Freund der Häuptlinge

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    OF FAT

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    Freund der HuptlingeDie Geschichte Robert MofTatsDer Weg Robert MofTats vomGrtnerjungen zu einem dergroen Bahnbrecher fr dasChristentum in Sdafrika gehrtzu den berhmten Geschichtenaller Zeiten. Seine abenteuerli-chen Trecks im Ochsenwagendurch das Veldt, seine Freund-schaften mit den kriegerischenHuptlingen der Betschuana-und Matabele-Stmme werdenglnzend und spannend erzhlt.So entsteht ein leuchtendes Vor-bild fr Mut und Glaubensstr-ke vor unseren Augen.HELDEN DES GLAUBENS

    herausgegebenvon Alfred Salomon

    Christliche VerlagsanstaltKonstanz

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    HELDEN DES GLAUBENS BAND 1

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    IRIS CLINTON

    FREUND DER HUPTLINGEDie Geschichte Robert Mofifats

    CHRISTLICHE VERLAGSANSTALT KONSTANZ

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    Helden des G laubens" herausgegeben von Alfred SalomonDie O riginalausgabe erschien unter dem Titel Friend of theChiefs" im Verlag Lutterworth Press, London, und wurde vonAlfred Salomon ins Deutsche bertragen. Iris Clinton

    1.-8. Tausend / 1959 Christliche Verlagsanstalt, KonstanzSchutzumschlag: Franz Reins, DetmoldSatz und Druck: Buchdruckerei Sommer & Shne, FeuchtwangenBindearbeiten: Grobuchbinderei Gebhardt, AnsbachPrinted in Germany

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    I N H A L T

    1 N I C H T S FR SC H LA PPSC HW N ZE . . . . 72 A M K A P D ER S T R M E 1 53 V O R W R T S 2 14 SIE SUCHEN NEUES LA N D 285 D E S M R D E R S B E K E H R U N G 3 56 D E R R E G E N M A C H E R 4 47 D I E R E T T U N G E IN ES K I N D E S 548 F L H E U N D T I N T E 6 09 D I E W I L D E N M A T A B E L E 6 5

    1 0 I N L W E N K L A U E S " K R A A L 7 411 W I E D E R I N D ER H E I M A T 8112 W I E DE R S E H E N MI T L W E N KL AU E " . . . . 861 3 D I E L E T Z TE F A H R T 9 2K A R T E N S K I Z Z E 9 5

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    N I CH T S F R S CH L A P P S CH W N Z ENhen? Nein , M utter, das ist Mdchensache! Ichaber bin ein Mann!" Robert MoflFat, eben zwlfJahre alt, warf mit einem heftigen Ruck seindunkles Haar zurck und sah ber den lisch wegemprt seine Mutter an. Sie saen in ihrem Stein-huschen in Schottland, es war an einem Winter-nachmittag gegen vier Uhr und schon recht dunkel.Ein Mann?" lachte die Mutter. Nein, Robbie,du kannst ja nicht einmal ber deine Nasenspitzeweggucken, geschweige denn selber fr dich sor-Schmollend machte sich Robert an die Arbeit, dochm it seinen Gedanken war er schon wieder im sch-nen Sommer. Da konnte man doch, sobald dieSchularbeiten gemacht waren, mit den anderenJungen in den Wellen des Firth of Forth schwim-men oder ber die Heidemoore wandern!Aber ein Jahr spter wurde alles anders. Roberthatte die Schulzeit nun hinter sich und kam alsLehrling zu dem Grtner Robertson. Dieser warnoch ein Meister vom alten Schlag. Seine Ansichtwar: Aus einem solchen Burschen kann nur dannein ordentlicher Kerl werden, wenn man ihn hartherannimmt, zwlf Stunden tglich, und das sechsTage in der Woche!

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    8 FREUND DER HUPTLINGERobert! Hoch mit dir, du Faulpelz, es ist schonvier Uhr! Solltest lngst den Spaten in der Handhaben und um graben!"Robert rieb sich den Schlaf aus den Augen und gabsich Mhe, wach zu werden. War es denn wirklichschon Tag? Es war doch noch ganz dunkel! Erstreifte seine Jacke ber und ging zum Waschtisch.Aber das Wasser im Krug war fest zugefroren!Roberts Hnde waren voller Frostbeulen. Erstampfte mit den Fen auf, um das Blut in Bewe-gung zu bringen. D ann strm te er die Treppe hin-unter und hinaus in die eiskalte Winterluft. Erhatte mchtigen Hunger, aber Meister Robertsonvertrat den Standpunkt, so ein Junge msse erstmal vier Stunden arbeiten, um sich sein Frhstckzu verdienen! Nein, fr Schlappschwnze" hatteer nichts brig! Muskeln m ute so ein Lehrling be-kommen und einen durchtrainierten Krper, demweder Hitze noch Klte etwas ausmachten! Nurso wurden aus diesen Burschen wirklich K erle, diees mit der Welt und dem Leben drauen aufneh-men konnten.Bei solcher harten Arbeit scho Robert derart indie Hhe , da ihm die rmel und die Hosenbeinebald zu kurz wurden. Todmde taumelte er sptabends ins Bett. Aber es war seltsam: jetzt, da erdie Schulzeit hinter sich hatte, wnschte er, mehrzu lernen. So nahm er sich eine abgegriffene latei-nische Grammatik mit ins Bett und bffelte beiKerzenschein, solange er sich nur wachhaltenkonnte. Doch bevor er die Kerze ausblies, dachteer noch an das Versprechen, das er seiner Mutter

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    N ICH TS FR SCHLAPPSCHWN ZE 9gegeben hatte. Vergi nicht, Junge, jeden Abendeinen Abschnitt aus der Heiligen Schrift zu lesen!"So hatte es ihm die M utter zum Abschied ans H erzgelegt, und Robert dachte daran jeden Abend.Dann erst pustete er die Kerze aus, rollte sich inseine Decke und war im nchsten Augenblick festeingeschlafen. U nd wenn er morgens das bekannteVier Uhr, Robert, Zeit zum Aufstehen!" hrte,dann meinte er, hchstens ein paar Minuten ge-schlafen zu haben.Als Robert sechzehn Jahre alt war, fand er eineStelle beim Grafen von Moray in Donibristle.Eines Abends Robert arbeitete gerade in derNhe des Ufers hrte er einen Schrei: Hilfe!Ich ertrinke!" Robert rannte, was ihn seine Beinetrugen, zum Ufer hinab , ri sich noch im Laufe dieJacke herunter und sprang ins Wasser. War daseine Strmung! Robert mute sich mchtig an-strengen, bis er den zu Tode erschrockenen Lehr-jungen heil am Ufer hatte.Es war zwei Jahre spter, als sich die Grtner desgrflichen Gutes bei Robert einfanden, um ihmAuf Wiedersehen zu sagen. Robert sollte nmlicheine neue, noch bessere Stelle bekommen.Ich bin gespannt, wie es dir in England gefallenwird!" sagte einer der Kameraden. Es ist eineeklig lange Reise dorthin. Mein Bruder fuhr malhin, und denk dir, er war von Greenock bis nachLiverpool volle zwlf Tage auf See!"H te dich vor den W erbern!" ermahnte ihn einer

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    10 FREUND DER HUPTLINGEder lteren Mnner. Du bist gro und krftig ,und gerade nach solchen Kerlen halten sie bei derM arine Ausschau! Tja, da knnen sie imm er Leutebrauchen, die gegen Napoleon km pfen!"Das kleine Schiff verlie Greenock unter einer stei-fen Brise. Robert hing an der Reeling, durchfroren,na bis auf die Haut und so seekrank, da es ihngleichgltig gelassen htte, wenn jetzt das Schiffmit ihm untergegangen wre. Doch ein paar Tagedrauf schien die Sonne wieder, und nun begannRobert, an dieser Reise Freude zu finden.Was haben Sie vor, wenn Sie an Land kom men?"fragte der Kapitn, als sie dicht vor Liverpoolwaren.Ich will nach H igh Legh, H err K apitn . Das liegtin der Nhe des Stdtchens Knutsford. Dort habeich eine Stelle als G rtner in Aussicht."N a, das ist ein Weg von gut dreiig K ilometern",meinte der Kap itn . Ich werde fr Sie einen P latzin der Postkutsche belegen lassen, das kostet aller-dings einen Taler!"Robert zhlte seine Barschaft und schttelte denKopf. Vielen Dank, Herr Kapitn, aber ein Ta-ler? Das ist ein halber Wochenlohn. Nein, dannwill ich lieber laufen!"Groartig eingerichtet!" sagte Robert, als er sichin der Grtnerw ohnung des Gutes H igh Legh um-sah. Dabei bestand die W ohnung nur aus einem ein-zigen Zimmer, das zwischen der Rumpelkammerund dem Gerteraum lag. Es besa einen Tisch, eineBank, eine Petroleumlampe und ein Bett mit aus-

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    NICH TS FR SCHLAPPSCHWNZE 11geleierter M atratze und zwei Decken. Robert legteseine Bibel, die Lateingrammatik und das Mathe-matikbuch auf den Tisch, schob seinen Geigen-kasten unter das Bett und packte seinen Sonntags-mantel, die saubere Wsche und die Strmpfe indie Holzkiste, die mit der Postkutsche gekommenwar. So, nun war er fertig eingerichtet!Zehntausend Kilometer weit weg war im gleichenAugenblick ein anderer M ann dabei, sich gerade inseiner neuen Htte einzurichten. Sein Besitz be-stand aus einem groben Tierfell, ein paar Glas-perlen und einem Taschenmesser. Robert Moffat,der schottische Grtner, und Afrikaner", derHottentotten-Huptling, diese beiden Mnnerahnten nicht, da sie sich spter einmal begegnensollten. Und doch begann fr Robert Moffat derWeg, der ihn zu Afrikaner fhren sollte, in Liver-pool.Und das kam so: Eines Tages besuchte ihn ein an-derer Grtner in H igh Legh, der von Roberts N a r-zissen gehrt hatte. Sie haben die schnsten Blu-men, die ich hier je gesehen habe!" staunte er. Dochdann, als er sich verabschiedete, sagte er: bri-gens, wir haben da am Sonntag einen groen Fest-gottesdienst in unserer Kirche. Wollen Sie nichtkommen?"Dieser Gottesdienst war der erste Schritt auf demWeg, den Robert gehen sollte. Natrlich ha tte Ro-bert schon auf der Schule in Schottland seinen Ka-techismus gelernt. Ein Vergngen war das abernicht gewesen, weil der Lehrer ihn mit einem Rie-men zu schlagen pflegte, wenn er mal falsche Ant-

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    12 FREUND DER HUPTLINGEWorten gab. Jetzt aber entdeckte Robert, da derHerr Jesus ihm, diesem Robert Moffat, ganz per-snlich etwas zu sagen habe. Und Robert gelobte,da er von nun an den H errn m it ganzem Herzenlieben, ihm treu bleiben und ihm dienen wolle!Alle Menschen sind Gottes Kinder", hielt ihmsein neuer Freund vor. Aber es gibt leider vieleTausende, die noch nie etwas von Gott gehrt ha-ben." Daran mute Robert oft denken, wenn erseine Hecken stutzte oder die Rosen verschnitt.Und er dachte darber nach, wie diese Menschenwohl sprchen und wie sie aussehen mochten.Zur gleichen Stunde befand sich der HuptlingAfrikaner auf dem Kriegspfad. Er mordete alles,was ihm W iderstand leistete, brann te Negerdrfernieder und schleppte Mnner, Frauen und Kinderin die Sklaverei.Doch davon wute Robert Moffat damals nochnichts.Eines Tages sah Robert ein Plakat, das an einerHauswand hing. Es zeigte ein Missionsfest an,aber das D atum verriet, da dieses Fest schon sta tt-gefunden hatte. Schade!" sagte Robert. Wennich's zur rechten Zeit gewut htte, wre ich hin-gegangen."D ann kam ihm ein Gedanke: Ich werde den Pfar-rer aufsuchen! Sein Name steht ja dort auf demPlakat. Pastor W. Roby. Ich will ihm sagen, damein H erz fr die Mission schlgt. Vielleicht kanner mir sagen, was ich zu tun habe?Als Robert das H aus des Pfarrers verlie, da w ar

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    NICHTS FR SCHLAPPSCHWNZE 13es fr ihn eine ausgemachte Sache, da er Missionarwerden msse. Zunchst w erden Sie noch studie-ren und Ihr Exam en ablegen mssen", ha tte PastorRoby gesagt. Und Robert hatte zugestimmt. Ergab sogleich seinen Posten als Obergrtner auf undnahm eine andere Stelle in Manchester an. "Wenn erhier auch weniger verdiente, so gewhrte ihm dochHerr Smith, der nun sein neuer Brotherr war,einen freien Sonnabend, so da R obert tchtig ler-nen und sich auf sein Examen vorbereiten konnte.M ary, H errn Smiths Tochter, interessierte sich leb-haft fr Roberts Plne. D arum sagte Robert einesTages: Wie schn war's, wenn du mit mir kom-men knntest, Mary!"Ich mchte schon, Robert. Aber Vater meint, w irwerden dich, wenn du nach Afrika gehst, nie wie-dersehen. Sollten dich nicht die Wilden umbrin-gen, dann werden dich die Lwen fressen oder duwirst in der Wste umkommen. Darum will Vatermich nicht mit dir gehen lassen. Er sagt, es sei schonschlimm genug, dich zu verlieren. Und er will nichtauch noch mich beklagen. Schlielich bin ich dochseine einzige Tochter."Ich verstehe ihn, Mary. Doch vielleicht wird Va-ter dich freigeben, wenn es m ir gelingt, dir dort einHeim zu schaffen?"Wir wollen es hoffen", erwiderte M ary . Auf je-den Fall komme ich mit nach London, um dichdort zu verabschieden."Schon in Manchester fand ein groer Abschieds-gottesdienst fr die jungen Missionare sta tt, die imAuftrag der Londoner Missionsgesellschaft hinaus-

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    14 FREUND DER HUPTLINGEziehen sollten. Doch der feierliche Aussendungs-Gottesdienst in London war noch eindrucksvoller.Robert Moffat, nun ein hochgewachsener jungerMann von zwanzig Jahren, stand mit vier ande-ren, die wie er selber nach Afrika gehen sollten,und noch vier Missionaren, die in die Sdsee gin-gen, vor dem Altar. Einer von denen, die in dieSdsee fuhren, war John Williams, der spter vonden Kannibalen der Insel Erromanga erschlagenwurde.Der amtierende Geistliche bergab jedem eine Bi-bel: Liebe Brder, geht, wie der H err es befohlenhat, hinaus in alle Welt, lehret alle Vlker undtauft sie im N am en des Vaters und des Sohnes unddes Heiligen Geistes!"Feierlich gelobte Robert mit den andern: Amen,so w ahr mir Gott helfe!"Wenige Tage spter am 20. O ktober 1816 lichtete die Alacrity" die Anker und ging m it ab -laufender Ebbe in See. An Bord befand sich RobertMoffat mit dem ausdrcklichen Auftrag, der Mis-sion in Afrika neue Wege zu ffnen.

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    AM KAP DER STRMEPuh, ist das hei!" Robert wischte sich mit einemgroen H andtuch den Schwei vom Gesicht. Sechs-undachtzig Tage hatte der Segler fr die Reise vonEngland nach Sdafrika gebraucht. Es war Ja-nuar, als Moffat in Kapstadt an Land ging, unddas ist dort Hochsommerzeit.Er sah sich um: Dort lag das Fort, von der Ost-indien-Gesellschaft erbaut. In seinem Grundristellte es das Wappen der Ostindien-Gesellschaftdar, einen fnfzackigen Stern. Dahinter trmtesich der Tafelberg empor mit seinem eigenartigenflachen Gipfel.Sehen Sie nur" , lachte der Freund, der gekommenw ar, den neuen Missionar in Em pfang zu nehmen,Ihnen zu Ehren hat der alte graue Berg ein neuesTischtuch aufgelegt!" Und Moffat betrachtetenachdenklich die weie Wolke, die tatschlich wieein Tischtuch ber dem flachen Berge lag.Als sie die Strae entlanggingen, betrachtete Mof-fat aufmerksam die einstckigen Huser, die mitSchiefer oder auch mit Rohr gedeckt waren. DieGrten davor leuchteten in einer wahren Blten-pracht. Er sah, wie braunhutige Menschen da ar-beiteten, und bemerkte auch eine hochgewachseneEingeborenenfrau mit leuchtendem Turban, die

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    16 F RE U N D D E R H U P T L I N G Eein Europerkind, das eben laufen lernte, am Gn-gelbande fhrte.Sind das alles Sklaven?" wollte er wissen.Natrlich! Wir alle haben hier eingeborene Die-ner, und die meisten sind Sklaven."Robert atmete auf, als sie in ein Gartentor bogenund sich auf der khlen Steinbank im Schatten gr-nen Weinlaubs niederlieen. Ein Diener brachteeinen Tisch und frische Frchte heraus. KostenSie nur!" ermunterte ihn sein Gastgeber. DieFrchte sind soeben gepflckt und erfrischen."Robert w ar so lange Wochen auf See gewesen, daer noch immer das Gefhl hatte, der Bodenschwanke unter ihm. Doch er mochte nicht langestillsitzen. Es gab zu viel Neues hier zu sehen!Vorwrts! Vorwrts!" Er hrte den Ruf und zu-gleich das Knallen einer Peitsche. Ein Knirschenund Knarren , dann rum pelte ein Wagen daher, ge-zogen von sechzehn mchtigen, rotbunten Ochsen.Ihre geschwungenen Hrner und hochbuckligenRcken gaben ihnen ein majesttisches Aussehen.Sie stampften auf dem Fahrweg daher und zogenden groen, mit einer Plane gedeckten Wagen.Abends schrieb Robert an M ary , was er hier Neueserlebt hat te . Es gibt hier viele Eingeborene", be-richtete er, doch ich soll das Evangelium derHorde des Hottentottenhuptlings Afrikaner ver-knden. Der aber lebt weit drauen am Randeder Kolonie. Man sagt, er sei ein Mordbrenner.Ja, der Gouverneur hat sogar einen Preis auf sei-nen Kopf ausgesetzt! Bete, M ary, d a jich das Herzdieses Wilden fr Christus gewinne!"

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    AM KAP DER STRME 17Moffat mute acht Monate in Kapstadt warten,bis ihm der Gouverneur die Erlaubnis erteilte, indas Grenzgebiet der Kolonie zu Afrikaner aufzu-brechen. MofTat nutzte die Zeit, um die Buren-sprache zu erlernen, und machte dabei die Ent-deckung, da es seiner schottischen Zunge leichtfiel, die hollndischen W orte richtig auszusprechen.Auch machte sich Robert inzwischen mit dem Sat-tel ver traut und rit t fter aus, um abgelegene Far-men zu besuchen. Sein Gepck war leicht: eineWasserflasche, Tagesproviant, eine Decke und die Bibel.Gras, das so hoch war, da es bis an den Sattelreichte, glitt raschelnd zur Seite, wenn das Pferdsich seinen Weg bahnte. Leichtfig sprangenSpringbcke auf und wirbelten Staub und Kiesel-steine empor, wenn sie sich in Sicherheit brachten.Einmal hrte er auch das tiefe Brllen eines Lwen.Wenn er sich einem Farmhaus nherte, dann ritter zwischen Mais- und Krbisfeldern dahin, oderdurch Plantagen von Pfirsichen und Aprikosen.Fast immer standen schon der Farm er und seine Fa-milie wartend vor der Tr, wenn Robert heranritt.Es kam ja nicht selten vor, da man hier drauendrei Monate lang kein weies Gesicht zu sehenbekam. Ja, und dann sa Moffat bald mit deneinsamen Farmern bei gebratenem Hammel, Kr-bissen aus eigener Ernte, Skartoffeln oder Mais,goldgelbem Eierkuchen oder einer kstlichen Pa-stete. Und wenn er sich's schmecken lie, dannsagte wohl die Farmersfrau: Alles, was wir brau-chen, kom mt bei uns vom eigenen Hof!"

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    18 FREUND DER HUPTLINGEEiner der Farmershne bot MofTat etwas an, wasbeinah wie ein dunkler, zusammengedrehter Strickaussah. Vielen Dank!" wehrte Robert ab. Aberich kaue keinen Tabak."Piet lachte: M ynheer MofTat meinen, das sei Kau-tabak? Bewahre! Biltong ist das, Drrfleisch!"Sie werden es bei Ihren Reisen hier im Lande nochoft ntig haben, sich ausreichend mit Biltong zuversorgen", nickte der Farm er. Wenn Sie ein W ilderlegt haben, dann schneiden Sie das Fleisch inschmale, lange Streifen, um es an der Sonne kno-chentrocken werden zu lassen. Unterwegs habenSie dann immer etwas zu kauen. Das Zeug ver-treibt tatschlich den Hunger und stellt eine sehrnahrhafte Kost dar."Auf einem Tisch, der m it einem bltenw eien Tuchgedeckt war, hatte eine dicke hollndische Bibelihren Ehrenpla tz. Als es dunkelte, reichte der F ar-mer mit andchtigem Gesicht Robert MofFat dieBibel, seine Shne und Tchter aber nahmen er-wartungsvoll um ihn P latz . Wir wollen heute frunsere kleine Hausgemeinde einen richtigen Got-tesdienst halten", sagte der Alte. Mynheer, wr-den Sie so gut sein, einen Schriftabschnitt zu lesenund ber ihn zu predigen?"Nachdenklich blickte MofTat auf die Buren, die ihngespannt ansahen. Die Mnner und Frauen fielenihm ein, die er auf den Feldern, in der Kche undauf dem Hof gesehen hatte.Wo sind die Diener?" fragte er.Verblfft starrte der Farmer ihn an. Nun ja, dieserMofTat war noch ein junger Mensch, nur wenige

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    AM KA P DER STRME 19Jahre lter als Piet, des Farmers jngster Sohn. Erwar zudem ein Fremder und noch nicht vertrautmit den Bruchen hierzulande.Sie meinen die Hottentotten?" stie der Far-mer hervor. Na, hren Sie mal, junger Mann,warum wollen Sie dann nicht gleich auch die H undeoder die Paviane herbeiholen? Diese H otten tottensind nmlich nicht gescheiter als Hunde oder Af-fen! Sie wrden von Ihrer Predigt nicht mehr be-greifen als die Paviane!"Einen Augenblick berlegte MofTat, was er daraufantworten solle. Doch dann schlug er die Bibel auf.Wo stand doch die Geschichte? Ach ja: MatthusKapitel 15! Und schon las MofTat die Geschichtevor von dem Gesprch Jesu mit dem kananischenWeibe: Und doch essen die Hndlein von denBrosamen, die von ihrer Herren Tisch fallen. Sosprach das kananische Weib zu Jesus."Halt!" rief der alte Farmer. Piet, geh hinausund hol die H otten to tten herein!" Er klopfte Mof-fat auf die Schulter: Junger Freund, da habenSie es verstanden, auf einen groben Klotz einengroben Keil zu setzen! Ich gebe mich geschlagen,Sie haben nur allzu recht! Das Evangelium ist auchfr die Hottentotten da."Es war fr MofTat ein erregender Augenblick, alser seinen Wagen bestieg und das Zeichen zum Be-ginn des weiten Trecks gab: Vorwrts! Zum Kraaldes Mordbrenners Afrikaner!"Er wute jetzt, wie man ein Wagenrad repa-riert und wie man die Ochsen an- oder abspannt;

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    V O RW RT S !Er wird Ihnen bei lebendigem Leib das Fell berdie Ohren ziehen und dann aus Ihrer Haut eineTrommel m achen!" Der Missions wagen hielt vo reinem Farmhaus, um frisches Wasser zu fassen.Wo wollen Sie denn hin?" hatte der Farmer ge-fragt.Zu Afrikaners Kraal", hatte Moffat zur Ant-wort gegeben.Mann, Sie wissen nicht, was Sie sich da vorge-nommen haben! Afrikaner hat meinen Bruder er-schossen!"U nd mir scho er meine beiden Shne tot!" setzteein anderer hinzu. Kehren Sie um, H err . Sie sindnoch zu jung, um zu sterben."Gott rief mich auf diesen Weg", sagte Moffatschlicht. Die Ochsen waren getrnkt, die Krgegefllt, und Moffat hatte sich an einer Tasse Kaffeeerfrischt, die ihm die Farmer gereicht hatten.Vorwrts!" rief er, und der Wagen rollte weiterin einer dichten W olke von gelbem Staub.Wenn ich nur einen einzigen Grashalm sehenknnte, dachte Moffat. Doch da gab es nichts alsSand und immer wieder nur Sand. Sogar die ver-dorrten Dornbsche waren mit feinem Staub be-

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    22 FREUND DER HUPTLINGEdeckt. Die Flurinnen lagen trocken, angefllt mitsteinigem Gerll. Nirgends gab es auch nur einenTropfen Wasser.Sie w aren nun wohl schon fnfhundert Kilometerdurch die wste Einde dahingekrochen. Immerwieder mute Moffat an das denken, was ihm einalter Missionar ber Afrikaner erzhlt hatte: wieein Bure ihn einst betrogen und hinterlistig ge-tuscht hatte, wie Afrikaner aus dieser bitterenErfahrung zum Banditen geworden war, um sichzu rchen. Afrikaner pflegte seine Opfer an Pfhlezu binden, damit die Ameisen und Termiten siefren. Afrikaner hatte die Missionsstation W arm-Bath in Brand gesteckt und zerstrt. Wie wrde ersich nun wohl zu dem neuen Missionar stellen?Um der Sonnenglut zu entgehen, reisten sie meistnachts. Das aus sechzehn Ochsen bestehende Ge-spann zerrte den Wagen durch knietiefen Sand.Schlielich sanken die schweren, mit eisernen Fel-gen gefaten Rder bis an die Naben in den Treib-sand. Man sa fest! Die Ochsen legten sich in dieSielen, die Hottentotten brllten und lieen ihrelangen Peitschen ber die Flanken der Tiere flie-gen, Moffat stemmte sich mit der Schulter in dieSpeichen und wuchtete, da er meinte, alle Mus-keln mten bersten. Umsonst, der Wagen hingfest.Die Ochsen legten sich in ihrem Geschirr nieder. Siekeuchten vor Hitze und Durst. War dies das Ende?Sie machten die Tiere frei. Der Sand war so hei,da er den Ochsen sogar ihre harten Hufe ver-brannte. Die Tiere drngten sich gegeneinander,

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    VORWRTS 23um eins im Schatten des andern Schutz zu suchenvor der Sonne. Sie brllten vor Schmerz, sobaldsie ihre Hufe in den glhenden Sand setzten.Moffat war so erschpft, da er sich am liebstenneben den Ochsen zu Boden geworfen htte. Docher durfte es nicht zulassen, da die Tiere vor D ursteingingen. Sie m uten Wasser bekommen, muten!Er ergriff einen Spaten und ging in die Wste hin-ein, irgendwohin.Ich mu nach Wasser graben!" sagte er sich. DerSchwei rann ihm ber den Leib, als er zwischenden Dnen den Spaten in den lockeren Sand stie.Er grub, einen Meter tief, noch einen halben Achtung!" Er vernahm den Warnschrei und fandgerade noch Zeit, zur Seite zu springen, als sichauch schon einer der Ochsen, vor Durst fast w ahn-sinnig, in das eben gegrabene Loch strzte. Hatteer Wasser gewittert? Gerade, bevor das Loch ein-brach, hatte Moffat auf dem Grunde ein kleinwenig trbes Wasser erkannt! Die anderen Ochsentrabten herbei, bald war das Loch unter ihrenwuchtigen Tritten zerstampft.Moffat lie sie forttreiben und begann erneut zugraben.Es war einige Wochen spter. Braunhutige Mn-ner tauchten pltzlich auf und kamen zum Wagenheranstolziert. Sie trugen Lendenschurze aus Leo-pardenfell, und die Affenschwnze, mit denen siegeschmckt waren, hpften und tanzten, als dieKrieger schreiend heransprangen. Es sieht so aus,als wenn sie mir Angst einjagen wollen, dachte

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    24 FREUND DER HU PTLINGEMoffat. Anscheinend sind wir jetzt in der Nhevon Afrikaners Kraal.Der Ochsentreiber war erschrocken, doch Moffattrieb ihn mit einem aufmunternden Vorwrts!"weiter.Nun tauchte vor ihnen eine Gruppe bienenkorb-hnlicher H tten auf. Die mit Affenschwnzen ge-zierten Krieger tanzten noch immer vornweg, alsder Wagen jetzt zum H alte n kam . Des HuptlingsBruder, Titus der Scharfschtze genannt, fhrteden Wagen ein Stck zur Seite und meldete: DerHuptling wird dich spter empfangen!"Eine Stunde darauf kam Afrikaner aus seinerH tte . Er musterte den neuen Missionar von Kopfbis Fu. D u bist jung" , sagte er endlich, und dasist gu t. Denn nun wirst du imstande sein, lange beimeinem Stamm zu bleiben."Dann rief Afrikaner einen Befehl, und sogleichstrzten die Frauen des ganzen Stammes herbei.Sie trugen nur Lendenschurze, die aus Fellen be-standen und m it Tiersehnen zusamm engenht w a-ren. Sonst waren sie nackt. Sie hatten keine Ah-nung, was Seife sei, und ihre Schurzfelle warennoch nie gereinigt worden. Unwillkrlich drehteMoffat das Gesicht zur Seite, um dem Geruch derW ilden zu entgehen. Doch rasch ri er sich zusam-men: Du bist hergekommen, um ihnen von GottesLiebe zu erzhlen! Dann darfst du dich nicht vonihrem Duft stren lassen!Die Frauen schleppten lange, bemalte Stangen her-bei, stieen sie in einem Kreis in die Erde und ban-den sie oben zusammen. Dann wurde das aus den

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    VORWRTS 25Stangen errichtete Gerst mit Grasmatten belegt.Es hatte keine halbe Stunde gedauert, und schonwar da eine zuckerhutfrmige Htte entstanden.Das neue Missionshaus war fertig!Afrikaner machte sich in aller Ruhe ein Bild berden neuen Missionar. Er beobachtete ihn, als ein-mal ein paa r kmpfende Ochsen nachts seine Htteeingedrckt ha tten. Und Afrikaner w ar davon be-eindruckt, da Mofifat weder schalt noch schimpfte,sondern sich ganz ruhig daran machte, den Schadenwieder auszubessern.Fleisch war rar, und die Eingeborenen verstandenes auch nicht, Korn oder Gemse anzubauen . Afri-kaner sah, wie der dunkelhaarige Mann mit demschwarzen Bart abmagerte und Tag fr Tag denLeibriemen enger zog, weil er genau wie Afri-kaners Leute Hunger litt. Doch Moffat liekeine Klage hren. Abends nahm er seine Geige,setzte sich auf einen flachen Stein neben der Htteund spielte die altvertrauten Chorle oder sangein Abendlied.Nach und nach fate der Huptling Vertrauen zuihm. Moffat holte die Kinder zusammen und be-gann, sie zu unterrichten. Sie wrden besser ler-nen, Huptling, wenn sie sauber wren! Sie sindja ganz zerschunden und ber und ber mit Ge-schwren bedeckt."D ann wollen w ir sie m al waschen!" meinte Afri-kaner. Sie fhrten wohl hundert Kinder hinabzur Quelle und schrubbten sie sauber. Doch solltem an jetzt die kleinen K erle wieder in ihre schmut-zigen Schurzfelle stecken?

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    26 FREUND DER HU PTLINGEWir mssen also auch ihre Kleider reinigen", ent-schied der Hu ptlin g. Und wieder machten sie sichan die Arbeit und brachten es den Kindern bei, wieman Felle und Decken subert.Wre doch Mary hier, dachte Mofat. Sie wrdeihnen baumwollene Kittel und Hemdchen nhen.Wieviel besser lieen die sich waschen als diesespeckigen, dreckigen Felle!Auch ich will Unterricht haben", wnschte einesAbends der Huptling. Afrikaner beherrschte diehollndische Sprache, und nun brachte ihm Moffatauch das Lesen bei. Er benutzte dafr seine holln-dische Bibel. Das hier ist eine groartige Sache",sagte der Huptling, als er sich Seite fr Seitedurch das Neue Testament arbeitete. Weit du,mein K opf ist so klein, und diese Geschichten sindso gro! Sieh mal, da sagt der H err Jesus: ,Ich binder Weg, die Wahrheit und das Leben; niemandkommt zum Vater denn durch mich!' Bete fr mich,da auch ich diesen Weg erkenne und ihm folge!"Afrikaner und sein Stamm litten oft Hunger. Dennnur Dornbsche wuchsen auf dem steinigen Sand-boden. Die wenigen Schafe waren m ager und d rr,und die halbverhungerten Rinder gaben kaumMilch.Habt ihr denn keinen andern Ort finden knnen,an dem ihr euch httet ansiedeln knnen?" fragteMoffat. Einen Platz, wo Korn wachsen wrdeund wo ihr auch gengend Wasser httet?"Ich habe gar so viele Feinde, mein Vater", erwi-derte der Huptling. Ich darf es gar nicht wagen,

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    VORWRTS 27weit umherzustreifen. Aber wrde mich wohlMynheer mit seinem Wagen begleiten?"Ich wollte schon", gab Moffat zurck. Aber einEisenreifen ist zersprungen und mu repariertwerden. Doch wenn du zwei Ziegen schlachten undihr Fell weich gerben lassen wolltest, dann knnteich versuchen, daraus ein paar Blaseblge herzu-stellen, um den Eisenreifen im Feuer glhend zumachen und wieder zusammenzuschmieden."Der Huptling staunte nicht schlecht, als er sah,wie das Eisen in der zischenden Flamme weiglhte. Die Blaseblge fauchten, und Moffatschwang schweiberstrmt den schweren Ham-mer.Nachdem der Wagen wieder fahrbereit war, trafMoffat die letzten Vorbereitungen fr die Reise.Hosenbeine und rmel waren ihm wieder einmalzu kurz geworden, weil er noch immer gewachsenwar.M utter, du hast doch recht gehabt, als du mir da-mals das N hen beibrachtest", lachte er, als er vorseiner Htte auf einem Stein sa und die Lcherflickte, die ihm die Dornen in sein Hemd gerissenhatten.Diese erste Erkundungsfahrt und noch manche an-dere blieben ohne Erfolg. Doch dann kam eine, dieMofTat nie verga.

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    SIE SUCHEN NEUES LAND

    Nrdlich von Vredeberg, dem Kraal des Hupt-lings, fanden sie kein Land, auf dem der Stammsich hatte ansiedeln knnen. Da entschlo sichMofat nachzuforschen, wie es im Osten stnde.Vielleicht gibt es irgendwo zwischen hier undGriqatown geeignetes Land, wo ihr in Friedenleben knnt" , sagte er zu Afrikaner. Moffat nahmJantje Vanderbyl m it, einen erfahrenen Pfadfinder,der m it der Wste vert rau t w ar, dazu zwei Brderdes Huptlings und dessen Sohn Jonker. Sie ver-fgten ber acht Pferde. Jeder Mann hatte eineDecke aus Schafsfell bei sich, ein sogenanntes Ka-ro. Essen nahmen sie nicht mit. Sie wollten sichunterwegs von der Jagd ernhren oder Lebens-mittel von den Eingeborenen einhandeln.Ihr "weg fhrte sie zunchst am Oranjeflu ent-lang, der sich in unzhligen Schlingen durch dievon Dorn- und Mimosengebsch berste Wstew an d. Sie ritten dabei mglichst bei Nacht. Es w arnicht leicht, sich durch das Dorngestrpp den Wegzu bahnen. Mancher Fetzen Stoff und manchesStck H a u t blieb an den D ornen hangen.Eines Nachts lagerten sie auf einer Sandbank. Siehatten nicht gewagt, ein Feuer anzuznden, weilsie befrchteten, Buschmnner knnten sich m it

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    30 FREUND DER HU PTLINGEsieht zog er Moffat vom Wasser fort. MofFat hattedas Gefhl, als schwelle sein ganzer Krper an.Sein Puls raste. Er war zu schwach, um zu stehen.Andere Buschmnner kamen. Sie st ieen schnal-zende un d grun zend e La ute aus, um ihr M itgefhlzu zeigen. Moffat gab sich alle Mhe, mit einemLcheln auf ihre Besorgtheit zu antworten. Als sieihn lcheln sahen, spr an gen sie v o r F reu de auf u n dschnatterten noch lebhafter durcheinander.A m nchsten Tage h a tt e sich die W irk u n g des Gif-tes ver lor en . MofFat gab den B uschm nn ern, als sieihn verl ieen, e twas Tabak, und sie tanzten vorEntzcken um ihn herum.Ich wollte, ich knnte ihnen in ihrer Sprache vondem Herrn erzhlen, der gekommen is t , um zusuchen und selig zu machen, die verloren sind,dachte Moffat. Aber ich kenne leider kein einzigesWort ihrer Sprache, und sie wieder knnen michnicht verstehen.E in p a a r Tage sp ter verlieen sie das F lu b ett desOranje und r i t ten geradewegs auf die Missions-stat ion Griqatown zu. Sie befanden sich je tzt invll ig unerforschtem Gebiet . Sie hatten geradenoch einen Mundvoll Fleisch fr jeden und be-schlossen, dies fr den nchsten Tag aufzusparen.Weil sie keine Wasserbehlter bei sich hatten,machte Moffat es den Eingeborenen nach undtr a n k auf V o rra t so viel W asser, w ie er nu r k o n n te.Das s t i l l te fr den ganzen kommenden Tag denD u rs t un d lie ihn berdies das H un gerg efh l ve r-gessen.Gegen Abend kamen sie an eine verlassene Htte .

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    SIE SUCHEN NEUES LAND 31Die Fhrten von Schakalen und Hynen fhrtenhinein und heraus. Vom fernen Flu her kam dasBrllen der Flupferde durch die stille Nacht.Doch die Mnner waren zu mde, um darauf zuachten.Vor dem Einschlafen wollen wir unser Abendliedsingen", sagte Moffat, und sie stimmten zusam-men an:Komm, o kom m, du Geist des Lebens,wahrer Gott von Ewigkeit,deine Kraft sei nicht vergebens,sie erfll uns allezeit;so wird Geist und Licht und Scheinin dem dunklen Herzen sein."Am nchsten Abend konnten sie vor Durst undHunger kaum noch weiter. Vanderbyl und Moffatbefanden sich an der Spitze. Sie blickten sich umund sahen die drei andern dort hinten zusammen-stehen.Sie stecken sich wohl ihre Pfeifen an. Nun, siewerden uns schon wieder einholen", meinte Van-derbyl und r itt m it Moffat weiter. Eine Weile sp-ter hielten sie an und riefen, aber alles blieb still.Sie gaben ein paa r Schsse ab, doch kam keine Ant-w ort aus der Ferne. N ur ein Lwe lie sich ganz inder Nhe hren.Sie rannten zu ihren Pferden, saen auf undpreschten zu der Steilwand des Hgels hin, vonwo aus sie vielleicht den Lwen mit Steinen wr-den abwehren knnen. Doch das Felsband warzu schmal, als da sie dort htten festen Stand

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    32 FREUND DER HU PTLINGEfassen knnen. Die Pferde gingen ihnen durch undjagten angstgetrieben den Weg zurck, der Lweauf ihrer Fhrte hinterher. Die zackigen Klippen,das wtende Grunzen eines alten Pavians , dasalles gab dem Geschehen etwas Unheimliches.Sie ritten Stunde um Stunde. Endlich erreichten sieeinen kleinen Hgel. Sie waren am Ende undkonnten nicht weiter. Sie knieten nieder, danktenGott fr ihre Rettung und legten sich dann nieder,wobei sie den Sattel als Kopfkissen benutzten.Mochte der Lw e in der Ferne brllen, sie schliefenfest und traumlos.Am nchsten Morgen erstieg Moffat den Hgel,um nach Wasser auszuschauen. Doch er erblickteringsum nur das von der Sonne ausgeglhte weiteLand. Als er wieder abstieg, mute er husten, undsogleich umringte ihn eine Horde riesiger Paviane.Sie grunzten, fletschten die Zhne und sprangenihm nach von Stein zu Stein. Wtend schtteltensie das lange Kopfhaar und bleckten ihre wider-lich scharfen Gebisse. Jeden Augenblick konntensie zum Angriff bergehen! Sollte Moffat versu-chen, sie mit scharfen Schssen abzuwehren? Erwagte es nicht, wute er doch, da sich die ganzeMeute, sobald er nur einen verwundete, auf ihnstrzen und ihn in Stcke reien wrde. Sie folgtenihm bis an den Fu des Berges. Ein besonders gro-er Pavian streckte einmal sogar seine Hand ausund fate nach Moffats Hut.Vanderbyl hielt m it den Pferden am Fu des H -gels. Moffat konnte nicht sprechen, Kehle und Lip-pen waren ihm wie verdorrt. Mit Zeichen gab er

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    SIE SUCHEN NEUES LAND 33dem Kam eraden zu verstehen, da er kein Wasserhabe finden knnen.Langsam setzten sie ihren Weg fort. Oft meintensie, vor ihren Augen das klare Wasser eines lieb-lichen Sees glitzern zu sehen. Bume spiegelten sichin der klaren Flut. Kleine Buchten und Inselntauchten auf. Ja, einmal vermeinte Moffat sogar,ein Boot zu erkennen, das sich auf dem Wasserfortbewegte. Sie trieben ihre Pferde an. Wasser!Doch nach stundenlangem R itt m uten sie nieder-geschlagen erkennen: Es war eine Fata Morganagewesen, eine Luftspiegelung ber dem glhendenSand!Zw ei Tage danach kam en sie in der MissionsstationGriqatown an. Sie waren nicht mehr in der Lagezu sprechen, halbverhungert und vom Durst aus-gebrannt. Erstaun t sta rrte Missionar Anderson aufdie beiden Gestalten, die da staubberkrustet undschweiberstrmt vor seiner Tr standen. Siekonnten sich nur durch Zeichen verstndlich ma-chen. In fliegender Eile bereitete die MissionsfrauKaffee und einen kleinen Imbi. Drei Tage langhatten die Verirrten nichts gegessen.Einige Tage spter fanden sich auch die drei ande-ren auf der Missionsstation ein.Moffat war glcklich, sich endlich wieder einmal inseiner M uttersprache unterha lten zu knnen. Nichtminder freute er sich, als er sah, mit welcher Auf-merksamkeit die Missionsgemeinde den Wortenihres Hirten lauschte.Ich berbringe euch Gre von euren christlichen

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    34 F RE U N D D E R H U P T L I N G EBrdern in Afrikaners Kraal", sagte Moffat.Auch die Griqas dort haben ihren Herrn Jesusliebgewonnen."Missionar Anderson nahm Moffat mit zum Kuru-man-Flu. Es gibt dort eine klare Quelle, die nieversiegt", berichtete er. Die Eingeborenen nennensie ,Das Auge des Kuruman' ."Das w re doch ein guter P latz fr eine neue Mis-sionsstation", bemerkte Moffat.D a ich hier bei Ihnen habe sein drfen, hat michan Leib und Seele gestrkt", sagte er, als es an dasAbschiednehmen ging.Gott halte seine Hand ber Ihnen allen!" riefendie Andersons und winkten ihnen nach.

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    DES MRDERS BEKEHRUNGWie war's, wenn du mit mir nach Kapstadt rit-test?" fragte eines Tages Moffat den Huptling.Der Erkundungsritt, den Moffat nach Griqatownunternommen hatte, lag nun einige "Wochen zu-rck. Afrikaner war nicht dazu zu bewegen, sei-nen Stamm an der Kuruman-Quelle anzusiedeln.Einen anderen zur Ansiedlung geeigneten Platzhatte aber Moffat nicht finden knnen. Du wirstmit deinem Stamm zugrunde gehen, wenn es dirnicht gelingt, die Unters ttzung der K olonial-Ver-waltung zu erlangen. Solange du aber ein Ausge-stoener bist, besteht keine Mglichkeit, mit Kap-stadt zu verhandeln. Es gibt brigens noch einenandern Grund fr eine solche Reise."Afrikaner sah ihn in sprachlosem Erstaunen an.Mynheer, ich hielt dich fr meinen Freund! Undjetzt willst du mich in Kapstadt am Galgen bau-meln sehen? Vergi nicht: da ist ein Preis von tau-send Talern auf meinen Kopf gesetzt!"Du hast mich nicht ausreden lassen", erwiderteMoffat ruhig. Der zw eite Grund fr die Reise, denich gerade nennen wollte, ist dieser: Ich habe nachKapstadt berichtet, da der Huptling Afrikanerein Christ geworden ist und nicht mehr plndertoder gar m ordet. U nd nun wollen sie mir das nicht

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    36 FREUND DER HUPTLINGEglauben! Du mut mit mir nach Kapstadt gehen,um ihnen die Wahrheit zu beweisen. Erst wenn siedich sehen, werden sie es glauben."Afrikaner schwieg lange in Gedanken. Endlich er-hob er sich und sagte: M ynheer, ich m u mir dasnoch grndlich berlegen. Bitte Gott, da er michrichtig entscheiden lt!"Drei Tage lang wurde im K raal das Fr und W idereiner solchen Reise lebhaft erwogen. Einige lterewaren ernsthaft verrgert: Erst hast du unserenHuptling zum Christentum bekehrt, und dannwillst du ihn nach Kapstadt schleppen, wo manihn hngen w ird! Nein , das ist nicht recht, Vater!"Schlielich kam Afrikaner selbst in MofTats H tte .Ich will mitkommen", sagte er, denn so ist esGottes Wille."^MofTat legte seine H and auf des Huptlings Schul-ter. Das ist der tapferste Entschlu, den du je ge-fat hast. Und nun wollen wir die Einzelheitenbesprechen!"Moffat war fest davon berzeugt, da der Gou-verneur den Preis, der auf des Huptlings Kopfausgesetzt war, zurckziehen und Afrikaner be-gnadigen werde. Voraussetzung aber war, da derHuptling berhaupt lebend bis nach Kapstadtkam! Die grten Gefahren lauerten unterwegs.Denn viele Farmer kannten Afrikaner und wr-den nicht zgern, ihn, sobald sie ihn sahen, nieder-zuknallen.Du mut dich verkleiden!" sagte der Missionar.Am besten wird es sein, wenn du als mein Dienerreist. Ich werde dir entsprechende Kleidung geben.

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    DES M RDERS BEK EHR UN G 37Auf einen Diener werden die Farmer nicht groachten."Der H u ptling stimmte zu. Er 20g alte Lederhosenan und bekam von Moffat ein Oberhemd. Einalter, verbeulter H u t und eine derbe Wolljacke da-zu, und fertig war der Diener"! MofFats Anzugsah nicht viel besser aus, und da Moffat von derSonne so braungebrannt war wie ein Eingebore-ner, war er nur an seinen Gesichtszgen und seinerSprechweise als Europer zu erkennen.Als die beiden im Ochsenwagen losfuhren, konnteman in Vredeburg manch sorgenvolles Gesichtsehen.Seid unbesorgt", trstete Moffat, euer Hupt-ling wird gesund zurckkehren und dann nichtmehr ein Ausgestoener sein."Unterwegs kamen sie an einen wsten Fleck, woverkohlte Balken und rauchgeschwrzte Steine her-umlagen. Niedergedrckt sagte Afrikaner: Daswar einmal die Missionsstation Warm-Bath. Ichselber brannte sie einst nieder. Viele Menschen ver-loren an jenem Tage ihr Leben. Sogar die Flch-tigen verfolgte ich noch, um sie niederzumachen."Bald darauf trafen sie auf ein schmuckes und rein-liches Drfchen. Aus dem winzigen Schulhaus kamChoralgesang. Ein lterer Eingeborener trat ausder Tr, um sie zu begren. Kaum da er einenforschenden Blick auf Moffats Diener geworfenhatte, streckte er auch schon seine Hand ihm ent-gegen und sagte: Herzlich Willkommen, BruderAfrikaner! W ir haben uns beide sehr gendert, seitwir uns das letzte Mal sahen."

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    38 FREU ND DER H UP TLING EM ynheer", sagte Afrikaner erschttert zu MofTat,dieser M ann floh aus W arm-Bath, als ich die Sta-tion niederbrannte. Ich verfolgte ihn und wirkmpften miteinander auf Leben und Tod. Ichhatte mein Gewehr, er aber besa nur einen Speer.Ich scho auf ihn und dachte bis zu diesem Augen-blick, ich htte ihn tdlich getroffen."Und ich", fiel der andere ein, ich meinte, ichhtte dich damals mit meinem Speer zu Tode ver-wundet. Doch jetzt, Afrikaner, reich mir deineHand! Ich habe gehrt, da du Christ gewordenbist. Und ich selber bin inzwischen auch ein Gottes-kind geworden. Tritt ein und sei ein Gast dessen,der einst dein Feind gewesen ist! Gott sei gedankt,der unsere Seelen gerettet hat!"Auf der Weiterreise muten sie einmal an einemeinsamen Farmhaus anhalten, um sich frisch mitWasser zu versehen. Es gab nmlich entlang desWstenpfades keine Brunnen. Wir wollen in dieFarm gehen, die dort auf dem Hgel liegt", sagteMoffat. Ich bin dem Farm er bekann t. Als ich aufder Herreise hier vorbeikam, nahmen mich dieFarmersleute gastfreundlich auf." Sie schirrten dieOchsen ab, und dann sagte Moffat mit einem Au-genzwinkern zu Afrikaner: Also los, Boy!" UndAfrikaner ging lchelnd auf den Scherz ein: Sehrwohl, mein H err!"Sie lieen den Wagen in der O bh ut der H otten to t-ten-Diener, und Moffat machte sich an den Auf-stieg zu der Farm, um nach Frischwasser frMensch und Tier zu fragen. Auf halber H he kam

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    DES MRD ERS BEK EHR UN G 39ihm der Farm er entgegen, um den Fremden zu be-gren. Guten Morgen, Mynheer!" rief MofTatund streckte dem Farmer die Hand entgegen.MofTat?" stammelte der Farmer. Mein Gott, esmu sein Geist sein! Bestimmt ist es so, hrte ichdoch, da MofTat schon vor lngerer Z eit von Afri-kaner um gebracht sei." Er starrte noch immer Mof-fat unglubig an. Jedermann sagt, Sie seien er-mordet. Ja, ich traf sogar einen, der Ihre Gebeinegesehen hatte."Mofat drckte dem Mann krftig die H a n d : N a,fhlt sich so ein Geist an?"Rasch!" rief der Farmer. Dort kommt meineFrau! Und die frchtet sich sehr vor Gespenstern.Los, verstecken wir uns hinter dem Wagen!"Beim Wagen fragte der Farmer, und Moffat sah,wie ihm die Hnde zitterten: Wann, wann sindSie denn vom Tode wieder auferstanden?"M an n", lachte Moffat, ich sagte Ihnen dochschon: Ich bin kein Gespenst! Afrikaner ist auchkein Mrder, sondern ein Prachtkerl!"Der Farmer tippte sich mit dem Finger an die Stirnund meinte mitfhlend: Mynheer haben dochnicht etwa einen Sonnenstich? Wie knnten Siesonst so etwas behaupten? Afrikaner ist kein blu-tiger Mrder mehr? Wenn das wahr wre, wrdeich mit Ihnen gehen, um mich persnlich davonzu berzeugen. Aber es kann ja nicht wahr sein,ttete doch Afrikaner einst meinen Onkel!"Afrikaner stand whrend dieses Gesprchs re-spektvoll, wie es sich fr einen Diener gehrt,hinter MofTat.

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    40 FREUND DER HUPTLINGEWollen Sie wirklich den bekehrten Huptlingsehen?" fragte Moffat.Wenn er jetzt anders geworden ist, gern", nickteder Farmer.Moffat trat zur Seite und winkte den Huptlingheran. Dies ist Afrikaner!"Afrikaner zog seinen Hut und grte den Mannm it tiefer Verbeugung. Der Farmer stand wie vomBlitz getroffen. Doch dann rief er Frau und Kinderherbei: Ein Wunder!" rief er. Mein Gott, wiegro ist deine Gte!"E rzhlt es jetzt noch nicht weiter, da Afrikanerbei mir ist", bat Moffat, als sie Abschied nahmen.Ich mchte nicht, da seine Feinde ihn aufspren,bevor wir Kapstadt erreichen."Afrikaner wurde immer betrbter, als er auf allden Farmen, die sie berhrten, hrte, wie vieleMenschen in steter Furcht vor ihm gelebt hatten.Die Farmer sprachen nmlich ganz offen m it Mof-fat ber den Huptling. Sie ahnten ja nicht, dader Diener, der schweigend hinter dem Missionarstand, eben jener berchtigte Afrikaner w ar . SelbstLord Somerset, der Gouverneur, wollte MoffatsGeschichte kaum glauben, sagte aber schlielichdoch zu, den Huptling zu empfangen. Erst alsAfrikaner selber vor ihm stand und von seiner Be-kehrung berichtete, schenkte ihm der GouverneurGlauben. Erstaunt sah er, wie zerlesen des H up t-lings Bibel war.Damals, als Sie hier ins Land kamen", sagte derGouverneur zu Moffat, behielt ich Sie acht M o-

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    DES M RDERS BEK EHR UN G 41nate hier in K apstadt. Ich meinte, ich knne es nichtverantworten, Missionare in jenes wilde Grenz-gebiet zu lassen. Ich m ute ja befrchten, da die-ser Afrikaner und seinesgleichen Sie umbringenwrden! Wie konnte ich auch ahnen, da ein Mis-sionar das H erz dieser W ilden verwandeln knne.Nun aber habe ich es mit eigenen Augen gesehen.Afrikaner, du sollst nicht lnger ein Ausgestoenersein!"Und wie ist es mit dem Preis, der auf meinenKopf ausgesetzt ist?" fragte der Huptling.Fr dieses Geld werden w ir eine bessere Verwen-dung finden!" rief der Gouverneur lachend. Dubrauchst ja so manches fr dein Volk! Ich werdedir in der Hhe des Kopfpreises Waren und Le-bensmittel geben, dazu einen krftigen Wagen undOchsen, die dich und alle diese Gter heil zu dei-nem Stamme bringen."Moffat sah der Rckreise beruhigt entgegen. Dies-mal wrde es nicht ntig sein, den Huptling inVerkleidung mitreisen zu lassen. Der Gouverneurhatte ihm Verzeihung gewhrt, und diese Neuig-keit wrde sich wie ein Lauffeuer durch die Grenz-farmen hin ausbreiten.Doch Moffat war noch fr andere Aufgaben aus-ersehen. Sie sollen das Evangelium auch den Bet-schuanas bringen", meinten die Leiter der Missionvon Kapland.Ich bin von Gott an H uptling Afrikaner gewie-sen", suchte MofTat einzuwenden.Aber der Huptling sagte: Zwar ist mein Herzschwer, wenn ich ohne dich, Herr, zu den Meinen

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    42 FREUND DER HUPTLINGEzurckkehre, aber wenn die Betschuanas dich ntighaben, dann mut du halt zu ihnen gehen undauch ihnen den Weg zeigen, der zu G ott fhrt. Umdeine Sachen brauchst du dir keine Sorge zu ma-chen. Ich selber werde deine groe Holzkiste mitden Messingschlssern und deinem Namen aufdem Deckel nach Lattakoo mitnehmen. Du wirstsehen, da nichts fehlen wird!"MofTat blickte Afrikaner und seinen Leuten nach,wie sie m it dem Wagen, den der G ouverneur ihnengeschenkt ha tte , davonzogen. E r selber mute nochin Kapstadt bleiben, um die Vorbereitungen frdie Grndung der neuen Missionsstation in Latta-koo zu treffen. Das waren fr Moffat traurige undeinsame Tage. Bis zu dem Augenblick, da ein Boteihm einen Brief aushndigte.Moffat hatte das Schiff in die Tafelbay einlaufensehen und sich gefragt, ob es wohl auch fr ihnPost an Bord habe. Jetzt brach er das Siegel desBriefes rasch auf, denn der Brief kam von M ary!Was schrieb sie? Meine Eltern haben jetzt end-gltig zugestimmt, da ich nach Afrika kommendarf. Ich werde schon m it dem nchsten Schiff rei-sen, heiraten knnen wir dann in Kapstadt."Schmunzelnd sahen die Leute dem hochgeschosse-nen jungen Mann nach, der wie wild die Straezum Pfarrhaus hinunterlief.Was ist denn mit dem los? Ist er bergeschnappt?Oder ist jemand krank , da er zum A rzt renn t?"Durchaus nicht", sagte ein N achbar. Das ist dochder Missionar Moffat. Er hat eben die Nachrichterhalten, da seine Braut demnchst aus England

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    DES MRDERS BEK EHR UN G 43herkom mt. U nd nun luft er zum Pfarrer, um dieHochzeit zu bestellen! Ja, so ist er nun einmal:Was er tut, das tut er sofort und grndlich!"

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    DER REGENMACHERDas hier ist unser neues Heim , M ary ", sagte Mof-fat. Ihr erstes Zuhause war der Treckwagen ge-wesen, mit dem sie nach ihrer Hochzeit drei Mo-nate lang unterwegs gewesen waren. Und Maryhatte in dieser langen Zeit den alten Holzkarrenrichtig liebgewonnen. Sie blickte sich ein letztesM al im W agen um : dort in der Ecke stand das Bett,ein Gestell, das mit geflochtenen Riemen bespanntwar; darunter befand sich eine Kiste, in der sieihre wenigen Kleider aufbewahrt hatte. An dereinen Innenseite des Wagens lief ein Bort entlang.Es besa einen erhhten Rand, damit die daraufbefindlichen Sachen nicht herunterrutschen konn-ten, wenn der Wagen durch den w ilden Busch rum -pelte. In einer anderen Ecke stand ein mit Messing-reifen beschlagenes Fa fr das Trinkwasser, dane-ben ein anderes, in dem sich das Schiepulver be-fand. Auf dem Fuboden lag, mit der buntenHaarseite nach oben, ein geschecktes Leoparden-fell, und an der W and hing als Vase ein BfTelhorn.Mary hatte unterwegs gelbe Mimosenblten ge-pflckt und in diese Vase gesteckt.Die Reise im Wagen wre ihr ein Vergngen ge-wesen, wenn nur nicht diese Hitze, der Staub unddie Fliegen gewesen wren. Doch nun war die

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    DER REGEN MA CHER 45Reise zu Ende, sie waren in La ttakoo und dam it inihrer neuen Heimat angekommen.Zwischen den staubigen Dornbschen standenwohl hundert niedrige Htten, die wie plattge-drckte Bienenkrbe aussahen. In diesen wohntendie Betschuanas. Die Htten waren rauchge-schwrzt, und fast alle Leute hatten vom Qualmihrer Kochfeuer, die im Innern der H tte n brann -ten, entzndete Augen. Die Mnner trugen ver-filzte Schafsfelle, und die Frauen hatten ihrenKrper mit roter Ockerfarbe beschmiert. WennMary einer von ihnen zu nahe kam, dann frbtedas Rot unweigerlich auf ihre Kleider ab.Hier hat uns Gott eine groe Aufgabe gestellt",sagte Moffat, und Mary nickte. Ja, sie wollte mitderselben Begeisterung wie Robert hier an die A r-beit gehen.Bald begannen die Eingeborenentrommeln zudrhnen . Das gilt uns, M ary ", sagte MofTat. K -nig Motibi fordert uns zum Besuch auf."Sie schritten durch den K raal des H uptlings . Undrichtig, vor seiner kniglichen H tte sa auf einemStuhl schon Knig M otibi. ber die Schulter hatteer ein Leopardenfell geworfen, um den Leib truger einen Schal aus herrlichen Strauenfedern , undhinten am Grtel baumelte ihm ein Leoparden-schwanz. Sein Gesicht und der ganze Krper warmit Ocker rotgefrbt. An seiner Seite stand einegroe dicke Frau, das war die Knigin Mahuto.Neben sich hatte sie ihren ltesten Sohn Peclo. Erwar noch jung, zeigte aber, wie es sich fr einenPrinzen gehrt, eine stolze Haltung.

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    46 FREUND DER HUPTLINGEDem Knig lief, da er trotz der Hitze des Mitt^sommertages seinen vollen kniglichen Schmuckangelegt hatte, der Schwei in Strmen ber dasGesicht.Vor dem Knig kniete ein Diener und hielt ihm einKrbchen mit getrocknetem Kuhmist hin. KnigMotibi nahm etwas davon und rieb es zwischenden H n den . N un ging das Krbchen reihum, undKnigin Mahuto, Robert und Mary nahmen da-von, um , wie die Sitte es verlangte, ihre H n de da -mit trockenzuwischen.Dann go der Knig aus einem Lederbeutel, deraus Ziegenfell hergestellt war, etwas Sauermilch ineine rotgebrannte Tonschssel. Nachdem er mitlautem Schmatzen davon getrunken hatte, reichteer die Schale seinen Gsten w eiter. Moffat freutesich, da M ary gute Miene dazu machte, als sie mitdem Trinken an der Reihe w ar . U m es ihr leichterzu machen, nahm er ihr aber das Gef schnell ab .Whrend er trank, schlrfte er, so laut er nurkonnte. Er wute, was hierzulande als Anstandund gute Sitte galt.M ahuto tra t ganz dicht an M ary heran und begannunglaublich schnell zu reden. Was will sie denn?"fragte Moffat den Dolmetscher. Sie mchte etwasgeschenkt haben", kam die Antwort. Moffat lieeins der Pakete aus dem Wagen holen, ffnete esund nahm drei M eter leuchtend ro ten Stoff fr dieKnigin heraus. Vor Freude wiegte sie sich in denHften und lachte ber beide Ohren. Dann aberschlang sie sich in glcklichem Stolz das Tuch umdie Schultern.

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    DER REGENMACHER 47So, nun haben wir unseren Antrittsbesuch hinteruns", sagte Robert. Jetzt wollen wir an die Ar-beit gehen!"Meinst du wirklich, da A frikaner all die Sachen,die du ihm anvertraut hast, noch bringen wird?"fragte M ary. Du brauchst doch jetzt deine Bcherund dein Werkzeug so dringend. Viele Leute inKapstadt behaupteten, es sei tricht von dir, ihmzu trauen. Sie meinten, du wrdest dein W erkzeugnie wiedersehen."Afrikaner wei, da Christen ein Versprechen,das sie einmal gegeben haben, auch halten", erwi-derte MofFat. Du wirst es sehen: er bringt dieSachen."Mary ging zum Missionshaus zurck, das im In-nern ein Wohnzimmer und einen Schlafraum ent-hielt. Auf dem Hofplatz dahinter stand noch einekleine Htte, die als Kche dienen sollte. Mit La-chen und lautem Schwatzen folgte ihr ein HaufenMnner und Frauen in das Haus. Eine besondersneugierige Frau ergriff M arys Arm und streifte ihrden rmel hoch, um nachzusehen, ob ihre Hautberall so wei sei. Einige setzten sich unbekm-mert auf die Sthle, andere lehnten sich gegen diegetnchten Wnde und hinterlieen auf der wei-en Flche ihre roten Ockerspuren. Erst als siemde wurden, trollten sie sich, nicht ohne einigevon Marys Lffeln und Schmuckstcken mitzu-nehm en. Als sie endlich gegangen waren, sah M aryentsetzt, wie Wanzen an den Wnden emporliefenund Flhe m unter ber den Fuboden sprangen.Sie ging hinaus, um frische Luft zu schnappen. D a

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    48 FREUND DER HUPTLINGEbemerkte sie in einiger Entfernung eine Staub-wolke. Robert, da kommt jemand!" Moffat wargerade eifrig beim Umgraben, denn er wute, dasie Hungers sterben mten, wenn es ihnen nichtgelang, wenigstens etwas Getreide anzubauen. Ge-meinsam beobachteten sie nun, wie die Staubwolkelangsam nher kam. Das kann nur Afrikanersein!" rief Mofat erfreut. Ich w ute doch, da eruns nicht im Stich lassen wrde!"Des Huptlings Wagen kam herangerollt, unddann schttelten sich die beiden M nner die H nde.Hier bringe ich dir deine Sachen", sagte derHuptling. berzeuge dich: Es fehlt nichts!"Es fehlt wirklich nichts!" besttigte Moffat.Afrikaner war berglcklich, Moffat wiederzu-sehen. Weit du", sagte er, ich will auch meinVolk hierher fhren. D an n kannst du uns alle mit-unterrichten."Wie schon frher betete Afrikaner auch jetzt wie-der mit ihnen, dann nahm er mit Moffat und M arydas Heilige A bendmahl.Gott sei mit dir, mein Bruder!" sagte Moffat, alsder Huptling wieder Abschied nahm.Viele Monate spter erfuhr Moffat, da derHuptling bald, nachdem er sein Heimatdorf er-reicht hatte, an einer schweren Krankheit verstor-ben war. Die Nachricht ging Moffat sehr zu Her-zen. Nie wrde er nun den Freund in Lattakoowillkommen heien knnen.Mde und abgespannt kam Moffat eines Abendsheim. Er brachte Robert Hamilton mit, einen

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    DER REGEN MA CHER 49Missionsbruder, der ein tchtiger Maurer undHandwerker war.Mary holte Kerzen herein, die sie selber auseinem Docht und dem ausgelassenen Talg einesFettschwanzschafes hergestellt hatte. Moflfat hattedas Schaf geschlachtet, und Mary hatte es zerlegt.Schmale Fleischstreifen hatte sie zum Trocknen indie Sonne gehngt, damit Biltong", Drrfleisch,daraus w rde. Andere Stcke ha tte sie in Salzlaugeeingepkelt. Es war nicht leicht, die Vorrte so auf-zubewahren, da weder die Ameisen noch wildeTiere darankonnten. Es durfte ja nichts umkom-men, sie m uten lange m it diesem einen Schaf aus-reichen.Als sie sich niederlieen, um ihre auf offenemHolzfeuer gekochten Hammelrippchen zu essen,sah Mary, da Robert verrgert war.Wir machen hier auch gar keine Fortschritte",sagte er endlich. Nur Lgen und Stehlen kenntman hier!"Wenn ich wenigstens zu diesen Menschen in ihrereigenen Sprache reden k nnte!" seufzte er. Ich bindavon berzeugt, da der Dolmetscher vieles falschbersetzt. Gestern sagte ich: ,Die Rettung der Seeleist eine groe Sache.* Er bersetzte das in die Bet-schuanasprache, und die Leute lachten schallendlos. Und weshalb? Weil er falsch bersetzt hatte:,Die Rettung der Seele ist ein groer Sack!'"N a" , sagte H am ilton, dann ist es wirklich nichtverwunderlich, da die Leute lachten."Es wird Zeit, da ich die Sprache dieser Menschenlerne" , sagte Moffat. Aber hier gibt es so viel zu

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    50 FREUND DER HUPTLINGEtun, da man nicht wei, was man zuerst tun soll."Das Schlimmste ist", warf Robert Hamilton ein,da es eine groe Hungersnot geben wird, w ennes nicht bald regnet. Fnf Jahre lang ist keinTropfen Regen gefallen!"Knig Motibi erzhlte mir, er wolle sich den be-sten Regenmacher des Landes kommen lassen. Ererwartet ihn schon fr morgen."Rufen und Gelchter, dann das Gerusch vielereiliger Fe , Moffat lief vor die Tr und hielteinen der Mnner, die da vorbeirannten, an.Wir eilen zur Quelle, Mynheer. Der Regenmacherist auf dem Anmarsch und hat einen Boten voraus-geschickt, wir sollten uns alle die Fe waschen,er knne sonst keinen Regen schaffen!"Am nchsten Tage traf der Regenmacher in hchst-eigener Person ein. Er wute, wie man Eindruckmacht, trug einen gewaltigen Kopfschmuck ausStrauenfedern und einen Leopardenmantel, dermit Affenschwnzen besetzt war. Zunchst lie ersich einige Ziegen und Schafe geben. Tatschlichfielen ein paa r Tropfen vom Himmel, doch dannw ar es wieder vorbei mit dem Regen.Ihr habt mir nur Ziegen und Schafe gegeben",sagte er. D am it kann ich natrlich auch blo einenkleinen Ziegenregen machen. Gebt mir fetteSchlachtochsen, und ich werde euch einen richtigenOchsenregen herbeizaubern!"Doch noch immer wollte es nicht regnen.Der Regenmacher murmelte Beschwrungen. End-lich sagte er: Ih r m t mir ein Lwenherz heran-

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    DER REGEN M ACH ER 51schaffen!" Die Leute zogen in den Wald, erlegteneinen Lwen und brachten ihm dessen H erz . Dochvon Regen w ar noch immer nichts zu spren.Die Wolken sind so schwer!" entschuldigte sichder Zauberer. Ein Lwenherz ist noch nicht starkgenug, sie zu zwingen. Besorgt mir einen Pavian!U nd zw ar m u er vllig makellos sein, auch nichtein Hrchen darf ihm fehlen!"Er kicherte still in sich hinein, weil er wute, esknne Wochen dauern, bis sie einen solchen fingen.Blutig und zerschunden kehrten die Krieger end-lich mit einem Pavian-Baby heim, das sie in denFelsen gefangen hatten.Mir zerreit es das Herz!" jammerte scheinheiligder Regenmacher. Seht nur: hier hat es eineSchramme am O hr, und ach am Schwanzfehlen gar zwei Haare! Nein, zum Regenmachentaugt dieses Pavian-Baby nicht."Allmhlich fingen die Leute nun doch an, ungedul-dig zu werden. Warum kam nur kein Regen? Mof-fat lutete die Glocke zur Abendandacht in derKapelle. Das ist die Ursache all des bels!" schrieder Regenmacher. Der weie Mann verjagt mitseiner Glocke die Regenwolken! Wenn Wolkenheraufziehen, schaut der weie Mann hoch, unddie Wolken bekommen Angst und gehen weg."Kein Zweifel, es stand schlimm fr den Missionar.An diesem Abend las Moffat, bevor sie schlafengingen, aus der Bibel den Spruch vor: Gott istunsere Zuversicht und Strke, eine Hilfe in dengroen Nten, die uns betroffen haben." U nd neu-gestrkt legten sie sich zum Schlafen nieder.

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    52 FREUND DER HUPTLINGEMeister Hamilton und ich werden jetzt mit ge-senktem Kopf umhergehen", verkndete Moffatam nchsten Tage den Leuten. Versteht ihr? D annwerden die Wolken nicht vor unseren weien Ge-sichtern oder meinem schwarzen Bart erschrecken."Endlich ging den Leuten des Betschuanavolkes dieGeduld aus. Sie hatten dem Regenmacher ihre be-sten Schafe und Rinder gegeben, hatten alle seineAnweisungen ausgefhrt, und dennoch wollte esnicht regnen! Machen wir Schlu mit ihm! Latuns ihn umbringen!"Da trat Moffat in ihren Kreis und bat fr das Le-ben des Regenmachers. Wie sollte er imstande sein,euch Regen zu schaffen? Das kann nur Gott! DerAlte aber ist auch nur ein Mensch wie wir alle. Unddarum sage ich euch: Wenn ihr ihn um bringt, machtihr euch zu Mrdern!"Ein angesehener lterer Krieger sprang vor undschttelte wtend seinen Speer. Unser Volk undunsere Herden kommen um, der Regenmacheraber hat sich auf unsere Kosten reich gemacht! Die-sen Speer werde ich ihm ins verrterische H erz ren-nen! Willst du mich etwa daran hindern?"Wenn ihr's fordert, will ich ein Lsegeld fr ihngeben", erw iderte Moffat. Ein Lsegeld fr ihn?"schrien sie. Er ist doch dein Feind!" Moffat abergab zur Antwort: Habe ich euch nicht erzhlt,da der H err Jesus sogar sein Leben gab, um seineWidersacher zu erlsen?"Verw irrt schwiegen die Leute, lieen aber doch denRegenmacher nun in Ruhe.

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    DER REGENMACHER 53MofFat hatte zw ar sein Leben gerettet, doch w ar erdamit dem Betschuanavolk nicht nhergekommen.Sie wollten ihm noch immer nicht ihr Vertrauenoder gar ihre Freundschaft schenken.Das steht fest", sagte MofFat, ich werde erstdan n ihr H erz gew innen, wenn ich ihre Sprache be-herrsche."Nie wirst du hier die Zeit finden, ihre Sprache zulernen", gab Mary zu bedenken.D an n bleibt mir eben nu r eins", an twor tete Mof-fat. Ich mu fr mich allein in einem ihrer Dr-fer mitten unter ihnen leben, mich nur mit ihnenunterhalten, hinhren, wie sie reden, und fein su-berlich alle Worte, die ich so lerne, mir aufschrei-ben. Doch sag, Mary, kann ich dich hier alleinlassen?"Auch Mary m ochte nicht gern allein bleiben. Schonjetzt mute sie sich oft frchten. Aber sie lie dasRobert nicht merken. Sie glaubte fest daran, daGott sie und ihre Kinder beschtzen und ihr auchein tapferes Herz geben werde. Sie hatten jetztschon zwei kleine Kinder, Mary, die zwei Jahre,und Ann, die noch nicht einmal ein Jahr alt war.Seit Mary, das erste Kind geboren war, nanntendie Eingeborenen Robert Ra-Mary", das heitMarys Vater, und seine Frau Ma-Mary", MarysMutter .

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    DIE RETTUNG EINES KINDESEndlich hatte Moffat Knig Motibi dazu bringenknnen, neues Land urbar zu machen. Ein paarJahre zuvor hatte Moffat ja die Quelle zu Kuru-man kennengelernt. Er wute, da dies eine derklarsten Quellen war, die es berhaupt gab. Wassie aber so wertvoll machte, w ar dies: niemals ver-siegte sie! Mochten ringsum im Land alle Brunnenaustrocknen, im Auge des Kuruman" war immerWasser! U nd darum wollte Moffat gerade dor t dieneue Missionsstation errichten.Er brauchte neue Smereien und Werkzeuge. VierJahre lebte er jetz t schon in der W ildnis, und seineVorrte waren erschpft. D arum fuhr er mit seinerFamilie im W agen nach K apstad t.Fnf Kinder befanden sich im Wagen: Mary undAnn, Moffats eigene Kinder; dann zwei kleineBuschmannkinder, die Moffat vom Tode errettethatte, und schlielich noch Peclo, Knig MotibisSohn. Es war das erste M al, da die Kinder in eineStadt kamen. Sie hatten noch nie Geschfte, festeStraen oder Kutschwagen gesehen, geschweigedenn das groe Meer!Als sie wieder heimwrts fuhren, hatten sie Sme-reien und Werkzeuge, Nahrungsmittel und Medi-zin im Wagen. Oh, es gab ja so viel vorzubereiten,

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    DIE RETTUN G EINES KINDES 55wenn es an die Errichtung der neuen Missionssta-tion ging. H am ilton , der Baumeister, hieb aus Fels-blcken Bausteine zurecht, um daraus die Kircheund das Missionshaus zu bauen. Moffat aber ar-beitete, solange sich die neue Station in Kurumannoch im Bau befand, noch in Lattakoo weiter.Mary brachte inzwischen Klein-Mary, Ann undden beiden Buschmannkindern das Nhen undLesen bei. Klein-M ary und A nn sprachen die Bet-schuanasprache genau so gut wie das Englische. Siebildeten sich ein, auf der ganzen Welt gbe es nureitel Sonnenschein. Regen hatten sie nmlich kaumje gesehen. Wenn einmal ein kurzer Schauer kam,dann gerieten sie vor F reude rein auer sich, rann-ten hinaus und lieen sich bis auf die Haut na-regnen.Noch immer wurde in Lattakoo gelogen und ge-stohlen. Manchmal w ar Moffat deshalb richtig ver-zweifelt, nur Mary verlor die Hoffnung nicht.Wenn Eingeborenenkinder ins Feuer gefallen wa-ren, sich verbrht oder die Knie aufgeschundenhatten und nun kamen, um sich von M a-M ary ver-binden zu lassen, dann pflegte sie zu sagen: DerTag w ird schon noch kom men, w o sie uns ihr Ver-trauen schenken und begreifen werden, da Gottdie Liebe ist."Wie alle Neuigkeiten, so verbreitete sich auch das,was sich in Lattakoo zutrug , durch den Eingebore-nen-Telegraphen ringsum in den andern Drfern.Manchmal hrte man stundenlang die Trommelnin ganz bestimmten Wirbeln drhnen. Von irgend-

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    56 FREUND DER HUPTLINGEw oher ka m d ann A n tw o r t aus der Ferne . M i tun tererstiegen die Neger auch den Gipfel eines Hgelsund riefen von dort aus ihre Botschaft den andernzu. In der wunderbar klaren Bergluft t rug dieStimme ja meilenweit . Auch auf der Jagd begeg-neten sich die einzelnen Trupps und berichteteneinander, was es Neues gab. Ja, es gab so vieleW ege, auf denen sich die Ereignisse heru m sprache n!Eines Tages brachte ein Mann, der von der Jagdheimkam, e ine Neuigkei t mi t : Die Krokodi l -Leute, die Bangwaketse, wollen euch besuchen. Siew ollen nm lich wissen, w as ihr die Leu te hier leh rt.Und sie wollen das selber gern lernen!"Robert war unentschlossen. Ich meine, ich solltezu ihne n gehen, um auch ihnen d ie F ro h e Botschaftvom Herrn Chris tus zu bringen. Doch ich mchtedich und die Kinder hier nicht gern allein lassen.Hami l ton ha t in Kuruman zu tun . Du wrs t a l soga nz al lein hier bei de n B etschuanas."Du mut t ro tzdem gehen" , sag te Mary . beruns wird Got t se ine Hand hal ten , darum habe ichkeine Angst ."A ls er Abschied n ah m , blickte sie ihm aber doch inbanger Sorge nach. Aber sie lie es sich nicht an-m erke n, w ie ngstlich sie im G ru n d e ihres H erze nswar. In aller Stil le betete sie, Gott mge ihr dochMut schenken, und dann ging sie an ihr Tagewerk.Wann kommt Vat i wieder?" f ragten die Kinder .Wir drfen nicht ungeduldig sein", antworteteMa-Mary. Er wird schon zurckkommen, sobalder d o rt seine A ufga be erfllt h a t . "Sie w u te genau, da er heimk ehren w r de , sobald

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    DIE RETTUN G EINES KINDES 57er auch nur ahnte, da sie sich ngstigte. Darumschrieb sie ihm einen Brief, in dem sie ihm mitteilte,es gehe ihr und den Kindern wohl und sie wollenur hoffen, da er gu t auf sich achtgebe.Sie gab diesen Brief einem eingeborenen Lufer.Bring das dem Herrn! Und wenn du dich beeilstund mir bald Nachricht von ihm bringst, sollst dueine gute Belohnung bekommen."Eifrig rannte der Mann davon. Schon nach zweiTagen war er wieder zurck. In der Hand hielt erein Stck blutdurchtrnktes Leinen. Der Herr isttot! Er wurde erschlagen. Dies hier ist ein Stckvon seinem Hemd." Und damit streckte er seineHand aus, um die Belohnung einzuheimsen. Ob-gleich zu Tode erschrocken, gab ihm Mary Tabakund eine Handvoll Glasperlen. Sie drehte denFetzen um und um. Ja, das war von RobertsH em d! Dies da w ar der Flicken, den sie selber auf-gesetzt ha tte. Und doch, sie konn te es einfach nichtglauben, da R obert to t sei!Eine Woche spter strmten die Kinder herein.M utter, eine Staubwolke! D a kom mt wer! O b esVater ist?" M ary wagte kaum aufzublicken. Dochdann hrte sie eine krftige Bastimme. Es warwirklich Robert!Noch am gleichen Abend zeigte sie ihm den blut-verschmierten Fetzen. Ah, ich entsinne mich!"sagte Robert. Einer der G riquam nner ha tte sichin den Finger geschnitten. Ich ri mir dieses Stckvom Hem drm el, um ihn zu verbinden. D er Lu-fer mu den Fetzen irgendwie in die Hnde be-kommen haben und brachte ihn schleunigst zu d ir,

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    58 FREUND DER HUPTLINGEum so bald wie mglich seine Belohnung zu be-kommen. Nach mir selber zu sehen, war ihm vielzu umstndlich. Liebe Mary , wie m ut du dich ummich gesorgt haben!"Das w ar ein glcklicher Tag, als Robert Ham iltonherbergeritten kam , um zu melden, da die neueStation in Kurum an nun fertig sei und sie dort ein-ziehen knnten.Es war ein paar Wochen spter. M ary wollte zumSonntags-Gottesdienst in die Kirche hinbergehenund schlo eben die Tr des neuen Hauses, damitnicht herumstreunende Hhner oder gar das Viehhereinknne. Eine eingeborene Dienerin stand ne-ben ihr und sagte mit einem Male: Da weint einBaby!"Wo denn?" fragte M a-M ary.Droben am Hang des Hgels", erwiderte dieFrau. Sie haben es heute frh mitbeerdigt, weildoch seine M utter gestorben ist."Zeig mir den Platz!" brauste Mary auf. Sie liejetzt Kirche Kirche sein und feuerte die erstaunteFrau zur Eile an. Sie liefen den Hgel hinan undkamen an einen groen Steinhaufen. Jetzt konntesie ganz deutlich das Wimmern hren. Ein paarandere Frauen hatten sich ihnen unterwegs ange-schlossen, um zu sehen, was Ma-Mary wohl vor-habe. Jetzt muten sie ihr helfen, die Steine bei-seite zu rumen. In der Grabkammer lag tatsch-lich ein nacktes braunes Baby, ein kleines Md-chen, das kaum fnf Wochen alt sein mochte. K urzzuvor hat te M ary ein eigenes Baby verloren, einen

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    DIE RETTUNG EINES KINDES 59kleinen Jungen, der nur fnf Tage am Leben ge-wesen w ar. Kein "wunder, da ihr nun dieses Babyhier doppelt teuer w ar. Sie ri das kleine Ding, dasstill vor sich hinwimmerte, an ihr Herz und truges heim.Als Robert aus der Kirche kam, noch immer er-staun t, da M ary nicht im G ottesdienst erschienenwar, fand er, da seine Familie wieder um einKind grer geworden war.Wie wollen wir sie nennen?" fragte Mary. Ichhalte Sara fr einen schnen Namen."G ut!" sagte Robert. Und dazu nehmen wir nochden Nam en Roby, zur Erinnerung an den Pfarrer,durch den ich zum Missionar geworden bin ."So wurde also das fremde Kind auf den NamenSara Roby" getauft und mit zur Missionars-familie gerechnet.

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    8FLHE UND - TINTE

    Guck mal her, Ann, so mut du dieses Musterflechten! Lena zeigte es mir, wie man's macht."M ary und A nn saen im Schatten eines Busches vordem Missionshaus zu Kuruman. Eine Katze laglang ausgestreckt neben ihnen. Lena, eine TochterKnig Motibis, hatte lange Zeit bei ihnen gew ohnt,so da M a-M ary ihr das Lesen, N hen und Kochenhatte beibringen knnen. Lena konnte wunder-schne Krbe aus Binsen und Gras flechten undverstand es auch, sie kunstvoll zu frben. U nd dashatte sie natrlich auch Klein-M ary beigebracht.Die Mdchen blickten auf, als sich das regelmigeTapp-Tapp von Ochsenhufen hren lie. Dashrt sich ja ganz nach unserem Wagen an?" riefM ary . O b das Vater ist, der jetzt zurckkehrt?"Schon rannten sie dem W agen entgegen. Doch dannblieben sie erschrocken stehen. Wer ist denn nurder dreckige alte Kerl?" fragte Ann. Der sieht jaaus, als habe er sich noch nie im Leben gewaschen!Und seine Kleider erst! Puh!"Ihr Hund war hinter ihnen hergelaufen, sprangjetzt auf den Mann zu und strmisch wedelnd anihm hoch. Mein G ott, das ist Vater!" schrie M ary .Er winkte und rief ihnen einen Gru in der Bet-schuanasprache zu.

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    FLHE UND - TINTE 61Wo hast du nur so lange gesteckt, Vater?" fragteMary.Erst will ich mich mal waschen, Kinder!" lachteMoffat. Und dann geht's ans Erzhlen!" Erwandte sich den D ienern zu und erteilte ihnen seineAnweisungen. Dann ging er in das Haus.Hast du's gehrt?" wisperte Mary. Er sprichtjetzt ganz wie ein Eingeborener! Er hat also nichtumsonst in ihren Htten gelebt, um ihre Sprachezu lernen."Bevor sie zu Bett muten, kletterte Ann auf desVaters Knie und bettelte: Erzhl nun, bitte!"Es fllt mir tatschlich schwer, jetzt wieder eng-lisch zu sprechen", lachte MofTat. Zehn Wochenlang habe ich nur die Betschuanasprache gespro-chen. Wit ihr, ich lebte in einem Dorf, das mehrals dreihundert Kilometer von hier entfernt liegt.Lwen sahen wir und Giraffen und Nashrner!Ein Nashorn habe ich sogar geschossen, weil wirFleisch brauchten. Die Eingeborenen waren vorHunger so ungeduldig, da sie dem Tier ihreSpeere in die dicke Haut stieen, um es mglichstschnell aufzubrechen. Aber das alte Rhinozerosw ar noch nicht ganz to t. Es kam noch einmal hochund whlte den Boden mit seinem Horn auf. Darannten sie weg, was sie konnten!Die ganze Z eit ber lebte ich in so einem kleinen,bienenkorbhnlichen Huschen. Auf allen Vierenmute ich durch die niedrige EingangsfTnung krie -chen. Niemand in dem Dorf hatte auch nur eineAhnung, was Seife ist. U nd selbst wenn es welche

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    62 FREUND DER HUPTLINGEgegeben htte, so war doch kein Wasser da zumWaschen. Noch nie hatten die Eingeborenen sichoder ihre Kleider gewaschen, und ich konnte esnatrlich auch nicht tun."Und zehn Wochen lang hast du das ausgehalten?"rief Mary entsetzt.Zehn Wochen!" nickte Moffat. Mutter meint,mein Anzug sei nun nur noch zum Verbrennen gut.Es ist gar nicht daran zu denken, da sie meinHemd wieder sauber bekommt. Ja, mit den Fin-gern m ute ich essen, und pu h! im Essenschwammen Fliegen! Am schlimmsten aber war esnachts, denn da sind die Insekten besonders stech-lustig. Wenn ich dann im Bett lag, lieen sich dickeSpinnen von der Decke herab auf mein Gesichtherunter, und Schnecken krochen mir ber dieFe. K urz und gut, ich lebte ganz wie die Einge-borenen, achtete dabei auf ihre Sprache, fragte diesund das und schrieb mir dann alles auf, was ich sogelernt hatte."Er zeigte den K indern das Buch, in dem er sich dieWorte und Redewendungen aufgeschrieben hatte.Das sieht ja beinahe aus wie das dicke Gramma-tikbuch, nach dem Mutter mich unterrichtet hat",sagte M ary .Das w ird auch tatschlich eines Tages ein richtigesGrammatikbuch werden!" erklrte der Vater. Eswird die erste Grammatik der Betschuanasprachesein. U nd dann kann ich darangehen, auch die Bi-bel in diese Sprache zu bersetzen, dam it die Leuteselber die Heilige Schrift lesen knnen."Mutter Mary, die gerade dabei war, die Kleider

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    FLHE UND - TINTE 63der Kinder zu flicken, sah mit leuchtenden Augenauf: Das wird ein bedeutsamer Tag sein, Robert!"Warum sieht denn deine Schrift da so schmuddligaus, Vati?" fragte Ann.D aran sind die Flhe schuld!" antwortete MofFat.Manchmal war das Papier ber und ber vonihnen bedeckt. Und sobald ich die Feder in dasTintenfa tauchte, saen auch schon die Flhe dar-auf, um von der Tinte zu trinken. Und mochtemeine Feder noch so schnell ber das Papier wan-dern, die Flhe folgten ihr genau so hurtig nach,um sogleich die Tinte aufzusaugen. Mitunterkonnte ich nachts berhaupt nicht schreiben. Dennsobald ich die Kerze angezndet hatte ,flogenMot-ten und Mcken in solcher Menge in die kleineFlamme, da sie einfach erlosch.Immerfort waren die Leute hungrig. U nd w enn ichein Wild geschossen hatte , dann waren sie rein ausdem Huschen, tanzten und sangen die ganzeNacht. Natrlich versuchte ich auch, ihnen etwasvon Gott zu erzhlen. Aber sie lachten nur. Siemeinen wohl, Gott sei so etwas wie ein Regen-macher. Doch wenn sie erst selber die Bibel lesenknnen, dann werden sie ihn schon verstehen."Bevor M ary und Ann in den Schlaf sanken, hrtensie noch den K lang der Violine. Vater Mofat spielteauf seiner Geige einen schottischen Choral.Es ist doch fein, da wir Vater wieder daheimhaben!" murmelte Ann.Hoffentlich geht er nicht so bald wieder weg!"setzte M ary h inzu . M utter ist doch immer sehr in

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    64 FREUND DER HUPTLINGESorge, wenn er fort ist; auch wenn sie's nicht w ahr-haben will!"Vielleicht bleibt er von nun an immer bei uns?"sagte Ann schlfrig. Bei dir und mir, bei Robert,Helen und Mutti!"

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    DIE WILDEN MATABELEEine Zeitlang schien es so, als solle Anns Wunschin Erfllung gehen. Vater und Mutter hatten inKuruman vollauf zu tun. Mutter hielt jetzt fr dieDorfkinder Schule und brachte ihnen Lesen undSchreiben, Waschen und Nhen bei. Klein-Maryging der Mutter schon beim Kerzen- und Seife-machen zur Hand und pate auch auf die kleinenBabies auf. Robert Moffat fiel es schwer, fr dieBibelbersetzung die ntige Zeit zu finden. Erm ute vom Quell her Grben ziehen, um das Was-ser zu den Grten zu leiten. Er mute Unterrichterteilen und predigen, die Kranken und Sterben-den besuchen, Zhne ziehen und Streit schlichten,Schuhe flicken, Wagen reparieren und nach denOchsen schauen.Ganz langsam begann sich das Leben der Einge-borenen in Kurum an zu ndern. Sechs M nner ka-men zu Moffat und baten ihn, er mge ihnen mehrvon Jesus erzhlen. Eines Tages war es so weit, dasie sich entschlossen, Jesus nachzufolgen, und Mof-fat taufte sie, zusammen m it seinem eigenen Baby.Wenn wir Nachfolger Jesu sein wollen, mssenwir auch sauber sein." Und sie hrten auf, sichlnger mit Ocker rot anzumalen, und warfen ihrealten dreckigen Schurzfelle ins Feuer. Saubere

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    66 FREUND DER HUPTLINGEHemden und richtige Hosen wie Moffat wolltensie tragen, und die Frauen wnschten sich baum-wollene Kleider.Mary Moffat war die einzige weie Frau in Kuru-man und m ute jetzt oft ihre Arbeit unterbrechen,um einer Eingeborenen zu zeigen, wie man einenSaum fat oder einen rmel ansetzt. Manchmalsah man auch einen Mann umhergehen, dessenHose nur ein Bein aufwies, entweder, weil er frdas andere noch nicht den Stoff hatte, oder auch,weil seine Frau nicht wute , wie man zwei H osen-beine zu einer ganzen Hose zusammensetzt."Wir mssen fr Ma-Mary eine richtige Schulebauen!" sagten die neuen C hristen. Sie unterrich-tet jetzt unsere Kinder in der brennenden Sonneund ist vor Staub ganz heiser." Sie machten sich andie Arbeit, formten Lehmziegel, die sie drauenan der Sonne trocknen lieen, und bauten Ma-Mary ihr erstes Schulhaus.Eines Tages brachte ein eingeborener Trger eineKiste ins Missionshaus. Pakete kamen so selten,da sich sogleich alle Kinder einfanden, um zusehen, was da wohl drin sei. M ary hob ein Bild ausder Verpackung. Das ist ein Bild unseres Gro-vaters", sagte sie, und das hier ist die Gro-mutter." Erfreut hngten sie die Bilder an diekahlen Wnde des Missionshauses. Als nchsteskam ein in Holzwolle verpackter Silberkelch an.Robert Moffat packte ihn aus und fhlte in derKiste nach einem Brief. Wie kommt es nur, daausgerechnet heute ein silberner Abendmahlskelch

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    D IE W ILDE N MATABELE 67eintrifft? Auf morgen haben wir unseren aller-ersten Abendm ahlsgottesdienst hier angesetzt. U ndgerade im rechten Augenblick kom mt dieser Kelchan! Wer konnte es nu r wissen, da wir ihn so gutgebrauchen knnen?"Schon vor Monaten schrieb ich seinethalben nachHaus" , sagte M ary . Ich w u te, da w ir ihn einesTages brauchen wrden."Tiefe Stille lag ber der Missionsstation, als amnchsten Tage die jungen Christen m it Robert undM ary ihre allererste Abendm ahlsfeier hielten.Doch kaum war der Gottesdienst vorber, dapochte es an die Tr. Ra-M ary, zwei Fremde sindda und wollen dich sprechen", meldete einer dereingeborenen Diener.Als Moffat hinaustrat, sah er sich zwei hochge-wachsenen Zulu-Kriegern gegenber. Sie trugenlange Speere und buntbemalte ovale Schilde ausBffelleder, dazu Schurze aus Affenschwnzen undum den Hals Ketten, die aus Lwenzhnen zu-sammengesetzt waren. Die Federn ihres Kopf-schmuckes w iegten sich im Wind. H inte r ihnen aberstanden ihre Diener.W ir kommen vom Knig Msilikasi, der Lwen-klaue"! Msilikasi will wissen, was hier im Lagerdes weien Mannes vorgeht."Kommt ihr als Freunde?" fragte Moffat.Als Freunde!" gaben die Krieger zur Antwortund reichten, um ihre friedliche Absicht zu be-weisen, ihre Speere den Dienern.Huptling Msilikasi war damals der mchtigsteStammesfrst in ganz Sdafrika. In khnen

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    68 FREUND DER HUPTLINGEHandstreichen und Gefechten hatte er die umlie-genden Stmme unterworfen. Und nun wollte erwissen, was in Kuruman los sei.Die Betschuanas waren nicht schlecht erstaunt, alssie sahen, wie furchtlos MofTat mit den gefrch-teten Zulukriegern verkehrte, wie er ihnen seinWarenlager zeigte, in dem tausend Dinge waren,die sie noch nie gesehen hatten, wie er sie in dieTischlerei, die Schmiede und dann durch den ppigblhenden Garten zur Kirche und Schule fhrte.Wir werden dem Knig berichten, was wir ge-sehen haben", sagten die Krieger. Doch unsereFeinde wissen jetz t, da wir hier waren, und wer-den uns unterwegs auflauern. Wrdest du wohlmit uns gehen, damit wir sicher heimkommen?"Vater ist schon wieder auf Reise", sagte Ann zudem kleinen Robert.Htte ich ihn doch begleiten drfen!" lie sichKlein-Mary hren. Dann knnte ich auch denKnig Msilikasi und seinen Hofstaat sehen!"Mary ahnte nicht, da sie noch ihr halbes Lebenim Treckwagen wrde zubringen mssen, als Fraudes berhmten Forschers und Missionars DavidLivingstone.Ich htte es lieber gesehen, wenn Vater hierge-blieben wre", sagte Ann. Aber er mute wohlgehen!"Tag fr Tag kamen Moffat und die Matabelekrie-ger durch niedergebrannte und rauchgeschwrzteTrmmer von Drfern, die von Msilikasis Kriegs-scharen zerstrt worden waren. Sie sahen, wie die

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    D IE W ILD EN MATABELE 69berlebenden davonflohen, sobald sie nur die ge-frchteten Zuluschilde von weitem sahen.Jeden Sonntag ging Moffat ein Stck vom Lagerfort, um in der Stille zu beten. Er dachte an die,die zur selben Stunde in Kuruman zum Gottes-dienst zusammenkamen.Mynheer macht Sonntag!" sagten die Zulukriegerund lieen ihn ungestrt.Als sie in der Ferne den Rauch sahen, der von denLagerfeuern des kniglichen Kraals aufstieg, mach-ten die Krieger halt. W ir mssen erst warten, biswir die Erlaubnis erhalten, die Knigsstadt zubetreten. Dort drben wohnt Msilikasi, der Him-melsherr, der groe Elefant, die Lwenklaue!"Die Erlaubnis wurde erteilt, und Moffat ri tt in denKraal ein. Auf einem weiten, offenen Platz imMittelpunkt des Kraals hatten achthundert Krie-ger Aufstellung genommen. M it Speeren, Schilden,Federhauben, so standen sie da , vllig bewegungs-los. Moffat hatte das Gefhl, als ritte er in einenKreis von achthundert kupfernen Standbildern.Da war auch nicht der Hauch eines Atems zuhren!Moffat fhlte, wie ihm das Herz bis an den Halsschlug. Wie wrde Msilikasi ihn empfangen? W h-rend er vorwrts ritt, betete er: Schenke mir,Gott, ein tapferes Herz!"Die Wache fhrte ihn bis in den Mittelpunkt desKreises und forderte ihn dann auf abzusteigen. Indem Augenblick, da er seinen Fu auf die Erdesetzte, kam Leben in die achthundert Standbilder.Es war wie ein einziger wilder Schrei! Und noch

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    70 F RE U N D D E R H U P T L I N G Edreihundert Krieger brachen aus dem Busch-dickicht hervor. Sie alle senkten ihre Speere undrichteten sie auf Moffat. Geduckt rckten sie gegenihn vor und stieen ihren Kriegsruf aus: Bayete!Bayete!"Pltzlich ein scharfes Kom mando, und im Augen-blick erstarrten die Krieger wieder zu unbeweg-lichen Statuen. Ihre Reihen teilten sich, und durchdie so entstandene Gasse nahte sich eine hochge-wachsene, knigliche Gestalt, angetan mit einemherrlichen Leopardenfell.Msilikasi!" rief der Anfhrer der Leibwache undwarf sich vor dem Knig nieder. Ein Wink, derDolmetscher eilte herbei und warf sich vor demKnig auf die Erde. Erst als Msilikasi ihm aufzu-stehen winkte, richtete er sich wieder empor.Furchtlos sahen sich Moffat und Msilikasi in dieAugen. Der K nig fhlte, da er hier einem Gleich-groen gegenberstand.Mein Herz ist wei wie Milch", sagte er. UndMoffat erwiderte: Und meins ist sanft wie eineTaube."Da ich lebe, verdanke ich dir, dem Mann einesfremden Volkes", fuhr der Knig fort. Du hastmich beschtzt und vor meinen Feinden bewahrt."Ich?" rief Moffat aus. Aber Hu ptling, ich habedich doch bis auf diesen Tag noch nie gesehen!"Der Knig zeigte auf die Krieger, denen Moffatvon Kuruman her sicheres Geleit gegeben hatte.Diese beiden sind meine Augen und meine O hren.Was du an ihnen tatest, hast du mir getan. Ichwerde dich Machobane nennen. So hie mein Va-

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    DIE WILDEN MATABELE 71ter, und du sollst mir von heute an ein Vater sein!"In diesem Augenblick hrte Mofat ein wohlver-trautes Gerusch, seine Leute kam en mit dem Och-senwagen in das Dorf gefahren. Msilikasis Augenwurden vor Erstaunen gro. Er starrte und starrte.Was ist denn das?" stie er hervor. Er sah zumersten M al in seinem Leben Rder, die sich drehten.Er packte M ofat am Handgelenk und zog ihn zudem Wagen hin. Und genau mute ihm Mofatjetzt erklren, wie ein solches Rad gebaut wurde,die Nabe, die Speichen, die Felge und die eisernenReifen. Die Ochsen waren inzwischen ausgespanntworden. Doch Msilikasi rief einige seiner Kriegerherbei.Los, packt die Deichsel an und zieht!" befahl er.Ich mu genau sehen, wie diese fremden Dingersich drehen." Er w andte sich an M ofat. Du m utes auch meinen Leuten zeigen, wie man solche R-der baut!"Er berwand alle Bedenken und kletterte auf denWagen hinauf, auf dieses so fremdartige Haus aufRdern". Er mute nun doch auch sehen, was dadrinnen alles noch war.Mofat sa dabei, als Msilikasi Gericht hielt. EinUnterhuptling, der irgend ein unbedeutendesStammesgesetz bertreten hatte, wurde vorge-fhrt.Soll sterben!" entschied Msilikasi, ohne die Mienezu verziehen. Und schon trat ein Krieger vor, ihnzu Speeren.D a fiel Mofat ein: La ihn leben, Knig!"

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    72 F RE U N D D ER H U P T L I N G EDie Krieger erwarteten nichts anderes, als danun auch MofTat niedergemacht wrde. Doch derKnig rhrte sich nicht.Mein Freund hat es gewnscht", sagte Msilikasiendlich. Der Mann mag am Leben bleiben!"Der Herr des Himmels will den Menschen dasLeben schenken", erklrte Mofifat.Der H err des Himm els? Das bin doch ich!" unter-brach ihn Msilikasi.Der wirkliche Herr des Himmels ist auch Herrber dich, Msilikasi!" antwortete der Missionar.Wenn ich dich wieder besuche, werde ich dir einBuch mitbringen, in dem das alles drinsteht. Dannwirst du verstehen, was ich meine."Jetzt wird ihn ,Lwenklaue' fr diese Worte be-stimmt tten !" flsterten sich die Krieger zu. Sehtnur, dieser Fremde kniet nicht einmal vor demKnig, sondern wagt es, aufrecht vor ihm zustehen!"Doch die Herzen des Knigs und des Missionarshatten sich gefunden. Ich verstehe dich jetzt nochnicht, Moschete", sagte der Knig. Doch ichdenke, du wirst mich noch unterweisen und mirdazu helfen, da ich dich richtig verstehe."Ich werde bestimmt wiederkommen, Msilikasi!"versprach Moffat, als er acht Tage spter Abschiednahm.Rumpelnd setzte sich der Wagen in Bewegung. Eswar ein weiter Weg zurck nach Kuruman. DerKnig aber rief MofFat nach: Immer wirst du mirwillkommen sein, Moschete!"

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    D IE W ILD EN MATABELE 73Moschete? Ja , so nann te von nun an der Zuluknigden Missionar, dessen englischen Namen er nichtrichtig aussprechen konnte.

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    10IN LWENKLAUES" KRAAL

    Msilikasi machte bald die bittere Erfahrung, danicht alle weien Mnner so wie sein Freund Mo-schete waren. Irgendwelche weien Buschkleppertteten seine Hirten und trieben das Vieh davon.Da gingen Msilikasis Krieger unter dem schreck-lichen Kriegsruf Bayete" zum Gegenangriff ber.Pltzlich waren die weien M nner wieder Feindeder Zulus.Eines Tages traf Dr. Smith, ein Forscher, in Kuru-man ein. Er verfgte ber sieben Ochsenwagen undhatte zu seinem Schutz eben so viele Soldaten inroten Uniformen bei sich. Er blickte Moffat pr-fend ins Gesicht. Moffat hatte , obwohl er schon mitden alltglichen Arbeiten bergenug zu tun hatte,noch bis spt in die Nacht hinein an seiner Bibel-bersetzung gesessen. Nun hatte er Kopfschmer-zen und leichtes Fieber. Er war jetzt immerhinschon achtzehn Jahre in Afrika.Ihr gehrt nach Hause!" sagte der Doktor. Ihrseid ein kranker Mann und mt mal ausspan-nen."Ausspannen?" gab Moffat zurck. Dazu drftegerade jetzt keine Gelegenheit sein. Denn Sie sindim Begriff, sich in groe Gefahr zu begeben, Dok-tor. Msilikasi wird meinen, Sie kmen mit Ihren

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    IN LW ENK LAU ES" KRAAL 75Soldaten, um ihn anzugreifen. Da wird