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www.fuge-hamm.de Nachhaltig leben in Hamm – Schritte in die Postwachstumsgesellschaft Forum für Umwelt und gerechte Entwicklung e.V. So schön ist veganes Leben – Alina Rüter 2/2014

Fuge News 2/2014

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Die FUgE-news Ausgabe 2/2014, 13. Jahrgang, Heft 21/2014 mit dem Schwerpunktthema "Nachhaltig leben in Hamm - Schritte in die Postwachstumsgesellschaft"

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www.fuge-hamm.de

Nachhaltig leben in Hamm –

Schritte in die Postwachstumsgesellschaft

Forum für Umwelt und gerechte Entwicklung e.V.

So schön ist veganes Leben – Alina Rüter

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Damit Klimaschutz nicht nur auf dem Papier steht.

Wirtschaftlichkeit – Nachhaltigkeit – Zukunft

Energie & KlimaschutzEnergie-Effizienz-Check für Unternehmen (auch mit KfW-Förderung) Potenziale aufzeigen

ÖKOPROFITUmwelt- und Klimaschutz mit Gewinn in lokalen Kooperationen

Energiekonzepte für Kommunen

Planung und Bau von Biomassekraftwerken und Photovoltaikanlagen

Weitere AngeboteUnternehmensberatungRegional- und KommunalentwicklungTrainings und SeminareForschungs- und Förderprojekte

Angebote

Berufliche Weiterbildung- Fernlehrgänge

- Seminare- Workshops

- In-House-Schulungen

Ingenieurleistungen- Gebäudesanierungskonzepte- Sachverständigen-Gutachten

- HOAI-Leistungen- EnEV-Nachweise

Wissenstransfer

Studien

Gewerbepark

B.A.U.M. Consult

Berlin-Hamburg-Hamm-München

B.A.U.M. HammSachsenweg 959073 Hamm

Tel.: 02381-30721-0www.baumgroup.de

Öko-Zentrum NRW

Sachsenweg 859073 HammTel.: 02381-30220-0www.oekozentrum-nrw.de

Themen

Nachhaltiges Bauen

Energie-Effizienz

Bauen im Bestand

Bauphysik

Baubiologie

Wir bauen

auf die Umwelt

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1 FUgE-news Ausgabe 2/2014

gleich die „Grenzen des Wachs-tums“ immer deutlicher werden –nicht nur ökologisch! – wird unsimmer stärker bewusst. Wir ver-brauchen mehr als zwei Erden, dieKlimaschutzziele rücken in immerweitere Ferne. Kann ein „grünesWachstum“ uns retten? Paech wi-derspricht. Auch das sogenannte„grüne Wachstum“ braucht undverbraucht immer mehr Ressour-cen und legitimiert letztlich einenLebensstil, der nicht zukunftsfähigist.

Regionales Wirtschaften, Verzichtauf lange Transport- und Reisewe-ge, längere und gemeinschaftlicheNutzung von Gütern, kürzere Ar-beitszeiten, dafür mehr Eigenar-beit – das ist das Lebensmodell,das Paech propagiert. Ob wir ein-mal dazu gezwungen sein werden(„by desaster“) oder uns frei dafürentscheiden („by design“)? Wer esheute schon erprobt, könnte dieAvantgarde eines veränderten Le-bensstils sein – eines angepas-sten, nachhaltigen Lebens.

Wo das schon in Hamm in Ansät-zen gelingt, wollen wir aufspüren.

Editorial

Schmallippig und mit erhobenemZeigefinger, besserwisserischeGutmenschen und Moralaposteloder aber Freaks und Aussteiger –so werden die Vertreter/-innen ei-nes alternativen Lebensstils oftgesehen. Wie schön und entspan-nend es sein kann, dem Konsum-terror zu entkommen, wollen ver-schiedene Lebensbeispiele ausHamm in dieser Ausgabe derFUgE-news zeigen. Die Hammen-serin Alina Rüter (Titelbild) – vonPETA zur attraktivsten VeganerinDeutschlands gekürt – und GabiThamm gehören dazu.

Wie notwendig es ist, anders zuwirtschaften, zeigt Niko Paech auf:Einer der bekanntesten Vertretereiner „Postwachstumsökonomie“referierte in Hamm. Seine Ideenwollen wir „testen“: weniger kon-sumieren, mehr reparieren, selbermachen, selber anbauen. Dafürhaben wir Hammer Mitbürger/-innen befragt, positive Beispielegesucht, aber auch kritisch disku-tiert.

Dass unsere Wirtschaft aufWachstum angelegt ist, aber zu-

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FUgE-news · Eine-Welt- und Umweltmagazin für Hamm, 13. Jahrgang, Heft 21/2014Herausgeber: FUgE e. V., Widumstraße 14, 59065 HammRedaktion: Karl A. Faulenbach, Marcos Antonio da Costa Melo, Matthias Eichel, Erhard Sudhaus, Michael Thon,

Claudia KastenRedaktions- Widumstraße 14, 59065 Hamm, Telefon (0 23 81) 4 15 11, Telefax 43 11 52, anschrift: E-Mail: [email protected], www.fuge-hamm.deLayout: Matthias Eichel, Ulrich SchölermannBildnachweis: Wir danken dem Lappan-Verlag für die Abdruckgenehmigung der Cartoons auf den Seiten 3, 6 und 14,

die dem Buch „Coole Bilder. Cartoons mit Zeitgeist“ entnommen sind.Druckauflage: 3000 Exemplare, gedruckt auf 100 % RecyclingpapierAnzeigenleitung: Dorothee Borowski, Telefon (0 23 81) 4 15 11, Telefax 43 11 52

Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte, Bilder oder sonstige Unterlagen übernehmen wir keinerleiGewähr. Unterlagen werden grundsätzlich nicht zurückgeschickt. Die Redaktion behält sich Kürzungen undjournalistische Überarbeitungen aller Beiträge vor. Mit Verfassernamen gekennzeichnete Beiträge müssennicht die Meinung der Herausgeber wiedergeben.Mit freundlicher Unterstützung von:

Inhalt

1 Editorial2 Ein Lebensstil für Umweltschutz

und Selbstschutz3 Schön und genussvoll –

vegan leben in Hamm 4 Warum ich Wachstumskritiker bin5 Wege aus dem Konsum-Burn-out 8 Interview: „Nico Paech greift zu

kurz“9 „Murks? Nein danke!“10 Gemeinsam nutzen 12 „Knöpfe statt Knete“ –

Tauschringe13 Weiternutzen – ein kritischer

Einwand13 Ein Lastenrad für Hamm14 Aus Alt mach Neu 15 Wegwerfkleidung?16 Kleiderfasten!?17 Leben ohne (eigenes) Auto18 Es grünt so grün … 19 Essbare Stadt20 Regional – saisonal – konsequent

ökologisch 22 Mehrgenerations-Wohnen 23 Erde + Sonne = Nulltarif 24 Stadtradeln25 Welches Lebensmodell exportieren

wir? 26 Hellwegregion 28 Den Fairen Handel in die Mitte

bringen29 Papier ist geduldig. Wir nicht! 31 Bildungsgemeinschaft SALZ32 Exkursion Klimakommune

Saerbeck33 „Faire Weihnachten“

im FUgE-Weltladen 35 Ein Blick auf unseren Lebensstil 36 FUgE-Termine 2014-2015

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(z.B. Holzmöbel, umweltschonen-de Putzmittel), Recyclingteilnah-me,

4. Rad-Bus-Bahn-Mobilität, Redu-zierung/Abschaffung der Auto-und Flugzeugnutzung,

5. Geringfügiger Besitz/Gebrauchder modernen Technik wie z. B.Fernseher, Computer, Handy,Haushaltsgeräte.

Mein ökobewusster, menschen-freundlicher Lebensstil verschafftmir Freude, Genuss, Zufriedenheit,Glücksmomente und ein gutesGewissen! Ich erleide keinen „Ver-zicht“, vermeide nur unnötigen,belastenden Überfluss, gönne mirwertvolle Produkte, die meiner Ge-sundheit und meiner Seele gut tun,der Umwelt und den Produzentenaber auch! Mein Konsumverhaltenzielt darauf ab, ökologisch un-schädliche Produktion, men-schenwürdige und gerecht bezahl-te Arbeitsplätze zu unterstützen –weil ich das privat beglückend undwirtschaftspolitisch notwendig fin-

de, wollen wir die Zukunft der Welterhalten! Meine Wahl als Konsu-ment/-in ist dabei eine zwar be-grenzte, aber wichtige Einfluss-möglichkeit.

Trotz aller schmerzlichen Proble-me in der Welt habe ich das Rechtauf mein höchstmögliches subjek-tives Wohlergehen und schützemit meinem Lebensstil neben derkörperlichen auch meine geistigeGesundheit. Eingeschränkter Me-dienkonsum und Autoverzicht z. B.sorgen für erhebliche Stressfrei-heit, Entspanntheit und Entschleu-nigung in meinem Leben – gegenHetze, Hektik, Überlastung undÜberforderung in der heutigenZeit. So verschaffe ich mir Raumund Zeit für Ruhe, Individualitätund Kreativität, echte spirituelleund zwischenmenschliche Werte(statt einer Scheinwelt in Fernse-hen und Internet) und meine per-sönliche Weiterentwicklung. Meineauthentische Persönlichkeit undMitmenschlichkeit zu entfalten istkeineswegs egoistisch, führt zu ei-ner Praxis des Mitgefühls und istmir wesentlich wichtiger als denZeitgeist des „immer mehr, immerschneller“ zu befriedigen und da-bei doch nur im „immer zuviel vonallem“ zu landen.

Nun, meine persönliche Ökobilanzist nicht nur toll, kennt auch Tribu-te an die so genante Wohlstands-gesellschaft und ihre Verführun-gen, kennt bessere und schlechte-re Zeiten, Glanz- und Schwach-stellen. (Ach, die modebewussteFrau in mir! ...) Ich pflege aber dieregelmäßige Korrektur und Anpas-sung an meine guten Maßstäbe,die mir zuverlässig sinngebendsind und die schließlich dasGerüst meiner persönlichen ge-sellschaftlichen Macht darstellen.Die sehe ich hauptsächlich in derGestaltung und Veränderung mei-nes eigenen Lebens.

Und wenn das alle täten?

Super wär’s!

Mein politisches Glück und Unglück!Oder: Ein Lebensstil für Umwelt- und SelbstschutzGabi Thamm

Geprägt durch die linke Studen-tenbewegung und die grüne Öko-bewegung fand ich bereits ab demzwanzigsten Lebensjahr zur Kritikan unserem Wirtschaftssystem:profitgierige Überproduktion, Ver-schwendung, Schädigung vonMensch und Natur! Der Leitsatz„das Private ist politisch“ führtemich zur persönlichen Verantwor-tung, zu ökologischen und sozia-len Maßstäben der Lebensqualität.Mir der Macht der Konsumentenbewusst zu werden, bewirkte per-sönliche Konsequenzen und Ziele:

1. Energiesparen im Haushalt,Ökostrom beziehen,

2. Bio-Lebensmittel, Einkäufe imfairen Handel, nur hochwertigeProdukte aus dem konventionellenHandel, bescheidenes Konsum-verhalten, Konsumverzicht, Müll-und Sperrmüllvermeidung,

3. Verzicht auf chemische Stoffeund chemische Produkte (Kunst-stoffe aller Art) im Haushalt, Be-vorzugung natürlicher Materialien

Zur Person: Studienrätin a.D.Kultur- und Politikinteressierte, FUgE-Mit-glied, Hobbykünstlerin, Naturliebende, spirituelle Sucherin.

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Quelle: OLCosmoProlet197/aus dem Buch „COOLE BILDER Cartoonsmit Zeitgeist“, www.lappan.de)

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wert, wie sie es fast ohne Vorbe-reitungszeit geschafft hat, einenHotel-, Restaurant- und Café-Be-trieb zu starten. Es ist sicherlichnoch viel zu tun, aber man merktAlina an, dass sie dieses Projektmit viel Leidenschaft und Spaßverfolgt. Sie hat vorher bereits lan-ge in der Gastronomie gearbeitetund erzählt mir, dass sie sich mitdem, was sie gerade macht, einenLebenstraum erfüllt. Das glaubeich ihr sofort, denn ohne so vielHerzblut wäre das Pensum, dassie sich selbst auferlegt, nicht zuschaffen.

Ein veganes Hotel ist etwas Be-sonderes, was es in dieser Formbisher kaum gibt. Es kommt ohnejegliche tierische Erzeugnisse aus– selbstverständlich, was Lebens-mittel und Getränke angeht, aberauch in allen anderen Bereichen: z. B. schläft man bei Alina nichtunter Daunendecken oder sitzt aufLedermöbeln. Vegan zu leben be-deutet Mensch, Tier und Umweltgleichermaßen zu achten; was esnicht bedeutet ist Verzicht odergar ein karges Leben. Jedenfallsnicht im „Hotel Breuer By Vegana-lina“, wo die Gäste veganes Früh-

Schön und genussvoll – vegan leben in HammClaudia Weskamp

Dass man auch ohne tierischeProdukte zufrieden und genussvollleben kann, führt uns Alina Rütervor: Die 29-Jährige hat vor Kurzemein veganes Hotel mit Restaurantund Café in Hamm eröffnet. Als ichsie Ende August zwei Tage nachder inoffiziellen Eröffnung im „Ho-tel Breuer By Veganalina“ in derOstenallee 95 besuche, ist sie sehrbeschäftigt und hat eigentlich garkeine Zeit für ein Interview. Sieführt gerade ein Gespräch mit ei-ner Kundin, die eine Tortenbestel-lung aufgibt und muss für eine an-dere Bestellung noch drei Kuchenzubereiten. Denn neben ihrem Ho-tel führt Alina Rüter auch noch ei-nen Onlineversand, über den manvegane Kuchen, Torten, Pralinenund Cupcakes bestellen kann. Al-so bittet sie mich in ihre Hotel-küche, wo sie parallel zu unseremGespräch mehrere Kuchen fertig-stellt, Telefonate entgegennimmtund ihre Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter koordiniert. Dies wirkt al-les sehr stressig und auch AlinasSprechgeschwindigkeit hat sichdem Zeitdruck angepasst. KeinWunder, wie sie mir erklärt, denndie Übernahme des ehemaligen„Hotel Breuer“ ist aus einer spon-tanen Idee heraus entstanden. Daihr Onlineshop für vegane Tortenso gut läuft und es in der heimi-schen Küche nicht mehr möglichwar, die vielen Süßspeisen herzu-stellen, hatte Alina ursprünglichnur eine größere Backstube ge-sucht und daran gedacht, ein klei-nes veganes Café zu eröffnen.Dass dazu nun noch ein Hotel undein Restaurant gekommen sind, istAlinas Mutter „schuld“. Diese hat-te beim Surfen im Internet festge-stellt, dass das „Hotel Breuer“ ei-nen neuen Pächter suchte und ih-re Tochter von der Idee begeistert,ein veganes Hotel zu gründen. Al-so begab sich Alina mit Feuereiferdaran, dem doch sehr rustikalen„Hotel Breuer“ neues Leben einzu-hauchen und steckt seitdem all ih-re Zeit und Energie hinein. Nächtemit nur drei Stunden Schlaf sindStandard, und es ist bewunderns-

Ganz schön mutig: Alina Rüter lebt vegan – und bietet ihren Gästen ve-ganen Genuss

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stück, Mittagessen, Torten undAbendessen genießen können,ohne irgendetwas zu vermissen.Und natürlich muss man nicht Ve-ganerin oder Veganer sein, um beiVeganalina zu übernachten oderzu speisen. Es ist jeder willkom-men, gerne auch mit Haustier.

Die Betreiberin selbst lebt seit vierJahren vegan. Vegetarisch hat sichAlina schon seit ihrer Kindheit

ernährt, doch nachdem sie die Do-kumentation „Earthlings“ sah,stellte sie ihren Lebensstil von ei-nem Tag auf den anderen auf ve-gan um. Es ist ein Film, der denZuschauer ohne zu beschönigendie Hintergründe und Zusammen-hänge über den Konsum vonFleisch und die Nutzhaltung vonTieren bewusst werden lässt. Abdiesem Punkt beschäftigte sie sich

eingehend mit dem Veganismusund kocht und backt seitdem auchgerne. Da sie feststellte, dass sieauf Familienfeiern nichts mehr es-sen konnte, kreierte sie eigene Re-zepte. Alle Torten, Kuchen, Cup-cakes etc. hat sie selbst ent-wickelt, was ich zunächst nichtglauben konnte, da sie fantastischaussehen und schmecken. Dieszeigt aber auch, dass veganeErnährung gar keine so große Hür-de ist, wie man vermuten könnte.Es gibt für fast alle Zutaten einevegane Variante und mit ein biss-chen Experimentieren kann jederGerichte zubereiten, die nicht-veganen Gerichten geschmacklichin nichts nachstehen. Bei Vegana-lina gibt es nicht nur veganeSüßspeisen, sondern auch Döner,Hotdogs und vieles mehr – eigent-lich der Beweis dafür, dass derVerzehr von Fleisch und Milchpro-dukten entbehrlich ist. Doch Alinamöchte niemanden bekehren oderden moralischen Zeigefinger he-ben, sondern ihre Gäste durch Ge-schmack überzeugen und Interes-se wecken.

Warum ich ein Wachstumskritiker binFrederik Grüneberg

Angesichts der Tatsache, dass wirauf einer endlichen Welt leben mitbegrenzten Ressourcen, mit be-grenztem Raum, mit begrenztemLuftvorkommen usw., ist da dieBehauptung, wirtschaftlichesWachstum führe zu Wohlstand für

alle, nicht eine unglaubliche Uto-pie?

Aber dennoch ist dies die Utopie,nach der wir uns in unseren Staa-ten des Westens richten.

Welche Zielvorstellung(Vision) können wir ihrentgegenstellen?

Für mich heißt diese Vision: Auf-bau einer sozialen Infrastruktur füralle. Eine direkte und kostenlose,da gemeinschaftlich finanzierteAbsicherung der Grundbedürfnis-se aller. Darunter fallen die ausrei-chende kostenfreie Versorgung mitNahrungsmitteln und sauberemTrinkwasser, die kostenfreien Zu-gänge zu Bildung, Gesundheit undregionaler Mobilität und ein angst-freier, kostenloser Wohnraum fürjeden. Die Ausformung dieser so-zialen Infrastruktur ist jeder lokalenund regionalen Einheit selbst über-

lassen. Es gibt kein Richtig oderFalsch, es gibt nur das Machenoder Nichtmachen. Es ist nicht dieFörderung einer mörderischen In-frastruktur der derzeitigen Ökono-mie des Todes. Es ist die Förde-rung des Konzepts eines „GutenZusammenlebens“ mit mehr Le-bensqualität für alle und nichtfalsch verstandenem Wohlstandfür Einzelne.

Gerade die Absicherung derGrundbedürfnisse würde zu einerBefreiung aus so vielen Zwängenführen. Wir können selber mit gu-tem Beispiel vorangehen durchSubsistenz (Eigenproduktion) undSuffizienz (Eigener Verbrauch). Wirbrauchen ein Gesund-Schrumpfender Industrie in den Ländern desglobalen Nordens („Westen“) undwir brauchen ein gesundes lokalesund regional vernetztes Wachsender sozialen Infrastruktur.Frederik Grüneberg

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Erstes vegetarisches Hotel und Restaurant in Hamm: „Veganalina“ ander Ostenallee. (Foto Alina Rüter)

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Objekt aufhalten. So wird Kon-sumwohlstand zur Strapaze, erstrecht wenn wir überall mit neuenOptionen konfrontiert werden, diewir zeitaufwändig zur Kenntnisnehmen und über die wir entschei-den müssen. Sogar die Entschei-dung, etwas nicht in Anspruch zunehmen, kostet schließlich Zeit.

Lebensqualität: Selbermachen statt konsumieren

Eine weitere Konsequenz überla-dener Lebensstile besteht im Ver-

Niko Paech, Professor am Lehr-stuhl für Produktion und Umwelt(„PUM“) an der Universität Olden-burg, lebt und lehrt die „Post-wachstumsgesellschaft.

dass es einen spürbaren Nutzenerzeugt. Damit nämlich Konsum-aktivitäten überhaupt Glücksge-fühle verursachen oder die Zufrie-denheit steigern können, muss ih-nen ein Minimum an Aufmerksam-keit gewidmet werden. Und dasgeht nicht, ohne eigene Zeit zu in-vestieren, denn Empfindungenlassen sich weder automatisierennoch an jemanden delegieren. Zeitist die knappste Ressource, überdie wir verfügen. Trotz aller Fort-schrittsorgien ist sie nicht ver-mehrbar, sondern nach jeder Ver-wendung unwiederbringlich verlo-ren. Knappheit an individueller Zeitdurch „menschliches Multitas-king“ überlisten zu wollen – alsoverschiedene Dinge gleichzeitig zuverrichten –, ist eine Illusion. Neu-rologen haben längst herausge-funden, dass wir uns bestenfallsauf zwei Dinge gleichzeitig kon-zentrieren können.

Da der Tag nach wie vor nur 24Stunden hat, die Menge an Dingenund Erlebnissen, die wir uns kau-fen können, jedoch geradezu ex-plodiert, konkurrieren sie um dieknappe Aufmerksamkeit. Folglichwird jeder Sache und Handlung ei-ne immer geringere Zeitdosis zu-teil. Gleichzeitig sitzt uns die Angstim Nacken, etwas zu versäumen,wenn wir uns zu lange mit einem

Wege aus dem Konsum-Burn-OutSchritte zu einer PostwachstumsökonomieProf. Niko Paech

Bisherige Versuche, unser ent-grenztes Konsum- und Mobilitäts-modell durch technischen Fort-schritt ökologisch reinzuwaschen,sind nicht nur systematisch ge-scheitert, sondern haben sogar oftmehr neue Umweltschäden verur-sacht als bisherige beseitigt. Daszeigt eindrucksvoll die sog. „Ener-giewende“. Anstelle einer techno-logischen Aufblähung, die immermehr Naturgüter planiert oder ma-teriell nachverdichtet, hilft folglichnur jenes Prinzip, über das nie-mand gern redet: Reduktion! Aberwürde uns ein Leben, durch daswir ökologisch nicht über unsereVerhältnisse leben, unglücklichermachen? Stress, Orientierungs-losigkeit und Konsum-Burn-Outcharakterisieren den Normalzu-stand moderner Bequemokratien,die längst zu einem Hort der Reiz-überflutung mutiert sind. Währenddes letzten Jahrzehnts hat sich dieMenge an Antidepressiva-Ver-schreibungen in Deutschland ver-doppelt.

Zeit ist die knappsteRessource

Unser Leben ist vollgepfropft mitProdukten, Dienstleistungen, Mo-bilität, Ereignissen und Kommuni-kationstechnologien. Es fehlt dieZeit, dies alles so „abzuarbeiten“,

Zeigt Wege aus dem Konsum-burn-out: Niko Paech bei der gut besuchten Veranstaltung in Hamm.

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zu verwenden, um sich darandurch eigene Übung zu verwirkli-chen, ganz gleich ob auf Basis vonmanuellem Handwerkszeug, me-chanischer Nähmaschine oder perFahrrad, Angelrute, Segelbootoder Musikinstrument. WennGlück bedeutet, sich aktiv, nöti-genfalls durch zeitintensivesÜben, auf das Wesentliche einzu-lassen, statt in einem Ozean dervielen, aber nur flüchtigen Mög-lichkeiten zu ersaufen, verlören

viele die nötigen Reduktionsschrit-te auf dem Weg in eine „Post-wachstumsökonomie“ (Paech2012) ihren Schrecken. Denn in ei-nem nur halb so großen und teil-weise regionalisierten Industriesy-stem, ergänzt um eine Subsisten-zökonomie, wäre für jede erwach-sene Person im Durchschnitt nocheine 20-Stunden-Beschäftigungverfügbar. Damit ließe sich nur ei-ne bescheidene Konsumausstat-tung finanzieren. Aber die freige-

lust von Selbstwirksamkeit. Ummöglichst viele Dinge in unser Le-ben integrieren zu können, mussalles in bequemer, vorgefertigterund konsumbereiter Form abgeru-fen werden. Aber so bleibt keinRaum für eigene Gestaltung oderdas Erfolgserlebnis, ein Konsum-objekt eigenhändig erschlossen zuhaben und sei es nur durch deneingeübten Umgang, die mühsamerlangte Sachkenntnis oder dieMitwirkung am Zustandekommeneines Ergebnisses. Der Komfort,alles jederzeit mühelos serviert zubekommen und umstandslos wie-der fallen lassen zu können, umsich frei von jeglicher Verantwor-tung für Verbleib oder Nachsorgesofort dem Neuen zuwenden zukönnen, hat mehr als nur einenökologischen Preis. Er untermi-niert das Potenzial, angeeigneteDinge mit den materialisiertenSymbolen eigener Identität zu ver-sehen. Dazu zählen Spuren der In-standhaltung, eigenhändig vorge-nommene Veränderungen sowieReparaturen, sichtbarer Ver-schleiß, der auf Erlebnisse oder ei-ne Geschichte des Besitzers ver-weist, Patina als Ausdruck vonReife und als Verweis auf Vornut-zer, zu denen Assoziationen ge-weckt werden sollen.

Glück bedeutet, sich auf das Wesentlicheeinzulassen

Verlernt wird insbesondere, die an-geeigneten Objekte instrumentell

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69Millionen Mobiltelefone

gab es 2013 in deutschen Haushalten

(Quelle: destatis)

453Liter Kraftstoff

hat jeder Deutsche 2008durchschnittlich verbraucht

(Quelle: destatis)

Quelle:Schilling & Blum,

„Vernetzt-1“aus dem Buch

„COOLE BILDERCartoons mit

Zeitgeist“,www.lappan.de

Quelle:Wolfgang Sperzel,

Dahinschmelzen, aus dem Buch

„COOLE BILDER Cartoons mit

Zeitgeist“,www.lappan.de

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stellten 20 Stunden böten Spiel-räume für handwerkliche Ergän-zungsleistungen und kooperativeSelbstversorgung.

Wege in die Zukunft:Selbstversorgung, längereund gemeinsame Nutzung

Drei Kategorien entsprechenderSubsistenzpraktiken lassen sichgrob unterscheiden.

a) Nutzungsintensivierung durchGemeinschaftsnutzung: Wer dieNutzung von Gebrauchsgegen-ständen mit anderen Personenteilt trägt dazu bei, industrielleHerstellung durch soziale Bezie-hungen zu ersetzen. DoppelteNutzung bedeutet halbierter Be-darf. Auch Verschenkemärkte,Tauschbörsen, -ringe und -partyskönnen dazu beitragen.

b) Nutzungsdauerverlängerung:Wer durch handwerkliche Fähig-keiten oder manuelles Improvisati-onsgeschick die Nutzungsdauervon Konsumobjekten erhöht – zu-weilen reicht schon die achtsameBehandlung, um frühen Verschleiß

zu vermeiden –, substituiert mate-rielle Produktion durch eigene pro-duktive Leistungen, ohne auf Kon-sumfunktionen zu ver-zichten. Woes gelingt, die Nutzungsdauerdurch Instandhaltung, Reparatur,Umbau etc. durchschnittlich zuverdoppeln, könnte die Produktionneuer Objekte entsprechend hal-biert werden. Offene Werkstätten,Reparatur-Cafés und Netzwerkedes hierzu nötigen Leistungs- undErfahrungstausches (www.ifixit.com) würden dazu beitragen, einmodernes Leben mit weniger Geldund Produktion zu ermöglichen.

c) Eigenproduktion: Hausgärten,Dachgärten, Gemeinschaftsgärtenund andere Formen der urbanenLandwirtschaft können zur De-In-dustrialisierung des neuralgischenNahrungssektors beitragen.Künstlerische und handwerklicheBetätigungen reichen von der kre-ativen Wiederverwertung ausran-gierter Gegenstände – z. B. zweikaputte Computer ausschlachten,um daraus ein funktionsfähigesGerät zu basteln – über selbst ge-fertigte Holz- oder Metallobjektebis zur semi-professionellen Mar-ke „Eigenbau“.

Kommunale Verwaltungen könn-ten Anbauflächen, brach gefalleneImmobilien und Werkstätten ver-fügbar machen. Bildung und Erzie-hung könnten sich stärker an geld-losen Versorgungspraktiken, vorallem an der Vermittlung hand-werklicher Befähigungen orientie-ren. Unternehmen könnten Repa-raturkurse anbieten und müsstenüber politische Maßnahmen von

„geplanter Obsoleszenz“ abgehal-ten werden, damit aus hilflosenKonsumenten souveräne Co-Pro-duzenten und Reparateure wer-den. Vor allem: Lauert hier nicht je-nes Glück, das uns inmitten maß-loser Konsum- und Mobilitätsorgi-en abhanden gekommen ist?

13Paar Schuhe

besitzt jeder Deutsche imDurchschnitt. Frauen 16 Paar,

Männer 10 Paar.

(Quelle: Deutsches Schuhinstitut)

Literatur

Paech, Niko (2012): Befreiung vomÜberfluss. Auf dem Weg in diePostwachstumsökonomie, Mün-chen, Ökom Verlag.

67Millionen Tonnen Lebensmittel wurden 2012 von deutschen

Privathaushalten weg-geworfen. Im Durchschnitt81,6 kg je Bundesbürger.

(Quelle: Bundes-ernährungsministerium)

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Ist persönliche Verhaltens-änderung generell falsch, umpolitische Veränderungen zuerreichen? Was bedeutet dasfür dein Leben?

Ich denke, es ist nicht ziel-führend, die unterschiedlichenAnsätze in richtig oder falsch zuunterteilen, sondern danach, obsie wirkungsvoll sind. Es geht si-cher nicht ohne individuelle Ver-haltensänderungen, aber nurwenn solche ursprünglich indivi-duellen Verhaltensmuster zuMassenbewegungen führen, ha-ben sie die Kraft, die politischenRahmenbedingungen zu ändern.

Andererseits benötigen wirgrundlegend andere gesell-schaftliche Strukturen, damit dieProfitgier solche Entwicklungennicht wieder zurückdrehen kannoder in ihrem Interesse umlen-ken, wie es z. B. zum Teil bei denBio-Produkten geschieht.

Für mich persönlich bedeutetdies, dass ich versuche, mich inbeiden Feldern zu engagieren. Inmeinem Haushalt finden sichauch Bio- und Transfair-Produk-te und das Auto steht meistensvor der Tür, weil gerade hier inHamm fast alles mit dem Rad zuerreichen ist. Andererseits ak-zeptiere ich, dass jeder Mensch,je nach Einkommens- oder Le-benssituation, hier seine Gren-zen anders ziehen wird.

Geht wirtschaften ohneWachstum?

Aus meiner Sicht müsste dieFrage eigentlich lauten, ob es ei-ne Gesellschaft geben kann, dieihr Glück nicht in sinnlosem Kon-sum sieht. Dies würde ich klarbejahen und hier gilt es, das Be-wusstsein weiter zu schärfen.

Wirtschaft ohne Wachstum je-doch würde ich kritisch sehen,zumindest wenn wir überWachstum in qualitativer Hin-sicht reden. Unsere Mitverant-

wortung für die globalen Proble-me auf der Welt erfordert die Be-reitstellung umfassender undneuer Lösungen, die – neben po-litischen Veränderungen – nurdurch qualitatives Wachstum zugewährleisten sind. Und sich aufder Höhe unseres deutschenWohlstandes für eine Beschrän-kung des quantitativen Wachs-tums auszusprechen, bekommtschnell einen bitteren Beige-schmack. Erst einmal haben alleMenschen auf der Welt einengleichen Anspruch auf ein sor-genfreies Leben. Davon sind wirmeilenweit entfernt. Sollte dieBeschränkung des Wachstumshier bei uns dazu dienen, dieseshohe Ziel zu erreichen, dann ja.Sollte es nur dazu dienen, den„Gürtel enger zu schnallen“,dann nein. Kurz gesagt: Wachs-tumsbeschränkung nur unterdem Aspekt einer gleichzeitigensozialen Umverteilung desReichtums.

Hältst du Nico Paechs Ansatz,in regionalen, überschaubarenStrukturen zu wirtschaften, fürrealistisch?

Ich glaube schon, dass unszukünftig regionales Wirtschaf-ten große Vorteile bringen kann,sowohl was die Versorgung mit

Michael Thon: Terry, währenddes Vortrages von Nico Paechist mir aufgefallen, dass du an-scheinend manchmal nicht mitseinen Ausführungen einver-standen warst. Was ist deinegrundsätzliche Kritik an NicoPaechs Positionen?

Terry ter Horst: Zuerst einmalmuss ich sagen, dass NicoPaech natürlich eine sehr guteund detailreiche Analyse derderzeitigen gesellschaftlichenVerhältnisse und Konsumge-wohnheiten geliefert hat. All dieGefahren, die er sieht, könnensicher von den meisten Men-schen aus eigener Erfahrung be-stätigt werden. Doch wie so oftbei universitären Ansätzen fürch-te ich, dass seine Lösungen ander Realität scheitern werden.Warum? Weil er die Kräftever-hältnisse, die den Markt bestim-men, nicht ausreichend berück-sichtigt hat. Stellen wir uns docheinmal die Frage, warum wirüberhaupt erst in diese gesamt-gesellschaftliche Schieflage ge-raten sind. Oder warum wir –trotz früher Warnungen, z. B. desClub of Rome von 1972 –, es soschwer haben, die Situation zuverändern.

Immer wieder stoßen wir dannauf das Prinzip des Gewinnstre-bens und der Profitgier mächti-ger Kräfte, die mittlerweile somächtig sind, dass sie die politi-schen und wirtschaftlichen Rah-menbedingungen vorgeben kön-nen. Ich kann mir nicht vorstel-len, dass wir nur aufgrund indivi-duellen Verhaltens sie von die-sem Streben abbringen werden.Hier sind größere gesellschaftli-che Kräfteverschiebungen oderein entsprechender politischerRahmen notwendig. Also keineKritik an Nico Paechs Ideen,aber seine Lösungsansätze grei-fen zu kurz.

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Terry ter Horst

FUgE-news Ausgabe 2/2014

„Nico Paech greift zu kurz“Interview von Michael Thon mit Terry ter Horst, Mitglied bei VVN (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes), ehem. FUgE-Vorstand

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9 FUgE-news Ausgabe 2/2014

Stecker brauchen und Akkus sichnicht austauschen lassen.“

Für den Autor steht fest: Derartige„Fehler“ sind allzu oft Teil des Ge-schäfts – eine geschickte Maßnah-me, um schnelleres Nachkaufenauszulösen und höhere Umsätzezu erzielen. Eine Strategie, dieKonsumenten und Umwelt nach-haltigen Schaden zufügt.

Geschichten, Hintergründe, Ursa-chen – dieses Buch weist Murksan vielen Beispielen nach. Dochwie können wir als Gesellschaftaktiv werden? Was tut die Politik?Dieses Aufklärungsbuch hat kon-krete Lösungen und ist nicht zu-letzt eine Anleitung für aufgeklärte

Konsumenten mit zahlreichenpraktischen Tipps für den murks-befreiten Einkauf.

Stefan Schridde gründete 2012die Internetplattform www.murks-nein-danke.de und trägt mit sei-nen mehr als 20.000 Followernwesentlich zur Debatte über dieschadhaften Folgen von geplanterObsoleszenz in ganz Europa bei.Im Auftrag der Bundestagsfraktion„Bündnis 90/Die Grünen“ erstellteer 2013 die viel beachtete Studie„Geplante Obsoleszenz – Entste-hungsursachen, konkrete Beispie-le, Schadensfolgen, Handlungs-programm“ (Co-Autoren: ChristianKreiß und Janis Winzer). An derHochschule für Technik und Wirt-schaft in Berlin lehrt Schridde seit2014 in den Fachbereichen Ingeni-eurwissenschaften und Gestaltungzu dem Themenfeld der geplantenObsolenszenz.

Literatur: Stefan Schridde „Murks? Nein Danke! Was wirtun können, damit die Dingebesser werden“, 256 Seiten,19,95 Euro

Rezension:

„Murks? Nein danke! Was wir tun können, damit dieDinge besser werden“Edmund A. Spindler

Jeder hat es schon einmal erlebt.Kaum ist die Garantie abgelaufen,funktioniert das Handy nicht mehr,Drucker stellen den Betrieb einund die Waschmaschine machtFlecken, anstatt zu waschen. Fürsein neues Buch „Murks? Neindanke! Was wir tun können, damitdie Dinge besser werden“ (oekomverlag) hat Stefan Schridde eineVielzahl derartiger Fälle gesam-melt. Sein Fazit: Viele Produktewerden bereits „kaputt erfunden“,weil Hersteller und Händler Dingeproduzieren bzw. verkaufen, derenLebensdauer gezielt verkürzt wird.Was also ist dran am Vorwurf der„geplanten Obsoleszenz“, wie dasPhänomen im Fachjargon genanntwird? Werden wir wirklich syste-matisch betrogen?

„Ja!“ sagt Stefan Schridde, „Bau-teile werden unterdimensioniertoder falsch eingebaut, minderwer-tiges Material kommt zum Einsatz,Reparaturen werden unmöglichgemacht. Dazu gehören auch soärgerliche Dinge wie Updates, dieden Computer langsamer machen,oder dass Smartphones eigene

Beispiele für eingebauten Verschleiß – z. B. das Kunststoff-Zahnrad im Handmixer.

guten Lebensmitteln betrifft – all-gemein mit höherer Lebensqua-lität – als auch für die Entwick-lung von sozialen und menschli-cheren Strukturen. Dies kanndurchaus eine Basis für neue ge-sellschaftliche Entwicklungensein. Andererseits brauchen wirfür die globalen Probleme undAufgaben zentrale wirtschaftli-che Strukturen. Also auch hier:

man darf nicht nur das eine tunund das andere lassen.

Kann man Globalisierungrückgängig machen bzw.menschenfreundlich gestalten?

Nein, Globalisierung im Sinne ei-ner immer größeren Vernetztheitund Abhängigkeit der Staatenund Menschen ist nicht rückgän-gig zu machen oder zu be-

schränken. Also kommt es dar-auf an, diese Globalisierungmenschlich zu gestalten. Hierkann dann z. B. die Ausprägungregionaler Strukturen eine wich-tige Rolle spielen. Das heißt also,nicht Aldi und McDonald’s übe-rall auf der Welt, sondern regio-nal unterschiedliche, aber immersoziale und lebensfreundliche In-seln schaffen.

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Nutzungsformen im Geschäftsbereich

Gemeinsames Nutzen gibt es inverschiedenen Formen wie: mit-einander nutzen (z. B. Eigentümer-gemeinschaften von Maschinenoder die öffentlichen Verkehrsmit-tel), nacheinander nutzen (z. B. beilängerlebigen Gegenständen z. B.Bücher, Möbel) oder auch intensi-ver nutzen (seltener benötigte Ge-genstände, wie bestimmte Bau-geräte, spezielle Kleidung). Längsthat diese Nutzungsform den priva-ten Bereich verlassen und ist zu ei-nem Geschäftsmodell geworden,und bei vielen Modellen steht nichtdie Gewinnerzielungsabsicht imVordergrund. Das gemeinsameNutzen von Autos (Carsharing)gibt es in Hamm nicht nur als Mit-gliedsgemeinschaft. Bei dieserkonnte inzwischen die Anzahl derFahrzeuge aufgrund der auch inHamm gestiegenen Nachfrageausgeweitet werden. Auch vonPrivatanbietern, die ihr Fahrzeugnur eingeschränkt benötigen, wirdCarsharing praktiziert. Fahrräderstehen an verschiedenen Standor-ten zum Ausleihen bereit und kön-nen auch an anderen Standortenwieder abgegeben werden. Mit-

fahrzentralen vermitteln ReisendenMitfahrgelegenheiten in Privatfahr-zeugen. Auch das soziale Mitein-ander wird durch Einrichtungenwie das „Offene Bücherregal“ ge-fördert, wo jeder Bücher entneh-men und neue für weitere Nutzereinstellen kann (z. B. Oststraßeund Bürgeramt Heessen). Einegroße Palette an Bau- und Spezi-algeräten ist auch für jeden Heim-werker bei Unternehmen ausleih-bar. Teure Groß- und Saisongerä-te, die einen hohen Kapitaleinsatzerfordern, werden entweder vonBetrieben gemeinsam erworbenoder deren Einsatz bei Lohnunter-nehmen als Dienstleistung abge-fragt (z. B. in der Landwirtschaft).Betriebe bestimmter Branchen ha-ben das gemeinsame Nutzen auchals Rationalisierungsmöglichkeiterkannt. Durch Outcourcing wer-den nicht dem ursächlichen Unter-nehmensziel dienende Zweige (z. B. Personalverwaltung) mit an-deren Unternehmen zusammenausgeführt oder als Dienstleistungeingekauft. Den bisher vorgestell-ten Modellen gemeinsam ist, dasssich die Partner vorher kanntenund somit eine Vertrauensbasisaufbauen konnten.

Gemeinsam nutzenErhard Sudhaus

Unser Leben wird immer techni-sierter, für viele Tätigkeiten gibt esSpezialgeräte, die uns von derWirtschaft angedient werden, dieoft aber nur für kurze Zeiträumeeingesetzt werden oder schnelltechnisch überholt sind. Der Nut-zen vieler Geräte ist unbestritten,aber muss man sie sich gleichkaufen? In der Vergangenheit führ-te die Knappheit der Güter zu Wie-der- und Weiterverwendung. Dieheutige Konsumgesellschaft stelltden Besitz vor den Nutzen, undbillige Rohstoffe und große Pro-duktkapazitäten ermöglichten diejetzige Wegwerfgesellschaft. Aberwenn man von jedem Gegen-stand, den wir benutzen, auch Ei-gentümer ist, führt dies zu einemunverantwortlichen Umgang mitden Ressourcen unserer Erde. Dasgemeinsame Nutzen einzelner Gü-ter bedeutet Ressourcenschonungund somit natürlich auch Abfall-vermeidung und einen nachhalti-geren Umgang mit der Natur.

Tauschen und Teilen im privaten Bereich

Der sich in letzter Zeit stärker ver-breitende Gedanke des Tauschensund Teilens statt Kaufen ist nichtneu. Menschen haben schon im-mer Dinge miteinander geteilt. Werin Dörfern, Vororten oder Klein-städten lebt, fragt eben beimNachbarn nach, wenn er ein be-stimmtes Gerät, ein gerade fehlen-des Lebensmittel etc. benötigt. Daman sich kennt und sich gegensei-tig vertraut, fördert dies gemeinsa-me Leben und Teilhaben auch dieKommunikation und den Zusam-menhalt untereinander. Um dieheute oft vorherrschende Anony-mität zu überwinden und das ge-genseitige Ausleihen von Dingen,die man nicht täglich braucht, zufördern, kann man z. B. Pikto-gramm-Aufkleber einsetzen, dieauf den eigenen Briefkasten ge-klebt werden. Darauf teilt man sei-nem Nachbarn mit, welche Dingeman ihnen leihen würde (Küchen-Haushaltsutensilien etc.).

Mehr als einmal zu lesen: Stadtbüchereien und offene Bücherregale re-gen zum Austausch an

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● Mode (Second-Hand-Kleider-verkauf, Kleidung tauschen, lei-hen, verschenken) und

● Nahrung (Vermittlung überzähli-ger Lebensmittel, gemeinsamesEssen oder Teilen von Essen,Vermietung von Gemüsegärten).

Wirtschaftsform ohne Regeln?

Immer mehr Internetportale führenMenschen zueinander, die einan-der vorher nicht kannten. Das not-wendige Vertrauen in den jeweili-gen Partner wird ersetzt durch dieMasse der Kommentatoren, diedie Leistung bewerten. Man ver-traut der Masse. Dieser Vertrau-enswandel begründet den Erfolg

der Portale, die längst zu Groß-konzernen geworden sind, häufigmit Sitz im Ausland und sich damitden inländischen Gesetzen undSteuerverpflichtungen entziehen.Sie kassieren für ihre Vermittlung,die ins Ausland abfließt und dortversteuert wird, der eigentlicheGeschäftsvorgang vor Ort vollziehtsich in der Regel ohne gesetzlicheGrundlagen und Schutz von An-bietern und Verbrauchern. Beste-hende Regeln sind darauf ausge-legt, Verbraucher und Arbeitneh-mer vor Unternehmen zu beschüt-zen. Nur stellt das Verbieten von z. B. Kurzzeit-Untermieten oderTaxi-Alternativen durch Kommu-nen im Sinne der Lobbyisten deralten Wirtschaftsformen keine Lö-sung dar. Hier sind Behörden undder Gesetzgeber gefragt, auf dieneue Wirtschaftsform zu reagie-ren, um durch eine Aufsicht dieEinhaltung von zu schaffendenRegulierungen und Steuervor-schriften sicherzustellen. Es dür-fen berechtigte Interessen bezüg-lich Arbeitsschutz, Bau- undNachbarschutz-Vorschriften undVerbraucherschutzvorschriftennicht umgangen werden. Noch istShare-Economy ein Nischenthe-ma, von der Masse nicht wirklichwahrgenommen, aber es ist nichtmehr aufzuhalten.

Sharing Economy als knall-hartes Geschäftsmodell

Inzwischen wird das Tauschen undTeilen über das Internet immer at-traktiver und ein neuer Trend ver-ändert die Wirtschaft: SharingEconomy. Die Menschen wollenDinge nicht mehr haben, sondernan ihnen teilhaben. Der Konsu-ment kauft nicht, er leiht – und amliebsten von Menschen, nicht vonanonymen Großkonzernen. Diesist preiswerter und bereitet Spaß.Doch dieser Veränderungsprozesshat nicht nur positive Facetten,denn er schafft nicht nur neue Ge-schäftsmodelle, sondern zerstörtauch bestehende Strukturen unddies bereitet Angst und viele alt-eingesessene Marken und Bran-chen fürchten um ihre Existenz.

Die neue Form des Teilens stattHabens hat fast alle Lebensberei-che erfasst. Die wichtigsten Berei-che sind:

● Mobilität (privater Taxidienst,Mitfahrgelegenheiten, privatesCarsharing),

● Unterkünfte (Buchung und Ver-mietung und auch Tausch vonPrivatunterkünften, Übernach-tungsmöglichkeiten, Schlafplät-zen und Feriendomizilen),

● Geld (leihen, teilen, vorstreckenund sammeln von Geld),

● Waren (Tauschbörse für Bücher,Filme, Spiele etc., Verleihen vonGegenständen, on-line-Floh-markt),

Das Ausleih-Fahrrad an jeder Ecke: klimafreundlich mobil.

2. Auch ein Geschäftsmodell, das der Umwelt gut tut: Car-Sharing alsAlternative zum eigenen PKW.

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besitzt, die andere benötigen undschätzen. Ältere Menschen ent-decken, dass sie noch gebrauchtwerden und ganz junge lernen,dass auch ihr Einsatz in der Ge-sellschaft der Großen gleichenWert hat.

Seit 1996 existiert in Hamm derTauschring „Knöpfe statt Knete“(192 Mitglieder im Jahr 2013,durchgehend aktiv ca. 70). Umhier tauschen zu können mussman Mitglied in diesem Tauschring

werden. Mit einem einmaligen Bei-trag von 10 Euro ist man dabei.Damit werden gleichzeitig die Teil-nahmebedingungen des Tausch-rings anerkannt. Es werden 20Knöpfe für eine Stunde Hilfsein-satz verrechnet. Materialkostensollten jeweils auch materiell er-stattet werden, es sei denn, dieTauschpartner einigen sich vorherauf einen Ausgleich über „Knöp-fe“.

Ein persönliches Kennenlernen istbei den monatlichen Treffen an je-dem 15. von 19-21 Uhr im Mehr-generationenhaus möglich und er-wünscht. Das Informationsblatt füralle ist der jährliche erscheinende„Druckknopf“ und der monatliche„Druckknopf aktuell“.

Weitere Informationen gibt es aufder internetseite www.tauschring-hamm.de und natürlich persönlicham 15. eines Monats beim Treffenin der Feidikstraße.

„Knöpfe statt Knete“ – TauschringeBarbara Bredel-Witt

Tauschen statt mit Geld bezahlen– eine Möglichkeit nicht nur dort,wo Menschen knapp bei Kassesind. Trotz der Grenzen bei Ange-bot und Nachfrage sind Tauschrin-ge auch in Deutschland seit Lan-gem auf dem Vormarsch. Die her-kömmliche Nachbarschaftshilfefunktioniert immer weniger. Auf deranderen Seite hätten viele Men-schen Zeit und würden sich gernesinnvoll beschäftigen. Bei gegen-seitigem Geben und Nehmen vonLeistungen geht es nicht ums„Geldmachen“. Im Vordergrundstehen die Wertschätzung vonMenschen und die Möglichkeit,Kontakte zu knüpfen und das Zu-sammenleben aktiv zu gestalten.

In Tauschringen werden Hilfeleis-tungen oder Güter über ein Punk-tesystem getauscht oder verlie-hen. Die Abrechnung erfolgt überZeit statt Geld. Anders als auf demersten Arbeitsmarkt hat damit jedeTätigkeit den gleichen Wert. Dabeisind die Tauschringe nur Vermittlervon Angebot und Nachfrage undnicht rechtlich verantwortlich fürdie Qualität der Einsätze. Auch istes Sache der Teilnehmer/-innendarauf zu achten, dass nicht ge-gen standesrechtliche Bestim-mungen einer Berufsgruppe ge-handelt wird (z. B. Heilberufe,Steuerberatung, Handwerk ...)

Der Austausch erfolgt oft über vie-le Umwege: die Pensionistin Mariabetreut die Kinder von Eva. Evahilft Otto im Haushalt. Otto repa-riert das Mofa von Peter und Din-ge, die bei Maria kaputt gehen.Peter mäht bei Maria den Rasen,führt ihren Hund spazieren undhilft Otto am Computer ...

Die Hilfe erfolgt immer auf freiwilli-ger Basis, kein Mitglied ist zu einerHilfeleistung verpflichtet. Jede/rkann so Tätigkeiten in die Gemein-schaft einbringen, die er/sie be-sonders gut kann oder gerne tut,und erhält dafür Hilfe bei Aufga-ben, mit denen er/sie überfordertist. Dabei erkennt so manche/r,welche besonderen Talente sie/er

Sommerfestdes Tausch-

rings „Knöpfestatt Knete“

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Mittlerweile bekommt man billigoder umsonst fast alles für den Le-bensbedarf: Nahrung, Kleidung,Möbel, bis hin zum Tierfutter. Un-ter dem Aspekt „Weiternutzenstatt Wegwerfen“ ist es ein wichti-ger Beitrag zu einem geringerenRessourcenverbrauch. Allerdingsrichtet sich dieses Angebot in derRegel an Menschen, die arbeitslossind oder von ihrem Einkommennicht leben können. Anbieter inHamm sind: Humanitas, HammerTafel, Tiertafel, Kleiderkammer undviele Mittagstische für Erwachseneund Schüler.

Politisch Interessierte diskutierendie Vor- und Nachteile dieses neuentstandenen „Marktes“.

Für mich gilt generell: Hier wird mitviel persönlichem EngagementMenschen geholfen, die in unsererheilen Gesellschaft in Not geratensind. Dies ist dankenswert unddarf nicht ersatzlos gestrichenwerden!

Auch im Sinne des vorliegendenFUgE-news-Themas „Ändert per-sönliches Verhalten gesellschaftli-che Verhältnisse“ muss man se-hen, dass Dinge zu Menschenkommen, die ansonsten im Müllgelandet wären. Ein wichtiges Ar-gument ist die qualitativ bessereErnährung durch Mittagstischan-gebote und die damit einherge-hende Kommunikation der Essen-den. Auch in den Läden gibt esviele soziale Kontakte und den

Versuch, die „Käufer“ einzubindendurch Mithilfe beim Sortieren, La-gern und Ausgeben.

Trotzdem sehe ich in diesem neuentstandenen Versorgungsbereicheine Bankrotterklärung der Gesell-schaft vor der ungerechten Aneig-nung und Verteilung des gesell-schaftlichen Reichtums. Vergleichtman die Jahreseinkommen derVorsitzenden der großen Aktienge-sellschaften mit den menschen-verachtenden Hartz-IV-Sätzen,dann ist das Wort „Ungleichge-wicht“ eine Untertreibung. Die Ver-sorgung der Menschen in unseremLand muss so geregelt sein, dassniemand auf irgendwelche Almo-sen angewiesen ist!

Weiternutzen – ein kritischer EinwandSind Geschenkeläden und „Tafeln“ Stütze oder Veränderung der Verhältnisse?

Michael Thon

sparendes, leises und emissions-sparendes Fahrzeug für eine be-grenzte Welt.

Wo kann ich mich über Lasten-räder informieren?

Der ADFC gibt auf seiner Websei-te (http://www.adfc.de unter demTitel „Ausprobiert: Lastenräder“Auskunft über verschiedene Mo-delle.

Ist ein Lastenrad auch für ältere Mitbürger eine geeigneteAlternative?

Eine gute Frage, denn unsere Ge-sellschaft überaltert zunehmend.Die Frage nach einem Lastenradmit oder ohne Elektromobilitätdrängt sich auf, ebenso bei bergi-gen Gebrauchsbereichen.

Was ist vor der Anschaffungeines Lastenrades für Hamm zubedenken?

Da gibt es eine Menge Fragen, dieabzuarbeiten sind, wenn wir unsim Verbund dazu entscheiden soll-ten, ein Lastenrad für Hamm anzu-schaffen, z. B.:

● Was für ein Lastenrad soll essein und wer soll es nutzen kön-nen?

● Wer finanziert es, wer vermietetes und wie kann man es bewer-ben?

● Wo steht es (Ausleihstation) undwie soll es reserviert werdenkönnen?

Danke für das Gespräch. Wir vonFUgE sind in jedem Fall dabei.

Ein Lastenrad für HammBei einer offenen Kaffee-Runde imJugendgästehaus Sylverberg sollam 23. November von 9.00 bis10.30 Uhr die Idee eines Lasten-rades für Hamm diskutiert werden.Der Verein SALZ informiert dannauch über „ökosozialistische Ju-gend- und Erwachsenenbildungs-projekte“.

Was hat deine Information überJugend- und Erwachsenen-bildungsprojekte von SALZ mitdem Fahrrad- und Lasten-anhänger-Projekt zu tun?

Bei der von uns angestrebten Ju-gend-und Erwachsenenbildungsollen Aktionsformen gewählt wer-den, die die Eigentätigkeit der Teil-nehmenden begünstigen. Wir stre-ben politische Bildungsarbeit imradikalen Dialog an. Antworten,zum Beispiel zum Lastenrad-Pro-jekt, werden nicht vorgegeben,sondern sollen gemeinsam erar-beitet werden.

Warum ein Lastenrad? Was bringt das?

In einem Satz: Das Lastenrad istein umweltfreundliches, energie-

Ein Beispiel für das Lastenrad:WESPA in Köln

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Quelle: Dorthe Landschulz, Analogcard, aus: „COOLE BILDER,Cartoons mit Zeitgeist“, www.lappan.de

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Aus Alt mach Neu Von Upcycling, Recyclingschmuck und einer ungewöhnlichen ModenschauRenate Brackelmann

Klimaschutz geht uns alle an – sowar das Motto der Projekttage imJuni 2014 in der Marienschule,und dazu gehört auch der nach-haltige und achtsame Umgang mitunseren Ressourcen. Wie vieleDinge werfen wir jeden Tag un-achtsam in den Müll, weil sie ka-putt sind oder einfach ihre Funkti-on erfüllt haben. Dass man ausvielen Dingen wieder neue, schöneund wertvolle Gebrauchsgegen-stände machen kann, das habenvier Projektgruppen der Marien-schule mit viel Kreativität und Ein-fallsreichtum gezeigt.

Was in aller Welt ist das? Ganzeinfach – die Aufwertung von Ge-

genständen, die man so nichtmehr gebrauchen kann odermöchte, weil sie nicht mehr schönsind oder der Mode entsprechen.Werke einer professionellen Desig-nerin gaben die ersten Ideen fürdie Aufwertung verschiedensterGegenstände, sodass die Schüle-rinnen und Schüler im Vorfeld derProjekttage fleißig nach gut zu be-arbeitenden Dingen Ausschau hal-ten konnten. So wurden schließ-lich kleine Kommoden verschö-nert, Übertöpfen zu neuem Anse-hen verholfen, Aktenordner zu ein-maligen Einzelstücken umgestaltetund vieles mehr. Von vielen Lieb-lingsstücken konnten und wollten

sich die Schülerinnen und Schülerhinterher nicht mehr trennen. Sowurde nicht nur einiges an Materialund Fingerfertigkeit in die gestalte-ten Objekte gelegt, sondern auchjede Menge Kreativität und Ideen.Und was ist der Klimaschutz-effekt? All diese neu gestaltetenWerke mussten nicht mit neuenMaterialien und unter dem Auf-wand von viel Energie erzeugtwerden, sondern sind aus alten,eigentlich ausgedienten Gegen-ständen erschaffen worden. Sokann die Lebensdauer mancherSachen enorm verlängert werden,und das ist sehr effektiver Klima-schutz.

Federmäppchen aus altenJeanshosen

Da ist die Jeans zu klein, sie hat zuviele Löcher oder ist unmoderngeworden. Statt sie in den Altklei-der-Container zu geben, hat eineProjektgruppe mit Schere, Nadel,Faden und einer Menge Fingerfer-tigkeit Etuis daraus genäht. Dabeibeschränkten sich die Teilneh-mer/-innen nicht nur auf dasschlichte Zusammennähen derStoffteile. Natürlich sollten dieneuen Stücke auch schön ausse-hen. So wurden Borten, Schleifen,Knöpfe und Perlen genutzt, um je-des Federmäppchen zu einemEinzelstück werden zu lassen. Mitviel Tatendrang war die Gruppe beider Arbeit, sodass beim Eine-Welt-und Umwelttag etliche Exemplareverkauft werden konnten.

Recyclingschmuck

Ein Armreif aus Schrauben undMuttern? Selbst gemachte Perlenaus Papierresten? Dies und vielesmehr wurde zu schönen neuen Ac-cessoires zusammengefügt. Dabeiwar viel Einfallsreichtum und Krea-tivität gefragt, die sich erst im Lau-fe des Arbeitsprozesses nach undnach entwickelten. Eine besonde-re Herausforderung stellte dies fürdie jüngeren Schülerinnen undSchüler dar, die in diesem Projekt

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besonders ihre Feinmotorik schu-len konnten. Da war es besondershilfreich, dass während der Pro-jekttage jahrgangsübergreifendgearbeitet wurde, sodass immereine erfahrene, hilfreiche Hand zurStelle war, wenn es mal nicht soklappen wollte.

Mode aus Müll

Wie eine Mülltüte zu einem Hoch-zeitskleid umfunktioniert werdenkann und alte Fahrradschläuchezu einem Designer-Minirock, daszeigten die Jungen und Mädchendes Projekts „Modenschau“. Dasbeinhaltete zum einen den Ideen-reichtum von Modedesignern undzum anderen das Talent eines Mo-dels, die neuen Kreationen wir-kungsvoll auf dem Laufsteg vorzu-führen. So wurde in dieser Gruppein verschiedenen Teams gearbei-tet, die sowohl die Mode entwar-fen als auch die Show zur Präsen-tation der Werke vorbereiteten. Aufdem Eine-Welt- und Umwelttagkonnten die entworfenen Modelleschließlich bei einer professionel-len Musikshow bewundert wer-den.

Ein Fazit

Alles in allem zeigen alle dieseProjekte, dass alte Dinge nicht so-fort weggeworfen werden müssen,sondern dass mit etwas Einfalls-reichtum oft etwas Schönes, Neu-es geschaffen werden kann, daseinen einmaligen Charakter unddamit einen besonderen Wert er-halten hat. Wenn man jeder Sache

einen entsprechenden Wert zu-misst, dann geht man auch nach-haltig damit um, benutzt es vor-sichtig, pflegt und hegt es, sodasses eine möglichst lange Lebens-dauer hat. Allein dieses Bewusst-sein würde viel Energie und somitauch CO2 für die Herstellung alldieser Gegenstände sparen, diewir jeden Tag achtlos entsorgen.

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Ausstellungsstücke der Projektgruppe „Pimp it up“

Friederike:

Ich persönlich finde es nichtschlimm Wegwerfkleidung zukaufen, weil ich als Schülerin

erstmal nicht genug Geld habe,um mir jedes Mal „Markenkla-motten“ zu kaufen. Außerdemkaufe ich das, was mir gefällt

und es ist nicht unbedingt rele-vant für mich ob es jetzt von

Primark, H&M oder Hollister ist.

Fabian:

Ich bin gegen Weg-werfkleidung, da sie

in meinen Augenkeine Vorteile zuherkömmlicher,

mehrfach benutzba-rer Kleidung bietet –sei es aus ökologi-scher oder ökono-

mischer Sicht.

Was hältst du von „Wegwerfkleidung“?

Chantal:

Es ist ein Skandal, dass die Firmen den Menschennicht genug Geld für ihre Arbeit geben und diese

unter sehr schlechten Bedingungen arbeiten müs-sen! Sie verdienen im Schnitt nur rund 5 Euro im

Monat und das, obwohl sie jeden Tag bis zu 20 Stunden arbeiten mussten! Die Kinder müssensogar mitarbeiten, auch wenn sie grade mal 5-6

Jahre alt sind! Eins steht fest, wenn ich erwachsenbin und selber genug Geld verdiene, werde ichFair Trade-Kleidung kaufen und nichts anderes.

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mosphäre schöne Dinge zu kau-fen, auf die man mit einer „Nacht-drüber-schlafen“ wahrscheinlichverzichtet hätte.

Die roten Preisetiketten – Rabatte,Sale, Rea, Ausverkauf, wie esauch immer heißen mag – bietenfür uns Frauen immer gern Ausre-den um zuzuschlagen. Wir konn-ten alle drei nicht widerstehen.

Notwendigkeit derAnschaffungen

Was ist schon wirklich notwendig?Unterwäsche, Socken, die Trek-kinghose für den Fahrradurlaubsowie eine Winterjacke oder neueWinterschuhe haben wir bewusstgesucht und auch gekauft. Abervieles andere, wie ein schönesneues T-Shirt, neues Festtags-Ou-tfit, das zwanzigste Tuch oder an-deres waren nur notwendig fürs ei-gene Ego bzw. zum Wohlfühlen.Und auch wenn man nur auf derSuche nach einem Teil war, sind esam Ende doch schon mal mehreregeworden. Da kommt dann leichtdie Jägerin und Sammlerin zumVorschein, die gerne mit reicherBeute nach Hause geht.

Langlebigkeit

Vorteil bei uns allen dreien ist,dass wir uns nicht schnell von Sa-chen trennen können. Sie werden

lange angezogen, vom Arbeits-Outfit zu Bequem-Klamotten fürzu Hause degradiert, geflickt undgebügelt und so lange getragen,wie wir uns mit ihnen wohlfühlenund sie noch passen. Außerdemhilft das Schuheputzen ungemein,um die Einsatzzeit und Lebens-dauer unserer Lieblinge zu verlän-gern.

Was einerseits ein Vorteil ist, kannnatürlich auch die Kapazität desKleiderschranks erschöpfen.

Dagegen hilft uns, dass wir nochimmer attraktive Sachen anFreundinnen oder Kolleginnenweitergeben. Oder sehr beliebt:Abgeben bei Humanitas oder zurBethel-Kleidersammlung.

Außerdem werden unsere Fahrrä-der und Fenster mit ausgedientenWäschestücken geputzt. So wirdeigentlich vieles bis zum Ende sei-nes meist langen Lebens genutzt.Das geht natürlich nur, wenn dieKleidungsstücke qualitativ hoch-wertiger sind. Gerade bei Schuhensind wir uns einig, dass Investitio-nen sich lohnen. Wenn wir also re-lativ hochwertig einkaufen, bleibenwir im Rahmen, d. h. unter demDurchschnitt der o. g. Stückzahl.

Eine Art Fazit

Obwohl keine von uns auf 40 Teilegekommen ist und gefühlt vieleSchnäppchen dabei sind, war esauch überraschend, wieviel Geldwir insgesamt ausgegeben haben.Von insgesamt allen 108 Teilen warnur ein Teil ökologisch produziert.Und zwei von uns dreien habenTeile gekauft und bisher noch nichtangezogen.

Vielleicht hat allein die Pflicht zumAufschreiben uns aber auch (un-bewusst) davon abgehalten, dasein oder andere auch noch mitzu-nehmen ...

Und was wir auch gemerkt haben:Wir haben mehr gekauft als wir„brauchen“, aber damit auch ei-nen Teil unseres weiblichen Wohl-gefühls ausgelebt.

Kleiderfasten!? Stefanie Möllenhecker, Martina Schmidt und Renate Brackelmann

„So viel du brauchst …“, so lau-tete das Motto des EvangelischenKirchentags 2013, den wir dreilangjährigen Freundinnen zusam-men besucht haben. In der Kir-chentagszeitung fiel uns ein Artikelüber einen „KlimafreundlichenStadtrundgang“ auf, in dem eshieß, dass jeder Bundesbürger imDurchschnitt 40-70 Bekleidungs-teile pro Jahr kauft. „Das kannnicht sein! – Ich nicht! - Ich auchnicht!“ Das war unser allerersterGedanke. Aber bei näherem Be-trachten, kamen uns doch Zweifel– könnte es doch sein, dass unser„Klamottenkonsum“ in solchenBereichen liegt? Wir schlossen ei-nen „Vertrag“ miteinander, für dieDauer von einem Jahr alle Klei-dungsstücke (inklusive Wäsche,Socken und Tücher) zu zählen undaufzuschreiben.

Gelegenheiten zum Kaufen

Im Wonnemonat Mai standen zweiHochzeiten an – der erste Anlass,sich bewusst auf die Suche nachfestlichem Outfit zu machen. Wiees der Zufall so wollte und mitökologisch reinem Gewissen gabes ein Kleid aus dem Öko-Ver-sandhandel.

Der Urlaub und auch der Wochen-endtrip bringt diverse Gelegenhei-ten, in Ruhe, in Kauflaune, netterBegleitung und entspannter At-

Drei Freundinnen machen den Selbstversuch: wieviel Kleidung brauchenwir wirklich?

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mich mit entsprechenden Fra-gen, um für sich selbst irgend-wann vielleicht den Umstieg zuschaffen. Es gibt aber auchMenschen, die von vornehereinnicht auf ihr Auto verzichten wol-len oder können.

Was sind für dich Gründe, aufein eigenes Auto zu verzichten?Welche Vor- und Nachteile hatdiese Entscheidung für dich?

Zunächst sind es ökologischeGründe. Unser Planet kann nichtwarten, bis unsere Politiker „ausdem Quark“ kommen und ernst-haft etwas zu seiner Gesundungunternehmen. Also müssen wirselbst damit anfangen. Außer-dem sind Autos teuer, m. E. zuteuer. Bei den anfallenden Kos-ten dürfen wir nicht nur Benzin,Steuern und Versicherung be-rücksichtigen, sondern u.a. auchReparaturen, TÜV, ASU, Kon-trolluntersuchungen. Nicht zu-letzt ist es der Wertverlust (ca. 30 % im ersten Jahr der Neuan-schaffung, dann jedes weitereJahr ca. 10 %), der als Kosten-faktor erheblich zu Bucheschlägt. Dabei sind die Kostenfür Straßenbau- und Erneue-rung, Unfallfolgekosten usw.noch gar nicht berücksichtigt.

Außerdem fahre ich gerne Fahr-rad. Es ist für mich die beste

Möglichkeit, mobil zu sein. Dabeibin ich schnell und flexibel, ge-nieße meine Umgebung und tuenoch etwas Gutes für meine Ge-sundheit. Nachteile sehe ich inerster Linie bei der Benutzungder öffentlichen Verkehrsmittel.Dies sind vor allem zu hohe Be-förderungskosten, schlechteTaktzeiten und zum Teil erhebli-che Verspätungen (DB). Hier be-steht noch zum Teil erheblicherVerbesserungsbedarf. Schließ-lich sind auch unsere Radwegevor allem innerorts nicht immerdas „gelbe vom Ei“.

Stehen Wohnortwahl und„autoloses Dasein“ in einemZusammenhang? Oderkönntest du dir auch vorstellenirgendwo zu wohnen, wo esschwierig ist, mobil zu sein?

Die Wohnortwahl ist ganz sicherein wichtiger Faktor. Bei meinemWohnortwechsel 1999 nachHamm haben wir gezielt daraufgeachtet, eine citynahe Woh-nung zu beziehen, um nicht vonvorneherein auf ein Auto ange-wiesen zu sein. Auf dem Landsind die Verkehrsmöglichkeitenoft erheblich schlechter, und dieLeute sind dann zwangsläufigauf ein Auto angewiesen. Des-halb zieht es mich nicht aufsLand.

Leben ohne (eigenes) AutoInterview von Michael Thon

Hartmut Batzke ist 74 Jahre altund lebt in Hamm. Er hat sich ent-schieden, ohne eigenes Auto zuleben. Das ist für viele Menschenundenkbar. Warum er das tut undwie er ohne eigenes Auto klarkommt, erzählt er in unserem In-terview.

Hast du jemals ein eigenesAuto besessen?

Ja, sogar mehrere, und zwar vonMitte der 60er bis Ende der 90erJahre.

Heißt das, dass du grundsätz-lich auf Autofahren verzichtestoder gibt es Situationen, indenen du Auto fährst?

Nein, ich verzichte nicht grund-sätzlich auf das Autofahren. Inbestimmten Situationen, z. B.wenn schwere Sachen, wie Mö-belstücke oder Ähnliches, zutransportieren sind, greife ich aufdas Auto zurück. Für diese Fällehabe ich einen Vertrag mit einemCarSharing-Unternehmen inMünster abgeschlossen, der esmir ermöglicht, erforderlichen-falls ein Auto zu mieten. InHamm gibt es übrigens seitKurzem drei Autos dieser Art.

Welche Alternativen zumeigenen Auto nutzt du?

Ich bin fast immer mit dem Fahr-rad unterwegs. Zusätzlich be-nutze ich meine Füße, die ich zudiesem Zweck ja habe und öf-fentliche Verkehrsmittel, wie Busund Bahn. In diese nehme ichhäufiger mein Faltrad mit. DerTransport ist übrigens kostenlos,um vor Ort mein angestrebtesZiel besser und schneller errei-chen zu können.

Wie reagieren andere Menschenauf dein „autoloses“ Dasein?

Viele finden das gut, können sichdas aber für sich selbst nichtvorstellen. Andere wiederumsind sehr daran interessiert, wieich dies umsetze und löchern

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wies sich die existenzsicherndeBedeutung der Kleingärten – nachdem 2. Weltkrieg sogar als Wohn-ort.

Gerade in den Städten sind dieKleingärten heute grüne Oasenund Orte der Erholung: sie dienenzunehmend der Freizeitgestaltung.„Die meisten jungen Leute kom-men heute zum Grillen in den Gar-ten“, sagt Karl-Heinz. Während erund seine Frau rund 20 Stunden inder Woche mit Gartenarbeit zu-bringen, sehen viele andere vor al-lem den Erholungswert. Die Kulturder Kleingärten wandelt sich.Gemüseanbau wird vor allemdurch Familien mit Migrationshin-tergrund betrieben, die hier wiedereine teilweise Selbstversorgungaus dem Garten erzielen. Schwie-rig ist hingegen der soziale Zu-sammenhalt der Kleingärtner imVerein: Zum Sommer- oder Ernte-fest würden viele der Gartenbesit-zer nicht mehr erscheinen, klagtder ehemalige Vorsitzende derKleingartenanlage „Neuland“.

Über den Daumen kostet einSchrebergarten heute (je nachGröße) mit allen Nebenkosten ei-nen Euro am Tag. Derzeit stünden

drei Gärten leer, erzählt Karl-Heinz.Anders als in Großstädten bietetHamm noch viele grüne Gärten,und der Bedarf an Kleingärten istnicht so hoch wie anderswo. Im-merhin eine Million Kleingärtengibt es heute in Deutschland!

Ob die Kleingärten in Zukunft aus-sterben oder es zu einer Renais-sance kommt, ist eine offene Fra-ge. Rückbesinnung auf die Natur,Freude am Gärtnern, der Genussselbsterzeugter, biologischer Le-bensmittel – all das könnte dazuführen, auch für jüngere Menschendie Schrebergärten wieder attrak-tiv zu machen. Und wer keineScheu hat, sich auch mal die Hän-de schmutzig zu machen, kann dieArbeit im Garten als Entspannungerleben. Ein Gegenmodell zumschnellen, sauberen Supermarkt-einkauf: Säen, wachsen sehen,ernten.

Literatur:

Bundeskleingartengesetz, Prakti-ker-Kommentar, bearbeitet von Dr.L. Mainczyk, 8. Auflage 2002

Es grünt so grün…Schrebergartenkultur – Auslaufmodell oder Modell für die Zukunft?Matthias Eichel

Karl-Heinz Trappe hat seinenSchrebergarten seit über 30 Jah-ren. Neben Blumen und Obstbäu-men wachsen dort Kohlrabi, Wir-sing, Tomaten und vieles mehr. Einschönes Stück Natur mitten imHammer Westen. Gemeinsam mitseiner Frau steckt er viel Arbeit indie Parzelle, das sieht man demGarten an. Karl-Heinz ist Rentner.Er und seine Generation haben dieGartenarbeit von klein auf kennen-gelernt. Sie produzieren für den ei-genen Verbrauch. „Und alles bio,ohne Spritzmittel, im ganzen Ver-ein!“, sagt Karl-Heinz stolz. Hier istdie Kleingartenbewegung, derSchrebergarten, tatsächlich das,was er früher mal war.

Entstanden ist die Kleingartenbe-wegung aus den sogenannten „Ar-mengärten“, die im 19. Jahrhun-dert Bedürftige in die Lage verset-zen sollten, ihren Bedarf an Gar-tenfrüchten selbst zu decken. DerLeipziger Arzt Dr. Schreber stelltespäter die körperliche Ertüchti-gung und den pädagogischenWert für Kinder – vertraut zu wer-den mit der Natur – in den Vorder-grund. In den wirtschaftlichen Kri-senzeiten und den Kriegsjahren er-

Leidenschaftlicher Hobbygärnter:Karl-Heinz Trappe

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20 Zwiebelsorten; 2013 war dasJahr des Kohls.“ (Aus dem Flyerder Stadt Andernach.)

Der Stadt gelingt ohne aufwändigeBaumaßnahmen eine Aufwertungihrer Grünanlagen.

Gemeinschaftsgärten in der Stadthaben viele Namen und unter-schiedliche Formen: Am bekann-testen sind die „InterkulturellenGärten“, deren erstes Projekt inden 90er Jahren in Göttingen ent-stand. Hier ist das gemeinsameGärtnern Ausgangspunkt für dieZusammenarbeit von Menschenaus unterschiedlichen Herkunfts-ländern. Nach dem Göttinger Vor-bild entstanden über 100 interkul-turelle Gartenprojekte. Darüberhinaus gibt es Kiezgärten, Nach-barschaftsgärten, Selbsterntepro-jekte und Stadtteilgärten.

In München hat man mit einem Pi-lotprojekt begonnen, das auf einerkleinen Fläche der städtischenBaumschule ausprobiert wird. DerGarten kann während der Öff-nungszeiten von 8:00 bis 20:00Uhr genutzt werden. Sicher lässtsich ein solcher Ansatz auch inHamm umsetzen. Hierfür bietetsich das ungenutzte Freibadgelän-de in Heessen an, weil das Gelän-de eingezäunt und abschließbar

ist. So ist es einigermaßen ge-schützt. Für viele Anwohner in dersogenannten „Gartenstadt“ lässtsich der Wunsch nach einem eige-nen Garten nicht verwirklichen.Deshalb sollte der öffentlicheRaum diese Lücke schließen unddie Möglichkeit zum Gärtnern ineinem interkulturellen Garten an-bieten. Bei der Planung der essba-ren Stadt sollten Bürgerinnen undBürger von Anfang an mit einge-bunden werden. Außerdem bietetsich eine Kooperation mit sozialenProjekten an. Wenn der Versucherfolgreich ist, könnten weitereFlächen in anderen Stadtbezirkenfolgen.

Anfänge sind aber auch in derStadt Hamm schon sichtbar. Sohat man es sich zur Aufgabe ge-macht, einzelne städtische Brach-flächen in Streuobstwiesen umzu-wandeln, die öffentlich zugänglichsind. Bürgerinnen und Bürger kön-nen dann die Früchte zur Erntezeitkostenlos pflücken.

In den letzten Jahren wurdenObstwiesen u. a. an der Flurstraßeund am Großen Sandweg inHamm-Norden sowie an der Bir-kenallee in Uentrop angelegt. InHeessen entstand an der Ueding-hoffstraße ein Walnussring.

Essbare Stadt – nur eine Idee?Friedel Moor

Lassen wir es uns schmecken!Aus der Stadt wird ein Gemein-schaftsgarten und jeder darf ern-ten: Himbeeren oder Stachelbee-ren, Nüsse oder Äpfel … Je nachEignung der Fläche werden frucht-tragende Hecken und Bäume ge-pflanzt, Gemüse oder Kräuter an-gebaut.

Eine utopische Vorstellung?

Weltweit versuchen immer mehrStädte die Utopie in Realität zuverwandeln und Grünanlagen ess-bar zu machen. So entsteht zumBeispiel in Seattle, USA, geradeein essbarer Wald mitten in derStadt. Eine Fläche von 21.000Quadratmetern wird mit Hunder-ten von Fruchtbäumen, Beerenbü-schen, Gemüsesorten und Kräu-tern bepflanzt. Ernten könnenSpaziergänger und Anwohner.

Todmorden war eine trostlose eng-lische Industriestadt. Nun ist sieein Vorzeigeort im Königreich. Hiersetzte man auf Eigeninitiative. Sohaben die Bürger 70 private undöffentliche Grundstücke mit Obstund Gemüse bepflanzt. Statt Tage-tes wachsen hier Kräuter in denBlumenkästen. In der Schule bringtman den Kindern bei, ihr „eigenesEssen“ anzubauen. Mittlerweilekann sich Todmorden durch denEigenanbau von Lebensmitteln na-hezu selbst versorgen.

Nach der Idee der essbaren StadtTodmorden machte sich inDeutschland besonders die StadtAndernach auf den Weg.

„In Andernach heißt es ,Pflückenerlaubt‘ und nicht ,Betreten verbo-ten‘. Gemüsesorten wie Möhrenund Bohnen, Obstsorten, Beeren-sorten, Spaliergehölze, Küchen-kräuter oder Schnittpflanzen wer-den in den Grünanlagen gepflanztund lassen völlig neue Wahrneh-mungs-räume entstehen. JedesJahr steht eine Nutzpflanze be-sonders im Fokus. So wurden2010 an der Mauer im Schlossgar-ten 101 Tomatensorten gepflanzt,2011 100 Bohnensorten und 2012

Ein Walnussring zur gemeinsamen Nutzung in Heessen, Ernte kostenlos!

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der konventionellen Landwirt-schaft als dem ökologischenLandbau gedient. Sowohl dieAnzahl der Betriebe als auch dieFläche des ökologischen Land-baus stagniert seit einigen Jah-ren. Die Absicht der EU, in die-sem Bereich neue Anreize zuschaffen, wurde von der jetzigenBundesregierung weitgehendtorpediert. Nun plant der NRW-Landwirtschaftsminister Rem-mel eine stärkere Förderung derökologischen Landwirtschaft.

Wie wird der ökologischeAnbau kontrolliert?

Es gibt einmal jährlich eine um-fassende Kontrolle durch einestaatlich zugelassene Kontroll-stelle, die neben der buchhalteri-schen Prüfung natürlich die Tier-haltung und den Anbau vonPflanzen nach den Richtlinienvon Bioland und der EU über-prüft und zertifiziert. Bei ca. 25 % der Bioland-Betriebe wirdzusätzlich im Jahr eine unange-meldete Kontrolle durchgeführt.

Da die Nachfrage nach Biopro-dukten enorm zugenommen hat,muss inzwischen über 50 % desAngebots importiert werden.Durch die große Nachfrage unddurch die zum Teil immer länge-

ren Wege, die diese Produktezurücklegen, sind „schwarzeSchafe“ unter den Anbieternnicht immer auszuschließen.

Warum hast du dich dafürentschieden und seit wann?

Für einen Landwirt habe ich einevöllig ungewöhnliche Karrierehinter mir. Nach meiner Ausbil-dung als Großhandelskaufmannhabe ich einige Jahre als Kauf-mann gearbeitet. 1979 habe ichSozialarbeit studiert und war an-schließend 1983 bis 1990 alsSozialarbeiter in der überbetrieb-lichen Ausbildung tätig. Parallelhabe ich mich in den 80er Jah-ren in der Umweltbewegung en-gagiert, in der BI Umweltschutzgegen den THTR in Hamm-Uen-trop gekämpft und dadurch denKontakt auch zu Bioland-Bauernbekommen. 1990 habe ich michselbstständig gemacht und demdamals relativ schnell wachsen-den Bioland-Verband und seinenMitgliedsbetrieben verschiedeneServiceleistungen anzubieten.Diesen Betrieb mit drei Ange-stellten und einem Auszubilden-den führe ich auch heute noch.

1995 hat meine LebenspartnerinMechthild Damberg als ausge-bildete Landwirtin und Dipl. Ag-rar-Ing. den landwirtschaftlichenBetrieb ihrer Eltern übernom-men. Ich bin dann in den land-wirtschaftlichen Betrieb mit ein-gestiegen und seitdem ausÜberzeugung Bioland-Landwirtmit der Direktvermarktung durchunseren Hofladen.

Wie nehmen deine Freunde/Bekannten das wahr und wiereagieren sie darauf?Wie ist die Akzeptanz bei denKonsumenten?

Da ich schon immer umweltpoli-tisch engagiert war, ist mein Wegzur Biolandwirtschaft nur konse-quent und wird natürlich in mei-nem Freundes- und Bekannten-

Regional – saisonal – konsequent ökologischDer ökologische Landbau als Modell für die Zukunft.Ein Interview von Swantje und Karl Faulenbach mit Biolandbauer Harald Haun

Wie unterscheidet sich dein Bauernhof von einemkonventionellen?

Der ökologische Landbau ver-zichtet auf Pestizide und synthe-tische Stickstoffdünger. Auchder Einsatz von Gentechnik istauf unseren Betrieben untersagt.Durch eine schonende Bearbei-tung versuchen wir den Bodenund den Lebensraum von Wild-pflanzen und Tieren zu schützen.

Unser Betrieb hat eine Größevon 40 ha, davon sind 50 %Grünland, das von Rindern undSchafen beweidet wird, und 50 % Acker. Unsere 50 Rinder,35 Schweine, sieben Schafe,220 Hühner und drei Hähne wer-den artgerecht gehalten undweitgehend mit eigenem Futterversorgt. Die Tierzahl ist durchdie Fläche begrenzt. Die Dün-gung der landwirtschaftlichenFlächen erfolgt mit eigenem Mistund durch den Anbau von Legu-minosen (Klee, Ackerbohnen),die in der Lage sind, Stickstoffaus der Luft im Boden anzurei-chern. Durch unsere stadtnaheLage können wir einen großenTeil unserer Produkte direkt abHof vermarkten.

Die staatlichen Subventionenhaben in den letzten Jahren eher

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gen, Werl-Sönnern und Werne-Stockum. Die Bereitschaft, deneigenen Betrieb umzustellen, istleider zuzeit nicht groß, weil diestaatliche Unterstützung für dieUmstellung sehr gering ist unddie konventionellen Betriebe zur-zeit relativ gute Einkommen er-zielen.

Welche Forderungen stellst du an die Politik in demZusammenhang derbiologischen Landwirtschaft?

Der Weltagrarbericht von Rom(2009) sagt aus, dass nur derökologische Landbau zukünftigin der Lage sein wird, die neun

Mrd. Menschen, die es bald aufder Erde geben wird, auch miteinem besseren Klimaschutzsatt zu bekommen. Die StadtHamm könnte diese Entwicklungfördern, in dem sie die eigenenlandwirtschaftlichen Flächenvorrangig den Biolandbauernanbieten und verpachten würde.Darüber hinaus könnte die Stadtdafür sorgen, dass als Aus-gleichsmaßnahmen für Eingriffein die Natur und Landschaftlandwirtschaftliche Flächen aufökologischen Anbau umgestelltwerden. So gingen dieseFlächen nicht der landwirtschaft-lichen Produktion verloren.

kreis längst positiv gesehen undnicht mehr als Öko-Spinnereiabgetan. Auch die erste Skepsisbei unseren Nachbarn und Be-rufskollegen, ob alles mit rechtenDingen zugehen würde, istlängst vorbei. Selbst aus der zu-erst zurückhaltenden Dorfbevöl-kerung in Westünnen kauft in-zwischen ein Teil bei uns gerneein. Der ökologische Landbau istinzwischen gesellschaftlich an-erkannt, und selbst der Bauern-verband hat uns inzwischen ak-zeptiert.

Wie hoch ist der Anteil inHamm am Biolandbau?

Es gibt in Hamm sechs Bioland-Betriebe und einen EU-Öko-Be-trieb sowie zwei Bio-Imker. Da-rüber hinaus gibt es einige Bio-betriebe in unmittelbarer Nach-barschaft in Dinker, Welver-Illin-

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Zur Person

Alter: 59 Jahre

Schule: Höhere Handelsschule

Ausbildung und Beruf: Groß-handelskaufmann, Dipl.-Sozial-arbeiter, Landwirt

Hobbys: Tischtennis, Radfahren

Schon früh für denUmweltschutz aktiv:Harald Haun (3.v.r.)bei einer Demo ge-gen den THTR.

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spontane Zusammenkünfte oderSport und Spiel ist ebenfalls Be-standteil der Wohnanlage.

Ein Raum für kleine Werkstättenfür Jung und Alt soll ebenso wieeine kleine Gartenfläche und einkleines Cafe/kleiner Kiosk in dasProjekt integriert werden.

Mit der Entscheidung, in dasWohnprojekt einzuziehen, sollte je-dem bewusst sein, dass er in einergenerationsübergreifenden Ge-meinschaft lebt, die dieses Zu-sammenleben als zukunftsweisen-des Modell versteht. Auf der Basisvon Vertrauen und freundschaftli-cher Nähe sollen möglichst selbst-bestimmt vielfältige zwischen-menschliche Beziehungen gefun-den und anderen Menschen ange-boten werden.

Aufeinander zugehen, miteinanderreden und dem anderen zuhörenkönnen, Kinderfreundlichkeit undOffenheit sollten die Bewohner alspersönliche Eigenschaften mit-bringen. Anfallende Probleme sol-len bei turnusmäßigen Treffen ge-meinsam besprochen und dannversucht werden, diese befriedi-gend zu bewältigen.

Die Bewohner sollten gegenseitigeHilfe und Unterstützung in denkleinen und großen Dingen desAlltags freiwillig anbieten und an-nehmen können. Bei besonderenKrankheitsfällen oder Pflegebe-dürftigkeit sollen Angehörige oder

Dienste von außen einbezogenwerden.

Es wäre wünschenswert, wennGemeinschaft(en) gebildet wür-de(n) unter Wahrung der Eigen-ständigkeit und der individuellenLebensvorstellungen.

Die Gemeinschaft soll intern undnach außen offen und tolerant seinund durch die neue Wohnformevtl. Aktivitäten im Stadtteil för-dern.

Durch das Einbringen unter-schiedlicher Talente, Wünsche undTräume soll eine neue Qualität vonWohnen und Leben erreicht wer-den.

Bei Neumietern oder Neukäufernsoll vorab ein ausführliches Ge-spräch geführt werden, in demden Personen das Prinzip desWohnprojektes vorgestellt wird.

Alle Vereinsmitglieder würden sehrgerne weitere junge Familien mitKindern begrüßen, die sich vor-stellen können, diese Konzeptge-danken mit zu leben.

Kontaktadresse: Edeltraud TümmersMobil 01 72 - 8 46 04 54E-Mail: [email protected]

Mehrgenerationen-WohnenEdeltraud Tümmers

Für das Vorhaben, in der StadtHamm „Mehrgenerationen-Woh-nen“ möglich zu machen, habensich alle Interessenten, die sichseit September 2012 regelmäßigzu Arbeitssitzungen treffen, zu ei-ner Vereinsgründung entschlos-sen. Im Juni 2013 wurde der „Ver-ein zur Förderung neuer Wohnfor-men in Hamm“ gegründet. Die-ser Verein möchte nun allen inter-essierten Bürgerinnen und Bür-gern gerne die Konzeptidee fürdas Mehrgenerationen-Wohnpro-jekt vorstellen.

Das Wohnprojekt soll in mehrerenkleinen Anlagen an unterschiedli-chen Standorten mit höchstens 15Wohneinheiten generationsüber-greifendes, gemeinschaftlichesund stadtnahes Wohnen für Jungund Alt in individuell zugeschnitte-nen Wohnungen ermöglichen. Die-se Wohnungen sollten entwederauf Mietbasis (evtl. sogar öffentlichgefördert), als Eigentum oder imRahmen einer Wohnungsbauge-nossenschaft entstehen.

Es sollen entsprechende barriere-freie Freiflächen für die gemeinsa-me Nutzung mit Aktivitäts- undRuhezonen (auch mit Spielgerätenfür die Kinder) als täglicher Treff-punkt in Monaten mit Freisitzsai-son geschaffen werden.

Ein Gemeinschaftsraum mit Kücheund Sanitäreinrichtungen im Erd-geschoss mit direktem Zugang indie Freifläche für geplante oder

Victor Nachtigallund EdeltraudTümmers wol-len das Wohn-projekt „Mehr-generationen-Dorf“ umsetzen(Foto der Grün-dung des Mehr-generationen-projektes – ent-nommen ausdem WA vom24.07.2012,Best)

“Ich finde dieses Projekt sehrgut und für Hamm einmalig.Wenn das Haus steht und be-wohnt ist habe ich die Mög-lichkeit, mit ähnlich gesinntenMenschen zusammen zu le-ben, in Kontakt mit jung undälter zu sein, sich in den Din-gen des Alltages zu unterstüt-zen und der Anonymität desWohnens nebeneinander zuentschwinden und in das Woh-nen miteinander einzutau-chen.“

Dirk Otte (FUgE-Vorstand undMitglied des Mehrgeneratio-nenprojektes, 42 Jahre jung)

Mögliche Standorte: Hamm-Heessen: HerrenstraßeHamm-Osten: Alter Uentr. Weg Hamm-Mitte: Kentroper Weg

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zwar kostengünstiger, als die leis-tungsstärkeren Lithium-Ionen-Bat-terien zu verwenden, aber ebenauch umweltschädlicher. Und: DieEnergie-Bilanz wird nur über denEinsatz von viel moderner Technikerzielt – ein Prinzip, das Niko Pa-ech gerade grundsätzlich hinter-fragt, weil es auf Ressourcenver-brauch basiert.

„Wer kauft sich so ein Haus imWert von 350.000 Euro?!“ wolltenwir bei der Besichtigung wissen.Keiner, war die Antwort. Zumin-dest ist das Haus in allen seinenElementen in dem einen Jahr sei-ner Musterhaftigkeit so nicht ein-mal verkauft worden. Hier gilt derGrundsatz, dass man sich ein gu-

tes Gewissen auch leisten könnenmuss. Verkauft werden jedoch ei-nige der „Bauelemente“ des Mus-terhauses: Gerade die Erdwärmeist für viele Häuslebauer heute dieerste Wahl. Und der KfW-55 Stan-dard ist ebenso erstrebenswert.

Unterm Strich ist es wichtig zu zei-gen: wir können uns regenerativmit Strom und Wärme versorgen.Eine Abkehr von den fossilenEnergieträgern ist notwendig undmöglich. Aber über den teurenTechnologie-Einsatz hinaus gibt esweitere Möglichkeiten – wiePassivbauweise, Einsatz natürli-cher Materialien u. a. m. –, die indie Zukunft weisen.

Erde + Sonne = NulltarifMatthias Eichel

Das ist die Formel, mit der das„EnergiePlus-Haus“ in Pelkum ar-beitet. Eine Hammer Immobilien-firma hat es als Musterhaus ge-baut – angeblich gibt es nur dreivon der Sorte in Deutschland. Derkleine FUgE-Mitgliedsverein „Gül-dene Sonne“, der eine Photovol-taik-Anlage an der Friedenskirchein Wiescherhöfen betreibt, hat dasHaus kürzlich besichtigt.

Der Grundgedanke: Eine Wärme-pumpe versorgt das Haus mit Erd-wärme. Der dafür notwendigeStrom wird regenerativ selbst er-zeugt über eine Photovoltaik-Anla-ge mit 11 kWpeak. Das Ganzefunktioniert freilich nur bei Däm-mung auf höchstem aktuellenStandard inkl. Dreifachverglasung,unter Einsatz energiesparenderHaushaltgeräte und durchgängi-ger LED-Beleuchtung im Haus.Zudem sorgt eine Reihe von Bat-terien (mit 14 kW Speicherkapa-zität) für eine Stromreserve, wenndie Sonne gerade nicht scheint.

Ein besonderes Bonbon: Wer will,kann in der Garage ein Elektro-Auto mit dem Strom vom Dachversorgen. So entsteht eine Ener-gie-autarke Wohneinheit.

Freilich gibt es auch im Muster-haus Schönheitsfehler: Der Ein-satz von bleihaltigen Batterien ist

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Seit dem 18.10.2014 gibt es dendiesjährigen Apfelsaft von Ham-mer Obst- und Streuobstwiesen indem schon bekannten Gebinde (5-Liter-Boxen) zum Preis von8,50 Euro im FUgE-Weltladen, inGetränke-Oasen, dem HofladenDamberg, dem Bioladen Struweund der Raiffeisengenossenschaftin Rhynern. Da deutlich wenigerÄpfel eingegangen sind als im Vor-jahr wird die diesjährige Saftpro-duktion jedoch wohl schnell ver-griffen sein.

Den Überschussaus dem Verkaufser-lös werden die Ham-mer Umweltverbän-de FUgE, NABU undNaturfreunde wiederin Umwelt- oder so-ziale Projekte inves-tieren.

Hammer Apfelsaft ist endlich da!

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le Radler in Hammgar nicht an derAktion teilgenom-men haben. Er-neut wurden etwaso über 16 TonnenCO2 eingespart.Gemessen an denKlimaschutzzielender Stadt Hamm, bis 2025 denCO2-Ausstoß um 53.000 Tonnenpro Jahr zu reduzieren, wohl nureine kleine Menge, doch wichtigerist, dass die Themen Radfahrenund Klimaschutz nun viel stärker inder Diskussion sind. Mit Platz 44im bundesweiten Vergleich undRang Vier bei den Gesamtkilome-tern in der Metropole Ruhr habendie Hammer Radler ein Zeichengesetzt. Umgerechnet auf die Ein-wohnerzahl haben die 560 Radlersogar über 640 Meter pro Einwoh-ner erfahren – das ist innerhalb derMetropole Ruhr ein Spitzenwert.

Anders als beim Autofasten gehtes beim Stadtradeln nicht um dendirekten Verzicht auf das Auto,sondern vielmehr darum, denSpaß am Radfahren zu wecken.Der Wettbewerbscharakter unddie Bildung von Teams tragen da-zu bei, dass bei der Aktion viel Öf-fentlichkeit geschaffen wird. Ziel

der bundesweiten Aktion ist dabei,auf den Klimaschutz aufmerksamzu machen und die Radweg-Infra-struktur zu stärken. Hier wirdschnell deutlich: wenn viele Men-schen mitmachen, bekommt dasThema Radfahren in der eigenenKommune auch ein größeres Ge-wicht. Und so bleibt zu hoffen,dass die Hammer Ergebnisse dazubeitragen, den Radlern in Hammeine größere Stimme zu verleihen.

Ein kurzer Rückblick

Dank der zweijährigen Förderungunseres Mobilitätsprojekts durchdie Stiftung Umwelt und Entwick-lung NRW konnte FUgE maßgeb-lich dazu beitragen, einer kli-mafreundlichen Mobilität in Hammeine lautere Stimme zu schenken.So soll auch zukünftig die Au-toschau beim Frühlingsfest um ei-ne Klimameile ergänzt werden.Auch die erfolgreichen AktionenAutofasten und Stadtradeln wer-den 2015 in eine neue Runde ge-hen – sofern die Begeisterung derMenschen in Hamm für eine kli-mafreundliche Mobilität aufrecht-erhalten werden kann. Damit beiden Jüngsten anzufangen, könnteeine gute Lösung sein. Gut zu wis-sen, dass sich immer mehr Grund-schulen dafür interessieren, das„Taxi Mama“ auf dem Schulweg zureduzieren. Wie zu erwarten, konn-te das Projekt nicht die Lösung an-bieten, aber es hat meiner Ein-schätzung nach dazu beigetragen,wichtige Denkanstöße zu geben.Ich hoffe, dass alle Aktiven auch inZukunft dabei bleiben und wirnoch mehr Menschen für eine be-wusste und damit klimafreundlicheMobilität gewinnen können.

Stadtradeln – ein kommunaler Wettstreit für denKlimaschutzClaudia Kasten

Als die Stadt Hamm verkündete,dass sie zum ersten Mal am kom-munalen Wettbewerb „Stadtra-deln“ teilnehmen wolle, rannte siebei den Radfahrern in Hamm quasioffene Türen ein. Viele hatten nochdie erfolgreiche Aktion „Autofas-ten“ im Kopf, bei der 145 Teilneh-mer während der Fastenzeit mög-lichst häufig auf ihr Auto verzichtetund so über 90.000 Auto-Kilome-ter eingespart hatten – und diesfast gleichmäßig verteilt auf Fahr-ten mit Bus und Bahn sowie aufRad und zu Fuß. Rund 13 TonnenCO2 konnten so vermieden wer-den. Eine wirklich erfolgreiche Ak-tion, die da vom EvangelischenKirchenkreis Hamm und FUgE or-ganisiert wurde. So waren dieRadler bereits gut auf die Stadtra-del-Aktion im September vorberei-tet. Und doch musste noch viel er-klärt und viele Menschen ange-sprochen werden. Ein herzlichesDankeschön deshalb an alle, dieso tatkräftig mitgeworben haben!

Zwischen dem 30. August unddem 19. September 2014 erradel-ten dann über 560 Teilnehmermehr als 114.000 Kilometer. Dasentspricht einer Länge von 2,86Mal um den Äquator. Eine gewalti-ge Strecke, bedenkt man, wie vie-

Auftakt zu einer zweieinhalbfachen Erdumrundung: 560 Stadtradler tre-ten drei Wochen lang in die Pedale.

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ich habe ein Lebensmodell expor-tiert, ich lernte andere Lebensmo-delle kennen, die schließlich mei-nen eigenen Lebensentwurf nach-haltig beeinflussten. Nach einemJahr auf Kapverden galt ich dortals integriert, ohne jedoch meineWurzeln zu verleugnen.

Nach meiner Zeit als EH habe ichals Planer 62 Länder auf allen Kon-tinenten (außer Australien) bereist.Auch dort wurde ich mit dieserFrage des kulturellen Chauvinis-mus konfrontiert und gestehe,dass ich überzeugt bin, dass michder interkulturelle Austausch mehrveränderte, als dass ich etwas ver-ändern konnte. Ich habe EH undExperten erlebt, die gescheitertsind. Deshalb gescheitert sind,weil sie überzeugt waren, „Missio-nare“ einer „besseren“ Welt zusein. Sie trafen aber in armen Län-dern auf selbstbewusste Counter-parts und verzweifelten selbst. Siebeschrieben ihr Scheitern aber alsfehlende Bereitschaft Hilfe anzu-nehmen. Ich habe auch „Exper-ten“ kennengelernt, die Rassistenwaren und unfähig, in einen inter-kulturellen Austausch einzutreten.

Bei meinen Reisen als Consultanthatte ich immer mit Regierungs-stellen zu tun. Angetroffen habeich immer Menschen, die stolz auf ihr Land waren und mir ihrLand von seiner besten Seite prä-

sentierten. Es waren schöne Län-der.

Um zur Ausgangsfrage zurückzu-kehren: Sie stellt sich nur dann,wenn wir überzeugt sind, dass un-ser Modell einzigartig, vorbildlichund nachahmenswert ist. So wiewir überzeugt sind, dass ein deut-scher Künstler weltbekannt ist,den aber schon in Österreich nie-mand mehr kennt. Es ist dieseHybris, die uns diese Frage stellenlässt. Wir glauben im „gelobtenLand“ zu leben, dabei kennt dieMehrheit der Menschheit Deutsch-land nicht und kann sich darunterauch nichts vorstellen.

Welches Lebensmodell exportiert deutscheEntwicklungshilfe? Dr. Dieter Faulenbach da Costa

Exportieren wir durch die Entwick-lungshilfe Lebensmodelle? DieseFrage wurde mir auch 1981 imVorbereitungsseminar bei „Dienstein Übersee“ für meine Arbeit alsEntwicklungshelfer (EH) auf denKapverdischen Inseln gestellt. Mit37 Jahren bin ich aus der Politikausgestiegen, um als Stadtplanerin der Hauptstadt Praia das städti-sche Bauamt aufzubauen. Natür-lich hielt ich unser Lebensmodellfür exportwürdig. Nach dem Endemeiner Zeit als EH fragte mich einJournalist bei einem Seminar übererfolgreiche Entwicklungszusam-menarbeit im Kloster Loccum, woich denn den Erfolg meiner Arbeitsehen würde. Wer definiert den Er-folg? Weil mir durch meine erlebteErfahrung der Unsinn dieser Fragedeutlich wurde, habe ich als Erfolgbezeichnet, dass ich auf dem Wegnach Kapverden meine Frau in Lis-sabon kennengelernt hätte.

Alleine die Fragestellung zeigt un-sere begrenzte Wahrnehmung derWelt und unser begrenztes Ver-ständnis für andere Kulturen. Ichbin auf Kapverden auf arme aberselbstbewusste, offene und kreati-ve Menschen gestoßen. Men-schen, die uns unseren finanziellenReichtum nicht neideten, ihrenideellen und kulturellen Reichtumjedoch auf eine liebenswerte Artvermittelten, die mich beeindruck-ten. Ich habe Menschen kennen-gelernt, die bereit waren, Grenzenzu überschreiten, um Neues ken-nenzulernen. Die begierig Neuesaufnahmen, um es kreativ und ei-genständig zu verarbeiten. CesariaEvora habe ich als Straßensänge-rin auf Kapverden kennengelernt,ihr späterer Welterfolg hat dieschon als Straßensängerin stolzeFrau nicht verändert. Aus der Mi-schung von afrikanischen, eu-ropäischen und südamerikani-schen Stilelementen wurden sehrverschiedene kapverdische Mu-sikrichtungen (Funana, Coldeira,Masurca, Morna) entwickelt. Nicht

Dieter Faulenbach da Costa

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ander und erzeugten damit ein be-wusstes Engagement für den Fai-ren Handel. Das Rezept des run-den Tisches mit der Zivilgesell-schaft, Politik und Wirtschaft istaus diesem Grund ausgezeichnet.Die Sitzungen halten die Akteurezusammen, die wiederum in ihrerRegion immer mehr Konsumentenerreichen, die sich mit der Fragedes ethischen Verhaltens beschäf-tigen. Sie können somit den Welt-handel ein wenig gerechter gestal-ten und das ungleiche Nord-Süd-Verhältnis bei ihrem Einkauf be-wusst machen. Darüber hinausentwickeln sie ständig neue Veran-staltungen und Handlungsoptio-nen, die über das Einkaufverhaltenhinaus gehen, da sie politisch ak-tiv werden und in ihren Kommunenauf negative Auswirkungen derGlobalisierung, etwa durch kom-

munales Beschaffungswesen, auf-merksam machen.

Nach der Auszeichnung von Selmund Schwerte blickt man im KreisUnna auf die neuesten Entwick-lungen der Arbeit der Steuerungs-gruppe in Bergkamen, die sich imMai 2014 konstituiert hat. Es feh-len somit nur die Stadt Kamen unddie Gemeinde Bönen, damit dergesamte Kreis den Titel Fairtrade-Town erhält.

Nach den Auszeichnungen vonSoest, Lippetal und Geseke sowieder Titelerneuerung von Lippstadtsind im Kreis Soest auch in Werlund Warstein Steuerungsgruppenaktiv.

FUgE-Aktivitäten

Eine erfreuliche Entwicklung kenn-zeichnet auch Hamm. Dank eineraktiven Steuerungsgruppe reali-sierte man im Jahr 2014 zahlreicheVeranstaltungen und Presseartikelrund um das Thema Textilien. Er-eignisreich war vor allem die FaireWoche mit der Titelerneuerung.Mehr dazu unter www.fairtrade-hamm.de

Die Postwachstumsgesell-schaft und die Herkunftunserer Ressourcen

Dank der Unterstützung u. a. vonEngagement Global konnte FUgEeine Reihe von Veranstaltungen inHamm zu Fairem Handel, zurPostwachstumsgesellschaft undzum Umgang mit den natürlichenRessourcen organisieren.

Im Juni 2014 berichtete z. B. Kirs-ten Clodius, Christliche InitiativeRomero (CIR), im FUgE-Weltladenüber die sozial- und gesundheits-schädigenden Arbeitsbedingun-gen für die Näherinnen in der Tex-tiliindustrie sowie über die positi-ven Folgen der Kampagne fürSaubere Kleidung. Zum Auftaktder Fußball-WM in Brasilien eröff-nete FUgE im Cineplex Hamm dieTrikotTausch-Ausstellung undrückte somit die Verlierer/-innendes Fußballfestes in den Vorder-

Was bewegt uns in der Hellwegregion? Marcos Antonio da Costa Melo

Die Hellwegregion ist in Bewegungund wird mehr und mehr zu einerFairtrade-Region (siehe Karte).Auch eine verschärfte Kritik derdeutschen Medien an verschiede-nen Fairtrade-Siegelsystemen mitder Behauptung, sie seien ineffizi-ent und der Faire Handel elitär, hatdas Rennen um den Titel„Stadt/Kommune des Fairen Han-dels“ zumindest in der Hellwegre-gion im letzten Jahr nicht bremsenkönnen. Trotz der Aussage vonStudien, die undifferenziert be-haupten, die Vergütung für dieProdukte der bäuerlichen Familiensowie der Lohn der Fairtrade-Pro-duzenten seien nicht wesentlichhöher, ist die Kampagne FairtradeTowns in der Region nicht insStocken geraten. Ganz im Gegen-teil: viele Steuerungsgruppen setz-ten sich offen mit der Kritik ausein-

Ende August 2014 präsentiert die Steuerungsgruppe das lang erwarteteSchild „Fair-Trade-Gemeinde Holzwickede“

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Straßentheater „Schluck & weg“statt, das mit schwarzem Humorauf die Missstände in der globalenArzneimittelversorgung und dieGesundheitsversorgung in Ugan-da aufmerksam machte.

Die Filmvorführung „The Tea-cher's Country“ informierte über80 Schüler/innen im CineplexHamm über 50 Jahre GeschichteTansanias nach seiner Unabhän-gigkeit. Der Film von BenjaminLeers folgt Madaraka Nyerere,Sohn des ersten tansanischenPräsidenten, bei der schwierigenBesteigung auf den „Gipfel derFreiheit“ sowie andere Protagoni-sten, die sehr sensibel von ihrenHoffnungen und Enttäuschungenihrer Heimat erzählen.

Bei dem Forum „Was passiert beiuns auf dem Land…?“ berichteteChristoph Dahlmann (AbL) überdie Folgen unserer industriellenLandwirtschaft und diskutierte mitkonventionellen und Öko-Landwir-ten die Zukunft einer nachhaltige-ren Lebensmittelproduktion.

Ende September und Oktober fan-den die Exkursionen nach Saer-beck und Warstein-Beleckestatt. Die Klima-Kommune Saer-beck will bis zum Jahr 2020 ihreEnergieversorgung auf regenerati-ve Energien umstellen. Die alterna-tive Biogasanlage von BiolandwirtChristian Kroll-Fiedler in Warsteinwird überwiegend mit Gülle undMist aus der eigenen Viehhaltung,Pflanzen sowie Futterresten ausder Biolandwirtschaft gespeist.

grund: Die Näherinnen und Näheraus Ländern wie China, Banglade-sch und El Salvador.

Mitte Juni war die Postwachs-tumsökonomie in der VHS HammThema. Dr. Niko Paech, Prof. derVolkswirtschaft an der Uni Olden-burg, warb vor rund 100 Zuhöre-rinnen und Zuhörern für einengenügsameren Lebensstil, der ei-nen anderen Umgang mit den Pro-dukten zum Kern hat: Tauschenund Teilen statt immer mehr An-häufen; Gegenstände und Gerätereparieren statt wegzuwerfen,genügsamer leben, weniger rei-sen, das Fliegen möglichst redu-zieren (siehe Artikel von N. Paech,S. 6-8).

Viele Projekte von FUgE, die sichfür Nachhaltigkeit, Fairen Handelund regionale Vermarktung einset-zen, kommen diesem Ziel einerPostwachstumsgesellschaft nahe.

Ende Juni fand an der Marien-schule Hamm der 18. Eine-Welt-und Umwelttag statt, der unterdem Motto „Klimaschutz und Mo-bilität“ stand. Diese Thematik wur-de besonders von Schülergruppenkreativ umgesetzt (siehe Artikel„Upcycling“). Ergänzt wurde dasProgramm durch Mitmach-Aktio-nen des Zirkus Pepperoni, des Ei-ne-Welt-Mobils, eines Fahrrad-Parcours des ADFC und Kletterak-tionen der Wipfelstürmer.

Anfang Juli fand dann in der VHSHamm der Empowerment Daystatt, der sich mit der Produktionvon eigenen Medien, Völkermordin Darfur und Ursachen von Fluchtund Migration in Afrika befasste.

Anfang September beschäftigtesich FUgE mit der deutschenPharmaindustrie in Uganda. De-nis Kibira aus Uganda und Dr.Christiane Fischer stellten die Stu-die der BUKO-Pharma-Kampagnezu Arzneimittelfirmen in Ugandavor: „Große Markenfirmen ziehensich aus dem Land zurück, weildie Gewinnspanne zu niedrig ist.Forschung für Tropenkrankheitengibt es kaum, obwohl Malaria oderSchlafkrankheit erschreckend vie-le Menschenleben kosten.“

Am selben Tag fand in Hamm das

27 FUgE-news Ausgabe 2/2014

Schülerinnen der Marienschule präsentieren Mode aus Müll beim 18. Eine-Welt-und-Umwelttag.

Straßentheater „Schluck & weg“ nimmt nimmt die Pharmaindustrie aufdie Schüppe.

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Spektrum, dass der PädagogischeArbeitskreis FUgE (PAF) schonjetzt so erfolgreich anbietet, erwei-tert und ausgedehnt werden.

Bereits der Projektstart machteMut, dass es uns gelingen kann,den Fairen Handel noch stärker indie Mitte der Gesellschaft zu brin-gen. So besuchte uns schon amzweiten Projekttag eine Delegationder Jugendkirche Hamm mit ihrenGästen aus Indonesien. Gemein-sam genossen wir ein faires undbiologisches Frühstück und Mit-tagessen, kauften auf dem Marktein und erkundeten den Weltladen.Dabei erfuhren die jungen Gästemehr über die Konzepte des Fai-ren Handels und wie sie zu einergerechteren Welt beitragen kön-nen. Und auch eine Schulklasseund eine Eine-Welt-AG nutztengleich zu Beginn die Möglichkeitden Weltladen zu erkunden. Weite-re Termine für dieses Jahr sindschon gebucht.

Im Rahmen der Fairen Woche vom12. – 26. September hatte sich dasLadenteam in diesem Jahr beson-ders viel vorgenommen. So gab esvon montags bis freitags jeweilseinen Probiertag mit einer Pro-

duktgruppe, sodass die Kundenganz unverbindlich Neues probie-ren konnten. Bei den Kurzfilmenzum Thema, die nachmittags ge-zeigt wurden, kam es dabei immerwieder zu einem interessanten Ge-dankenaustausch, und so man-cher fühlte sich darin bestätigt,den Fairen Handel zu unterstüt-zen. Zu den besonderen Höhe-punkten gehörte dabei sicherlichdie „Faire literarische Weinprobe“mit Mario Siegesmund. In fröhli-cher Runde präsentierte Sieges-mund allerlei literarisch-musikali-sches rund um den Wein, währendRenate Brackelmann locker durchalles Wissenswerte des FairenHandels und der jeweiligen Wein-produzenten erzählte. So mancherGast entdeckte dabei ganz neueFavoriten im Sortiment.

Ein anderer Höhepunkt war dieFairtrade-Kochshow mit HendrikMeisel, bei der auch die Rezertifi-zierung als Fairtrade Town offiziellverkündet wurde. Vor rund 60 Be-suchern am Beisenkamp-Gymna-sium überreichte Fairtrade-Bot-schafter und Koch Hendrik Meiseldie Urkunde an BürgermeisterinUlrike Wäsche und den Vorsitzen-den der Steuerungsgruppe Wolf-gang Langer. Musikalisch begleitetwurde der Abend von der PianistinAnna Zumbusch, die der Verlei-hung ihren würdigen Rahmen ver-lieh. Bei der Zubereitung der Spei-sen tauschten sich Meisel undBürgermeisterin Wäsche dannüber den Fairen Handel ebensoaus wie über bio oder regionaleProdukte. Mit Guacamole, Zucchi-ni-Schnitten mit Schafskäse undCashewnüssen und eine Quark-speise mit Fruchttopping zeigtendie beiden, dass sich bio, regionalund fair gut verbinden lassen.

Den Fairen Handel in die Mitte bringenClaudia Kasten

Fairer Handel und FUgE sind seit16 Jahren eine feste Einheit. Wa-rum also ein neues Projekt rundum den Fairen Handel? Die ein-fachste Antwort ist vermutlich:Weil es noch viel Handlungsbedarfgibt. Zwar wurde in der Vergan-genheit schon einiges in Hamm er-reicht: Die zunehmende Anzahl anPrivatpersonen und Gruppen, diefaire Produkte nutzen, die Einzel-händler und Gastronomen, die fai-re Produkte vertreiben und nichtzuletzt die am 22. September er-folgte Rezertifizierung als FairtradeTown gehören sicherlich dazu.Aber: Noch ist es nicht möglich inHamm Faire Kleidung zu kaufen,der Ausschank von fair gehandel-ten Getränken ist noch nichtselbstverständlich, und noch im-mer haben faire Produkte mit demVorurteil „zu teuer“ zu kämpfen.

Das neue Projekt richtet sich nunvor allem an Kinder und Jugendli-che. Sie sind die zukünftigen Kon-sumenten und haben schon heutegroßen Einfluss auf das Konsum-verhalten ihrer Familien. Das An-gebot richtet sich vor allem anSchulklassen, Angebote im Offe-nen Ganztag und natürlich an Ju-gendgruppen. Hierbei soll das

Ausgezeichnet – Ulrike Wäsche und Wolfgang Langer (vorne rechts) er-halten die Urkunde für die erneute Auszeichnung von Hamm als Stadtdes Fairen Handels.

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tion für Mensch und Natur hat.Wichtig ist dabei auch, mit denTeilnehmenden Handlungsoptio-nen zu entwickeln und der Fragenachzugehen, auf welche Papier-produkte wir verzichten oder wiePapier nachhaltiger genutzt wer-den könnten. Sie lernen den Un-terschied zwischen Frischfaserpa-pier und dem ökologisch unbe-denklicheren Recyclingpapier ken-nen und erfahren, an welchen Sie-geln sie sich zur Unterscheidungorientieren können. Mögliche Lö-sungsansätze zur Verringerung derPapierverschwendung könntenzum Beispiel sein:

● Stopp von Reklamesendungen,

● Eintrag in die „Robinson-Liste“,um die Werbeflut einzudämmen,

● Verzicht auf Einweg-Pappbe-cher, -Geschirr und –Tücher,

● gemeinsame Nutzung von Zei-tungen, Zeitschriften und Bü-chern,

● Nutzung von Stofftaschen,

● doppelseitiges Drucken und Ko-pieren.

Bei der Beschäftigung mit demProzess der Papierherstellungwird der Fokus auf Brasilien liegen,da knapp ein Drittel des deutschen

Zellstoffimports aus Brasilienkommt. Es soll der Frage nachge-gangen werden, welche Auswir-kungen der Anbau von Eukalyp-tus-Bäumen und die Herstellungvon Zellulose für das Land haben.Dabei erfahren die Schüler/-innen,dass heute Eukalyptus- oder Aka-zienbäume auf riesigen Plantagenstehen, wo früher artenreiche Öko-systeme existierten. Da in ihnenkaum mehr Leben vorkommt, wer-den diese von der Bevölkerung„Grüne Wüsten“ genannt. Zudemhat der enorm hohe Wasserbedarfdieser Bäume eine Absenkung desGrundwasserspiegels zur Folgeund führt zur Austrocknung ganzerRegionen. Durch den Einsatz vonDüngemitteln und Pestiziden, dieSchädlinge von den gepflanztenBäumen fernhalten sollen, nehmenWasser und Böden zusätzlichenSchaden und die giftigen Abwäs-ser der Zellulosefabriken gelangenoft ungeklärt in die Flüsse.

Wenn Sie Interesse an der Durch-führung eines Workshops haben,wenden Sie sich bitte an das Büro von FUgE, Telefon 41511,oder [email protected].

Papier ist geduldig. Wir nicht!Das neue FUgE-Bildungsprojekt rund um das Thema PapierMarcos Antonio da Costa Melo

Im Rahmen des Projektes „Papier-wende“ wird FUgE von November2014 bis Januar 2015 Schulwork-shops zum Thema Papier durch-führen. Dabei sollen insbesondereder hohe Papierverbrauch inDeutschland und die Auswirkun-gen der Papierherstellung auf denglobalen Süden mit SchwerpunktBrasilien beleuchtet werden. DasProjekt richtet sich an Schüler/-in-nen der Klassen 5 bis 7 und kannwegen der finanziellen Unterstüt-zung von Engagement Global kos-tenlos angeboten werden. Koope-rationspartner ist die BielefelderArbeitsgemeinschaft Regenwaldund Artenschutz (ARA e.V.).

Wir möchten mit den Workshopsauf unseren übermäßigen Papier-konsum aufmerksam machen, diekatastrophalen Folgen unseres Le-bensstils verdeutlichen und zumHandeln anregen. Beim Papierver-brauch ist Deutschland mit 244 kgpro Kopf im Jahr Spitzenreiter imweltweiten Vergleich. Zudem istdie Bundesrepublik seit 2007 derweltgrößte Exporteur von Papier,Karton und Pappe.

In der Unterrichtseinheit erfahrendie SchülerInnen, wie Papier her-gestellt wird, welche Rohstoffedafür benötigt werden und welcheKonsequenzen die Papierproduk-

29 FUgE-news Ausgabe 2/2014

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30FUgE-news Ausgabe 2/2014

Aktiv! Kompetent! Erfolgreich!

ver.di – die Interessenvertretung allerDienstleistungsberufe:

Finanzdienstleitungen Banken, Sparkassen, Versicherungen Ver- undEntsorgung Energiewirtschaft und Bergbau, Wasserwirtschaft, Abfall-wirtschaft Gesundheitswesen und soziale Dienste Krankenhäuser,Pflegeeinrichtungen, Wohlfahrtsverbände, Kirchen Sozialversicherun-gen Krankenkassen, Rentenversicherungsträger, Agentur für Arbeit Bil-dung, Wissenschaft, Forschung (Fach-) Hochschulen, Studierende,Bildungseinrichtungen Bund und Länder Bundes- und Landesverwal-tungen, Justiz, Bundeswehr Gemeinden Kommunalverwaltungen, kom-munale Betriebe Kunst, Kultur, Medien, Industrie Journalismus,Verlage, Rundfunk, KünstlerInnen, Druckindustrie, dienstleistungsnaheIndustrie Telekommunikation Telekom, Festnetz- und Mobilfunkbran-che, Informationstechnik und Datenverarbeitung Postdienste, Speditio-nen und Logistik Post und Postdienste, Kurier-, Express- und Paket-dienste, Logistikbetriebe, Speditionen Verkehr Straßenpersonenverkehr,Luft- und Schifffahrt, Schienenverkehr Handel Einzelhandel, GroßhandelBesondere Dienstleistungen Friseurhandwerk, Wach- und Sicherheits-dienste, Reisebüros, Verbände

Unser kompetentes Beratungsteamfinden Sie hier:

ver.di-Bezirk Hamm/UnnaBismarckstraße 17-1959065 HammTelefon 02381-92052-0Telefax: [email protected]

www.hamm-unna.verdi.de

Wir sind für Sie da: Montag bis Donnerstag 08.00 bis 16.00 Uhr, Mittwoch und Freitag 08.00 bis 13.00 Uhr

Beratungstermine sind selbstverständlich nach vorheriger Absprache auch außerhalb der Öffnungszeiten möglich.

Page 33: Fuge News 2/2014

über unsere Internetseite www.bildungsgemeinschaft-salz.de.

Was will SALZ damitbezwecken?

Wir wollen politische Bildungsar-beit für eine ökologische Wendevon unten durchführen. Dazuzählen wir solidarische Austausch-verhältnisse mit der 3. Welt, dieVerstärkung des Umweltschutzesdurch die Beendigung des kapita-listischen Wachstumszwangs, dieWiederherstellung und den Aus-bau dezentraler und genossen-schaftlicher Selbstorganisationender Agrarproduzenten, die Stadt-und Raumgestaltung zur Verkehrs-reduzierung und Entschleunigungund mehr …

FUgE unterstützt das SALZ-Wochenende am 22.-3.11.2014zum Thema „Brücken zu einerökologisch verantwortlichenWirtschaftsweise in einerhumanen Gesellschaft“. Wer kann daran teilnehmen?

Alle, die sich rechtzeitig anmelden,denn mit dem JugendgästehausSylverberg in Hamm, Ostenallee101, müssen wir planen, was allesfür wen zur Verfügung gestellt wer-den muss. Anmeldungen sind on-line über www.bildungsgemeinschaft-salz.de möglich.

Vielen Dank für das Gespräch!

Bildungsgemeinschaft SALZ e.V., neue Mitgliedsgruppe im FUgEInterview von Michael Thon (FUgE) mit Peter Schüren (Geschäftsführer Bildungsgemeinschaft SALZ e.V.)

Seit wann gibt es SALZ undwofür steht das Kürzel?

SALZ ist die Abkürzung für Sozia-les, Arbeit, Leben & Zukunft. DerVerein wurde 2005 gegründet undversteht sich inzwischen als eineökosozialistische, politische Bil-dungseinrichtung.

Ökosozialismus? Was verstehtIhr darunter und zu welchenSchwerpunkten arbeitet SALZ?

Ökosozialismus beinhaltet u. E.ein gutes Leben für alle Menschennach der Richtschnur „Weniger istbesser“. Dazu gehört ebenso dieentschleunigte Gelassenheit undOptimierung der frei verfügbarenZeit sowie eine massive Reduzie-rung des Ressourcenverbrauchs.Schwerpunkte, zu denen wir ar-beiten, sind zurzeit die Entwick-lung eines Thesenpapier zumÖkosozialismus, wie wir ihn unsvorstellen sowie vier projektierteBildungsbausteine für die Jugend-und Erwachsenenbildungsarbeit.

Kann das, was SALZ bisher ge-macht hat, nachgelesen werden?

Ja, das geht zum Beispiel für dieSALZ-Konferenzenc für Ökologie & Sozialismus c für Ökologie & Arbeit c für Ökologie & Mobilität c für Ökologie, (Anti-)Militarismus,

(Anti-)Imperialismus und Welt-wirtschaft

Auf dem Weg zum Ökosozialismus – SALZ-Mitglieder in der Diskussion.

31 FUgE-news Ausgabe 2/2014

Wir empfehlen: ArganölDas „Gold aus Marokko“ist eines der wertvollstenPflanzenöle unserer Welt

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32FUgE-news Ausgabe 2/2014

FUgE-Exkursion in die Klimaschutz-Kommune Saerbeck

Bei herrlichem Sonnenscheinhat FUgE die KlimakommuneSaerbeck im nördlichenMünsterland besucht. DieFührung durch Herrn Russel-Wells war höchst informativund alle Exkursionsteilneh-mer sind sich einig, dass manallen Menschen von diesemhoffnungsvollen Projekt be-richten sollte.

Hier könnte Ihre Anzeige stehen!

Kontakt: Forum für Umwelt und gerechte Entwicklung (FUgE)Dorothee BorowskiTelefon (0 23 81) 4 15 11Telefax (0 23 81) 43 11 52E-Mail: [email protected]

Diät- und Reformhaus StrickerINH. JESSICA STRICKER

Königstraße 1259065 HammTelefon 0 23 81/ 2 81 37Telefon 0 23 81/ 43 27 75

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ge Familie steht. Eine wunder-schöne Deko, die auch nochschmeckt. Zudem bringt derGepa-Adventskalender auch wie-der die Welt zusammen. Der Ka-kao stammt von einer Kooperativeaus Sao Tomé, der Bio-Rohr-zucker aus Paraguay und die faireBiomilch aus Deutschland.

Der „wahre Nikolaus“ zumNaschen

Nikoläuse sind rar geworden, wur-den sie doch vom Schoko-Weih-nachtsmann fast vollständig ver-drängt. Im FUgE-Weltladen gibt esihn noch: mit Bischofsstab undMitra kommt er gleich in dreiGrößen daher: im massiven 12,5-Gramm-Format und als Hohlkör-per im 28- und 65-Gramm-Format.

Dass die Schokolade fair ist, istselbstverständlich. Und wer aufdas bunte Alu als Verpackung ver-zichten möchte: es gibt auchSchoko-Nikoläuse in Natur.

Olivenholz für einebesinnliche Weihnacht

Was wären Advent und Weihnach-ten ohne heilige Familie oder Krip-pe? Für viele Menschen wäre diesundenkbar. Der FUgE-Weltladenbietet Unikate der besonderen Art.Die Figuren aus Olivenholz wurdenvon christlichen Schnitzerfamilienin Palästina kunstvoll gefertigt. DerWeltladen Harsewinkel importiertdie Schnitzereien direkt, und unserWeltladenteam hat ganz besonde-re Stücke für Sie nach Hamm ge-holt.

„Faire Weihnachten“ im FUgE-WeltladenClaudia Kasten

Der Advent – eine Zeit der Besinn-lichkeit und der Freude. Mit denfair gehandelten Advents- undWeihnachtsprodukten kann seitvielen Jahren jeder gleich doppeltFreude schenken. Ob Adventska-lender, Nikolaus, eine besondereSchokolade oder auch die würzigeTrinkschokolade, Weihnachts-schmuck oder auch eine Krippe,die Produktvielfalt im FUgE-Welt-laden ist riesig. Nicht zu vergessendie Lederwaren, Kerzen und Ge-schenkartikel, die nicht nur demBeschenkten Freude bereiten,sondern auch fair zu den Produ-zenten sind.

Der FUgE-Weltladen hat in derVorweihnachtszeit übrigens extralange für Sie geöffnet. Als Ge-schenk an Sie und um den vor-weihnachtlichen Stress für unsereKunden zu vermindern entfälltvom 1. bis zum 23. Dezember dieMittagspause, sodass sie jedenTag zwei Stunden mehr Zeit zumEinkauf haben.

24 Türchen bis zumWeihnachtsfest

Nicht nur Kinder lieben Advents-kalender. Mit jedem neuen geöff-neten Türchen erhöht sich die Vor-freude auf das Weihnachtsfest.Der bio-faire Adventskalenderwurde in diesem Jahr von UlliWunsch mit Aquarell- und Acryl-farben, Zeichenkohle sowie Pas-tellkreide gemalt. Er zeigt eineNachtszene aus Bethlehem, in de-ren Mittelpunkt natürlich die heili-

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Öffnungszeiten im Advent (01.-23. Dezember 2014)Montag bis Freitag: 10.00-18.00 Uhr, Samstag: 9.30-18.00 Uhr

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34FUgE-news Ausgabe 2/2014

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Milch- und MilchprodukteWurst, Käse und Eier

Kartoffeln und GetreideFrisches Obst und Gemüse

Verschiedene BrotsortenRind- und Schweinefleisch

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Unsere Öffnungszeiten:

Dienstag + Mittwoch9.00-13.00 Uhr

15.00-18.30 Uhr

Freitag 9.00-18.30 Uhr

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Page 37: Fuge News 2/2014

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Wie können wir vorhandene Res-sourcen global gerechter vertei-len? Sollten wir Wachstum be-grenzen? Was macht uns eigent-lich glücklich?

Besucher/-innen können dannihren Eindruck in selbst gemach-ten Fotos hinterlassen oder ihreBotschaften und Erkenntnisse ineiner Tablet-Galerie speichern.

Darüber hinaus werden in der Aus-stellung vier Persönlichkeiten vor-gestellt, die aus ihrer Sicht etwaszu den Themen sagen: Der Präsi-dent aus Uruguay, José Mujica,lässt uns an seiner Konsumkritikteilhaben und fordert Politiker/-in-nen zum Handeln auf. Die Aktivis-tin Vandana Shiva aus Indien

schlägt dezentrale Strukturen alsAlternative zu multinationalenKonzernen vor. Jasmin Geisler, ei-ne Engagierte aus dem IZ3W inDortmund, berichtet, warum siedas „Fairphone“ gekauft hat. Undder Visionär Belsol Bachmann,Mediensoziologe aus dem Jahr2048, schwärmt vom Rotwein, derim milden ostwestfälischen Konti-nentalklima wunderbar gedeihenwird.

Die Wanderausstellung von Vamose.V. wird durch die Stiftung Um-welt und Entwicklung unterstütztund von Engagement Global imAuftrag des BMZ gefördert.

Weitere Infos unter www.vamos-muenster.de

Blick auf unseren LebensstilMarcos Antonio da Costa Melo

Die Wanderausstellung „Konsum-Wandel – Wir können auch an-ders“ wirft einen Blick auf unserenLebensstil, zieht Bilanz und fordertzum Wandel durch Praxisbeispieleauf.

Die Themen Wachstum, Fleischund IT-Geräte sind Schwerpunkteder Ausstellung. Großflächige Gra-fiken und Multimediaelemente er-möglichen vielfältige Zugänge zueinem komplexen und drängen-den Thema.

Die Ausstellung stellt somit die Zu-sammenhänge zwischen demRohstoffabbau und unserem Le-bensstil her. Sie geht in Stationenauf entscheidende Fragen einerPostwachstumsökonomie:

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FUgE-Termine 2014-2015

Schmutzige Kohle im Megakraftwerk?

Donnerstag, 27.11.2014, 19.30 Uhr, VHS Hamm

Anlässlich der Fertigstellung des Hammer Kohlekraftwerks diskutiert SebastianRötters, Bergbaureferent von PowerShift e.V., mit Experten von RWE und Stadtwerke Hamm (angefragt) über die Herkunft der Hammer Kohle und dieFolgen für Menschen und Natur in Kolumbien, Südafrika, Russland sowie in den USA.

Mit dem Fahrrad um die Welt

Donnerstag, 11.12.2014, 19.30 Uhr, VHS Hamm

Anita Burgholzer und Andreas Hübl aus Österreich berichten in Bild und Ton überihre Reise „Rückenwind mit dem Fahrrad um die Welt“ und beantworten Fragen,wie sie auf die Idee kamen, welche Hindernisse sie hatten, was sie aßen und er-lebten.

Eintritt: 8 Euro (5 Euro erm.).

Frieden schaffen ohne Waffen?

Mittwoch, 21.01,2015, 19.30 Uhr, VHS Hamm

Dr. Janet Kursawe, Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft e. V. (FEST), berichtet über das Friedensgutachten 2014 und die Welt mit denneuen Konflikten.

(Un)faire Kleidung aus Bönen?

Donnerstag, 19.02.2015, VHS Bönen (Ort wird bekannt gegeben)

Ein Podiumsgespräch mit Kirsten Clodius von CIR Münster (Christlicher InitiativeRomero) und Vertretern/-innen der Firma KiK (angefragt) zur Produktion unsererTextilien im Ausland.

Klimaschutz und Energiewende in NRW – Wunsch und Wirklichkeit

Freitag, 06.03.2015, 19.30 Uhr, VHS Hamm

Eine kritische Bestandsaufnahme und Diskussion mit Prof. Dr. Dirk Messner,Direktor des Deutschen Institut für Entwicklungspolitik, und Norbert Römer,Vors. der SPD-Fraktion im Landtag-NRW (angefragt).

Den Fairen Handel in die Mitte bringen

Donnerstag, 23.04.2015, 19.00 Uhr, Café Komma, Ostenwall 79, Hamm

Claudia Kasten, FUgE Hamm, berichtet über den Stand des Fairen Handels unddas FUgE-Bildungsprojekt. Anschließend gibt es die FUgE-Mitgliederversamm-lung mit Wahlen.

Das Freihandelsabkommen (TTIP) zwischen EU und USA

Donnerstag, 07.05.2015, 19.30 Uhr, VHS Hamm

Sven Giegold, MdEP Die Grünen und attac-Aktivist, stellt vor, wie durch TTIP dieDemokratie gefährdet wird und Konsumenten in Europa und Menschen in denLändern des Südens abgehängt werden.

Aktuelle Infos unter www.fuge-hamm.de

36FUgE-news Ausgabe 2/2014

Page 39: Fuge News 2/2014

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Telefon: 02381 274-1234 · Mail: [email protected] · www.stadtwerke-hamm.de

Page 40: Fuge News 2/2014

Caldenhofer Weg 66 · 59063 Hamm

Telefon (0 23 81) 4313 90Telefax (0 23 81) 431416

E-Mail [email protected] www.ulrich-schoelermann.de

Ulrich SchölermannW E R B U N G U N D D R U C K

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