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REVIEWS 95 Quetz, Jtirgen, Bolton, Sibylle and Lauerbach, Gerda, Frerndsprachen fiir Erwachsene. Eine Einftihrung in die Didaktik und Methodik des Fremdsprachenunterrichts in der Erwachsenenbildung. Berlin: Cornelsen & Oxford University Press, 1980, 176 pp. Kursleiter haben uber ihre unmittelbare fachliche Qualifikation hinaus nur selten eine spezifische Ausbildung fur die Tatigkeit als Fremdsprachenlehrer in der Erwachsenen- bildung: Ausbildung wird durch Fortbildung noch vie1 zu oft ersetzt, statt durch sie erganzt oder fortgeftihrt zu werden-eine Situation, die, wie die langjahrige Diskussion zeigt, nicht leicht zu andern ist, der sich jetzt aber zunehmend such die Hochschulen zuwenden. Das z.Zt. bereits vorhandene Fortbildungsprogrammfortfiihren, angemessene Ausbildungsmoglichkeiten schaffen-das sind wichtige bildungs-politische Ziele der Erwachsenenbildung; fur diesen Zweck ist die Aufarbeitung der vorhandenen Ansatze zur Gestaltung eines Fremdsprachenunterrichts speziell fur Erwachsene lange Zeit ein Desiderat geblieben. Neben den Fachzeitschriften, die sich speziell mit diesem Bereich befassen (Zielsprache Englisch, Zielsprache FranzOsisch, entsprechend fur Spanisch, Russisch, Deutsch als Fremdsprache) und ihren Reprint-Banden (1981) sowie neben den sprachspezifischen Didaktiken fur den Erwachsenenunterricht (Engfisch als Zielsprache, FranzBsisch als Zielsprache) liegt jetzt such eine tibergreifende Darstellung vor: “Fremdsprachen fiir Erwachsense” mit dem Untertitel: Eine Einftihrung in die Didaktik und Methodik des Fremdsprachenunterrichts in der Erwachsenenbildung. Die Sprachen, die besonders berticksichtigt wurden, sind laut Vorwort Englisch und Franzosisch, doch wird beansprucht, da13 such Kursleiter anderer Fremdsprachen das Buch mit Gewinn lesen konnen; diese Akzentsetzung ist gerechtfertigt, die Einschrankung sicherlich verntinftig, wenn such deutlich das Englische im Vordergrund der Darstellung steht und die Verwendbarkeit fur andere Sprachen sich nattirlich auf die allgemeinen Teile beschranken mufi. Adressaten sind prim& die Kursleiter der Volkschochschulen, dartiberhinaus such Fremdsprachenlehrer in anderen Einrichtungen der Erwachsenenbildung. Diese Angaben der Autoren im Vorwort werden durch die Lekttire bestatigt. Ich habe das Buch vor allem deswegen mit Gewinn gelesen, weil es sich bemtiht, Praxis und Theorie gleichermaI3en zu bertlcksichtigen. Darunter verstehe ich keineswegs ein “sowohl als such”; Theorie besteht nie fur sich selbst, und Bewaltigung der Praxisprobleme ist immer-wenn nicht trial-error vorliegt-theoriegeleitetes Handeln. Von diesem Standpunkt aus hilft die Lektiire des Buches, die Erscheinungen der unter- richtlichen Realitat besser zu verstehen, sie einander zuzuordnen und steuerndes und veranderndes Eingreifen zu ermbglichen. Der Kursleiter findet im 3. Abschnitt der Publikation: Methoden des Fremd- sprachenunterrichts in der Erwachsenenbildung zu vielen praktischen Fragen, die ihm er- fahrungsgemaI3 besonders haufig begegnen, praxisorientierte, durch Beispiele illustrierte Antworten, die er zugleich in einen tibergreifenden Bezug setzen kann (Teil 1:

Fremdsprachen für erwachsene

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REVIEWS 95

Quetz, Jtirgen, Bolton, Sibylle and Lauerbach, Gerda, Frerndsprachen fiir Erwachsene. Eine Einftihrung in die Didaktik und Methodik des Fremdsprachenunterrichts in der Erwachsenenbildung. Berlin: Cornelsen & Oxford University Press, 1980, 176 pp.

Kursleiter haben uber ihre unmittelbare fachliche Qualifikation hinaus nur selten eine spezifische Ausbildung fur die Tatigkeit als Fremdsprachenlehrer in der Erwachsenen- bildung: Ausbildung wird durch Fortbildung noch vie1 zu oft ersetzt, statt durch sie erganzt oder fortgeftihrt zu werden-eine Situation, die, wie die langjahrige Diskussion zeigt, nicht leicht zu andern ist, der sich jetzt aber zunehmend such die Hochschulen zuwenden. Das z.Zt. bereits vorhandene Fortbildungsprogrammfortfiihren, angemessene Ausbildungsmoglichkeiten schaffen-das sind wichtige bildungs-politische Ziele der Erwachsenenbildung; fur diesen Zweck ist die Aufarbeitung der vorhandenen Ansatze zur Gestaltung eines Fremdsprachenunterrichts speziell fur Erwachsene lange Zeit ein Desiderat geblieben.

Neben den Fachzeitschriften, die sich speziell mit diesem Bereich befassen (Zielsprache Englisch, Zielsprache FranzOsisch, entsprechend fur Spanisch, Russisch, Deutsch als

Fremdsprache) und ihren Reprint-Banden (1981) sowie neben den sprachspezifischen

Didaktiken fur den Erwachsenenunterricht (Engfisch als Zielsprache, FranzBsisch als Zielsprache) liegt jetzt such eine tibergreifende Darstellung vor: “Fremdsprachen fiir Erwachsense” mit dem Untertitel: Eine Einftihrung in die Didaktik und Methodik des Fremdsprachenunterrichts in der Erwachsenenbildung.

Die Sprachen, die besonders berticksichtigt wurden, sind laut Vorwort Englisch und Franzosisch, doch wird beansprucht, da13 such Kursleiter anderer Fremdsprachen das Buch mit Gewinn lesen konnen; diese Akzentsetzung ist gerechtfertigt, die Einschrankung sicherlich verntinftig, wenn such deutlich das Englische im Vordergrund der Darstellung

steht und die Verwendbarkeit fur andere Sprachen sich nattirlich auf die allgemeinen Teile beschranken mufi.

Adressaten sind prim& die Kursleiter der Volkschochschulen, dartiberhinaus such Fremdsprachenlehrer in anderen Einrichtungen der Erwachsenenbildung. Diese Angaben der Autoren im Vorwort werden durch die Lekttire bestatigt.

Ich habe das Buch vor allem deswegen mit Gewinn gelesen, weil es sich bemtiht, Praxis und Theorie gleichermaI3en zu bertlcksichtigen. Darunter verstehe ich keineswegs ein “sowohl als such”; Theorie besteht nie fur sich selbst, und Bewaltigung der Praxisprobleme ist immer-wenn nicht trial-error vorliegt-theoriegeleitetes Handeln.

Von diesem Standpunkt aus hilft die Lektiire des Buches, die Erscheinungen der unter- richtlichen Realitat besser zu verstehen, sie einander zuzuordnen und steuerndes und veranderndes Eingreifen zu ermbglichen.

Der Kursleiter findet im 3. Abschnitt der Publikation: Methoden des Fremd- sprachenunterrichts in der Erwachsenenbildung zu vielen praktischen Fragen, die ihm er- fahrungsgemaI3 besonders haufig begegnen, praxisorientierte, durch Beispiele illustrierte Antworten, die er zugleich in einen tibergreifenden Bezug setzen kann (Teil 1:

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Kursteilnehmer und Kursleiter; Teil 2: Lernziele und Inhalte des Fremdsprachenunter- rich ts in der Erwachsenenbildung).

Die vorliegende Methodik/Didaktik sieht sich selbst in ein erziehungswissenschaftliches Engagement eingebunden, das die “Mittelschichtorientierheit” als besonderes Defizit der Volkshochschulen beschreibt und dem Fremdsprachenunterricht die Aufgabe zuweist, “bildungsfernere Schichten wieder an systematisches Lernen heranzuftihren” (1 l)-eine vertraute und sicherlich vielseits untersttitzte These, aber schwierig in der methodisch- /didaktischen Umsetzung, wie such die vorliegende Darstellung wieder zeigt. Sehr vie1

einleuchtender finde ich die Beziehungen zwischen psychologischen Befunden beim er- wachsenen Lerner und den sich daraus ableitenden Ratschlagen fur die Unter- richtsgestaltung, fur die Sozialform des Lernens, fur die Behandlung grammatischer Pro- bleme, die Vermittlung von Vokabular, die Konzeption von Tests etc.

Die Verfasser heben zu Recht hervor, dal3 die Erkenntnisse tiber erwachsenengemal3es Lernen trotz aller Bemtihungen und Untersuchungen noch sehr begrenzt sind und noch viele Fragen offen bleiben mtissen. Auch dem Leser ergeben sich bei der Lekttire solche offenen Fragen: Kann man beim erwachsenen Lerner wirklich so vie1 Wissen urn die Grammatik seiner Muttersprache voraussetzen, wie S. 25 skizziert? Die Erfahrungen mogen verschieden sein und daher zu unterschiedlichen Interpretationen ftihren. Gelegentlich kann sich der Rezensent such nicht mit Beurteilungen einverstanden erklaren wie der folgenden: “Die ‘realistische Wende’ (11.3.2) in der Volkshochschule hat den Fremdsprachenbereich oft zu einem weitgehend apolitischen Service-Betrieb fur Weiterlernbedtirfnisse werden lassen . . .“; man sollte zumindest die Bemtihungen urn eine wohlverstandene, erwachsengemane, “politische” Landeskunde fur die Erwachsenen- bildung nicht iibersehen.

Ichmeine such nicht, daR das sttindiges Diskutieren mit den Teilnehmern tiber das gewtinschte Lernziel (16) ein Weg ist, der die (vom Erwachsenen geforderte) Effizienz des Fremd- sprachenunterrichts unbedingt fordert, so wie umgekehrt die Skepsis tiber die eingeschrankte Mitwirkung der Teilnehmer bei der Festlegung von Lernzielen sicherlich in bestimmtem Umfang angebracht ist, aber durch Hinweise nicht gegenstandslos wird und nicht werden kann wie

“Der Kursteilnehmer hat kaum Einflurj auf die Formulierung von Lernzielen, die ihm meist als Block angeboten werden und die er entweder als Summe der Meinungen aller anderen pauschal akzeptieren kann oder denen er sich durch Nichtbeteiligung an der Erwachsenenbildung oder durch vorzeitigen Kursab- bruch entziehen kann. Nur selten wird er die Moglichkeit einer echten Mitbestim- mung erhalten. Dabei ist bemerkenswert, dab der Kursteilnehmer durch Gebtihren oder Steuergelder den ganzen Apparat finanziert, der

Lernziele setzt”.

Genau hier ist der Ort, an dem Bemtihungen urn eine institutionalisierte Ausbildung sich als besonders dringliches Defizit erweisen.

Mag der Leser also an manchen Stellen anderer Meinung sein als die Verfasser: Das Buch ist auf alle Falle eine reich dokumentierte, praxisnahe Zusammenstellung vieler Aspekte

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des Fremdsprachenunterrichts fur Erwachsene, die den didaktisch-/methodischen Diskus- sionsstand in verstandlicher Form beschreibt und deren Lekttire ich empfehlen kann.

Universitat des Saarlandes Neue Sprach- und Literaturwissenschaften Fachrichtung 8.2 Romanistik 6600 Saarbrticken Bundesrepublik Deutschland

Albert Raasch

von Ziegesar, Detlef and von Ziegesar, Margaret, How to Analyse and Teach British Mass Fiction. Konigstein/Ts.: Scriptor, 1980, 161 pp. DM 24.80.

The book defines and analyses the basic formulas of mass produced serialised fiction (with texts taken from British ‘products’ published in 1977 and 1978). It thus fills a gap in the literary analysis of popular fiction because up to now no comprehensive account has been published yet (in the Anglo-American literature) of text genres such as romances, westerns, war stories, thrillers and science fiction. In Germany, on the other hand, these text forms have been studied widely and intensively in the last few years; a fact which is also borne out by the existence of a well-established term of German literary analysis, namely ‘Trivialliteratur’. As the authors rightly observe, the borrowed term ‘trivial fiction’ has not really become common Anglo-American usage. They use the expressions pulp or formula literature. There exist many detailed studies of German mass-produced

serialised novelettes but hardly anything in terms of range and depth of British mass fiction. Neither has the pedagogic aspect been considered to any great extent of incor- porating these specific text genres into the school curriculum for fairly advanced learners of English.

The authors’ objective is twofold: they attempt to present a model for defining mass- produced pulp literature, and they suggest aims, ways and means for using these texts with advanced learners of English as a foreign language (beginning perhaps with A-level students; in the German school context: ‘reformierte Oberstufe’). The model which the authors offer their readers as a suitable one for the analysis of the literary phenomenon to hand is cybernetic in nature. Although I am generally not too happy with cybernetic accounts of social phenomena (curriculum theory, e.g., knows cybernetic models of rather doubtful relevance to fundamental problems of teaching and learning in school contexts), I find the model very powerful as regards mass produced serialised fiction. This in itself is an evaluation of the phenomenon: publishers and writers produce text (to a frightening extent based on market research into their potential readers’ attitudes and expectations as well as the corresponding sales figures) for the sole purpose of maximizing the output; i.e. increasing production and thereby profits. To this aim form and content of the texts are adapted.

Reading through this book the reader is struck by the high degree of conformity in struc- tural and conceptual organization across the five text genres which are distinguished here.