOARDS. DAFÜR BIN ICH UM SO REICHER AN ERFAHRUNGEN.

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Serie „Salt People Water“ ist ein gutes Beispiel dafür. Bei ihr habe ich sehr stark

mit Kontrasten gearbeitet, um die ganze Geschwindigkeit in der Bewegung zu

verdeutlichen. Auch die Perspektiven spielen eine entscheidende Rolle.

Arbeitest du aus diesem Grund auch meist mit intensiven Farben?

Ja. Sie unterstützen die Dynamik. Außerdem stehen sie für Fröhlichkeit und Enthu-

siasmus. Das Gefühl, das ich habe, wenn ich surfe oder male. Bilder wie „Spiral“

sprühen geradezu vor Begeisterung. Es erzählt die Geschichte unseres Trips zu dem

Surfspot Lance´s Right, der für mich bisher einer der bewegendsten war. Bei den Bil-

dern “Hawaii”, “VW and Tiare” und “Charge” habe ich zusätzlich noch Leim unter die

Pastellfarbe gemischt, um den Farben noch mehr Ausdruck zu verleihen.

Bedienst du dich bei vielen deiner Arbeiten ungewöhnlicher Techniken?

Bei manchen schon. Für das Bild „Katjet“ zum Beispiel habe ich in einem kleinen

Laden in Bali Reispapier gekauft und es so lange aufbewahrt, bis uns unsere Reise

in ein kleines Dorf auf der Insel Mentawai führte. Die Menschen, die dort leben,

stellen alles, was sie zum Leben brauchen, aus Dingen her, die die Natur ihnen

gibt. Das wollte ich auch in „Katjet“ zum Ausdruck bringen und habe es darum mit

Gouache und Tusche bemalt. Umgeben von unberührter Natur habe ich die ver-

schiedensten Arten von Grün, Ocker und Weiß benutzt.

Gibt es eine bestimmte Stilrichtung, die du bevorzugst?

Ich versuche, mich nicht festzulegen. Würde ich das machen, würde ich mich selbst

in meinen eigenen Möglichkeiten limitieren. Egal, aus welchem Teil der Erde eine

Technik stammt, ob es eine klassische oder moderne ist, ich denke, dass ich von

jeder etwas lernen kann.

Die Kunst als Prozess?

Ja. Ich versuche, mich ständig weiterzuentwickeln. Im Gegensatz zu anderen Künst-

lern kann ich mich nicht Jahr für Jahr mit ein und derselben Technik beschäftigen.

Wie beim Sur fen, ist auch beim Malen „Die Suche“ ein we-

sentlicher Bestandteil meiner Arbeit.

Gibt es einen bestimmten Platz, der dich besonders beein-

fl usst hat?

Jeder Teil der Welt, den ich durch meine Reisen gesehen

habe, fließt in meine Werke ein. Einer aber sticht heraus.

Letztes Jahr war ich auf der karibischen Insel Guadelou-

pe. Viele meiner besten Freunde haben mich auf dieser

Reise begleitet und ich erlebte den fröhlichsten Sur ftrip,

seit ich mich das erste Mal auf den Weg gemacht habe,

die Welt zu erkunden. Die Atmosphäre war einzigar tig. Die

karibische Kultur ist sehr farbenreich. Alles ist angestri-

chen. Nicht nur die Häuser, sondern auch die Boote. Die

Einwohner tragen bunte Kleider und auch die Natur geizt

nicht mit Farben. Die Lagunen sind türkis, der Himmel

immer blau und die Blumen, die wirklich überall wachsen,

runden das Bild ab. All das wollte ich in meiner Serie

„Retroshire“ zum Ausdruck bringen. Der Trip war einfach

per fekt. Wie ein leichter sprudelnder Champagner.

Würdest du sagen, dass deine Bilder nah an der Rea-

lität sind?

Das kommt darauf an, welche Realität du meinst. Die al-

ler Menschen bestimmt nicht, denn diese zu malen, über-

steigt leider meine Fähigkeiten. Meine eigene Realität

spiegeln die Arbeiten dafür aber umso nachhaltiger wie-

der. Ich sur fe jeden Tag und kann den Ozean von meinem

Atelier aus sehen und ich denke, genau das kommt auch

in meinen Bildern zum Ausdruck.

SIE SOLLEN DIE GESCHWINDIGKEIT UND DYNAMIK ERLEBEN, DIE ICH FÜHLE, WENN ICH AUF MEINEM BOARD EINE WELLE ABREITE.

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teahupooDER FOTOGRAF TIM MCKENNA HAT ES SICH ZUR AUFGABE GEMACHT, DIE SCHÖNHEIT TAHITIS ZU DOKUMENTIEREN.

SEINE ARBEITEN SIND EINE LIEBESERKLÄRUNG AN DIE WELLE VON TEAHUPOO UND AN JENE SURFER, DIE DEN MUT

AUFBRINGEN, ES MIT IHR AUFZUNEHMEN.

VON UNSTERBLICHKEIT UND STERBLICHKEIT

s u r f p h o t o g r a p h y s u r f p h o t o g r a p h y

Text: Thomas Wolf© Fotos: www.tim-mckenna.com / Tim McKenna

Literatur: Patrick Kiefer (Surferfotograf Tim McKenna, „Es ist erstaunlich, dass nicht mehr passiert“, Interview auf: Spiegel Online/Reise, Zugriff am 30. November 2007 unter http://www.spiegel.de/reise/fernweh/0,1518,511498,00.html

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Eigentlich wollte Tim Französischlehrer werden. In Frank-

reich aufgewachsen studierte er an den Universitäten von

Bordeaux und später im australischen Queensland. Nach

seinem Abschluss wurde dem damals 26-Jährigen aller-

dings schnell klar, dass er sein Leben nicht im Klassenzim-

mer verbringen wollte, und er fasste den Beschluss, sich

seine Leidenschaft, die Fotografi e, zum Beruf zu machen.

„Als begeisterten Surfer hatten mich schon immer die Bilder

in den Surfmagazinen fasziniert“, erinnert sich Tim. „Nichts

hatte auf mich eine vergleichbare Anziehungskraft und daran

hat sich auch bis heute nicht geändert. Das Surfen ist für

mich das Ästhetischste, was man mit der Kamera einfangen

kann. Die Farben, die Bewegung, alles ist so fotogen.“

Als Tim vor 20 Jahren zum ersten Mal seine Fotos den

Magazinen und Agenturen anbot, boomten die Abenteuer-

sportarten und mit ihnen wuchs auch die Surfi ndustrie. Die

Marke Oxbow engagierte den ambitionierten Newcomer und

schickte ihn um die ganze Welt. „Das war der Startschuss

für meine Karriere“, erzählt Tim. „Ich bekam die ganzen

Kontakte, die ich brauchte, um auf dem neu entstandenen

Markt bestehen zu können.“

Seit diesem Zeitpunkt ist der Ozean Tims Fachgebiet und

inspiriert ihn immer wieder zu neuen Arbeiten. „Es sind sei-

ne Bewegung, seine Kraft und seine Stärke, die mich jeden

Tag aufs Neue faszinieren.“

Die Aufnahmen, die ihm selbst persönlich am besten gefallen,

sind die von Sur fern in Big Waves. „Meist sind es nur zwei

Sekunden, in denen die Wassermassen über den Kopf

des Sur fers rollen, und deshalb ist es auch so unglaub-

lich schwer, diesen Moment festzuhalten. Es sind die mit

Abstand seltensten, aber auch die mit Abstand eindrucks-

vollsten Aufnahmen.“

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Als Tim zum ersten Mal Teahupoo sah, wusste er daher

auch, dass es eine ganz besondere Welle ist. „Es war Lie-

be auf den ersten Blick. Die Farben, die Form, und dazu

landeinwärts als Kontrast die grün bewachsenen, schroffen

Vulkanfelsen. Teahupoo ist atemberaubend.“ Auch sind es

für den Fotografen die ganzen Geschichten, die diese Welle

hervorgebracht hat. Kelly Slater, Laird Hamilton und viele an-

dere Surfer haben in Teahupoo ihre Unsterblichkeit erlangt.

Andere Surfer haben in ihr aber auch schon den Tod gefun-

den. Einer von ihnen war Tims Freund Brice Tarea. Er starb

2000, als er auf das messerscharfe Riff geworfen wurde.

Tim war an diesem Tag nicht draußen, allerdings hat auch

er schon einige üble Wipeouts miterlebt. „Leute, die am

Riff aufgeschlitzt wurden und heftig bluteten. Trotzdem ist

es erstaunlich, dass nicht schon mehr passiert ist. Die Pro-

Sur fer, die sich in die wirklich großen Wellen trauen, können

das Risiko Gott sei Dank ziemlich gut einschätzen.“

„Entscheidend ist, dass man nie den Respekt vor der Welle

verliert“, sagt Tim. „Darum bin auch ich nach all den Jahren im-

mer noch extrem vorsichtig. Ich entscheide je nach Bedingung,

ob ich mit dem Motorboot rausfahre, aus dem Hubschrauber

fotografi ere oder selbst in die Welle schwimme. Wenn man

nah genug dran sein will, bleibt es dennoch gefährlich.“

Der Fotograf spricht aus Erfahrung. Dieses Jahr im April

hatte eine Welle ihn und zwei Freunde auf einem Boot über-

rascht. Sie kam aus dem Nichts. Tim hatte Glück und ihm

passierte nichts. Einer seiner Freunde aber wurde bei dem

Unfall schwer verletzt.

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Und doch – trotz aller Gefahr – Tim liebt diese Welle. „Sie hat mich immer

wieder magisch angezogen und vor fünf Jahren habe ich dann zusammen mit

meiner Frau entschieden, von Australien hierher zu ziehen.“ Ein weiterer Be-

weggrund war, dass der professionelle Fotograf endlich an einem Platz leben

wollte, wo er das ganze Jahr seinen Job ausüben kann, ohne so viel reisen

zu müssen. „Wir wollten Kinder, und da ich beruflich jedes Jahr drei bis vier

Monate auf Tahiti verbrachte, war dieser Schritt nur konsequent. Meiner Frau

war der Umzug sowieso recht. Sie stammt von der Insel La Réunion, sie ist

ein Inselmädchen und das ist ihre Welt.“

Und auch Tim ist inzwischen in dieser Welt angekommen. „Auch wenn Tahiti

nichts anderes ist als ein Vulkan mitten im Ozean, ist es meiner Meinung nach

einer der schönste Plätze auf dieser Erde“, sagt der Fotograf. „Und ich glaube,

dass meine Bilder da für sich sprechen.“

Teahupoo - Tahitis perfekte Welle

Autor: Guillaume DufauFotograf: Tim McKennaFormat: 34,5 x 24,0 cm, 192 Seiten erschienen im White Star Verlag Erstveröffentlichung 2007 Hardcover mit Schutzumschlag mit zahlreichen Farbfotografi enISBN: 978-3-86726-035-0Preis: 29,95 Euro Infos: www.whitestar-verlag.de

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62e v e n t p i c s

Die erste of fizielle Weihnachtspar ty der norddeutschen Wasserspor tszene

wird allen, die eine der heiß begehr ten VIP-Kar ten ergatter ten, noch sehr

lange in Erinnerung bleiben. Aus Berlin, Köln oder Hamburg waren Wellen-

reiter, Wind- und Kitesur fer gekommen, um Poseidon ihre Ehre zu erweisen.

Los ging das Inferno um 20 Uhr im Nachtcafé in der Eggerstedtstraße. Der

letzte Scheit war gerade aufgeschichtet, da standen auch schon die ersten

Gäste vor der Tür. Ganze fünfzehn Minuten später war das Nachtcafé ge-

rammelt voll und es konnte losgehen.

Das reichhaltige und superleckere Buffet war genau

der richtige Starter, um die Party langsam anzufa-

chen. Ab 22 Uhr wurde dann nur noch getrunken und

gelacht, getanzt und angemacht. DJ Moisi aus dem

Free-Magazin-Team übertraf sich mal wieder selbst

und feuerte ein coolen Sound nach dem anderen

raus. Es regnete Schwefel. Erst als in den frühen

Morgenstunden die Stecker gezogen wurden, fand

die Party ein Ende. Mit der ganzen Asche wurden

dann auch die letzten Gäste aus dem Nachtcafé ge-

fegt. Eins war nach diesem Abend aber allen klar:

Wir sind jetzt schon heiß auf nächstes Jahr!!!

Tobi Häger (North Kiteboarding) und sein Nääjjer Olli G. in da House

(Sch)-Britti auf Diskokurs

Lena und Lars hier beim Havanna-Club

Alexander Lehmann bei der Eröffnung des Buffets

Andi (Aerotech) hat seine gesamte Gang am Start

Ändiiee Dadfuck Jaaansen am Start: auf der Suche nach Moni, die mit dem roten Halsband

DJ Moisi drehte seine Platten schneller, als Lucky Luke seinen Colt ziehen kann

Philipp (Choppy Water) beim letzten Check vor dem Ansturm der Partygäste

„Lass es“ dir schmecken. Buffetchef Lasse Villnow

Andreas Sawitzki (Pédaliero- und „Lecker Fischbrät“-Mitglied) bei seiner Lieblingsbeschäftigung

Sven Hohmann (Slingshot) ist ganz der „Verliebte“

poseidon inferno

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k o l u m n e / i m p r e s s u m

IMPRESSUM

Verleger & Herausgeber:

Alexander Lehmann

Redaktionsanschrift:

Free-Magazin | Braunstr. 32 | 24145 Kiel |

Fon +49 (0)431 996 99 77 | Fax +49 (0)431 996 99 86 |

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Grafische Unterstützung: Maria Malmberg | outline-graphix.de

Mitarbeiter dieser Ausgabe:

Kirsa Stoltenburg, Jonas Wagner, Lasse Villnow, Michi Trapp,

Christian Schulze, Andi Dadfuck Jansen, Max Pain, Dörte Horn

Chef vom Dienst: Tim Jacobsen

Fotografen: Tom Körber, Tim McKenna, Hoch Zwei / Michael

Kunkel, aspworldtour.com / Tostee , aspworldtour.com /

Cestari, Naish, Julia Schweiger, JD Photofairy, Stina Teichmann,

Jakob Polacsek, Elizabeth Pepin, Ryan Tatar, José V.Glez, Dean

Dampney, Jason Reposar, Joni Sternbach, Dave Sparkes,

Kenny Onufrock, Lee Kelly, Achim Multhaupt, Suse Walczak,

Sebastiaan Hoogeboom, Tom Körber, aspworldtour.com, Naish,

JD Photofairy, Hoch Zwei / John Carter, Johnny Eichhörnchen,

Flo Hagena

Shopanzeigenleitung: Tim Jacobsen [email protected]

Kaffeekocher des Monats: Jan Otto

Erscheinungsweise: alle zwei Monate

Abonnements: Für jährlich 14 Euro auf www.free-magazin.de

Druck: impress media GmbH, Mönchengladbach

Verlag: Terra Oceanis Verlag | www.terraoceanisverlag.de

Geschäftsführer: Alexander Lehmann

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Aufnahme in elektroni-

sche Datenbanken sowie sonstige Vervielfältigungen nur mit

ausdrücklicher Genehmigung der Herausgeber. Für unverlangt

eingesandtes Bildmaterial wird keine Haftung übernommen.

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Im Terra Oceanis Verlag erscheinen außerdem die Titel:

Windsurfing Jahrbuch (www.windsurfing-jahrbuch.de),

Pedaliéro (www.pedaliero.de),

Sailing Journal (www.sailing-journal.de),

Brett (www.brettmag.de) und

Kitelife (www.kitelife.de).

Infos unter: www.terraoceanisverlag.de

max pain

Wenn wir ein Buch, eine Tageszeitung oder wie in diesem Fall ein Magazin

aufschlagen, sehen wir immer die Menschen, die uns aus den Texten entge-

gentreten, nie aber die Menschen, die hinter den Geschichten stehen – die mit

ihren Wörtern die Seiten füllen, die wir lesen. Selbst bei einigen unserer Lieb-

lingsbücher wissen wir manchmal nicht die Namen der Ver fasser – geschweige

denn, wie sie aussehen.

Sie machen es uns aber auch nicht gerade leicht, diese Autoren. Oft sind

ihre Namen nur abgekürzt oder tauchen überhaupt gar nicht erst auf. Manche

Schriftsteller legen sich gar ein Pseudonym zu, um uns, die Leser, noch wei-

ter in die Irre zu führen. Sie unterziehen uns einer Prüfung. Wollen sehen, wie

wir reagieren, wenn sie ihren Namen gegen Unbekannt eintauschen.

Während es in der Bildenden Kunst als unseriös oder gar skandalös gilt,

Werke unter fremdem Namen der Öffentlichkeit vorzustellen, hat die Literatur

zum Pseudonym ein freizügiges, ja fast spielerisches Verhältnis. Der Name

eines Autors wird – wie die Literatur selbst – zu einem sprachlichen Ereignis.

Schriftsteller beanspruchen für sich so die Anonymität – und das Pseudonym

gibt ihr auch noch einen Namen.

Wir haben gelernt, uns mit dieser Unwissenheit zu arrangieren. Die meisten

Schriftsteller sind für uns entweder längst tot oder zumindest sehr, sehr

alt. Dass wir ihnen auf der Straße, einer Party oder am Strand begegnen

könnten, ist nahezu auszuschließen.

Wir kennen ihre Geschichten, aber ihre Namen kennen wir nicht und schon

gar nicht ihr Gesicht.

Das Verrückte ist, manchen Autoren scheint dass auch noch zu gefallen ...

und manchen Fotografen und Malern anscheinend auch.

In Liebe,

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