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das unabhängige Jugendmagazin GLOBAL BRAIN GUERILLA GARDENING | RetRo-GadGets | LINZ VS. RUHRGEBIET lehRe mit matuRa | INDIE NATIVE | inteRview mit hinteRland Null Euro | 2011 | Null-Eins

frischluft - das unabhängige Jugendmagazin #1

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Überpünktlich dürfen wir vermelden: die neue Ausgabe von frischluft - das unabhängige Jugendmagazin ist da. Diesmal beschäftigen wir uns mit dem globalen Gehirn, Guerilla Gardening, haben Hinterland zum Interview geben und bieten euch das eine oder andere Gewinnspiel.

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Page 1: frischluft - das unabhängige Jugendmagazin #1

das unabhängige Jugendmagazin

Global brainguerilla gardening | RetRo-GadGets | linz vs. ruhrgebiet

lehRe mit matuRa | indie native | inteRview mit hinteRland

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MAINSTREAM KOTZT DICH AN?

Dann kotz dich aus! MAINSTREAM KOTZT DICH AN?

Dann kotz dich aus!

DESILLUSIONIERT

Sag´, was du denkst, ganz frei von der Leber weg. Wir suchen Leute, die in

ihrer Freizeit lieber kreativ als komatös sind, berauscht vom Recht der freien

Meinungsäußerung. Wir suchen freiwillige RedakteurInnen, FotografInnen,

Grafi kerInnen.

http://facebook.com/junQ.at || http://junQ.at/

Sag´, was du denkst, ganz frei von der Leber weg. Wir suchen Leute, die in

ihrer Freizeit lieber kreativ als komatös sind, berauscht vom Recht der freien

Meinungsäußerung. Wir suchen freiwillige RedakteurInnen, FotografInnen,

Grafi kerInnen.

http://facebook.com/junQ.at || http://junQ.at/

Kultur- & Medienplattf

orm

Page 3: frischluft - das unabhängige Jugendmagazin #1

IN DER AUSGABE NULL-EINS*in eiGENER SACHEseite o4

*tattooseite o5

*JUGEND IN POLENseite o6

*GUERILLA GARDENINGseite o8

*das globale gehirnseite 10

*5 Dinge - „Retro“seite 15

*LESEFAULseite 18

*„HOW-TO“ - COMICseite 19

*BLOGSseite 20

*satireseite 21

*LINZ - RUHRGEBIETseite 22

*LEHRE MIT MATURAseite 24

*hinterlandseite 25

*indie nativeseite 26

+ fenster zum hof

*Laudseite 28

*MARILIES JAGSCHseite 29

*BASTELNseite 30

*EVENTKALENDERseite 31

Editorialvon vernetzung, Blümchen und traktorgangstern

Vernetzung ist das große Thema unserer Zeit, Xandi Fink und Martin Fellner haben sich in der Coverstory Gedanken darüber gemacht. Sie berichten vom glo-balen Gehirn und wie technologischer Fortschritt den Menschen beeinflusst. In die Vergangenheit ist Andreas Kepplinger eingetaucht, er hat Retro-Gadgets auf Seite 15 getestet.

Redeschwall

Lukas Plöchl hat „Wir sind Helden“ also nicht gewonnen und zum Songcontest darf er auch nicht. Macht nix! Die wahren Traktor-Gangster „Hinterland“ stellen sich in dieser Ausgabe auf Seite 25 den Fragen von Klemens Aumayr und Kathi Knott. Gequatscht hat auch Michael Witt und zwar mit Marilies Jagsch.

Subversive Blümchen

Michael Straub gibt den Widerstandskämpfer, er erklärt ab Seite 8 was Guerilla Gardening ist. Wer nicht gerne gärtnert, sondern lieber bastelt wird auf Seite 30 fündig, Katrin Joana Jarolim erklärt wie man sich mit einfachen Mitteln einen Schmuckständer basteln kann.

Alles in Allem wieder ein kunterbunter Frühlingsstrauß an Themen.

frischluft wünscht viel Spaß beim Blättern!

Für das frischluft-Team

Chefredakteur Daniel Friesenecker Chef vom dienst

Erli Grünzweil

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Page 4: frischluft - das unabhängige Jugendmagazin #1

DIE REDAKTIon„Bunter Haufen“ ist wohl die beste Beschreibung für die Leute die frischluft – das

unabhängige Jugendmagazin schreiben. Das fängt beim Alter an (die jüngsten RedakteurInnen sind 16 und unser oldie ist stolze 28) und hört bei den Interessen auf. Egal

ob Kunstliebhaberin oder Rocker, es ist alles dabei. Eines haben sie aber gemeinsam: Sie möchten das Sprachrohr für ihre LeserInnen sein.

DIE FoToGRAFInnEnWenn‘s kompliziert werden soll, dann reden Fotografen und RedakteurInnen am Besten

nicht miteinander. Das ist nämlich der direkte Weg ins Bildideenchaos. Unsere FotografInnen scheuen keinen engen Konzertgraben und kein noch so unmögliches Motiv. Auch hier ist das Team gut durchmischt, vom langjährigen semiprofessionellen Fotografen bis zur Einsteigerin

ist alles vorhanden. Alle sollen die Chance haben, ihre Fotos im Heft zu finden.

DAS LAyoUTTEAMWenn jemand die Bedeutung von Schlafentzug kennt, dann die Mitglieder des Layout-Teams.

In stundenlangen Layout-Sessions entstehen die einzelnen Seiten des Hefts. Sie sind es auch, die es ausbaden müssen, wenn Texte und Bilder weit nach der vereinbarten Deadline

eintrudeln. Aber das fertige Heft entschädigt dann für einiges an Stress.

DIE CHEFREDAKTIonPersonelle Überschneidungen mit dem Layout-Team sind rein zufällig :). Hier läuft alles

zusammen, alle vergeigten Deadlines, alle Rechtschreibfehler, alle Bilder und alle Dinge die fünf Minuten bevor das Heft in Druck geht noch nicht klar sind. Wenn ihr in diesem Heft

etwas entdeckt was euch nicht gefällt, ist es die Chefredaktion, die euch Rede und Antwort stehen muss.

DEInE CHAnCEfrischluft ist ein Magazin von Jugendlichen für Jugendliche. Alle MitarbeiterInnen arbeiten

freiweillig am Heft mit. Auch du hast die Möglichkeit mitzumachen, egal ob nur bei einer Ausgabe oder als fixes

Mitglied in einem oder mehreren Teams.

InFoS HTTP://FRISCHLUFT.AT

In EIGEnER SACHEES LäUFT, FRISCHLUFT LIEGT ALS ERSTE REGULäRE AUSGABE

VoR DIR AM TISCH/SCHoSS/BETT. WAS IM SoMMER 2010 ALS LoSES KICK-oFF-MEETInG AnGEFAnGEn HAT,

IST HEUTE oBERöSTERREICHS EInzIGES UnABHänGIGES JUGEnDMAGAzIn Von JUGEnDLICHEn FÜR JUGEnDLICHE.

Damit so ein Magazin funktionieren kann, braucht es einiges an Engagement und Arbeit, schließlich müssen die verschiedenen Aufgabenbereiche abgedeckt werden. Das frischluft-Team lässt sich hier ein bisschen in die Karten schauen und stellt die einzelnen

Tätigkeitsbereiche vor:

TEXT DAnIEL

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In eigener Sache

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Schon mal einen College-Block gekauft um sich darüber freuen zu können, wie schön leer des-sen seiten sind? nein? natürlich gehört dieser vollgezeichnet!

Stellt man sich den menschlichen Körper nun also als weißes Blatt Papier vor, so scheint es fast schon logisch, den Körper als zeichenfläche zu betrachten. Eine beliebte Methode ist es, sich tätowieren zu lassen. In österreich ist man ab dem 18. Le-bensjahr dazu berechtigt. Ab 16 wird eine Unterschrift der Er-ziehungsberechtigten verlangt - doch viele Eltern sträuben sich dagegen ihren Kids diese Erlaubnis zu geben...

Eine Bindung zum Motiv haben…denn ein Tattoo bleibt für immer. natürlich gibt es mittlerwei-le Methoden, einige Jugendsünden verschwinden oder über-decken zu lassen - da es sich dabei aber um einen sehr scherz-haften und teuren Prozess handelt empfiehlt es sich, vor dem Gang zum Tätowierer gründlich darüber nachzudenken, ob man ein Motiv für immer am Körper tragen möchte.

Während manche Kunden gerne in den Katalogen der Tat-too-Künstler nach einem Motiv suchen, treten andere mit ganz konkreten Ideen an ein Studio heran. Denn es müssen zwar nicht alle Tätowierungen eine tiefere Bedeutung haben, doch es empfiehlt sich natürlich, da man so eine besonde-

re Bindung zu dem Motiv aufbaut und die Chance dass man es eines Tages vielleicht bereut so verringert wird. Außer-dem ist es nicht wirklich witzig im Schwimmbad auf jeman-den zu treffen, dessen Körper ein identisches Motiv ziert. Tattoos sind schließlich auch ein Ausdruck der eigenen Persön-lichkeit - viele Menschen streben nach Individualität.

Pflege gehoert dazuWer nun sein Motiv gefunden hat und sich wirklich sicher ist, sollte sich aber auch bewusst sein, dass ein Tattoo nicht einfach nur gestochen wird, wenn man erst mal für das Leben gezeichnet ist, muss man das Tattoo auch pflegen. Mindestens drei Wochen lang sollte man auf Schwimmbad, Meer und Sauna sowie Sonnenbäder verzichten, also empfiehlt es sich einen guten Termin zu wählen, der vielleicht nicht gerade vor den Sommerferien angelegt ist. Hinzu kommt noch, dass so ein Tattoo täglich mehrfach gereinigt und mit Salbe eingerieben werden muss. Wer das nicht macht verzögert den Heilungsprozess erheblich und wird öfters ein starkes Jucken spüren, das ein frischgestochenes Tattoo mit sich bringt. Wer fest entschlossen ist, sich ein Tattoo stechen zu lassen, den sollte das aber nicht abschrecken, so schlimm ist es dann auch wieder nicht

Tattoos

Vorher wird eine skizze des tattoos am gewünschten Platz am Körper

platziert. >>

Beide Redakteure dieses artikels

haben sich schon tätowieren lassen

und können ihre tätowierer, die

Riesz-Brothers nur weiter empfehlen >>

textLisa Maria

Valentin

<< Beurteilt Tattoos erst nachdem sie verheilt sind, während des Heilungsprozesses sehen sie oft noch etwas merkwürdig aus.

05

Hobb

ies

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915Kilometer, 16 Stunden Beardyman, Chemical Bros, Deadmau5 und weite-re feine elektronische Musik im Auto,

drei Mal rechts statt links abgebogen, mitten in Tsche-chien einen Polizeibeamten nach dem Weg nach Polen gefragt und das ohne gültige Vignette (nicht empfeh-lenswert) und schon findet man sich in Lublin, einer hochinteressanten Studentenstadt nahe der rumäni-schen und weißrussischen Grenze wieder. Breit ausge-baute Straßen am Lande, in besserem zustand, als es in österreich der Fall ist, pflastern sich durch die wei-ten Steppen Polens und verbinden historische Städ-te, wie Krakau, Warschau und Lublin. zwischendurch saust man durch kleine ortschaften mit zebrastreifen, die größer als die Dörfer selbst sind. Ab und an kommt einem eine Tanke entgegen, an dessen Parkplätzen Füchse herumschleichen. Hupen ist übrigens ein Kar-dinalverbrechen auf polnischen Straßen. Wenngleich Pannenstreifen als reguläre Fahrbahn benützt werden und überholt wird, als bräche die Götterdämmerung herein, gehupt wird nicht. nimmt man jemandem den Vorrang, ist das okay, fährt man mal bei Rot über die Ampel, wird das akzeptiert, bleibt man bei zebrastrei-fen nicht stehen – kein Problem. Doch sollte man hu-pen, gilt man als letzter seiner Art auf der Straße.

Vom Neubau, Abbau, Wiederauf-bau, Wieder-Abbau und Wieder-Wiederaufbau

Die Fassaden der Häuser sind schmutzig, herabgekom-men, noch herabgekommener wirken sie neben dem KFC-Gebäude (Kentucky Fried Chicken) an der Kreu-zung. Allgemein besitzt die Architektur in Lublin einen unwiderstehlich charmanten Anarcho-Stil, manchmal gebrochen von westlichen Symbolen, wie privaten Banken und allerlei Einkaufshäusern. Unweit vom KFC befindet sich eine fette Mall, das „Lublin Plaza“. Das Sortiment der Geschäfte, die Auslagen und überhaupt die Innenarchitektur könnten vom Architekten- und Ausstatterteam der Landstraßen-Passage sein. Einzi-ger Unterschied: Lublin Plaza ist ein ehemaliges Arbei-terlager, umfunktioniert zum Kaufzentrum. Schließlich muss man ja irgendwo Essen kaufen. Kultur wird selbst gemacht. Altertümliches Kulturerbe aus dem letzten (!) Jahrhundert ist von gestern, denn es herrscht Auf-bruchsstimmung, die Wirtschaft ist im Aufschwung in Polen.

Guten Tag Herr Nachbar, bitte explodieren sie nicht!

Von einer Art Stadtplatz am äußeren Rande des zen-trums der Altstadt Lublins bietet sich eine wunder-schöne Aussicht auf das Schloss Lublin mit seinem Dachvorbau, welches an ein Kasettendeck erinnert. Schweift der Blick vom Schloss ab in Richtung osten, sieht man eine Art Park mit vielen Bäumen (ehema-liges Judenviertel), danach wunderschöne, farben-

zivildiener Unterkunft

FactboxLaut WKo-Statistik hatte Polen ein Wirtschaftswachs-tum von 3,5 % im Jahre 2010, österreich hingegen mit 2 % um 1,5 % weniger. Der EU-27-Durchschnitt beträgt überhaupt nur 1,8 % für 2010.

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Reisen

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prächtige Slums und dann ein AKW inmitten einer Downline von Häusern.

Kulturhauptstadt Europas 2016

Gdansk (Danzig), Katowice (Kattowitz), Wroclaw, Bres-lau oder Lublin sind die fünf übrigbleibenden Kandi-daten, EU-Kulturhauptstadt 2016 zu werden. Lublin hat einiges zu bieten: Fünf Universitäten, acht private Hochschulen, zahlreiche Forschungszentren, Gedenk-stätte Majdanek, Schloss Lublin, neun Theater, ein opernhaus, zahlreiche Kinos, Kulturvereine, die kö-nigliche Kapelle und so weiter. Insgesamt beherbergt Lublin in etwa 350.000 Einwohner, wovon jeder vierte Student ist.

Iss gut, iss viel, iss Borsz!Das Kulinarium ist hausmannsköstlich, billig für un-sereins vorübergehenden Immigranten und sehr schmackhaft. Ein Gruß aus der Küche: Schmalz mit ex-trem salzig-sauren Gurken und hausgemachtem Brot, Borsch (Rote-Rüben-Suppe) als Gaumenvorfreude und Vorspeise, Pierogi (gefüllte Teigvariationen) verschie-denster Art als extrem sättigenden Hauptgang und selbstgemachte Limonade. Alles in Allem suggerieren freundliche Gastronomen, die Schmackhaftigkeit und Deftigkeit in Lublin: Iss! Und es war lecker.

Trink gut, trink viel, trink Wodka!

Die Auswahl an nachtlokalen und Pubs in Lublin ist unvergleichlich, einzigartig. Ein kulturelles Unikat mit einer Variation verschiedenster Typen von Jugendli-chen, die allgemein das Rauchverbot in Lokalen ach-ten und vor der Tür rauchen. Der internationale Ruhm polnischen Wodkas liegt bei Weitem unter seiner tatsächlichen Güte und Qualität. Absolut Wodka zum Desinfizieren, polnischer Wodka für das sinnesberau-schende Delirium und den mächtigsten Kater der Evo-lutionsgeschichte. Kulturell entwurzelt werden Frau und Herr österreicher allemal von den grauenhaften Bierexperimenten der Lubliner Gesellschaft: Im Win-ter wird heißes/lauwarmes Bier mit Sirup getrunken. nicht jedermanns Sache, aber eine Kostprobe allemal wert. Ein Rausch kostet auch nicht viel - die Halbe kommt auf knappe 1,5 Euro. Im Übrigen war die erste Musik, die mir zu ohren kam, „Parov Stelar“, anschlie-ßend „Waldeck“. Man reist gut 900 Kilometer, trinkt seinen ersten polnischen Wodka und hört Musik aus österreich.

Resümee

(Heftiges) Deftiges Essen, heißes Bier für die Hart-gesottenen, drei Küsse zur Begrüßung. Das erwartet einen im vom Aufschwung beflügelten Polen. Lub-lin hat ultrakommunistische Architektur zu bieten, die von einem ost-östlicher-am-östlichsten Flair von Wurstigkeit der dort lebenden Menschen unterstri-chen wird. Jaja, alles hat ein Ende, außer das Kli-schee. Insofern: Goodbye (Lenin) Lublin - bella ciao!

Fotos Stefan Reschtext Xandi

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Reise

n

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guerilla

die zeiten der blutigen Gueril-lakriege a la Che Guevara sind allerdings lange vorbei. Warum

trägt diese Bewegung dann so einen eigenartigen namen? „Gartenarbeit ist immer ein Kampf“, schreibt GG-Guru Richard Reynolds im Vorwort zu sei-nem Buch „Guerilla Gardening“. Auch sonst findet er immer wieder Gemein-samkeiten zwischen der Guerillataktik

und dieser speziellen Art des Gärtnerns. Schließlich hat ja auch Che Gartenme-taphern benutzt, als er von der „Saat von Revolution und Propa-

ganda“ und den „Früchten der zerstö-rung“ schrieb. Mao zedong wagte gar zu behaupten, „zwischen einem Solda-ten und einem Bauern gibt es keinen großen Unterschied“. So dürfen diese und weitere große Führer im Buch im-mer wieder zu Wort kommen.

Auch zur Geschichte des Guerilla Gar-dening hat Richard Reynolds einiges zusammengetra-gen. Er erzählt von

Gerrard Winstanley, der im England des 17. Jahrhunderts aktiv war. In zeiten der nahrungsknappheit hatte er dazu aufgerufen, auf ungenutzten Wiesen und Heiden des Königreiches Gemüse anzubauen. Die Bewegung wuchs, und sie entsprach ganz dem Geist der Gue-rilla. Es ging schließlich um Leben und Tod, und um das Wohl aller.

alt, grau, leblos. dass das stadtbild vielen jungen menschen nicht gefällt, ist be-kannt. und sie tun auch etwas dagegen. nur statt zu spraydosen greifen immer mehr straßenkünstlerinnen zu Pflanzen. mit „samenbomben“ in der tasche und schaufel im Gepäck rücken sie aus, um die stadt zu verschönern. Guerilla Garde-ning heißt dieser trend, der gerade ein Revival erlebt. hier eine Kletterpflanze, dort noch eine Blume – sieht doch gleich besser aus. und wir machen nicht nur uns

selbst eine Freude.

gardening

guerilla gardening - ein botanisches ManifestRichard Reynolds, den viele schon (fälschlicherweise) als Erfinder/Vater

des Guerilla Gardening a n s e h e n , hat seine Erfahrungen in einem Buch zusammengefasst. Das Werk enthält alles, was Ein-steigerInnen brauchen, um selbst loszulegen. Auch Hin-tergrundwissen kommt nicht zu kurz. Wer schon länger gärtnert, findet hier immer eine nützliche Idee. Die weni-ger Aktiven dürfen lesen und

staunen, und überlegen es sich dann vielleicht anders.

Eine Rezension des Buches findet ihr auf http://subtext.at(einfach „Guerilla Gardening“ ins Suchfenster eingeben)

guerillaGuerilla bezeichnet eine spezielle Art der Kriegsführung und ist das spanische äquivalent zu Partisanen. Charakteri-stisch für Guerilla sind lose organisierte Truppen aus Einzelkämpfern, die alle für ihre eigenen ziele in die Schlacht ziehen. Sie haben dabei meist ein gemeinsames höheres ziel, wie den Kampf gegen die Regierung und für Unabhängigkeit. Guerilleras und Guerilleros sind selbst Teil der zivilbevölkerung und genießen oft auch deren Unterstützung.

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Politik/Welt retten

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neben historischen Infos enthält das Buch noch viele praktische Tipps und Anleitungen, weshalb es mittlerweile als die Bibel aller GuerillagärtnerIn-nen gilt. noch praxisorientierter ist das „Guerilla Art Kit“ von Keri Smith. Hier werden verschiedene Formen von Straßenkunst vorgestellt, die aber das gleiche höhere ziel haben.

Aber worum geht es bei dieser skur-rilen Art des Gärtnerns eigentlich genau? Das ist jeder Guerillera und jedem Guerillero selbst überlassen. Das besondere an Guerillakämpfern ist, dass sie niemandem unterstellt sind. Sie kämpfen nur für sich selbst, und machen, was sie für richtig halten. Das macht auch den Reiz des Guerilla Gardening aus, da kein Projekt dem anderen gleicht. Auch die Motive un-terscheiden sich deutlich. Der eine will verwahrloste Flecken Erde wiederbele-ben, die andere den Traum vom eige-nen Garten wahr werden lassen. Von bunten Blumenfeldern auf Verkehrs-inseln, über begrünte Gehwege, bis hin zu zucchini im Hinterhof ist nichts unmöglich.

Richard Reynolds hat begonnen, weil er seinen Wohnort verschönern wollte

– einer der häufigsten Antriebsgründe für GuerillagärtnerInnen. In seinem Fall war es der Vorgarten einer Hoch-hausanlage, der von der Stadt vernach-lässigt wurde. Mit der zeit entstand dort eine nicht nur botanisch bemer-kenswerte Grünfläche. Er bekam zwar kurz ärger mit der Stadtbehörde, hatte aber seine MitbewohnerInnen hinter sich. Schließlich kam auch von offiziel-ler Seite der zuspruch.

Andere nutzen Guerilla Gardening für gezielten politischen Protest. Sie pflan-zen zum Beispiel Blumen in Form eines Friedenssymbols oder setzen Dornbü-sche auf Golfplätze. Aus Abneigung ge-gen Monokulturen werden auch gerne Wiesen und Felder „aufgepeppt“. oder sie werden gleich zu Gemüsefeldern umgeackert.

Guerilla Gardening lebt von den klei-nen und manchmal auch großen Er-folgen. Das kann der zuspruch von begeisterten PassantInnen sein oder manchmal Berichte in den Medien. Ganz oben auf der Liste des Erreich-baren steht die Genehmigung eines Gemeinschaftsgartens: Dort ist alles erlaubt, was die Menschen glücklich macht. Die Flächen werden nicht nur als Erholungsraum, sondern auch zum Anbau von obst und Gemüse genutzt. oft entstehen die Gärten aus Bür-gerInneninitiativen, denen die Stadt ihren Segen erteilt hat. In new york, wo auf diesem Weg der erste offizielle „Community Garden“ entstand, gibt es mittlerweile fast 800 davon. Sie nutzen meist leere Grundstücke und verlasse-ne Hinterhöfe – mit dem nebeneffekt, dass an diesen orten auch die Krimi-nalität abnimmt. Bei uns kennt diese besondere Art von Grünzonen noch kaum jemand. Aber das könnte sich ja jederzeit ändern…

text Michael St.

guerilla art KitDie Künstle-rin Keri Smith schreibt keine normalen Bücher. So ist das Guerilla Art Kit Anleitung, Arbeitsbuch und Personal Trainer

für alle, die auf der Straße etwas erreichen wollen. Unter anderem beschäftigt sie sich auch mit Gue-rilla Gardening: Handgezeichne-te Schritt-für-Schritt-Anleitungen führen durch die Herstellung von Samenbomben und sogenanntem

„grünem Graffiti“ aus Moos.

Eine Rezension des Buches findet ihr auf http://subtext.at (einfach „Guerilla Art Kit“ ins Suchfenster eingeben)

samenbomben (seed bombs)Samenbomben sind unverzichtbar für schnelle und heimliche Pflanz-Aktionen. Sie bestehen aus einer Mischung von anspruchslosen Pflanzensamen, Dünger und Füll-material. Die Bomben können am Straßenrand fallengelassen oder auf

sonst schwer zugängliches Gelände geworfen werden. Treffen sie auf fruchtbaren Boden, werden daraus auch größere Pflanzen entstehen. Ein Grundrezept für Samenbomben verwendet fünf Teile roten Ton-staub, einen Teil Kompost und einen Teil Wildblumensamen. Mit etwas Wasser verknetet, lassen sich dar-aus Kugeln oder beliebige andere objekte formen.Foto Jeff Wright (CC-Lizenz)

linkshttp://Guerrillagardening.org Homepage von Richard Reynolds, Treffpunkt für GärtnerInnen welt-weit

http://YouGrowGirl.comdie mindestens genauso interessan-te Seite von Gayla Trail, mit vielen eindrucksvollen Fotos

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Politi

k/W

elt r

etten

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GEhirn

GEhirn

*das

Globale

gehirn

*Wie das Internet

zum modernen

Nervensystem

des „globalen Gehirns“ wurde

*

>>

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Coverstory

Page 11: frischluft - das unabhängige Jugendmagazin #1

GEhirn

GEhirn

GEhirn

Z

>>

Heute schon Bewusstsein verknüpft?

Die Wandlung von einzelnen Individuen zu einem „globalen Ich“ setzte

nicht erst mit dem Internet-Zeitalter ein. Die moderne Wissens-Vernetzung

durch die neuen Medien hat aber die Entwicklung und somit auch die ra-

sche Veränderung der Gesellschaft entscheidend mitbeeinflusst. Dem „globa-

len Gehirn“ sind wir mittlerweile schon längst näher, als viele glauben. Ein

bisschen Science Fiction darf da auch nicht fehlen.

*

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Cove

rsto

ry

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GEhirn

GEhirn

>>

„Wir sind Sternenmaterie der zweiten Generation, das lebendig geworden ist. Wir sind teilweise 3,5 Milliarden Jahre alt, aber

im Rahmen der kosmischen Zeit pubertär. Wir sind Neuronen

des artenübergreifenden Geistes dieses Planeten.“

Howard Bloom, Tale of a Global Brain XXI – Die Wirklichkeit der Träume des Massengeistes: Den Kosmos zur Erde zu machen

Gesucht: der gerechte Zugang zum internet

Apropos Überleben: In der Evolution war es immer diejenigen, die überlebt haben, die sich am besten anpassen konnten. Die Unangepassten, meist von der Gesellschaft gebrandmarkte outsider und Exzentriker, starben einen einsamen Tod. Doch die Geschichte muss wohl neu geschrieben werden: Denn globale Verbundenheit durch das Internet kann dieser Entwicklung entgegenwirken, indem es für solche Menschen außerhalb des Mainstreams erstmals die Möglichkeit bietet, andere Gleichgesinnte beispielsweise in einem Chat oder einem Diskussions-Forum ausfindig zu machen. Subkulturen können also in den Weiten des World Wide Web besonders gut entstehen und auch gedeihen.

Die Voraussetzung für die universale Vernetzung ist der freie zugang zum Internet. zwar ist das Web längst das profitabelste Geschäft der Welt. Doch das Internet ist großteils immer noch ein Privileg des reichen Westens. Grundprinzipien wie Informationsfreiheit werden dem Profitinteresse hintangestellt. nicht wenige wünschen sich eine übernationale Institution ähnlich der Uno. zudem fehlt noch eine Werteorientierung nach dem Vorbild der Menschenrechte, die den Betreibenden als Leitbild dient. Unterschiedliche Rechtsgebungen, auseinanderklaffende politische Interessen verschiedener

Politiker aus verschiedenen nationen verhindern oftmals den freien Informationsfluss, wie am Beispiel Chinas oder ägyptens zum zeitpunkt der Massendemonstrationen im Jänner 2011 erkannt werden konnte.

Der völlig freie zugang zum Wissen steht den wenigsten Menschen frei – eigentlich eine Grundvoraussetzung für die nächste Stufe unserer Gesellschaft. Kein Wunder, das die Rufe nach einem internationalen Web-Recht immer lauter werden. Die so genannte „WikiLeaks-Revolution“ hat diesen Wunsch zuletzt deutlich gezeigt. Beispiele wie diese veranschaulichen die Entstehung eines Bewusstseins dafür, wie wichtig der Schutz von Vielfalt und Individualität für die Entwicklung der Gesellschaft sind. Um einen rechtlichen Schutz für ungehinderte Informationsverteilung zu erreichen, muss ein allgemeingültiges Gesetz geschaffen und freier, kostenloser zugang zum Internet gewährt werden.

Um die Entwicklung in diese Richtung zu fördern, muss jedoch auch ein regelrechter Gesellschaftswandel vollzogen werden: Bisher hatten wir es

vor allem mit einem technokratischen System zu tun: Darunter versteht man ein politisches System, in dem die Entscheidungsmacht bei einer Elite von Wissenden, Technikern und Wissenschaftlern liegt. Politische Entscheidungen werden durch rationales Denken und wissenschaftliche Beweise bestimmt. Fortschritt, Entwicklung und Wissensvermehrung würden vermutlich der Technokratie als Leitgedanken dienen. Soziale Forderungen werden hingegen nur nach gerechten Kriterien bewertet und des öfteren ignoriert, wodurch die Interessensvertretung von Minderheiten leidet und gesellschaftliche Vielfalt gefährdet wird.

Dem gegenüber steht die Idee der „flüssigen Demokratie“: Diese besagt, dass jede wahlberechtigte Person zu jeder politischen Entscheidung ein Mitbestimmungsrecht besitzt. Gewährleistet wird dies dadurch, dass jeder Wahlberechtigte seine Stimme aktiv und von sich aus abgibt und nicht nur alle vier Jahre einer Partei mit einem unverbindlichen Programm. Die Folge davon ist, dass die Teilnahme am politischen Geschehen tatkräftiger abläuft, als bisher. zusätzlich kann dadurch garantiert werden, dass nicht einer Partei, also einem Parteiprogramm,

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Coverstory

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GE

GEhirn

GEhirn

fact

KybernetikRegulierung und Kontrolle kompli-

zierter systeme organischer, biolo-

gischer oder sozialer Herkunft.

PiratenparteiIst eine Partei, die sich vor allem

für netzinteressen einsetzt. Diese

umfassen netzneutralität, Informa-

tionstransparenz, freie Bildung und

freien Internetzugang.

technologische

singularitätdie sogenannte technologische

Singularität ist der Zeitpunkt, ab

dem sich Maschinen selbst weiter-

entwickeln.

Moorsches gesetzDieses Gesetz besagt, dass sich die

Rechenkapazität eines Schaltkrei-

ses (z.B. Computer) innerhalb einer

gewissen zeit verdoppelt.

<<in allen Punkten Macht erteilt wird. Ist man zum Beispiel vom Umweltprogramm der Grünen begeistert, gibt man seine Stimme diesem Vertreter, bevorzugt man jedoch die Bildungspolitik der

„Piratenpartei“, erteilt man seine Stimme dieser Vertretung und findet man gar keinen Vertreter für ein gewisses Thema, stimmt man selbst oder gar nicht zu einem Thema ab. Ebenso wäre es möglich, in offenen Bürgerforen selber politische Vorschläge vorzutragen, die online diskutiert werden und zu einer Volksabstimmung führen können. Eine Vernetzung von Politik und Gesellschaft, wie sie sicher nur moderne Kommunikations- und Informationsmöglichkeiten ermöglichen, die Vielfalt und Individualität fördern.

Transhumanismus ist UEberall

Fazit: Das Internet ist in nur wenigen Jahren zum nervensystem des gemeinsamen Gehirns geworden und der Mensch die Synapse in diesem Gehirn. Die Lehren des eingangs erwähnten Transhumanismus sind längst kein Ammenmärchen mehr und auch keine philosophische Betrachtungsweise darüber, wie der Mensch sich entwickeln soll. Transhumanismus findet statt: In jedem Forschungslabor, in jeder Schule, in jedem Forum, in jedem Gespräch zwischen Menschen und Menschen und Computern und Büchern und Allem und Jenem. Über

seinen Körper hinaus verbindet sich der Mensch mit allen möglichen Mitteln bewusst mit seiner nahen und fernen Umgebung, um Informationen zu sammeln, sein Bewusstsein und Gedächtnis zu erweitern, wodurch er sich weiterentwickeln kann und wird. ob wir am Ende dann auch wirklich alle zu

„Iron Mans“ werden, das muss die zeit erst noch zeigen…

text martin & Xandi

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Cove

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Anzeigen

Medien- & Kulturplattform junQ.atMedien- & Kulturplattform junQ.at

* unabhängig Die Freiheit alles sagen zu dürfen.

*

Unabhängiges Onlinemagazin

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dings dings dings... 5 Dinge...

...die zeigen, dass Retro mehr als modern ist!

Analogue love!

Es gibt schon genug schlechte-Handy-Fotos mit verwasche-

nen Farben und pixeliger Unschärfe. Mit der Diana Mini von

Lomo kannst du stilsicher deine Schnappschüsse auf guten

alten 35mm-Film bannen. Auch Doppelbelichtungen sind

kein Problem, und du bekommst bis zu 72 Bilder auf einen

Film! Die Kamera in der bestechenden 50er-Jahre optik

gibt’s zusammen mit dem passenden Blitz nun auch in der

luftigen „Love is in the Air“-Edition.

http://shop.lomography.com/diana-mini-love-is-in-the-airRetro ist anziehend!Hast du auch genug davon immer wieder Leute zu treffen, die

die selben H&M-Shirts wie du tragen? Schluss mit dem Ju-gendmode-Einheitsbrei! Bei den Retro-Shirts von LowRez hast du eine riesige Auswahl an Motiven, Farben und Stilen! Jedes Shirt wird nach deiner Bestellung extra für dich bedruckt. ob Videospiel-Klassiker oder pixelige 8bit-Grafiken, hier findet nicht nur der Computer-nerd sein Lieblingshirt. Auch eigene Motive kannst du dir problemlos aufs Shirt drucken lassen!http://lowrez.de

Es muss nicht immer 3D sein..Mitte der 80er gehörten Amiga und C64 zu den ersten mas-sentauglichen Heimcomputern. Und mit ihnen zogen auch die ersten Computerspiele in die Wohnzimmer ein. zum 25-Jahr-Jubiläum gib es nun mit dem Competition Pro den Joystick der ersten Computer-Kids-Generation in limitierter Gold-Edition. zu dem USB-Digitalstick mit 4 Tasten gibt es auch 50 Game-Klassiker aus der goldenen äre der ersten Computerspiele auf CD-Rom.Mehr infos zu der auf 10.000 Stück limitierten Auflage gibt’s unter http://speedlink.com

Sound im Ohr

Fast jeder hat heutzutage immer und überall seine Musik da-

bei. ob Handy oder iPod, man sieht viele Menschen mit weißen

Kopfhörern auf der Straße. Doch wer möchte schon aussehn

wie alle andren! CoLoUD bietet Kopfhörer in knalligen Farben

und coolem Design. Von Star Wars und Marvel Comics bis hin

zu Hello Kitty und Spongebob. Wers schlichter möchte wird bei

URBAnEARS fündig. Die Bügel-Kopfhörer „tanto“ und die klei-

nen InEar-Speaker „medis“ im absoluten retro-look sind voll

kompatibel zu iPod und Co. Die Farbauswahl ist unendlich und

die Kopfhörer bieten zusätzlich eine eingebaute Fernsteuerung

und Freisprecheinrichtung für die gängigsten Handys.

http://coloud.com und http://urbanears.com

Oldschool Online StoreDer onlineshop getdigital.de hat sich auf Produkte spe-zialisiert, die ihr sonst in keinem Geschäft kaufen könnt. Wie zum Beispiel das USB Retro Telefon, mit dem ihr auch beim Skypen einen richtigen schönen alten Tele-fonhörer zur Verfügung habt. Fürs Handy gibt’s auch eine Bluetooth-Variante. Wer lieber seine Wohnung et-was verändern möchte kann das relativ einfach mit den Riesen-Wandaufklebern machen. ob Super Mario oder Space invaders, ohne viel Aufwand sieht eure zuhause aus wie ein 80er-Jahre Game-Klassiker.http://getdigital.decoloud.com

urbanears.com

text Andreas

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don‘t m ind your make-up, you‘d better make your m ind up.

Frank Zappa

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da ist genug Weiß zum vollkritzeln.

der Unterricht ist fad? du hast keine Freunde? Oder bist du einfach nur zu faul zum Lesen?sei kreativ und mach etwas aus diesem faden strich. egal was, egal wie, egal warum. schick uns deine Zeichnung (Foto, scann, Papier) per mail an [email protected] oder mit der Post an junQ.at, Baumbachstraße 15, 4020 Linz und GeWinne das Buch Du kannSt Dir Deine ZauBerflöte in Den arSch SchieBen von aUStROFRed. die verlosung findet unter allen teilnehmerinnen statt und dein meisterwerk wirst du auf jeden Fall auf frischluft.at finden. die besten einsendungen werden in der nächsten frischluft-ausgabe gedruckt. der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

loS geht‘S!

mitGeWinn-

SpieL

Ein Comic aus der Redaktion von

Lisa maria

18

Lesefaul

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---?How to!?How to!Wie man einen Comic macht.?How to!#2 Wie man einen Comic macht.

text & zeichnungen Lisa Maria

Drei bis vier Bilder, minimalistische Hintergründe, simple Charaktere, knallige Farbgebung, manch-mal satirisch, manchmal kindgerecht - aber der wahrscheinlich meistgelesene teil einer jeden ta-geszeitung: Der Comicstrip.

Ein Comic Strip ist eine kurze Abfolge von Bildern, die eine Geschichte erzählen. Sie werden in regelmäßigen zyklen in Printmedien oder dem Internet veröffentlicht und kommunizieren über sogenannte „Sprechblasen“ mit dem Leser. Die Themen sind vielfältig, reichen von reiner Satire bis zur Abhandlung des eigenen Lebens. Trotz der typischen Kürze ist es möglich, in Kombination mehrerer aufeinander folgender Comicstrips auch komplexere Geschichten zu erzählen.

Würden man sich jetzt dazu entscheiden einen Comicstrip über die frischluft Redaktion zu veröffentlichen, so würde man natürlich in jeder Ausgabe nur auf ein spezifisches Ereignis aus dem Redaktionsalltag eingehen. nach einigen Ausgaben würde aber bereits ein guter Einblick in die Dynamik des Teams vermittelt, was den Comic-zeichnerInnen wieder neueHandlungsmöglichkeiten eröffnet.

Kurz halten

Protagonisten eines Comicstrips werden immer sehr überzeichnet entworfen. Bei durchschnittlich vier Bildern pro Strip ist es wichtig, schnell auf den Punkt zu kommen. Ausschweifende Erklärungen für das Verhalten einer Figur wirken hierbei hinderlich, also gilt: Egal wie absurd, wenn es Figur und Geschichte hilft, dann spitzt man die Situation so zu, dass der Leser lächelt, wenn er bei der Pointe angelangt ist. Layout-technisch gelten ähnliche Regeln: Herausarbeiten was wichtig ist und den Rest auf ein Minimum reduzieren. Aufwändige Hintergründe lenken ab- eine Linie für den Horizont oder einfache, skizzierte Räume sind mehr als genug. Die Story entwickelt sich schließlich durch die Figuren.

Und auch diese folgen einem gewissen Designschema. natürlich gibt es im Internet Comicstrips mit realistisch wirkenden Hauptfiguren- aber wirklich beliebt sind jene, die es verstehen mit einfachen Formen und klaren Linien zu arbeiten. Das menschliche Auge tut sich dann um ein vielfaches leichter Informationen heraus zu filtern. Comicstrips sind als schnelle Unterhaltung gedacht. Comics sind komplex obwohl das jetzt schon fast grauenhaft simpel klingt, ist dieses Medium absolut komplex. Um euch einen kleinen Einblick in verschiedene Webcomics zu ermöglichen habe ich eine Linkliste erstellt.Außerdem findet ihr auf frischluft.at eine zeichenanleitung und praktische Beispiele, die als Denkanstoß für eigene Projekte in diesem Bereich genutzt werden können. Wobei euch leider nicht unter die Arme gegriffen werden kann, ist die Themenfindung für euren Comic-Strip. Am besten leitet man Charaktere für den Anfang von Menschen im näheren Umfeld ab, und beobachtet diese immer wieder. Wer Glück hat, bei dem kristallisiert sich bald ein eigener Erzählstil heraus.

www.pennyarcade.comVideospiele, Videospiele, Videospiele.

www.explsom.net Eine Comic-Strip Reihe, die in ihrer Vernachlässigung der

political correctness sehr amüsant ist.

http://blog.beetlebum.de/Blog-Comic eines sympathischen Cartoonisten aus

Deutschland

19

Med

ien

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Text Valentin

O ft ist die Rede von Blogs, doch um was handelt es sich eigentlich dabei? Ein Blog ist nichts wei-ter als eine Website auf der eine Person, Blogger genannt, sich mit einem Thema auseinander

setzt, das ihn oder sie beschäftigt. Die Themengebiete können dabei alles umfassen, wie Mode, Spiele, Geschichten aus dem eigenen Leben oder auch Ratgeber.

Blogs gibt es zu tausenden, Schät-zungen sprechen von 200.000.000 Blogs weltweit, 70.000 neue Blogs sollen täglich neu entstehen. Da stellt sich die Frage auf was an Blogs derartig faszinierend ist. Die Be-weggründe einen Blog zu verfassen, können vollkommen verschieden sein. Manche Blogger wollen ein-fach nur etwas in die Welt hinaus schrei(b)en, was ihnen am Herzen liegt, andere wiederrum versuchen Menschen damit zu helfen und ein Dritter berichtet vielleicht einfach nur über das, was ihm gerade gefällt. Und genau so definieren sich auch die Leser von Blogs, interessierte Menschen die einfach wissen wollen

was andere Menschen so machen, und was andere Menschen bewegt.

Blogs haben EinflussDer enorme Einfluss von Blogs darf nicht übersehen werden. Natürlich schaffen es nicht viele Blogs zur Massenpopularität, aber einige we-nige dann doch und können ihrem Betreiber sogar das Leben finanzie-ren. Das besondere ist, dass Blogs meistens von Personen verfasst wer-den, die keine Journalisten sind, sondern von Amateuren die sich in ihrer Freizeit mit den Themen be-schäftigen. Dadurch bekommt ein Blog meistens etwas Persönlicheres, Vertrauteres. Man kann sich mit

dem Autor identifizieren und teilt dessen Meinung. Darüber hinaus fallen dem engagierten Blogger bei seiner Recherche vielleicht ganz an-dere Sachen auf, als dem ausgebilde-ten Journalisten. Immer öfters liest man in Magazinen von Entdeckun-gen die als erstes auf einem Blog zu entdecken waren. Neben diesen Hobbyblogs hat aber mittlerweile fast jede große Website, egal ob sie ein Produkt bewirbt oder Dienstleistungen anbietet, schon ei-nen Blog, der die eigenen Fans am Ball hält.

lookbook.nu

Ein Blog den viele Modeinteressier-

te schon kennen dürfen, der hier aber

nicht fehlen darf ist lookbook.nu . Hier

können sowohl Frauen als auch Männer

ihren Look „einreichen“ und präsentie-

ren und sich dann von anderen Look-

book-Besuchern bewerten lassen.

gameoverthinker.blogspot.com

Betrieben wird die Seite von einem Ty-

pen der sich als Full-time-Geek bezeich-

net und auf dieser Seite einfach über

Themen zu Computerspielen redet, die

ihn gerade interessieren und die teilwei-

se doch sehr offensichtlich aber noch

nie angesprochen wurden.

frischluft.at

Als letzten Blog empfiehlt sich natürlich

noch der frischluft.at Blog, wo immer ak-

tuelle Informationen über den aktuellen

Stand des Magazins zu erhalten sind.

20

Medien

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ist ja völliger schwachsinn

alles easy hier!

leserinnenbriefeHallo,

Immer wieder wird mir erklärt, ich würds mit der Privatsphäre meiner User nicht so genau nehmen. Bullshit! Ich meine ich erkläre jede änderung auf facebook ganz genau, jedes mal wenn wir etwas ändern findet man eine Anleitung dazu ganz einfach in unserer Entwicklungssektion.

Um ein für alle mal klarzustellen wie leicht man das findet hier die Anleitung:

Auf Konto klicken, dann Privatsphäreeinstellungen, dann eine Kreditkartennummer eingeben (im zweifel einfach die von den Eltern nehmen, das passt schon), die Kreditkarte mit deiner Handynummer freischalten, eine Geburtsurkunde und deinen Pass einscannen und ein Profil- und Ganzkörperfoto einschicken, dann bekommst du einen Link den du mit deiner Sozialversicherungsnummer bestätigst und schon kommst du in unsere neue, supercoole neuigkeiten-Sektion, dort brauchst du dann eigentlich nur noch ein Profil anzulegen und schon bist du up-to-date über unsere Privatsphäreneinstellungen.

Alles locker,Mark zuckerberg

Werte Redaktion,

es ist wirklich zeit etwas klar zu stellen. natürlich ist es völlig ok, wenn zwei Männer miteinander tanzen. Aber es ist völliger Schwachsinn, das im Hauptabendprogramm im oRF zu tun. Erstens sieht dort niemand zu, zweitens braucht diese Schwu..., ähh der Herr Haider wirklich nicht ständig im Rampenlicht zu stehen.

Also ich könnte mir schon vorstellen da einen Kompromiss zu finden, der Haider soll mit dem Fiona tanzen. Dann wären alle glücklich und meine Wertewelt bleibt unverletzt und kann genau so alt und verkrustet bleiben, wie die Staubschicht auf meinen Formel1 Pokalen.

HochachtungsvollNiki Lauda

Sehr geehrte frischluft-Redaktion,

ich muss mich jetzt echt mal zu Wort melden. Ein dickes Danke an eure oMV, dass sie brav weiter unser öl kauft, der Markt ist in den letzten Wochen echt hart geworden. nur weil ein paar Terroristen auf die Straße gehen und so tun als wären sie mein Volk, dreht die gesamte westliche Welt durch. Ich möchte Ihnen versichern, dass wir selbstverständlich alles im Griff haben - zwei, drei Bomberl und wir leben wieder in einem wunderbar von mir unterworfenem regiertem Land.

Ich freue mich auch schon auf meinen nächsten Kuraufenthalt in Kärnten, im Moment bin ich nur leider ein bisschen im Stress. nur, dass das klar ist – alles easy hier, ihr braucht wirklich nicht nachzusehen ob alles ok ist.

Ah, da kommt auch schon mein Arzt mit den Pillen.

Sonnige Grüße aus LibyenMuammar al-Gaddafi

briefe die nie geschrieben wurden.

Text: Daniel Friesenecker

bezahlte anzeige

Alle Briefe sind als Satire zu verstehen und wurden nicht von den genannten Personen verfasst.Du willst uns einen echten Leserbrief schreiben oder ein Teil von frischluft werden?Schreib uns einfach ein mail an: [email protected]

text Daniel

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Satir

e

Der Sender

mit den härtesten Übergängen.

Zu hören auf Radio FRO 105,0 Mhzim Linzer Stadtraum.

∞Livestreamwww.fro.at

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aus angeschlagene Umwelt stand, symbo-lisiert durch verbesserte (wenn nicht sogar: neue) Luftqualität, durch einen Himmel na-türlicher Farbgebung. Etwa 20 Jahre später sollten beide Regionen eine weitere Parallele in einem alternativen Entwicklungsprozess erfahren. Das oberös-terreichische Linz gestaltete sich 2009 zur europäischen Kulturhauptstadt, 2010 gab sich der westfälische Ballungsraum die Ehre.In beiden Programmen spiegelte sich der Wille zu Aufarbeitung, kreativem Umgang und Veränderung des industriellen Erbes wider, in den Resümees war dann auch von Imagegewinnen, einem „massiv gestärkten Selbstbewusstsein“ und neuem Stolz der lo-kalen Bevölkerung die Rede, das Ruhrgebiet bekam in Form mehr oder weniger originel-ler Wortspiele Anerkennung: Nicht mehr Staub, sondern Zukunft werde von nun an geatmet; statt Kohle werde Kultur gefördert.Allesamt hübsche Floskeln, aber wie viel Substanz steckt da dahinter? Kann man nach so kurzer Zeit bereits die Nachhaltig-keit der Bemühungen in den jeweiligen Jah-ren beurteilen? Nun – man kann es wenigs-tens versuchen!

Kurzer atem?Anfang 2009 sprach Martin Heller, Inten-dant von Linz09 und im deutschsprachigen Kulturbetrieb einer der Umtriebigsten, im Interview mit der deutschen FAZ von einem „alltäglichen intellektuellen Vakuum“ das in Linz herrsche und das es zu überwinden gel-te.

„urgemütlichen Grubengas-Paradies“ singt, wurde mit ähnlichen Stilmitteln geantwor-tet: „Woanders isses auch scheiße!“ Bis Mitte der 1980er sollte es dauern, bis der Himmel über der Ruhr wieder richtig blau und die Wäsche beim Trocknen an der fri-schen Luft nicht sofort wieder dreckig wur-de. Das lag dann allerdings eher daran, dass aufgrund wirtschaftlicher Gegebenheiten nach und nach ein Werk nach dem anderen schließen musste und etwa die Hälfte aller Jobs in der Industrie verloren ging.

Anders die Situation in Linz, zwar ebenfalls eine Stadt, die sich stark über ihre Industrie-standorte definierte, allerdings erst seit dem zweiten Weltkrieg so richtig von diesem Wirtschaftszweig lebte. Hier bedurfte es kei-nes wirtschaftlichen Niedergangs von Voest und Co, sondern der Zivilgesellschaft, die sich gegen den Zustand der Linzer Luft und für Regulierungsmaßnahmen der industriel-len Emissionen engagierte und damit auch Erfolg hatte.

Zwei unterschiedliche Wege also, an deren Ende jeweils ein Etappensieg für die durch-

Sie galten beide ein wenig als diese Schmud-delkinder, vor denen die Eltern warnen, die in der Schule zumeist im Eck stehen, im herabgekommenen Gemeindebau woh-nen. Nur, dass sie eben keinen der stereo-typisierten Namen trugen, von denen man „eh schon immer gewusst hat…“, sondern klingende Namen von Welt. Um dem stei-genden heimischen Bedürfnis nach Polemik gerecht zu werden: Nicht Ahmed oder Ke-vin, nein, Linz und das Ruhrgebiet füllten diese Rolle aus.

So weit, so klischeehaft. Da das, was hier folgt, aber kein Schauermärchen des Boule-vards werden soll, wird ab nun, da ihr of-fensichtlich erfolgreich zum Lesen animiert worden seid, sachlicher gearbeitet. Hätten wir also geklärt, was nicht Zweck dieser Re-portage ist. Bleibt die Frage, worum es denn hier gehen soll:

Dicke LuftAls der deutsche Kanzlerkandidat Willy Brandt 1961 forderte, dass der Himmel über dem Stadtkonglomerat im Nordwesten der Bundesrepublik wieder blau werden müsse, wurde er von der Öffentlichkeit hauptsäch-lich belächelt. Den Ruhrpott als Vorzeigere-gion für das Wirtschaftswunder durch Luft-schutzmaßnahmen in seiner Bedeutung für Arbeitsmarkt und Aufschwung beschnei-den? Das war zu diesem Zeitpunkt kein allzu populärer Standpunkt. Auf humo-ristische Querschüsse wie Georg Kreislers „Gelsenkirchen-Lied“, in dem er von einem

Linz 2009, das Ruhrgebiet 2010. Gewaltige Ressourcen wurden freigemacht, um ein Jahr lang

dichtes und herausragendes Programm zu bieten. Doch was bleibt davon? Frischluft sprach mit Protagonisten der

Kulturhauptstadtjahre. Eine Bestandsaufnahme. Und: eine Verstandsaufnahme.

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Gesellschaft

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Keine besonders nette Aussage, in Anbe-tracht der großbürgerlichen Herkunft der Frankfurter Allgemeinen aber nicht schwer einzuordnen: Heller wollte hier – mit durch-aus legitimen rhetorischen Mitteln - auf einen Mangel an „üblichem bürgergesell-schaftlichen Diskurs“ hinweisen, damit hatte er auch Recht. Sabine Funk von der oberösterreichischen Kulturplattform Kupf meint hierzu, dass nur enttäuscht werden könne, wer in Linz den Intellekt eines groß-städtischen Bildungsbürgertums suchen. Linz sei nun mal eben keine Großstadt, sonder besteche durch eine vielfältige und heterogene Szene, die von verschiedensten sozialen Schichten geprägt werde und diese Auseinandersetzung vielleicht nicht als In-tellekt per se zur Schau trage. Ob sich das geändert hat? Wenn es nach Funk geht, hat es Linz im Jahr 2009 bis zum Aufkeimen eines Dialoges geschafft, „genau in diesem Jahr. Ja, und dank dieses Jahres. Weiter ist es nicht gekommen, die neuen Ideen fehlen.“

In der Tat – wo sind die neuen Ansätze, die eine potenziell interessierte Bevölkerung zum Dialog und zur Initiative provozieren? Martin Heller sieht den Ball hier bei der Stadt liegen, an ihr liege es, aus den An-stößen und geschaffenen Ressourcen von Linz09 etwas Andauerndes zu schaffen. Dass man nach etwas mehr als einem Jahr noch nicht viel über eine Nachhaltigkeit des Kulturjahres sagen könne, das betont Heller immer wieder. Die großen Signale in diese Richtung sieht er allerdings noch nicht. Ein wenig wirkt er schon froh darüber, dass we-nigstens einigen alten Projekten das Vertrau-en geschenkt wird, wenn sich sonst schon nichts tut.

Als schönes Beispiel hierfür nennt er den Kepler-Salon, geboren aus dem Wunsch, ei-nen ideologiefreien Raum für wissenschaft-lichen Dialog zu schaffen. Damit werde die Neugier der durch den Proporz polarisier-ten Gesellschaft auf eine Weise gestillt, die nicht „eingefärbt“ ist. Möglicherweise ist dies einer der ersten nachhaltigen Schritte, das genannte Vakuum zu füllen.

Genauso gut möglich ist allerdings auch das Gegenteil. Sabine Funk ortet zumindest eine Teilschuld am derzeitigen Stillstand bei der Struktur der Kulturhauptstadtorgani-sation, „keiner der Linzer Kunst- und Kul-turprotagonistInnen wurde 2009 mit soviel Vertrauen bedacht, um richtungsweisend

mitgestalten zu können. War zu vielen Lin-zer Kunst- und Kulturschaffenden eine Sta-tistenrolle zugeteilt, so sind nun die implan-tierten MacherInnen wieder dahin.“ Ein Vorwurf, der bereits im Vorfeld von Linz09 von der freien Szene lautstark geäu-ßert wurde und auch nach einigen Treffen mit der Intendanz bis heute im Raum ste-hen. Martin Heller ist weiterhin der Mei-nung, die (auch finanzielle) Balance zwi-schen freier Szene und etablierter Kunst geschafft zu haben, Erstere fühlt sich bis heute übergangen.

Hatte das Jahr 2009 der Stadt nach Ein-schätzung der meisten Kommentatoren noch zu einem „neuen Selbstbewusstsein“ verholfen, hatte die Stadt „erstmals auf die kulturelle Landkarte gesetzt“, so ist heute nicht klar, wohin die Reise geht. Klar, die Stadt Linz hat eine solide wirtschaftliche Basis, muss sich mit der Kreativwirtschaft kein neues Standbein aufbauen. Und ja, der Begriff Finanzkrise ist durchaus ein Begriff. Gezielte Impulse müssen aber nicht zwangs-läufig viel Geld kosten, bei entsprechender Einbindung und positiver Forderung der thematisierten Zivilgesellschaft ist auch ohne schlaflose Nächte des Finanzstadtrates vieles möglich und noch mehr zu gewinnen.Der Westring (in seiner jüngsten Konjunk-tur ein klassisches Beispiel des beklagten Proporzes) wird Österreichs drittgrößter Stadt leider nicht den sinnbildlichen Platz auf der Landkarte absichern. Und das nicht deshalb, weil es bald eine weitere Möglich-keit gibt, die Stadt zu umfahren…

Frische Luft?Eine etwas andere Ausgangslage herrsch-te 800km nordwestlich von Linz. Die 53 Kommunen des Ruhrgebiets hängen zwar ebenfalls nicht utopischen Träumen nach, ihre durchwegs schweren Haushaltsdefi-zite durch eine starke Kreativwirtschaft gesunden zu lassen. Sie haben allerdings verstanden, dass „Stadtentwicklung ohne Kultur nicht mehr möglich sei“. Das sieht Dieter Gorny, künstlerischer Direktor der Ruhr.2010 GmbH, so, das sieht Martin Hel-ler so. An der Umsetzung dieser Philosophie können sie nach Ablauf des Hauptstadtjah-res beide nicht mehr viel ausrichten. Das ist ein Grund, warum die Macher der größten europäischen Kulturregion vor den Fehlern, die im Anschluss an das Vorgängerprojekt an der Donau begangen wurden, warnen: „Wir können uns nicht ein Jahr lang auf-spielen und dann plötzlich die Ressourcen schwächen.“ Der andere: Der Ballungsraum zwischen Ruhr und Rhein kann es sich noch weniger leisten, die Investitionen einfach so verpuffen zu lassen, als die reichere Regi-on Linz. Ein Struktur- und Imagewandel ist hier viel praktischerer Natur, Kultur als entwicklungspolitisch relevanter Akteur ist hier – ob man es will oder nicht – von immenser Bedeutung. Man nehme nur die

zahlreichen Industriebauten, oft mitten in der Stadt, deren Potenzial brachläge, hätten sich nicht kulturelle Nutzer dort angesiedelt. Was hier, besonders in den letzten Jahren, an Nachnutzung und Adaptionen gesche-hen ist, stellt eine riesige Aufwertung der jeweiligen Städte dar, siehe Essen und die Zeche Zollverein – zentraler Moment von Ruhr.2010.

Auch wenn es im Fall Ruhr.2010 noch schwieriger zu beurteilen ist, welche anhal-tenden Effekte dieses eine Jahre hat, steht jetzt schon etwas fest, was Linz bis jetzt noch nicht zustande gebracht hat, nämlich die Agenden der durchführenden Gesell-schaft einer anderen Institution zu überge-ben. Mit bislang knapp fünf Millionen pro Jahr, die von den Körperschaften zusätz-lich zum normalen Kulturbudget zugesagt wurden, ist auch ein ordentliches Budget vorhanden, mit dem neue Impulse gesetzt werden können. Gesetzt den Fall, dass dies wirklich nicht auf Kosten der „gewöhnli-chen“ Subventionstöpfe geschieht und dass die freie wie die etablierte Szene ausgewo-gen bedacht werden, besteht hier also durch-aus Grund für Optimismus.

Der Horizont – fern oder greifbar nahe?Es ist wie gesagt ein fast unmögliches Unter-fangen, die Nachhaltigkeit der Kulturhaupt-stadtjahre jetzt schon beurteilen zu wollen. Sehr wahrscheinlich tut man auch vielen der hier genannten Personen und Körper-schaften Unrecht, wenn man jetzt schon ihr Handeln beurteilt. Genauso wenig wird es aber schaden, den Prozess durch kritische Sichtweisen zu animieren, die lodernde Glut weiter zu befeuern. Denn wenn Heller von einem anstehenden Generationenwech-sel innerhalb der oberösterreichischen Po-litik spricht und Funk Personen einfordert, die die Kraft haben, den Spielraum offen zu halten und nötigenfalls zu verteidigen, dann ist auch völlig klar, wer damit angesprochen ist. Vom Schüler bis zum Hackler in der Vo-est, vom Bürgermeister zum Uniprofessor – wer in seiner Stadt nicht leben, sondern sie lieben will, der bringt sich ein.Die Himmel über Donau und Ruhr wären wieder blau – was mit dem Lichtstreif am Horizont geschieht, weiß noch niemand.

Text Julius

Kepler-Salon | Linz09 / Tollerian Ze

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Lehre mit Maturadu bist gerade mitten in deiner lehre und hast aber danach doch Bock auf ein studi-um? dann liegst du laut statistik voll am Puls der Zeit. Rund 6000 lehrlinge haben sich bereits für eine maturaausbildung während der lehre entschieden, tendenz steigend.

Es gibt viele Institute, um die Matura nachzuholen, ob am WIFI, der BHS oder am bfi. Solange du dich noch in deiner Lehre dafür entscheidest, die Berufsmatura nachzuholen, kannst du diese seit Herbst 2008 sogar gratis absolvieren. Hier wird jedoch das Institut von der Förderstelle ausgesucht. Aber Achtung: Die Prüfung besteht aus vier Teilbereichen, die du einzeln ablegst, und zumindest einen davon musst du noch vor deiner Lehrabschlussprüfung erledigen. Die anderen 3 Berei-che kannst du bis spätestens 5 Jahre nach deiner LAP ablegen.

Der Vorteil gegenüber einer Abendmatura ist die Erleichterung, nur 4 Fächer, nämlich Mathematik, Deutsch, Englisch und einen speziellen Fachbereich be-legen zu müssen, anstatt alle Fächer nachzuholen. Den Fachbereich kannst du dir leider nicht selber aussuchen, sondern er richtet sich nach deinem Lehrberuf. Als EDV- Kaufmann ist dieser Fachbereich zum Beispiel Informationsmanagement und Medientechnik.

Du musst jedoch aufpassen dass du dich, gerade weg von der nervigen, lernintensiven Schule, nicht überforderst. Das zeigt auch die Drop- out- Rate (Durchfallsrate) von 30%. Es wäre empfehlenswert, bis auf das zweite Lehr-jahr zu warten, um mit dem Lernaufwand zu Recht zu kommen. Viele unterschätzen, dass sie nebenbei auch

noch arbeiten müssen. Und es ist nicht leicht, Arbeit und Matura gleichzeitig erfolgreich zu absolvieren.

Laut derzeitigem Stand jedoch muss noch eine Schule gesucht werden, die den jeweiligen Fachbereich unter-richtet, um dort eine der vier Teilprüfungen abzulegen. Das könnte sich aber bald ändern. Am ratsamsten wäre dafür das Fach Englisch, da hier der Schulstoff unge-fähr der gleiche wie der in den Kursen erlernte ist und das Ganze nur aus einer 20 minütigen mündlichen Prü-fung besteht.

Weil die Förderstellen ihr Geld leider nicht verschen-ken, musst du immer vor den Prüfungen eine Anwesen-heit von 75% nachweisen. Die einzelnen Fachbereiche unterteilen sich noch in das Basismodul, wo du noch mal das wichtigste Grundwissen wiederholst und in das Hauptmodul, wo es dann ans Eingemachte geht.

Wenn dir das jetzt alles doch etwas zu kompliziert war, dann gibt es natürlich immer noch die Möglichkeit ei-ner individuellen Beratung durch verschiedene Infor-mationsstellen (siehe Infobox).

text Jürgen

Verein zur Förderung der Lehrlinge in OÖ Telefonnummer 0732/7071-9302 oder auf www.ooe-lehre-mit-matura.at.

infobox

Lehre mit Matura

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Bildung

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In welchem Bereich liegt die musikalische Weiterentwick-lung eures neuen Albums?

Akinyemi: Das neue Album ist auf jeden Fall eine Weiterent-wicklung und es gibt nicht 1990´er Hip Hop wieder, sondern Rap aus dem Jahr 2011 (wie wir ihn uns vorstellen). Das heißt es sind auch einige elektronische Einflüsse zu erkennen.

Ist Linz wirklich noch die „Hauptstadt des Hip Hop“, oder rü-cken Wien/Salzburg auf?

Sam: Mundart-Rap-Hauptstadt ist definitiv Linz. Das ist klar. In Wien hingegen kommt man vom klassischen Hip Hop weg und entwickelt sich eher in Richtung des elektronischen Be-reiches, das heißt es ist schon noch Hip Hop aber nicht mehr der herkömmliche Stil. In diesem Genre ist Wien vorne.

Was ist eure Meinung zum Bild des typischen Gangster-Rap-pers? Beziehungsweise seht ihr euch als solche?

Akinyemi: Ich bin definitiv keiner und ich rede auch nicht über Gangster-Sachen. Wir machen authentischen Hip Hop und rappen über Sachen, die uns am Herzen liegen oder irgend-welche anderen Geschichten. Denn „Gangster-Gschichten“ hat keiner von uns erlebt und es will sich auch keiner hinein-versetzen. Gangster-Rapper in Österreich sind total lächer-lich, denn es gibt kein einziges Ghetto und ...Sam: Wenn man früher Leute nicht einordnen konnte, dann ordnete man sie in das Genre. Es stimmt ja auch, dass Hip Hop teilweise aus Ghettos stammt. Aber die Musik die ich höre und die mich inspiriert hat, war nie Gangster-Rap.

Stichwort: Lukas PlöchlAbby Lee Tee: Er war mein Nachbar.Akinyemi: Hast du ihn sozusagen inspiriert? (allgemeines Grinsen)Sam: Vor der Sendung war er schon Bullshit, aber da war es noch lustig. Man konnte zumindest die Idee würdigen, denn Talent hat er keines und wenn wer Traktor-Gangster ist, sind wir das – zumindest Bauernrap. Wenn man gerade mal den sozusagen Hip Hop der Abendsendungen sieht, kann man eigentlich nicht viel über das Genre sagen und nimmt zum Beispiel die Musik eines Lukas Plöchl als Hip Hop wahr, aber, wenn man diese Szene jahrelang mitverfolgt, weiß man ein-fach, dass Lukas Plöchl keinen Hip Hop macht.Abby Lee Tee: Aber uns juckt er eigentlich nicht wirklich, denn er hat so wenig mit dem zu tun, was wir machen.

Vom Traktor kommen wir nun in Richtung Volksmusik.. Akinyemi: So wird auch der Titel unseres neuen Albums sein. Also Voixmusik, nach dem gleichnamigen Lied.

Wie sieht es mit Förderungen in eurem Genre aus? Es ist ja so, dass praktisch jede Blaskapelle gefördert wird, um künstlerisch tätig zu sein. Wie darf man sich das bei Hip Hop Künstlern vorstellen?

Abby Lee Tee: Da kommt es dann auch darauf an, wer eben gerade darüber entscheidet.Sam: Es stimmt schon, wenn die Volksmusik mehr Geld be-kommt als wir, da ja auch mehr Leute Volksmusik horchen, aber wenn man sich den Topf ansieht, den sich die „Under-ground-Alternativ-Szene“ teilen muss, dann merkt man schon wer da sitzt und entscheidet, ob der jetzt früher ein Ro-cker war oder selber Hip Hop macht oder...Akinyemi: … oder Blasmusik. (allgemeines Lachen)

LinzAbby Lee Tee: KAPUAkinyemi: Heimatstadt

GrasserAkinyemi: Tiefe TaschenSam: UnschuldsvermutungAbby Lee Tee: Kristallwelten

Interview mit Hinterland

factb

ox

Wordrap: Ein Bestandteil eines Interviews, wobei der/die InterviewerIn einzelne Wörter in den Raum stellt und die Befragten ihre spontanen Assoziationen und Gedanken äußern.

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Hip HopSam: Rockt.Akinyemi: Ois

„Waun wer Traktor„Gangster is

san des wir„

Hinterland besteht aus Sam, Akinyemi und Abby Lee Tee, drei sympathische Ty-pen, die gemeinsam ihre Vorliebe zur Musik teilen. Die Drei gaben sich die Ehre, sich von zwei frischluft-RedakteurInnen interviewen zu lassen.

Wordrap

Abby Lee Tee

Akinyemi

Sam

Anmerkung: Die neue Single „Schwiegerrapper“ von Hinterland er-scheint am 23.04. beim junQ.at Qlash (mehr Infos im Eventkalender – Seite 31)

text

Kathi Klemens

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Kultu

r

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Andi, von „Andi und Alex“. Und vom Staummtisch. Jaja, einige werden es noch nicht registriert haben, aber ich habe mit meinem Bruder (genau: Alex) ein neues musikalisches Projekt am Laufen. Wir haben uns auf den unerwarteten namen „Andi und Alex“ geeinigt. Warum kompliziert wenn’s auch einfach geht? Der erste gemeinsame Auftritt im zuge des Protestsongcontest-Finales im Wiener Rabenhoftheater mit dem Track „Schmeckt ma ned feat. Wenzel Washington“ (zu hören auf www.andiundalex.net) war im Grunde ein

anfängliches Sahnehäubchen für diese neu geborene Konstellation. Eigentlich war alles angerichtet für einen lustigen Abend, bis uns eine gewisse Dame in der Jury (Ingrid Brodnig vom Falter), die Suppe so richtig versalzen hat. nicht mit ihren „null Punkten“ die sie uns in der Endwertung gegeben hat, sondern mit folgender sinngemäßer Aussage: „Also wir hatten ja in der Vergangenheit schon richtig gute Beiträge aus der Sparte HipHop, aber das hier war schon ein bisschen letschert. Ich denke nur an Mieze >>

am vierten märz 2011 fand im Posthof in linz das sechste indie native statt. die vier Bands visitiv, electric theatre, Pilots und trouble over tokyo gaben ihre lieder zum Besten und bereiteten so dem Publikum einen unterhalt-samen abend, bei dem stimmung aufkam.

Visitiv Trouble Over Tokyo

Indi

e N

ativ

eElectric Theatre

Pilots.

die veranstaltungsreihe des indie native gibt es seit 2010 und ist durch den, leider schon verstorbenen, früheren Posthof-manager werner Po-nesch entstanden. dieser wollte neben Punkorama und metal overdo-se eine indie-veranstaltungsreihe schaffen. organisiert und realisiert wird das indie native, das zirka aus fünf Konzerten im Jahr besteht, von Peter trebo und Gerhard scheuchl. Peter kennt man als sänger und Gitarrist der indie/Pop-Band sen lotus und Gerhard ist sänger der artifacts und betreibt Band merchandising unter dem namen trash shirts. die beiden kennen sich durchs musikmachen und ihr Ziel ist es, das Genre indie in linz populärer zu machen und neuen, regionalen Bands die Chance für auftritte zu geben.

und genau das wurde am 4. märz wieder umgesetzt, indem sie vier österreichische Bands eingeladen haben, die – meiner meinung nach – erfolgreich versucht haben, den Bekanntheitsgrad von indie zu stei-gern und sich selbst ins Rampenlicht zu rücken.

die erste Band des abends, visitiv besteht aus vier mitgliedern und

Gestatten:

„Indie ist für mich alles was unter ‚Pop‘ verstanden werden kann. Egal ob ´s mehr elektronisch oder gitarrenlastig is - Hauptsache es geht um Melodie und ‚Style‘.“ Peter Trebo über Indie

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Kultur

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>> Medusa…“. Das hat sie gesagt, die werte Ingrid. Wie bitte? Mieze Medusa? Ja wenn du meinst, Eckard… Abgesehen davon, dass im Protestsongcontest-Halbfinale mit 25 TeilnehmerInnen gerade mal zwei HipHop Beiträge vertreten waren, von denen es einer ins Finale geschafft hat, konnte man die allgemeine Haltung und das nicht vorhandene Verständnis für HipHop-Musik, sowohl in der Jury, dem Publikum, als auch den VeranstalterInnen erkennen. Der Tontechniker hatte zuvor anscheinend noch nie beatlastige Musik gehört, geschweige denn gemischt

und bekommt deshalb von mir den Titel „Horst des Abends“ verliehen. Der achte Platz (von 10) war die logische Konsequenz. Wir waren aber trotzdem froh, es ins Finale geschafft zu haben. Außerdem war das Gros der anderen Beiträge echt sehr fein. Worauf will ich hinaus? naja. Ich will damit nur andeuten, dass einiges an Arbeit vor uns liegt. Die mühsam erarbeitete Anerkennung für HipHop, die zur zeit der letzten Jahrtausendwende ihren Höhepunkt fand, ist mittlerweile wieder futsch. Aber man hat’s ja wahrlich nicht leicht. Kaum hat man

den Möchtegerngangster im HipHop weitestgehend überwunden, kommen so Jungs, ausgestattet mit ADHS (Anmerkung: Aufmerksamkeitsdefizits- und Hyperaktivitätssyndrom), aus dem oberen Mühlviertel mit einem Traktor voll Gugaruz und neonfarbenen Muscleshirts und verpesten erneut die Atmosphäre mit heißer Luft. Windmühlen so weit das Auge reicht. Und die besagte heiße Brise tut das Übrige. Jetzt werde ich wieder meinem Ruf als Suderant gerecht.

mahlzeit. text Antrue

kommt aus hellmonsödt in oberösterreich. sie bildeten einen super einstieg in den Konzert-abend und brachten schon ganz am anfang stimmungsvolle musik hervor, die lust auf mehr machte.

nach visitiv spielte, die im Jahr 2010 gegrün-dete, also noch ziemlich junge linzer Band electric theatre. trotz ihrer noch nicht so gro-ßen Bühnenerfahrung legten auch diese vier musiker eine gelungene show hin und trotzten den technischen Problemen mit einem unge-probten stück als Zugabe. hut ab.

die dritte, ebenso populäre Band, Pilots, legte einen souveränen auftritt hin und wenn nicht im laufe der vorigen darbietungen die Körper im takt dazu wippten, dann bewegte man

sich ab spätestens diesem Zeitpunkt dazu. die indie-/Post Punk-Band aus wien besteht aus matthias müller an der Gitarre und als sän-ger, hannes siengalewicz an der Gitarre, lu-kas lechner am Bass und Klaus wegleitner am schlagzeug.

der letzte act des abends, trouble over tokyo hat es bereits geschafft, sich einen namen zu machen. toph taylor wurde unter anderem zum Fm4-album der woche gekürt und bril-lierte auch im Posthof, ganz abgesehen davon, dass er nur mit unterstützung des drummers max Perner auf der Bühne stand. erwähnens-wert ist, dass dieser Künstler der einzige nicht aus Österreich stammende interpret ist. Je-doch fällt auch dieser in die Kategorie der ös-

terreichischen musik, weil er nun in wien lebt.

alles in allem war das indie native #6 ein großartiger abend mit talentierten, empfeh-lenswerten Bands/songwritern und ein wei-terer klug gesetzer schritt, um indie-musik in Österreich bzw. linz an Popularität gewinnen zu lassen.

Für die interessierten: ein e-mail-interview mit Peter trebo gibt es auf http://frischluft.at zum nachlesen.

text Kathi

Interviews mit Trouble Over Tokyo und Electric Theatre

bzw. eine Fotostrecke sind auf http://subtext.at zu finden.

Nächstes Indie Native: 21. April mehr Termine im Eventkalender auf Seite 31

Fotos Erli (earlyphotography.at)

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Kultu

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Page 28: frischluft - das unabhängige Jugendmagazin #1

28Landeshauptstadt Linz

Vorbildlich ist die Stadt Linz beim Ausbau der Kinderbe-treuung. Seit Herbst 2010 gibt es mehr als 400 neue Betreu-ungsplätze in Kindergärten, Krabbelstuben und Horten. Derzeit läuft eine Reihe von Bauvorhaben, die bis Herbst 2011 fertig werden.

„Die Stadt investiert in die Zukunft unserer Kinder und ermöglicht mit neuen Betreu-ungsangeboten den Eltern eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die Bauaktivi-täten tragen auch zur Stabili-sierung der Konjunktur bei.“

Linz schafft Raum für Kinder!

Stadtrat Johann MayrHochbaureferent

Neu: Kindergarten und Krabbelstube Dauphinestraße

Gute Betreuung in modernen Räumlichkeiten

bezahlte anzeige

der 23jährige bernhard Kern hat siCh auF radio Fro seine eigene sendung gesChaFFen. seit Mai 2010 läuFt bei laud von reggae bis roCK, von eleKtro bis PoP alles Was das Kreative Öster-reiCh hergibt. die sendung versteht siCh als sPraChrohr Für unbeKannte MuSiKGRuPPen unD wiLL Mit AiRPLAY, intervieWs und live studiogästen das beWusstsein Für die ÖsterreiChisChe MusiKlandsChaFt sChärFen.

Wie bist du zu deiner sendung auf radio Fro gekommen?

Vor allem durch mein Interesse an Medien und meiner liebe zu Mu-sik. Früher hab ich für ein onlinemagazin über Musik geschrieben. Die Bands mit denen ich damals sprach beschwerten sich fast alle über zu wenig österreichische Musik im Radio. Also hab ich bei FRo den Grund-kurs absolviert und mein Konzept vorgestellt. Seither ist lAUd on Air und es macht mir Spaß, junge Bands auf ihren Weg ein Stück zu be-gleiten.

Wann kann man deine sendung hören?

Jeden 2. und 4. Dienstag im Monat bin ich von 20 bis 21 Uhr im Studio.Entweder ihr könnt Radio FRo auf 105.0MHz empfangen oder unter http://fro.at/livestream weltweit drauf zugreifen. Wenn ihr mal eine Sendung verpasst habt könnt ihr sie unter http://cba.fro.at/series/1023 nachhören

Sendest du nur Musik die du auch privat gerne hörst?

nein, denn das Konzept meiner Sendung beinhaltet jede Art von Mu-sik. ob Punk, Reggae, Rock, „Indie“, Pop, Elektronik oder Volksmusik! Hauptsache die Band oder der Musiker kommt aus österreich, aber ich hör nicht alle auch privat.

gefällt dir also österreichische Musik besser?

Einer meiner Vorsätze für die Sendung war, dass ich nicht bestimme was der Hörer gut zu finden hat. Die Darstellung der Bandbreite öster-reichischer Musik steht im Vordergrund. österreich ist ein Land mit großer Musikvergangenheit und Gegenwart, nur über die zukunft bin ich mir noch nicht so sicher. Bands wie Marrok und Velojet aus Steyr oder 3MinutenEi und ladyshare aus Linz stehen der Musik aus Ameri-ka, Großbritannien oder Deutschland um nichts nach. Die zukunft ist leider ungewiss, weil oft die Wertschätzung fehlt und Auftritte ausblei-ben. österreichische Musik ist nicht besser oder schlechter, nur das Bewusstsein dafür ist noch mehr als ausbaufähig!

Können sich bands auch bei dir melden?

Ja unbedingt! Also die erste Anlaufstelle ist http://laud.at. Dort erfährt man alles rund um die Sendung und wie man mit mir Kontaktaufneh-men kann. Ich versuche alle Anfragen unterzubringen.

Mehr infos

http://lAUd.at

interview Andreas Foto Patrick öffl

Immer schön lAUd hören!

Kultur

Page 29: frischluft - das unabhängige Jugendmagazin #1

frischluft Wie fühlt man sich nach so einem Konzert indem man alle in den Bann zieht?

marilies Jagsch dankeschön, eigentlich bin ich immer etwas erschöpft nach so einem Konzert - angenehm erschöpft.

dass man die leute in den Bann zieht merkt man oft nicht so genau auf der Bühne wegen der grellen scheinwerfer...

frischluft Ihr habt in den letzten Tagen mehrere Konzerte gegeben - ist das so eine Art österreich-Tour oder wird’s vielleicht eine?

marilies Jagsch nein, das waren nur die paar Konzerte und sonntags gehts nach wien zurück.

frischluft Und eine Tour ist geplant?

marilies Jagsch eher einzellkonzerte. wir hatten eine tour geplant aber das ist momentan schwer, denn unser Gitarrist hat sich die

hand gebrochen und erst vor drei tagen den Gips runtergekriegt, konnte zum Glück aber doch spielen... das war aber schon unser

ersatzgitarrist insofern kann man sich vorstellen wie schwierig das mit der tour momentan ist.

frischluft Irgend ein neues Album in Produktion oder in Aussicht?

marilies Jagsch noch nicht. wir müssen jetzt erst mal schaun ob wir den Gitarristen auswechseln und wie dann alles wird. wir wollen

aber bald wieder an neuen material arbeiten und das wird vermutlich in eine andere Richtung gehen. „Band Produktion“ sagen wir hald mal

so dazu...

frischluft Auf Wikipedia wirst du mittlerweile mit Devendra Banhart verglichen. Was sagst du dazu?

marilies Jagsch interessant. Fällt mir schwer was dazu zu sagen. ich fühle mich geehrt, wenn ich mit musikern verglichen werde die ich selber gut finde aber beurteilen kann ich das jetzt nicht...

frischluft Musikalische Vorbilder oder Bands von denen du beeinflusst wirst – gibt es die?

marilies Jagsch ich versuche eigentlich direkte Beeinflussung zu vermeiden weil ich glaube, dass das gefährlich sein könnte wenn man direkt etwas übernimmt von einer anderen Band. es fällt mir auch schwer eine einzige lieblingsband zu nennen, da es so viele gibt, die ich schätze. wie gesagt, ich versuche zu vermeiden mich zu direkt beeinflussen zu lassen.

frischluft Was ist denn nun das beste am „Leben auf der Bühne“?

marilies Jagsch die Bühnenmomente sind ja eigentlich sehr kurz im vergleich dazu was man dahinter, davor, danach und dazwischen macht. (lacht). auf der Bühne, dass ist dann quasi so der moment wo man entweder spürt, dass das sinn macht was man tut oder nicht. das ist der moment wo man merkt ob es funktioniert was man macht - oder nicht. Prinzipiell ist das eine sache die ich einfach gern mache auch wenns momente gibt in denen man merkt, es funktioniert überhaupt nicht. man macht es einfach immer wieder und wieder bis man eben dieses Gefühl hat, „es passt“.

Freitag Abend, dumpfe Beleuchtung im Salzhof in Freistadt. Marilies Jagsch betritt die Bühne. Düster, laut, melancholisch und voller Hingabe; Indie Rock. Poesie zwischen den Zeilen. Nach den

ersten paar Titeln wird es zum ersten mal still und Marilies erklärt, sie meine das gar nicht so düster wie es sich im Moment vielleicht

anhöre. Außerdem so ihre Erfahrung, würde sowieso alles Gesagte auf der Bühne falsch herüberkommen. Nach einem Schmunzeln

wird weitergespielt. >>

>> Nachdem einges aus den ersten beiden Alben Obituary for a Lost Mind (Asinella Records / Hoanzl 2008) und From Ice To Water To Nothing (Asinella Records 2010) zu hören war, folgt zur Begeisterrung des Publikums noch ein Cover der Nine Inch Nails... Ein gelungener Abend und es kommt noch besser: Marilies nimmt sich Zeit einige unserer Fragen zu beantworten...

Für interessierte http://myspace.com/marilies| Foto Daniel Terler | interview Michael W.

Im gespräcH mIt marIlIes JagscH

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Kultu

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Page 30: frischluft - das unabhängige Jugendmagazin #1

Erst wird die Styroporplatte vorsichtig auf die Grö-ße des Bilderrahmens zurechtgeschnitten. Dabei kann man bestenfalls einen Styroporschnei-der verwenden oder sonst auch ein Stanleymesser benutzen.

Wer kennt es nicht, dieses typische Alltagsszenario: im morgendlichen Stress findet man we-der die Lieblingsohrringe, noch den passenden Ring – und die Kette müsste erst ausein-

ander geknotet werden. Damit man sich diesen Ärger in Zukunft sparen kann, hat frischluft ein wenig am Dachboden gestöbert und dabei aus einigen alten und unscheinbaren Gegenständen einen praktischen, preiswerten, schönen und vor allem individuellen Schmuckhalter gezaubert.

Schmuckhalter

Benötigt wird: ein alter Bilderrahmen eine Styroporplatte etwas Stoff (der Größe des Bilderrahmens entsprechend)

So geht s

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Jetzt muss die Platte noch hinter dem Bilderrahmen befestigt werden. Dies ist am besten mit zwei Gum-mibändern möglich, die von hinten auf den Holz-rahmen getackert werden. Und schon kann man diversen Schmuck mit Stecknadeln festpinnen.

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Anschließend wird auch der Stoff so geschnitten, dass er auf jeder Seite etwa 5-10cm größer als die Styroporplatte ist, auf diese er dann gespannt und auf der Rückseite mit Reißnägeln befestigt wird.

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indien-schmuckkunst/CC-Lizenz (by-nc)

text& Fotos Katrin

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Basteln

Page 31: frischluft - das unabhängige Jugendmagazin #1

Schmuckhalter

text& Fotos Katrin

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EventkalenderApril08. | Posthof | LinzANAJO + Destroy, Munich und Sauer

12. bis 17. | LinzCROSSING EuROPE FESTIVAL Filmfestival

19. | Posthof | LinzTHIS IS HEAD

21. | Posthof | LinzINDIE NATIVE #7 Ginga, I Am Cereals und Sen Lotus

23. | Stadtwerkstatt | LinzJuNQ.AT QLASH3MinutenEi (EP Release), Hinterland (Single Release), Die Au, Special Guests und Open Mic Session

24. | Lederfabrik | Neumarkt i. Hrk.PRESSuRE FESTIVALPeter Kruder, Felix Kröcher, Disaszt & MC Daxta, NDLDJ, Mischgeschick

29. und 30. | Noppen-Hof | NeußerlingNOPPEN AIR Turbostaat, Irie Révoltés, Francis In-ternational Airport, Bilderbuch, uvm.

30. | Posthof | LinzPRINZ PI auf seiner TOUR DE PRINCE support: Gerard MC

Mai06. | Gasometer | WienTExTA

06. | Röda | SteyrFIGLI DI MADRE IGNOTA

07. | Röda | SteyrCLARA LuZIA + EFFI

12. | Arena | WienANGuS & JuLIA STONE

13. | Posthof | LinzATTWENGER CD-Präsentation

14. | Posthof | LinzMONO&NIKITAMAN mit Jahcoustix

18. | Posthof | LinzFRENCH FILMS

20. bis 23. | Donaupark LinzLINZFEST Das LINZFEST eröffnet auch im nächs-ten Jahr den Open Air Kultursommer.

27. | Stadtwerkstatt | LinzMARRACASH ORCHESTRA + DJ Ikebara

28. | Stadtwerkstatt | LinzILLuTE + FRESCO

Juni10. bis 12. | bayr. Wald | HauzenbergPFINGST OPEN AIR Boysetsfire, Casper, Egotronic uvm.

11. bis 13. | Panoniafields II | NickelsdorfNOVA ROCK Iron Maiden, System of a Down, Linkin Park, Volbeat, Boysetsfire uvm.

19. | Wiener StadthalleKATIE MELuA

25. | Posthof | LinzSHOuT OuT LOuDS

Anfang Juli1. und 2. | OttensheimO-HEIM OPENAIR

5. | Arena | WienBRIGHT EYES

Jeden Freitagab 19:00 | Baumbachstraße 15 | LinzJuNQ.AT MEETING Infos auf http://junQ.at und jedeR ist immer Herzlich Willkommen!

Feines event? Häkchen setzen und hingehen.

gewInne Je 2x2 Karten

für

CLARA LuZIA + EFFI

und

FIGLI DI MADRE IGNOTA

im Röda/Steyr

Schreib einfach ein Mail an

[email protected]

mit einem zur

Band passenden Reim!

frischluft - das unabhängige Jugendmagazin wird aus Mitteln von Jugend in Aktion gefördert.

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Page 32: frischluft - das unabhängige Jugendmagazin #1

www.Qlash.at

Specials: Chill-Out Area mit VideoübertragungPaper Box Music Performance Award (Infos unter: www.stwst.at)

HinterlandHinterlandSingle Release “Schwiegerrapper”

23. 4. 2011 - Stadtwerkstatt Beginn: 22 Uhr - Eintritt: EUR 4,–

3MinutenEi3MinutenEiEP Release “Echt Nicht”

Die AuDie Au

OPEN MIC SESSION

+ SPECIAL GUESTS

OPEN MIC SESSION

+ SPECIAL GUESTS