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48 CamperVans 4/2019 PRAXISTEST Ahorn Van 550 Das „Sandwichkind“ aus Ahorns Van-Familie misst nur wenig mehr als der kleine Bruder, fällt so ausgestattet dennoch eher ins Segment der Großen. Wie wohnt es sich auf 5,5 Metern Länge? Weekender Text und Fotos von Daniel Schlicke

g Ahorn Van 550 Weekender · Ahorn für uns vor allem ein Weekender, auf den man nicht unbedingt im Alltag angewiesen ist, mit dem man aber dennoch in die Stadt darf, und dort auch

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PRAXISTEST Ahorn Van 550�

Das „Sandwichkind“ aus Ahorns Van-Familie misst nur wenig mehr als der kleine Bruder, fällt so ausgestattet dennoch eher ins Segment

der Großen. Wie wohnt es sich auf 5,5 Metern Länge?

WeekenderText und Fotos von Daniel Schlicke

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Nur gut ein halber Meter Fahrzeuglänge unterschei-det den Ahorn Van 550 von einem kompakten Camper. Nicht viel Raum also, um alles unterzu-

bringen, was man an Mehrausstattung in einem Campingfahrzeug auf Kastenwagenbasis erwartet. Und trotzdem – ein erster Blick auf den klassischen Grundriss zeigt – vom Festbett im Heck, über die Nasszelle, bis zur Dinette vorne findet alles seinen Platz. Sogar eine dritte Person soll hier bequem schlafen können.

Basis des Van 550 ist ein Renault Master mittlerer Länge und Höhe. Das eher ungewöhnliche Grundfahrzeug muss sich im Vergleich mit den Konkurrenten ähnlicher Außenmaße nicht verstecken; das Fahr-werk und der 145 PS starke Motor funktionieren gut, das Getriebe schaltet knackig. Ein weiterer Vorteil des Franzosen ist der serienmä-ßige SCR-Katalysator, der uns, stand heute, durch Abgasnorm Euro 6B die Fahrt in deutsche Städte sichert. Bemerkenswert ist auch, dass sich der Master bereits mehrfach gegen andere Transporter bis 3,5 Tonnen durchgesetzt hat, beispielsweise als KEP (Kurier-, Express- und Paket-branche) -Transporter des Jahres. Außerdem kann mit dem Renault im Falle einer Panne auf das gesamte Volvo Trucks-Servicenetz zurückge-griffen werden, wodurch Hilfe international und rund um die Uhr ga-rantiert ist. Weniger schön mutet dagegen das etwas billig wirkende Plastik an, überall im Fahrerhaus. Zwar bieten Armaturenbrett und Himmel viele Ablagen, die Haptik erinnert allerdings stark an die Trans-porter-Gene des Masters. Fahrer- und Beifahrersitz verfügen über viele Verstellmöglichkeiten, sind aber nicht besonders gut gepolstert und konturiert. Clever gelöst ist die Handbremse, die nach Betätigung wie-der in ihre Ruheposition fällt, wodurch der Fahrersitz störfrei gedreht werden kann. Ahorn spendiert dem Fahrerhaus unseres Testfahrzeugs neben den passenden Sitzbezügen aus Stoff und Kunstleder auch ein 10 Zoll großes Tablet (beides optional), das die Kabine deutlich moder-ner wirken lässt. Neben den klassischen Funktionen wie der Bedienung des Radios können nützliche Apps, beispielsweise zur Stellplatzsuche, installiert werden. Hierbei sollte aber beachtet werden, dass das Tablet vorerst nicht über Offline-Kartenmaterial verfügt. Für die Navigation muss also ein Hotspot mit dem eigenen Smartphone bereitgestellt

Dank dem hellem Furnier und einem gro-ßen Spiegel wirkt der Wohnbereich des Van 550 recht großzügig und freundlich.

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„Mit dem klassischen Grundriss wagt man keine Experimente. Dafür ist dann

aber auch jeder Zentimeter genutzt.“

Der 40,5 Zentimeter schmale Tisch reicht einer Person für die Vorbereitung der Zutaten und zwei Personen zum Essen – auch normal große Teller müssen dabei aber versetzt stehen,was dank Auszug wiederum kein Problem ist.

Wenn das Wetter mitspielt, lässt es sich wunderbar auch mal draußen Pause machen.

Nasszelle und Bett sind jeweils optimal an den Platz, der im Van 550 zur Verfügung steht, angepasst.

Was nicht passt... gleicht die beque-me Matratze aus. Das zentrale Bedienpanel informiert über alle wichtigen Systemfunktionen (unten).

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werden, auf den das Tablet dann zugreift. Das ist nicht nur umständlich, weil vor Fahrtantritt zwei Geräte be-dient werden müssen, sondern gegebenenfalls auch teuer, zum Beispiel wenn der Handyvertrag die Nutzung mobiler Daten im Nicht-EU-Ausland nicht abdeckt. Bes-ser also, man investiert vor Fahrtantritt etwas Zeit in den Download von Kartenmaterial.

Der Grundpreis des Van 550 liegt bei 35.820 Euro. Damit ist er fast 2.000 Euro günstiger als der größe-re Van 620, aber vor allem über 3.600 Euro billiger als der kleinere Ahorn Van City. Durch Extras wie das Ren-ault Chassis-Paket, ein Design-Paket, die Metallic-La-ckierung in Silbergrau und eine Klimaanlage, das Flie-gengitter für die Schiebetüre, eine Außendusche und den 145-PS-Motor, kletterte der Preis unseres Testwa-gens auf immer noch günstige 46.380 Euro – dabei fehl-ten zur Vollausstattung hauptsächlich Dinge, die meist ohnehin Geschmackssache sind, wie zum Beispiel eine Solaranlage, ein TV-Gerät oder der Fahrradträger für die Heckflügeltüren.

Mit etwas Tricksen und dem Ausbau beider Räder, passten ein Mountainbike und viel Kletterausrüstung allerdings auch in die Heckgarage des Van 550. Verzurr-ösen gibt es hier leider nicht. Dafür aber einen prakti-schen, zweigeteilten Trennboden, sowie ein wirklich schön gemachtes Panel für Sicherungskasten, Lade-gerät und zwei große Batterie-Trennschalter. Im Gas-schrank verschwinden zwei 5- oder eine 11-Kilogramm-Gasflasche. Das Doppel-Querbett darüber befindet sich auf einem echten Lattenrost aus Holz, der zur Seite weggeschwenkt werden kann, um den Laderaum zu vergrößern.

Die Matratze misst 186 mal 136 Zentimeter an der Kopf-, beziehungsweise 120 Zentimeter an der Fußsei-te. Sie ist eher hart gehalten, bietet dennoch guten Lie-gekomfort. Effektiv hat man zur Fahrzeugwand in der Länge sogar noch fünf- und zu den Fensterausschnitten in der Breite knapp zehn Zentimeter mehr zur Verfü-gung. In den Utensilientaschen über dem Bett sind Bü-cher, Handy & Co sicher verstaut, allerdings fehlte uns eine USB-Steckdose in Bettreichweite, im Van 550 ist sie über der Dinette verbaut. Kleidung findet in den für das

Wahrnehmbare Fahrgeräusche stam-men überwiegend von der Abdeckung der Kocher-Spüle-Kombination von CAN.

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Fahrzeug ausreichend großen Hängeschränken Platz. Dunkel wird es sowohl im Fond, als auch im Fahrerhaus durch Thermomatten, die nicht nur Licht, sondern auch Kälte abschirmen. Die restliche Außenhaut wird durch 20 Millimeter Sandwichdämmung (Aluminium - Glas-faser - Polystyrol) kältefest gemacht, der Boden verfügt über eine zusätzliche Vakuum- und Schaumschicht. Was die Dämmung nicht schafft, erledigt die Combi 4-Die-selstandheizung mit Boiler von Truma.

Vom Bett zurück in den Wohnraum (und auch an-dersrum) gilt es, die 88 Zentimeter Höhenunterschied ohne Hilfestellung des Ahorn zu überwinden. Einerseits

„Der Ahorn ist ein solide verarbeiteter Camping-bus, mit dem man gerne

spontan wegfährt.“

Auf den kurvigen Straßen durch die Weinberge um Bozen macht die Basis des Renault Masters rich-tig Spaß. Navigieren geht hier aber leider nur über Roaming per gekoppeltem Handy.

Die Handbremse des Masters fällt geschickterweise in ihre Ruheposition zurück, wodurch sich der Sitz störfrei drehen lässt.

Die kompakten Maße des Van 550 erkennt man am ehesten bei der Dinette.

freuen wir uns natürlich über den zusätzlichen Stau-raum, der unter einem hohen Bett entsteht, anderer-seits wäre dann zumindest eine Trittstufe sinnvoll.

Sicher im Wohnraum angekommen, steht man vor dem 90 Liter fassenden Kompressor-Kühlschrank von Dometic, der seine Arbeit leider ziemlich laut verrichtet. Die Schübe für Geschirr und Vorräte daneben sind aus-reichend groß, für uns aber wenig sinnvoll unterteilt. So hat der unterste Schub eine nutzbare Höhe von 47 Zen-timetern, während in den zwei darüber liegenden keine zwei übereinader gestapelte Müslischalen Platz finden. Trotzdem kocht es sich richtig gut im Van 550. Dank zusätzlicher Ablagen und der kompakten Abmaße hat alles seinen Platz und befindet sich dennoch in Griff-weite. Die Spüle ist verhältnismäßig groß und verfügt

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Basisfahrzeug: Renault Master dCi 145, 2,3 Liter Twin-Turbodiesel mit AdBlue und SCR-Katalysator. Drehmohment 360 Nm, Sechsgang-Schaltgetriebe, Frontantrieb

Maße und Massen: (L x B x H) 555 x 205 x 260 cm, Radstand: 368 cm. Masse im fahrbe-reiten Zustand: 2.782 kg, zulässige Gesamt-masse: 3.500 kg

Aufbau: Stahlblechkarosserie mit Serien-hochdach, isolierte Alu-Rahmenfenster. Isolie-rung Wände und Dach 21 mm, Boden 32 mm. Zwei Dachluken 40 x 40 cm, eine Dachluke 28 x 28 cm

Bett: Heck-Querbett 186 x 136 cm

Füllmengen: Frisch-/Abwasser: 100 l in-nen/100 l außen, optional isoliert und beheizt, Gas: 11/2x5 kg, Diesel 105 l, AdBlue 20 l

Serienausstattung: 90-l-Kompressorkühl-schrank, Nasszelle mit Dusche, Dinettenbett, Zweiflammkocher, Heizung Truma Combi 4 D, Seitz-Rahmenfenster, Außenbeleuchtung, Zweitbatterie für Wohnbereich

Sonderausstattung: Chassis-Paket, Design-Paket, Fahrerhaus-Klimaanlage, Lackie-rung in Silbergrau-Metallic, Nebelscheinwerfer, Fliegengittertür, Außendusche

Testverbrauch: 9,1 l/100 km

Grundpreis: ab 35.820 €

Testwagen: 46.380 €www.ahorn-wohnmobile.company

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über einen Mischer mit langem Hals. Dank Drucksystem kann bei Bedarf auch schneller mehr Wasser gefördert werden. Dass auf dem Herd mit Piezozündung nur zwei kleinere Töpfe nebeneinander Platz haben, ist bei grob 5,5 Metern Außenlänge für uns in Ordnung.

Dasselbe gilt für Nasszelle: Der Raum ist zwar klein, fürs Duschen oder einen Toilettengang aber ausrei-chend groß. Wie im gesamten Fahrzeug beträgt die Stehhöhe 185 Zentimeter. Gefallen hat uns der Einle-geboden für die Duschwanne aus massivem Hartholz, der, mit etwas Fantasie, das Feeling einer Stranddusche verbreitet. Der Duschvorhang lässt sich per Klett ver-schließen und schützt so zuverlässig vor Spritzwasser. Außerdem befindet sich über der Toilette ein großer Ha-ken, beispielsweise für nasse Jacken oder Handtücher. Bad- und Hygieneutensilien sind im Spül- und im Hän-geschrank sicher verstaut. 100 Liter Frisch- und Abwas-ser reichten uns zu zweit für einen typischen Trip übers verlängerte Wochenende – also jeweils einen Dusch-gang, vier warme Mahlzeiten inklusive Geschirrspülen und einige Espressi, die wir entweder in der Dinette oder, dank zusätzlicher Aufnahmeschiene für den Tisch, auch draußen genießen konnten.

Der Tisch ist, Innen wie Außen verwendet, mit 93 mal 40,5 Zentimetern für zwei Personen ausreichend

Der Van 550 kann mit bis zu 718 Kilogramm sehr großzügig beladen werden.

Dank Dauerplus am Eingang ist es schon hell, wenn man den Camper betritt.

Das Servicepanel in der Heckgarage ist über-sichtlich gestaltet und solide gearbeitet.

Abwassertank und Absperrhahn vermin-dern die Bodenfreiheit auf 15,5 Zentimeter.

Der Abstand zwischen dem Tischbein und der Sitzbank ist, auch wenn man die kompakten Maße des Van 550 be-rücksichtigt, zu schmal.

Weiter schließt das optionale Fliegengitter leider nicht, was vermutlich einer ungenauen Passung beim Einbau geschul-det ist.

Das fiel uns auf

groß. Per Auszug kann die Länge um 35 Zentimeter ver-größert werden. Trotzdem ist es die Dinette, an der man dem Ahorn seine kompakten Abmaße am meisten an-merkt. Wegen des breiten Tischbeins braucht man ein schlankes Bein, wenn man auf der Sitzbank Platz neh-men möchte. Diese verfügt außerdem über eine etwas kurze Sitzfläche und eine ziemlich steile Lehne. Das ist zum Essen in Ordnung, lange Fahrstrecken wären als Er-wachsener aber eher unbequem. Und das kann durch-aus vorkommen, denn der Van 550 ist als Drei-Perso-nen-Schläfer konzipiert. Großer Vorteil der Dinette ist, dass sie sich zu einem 181 mal 97 Zentimeter großem Bett umbauen lässt. Dieses macht durch separate Pols-ter einen recht bequemen Eindruck, allerdings dürfte es zu dritt dann doch etwas eng werden, zu Tische oder beim Stauraum.

So ist das Sandwichkind aus der Van-Familie von Ahorn für uns vor allem ein Weekender, auf den man nicht unbedingt im Alltag angewiesen ist, mit dem man aber dennoch in die Stadt darf, und dort auch in eine Parklücke passt. Ein solide verarbeiteter Campingbus, mit dem man zu zweit übers Wochenende (oder auch mal länger) aus dem Alltag ausbrechen kann, und dafür ziemlich gut gerüstet ist – und das, was nicht vergessen werden darf, zu einem ziemlich günstigen Preis.