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Friede auf Erden 5. ABONNEMENTKONZERT 2016/2017

Friede auf facebook.com/brchor Erden · flächen kündet dieser Abschnitt von der ewigen Ruhe (»Requiem aeternam«) und geleitet in eine Schlusspassage, die an ein strahlendes, friedvoll-ewiges

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  • Friede auf Erden

    5 . A B O N N E M E N T KO N Z E R T 2 0 1 6 / 2 0 17

    br-chor.defacebook.com/brchor

    BR_Programmheftumschläge_2016_17_v3.indd 17-18 29.09.16 20:02

  • Große Musiker, große Werke

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    Montag bis Freitag18.05 – 19.00 Uhr

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    GEISTLICHECHORWERKEIN GROSSEM FORMAT

    Archaische Mehrstimmigkeit des 20. Jahrhunderts

    „Mit ihrer majestätischen Leuchtkraft und den litaneiartigen Wiederholungen entfacht die Musik einen unwiderstehlichen Sog – auch dank der beeindruckenden Interpretation unter

    der Leitung von Peter Dijkstra.“ Fono Forum, April 2014

    Chor des Bayerischen Rundfunks Peter Dijkstra

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    Chor des Bayerischen Rundfunks Peter Dijkstra • Chor des Bayerischen Rundfunks Peter Dijkstra

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  • Konzerteinführung19.00 Uhr im Gartensaalmit Yuval Weinberg und Wolfram BuchenbergModeration: Judith Kaufmann

    BR-KLASSIKSendung des Konzertmitschnitts am Donnerstag, 18. Mai, um 20.03 Uhr

    Konzertmitschnitt on demandeine Woche ab Sendetermin verfügbarbr-klassik.de/concertbr-chor.de/mediathek

    Chor des Bayerischen RundfunksKonzertsaison 2016/2017Abonnementkonzert 5Sa 06|05|17Prinzregententheater20.00 Uhr

    Chor des Bayerischen Rundfunksmit Solisten

    Yuval Weinberg Leitung

    Friede auf Erden Chormusik von Nana Forte, Einojuhani Rautavaara,

    Josef Gabriel Rheinberger, Peter Cornelius, Helmut Lachenmann, Wolfram Buchenberg und Arnold Schönberg

  • 2br-chor.de

    Buchillustration von Sascha Schneider zu Karl Mays Roman Und Friede auf Erden von 1904.

  • 3br-chor.de

    Nana Forte»Iam non dicam«für zwei gemischte Chöre

    Einojuhani Rautavaara»Credo«für gemischten Chor

    Nana Forte»Libera me«für zwei gemischte Chöre

    Mezzosopran-Solo: Gabriele Weinfurter

    Josef Gabriel Rheinberger»Cantus missae«Messe für zwei gemischte ChöreEs-Dur, op. 109

    KyrieGloriaCredoSanctusBenedictusAgnus Dei

    PAU S E

    Peter Cornelius»Seele, vergiss sie nicht«Requiem nach Friedrich Hebbelfür gemischten Chor

    Helmut Lachenmann»Consolation II«Wessobrunner Gebet ausdem Zyklus »Les consolations«für 16 Singstimmen

    Sopran: Masako Goda, Sonja Philippin,Simona Brüninghaus, Barbara Fleckenstein Alt: Merit Ostermann, Gabriele Weinfurter,Mareike Braun, Kerstin Rosenfeldt Tenor: Andrew Lepri Meyer, Taro Takagi, Q-Won Han, Bernhard Schneider Bass: Andreas Burkhart, Christof Hartkopf,Timo Janzen, Michael Mantaj

    Wolfram Buchenberg»Als vil in gote, als vil in vride«für gemischten Chor

    Wolfram Buchenberg»Von 55 Engeln behütet«für gemischten Chor

    Arnold Schönberg»Friede auf Erden«für gemischten Chor, op. 13

  • 4br-chor.de

    »Iam non dicam«für zwei gemischte Chöre (Nr. 1 aus den Vier geistlichen Stückenfür Chor)Entstehungszeit: 2015Widmung: dem Ensemble Epsilon und ihrer Leiterin Maud Hamon-LoisanceUraufführung: 20. Juni 2015 in der Basilika der Abbaye d’Ainay in Lyon mit dem Ensemble Epsilon

    »Libera me«für zwei gemischte Chöre Entstehungszeit: 2003Widmung: dem Akademischen ChorTone Tomšič der Universität LjubljanaUraufführung: 9. Mai 2003 imMarjan-Kozina-Saal der Slowenischen Philharmonie von Ljubljana mit dem Akademischen Chor Tone Tomšič unter der Leitung von Urša Lahn

    Nana Forte* 24. September 1981 in Zagorje ob Savi (Slowenien)

  • 5br-chor.de

    Auf der Suche nach Spiritualität in der Musik schlagen Komponisten verschie-denartige Wege ein: von liturgischen Werken für den Gottesdienst über Stücke, die von mittelalterlicher Mystik inspiriert sind, bis hin zum Klangexperiment, bei dem eine religiöse Botschaft codiert erscheint, ohne explizit ausgesprochen zu werden. Zum Teil sind es offene Glaubensbekenntnisse, zum Teil kritische künstlerische Auseinandersetzungen mit der eigenen Religiosität, die bisweilen eher Fragen aufwerfen, als sie zu beantworten.

    Musikalisches Nachspüren menschlicher Emotionen – Nana Forte als Schöpferin geistlicher Kompositionen

    Die slowenische Komponistin Nana Forte beschäftigt sich in vielen Werken mit religiösen Themen und biblischen Texten, etwa in Instrumentalstücken wie Genesis oder in dem 2016 im Vorarlberger Landestheater Bregenz uraufgeführ-ten Musiktheaterprojekt Paradies oder nach Eden und insbesondere in ihren Chorsätzen. Generell ist sie eine der wenigen Musikerinnen Sloweniens, die sich mit der Komposition von Chormusik auseinandersetzen. Mit Iam non dicam aus dem Jahr 2015 vertonte Nana Forte eine Passage aus dem 15. Kapitel des Johan-nes-Evangeliums in lateinischer Sprache. Fast wie ein Klagelied erscheinen die offenherzigen Worte Christi, mit denen er seine Jünger als seine Freunde be-zeichnet und sie dazu ermutigt, den Trost spendenden Heiligen Geist anzuneh-men. Diese Verse gehören seit dem Mittelalter den Responsorien der Liturgie an und wurden etwa zur Priesterweihe gesungen. Später entstanden polyphone Motetten von Renaissance-Komponisten wie Jacobus Gallus, Orlando di Lasso und Dominique Phinot.

    Solche Vorbilder scheinen auch durch Nana Fortes Komposition hindurch, deren Beginn an den meditativen Gestus des gregorianischen Chorals erinnert. Das musikalische Fundament und zugleich einen Ruhepol bilden die Männerstim-men, die »Iam non dicam« ähnlich einem Ostinato wiederholen. Nach einem kurzen schnellen Mittelteil mit einem frohlockenden »Alleluia« kehrt der Chor-satz zurück zu ähnlich kontemplativer Stimmung wie zu Beginn. Nana Forte setzt sich in ihren Chorwerken mit »alten religiösen Texten in neuer Form« auseinan-der und damit, wie sie als Komponistin »diese Themen empfindet und wie die-selben Worte in der modernen Welt und mit zeitgenössischer Musik klingen«.

    Florian HeurichLiturgie, Glaubensbekenntnis und mittelalterliche MystikZeitgenössische geistliche Chormusik sucht vielfältige Anknüpfungspunkte an traditionelle Formen und neue Kompositionsmethoden

  • 6br-chor.de

    Einojuhani Rautavaara * 9. Oktober 1928 in Helsinki† 27. Juli 2016 in Helsinki

    »Credo«für gemischten ChorEntstehungszeit: 1972Uraufführung: 10. Dezember 1972in Espoo bei Helsinki

  • 7br-chor.de

    Angstvolle Unruhe bestimmt Nana Fortes 2003 entstandenen Chorsatz Libera me. In den Versen des Responsoriums aus der Liturgie der kirchlichen Begräb-nisfeier, die beispielsweise auch den Requiem-Vertonungen von Verdi und Fauré angehören, wendet sich der Betende an den Weltenrichter und fleht um Gnade am Jüngsten Tag. Gerade diese Bitte schraubt sich am Anfang immer eindring-licher in die Höhe, fast panisch wird das »Libera me« mehrfach wiederholt. Eine von Nervosität und Angst geprägte Passage schließt sich an und mündet dann in den ruhigen, fast verklärend wirkenden Schlussteil. Mit großen Klang-flächen kündet dieser Abschnitt von der ewigen Ruhe (»Requiem aeternam«) und geleitet in eine Schlusspassage, die an ein strahlendes, friedvoll-ewiges Licht (»Lux perpetua«) denken lässt. Nana Forte zeichnet in Libera me die un-terschiedlichen Gefühlszustände des Menschen auf dem Weg vom Leben zu Tod und Ewigkeit höchst plastisch und vor allem hoch emotional nach. Die Schreckensvision wird genauso erlebbar wie die Sehnsucht nach Frieden, so-dass dieses Libera me nicht nur vertonte Liturgie ist, sondern vor allem ein musikalisches Nachspüren ganz realer menschlicher Emotionen.

    »Offensichtlich religiös«: der finnische Komponist Einojuhani Rautavaara

    Wenn Religion als »Gefühl für und eine Affinität zur Unendlichkeit zu verstehen ist«, äußerte Einojuhani Rautavaara einmal sinngemäß nach einem Wort Fried-rich Schleiermachers, dann »bin ich offensichtlich religiös«. Rautavaaras Spiritua-lität, wie sie sich auch in seinen Werken widerspiegelt, ist jedoch keine Religio-sität im Sinne einer bestimmten Konfession. Vielmehr bringen seine geistlichen Werke und insbesondere seine Chorkompositionen ein zutiefst ökumenisches Religionsverständnis zum Ausdruck. So vertonte er Texte aus der katholischen Liturgie, aber auch orthodoxe Hymnen und finnische Gebete. Seine Vokalwerke, die zum Großteil aus den 1970er Jahren stammen, nehmen zwar einen zentra-len Platz in seinem Schaffen ein, sind jedoch fast immer als Auftragskomposi-tionen entstanden und weniger Ausdruck eines unmittelbaren künstlerischen Bedürfnisses oder eines kreativen Schaffensdrangs: »Ich sah mich nie als Chor-komponist und ich bemühte mich auch nicht darum, einer zu werden. Doch zu jener Zeit waren Chöre wichtige Musikförderer und gaben neue Werke in Auf-trag. Meine großen Chorwerke, etwa Vigilia oder True & False Unicorn, wären nie entstanden, wenn ein Chor nicht die Initiative ergriffen hätte. Viele, eigent-lich unzählige Chorwerke entstanden für einen bestimmten Zweck«, schreibt Rautavaara in seiner Autobiographie. Die Spiritualität dieser Werke ist immer ehrlich empfunden, dominiert jedoch niemals Rautavaaras Schaffen. Das Credo aus dem Jahr 1972 mit seinen kraftvollen Unisono-Linien bildet den Ausgangs-punkt zu einer Messkomposition, die er erst drei Jahrzehnte später fertigge-stellt hat. Als Einzelsatz ist Credo vor allem ein klangsinnlicher Ruhepol und weniger ein affirmatives Glaubensbekenntnis.

  • 8br-chor.de

    Tröstungen

    Helmut Lachenmann beantwortet die Frage, ob seine 1968 entstandene Kom-position Consolation II ein religiöses Werk sei, nicht eindeutig: »Vielleicht, aber nicht von Schuld und Erlösung ist die Rede, sondern von jener Erfahrung, die jeglichem Denken zugrunde liegt: der Sterblichen Staunen.« Zunächst beruht das Werk auf einem religiösen Text. Lachenmann entschied sich für eine mo-derne Fassung des althochdeutschen Wessobrunner Gebets. Das älteste erhal-tene christliche Gedicht ist allerdings in Consolation II auch in seiner neuhoch-deutschen Übertragung nicht mehr verständlich. Denn er realisiert keine Text-vertonung, vielmehr verwendet er die Worte und Silben vor allem als phoneti-sches Material. Dadurch werden sie zum expressiven klanglichen Ausdrucks-mittel. Einen Text in die Musik zu integrieren, heißt für Lachenmann »in die durch ihn gesetzte Ordnung eingreifen und auf sie reagieren«. Die Worte des Wessobrunner Gebets werden somit in ihre Einzelteile zerlegt und neu zusam-mengesetzt. Dadurch wird der Text den Gesetzen einer grammatikalischen Lo-gik und damit auch der Verständlichkeit enthoben, die semantische Bedeutung und zugleich der religiöse Gehalt gehen jedoch nicht verloren, sondern schwin-gen wie aus der Ferne noch mit.Consolation II gehörte ursprünglich einem größeren Zyklus an, der das Thema Trost aus verschiedenen Blickwinkeln behandelt. Lachenmann reflektiert darin auf unterschiedliche Art und Weise Erkenntnisse, die über die existenziellen Grenzerfahrungen des Menschen hinweghelfen sollen. Das Wessobrunner Ge-bet thematisiert das Staunen über die Unfassbarkeit der Welt und endet mit der Einsicht, dass diese nur durch Gott erklärt werden kann. Diese Botschaft ist latent auch in Lachenmanns phonetischem Klangmaterial präsent.

    »So viel bist du in Gott, wie viel du in Frieden bist«

    Eine ganz unmittelbare Spiritualität spricht aus der Musik von Wolfram Buchen-berg. Die Werke des 1962 im Allgäu geborenen Komponisten schaffen eine Ein-heit aus reinem Stimmklang und Betonung der Sprache. Oftmals gründet sich seine Musik auf Formen vergangener Epochen, wobei Buchenberg eine Balance zwischen klanglichem Experiment und einer gewissen Kantabilität gelingt. Die Grenzen der Tonalität werden dabei zwar erreicht, aber niemals überschritten. Auch wenn Buchenbergs Schaffen die verschiedensten Gattungen vom Orches-terwerk über Musical bis hin zur Messe umfasst, so stehen doch die Chormusik und insbesondere geistliche Werke im Zentrum. In seinen Chorkompositionen geht er der Faszination der menschlichen Stimme mit all ihren Ausdrucksmöglich-keiten nach: Transportmedium der Textbotschaft und Instrument zum Erzielen verschiedenartiger Klangeffekte, etwa Glockengeläut, Echo oder Räumlichkeit.

  • Das Wessobrunner Gebet gilt als das älteste erhaltene Dokument in bairischem Dialekt und wurde ungefähr 814 niedergeschrieben. Den Namen verweist auf den Auffindungsort im Kloster Wessobrunn. Forscher vermuten, dass das Gebet eher in Regensburg verfasst wurde. Als Autor kommt einen Mönch infrage, der, wie damals üblich, dem Adel entstammte.

    Helmut Lachenmann * 27. November 1935 in Stuttgart

    »Consolation II«Wessobrunner Gebet ausdem Zyklus Les consolationsfür 16 SingstimmenEntstehungszeit: 1968Widmung: Clytus Gottwald und der Stuttgarter Schola CantorumUraufführung: 15. Juni 1969 in Baselmit der Stuttgarter Schola Cantorum unter der Leitung von Clytus Gottwald

    9br-chor.de

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  • Wolfram Buchenberg* 19. Oktober 1962 in Engelpolz(Gemeinde Rettenberg im Allgäu)

    »Als vil in gote, als vil in vride«für gemischten ChorEntstehungszeit: am 25. Juli 2001 in Marktoberdorf vollendetUraufführung: 17. Mai 2002 bei derMusica Sacra International in Markt-oberdorf durch den via-nova-Chor München unter der Leitung vonKurt Suttner

    »Von 55 Engeln behütet«für gemischten ChorEntstehungszeit: am 2. August 2008 vollendetUraufführung: 1. November 2008 in Köln mit der Kölner Kantorei anlässlich ihres 40-jährigen Bestehens

    10br-chor.de

    Der spätmittelalterliche Theologe und Philosoph Eckhart von Hochheim, auch Meister Eckhart genannt (um 1260–1328), gehörte dem Orden der Dominikaner an. Über eine klare Zuschreibung des zeitgenössischen Porträts zu Meister Eckhart bestehen Zweifel.

    Der Weingartner Reisesegen in einer lateinischen Psalmenhandschrift aus der zweiten Hälfte des

    13. Jahrhunderts. Der Text ist im unteren Drittel nach den Kreuzsymbolen angefügt.

  • 11br-chor.de

    Bei der Suche nach Textvorlagen für seine Kompositionen gilt Buchenbergs Vor-liebe lateinischen, aber auch alt- und mittelhochdeutschen Versen. So liegen dem 2001 entstandenen und 2002 beim Festival Musica Sacra International in Marktoberdorf uraufgeführten Stück Als vil in gote, als vil in vride Traktate und Predigten des Dominikanermönchs Meister Eckhart (um 1260–1328) zugrunde. In seinen Schriften belehrte der mittelalterliche Theologe und Philosoph seine Ordensbrüder über das Verhältnis der menschlichen Seele zu Gott. Das Thema Frieden steht im Zentrum, wobei der innere Friede des Individuums gemeint sei, der in der Erkenntnis Gottes zu finden ist. »So viel bist du in Gott, wie viel du in Frieden bist«, lautet der Textanfang des Werks und damit auch der Titel. Das Stück beginnt zwar mit einem gemeinsamen Einsatz auf ein Zeichen des Dirigenten hin, dann aber singt jeder Sänger seine Stimme im Tempo des eige-nen Pulsschlags, den er selbst erfühlt. Folglich driften die Stimmen langsam aus-einander, bis ab einem gewissen Punkt gemeinsam weitergesungen wird. Die-ses Verfahren wiederholt sich im Verlauf des Stücks noch mehrfach. Ungefähr in der Mitte beginnt ein neuer Textabschnitt, in dem praktische Ratschläge er-teilt werden, wie der Gläubige zum inneren Frieden finden kann. Hier ändert sich auch die Vortragsweise, indem sich der Gesang nun nach dem Sprachrhyth-mus richtet. In Buchenbergs Hinweisen zur Aufführung heißt es: »Tongebung und Singweise sollen sich am Vorbild des gregorianischen Choralgesangs orien-tieren und ganz vom Sprachduktus geprägt sein.« Diese Art des Vortrags, bei dem gemeinsam gesungene Passagen und individuell gestaltete Stellen abwech-seln, bewirkt einerseits raffinierte Resonanzeffekte durch minimal zeitversetz-tes Singen und ein Verschwimmen der Musik im Raum, andererseits wird da-durch über klangliche Aspekte hinaus eine inhaltliche Aussage getroffen: Jedes Individuum muss seinen eigenen Weg zu Gott und damit zum Frieden finden.

    Auch in Von 55 Engeln behütet vertont Wolfram Buchenberg einen mittelalter-lichen Text, einen Ausschnitt aus dem sogenannten Weingartner Reisesegen. Dieses Gebet, das an der Schwelle von der althochdeutschen zur mittelhoch-deutschen Sprache entstand, wurde im 13. Jahrhundert am Ende eines lateini-schen Psalters (einer Psalmenhandschrift) eingetragen und steht der Form nach zwischen germanischer und christlicher Dichtung. Im Reisesegen geht es um Abschied: Der Zurückbleibende sendet dem Fortgehenden symbolisch fünf Mal elf Schutzengel nach sowie den Wunsch, Gott möge ihn gesund ans Ziel füh-ren. Der magisch-beschwörende Gestus, der diesem kurzen Text anhaftet, kommt auch in Buchenbergs Musik mit ihren ineinandergreifenden Klangschichten zum Ausdruck, die in einer fast mantra-artigen Wiederholung der Worte »Ic dir nâch sihe« (»Ich blicke dir nach«) endet.

  • 12br-chor.de

    Josef Gabriel Rheinberger* 17. März 1839 in Vaduz (Fürstentum Liechtenstein)† 25. November 1901 in München

    »Cantus missae«Messe für zwei gemischte Chöre Es-Dur, op. 109Entstehungszeit: 13. bis 18. Januar 1878Widmung: Papst Leo XIII.Uraufführung: 1. Januar 1879 in der Allerheiligen-Hofkirche der Münchner Residenz mit der Hofkapelle unter der Leitung des Komponisten

    Peter Cornelius* 24. Dezember 1824 in Mainz† 26. Oktober 1874 in Mainz

    »Seele, vergiss sie nicht«Requiem nach Friedrich Hebbel für gemischten ChorEntstehungszeit: Sommer 1872 nach mehreren Umarbeitungen vollendetWidmung: »Den Manen des Dichters Hebbel«Uraufführung: nicht bekannt

    Josef Gabriel RheinbergerFotografie von Franz Hanfstaengl (1877)

    Peter Cornelius. Gemälde vonJulia Schily-Koppers (1892)

  • 13br-chor.de

    Im zarten Alter von zwölf Jahren verließ Josef Rheinberger sein Elternhaus in Vaduz, um sich am Königlichen Conservatorium für Musik in München ausbil-den zu lassen. Kurz darauf übernahm er in der Residenzstadt Organistendiens-te an St. Ludwig, später an St. Michael und der Theatinerkirche St. Kajetan. Ab 1859 war er als Dozent für Klavier mit dem Konservatorium verbunden. Die pä-dagogische Arbeit setzte er, nach und nach ergänzt um die Fächer Harmonie-lehre, Kontrapunkt, Musikgeschichte und Orgel, bis zu seinem Tod fort, und schnell wurde er nicht nur als Orgelvirtuose, sondern auch als ausgezeichneter Kompositionslehrer überregional bekannt. Zu seinen Schülern zählten Engelbert Humperdinck, Ermanno Wolf-Ferrari oder Wilhelm Furtwängler. Attraktive be-rufliche Angebote konnten ihn nicht von München weglocken, das der Mittel-punkt seines Lebens bleiben sollte. Hier wirkte er als Leiter des Oratorienver-eins und als Solorepetitor an der Hofoper, hier wurde er 1877 von König Ludwig II. zum Hofkapellmeister ernannt. Sein kompositorisches Schaffen war zu diesem Zeitpunkt bereits äußerst vielseitig und umfasste neben Liedern, Musikdra-men und Chorwerken, Kammer- und Orchestermusik auch die ersten Orgelso-naten, die heute zu den meistgespielten Stücken aus seiner Feder zählen.

    In seiner neuen Funktion als Hofkapellmeister wendete sich Rheinberger nun verstärkt der Komposition geistlicher Musik zu. Am Neujahrstag 1879 trat er in der Allerheiligen-Hofkirche erstmals mit einem eigenen größeren Werk ans Pult, mit seiner Messe in Es-Dur. Ein knappes Jahr zuvor hatte er die sechs Sätze in nur vier Arbeitstagen niedergeschrieben – ein Beweis für seine souveräne Beherrschung des Handwerks. Auf den ersten Blick wirkt Cantus missae (»Ge-sang der Messe«) ausgesprochen rückwärtsgewandt: Neben der ungewöhnli-chen Überschrift sind auch alle weiteren Titelangaben des Erstdrucks sowie die Widmung in Latein gehalten. Sowohl die doppelchörige Besetzung ohne jede Instrumentalbegleitung als auch die alten Taktarten mit ihren »weißen«, unaus-gefüllten Noten (Ganze-, Halbenoten) lassen unwillkürlich an venezianische oder römische Vorbilder des 16. Jahrhunderts denken. Dem Stil der klassischen Vokal-polyphonie entspricht der ruhige Fluss der Musik und die sanglichen Melodie-linien, die vom gregorianischen Choral inspiriert scheinen. Bei genauerem Hin-sehen (und erst recht beim Zuhören) erweist sich das Werk jedoch als ein mo-dernes Gemälde in einem altehrwürdigen Rahmen! Tatsächlich ist es durch und durch funktionsharmonisch konzipiert, durchaus zeitgemäß erscheint zudem

    Judith Kaufmann»Untadelige Meistertüchtigkeit« versus»poetische Natur«Zwei Münchner Komponisten des 19. Jahrhunderts: Rheinberger und Cornelius

  • 14br-chor.de

    Rheinbergers Gebrauch von Chromatik und Alterationen. Des Weiteren tragen differenzierte Anweisungen zu Dynamik und Tempo (bis hin zu exakten Metro-nomangaben!) sowie der an den Höhepunkten dichte und »gesättigte« acht-stimmige Satz zu einem stimmungsvollen, warmen Klangbild bei – weit ent-fernt von einer Ästhetik der »alten Musik«.

    Auf dem Hintergrund einer entspannten linearen Melodik artikuliert Rheinberger emphatische Gesten, die sich durch die Töne eines Dreiklangs bewegen oder durch markante Sprünge charakterisiert sind. Solch prägnante melodische For-mulierungen werden wiederholt und variiert, sie werden zu Themen innerhalb eines Abschnitts und zum Einheit stiftenden Moment über die Sätze hinweg. Die beschriebene Tonsprache nutzt Rheinberger, um den Grundaffekt der Ge-bete musikalisch zu fassen und so die einzelnen Teile des Ordinariums vonein-ander abzusetzen: Ein eher verhaltener Tonfall bestimmt das Kyrie, ein schwung-voller Habitus das Gloria, schwebende Klänge das Sanctus, klagende Motive das Agnus Dei. Hingegen liegt ihm wenig daran, singuläre Begriffe bildlich umzu-setzen, »die Rede nach ihrem Wortausdruck zu betonen, sie in ihren Einzelhei-ten zu nuancieren […], denn die Musik betont den Gefühlscomplex, der in den Worten enthalten, nicht die Worte selbst«.

    Mit der Aufklärung und zunehmenden Säkularisierung der Musikwelt war die mitteleuropäische Kirchenmusik in die Krise geraten. Misstrauisch gegenüber symphonischen Proportionen oder allzu weltlichen Tönen in sakralen Werken distanzierten sich die Verfechter einer kirchenmusikalischen Restauration von den aktuellen Strömungen ihrer Zeit. Sich auf die frühchristliche Heilige und Schutzpatronin der Musik Cäcilia berufend, organisierten sich die Anhänger in Cäcilien-Vereinen und -Bruderschaften. Komponisten wie Caspar Ett oder Johann Kaspar Aiblinger machten München in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem Zentrum der Reformbestrebungen. In der Absicht, die »wahre« Kirchen-musik wiederzubeleben, orientierte man sich am Erbe des gregorianischen Chorals und am (stilisierten) Ideal eines A-cappella-Gesangs in der Art des 16. Jahrhun-derts. Nachdrücklich bekannte sich Rheinberger (dessen Werkverzeichnis durch-aus Messen mit Orgel- oder Orchesterbegleitung aufweist!) mit seiner ersten großen Messe für die Münchner Hofliturgie zu dieser Tradition. Gleichwohl ahmte er in Cantus missae historische Modelle nicht einfach nach, sondern gestaltete eine überzeugende Synthese aus alter Kunst und neuartigen Ausdrucksmitteln. Auf diese Weise positionierte er sich sozusagen in Tönen gegen einen überzo-genen Cäcilianismus, der gegen Ende des Jahrhunderts durch eintönige, epigo-nale Arbeiten in die Sackgasse zu geraten drohte.

    Zehn Jahre nach der Komposition der Messe, als Rheinberger zunehmend ins Fadenkreuz einer cäcilianistischen »Inquisition« geriet, bezog er auch in Wor-

  • 15br-chor.de

    ten Stellung: »Selbst ein moderner Palestrina (wenn er existiren würde) müßte heut zu Tage in gutem und wahren Sinne ›modern‹ componiren. Orlando, Pales-trina schrieben zu ihrer Zeit ›Gegenwartsmusik‹ und keine Vergangenheits- oder Zukunftsmusik. […] Denn jeder, auch der kirchliche Künstler gibt, fußend auf unwandelbaren Gesetzen, dem Empfinden und den Anschauungen seiner Zeit und mit den Kunstmitteln seiner Zeit Ausdruck.« Gemessen an Wagners avantgardistischem Tristan, der 1865 am Münchner Hof- und Nationaltheater uraufgeführt wurde, verglichen auch mit Brahms’ Deutschem Requiem, das erst-mals 1867 im Konzert erklang, ist Rheinbergers Messe freilich ausgesprochen konservativ. Ihre maßvolle Tonsprache, die ausdrucksstark ist, ohne dabei je in die Nähe des Exzentrischen zu geraten, zielt eben nicht auf die Bühne ab, son-dern stellt sich ganz in den Dienst der Liturgie. Dass der Münchner Hofkapell-meister mit seiner Linie richtig lag, wurde von höchster Stelle bestätigt: Papst Leo XIII., dem das Opus 109 gewidmet ist, ernannte ihn zum Ritter des Ordens des hl. Gregors des Großen, dem legendären Urheber des römischen Chorals.

    Als junger Mann trat Peter Cornelius zunächst in die Fußstapfen seiner Eltern und wurde Schauspieler. Schon bald jedoch verließ er das Theater, um seiner eigentlichen Berufung zu folgen: Als »Dichtermusiker«, wie er sich selbst be-zeichnete, schrieb er fortan Lyrik, Musikkritiken, Übersetzungen – und Tonsät-ze. Unter den Komponisten seiner Zeit verehrte er vor allem Berlioz, Liszt und Wagner. Viele Jahre lebte er in Weimar und Wien in der Nähe der beiden Letzt-genannten, man war befreundet und arbeitete zusammen. Nur mit Anstren-gung gelang es dem selbstkritisch und zweiflerisch veranlagten Cornelius, sich von den Vorbildern zu lösen und künstlerisch zu emanzipieren.

    Cornelius’ letzte Station war München, wo er dank Wagners Vermittlung einen Ehrensold von König Ludwig II. bezog und ab 1866 am Konservatorium Rhetorik und Harmonielehre unterrichtete. Das Verhältnis zu seinem fünf-zehn Jahre jüngeren Kollegen Josef Gabriel Rheinberger war angespannt: Zeitgenössi-schen Berichten zufolge empfand Cornelius dessen »ernste, untadelige Meistertüchtig-keit« als bedrückend. Ein Tagebucheintrag lässt

    Friedrich Hebbel. Gemälde von Carl Rahl (1855)Das 1857 erschienene Gedicht Seele, vergiss sie nicht

    wurde mehrfach vertont, u. a. von Peter Corneliusund Max Reger.

  • 16br-chor.de

    ahnen, dass er sich auch hier im Schatten eines (vermeintlich) Großen sah: »Bei Rheinberger bin ich von einer angeborenen, eingefleischten Verneinung mei-nes Wesens überzeugt. Er ist der geschickte, tüchtige, durchgebildete Musiker, er sieht mit Geringschätzung auf mich als den Ungründlichen, Ungeschickten herab. Was ich geistig vor ihm voraus habe, wie ich ihn im innersten Trieb einer poetischen Natur überrage und auf ihn herabsehe und ihm gerne alle seine Geschicklichkeit lasse, mit der er es nie zu einer poetischen Tat bringen wird – das weiß er nicht, versteht er nicht.« Die Doppelbegabung als Dichter und Komponist äußert sich bei Cornelius in einem besonders feinen Gespür, wenn es darum geht, Wort und Musik zu ver-binden. Tatsächlich hat er fast ausschließlich Vokalmusik geschaffen, diese häufig auf eigene Texte: Opern, Lieder und Duette, geistliche und weltliche Chorwer-ke. Populär geworden sind nur wenige Stücke, in erster Linie wohl das Lied Die Könige aus den Weihnachtsliedern Opus 8. Vielen Chorsängerinnen und Chor-sängern bekannt sind sicherlich auch Fahren wir froh im Nachen oder An hellen Tagen – gelungene Neutextierungen italienischer Renaissancemusik von Gio-vanni Gastoldi, die das Sprachtalent des Dichtermusikers unter Beweis stellen.

    Als eines seiner besten und persönlichsten Stücke gilt das Requiem für sechs-stimmigen Chor a cappella. Der Titel lässt Religiöses vermuten, doch es handelt sich hier weder um katholische Kirchenmusik noch um die Verheißung der ewi-gen Ruhe in einem transzendenten Jenseits. Vielmehr vermag einzig die Liebe des Individuums und die subjektive Kraft des Erinnerns die Toten vor dem Er-starren und dem ewigen Gejagtsein zu bewahren. Cornelius schrieb das Werk unmittelbar nach dem Tod seines Freundes Friedrich Hebbel im Dezember 1863 auf ein Gedicht des Verstorbenen. Die formale Gestaltung ist transparent, der Vorlage folgend wird die einleitende Mahnung – gleichwohl musikalisch effekt-voll variiert – in der Mitte und am Schluss wiederholt. Die schnörkellose Verto-nung und die sensible rhythmische Gewichtung der Worte stellen den Text in den Vordergrund. Spannung entsteht durch eine zart abgestufte Dynamik und Abweichungen vom »mäßig langsamen« Grundtempo.

    Für den durch und durch romantischen Charakter der Musik ist freilich in erster Linie die höchst expressive, an Chromatik reiche Harmonik verantwortlich. Stän-dig modulierende, instabile Prozesse lassen die Gefährdung durch den Tod ah-nen, herbe Dissonanzen und seltene Wohlklänge loten plastisch die Wendun-gen des Textes aus. Der ernste, phasenweise düstere Ausdruck der Musik, die sich überwiegend in Moll-Sphären bewegt, weicht nur am Ende einem zwar kaum zuversichtlichen, so doch friedlichen und stillen Ausklang in Dur. »Das Requiem widme ich den Manen des Dichters Hebbel«, schrieb Cornelius an seine Schwester – und löst mit seiner Komposition den Appell des Freundes ein: »Seele, vergiss nicht die Toten!«

  • 17br-chor.de

  • 18br-chor.de

    Arnold Schönberg* 13. September 1874 in Wien† 13. Juli 1951 in Los Angeles

    »Friede auf Erden«Entstehungszeit: 1906/07Uraufführung: 9. Dezember 1911 im Großen Musikvereinssaal in Wien mit dem Philharmonischen Chor, dem Männerchor des Wiener Lehrergesang-vereins und dem Wiener Tonkünstler-Orchester unter der Leitung vonFranz Schreker

    Conrad Ferdinand Meyer (1825–1898), der Schöpfer des Gedichts Friede auf Erden.

    Arnold Schönberg in seiner Wiener Wohnung in der Hietzinger Haupt-straße. Fotografie, 1911 von Alban Berg aufge-nommen.

  • 19br-chor.de

    Kein Komponist kann einen Krieg verhindern. Ja, er muss von Glück sagen, wenn er überlebt und nicht zum Schweigen verurteilt wird. Und dennoch vermag die Musik Widerspruch einzulegen, Protest der stillen, trotzigen, spöttischen oder skeptischen Art. Sie setzt der militärischen Übermacht ihren Behauptungswil-len entgegen. Die leuchtenden Beispiele sind gar nicht selten: von Schütz bis Schönberg.

    Bald fünf Jahre nach der Vollendung der Komposition und nicht mehr lange vor dem nahenden Weltkrieg wurde im Dezember 1911 in Wien zum ersten Mal Arnold Schönbergs Chorsatz Friede auf Erden gesungen und gespielt. »Erschre-cken Sie nicht: Ihr Werk hat einen unbestrittenen Erfolg gehabt«, konnte Franz Schreker, der Dirigent der Uraufführung, dem skandalgeprüften Komponisten nach jener denkwürdigen Premiere berichten. »Ich wurde dreimal gerufen. Nicht ein Zischlaut oder Ähnliches. Wir waren: über 120 Damen, 30 Tenore und über 50 Bässe. Es hat wundervoll geklungen und Sie hätten sicher helle Freude an der Aufführung gehabt. Denn sie war das Beste, was unser Chor noch geleistet: nicht ein unreiner Ton. Ich war sehr zufrieden.« Und Schönberg, der im Oktober 1911 eine Villenetage in Berlin-Zehlendorf bezogen hatte, durfte, für einen Au-genblick wenigstens, mit versöhnlichen Gedanken nach Wien blicken, in die ferne, feindselige Heimatstadt.

    Nicht anders als Schreker geriet auch Schönbergs einstiger Schüler Anton We-bern ins Schwärmen, Jahre später, im November 1928, als er Friede auf Erden in einem Wiener Arbeiter-Sinfonie-Konzert dirigierte, mit dem Singverein der so-zialdemokratischen Kunststelle (und Orchester): »Hast Du Deinen Chor über-haupt schon gehört?«, fragte er seinen Lehrer und Mentor. »Weißt du denn selbst, wie schön er ist? Unerhört! Welch ein Klang! Im höchsten Grade aufre-gend.« Aber Schönberg sprach längst schon mit einer wehmütigen Resignation von seinem Werk, das er »eine Illusion für gemischten Chor« nannte, weil er das intonatorisch heikle Stück auf Drängen Schrekers mit einer Orchesterbe-gleitung ad libitum versehen hatte – und weil sein Vertrauen in die Friedfertig-keit des Menschengeschlechts ohnehin arg ramponiert war: »Eine Illusion, wie ich heute weiß, der ich 1906 (?), als ich sie komponierte, diese reine Harmonie unter Menschen für denkbar hielt, und mehr als das: ohne dauerndes Beharren auf geforderter Höhe des Tones nicht geglaubt hätte existieren zu können. Seither habe ich nachgeben lernen müssen und gelernt, daß Friede auf Erden

    Wolfgang StährDer Krieg geht weiterArnold Schönbergs Chorsatz Friede auf Erden – ein gedanklicher Brückenschlag vom ersten Chorkonzert der Saison zum heutigen Abend

  • 20br-chor.de

    nur möglich ist unter schärfster Bewachung der Harmonie, mit einem Wort: nicht ohne Begleitung. Wenn je einmal die Menschen dahin gelangen, Friede ohne Probe, vom Blatt zu singen, dann wird erst jeder Einzelne vor der Versu-chung: zu sinken gesichert sein müssen!«

    Diese doppelbödigen, bitter-ironischen Worte, niedergeschrieben zwischen den Weltkriegen, verraten das überaus skeptische Menschenbild des Kompo-nisten, seine Zweifel an der Friedensfähigkeit der Völker und der versöhnenden Kraft der Künste. »Wenn es vielleicht richtig ist«, bemerkte Schönberg, »daß man religiös sein muß, wenn man Kirchenmusik schreibt, verliebt wenn man Liebeslieder [...] schreiben will, so muß man doch gewiß nicht verwundet sein um einen Verwundeten oder sterbend um einen Sterbenden zu schildern. Und so wäre es gewiß möglich eine Friedenshymne zu komponieren, ohne daß man an einen ewigen Frieden glaubt.« Das Opus mit der Schönberg’schen Schick-salszahl 13 war dem Komponisten zu einem Werk des Abschieds geworden: als Abgesang auf die überkommene Dur-Moll-Tonalität, die in der zum Zerreißen gespannten Harmonik und Expressivität dieser Musik unwiderruflich ausgereizt scheint; und als Abkehr von einer Hoffnung, die nur als Illusion noch unwirklich aufleuchtet. Conrad Ferdinand Meyer aber, der sein Gedicht Friede auf Erden im Oktober 1886 für die Weihnachtsausgabe von Schorers Familienblatt verfasst hatte, scheint diesem verführerischen Pessimismus widerstanden zu haben. Es kam einem mutigen Bekenntnis gleich, dass er seine Verse auch in der pazifis-tischen Monatsschrift Die Waffen nieder! veröffentlichte, einem Organ der Friedensbewegung, das die Schriftstellerin und spätere Friedensnobelpreisträ-gerin Bertha von Suttner herausgab. »Wir wollen den Boten bilden«, hieß es in einer Verlagsanzeige jener Zeitschrift, »der von Stadt zu Stadt, von Land zu Land, die Anschauungen der Gesinnungsgenossen weitertragen, die Gedanken in zahlreiche Menschenherzen verpflanzen und dem Tage entgegenarbeiten soll, der kommen muß und kommen wird, wo es in den Ländern der Kultur hei-ßen wird: Die Waffen nieder!«

    Ein Komponist muss sich mitnichten nutzlos fühlen im Angesicht der Welt- und Kolonialkriege, der Diktaturen, des religiösen und nationalistischen Fanatis-mus. Aber welche Art von Musik könnte und sollte er noch schreiben als Ant-wort auf Katastrophen von antizivilisatorischer Wucht? Monumentale Mahn-werke, aufwühlende Appelle, uferlose Untergangsphantasien? Der Krieg geht weiter, in jedem Fall, daran vermag kein Komponist der Welt etwas zu ändern. Aber immerhin – auch die Musik ist nicht verstummt, ihr Widerspruch stößt trotz allem auf offene Ohren: ein unbeugsames Plädoyer gegen Waffengewalt und Hasstiraden, gemauerte Grenzen und verschworene Gemeinschaften.

  • 21br-chor.de

    Wir lieben Musik ...

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  • 22br-chor.de

    Iam non dicam vos servos, sed amicos meos, quia omnia cognovistis quae operatus sum in medio vestri, alleluia. Accipite spiritum sanctum in vobis paracletum! Ille est quem pater mittet vobis, alleluia.

    Vos amici mei estis, si feceritis quae praecipio vobis, alleluia.

    Responsorium nach dem Johannes-Evangelium 15,15

    Libera me, Domine, de morte aeterna, in die illa tremenda; quando caeli movendi sunt et terra. Dum veneris judicare saeculum per ignem. Tremens factus sum ego et timeo, dum discussio venerit atque ventura ira; quando caeli movendi sunt et terra. Dies illa, dies irae, calamitatis et miseriae, dies magna et amara valde.

    Dum veneris judicare saeculum per ignem.Requiem aeternam dona eis, Domine, et lux perpetua luceat eis.

    Responsorium aus der kirchlichenBegräbnisfeier (Exequien)

    (Text: wie unten, Josef Gabriel Rheinberger: »Cantus missae«,Abschnitt »Credo«)

    Ich nenne euch nicht mehr Knechte; vielmehr habe ich euch Freunde genannt, denn ihr kennt alles, was ich vor euch dargelegt habe. Nehmt an den trostreichen Heiligen Geist, den euch Gottvater senden wird, halleluja.Ihr seid meine Freunde, so ihr tut, was ich euch gebiete, halleluja.

    Rette mich, Herr, vor dem ewigen Tode an jenem Tage des Schreckens, wo Himmel und Erde wanken, da du kommst, die Welt durch Feuer zu richten. Zittern befällt mich und Angst, denn die Rechenschaft naht und der drohende Zorn, wenn Himmel und Erde wanken. O jener Tag! Tag des Zorn, des Unheils, des Elends, o Tag, so groß und so bitter!Da du kommst, die Welt durch Feuer zu richten.Herr, gib ihnen die ewige Ruhe, und das ewige Licht leuchte ihnen.

    Nana Forte»Iam non dicam«

    Nana Forte»Libera me«

    Einojuhani Rautavaara»Credo«

  • 23br-chor.de

    Kyrie eleison. Christe eleison. Kyrie eleison.

    Gloria in excelsis Deo. Et in terra pax hominibus bonae voluntatis. Lauda-mus te, benedicimus te, adoramus te, glorificamus te. Gratias agimus tibi propter magnam gloriam tuam. Domine Deus, Rex coelestis, Deus Pater omnipotens. Domine Fili unigenite, Jesu Christe, Domine Deus, Agnus Dei, Filius Patris. Qui tollis peccata mundi, miserere nobis, suscipe deprecationem nostram. Qui sedes ad dexteram Patris, miserere nobis.

    Quoniam tu solus Sanctus, tu solus Dominus, tu solus Altissimus, Jesu Christe. Cum Sancto Spiritu in gloria Dei Patris. Amen.

    Credo in unum Deum, Patrem omni-potentem, factorem coeli et terrae, visibilium omnium et invisibilium. Et in unum Dominum Jesum Christum, Filium Dei unigenitum, et ex Patre natum ante omnia saecula. Deum de Deo, lumen de lumine, Deum verum de Deo vero, genitum non factum, consubstantialem Patri: per quem omnia facta sunt. Qui propter nos homines et propter nostram salutem descendit de coelis.

    Herr, erbarme dich.Christus, erbarme dich.Herr, erbarme dich.

    Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seiner Gnade. Wir loben dich, wir preisen dich, wir beten dich an, wir rühmen dich. Wir danken dir, denn groß ist deine Herr-lichkeit. Herr und Gott, König des Himmels, Gott und Vater, Herrscher über das All. Herr, eingeborener Sohn, Jesus Christus. Herr und Gott, Lamm Gottes, Sohn des Vaters. Du nimmst hinweg die Sünde der Welt, erbarme dich unser, nimm an unser Gebet. Du sitzest zur Rechten des Vaters, erbarme dich unser. Denn du allein bist der Heilige, du allein der Herr, du allein der Höchste: Jesus Christus.Mit dem Heiligen Geist, zur Ehre Gottes, des Vaters. Amen.

    Ich glaube an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen, der alles geschaffen hat, Himmel und Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt. Und an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit: Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater; durch ihn ist alles geschaffen. Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er vom Himmel gekommen.

    Josef Gabriel Rheinberger»Cantus missae«

  • 24br-chor.de

    Et incarnatus est de Spiritu Sancto ex Maria Virgine et homo factus est. Crucifixus etiam pro nobis, sub Pontio Pilato; passus et sepultus est.

    Et resurrexit tertia die secundum Scripturas, et ascendit in coelum, sedet ad dexteram Patris. Et iterum venturus est cum gloria, judicare vivos et mortuos, cujus regni non erit finis. Et in Spiritum Sanctum, Domi-num et vivificantem, qui ex Patre Filioque procedit. Qui cum Patre et Filio simul adoratur et conglorificatur: qui locutus est per prophetas. Et unam, sanctam, catholicam et apostolicam ecclesiam. Confiteor unum baptisma in remissionem peccatorum. Et ex-specto resurrectionem mortuorum.

    Et vitam venturi saeculi. Amen.

    Sanctus, Sanctus, Sanctus Dominus Deus Sabaoth. Pleni sunt coeli et terra gloria tua. Osanna in excelsis.

    Benedictus qui venit in nomine Domini. Osanna in excelsis.

    Agnus Dei, qui tollis peccata mundi: miserere nobis. Agnus Dei, qui tollis peccata mundi: miserere nobis. Agnus Dei, qui tollis peccata mundi:dona nobis pacem.

    Und er hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden. Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus, hat gelitten und ist begraben worden. Und er ist am dritten Tage auferstan-den nach der Schrift und aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten des Vaters und wird wiederkommen in Herrlichkeit, zu richten die Leben-den und die Toten; seiner Herrschaft wird kein Ende sein. Und an den Heili-gen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und ver-herrlicht wird, der gesprochen hat durch die Propheten, und die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche. Ich bekenne die eine Taufe zur Vergebung der Sünden. Ich erwarte die Auferstehung der Toten. Und das Leben der kommenden Welt. Amen.

    Heilig, heilig, heilig, Gott, Herr aller Mächte und Gewalten. Erfüllt sind Himmel und Erde von deiner Herrlich-keit. Hosanna in der Höhe.

    Hochgelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn. Hosanna in der Höhe.

    Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt: Erbarme dich unser.Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt: Erbarme dich unser.Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt: Gib uns deinen Frieden.

  • 25br-chor.de

    Seele, vergiss sie nicht,Seele, vergiss nicht die Toten!

    Sieh, sie umschweben dich,schauernd, verlassen,und in den heiligen Gluten,die den Armen die Liebe schürt,atmen sie auf und erwarmenund genießen zum letzten Malihr verglimmendes Leben.

    Seele, vergiss sie nicht,Seele, vergiss nicht die Toten!

    Mir gestand der Sterblichen Staunen als Höchstes,dass Erde nicht war, noch oben Himmel,noch Baum, noch irgendein Berg nicht war,noch die Sonne, nicht Licht war,noch der Mond nicht leuchtete, noch das gewaltige Meer,da noch nirgends nichts war an Enden und Wenden,da war der eine allmächtige Gott.

    Wessobrunner Gebet, 1. Teil (9. Jahrhundert)

    Peter CorneliusRequiem

    Helmut Lachenmann»Consolation II«

    Und wenn du dich ihnen verschließest, so erstarren siebis hinein in das Tiefste.Dann ergreift sie der Sturm der Nacht,dem sie, zusammengekrampft in sich,trotzten im Schoß der Liebe,und er jagt sie mit Ungestümdurch die endlose Wüste hin,wo nicht Leben mehr ist, nur Kampflosgelassener Kräfteneu erneuertes Sein!

    Seele, vergiss sie nicht,Seele, vergiss nicht die Toten!

    Friedrich Hebbel (1813–1863)

    Mittwochs, 22.05 Uhr: der Chor des Bayerischen RundfunksDer späte Mittwochabend auf BR-KLASSIK ist dem BR-Chor und den Freunden der Vokalmusik gewidmet.

  • 26br-chor.de

    Als vil bist dû in gote, als vil dû bist in vride, und als vil ûz gote, als vil dû bist ûz vride. Ist iht einez in gote, daz selbe hât vride. Als vil in gote, als vil in vride.Dar ane kenne, wie vil dû in gote bist und ob ez anders ist: ob dû vride oder unvride hâst; wan, wâ dû unvride hâst, in dem múoz dir von nôt unvride sîn, wan unvride kumet von der crêatûre und niht von gote. Ouch enist nihtes in gote, daz ze vürhtenne sî; allez,daz in gote ist, daz ist aleine ze minnene.Sant Anselmus sprichet ze der sêle: entziuch dich ein wênic von der unruowe ûzwendiger werke. Ze dem andern mâle: vliuch und verbirc dich vor dem sturme inwendiger gedanke, die ouch unruowe machent in der sêle. Ze dem dritten mâle: entriuwen, niht enmac der mensche gote liebers er-bieten dan ruowe. Vastennes und be-tennes und aller kestigunge enahtet noch enbedarf got zemâle niht wider der ruowe. Got enbedarf nihtes, wan daz man im ein ruowic herze gebe.Swenne daz lieht abevellet, sô wirt ez âbent; swenne alliu diu werlt abe-vellet von der sêle, sô ist ez âbent, sô kumet diu sêle in eine ruowe.In der stille und in der ruowe […] dâ sprichet got in die sêle und sprichet sich alzemâle in die sêle.

    Meister Eckhart (ca. 1260–1328): aus den Predigten und aus den »Reden der

    Unterweisung«

    So viel bist du in Gott, wie viel du in Frieden bist, und so viel außer Gott, wie viel du außer Frieden bist. Ist irgendetwas in Gott, hat es Frieden. So viel in Gott, so viel in Frieden. Daran erkenne, wie viel du in Gott bist oder ob dies nicht so ist: Ob du Frieden oder Unfrieden hast; denn wo du Unfrieden hast, da musst du notwendigerweise Unfrieden haben, denn Unfrieden kommt von der Kreatur und nicht von Gott. Auch gibt es nichts in Gott, das zu fürchten wäre; alles, was in Gott ist, ist allein zu lieben.Sankt Anselmus spricht zur Seele: Entziehe dich ein wenig der Unruhe äußerer Dinge. Zum anderen: Flieh und verbirg dich vor dem Sturm innerer Gedanken, die auch Unruhe in der Seele schaffen. Zum dritten: Wahrhaftig, der Mensch kann Gott nichts Lieberes erweisen als Ruhe. Des Fastens und Betens und aller Kastei-ung achtet und bedarf Gott nicht im Gegensatz zur Ruhe. Gott bedarf nichts, als dass man ihm ein ruhiges Herz gebe.Wenn das Licht schwindet, so wird es Abend; wenn die ganze Welt von der Seele abfällt, so ist es Abend, so kommt die Seele zur Ruhe.In der Stille und in der Ruhe […] da spricht Gott in die Seele und spricht sich ganz in die Seele.

    Übersetzung von Adrienne Walder

    Wolfram Buchenberg»Als vil in gote, als vil in vride«

  • 27br-chor.de

    Ic dir nâch sihe, ic dir nâch sendi

    mit mînen funf fingirin funvi undi funfzic engili. Got mit gisundi heim dich gisendi. Offin sî dir diz sigidor, sami sî dir diz segildor: Bislozin sî dir diz wâgidor, sami sî dir diz wâfindor.

    Weingartner Reisesegen (vor 1300)

    Da die Hirten ihre Herdeließen und des Engels Wortetrugen durch die nied’re Pfortezu der Mutter und dem Kind,fuhr das himmlische Gesindfort im Sternenraum zu singen,fuhr der Himmel fort zu klingen:»Friede, Friede auf der Erde!«

    Seit die Engel so geraten,o wie viele blut’ge Tatenhat der Streit auf wildem Pferde,der Geharnischte vollbracht!In wie mancher heil’gen Nachtsang der Chor der Geister zagend,dringlich flehend, leis verklagend:»Friede, Friede auf der Erde!«

    Ich sehe dir nach, ich sende dir hinterherfünfundfünfzig Engel mit meinen fünf Fingern.Gott möge dich gesund heimgeleiten.Offen sei dir das Tor des Sieges, das dir gleichfalls Glückstor sein möge.Verschlossen sei dir das Tor des Ungewissen und das der Waffen.

    Wolfram Buchenberg»Von 55 Engeln behütet«

    Arnold Schönberg»Friede auf Erden«

    Doch es ist ein ew’ger Glaube,dass der Schwache nicht zum Raubejeder frechen Mordgebärdewerde fallen allezeit.Etwas wie Gerechtigkeitwebt und wirkt in Mord und Grauenund ein Reich will sich erbauen,das den Frieden sucht der Erde.

    Mählich wird es sich gestalten,seines heil’gen Amtes walten,Waffen schmieden ohne Fährde,Flammenschwerter für das Recht,und ein königlich Geschlechtwird erblüh’n mit starken Söhnen,dessen helle Tuben dröhnen:»Friede, Friede auf der Erde!«

    Conrad Ferdinand Meyer (1825–1898)

  • 28br-chor.de

    Aufgrund seiner besonderen klanglichen Homogenität und der stilistischen Viel-seitigkeit, die alle Gebiete des Chorgesangs von der mittelalterlichen Motette bis zu zeitgenössischen Werken, vom Oratorium bis zur Oper umfasst, genießt der Chor des Bayerischen Rundfunks höchstes Ansehen in aller Welt. Gastspiele führ-ten ihn nach Japan sowie zu den Festivals in Luzern und Salzburg. Europäische Spitzenorchester, darunter die Berliner Philharmoniker und die Sächsische Staats-kapelle Dresden, aber auch Originalklangensembles wie Concerto Köln oder die Akademie für Alte Musik Berlin schätzen die Zusammenarbeit mit dem BR-Chor. In jüngster Vergangenheit konzertierte der Chor mit Dirigenten wie Andris Nelsons, Bernard Haitink, Daniel Harding, Yannick Nézet-Séguin, Riccardo Muti, Riccardo Chailly, Thomas Hengelbrock, Robin Ticciati und Christian Thielemann.

    Der künstlerische Aufschwung des 1946 gegründeten Chores verlief in enger Verbindung mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, deren beider Chefdirigent seit 2003 Mariss Jansons ist. Dazu wurde im Sommer 2016 Howard Arman zum Künstlerischen Leiter berufen. Wie sein Vorgänger Peter Dijkstra pflegt der englische Dirigent die große künstlerische Bandbreite des Chores und intensiviert sie darüber hinaus in den Spezialgebieten der alten und neuesten Musik.

    In den Reihen musica viva und Paradisi gloria sowie in den eigenen Abonnement-konzerten profiliert sich der Chor regelmäßig mit Uraufführungen. Für seine CD-Einspielungen erhielt er zahlreiche hochrangige Preise, darunter den ECHO Klassik. Aus der bisherigen Zusammenarbeit mit Howard Arman ging neben vielfältigen Konzertprogrammen auch die CD Christmas Surprises hervor, die den Dirigenten auch als Arrangeur und Programmgestalter präsentiert.

    Chor des Bayerischen Rundfunks

  • 29br-chor.de

    Yuval Weinberg studierte Orchester-dirigieren bei Yi-An Xu an der Buch-mann-Mehta Musikhochschule der Universität von Tel Aviv, wo er mit ei-nem Exzellenzstipendium gefördert wurde. Darüber hinaus vertiefte er seine Kenntnisse in Chordirigieren bei Grete Pedersen an der Norwegischen Musikhochschule, wo er sein Studium im Sommer 2016 mit einem Master abgeschlossen hat. Zuvor war er Schü-ler von Jörg-Peter Weigle an der Hoch-schule für Musik »Hanns Eisler« in

    Berlin. Erste musikalische Unterweisung erhielt er in Gesang und Klavierspiel im israelischen Kinder- und Jugendchor Li-Ron. Mit diesem Ensemble trat er bei diversen Konzerten und Wettbewerben in Europa und Israel auf, u. a. beim Johannes-Brahms-Chorfestival und Wettbewerb, wo der Chor mit einer Gold-medaille geehrt wurde. Weitere Auszeichnungen erhielt Yuval Weinberg beim 6. Internationalen Chordirigierwettbewerb »Towards Polyphony« 2014 in Bres-lau (Erster Preis und Preis der teilnehmenden Chöre) sowie im Jahr zuvor beim 7. Internationalen Wettbewerb für junge Chordirigenten in St. Petersburg (Son-derpreis der Jury).

    Seit 2014 ist Yuval Weinberg Stipendiat des Dirigentenforums des Deutschen Musikrats, was ihm die Teilnahme an Meisterklassen sowie die Zusammenar-beit mit professionellen Chören, etwa dem Rundfunkchor Berlin, dem Schwe-dischen Rundfunkchor, dem Chor der Deutschen Oper Berlin, dem NDR Chor und dem MDR Chor, ermöglicht hat. Einstudierungen hat er regelmäßig bei Det Norske Solistkor und beim BR-Chor übernommen, den er nun erstmals in einem Chor-Abonnementkonzert öffentlich leitet.

    Yuval Weinberg wurde 2015/2016 als Gewinner des Nachwuchspreises für isra-elische Chorleiter von der Gary-Bertini-Stiftung gefördert. Derzeit ist er musi-kalischer Leiter des Kammerchores Nova und des Kammerchores Norske Kam-mersangere in Oslo.

    Yuval Weinberg

  • 30br-chor.de

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    KARTEN:Euro 24,– / 32,– Schüler und Studenten: Euro 8,– bereits im VVKBRticket 0800 - 59 00 594 (gebührenfrei)shop.br-ticket.de München Ticket 089 / 54 81 81 81

    Auch live im Radio auf BR-KLASSIK und als Videostream auf br-klassik.de

    Beethoven SchnittkeMozartStrawinskyTschaikowsky

    9. Mai20.00 UhrStudio 2 im Funkhaus

    AUGUSTIN HADELICHVIOLINECHARLES OWENKLAVIER

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  • 31br-chor.de

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    Chor des Bayerischen RundfunksChefdirigent: Mariss JansonsKünstlerischer Leiter: Howard ArmanManagement: Susanne VongriesPostanschrift: 80300 MünchenTelefon: (089) 59 00 44 004

    Programmhefte des Chores desBayerischen RundfunksSaison 2016/2017, Heft 5

    ImpressumHerausgegeben vom Bayerischen RundfunkProgrammbereich BR-KLASSIKPublikationen Chor und Symphonieorchesterdes Bayerischen Rundfunks, verantwortlich:Dr. Renate UlmRedaktion: Alexander HeinzelGraphisches Gesamtkonzept: Klaus Fleckenstein –Atelier für Graphik- und Photo-Design, HabachUmsetzung: Antonia Schwarz, MünchenDruck: alpha-teamDRUCK GmbH, MünchenNachdruck nur mit Genehmigung

    Das holzfreie Papier zum Umschlag ist FSC-zertifiziert (Forest Stewardship Council). Das holzfreie Papier zum Innenteil stammt aus einem nach ISO 14001 Umweltmanagement zertifizierten Herstellungsbetrieb.

    Textnachweis Originalbeiträge für dieses Heft von Florian Heurich, Judith Kaufmann und Wolfgang Stähr; Gesangstexte nach den Chorpartituren, Übersetzungen: Adrienne Walder (Als vil in gote), Archiv des Bayerischen Rundfunks; Biografien: Archiv des Bayerischen Rundfunks.

    Bildnachweis Titelgrafik: Klaus Fleckenstein; Sascha Schneider / Wiki-media Commons (Buchillustration); nanaforte.com (Forte); Ari Korkala (Rautavaara); Astrid Karger, Saarbrücken (Lachenmann); Wikimedia Commons / Bayerische Staats-bibliothek (Wessobrunner Gebet); Judith Buchenberg (Buchenberg); Württembergische Landesbibliothek Stutt-gart (Weingartner Reisesegen); Porträtsammlung Mans-kopf, Bibliothek der Goethe-Universität Frankfurt am Main (Rheinberger); Wikimedia Commons (Cornelius, Hebbel); schoenberg.at (Schönberg); zeno.org (Meyer); Astrid Ackermann (BR-Chor); alle anderen: Archiv des Bayerischen Rundfunks.

    Aufführungsmaterial © 2014 by Nana Forte (Forte: Iam non dicam); © 1991 by Fazer Musiikki Oy, Helsinki / © Fennica Gehrman Oy, Helsinki (Rautavaara); © 2008 by Edicije Društva slovenskih skladateljev, Ljubljana (Forte: Libera me); © 1981 by Carus-Verlag, Stuttgart (Rheinberger); © by Breitkopf & Härtel, Wiesbaden (Cornelius); © 1980 by Breitkopf & Härtel, Wiesbaden (Lachenmann); © 2003 by Carus-Verlag, Stutt-gart (Buchenberg: Als vil); © by Wolfram Buchenberg. Published 2014 by Carus-Verlag, Stuttgart (Buchenberg: Von 55 Engeln); © renewed 1955 assigned to B. Schott’s Söhne, Mainz (Schönberg).

    Freundeskreis Chor des Bayerischen Rundfunks e.V.c/o Rechtsanwälte Schoepe Fette Pennartz Reinkez. Hd. Herrn Rechtsanwalt Prof. Dr. Stefan J. Pennartz Bavariaring 26, 80336 München

    Tel.: (0 81 52) 39 62 57-1 Fax: (0 81 52) 39 62 [email protected]

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  • 32br-chor.de

    KARTENVORVERKAUFBRticket, Telefon: 0800 - 59 00 594 (national kostenfrei) München Ticket mit angeschlossenen Vorverkaufsstellen Schüler- und Studentenkarten zu c 8,– bereits im Vorverkauf

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    KAMMERORCHESTER DES SYMPHONIEORCHESTERS | 5. KONZERTSonntag, 14. Mai 2017 | 11.00 Uhr | Prinzregententheater

    Jörg Widmann »Ikarische Klage«Ludwig van Beethoven Klavierkonzert Nr. 2 B-Dur, op. 19Joseph Haydn Symphonie B-Dur, Hob. I:85 (»La Reine«)

    David Fray KlavierRadoslaw Szulc Künstlerische Leitung

    c 36 | 48 | 64 | 72 | zzgl. VVK-Gebühr | Karten auch über MünchenMusik

    SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS | 3. ABO CDonnerstag/Freitag, 11./12. Mai 2017 | 20.00 UhrHerkulessaal der Residenz | Konzerteinführung: 18.45 Uhr

    Arnold Schönberg »Ein Überlebender aus Warschau«Wolfgang Amadeus Mozart Requiem d-Moll, KV 626

    Thomas Quasthoff SprecherGenia Kühmeier SopranElisabeth Kulman MezzosopranMark Padmore TenorAdam Plachetka BassChor des Bayerischen RundfunksMariss Jansons Leitung

    c 18 | 25 | 43 | 58 | 69 | 82 | 94

    SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS | 8. ABO ADonnerstag/Freitag, 22./23. Juni 2017 | 20.00 UhrPhilharmonie im Gasteig | Konzerteinführung: 18.45 Uhr

    Olivier Messiaen »La transfiguration de Notre-Seigneur Jésus-Christ«

    Pierre-Laurent Aimard KlavierChor des Bayerischen RundfunksKent Nagano Leitung

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    Chor des Bayerischen Rundfunks Peter Dijkstra • Chor des Bayerischen Rundfunks Peter Dijkstra

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  • Friede auf Erden

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